100 Jahre TGA Jubiläumsschrift 1919 2019 - Technische Gesellschaft Arbon
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2 / 88 www.tga.ch Organisationskommitee 100 Jahre TGA – Arthur Stark – Georg Hefti – Fredy Neuber – Armin Kneubühler – Werner Beer – Dr. Hansueli Bruderer Deckblatt: oben: Konstruktionsbüro Saurer um 1919 unten: Motorenprüfstand FPT Motorenforschung AG 2018
Inhaltsverzeichnis 04 Vorwort des Präsidenten 06 Jubiläumsanlässe 2019 – Programm Gründungsfeierlichkeiten 22. Januar 2019 – Festprogramm 100 Jahre TGA 11. Mai 2019 08 Grussworte 12 Gründungsakt 1919 16 Historisches Umfeld zur Gründungszeit 18 Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA – Aus der Frühzeit – Aus der neueren Zeit 42 Prägende Personen der TGA 1919 – 2019 44 Zeitschiene 1919 – 2019 – Technisches Umfeld der letzten 100 Jahre – Themenfelder der Anlässe – Entwicklung von Arbon und der TGA Mitglieder – Entwicklung des Zwecks in den Statuten der TGA 54 Aktivitäten der TGA 1919 – 2019 – Jahresexkursionen – Vorträge – Besondere Anlässe und Projekte 76 Das Selbstverständnis der TGA im Wandel der Zeit 78 Ausblick 81 Dank an Sponsoren und Inserenten 82 Anzeigen
Vorwort des Präsidenten 04 / 88 100 Jahre Technische Gesellschaft Arbon Liebe Leserinnen und Leser dieser Jubiläumsschrift, Liebe TGA-Mitglieder Am 21. Janu- Nur weil sich viele TGA-Mitglieder ar 1919 wurde immer wieder aktiv für den Verein und die Technischen deren Ziele eingesetzt haben, besteht Gesellschaft und prosperiert die TGA noch heute. Arbon, also vor An dieser Stelle bedanke ich mich bei 100 Jahren, allen, welche Zeit und Engagement gegründet. Dies für die TGA aufgewendet und zu de- ist sicherlich ren Bestand beigetragen haben. ein besonderer Anlass. Beson- In diesen 100 Jahren hat die ders für mich ist, dass beide meiner Technik riesige Veränderungen be- mittlerweile verstorbenen Eltern, Jahr- wirkt. Es sind die grössten Verände- gang 1919 hatten, der Vater wurde rungen, welche unsere Industrie und drei Tage nach der TGA-Gründung Gesellschaft in der ganzen Mensch- geboren. Ich bin stolz, in diesem Jubi- heitsgeschichte erlebt hat. Denken läumsjahr, Präsident der TGA sein zu wir nur an die Fahrzeugentwicklung, dürfen. die Textilindustrie, die Eisenbahn-, die Rundfunk- und TV-Technik, die Ein solches Vereinsjubiläum ist Luft- und Raumfahrt. Ich habe 1973 nur möglich, weil sich immer wieder Informatik studiert als es diese Stu- Vereins- und Vorstandsmitglieder dienrichtung überhaupt das erste Mal in all den Jahren, für den Bestand gab. Wir haben mit Lochkarten, dann des Vereins eingesetzt haben. Be- Magnetdatenbändern, später mit den sonders die Jahre des 2. Weltkrie- ersten IBM-PC’s mit Floppy-Disk ges waren eine Bewährungsprobe. gearbeitet. Die Leistung der Compu- Viele TGA-Vorstände und Mitglieder ter jener Zeit werden von heutigen wurden in den Aktivdienst eingezo- Handy’s bei weitem übertroffen. Da- gen. Es ist klar, dass diese Zeit für mals hiess es immer wieder, dass die die TGA nicht einfach war. Doch hat Packungsdichte der Halbleiterschalt- diese dank dem Einsatz der wenigen kreise rein physikalisch nicht mehr hiergebliebenen Mitgliedern, diese übertroffen werden kann. Die Realität schwere Zeit überstehen können. lehrte uns etwas anderes. Der erste
05 / 88 Zentralcomputer der Iveco Motoren- Die Entwicklung der Technik geht forschung hatte eine Systemfestplatte weiter, ob wir wollen oder nicht. Die mit 10 Mega- und eine Datenfestplat- TGA setzt sich auch weiter durch te mit 30 Megabyte, 1982 gigantisch. Vorträge, Abend- und Jahresexkursio- Heutige Smartphones verfügen über nen dafür ein, dass deren Mitglieder 30 Gigabytes, dies sind mehr als den Anschluss an neue Entwicklun- 1000 mal mehr Speicher. Damals gen nicht verpassen und auf dem wäre digitale Fotografie nicht mög- neusten technischen Stand bleiben. lich gewesen, heute ist die analoge Dies ist Gewähr, dass die TGA auch Fotografie mit Negativfilm praktisch weiter lebt. verschwunden. Arthur Strak Präsident der TGA CERN, im Teilchenbeschleuniger LHC
Jubiläumsanlässe 2019 06 / 88 Gründungsfeierlichkeiten 22. Januar 2019 Schloss Arbon Schloss Arbon 17.00 Uhr 18.25 Uhr Beginn der Jubiläumsfeier im Streiflichter aus der Gründungszeit Landenbergsaal mit muskalischer der TGA (Werner Beer) Einleitung 18.45 Uhr 17.10 Uhr Musikalisches Zwischenspiel Grussworte – Begrüssung durch den 19.00 Uhr TGA-Präsidenten Arthur Stark Streiflichter aus der neueren – Ansprache von Regierungsrat Vergangenheit der TGA Walter Schönholzer (Dr. Hansueli Bruderer) – Ansprache von Stadtpräsident Arbon Andreas Balg 19.20 Uhr – Ansprache von CEO der Projekte der TGA EKT-Gruppe Jolanda Eichenberger (Dr. Hansueli Bruderer) – Ansprache von Präsident der AVA Region Arbon 19.40 Uhr Dennis Reichardt Ausblick TGA und Verabschiedung (A. Stark) 18.00 Uhr Musikalisches Zwischenspiel 19.50 Uhr Musikalischer Abschluss 18.10 Uhr Bericht von Hans Geisser über die 20.00 Uhr wirtschaftlichen und sozialen Verhält- Apéro riche nisse zur Zeit der TGA-Gründung 21.30 Uhr Ende der Veranstaltung
07 / 88 Jubiläumsfest 11. Mai 2019 Hohentwiel, Hotel Bad Horn Hohentwiel 13.30 Uhr 18.30 Uhr Rundfahrt auf der Hohentwiel Begrüssung der Mitglieder und ab Arbon Hafen mit Gäste durch den Präsidenten «Dixie Jazz Connection» der TGA 13.35 Uhr 19.00 Uhr Empfang auf dem Schiff Vorspeise (Buffet) (ein Cüpli pro Person bei (Getränke auf Kosten der Teilnehmer) Begrüssung) 19.30 Uhr 15.00 Uhr kurze Ansprachen von Kaffee und Kuchen geladenen Gästen und Sponsoren 16.30 Uhr 20.00 Uhr Ankunft Bad Horn Hauptgang (serviert) 17.00 Uhr 21.00 Uhr Apéro Reminiszenzen aus 100 Jahren TGA Werner Beer und 18.00 Uhr Dr. Hansueli Bruderer Bezug der Plätze im Festsaal und Blick über den See 22.00 Uhr (mit Getränkebestellung auf Dessertbuffet (danach Tanzmusik) Kosten der Teilnehmer) Ab 23.00 Uhr Rückfahrt nach Arbon mit SAURER-Oldtimer-Bus
