100 Jahre TGA Jubiläumsschrift 1919 2019 - Technische Gesellschaft Arbon

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100 Jahre TGA Jubiläumsschrift 1919 2019 - Technische Gesellschaft Arbon
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100 Jahre TGA
Jubiläumsschrift
1919 – 2019
100 Jahre TGA Jubiläumsschrift 1919 2019 - Technische Gesellschaft Arbon
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www.tga.ch

Organisationskommitee 100 Jahre TGA
– Arthur Stark
– Georg Hefti
– Fredy Neuber
– Armin Kneubühler
– Werner Beer
– Dr. Hansueli Bruderer

Deckblatt:
oben: Konstruktionsbüro Saurer um 1919
unten: Motorenprüfstand FPT Motorenforschung AG 2018
100 Jahre TGA Jubiläumsschrift 1919 2019 - Technische Gesellschaft Arbon
Inhaltsverzeichnis

04   Vorwort des Präsidenten
06   Jubiläumsanlässe 2019
     – Programm Gründungsfeierlichkeiten 22. Januar 2019
     – Festprogramm 100 Jahre TGA 11. Mai 2019

08   Grussworte
12   Gründungsakt 1919
16   Historisches Umfeld zur Gründungszeit
18   Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA
     – Aus der Frühzeit
     – Aus der neueren Zeit

42   Prägende Personen der TGA 1919 – 2019
44   Zeitschiene 1919 – 2019
     – Technisches Umfeld der letzten 100 Jahre
     – Themenfelder der Anlässe
     – Entwicklung von Arbon und der TGA Mitglieder
     – Entwicklung des Zwecks in den Statuten der TGA

54   Aktivitäten der TGA 1919 – 2019
     – Jahresexkursionen
     – Vorträge
     – Besondere Anlässe und Projekte

76   Das Selbstverständnis der TGA im Wandel der Zeit
78   Ausblick
81   Dank an Sponsoren und Inserenten
82   Anzeigen
100 Jahre TGA Jubiläumsschrift 1919 2019 - Technische Gesellschaft Arbon
Vorwort des Präsidenten                                                  04 / 88

100 Jahre Technische Gesellschaft Arbon

Liebe Leserinnen und Leser dieser Jubiläumsschrift,
Liebe TGA-Mitglieder

                           Am 21. Janu-       Nur weil sich viele TGA-Mitglieder
                      ar 1919 wurde       immer wieder aktiv für den Verein und
                      die Technischen     deren Ziele eingesetzt haben, besteht
                      Gesellschaft        und prosperiert die TGA noch heute.
                      Arbon, also vor     An dieser Stelle bedanke ich mich bei
                      100 Jahren,         allen, welche Zeit und Engagement
                      gegründet. Dies     für die TGA aufgewendet und zu de-
                      ist sicherlich      ren Bestand beigetragen haben.
                      ein besonderer
                      Anlass. Beson-           In diesen 100 Jahren hat die
ders für mich ist, dass beide meiner      Technik riesige Veränderungen be-
mittlerweile verstorbenen Eltern, Jahr-   wirkt. Es sind die grössten Verände-
gang 1919 hatten, der Vater wurde         rungen, welche unsere Industrie und
drei Tage nach der TGA-Gründung           Gesellschaft in der ganzen Mensch-
geboren. Ich bin stolz, in diesem Jubi-   heitsgeschichte erlebt hat. Denken
läumsjahr, Präsident der TGA sein zu      wir nur an die Fahrzeugentwicklung,
dürfen.                                   die Textilindustrie, die Eisenbahn-,
                                          die Rundfunk- und TV-Technik, die
    Ein solches Vereinsjubiläum ist       Luft- und Raumfahrt. Ich habe 1973
nur möglich, weil sich immer wieder       Informatik studiert als es diese Stu-
Vereins- und Vorstandsmitglieder          dienrichtung überhaupt das erste Mal
in all den Jahren, für den Bestand        gab. Wir haben mit Lochkarten, dann
des Vereins eingesetzt haben. Be-         Magnetdatenbändern, später mit den
sonders die Jahre des 2. Weltkrie-        ersten IBM-PC’s mit Floppy-Disk
ges waren eine Bewährungsprobe.           gearbeitet. Die Leistung der Compu-
Viele TGA-Vorstände und Mitglieder        ter jener Zeit werden von heutigen
wurden in den Aktivdienst eingezo-        Handy’s bei weitem übertroffen. Da-
gen. Es ist klar, dass diese Zeit für     mals hiess es immer wieder, dass die
die TGA nicht einfach war. Doch hat       Packungsdichte der Halbleiterschalt-
diese dank dem Einsatz der wenigen        kreise rein physikalisch nicht mehr
hiergebliebenen Mitgliedern, diese        übertroffen werden kann. Die Realität
schwere Zeit überstehen können.           lehrte uns etwas anderes. Der erste
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Zentralcomputer der Iveco Motoren-          Die Entwicklung der Technik geht
forschung hatte eine Systemfestplatte   weiter, ob wir wollen oder nicht. Die
mit 10 Mega- und eine Datenfestplat-    TGA setzt sich auch weiter durch
te mit 30 Megabyte, 1982 gigantisch.    Vorträge, Abend- und Jahresexkursio-
Heutige Smartphones verfügen über       nen dafür ein, dass deren Mitglieder
30 Gigabytes, dies sind mehr als        den Anschluss an neue Entwicklun-
1000 mal mehr Speicher. Damals          gen nicht verpassen und auf dem
wäre digitale Fotografie nicht mög-     neusten technischen Stand bleiben.
lich gewesen, heute ist die analoge     Dies ist Gewähr, dass die TGA auch
Fotografie mit Negativfilm praktisch    weiter lebt.
verschwunden.                                                         Arthur Strak
                                                                Präsident der TGA

                                              CERN, im Teilchenbeschleuniger LHC
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Gründungsfeierlichkeiten
22. Januar 2019
Schloss Arbon                                                      Schloss Arbon

17.00 Uhr                                18.25 Uhr
Beginn der Jubiläumsfeier im             Streiflichter aus der Gründungszeit
Landenbergsaal mit muskalischer          der TGA (Werner Beer)
Einleitung
                                         18.45 Uhr
17.10 Uhr                                Musikalisches Zwischenspiel
Grussworte
– Begrüssung durch den                  19.00 Uhr
  TGA-Präsidenten Arthur Stark           Streiflichter aus der neueren
– Ansprache von Regierungsrat           Vergangenheit der TGA
  Walter Schönholzer                     (Dr. Hansueli Bruderer)
– Ansprache von Stadtpräsident
  Arbon Andreas Balg                     19.20 Uhr
– Ansprache von CEO der                Projekte der TGA
  EKT-Gruppe Jolanda Eichenberger        (Dr. Hansueli Bruderer)
– Ansprache von Präsident
  der AVA Region Arbon                   19.40 Uhr
  Dennis Reichardt                       Ausblick TGA und Verabschiedung
                                         (A. Stark)
18.00 Uhr
Musikalisches Zwischenspiel              19.50 Uhr
                                         Musikalischer Abschluss
18.10 Uhr
Bericht von Hans Geisser über die        20.00 Uhr
wirtschaftlichen und sozialen Verhält-   Apéro riche
nisse zur Zeit der TGA-Gründung
                                         21.30 Uhr
                                         Ende der Veranstaltung
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Jubiläumsfest
11. Mai 2019
Hohentwiel, Hotel Bad Horn                                Hohentwiel

13.30 Uhr                      18.30 Uhr
Rundfahrt auf der Hohentwiel   Begrüssung der Mitglieder und
ab Arbon Hafen mit             Gäste durch den Präsidenten
«Dixie Jazz Connection»        der TGA

13.35 Uhr                      19.00 Uhr
Empfang auf dem Schiff         Vorspeise (Buffet)
(ein Cüpli pro Person bei      (Getränke auf Kosten der Teilnehmer)
Be­grüssung)
                               19.30 Uhr
15.00 Uhr                      kurze Ansprachen von
Kaffee und Kuchen              geladenen Gästen und Sponsoren

16.30 Uhr                      20.00 Uhr
Ankunft Bad Horn               Hauptgang (serviert)

17.00 Uhr                      21.00 Uhr
Apéro                          Reminiszenzen aus 100 Jahren TGA
                               Werner Beer und
18.00 Uhr                      Dr. Hansueli Bruderer
Bezug der Plätze im Festsaal
und Blick über den See         22.00 Uhr
(mit Getränkebestellung auf    Dessertbuffet (danach Tanzmusik)
Kosten der Teilnehmer)
                               Ab 23.00 Uhr
                               Rückfahrt nach Arbon mit
                               SAURER-Oldtimer-Bus
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Grussworte                                                                     08 / 88

