VAA Magazin Fit für die Kampagne - Wahlen zum Betriebsrat: BASF-Manager im Interview: Förderung fürs Ehrenamt
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Februar 2018 VAA Magazin Zeitschrift für Führungskräfte in der Chemie Wahlen zum Betriebsrat: Fit für die Kampagne BASF-Manager im Interview: Förderung fürs Ehrenamt
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Editorial Sozialpartnerschaft als Erfolgsgarant Bedeutung und Verdienste der Sozialpartnerschaft sind in Deutschland als Standortvorteil unbestritten und werden zu zahlreichen Gelegenheiten im- mer wieder hervorgehoben. Erst kürzlich hat die Bundeskanzlerin davon gesprochen, dass die Sozialpartnerschaft im 21. Jahrhundert, also in den jetzigen industriellen Umbrüchen, mindestens genauso wichtig sei, wie sie das in der Vergangenheit war. Große Aufgaben beim Klimaschutz, bei der Energiewende und der Digitalisierung könnten nur in konstruktiver Zusam- menarbeit gelöst werden. Foto: VAA Tatsächlich war die Sozialpartnerschaft jahrzehntelang, manchmal unter nicht leichten Rahmenbedingungen, eine wichtige Stütze des rasanten wirt- schaftlichen Aufschwungs Deutschlands seit dem Zweiten Weltkrieg. Und sie hat danach die weitere Europäisierung und Internationalisierung der deutschen Wirtschaft mitgetragen. Sie hat darüber hinaus für jenen betrieblichen Frieden in den Unternehmen ge- sorgt, ohne den keine wirtschaftliche Aktivität nachhaltigen Erfolg haben kann. Allerdings haben Globalisierung und europäische Integration wichtige Bereiche der bisherigen Wirtschafts- und Sozialpolitik de jure und de facto der na- tionalen Kontrolle und damit auch der Sozialpartnerschaft entzogen. Das beeinflusst die Geschäftsgrundlage der So- zialpartnerschaft. Hinzu kommt, dass sich die Welt der Wirtschaft kontinuierlich rasant wandelt. Digitale Start-ups, neue Selbständige und Konzerne stehen im internationalen Wettbewerb. Es gibt mehr prekäre Jobs und zahlreiche verliehene Arbeitskräfte. Ich begrüße es daher sehr, dass sich die Repräsentanten international agierender Konzerne ausdrücklich ohne Wenn und Aber zur Sozialpartnerschaft bekennen, wie das BASF-Vorstandsmitglied Michael Heinz im Interview in dieser Ausgabe des VAA Magazins auf den Seiten 26 bis 29 tut. Eine faire, konstruktive und ehrliche Zusammenarbeit führe auch in globalisierten Zeiten immer noch und immer wieder zum Erfolg, wie man dies an der aktuellen Standortvereinbarung BASF SE 2020 sehen könne. Aber nicht nur die Sozialpartnerschaft, sondern auch die Mitbestimmung hat für die Führungskräfte des VAA obers- te Priorität. Im Zeitraum zwischen Anfang März und Ende Mai 2018 finden die Betriebsrats- und Sprecherausschuss- wahlen statt. Für den VAA hat die Vertretung in diesen Gremien große Bedeutung. Wo wenn nicht hier kann der VAA die Interessen der AT-Angestellten und der leitenden Angestellten kraftvoll vertreten. Die Beiträge „Wählen. Einfach. Wichtig.“ auf den Seiten 8 bis 13 und „Interessenvertretung für Leitende“ auf Seite 25 stellen die Maßnah- men vor, mit denen wir unsere Kandidaten im Wahlkampf bestmöglich unterstützen wollen. Wie man es besonders gut macht, zeigt die VAA-Werksgruppe bei Beiersdorf. Im letzten Betriebsratswahlkampf konnte der VAA dort die Zahl seiner Sitze verdoppeln und den aktuellen Betriebsratsvorsitzenden stellen. Auch dieses Jahr nimmt sich der VAA viel vor, wie Manuela Rousseau im Interview auf den Seiten 14 und 15 anschaulich schildert. Das Jahr 2018 verspricht spannend zu werden. Politisch turbulent wie selten zuvor vor einer insgesamt optimistisch stimmenden wirtschaftlichen Gesamtlage. Ich wünsche Ihnen eine spannende Lektüre und uns allen einen erfolgreichen Wahlkampf 2018. VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018 3
Inhalt VAA MAGAZIN – Februar 2018 Wirtschaft VAA in Zahlen 31 MINT-Expertenlücke: 14 Wählermobilisierung: Regionale Unterschiede Mitbestimmung Best-Practice-Beispiel Beiersdorf im Bild 16 Neue VAA-Studie: Welche Büroart sorgt für die Meldungen größte Zufriedenheit? 06 Interessenvertretung 33 Fluidikfenster, 18 Mitgliederentwicklung: in Zahlen European Chemistry Partnering, Wachstumsfaktoren im Fokus Sensor für Ammonium Spezial 20 Rechtsberatung: Viel zu tun für VAA-Juristen 34 Virusprotein, Sicherheit am Arbeitsplatz, Personalarbeit für Väter, 22 Diversity im Verband: Videoblog zum Arbeitsrecht 08 Kampagne mit Vollgas Out im Office 35 Frauen im Topmanagement, VAA-Einkommensumfrage, 25 Sprecherausschusswahlen: Netzwerke bei VAA connect, Auf die Wähler kommt es an Spontane Schichtsysteme 36 E-Paper neu gelauncht, Neue VAA-Broschüre, Branche Digitalisierung in der Chemie 26 Interview mit Michael Heinz: Vorbildliche Sozialpartnerschaft bei der BASF 30 Personalia aus der Chemie 4 VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018
Inhalt ULA Nachrichten 37 Frankreich: Wird Macron sein Tempo Steuern halten? Recht 51 Deferred Compensation: Auszahlung als Einmalbetrag? 45 Aktuelles Urteil: Lehmanns Stärkung für Betriebsräte 46 Juristischer Service: Destillat Klarheit beim Befreiungsrecht 49 Erben und Vererben: Interview mit Michael Bürger 53 Satirische Kolumne: Augen zu und durch! Vermischtes 39 Kommentar, Europa 40 Innovation: Digitalisierung durch Flexibilisierung 54 ChemieGeschichte(n): 42 Meinungsmacht: Ölrausch in Arabien Lernen von der Politik 55 Glückwünsche 43 Buchrezension: Führen in Teilzeit 56 Sudoku, Kreuzworträtsel 44 Weiterbildung: 58 Feedback, Termine, Aktuelle Seminare des FKI Vorschau, Impressum 44 Mitbestimmung: ULA-Sprecherausschusstag in Berlin VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018 5
Mitbestimmung im Bild Über 7 von 10 90 Prozent Befragte in einer repräsentativen Studie der Universität Duisburg-Essen gaben an, dass sie mit der Sprecherausschussvorsitzenden in der chemisch- Mitbestimmung etwas Positives verbinden. Bei den pharmazeutischen Industrie sind Mitglied im VAA. Bei den 15- bis 20-Jährigen waren es sogar acht von zehn Sprecherausschussmitgliedern ist die Quote mit 85 Befragten. Prozent ebenfalls sehr hoch. 1,3 Tage mehr Urlaubanspruch pro Jahr haben Beschäftigte in Betrieben mit Betriebsrat im Durchschnitt im Vergleich zu Betrieben ohne Betriebsrat. Das geht aus einer Veröffentlichung der Hans-Böckler-Stiftung hervor. Karikatur: Calleri 6
Mitbestimmung im Bild 1/4 der Aufsichtsratsmitglieder in den 160 größten deutschen 2/3 börsennotierten Unternehmen war im Jahr 2016 laut den aktuellsten Zahlen des Wirtschats- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) weiblich. Damit ist dieser Anteil im Vergleich zum Jahr 2008 beträgt laut dem Institut für Arbeitsmarkt und rund neun Prozent auf mehr als das Zweieinhalbfache angestiegen. Berufsforschung (IAB) der Anteil der Arbeitnehmer in Er lag aber immer noch unter der verbindlichen Geschlechterquote der Industrie, die durch eine Arbeitnehmervertretung in Höhe von 30 Prozent, die in Deutschland seit 2016 für die repräsentiert werden. Im Bereich der wirtschaftlichen Aufsichtsräte von börsennotierten und paritätisch mitbestimmten Dienstleitungen ist er mit 28 Prozent weniger als halb Unternehmen gilt. so hoch. 7