Grussworte 08 / 88 Grussbotschaft von Regierungsrat Walter Schönholzer Wenn es die «Ich weiss nicht, ob es besser wird, TGA nicht schon wenn es anders wird. Aber es muss gäbe, müsste anders werden, wenn es besser wer- sie wohl drin- den soll.» gend erfunden werden. Doch Der TGA ist es all die Jahre hin- es gibt sie zum durch gelungen, technisch interessier- Glück schon seit ten Menschen aus Arbon und Um- 100 Jahren. gebung eine Basis zu bieten für den Wissenstransfer, die Weiterbildung, den Die Beweggründe, die vor 100 Jah- Gedankenaustausch und die Pflege ren zur Gründung der Technischen Ge- der Freundschaft. Ihr Ziel ist lobens- sellschaft Arbon führten, gelten heute wert, denn Sie streben Maschinen mit genauso wie im Jahr 1919. Bewusst minimalem Energieverbrauch, höchster stellten sich damals wissenshungrige Produktionseffizienz und wegweisender und zukunftsorientierte Techniker den Ergonomie an. Dass moderne technolo- Herausforderungen der Industrialisie- gische Errungenschaften wie intelligent rung. Während damals die grossen, lau- verknüpfte Daten, selbstoptimierende ten Maschinen vielen Menschen Angst Systeme oder clevere Qualitätskontrol- bereiteten, insbesondere auch Angst len integriert werden, ist für Sie selbst- vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, rüs- verständlich. Ganz nach dem Motto: teten sich andere für den Wandel in der Den Mutigen gehört die Welt! Arbeitswelt. Die Situation von damals hat gewisse Parallelen zu heute. Die Ich gratuliere Ihnen zu diesem Mut Digitalisierung und die rasanten techno- und danke Ihnen für Ihr Herzblut und logischen Fortschritte fordern einerseits Ihr langjähriges Engagement zuguns- die Unternehmungen heraus; anderer- ten einer zukunftsweisenden, innovati- seits bestehen in unserer Gesellschaft ven Technologiewelt in und um Arbon. Ängste und Verunsicherungen, wohin Zum 100-Jahr-Jubiläum wünsche ich die Roboter- und Sensortechnik oder der TGA im Namen des Regierungs- künstliche Intelligenzen führen mögen. rates weiterhin viel Energie, Freude Und so hat das Zitat von Georg Chris- und Erfolg. toph Lichtenberg (1742 –1799) auch Walter Schönholzer heute noch seine Gültigkeit: Regierungsrat
09 / 88 Grussbotschaft von Stadtpräsident Andreas Balg Im Jahr 2019 denen die Teilnehmenden Unter- kann die Tech- nehmen in der Region kennenlernen nische Gesell- können, andererseits auch ein- oder schaft Arbon mehrtägige Exkursionen – ins In- und (TGA) auf ihr auch ins Ausland. Vorträge zu mannig- 100-jähriges faltigen technischen Themen runden Bestehen das Angebot ab. Dass bei all diesen zurückblicken. Aktivitäten auch der kameradschaft- Sie tut dies liche Aspekt nicht zu kurz kommt, liegt unter anderem auf der Hand. mit der vorliegenden Festschrift. Das 100-Jahr-Jubiläum markiert einen Doch profitieren nicht nur die Ver- bedeutenden Meilenstein in der einsmitglieder vom Wirken der Tech- Geschichte des Vereins. Es ist Beleg nischen Gesellschaft Arbon. Der Be- dafür, dass die rasante technische such von TGA-Veranstaltungen steht Entwicklung auch heute begeistert, nämlich auch Nicht-Mitgliedern offen. dass sie nichts von ihrer Faszination Und so leistet die TGA mit ihrem eingebüsst hat. vielfältigen und attraktiven Programm Jahr für Jahr einen bemerkenswerten Im Frühjahr 1919 wurde die TGA Beitrag, das Interesse an technischen gegründet mit dem Ziel, ihren Mit- Entwicklungen anzufachen und den gliedern technische Themen näher- Aufbau von technischem Know-how zubringen, den Erfahrungsaustausch zu fördern. zu unterstützen und insgesamt ein ganzheitliches und auch ökologisches Mein herzlicher Dank gebührt Denken zu fördern. Dass sich ein allen, die sich in der und für die TGA Verein wie die TGA ausgerechnet in engagieren. Für die Zukunft des Arbon formierte, ist selbstverständlich Vereins wünsche ich dem Vorstand, kein Zufall. Immerhin schrieb die Fir- allen Mitgliedern und den zahlreichen ma Saurer hier ein wichtiges Kapitel Freundinnen und Freunden der TGA Ostschweizer Industriegeschichte. nur das Beste. Andreas Balg Zum Angebot der TGA gehören Stadtpräsident einerseits Abendexkursionen, an
Grussworte 10 / 88 Grussbotschaft von Präsident der AVA Region Arbon Dennis Reichardt Im Namen Im Namen der AVA Region Arbon der Arbeitge- danke ich der TGA für ihren wertvol- bervereinigung len Informationsbeitrag und wünsche Region Arbon dem Vorstand und allen Mitgliedern gratuliere ich viel Erfolg und Energie für die kom- der Technischen menden 100 Jahre. Gesellschaft Dennis Reichardt Arbon (TGA) Präsident der AVA Region Arbon ganz herz- lich zu ihrem 100-jährigen Bestehen. In einer sich technologisch rasant entwickelnden Gesellschaft ist die Vernetzung und Zusammenarbeit von sehr grosser Bedeutung. Die TGA nimmt daher eine wichtige Funktion in der Region Arbon ein. Insbesondere schätzen wir, dass nebst der Technologie auch der Umweltgedanke in den Aktivitä- ten Platz findet. Als Arbeitgebervereinigung liegt es uns am Herzen, dass dem Nach- wuchs im Fachkräftebereich und speziell im technischen Bereich Sorge getragen wird. Daher ist ins- besondere das Ziel der TGA, das Interesse der Jugend an der Technik zu wecken sehr zu begrüssen.
