Vitamin C - Hochdosis und Krebs

Die Seite wird erstellt Sandra Beckmann
 
WEITER LESEN
Vitamin C - Hochdosis und Krebs
                                               Infoblatt / Therapien

Oxidativer Stress (freie Radikale die durch un-               • 2 Studien zeigen, dass durch eine Tumortherapie
sere Lebensweise, Rauchen, Sonnenlicht, Stress,                 das Problem noch intensiviert wird. Es zeigten sich
Umweltbelastungen, Medikamente etc. entstehen                   massiv reduzierten Vitamin C Spiegel, die teilweise
siehe “de.wikipedia.org/wiki/Oxidativer_Stress“)                bis an die Skorbut-Grenze reichen
und Entzündungen gehören zu den wichtigsten                     (Marcus, Petrylak et al. 1991; Fain, Mathieu et al.
Faktoren die zur Entstehung von Krebs führen.                   1998).
Tumore und auch die Tumortherapie führen nach-
gewiesenermaßen zu niedrigen Vitamin-C-Spie-                  • Weiteres wurde ein starkes Vitamin-C-Defizit bei
geln, die nicht ausreichen um einen ausreichenden               fortgeschrittenen Krebspatienten beobachtet, wo-
Schutz vor oxidativem Stress zu gewährleisten.                  durch sich die Überlebensprognose deutlich ver-
Hochdosiertes Vitamin C, parenteral verabreicht,                schlechterte
reduziert therapie- und krankheitsbedingte Sym-                 (Mayland, Bennett et al. 2005).
ptome. Neueren Studien zufolge kann hochdo-
siertes Vitamin C nicht nur in der Nachsorge oder             • Vitamin-C-Mangel und eine zunehmend erschöpfte
Palliativmedizin, sondern auch in der Frontline-                antioxidative Kapazität sind ein häufig unterschätz-
Chemotherapie (=Erste Anwendung von Chemo-                      tes Problem bei Tumorpatienten. Die Folgen sind
therapie) von Nutzen sein. Die nachgewiesene                    entzündliche Schleimhauterkrankungen des Mun-
tumorhemmende Wirkung macht den Einsatz bio-                    des und der Speisröhre und ein verstärktes Risiko
logisch plausibel und wird durch aktuelle Fall-                 für einen Mangel an Blutkörperchen. Diese Proble-
beschreibungen, die den Qualitätsanforderungen                  me führen häufig zu einer Dosisreduktion oder ei-
den „National Cancer Institutes (NCI)“ standhal-                nem Abbruch der onkologischen Therapie.
ten, unterstützt.                                               (Maccio, Madeddu et al. 2005).

Entzündung erhöht das Krebsrisiko                             • Oxidativer Stress und Entzündungen bestimmen
Chronische Entzündungen und oxidativer Stress                   auch den Verlauf onkologischer Erkrankungen. Sie
sind an allen Stadien der Krebsentstehung betei-                induzieren und stimulieren sich gegenseitig. Ent-
ligt. So erhöhen chronische Darmentzündungen,                   zündungen und erhöhtes C-reaktives Protein (CRP)
Viren (wie Hepatitis B + C, HPV) oder Bakterien                 sind bei vielen Tumoren mit einer schlechten Prog-
(wie Helicobacter Pylori) das Entartungsrisiko.                 nose und einer reduzierten Überlebensdauer assozi-
Es wird angenommen, dass mindestens jede fünf-                  iert. In einer klinischen Studie wurden 45 Patienten
te Krebserkrankung auf dem Boden einer chroni-                  mit verschiedenen Karzinomen nach Abschluss der
schen Entzündung entsteht (Ärztezeitung 2005).                  Standardtherapie mit Vitamin C i.v. behandelt. Bei
Einige Studien haben die prekäre Versorgung mit                 75% der Patienten waren CRP, proinflammatori-
Vitamin C bei kranken Menschen bestätigt.                       sche Zytokine und bestimmte Tumormarker nach
                                                                der Behandlung mit Vitamin C abgefallen. Bei 25%
                                                                nahm die Entzündung zu. Bei fortgeschrittenen Tu-
                                                                morstadien sprachen die Tumore kaum noch auf die
                                                                Therapie an, die Lebensqualität wurde jedoch ver-
                                                                bessert.