Spezial BETRIEBSRATSWAHLEN 2018 Wählen. Einfach. Wichtig. Im Zeitraum zwischen Anfang März und Ende Mai 2018 finden die nächsten turnusmäßigen Betriebsratswahlen statt. Für den VAA ist die Vertretung in den Betriebsräten ein zentrales Instrument für die Interessenvertretung der AT-Angestellten. Deshalb bietet der Verband seinen Betriebsratsmitgliedern und -kandidaten ein breites Angebot an Unterstützungsmaßnahmen. Das VAA Magazin hat die Wahlkampagne auf einigen wichtigen Etappen durch den Herbst 2017 begleitet. Von Christoph Janik und Elena Zolototrubova 8 VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018
Spezial Bad Honnef, 19. September 2017 die perfekte Szene vor und hinter der Lin- der VAA-Kommission Betriebsräte ist eng se geschwitzt. in die Entscheidungsprozesse der VAA- „Noch mal bitte!“, ruft das Regisseurduo Kampagne eingebunden, denn als aktives den beiden Jugendlichen zu, die auf einer Der fertige Film wird einen gestressten Betriebsratsmitglied bei Evonik im Che- kleinen Rasenfläche einen Fußball von ei- Mittvierziger bei dem Versuch zeigen, den miepark Marl kennt er die betriebliche Pra- nem Fuß zum anderen und wieder zurück Aktenberg auf seinem Schreibtisch zu be- xis aus erster Hand. wandern lassen. Erneut prallt der Ball am zwingen und gleichzeitig mit seiner Fami- Turnschuh ab und rollt aus dem markierten lie Fußball zu spielen. Die Vereinbarkeit Zum dritten Mal nach 2010 und 2014 bün- Bereich heraus: „‘Tschuldigung“, ruft einer von Familie, Beruf und Karriere ist eines delt der VAA seine Aktivitäten rund um der Statisten und läuft schnaufend dem der Themen, die der VAA in den Mittel- die Betriebsratswahlen in einer eigenen Ball hinterher. Mit geröteten Wangen und punkt seiner Kampagne für die Betriebs- Kampagne. Bei den letzten beiden Wahlen stirnrunzelnd schaut er in die Kamera: ratswahlen 2018 stellt. Ein weiterer Film konnte der Verband die Zahl seiner Mit- „Noch mal?“ Beide Regisseure nicken. wird die Fairness von Entgeltsystemen the- glieder in den Betriebsräten jeweils deut- Konzentration ist angesagt, aber das ist matisieren. „Natürlich gibt es immer be- lich steigern. Das soll natürlich auch bei leichter gesagt als getan. Bereits seit einer triebsspezifische Themen, die häufig auch den bevorstehenden Betriebsratswahlen halben Stunde passen sich die Darsteller am wichtigsten sind. Aber Entgelt und Ar- gelingen. Für den 1. Vorsitzenden des VAA den Ball hin und her. Immer im Blickfeld beitszeit spielen in fast jedem Betrieb eine Rainer Nachtrab ist die Marschrichtung der Kamera. Es könnte der letzte sonnige wichtige Rolle bei der Interessenvertretung klar: „Der Anteil der AT-Angestellten in Tag des Jahres sein und die Außenaufnah- und deshalb haben wir diese Themen für den Belegschaften unserer Branche wird men für den ersten von drei VAA-Kurzfil- unsere beiden ersten Filme ausgewählt“, durch zunehmende Qualifizierung und Di- men müssen in den Kasten. Also wird für erklärt Martin Kubessa. Der Vorsitzende gitalisierung weiter wachsen. Der VAA ist 10 VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018
Spezial die Interessenvertretung für den AT-Be- fall kommt. Premierengäste bei dieser erst- gehören neben der Wort-Bild-Marke mit reich und deshalb müssen wir unsere Prä- maligen Vorführung der drei Kampagnen- dem Slogan „Mitbestimmen. Mittendrin. senz dort stärken, wo die Arbeitsbedingun- kurzfilme sind die Teilnehmer des Work- VAA.“ unter anderem eine zentrale Kam- gen der AT-Angestellten maßgeblich ge- shops „Betriebsratsarbeit und Betriebsrats- pagnenwebsite und ein Flyer mit den zen- staltet werden: in den Betriebsräten.“ Auf wahlen“. Sie nutzen am Vorabend des tralen Positionen des VAA zur Betriebs- der Jahreskonferenz des VAA in Heidel- Haupttages der Jahreskonferenz die Gele- ratsarbeit, der für die gezielte Ansprache berg im November letzten Jahres stand das genheit, mehr über die Ziele und Grund- in den Unternehmen vor Ort für jede Thema deshalb weit oben auf der Agenda. sätze der VAA-Kampagne zu erfahren. Werksgruppe individuell angepasst werden kann. Für die Online-Wahlwerbung stellt Heidelberg, 10. November 2017 Baukasten für Werksgruppen der VAA darüber hinaus eigens erstellte Werksgruppen-Internetseiten im VAA-De- In einem hohen Bogen fliegt der Fußball „Die Wahlkämpfe werden in erster Linie sign bereit, die nach dem Baukastenprinzip kraftvoll in die obere linke Ecke: „Wählen. innerbetrieblich geführt. Deshalb unter- gefüllt werden können. Damit die Inhalte Einfach. Wichtig.“ leuchtet es auf der Lein- stützen wir unsere Werksgruppen durch für die verschiedenen Publikationskanäle wand auf, bevor der Bildschirm schwarz verschiedene Maßnahmen auf betriebli- möglichst schlagkräftig sind, wurden im wird. Für einige Sekunden ist der Raum cher Ebene, die wir durch eine Rahmen- Rahmen der Kampagne die Betriebsrats- völlig dunkel und still. Dann ertönt aus der kampagne begleiten“, erläutert Thomas kandidaten in vielen VAA-Werksgruppen ersten Reihe zurückhaltendes Klatschen, Spilke das Konzept. Er ist Geschäftsführer in eintägigen Workshops geschult und das immer lauter wird, bis sich die Zu- im Berliner VAA-Büro und leitet die Be- konnten gemeinsam mit einer Agentur ihre schauer völlig aus ihrer kurzen Ruhephase triebsratswahlkampagne des VAA für die eigenen Marketingstrategien und -maßnah- lösen und aus allen Ecken kraftvoller Bei- Wahl 2018. Zu dieser Rahmenkampagne men erarbeiten. u Bei den Infoveranstaltungen des VAA in Bonn, Leipzig und Mannheim konnten sich Betriebsratskandidaten über die Rechte und Pflichten sowie über das Wahlverfahren informieren. Foto: Anna Logue – VAA VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018 11