Grussbotschaft von Regierungsrat
Walter Schönholzer

                       Wenn es die          «Ich weiss nicht, ob es besser wird,
                       TGA nicht schon      wenn es anders wird. Aber es muss
                       gäbe, müsste         anders werden, wenn es besser wer-
                       sie wohl drin-       den soll.»
                       gend erfunden
                       werden. Doch              Der TGA ist es all die Jahre hin-
                       es gibt sie zum      durch gelungen, technisch interessier-
                       Glück schon seit     ten Menschen aus Arbon und Um-
                       100 Jahren.          gebung eine Basis zu bieten für den
                                            Wissenstransfer, die Weiterbildung, den
     Die Beweggründe, die vor 100 Jah-      Gedankenaustausch und die Pflege
ren zur Gründung der Technischen Ge-        der Freundschaft. Ihr Ziel ist lobens-
sellschaft Arbon führten, gelten heute      wert, denn Sie streben Maschinen mit
genauso wie im Jahr 1919. Bewusst           minimalem Energieverbrauch, höchster
stellten sich damals wissenshungrige        Produktionseffizienz und wegweisender
und zukunftsorientierte Techniker den       Ergonomie an. Dass moderne technolo-
Herausforderungen der Industrialisie-       gische Errungenschaften wie intelligent
rung. Während damals die grossen, lau-      verknüpfte Daten, selbstoptimierende
ten Maschinen vielen Menschen Angst         Systeme oder clevere Qualitätskontrol-
bereiteten, insbesondere auch Angst         len integriert werden, ist für Sie selbst-
vor dem Verlust des Arbeitsplatzes, rüs-    verständlich. Ganz nach dem Motto:
teten sich andere für den Wandel in der     Den Mutigen gehört die Welt!
Arbeitswelt. Die Situation von damals
hat gewisse Parallelen zu heute. Die             Ich gratuliere Ihnen zu diesem Mut
Digitalisierung und die rasanten techno-    und danke Ihnen für Ihr Herzblut und
logischen Fortschritte fordern einerseits   Ihr langjähriges Engagement zuguns-
die Unternehmungen heraus; anderer-         ten einer zukunftsweisenden, innovati-
seits bestehen in unserer Gesellschaft      ven Technologiewelt in und um Arbon.
Ängste und Verunsicherungen, wohin          Zum 100-Jahr-Jubiläum wünsche ich
die Roboter- und Sensortechnik oder         der TGA im Namen des Regierungs-
künstliche Intelligenzen führen mögen.      rates weiterhin viel Energie, Freude
Und so hat das Zitat von Georg Chris-       und Erfolg.
toph Lichtenberg (1742 –1799) auch                                   Walter Schönholzer
heute noch seine Gültigkeit:                                              Regierungsrat
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Grussbotschaft von Stadtpräsident
Andreas Balg

                      Im Jahr 2019        denen die Teilnehmenden Unter-
                      kann die Tech-      nehmen in der Region kennenlernen
                      nische Gesell-      können, andererseits auch ein- oder
                      schaft Arbon        mehrtägige Exkursionen – ins In- und
                      (TGA) auf ihr       auch ins Ausland. Vorträge zu mannig-
                      100-jähriges        faltigen technischen Themen runden
                      Bestehen            das Angebot ab. Dass bei all diesen
                      zurückblicken.      Aktivitäten auch der kameradschaft-
                      Sie tut dies        liche Aspekt nicht zu kurz kommt, liegt
                      unter anderem       auf der Hand.
mit der vorliegenden Festschrift. Das
100-Jahr-Jubiläum markiert einen               Doch profitieren nicht nur die Ver-
bedeutenden Meilenstein in der            einsmitglieder vom Wirken der Tech-
Geschichte des Vereins. Es ist Beleg      nischen Gesellschaft Arbon. Der Be-
dafür, dass die rasante technische        such von TGA-Veranstaltungen steht
Entwicklung auch heute begeistert,        nämlich auch Nicht-Mitgliedern offen.
dass sie nichts von ihrer Faszination     Und so leistet die TGA mit ihrem
eingebüsst hat.                           vielfältigen und attraktiven Programm
                                          Jahr für Jahr einen bemerkenswerten
    Im Frühjahr 1919 wurde die TGA        Beitrag, das Interesse an technischen
gegründet mit dem Ziel, ihren Mit-        Entwicklungen anzufachen und den
gliedern technische Themen näher-         Aufbau von technischem Know-how
zubringen, den Erfahrungsaustausch        zu fördern.
zu unterstützen und insgesamt ein
ganzheitliches und auch ökologisches          Mein herzlicher Dank gebührt
Denken zu fördern. Dass sich ein          allen, die sich in der und für die TGA
Verein wie die TGA ausgerechnet in        engagieren. Für die Zukunft des
Arbon formierte, ist selbstverständlich   Vereins wünsche ich dem Vorstand,
kein Zufall. Immerhin schrieb die Fir-    allen Mitgliedern und den zahlreichen
ma Saurer hier ein wichtiges Kapitel      Freundinnen und Freunden der TGA
Ostschweizer Industriegeschichte.         nur das Beste.
                                                                       Andreas Balg
    Zum Angebot der TGA gehören                                       Stadtpräsident
einerseits Abendexkursionen, an
100 Jahre TGA Jubiläumsschrift 1919 2019 - Technische Gesellschaft Arbon
Grussworte                                                                 10 / 88

Grussbotschaft von Präsident der AVA Region Arbon
Dennis Reichardt

                          Im Namen           Im Namen der AVA Region Arbon
                      der Arbeitge-     danke ich der TGA für ihren wertvol-
                      bervereinigung    len Informationsbeitrag und wünsche
                      Region Arbon      dem Vorstand und allen Mitgliedern
                      gratuliere ich    viel Erfolg und Energie für die kom-
                      der Technischen   menden 100 Jahre.
                      Gesellschaft                                 Dennis Reichardt
                      Arbon (TGA)                   Präsident der AVA Region Arbon
                      ganz herz-
                      lich zu ihrem
100-jährigen Bestehen. In einer sich
technologisch rasant entwickelnden
Gesellschaft ist die Vernetzung und
Zusammenarbeit von sehr grosser
Bedeutung. Die TGA nimmt daher
eine wichtige Funktion in der Region
Arbon ein. Insbesondere schätzen
wir, dass nebst der Technologie auch
der Umweltgedanke in den Aktivitä-
ten Platz findet.

    Als Arbeitgebervereinigung liegt
es uns am Herzen, dass dem Nach-
wuchs im Fachkräftebereich und
speziell im technischen Bereich
Sorge getragen wird. Daher ist ins-
besondere das Ziel der TGA, das
Interesse der Jugend an der Technik
zu wecken sehr zu begrüssen.
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Grussbotschaft von CEO EKT-Gruppe
Jolanda Eichenberger

                            Im Namen      Netze zentral zu steuern, zu über-
                       der EKT gra-       wachen und neue Geschäftsfelder zu
                       tuliere ich der    erschliessen. Auch in Zukunft wird
                       Technischen        sich die Strom- und Energiebranche
                       Gesellschaft       massgeblich verändern:
                       Arbon (TGA)            Die neuen erneuerbaren Ener-
                       ganz herzlich zu   gien speisen immer mehr Strom ins
                       ihrem 100-jähri-   Netz ein, die dezentralen Speicher
                       gen Bestehen.      nehmen mit dem Anteil des Eigen-
                       Ein Verein,        verbrauchs zu und die Energienetze
welcher ein Jahrhundert überdauert,       wachsen enger zusammen.
geht mit der Zeit und entwickelt sich     Wir freuen uns, wenn die TGA uns
stetig weiter. Die TGA gewährt ihren      bei diesen Entwicklungen begleitet.
Mitgliedern nicht nur einen Einblick in
verschiedene Firmen und Organisa-             Im Namen der EKT danke ich
tionen, sie informiert die Bevölkerung    der TGA für ihren wertvollen Infor-
im Thurgau auch laufend an öffentli-      mationsbeitrag und wünsche dem
chen Vorträgen und Informationsver-       Vorstand und allen Mitgliedern viel
anstaltungen über technische und          Erfolg und Energie für die kommen-
technologische Entwicklungen.             den 100 Jahre.
                                                              Jolanda Eichenberger
    Solche Entwicklungen sind auch                               CEO EKT-Gruppe
für die EKT wichtig, um mit dem
Strom der Zeit zu gehen. Der tech-
nische Fortschritt erlaubt es, auf
immer mehr natürliche Ressourcen
für die Stromerzeugung zurückzugrei-
fen. Und mit dem digitalen Wandel
haben wir die Möglichkeit, unsere
Gründungsakt 1919                                          12 / 88

