Vom Schenken Weihnachten Franziskusskulptur - Herzlich Willkommen in der Pfarrei ...

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Vom Schenken Weihnachten Franziskusskulptur - Herzlich Willkommen in der Pfarrei ...
DEZEMBER 2021 | JANUAR 2022

Vom Schenken
Weihnachten    Franziskusskulptur
Seite 5 - 17   Seite 21
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IMPRESSUM

Impressum
„Franz von Assisi“, Pfarrbrief der Pfarrei              Fotos Kirchen: Annette Göder
Franz von Assisi Kiel                                   Bild Rückseite: sternsinger-de
Erscheinungsweise: Alle 2 Monate                        In: Pfarrbriefservice.de
Herausgeber:                                            Der nächste „Franz von Assisi“ Nr. 24 (1/2022) erscheint
Pfarrei Franz von Assisi, Rathausstr. 5, 24103 Kiel     am 30. Januar 2022 und gilt bis 3. April 2022.
www.katholisch-in-kiel.de · Tel. 0431-260923-0          Redaktionsschluss ist der 10. Januar 2022.
Unsere Pfarrei ist auch bei Instagram vertreten.
Folgen Sie uns dort gern: @pfar.reifranzvonassisikiel   Haftungsausschluss und Vorbehalt:
                                                        Der Pfarrbrief „Franz von Assisi“, alle in ihm enthaltenen
Zuschriften an die Redaktion:                           Abbildungen und Beiträge sowie gestalteten Anzeigen
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Redaktion:                                              licher Genehmigung der Redaktion. Namentlich gekenn-
Klaus Byner, Leitender Redakteur (V.i.S.d.P.)           zeichnete Artikel und Leserbriefe geben nicht unbedingt
Dr. Thomas Benner, Bernd Honig, Anne Jost, Anne-        die Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält
lie Kinner, Waldemar Maron, Alexander Müller, Peter     sich bei eingesandten Artikeln und Leserbriefen sowie Fo-
Scharstein, Werner Schröder, Ingrid Schulz, Gotthardt   tos eine Auswahl, Kürzungen und Glättungen vor. Ein An-
Simons, Cornelia Will                                   spruch auf Veröffentlichung kann nicht gewährt werden.
Gestaltung: Gotthardt Simons                            Der Pfarrbrief erscheint kostenlos. Wir sind dankbar für
Druck und Anzeigen: Simons drucken                      Ihre Spende unter dem Stichwort „Franz”.
Auflage: 3000                                           Spendenkonto: Pfarrei Franz von Assisi, Kiel
Titelbild: Klaus Byner; Wir danken Ole Huch für die     DE40 4006 0265 1424 1008 00
Abdruckerlaubnis                                        BIC: GENODEM1DKM2
Fotos (wenn nicht anders angezeigt): Klaus Byner

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Liebe Leserin, lieber Leser,             Freude angenommen wird, löst beim         privater Spenden konnten die Kosten
                                         Gebenden ein noch größeres Glücks-        für das Kunstwerk schnell und unbü-
die Advents- und Weihnachtszeit          gefühl aus. Mein Dank gilt nun allen      rokratisch gedeckt werden.
2021 können wir wegen der pande-         Autoren, die uns zum Schwerpunkt-
mischen Situation wieder nur einge-      thema ihre Sichtweise, eigene Erfah-      Auf dem Titelbild schaut uns der
schränkt feiern und gestalten. Das ist   rungen oder persönliche Episoden          kleine Sternsinger Ole (mittlerwei-
traurig, aber wahr. Für uns Christen     geschenkt haben. Der Artikel „Res-        le Studierender) so freundlich und
ist es tatsächlich wahr, dass in das                                               zuversichtlich mit klarem Blick und
Dunkel, in die Traurigkeit dieser Welt                                             offenen Augen an. Auch im Januar
ein Licht kommt. Im Stall von Bethle-                                              2022 freuen wir uns auf die Sternsin-
hem wird es hell, ein Kind ist gebo-                                               ger, die den Segen in unsere Häuser
ren, ein Stern leuchtet in der Nacht.                                              bringen und danken allen Großen
Die biblische Weihnachtsgeschichte                                                 und Kleinen, die die Sternsingerakti-
erzählt von vielen kleinen und grö-                                                on hier in Kiel auch unter erschwer-
ßeren Lichtmomenten – keine Rede                                                   ten Bedingungen wieder möglich
aber von einer Flutlichtbeleuchtung                                                machen.
oder einer nächtlichen Lasershow.
Erfreuen Sie sich auch in diesem                                                   Ich wünsche Ihnen eine gesegnete
Jahr wieder vieler Lichterfahrungen.                                               Advents- und Weihnachtszeit und
In unserer Pfarrei Franz von Assisi                                                viel Heilbringendes, Lichterfülltes
gibt es zahlreiche, Licht schenkende                                               und Gutes im neuen Jahr 2022.
Angebote: Konzerte, musikalische
Andachten, Roratemessen, Nikolaus-                                                 Danke für Ihr Interesse am Kirchen-
feiern, Darstellungen mit biblischen                                               magazin FRANZ.
Erzählfiguren, die Kirchenhütte auf                                                                      Annelie Kinner
dem Weihnachtsmarkt und die feier-
lichen Gottesdienste zu den Festta-      pekt – ein Weihnachtswort“ (S. 14)
gen (S.6)                                weitet unseren Blick und lenkt ihn
                                         dann auf die innerkirchliche Krise mit
Vom Schenken – so lautet unser           dem vernichtenden und unermessli-
weihnachtliches Schwerpunktthema.        chen Vertrauensverlust, an dem vie-
In der Vorweihnachtszeit machen wir      le katholische Christen verzweifeln
uns viele Gedanken über Geschenke        und ihre Konsequenzen ziehen. Die
- mehr als im gesamten Jahresverlauf.    Kirchenaustritte im zurückliegenden
Und dann wird uns plötzlich klar, dass   Jahr 2021 sind auch in Kiel deutlich
das Schenken und Beschenkt werden        zu spüren. Eine Kirche des (gegensei-
eine äußerst komplexe, vielschichtige    tigen) Respekts – das ist keine unre-
und emotionale Angelegenheit ist.        alistische Spinnerei, das könnte eine
Beim Schenken gibt es immer zwei         Idee sein, die wir gemeinsam umset-
Pole: der Nehmende und der Ge-           zen, die wir uns gegenseitig schen-
bende. In der Bibel steht: „Geben ist    ken können. Ein weiteres Geschenk
seliger denn nehmen“ (Apg 20, 35).       schuf der Künstler Karlheinz Oswald:
Und das bestätigen tatsächlich auch      Franz von Assisi – eine in Eisen gegos-
viele Psychologen und Neurowissen-       sene Skulptur, die in der Propsteikir-
schaftler. Ein Geschenk, das vom         che St. Nikolaus ihren Platz gefunden
Empfänger begeistert und mit großer      hat (S. 21). Dank großer und kleiner

                                                                                                                       3
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INHALT

INHALT
         Vorwort                         3    Sozialdienst katholischer Frauen   43

         Gottesdienste zu Weihnachten    6    St. Birgitta                       45

         Grußwort des Propstes           7    St. Bonifatius                     46

         Schenken und beschenkt werden   9    Heilig Kreuz                       47

         Der Engel                       10   St. Ansgar                         48

         Kann man Glauben schenken?      10   Liebfrauen                         49

         Ökumenische Kirchenhütte        11   St. Heinrich                       51

         Ein Brief als Geschenk          12   St. Joseph                         52

         Respekt - ein Weihnachtswort    14   Dreieinigkeit                      53

         Segen bringen, segen sein       16   Stella Maris                       53

         Aus dem Erzbistum               18   St. Nikolaus                       54

         Aus der Pfarrei                 21   Gottesdienste                      55

         Kinder / Jugend                 31   Kochen mit Anne                    60

         Kirchenklänge                   37   zuGUTerletzt                       61

         Kolping                         40   wichtige Adressen                  62

         Haus Damiano                    42

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THEMA SCHENKEN

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    GOTTESDIENSTE IN DER PFARREI ZU WEIHNACHTEN UND ZUM JAHRESWECHSEL
             Tag   24.12                             25.12.                        26.12.                            31.12.                            1.1.
                   Heiligabend                       Weihnachten                   Zweiter Weihnachtstag             Silvester                         Neujahr
    Kirche
                                                                                                                                                                                     GOTTESDIENSTE

    St. Ansgar                                        9:30 Uhr Festmesse                                             16:00 Uhr Jahresschlussmesse

    St. Birgitta   14.00 bis ökum. Krippenfeier                                     9:30 Uhr Festmesse               17:00 Uhr Ökumenischer Gottes-     9:30 Uhr Heilige Messe
                   16:45 Uhr offener Stationen-                                                                                dienst zum Altjahres-
                             gottesdienst                                                                                      abend
                   17:00 Uhr ökum. Gottesdienst
                             auf dem Kirchplatz
                   12:30 Uhr Christmette

    St. Bonifatius 18:30 Uhr Christmette

    Dreieinigkeit 18:00 Uhr                                                                                                                            18:00 Uhr Hl. Messe

