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124. Jahrgang / Heft 1 / März 2015 unterwegs www.dav-tuebingen.de Auf dem Vorgipfel der Kessispitze. Foto: Karl Leonhardt
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Editorial Teurer Schweizer Franken... W ie schon viele Jahre habe ich auch diesen Winter wieder eine Woche im Engadin verbringen können. Ich konnte Lustnau bouldern und klettern können. Unser B12 ist seit dem grandiosen Eröff- nungswochenende im Oktober zum be- wieder tolle Skitouren machen und mich liebten Treff unserer Kletterer geworden. auf den bestens gepflegten Loipen beim Die Besucherzahlen übersteigen vom ers- Langlaufen austoben. Beim Preis von 75 ten Tag an unsere Kalkulation bei weitem. SFr. für die Tageskarte habe ich diesmal Auch die Zahl unserer Mitglieder steigt auf einen Tag auf der Piste verzichtet. Da seit der Eröffnung des B12 rasant an. seit Anfang des Jahres der Kurs des Euro Der Ausbau von unserem Haus Matschwitz zum Franken nicht mehr von der Schwei- wird ebenfalls gut angenommen, somit zer Nationalbank gestützt wird, ist nun ist die Sektion finanziell, trotz der hohen der Kurs ca. 1:1. Noch vor 5 Jahren hat der Schulden, auf einem guten Weg. Dies war Euro 1,77 SFr. gekostet. aber nur durch den ehren- Seither sind die Lebens- amtlichen Einsatz und die haltungskosten bei uns Spenden vieler Mitglie- um ca. 12% gestiegen. Im der möglich. Dafür vielen selben Zeitraum sind die Dank an alle Helfer und Preise in der Schweiz um Spender! das Doppelte, also um Eine weitere teure Bau- ca. 24% gestiegen. Aber stelle kündigt sich aber auch die Einkommen der bereits an: Unsere Tübin- Schweizer sind entspre- ger Hütte ist in die Jahre chend schneller gestiegen gekommen und bedarf ei- als in Deutschland. So- ner Sanierung. Im Gegen- mit ist der Urlaub für uns satz zu Haus Matschwitz Deutsche in der Schweiz und B12 kann aber auf nun mehr als doppelt so teuer wie noch der Tübinger Hütte, bei kaum 2000 Über- vor 5 Jahren. Ich frage mich verwundert, nachtungen pro Jahr und wenigen Tages- wie das zustande kommt, und wer daran gästen, die Investition nicht annähernd schuld ist? Das Anwerfen der Gelddruck- wieder erwirtschaftet werden. Deshalb maschine, wie von der Europäischen Zen- werden wir auch weiterhin eure Unter- tralbank angekündigt, wird da vermutlich stützung, finanziell und ideell, benöti- auch keine Verbesserung für uns bringen. gen. Aber vielleicht kommt uns ja dabei Die Alternative für uns Tübinger Bergstei- wenigstens der teure Schweizer Franken ger, in Österreich, Italien oder Frankreich zu Hilfe, unsere Tübinger Hütte liegt ja Urlaub zu machen, ist mit längeren Fahr- nur 1,8 km von der Schweizer Grenze ent- zeiten und somit mehr Umweltverschmut- fernt, und auch unser Haus Matschwitz zung und Staugefahr verbunden. wird schon fleißig von unseren Schweizer Nachbarn besucht. Als Trost bleibt uns, dass wir ja nun end- lich in unserer eigenen Halle in Tübingen- Euer Karl Leonhardt DAV Tübingen 1/2015 1
Inhalt 7 20 50 1 Editorial 4 Unterwegs 4 Alpine Basisausbildung Eis 7 DAV Nachwuchscamp in Arco 10 Alpinklettern selbstständig unterwegs 44 14 Berliner Höhenweg 16 Grand Cornier – Eine Nummer zu groß? 19 Skigymnastik 20 Die FÜLs auf der Tübinger Hütte 22 Pflanzengesellschaften am Monte Baldo 25 Wegebau 2014 26 Bezirksgruppe Nagold 26 Auf den Hohen Dachstein! 28 BG Nagold feiert Jubiläum 30 DAV-Familiengruppe beim Saison- Ausgangsklettern 31 Höhlen, Fledermäuse und Felsklettern 32 Spenden Adventskalender in Nagold 33 Information 58 33 Einladung zur Mitgliederversammlung 2 DAV Tübingen 1/2015
Inhalt 41 46 28 34 Nachruf Günter Frey 35 Verstorbene 2014 36 Geburtstage im 1. + 2. Quartal 2015 38 Spender in 2014 40 Großes Interesse am Arthrose-Vortrag 41 7. Regio Cup Klettern 2015 62 42 Informationen aus dem B12 44 Unterwegs 44 Erfolgreiche Landschaftspflege-Aktion im Schönbuch 2014 46 GTA = Grande Traversata delle Alpi 49 Samstag-Mountainbiker 50 Kletterkurs „Von der Alb in die Alpen“ 54 Frauentour im Zahmen und Wilden Kaiser 56 Petersenspitze Nordwand 2014 58 Mountainbiker überquerten die Alpen 60 Mit 85 über den Lechweg 62 Die Besteigung des Grand Combin de Grafeneire 64 Impressum 40 DAV Tübingen 1/2015 3
Unterwegs Alpine Basisausbildung Eis vom 17. – 20.07.2014 Z wölf Teilnehmer haben sich dazu ent- schlossen, von den Ausbildern Helmut Scherzer, Frank Diether, John Reinecker 1. Tag: Donnerstag In gut zwei Stunden wanderten wir vom Parkplatz zur Wiesbadener Hütte und Hans Friz-Feil alpine Sicherungs- (2.443 m). Als erstes bezogen wir un- techniken und vieles mehr in vier Tagen ser Lager und anschließend gab es eine zu erlernen. Ausgangspunkt für dieses kleine Stärkung auf der Hüttenterrasse. verlängerte Ausbildungswochenende war Frisch gestärkt und mit leichtem Rucksack die Wiesbadener Hütte in der Silvretta. ging es dann Richtung Vermuntgletscher. Die Anreise erfolgte über den Bodensee Anfangs hatten wir einen Weg und dann durch das Montafon und über die Silvret- ging es weglos über Blöcke und Schutt ta-Hochalpenstraße bis zur Bielerhöhe. zu einem größeren Schneefeld neben Gerne würde ich alle Eindrücke dieses dem Gletscher. Aufgeteilt in vier Grup- Kurses hier im Bericht niederschreiben, pen übten wir bergauf Gehtechniken im spurbaren Schnee und Firn, mit und ohne Eispickel. Nach dem Aufstieg erfolgte auch wieder der Abstieg. Hier lernten wir, wie man im nicht absturzgefährde- ten Gelände mit viel Spaß richtig abfahren kann. Nachdem wir das „Gehen“ gelernt hatten, kam das „Stürzen“ auf Schnee- bzw. Firnfeldern. Klar, man soll- te dies vermeiden, aber falls es passiert, ist es gut zu wissen, was man in einer solchen Situation machen muss. Wir lernten doch dann würde es einen Roman ge- das Bremsen mit der Liegestütztechnik ben. Daher versuche ich, jeden Tag grob und die Bremstechnik mit dem Pickel- zusammenzufassen. Mit dem Wetter rettungsgriff. Diese Übungseinheit war hatten wir Glück (wenn Engel reisen...), eine Mordsgaudi, da es bei den Stürzen von Donnerstag bis Samstag gab es Son- die tollsten Figuren zu bewundern gab. nenschein pur, und am Sonntag kam die Von der Rolle vorwärts bis zum Hand- angekündigte Schlechtwetterfront. Es standüberschlag war alles dabei. Damit begann aber erst kurz vor unserem Park- wir noch ein Gefühl für unsere Steigeisen platz zu regnen, von daher war es halb so bekamen, legten wir diese anschließend schlimm. an und bewegten uns noch ein wenig auf 4 DAV Tübingen 1/2015