Spezial VAA-Betriebsratsexperte Thomas Spilke liefert an diesem Freitagnachmittag den Impuls für den Erfahrungsaustausch mit einem Vortrag über die Rechte und Pflich- ten von Betriebsräten, bevor VAA-Jurist Hinnerk Wolff von der Kölner VAA-Ge- schäftsstelle am Samstagvormittag den Teilnehmern das Wahlverfahren näher- bringen wird. Die Diskussion ist lebendig. So löst etwa der Hinweis, dass laut Be- triebsverfassungsgesetz vier Betriebsver- sammlungen pro Jahr vorgeschrieben sind, bei vielen Teilnehmern großes Er- staunen aus. Offenbar weicht die betrieb- liche Praxis hier und da von dieser Vorga- be ab. Betriebsrat gestaltet AT-Arbeitsbedingungen Eine hohe Wahlbeteilung der AT-Angestellten ist für den VAA der Schlüssel zum Erfolg bei den Betriebsratswahlen 2018. Foto: VAA Im Mittelpunkt der Diskussion steht je- doch die Frage, bei welchen Themen ein Auch die drei Kurzfilme sind natürlich Teil und abschwellende Jaulen einer Alarmsi- Unternehmen den Betriebsrat in welcher der Rahmenkampagne und sollen von den rene zu hören. Die rund 20 VAA-Mitglie- Form beteiligen muss. So gehört etwa die Werksgruppen im Wahlkampf eingesetzt der halten kurz inne. „Probealarm bei der Regelung der Arbeitszeit zu den Themen, werden, zum Beispiel per E-Mail als You- BASF“, murmelt einer der Anwesenden. die der Betriebsrat nach § 87 des Betriebs- Tube-Link. Neben den inhaltlichen Die Spannung löst sich, die Vorstellungs- verfassungsgesetzes zwingend mitbe- Schwerpunkten Entgelt und Arbeitszeit in runde wird fortgesetzt. Der Teilnehmer, der stimmt. Das heißt: Der Arbeitgeber kann den beiden ersten Filmen zielt ein dritter nun an der Reihe ist, nennt seinen Namen ohne den Betriebsrat keine wirksamen Re- Film unter dem Motto „Wählen. Einfach. Wichtig.“ allein auf die Wählermobilisie- rung. Dass diese Entscheidung richtig ist, THOMAS SPILKE zeigt auch die Diskussion der Workshop- Teilnehmer an diesem Abend in Heidel- VAA-JURIST UND BETRIEBSRATSEXPERTE berg. Welche Zielgruppe soll im Wahl- kampf überhaupt angesprochen werden? „In vielen größeren Betriebsräten gibt es einen AT-Ausschuss, in dem AT-spezifische Und vor allem: Wie bringen wir diese Ziel- Regelungen und Themen besprochen werden. Da muss natürlich ein VAA-Vertreter gruppe dazu, ihre Stimme abzugeben? rein.“ „Viele AT-Angestellte gehen nicht wählen, weil sie nicht um die Bedeutung des Be- und sein Unternehmen. Dann spricht er gelungen erlassen. Spilke veranschaulicht triebsrates für die Vertretung ihrer Interes- über seine Motivation zur Teilnahme: „Ich das anhand eines plakativen Beispiels: sen wissen,“ ist sich Kampagnenmanager bin hier, weil die Ergebnisse der Befind- „Ohne entsprechende Betriebsvereinba- Spilke sicher und fügt hinzu: „Deshalb ist lichkeitsumfrage für unser Unternehmen rung müsste der Betriebsrat jeder Über- es wichtig, die AT-Angestellten zu mobili- zeigen, dass etwas getan werden muss. stunde im Betrieb einzeln zustimmen.“ sieren. Wenn möglichst viele von ihnen zur Deshalb kandidiere ich bei der Wahl 2018 Und zwar auch und gerade für den AT- Wahl gehen und für VAA-Mitglieder stim- erstmals für den Betriebsrat.“ Nach glei- Bereich, denn der Betriebsrat ist für alle men, werden wir Mandate hinzugewin- chen Formaten in zwei anderen Städten Arbeitnehmer mit Ausnahme der leitenden nen.“ werden auch die Teilnehmer bei dieser letz- Angestellten zuständig. „Nicht umsonst ten VAA-Informationsveranstaltung vor gibt es in vielen größeren Betriebsräten ei- Mannheim, 24. November 2017 der Wahl 2018 viel über die Betriebsratsar- nen AT-Ausschuss, in dem AT-spezifische beit lernen und Erfahrungen austauschen. Regelungen und Themen besprochen wer- Es ist ein milder und wolkenverhangener Denn zu den Teilnehmern gehören nicht den. Da muss natürlich ein VAA-Vertreter Novembertag in Mannheim. Hinter der nur VAA-Mitglieder, die sich erstmals zur rein“, ruft Spilke den Betriebsratskandida- Glasfassade im ersten Stock des Dorint- Wahl stellen. Auch einige „alte Hasen“ sind ten in Mannheim zu. In vielen Betrieben Hotels ist der U-förmige Tisch im Konfe- anwesend und erzählen aus der Praxis der lautet das Credo der VAA-Betriebsräte: renzraum voll besetzt. Plötzlich ist das an- zurückliegenden Wahlkämpfe. Für alle Mitarbeiter da sein, aber vor allem 12 VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018
Spezial Martin Kubessa (im Bild links) ist Betriebsratsmitglied bei Evonik im Chemiepark Marl und als Vorsitzender der VAA-Kommission Betriebsräte eng in die Entscheidungsprozesse der Betriebsratswahlkampagne eingebunden. Foto: Markus Etienne – VAA die besondere Kompetenz des VAA für den gelmäßig über den Vorbereitungstand für den Werksgruppen geholfen, schlagkräf- AT-Bereich nutzen. Denn die VAA-Be- die Wahlen aus und besprechen den weite- tige Argumente und Slogans für den triebsräte verstehen die Belange der AT- ren Fahrplan. Die Stimmung ist gut, denn Wahlkampf zu entwickeln“, berichtet Angestellten besonders gut, weil sie selbst das Feedback aus der Mitgliedschaft zur VAA-Hauptgeschäftsführer Gerhard Kro- AT-Angestellte sind und zudem über Kampagne ist sehr positiv. Die meisten nisch, der selbst mehrere Workshops von Werksgruppen und Sprecherausschüsse in Flyer und Plakate sind im Druck, die Be- hauptamtlicher Seite begleitet hat. Er ihren Unternehmen auf allen Ebenen bes- stellung der Streuartikel läuft, die ersten blickt zuversichtlich auf das kommende tens vernetzt sind. Sie kennen die AT-The- Werksgruppen-Internetseiten sind online. Frühjahr: „Ich bin fest davon überzeugt, men. „Wir sind sehr gut aufgestellt“, fasst Kam- dass die Betriebsratswahlen 2018 für den pagnenmanager Thomas Spilke den Stand VAA und seine Mitglieder ein voller Er- Köln und Berlin, 18. Dezember 2017 der Dinge zusammen. folg werden. Wir werden mit der Wahl die Basis dafür schaffen, die Interessen der In der Kölner Geschäftsstelle und im Ber- Und die Kandidaten vor Ort? „Unsere AT-Kollegen noch wirkungsvoller zu ver- liner Büro des VAA haben sich alle verant- Workshops waren sehr effektiv und haben treten.“ ¢ wortlichen Mitarbeiter für eine gemeinsame Telefonkon- ferenz zum letzten „Betriebs- ratswahl-Jour-fixe“ des Jahres Wichtige Dokumente und Arbeitshilfen für versammelt. In diesen Termi- Betriebsratsmitglieder im VAA sind im Online- nen tauschen sich die Werks- gruppenbetreuer aus dem Mitgliederbereich MeinVAA unter Kreis der VAA-Juristen und mein.vaa.de/service/br-toolbox zu finden. die Mitarbeiter aus Marketing und Öffentlichkeitsarbeit re- VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018 13