11 / 88 Grussbotschaft von CEO EKT-Gruppe Jolanda Eichenberger Im Namen Netze zentral zu steuern, zu über- der EKT gra- wachen und neue Geschäftsfelder zu tuliere ich der erschliessen. Auch in Zukunft wird Technischen sich die Strom- und Energiebranche Gesellschaft massgeblich verändern: Arbon (TGA) Die neuen erneuerbaren Ener- ganz herzlich zu gien speisen immer mehr Strom ins ihrem 100-jähri- Netz ein, die dezentralen Speicher gen Bestehen. nehmen mit dem Anteil des Eigen- Ein Verein, verbrauchs zu und die Energienetze welcher ein Jahrhundert überdauert, wachsen enger zusammen. geht mit der Zeit und entwickelt sich Wir freuen uns, wenn die TGA uns stetig weiter. Die TGA gewährt ihren bei diesen Entwicklungen begleitet. Mitgliedern nicht nur einen Einblick in verschiedene Firmen und Organisa- Im Namen der EKT danke ich tionen, sie informiert die Bevölkerung der TGA für ihren wertvollen Infor- im Thurgau auch laufend an öffentli- mationsbeitrag und wünsche dem chen Vorträgen und Informationsver- Vorstand und allen Mitgliedern viel anstaltungen über technische und Erfolg und Energie für die kommen- technologische Entwicklungen. den 100 Jahre. Jolanda Eichenberger Solche Entwicklungen sind auch CEO EKT-Gruppe für die EKT wichtig, um mit dem Strom der Zeit zu gehen. Der tech- nische Fortschritt erlaubt es, auf immer mehr natürliche Ressourcen für die Stromerzeugung zurückzugrei- fen. Und mit dem digitalen Wandel haben wir die Möglichkeit, unsere
Gründungsakt 1919 12 / 88 Konstituierende Versammlung der TGA vom 21. Januar 1919 39 Herren erklären den Beitritt zur TGA Erster Vorstand Präsident, A. Elsener Kassier. Hans Ghilardi Aktuar, P. Brack H. Vogt H. Sigel F. Sommer R. Schommer Erste weitere Mitglieder E. Stoll, Ehrenmitglied, gest. 1968 Georges Wiget, Obering. Saurer, gest. 30. Januar 1964 Ernst Sury, gest. 5. Februar 1963 Emil Widmer, gest. 24. April 1966 Dr. Walter Wyss, Chef von Dr. Vicari, gest. 1966 Adolf Kuhn, gest. 22. März 1968 Eugen Kugler, gest. 1968 Robert Kellenberger, Saurer Giessereichef, gest. 1957 Dr. Moritz Meyer, Passivmitglied, gest. 1968 Jean Lässker, sen. Francesco Pfyffer A. Hunkenmöller, Ingenieur A. Kuhn, Architekt A. Fitz, Techniker K. Marx, Techniker O. Ganahl, Baumeister
13 / 88 Protokoll vom 21. Januar 1919
Gründungsakt 1919 14 / 88 Protokoll vom 21. Januar 1919
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Historisches Umfeld zur Gründungszeit 16 / 88 Arboner Alltag Licht und Schatten vor 100 Jahren Hans Geisser Aus dem Katastrophe, die sich auch in unserem «Oberthurgau- Land wie einst die Pest ausbreitet. er» am 23. Janu- Die Schulen werden geschlossen, ar 1919: «Loka- Versammlungen und Gottesdienste les. Wie man verboten, im Rebenschulhaus und hört hat sich die Turnhalle ein Spital für hunderte Sektion Arbon Grippekranke eingerichtet. Lebens- des S. T. B. in mittelmangel, Teuerung, Arbeitslosig- eine Grosse keit und Wohnungsnot eskalieren im Technische Ge- landesweiten Generalstreik. sellschaft Arbon umgewandelt.» Der Niedergang der Stickerei- Industrie trifft auch die Maschinen- fabriken. So hat Saurer nach den erfolgreichen Kriegsjahren gut 2’900 Mitarbeitende; im Jahr 1921 sind es nur noch 900. Original des Zeitungsberichtes Viele Arbeiterfamilien haben drü- Damalige Ereignisse in der gros- ckende Existenzsorgen. Der Wahlsieg sen Welt, in Kanton und Land werfen der Sozialdemokraten leitet 1922 die ihre Schatten auch auf die Industrie- Jahrzehnte der politischen Hahnen- stadt Arbon, auf ihre Gesellschaft, kämpfe im «Roten Arbon» ein. Der Wirtschaft, Politik und Kultur. Sie Aufbau der sozialen Wohlfahrt be- wecken Erinnerungen an den Alltag herrscht die Lokalpolitik während Jah- unserer Vorfahren, auch in der TGA. ren, auch in beiden Kirchgemeinden: Ein paar Mosaiksteine mögen die Finanzielle Nothilfe, Lebensmittelab- turbulenten Jahre zur Zeit der Vereins- gabe, Suppenküchen für Arbeitslose, gründung widerspiegeln. Arbeitslosenkasse. Nach vier Jahren Weltkrieg Bei Notstandsarbeiten wie Hafen- schweigen seit November 1918 die bau, Quaianlagen, Bachsanierun- Waffen. Gleichzeitig folgt mit der Spa- gen, Strassenbau finden arbeitslose nischen Grippe die nächste weltweite Fabrikarbeiter Beschäftigung und
17 / 88 einen bescheidenen Lohnersatz. Dank Tourismusangebot mit zwei grossen Gratis-Bauplatz und einer Spende von Theater- und Konzertsälen, drei Kinos, je 75’000 Franken von Adolph Saurer hundert Wirtschaften, sechs namhaf- an beide Kirchgemeinden können ten Hotels. Die Arboner lassen sich die Evangelischen ihre eigene Kirche ihre Lebensfreude nicht nehmen, trotz bauen. allem. Hans Geisser Erstaunlich bleibt das ungebro- chen rege Vereinsleben in schwieriger Zeit, sei es in Sport, Kultur oder Wei- terbildung, ebenso das Freizeit- und
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA 18 / 88 Aus der Frühzeit Werner Beer, Archivar der TGA 1919 Ausserordentliche Generalver Konstituierende Versammlung sammlung vom 25. Februar 1919. der TGA am 21. Januar 1919: Dr. W. Wyss, Direktor A. Elsener, In einem Vertrag mit der Sektion P. Brack, H. Sigel, F. Sommer, Arbon des STV wurde vereinbart, dass H. Ghilardi, H. Vogt werden zum alle lokalen Veranstaltungen der TGA 1. Vorstand gewählt. Dr. Wyss wird überlassen werden. zum Präsidenten gewählt, er lehnt aber die Wahl ab. 39 Herren erklären Da Dr. Wyss die Wahl zum Präsiden- den Beitritt in die TGA. ten nicht angenommen hat, wurde nun der Direktor des Kantonalen Elektrizi- Grund zur Gründung einer TGA.: tätswerks A. Elsener zum Präsidenten – Abspaltung vom STV (Schweiz. gewählt. (Er wünscht nur ein Jahr Technischer Verein) weil zu viele dieses Amt zu bekleiden). Anstelle von Arbeitgeber dabei. Dr. Wyss wird R. Schommer in den – Der STV hat noch nie genügend Vorstand gewählt. Arbeitnehmer vor der Willkür der Arbeitgeber geschützt. Die Statuten wurden genehmigt. Der – Entgegen dem bisherigen Techniker- Jahresbeitrag auf 7 Franken festgelegt. kastengeist sollen nicht nur Studierte in die TGA aufgenommen werden, Weitere Entscheide: sondern auch andere technische – Monatsversammlung jeden ersten Berufskollegen. Es käme im Leben Dienstag im Monat. nicht nur auf die besuchten Schulen – Freie Zusammenkunft jeden Diens- an, sondern auf die wirklichen Leis- tagabend in der Krone tungen. – Vortrag über die Einführung einer Patentschriftensammlung von Es wird beschlossen, der 7 gliederige F. Sommer am 23. März 1919 Vorstand soll Zweck und Bestand in – Besichtigung des Kohlenbergwerks Statuten festlegen, dass möglichst Mörschwil am 15. März 1919 breite Kreise von verschiedenen technischen Berufsgruppen der TGA Kohlenbergwerk in Mörschwil. 40 Teil- angehören können. nehmer, die Mehrzahl mit einem Omnibus der gerade seine Probefahrt
19 / 88 machte, ein Teil mit dem Velo, andere Die Exkursion an Allerheiligen nach zu Fuss. Der Ingenieur des Bergwerks Oberach war nur möglich, weil in meinte es gäbe hier nur ein Dreck- Arbon Feiertag war, im restlichen loch zu sehen. 120 Arbeiter, meist Thurgau aber gearbeitet wurde. Italiener, arbeiten hier. Die abbaubare Schieferkohleschicht variiert zwischen 1921 0,5 bis 1 Meter. Die schwere Arbeit Die TGA beantragt bei der Ortsverwal- wird liegend verrichtet. Zurück nach tung, das Molo so zu verbreitern, dass Arbon zu Fuss über die Glinzburg wo Boote daran anlegen können. noch eingekehrt wurde. 17. Februar, Ausstellung der pämierten Beim Vortrag über Verkehrsfragen Projekte der Hochrheinschifffahrt werden die aktuellen Probleme und bis zum Bodensee in der Promenaden Ideen der Arboner Verkehrskommis- Turnhalle. Es musste dazu extra eine sion erläutert: Tramverbindung Ar- elektrische Leitung mit 3 Lampen in die bon – St. Gallen, Doppelspur Romans- Turnhalle verlegt werden. horn – Rorschach, Seeuferverbauung, auf die Beanspruchung einer Flugsta- 1922 tion wird zugunsten von Romanshorn Im Jahresbericht erwähnt der Präsident oder Rorschach verzichtet. die sehr schlechte Wirtschaftslage infolge der Exportunmöglichkeit. Die 1920 Industrien sind gezwungen Arbeiter und H. Sigel wird an der Generalversamm- Angestellte zu entlassen und die Löhne lung zum 2. Präsidenten gewählt. Direk- zu kürzen. tor Elsener bleibt im Vorstand. Starker Mitgliederschwund der TGA wegen Wegzug aus Arbon. Adolph Saurer hat als beitragendes Mit- glied einen Jahresbeitrag von 100 Fran- Um mehr Mitglieder an die GV zu ken zugesagt. «locken» beschliesst der Vorstand ein Leistungsvergleich anlässlich der Wurstmahl aus der Kasse zu offerieren. Exkursion nach Eglisau: Leistung Kraftwerk: 42’000 PS-Leis- Die GV beschliesst, dass die TGA aus tungsbedarf Kanton Thurgau: 7’000 PS dem Angestelltenkartell austreten soll. Der Car nach Eglisau wurde von Jahresbeitrag von Saurer: 100 Franken Saurer zur Verfügung gestellt – Die TGA gewährt den Mitgliedern der Abfahrt Sonntag 5 Uhr. Erfinder- und Produktivgenossenschaft Tod von Adolph Saurer, er hinterlässt Arbon (mehrheitlich Arbeitslose) den der TGA testamentarisch 1’000 Fran- unentgeltlichen Besuch der Patent- ken. schriftenstelle.