Unterwegs dem Vermuntgletscher. Die Zeit verging einheit, dieses Mal von Frank zum Thema im Fluge. Zurück bei der Wiesbadener „Orientierung“, abgerundet und anschlie- Hütte erfolgte eine kurze Katzenwäsche ßend mit viel Müdigkeit von uns beendet. und schon gab es Abendessen. Als Tages- abschluss gab es von Helmut eine Theo- 3. Tag: Samstag rieeinheit: Thema „Wetter“. Ein erwartungsvoller Tag begann: Die Kö- nigsdisziplin für einen Bergsteiger war 2. Tag: Freitag angesagt. Es ging auf eine Hochtour zum Heute stand uns ein anstrengender Aus- Signalhorn (3.210 m). Der/Die eine oder bildungstag auf dem Ochsentaler Glet- andere von uns fragte sich bestimmt, scher bevor. Aber um es vorweg zu neh- warum nicht auf den Piz Buin? Wenn wir men, es war toll! Früh morgens nach dem schon mal da sind! Es ist schließlich der Frühstück machten wir uns auf den Weg Bekannteste in dieser Gegend. Diesen über die Grüne Kuppe bis zum Gletscher. Gedanken hatten weitere Seilschaften Jetzt hieß es Rucksack ablegen und Steig- ebenfalls, die auf dem Weg dorthin wa- eisen und die benötigte Ausrüstung anle- ren. Von der Ferne konnte man regelrecht gen. Nachdem wieder vier neue Gruppen Karawanen beobachten. Die Entschei- gebildet wurden, ging es los. Die Ausbildungsinhal- te waren: Gehtechnik mit Steigeisen in der Vertikal- und Frontalzackentechnik mit Einsatz des Pickels, Anbringen und Gehen am Fixseil, Standplatzberei- tung mit Eisschrauben und Standplatzschlinge, gesichertes gleichzeitiges Gehen am Seil mit T-Block, Abseilen, Partnersicherung und vieles mehr. Nachdem alle Übungen von allen Teilnehmern erfolgreich bewältigt waren, ging es nachmittags dung, auf das Signalhorn zu gehen, wur- auf ein Schneefeld beim Gletscher. Hier de dadurch bestätigt. Um 7 Uhr bei herr- wurde uns das Spaltenrettungsverfahren lichstem Wetter ging es los. Heute sollten „Lose Rolle“ in einer Dreierseilschaft von wir unser Gelerntes vertiefen und jede unseren Ausbildern gezeigt, das wir im Menge neue Erfahrungen dazu gewinnen. Anschluss in den Gruppen üben konnten. Der erste Teil des Weges führte wieder Jeder nahm jede Position ein, da diese über die Grüne Kuppe auf den Ochsenta- Rettungstechnik jeder beherrschen soll- ler Gletscher. Auf dem Firn wurden dann te, der auf einem Gletscher mit Spalten drei Seilschaften gebildet und weiter ging unterwegs ist. Der Tag wurde nach dem es stetig bergauf, vorbei an sichtbaren Abendessen wieder mit einer Theorie- Gletscherspalten. DAV Tübingen 1/2015 5
Unterwegs Die letzten 50 Hm vor dem Gipfel be- del und Kaiserschmarren machten wir uns wältigten wir kletternd mit Hilfe eines an den Abstieg von der Hütte zum Park- Fixseiles, das Helmut und Hans legten platz. (Schwierigkeit II). Die Aussicht auf dem Signalhorn und auf die umliegenden Ber- Schlusswort ge wie z.B. den Piz Buin war grandios. In Es waren vier tolle Tage, die leider viel zu dieser tollen Szenerie bekamen wir einen schnell vorbei gingen. Was ganz wichtig Exkurs zum Thema Gletscher von John. Es war: Es sind alle wieder gesund zu Hau- war sehr interessant. Der Abstieg führte se angekommen. Die Gruppe war spitze, uns über den Grat und ein steiles Schnee- es waren alle hoch motiviert und haben feld auf die Schweizer Seite. Nach einem mitgemacht. Der Zusammenhalt z.B. bei kurzen Stück auf dem Silvrettagletscher Hilfestellung in schwierigen Situationen mussten wir wieder bis zu einer Scharte oder sich gegenseitig aufzubauen, war aufsteigen. Von dieser wurden wir durch einfach super, so wie es sein sollte. Es unsere Ausbilder an einem Grenzpfosten wäre schön, wenn man mindestens ein- wieder auf die österreichische Seite zum mal im Jahr zusammen eine Hochtour Ochsentaler Gletscher abgelassen. Nach- durchführen könnte. Ich denke, dass je- dem wir den Gletscher überquert hatten, der gerne an dieses Wochenende zurück ging es auf bekanntem Weg wieder zu- denkt. Die Wiesbadener Hütte als Stütz- rück zur Wiesbadener Hütte. Es war eine punkt für dieses Ausbildungswochenen- sehr schöne Hochtour, auf der wir u.a. de war ideal. Die Bedienungen haben sich erfahren durften, wie man durch Ablassen sehr gut um uns gekümmert. Mehrmals brüchiges Gelände überbrückt oder einen bekamen wir den Satz zu hören: „Tisch steilen Firnhang mit einem Fixseil absi- Nummer 18 alles o.k.?“. chert. Inklusive an diesem Tag war auch „Last but not least“ (zu guter Letzt): Unse- noch das Überqueren eines reißenden re vier Ausbilder Helmut, Frank, John und Gebirgsbaches. Hans, bei denen wir uns immer aufgeho- 4. Tag: Sonntag ben und sicher fühlten. Durch ihre hohe Heute wurde vor der Hütte das Spalten- Fachkompetenz haben sie die Ausbildung rettungsverfahren „Lose Rolle“ nochmals sehr gut geleitet. Die Tage waren immer vertieft. In einer neuen Ausbildungsein- sehr kurzweilig und lehrreich. Im Namen heit lernten wir, wie der Gestürzte mit aller Teilnehmer möchte ich unseren Dank einem Selbstrettungsverfahren aus einer aussprechen, und vielleicht trifft man sich Gletscherspalte aufsteigen kann. Dieses mal wieder auf einer gemeinsamen Tour. übten wir unter dem Vordach der Hütte Diese Ausbildung und auch die „Ba- mittels Prusik und Selbstflaschenzug, bei sisausbildung Fels“ kann man nur dem wir noch den Gardaknoten lernten. empfehlen, wenn man sich abseits von Hans hat uns dann noch im Anschluss an Wanderwegen in Richtung Hochgebirge die Übungen zum Thema „Alpine Gefah- und Gletscher begeben möchte. ren und Risikomanagement“ aufgeklärt. Nach einer Feedbackrunde bei Apfelstru- Thomas und Monika Haibt 6 DAV Tübingen 1/2015