    Heilig Kreuz   16:00 Uhr Krippenfeier                                          10:00 Uhr Festmesse mit Chor                                        17:00 Uhr Hl. Messe
                   21:00 Uhr Christmette

    St. Heinrich   15:00 Uhr   Krippenfeier           9:30 Uhr poln. Festmesse      9:30 Uhr poln. Festmesse         18:00 Uhr WortGottesFeier,      11:00 Uhr dt./poln. Hl. Messe
                   16:30 Uhr   Krippenfeier          11:00 Uhr Festmesse           11:00 Uhr Festmesse                         Jahresendgottesdienst
                   20:00 Uhr   poln. Christmette                (auch online im    16:00 Uhr Gospelkirche                      m. bes. musikalischer
                   22:00 Uhr   Christmette                      Livestream*)                                                   Gestaltung

    St. Joseph     16:00 Uhr Krippenfeier auf dem 11:15 Uhr Festmesse                                                16:00 Uhr Andacht zum Jahres-     11:15 Uhr Hl. Messe
                             Kirchplatz                                                                                        wechsel
                   18:00 Uhr Christmette

    Liebfrauen     16:00 Uhr Weihnachtslob an der    9:30 Uhr   Festmesse          9:30 Uhr   Festmesse              17:00 Uhr Andacht zum Jahres-     18:00 Uhr Abendlob zum Jah-
                             Krippe                                                                                            wechsel                           resbeginn
                   17:00 Uhr Christmette

    St. Nikolaus   15:30 Uhr Krippenfeier            11:00 Uhr Festmesse           11:00 Uhr Festmesse               18:30 Uhr Jahresschlussmesse      11:00 Uhr Hl. Messe
                   18:30 Uhr kroat. Christmette
                   21:00 Uhr Christmette

    Stella Maris                                                                   11:00 Uhr Festmesse                                                 18:00 Uhr   Hl. Messe

    Radio/Online    9:00 Uhr RadioKinderKirche                                      9:00 Uhr
                   12:00 Uhr Krippenfeier online *                                 11:00 Uhr RadioKinderKirche
                                                                                   12:00 Uhr online und im Radio *
                   16:00 Uhr im Radio*                                             13:00 Uhr

    *) Radiofrequenzen, Webadressen und weitere Informationen: katholisch-in-kiel.de/rakiki | Livestream: katholisch-in-kiel.de/gottesdienste/video-stream (Stand: 16.11.)

    Das Stattfinden aller in diesem Heft genannten Gottesdienste und Veranstaltungen steht unter Vorbehalt.
    Informieren Sie sich bitte auf der Homepage der Pfarrei und beachten Sie die gültigen Coronaregeln der Landesregierung Schleswig Holstein.
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GRUSSWORT
1223 feierte der hl. Franziskus (1181-     schutzloses und verletzliches Kind in   erwärmen und will frei machen. Gott
1226), der Patron unserer Pfarrei, die     menschliche Arme gelegt hat. „Ich       fängt in der Mitte der Menschen klein
Heilige Nacht in Greccio in Umbrien        möchte so greifbar als möglich mit      an, teilt ihr armes Leben, riskiert zu
draußen in der Natur. Diese Weih-                                                  lieben. Und Franziskus bezeugt, was
nachtsfeier ist mit dem ersten histo-                                              das Evangelium erzählt: Gott kommt
risch faßbaren Krippenspiel verbun-                                                in diese Welt und gibt ihr Hoffnung,
den. Doch diese Form Weihnachten                                                   schenkt ihr Frieden.
zu feiern, ist kein sentimentaler Akt.
Franziskus spürte schon das heranna-                                               Wie sehr brauchen wir diese Bot-
hende Ende seines Lebens. Er hatte                                                 schaft heute angesichts unserer vie-
sein Leben in der Nachfolge Jesu ge-                                               len Krisen in Staat und Gesellschaft,
lebt. Und nun möchte er noch einmal                                                in unserer Kirche, unseren Familien,
da anfangen, wo Jesus angefangen                                                   des Klimas und unserer Gesund-
ist. Er möchte da sein, wo Jesus ist,                                              heit. Teilen wir also miteinander die
draußen, vor der Stadt, vor den Tü-                                                Freude, die Schönheit, das Licht, die
ren, in Gottes Schöpfung mit Pflan-                                                Hoffnung und den Frieden der Weih-
zen und Tieren.                                                                    nacht!

Thomas von Celano, sein erster Bio-                                                Ich grüße Sie von Herzen mit dem
graph, beschreibt die Feier detailreich:                                           Gruß des hl. Franziskus:
Die Brüder statten die Höhle mit Heu       leiblichen Augen schauen, was Gott      PAX et BONUM!
und Stroh aus. Ein Freund läßt einen       in jenem Kind, das in Betlehem ge-                          Ihr Propst Benner
Ochsen und einen Esel herbeiführen.        boren ist, riskiert hat, um den Men-
Schafe kommen dazu. Als sich die           schen seine Nähe zu zeigen.“ So er-
Nacht über das Tal legt, gesellt sich      klären die Mitfeiernden später dem
ein junges Paar mit einem Neuge-           Biographen Franziskus‘ Motivation
borenen in die Mitte der Feiernden.        dieser Weihnachtsfeier.
Die Weihnachtsbotschaft bewegt die
Anwesenden mit nie erlebter Ergrif-        Franziskus ist in der Schöpfung zu
fenheit. Die Mitternachtsfeier spricht     Hause. Er ist gerne draußen bei de-
alle Sinne an: Ihre Nasen riechen das      nen, die kein Zuhause haben. Er lebt
Stroh und die Tiere, ihre Ohren hören      die Botschaft der Weihnacht: Gott ist
das Blöken der Schafe und das stille       nah bei den Menschen. Gottes Zu-
Weinen des Kindes und ihre Herzen          wendung braucht nicht Räume und
sehen die Liebe Gottes, der sich als       Traditionen; sie sucht die Herzen zu

  Ein frohes Weihnachtsfest und ein gesundes Jahr 2022 wünschen
                       Ihr Pfarrer Dr. Thomas Benner,
                       Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Pfarrei Franz von Assisi
                       und die Redaktion des Franz

                                                                                                                        7
Vom Schenken Weihnachten Franziskusskulptur - Herzlich Willkommen in der Pfarrei ...
THEMA SCHENKEN

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Vom Schenken Weihnachten Franziskusskulptur - Herzlich Willkommen in der Pfarrei ...
THEMA SCHENKEN

SCHENKEN UND BESCHENKT WERDEN
ERZBISCHOF EM. DR. WERNER THISSEN

Am vierten Adventssonntag vor einigen Jahren standen           ist es, mit diesem Geschenk angemessen umzugehen.
wir wie meistens nach dem Gottesdienst noch vor der Kir-       Auch das will gelernt sein.
che zusammen. Da fällt mein Blick auf ein Kind. Es steht
da alleine und so traurig, dass ich es anspreche. „Freust      Ich kenne zwei Geschwister, bei denen zu Hause der Fa-
Du Dich denn nicht, es ist doch bald Weihnachten?“ Da          milienrat, wie sie stolz berichten, beschlossen hat, sich
kullern schon die Tränen. Und dann die Erklärung: „Ich         gegenseitig nur Weihnachtsgeschenke zu machen, die
habe kein Geschenk für meine Mutter.“ Einer der Um-            nicht viel kosten. Höchstgrenzen haben sie einvernehm-
stehenden fragt: „Was würdest Du denn Deiner Mutter            lich festgelegt. Aber das bleibt Familiengeheimnis. Das
gerne schenken?“ Dabei bewegt er sich mit dem Kind             so gesparte Geld schenken sie zu Weihnachten in der
etwas von uns weg, sodass wir das Weitere nicht mehr           Adveniat Kollekte für Menschen in Lateinamerika. „Seit-
verstehen können.                                              dem wir das praktizieren, sind wir Weltbürger“, sagen
                                                               sie. „Wir sprechen in der Familie über die anschaulichen
Ich sehe nur noch, wie das Kind wenig später wie be-           Informationen, die Adveniat herausgibt, und wie mit dem
freit davon hüpft. Offenbar war ihm geholfen worden.           Geld Hunger und Not gelindert werden.“
Mit einer Idee, einem aufmunternden Wort, einer kleinen
Unterstützung? Oder mit allem zusammen? Das habe ich           Begonnen hatte das in der Familie mit Ratlosigkeit: Was
erst nach Weihnachten erfahren.                                sollen wir einander schenken? Noch eine Spielkonsole,
                                                               noch eine CD, noch etwas, von dem wir schon so viel ha-
Wenn ich mit Pilgergruppen in Israel bin, feiern wir in Bet-   ben? „Wir schenken jetzt Freude hoch drei“, sagen sie.
lehem gern die Messe auf den Hirtenfeldern. Dort wurde         „Freude in Lateinamerika, Freude bei Adveniat und Freude
das größte Geschenk für die Menschheit verkündet. Wir          bei uns selbst, weil wir etwas Sinnvolles tun.“
antworten darauf dann mit dem Lied: „Zu Betlehem ge-
boren“. Und „Mein Herz will ich ihm schenken“. Wäh-            Dreikönige war schon vorbei, da treffe ich den Mann
rend des Predigtgesprächs                                                                 wieder, der am vierten
fragt jemand: „Wie geht                                                                   Adventssonntag das Kind
das, Gott sein Herz schen-                                                                aufgemuntert hatte. Wie
ken?“ Davon spricht das                                                                   war ihm das gelungen?
weise Wort eines jüdischen                                                                Das Kind hatte ihm berich-
Gelehrten. Auf die Frage:                                                                 tet, es habe das für das
„Wo wohnt Gott“, antwor-                                                                  Geschenk gesparte Geld
tet er: „Gott wohnt dort,                                                                 für die Weihnachtsfeier in
wo man ihn einlässt.“                                                                     der Schule ausgegeben.
                                                                                          „Umarme die Mutter und
Wo ich offen bin für Gott,                                                                sage ihr, dass Du sie ganz
mich nicht vor dem ver-                                                                   doll liebhast“, habe er dem
schließe, was er mir mit-                                                                 Kind geraten, „und dann
teilen will, in der Bibel, in                                                             überreichst Du ihr das Ku-
den Regungen meines Ge-                                                                   chenherz, so wie Du es
wissens, in den Ereignissen                                                               Dir vorgenommen hattest.
meines Lebens, da bin ich                                                                 Das Geld dafür schenke ich
ihm nahe mit meinem Her-                                                                  Dir.“
zen, da kommt es zu einem
herzlichen Miteinander. Das                                                                 Mir gegenüber fügt er hin-
Entscheidende dafür hat                                                                     zu: „Von Herzen schenken
Gott längst schon getan.                                                                    macht doppelt froh: Emp-
Denn mit Jesus hat Gott                                                                     fangende und Gebende.“
uns Alles geschenkt, sagt
der Apostel Paulus. An mir
                                                                                                                       9
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THEMA SCHENKEN