VAA Prof. Manuela Rousseau (im Bild links) ist Vorsitzende der VAA-Werksgruppe Beiersdorf, stellvertretende Vorsitzende des Sprecherausschusses sowie Mitglied in den Aufsichtsräten der Beiersdorf AG und der maxingvest AG. Sie ist Mitglied der VAA- Kommissionen Aufsichträte und Führung. Foto: privat INTERVIEW MIT PROF. MANUELA ROUSSEAU Professionalität und Teamwork als Erfolgsrezept Bei der Beiersdorf AG in Hamburg konnte der VAA die Zahl seiner Sitze im Betriebsrat bei der letzten Betriebsratswahl auf vier verdoppeln und stellt den aktuellen Betriebsratsvorsitzenden. Das VAA Magazin sprach mit der Werksgruppenvorsitzenden Prof. Manuela Rousseau über die dahinterstehende Wahlkampagne, die Zusammenarbeit der Arbeitnehmervertreter vor Ort und das Engagement der Unternehmensleitung für die generelle Mobilisierung von Kandidaten und Wählern. VAA Magazin: Bei den letzten Betriebsrats- waren ein einheitlicher und professioneller tung, ein guter Websiteauftritt und eine kon- wahlen hat die Werksgruppe Beiersdorf Auftritt, Teamarbeit und Vertrauen in der sequente Zweisprachigkeit bei den Werbe- ganze Arbeit geleistet und eine hervorra- Gruppe. Die Zusammenarbeit bei der Vor- mitteln erzeugten viel Aufmerksamkeit. Die gende Kampagne durchgeführt. Wie kam bereitung und Durchführung der Wahl wur- Kandidaten, die sich zur Wahl gestellt ha- es dazu? de auch von VAA-Mitgliedern, die nicht bei ben, hatten sich schon im Vorfeld in Themen der Wahl kandidierten, unterstützt. Das hat wie Digitalisierung, Flexibilisierung der Ar- Rousseau: Die begleitende Kampagne zur die gesamte Werksgruppe gestärkt. Ein völ- beitszeit, demografischer Wandel oder AT- letzten Betriebsratswahl zählt sicher zu ei- lig neuer optischer Auftritt mit originellen Gehaltsmanagement eingearbeitet. Das Er- ner unserer erfolgreichsten. Erfolgskriterien Plakaten, Informationen in Form einer Zei- gebnis: Von 19 Sitzen konnte die Anzahl der 14 VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018
VAA VAA-Mandate von zwei auf vier verdoppelt Rousseau: Ja, das Unternehmen startete im Rousseau: Das Verhältnis ist unbelastet. werden. Trotz der Minderheit stellt der Januar im Intranet eine Kampagne „Vote!“. AT-Kolleginnen und -Kollegen sind oftmals VAA heute den Betriebsratsvorsitzenden. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wer- die Führungskräfte von morgen, es findet den mit dem Aufruf angesprochen wählen ein konstruktiver Austausch statt. Die weib- VAA Magazin: Welchen Stellenwert hat die zu gehen oder selber zu kandidieren, sich lichen AT-Führungskräfte werden schon betriebliche Mitbestimmung generell bei aktiv einzubringen. Dazu wurden Kolle- heute zur Veranstaltungsreihe „Women in Beiersdorf? ginnen und Kollegen aus allen Mitarbeiter- Leadership“ der Leitenden eingeladen. ebenen interviewt und nach ihrer Meinung Rousseau: Die betriebliche Mitbestim- gefragt: Wählen gehen, warum? Warum VAA Magazin: Wie sieht die Agenda der mung ist aus Sicht der Arbeitnehmer ein sollte ich kandidieren? Was wird vom Be- VAA-Kandidaten zu den kommenden Spre- wesentlicher Faktor, um die Interessen der triebsrat erwartet? Hinzu kommt ein direk- cherausschusswahlen aus? Kolleginnen und Kollegen wirkungsvoll zu ter Dialog im Intranet, an dem sich alle Mit- vertreten. Je höher die Mandatsträger qua- arbeiter der Beiersdorf AG beteiligen kön- Rousseau: Der VAA ist im Sprecheraus- lifiziert sind, umso besser können sie auf nen. Die wichtigsten Fragen zur Betriebs- schuss gut vertreten, auch der Vorsitzende Augenhöhe mit dem Arbeitgeber verhan- ratswahl werden auf dem Portal beantwor- Reiner Hansert ist Mitglied. Die inhaltli- deln. Je mehr Kompetenz und Geschlossen- tet. chen Schwerpunkte in der nächsten Wahl- heit in einem Gremium besteht, umso ef- periode bilden die Themen Digitalisierung, fektiver ist die Zusammenarbeit mit der Ge- VAA Magazin: Besteht nicht die Gefahr, dass Agilität und Führung der Zukunft. schäftsleitung. Der Beiersdorf-Sprecher- sich eine allzu aktive Rolle der Unterneh- ausschuss hat damit gute Erfahrungen ge- mensleitung im Vorfeld der Betriebsrats- VAA Magazin: Können Sie eine Priorisie- macht. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbei- und Sprecherausschusswahlen negativ auf rung der betriebspolitischen Themen vor- ter haben ein Recht darauf, dass gewählte die Glaubwürdigkeit dieser Gremien bei der nehmen, die sich die Mandatsträger und Gremien sich mit Themen und Inhalten be- Mitarbeiterschaft auswirkt? Kandidaten des VAA vorgenommen haben schäftigen. Alle Betriebsratsmitglieder, ob anzugehen? gewerkschaftlich organisiert oder nicht, Rousseau: Nein. Das Interesse und das verpflichten sich mit ihrer Wahl daran mit- Wissen darüber, welche Pf lichten und Rousseau: Neben dem Gehalts- und Zeit- zuwirken, zielführende Verhandlungen zu Rechte der Betriebsrat hat, ist bei vielen management im AT-Bereich, bei dem wir in führen und positive Ergebnisse für die Kol- Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht den letzten Jahren schon gewisse Erfolge leginnen und Kollegen zu erzielen. Recht- sehr hoch. Viele AT-Mitarbeiter wissen gar erzielen konnten, wird sich bei uns in der haberei, Rechtstreitigkeiten oder Eigenin- nicht, dass der Betriebsrat auch für sie zu- nächsten Legislaturperiode viel um den de- teressen in den Vordergrund zu stellen, wie ständig ist. Das wirkt sich negativ auf die mografischen Wandel – und damit verbun- es im derzeitigen Beiersdorf-Betriebsrat Wahlbeteiligung aus und auch darauf, wer den das lebensphasengerechte Arbeiten – leider üblich ist, verhindert eine konstruk- sich für eine Kandidatur aufstellen lässt. sowie das Performance Management und tive Zusammenarbeit im Gremium und zer- Transparenz zu schaffen ist eine Vorausset- unseren Neubau in Hamburg, das „New stört Vertrauen bei Mitarbeitern und Ge- zung, um die stagnierende Situation und Beiersdorf Campus“-Projekt drehen. schäftsführung. Der Arbeitgeber hat ein ho- das Desinteresse zu ändern. hes Eigeninteresse, dass die Gremien die VAA Magazin: Wie ist das allgemeine Stan- Zukunft des Unternehmens konstruktiv VAA Magazin: Wie gestaltet sich die Zusam- ding der VAA-Community bei den betrieb- mitgestalten. menarbeit zwischen Betriebsrat und Spre- lichen Sozialpartnern? Hat sich daran im cherausschuss auf der einen und Unterneh- Laufe der Jahre etwas verändert? VAA Magazin: Werden Kandidaturen zu Be- mensleitung auf der anderen Seite, insbe- triebsrats- oder Sprecherausschusswahlen sondere aus Sicht des VAA? Rousseau: Bei Beiersdorf arbeiten VAA ermuntert oder sogar aktiv gefördert? und IG BCE themenbezogen zusammen. Rousseau: Die Zusammenarbeit zwischen Das Verhältnis ist freundlich, aber durchaus Rousseau: Die Geschäftsführung fordert Betriebsrat und Sprecherausschuss findet ausbaufähig. In meiner Eigenschaft als bei Mitarbeiterversammlungen aktiv dazu verstärkt bei themenbezogenen aktuellen VAA-Werksgruppenvorsitzende suche ich auf, sich für eine Kandidatur zur Verfü- Schnittstellen statt. Die Atmosphäre zeich- den Dialog mit den IG BCE-Kollegen. gung zu stellen. Vorgesetzte werden gebe- net sich durch Offenheit und Vertrauen aus. ten, interessierte Mitarbeiter bei Interesse Die Unternehmensleitung sieht die VAA- VAA Magazin: Sie wirken als Aufsichtsrats- an einer Kandidatur zu unterstützen. Aktiven als kritische, kompetente und ver- mitglied bei Beiersdorf auch aktiv an der lässliche Partner, die die Zukunft aller Ar- Unternehmensmitbestimmung mit. Wie VAA Magazin: Für die Wählermobilisierung beitnehmer gestalten. schätzen Sie die Zusammenarbeit mit den scheint das Unternehmen richtig Geld in die Sozialpartnern in diesem Gremium ein? Hand genommen zu haben. Welche Maß- VAA Magazin: Wie ist eigentlich das Ver- nahmen zur Steigerung der Wahlbeteili- hältnis zwischen leitenden und außertarif- Rousseau: Das Verhältnis ist kooperativ, gung wurden konkret ergriffen? lichen Angestellten in Ihrem Unternehmen? vertrauensvoll, fair und transparent. ¢ VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018 15