Auf in die Wände!... DAV Nachwuchscamp in Arco ... unter diesem Motto stand das erste Los geht’s! DAV Nachwuchscamp zum Thema Al- Der Wetterbericht meinte es gut mit uns pinklettern in Arco. Ziel dieses Nach- und sagte nur Sonnenschein mit modera- wuchscamps war es, jungen und motivier- ten Temperaturen für die nächste Woche ten Nachwuchsalpinisten die Möglichkeit voraus. Die Verhältnisse waren also per- zu geben, ihr Wissen zu erweitern und fekt. Jetzt lag es nur noch an uns, aus die- eventuell den Weg zum Expeditionskader sen Tagen etwas zu machen. vorzubereiten. Nach einer angenomme- Nach unserer Anreise, Besprechung und nen Bewerbung mit Tourenbericht sah einer kleiner Ausrüstung durch Mountain man sich mit den Schulungsinhalten “Er- Equipment am Sonntagabend konnte es weiterte Technik- und Taktikverbesserun- am Montag, nach unserer ersten Nacht gen für lange, alpine und selbst abzusi- in den „Guesthouses Arco“, endlich an chernde Alpinrouten” konfrontiert. die Blöcke unterhalb des Colodris gehen. Während der sechstägigen Ausbildung Hier konnten wir Basics wie Standplatz- in den Herbstferien wurde unser zehn- bau an mobilen Sicherungsmitteln und köpfiges Team von den Spitzenbergfüh- selbst geschlagenen Haken auffrischen. rern Fritz Miller, Martin Schmid und Michi Nachdem wir unsere Coaches von unseren Wärthl geleitet und gecoacht. Fähigkeiten überzeugen konnten, ging es DAV Tübingen 1/2015 7
Unterwegs am zweiten Tag richtig mit dem Klettern Am nächsten Tag stand ein Ruhetag auf los. Unterteilt in drei Gruppen, machten dem Programm. Diesen nutzten wir als wir die Wände rund um Arco unsicher. Ausbildungs- und Schulungstag. Wir ei- Tobi, Lorenz und ich waren mit Fritz un- nigten uns auf das Thema „Bergrettung”. terwegs. Wir lernten einiges über die Was am Anfang sehr theoretisch aussah, Wichtigkeit des schnellen Kletterns und entwickelte sich allerdings zu einem sehr der damit verbundenen Optimierung von interessanten Tag. Unsere super kompe- Seilmanövern. Es war ja somit klar, dass tenten Bergführer brachten uns alpines es nicht bei der am Abend geplanten Rou- Handwerkszeug wie Schleifknoten, Seil- te „Athene“ blieb, son- verlängerung, „Body dern dass wir danach Hauling“ und das Set- noch die Route „He- zen von Bohrhaken bei. lena“ kletterten. Zum Jetzt kommen die Final- krönenden Abschluss routen des Tages genossen wir im Klettergarten einen Frisch erholt, jedoch kleinen Crashkurs zum mit dezentem Muskel- Thema „Technisches kater vom technischen Klettern mit Hilfe von Klettern, wollten wir Steigleitern, Cliffs und an den letzten beiden Friends durch Über- Tagen noch einen Tick hänge”. Nach diesem anspruchsvollere Rou- langen und anstren- ten klettern. So mach- genden Tag schmeckte ten wir (Michi, Mathes das Abendessen, das und ich) uns am Frei- abwechselnd aus Pizza tagmorgen auf den Weg und Pasta bestand, be- in Richtung Laghel. sonders gut. Ziel waren die Felsen „Mandrea“ (überhalb Unser dritter Tag sollte des Sarcatals) mit der uns zwei Routen mit sehr unterschiedli- Tour „Fiore di Corallo“. Nach einem für chem Charakter bescheren. Wir stiegen Arcos Verhältnisse langen Zustieg, der in die gut abgesicherte, aber klettertech- ganze 20 Minuten dauerte, konnten wir nisch schwere Route „Genghiz Kahn“ ein, einen ersten Blick in diese sehr imposan- und wechselten ab der Hälfte der Wand- te, einschüchternde, mit Verschneidun- höhe in die alpine und nur mit Holzkeilen gen, Rissen und Überhängen durchzoge- abgesicherte Route „Pillastro Gabrielli”. ne Wand werfen. Der Bouldereinstieg, der Diesen Tag verbrachten wir mit Michi. erst über einen Baum und dann mithilfe Ich denke, dass es sehr lehrreich ist, mit eines dynamischen Pendlers an die Wand verschiedenen Profis unterwegs zu sein, ging, war erst der Anfang einer echt ab- denn jeder hat seine Stärken und Priori- wechslungsreichen Tour. Mathes und ich täten, auf die er Wert legt und von denen entschieden uns für einen Blockvorstieg, man sich seinen Kletter- und Taktikstil da die Schwierigkeiten und Absicherung prägen lassen kann. kontinuierlich anspruchsvoll waren. 8 DAV Tübingen 1/2015
Unterwegs Die Route ist mit 10 Seillängen, bis zum Merci! unteren 8. Schwierigkeitsgrad und nur Abends gab es noch einen sehr beeindru- mit wenigen Normalhaken abgesichert, ckenden und motivierenden Vortrag von sehr schwer. Das heißt, dass bei jeder Michi über einige der wirklich großen Ber- Seillänge volle Konzentration und Leis- ge, wie Cerro Torre, Fitz Roy, Makalu und tungsfähigkeit gefordert ist. Mathes führ- Gasherbrum II ... Merci! te die erste Hälfte der Höhenmeter sou- Nette Gruppe, kompetente Coachs, kras- verän an. Auf einem kleinen Band in der se Touren und keine Unfälle. Das nenne Wandmitte machten wir eine kurze Pause, ich aus diesen Tagen etwas gemacht. Ich aßen und tranken etwas, bevor ich die finde es super, die Lücke zwischen dem Führung für den zweiten Teil übernahm. JDAV-Kursprogramm und dem Expedka- Nach der Schlüsselseillänge, die uns frei der durch solche Camps zu schließen. Ich und onsight gelang, einer AO-Stelle über hoffe, dass der DAV weitere Camps in al- ein kleines „Dachl“ und ein paar weite- len alpinistischen Spielformen anbieten ren Seillängen, waren wir um 16 Uhr er- wird. Vielen Dank an den DAV und Moun- schöpft, aber glücklich am Ausstieg. tain Equipment, dass sie so etwas ins Le- An den Abenden im Gemeinschaftsraum ben gerufen und unterstützt haben. ging es entspannt und lustig zu. So er- Ein weiterer Dank an unsere Teamleader klärte uns Fritz spaßhaft: „Es gibt vier Martin, Michi und Fritz. Ihr wart klasse! Orte, an denen man immer gute Kletterer Einen ganz großen, letzten Dank will ich trifft: Chamonix, ElChaltén, Yosemite Val- an die Sektion Tübingen für die finanziel- ley und natürlich – am Rutschenfels auf le Unterstützung sagen. Ich finde es ganz der Schwäbischen Alb!“ stark, wie sich die Sektion Tübingen für Nach dem letzten Mal Material packen die Jugendarbeit einsetzt. Dies kann man ging es zügig ins Bett, denn am nächs- an solchen Unterstützungen wie auch den ten Tag wollten wir nochmal fit sein, um zahlreichen Kinder- und Jugendgruppen den legendären Klassiker „Zanzara“ zu sehen! klettern. Die Crux dieser Route liegt in Hier unsere Routen: der Kletterschwierigkeit, die im oberen achten Schwierigkeitsgrad meinem On- 2. Tag: Athene (VII, 9SL, Parete di San Pao- sightniveau eigentlich nicht entspricht. lo), Helena (VI, 8SL, Parete di San Paolo) Zu schwer! Aber man muss doch, um sich 3. Tag: Genghiz Kahn (VIII+, 9SL, Man- zu verbessern, an seine Grenzen und dar- drea), PillastroGabrielli (VII-, 5SL, Man- über hinaus gehen, oder? Und bei all die- drea), sen Bohrhaken ist dies auch vertretbar. 5. Tag: Fiore di Corallo (VIII-/A0, 10SL, Mandrea), Also neue Batterien in den Herzschritt- 6. Tag: Zanzara (VIII+, 14SL, Colodri) macher, Windeln anziehen und los geht’s! Fritz ließ mich die schweren Passagen Text: Finn Koch vorsteigen. Ich war fit und nach drei „Hän- Bilder: Finn Koch, Fritz Miller gern“ waren wir nach 14 Seillängen 300 m über dem Gardasee und genossen den genialen Sonnenuntergang. Den letzten für dieses Mal Arco. DAV Tübingen 1/2015 9