                                                          1
               Dr. Rathke-Valencak Ilse | Ärztin für Allgemeinmedizin | Wahlarztpraxis | www.lamedica.at
              Museumsstraße 11 | A - 4020 Linz | Tel + Fax +43(0)732/777759 | e-mail: praxis@lamedica.at
Vitamin C - Hochdosis und Krebs
                                                 Infoblatt / Therapien

 Vitamin C reduziert Nebenwirkungen                             • Wissenschaftler fordern konsequenterweise, dass
 der onkologischen Therapie                                       die Zufuhrempfehlungen von Antioxidantien bei
• Die Verbesserung der Lebensqualität durch Vi-                   onkologischen Patienten neu eruiert werden müs-
  tamin-C-Infusionen wurde bereits 1991 von Ca-                   sen. Denn eine höhere Zufuhr ist eindeutig mit we-
  meron, basierend auf seinen Erfahrungen im                      niger Chemotherapie bedingten Nebenwirkungen
  „Vale of Leven Hospital“, beschrieben und durch                 und weniger DNA-Schäden assoziiert, welche wie-
  neue Studien bestätigt (Yeom, Jung et al. 2007).                derum die Krebsentstehung triggern können
  Viele krankheits- und therapiebedingte Neben-                   (Kennedy, Tucker et al. 2004).
  wirkungen gehen auf oxidativen Stress und feh-
  lende antioxidative Schutzmechanismen des                      Könnte Vitamin C das Tumorwachstum
  gesunden Gewebes zurück. Dies führt zu den                     und das Metastasen-Risiko reduzieren?
  bekannten Nebenwirkungen wie Magen-Darm-                       Schon der Nobelpreisträger Pauling hat 1978 eine
  Beschwerden, Übelkeit und Erbrechen, Appetit-                  verlängerte Überlebenszeit von Tumorpatienten pu-
  losigkeit, Depressionen, Gedächtnisstörungen,                  bliziert. Nachfolgende Studien widerlegten seine
  Müdigkeit, Erschöpfung, Schlafstörungen, Blut-                 Annahme. Es gab jedoch einen entscheidenden Un-
  bildveränderungen, Nerven- und Organschäden.                   terschied zwischen den Studien der von der Schul-
  Vitamin-C-Infusionen führen zu einer deutlichen                medizin ignoriert wurde. Pauling hatte das Vitamin
  Verbesserung der Lebensqualität während einer                  C parenteral verwendet und in den anderen Studien
  onkologischen Therapie                                         wurde es oral verabreicht.
  (Vollbracht, Schneider et al. 2011).                           In mäßigen Dosen wirkt Vitamin C als Anti-
                                                                 oxidans. In hohen Dosen wechselt Vitamin C
• Eine retrospektive, multizentrische Studie der                 seine Rolle und wird pro-oxidantisch, also zum
  Universität Köln untersuchte den Stellenwert von               freien Radikal und produziert das giftige Was-
  Vitamin-C-Infusionen auf die Lebensqualität.                   serstoffperoxid. Tumorzellen haben ein relatives
  Von 125 Brustkrebspatientinnen erhielten 53 Pati-              Defizit an Katalase, eines Schutzenzyms, welches
  entinnen zusätzlich zur konventionellen Krebsthe-              notwendig ist, um das schädliche Wasserstoffper-
  rapie für mindestens 4 Wochen (zeitversetzt) Vit-              oxid in Wasser und Sauerstoff umzuwandeln und
  amin-C-Infusionen. Das Ergebnis zeigte, dass die               somit zu entschärfen. Normale Zellen besitzen
  Beschwerden in der Vitamin-C-Gruppe um 37 %                    eine intakte Membran mit welcher sie die Menge
  (während der Behandlung) und um 53% (während                   an Antioxidantien die in die Zelle aufgenommen
  der Nachsorge) reduziert waren. Deutliche Ver-                 wird, streng kontrollieren. Dies ermöglicht den
  besserungen konnten bei den Symptomen Übel-                    gesunden Zellen die Antioxidantien zum Schutz
  keit, Appetitverlust, Müdigkeit, Depressionen,                 vor Nebenwirkungen der Chemo- und Strahlen-
  Schlafstörungen Schwindel und Blutungsneigung                  therapie zu nützen. Krebszellen haben eine le-
  erreicht werden.                                               cke Membran die den unkontrollierten Eintritt
                                                                 von Antioxidantien ermöglicht, die dann für die
                                                                 Krebszellen letal wirken können. Außerdem be-
                                                                 steht zwischen normalen Zellen und Tumorzel-
                                                                 len eine zehn- bis hundertfache Diskrepanz in
                                                                 der Katalasekonzentration.