VAA Foto: Monkey Business – Images shutterstock VAA-STUDIE ZUR ZUFRIEDENHEIT AM BÜROARBEITSPLATZ Gutes Raumklima – gutes Arbeitsklima In den letzten Jahren ist die Ausgestaltung des physischen Arbeitsplatzes – vor allem in angelsächsischen Studien – zu einem bedeutenden Einflussfaktor für die Mitarbeiterzufriedenheit avanciert. Eine Studie beleuchtet diesen in Deutschland noch wenig erforschten Bereich mit Unterstützung des VAA im Rahmen einer Mitgliederbefragung zum Büroarbeitsplatz. Die Ergebnisse zeigen, dass der Wettbewerb um die Gewinnung erstklassiger Arbeitskräfte in Zukunft zunehmend durch attraktive physische Arbeitsbedingungen geprägt sein wird und sich auch im Zukunftskonzept „Arbeiten 4.0“ widerspiegelt. Von Dr. Claudia Nadler und Melanie Franke Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz wird Büroformen und Ausgestaltungskriterien Bezüglich der Büroform besteht eine deut- immer stärker auch durch Zufriedenheit am des Arbeitsplatzes (dargestellt in Abbildung liche Präferenz für das Einzelbüro. So ga- physischen Arbeitsplatz bestimmt. Durch 1) zu evaluieren. Grundlage der Studie ist ben insgesamt 78 Prozent der Befragten an, ein gutes Raumklima, eine ansprechende eine Online-Umfrage im Juli 2017, an der dass sie bei einer freien Wahl der Büroform Raumgestaltung, ergonomische Sitzmöbel sich insgesamt 1.806 VAA-Mitglieder aus das Einzelbüro wählen würden. Ähnlich be- und Erholungsräume steigen Mitarbeiterzu- 19 Unternehmen beteiligten.Sowohl der mit liebt bei den Nutzern sind die modernen Bü- friedenheit, Gesundheit und Produktivität 81 Prozent hohe Anteil männlicher Teilneh- rokonzepte wie das Flexible Office, das ne- im Unternehmen – drei gewichtige Gründe, mer als auch das relativ hohe Durchschnitts- ben einer Raum- und Ortsflexibilität – zum auch die physischen Arbeitsplatzgegeben- alter von 51 Jahren lassen sich auf die Struk- Beispiel keine festen Arbeitsplätze – auch heiten detailliert zu untersuchen. tur der chemischen Industrie zurückführen. eine organisatorische Flexibilität – bezüg- lich Arbeitszeiten und Teamprozessen – bie- Im Fokus der vorliegenden Studie steht da- Generell liegt der Studie zufolge eine hohe tet. Diese Konzepte sind in den Unterneh- her die Wahrnehmung des Büroarbeitsplat- Jobzufriedenheit vor, sodass gut drei Viertel men der Befragten bisher jedoch nur relativ zes aus Mitarbeitersicht, um verschiedene der Befragten gerne zur Arbeit gehen. selten zu finden. Vergleichsweise schlecht 16 VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018
VAA 5,5 0,2 0,4 5 0,3 4,5 0,3 0,5 0,5 0,2 0,2 0,3 0,1 0,3 0,5 0,0 4 0,5 3,5 3 2,5 Raumklima Thermik Luftqualität Beleuchtung Akustik Einfluss- Zugang zu Ausblick Ergonomie Raum- Privatsphäre Reinigung IT-Service Erholungs- möglichkeiten Tageslicht gestaltung /Wartung möglichkeiten Bewertung der 25-45 jährigen Bewertung der 25-bis 45-Jährigen Differenz zur Bewertung der >46 jährigen Differenzen zur Bewertung der über 46-Jährigen schnitt hingegen vor allem das Großraum- Aus den Ergebnissen ergeben sich die fol- büro ab. Hier bemängeln die Mitarbeiter zu- genden Implikationen für die chemische In- dem am häufigsten Konzentrationsschwie- dustrie: rigkeiten.Die Zufriedenheit mit der Ar- beitsumgebung wurde im Detail anhand der 1. Kurzfristig lassen sich aus der Befra- Dr. Claudia Nadler Bewertung von 14 repräsentativen Kriterien gung bereits unmittelbar operative Maßnah- RWTH Aachen University analysiert. Neben den das Raumklima be- men ableiten, die mit geringen Investitionen stimmenden harten Faktoren wie thermi- die Raumqualität und nachfolgend die Zu- ist Habilitandin und Leiterin des For- sche Behaglichkeit, Luftqualität, Beleuch- friedenheit der Mitarbeiter in bestehenden schungs- und Lehrgebietes „Immo- tung und Akustik wurden ergänzende wei- Bürokonzepten nachhaltig verbessern kön- bilienökonomie“ am Lehrstuhl für che Indikatoren herangezogen, welche den nen. Betriebliche Finanzwirtschaft an der Büroarbeitsplatz prägen. RWTH Aachen (University). 2. Mittelfristig können regelmäßig durch- Insgesamt wurden vergleichsweise schlech- geführte Befragungen in den Unternehmen te Bewertungen (Mittelwert < 4,0 in der Ab- dazu dienen, neuartige Bürokonzepte ein- bildung) für die thermische Behaglichkeit, zuführen und weiterzuentwickeln. Eine op- die Akustik, die vorhandenen Einflussmög- timale Ausgestaltung beim Kauf oder der lichkeiten auf die Raumkonditionierung so- Anmietung neuer Büroimmobilien gewähr- Foto: privat wie die Erholungsmöglichkeiten vergeben. leistet, dass Unternehmen zeitnah auf Ver- Mit Mittelwerten über 4,5 schnitten der Zu- änderungen in der Wahrnehmung des Ar- gang zu Tageslicht, die Beleuchtung und die beitsplatzes reagieren können. Der Wandel Ergonomie hingegen vergleichsweise gut der Anforderungen an den Arbeitsplatz ins- ab. besondere aus der Sicht jüngerer Arbeitneh- mer muss weitergehend untersucht werden, Interessante Unterschiede in der Wahrneh- damit deutsche Unternehmen auch in Zu- Melanie Franke, M. Sc. mung zeigen sich bei der Gegenüberstellung kunft als attraktive Arbeitgeber wahrge- RWTH Aachen University von Männern und Frauen sowie von jünge- nommen werden. ren und älteren Mitarbeitern. Beispielswei- se wird insbesondere die Privatsphäre am 3. Langfristig gelingt damit eine Integra- ist Doktorandin am Lehrstuhl für Arbeitsplatz von Mitarbeiterinnen schlech- tion der Arbeitsplatzzufriedenheit in das Betriebswirtschaftslehre, insbe- ter beurteilt als von Mitarbeitern. Darüber Zukunftskonzept „Arbeiten 4.0“, das sich sondere Betriebliche Finanzwirt- hinaus verdeutlicht die Abbildung, dass jün- mit dem Leitbild „Guter Arbeit“ parallel zur schaft an der RWTH Aachen (Uni- gere Arbeitnehmer alle Kriterien durchweg Entwicklung von Industrie 4.0 beschäftigt. versity). schlechter bewerten als ältere. Vor allem mit Die Tendenz zur Zeit- und Ortsflexibilität dem Aspekt der Erholungsmöglichkeiten im Zuge der Entwicklung hin zum „Arbei- sind jüngere Arbeitnehmer deutlich unzu- ten 4.0“ muss letztendlich stärker in den Ar- friedener. Auffällig ist, dass sich die größten beitsalltag integriert werden. Hierzu können Abweichungen im Bereich der ergänzenden neuartige Bürokonzepte in Kombination mit Foto: privat Faktoren wie Ergonomie der Sitzmöbel, flexiblen Arbeitsmodellen wie Home-Of- Raumgestaltung und Privatsphäre abzeich- fice und Job Sharing einen wertvollen Bei- nen. trag leisten. ¢ VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018 17