Konstituierende Versammlung der TGA vom
21. Januar 1919

39 Herren erklären den Beitritt zur TGA

Erster Vorstand

   Präsident, A. Elsener
   Kassier. Hans Ghilardi
   Aktuar, P. Brack
   H. Vogt
   H. Sigel
   F. Sommer
   R. Schommer

Erste weitere Mitglieder

   E. Stoll, Ehrenmitglied, gest. 1968
   Georges Wiget, Obering. Saurer, gest. 30. Januar 1964
   Ernst Sury, gest. 5. Februar 1963
   Emil Widmer, gest. 24. April 1966
   Dr. Walter Wyss, Chef von Dr. Vicari, gest. 1966
   Adolf Kuhn, gest. 22. März 1968
   Eugen Kugler, gest. 1968
   Robert Kellenberger, Saurer Giessereichef, gest. 1957
   Dr. Moritz Meyer, Passivmitglied, gest. 1968
   Jean Lässker, sen.
   Francesco Pfyffer
   A. Hunkenmöller, Ingenieur
   A. Kuhn, Architekt
   A. Fitz, Techniker
   K. Marx, Techniker
   O. Ganahl, Baumeister
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Protokoll vom 21. Januar 1919
Gründungsakt 1919                         14 / 88

                    Protokoll vom 21. Januar 1919
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Historisches Umfeld zur Gründungszeit                                           16 / 88

Arboner Alltag
Licht und Schatten vor 100 Jahren
Hans Geisser

                        Aus dem                Katastrophe, die sich auch in unserem
                    «Oberthurgau-              Land wie einst die Pest ausbreitet.
                    er» am 23. Janu-           Die Schulen werden geschlossen,
                    ar 1919: «Loka-            Versammlungen und Gottesdienste
                    les. Wie man               verboten, im Rebenschulhaus und
                    hört hat sich die          Turnhalle ein Spital für hunderte
                    Sektion Arbon              Grippekranke eingerichtet. Lebens-
                    des S. T. B. in            mittelmangel, Teuerung, Arbeitslosig-
                    eine Grosse                keit und Wohnungsnot eskalieren im
                    Technische Ge-             landesweiten Generalstreik.
sellschaft Arbon umgewandelt.»
                                                   Der Niedergang der Stickerei-
                                               Industrie trifft auch die Maschinen-
                                               fabriken. So hat Saurer nach den
                                               erfolgreichen Kriegsjahren gut
                                               2’900 Mitarbeitende; im Jahr 1921
                                               sind es nur noch 900.
              Original des Zeitungsberichtes
                                                   Viele Arbeiterfamilien haben drü-
    Damalige Ereignisse in der gros-           ckende Existenzsorgen. Der Wahlsieg
sen Welt, in Kanton und Land werfen            der Sozialdemokraten leitet 1922 die
ihre Schatten auch auf die Industrie-          Jahrzehnte der politischen Hahnen-
stadt Arbon, auf ihre Gesellschaft,            kämpfe im «Roten Arbon» ein. Der
Wirtschaft, Politik und Kultur. Sie            Aufbau der sozialen Wohlfahrt be-
wecken Erinnerungen an den Alltag              herrscht die Lokalpolitik während Jah-
unserer Vorfahren, auch in der TGA.            ren, auch in beiden Kirchgemeinden:
Ein paar Mosaiksteine mögen die                Finanzielle Nothilfe, Lebensmittelab-
turbulenten Jahre zur Zeit der Vereins-        gabe, Suppenküchen für Arbeitslose,
gründung widerspiegeln.                        Arbeitslosenkasse.

    Nach vier Jahren Weltkrieg                    Bei Notstandsarbeiten wie Hafen-
schweigen seit November 1918 die               bau, Quaianlagen, Bachsanierun-
Waffen. Gleichzeitig folgt mit der Spa-        gen, Strassenbau finden arbeitslose
nischen Grippe die nächste weltweite           Fabrikarbeiter Beschäftigung und
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einen bescheidenen Lohnersatz. Dank       Tourismusangebot mit zwei grossen
Gratis-Bauplatz und einer Spende von      Theater- und Konzertsälen, drei Kinos,
je 75’000 Franken von Adolph Saurer       hundert Wirtschaften, sechs namhaf-
an beide Kirchgemeinden können            ten Hotels. Die Arboner lassen sich
die Evangelischen ihre eigene Kirche      ihre Lebensfreude nicht nehmen, trotz
bauen.                                    allem.
                                                                     Hans Geisser
    Erstaunlich bleibt das ungebro-
chen rege Vereinsleben in schwieriger
Zeit, sei es in Sport, Kultur oder Wei-
terbildung, ebenso das Freizeit- und
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA                             18 / 88

Aus der Frühzeit
Werner Beer, Archivar der TGA

1919                                       Ausserordentliche Generalver­
Konstituierende Versammlung                sammlung vom 25. Februar 1919.
der TGA am 21. Januar 1919:
Dr. W. Wyss, Direktor A. Elsener,          In einem Vertrag mit der Sektion
P. Brack, H. Sigel, F. Sommer,             Arbon des STV wurde vereinbart, dass
H. Ghilardi, H. Vogt werden zum            alle lokalen Veranstaltungen der TGA
1. Vorstand gewählt. Dr. Wyss wird         überlassen werden.
zum Präsidenten gewählt, er lehnt
aber die Wahl ab. 39 Herren erklären       Da Dr. Wyss die Wahl zum Präsiden-
den Beitritt in die TGA.                   ten nicht angenommen hat, wurde nun
                                           der Direktor des Kantonalen Elektrizi-
Grund zur Gründung einer TGA.:             tätswerks A. Elsener zum Präsidenten
– Abspaltung vom STV (Schweiz.            gewählt. (Er wünscht nur ein Jahr
  Technischer Verein) weil zu viele        dieses Amt zu bekleiden). Anstelle von
  Arbeitgeber dabei.                       Dr. Wyss wird R. Schommer in den
– Der STV hat noch nie genügend           Vorstand gewählt.
  Arbeitnehmer vor der Willkür der
  Arbeitgeber geschützt.                   Die Statuten wurden genehmigt. Der
– Entgegen dem bisherigen Techniker-      Jahresbeitrag auf 7 Franken festgelegt.
  kastengeist sollen nicht nur Studierte
  in die TGA aufgenommen werden,           Weitere Entscheide:
  sondern auch andere technische           – Monatsversammlung jeden ersten
  Berufskollegen. Es käme im Leben           Dienstag im Monat.
  nicht nur auf die besuchten Schulen      – Freie Zusammenkunft jeden Diens-
  an, sondern auf die wirklichen Leis-       tagabend in der Krone
  tungen.                                  – Vortrag über die Einführung einer
                                             Patentschriftensammlung von
Es wird beschlossen, der 7 gliederige        F. Sommer am 23. März 1919
Vorstand soll Zweck und Bestand in         – Besichtigung des Kohlenbergwerks
Statuten festlegen, dass möglichst           Mörschwil am 15. März 1919
breite Kreise von verschiedenen
technischen Berufsgruppen der TGA          Kohlenbergwerk in Mörschwil. 40 Teil-
angehören können.                          nehmer, die Mehrzahl mit einem
                                           Omnibus der gerade seine Probefahrt
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machte, ein Teil mit dem Velo, andere     Die Exkursion an Allerheiligen nach
zu Fuss. Der Ingenieur des Bergwerks      Oberach war nur möglich, weil in
meinte es gäbe hier nur ein Dreck-        Arbon Feiertag war, im restlichen
loch zu sehen. 120 Arbeiter, meist        Thurgau aber gearbeitet wurde.
Italiener, arbeiten hier. Die abbaubare
Schieferkohleschicht variiert zwischen    1921
0,5 bis 1 Meter. Die schwere Arbeit       Die TGA beantragt bei der Ortsverwal-
wird liegend verrichtet. Zurück nach      tung, das Molo so zu verbreitern, dass
Arbon zu Fuss über die Glinzburg wo       Boote daran anlegen können.
noch eingekehrt wurde.
                                          17. Februar, Ausstellung der pämierten
Beim Vortrag über Verkehrsfragen          Projekte der Hochrheinschifffahrt
werden die aktuellen Probleme und         bis zum Bodensee in der Promenaden
Ideen der Arboner Verkehrskommis-         Turnhalle. Es musste dazu extra eine
sion erläutert: Tramverbindung Ar-        elektrische Leitung mit 3 Lampen in die
bon – St. Gallen, Doppelspur Romans-      Turnhalle verlegt werden.
horn – Rorschach, Seeuferverbauung,
auf die Beanspruchung einer Flugsta-      1922
tion wird zugunsten von Romanshorn        Im Jahresbericht erwähnt der Präsident
oder Rorschach verzichtet.                die sehr schlechte Wirtschaftslage
                                          infolge der Exportunmöglichkeit. Die
1920                                      Industrien sind gezwungen Arbeiter und
H. Sigel wird an der Generalversamm-      Angestellte zu entlassen und die Löhne
lung zum 2. Präsidenten gewählt. Direk-   zu kürzen.
tor Elsener bleibt im Vorstand.           Starker Mitgliederschwund der TGA
                                          wegen Wegzug aus Arbon.
Adolph Saurer hat als beitragendes Mit-
glied einen Jahresbeitrag von 100 Fran-   Um mehr Mitglieder an die GV zu
ken zugesagt.                             «locken» beschliesst der Vorstand ein
Leistungsvergleich anlässlich der         Wurstmahl aus der Kasse zu offerieren.
Exkursion nach Eglisau:
Leistung Kraftwerk: 42’000 PS-Leis-       Die GV beschliesst, dass die TGA aus
tungsbedarf Kanton Thurgau: 7’000 PS      dem Angestelltenkartell austreten soll.