                                                            2
                 Dr. Rathke-Valencak Ilse | Ärztin für Allgemeinmedizin | Wahlarztpraxis | www.lamedica.at
                Museumsstraße 11 | A - 4020 Linz | Tel + Fax +43(0)732/777759 | e-mail: praxis@lamedica.at
Vitamin C - Hochdosis und Krebs
                                                      Infoblatt / Therapien

Ohne die schützende Katalase sammelt sich                           • Eine Gruppe um Mark Levine forderte 2004, dass
das giftige Wasserstoffperoxid zusammen                               die Rolle von Vitamin C in der Krebstherapie neu
mit Aldehyden (giftige Nebenprodukte) in den                          bewertet werden müsse. Sie hatten festgestellt, dass
Krebszellen an, welches die bösartige Zellen                          wirksame Vitamin-C-Konzentrationen im Körper
in den Zelltod treibt. Prasad et.al. konnte in                        nur über die parenterale aber nicht über die orale
einer Studie diesen Killing-Effekt in Synergie                        Gabe erreicht werden können.
mit Chemo- und Strahlentherapie beschreiben.                          (Padayatty, Sun et al. 2004; Levine, Conry-Cantile-
Des weiteren zeigte sich, dass diese Konstella-                       na et al. 1996).
tion auch die Nebenwirkungsraten herabsetzt.
Die gesunde Zelle bleibt hiervon unberührt.                         • Eine andere Studie von Levine zeigte klar, dass mil-
Um eine für Tumorzellen tödliche Konzentra-                           limolare Konzentrationen von Vitamin C im Blut
tion des Vitamins im Blut zu erreichen, müs-                          tatsächlich zelltötende Effekte auf Krebszellen aus-
sen im Blut Vitamin C Spiegeln bis zu 400 mg/                         üben ohne das gesunde Zellen davon betroffen sind.
dl erreicht werden. Diese Spiegeln sind jedoch                        (Krebszellen sind durch ihre ungeordnete Struk-
ausschließlich mit einer intravenösen Gabe er-                        tur viel instabiler und leichter zu schädigen – dies
reichbar, die hoch genug sind, um einen Antitu-                       macht sich auch die Chemo- und Strahlentherapie
mor-Effekt zu erzielen. Aus Erfahrung ist be-                         zu Nutze)
kannt, dass man dazu 2 x wöchentlich 30 – 60                          (Chen, Espey et al. 2005).
g Vitamin C per Infusion verabreichen muss.
Andere orthomolekulare Stoffe wie Alpha Li-                         • Man hat bis vor einiger Zeit angenommen, das Vit-
ponsäure, Vitamin B 12, Vitamin K, Selen, Vi-                         amin C ausschließlich über antioxidative Maßnah-
tamin B3, genauso wie Resveratrol verstärken                          men wirkt. Dabei wird aus Ascorbinsäure Ascorbat.