VAA JURISTISCHER SERVICE Alles, was recht ist. Laut Bundesrechtsanwaltskammer praktizieren in Deutschland fast 155.000 Rechtsanwälte – rund 10.000 davon sind Fachanwälte für Arbeitsrecht. Insgesamt zehn Arbeitsrechtler kümmern sich beim VAA um die Belange der Mitglieder. Häufig geht es dabei um Kündigungen, nicht zufriedenstellende Arbeitszeugnisse oder um Fragen der betrieblichen Altersversorgung. Nicht verwunderlich, dass auch im vergangenen Jahr viele VAA-Mitglieder von der kostenlosen Rechtsberatung Gebrauch gemacht haben. Seit jeher zählt der Juristische Service zu des VAA und wird mit einer Durch- Auch 2017 lag der Fokus nicht auf den Ver- den Kerndienstleistungen des Verbandes, schnittsnote von 1,7 sehr gut bewertet. Die handlungen vor Gericht, sondern auf den weil er weit mehr bietet als eine normale Zahl der Rechtsberatungen ist erneut ge- kleinen, regelmäßig unterschätzten ar- Rechtsschutzversicherung. Denn die stiegen: „Jedes Jahr steigt unser Bera- beits- und sozialrechtlichen Auseinander- VAA-Juristen prüfen Verträge, verhandeln tungsvolumen. Dabei geht es oft um Ab- setzungen. mit Arbeitgebern, greifen frühzeitig ein, findungen, die entgegen der landläufigen bevor ein Streit eskaliert. Von den VAA- Meinung nicht gesetzlich vorgeschrieben Die auf die besonderen Belange von au- Mitgliedern wird die effiziente und kos- sind. Hier und in vielen anderen Fragen ist ßertariflichen und leitenden Angestellten tenfreie Beratung der VAA-Juristen hoch guter arbeitsrechtlicher Rat durch einen spezialisierten Rechtsanwälte im VAA geschätzt und rege genutzt. Dies hat auch VAA-Juristen erforderlich“, erklärt Haupt- kennen die Besonderheiten der Branche die letztjährige Umfrage zur Mitglieder- geschäftsführer Gerhard Kronisch, der genau. Deswegen können in vielen Fällen zufriedenheit ergeben. Danach ist der auch den Juristischen Service des Verban- schon im Vorfeld erfolgreiche Resultate Rechtschutz die wichtigste Dienstleistung des verantwortet. erzielt und Prozesse vermieden werden. 18 VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018
VAA Im vergangenen Jahr haben die Verbandsjuristen 275 Rechtsschutzfälle erledigt durch: Beistandsfälle bearbeitet und 140 davon erledigt. Da- mit sind die außergerichtlichen Vertretungen gemeint, Obsiegen 14 zum Beispiel in bilateralen Verhandlungen mit dem Arbeitgeber. „Mitunter wird auch dort mit harten Vergleich 59 Bandagen gerungen, aber am Ende stimmt das Resul- Klageabweisung 8 tat für unsere Mitglieder“, hebt Kronisch hervor. Die Zahl der Rechtsschutzfälle – also der Vertretungen Klagerücknahme 8 vor Gericht – belief sich 2017 auf insgesamt 223. Da- Anderweitige Erledigung 1 von wurden 90 Fälle erledigt. Zeitlich waren es aber auch 2017 vor allem die vielen persönlichen und tele- fonischen Beratungen, die den Arbeitsalltag der VAA- Juristen bestimmt haben.Zusätzlich zur individuellen Verfahren anhängig beim: Beratung haben die Rechtsexperten des Verbandes die VAA-Mitglieder auf zahlreichen Veranstaltungen Arbeitsgericht 60 über verschiedene arbeitsrechtliche Fragestellungen informiert. Betriebsräte und Sprecherausschüsse wur- Landesarbeitsgericht 9 den über ihre Rechte und Pflichten aufgeklärt. Sozialgericht 52 Wie in den letzten Jahren nahmen auch 2017 viele Ab- Landessozialgericht 10 solventen und Berufsanfänger die Expertise der VAA- Juristen in Anspruch. An erster Stelle stand hierbei die Beurteilung von Erstanstellungsverträgen. Dazu VAA-Jurist Stephan Gilow: „Gerade beim ersten Ar- beitsvertrag kann man von keinem Berufsanfänger erwarten, alle Stolperfallen zu kennen. Wir kennen sie.“ ¢ Foto: Maria Schulz – VAA, Simone Leuschner – VAA VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018 19
VAA MITGLIEDERENTWICKLUNG Jung, weiblich. VAA. Viele Gewerkschaften in Deutschland verlieren Mitglieder. Nicht einmal jeder fünfte Arbeitnehmer ist gewerkschaftlich organisiert. Die Zahl der Mitglieder unter dem Dach des Deutschen Gewerkschaftsbundes sank zwischen 2006 und 2017 um 600.000 auf sechs Millionen. Auch beim VAA war die Zahl der Mitglieder im vergangenen Jahr leicht rückläufig. Die Zahl der weiblichen VAA-Mitglieder sowie der jungen Mitglieder unter 30 Jahren steigt jedoch stetig. Beides lässt auf die immer größer werdende Attraktivität des VAA bei diesen wichtigen Zielgruppen schließen. Foto: nd3000 – Fotolia Den größten Zuwachs unter den verschie- Der Frauenanteil im VAA steigt ebenfalls 429 Austritte kleiner geworden. Insge- denen Mitgliedergruppen verzeichnet der stetig: Im Jahr 2017 wuchs er von 20 Pro- samt liegt der Anteil der Pensionäre beim Verband mit 736 (2016: 670) Zugängen bei zent auf 20,6 Prozent. Bei den unter VAA bei knapp 20 Prozent, während die- den unter 30-jährigen Mitgliedern. Zudem 40-Jährigen beträgt der Anteil rund 37 ser Prozentsatz bei anderen Gewerkschaf- sind rund 342 junge Akademiker von der Prozent. Insgesamt zählt der Verband nun ten zwischen 30 (IG Metall) und 40 (IG studentischen in die ordentliche Mitglied- 5.880 (2016: 5.740) weibliche Mitglieder. BCE) Prozent liegt. schaft übergegangen. Somit beläuft sich die Zahl der studentischen Mitglieder auf Der Anteil der im Berufsleben stehenden Das Durchschnittsalter der VAA-Mitglie- 3.451. Dabei profitieren 3.128 (2016: VAA-Mitglieder ist um einen Prozent- der liegt nach wie vor bei knapp 51 Jah- 3.009) Studenten von der kostenfreien zu- punkt von 66 Prozent auf 67 Prozent ge- ren, der Anteil der in Werksgruppen or- sätzlichen Mitgliedschaft in der Gesell- stiegen. Gleichzeitig ist die Gruppe der ganisierten Mitglieder liegt bei 68 Pro- schaft Deutscher Chemiker (GDCh). Mitglieder ab 68 Jahren durch insgesamt zent. ¢ 20 VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018
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VAA SEXUELLE IDENTITÄT UND GESCHLECHTS- IDENTITÄT AM ARBEITSPLATZ Out im Office?! Eine aktuelle Studie zeigt: Lesbische und schwule Beschäftigte gehen heute offener mit ihrer sexuellen Identität um als vor zehn Jahren. Fast unverändert geblieben ist im gleichen Zeitraum hingegen der Anteil derjenigen, die wegen ihrer sexuellen Identität oder ihrer Geschlechtsidentität Diskriminierungen am Arbeitsplatz erlebt haben. Der VAA nimmt die Ergebnisse der jüngst veröffentlichten Studie zum Anlass, zu diesem Thema eine Netzwerkplattform anzubieten. Foto: shutterstock – 292291481 22 VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018