DER ENGEL
BOTE GOTTES UND EIN
GESCHENK DES HIMMELS
Sowohl im Alten als auch im NeuenTestament, aber auch
im Koran und der Thora treten Engel auf als Boten Gottes,
als Vermittler zwischen Himmel und Erde, als Brücken-
bauer zwischen Transzendenz und realer Wirklichkeit. Die
Engel erscheinen plötzlich, sie tauchen aus dem Nichts
auf und bringen Gutes mit, schenken Mut, Vertrauen und
Zuversicht.

Der Verkündigungsengel in der biblischen Weihnachts-
geschichte erscheint den ahnungslosen Hirten auf dem
Feld in hellem Licht; über das Aussehen des Engels er-
fahren wir in der Bibel nichts – absolut gar nichts. Aber
seine Botschaft kennen wir alle: „Fürchtet euch nicht. Ich
verkündige euch eine große Freude, denn heute ist euch
der Retter geboren: Jesus … Friede auf Erden allen Men-
schen, die guten Willens sind.“

Der Engel bringt eine mut- und frohmachende Botschaft.
Und er sagt den verängstigten Hirten: Los, macht euch
auf den Weg, sucht das Kind, verändert euer Leben. Habt
Vertrauen, ihr werdet das Kind ganz bestimmt finden.

„Du bist ein Engel“, rufen wir einem Menschen zu, der        KANN MAN GLAUBEN
                                                             SCHENKEN?
uns völlig unverhofft Gutes erfahren lässt. „Es müssen
nicht Männer mit Flügel sein – die Engel“ (Rudolf Otto
Wiemer) – nein, ganz bestimmt nicht. Große Flügel, lo-
ckiges Haar mit goldenem Band, schneeweiße Gewän-            Herr Professor Bernhard Schwichtenberg, wem vertrauen
der – so haben Kunstschaffende aller Jahrhunderte Engel      Sie?
dargestellt. Aber Engel, die gute Botschaften bringen,
können wir alle sein, wenn wir anderen Mut zusprechen,       „Meinem Glauben an den allmächtigen und ewigen Gott
wenn wir trösten und die Angst vertreiben, wenn wir un-      in den drei Wesenheiten. Dieser Glaube ist langsam mit
verhofft Einsame besuchen oder jemanden anrufen, der         den Jahren und mit der Erfahrung, dem Wissen und dem
viel zu lange alleine ist, wenn wir helfen, Konflikte zu     Nicht-Wissen gewachsen.“ Dass man dieses Vertrauen
lösen …                                                      auch weiterschenken kann, davon ist Schwichtenberg
                                                             fest überzeugt: „Meine Frau sagte oft: Deinen Glauben
Und deshalb wird in der St. Nikolauskirche in dieser Ad-     möchte ich haben. Deshalb schenkte ich ihr spontan und
ventszeit ein „Engelsweg“ gestaltet. Ein großer Engel        feierlich, lange bevor sie 2011 starb, die Hälfte meines
steht am Ende des Weges, an der noch leeren Krippe.          Glaubens mit der Bemerkung, dass der für Zwei reiche.
Unsere Ideen, Gutes zu tun, unsere guten Botschaften für     Das hat sie richtig glücklich gemacht und sie ist Wochen
andere werden aufgeschrieben und gesammelt. Am 24.           später in meinen Armen sehr ruhig und zuversichtlich ins
Dezember liegen sie dann als Weihnachtsbotschaft 2021        Jenseits entschwebt.“
in der Krippe, denn mit Jesus kam das Gute in die Welt.      (Auszug aus einer Ausstellung des Bonifatiuswerkes
                                                             zum 100. Katholikentag in Leipzig: Neue KirchenZeitung
                                            Berthold Ecke    2016/By)

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THEMA SCHENKEN

ÖKUMENISCHE KIRCHENHÜTTE SUCHT BETREUER*INNEN!
Vom 22.11.-24.12. steht die ökumenische Kirchenhütte       Was sie dort tun sollen? Das hängt von Ihnen ab! Zum
wieder auf dem Kieler Weihnachtsmarkt!                     Beispiel:
Dort ist eine schöne alte Krippe zu sehen.
Die Öffnungszeiten sind täglich von 10 bis 20 Uhr!         • Unauffällig warten, dass die Besucher*innen auf sie
Nach der Pandemiepause sind wir dringend auf der Suche       zukommen.
nach Menschen, die sich vorstellen könnten für 2 Stunden
einen Dienst in der Hütte zu übernehmen.                   • Auf die kostenlosen Postkarten mit Weihnachtsmotiven
                                                             hinweisen

                                                           • Kinder fragen, wer das denn in der Krippe ist

                                                           • Kindern etwas zum Malen mitgeben

                                                           • Spenden für unser diesjähriges Projekt annehmen

                                                           … und ehe Sie sich versehen, kommen Sie in ein nettes
                                                              Gespräch.
                                                           Gemeinsam rufen wir damit das Zentrum des Weihnachts-
                                                           festes in Erinnerung. An jedem Samstag um 15 Uhr gibt
                                                           es eine besondere Aktion!
                                                           Für mehr Infos kontaktieren Sie das Kirchenhütten-Team
                                                           vorranging per E-mail unter
                                                           kirchenhuette@franz-von-assisi-kiel.de
                                                           oder telefonisch über Laura Gaburro, 0431- 53778615.