Der Car nach Eglisau wurde von            Jahresbeitrag von Saurer: 100 Franken
Saurer zur Verfügung gestellt –           Die TGA gewährt den Mitgliedern der
Abfahrt Sonntag 5 Uhr.                    Erfinder- und Produktivgenossenschaft
Tod von Adolph Saurer, er hinterlässt     Arbon (mehrheitlich Arbeitslose) den
der TGA testamentarisch 1’000 Fran-       unentgeltlichen Besuch der Patent-
ken.                                      schriftenstelle.
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA                           20 / 88

Nach nur 7 Anmeldungen für die Ex-       Zwei Mitglieder, R. Schommer und
kursion nach Bischofszell, wurde von     Dr. Wyss werden in die Gewerbeschul-
der Caralpin ein Inserat aufgegeben,     kommission delegiert.
dass noch Gelegenheit zum Mitfah-        17. Mai 1923, Gemeinsame Sitzung
ren bestehe. Es fuhren dann auch         von Mitgliedern des KV, WV und der
8 TGA-Mitglieder und 8 Gäste über        TGA mit der gesamten Streikkommissi-
Roggwil nach Bischofszell. «Leider war   on. Hauptthema «Streikbrecherarbeit».
die Fahrt nicht von schönem Wetter       Die Angestellten verrichten im Auftrag
begünstigt, sodass wir ohne aufge-       der Geschäftsleitung der Firma Saurer
klapptes Verdeck fahren mussten und      Dienstleistungen in den Werkstätten.
wir die Landschaft gegen Bischofszell    Die Angestellten möchten eine Vermitt-
nicht in vollem Masse geniessen konn-    lung mit der Geschäftsleitung herbei-
ten.» Es wurde dann in Bischofszell so   führen. Die Arbeiter wollen aber nicht,
gemütlich dass die Abfahrt des Cars      da die Positionen der Geschäftsleitung
zweimal verschoben werden musste.        und der Arbeiter zu weit auseinander
Die Fahrt ging dann über Amriswil, wo    stünden.
nochmals eingekehrt wurde, heim nach
Arbon.                                   Die zwei geplanten Exkursionen:
                                         Gewerbe-, Industrie- und Landwirt-
1923                                     schaftsausstellung in Berneck und zum
An der GV vom 24. Januar 1923 wird       Wäggitalwerk konnten wegen zu wenig
Robert Schommer zum 3. Präsidenten       Anmeldungen nicht durchgeführt
gewählt.                                 werden.

BBC- und Sulzer-Mitteilungen werden      Der von der TGA organisierte Experi-
uns gratis zugestellt und der Lese-      mentalvortrag über drahtlose Telepho-
mappe beigelegt.                         nie im Hotel Bär, am 30. Oktober 1923
Anlässlich der Monatsversammlung         war ein grosser Erfolg, nahmen doch
vom 2. Mai 1923 Besuch der Kugel-        daran mehr als 600 Personen teil.
lagerfabrik Arbon. Ausser den Kugeln     Unter anderen Darbietungen konnte ein
werden alle Teile hier im Werk Arbon     flottes Konzert vom Eiffelturm in Paris
hergestellt, erklärt Herr Saurer per-    gehört werden.
sönlich.
11. Mai 1923, Sitzung der Streikkom-     1924
mission und Vertreter des KV, WV         An der GV vom 22. Januar 1924 er-
und der TGA. Die TGA erklärt, sich       wähnt der Präsident in seinem Jahres-
aus dieser Angelegenheit herauszu-       bericht vor allem die wirtschaftliche
halten und nahm an der Diskussion        Krise, unter welcher unsere Techniker
nicht teil.                              mit Lohnkürzungen und Entlassungen
                                         zu leiden haben.
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Brief AD Astra-Aero von Walter Mittelholzer
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA                             22 / 88

Aufgrund einer schriftlichen Umfrage       1925
bei den Mitgliedern wird die Zeit-         Reduktion der Vorstandsmitglieder
schriftenmappe abgeschafft.                von 7 auf 5. Entscheidung der GV
                                           vom 13. Januar 1925 an der 17 Mit-
Die Beschaffung der Pässe und Aus-         glieder teilnahmen. Ebenfalls an der
weise für die Exkursion nach Fried-        GV wurde ein Vertreter der TGA in
richshafen war sehr aufwendig. Bei         die grosse Verkehrskommission und
einem Halt in Meersburg hiess es,          einer in die Gewerbeschulkommission
der Pass laute nur auf Friedrichsha-       gewählt.
fen. «Man liess aber mit sich reden;       Die Exkursion zu den Eisen- und
dass nur nichts vorkommt!», wurde          Stahlwerken vorm. Georg Fischer
uns von der Obrigkeit ans Herz ge-         nach Schaffhausen wird im Protokoll
legt.                                      als Höhepunkt bezeichnet:
                                           – «Schöne Fahrt in flottem Tempo mit
Innerhalb der TGA wird eine Radio-           Car alpin ohne Halt nach Schaffhau-
Sektion gegründet. (1. Sitzung am            sen in 3 Stunden!»
19. August 1924) Zweck: Gedanken-          – «Sehr interessante Besichtigungen
austausch der Radiofreunde und               in allen Werken.»
gegenseitige Unterstützung beim Bau        – «Bankett im Hotel Bahnhof, offeriert
eines Radioapparates.                        von ‹GF›.»
                                           – «Gemütliche Aufenthalte in Stamm-
Der Präsident möchte an der GV               heim mit Unterhaltung und Gesang
einen Antrag betr. Auflösung der TGA         und in Weinfelden.»
stellen. Grund: Der völlige Mangel         – «Der gute Wein an allen Orten!»
an Interesse zu den vom Vorstand           Für den Vortrag «Mein Persien Flug»
vorgesehenen Veranstaltungen. Zitat        von Walter Mittelholzer wurde wacker
aus dem Jahresbericht: «Es ist direkt      geworben, 50 Plakate wurden ge-
beschämend, wenn es wiederholt             druckt und angeschlagen. Wegen des
vorkommt, dass nachdem 65 Einla-           hohen Eintrittsgeldes von Fr. 1.50 pro
dungen verschickt wurden, ein oder         Person befürchten einige, dass nicht
gar zwei Mitglieder sich zur Exkursion     viele Leute kommen werden: 520 Per-
anmelden.» Die übrigen Vorstands-          sonen sind der Einladung ins Hotel
mitglieder sehen die Sache nicht so        Bär gefolgt.
pessimistisch. Das Zusammengehö-
rigkeitsgefühl unter den Technikern        1926
sei nicht so gross. Vielleicht könnte zu   An der GV wurde die Gehaltserhö-
den Veranstaltungen ein Komiker an-        hung für Schulabwart Kerker von 80
gestellt werden, um die Leute länger       auf 100 Franken für die mustergültige
beieinander zu behalten.                   Besorgung der Patentschriftensamm-
                                           lung beschlossen.
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Der Präsident erwähnt in seinem Jah-       Äusserung des Präsidenten betref-
resbericht die Not der jungen Techni-      fend Weiterentwicklung der TGA im
ker die fast keine Arbeit mehr finden.     Hinblick auf den neu gegründeten
Selbst in den Zeitungen steht der          Radio-Club. «Wenn diese Leute aus
Techniker-Beruf sei überfüllt. Aber:       Arbon verschwinden, würde keine
«Die Technikerschulen und das Poly-        grosse Lücke entstehen.»
technikum arbeiten mit Hochdruck auf
Überproduktion.»                           1928
                                           Als bedeutungsvolles Ereignis in unse-
Die Mitglieder der TGA wurden in           rer Gemeinde, gemäss Schommer, ist
Herisau von Herrn Suhner persönlich        der Übergang der Gasversorgung an
durch die Firma geführt, und nachher       die Stadt St. Gallen unter Aufgabe des
zu einem Imbiss geladen. Der gemüt-        eigenen Werkes. «Es wird aber meines
liche Teil hat sich dann über St. Gallen   Erachtens Sache der TGA sein, heute
bis Rorschach ausgedehnt. Wo um            schon bei der eventuellen Neubeset-
noch heimzukommen der Car von              zung des Direktorpostens der tech-
Herrn Schaffhauser bestellt werden         nischen Betriebe ein Auge darauf zu
musste.                                    halten, dass wirklich ein Techniker auf
                                           diesen Posten kommt und politische
1927                                       Rücksichtnahmen gänzlich ausgeschal-
Bei der Exkursion ins nahe Ausland,        tet werden.»
zum Spullersee-Kraftwerk der öster-
reichischen Bundesbahnen bei Da-           1929
nöfen im Klostertal wurde wegen der        Die Exkursion am 5. und 6. Oktober
langen Fahrt (Abfahrt in Arbon 5 Uhr,      wurde zusammen mit dem Boden-
Ankunft 10 Uhr – Heute für die gleiche     see-Bezirksverein des Verein Deut-
Strecke ca. 1 Stunde) in Feldkirch         scher Ingenieure und dem Vorarl-
ein Frühstück eingeplant. Die 26 Teil-     berger Technischen Verein zu den
nehmer der TGA wurden im dortigen          Wasserkraftwerken im Silvrettagebiet
Bären von drei Vertretern des Techni-      durchgeführt. Am Samstagabend fand
schen Vereins Vorarlberg willkommen        am Übernachtungsort Schruns ein Ein-
geheissen.                                 führungsvortrag von Herrn Dübendor-
                                           fer, Direktor der Illwerke statt. Besucht
Wie schon in früheren Jahren erwähnt       wurden die im Bau befindlichen An-
Präsident Schommer in seinem Jahres-       lagen bei Parthenen und das Werk am
bericht «die mit Hochdruck arbeiten-       Lünersee. Erzählt wurde später immer
de Überproduktion von Ingenieuren          wieder von der Fahrt mit dem Schräg-
und Techniker an den betreffenden          aufzug «Schrächaufzuch» entlang der
Schulen. Die vielen Abgänger finden        beiden Rohrleitungen mit 47 Grad
keine Stelle.» Ebenfalls pessimistische    Neigung und 600 Meter Höhenunter-
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA                            24 / 88

