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              1_2019

Was bleibt?
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Inhalt                1_2019

vdw intern                                                         Analysen

Verabschiedung Heiner Pott                         02              Serie: 100 Jahre Bauhaus		24
Vorwort                                            03              Umkämpfter Wohnungsneubau		 35
vdw Jahresauftakt                                  04              Mietrechtsanpassungsgesetz		38
Mehr bezahlbarer Wohnraum                          08              6. Norddeutscher Mietrechtstag		42
Bündnis für bezahlbares Wohnen                     12              Digitaler Führerschein		44
Namen und Nachrichten                              14              Geschäftsmodell der Zukunft		46
Bremen kauft BREBAU-Anteile                        17              100 Jahre WGS Soltau		50
DiverCity                                          18              Jubiläen in Weyhe und Uchte		52
Qualitätssiegel sicheres Wohnen                    18              Holzbau		56
Zwischenahner Gespräch                             19
Sicherer Umgang mit Asbest                         20
Eröffnung Energiesparhaus                          21
Paketzustellung                                    22

Titel
100 Jahre Bauhaus – da ist es für den vdw natürlich selbstverständlich, den Blick nach
Celle zu wenden, wo Otto Haesler und andere ihre architektonischen Spuren hinterlassen
haben – unter anderem im Blumläger Feld, das Roman Thomas fotografisch in Szene
gesetzt hat. Weitere Motive von ihm ab Seite 24. Das magazin wird sich auch in den
weiteren Ausgaben in diesem Jahr aus unterschiedlichen Blickwinkeln mit dem Bauhaus-
Jubiläum befassen.
Foto: Fotoatelier Thomas / Roman Thomas
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2                                                                                                                            Abschied

„Der Motor der Wohnungspolitik“
Zum Abschied von vdw-Verbandsdirektor Heiner Pott kommen 130 Gäste ins Alte Rathaus