die Wirkung des Vitamin C.                                            Dieses wird pH-abhängig wiederum oxidiert, wobei
Riordan et al. verwendete in einer Studie 2 x                         H2O2 freigesetzt wird. Vitamin C wirkt somit über
wö 30 g Vitamin C und erreichte bei einem Pa-                         seine antioxidativen, aber auch seine prooxidativen
tienten mit Nierenzellkarzinom, dass Lungen-                          Eigenschaften. Bei den meisten Tumoren findet sich
und Lebermetastasen innerhalb von Wochen                              eine entzündliche Reaktion mit einem erniedrigten
verschwanden. Knochenmetastasen haben                                 pH-Wert, in der Umgebung des Tumors. Deshalb
höhere Dosierungen benötigt. Die in vitro Stu-                        wird hier verstärkt H2O2 produziert. Zudem gibt es
dien von Riordan und Casciari belegten, dass                          offenbar Unterschiede beim Transport von Vitamin
Plasmakonzentrationen von 400 mg/dl Tumor-                            C in die Zellen. Bei Brustkrebszellen wird der zy-
zellen effektiv abtöten. Diese Konzentrationen                        totoxische Effekt durch den Vitamin-C-Transporter
können nur über eine i.v. Applikation erreicht                        (SVCT-2) vermittelt, der die intrazelluläre Vitamin
werden.                                                               C-Konzentration und damit die Wasserstoffperoxid-
                                                                      Produktion massiv steigert. Je höher die SVCT-2
Quellen:
                                                                      Konzentration in den Tumorzellen war, desto aus-
Cancer Lett 2008 May 18;263(2): 164 - Proc Natl Acad Sci
USA. 2008 Aug 12; 105(32): 11105                                      geprägter war das Ansprechen des Tumors auf Vi-
Qi Chen et al. „PNAS“ (2005) Vol. 02,3:13604-13609                    tamin C. Normales, gesundes Brustgewebe produ-
Riordan, H.D., Huminghake, R.B., Riordan, N.H. et al.: Int-           ziert kaum bis gar keine SVCT-2.
ravenous ascorbic. Pro-
tocol for its application and use. Puerto Rico Health Sci J
2003;22:287-290 11.
Casciari, J.J., Riordan, N.H., Schmidt, T.L. et al.: Cytoto-
xicity of ascorbic acid lipoic acid and other antioxidants in
hollow fibre in vitro tumours. Br J Cancer 20001;84:1544-
1550

                                                                3
                   Dr. Rathke-Valencak Ilse | Ärztin für Allgemeinmedizin | Wahlarztpraxis | www.lamedica.at
                  Museumsstraße 11 | A - 4020 Linz | Tel + Fax +43(0)732/777759 | e-mail: praxis@lamedica.at
Vitamin C - Hochdosis und Krebs
                                                  Infoblatt / Therapien