                                                                                                                   11
THEMA SCHENKEN

EIN BRIEF ALS GESCHENK
Ein weiter Horizont, Wellen, Strand. Am Spülsaum eine       te Mehrzahl), kommen heutzutage nicht über das Meer
Flasche, mit Algen und Seepocken bewachsen. – Ein Foto      geschwommen, sondern werden per normaler Post ver-
auf einem Internetportal, bezeichnet mit dem Schlagwort     schickt oder persönlich überreicht, mit einem Gutschein
#Flaschenpost. Dabei einhält die Buddel gar keinen Brief,   oder einer Banknote als Inhalt. Ohne die stilvolle Verpa-
sondern nur etwas trübes Meerwasser. Trotzdem, die Sze-     ckung käme ein Geldgeschenk ja recht nüchtern daher,
nerie ist geradezu mit Sehnsuchtsgefühlen aufgeladen,       ein nackter Schein wirkt doch etwas phantasielos. Okay,
mit Seefahrtsromantik, Träumereien von fernen Ländern,      bei manchen Menschen weiß man ja wirklich nicht, was
fremden, vielleicht einsamen Menschen. Und, was den         man denen schenken könnte. Solchen, die schon al-
Fotografen angeht, bestimmt auch mit dem Wunsch,            les haben (aber wozu brauchen die dann noch Geld?).
einmal eine echte Flaschenpost zu finden. Eine, die man     Oder, nachvollziehbarer, denen, die auf was Größeres
aufhebt, den Sand abspült und erst einmal in den Händen     sparen. Oder Leuten, die man nicht näher kennt (aber
dreht und guckt, ob man irgendwas auf dem hineinge-         muss man denen unbedingt was schenken?). Oder wenn
steckten Papier erkennen kann, bevor man sich mit einem     einfach der Abstand, beispielsweise zwischen Großeltern
leichten Kribbeln daran begibt, sie zu öffnen.              und Enkeln so groß ist, dass sich die Einen nicht mehr in
Diesen Wunsch erfülle ich gerne. Ja, ich machte tat-        die Anderen hineinversetzen können. Und dabei meinte
sächlich Flaschenpost. Echte Flaschenpost, mit einem im     ich nicht die geographische Entfernung, die dem Fami-
Plauderton gehaltenen Brief, guten Wünschen, vielleicht     lienzusammenhalt in unserer auf Flexibilität angelegten
irgendeinem Text oder einem Gedicht, das etwas mit See-     Gesellschaft zu schaffen macht. Ich meine auch den Un-
fahrt zu tun hat. Sorgfältig verkorkt und mit Siegellack    terschied in der Lebensform und im Lebensgefühl. Meine
verschlossen, damit es etwas romantischer und geheim-       Großeltern konnten mir guten Gewissens Bücher schen-
nisvoller aussieht. Und die lasse ich bei gutem Wind über   ken, die sie selbst aus ihrer Jugendzeit kannten. Heute
die Ostsee treiben.                                         kennt die kaum noch jemand. Nun bin ich selbst schon
                                                            ein älteres Semester, aber noch lange kein Greis. Doch ich
Warum? Einfach nur so. Nur um einem Strandwanderer,         habe schon Probleme, zu verstehen, wie die „Generation
einem Angler oder Bernsteinsammler diese kleine Über-       Handy“ so tickt. Wie wird es erst sein, wenn ich selbst
raschung zu bereiten. Um vielleicht einem Kind etwas zu     mal Enkel habe?
geben, was es seinen Klassenkameraden erzählen kann.
(Manchmal ist wirklich eine Schatzkarte drin). Man mag      Da kommt mir eine Idee. Einen Brief schreiben! Von einer
das für verrückt halten. Ich finde es schön!                Generation an die andere. Schreibt doch mal über euch
                                                            selbst und stellt Fragen. Versucht einander kennenzuler-
Ich bin sicher, so einen Buddelbrief findet man nicht       nen, über Altersunterschiede und ihre Folgen für das Le-
oft. Die meisten Flaschenposten (ja, das ist die korrek-    bensgefühl hinweg. Diesen Brief dürft ihr dann auch ger-
                                                            ne zusammenrollen – zusammenbinden nicht vergessen!
                                                            – und zusammen mit Muscheln oder anderen schönen
                                                            Dingen in eine stilvolle Glasflasche stecken. Dann darf
                                                            auch der Geld- oder Gutschein mit hinein. Ein wunder-
                                                            volles Geschenk, wie ich finde!

                                                            ________________________________________________

                                                            Peter Scharstein, Redaktionsmitglied des FRANZ, schreibt
                                                            über sein Hobby ein Weblog:
                                                            „Flaschenposten – Geschichten über Buddelbriefe“
                                                            https://flaschenposten.wordpress.com/

                                   Foto: Peter Scharstein

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THEMA SCHENKEN

AUFBRUCH IN DIE ZEIT DES LICHTS: DER ANDERE ADVENT

Den Kalender können Sie für 9 Euro (plus Versand) be-         DIN A4 mit Spiralbindung,
stellen: im Internet unter www.anderezeiten.de/bestellen,     (ab 10 Stück b 8,70; ab 25 Stück b 8,50; ab 50 Stück b
telefonisch unter 040 / 47 11 27 27,                          8,30) zzgl. Versand
per Fax unter 040 / 47 11 27 77                               www.anderezeiten.de

DASS DER HIMMEL AUF DIE ERDE KOMME
Christlich durch den Advent             Leib und Seele“ zu gehen und sich so
Was viele Menschen als Kinder erlebt    auf Weihnachten als Fest des Glau-
haben und was sie als Erwachsene        bens vorzubereiten.
leise einholt, ist Thema dieses Bu-     Autor:
ches: der Advent als Zeit der Erwar-    Niklaus Kuster OFMCap, geboren
tung und der inneren Vorbereitung.      1962, Dozent für Kirchengeschichte
So führen die Betrachtungen und         und Spiritualität an der Universität
Impulse schrittweise durch diese        Luzern (RPI) und den Ordenshoch-
Zeit und laden dazu ein, täglich kurz   schulen in Madrid und Münster.
innezuhalten und sich von den Ge-       Wandernder Bildungsarbeiter und
stalten der Weihnachtsgeschichte        Reisebegleiter. Zahlreiche Veröffentli-
ansprechen zu lassen: von Maria und     chungen über Franziskus, seine Spiri-
Josef, den Weisen aus dem Morgen-       tualität und die franziskanischen Or-
land, den Engeln, die im biblischen     den. Niklaus Kuster danken wir sehr
Geschehen immer wieder Himmel           für seine Texte im FRANZ./By
und Erde verbinden, sowie den Hir-      Erschienen im Echter Verlag. www.
tinnen und Hirten.                      echter.de
Deren Aufbrüche sind ein Ansporn,       128 Seiten 12 x 20 cm. Gebunden
selbst den „Weg nach Betlehem mit       b 12,90 (D) / ISBN 978-3-429-05553-0

                                                                                                                 13
THEMA SCHENKEN

RESPEKT –
EIN WEIHNACHTSWORT

Prof. Dr. Georg Steins / Universität Osnabrück              Monaten haben wir gelernt, dass nicht nur einigen im
                                                            Rampenlicht diese Achtung zusteht. An vielen Orten und
Ein Wort wird entstaubt                                     bei manchen Gelegenheiten – im Supermarkt, in der KiTa,
Respektspersonen!? – Wer gebraucht heute noch dieses        im Krankenhaus, beim Paketdienst – ist uns bewusst ge-
Wort für Vorgesetzte, Lehrerinnen und Lehrer oder den       worden, wie stark unser Alltag von den vielen Mitmen-
Ortspfarrer? Das Wort Respekt wirkt seit langem etwas       schen abhängt, die verlässlich und ohne viel Aufhebens
angestaubt. Es scheint in eine Gesellschaft zu gehören,     ihren Dienst tun. Normalerweise kommen sie nicht groß
die Wert auf Formen und Autorität legt. Ein aus der Mode    heraus, oft werden sie übersehen, meistens auch schlecht
gekommenes Wort also?                                       bezahlt.

In diesem Sommer war das Wort plötzlich wieder da!          Das Wort Respekt kommt aus dem Lateinischen, es meint
Es strahlte uns von vielen Wahlplakaten in großen wei-      das Ansehen. Dieses Ansehen ist erhellend doppeldeutig:
ßen Buchstaben auf rotem Grund entgegen, verbunden          zum einen ist damit das Hinsehen und das Gesehenwer-
mit einem gezielten Versprechen: Respekt für Dich. Der      den gemeint, zum anderen die Wertschätzung und Wür-
denkbar kurze Wahlkampfslogan hat offenbar viele an-        digung, die jemand erfährt. Anschauen und Aufwerten:
gesprochen. Sie wünschen sich eine Gesellschaft des Res-    beides steckt im Wort Respekt.
pekts, weniger Ellenbogenmentalität, weniger Egoismus,
weniger Ausrichtung auf Materielles. Hoffen wir, dass der   Das Wort greift unsere tiefe Sehnsucht auf: jede und jeder
schöne Wahlkampfslogan nicht bald schon vergessen ist       möchte angesehen werden. Werden wir übersehen, trifft
und das Versprechen die Regierungsarbeit in den kom-        uns das hart. So viel hängt ja davon ab, nicht nur der
menden Jahren auch tatsächlich prägt.                       berufliche Erfolg oder unsere gesellschaftliche Stellung,
                                                            sondern unser Leben. Ein Kind, das nicht angesehen wird,
Respekt meint Achtung, ja sogar Ehrfurcht, Anerkennung      kann sich nicht entwickeln. Wer immer die kalte Schulter
der Anderen in ihrer Würde. In den schwierigen letzten      gezeigt bekommt, wird mutlos und krank. Und umge-
                                                            kehrt wachsen wir über uns hinaus, wenn wir angesehen
                                                            werden, Ansehen gewinnen und Aufwertung erfahren.

                                                            Gottes Respekt gilt denen am Rande
                                                            Wenn mal jemand hinschaute … dann könnte sich auch
                                                            etwas ändern! Dann bliebe die Verwandlung der Welt
                                                            nicht ein schöner Traum. In der Bibel entwickelt der Evan-
                                                            gelist Lukas dafür ein besonderes Gespür. Er nimmt die
                                                            vielen Übersehehen, Hilflosen und Suchenden in den
                                                            Blick. Die Geburtsgeschichten um Johannes den Täufer
                                                            und um Jesus von Nazaret am Anfang des Lukasevange-
                                                            liums kreisen um dieses offenkundig lebenswichtige The-
                                                            ma: Gott schaut hin, Gott verleiht Ansehen, Gott wertet
                                                            die Menschen auf.