VAA 48 % 35 % 40 % 40 % 30 % 23 % 16 % 16 % 15 % 15 % 12 % 10 % Keine Führungskraft Führungskraft ohne Führungskraft mit Personalverantwortung Personalverantwortung verschlossen eher verschlossen eher offen offen Offenheit mit der sexuellen Identität lesbischer, schwuler und bisexueller Beschäftigter nach beruflicher Position. Die prozentualen Angaben beziehen sich auf die jeweilige Position. Quelle: IDA 2017 Für die durch die Antidiskriminierungsstel- Beschäftigten kaum verändert: Nach wie Trans*-Personen im Vergleich zu lesbi- le des Bundes geförderte Studie „Out im vor gibt nur rund ein Viertel (26 Prozent) schen und schwulen Befragten wesentlich Office?!“ hat das Institut für Diversity- & an, noch in keiner Form Diskriminierung verschlossener mit ihrer sexuellen Identi- Antidiskriminierungsforschung (IDA) ge- erfahren zu haben (2007: 23 Prozent). Die tät beziehungsweise Geschlechtsidentität meinsam mit der Hochschule Fresenius les- restlichen Befragten haben dagegen Un- umgehen. Trans*-Personen berichten zu- bische, schwule, bisexuelle und Trans*-Per- gleichbehandlungen – zum Beispiel beim dem zwei- bis dreimal so häufig von Dis- sonen in Deutschland zu ihrer Arbeitssitu- Gehalt, beim Urlaub oder bei Beförderun- kriminierungserfahrungen wie lesbische, ation befragt. Im Vergleich zur ersten Erhe- gen – oder direkte arbeitsplatzrelevante schwule und bisexuelle Personen. bung aus dem Jahr 2007 ist der Anteil der Diskriminierungen wie Versetzungen schwulen und lesbischen Befragten, der mit oder Kündigungen erlebt. „Lesbische und schwule Beschäftigte füh- allen Kollegen offen über die eigene sexu- len sich – im Vergleich zu vor zehn Jahren elle Identität spricht, von unter 13 Prozent Im Vergleich zur Vorgängerstudie aus – zwar einerseits dazu eingeladen, offe- auf 29 Prozent angestiegen. Gleichzeitig dem Jahr 2007 wurde die Untersuchung ner mit ihrer sexuellen Identität am Ar- sank der Anteil derjenigen, die mit keinem um die Perspektive bisexueller Beschäf- beitsplatz umzugehen, gleichzeitig hat oder nur mit wenigen Kollegen darüber tigter und Trans*-Personen erweitert. Als sich das Niveau der erlebten Diskrimi- spricht, von 52 Prozent auf 30 Prozent. Trans*-Befragte gelten dabei Menschen, nierung so gut wie nicht verändert“, be- deren Geschlechtserleben oder Ge- richtet Prof. Dr. Dominic Frohn vom Dieser Trend spiegelt sich auch bei den schlechtsausdruck von der Geschlechts- IDA. Er ist Autor der Studie und erklärt, Führungskräften wider: Vier von zehn zuordnung abweicht, die ihnen zu Beginn wie diese auf den auf den ersten Blick schwulen und lesbischen Führungskräf- ihres Lebens aufgrund körperlicher Ge- widersprüchlichen Entwicklungen zu- ten kommunizieren inzwischen mit allen schlechtsmerkmale zugewiesen wurde. sammenpassen: „Einerseits ermöglichen Mitarbeitern offen über die eigene sexu- Die Befragung ergab, dass bisexuelle und Bildung und Gleichstellungsmaßnahmen elle Identität. 2007 war es nur jede fünfte einen offeneren Umgang, durch den wie- Führungskraft. Entsprechend ist der An- derum die heterosexuelle Mehrheitsbe- teil der Führungskräfte, die nur mit we- Dr. Torsten Glinke völkerung häufiger in Kontakt mit lesbi- VAA-Jurist und Diversity Manager nigen oder mit keinem Mitarbeiter darü- schen und schw ulen Lebensweisen ber spricht, von der Hälfte auf ein Viertel kommt und so bestehende Vorurteile ab- gesunken. Die Studie zeigt zudem, dass torsten.glinke@vaa.de gebaut werden können. Gleichzeitig sind Führungskräfte mit Personalverantwor- +49 221160010 lesbische und schwule Personen aufgrund tung überdurchschnittlich häufig offen ihrer Sichtbarkeit jedoch auch exponierter, mit ihrer sexuellen Identität umgehen (48 was wiederum mit einer höheren Wahr- Prozent). scheinlichkeit von Diskriminierungser- fahrungen durch nach wie vor feindlich Während die Offenheit im Umgang mit eingestellte Personen einhergeht.“ der eigenen sexuellen Identität in den ver- gangenen zehn Jahren also größer gewor- Diversity-Experte Frohn zieht aus den ins- den ist, hat sich die Lage bei der Diskri- Foto: VAA gesamt stagnierenden Diskriminierungs- minierung von schwulen und lesbischen zahlen innerhalb der letzten zehn Jahre u VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018 23
VAA ein klares Resümee: „Die Entwicklung hin VAA etabliert eigenes Netzwerk „Wir ermitteln derzeit, welche Netzwer- zu einem die Vielfalt akzeptierenden Ar- ke es in der chemischen Industrie bereits beitsplatz kommt trotz all der juristischen Der VAA nimmt die Studienergebnisse gibt. VAA-Mitglieder, die in einem be- und gesamtgesellschaftlichen Veränderun- deshalb zum Anlass, sein Engagement in stehenden Netzwerk mitarbeiten, ein gen und dem zunehmenden Einsatz von diesem Bereich zu verstärken. „Es ist an neues Netzwerk in ihrem Unternehmen Diversity Management in vielen Unter- der Zeit, dass wir als Führungskräftever- ins Leben rufen wollen, oder sich einfach nehmen stetig, jedoch nur langsam voran band bei diesem wichtigen Thema Flagge an einem Erfahrungsaustausch beteilig- – kulturelle Veränderungen brauchen Zeit zeigen und den Mitgliedern unseres Ver- ten möchten, können sich jederzeit direkt und konstante Aufmerksamkeit.“ bandes eine Netzwerk-Plattform anbie- an mich wenden.“ ¢ ten“, sagt Dr. Daniele Bruns, die als be- Als eine Maßnahme zur Förderungen die- treuendes Vorstandsmitglied der VAA- ser Entwicklung nennen Frohn und seine Kommission Führungsfragen im VAA- Mitautoren in der Studie die Einrichtung Bundesvorstand für das Thema Diversity Weitere Infos unter anerkannter und eingebundener Netzwer- Management zuständig ist. VAA-Diver- www.vaa.de/LSBT ke. sity Manager Dr. Torsten Glinke ergänzt: „Dahinter steht ein klarer Business-Case!“ Der Diversity-Experte VAA Magazin: Nun sollte ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld ja ohnehin Matthias Weber erklärt im eine Selbstverständlichkeit sein. Gibt es für Arbeitgeber auch wirtschaftliche Kurzinterview mit dem Erwägungen, sich konkret für mehr Offenheit hinsichtlich der sexuellen Iden- VAA Magazin, warum sich tität und der Geschlechteridentität der Mitarbeiter einzusetzen? mehr Offenheit und Vielfalt, auch hinsichtlich der sexuel- Weber: Viel weiter als ein diskriminierungsfreies Arbeitsumfeld geht die Frage len Identität von Mitarbei- nach echter, spürbarer Akzeptanz. Fühle ich mich respektiert, kann ich offen tern, für Unternehmen rech- mit meinen Kolleginnen und Kollegen und Vorgesetzen umgehen? Das hat net. natürlich einen hohen Einfluss auf die Identifikation und ist somit auch ein starker Motivations- und Leistungsfaktor. Und ein wesentlicher Bindungsfak- VAA Magazin: Aus der aktu- tor, denn ich werde eher einen Arbeitgeber verlassen, bei dem ich mich nicht ellen Studie „Out im Of- wohlfühle. In Zeiten ansteigenden Fach- und Führungskräftemangels tut also fice?!