schied. Die Kabine war eine primitive    «Drüben über dem See fand die Ta-
einseitig offene Brücke.                 gung in der Presse lebhaften Wider-
Am 16. November fand nochmals            hall, dort wurden Töne angeschlagen,
mit den gleichen ausländischen           auf die wir Arboner stolz sein dürfen.»
Vereinen eine Exkursion nach Fried-
richshafen statt. Zur Wahl einer         1931
Besichtigung standen: Die Zeppelin-      An der GV fand eine hitzige Debatte
werft, der Maybach Motorenbau und        im Zusammenhang mit dem neuen
die Zahnradfabrik. Im Hafenbahnhof       Gewerbeschulgesetz statt. Man war
war anschliessend ein Vortrag über       mehrheitlich der Ansicht, dass die
Schwingungsmessungen an der              Lehrkräfte aus dem Techniker-Stand
Motorenanlage des Luftschiffes «Graf     sein sollen und nicht aus dem Leh-
Zeppelin».                               rerstand. Einer meinte sogar, er war
                                         aber in der Minderheit, dass die Lehr-
1930                                     linge nicht in die Schule sollen.
18. Mai: Besuch des Bodensee-
Bezirksvereins des Vereins Deutscher     Sehr begeistert wurde über die Exkur-
Ingenieure VDI, dem Vorarlberger         sion nach Zürich berichtet. 25 Teilneh-
Technischen Verein STV, dem Schwei-      mer der TGA und 10 der neu gegrün-
zerischen Ingenieur- und Architekten-    deten Sektion Thurgau des STV waren
verein SIA St. Gallen und der TGA in     dabei.
Arbon. Organisiert wurde der Anlass      Zur Sihlpost: «…hochmoderne eidge-
durch die TGA. Ab 9 Uhr Besichtigung     nössische Anstalt, die unserem Land
der Saurer-Werke mit einer persön-       Ehre macht und wo die Transporttech-
licher Begrüssung von Herrn Hippo-       nik Triumphe feiert.» Bei Fretz AG wur-
lyt Saurer. Vor dem Mittagessen hielt    den die Besucher nach einer überaus
Pfarrer Wuhrmann im Landenbergsaal       interessanten Besichtigung noch reich-
einen historischen Vortrag.              lich beschenkt. (Was für Geschenke
Um 12 Uhr Bankett im grossen Saal        steht leider nicht im Bericht.)
des Hotel Bär, offeriert von Hippolyt
Saurer der dort auch einen Vortrag       An der Vereinsversammlung am
hielt. An diesem feudalen Mittagessen    1. September wurde bekannt gege-
mit vielen Gängen mit Wein, Kaffee       ben, dass die kleine Sektion Arbon
und Raucherwaren nahmen zusam-           des STV aufgelöst wurde. Das
men mit einigen Begleitern von Saurer    Vermögen von 1’000 Franken wurde
170 – 200 Personen teil. Um 15 Uhr       der TGA als Geschenk übergeben,
Fahrt mit Saurer Wagen nach St. Gal-     welches an der Versammlung ein-
len zur Besichtigung der Kathedrale      stimmig angenommen wurde. Man
und der Stiftsbibliothek.                wollte das Geld im Ort behalten und
Der Präsident in seinem Jahresbericht:   nicht an die Zentralkasse des STV
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abliefern. Zudem sind die meisten der   Krise noch verständnislos gegen-
nur noch 10 Mitglieder auch bei der     über, aber diese Jungen werden, so
TGA dabei.                              glaube ich, dank neuer Erkenntnisse
Ebenso wurde die Anfrage der be-        mithelfen, dass eine ganz neue Welt
freundeten ausländischen Vereine        aufgeht und eines Tages den verfah-
betreffend einer Zeppelinfahrt nach     renen Karren mit ganz neuen Rädern
Luzern für 100 Reichsmark und           (die vielleicht nicht einmal rund sein
10 RM Versicherung besprochen. Zu       werden) versehen und das Signal zur
diesem Vorhaben wollte sich niemand     Weiterfahrt geben. «Das Alte stürzt
anmelden.                               und neues Leben steigt aus dem un-
Im Weiteren verliesst der Präsident     vollkommen Bestehenden.»
den Brief eines früheren TGA-Mit-
glieds, Patent-Ing. F. Sommer, be-      1933
treffend Wiedereintritt und Abhaltung   Besuch der VDI-Tagung in Friedrichs-
eines Vortrags über «Meine tech-        hafen am 28. Mai. 15 TGA-Mitglieder
nischen Eindrücke aus dem Zucht-        nahmen teil. Aus dem Protokoll:
haus». Es wurde beschlossen die         «…dem aufmerksamen Beobach-
Anfrage nicht zu beantworten und        ter nicht nur einen Einblick in den
den Brief ad acta zu legen.             Geist und das Schaffen des VDI,
                                        sondern auch in das grosse politi-
Bemerkenswerte Sätze aus dem            sche Geschehen in Deutschland,
Jahresbericht: «In diesen Zeiten des    dem Nationalsozialismus. Das be-
Niedergangs wird häufig dem Ratio-      kamen wir zu spüren als um 11 Uhr
nalisieren die Schuld an dem ganzen     der neue erste Vorsitzende des VDI
Elend gegeben, und damit wohl           Herr Dr. Ing. Schult im Braunhemd
auch dem Techniker, der Maschinen       die Eröffnungsansprache hielt, für
konstruiert und vervollkommnet. Man     die neue Regierung ein Bekenntnis
möchte sich manchmal fast schämen       ablegend».
Techniker zu sein, wenn man von ver-    Dazu ergänzend der Präsident in sei-
nünftigen Leuten Vorschläge zur Zer-    nem Jahresbericht: «Sämtliche mit so
störung der Maschinen hört. Nun war     viel unendlicher Mühe vorbereiteten
ich kürzlich einige Tage am Polytech-   Anlässe in Vorarlberg wurden wegen
nikum und sah das Leben und Trei-       den politischen Spannungen kurzer
ben im Studentenheim. Ich sah auch      Hand abgesagt.»
wie spät am Samstag Abend der           Der Schwerpunkt des Berichts gilt
Lesesaal unter der Kuppel voll be-      aber der schweren wirtschaftlichen
setzt war mit angehenden Ingenieu-      Krise. In den angesehenen Tagesblät-
ren. Ich hatte den Eindruck, dass die   tern ist zu lesen, dass die Technik die
jungen Leute begeistert waren. Diese    Hauptschuld am heutigen Tiefstand
Studenten stehen der schrecklichen      der Krise trage.
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA                         26 / 88