                                                            Gleich die erste Erzählung im Lukasevangeliums handelt
                                                            von Gottes Respekt gegenüber einer Frau. Elisabet, wie
                                                            ihr Mann schon „im vorgerückten Alter“, wird gesell-
                                                            schaftlich diskriminiert wegen ihrer Kinderlosigkeit. Das
                                                            trifft sie besonders hart, denn das Paar lebt nach den re-
                                                            ligiösen Vorschriften. Elisabet empfindet ihre Situation als
                                                            Schmach. Zacharias, Elisabets Mann, kann nicht glauben,
                                                            dass Gottes schöpferische Kraft diese Lage verändern
                                                            könnte. Das ist umso befremdlicher, als Zacharias, der
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THEMA SCHENKEN

Priester, beim Dienst am Tempel genau dieses Verspre-         oder besser überschattet: Wie kann das völlig zerrüttete
chen durch den Engel Gabriel erhält. Welche Spannung          Vertrauen in die Kirche wiederaufgebaut werden? Diese
liegt in dieser Geschichte! Mitten im Heiligtum, mitten       Frage lässt viele auch in der Kirche regelrecht verzwei-
unter dem amtlichen Personal herrscht das Unvermögen          feln, sie gehen, weil sie für sich keinen Weg mehr mit
zu glauben, alles auf Gottes Möglichkeiten zu setzen!         der Kirche sehen. Reformen sind notwendig, die offizi-
Die Sache geht glücklich aus: Elisabet fasst ihre Erfahrung   elle Kirche hat viele soziale, wissenschaftliche, kulturelle
mit Gott in einem Wort zusammen: „Der Lebendige, der          Herausforderungen viel zu lange verdrängt und sich in
Gott Israels, hat mich angeschaut und hat mich rehabili-      einem Gefühl der Überlegenheit und nicht selten der Bes-
tiert unter den Menschen.“                                    serwisserei eingerichtet. Der Schaden ist groß. Der Druck
                                                              zu handeln enorm.
In der zweiten Geschichte, die Lukas erzählt, geht es
ebenfalls um die unfassbaren Möglichkeiten Gottes.            Reformen sind unumgänglich. Sie müssen jedoch beglei-
Wieder muss ein Engel die Botschaft bringen, dass Gott        tet werden von einem Kulturwandel – hin zu einer Kirche
Unerwartetes vorhat. Engel bieten sich an, weil solche        des Respekts! Mit Lukas als Begleiter und gewisserma-
Botschaften jenseits des Üblichen nur „vom Himmel“            ßen als Coach können wir in diesem Kirchenjahr lernen
kommen können. Wie reagiert Maria? Sie ist nicht un-          und üben, auf die Kleinen, die Armen, die Verkannten,
gläubig, allerdings wirkt sie völlig überrascht, geradezu     die Ausgegrenzten zu schauen. Denen, die kein Ansehen
überrumpelt. Der Engel kündigt nicht nur ihre Schwan-         genießen, begegnet Gott zuerst mit Respekt. Sein Blick
gerschaft an. Nein, sie soll Mutter eines künftigen Kö-       erhebt sie aus dem Staub, lässt sie aufleben. Respekt baut
nigs werden. Als sich die beiden Frauen treffen und über      auf, macht Mut und schafft Vertrauen.
die unfassbaren Umbrüche in ihrem Leben austauschen,
findet Maria ähnliche Worte wie ihre Cousine Elisabet:        Christsein ist nicht kompliziert, aber nicht selten unkon-
„Meine Seele jubelt über Gott, meinen Retter; er hat sei-     ventionell und immer folgenreich: mit dem liebenden
ne kleine unbedeutende Dienerin angeschaut.“ Wir nen-         Blick Gottes auf die schauen, die sonst niemand an-
nen diesen Jubelgesang Marias nach dem ersten Wort im         schaut. Weihnachten sagt uns, dass der nötige Kultur-
Lateinischen das Magnifikat. In der lateinischen Fassung      wandel „ganz oben“ schon begonnen hat: Gott schaut
ist ausdrücklich vom Respekt Gottes die Rede: „quia res-      uns an und wertet uns auf.
pexit humilitatem ancillae suae“ – „weil Gott der kleinen
Magd mit Respekt begegnet ist“.

Mit einiger Verspätung geht schließlich auch dem Pries-
ter Zacharias auf, dass Gottes Möglichkeiten nicht an den
Grenzen der Menschen Halt machen. Und dann muss
auch er darüber öffentlich sprechen. Und wieder geht es
um Gottes Respekt für die, die auf Rettung aus der Not
warten:„Gepriesen sei der Ewige, der Gott Israels; denn
hergesehen hat er, Erlösung seinem Volk gebracht…
durch das Erbarmen, das Gottes innerstes Anliegen ist.“
In der vertrauteren Übersetzung dieser Bibelstelle ist vom
Besuch Gottes bei seinem Volk die Rede. Die Vorstellung
ist ganz ansprechend, aber der Text sagt mehr: Es geht bei
diesem Besuch ums Hinsehen, ums Sichkümmern, ums
Aufrichten. Und wenn Gott diesen Respekt zeigt, dann
können sogar Finsternis und Todesschatten weichen, wie
Zacharias am Ende seines Jubelliedes im ersten Kapitel
des Lukasevangeliums bekennt.

Eine Kirche des Respekts werden
Respekt für Dich! – das wäre ein passender Slogan für
die aktuellen Suchbewegungen in unserer teils sehr auf-
gewühlten und teils sehr müde und matt gewordenen
Kirche. Die vielen Fragen, die wir augenblicklich in der
Kirche diskutieren werden von einer Frage überlagert,
                                                                                                                       15
THEMA SCHENKEN

SEGEN BRINGEN, SEGEN SEIN!
Bald ist es wieder soweit - im Januar 2022 sind die Stern-     Doch trotz dieser ermutigenden Entwicklungen ist die
singer unserer Pfarrei unterwegs. Verkleidet als die Heili-    Kindergesundheit vor allem in den Ländern des Globalen
gen Drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar folgen          Südens stark gefährdet. Das liegt an schwachen Gesund-
sie dem Stern und bringen den Segen Gottes zu den              heitssystemen und fehlender sozialer Sicherung.
Menschen und in die Häuser, singen und sammeln Spen-           Bis heute hat die Hälfte der Weltbevölkerung keinen Zu-
den für benachteiligte Kinder weltweit.                        gang zu Gesundheitsversorgung. Vor allem in Afrika ster-
                                                               ben täglich Babys und Kleinkinder an Mangelernährung,
Unter dem Motto „Gesund werden – gesund bleiben. Ein           Durchfall, Lungenentzündung, Malaria und anderen
Kinderrecht weltweit“ steht die Gesundheitsversorgung          Krankheiten, die man vermeiden oder behandeln könnte.
von Kindern in Afrika im Fokus der Aktion Dreikönigssin-       Die Folgen des Klimawandels und der Corona-Pandemie
gen 2022.                                                      gefährden die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen
                                                               erheblich – und sie bedrohen die Fortschritte der vergan-
                                                               genen Jahrzehnte. (Quelle: Kindermissionswerk, www.
                                                               sternsinger.de)

                                                               An den jeweiligen Vorbereitungstagen in unserer Pfarrei
                                                               lernen die Sternsinger die Lebenssituation von gleichalt-
                                                               rigen Kindern in anderen Ländern kennen. Es wird an-
                                                               hand von Beispielprojekten in Ägypten, Ghana und dem
                                                               Südsudan gezeigt, wo die Hilfe der Sternsinger ankommt
                                                               und wie sie dort die Gesundheitssituation von Kindern
                                                               verbessert.

                                                               Die Sternsinger kommen - am Samstag, 8. Januar
                                                               2022!

                                                               Nachdem die vergangene Sternsingeraktion im Januar
                                                               diesen Jahres aufgrund der Corona-Pandemie sehr redu-
                                                               ziert und kontaktlos stattfinden musste, sind die Sternsin-
                                                               ger unserer Pfarrei im Januar 2022 wieder da! Gemein-
                                                               sam mit Kindern der evangelischen Partnergemeinden
                                                               freuen Sie sich umso mehr darauf, am Samstag 8. Januar
                                                               2022 den Segen wieder persönlich zu Ihnen nach Hause
Weltweit hat die Gesundheitsversorgung von Kindern             zu bringen und danken Ihnen schon jetzt herzlich für Ihre
schon viele Fortschritte gemacht: Während 1990 noch            Unterstützung! Natürlich werden bei den Besuchen die
12,7 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag star-       bekannten und geltenden Hygienevorschriften beachtet!
ben, konnte die Kindersterblichkeit bis 2015 halbiert wer-     Das Online-Anmeldeformular für einen Besuch der Stern-
den. Der Anteil untergewichtiger Kinder ging im gleichen       singer und weitere Informationen über die Aktion Dreikö-
Zeitraum von 25 auf 14 Prozent zurück. In Afrika südlich       nigssingen 2022 in unserer Pfarrei finden Sie auf Seite 35
der Sahara schlafen mittlerweile mehr als zwei Drittel aller   in diesem Heft, unter der Adresse www.katholisch-in-kiel.
Kinder unter einem imprägnierten Moskitonetz. Dadurch          de/sternsinger sowie in den ausliegenden Informationen
gingen die Malaria-Todesfälle stark zurück.                    in den einzelnen Gemeinden.