Unterwegs Sonne, Seil und Schnitzel satt Alpinklettern selbstständig unterwegs D er Wolkenbruch zur Vorbesprechung bei der Paul-Horn-Arena setzte zwar ein markantes Zeichen, doch unsere Aus- fahrt blieb zum großen Teil vor Nieder- schlägen verschont. Auf der Rückfahrt erlebten wir sogar ein spektakuläres Schauspiel aus dem Licht des Sonnen- untergangs und dem dunklen Himmel. Ein „Balrog“ (Anmerkung der Redaktion: Wer damit nichts anfangen kann – Tolkien lesen oder googeln) brach durch die Wol- ken über Stuttgart. Und dann war da am letzten Tag noch dieses Gewitter ... aber von vorne. Wie für viele andere Touren auch, trafen wir uns am Sportinstitut an einem wunder- schönen sonnigen Morgen zum gemein- samen Start mit einem der komfortablen DAV-Busle. Leicht verspätet ob des „Ver- lustes“ einer Teilnehmerin, die wir noch nachträglich aufsammelten, chauffierte Danach bekamen wir hinter dem Haus an uns Martin Reusch nach Nesselwängle im Martins genialem Standplatzbrettle un- Tannheimer Tal. Auf dem Beifahrersitz saß sere erste Theorieeinheit. Dabei wieder- unsere zweite Tourbegleiterin Birgit Ste- holten wir nicht nur die Seilkommandos, fanek und im Fond sechs kletterhungrige sondern lernten auch die Freuden des Teilnehmer, alle zusammen voller Vorfreu- Herstellens einer Plaisierschlinge ken- de auf die kommenden drei Tage. nen. Jeder, der nicht weiß, wieso diese so Auf dem Parkplatz angekommen, luden heißt, sollte es mal ausprobieren. die meisten ihre Rucksäcke und restli- Etwa eine Stunde später stiegen wir auf ches Gepäck auf die Materialseilbahn und kurzem Wege bereits zu unserer ersten machten sich auf, die ersten Höhenmeter Kletterroute, um das Gelernte sofort in zu Fuß zurück zu legen. So stieg es sich die Tat umzusetzen. In zwei Dreierseil- doch viel leichter zum Gimpelhaus hoch. schaften und einer Zweierseilschaft ging Um die Mittagszeit oben angekommen, es auf den Hochwiesler. Die Route heißt pausierten wir und stärkten uns mit Kaf- „Hüttengrat“ (UIAA III bis IV, Stelle IV+, fee und Getränken, denn inzwischen wa- fünf Seillängen) und ist für den Anfang ren nicht nur wir, sondern auch die Tem- äußerst gut geeignet, da man nach jeder peratur ordentlich gestiegen. Seillänge gut aussteigen kann. Edelweiß 10 DAV Tübingen 1/2015
Unterwegs wachsen dort übrigens „wie Un- kraut“. Bis alle oben waren, dauerte es eine Weile, und es wurde bereits nach dem Abendessen gelechzt. Doch es stand uns noch dreimal Abseilen und der Rückmarsch bevor. Beim Absei- len schaute uns eine Herde Gämsen zu. Zurück an der Hütte stürzten wir uns sofort auf das Abendessen, bevor sich die Auswahl durch die fortge- schrittene Uhrzeit laut Speisekarte verringert hätte. Sechs riesige Wie- ner Schnitzel mit Pommes, Ketch- up und Mayo sowie zwei Portionen Schlutzkrapfen wurden bestellt und rest- nahm sich die Südostwand (UIAA III+, los weggeputzt. Damit ja auch am nächs- sieben Seillängen) vor. Eine Zweier- und ten Tag die Sonne wieder genauso schei- eine Dreierseilschaft machten sich an die nen sollte. Südwestkamine, an die sich der Westgrat Nach dem Essen übten wir mit Stirnlam- (UIAA IV+, 8 Seillängen) anschließt. Beim pe nochmal den Standplatzbau bis in die Klettern meinte es die Sonne so gut mit Nacht hinein. Sogar später in der Hütte uns, dass wir in der Wand brutzelten. wurden danach noch weiter Halb- und Auf dem Gipfel des Gimpel begrüßten wir Mastwürfe geknotet. Parallel dazu über- uns mit Berg Heil alle wieder. Jede Gruppe legten wir uns noch, welche Routen wir brauchte viel mehr Zeit als ursprünglich am kommenden Tag machen könnten und angedacht und so dachte man, die jeweils gingen dann in unsere Lagerbetten, um anderen wären längst schon oben. Tat- für den kommenden Tag fit zu sein. sächlich kamen wir nur um ca. 10 Minuten Der zweite Tag begann für viele mit dem versetzt an. Wir pausierten, aßen unsere Marmeladenfrühstück. Dabei war uns wohlverdiente Vesper und genossen die das Verhältnis der Marmeladenmenge großartige Aussicht, die uns dort geboten zum Brot doch ziemlich suspekt. Auch wurde (u.a. Schloss Neuschwanstein). das Müsli mit Joghurt wurde ungewöhn- Es folgte ein unerwartet harter Abstieg lich in einer hohen Kaffeetasse serviert. über den Normalweg, der nochmal an Dem Geschmack tat dies freilich keinen unseren Leistungsreserven zehrte und Abbruch. Lediglich über den Kaffee hätte unsere volle Aufmerksamkeit verlangte. man meckern können, den wir aber trotz- Bevor wir aber zurück zum Gimpelhaus dem „honorierten“. gingen, machten wir noch einen kleinen Draußen begrüßte uns wieder ein groß- Abstecher zur Tannheimer Hütte, die un- artiger sonniger alpiner Morgen. Wir stie- weit entfernt liegt. Dort sagten wir den gen zum Gimpel und trennten uns dort Salewa-Klettersteig-Gehern aus unserer in zwei Gruppen: Eine Dreierseilschaft Sektion „Hallo”. DAV Tübingen 1/2015 11
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Bevor wir zum Abendessen schritten, eine Seilschaft noch zum letzten Stand sprangen die meisten noch unter die und konnte über die Abseilpiste herunter, luxuriösen Duschen, die es im Gimpel- die andere musste den Rückzug über die haus gibt. Großzügige vier Minuten lang Route antreten. Zum Glück zog das Un- gibt es warmes Wasser. Was für eine wetter nur vorbei und beruhigte sich nach wohltuende „Verschwendung“! wenigen Minuten wieder. So hatten wir sogar Gelegenheit gehabt, auf eine der Der dritte Tag brachte uns erneut zu- wichtigsten alpinen Gefahren sensibili- nächst Sonnenschein und schönes Wet- siert zu werden. ter. Doch der Wetterbericht sagte bereits eine Verschlechterung gegen Nachmit- Zurück auf der Hütte ließen wir uns bei tag hin voraus. Diesmal brachen wir zum der Abschlussbesprechung die hausge- Gimpelvorbau und zur Zwerchwand auf, machten Germknödel, Apfelstrudel oder wo sich die Routen „Morgenstund“ und Semmelknödelsuppe schmecken. Es „Till Ann“ befinden. Es erwies sich als folgte noch der Abstieg ins Tal, wo unser nützlich, dass die Felswände, in denen Busle stand und uns heil zurück nach Tü- sich die beiden Routen befinden, in Sicht- bingen gebracht hat. und Rufverbindung zueinander liegen. So Alle Teilnehmer haben viel gelernt und da- wurden Seilkommandos gerne mal über bei eine Menge Spaß gehabt. Ein großer die gegenüber kletternde Seilschaft wei- Dank geht an unsere beiden Guides, die tergeleitet. Im Verlauf des Kletterns wur- uns einerseits jederzeit das Gefühl ga- de die Bewölkung dichter und die Tempe- ben, gut aufgehoben zu sein, anderseits ratur fiel merklich. Von weitem sah man uns motiviert haben, zukünftig selbst- ein Unwetter, das sich immer schneller ständig alpin unterwegs zu sein. Wir sind näherte. Unter Regen, zuckenden Blit- froh, dass es solche Menschen gibt! zen und donnerndem Grollen schaffte es Timo Veith DAV Tübingen 1/2015 13