• Auch tierexperimentelle Studien zeigten im Ver-                Spiegel online vom 5.8.2008
  gleich zur Placebo-Gruppe eine deutliche Reduk-                www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/hoch-do-
  tion der Tumormasse um 22 bis 70%. Weitere                     siert-vitamin-c-injektion-toetet-krebszellen-ab-
  tierexperimentelle Studien zeigten durch Vitamin-              a-570113.html
  C-Gaben deutlich weniger Metastasen. (Chen,
  Espey et al. 2008; Pollard, Levine et al. 2010).               „Hoch dosiert: Vitamin-C-Injektion tötet
  Dabei scheint die Begrenzung der Angiogenese                   Krebszellen ab
  (Blutversorgung des Tumors), eine wichtige Be-                 Es könnte ein spektakuläres Comeback werden:
  deutung zu spielen.                                            Lange Zeit war Vitamin C in der konventionel-
  Durch Vitamin-C-Infusionen konnten Wachs-                      len Krebstherapie abgeschrieben. Nun haben
  tumsfaktoren (VEGF + MMP2), welche für die                     Forscher mit seiner Hilfe das Krebswachstum
  Bildung von Blutgefäßen für den Tumor nötig                    bei Versuchstieren stoppen können –
  sind, im Normbereich, wie bei gesunden Tieren,                 Seine segensreiche Wirkung entfaltet das Vitamin
  gehalten werden.                                               nur unter einer Bedingung: Es muss in hohen Dosen
  (Yeom, Lee et al. 2009).                                       direkt in die Blutbahn gelangen. Eine orale Aufnah-
                                                                 me, beispielsweise über Vitamintabletten, sei wir-
• Die nachgewiesene tumorhemmende Wirkung                        kungslos, erklären die Wissenschaftler um Qi Chen
  macht den Einsatz plausibel und wird durch ak-                 von National Institute of Health (NIH) in Bethes-
  tuelle Fallbeschreibungen bei Nieren, Blasen-                  da. Wirksam gegen Krebszellen werde das Vitamin
  und B-Zelllymphomen (Padayatty, Riordan et al.                 über die Bildung von aggressivem Wasserstoffper-
  2006), die den Qualitätsanforderungen des NCI                  oxid, das Krebszellen abtöten könne, ohne gesunde
  standhalten, unterstützt. Zwei dieser Fallbeispiele            Zellen zu schädigen, berichten die Wissenschaftler
  entsprechen komplett den Qualitätsanforderungen                in der aktuellen Ausgabe das Fachblattes „Procee-
  des NCI für evidenz-basierte Fälle, der dritte ver-            dings of the National Academy of Sciences“.
  fehlte nur knapp ein Kriterium. Alle drei berichten            Über den möglichen Nutzen einer Vitamin-C-Be-
  von einer kompletten Remission des Primärtu-                   handlung bei Krebs wird bereits seit Jahrzehnten
  mors nach Infusionen mit Vitamin C. Die Daten-                 immer wieder diskutiert. Schon vor mehr als 30
  lage bei Leukämien und Lymphomen ist derzeit                   Jahren hatten Studien darauf hingewiesen, dass
  jedoch noch heterogen und eine eindeutige Beur-                das Vitamin in hohen Dosen verabreicht die Über-
  teilung nicht möglich.                                         lebenszeit von Krebspatienten verlängert. Chemie-
                                                                 Nobelpreisträger Linus Pauling hatte sich für die
• Eine klinische Phase I-Studie mit Tumorpatien-                 Vitamintherapie stark gemacht. In Kontrolluntersu-
  ten in fortgeschrittenem Krankheitszustand (ohne               chungen konnte ein Nutzen aber nicht nachgewie-
  weiterführende schulmedizinische Therapie) zeig-               sen werden, so dass die konventionelle Medizin den
  te, dass eine parenterale Dosierung von bis zu 1,5             Einsatz von Vitamin C wieder verwarf. In der Alter-
  g/kg verträglich ist. Eine Verringerung des Tumor-             nativmedizin hingegen wurde es weiterhin auch in
  gewebes konnte in dieser Studie nicht beobachtet               der Krebsbehandlung eingesetzt.
  werden. Die Autoren planen eine Phase-II-Studie,
  die hochdosiertes Vitamin C und Chemotherapie
  bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs
  kombiniert
  (Hoffer, Levine et al. 2008).