                                                 Arbon in der Frühzeit der TGA
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1934                                     Präsident R. Schommer weist an der
Markanter Satz am Schluss des            GV auf seine früheren Aeusserungen
Jahresberichts: «Wir Techniker wollen    zur heutigen Wirtschaftslage hin, und
unseren Beruf ausüben mit der Ge-        liest einige Abschnitte aus der Rede
wissheit, dass unsere Zivilisation, ja   des Präsidenten des STV Herr Hu-
unsere Kultur, ohne Technik gar nicht    ber-Schönenwerd. Die Aussagen
möglich wäre.»                           decken sich fast aufs Wort: «… man
                                         klagt so oft die Maschine an, dass sie
1935                                     für die gegenwärtigen Schwierigkeiten
«Unsere Patentschriftensammlung, die     des Welthandels verantwortlich sei.»
anerkannt musterhaft verwaltet wird,
erfreute sich im Berichtsjahr eines      Die 2-tägige Exkursion zu den Ri-
regen Besuchs (200 Besucher).            tom-Kraftwerken der SBB, geplant
Ein weiteres Mal beklagt Präsident       auf den 19. / 20. Juni wurde wegen
Schommer in seinem Jahresbericht         schlechtem Wetter verschoben und am
die schlimme Lage auf dem Arbeits-       5. / 6. September durchgeführt. Das
markt und erwähnt auch die politi-       zünftige Vorhaben des 2.Tages war nur
schen Spannungen bei unseren Nach-       möglich mit einer Tagwache um 5 Uhr.
barländern.»                             Schon um 6 Uhr gings von Ambri mit
«Eine grosse Thurgauische Gemein-        der Standseilbahn zum Ritomsee und
de lässt Erdbewegungen ausführen         von dort über den 2’212 Meter hohen
und verbietet den Unternehmern die       Passo dell Uomo nach Sta. Maria,
Anwendung von Feldbahnen und Bau-        der Lukmanierpasshöhe (Heute auf
maschinen.»                              dem Stauseegrund). Dann mit der
                                         Alpenpost nach Disentis durch die
1936                                     wildromantische Lukmanierschlucht.
An der GV nahmen von den knapp           Mittagessen im Bündnerstübli mit
50 Mitglieder, deren 37 teil.            Vortrag eines Mitglieds des Verkehrs-
                                         vereins über Disentis. Anschliessend
Auf Antrag von W. Sandmeyer soll wö-     Besichtigung der Klosterkirche der
chentlich ein Stammabend eingeführt      Benediktinerabtei und Heimfahrt mit
werden. Am ersten Stamm wurde            dem Zug über Chur nach Arbon. An
beschlossen sich jeden Freitagabend      diese Exkursion wurde jedem Mitglied
im Lindenhof zu treffen.                 18 Franken aus der Kasse beigesteu-
                                         ert, Jahresbeitrag Fr. 7.–.
Die GV trauert um Hippolyt Saurer
und macht sich Sorgen über das           1937
«Weiter» bei der Firma Saurer.           Aus der GV: Es scheint, dass die Krise
                                         die Talsohle erreicht hat. Die Konjunk-
                                         tur zieht zu unserer Freude wieder an.
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA                             28 / 88

An Stelle der zurücktretenden Vor-        len die jeweiligen Berichte. Der neue
standsmitglieder Ernst Stoll, Aktuar      Aktuar ist nicht mehr so fleissig.
und Beisitzer Bürgi werden gewählt:
Albert Hunkeler als Aktuar und Walter     1939
Büchi als Beisitzer.                      Robert Schommer tritt nach 16-jähri-
                                          ger Amtszeit als Präsident zurück. Als
Am Schluss der GV-Protokolle,             Nachfolger wird Ing. W. Sandmeyer,
die Ernst Stoll während 18 Jahren         Betriebsleiter EW Arbon gewählt.
schrieb, stand immer das Gleiche:
«Nach Schluss des geschäftlichen          Dazu wird der Vorstand um ein wei-
Teils folgte der gemütliche Teil mit      teres Mitglied aus dem Stande der
dem obligaten Imbiss, Rostbratwurst       Akademiker erweitert, gewählt wird
und Kartoffelsalat, der die Herzen        Herr Dr. Vikari.
höher schlagen liess und die Mitglie-
der zu Jass und lebhafter Diskussion      Der Kassier Hans Ghilardi wird zum
anregte.»                                 Ehrenmitglied ernannt.

1938                                      1940
Zu Ehrenmitglieder wurden an der GV       Wegen ernster Erkrankung des Prä-
gewählt: Der vor einem Jahr, zurück-      sidenten und auch Militärdienst des
getretene Aktuar Ernst Stoll und der in   Aktuars, die beide an der GV nicht teil-
seinem 15. Amtsjahr stehende Präsi-       nehmen konnten, wurde der geschäft-
dent Robert Schommer.                     liche Teil weggelassen. Der Anlass
                                          wurde mit Frauen als Familienabend
Leider mussten einige gut vorbereitete    durchgeführt. Nebst einem guten
Exkursionen zum Etzelwerk und Stift       Essen standen Variete- und Tanzmusik-
Einsiedeln wegen zu wenig Anmeldun-       darbietungen auf dem Programm.
gen abgesagt werden. Ebenso erging
es dem geplanten Vorhaben nach            1941
Zürich zur Brandwache und Bau-            Im März fand nach 2 Jahren wieder
musterzentrale. Die SBB hätte für uns     eine Vorstandssitzung statt. Ob der
sogar den Roten Pfeil mit Verbilligung    Grund der langen Pause in der Erkran-
zur Verfügung gestellt, sowie einer       kung des Präsidenten lag, ist leider
weiteren Exkursion nach Romanshorn        nicht bekannt.
zum Lagerhaus und Elektrizitätswerk,
sehr viel Vorbereitungsarbeit umsonst.    Die GV wird erstmals von Präsident
Trotzdem wurden aber dieses Jahr          Sandmeyer geleitet. Die Geschäfte
eine ganztägige und vier halbtägige       der zwei verflossenen Jahre werden
Exkursionen, jeweils am Samstag           behandelt. Der Jahresbeitrag, der we-
Nachmittag durchgeführt. Leider feh-      gen der sehr wenigen durchgeführten
29 / 88

Anlässe im Jahr 1940 auf 5 Franken            1943
herabgesetzt wurde, wird wieder auf           GV am 3. April mit Damen. Sehr lobend
7 Franken angehoben.                          wurde die währschafte Berner Platte
Im Jahresbericht erwähnt Sandmeyer            beschrieben. – Nicht so selbstverständ-
den schönen Erfolg der Schweizeri-            lich nach diesem dritten Kriegswinter.
schen Landesausstellung in Zürich und         Aber auch Gedanken an den Krieg um
drückt auch seine grosse Besorgnis            uns herum und unsere Dankbarkeit,
über die eingetretenen Kriegsereignis-        dass wir in Frieden zusammen kommen
se aus.                                       können, fanden Platz im GV-Protokoll.
                                              Dieses Jahr spielte die Kapelle «Elite»
1942                                          zu Unterhaltung und Tanz.
«Dass etwas Besonderes los ist bei
der Technikergilde Arbons, spürte man         1944
am heutigen Abend beim Betreten des           An der Jubiläums – GV, 25 Jahre TGA
gastlich geschmückten Stahelsaales,           am 30. Mai nahmen 36 Mitglieder teil.
wo sich zahlreiche Mitglieder mit ihren       Für das zurücktretende Vorstandsmit-
Frauen eingefunden haben.» Einlei-            glied Arnold Elsener, Direktor Kanto-
tende Worte des Aktuars in seinem             nales EW, wird Willi Tanner gewählt.
Protokoll der GV 1942 vom Samstag,            Tanner ist langjähriger Betreuer der
7. März. Die GV wurde verbunden               Patentschriftensammlung. Speziell
mit einem Familienabend: Nach dem             wurde an dieser GV der rege Besuch,
Essen der geschäftliche Teil und              auch von auswärts, dieser Dokumenta-
dann wieder weiter mit der Kapelle            tionen von Erfindungen erwähnt.
Fritz & Freddy.
                                              Einen grossen Teil des Jahresberichts
Nachdem der Präsident das schlim-             widmete Präsident Sandmeyer der
me Geschehen ausserhalb unserer               Jubiläumsexkursion ins Wallis. Einige
Grenzen kurz erwähnt, verweist er auf         Auszüge: «… Nach dem bescheidenen
die langsam durchdringende Erkennt-           Nachtessen im Hotelschweizerhof
nis, dass es nicht der Techniker ist,         in Montreux war freier Ausgang. Die
der seine Wissenschaft nicht meistert,        einen begaben sich in die ‹Spielhöl-
sondern die Wirtschaft die die Früchte        le›, andere bequemten sich zu einem
des technischen Schaffens nicht zu ge-        Uferspaziergang, wieder andere ver-
brauchen versteht. Es ist daher Pflicht       gnügten sich in einem Tanzlokal, und
des Technikers, sich neben seiner             fast pünktlich um 22 Uhr waren wieder
Facharbeit auch dem kulturellen Leben         alle im Restaurant des Hotels besam-
seines Volkes zu widmen.                      melt. Man stärkte sich an einer guten
(Nebenbei: Die Schrift des Präsiden-          Waadtländerwurst und trank den ziem-
ten ist sehr schön als Gesamtbild, aber       lich guten Wein. Der Hotelier glaubte
leider im Detail fast nicht zu entziffern.)   wahrscheinlich nicht, dass die in der
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA                               30 / 88