Unterwegs Berliner Höhenweg – bei dieser Wetterlage nur für Unerschrockene: vom 14.–18.08.2014 D er Start erfolgte ganz gemütlich um 7 Uhr am Donnerstag, den 14. August – eigentlich im Sommer – in Tübingen Hüttenwirtes. Der Weg führte sehr ab- wechslungsreich über sieben Schneiden (siehe Bezeichnung des Weges), durch – in der Hoffnung auf strahlenden Son- viele Kare, über rutschiges Blockgelände, nenschein am Nachmittag beim Anstieg. grüne Einsprengsel dazwischen und ganz Aufgrund verschiedener Umstände hat- ordentlich rauf und runter. ten wir schon zu diesem frühen Zeitpunkt Nach und nach zog es zu und wurde zu- der Tour einen Verlust von drei Personen sehends ungemütlicher, nebeliger und zu beklagen. Jetzt waren wir zu sechst, nasser. Immerhin war der Wettergott darunter auch Christian, der sich auf die fünf Stunden lang gnädig gewesen. Die Wanderleiter-Prüfung vorbe- schwierigeren Passagen reitete. waren zum Glück gleich Bereits auf der Fahrt nach am Anfang dieses Tages- Mayrhofen fiel uns auf, dass pensums. der Inn ordentlich Hochwas- Gegen halb vier erreich- ser hatte. ten wir nach ca. 8 Stunden Da es bei unserer Ankunft (davon etwa drei Stunden regnete, entschieden wir im Regen-Schnee-Ge- uns für die Auffahrt mit der misch) die Kasseler Hütte. Ahornbahn, was unseren Diese war gut besucht, Anstieg zur Edelhütte auf obwohl wir an diesem Tag eine gute Stunde verkürzte. keine Menschenseele ge- Christian und unser Touren- troffen hatten. leiter Oliver Prochazka-Spei- Hans verwöhnte uns an del bestiegen kurzerhand diesem Abend mit seinem noch die knapp 3.000 m exzellenten Kirschwasser hohe Ahornspitze. – das hatten wir uns ver- Für den kommenden Tag war dient! der Sieben-Schneiden-Weg geplant – mit Für den folgenden Tag wurde uns vom 9 Stunden Gehzeit vorgesehen und nur Hüttenwirt für den Nachmittag besseres bei sicherer Wetterlage empfohlen – der Wetter prophezeit. Wir starteten gemüt- Hüttenwirt riet uns davon ab, dies wagen lich um 9 für die fünf bis sechs Gehstun- zu wollen, weil die Prognose ab 10 Uhr auf den. Zu Beginn führte der Weg über eine Regen lautete. beeindruckende Hängebrücke; anschlie- Da es dann aber am anderen Morgen ßend am Hang entlang in leichtem Auf doch relativ gut aussah, starteten wir und Ab in einem weiten Bogen um den Tal- wild entschlossen mit dem Segen des kessel herum. Bevor es wieder über das 14 DAV Tübingen 1/2015
Unterwegs uns schon wohlbekannte Blockgelände Die Mörchnerscharte belohnte uns an zur Lapenscharte (ca. 2.700 m) hochging, diesem wunderbaren Tag mit einem herr- mussten wir noch die Elsenklamm über- lichen Ausblick auf Gletscher, Gipfel und winden. Der Weg an dieser Stelle zeich- Täler der umliegenden Zillertaler Alpen. nete sich durch extreme Nässe aus (der Die Berliner Hütte war bereits in Sicht. Regen lässt grüßen) und war sehr schmal Diese wohl eher als Residenz des Kaisers und rutschig. Oben auf der Lapenscharte gedachte Unterkunft lag bei ihrem Bau lag Neuschnee, welcher in unweit der Gletscherzun- den letzten Tagen gefallen ge, was bei heutiger Be- war. Beim Abstieg hatten trachtung kaum zu glauben wir noch mit starkem Wind ist. Am Nachmittag unter- und einem heftigen Grau- nahmen wir noch einen pelschauer zu kämpfen. Wie Ausflug in die Bachaue am eine Fata Morgana tauchte Fuße der Gletscher, welche dann die Greizer Hütte aus von Pferden als Weideplatz dem Nebel auf. Einige Un- genutzt wurde. erschrockene machten sich Zu unserer Überraschung aufgrund der kurzen Tages- ging nach dem Abend- etappe nochmals auf den essen das Programm mit Weg, um das Gelände unter- einheimischen Musikanten halb des zurückgehenden weiter. Da einem unserer Gletschers nahe der Greizer Teilnehmer die Spaghetti Hütte zu erkunden. nicht geschmeckt haben, Wer hätte es gedacht: Am wollte er ursprünglich den anderen Morgen begrüßte Koch erschlagen. Er konnte uns strahlender Sonnen- jedoch stattdessen dazu schein! So konnten wir von bewegt werden, das Tanz- der Greizer Hütte bereits bein zu schwingen. Die unseren ca. 1.000 Hm um- übliche Hüttenruhe um 22 fassenden Anstieg auf die Uhr war damit außer Kraft Mörchnerscharte einsehen. gesetzt, wir kamen zu mu- Zuvor ging es jedoch 400 sikalischen Genüssen vom Hm bergab ins Tal – welche Feinsten. Verschwendung! Am Beginn des Anstiegs mussten wir Am anderen Tag erwarteten eine „Alu-Baumarktleiter“ überwinden. uns noch ein Abstieg von rund drei Stun- Der Aufstieg führte uns lange Zeit gleich- den zum Gasthof Breitlahner und eine mäßig bis zu einer Höhenstufe unterhalb anschließende Busfahrt nach Mayrhofen. der Scharte, welche von den Wanderern Ganz herzlichen Dank an Oliver und Chris- rege als Vesperplatz genutzt wurde. Jeder tian, für den dies hoffentlich eine gute von uns meisterte das letzte sehr steile Vorbereitung für den Ernstfall der Prüfung Stück auf seine Art; zuerst über Schotter war. Trotz des wechselhaften Wetters ge- dann entweder über ein ausgedehntes nossen wir unvergessliche Tage! Schneefeld oder über gesicherte Felsen. Michael Schäfer und Christa Marstaller DAV Tübingen 1/2015 15