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA 20 / 88 Nach nur 7 Anmeldungen für die Ex- Zwei Mitglieder, R. Schommer und kursion nach Bischofszell, wurde von Dr. Wyss werden in die Gewerbeschul- der Caralpin ein Inserat aufgegeben, kommission delegiert. dass noch Gelegenheit zum Mitfah- 17. Mai 1923, Gemeinsame Sitzung ren bestehe. Es fuhren dann auch von Mitgliedern des KV, WV und der 8 TGA-Mitglieder und 8 Gäste über TGA mit der gesamten Streikkommissi- Roggwil nach Bischofszell. «Leider war on. Hauptthema «Streikbrecherarbeit». die Fahrt nicht von schönem Wetter Die Angestellten verrichten im Auftrag begünstigt, sodass wir ohne aufge- der Geschäftsleitung der Firma Saurer klapptes Verdeck fahren mussten und Dienstleistungen in den Werkstätten. wir die Landschaft gegen Bischofszell Die Angestellten möchten eine Vermitt- nicht in vollem Masse geniessen konn- lung mit der Geschäftsleitung herbei- ten.» Es wurde dann in Bischofszell so führen. Die Arbeiter wollen aber nicht, gemütlich dass die Abfahrt des Cars da die Positionen der Geschäftsleitung zweimal verschoben werden musste. und der Arbeiter zu weit auseinander Die Fahrt ging dann über Amriswil, wo stünden. nochmals eingekehrt wurde, heim nach Arbon. Die zwei geplanten Exkursionen: Gewerbe-, Industrie- und Landwirt- 1923 schaftsausstellung in Berneck und zum An der GV vom 24. Januar 1923 wird Wäggitalwerk konnten wegen zu wenig Robert Schommer zum 3. Präsidenten Anmeldungen nicht durchgeführt gewählt. werden. BBC- und Sulzer-Mitteilungen werden Der von der TGA organisierte Experi- uns gratis zugestellt und der Lese- mentalvortrag über drahtlose Telepho- mappe beigelegt. nie im Hotel Bär, am 30. Oktober 1923 Anlässlich der Monatsversammlung war ein grosser Erfolg, nahmen doch vom 2. Mai 1923 Besuch der Kugel- daran mehr als 600 Personen teil. lagerfabrik Arbon. Ausser den Kugeln Unter anderen Darbietungen konnte ein werden alle Teile hier im Werk Arbon flottes Konzert vom Eiffelturm in Paris hergestellt, erklärt Herr Saurer per- gehört werden. sönlich. 11. Mai 1923, Sitzung der Streikkom- 1924 mission und Vertreter des KV, WV An der GV vom 22. Januar 1924 er- und der TGA. Die TGA erklärt, sich wähnt der Präsident in seinem Jahres- aus dieser Angelegenheit herauszu- bericht vor allem die wirtschaftliche halten und nahm an der Diskussion Krise, unter welcher unsere Techniker nicht teil. mit Lohnkürzungen und Entlassungen zu leiden haben.
21 / 88 Brief AD Astra-Aero von Walter Mittelholzer
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA 22 / 88 Aufgrund einer schriftlichen Umfrage 1925 bei den Mitgliedern wird die Zeit- Reduktion der Vorstandsmitglieder schriftenmappe abgeschafft. von 7 auf 5. Entscheidung der GV vom 13. Januar 1925 an der 17 Mit- Die Beschaffung der Pässe und Aus- glieder teilnahmen. Ebenfalls an der weise für die Exkursion nach Fried- GV wurde ein Vertreter der TGA in richshafen war sehr aufwendig. Bei die grosse Verkehrskommission und einem Halt in Meersburg hiess es, einer in die Gewerbeschulkommission der Pass laute nur auf Friedrichsha- gewählt. fen. «Man liess aber mit sich reden; Die Exkursion zu den Eisen- und dass nur nichts vorkommt!», wurde Stahlwerken vorm. Georg Fischer uns von der Obrigkeit ans Herz ge- nach Schaffhausen wird im Protokoll legt. als Höhepunkt bezeichnet: – «Schöne Fahrt in flottem Tempo mit Innerhalb der TGA wird eine Radio- Car alpin ohne Halt nach Schaffhau- Sektion gegründet. (1. Sitzung am sen in 3 Stunden!» 19. August 1924) Zweck: Gedanken- – «Sehr interessante Besichtigungen austausch der Radiofreunde und in allen Werken.» gegenseitige Unterstützung beim Bau – «Bankett im Hotel Bahnhof, offeriert eines Radioapparates. von ‹GF›.» – «Gemütliche Aufenthalte in Stamm- Der Präsident möchte an der GV heim mit Unterhaltung und Gesang einen Antrag betr. Auflösung der TGA und in Weinfelden.» stellen. Grund: Der völlige Mangel – «Der gute Wein an allen Orten!» an Interesse zu den vom Vorstand Für den Vortrag «Mein Persien Flug» vorgesehenen Veranstaltungen. Zitat von Walter Mittelholzer wurde wacker aus dem Jahresbericht: «Es ist direkt geworben, 50 Plakate wurden ge- beschämend, wenn es wiederholt druckt und angeschlagen. Wegen des vorkommt, dass nachdem 65 Einla- hohen Eintrittsgeldes von Fr. 1.50 pro dungen verschickt wurden, ein oder Person befürchten einige, dass nicht gar zwei Mitglieder sich zur Exkursion viele Leute kommen werden: 520 Per- anmelden.» Die übrigen Vorstands- sonen sind der Einladung ins Hotel mitglieder sehen die Sache nicht so Bär gefolgt. pessimistisch. Das Zusammengehö- rigkeitsgefühl unter den Technikern 1926 sei nicht so gross. Vielleicht könnte zu An der GV wurde die Gehaltserhö- den Veranstaltungen ein Komiker an- hung für Schulabwart Kerker von 80 gestellt werden, um die Leute länger auf 100 Franken für die mustergültige beieinander zu behalten. Besorgung der Patentschriftensamm- lung beschlossen.