“ geht hervor, dass nur jeder Arbeitgeber gut daran, sich damit zu befassen. Zudem bringen vielfältig vier von zehn Führungskräf- gestaltete Teams eine deutliche Erhöhung von Kreativität und Leistungsfähig- ten offen mit ihren Mitarbei- keit. Dahinter steht also ein ganz klarer Business-Case. tern über die eigene sexuel- le Identität sprechen. Was VAA Magazin: Was können Unternehmen konkret tun, um eine Kultur zu Matthias Weber ist Vorstand des bedeutet das für die Men- schaffen, in der sich Mitarbeiter unabhängig von ihrer sexuellen Identität frei Berufsverbandes Völklinger Kreis und schen und die Organisatio- entfalten können? beruflich Mitglied der Geschäftsleitung nen, in denen sie arbeiten? NordWest der Deutschen Postbank AG. Weber: Zunächst und vor allem: Es ernst mit der Vielfalt meinen. Das ist eine Foto: privat Weber: Die Konsequenzen Einstellungs- und Kulturfrage. Beschäftigt sich das Top Management eines sind gravierend. Zunächst Unternehmens aus echter Überzeugung damit, um für die Mitarbeiter und die einmal ist ein offenes Arbeitsumfeld und wertschätzende Akzeptanz am Ar- Gesellschaft etwas zu tun? Oder nur, weil es dazu ein Gesetz oder eine öf- beitsplatz für den Einzelnen oder die Einzelne sehr wichtig, weil es sehr gro- fentliche Erwartungshaltung gibt? Und dann: Mit gutem Beispiel vorangehen. ßen Einfluss auf das Wohlbefinden und die Entfaltung der eigenen Fähigkei- Es zum Führungsthema machen, die eigenen Teams auf der obersten Ebene ten hat. Als Berufsverband setzt sich der Völklinger Kreis aber auch deshalb divers aufstellen. Und das meint nicht nur die Frauenquote. Dazu braucht für mehr Offenheit und Vielfalt ein, weil das für die Arbeitgeber ein wichtiges man je nach Unternehmensgröße unterschiedliche Ansätze des Diversity Ma- Thema ist. Wenn man dauernd das Gefühl hat, irgendetwas verstecken zu nagements, da gibt es eine große Auswahl von guten und etablierten Instru- müssen, was einen ausmacht, kostet das Energie. Personen, die meinen, sich menten. Auch der Völklinger Kreis macht dazu ein Angebot. Mit unserem im nicht outen zu können, wenden dauernd eine gewisse Menge Energie aus März erstmalig stattfindenden Max Spohr-Praxisforum bieten wir den Perso- ihren Gesamtressourcen auf, um sich zu kontrollieren und ihre Umgebung zu nalverantwortlichen beziehungsweise Diversity-Managern von zunächst 15 beobachten. Sie müssen ständig aufmerksam sein, um sich nicht unbewusst relevanten Unternehmen einen geschützten Raum, in dem sie sich über Un- zu outen. Und diese Energie, die darauf verwendet wird, fehlt letztlich auch ternehmensgrenzen hinweg austauschen können. dem Job und dem Ergebnis, also dem Arbeitgeber. 24 VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018
VAA SPRECHERAUSSCHUSSWAHLEN Interessenvertretung für Leitende Zeitgleich mit den Betriebsratswahlen werden im ersten Halbjahr 2018 auch die Sprecherausschusswahlen stattfinden. Die leitenden Angestellten wählen ihr Vertretungsorgan. Christian Lange, Fachanwalt für Arbeitsrecht und Geschäftsführer des VAA, erklärt, welche Aufgaben ein Sprecherausschuss hat und warum die Stimmabgabe bei der Wahl wichtig ist. Immer dann, wenn es um die Interessen der Anders als der Betriebsrat hat der Sprecher- über der Unternehmensführung wahrzu- leitenden Angestellten als Arbeitnehmer ausschuss keine Mitbestimmungsrechte, nehmen. Darum gilt bei der Sprecheraus- geht, ist der Sprecherausschuss zur Stelle. sondern sogenannte Mitwirkungsrechte. schusswahl umso mehr, dass jede einzelne Dabei sind die Aufgaben des Sprecheraus- Der Gesetzgeber sieht – wie es im Spre- Stimme wichtig ist und eine hohe Wahlbe- schusses vielfältig. Einerseits geht es um cherausschussgesetz heißt – eine vertrau- teiligung die Interessenvertretung der Lei- die kollektiven Interessen der Leitenden. ensvolle Zusammenarbeit zwischen Spre- tenden stärkt. Der Sprecherausschuss schafft für ver- cherausschuss und Arbeitgeber vor. Zu schiedenste Themen, zum Beispiel Vergü- Themen wie Gehaltsgestaltung oder Beur- Briefwahl nutzen tungsregelungen, Fragen der betrieblichen teilungsgrundsätzen muss der Arbeitgeber Altersversorgung oder Aktienprogramme, den Sprecherausschuss unterrichten und Da leitende Angestellte vielfach durch die Rahmenbedingungen. In Form von mit ihm beraten. kurzfristige Termine verhindert sind, sollte Richtlinien oder Vereinbarungen werden von der Möglichkeit der schriftlichen Standards gesetzt, bei denen der Sprecher- Allerdings ist nach erfolgter Beratung der Stimmabgabe Gebrauch gemacht werden. ausschuss die Interessen der leitenden An- Arbeitgeber in der Umsetzung von Maß- Sofern der Wahlvorstand die Briefwahlun- gestellten wahrnimmt. Hierbei kann eine nahmen frei. Die meisten Unternehmens- terlagen nicht bereits zugesandt hat, kann gemeinsame Vertretung der Leitenden führungen haben zwar erkannt, dass der man diese – quasi prophylaktisch für den durch den Sprecherausschuss mehr errei- Sprecherausschuss konstruktive Lösungen Fall der Verhinderung – formlos beim chen als der einzelne leitende Angestellte. aufzeigen kann. Schließlich kennen die Wahlvorstand anfordern. Auf diese Weise Sprecherausschussmitglieder die Struktur ist sichergestellt, dass man auf jeden Fall an Genauso wichtig ist die Unterstützung der und die Abläufe im Unternehmen sehr gut der Wahl der eigenen Interessenvertretung leitenden Angestellten bei individuellen In- und sind durch den Austausch mit anderen teilnehmen kann. ¢ teressen. Jeder einzelne leitende Angestell- Führungskräften bestens vernetzt. Den- te kann auf die Erfahrungen der Sprecher- noch hinterfragen einige Arbeitgeber kri- ausschussmitglieder zurückgreifen und tisch, ob die leitenden Angestellten tatsäch- sich bei Problemen oder sonstigen indivi- lich hinter dem Sprecherausschuss stehen. duellen Angelegenheiten mit dem Arbeit- geber durch den Sprecherausschuss unter- Ein wichtiger Indikator ist in diesem Zu- Christian Lange stützen lassen. So kann der Sprecheraus- sammenhang die Wahlbeteiligung. Eine VAA-Jurist und Ansprechpartner schuss beispielsweise bei unliebsamen Ver- hohe Wahlbeteiligung gibt dem Sprecher- für die Sprecherausschussarbeit setzungen oder schlechten Performance- ausschuss den notwendigen Rückenwind Bewertungen den einzelnen Leitenden un- und ein überzeugendes Mandat, um die In- rechtsberatung@vaa.de terstützen, indem er vermittelnd tätig wird. teressen der leitenden Angestellten gegen- +49 221160010 Broschüre Sprecherausschusswahlen 2018 Die Broschüre Sprecherausschusswahlen 2018 zeigt auf, welche Bedeutung der Sprecherausschuss bei der individuellen Unterstützung von Leitenden und bei der Umsetzung kollektiver Regelungen hat. Sie kann im Online-Mitgliederbereich MeinVAA unter mein.vaa.de/service/sprecherausschusswahlen heruntergeladen Foto: VAA werden. VAA MAGAZIN FEBRUAR 2018 25
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