Grand Cornier – Eine Nummer zu groß? L auwarmer Montagabend im Juli an der Paul-Horn-Arena. Vorbesprechung zur Führungstour zum Grand Cornier, ei- Zwei Monate später: Die Tage sind schon merklich kürzer geworden. In Michaels Camping-Bus lange Anfahrt ins Wallis. nem Fastviertausender im Wallis. Unsere Wie so oft: Kandersteg – Autoverladung vier Teilnehmer sind voller Vorfreude. Ich – Goppenstein – Rhonetal – Sion – dann muss leider Wasser in den Wein gießen: nach links Abzweig ins traumhaft schö- „Das Wetter ist nicht stabil. Am Grat lie- ne Val d´Anniviers. Wir schrauben uns im gen noch Unmengen Schnee. Kann sein, zweiten Gang höher. Tief eingeschnittene dass wir absagen müssen.“ Zwei Tage Schluchten, blumengeschmückte Walli- später lässt mein Anruf beim Hüttenwart ser Holzhäuser, rauschende Wildbäche, der Cabane de Moiry meine Zweifel zur schneeweiß leuchten die ersten Gletscher Gewissheit werden: „Impossible! Trop de in der Mittagssonne und – „Das muss das neige! Météo trop mal!“ Wir sind natür- Zinalrothorn sein oder vielleicht doch das lich enttäuscht, können aber keinen ge- Obergabelhorn? – Und da, unglaublich – meinsamen Ausweichtermin finden. Nur die Dent Blanche!“ – Erinnerungen! Michael, ebenfalls FÜL-Hochtouren, und Unsere Fahrt endet am schönen Lac de ich wollen die Tour im September privat Moiry auf ca. 2.400 m. Gemütlich steigen nachholen. wir auf dem Kamm einer Seitenmoräne 16 DAV Tübingen 1/2015
zur Cabane de Moiry auf 2.825 m auf. Wir hart gefroren ist und gut trägt. Unsere wussten, dass die Hütte einen Neubau Steigeisen hinterlassen kaum Spuren. hat, aber was uns erwartet, haut uns um. Bei Sonnenaufgang taucht endlich unser Im hellen Gastraum eine Glasfront mit di- Berg strahlend weiß und schön hinter ei- rektem Blick auf die Gletscherbrüche des ner Gletscherkuppe auf. Glacier de Moiry, nagelneue, blitzblanke Am Fuß seiner steilen Westflanke laufen sanitäre Anlagen mit warmem Wasser, wir auf die andere Seilschaft auf, die auf heller, geräumiger Schlafraum mit neuen der weiten und kuppierten Gletscher- Duvet-Decken nur für uns zwei allein, vor- hochfläche einen direkteren Weg zum zügliches Abendessen, nur eine Handvoll Einstieg gefunden hat. Die Firnflanke ist Leute oben. Dafür zahlen wir gerne die ca. 45° steil, weiter oben beim Übergang saftigen Schweizer Preise. in die Felsen noch steiler. Ein Ausrutscher Nächster Morgen, vier Uhr: Mit zwei an- hätte fatale Folgen. Wir entscheiden uns, deren Deutschen frühstücken wir in aller seilfrei zu gehen. Mit geführten Teilneh- Ruhe im ansonsten leeren Gastraum. Ab- mern hätten wir hier entweder langwierig marsch 4:30 Uhr im Schein unserer Stirn- durchsichern oder umständlich Fixseile lampen. Als es graut, sind wir schon auf installieren müssen. Wir sind zum ersten dem spaltenreichen Gletscher am Seil un- Mal froh, nur für uns allein die Verantwor- ter der Pigne de la Lé unterwegs. Knapp tung übernehmen zu müssen. hinter uns erkennen wir die Lichtkegel Wir werden noch häufiger froh sein, der beiden anderen Deutschen. Auf dem denn es wird spannend. Der 350 m lan- Gletscher liegt viel Schnee, der zum Glück ge Nordwestgrat in knapp 4.000 m Höhe DAV Tübingen 1/2015 17
Unterwegs ist extrem ausgesetzt und mit Unmengen gefrorenem Schnee bedeckt. Wir können nicht in die Flanken ausweichen und müssen alle Türme des scharfen Grates überklettern. Immer wie- der luftige Kletterstellen bis zum oberen vierten Grad mit Steig- eisen ohne vernünftige Siche- rungsmöglichkeiten. Am ganzen Grat finden wir nur einen einzi- gen vertrauenswürdigen Bohr- haken. Wir sind uns einig: Dieser Grat ist bei den herrschenden Verhältnissen anspruchsvoller als alle uns bisher bekannten Klassiker: Bernina-Biancograt, Matterhorn-Hörnligrat, Grand- Combin-Meitin-Grat, Ortler-Hintergrat, Zum Glück ist der zwanzig Jahre jüngere Großglockner-Stüdlgrat, Dent-Blanche- Michael bockstark. Er steigt noch allein Wandfluh-Grat, Dent d´Hérens-Westgrat, die letzten Meter auf den Gipfel, und Eiger-Mitteleggigrat, Nadelgrat usw., usw. zusammen und mit Hilfe der beiden an- Wir sind im Nachhinein froh, dass die Tour deren Deutschen treten wir den für mich im Juli bei wohl noch schlechteren Bedin- schmerzhaften und anstrengenden Rück- gungen ausgefallen ist. Als Führungstour weg an. Ich kann mit nur einem brauchba- für uns einfach eine Nummer zu groß. Wir ren Arm nicht selbstständig abseilen und hätten mit Sicherheit abbrechen müssen muss immer wieder an den schwierigen – hoffentlich noch rechtzeitig. Ich ärgere Kletterstellen abgelassen werden. Danke mich über die wenig realistische Bewer- Michael! Was wäre gewesen, wenn das tung in der Literatur. mit geführten Teilnehmern passiert wäre? Für mich persönlich kommt´s dann ziem- Heli-Einsatz? lich dick. Es ist kalt, und ich bin müde. Nach 14 Stunden erreichen wir die Hüt- Plötzlich, eine Seillänge unter dem Gip- te, nach eineinhalb weiteren Stunden, fel, bei einer Banalbewegung an einer schon im Dunkeln, Michaels Campingbus. einfachen Kletterstelle ein stechender 800 mg Ibuprofen lassen mich auf einem Schmerz in meiner Schulter. Ich kann mei- Parkplatz in Grimentz einigermaßen gut nen rechten Arm nicht mehr heben. Eine schlafen. Woche später bestätigt eine MRT meine Mittlerweile wurde die Sehne in der BG Privatdiagnose: Abriss der Supraspina- geflickt. Nach langer Rekonvaleszenz tus-Sehne, Ruptur der Rotatorenman- bleiben Zweifel, ob ich zukünftig an- schette. Ich klettere mit zusammen gebis- spruchvolle Hochtouren noch verantwor- senen Zähnen unter starken Schmerzen tungsbewusst führen kann. quasi einhändig mit Zug von oben noch ein heikle 5-er Stelle. Dann gebe ich auf. Heiko Pörtner 18 DAV Tübingen 1/2015
Unterwegs Zur Beendigung der DAV-Skigymnastik nach 53 Jahren I m Herbst 1961 wollte ich mich auf das winterliche Skilaufen vorbereiten und erkundigte mich über die Möglichkeiten untrainierte Muskeln hatte. Dabei zeig- te sich Herr Cronmüller auch liberal und anpassungsfähig: liberal, da er jeden in Tübingen. Dabei erfuhr ich, dass jetzt von uns die Übungen so intensiv wie vom gerade mit einer Ski-Gymnastik ange- Einzelnen gewollt durchführen ließ; an- fangen werde, da es im DAV damals vie- passungsfähig, da er jahrzehntelang das le Mitglieder mit dem gleichen Interesse Nagen des Zahnes der Zeit bei uns (und gebe. Von da an war ich regelmäßig in der sich) human berücksichtigte. montäglichen Ski-Gymnastik bei Herrn Ich – seit wenigen Jahren ehemaliger Teil- Cronmüller. Sie fand zuerst in der Sport- nehmer – und sicher auch alle bis zuletzt halle bei den Tennisplätzen in der Garten- aktiven Teilnehmer danken Herrn Cron- straße (entsprechend knirschte es bei je- müller für seine einfallsreichen und hu- dem Schritt des rötlichen Sandes wegen) morvollen Bemühungen und auch dem statt, dann zog man um in die Turnhalle Alpenverein für die geschaffenen Mög- beim Uhlandgymnasium und später in lichkeiten; wir wünschen beiden weiteres die Kreissporthalle – immer angeleitet Wohlergehen. von Herrn Cronmüller. Er fand auch neue Gymnastikübungen, die uns zeigten, dass Helmut Bläß, seit 1959 Mitglied des DAV, jeder in seinem Körper eine ganze Menge Sektion Tübingen DAV Tübingen 1/2015 19