Technik Beflissenen auch zu anderen         Ordnung war, dass aber der Ruhesu-
als kulinarischen Genüssen befähigt         chende die Gebrauchsanweisung nicht
seien, denn er bot uns zu unserer           gelesen und sich zwischen Wolldecke
Unterhaltung nichts. Ein ad hoc aus der     und Federdecke geschoben hatte.»
TGA gebasteltes Orchester sorgte für        Nach diesen humorvollen Worten von
musikalische Unterhaltung. Der Tanz         Präsident Sandmeyer, wechselte er zu
begann und als dann noch drei Damen         einem Thema, das die ganze Welt be-
aus dem Turnverein Montreux sich mit        drückt, der Krieg und die Zukunft:
uns Deutschschweizern anfreundeten,         «... Die Welt steht im 6. Kriegsjahr.
ging der Rummel erst los. Eine der im       Sehnsüchtig sehen wir nach dem Frie-
Mantel tanzenden schönen blonden            den aus, wir mit vielen andern Millionen
Turnerinnen wurde es allgemach zu           Menschen. Wann wird uns der Friede
warm bei den kühlen Ostschweizern,          beschieden sein? Wie gestaltet sich
sie entledigte sich des Mantels und ein     unsere Zukunft? … Wohl sind unsere
spontanes ‹Ah› bezeugte Bewunde-            Industrien und das Gewerbe gerüstet
rung für die tadellos modellierte Gen-      am Wiederaufbau der zerstörten Werte
ferseenixe.. Die Polizeistunde nahte und    zu arbeiten, woher aber nehmen wir
wir waren genötigt unser Arbeitsfeld ins    die Rohstoffe? … Die Schweiz ist auf
Hotel-Vestibül zu verlegen. Ein Berufs-     Importe angewiesen … Insbesondere
orchester wurde vom Hotelier endlich        fehlt es uns auch an Energiespendern,
requiriert. Von neuem entwickelte sich      bleiben diese aus, so gehen wir einer
ein Betrieb, den man den forschenden,       Katastrophe entgegen… Möge der
konstruierenden und betriebsleitenden       Lenker der Geschicke uns auch in die-
TGA-lern nicht zugetraut hätte. War es      ser Beziehung zu Hilfe kommen, wie er
3 Uhr oder 4 Uhr als die letzten sich       uns von der alles zerstörenden Kriegs-
verzogen, der Berichterstatter weiss es     furie verschont hat …»
nicht mehr. Er weiss nur noch, dass er
sich während den noch übrigbleiben-         1945
den Ruhestunden mit seiner Bettdecke        Wichtige personelle Veränderung an
auseinandersetzte, denn sie war zu          der GV vom 7. April: W. Sandmeyer
kurz, zog er sie hoch, so litten die Füs-   tritt als Präsident und H. Ghilardi als
se an Untertemperatur und umgekehrt         Kassier zurück. Beide bleiben aber als
der Oberkörper. Das Fluchen nützte          Beisitzer weiter im Vorstand. Für den
nichts, die Decke wurde trotzdem            zurücktretenden Georg Wiget wird
nicht länger. Bei Tagesanbruch be-          Herr Schneider gewählt.
gab er sich dann auf die Forschungs-        Als neuen 5. Präsident wählt die Ver-
reise, oder war es eine Analyse, item,      sammlung Dr. Giovanni Vicari, Leiter
das Ergebnis war eindeutig, der um          Materialprüfung bei Saurer und als
seine Ruhe kämpfende, Unausgeruhte          neuen Kassier Willi Tanner, Lehrlings-
entdeckte, dass das Bett durchaus in        chef bei Saurer.
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Es werden neue Statuten genehmigt,       den vom Geiste eines Mannes beseelt
ausgenommen der Artikel betreffend       sein, der dafür kämpfte, dass das
Auflösung des Vereins.                   Menschliche im Menschen gedeihe,
                                         dem Geiste Heinrich Pestalozzis.»
Da die GV als Familienanlass geplant
war, durften nach dem geschäftlichen     Stamm jetzt im Restaurant Schäfli
Teil die Damen erscheinen. (Der Chro-    (Namensänderung: 1997 Restaurant
nist: «Hatten sie wohl schön brav auf    Altstadt)
dem Bänkli vor der Tür gewartet.»)
Gemeinsam wurde dann der Imbiss          Schwierigkeiten mit der Jahrmarkt-
eingenommen und anschliessend            exkursion (nachmittags frei), da im
spielte die Kapelle Fritz & Guido zu     Umkreis von Arbon bereits fast schon
Tanz und Unterhaltung.                   «alles» besucht wurde. Der Besuch
                                         in der Karton- und Papierfabrik Bi-
Monatsstamm: Erster Mittwoch des         schofszell, war bereits eine Wiederho-
Monats im Restaurant Eggmann             lung. Der gute Wein bei den Exkursio-
– «gut besucht – gemütlich und          nen wurde in den Jahresberichten des
  fröhlich»                              Präsidenten Dr. Vicari immer wieder
                                         erwähnt.
Mappe mit technischen Zeitschriften
liegt im Rest. Eggmann auf. Leider hat   Vortrag am 11. Februar 1946 über
sich keiner dafür interessiert.          die maschinelle Schneeräumung (mit
Die ehemaligen Mitglieder der STV,       Film).
Sektion Arbon, die Herren Kellenber-
ger, Sandmeyer, Schommer, Sury und       Namhafte Spenden an die TGA von
Würgler haben den Vermögensanteil        AG Ad. Saurer, Kugellagerfabrik AG
der Sektion der TGA überwiesen,          und Paul König werden verdankt.
Fr. 1’000.–.
                                         1947
1946                                     Mondscheinfahrt am 28. Juni 1947 mit
Zitat aus dem Jahresbericht des          Damen nach Bad Uttwil zum Tanz mit
neuen Präsidenten: «Meine Damen          dem Motorschiff «ARBOR FELIX».
und Herren, wir feiern heute die erste
Generalversammlung nach langen           Beteiligung am Vortrag «Angestellten-
und bangen Jahren des furchtbarsten      probleme»
Geschehens unserer Weltgeschichte.       – Organisatoren: Angestelltenvereini-
Freuen auch wir uns der Waffenruhe,         gung Saurer, KV Arbon und die TGA
und hegen auch wir den sehnlichsten      – Anwesend waren: Die 3 Präsidenten,
Wunsch: Mögen die grossen Männer            3 Referenten aus St. Gallen,
der Politik für den kommenden Frie-         4 Zuhörer und 6 Serviertöchter.
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA                             32 / 88