                                                             3
                  Dr. Rathke-Valencak Ilse | Ärztin für Allgemeinmedizin | Wahlarztpraxis | www.lamedica.at
                 Museumsstraße 11 | A - 4020 Linz | Tel + Fax +43(0)732/777759 | e-mail: praxis@lamedica.at
Vitamin C - Hochdosis und Krebs
                                               Infoblatt / Therapien

Vitamin C gehört zu den sogenannten Antioxidan-                Vitamin-C-Hochdosistherapie während
tien, auch Radikalfänger genannt. Diese Stoffe                 der Chemo- und Strahlentherapie
binden im Körper aggressive Sauerstoffmoleküle,                Aus theoretischen Überlegungen heraus wurde bis-
die zur Entstehung von Krebs beitragen können.                 her angenommen, dass Vitamin C die Wirkung der
Diese Tatsache hat zu der Annahme geführt, dass                Chemo- und Strahlentherapie vermindern könnte.
eine ausreichende Versorgung mit Ascorbinsäure -               Der klinische Beweis zur Stützung dieser Annah-
so lautet die chemische Bezeichnung des Vitamins               me fehlt bisher jedoch. Da die Wirkung der Chemo-
- vor der Krebsentstehung schützen kann. Wie die               und Strahlentherapie auf der Bildung von freien Ra-
aktuelle Studie nun zeigt, könnte das Vitamin da-              dikalen (welche die Krebszellen angreifen) basiert,
rüber hinaus auch bei der Behandlung von Krebs                 könnte man sich durch Antioxidanten einen Wirk-
hilfreich sein.                                                verlust vorstellen.
Die Forscher hatten Krebszellen und gesunde
Zellen im Labor hohen Konzentrationen von As-                  Da es zu dieser Fragestellung bisher keine Studien
corbinsäure ausgesetzt. Die Substanz löste die                 gibt sollte die Hochdosistherapie mit Vitamin C im-
Bildung von Wasserstoffperoxid aus, das bei den                mer zeitversetzt zur Chemo- und Strahlentherapie
gesunden Zellen keine akuten Schäden auslöste,                 erfolgen. Vor oder nach einer Chemo- oder Strah-
einen großen Teil der Krebszellen hingegen abtö-               lentherapie ist ein Abstand von 24 Stunden einzu-
tete.                                                          halten. Wird eine Chemotherapie mit einer längeren
Anschließend spritzten die Wissenschaftler krebs-              Halbwertszeit als 6 Stunden verabreicht, sollte der
kranken Mäusen das Vitamin in der hohen Kon-                   Abstand nach der Chemotherapie auf 3-4 Halb-
zentration von vier Gramm pro Kilogramm Kör-                   wertszeiten erweitert werden.
pergewicht direkt in den Bauchraum. Aggressive
Tumore der Bauchspeicheldrüse, der Eierstöcke                  Wichtig ist es die Nierenfunktion regelmäßig zu
und des Gehirns bremsten daraufhin ihr Wachs-                  überprüfen. Viele Chemotherapien beeinträchtigen
tum deutlich um 41 bis 53 Prozent. Gesunde Zel-                die Nierenfunktion, und bei einer Niereninsuffi-
len hingegen wurden durch die Behandlung nicht                 zienz erhöht sich unter Vitamin-C-Infusionen das
geschädigt.                                                    Risiko für Nierensteine. Während der Therapie ist
Ascorbinsäure könnte künftig als wichtiger Wirk-               also auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten.
stoff in der Chemotherapie von Krebspatienten
eingesetzt werden, glauben die Forscher. Die ein-             • In den vergangen Jahren gibt es allerdings immer
gesetzten hohen Konzentrationen könnten auch im                 mehr experimentelle Hinweise dafür, dass Vitamin
menschlichen Blut erreicht werden, wie eine Stu-                C die Wirksamkeit bestimmter Chemotherapeuti-
die an Freiwilligen bereits ergeben hat.                        ka verstärken könnte. Dazu zählen Doxorubicin,
Die dafür nötigen hohen Konzentrationen aber                    Cisplatin, Paclitaxel, Dacarbazine, 5-Fluoruracil,
durch vitaminreiche Kost oder die Einnahme von                  Bleomycin.
Vitaminpräparaten erreichen zu wollen, sei je-                  (Prasad, Sinha et al. 1979; Kurbacher, Wagner et
doch völlig unmöglich, betonen die Forscher: Ein                al. 1996; Fromberg, Gutsch et al. 2011).
eingebauter Schutzmechanismus verhindere, dass
mehr Vitamin C ins Blut übergehe, als der Körper              • Eine präklinische Studie bei Pankreaskrebs beob-
benötigt. Überschüssige Ascorbinsäure werde da-                 achtete unterstützende Wirkung von Vitamin C und
her einfach ausgeschieden.“                                     Gemcitabin. Bei einem Tumor, der auf Gemcitabin
                                                                resistent war, führte die Kombination mit Vitamin C
                                                                zu einem 50%-Wachstumsstop.
                                                                (Espey, Chen et al. 2011).