Unterwegs Wo ist der Klabautermann? Die Fachübungsleiter auf der Tübinger Hütte U nd wo ist jetzt der Klabautermann? Simon schaut seinen Vater fragend an. Der zeigt nach vorne: „Dort hinten!“. man sich ausruhen und den Kletterka- meraden zuschauen, ob und wie sie das Problem lösen. Das ermöglicht schnelle Es dauert noch etwas, doch schließlich Fortschritte in der Klettertechnik, ist da- stehen wir tatsächlich vor dem Boulder- rüber hinaus äußerst kommunikativ und felsen mit dem verheißungsvollen Na- aufgrund der freien Bewegungsmöglich- men. keiten hervorragend geeignet für Kin- Ganz überzeugt sind die beiden Kinder der und Jugendliche. Mit der Eröffnung nicht, nachdem sie den ganzen Vormit- des B12 Boulderzentrums hat Tübingen tag auf diesen Felsen gewartet hatten, jetzt eine urbane Indoor-Anlage für die- während wir einen Boulderblock nach se Sportart. Und wen es nach Outdoor in dem anderen ausprobierten. Auch ich bin die Berge zieht, findet im „Garten der Tü- überrascht, dass ein so kleiner, unauffäl- binger Hütte“ eine geeignete Spielwiese. liger Felsbrocken so einen großen Namen Gleich hinter der Hütte liegen sie rum, die bekommen hat. „Und was soll man mit Boulderblöcke. Und wer sich mal damit dem jetzt anfangen?“ Ich brauche nicht abgefunden hat, dass es hier keine roten lange zu überlegen, denn Christophe und grünen Griffe gibt und etwas Fantasie hängt schon am Block. Aha, Foothook walten lässt, freut sich bald über die Viel- – dafür ist er tatsächlich wie geschaffen falt der Möglichkeiten. und das Gras rundherum bietet eine opti- Wie jedes Jahr sind wir, die Fachübungs- male Absprungzone. So langsam packt es leiter der Sektion Tübingen, auch in die- auch mich – das Boulderfieber. sem Jahr hier oben – Ende September, am Bouldern, das Klettern in Absprunghöhe, letzten Wochenende, bevor „unsere Hüt- ist inzwischen zu einer eigenen Spielart te“ in die Winterpause geht. Der Samstag der Kletterszene geworden. Ohne Gurt gehört dabei immer der Erkundung und und Seil können einzelne Züge immer Erschließung der alpinen Umgebung. So werb panico 14-06 orange blau.qxp 02.06.2014 16:47 Seite 1 wieder geübt werden. Dazwischen kann wurden in den letzten Jahren Kletterrou- felsland wissen wo’s langgeht beim Klettern www.felsland.de .Klettercamps & Reisen .Kurse & Trainings .Kletterwandbau & Service 20 DAV Tübingen 1/2015
Unterwegs ten am Noristurm und der Plattenspitze chen wir dieses Jahr ausnahmsweise nicht Nordwand eingerichtet, die Drahtseilver- abzubauen. Aufgrund des „nicht so ganz sicherung am Erich-Endriss-Weg erneuert sommerlichen Wetters“ war er gar nicht oder auf der Kessispitze, unserem Haus- erst aufgebaut worden. Dafür ist aber die berg, ein neues Gipfelbuch deponiert. Oft Terrasse noch voll von Tischen und Bän- stapften wir dabei schon durch den – er- ken, die es im Keller zu verstauen gilt, und sten? – Schnee. Dieses Jahr erfreute uns Karl findet bei einer Inspektion der Haus- Jupiter mit strahlendem Sonnenschein technik eine undichte Wasserleitung und – ideal zum Ausprobieren bereits bekann- macht sich zusammen mit Dirk sofort an ter Boulderprobleme und Suchen neuer die Reparatur. Felsen. Was für gut befunden wird, wird Zu guter Letzt holen wir die Fahne ein – anschließend in die Klettergartenbro- leider ohne Matthias Lehns, der diesen schüre aufgenommen (eine erste Version feierlichen Moment in den letzten Jahren dieser Broschüre findet Ihr bereits auf un- mit seiner Trompete begleitet hat. Die- serer Internetseite). ses Jahr müssen wir leider gemeinsam Der Sonntag dient dann den „Herbst- ein Lied trällern – nicht halb so feierlich arbeiten“: Der Winterraum wird inspiziert wie sonst. Matthias, nächstes Jahr bist Du und für die kalte Jahreszeit vorbereitet doch wieder dabei! … versprochen? und die Dachfenster mit Blechhauben abgedeckt. Den Übungsklettersteig brau- Elke Schneider DAV Tübingen 1/2015 21
Unterwegs Pflanzengesellschaften am Monte Baldo Zwischen Seeufer und Gipfelregion I m Juni 2014, früh morgens um 5 Uhr, wa- ren alle acht Teilnehmer und unser Guide Klaus Schmieder bereit für unsere viertä- ganz andere Pflanzengemeinschaft vorzu- finden. In dieser sonnigen Lage wachsen Teufelskralle, Traubensteinbrech, Thymi- gige Botanisiertour am Gardasee. Es galt, an, Fetthenne und Gelber Lerchensporn. die Pflanzengesellschaften verschiedener Auch Hans, unser Hobbybotaniker und Höhenstufen und Landnutzungstypen um Kräuterexperte, wusste viel über Kräuter den Monte Baldo zu erkunden. Wir waren und deren Wirkungen zu erzählen. gespannt, was es alles zu entdecken gibt, Über der Waldgrenze erreichten wir die von der mediterranen Vegetation am See- nächste Vegetationszone und wander- ufer bis zu alpinen Rasen- und Geröllflu- ten durch blühende Alpenanemonen um ren in den Gipfelregionen. die Corna Piana. Noch höher, endlich am Wir kamen gut durch den Verkehr und Fels angekommen, entdeckten wir ver- konnten um 12:30 Uhr zu unserer er- schiedene Steinbrecharten, Buchsblätt- sten Wanderung im Naturpark Corna riges Kreuzblümchen, Blaues Mänderle, Piana starten. Klaus führte uns durch Felsenkreuzdorn u.a. Auf dem Rückweg blühende Wiesen und dann schon bald konnten wir uns an den vielen verschie- steil aufwärts durch einen Hainsimsen- denen Orchideenarten, z.B. Weiße Wald- Buchenwald. Am Schatthang entdeckten hyazinthe und Schwarzes Kohlröschen wir verschiedene Farnarten, Nesselkönig erfreuen. und auch schon die ersten Pfingstrosen. Aus der geplanten vierstündigen Wande- Im Schatten der Bäume kamen wir an rung wurden durch die vielen interessan- Goldregen, Weidbuchen und Buchen mit ten Pflanzen letztendlich sechs Stunden. eindrucksvollem Säbelwuchs vorbei, um Nach einer weiteren Stunde Fahrt kamen dann an einem südexponierten Hang eine wir müde, aber glücklich in unseren Ap- partements in San Zeno an. Am nächsten Tag war es sehr warm. Es ging durch die medi- terrane Vegetationszone 600 Hm hinunter zum Gardasee. Auf schmalen Pfaden kamen wir zu- nächst an Hopfenbuchen, Blu- meneschen und Traubeneichen vorbei. Interessante Vegetation gab es auch an den vielen Tro- ckenmauern. Von Klaus erfuh- ren wir, dass Mauerpfeffer- und verschiedene Fetthennenarten 22 DAV Tübingen 1/2015