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THEMA SCHENKEN

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AUS DEM BISTUM

ZWISCHEN SYNODALEM WEG UND UNSEREM ERZBISTUM
Vielleicht teilen Sie, liebe Leserin, lieber Leser, meine Er-   sich sehr, dass er nun wieder als erzbischöflicher Hirte
fahrung:                                                        im Amt sei. Natürlich bezog EB Heße sich auch auf das
Immer wenn ich in St. Nikolaus zu Kiel bin, erinnert mich       vorliegende Gutachten des Strafrechtlers Gercke, dass in
der durch Propst Dr. Benner installierte „Stein des Ansto-      „nur 9 Fällen 11 Fehler nachgewiesen worden seien“ (bei
ßes“ am Fuß des Altares an das, was Kirche heute – ver-         von ihm bearbeiteten 139 Fällen); und diese seien sys-
meintlich– zuallererst auszeichnet: Zerrissenheit! Durch        temische Fehler gewesen, so der EB. Nicht aufgegriffen
die vielen Verletzungen und Wunden, die endlich aufge-          wurde das Zitat Gerckes im Rahmen der ersten öffentli-
brochen und ans Licht getreten sind, die unzähligen Ta-         chen Vorstellung des Gutachtens, „dass sich Jahrzehnte
ten an den vielen wehrlosen Kindern, Ordensfrauen und           offenbar niemand getraut hat, solche Fälle zur Anzeige
erwachsenen Christen - allesamt Kinder Gottes – ist das         zu bringen“. Genauso wenig wurde hier festgestellt, dass
Dunkel so mächtig geworden, dass es fast scheinen mag,          EB Heße elf Pflichtverletzungen im Zusammenhang mit
dass das Licht des Evangeliums, unserer frohen Botschaft,       der Aufarbeitung von Missbrauchsvorwürfen im Erzbis-
kaum noch durchdringen mag. Viele verlassen unsere Kir-         tum Köln nachgewiesen worden sind. Die DPR Mitglieder
che, oft aus ganz unterschiedlichen Gründen; doch den           wiesen darauf hin, dass es wohl nicht so schwierig sein
meisten ist gemein, dass der Missbrauchsskandal und             könne, offen einzugestehen, dass man Fehler gemacht
der Umgang mit den Tätern, den Beteiligten, den Vertu-          habe; allein der Verweis auf die systemische Komponente
schern und schließlich auch die Retraumatisierung Betrof-       wäre wohl zu wenig. Hier ginge es um individuelles Fehl-
fener, die auch aktuell durch kirchliches Handeln immer         verhalten. In der freien Wirtschaft wären Pflichtverletzun-
wieder geschieht, den letzten Anlass ausmachte, der sie         gen durch Leitung oder Vorstand ebenfalls keine Petitesse
ziehen lässt.                                                   und diese könne man eben auch nicht dem Unternehmen
Gerade erst hat unser Erzbischof Dr. Stefan Heße den Diö-       und den vorliegenden Strukturen anhängen wollen. Die
zesanrat (DPR) unseres Bistums einberufen und um einen          Konsequenzen für Führungskräfte wären hier ebenfalls
offenen Austausch nach der Entscheidung des Hl. Vaters          individueller Art. Der DPR gab dem EB auf den Weg, er
gebeten. Er bekannte in einer sehr persönlichen Schilde-        möge uns alle nicht überfordern; dasselbe gelte für ihn.
rung, dass er selbst darum gerungen habe, ob und wo für         Vertrauen sei ein sensibles Gut und hier müsse erst wie-
ihn noch ein Platz in dieser Kirche sei. Im Rahmen seiner       der wachsen, was beschädigt sei. Und dies bei aller Wert-
Großen Exerzitien habe er sich lang mit der nur einen Op-       schätzung, die dem Bischofsamt als solchem zugemes-
tion befasst, dass hier Schluss sei mit allem bisherigen; er    sen werde (in Hamburg, aber auch in anderen deutschen
selbst habe diese Entscheidung des Papstes nicht erwar-         Diözesen, wie im Rahmen des Synodalen Wegs lebhaft
tet. Er wisse darum, und dies hätten ihm einige Mitglieder      erfahrbar!)
auch berichtet, dass diese Entscheidung, ihn im Amt zu          Und damit wäre ich beim zweiten Punkt, der eine Zerreiß-
belassen, eine Zumutung sei; eine Zumutung für beide            probe darstellt: So wenig wie sich viele Christinnen und
Seiten. Einige von uns bestätigten dies, andere freuten         Christen damit abfinden wollen, dass kirchliche Führungs-

18
AUS DEM BISTUM

verantwortliche sich nicht zu ihrem individuellen Handeln,     Ich folge, wie viele unter uns, Christus nach und bin des-
Versagen bekennen wollen, sondern auf systemisches Ver-        halb Teil dieser Kirche, die ER auf Petrus gründete; und
sagen verweisen, so wenig kann ich mich dem Verständ-          für die will ich auch weiter begeistern und einstehen. Wie
nis anschließen, dass „der Missbrauch von Macht in der         wollen wir denn Menschen für SEINE Sache gewinnen?
DNA der Kirche steckt“ (Bischof Wilmer) oder ich selbst        Sicher nicht, indem wir dazu einladen, Mitglied in einer
oder andere Mitschwestern und -brüder „Teil eines Täter-       Täter-Gemeinschaft zu werden. Genau deshalb braucht
systems“ sein sollen, wie es derzeit in unterschiedlichem      es aber einen Wandel der Strukturen, die dieses Elend be-
Rahmen (z.B. im Synodalen Weg) immer wieder betont             günstigen, sodass wir seine Frohe Botschaft auch wieder
wird. Ja, ich bin bekennendes Mitglied dieser Kirche in der    unverstellt und im strahlenden Licht erkennen können.
Nachfolge Jesu Christi. Aber nein, ich bin keine „Schwes-      ER ist das Licht über allem Dunkel, über allem Nebel. ER
ter im Nebel“, genauso wie ich dies für die meisten meiner     kommt - ADVENT
Mitglaubenden vermuten will. Wieso muss dieses indivi-                                           Prof. Dr. Stefanie Heiden
duelle Fehlverhalten, was durch innerkirchliche Strukturen
geschützt, verschwiegen und befördert worden ist, solida-
risiert werden auf alle, die dieser Kirche angehören? Da-
gegen verwehre ich mich entschieden.

WIR GEHEN DANN MAL VOR – ZEIT FÜR EINEN MUTAUSBRUCH
„Die katholische Kirche steckt in einem Reformstau. Doch       Freude gelesen. Es ist tatsächlich ein Buch, das allen Men-
das einfach hinnehmen? Das kann und will ich nicht. Des-       schen Mut macht, die in der katholischen Kirche Zukunft
halb erhebe ich meine Stimme gegen die Ungerechtigkeit         gestalten. Die Autorin benennt mit klaren, kritischen
und setzte mich ein für eine lebendige, barmherzige und        Worten die innerkirchlichen Missstände und Problemfel-
liebevolle Kirche. Und damit bin ich nicht allein: In meinem   der, verfällt dabei aber nicht in resignierendes Klagen und
Buch erzähle ich von Menschen, die unbeirrt ihren Weg          Jammern. Im Gegenteil: Sie motiviert uns zur „Politik der
gehen und in ihrem Wirken Jesus Christus stets in den Mit-     kleinen Schritte“. Sie bittet uns, das Schweigen zu bre-
telpunkt stellen. Es sind Menschen, die immer wieder neue      chen, langen Atem zu haben und fordert uns auf, Kri-
Kraft schenken, derentwegen ich nicht resigniere und die       tik angemessen und deutlich zu äußern, denn kritische
mich anspornen, so lange zu kämpfen, bis die erhofften         Stimmen müssen laut bleiben. Wer die Kirche liebt und
Veränderungen nicht länger nur Träume sind …“                  ihr eine gute Zukunft wünscht, darf sich nicht frustriert
                                          Jacqueline Straub    zurückziehen. In der 2000-jährigen Geschichte gab es
                                                               ständig Veränderungen, weil es zu allen Zeiten mutige
Ich habe das Buch „Wir gehen dann mal vor” der jun-            Menschen gab, die Missstände anprangerten.
gen Theologin Jacqueline Straub mit Interesse und großer                                                    Annelie Kinner

NICHT AUSTRETEN, SONDERN AUFTRETEN!
Auch in Kiel wurde Anfang November die groß angeleg-           • die systemischen Ursachen sexualisierter Gewalt besei-
te Postkartenaktion an Papst Franziskus unterstützt. Die          tigt
Frauen der bundesweiten Bewegung Maria 2.0 schickten           • Vertuschungen sexualisierter Gewalt aufgedeckt
in der ersten Novemberwoche 20.000 Postkarten von              • Frauen die Teilnahme an kirchlicher Macht und Ämtern
Deutschland nach Rom an eine denkwürdige Adresse:                 ermöglicht werden müssen
An Seine Heiligkeit Papst Franziskus – Palazzo Apostolico      Unterschrieben war jede Postkarte mit dem Satz: Ich weiß
Vaticano – 00120 Citta del Vaticano – Vatican                  nicht, wie lange ich es noch in dieser Kirche aushalten
Papst Franziskus wurde zum wiederholten Male gebe-             kann und will! Durch Jesus Christus verbunden grüßt N.N.
ten, die Anliegen der Frauen in der Katholischen Kirche
Deutschlands nicht nur zur Kenntnis zu nehmen, sondern
dass:

                                                                                                                       19
AUS DEM BISTUM

DAS ERZBISTUM HAMBURG ERHÄLT EINEN NEUEN GENERALVIKAR
SASCHA-PHILIPP GEISSLER FOLGT AUF ANSGAR THIM

Der Pallottinerpater Sascha-Philipp       bayrischen Friedberg, ab 2016 Prode-
Geißler (45) wird zum 1. Februar          kan und zeitweise Mitglied der Pro-
2022 neuer Generalvikar des Erzbis-       vinzleitung seines Ordens. Seit 2020
tums Hamburg. Erzbischof Stefan           leitet er die Pfarrei Seliger Johannes
Heße gab seine Ernennung am Don-          Prassek in Hamburg.
nerstag, 4. November, bekannt. Geiß-
ler wird Nachfolger von Ansgar Thim       Erzbischof Stefan Heße würdigte das
(64), der Erzbischof Stefan Heße um       langjährige Engagement des jetzi-
Entpflichtung von seinem Amt gebe-        gen Generalvikars: „Vor einem Jahr
ten hat. Thim war seit 2013 General-      hat Generalvikar Ansgar Thim mir
vikar des Erzbistums Hamburg.             gesagt, dass er seine priesterliche
                                          Zukunft neu ausrichten möchte. Er
Sascha-Philipp Geißler wurde 1976         hat mich gebeten, ihn vom Amt des
in Siegen geboren. Nach einer Aus-        Generalvikars zu entpflichten. Ich
bildung zum Industriekaufmann und         habe seinem Wunsch entsprochen.          te ganz in den Dienst unseres Bis-
dem Abitur trat er 1998 in den Pallot-    Allerdings hat das lange Warten auf      tums gestellt. Sehr unterschiedliche
tinerorden ein. Er studierte Philoso-     die Entscheidung des Heiligen Vaters     Aufgaben wie die Aufarbeitung der
phie und Theologie und wurde 2006         über mein Rücktrittsangebot die Um-      Fälle sexuellen Missbrauchs und der
von Bischof Franz Kamphaus zum            setzung einer solchen Veränderung        Erneuerungsprozess des Erzbistums
Priester geweiht. Danach arbeitete er     verzögert.                               haben ihn besonders herausgefor-
zunächst als Seelsorger in Olpe/Sau-      Ansgar Thim hat in unserer Erzdiö-       dert. Vieles konnte er für die Zukunft
erland und Limburg. In dieser Zeit ab-    zese viele Jahre und an vielen Stellen   des Bistums auf den Weg bringen,
solvierte er eine journalistische Fort-   besondere Verantwortung getragen.        sagte er mir. Für das Erzbistum und
bildung und begann seine Mitarbeit        Beispielhaft nenne ich nur seine         die anstehenden Projekte und Aufga-
in der Redaktion der Pallottiner-Zeit-    Dienste als Personalreferent, als Diö-   ben wünscht er sich einen möglichst
schrift „das zeichen“. Von 2011 bis       zesanadministrator und eben jetzt als    jüngeren Generalvikar, der diese Pro-
2020 war er Wallfahrtsdirektor im         Generalvikar. Dabei hat er seine Kräf-   zesse mit neuer Energie weiterführen
                                                                                   kann.“

                                                                                   Sascha-Philipp Geißler wird ab Januar
                                                                                   als stellvertretender Generalvikar be-
                                                                                   ginnen und ab Anfang Februar in die
                                                                                   volle Verantwortung als Generalvikar
                                                                                   eintreten. Ansgar Thim wird im Rah-
                                                                                   men der Ansgarwoche Anfang Feb-
                                                                                   ruar aus seinem Amt verabschiedet.

                                                                                   Stichwort: Generalvikar

                                                                                   Der Generalvikar ist der Stellvertreter
                                                                                   des Bischofs. Er wird vom Bischof frei
                                                                                   ernannt und kann von ihm jederzeit
                                                                                   wieder abberufen werden. Mit der
                                                                                   Amtszeit des Bischofs endet auch die
                                                                                   Amtszeit des Generalvikars.
                                                    Fotoquelle für beide Fotos:                          Manfred Nielen
                                            Erzbistum Hamburg / Marco Heinen              Pressesprecher des Erzbistums
20
AUS DER PFARREI

AUS DER PFARREI
FRANZISKUSSKULPTUR EINGEWEIHT
Seit vielen Tagen schon lag sie in der Propsteikirche und    Gotteslob wurde unsere Franziskusfigur nach dem Se-
wartete. Am 9. November war es endlich soweit. Eini-         gensgebet noch mit einem kräftigen Schwal Weihwasser
ge helfende Hände packten die Franziskusskulptur aus         bedacht.
und stellten sie auf. Am Nachmittag konnte Propst Dr.
Benner sie zum ersten Mal besichtigen. Es brauchte noch      Allen Spenderinnen und Spendern danken wir an dieser
ein abendliches Gespräch im Kreise der Fundraiser mit        Stelle noch einmal ganz herzlich. Neben der DKM gab es
dem Künstler Karlheinz Oswald und eine Nacht, denn           noch weitere Großspender, die namentlich nicht genannt
dem Künstler gefiel die Platzierung noch nicht ganz. Am      werden möchten. Bei ihnen allen fand die kleine Franzis-
nächsten Morgen fand sie ihre jetzige Ausrichtung und        kusskulptur ein neues zu Hause.
ihren Platz am Eingang der Kirche St. Nikolaus.
                                                             Der Künstler Karlheinz Oswald hat die kleine Franziskus­
In Anwesenheit des Künstlers, einer kleinen Schar von        skulptur nur in einer begrenzten Anzahl aufgelegt. Da
Gemeindemitgliedern, Spendern und Fördervereinsmit-          diese nur ca. 42 cm groß ist, keine 100 kg wie die große
gliedern hielt Propst Dr. Benner am 10. November 2021        wiegt, aber nur noch fünf zur Verfügung stehen, könnten
eine kleine Andacht. Er erzählte von der ersten Begeg-       diese kleinen Skulpturen an anderen Orten ihren Platz in
nung mit Karlheinz Oswald und der Idee einer Franzis-        den Kirchen Kiels finden.
kusskulptur und freute sich sehr über dieses gelungene
Kunstwerk.                                                   Darum geht nun das Fundraisingprojekt in die Verlänge-
Ich durfte im Namen des Fördervereins der kath. Prop­        rung, um auch die kleinen Franziskusskulpturen käuflich
steikirche St. Nikolaus e.V. nach dem erfolgreichen Fund-    erwerben zu können.
raisingprojekt die Franziskusskulptur an die Pfarrei über-   IBAN DE 42 2105 0170 0000 1132 82 Förde Sparkasse
geben. Nach dem Lied des Sonnengesanges aus dem                                                        Cornelia Will