                                                          4
               Dr. Rathke-Valencak Ilse | Ärztin für Allgemeinmedizin | Wahlarztpraxis | www.lamedica.at
              Museumsstraße 11 | A - 4020 Linz | Tel + Fax +43(0)732/777759 | e-mail: praxis@lamedica.at
Vitamin C - Hochdosis und Krebs
                                                 Infoblatt / Therapien

• Eine weitere Phase-I-Studie, mit neu diagnosti-               Allgemeine therapeutische Empfehlungen: (muss
  ziertem, inoperablen, metastasierten Pankreastu-              immer individuell angepasst werden)
  mor untersuchte die Effekte einer achtwöchigen
  Kombinationstherapie mit Gemcitabin, Erlotinib                Kontraindikationen sind: Glucose-6-Phosphat-
  und hochdosierten Vitamin-C-Infusionen. Von 14                Dehydrogenase Mangel, schwere Niereninsuffizi-
  Patienten beendeten 9 die Studie. 7 zeigten eine              enz, Dialyse, Hämochromatose und Oxalatsteine.
  stabiles Krankheitsbild und 2 eine Verschlechte-
  rung.                                                         Vor der Therapie sollten im Blut das BB, die Leber-
  (Monti, Mitchell et al. 2012)                                 und Nierenwerte und die G6PD bestimmt werden.
                                                                Prophylaktisch sollten 300 mg Magnesiumoxid und
• Eine Ausnahme betrifft den Proteasom-Inhibitor                10 mg Vitamin B 6 tgl. zur Vorbeugung von Oxalat-
  Bortezomib. (Velcade® bei multiplen Myelom,                   steinen eingenommen werden.
  siehe „de.wikipedia.org/wiki/Bortezomib“). Es
  wurde gezeigt, dass bereits Vitamin-C-Plasma-                 Therapieplan:
  spiegel, die durch die orale Einnahme von 500 mg              Vitamin C Hochdosis Infusionen: 2 x wöchentlich
  erreicht werden, den Wirkmechanismus blockie-                 30 – 60 g Vitamin C für mindestens 1 Jahr.
  ren können. (Perrone, Hideshima et al. 2009).                 Ev. Kontrolle des Vitamin C Spiegels nach der Infu-
                                                                sion um die exakte Dosis zu ermitteln.
 Es gibt immer mehr Hinweise dafür, das Vitamin                 Dann 1 x wöchentlich für eine weiteres Jahr.
 C ein größeres Potential in der Krebstherapie,                 Danach nur mehr 1 x monatlich.
 auch in der Frontline-Chemotherapie haben könn-
 te als bisher angenommen. Der Einsatz in der pal-              Information:
 liativen Krebsbehandlung und in der Nachsorge                  Internet: www.biokrebs.de/images/stories/down-
 zur Verbesserung der Lebensqualität wird jedoch                load/impulse/2006_04_IMPULSE.pdf
 durch die gute Studienlage unterstützt.

                                                            5
                 Dr. Rathke-Valencak Ilse | Ärztin für Allgemeinmedizin | Wahlarztpraxis | www.lamedica.at
                Museumsstraße 11 | A - 4020 Linz | Tel + Fax +43(0)732/777759 | e-mail: praxis@lamedica.at
Sie können auch lesen