auf dem Mauerkopf wachsen, der trocken Die letzten Meter zum See legten wir ent- und heiß ist, und welche Pflanzen sich spannt zurück, und nach einer Cappucci- ein bisschen tiefer im leichten Schatten no-Pause und anschließender Abkühlung und mit mehr Nährstoffen wohl fühlen. im See traten wir den Rückweg an. Am Mauerfuß, noch nährstoffreicher und Der dritte Tag unserer Exkursion führte feuchter durch das Hangwasser, wach- uns vorbei an Esskastanien (Maronen) sen die größeren Pflanzen wie Turm- und Haselnuss. Von Klaus erfuhren wir Gänsekresse, Ruprechtsstorchschnabel die landschaftsökologischen Zusammen- und Osterluzei und in den Mauerfugen hänge und viel über den damaligen An- Mauerraute, Milzfarn und Streifenfarne. bau, den Schnitt und die Verarbeitung der Gerhard, unser Geologe, stillte unse- Maronen. re Neugierde mit geologischem Hinter- In den Haselwäldern fanden wir Immen- grundwissen und erklärte die Entstehung blatt und Klebrigen Salbei, und Klaus der verschiedenen Moränenarten. weckte unsere Neugierde, indem er uns Je tiefer wir Richtung See gingen, umso am Wiesensalbei den Hebelmechanismus wärmer wurde es, und die Vegetation zur Bestäubung vorführte. Über alpine änderte sich ständig. Nun entdeckten Weiden mit Pfingstrosen kamen wir an wir auch die Immergrüne Steineiche, Pe- verlassenen Almen vorbei und erreichten rückensträucher, Pistazien und kamen bald das Gipfelkreuz in einem Blütenmeer durch Flaumeichenwälder. Auf Lichtun- mit vielen verschiedenen Orchideenarten, gen mit Magerrasen wuchsen verschie- großen herrlich blühenden Feuerlilien, dene Ragwurzarten, Traubenhyazinthen, Graslilien und Purpur-Königskerzen. Feuerlilien, Strahldolden, Diptam und an den Säumen Seealpen-Geißklee, Strauch- Später beim Abstieg kamen wir wieder an Kronwicke und Mäusedorn. Viele ver- Weidbuchen vorbei, deren Bäume uns mit schiedene Schmetterlinge tanzten um ihren seltsam verschlungenen Wuchsfor- uns herum, die hier viel größer sind als men faszinierten. Durch den Verbiss des bei uns. Zwischen Weißem Fingerhut und Viehs wird das Wachstum der Rotbuche Kratzdistel schwirrten Bläuling, Schach- und deren Aussehen bis ins hohe Alter brettfalter, Kaisermantel, Segelfalter, beeinflusst. Schwarzes Widderchen und Rotes Wid- Wieder ging ein schöner beeindruckender derchen. Tag zu Ende, den wir mit gemeinsamem DAV Tübingen 1/2015 23
Unterwegs Spaghetti-Kochen und an- schließendem Genießen auf der Terrasse gemütlich ausklingen ließen. Am vierten und letzten Tag ging es auf über 2.200 m Höhe auf den Monte Te- legrafo. Gleich zu Beginn der Wanderung entdeck- ten wir die sehr seltene endemische Monte Bal- do Segge und das Dra- chenmaul. Auf dem Weg zum Gipfel kamen wir an Schneetälchen vor- bei, flache Mulden über der Baumgrenze, in denen lange der Nach einer Stärkung im Refugio „Gaeta- Schnee liegt, und wo nur an diese extre- no Barana“ traten wir den Rückweg an. men Bedingungen angepasste Pflanzen Leider vergingen die Tage viel zu schnell, wachsen können. Eine dieser speziali- aber ich denke, wir alle haben diese Zeit sierten Pflanzen ist das Alpenglöckchen, sehr genossen und unser Wissen um die auch Alpen-Troddelblume genannt. Die Vegetation am Monte Baldo erweitern dunklen Knospen und Blütenstiele er- können. Wir waren eine nette Gruppe wärmen sich durch die Strahlung des und hatten viel Spaß bei dieser abwechs- Sonnenlichts und schmelzen sich durch lungsreichen Exkursion. Vielen Dank an die dünne Schneedecke. Auch fanden Klaus für die tollen Tage und die Organi- wir Netzblättrige Weiden, Weiße Leber- sation. blümchen, Aurikel und die endemische Sabine Gottwald Kerners Schmuckblume in dieser Höhe. Reutlinger Straße 6 / Ecke Hechinger Straße / 72072 Tübingen Tel. 0 70 71- 3 55 88 / Fax 0 70 71- 36 02 99 Ihre freundliche Apotheke Verleih von am Eingang zur Südstadt Expeditionsapotheken Ihr Ansprechpartner Kostenlose Überprüfung für Reise- und Bergmedizin Ihrer Rucksackapotheke 24 DAV Tübingen 1/2015
Unterwegs Auch 2015 viel Arbeit zu erledigen Wegebau 2014 D as Wetter machte uns dieses Jahr immer wieder einen Strich durch die Rechnung, und trotzdem konnten wir auf und wichtig sind aber auch die Wege beim Schafboden; d.h. auch in 2015 gibt es eine Menge Arbeit, für die wir viele Helfer der Tübinger Hütte sehr viel erledigen. In benötigen. der geplanten KW 28 kamen daher 8 Hel- Ich möchte mich nun bei allen Helfern für fer nicht zum Einsatz. ihre geleistete Arbeit herzlich bedanken Beim zweiten geplanten Einsatz in KW 31 und hoffe, dass sie uns auch künftig für waren Ferdl, Uli und Markus dafür doppelt weitere Arbeitseinsätze die Stange hal- motiviert, die dringenden Wegearbeiten ten. teilweise aufzuarbeiten und an schlech- Besonders bedanken möchte ich mich ten Tagen die Deckenplatte im alten Keller noch bei unseren österreichischen Hel- abzureißen. fern Josef Schönherr und Günther He- Beim dritten geplanten Einsatz in KW chelberger für ihre langjährige und treue 35 und auch dem letzten im August mit Mithilfe. Ferdl, Thomas, Ralf und Ingo konnten, Als dienstältester Hüttenhelfer (seit 1980) trotz durchwachsenem Wetter, einige Auf- hoffe ich, dass ich mit meinen Nachfol- gaben an und um die Tübinger Hütte erle- gern auch noch einiges umtreiben kann. digt werden. Charly Mannheim Am Plattenjoch war der Weg kurzzeitig wegen rutschenden Felsbrocken ver- PS: Geplante Termine für die Erhaltung sperrt. unseres Wegenetzes von und zur Tübin- ger Hütte in diesem Jahr: Besonders erwähnenswert ist es, dass wir 06.07. – 10.07.2015 bei unseren Einsätzen zwei neue Bergka- 03.08. – 07.08.2015 meraden gewonnen haben, die jetzt Mit- 24.08 – 27.08.2015 glieder geworden sind. Hoffentlich ist uns der Wettergott näch- stes Jahr besser gesonnen, so dass wir alle geplanten Einsätze durchführen kön- nen. Vorrangige Wegearbeit im nächsten Jahr ist die teilweise Verlegung und Ummar- kierung des Weges zum Plattenjoch über das Seetal und die Seelücke zur Saarbrü- cker Hütte. Der alte Gletscherweg kann aktuellnur noch unter schwierigsten Bedingungen begangen werden (blankes Eis und aku- te Steinschlaggefahr). Nicht zu vergessen DAV Tübingen 1/2015 25
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