23 / 88 Der Präsident erwähnt in seinem Jah- Äusserung des Präsidenten betref- resbericht die Not der jungen Techni- fend Weiterentwicklung der TGA im ker die fast keine Arbeit mehr finden. Hinblick auf den neu gegründeten Selbst in den Zeitungen steht der Radio-Club. «Wenn diese Leute aus Techniker-Beruf sei überfüllt. Aber: Arbon verschwinden, würde keine «Die Technikerschulen und das Poly- grosse Lücke entstehen.» technikum arbeiten mit Hochdruck auf Überproduktion.» 1928 Als bedeutungsvolles Ereignis in unse- Die Mitglieder der TGA wurden in rer Gemeinde, gemäss Schommer, ist Herisau von Herrn Suhner persönlich der Übergang der Gasversorgung an durch die Firma geführt, und nachher die Stadt St. Gallen unter Aufgabe des zu einem Imbiss geladen. Der gemüt- eigenen Werkes. «Es wird aber meines liche Teil hat sich dann über St. Gallen Erachtens Sache der TGA sein, heute bis Rorschach ausgedehnt. Wo um schon bei der eventuellen Neubeset- noch heimzukommen der Car von zung des Direktorpostens der tech- Herrn Schaffhauser bestellt werden nischen Betriebe ein Auge darauf zu musste. halten, dass wirklich ein Techniker auf diesen Posten kommt und politische 1927 Rücksichtnahmen gänzlich ausgeschal- Bei der Exkursion ins nahe Ausland, tet werden.» zum Spullersee-Kraftwerk der öster- reichischen Bundesbahnen bei Da- 1929 nöfen im Klostertal wurde wegen der Die Exkursion am 5. und 6. Oktober langen Fahrt (Abfahrt in Arbon 5 Uhr, wurde zusammen mit dem Boden- Ankunft 10 Uhr – Heute für die gleiche see-Bezirksverein des Verein Deut- Strecke ca. 1 Stunde) in Feldkirch scher Ingenieure und dem Vorarl- ein Frühstück eingeplant. Die 26 Teil- berger Technischen Verein zu den nehmer der TGA wurden im dortigen Wasserkraftwerken im Silvrettagebiet Bären von drei Vertretern des Techni- durchgeführt. Am Samstagabend fand schen Vereins Vorarlberg willkommen am Übernachtungsort Schruns ein Ein- geheissen. führungsvortrag von Herrn Dübendor- fer, Direktor der Illwerke statt. Besucht Wie schon in früheren Jahren erwähnt wurden die im Bau befindlichen An- Präsident Schommer in seinem Jahres- lagen bei Parthenen und das Werk am bericht «die mit Hochdruck arbeiten- Lünersee. Erzählt wurde später immer de Überproduktion von Ingenieuren wieder von der Fahrt mit dem Schräg- und Techniker an den betreffenden aufzug «Schrächaufzuch» entlang der Schulen. Die vielen Abgänger finden beiden Rohrleitungen mit 47 Grad keine Stelle.» Ebenfalls pessimistische Neigung und 600 Meter Höhenunter-
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA 24 / 88 schied. Die Kabine war eine primitive «Drüben über dem See fand die Ta- einseitig offene Brücke. gung in der Presse lebhaften Wider- Am 16. November fand nochmals hall, dort wurden Töne angeschlagen, mit den gleichen ausländischen auf die wir Arboner stolz sein dürfen.» Vereinen eine Exkursion nach Fried- richshafen statt. Zur Wahl einer 1931 Besichtigung standen: Die Zeppelin- An der GV fand eine hitzige Debatte werft, der Maybach Motorenbau und im Zusammenhang mit dem neuen die Zahnradfabrik. Im Hafenbahnhof Gewerbeschulgesetz statt. Man war war anschliessend ein Vortrag über mehrheitlich der Ansicht, dass die Schwingungsmessungen an der Lehrkräfte aus dem Techniker-Stand Motorenanlage des Luftschiffes «Graf sein sollen und nicht aus dem Leh- Zeppelin». rerstand. Einer meinte sogar, er war aber in der Minderheit, dass die Lehr- 1930 linge nicht in die Schule sollen. 18. Mai: Besuch des Bodensee- Bezirksvereins des Vereins Deutscher Sehr begeistert wurde über die Exkur- Ingenieure VDI, dem Vorarlberger sion nach Zürich berichtet. 25 Teilneh- Technischen Verein STV, dem Schwei- mer der TGA und 10 der neu gegrün- zerischen Ingenieur- und Architekten- deten Sektion Thurgau des STV waren verein SIA St. Gallen und der TGA in dabei. Arbon. Organisiert wurde der Anlass Zur Sihlpost: «…hochmoderne eidge- durch die TGA. Ab 9 Uhr Besichtigung nössische Anstalt, die unserem Land der Saurer-Werke mit einer persön- Ehre macht und wo die Transporttech- licher Begrüssung von Herrn Hippo- nik Triumphe feiert.» Bei Fretz AG wur- lyt Saurer. Vor dem Mittagessen hielt den die Besucher nach einer überaus Pfarrer Wuhrmann im Landenbergsaal interessanten Besichtigung noch reich- einen historischen Vortrag. lich beschenkt. (Was für Geschenke Um 12 Uhr Bankett im grossen Saal steht leider nicht im Bericht.) des Hotel Bär, offeriert von Hippolyt Saurer der dort auch einen Vortrag An der Vereinsversammlung am hielt. An diesem feudalen Mittagessen 1. September wurde bekannt gege- mit vielen Gängen mit Wein, Kaffee ben, dass die kleine Sektion Arbon und Raucherwaren nahmen zusam- des STV aufgelöst wurde. Das men mit einigen Begleitern von Saurer Vermögen von 1’000 Franken wurde 170 – 200 Personen teil. Um 15 Uhr der TGA als Geschenk übergeben, Fahrt mit Saurer Wagen nach St. Gal- welches an der Versammlung ein- len zur Besichtigung der Kathedrale stimmig angenommen wurde. Man und der Stiftsbibliothek. wollte das Geld im Ort behalten und Der Präsident in seinem Jahresbericht: nicht an die Zentralkasse des STV
25 / 88 abliefern. Zudem sind die meisten der Krise noch verständnislos gegen- nur noch 10 Mitglieder auch bei der über, aber diese Jungen werden, so TGA dabei. glaube ich, dank neuer Erkenntnisse Ebenso wurde die Anfrage der be- mithelfen, dass eine ganz neue Welt freundeten ausländischen Vereine aufgeht und eines Tages den verfah- betreffend einer Zeppelinfahrt nach renen Karren mit ganz neuen Rädern Luzern für 100 Reichsmark und (die vielleicht nicht einmal rund sein 10 RM Versicherung besprochen. Zu werden) versehen und das Signal zur diesem Vorhaben wollte sich niemand Weiterfahrt geben. «Das Alte stürzt anmelden. und neues Leben steigt aus dem un- Im Weiteren verliesst der Präsident vollkommen Bestehenden.» den Brief eines früheren TGA-Mit- glieds, Patent-Ing. F. Sommer, be- 1933 treffend Wiedereintritt und Abhaltung Besuch der VDI-Tagung in Friedrichs- eines Vortrags über «Meine tech- hafen am 28. Mai. 15 TGA-Mitglieder nischen Eindrücke aus dem Zucht- nahmen teil. Aus dem Protokoll: haus». Es wurde beschlossen die «…dem aufmerksamen Beobach- Anfrage nicht zu beantworten und ter nicht nur einen Einblick in den den Brief ad acta zu legen. Geist und das Schaffen des VDI, sondern auch in das grosse politi- Bemerkenswerte Sätze aus dem sche Geschehen in Deutschland, Jahresbericht: «In diesen Zeiten des dem Nationalsozialismus. Das be- Niedergangs wird häufig dem Ratio- kamen wir zu spüren als um 11 Uhr nalisieren die Schuld an dem ganzen der neue erste Vorsitzende des VDI Elend gegeben, und damit wohl Herr Dr. Ing. Schult im Braunhemd auch dem Techniker, der Maschinen die Eröffnungsansprache hielt, für konstruiert und vervollkommnet. Man die neue Regierung ein Bekenntnis möchte sich manchmal fast schämen ablegend». Techniker zu sein, wenn man von ver- Dazu ergänzend der Präsident in sei- nünftigen Leuten Vorschläge zur Zer- nem Jahresbericht: «Sämtliche mit so störung der Maschinen hört. Nun war viel unendlicher Mühe vorbereiteten ich kürzlich einige Tage am Polytech- Anlässe in Vorarlberg wurden wegen nikum und sah das Leben und Trei- den politischen Spannungen kurzer ben im Studentenheim. Ich sah auch Hand abgesagt.» wie spät am Samstag Abend der Der Schwerpunkt des Berichts gilt Lesesaal unter der Kuppel voll be- aber der schweren wirtschaftlichen setzt war mit angehenden Ingenieu- Krise. In den angesehenen Tagesblät- ren. Ich hatte den Eindruck, dass die tern ist zu lesen, dass die Technik die jungen Leute begeistert waren. Diese Hauptschuld am heutigen Tiefstand Studenten stehen der schrecklichen der Krise trage.