Aus der neueren Zeit
Dr. Hansueli Bruderer

Nachkriegsjahre bis                            Mit der Presse hatte die TGA stets
anfangs der 80er Jahre                    eine gute Zusammenarbeit. Es konnte ja
    Die Jahre nach 1945 waren von         über interessante Besichtigungen, über
fast kontinuierlichem wirtschaftlichem    Vorträge von bedeutenden Referenten,
Wachstum und steigendem Wohlstand         die ihren Weg nach Arbon gefunden
geprägt. Man konnte aus sicherer          hatten, und nicht alltägliche Ausflüge
Distanz das politische Weltgeschehen      berichtet werden. Doch manchmal gab
ausgiebig kommentieren. Die TGA           es auch Amüsantes und ganz ohne Pat-
dieser Jahre konzentrierte sich auf die   zer ging es nicht. So bei einem Bericht
Durchführung von Veranstaltungen:         aus dem Jahr 1982 über einen gemein-
Vorträge, Besichtigungen und Exkur-       samen Vortrag der TGA und des SVTB
sionen. Die Jahresberichte der TGA        über Krebserkrankungen. Der damalige
widmeten sich der Weltlage in kos-        Präsident des SVTB wurde im Bericht
mopolitischer Art, teils in akribischer   kurzerhand zum Präsidenten der TGA
Aufzeichnung der Geschehnisse. In         gemacht: «Werner Salomon, Präsident
den jährlichen Generalversammlungen       der Technischen Gesellschaft, dankte
besprach man anschliessend an den         für das aktuelle Referat.»
Jahresbericht das Programm für das             Ein anderes Mal notierte ein leicht
Folgejahr ausführlich, «in einer ge-      verärgerter TGA-Präsident neben dem
mächlich-sachlich geführten Gegen-        Pressebericht über die GV der TGA:
rede» wie es in einem Zeitungsbericht     «1. Die Informationen sind ein Abbild
hiess. In der Fassung der Statuten von    von Presseberichten. Was macht die
1985 sind im Vereinszweck folgende        Presse mehr als von Unglücksfällen
zwei Anliegen nicht mehr enthalten:       und Verbrechen zu berichten? 2. Der
die Stellungnahmen zur Förderung          Korrespondent hört nur was er will.
beruflicher und wirtschaftlicher Inter-   Von den vielen grossen Höhepunkten
essen und zu technischen und ver-         der Weltgeschichte hat er kein Wort
kehrspolitischen Themen der Region.       verstanden. Aber den ketzerischen
Man hatte, wohl wegen fehlender           Spruch eines Ingenieurs wohl!»
Notwendigkeit, schon lange keine               1981 betitelte ein gut gelungener
Stellungnahmen mehr abgegeben. Im         Pressebericht den von rund 150 Per-
Kapitel Zeitschiene 1919 – 2019 ist die   sonen besuchten Vortrag des Raum-
Entwicklung des Zwecks in den Statu-      fahrtspezialisten und Fernsehkommen-
ten der TGA von 1919, 1945, 1985 und      tators Bruno Stanek mit «Als Tourist
2005 dargestellt.                         im Weltraum?».
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                                         Grossunternehmen erfasst, und Jahre
                                         später auch die Finanzbranche. Wie
                                         sollte es in der TGA in diesem schwie-
                                         rigen Umfeld weitergehen? Der Mit-
                                         gliederbestand stieg von 95 (Mitte 80er
                                         Jahre) auf über 125 (Mitte der 90er
                                         Jahre). Wie kam das? Die TGA stellte
                                         sich der Herausforderung und formu-
                                         lierte 1990 wohl erstmals Ziele, die den
                                         Zweck der Statuten ergänzen sollten:
                                              – Technologie-Raum am Bodensee
                                                 fördern.
                                              – Ganzheitliches umweltbewusstes
                                                 Denken unter den Technikern
                                                 fördern.
                                              – Verständnis der Öffentlichkeit für
                                                 moderne Technik und Technolo-
                                                 gien fördern.
                                              – Erfahrungsaustausch und Dialog
                                                 unter den Technikern verstärken,
                                                 insbesondere mit jungen Techni-
                                                 kern und Ingenieuren.
Die 80er und Beginn                           Die TGA hatte – bedingt durch die
der 90er Jahre (Aufbruch)                Umstände – zum aktiven und, wie wir
     Die 80er Jahre waren in Arbon       sehen werden, Projekt-orientierten
durch die Aufgabe der Hauptgeschäfts-    Denken und Handeln zurückgefunden!
bereiche von Saurer geprägt, vom         Die Presse nahm den Ball auf und es
Ende des Nutzfahrzeug- und Webma-        hiess dort, die TGA strebe «mehr Dyna-
schinebereichs mit Schliessung der       mik, junge Mitglieder» an.
Giesserei. Viele TGA Mitglieder muss-
ten sich umorientieren. Schon in den     1990 «Spirit of Biel»
70er Jahren hatte der Club of Rome           Die Presse berichtete: «Dass es
mit «Die Grenzen des Wachstums»          nicht bei Worten allein bleiben soll,
für grosses Aufsehen und Nachden-        demonstriert der Präsident der TGA …
ken insbesondere unter den jüngeren      Er wurde persönlich Mitglied des Pat-
Technikern gesorgt. Der durch die        ronatskomitees ‹World Solar Challen-
Informationstechnologie und Elektronik   ge 90›. Die Mitgliedschaften unterstüt-
ausgelöste Innovationsschub und die      zen das Projekt der Ingenieurschule
damit verbundenen Turbulenzen hatten     Biel, die sich auf dem Gebiet der
Saurer und bald andere industrielle      Solartechnik besonders auszeichnet.
Interessantes und Amüsantes aus 100 Jahren TGA                34 / 88

Mit dem leistungsfähigen «Spirit of
Biel II» wird die Ingenieurschule Biel
erneut dabei sein» am legendären
3500 km langen Rennen durch den
australischen Kontinent. Das kleine
Modell des «Spirit of Biel» erfreute
allenthalben und fuhr bei Sonnen-
licht unverzüglich los. Die TGA war
bereits in den 60er Jahren Mitglied
des Fördervereins des Technoramas,
heute «Swiss Science Center», Win-
terthur und 1988 Mitglied des Vereins
Internationales Schifffahrtsmuseum
Bregenz, welcher Eigner der Hohent­
wiel ist, geworden.

                Modell des Spirit of Biel II

1991 Erstes Engagement für OCS
    Am 18. April 1991, kurz nach der
GV, hat die TGA einen Brief an den
Präsidenten des Saurer Oldtimerclubs
mit der Zusage der Unterstützung zum
Erhalt von Zeitzeugen von Saurer und
zur Findung eines Raumes zu deren
Unterbringung in Arbon gesandt. Die
TGA wollte ein klares Zeichen setzen
und überwies deshalb dem OCS
einen Startbeitrag an das spätere
Museum von 1000 Franken. Zudem
erwähnte der Brief, dass die TGA zu
weiteren Unterstützungsmassnahmen
                                                 Brief 18.4.1991 OCS
bereit sei.
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     Am Tag darauf, am 19. April 1991      treffend Überprüfung der Thurgauer
schrieb die TGA einen unmissver-           Berufsschulorganisation vom
ständlichen Brief an den damaligen         23. Dezember 1991» an den Regie-
Gemeindeammann mit dem Ersuchen            rungsrat. Damit begann der engagier-
der Freigabe des unteren Schädler          te und langjährige Kampf zusammen
Areales für ein schrittweise zu gestal-    mit der AVA für den Erhalt der tech-
tendes Saurer Museum und legte eine        nischen Berufsschule in Arbon. In
Kopie des Briefes an den OCS vom           diesem Kontext war auch der Lehr-
18. April 1991 bei. Zusätzliche Über-      lingspreis der TGA, ein Ballonflug, der
zeugungsarbeit führte schliesslich dazu,   von 1996 – 2010 ausgerichtet wurde,
dass der OCS am 1. Dezember 1991           zu verstehen.
einen Mietvertrag für den Unteren
Schädler mit der Gemeinde unterschrei-
ben konnte. Damit war der Grundstein
für das heutige Saurer Museum gelegt!

1992 High Tech und Beginn
des Engagements für die
Berufsschule Arbon
    «High Tech und Kultur vereint»
betitelte der Berichterstatter den
Zeitungsbericht über die zweitägige
Studienreise der TGA zu Dornier
München. Weiter hiess es «Wäh-
rend die Damen über die noch junge
Medizinaltechnik (Nieren- und Gallen-
steinzertrümmerer) orientiert wurden,
traten die Herren mit den neuen Bau-
weisen in faserverstärktem Kunststoff                        Mit dem Ballon die Welt
in Kontakt … In den beiden High-Tech                                von oben sehen
Gebieten steckt eine tiefe Fachkennt-
nis von Werkstoffen, Berechnungs-          1993 Raumschiff Erde
methoden, physikalischen Prozessen.»          An der GV der TGA stellte der
Der kulturelle Höhepunkt war der           Präsident die Frage «Raumschiff Erde
Besuch des Schlosses Nymphenburg           – wohin?» in den Raum:
nach der Führung in der Stadt.                – Rezession prägt Mitteleuropa
    Am 25. Mai 1992 verfasste die               und auch unsere Region
TGA nach intensiver Diskussion des            – Die Umweltdiskussion hat mit
Themas an der vorangehenden GV                  dem Gipfel in Rio de Janeiro
eine «Stellungnahme zum Bericht be-             einen Höhepunkt erreicht
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