                                                                                                 Foto: Marco Chwalek

                                                                                                                  21
AUS DER PFARREI

LEITSÄTZE ZU EINEM AKTUELLEN VERSTÄNDNIS DES
PASTORALKONZEPTS DER PFARREI „FRANZ VON ASSISI KIEL“
Nachdem das Pastoralteam einen ersten Entwurf zu ei-                 ständlich ist. Eine christliche Sozialisation in Familie und
nem aktuellen Verständnis des Pastoralkonzepts erstellt              Gemeinde ist für die wenigsten per se gegeben. Wir
hatte, wurde dieser (eher für den internen Gebrauch ge-              halten deshalb nicht mehr an dem fest, was den Älteren
dachte) Entwurf den Gemeindeteams und Orten kirchli-                 unter uns noch bekannt und vertraut ist; wir wollen die
chen Lebens mit der Bitte zugesandt, ihn zu diskutieren              Erwartungen der Menschen heute kennenlernen. So ler-
und eine Rückmeldung zu geben. Dieses Feedback wurde                 nen wir, wie wir das Evangelium heute verstehen, teilen
wieder im Pastoralteam besprochen, in eine schriftliche              und leben können. Der hl. Franziskus, der Patron unse-
Form gebracht und soll in Kürze im Pfarrpastoralrat de-              rer Pfarrei, soll uns dabei inspirieren. Wir können uns
battiert und beschlossen werden. Um alle Mitglieder der              glücklich schätzen, den großen Heiligen als Namensge-
Pfarrei einzubinden legen wir hier den derzeitigen Stand             ber und Patron unserer Pfarrei zu haben. Noch aber war-
vor.                                                                 tet er darauf, mehr entdeckt zu werden und zur verbin-
                                                                     denden Gestalt der Kieler Katholiken untereinander und
Vorbemerkungen:                                                      mit den ökumenischen Glaubensgeschwistern sowie der
a. Das Pastoralkonzept der Pfarrei datiert vom 10.09.2013.           Stadt Kiel zu werden.
   Es muss aktualisiert und den neuen Gegebenheiten in          2.   Es wird eine neue Gestalt von Kirche und Gemeinde
   der Pfarrei angepasst werden. Es soll aber nicht neu for-         entstehen, die wir noch nicht kennen. „Aber sie wird
   muliert werden. Deshalb werden ihm die unten folgen-              von neuem blühen und den Menschen als Heimat sicht-
   den Leitsätze vorangestellt, die eine aktuell verbindliche        bar werden, die ihnen Leben gibt und Hoffnung über
   Interpretation der Aussagen von 2013 treffen.                     den Tod hinaus.“ (J. Ratzinger, Papst Benedikt XVI) Mit
b. Der Prozess, der zur Vorstellung des hier vorgelegten             Papst Franziskus wissen wir: „Wir beginnen, die Kir-
   Verständnisschlüssels führte, ist prinzipiell ein offener,        che zu reformieren, indem wir uns selbst reformieren.
   unabschließbarer Vorgang. Es müssen immer wieder                  Ohne vorgefertigte Ideen, ohne ideologische Vorurteile,
   Anpassungen – am besten nach jährlicher Revision – er-            ohne Starrheit, aber ausgehend von einer spirituellen Er-
   folgen. Das Pastoralteam versteht sich als „Motor“ die-           fah-rung, einer Erfahrung des Gebens, einer Erfahrung
   ses Prozesses.                                                    der Nächstenliebe, einer Erfahrung des Dienens.“
c. Leitgedanke ist die Einsicht in das Zu-Ende-gehen einer      3.   Ansätze einer veränderten Pastoral wurden in der „Co-
   Gestalt von Kirche, der sog. „Volkskirche“, aus der jetzt         rona-Zeit“ erkennbar. Diese wollen wir ausbauen. Des-
   ernsthaft Konsequenzen zu ziehen sind. Dem entspricht             halb lösen wir uns nach und nach, aber entschieden,
   die Ausrichtung der Pastoral auf eine „Kirche in Bezie-           von erkennbar nicht mehr zukunftsfähigen pastoralen
   hung“, wie sie der Pastorale Orientierungsrahmen des              Konzepten. „Die „Corona-Konzepte“ z.B. bei der Vor-
   Erzbistums Hamburgs vorsieht. Dazu gehören auch die               bereitung und der Feier von Taufe, Erstkommunion
   Immobilienreform unserer Pfarrei und des Erzbistums,              und Firmung, bei der Einrichtung von mehr und von
   die die sichtbare Gestalt von Kirche vor Ort verändern.           anderen Gottesdienstformen, bei digitalen Gesprächs-
   Dass Veränderungen auch unter dem Druck von Einspa-               formaten und neuen Formen der Kommunikation mit
   rungen erfolgen müssen, macht sie komplizierter und               den Gemeindemitgliedern weisen uns hierbei den Weg.
   schmerzhafter.                                                    Gemeinschaftserfahrungen, die vielen gefehlt haben,
d. Pastorale Erfahrungen aus der Zeit der Corona-Pande-              wollen wir auf Gemeinde- und Pfarreiebene fördern.
   mie haben schon bekannte Einsichten fokussiert. Die          4.   Eine große Veränderung ergibt sich durch die Aufgabe
   ganze Kirche befindet sich in einer Vertrauenskrise. Das          eigener Immobilien an fünf Standorten der Pfarrei. Wir
   Personalproblem ist massiv. Impulse, die aufgrund des             wollen die Gemeinden, die ihre Kirchen und Gemeinde-
   (Macht)Missbrauchs zur Einrichtung des sog. Synodalen             häuser verlieren zusammenhalten. Wo es sinnvoll und
   Weges der Kirche in Deutschland geführt haben, wollen             möglich ist, suchen wir nach Kooperationspartnern in
   wir in Kiel - soweit möglich - mitvollziehen.                     der Ökumene. Andernfalls versuchen wir diese Gemein-
e. Wir wissen uns der Prävention sexualisierter Gewalt ver-          den in unseren verbleibenden Standorten anzusiedeln
   pflichtet; unser Schutzkonzept ist für alle bindend.              und ihnen hier eigene Orte, Zeiten und Formen zu er-
                                                                     möglichen, die ihnen helfen ihre Identität zu bewahren.
Leitsätze:                                                           Das gilt analog auch für die katholische Studierendenge-
1. Die Prozesse der Säkularisierung und der Pluralisierung           meinde (KSG).
   sind in einem Maß fortgeschritten, dass für viele Men-       5.   Überall wo sich eine feste (Gottesdienst-)Gemeinde
   schen der christliche Glaube alles andere als selbstver-          versammelt, soll es Gemeindeteams (2-4 Pers.) geben.
22
AUS DER PFARREI

   Diese erhalten eine(n) „feste(n) erste(n) Ansprechpart-       ten, sollen wegen ihrer Bedeutung für die Pfarrei auch
   ner(in)“ aus dem Pastoralteam.                                eine(n) eigene(n) Koordinator(in) erhalten, die die Ver-
6. Die angestrebten Veränderungen führen auch zu einer           bindung zu GTs und Pastoralteam sicherstellt.
   Veränderung der Arbeit der pastoralen Mitarbeiterinnen     8. Es hat sich gezeigt, dass die Kommunikation z.B. zwi-
   und Mitarbeiter. Wir streben – über deren Zuständigkeit       schen GTs und Pastoralteam, Aktiven in Gemeinden,
   für pastorale Fachgebiete hinaus – erneuerte Formen           Projekten und Orten kirchlichen Lebens (OKLs) von
   örtlicher Zuständigkeiten an. Deshalb wird es künftig         größter Wichtigkeit ist. Das Pastoralteam übernimmt
   „Ortskoordinatoren“, „Gemeindekoordinatoren“ und              das notwendige „Schnittstellenmanagement“.
   „Projektkoordinatoren“ geben. Der Pfarrer überträgt        9. Die fünf verbleibenden Standorte sollen stärker profiliert
   Orts-koordinatoren                                                                           werden. Hierbei sollen
   bestimmte        Aufga-                                                                      ihre lokalen pastoralen
   ben- und Verantwor-                                                                          Schwerpunkte beachtet
   tungsbereiche. Diese                                                                         und entwickelt werden.
   werden für jeden Ort                                                                         (Siehe Konkretionen auf
   einzeln festgelegt und                                                                       lokaler Ebene.) Darüber
   verbindlich delegiert.                                                                       hinaus ist ihre jeweilige
   Gemeindekoordina-                                                                            Bedeutung für die ge-
   toren übernehmen in                                                                          samte Pfarrei zu beach-
   gleicher Weise Zustän-                                                                       ten und zu entwickeln.
   digkeiten für die Ge-                                                                        Hier soll auch die Zu-
   meinden, die ihre Kir-                                                                       sammenarbeit mit den
   che verlieren werden.                                                                        jeweiligen OKLs gestärkt
   Diese arbeiten auch                                                                          werden. Diese werden
   mit den ökumeni­        -                                                                    eingeladen ihre Bedarfe
   schen Kooperations-                                                                          einzubringen.
   ausschüssen zusam-                                                                           10. Wir suchen schließ-
   men.      Projektkoordi-                                                                     lich ökumenische Ko-
   natoren übernehmen                                                                           operationspartner, lokal
   z.B. die Aufgabe,                                                                            wie auch auf der Ebene
   verantwortlich       die                                                                     der ACK, um das Evan-
   Profilierung eines Ge-                                                                       gelium gemeinsam zu
   meindeortes (weiter)                                                                         leben und zu bezeugen.
   zu entwickeln. (Über-
   schneidungen        sind                                                                    Konkretionen auf
   möglich.)                                                                                   lokaler Ebene:
7. Veränderungen         er-                                                                   Für jeden einzelnen Ge-
   warten wir auch hin-                                                                        meindeort und für die
   sichtlich der Gremien-                                                                      Zusammenarbeit      mit
   strukturen. Es hat sich                                                                     den Orten kirchlichen
   gezeigt, dass die Arbeit                                                                    Lebens werden Konkre-
   der Gemeindeteams unverzichtbar ist. Sie zu unterstüt-     tionen vereinbart, wie die Leitsätze Gestalt annehmen
   zen liegt bei den jeweiligen Koordinatoren, die zugleich   sollen. Diese hier aufzuführen würde aber den Rahmen
   die Verbindung zum Pastoralteam sicherstellen. Gremi-      sprengen. Sie werden nach der Beratung im PPR für alle
   en und Funktionen, die sich lokal oder generell als we-    einsehbar auf unserer Internetseite veröffentlicht.
   niger wichtig erwiesen haben, können im Standby-Mo-                             Propst Benner und das Pastoralteam
   dus bleiben, bis sie bei Bedarf wieder aktiviert werden.
   Der Pfarrpastoralrat könnte zwei Formen annehmen: als
   Kreis der Vertreter von GTs (PPR I) und als Versammlung
   mit den Orten kirchlichen Lebens (PPR II). Neue Gremi-
   en, wie z.B. der Arbeitskreis der Gottesdienstbeauftrag-
                                                                                                                        23
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