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA 26 / 88 Arbon in der Frühzeit der TGA
27 / 88 1934 Präsident R. Schommer weist an der Markanter Satz am Schluss des GV auf seine früheren Aeusserungen Jahresberichts: «Wir Techniker wollen zur heutigen Wirtschaftslage hin, und unseren Beruf ausüben mit der Ge- liest einige Abschnitte aus der Rede wissheit, dass unsere Zivilisation, ja des Präsidenten des STV Herr Hu- unsere Kultur, ohne Technik gar nicht ber-Schönenwerd. Die Aussagen möglich wäre.» decken sich fast aufs Wort: «… man klagt so oft die Maschine an, dass sie 1935 für die gegenwärtigen Schwierigkeiten «Unsere Patentschriftensammlung, die des Welthandels verantwortlich sei.» anerkannt musterhaft verwaltet wird, erfreute sich im Berichtsjahr eines Die 2-tägige Exkursion zu den Ri- regen Besuchs (200 Besucher). tom-Kraftwerken der SBB, geplant Ein weiteres Mal beklagt Präsident auf den 19. / 20. Juni wurde wegen Schommer in seinem Jahresbericht schlechtem Wetter verschoben und am die schlimme Lage auf dem Arbeits- 5. / 6. September durchgeführt. Das markt und erwähnt auch die politi- zünftige Vorhaben des 2.Tages war nur schen Spannungen bei unseren Nach- möglich mit einer Tagwache um 5 Uhr. barländern.» Schon um 6 Uhr gings von Ambri mit «Eine grosse Thurgauische Gemein- der Standseilbahn zum Ritomsee und de lässt Erdbewegungen ausführen von dort über den 2’212 Meter hohen und verbietet den Unternehmern die Passo dell Uomo nach Sta. Maria, Anwendung von Feldbahnen und Bau- der Lukmanierpasshöhe (Heute auf maschinen.» dem Stauseegrund). Dann mit der Alpenpost nach Disentis durch die 1936 wildromantische Lukmanierschlucht. An der GV nahmen von den knapp Mittagessen im Bündnerstübli mit 50 Mitglieder, deren 37 teil. Vortrag eines Mitglieds des Verkehrs- vereins über Disentis. Anschliessend Auf Antrag von W. Sandmeyer soll wö- Besichtigung der Klosterkirche der chentlich ein Stammabend eingeführt Benediktinerabtei und Heimfahrt mit werden. Am ersten Stamm wurde dem Zug über Chur nach Arbon. An beschlossen sich jeden Freitagabend diese Exkursion wurde jedem Mitglied im Lindenhof zu treffen. 18 Franken aus der Kasse beigesteu- ert, Jahresbeitrag Fr. 7.–. Die GV trauert um Hippolyt Saurer und macht sich Sorgen über das 1937 «Weiter» bei der Firma Saurer. Aus der GV: Es scheint, dass die Krise die Talsohle erreicht hat. Die Konjunk- tur zieht zu unserer Freude wieder an.
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA 28 / 88 An Stelle der zurücktretenden Vor- len die jeweiligen Berichte. Der neue standsmitglieder Ernst Stoll, Aktuar Aktuar ist nicht mehr so fleissig. und Beisitzer Bürgi werden gewählt: Albert Hunkeler als Aktuar und Walter 1939 Büchi als Beisitzer. Robert Schommer tritt nach 16-jähri- ger Amtszeit als Präsident zurück. Als Am Schluss der GV-Protokolle, Nachfolger wird Ing. W. Sandmeyer, die Ernst Stoll während 18 Jahren Betriebsleiter EW Arbon gewählt. schrieb, stand immer das Gleiche: «Nach Schluss des geschäftlichen Dazu wird der Vorstand um ein wei- Teils folgte der gemütliche Teil mit teres Mitglied aus dem Stande der dem obligaten Imbiss, Rostbratwurst Akademiker erweitert, gewählt wird und Kartoffelsalat, der die Herzen Herr Dr. Vikari. höher schlagen liess und die Mitglie- der zu Jass und lebhafter Diskussion Der Kassier Hans Ghilardi wird zum anregte.» Ehrenmitglied ernannt. 1938 1940 Zu Ehrenmitglieder wurden an der GV Wegen ernster Erkrankung des Prä- gewählt: Der vor einem Jahr, zurück- sidenten und auch Militärdienst des getretene Aktuar Ernst Stoll und der in Aktuars, die beide an der GV nicht teil- seinem 15. Amtsjahr stehende Präsi- nehmen konnten, wurde der geschäft- dent Robert Schommer. liche Teil weggelassen. Der Anlass wurde mit Frauen als Familienabend Leider mussten einige gut vorbereitete durchgeführt. Nebst einem guten Exkursionen zum Etzelwerk und Stift Essen standen Variete- und Tanzmusik- Einsiedeln wegen zu wenig Anmeldun- darbietungen auf dem Programm. gen abgesagt werden. Ebenso erging es dem geplanten Vorhaben nach 1941 Zürich zur Brandwache und Bau- Im März fand nach 2 Jahren wieder musterzentrale. Die SBB hätte für uns eine Vorstandssitzung statt. Ob der sogar den Roten Pfeil mit Verbilligung Grund der langen Pause in der Erkran- zur Verfügung gestellt, sowie einer kung des Präsidenten lag, ist leider weiteren Exkursion nach Romanshorn nicht bekannt. zum Lagerhaus und Elektrizitätswerk, sehr viel Vorbereitungsarbeit umsonst. Die GV wird erstmals von Präsident Trotzdem wurden aber dieses Jahr Sandmeyer geleitet. Die Geschäfte eine ganztägige und vier halbtägige der zwei verflossenen Jahre werden Exkursionen, jeweils am Samstag behandelt. Der Jahresbeitrag, der we- Nachmittag durchgeführt. Leider feh- gen der sehr wenigen durchgeführten
29 / 88 Anlässe im Jahr 1940 auf 5 Franken 1943 herabgesetzt wurde, wird wieder auf GV am 3. April mit Damen. Sehr lobend 7 Franken angehoben. wurde die währschafte Berner Platte Im Jahresbericht erwähnt Sandmeyer beschrieben. – Nicht so selbstverständ- den schönen Erfolg der Schweizeri- lich nach diesem dritten Kriegswinter. schen Landesausstellung in Zürich und Aber auch Gedanken an den Krieg um drückt auch seine grosse Besorgnis uns herum und unsere Dankbarkeit, über die eingetretenen Kriegsereignis- dass wir in Frieden zusammen kommen se aus. können, fanden Platz im GV-Protokoll. Dieses Jahr spielte die Kapelle «Elite» 1942 zu Unterhaltung und Tanz. «Dass etwas Besonderes los ist bei der Technikergilde Arbons, spürte man 1944 am heutigen Abend beim Betreten des An der Jubiläums – GV, 25 Jahre TGA gastlich geschmückten Stahelsaales, am 30. Mai nahmen 36 Mitglieder teil. wo sich zahlreiche Mitglieder mit ihren Für das zurücktretende Vorstandsmit- Frauen eingefunden haben.» Einlei- glied Arnold Elsener, Direktor Kanto- tende Worte des Aktuars in seinem nales EW, wird Willi Tanner gewählt. Protokoll der GV 1942 vom Samstag, Tanner ist langjähriger Betreuer der 7. März. Die GV wurde verbunden Patentschriftensammlung. Speziell mit einem Familienabend: Nach dem wurde an dieser GV der rege Besuch, Essen der geschäftliche Teil und auch von auswärts, dieser Dokumenta- dann wieder weiter mit der Kapelle tionen von Erfindungen erwähnt. Fritz & Freddy. Einen grossen Teil des Jahresberichts Nachdem der Präsident das schlim- widmete Präsident Sandmeyer der me Geschehen ausserhalb unserer Jubiläumsexkursion ins Wallis. Einige Grenzen kurz erwähnt, verweist er auf Auszüge: «… Nach dem bescheidenen die langsam durchdringende Erkennt- Nachtessen im Hotelschweizerhof nis, dass es nicht der Techniker ist, in Montreux war freier Ausgang. Die der seine Wissenschaft nicht meistert, einen begaben sich in die ‹Spielhöl- sondern die Wirtschaft die die Früchte le›, andere bequemten sich zu einem des technischen Schaffens nicht zu ge- Uferspaziergang, wieder andere ver- brauchen versteht. Es ist daher Pflicht gnügten sich in einem Tanzlokal, und des Technikers, sich neben seiner fast pünktlich um 22 Uhr waren wieder Facharbeit auch dem kulturellen Leben alle im Restaurant des Hotels besam- seines Volkes zu widmen. melt. Man stärkte sich an einer guten (Nebenbei: Die Schrift des Präsiden- Waadtländerwurst und trank den ziem- ten ist sehr schön als Gesamtbild, aber lich guten Wein. Der Hotelier glaubte leider im Detail fast nicht zu entziffern.) wahrscheinlich nicht, dass die in der
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA 30 / 88 Technik Beflissenen auch zu anderen Ordnung war, dass aber der Ruhesu- als kulinarischen Genüssen befähigt chende die Gebrauchsanweisung nicht seien, denn er bot uns zu unserer gelesen und sich zwischen Wolldecke Unterhaltung nichts. Ein ad hoc aus der und Federdecke geschoben hatte.» TGA gebasteltes Orchester sorgte für Nach diesen humorvollen Worten von musikalische Unterhaltung. Der Tanz Präsident Sandmeyer, wechselte er zu begann und als dann noch drei Damen einem Thema, das die ganze Welt be- aus dem Turnverein Montreux sich mit drückt, der Krieg und die Zukunft: uns Deutschschweizern anfreundeten, «... Die Welt steht im 6. Kriegsjahr. ging der Rummel erst los. Eine der im Sehnsüchtig sehen wir nach dem Frie- Mantel tanzenden schönen blonden den aus, wir mit vielen andern Millionen Turnerinnen wurde es allgemach zu Menschen. Wann wird uns der Friede warm bei den kühlen Ostschweizern, beschieden sein? Wie gestaltet sich sie entledigte sich des Mantels und ein unsere Zukunft? … Wohl sind unsere spontanes ‹Ah› bezeugte Bewunde- Industrien und das Gewerbe gerüstet rung für die tadellos modellierte Gen- am Wiederaufbau der zerstörten Werte ferseenixe.. Die Polizeistunde nahte und zu arbeiten, woher aber nehmen wir wir waren genötigt unser Arbeitsfeld ins die Rohstoffe? … Die Schweiz ist auf Hotel-Vestibül zu verlegen. Ein Berufs- Importe angewiesen … Insbesondere orchester wurde vom Hotelier endlich fehlt es uns auch an Energiespendern, requiriert. Von neuem entwickelte sich bleiben diese aus, so gehen wir einer ein Betrieb, den man den forschenden, Katastrophe entgegen… Möge der konstruierenden und betriebsleitenden Lenker der Geschicke uns auch in die- TGA-lern nicht zugetraut hätte. War es ser Beziehung zu Hilfe kommen, wie er 3 Uhr oder 4 Uhr als die letzten sich uns von der alles zerstörenden Kriegs- verzogen, der Berichterstatter weiss es furie verschont hat …» nicht mehr. Er weiss nur noch, dass er sich während den noch übrigbleiben- 1945 den Ruhestunden mit seiner Bettdecke Wichtige personelle Veränderung an auseinandersetzte, denn sie war zu der GV vom 7. April: W. Sandmeyer kurz, zog er sie hoch, so litten die Füs- tritt als Präsident und H. Ghilardi als se an Untertemperatur und umgekehrt Kassier zurück. Beide bleiben aber als der Oberkörper. Das Fluchen nützte Beisitzer weiter im Vorstand. Für den nichts, die Decke wurde trotzdem zurücktretenden Georg Wiget wird nicht länger. Bei Tagesanbruch be- Herr Schneider gewählt. gab er sich dann auf die Forschungs- Als neuen 5. Präsident wählt die Ver- reise, oder war es eine Analyse, item, sammlung Dr. Giovanni Vicari, Leiter das Ergebnis war eindeutig, der um Materialprüfung bei Saurer und als seine Ruhe kämpfende, Unausgeruhte neuen Kassier Willi Tanner, Lehrlings- entdeckte, dass das Bett durchaus in chef bei Saurer.
31 / 88 Es werden neue Statuten genehmigt, den vom Geiste eines Mannes beseelt ausgenommen der Artikel betreffend sein, der dafür kämpfte, dass das Auflösung des Vereins. Menschliche im Menschen gedeihe, dem Geiste Heinrich Pestalozzis.» Da die GV als Familienanlass geplant war, durften nach dem geschäftlichen Stamm jetzt im Restaurant Schäfli Teil die Damen erscheinen. (Der Chro- (Namensänderung: 1997 Restaurant nist: «Hatten sie wohl schön brav auf Altstadt) dem Bänkli vor der Tür gewartet.») Gemeinsam wurde dann der Imbiss Schwierigkeiten mit der Jahrmarkt- eingenommen und anschliessend exkursion (nachmittags frei), da im spielte die Kapelle Fritz & Guido zu Umkreis von Arbon bereits fast schon Tanz und Unterhaltung. «alles» besucht wurde. Der Besuch in der Karton- und Papierfabrik Bi- Monatsstamm: Erster Mittwoch des schofszell, war bereits eine Wiederho- Monats im Restaurant Eggmann lung. Der gute Wein bei den Exkursio- – «gut besucht – gemütlich und nen wurde in den Jahresberichten des fröhlich» Präsidenten Dr. Vicari immer wieder erwähnt. Mappe mit technischen Zeitschriften liegt im Rest. Eggmann auf. Leider hat Vortrag am 11. Februar 1946 über sich keiner dafür interessiert. die maschinelle Schneeräumung (mit Die ehemaligen Mitglieder der STV, Film). Sektion Arbon, die Herren Kellenber- ger, Sandmeyer, Schommer, Sury und Namhafte Spenden an die TGA von Würgler haben den Vermögensanteil AG Ad. Saurer, Kugellagerfabrik AG der Sektion der TGA überwiesen, und Paul König werden verdankt. Fr. 1’000.–. 1947 1946 Mondscheinfahrt am 28. Juni 1947 mit Zitat aus dem Jahresbericht des Damen nach Bad Uttwil zum Tanz mit neuen Präsidenten: «Meine Damen dem Motorschiff «ARBOR FELIX». und Herren, wir feiern heute die erste Generalversammlung nach langen Beteiligung am Vortrag «Angestellten- und bangen Jahren des furchtbarsten probleme» Geschehens unserer Weltgeschichte. – Organisatoren: Angestelltenvereini- Freuen auch wir uns der Waffenruhe, gung Saurer, KV Arbon und die TGA und hegen auch wir den sehnlichsten – Anwesend waren: Die 3 Präsidenten, Wunsch: Mögen die grossen Männer 3 Referenten aus St. Gallen, der Politik für den kommenden Frie- 4 Zuhörer und 6 Serviertöchter.
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA 32 / 88 Aus der neueren Zeit Dr. Hansueli Bruderer Nachkriegsjahre bis Mit der Presse hatte die TGA stets anfangs der 80er Jahre eine gute Zusammenarbeit. Es konnte ja Die Jahre nach 1945 waren von über interessante Besichtigungen, über fast kontinuierlichem wirtschaftlichem Vorträge von bedeutenden Referenten, Wachstum und steigendem Wohlstand die ihren Weg nach Arbon gefunden geprägt. Man konnte aus sicherer hatten, und nicht alltägliche Ausflüge Distanz das politische Weltgeschehen berichtet werden. Doch manchmal gab ausgiebig kommentieren. Die TGA es auch Amüsantes und ganz ohne Pat- dieser Jahre konzentrierte sich auf die zer ging es nicht. So bei einem Bericht Durchführung von Veranstaltungen: aus dem Jahr 1982 über einen gemein- Vorträge, Besichtigungen und Exkur- samen Vortrag der TGA und des SVTB sionen. Die Jahresberichte der TGA über Krebserkrankungen. Der damalige widmeten sich der Weltlage in kos- Präsident des SVTB wurde im Bericht mopolitischer Art, teils in akribischer kurzerhand zum Präsidenten der TGA Aufzeichnung der Geschehnisse. In gemacht: «Werner Salomon, Präsident den jährlichen Generalversammlungen der Technischen Gesellschaft, dankte besprach man anschliessend an den für das aktuelle Referat.» Jahresbericht das Programm für das Ein anderes Mal notierte ein leicht Folgejahr ausführlich, «in einer ge- verärgerter TGA-Präsident neben dem mächlich-sachlich geführten Gegen- Pressebericht über die GV der TGA: rede» wie es in einem Zeitungsbericht «1. Die Informationen sind ein Abbild hiess. In der Fassung der Statuten von von Presseberichten. Was macht die 1985 sind im Vereinszweck folgende Presse mehr als von Unglücksfällen zwei Anliegen nicht mehr enthalten: und Verbrechen zu berichten? 2. Der die Stellungnahmen zur Förderung Korrespondent hört nur was er will. beruflicher und wirtschaftlicher Inter- Von den vielen grossen Höhepunkten essen und zu technischen und ver- der Weltgeschichte hat er kein Wort kehrspolitischen Themen der Region. verstanden. Aber den ketzerischen Man hatte, wohl wegen fehlender Spruch eines Ingenieurs wohl!» Notwendigkeit, schon lange keine 1981 betitelte ein gut gelungener Stellungnahmen mehr abgegeben. Im Pressebericht den von rund 150 Per- Kapitel Zeitschiene 1919 – 2019 ist die sonen besuchten Vortrag des Raum- Entwicklung des Zwecks in den Statu- fahrtspezialisten und Fernsehkommen- ten der TGA von 1919, 1945, 1985 und tators Bruno Stanek mit «Als Tourist 2005 dargestellt. im Weltraum?».
33 / 88 Grossunternehmen erfasst, und Jahre später auch die Finanzbranche. Wie sollte es in der TGA in diesem schwie- rigen Umfeld weitergehen? Der Mit- gliederbestand stieg von 95 (Mitte 80er Jahre) auf über 125 (Mitte der 90er Jahre). Wie kam das? Die TGA stellte sich der Herausforderung und formu- lierte 1990 wohl erstmals Ziele, die den Zweck der Statuten ergänzen sollten: – Technologie-Raum am Bodensee fördern. – Ganzheitliches umweltbewusstes Denken unter den Technikern fördern. – Verständnis der Öffentlichkeit für moderne Technik und Technolo- gien fördern. – Erfahrungsaustausch und Dialog unter den Technikern verstärken, insbesondere mit jungen Techni- kern und Ingenieuren. Die 80er und Beginn Die TGA hatte – bedingt durch die der 90er Jahre (Aufbruch) Umstände – zum aktiven und, wie wir Die 80er Jahre waren in Arbon sehen werden, Projekt-orientierten durch die Aufgabe der Hauptgeschäfts- Denken und Handeln zurückgefunden! bereiche von Saurer geprägt, vom Die Presse nahm den Ball auf und es Ende des Nutzfahrzeug- und Webma- hiess dort, die TGA strebe «mehr Dyna- schinebereichs mit Schliessung der mik, junge Mitglieder» an. Giesserei. Viele TGA Mitglieder muss- ten sich umorientieren. Schon in den 1990 «Spirit of Biel» 70er Jahren hatte der Club of Rome Die Presse berichtete: «Dass es mit «Die Grenzen des Wachstums» nicht bei Worten allein bleiben soll, für grosses Aufsehen und Nachden- demonstriert der Präsident der TGA … ken insbesondere unter den jüngeren Er wurde persönlich Mitglied des Pat- Technikern gesorgt. Der durch die ronatskomitees ‹World Solar Challen- Informationstechnologie und Elektronik ge 90›. Die Mitgliedschaften unterstüt- ausgelöste Innovationsschub und die zen das Projekt der Ingenieurschule damit verbundenen Turbulenzen hatten Biel, die sich auf dem Gebiet der Saurer und bald andere industrielle Solartechnik besonders auszeichnet.
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA 34 / 88 Mit dem leistungsfähigen «Spirit of Biel II» wird die Ingenieurschule Biel erneut dabei sein» am legendären 3500 km langen Rennen durch den australischen Kontinent. Das kleine Modell des «Spirit of Biel» erfreute allenthalben und fuhr bei Sonnen- licht unverzüglich los. Die TGA war bereits in den 60er Jahren Mitglied des Fördervereins des Technoramas, heute «Swiss Science Center», Win- terthur und 1988 Mitglied des Vereins Internationales Schifffahrtsmuseum Bregenz, welcher Eigner der Hohent wiel ist, geworden. Modell des Spirit of Biel II 1991 Erstes Engagement für OCS Am 18. April 1991, kurz nach der GV, hat die TGA einen Brief an den Präsidenten des Saurer Oldtimerclubs mit der Zusage der Unterstützung zum Erhalt von Zeitzeugen von Saurer und zur Findung eines Raumes zu deren Unterbringung in Arbon gesandt. Die TGA wollte ein klares Zeichen setzen und überwies deshalb dem OCS einen Startbeitrag an das spätere Museum von 1000 Franken. Zudem erwähnte der Brief, dass die TGA zu weiteren Unterstützungsmassnahmen Brief 18.4.1991 OCS bereit sei.
35 / 88 Am Tag darauf, am 19. April 1991 treffend Überprüfung der Thurgauer schrieb die TGA einen unmissver- Berufsschulorganisation vom ständlichen Brief an den damaligen 23. Dezember 1991» an den Regie- Gemeindeammann mit dem Ersuchen rungsrat. Damit begann der engagier- der Freigabe des unteren Schädler te und langjährige Kampf zusammen Areales für ein schrittweise zu gestal- mit der AVA für den Erhalt der tech- tendes Saurer Museum und legte eine nischen Berufsschule in Arbon. In Kopie des Briefes an den OCS vom diesem Kontext war auch der Lehr- 18. April 1991 bei. Zusätzliche Über- lingspreis der TGA, ein Ballonflug, der zeugungsarbeit führte schliesslich dazu, von 1996 – 2010 ausgerichtet wurde, dass der OCS am 1. Dezember 1991 zu verstehen. einen Mietvertrag für den Unteren Schädler mit der Gemeinde unterschrei- ben konnte. Damit war der Grundstein für das heutige Saurer Museum gelegt! 1992 High Tech und Beginn des Engagements für die Berufsschule Arbon «High Tech und Kultur vereint» betitelte der Berichterstatter den Zeitungsbericht über die zweitägige Studienreise der TGA zu Dornier München. Weiter hiess es «Wäh- rend die Damen über die noch junge Medizinaltechnik (Nieren- und Gallen- steinzertrümmerer) orientiert wurden, traten die Herren mit den neuen Bau- weisen in faserverstärktem Kunststoff Mit dem Ballon die Welt in Kontakt … In den beiden High-Tech von oben sehen Gebieten steckt eine tiefe Fachkennt- nis von Werkstoffen, Berechnungs- 1993 Raumschiff Erde methoden, physikalischen Prozessen.» An der GV der TGA stellte der Der kulturelle Höhepunkt war der Präsident die Frage «Raumschiff Erde Besuch des Schlosses Nymphenburg – wohin?» in den Raum: nach der Führung in der Stadt. – Rezession prägt Mitteleuropa Am 25. Mai 1992 verfasste die und auch unsere Region TGA nach intensiver Diskussion des – Die Umweltdiskussion hat mit Themas an der vorangehenden GV dem Gipfel in Rio de Janeiro eine «Stellungnahme zum Bericht be- einen Höhepunkt erreicht
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