Hannover. In einer Feierstunde im Alten
Rathaus von Hannover ist Heiner Pott als
Verbandsdirektor des vdw Niedersachsen
Bremen verabschiedet worden. Vor 130
Gästen sagte Pott, der Abschied von der
Wohnungswirtschaft falle ihm nach fast
sechsjähriger Tätigkeit sehr schwer. Der
niedersächsische Bauminister Olaf Lies
lobte den scheidenden vdw-Chef als
„Motor für die Kehrtwende der Woh-
nungspolitik im Land“. Sein Bremer Amts-
kollege Dr. Joachim Lohse hob „die stets
konstruktive Zusammenarbeit“ mit dem
Verband unter der Regie von Heiner Pott
hervor. GdW-Präsident Axel Gedaschko
überreichte dem Verbandsdirektor un-
ter großem Applaus die „Ehrenmedaille
in Gold der deutschen Wohnungswirt-
schaft“ und betonte, dass es an dieser
Auszeichnung „nicht den leisesten Zweifel
gegeben hat“.                                Axel Gedaschko, Heiner Pott
    In seiner Begrüßung erinnerte der
vdw-Verbandsratsvositzende Andreas Otto
an zahlreiche Initiativen, die eng mit dem       Minister Lies würdigte die vertrauens-     Wohnungswirtschaft und den wertvollen
Namen Pott verbunden bleiben: natürlich      volle Zusammenarbeit zwischen dem Land         Vorschlägen des vdw zu verdanken.
das Bündnis für bezahlbares Wohnen,          Niedersachsen und dem vdw in vielen                GdW-Präsident Gedaschko hatte nicht
aber auch Themen wie Quartier, Digitali-     wohnungspolitischen Fragen. Dies sei un-       nur die Goldmedaille im Gepäck, sondern
sierung und barrierefreies Wohnen. Inner-    umstritten ein Verdienst von Heiner Pott.      auch viele Erinnerungen an die besondere,
halb des Verbandes sind unter der Regie      Er habe mit all seiner Erfahrung und viel      oft konfliktentschärfende Rolle, die Hei-
des Verbandsdirektors der Umbau des Ver-     politischem Fingerspitzengefühl zur rech-      ner Pott in den GdW-Gremien innehatte.
waltungsgebäudes, die Beitragsstruktur­      ten Zeit an den richtigen Stellschrauben       Wenn es dort hoch herging, sei es stets
reform und die Überarbeitung der Gremi-      gedreht. Kontinuierlich und beharrlich         der vdw-Verbandsdirektor gewesen, der
enstrukturen nach Worten Ottos Projekte,     habe der Verbandsdirektor auf die soziale      am Ende wieder die Fäden zusammenge-
die auch weit in der Zukunft noch ihre       Bedeutung hingewiesen, die bezahlba-           knüpft habe, sagte Gedaschko.
positive Wirkung entfalten.                  res Wohnen in der Gesellschaft hat. Das            Heiner Pott dankte in seiner Ab-
                                             Bündnis für bezahlbares Wohnen wäre            schlussrede sichtlich gerührt natürlich vor
                                             nach Ansicht von Lies ohne Heiner Pott         allem seiner Frau, die ihm in all den Jah-
                                             nicht denkbar gewesen.                         ren stets den Rücken gestärkt habe. Sein
                                                 Sehr launig gab sich Bremens Bau­          Dank ging aber auch an die Mitarbeiter im
                                             senator Lohse. Es sei doch sehr ungewöhn-      vdw, die Mitgliedsunternehmen und die
                                             lich, dass ein Bausenator in seiner Amtszeit   Verbandsgremien. Pott hob auch das ver-
                                             zwei vdw-Verbandsdirektoren verabschie-        trauensvolle Miteinander mit Politik und
                                             de. Eigentlich sei es doch andersherum         Verwaltung sowie den vielen Interessen-
                                             und ein vdw-Chef lerne während sei-            gruppen hervor, mit denen der Verband
                                             ner Tätigkeit „fünf oder sechs Bremer          im Bündnis, aber auch darüber hinaus
                                             Bausenatoren kennen“. Auch Lohse be-           eng kooperiert. Seinem Nachfolger, der
                                             dauerte den Abschied von Pott, denn            in den kommenden Wochen bestimmt
                                             die Zusammenarbeit sei sehr erfolgreich        werden soll, übergebe er einen „intakten
                                             gewesen. Der Aufschwung am Bremer              Verband“, der für die vielen anstehenden
                                             Wohnungsmarkt mit stetig steigenden            Aufgaben gut gerüstet sei. Mit Blick auf
                                             Neubauzahlen sei auch dem Drängen der          seinen Ruhestand kündigte Pott an, sich
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                                                       Eine ziemlich einfache und dennoch                  gekoppelt ist, die derzeit im Vermittlungs-
                                                  verzwickte Frage. Eine simple Antwort lau-               ausschuss von Bundestag und Bundesrat
                                                  tet: Der öffentliche Wohnungsbau braucht                 verhandelt wird. Streitpunkt: Für jeden
                                                  viel mehr öffentliches Geld als bisher, soll             Euro vom Bund soll mindestens ein Euro
                                                  das einvernehmlich erklärte Ziel erreicht                von den Ländern kommen.
                                                  werden, bis 2030 niedersachsenweit                           Wir wollen keine Zahlenklauberei be-
                                                  40 000 neue, bezahlbare Wohnungen zu                     treiben. Aber die Situation ist mehr als pro-
                                                  errichten. Komplizierter wird es, wenn es                blematisch. Alle Akteure müssen sich auf
                                                  darum geht, das „viel mehr“ in Euro aus-                 eine Devise konzentrieren: bauen, bauen,
                                                  zudrücken. Wir sagen: Es muss kurzfristig                bauen! Die in die Diskussion eingebrachte
Heiner Pott                                       mehr als eine Milliarde her, um nennens-                 Neugründung einer Landeswohnungsbau-
Verbandsdirektor                                  werte Effekte zu erzielen. Doch bei sol-                 gesellschaft wäre angesichts der prekären
                                                  chen Beträgen zögert die Politik – anders                Lage keine Hilfe, sondern würde vielmehr
Jetzt wird’s ernst: Die Erosion des sozialen      als in anderen Politikbereichen. Und dies,               Kapazitäten binden, die an anderer Stelle
Wohnungsbaus nimmt dramatische For-               obwohl bis 2023 unabweislich 15 000 öf-                  sinnvoller eingesetzt wären. Bauminister
men an. Pro Jahr fallen in Niedersachsen          fentlich geförderte Wohnungen geschaf-                   Lies hat dies bei einer Veranstaltung unse-
8 000 Wohnungen aus der Bindung – und             fen werden müssen, um dem Schwund                        res Verbandes Ende Januar genauso einge-
nur etwa 1 000 Wohneinheiten kommen               einigermaßen entgegenzuwirken.                           schätzt.
neu hinzu. Bis 2023 schmilzt der Bestand               Unser Verband hat seine Position in                     Stattdessen plädiert der vdw für eine
auf landesweit nur noch 39 000 Sozial-            Niedersachsen in den vergangenen Wo-                     Stärkung der bestehenden Strukturen.
wohnungen ab. Bereits im August letzten           chen gegenüber Parlamentariern, dem                      Wer mehr bezahlbaren Wohnraum will,
Jahres hat das Bündnis für bezahlbares            Finanzminister und dem Bauminister                       kann auf die Kompetenz und Bereitschaft
Wohnen auf diesen Trend hingewiesen.              nochmals deutlich gemacht und mit Nach-                  unserer Mitgliedsunternehmen bauen.
Mehrfach haben seitdem hochrangige                druck eine erhebliche Aufstockung der                    Wie dies aussehen kann, hat Bremen jetzt
Politiker zuletzt in den Chor der Woh-            Wohnungsbauförderung gefordert. Dabei                    eindrucksvoll vorgemacht und alle Gesell-
nungswirtschaft eingestimmt und geru-             kann sich das Land nicht allein auf den                  schaftsanteile an der BREBAU erworben.
fen: Wohnen ist die soziale Frage unserer         Bund verlassen – zumal die Verlängerung                  Ein klares Signal für die Stärkung eines so-
Zeit! Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer:         der Kompensationsmittel für den Woh-                     zialen Wohnungsmarktes. Dafür gebührt
Was heißt das jetzt konkret?                      nungsbau an eine Grundgesetzänderung                     dem Senat unser Dank. h

                           „Wenn wir nicht rasch in die Gänge kommen,
                        droht Deutschland als Industriemuseum zu enden.“
                                Dor ot hea S i em s i n e i n e m K o mme n ta r ü b e r D i g i ta l i si e ru n g u n d
                                di e al t er nde Ges e l l sch a ft i n d e r „ W E LT “ v o m 1 6 . Ja n u a r 2 0 1 9

ehrenamtlich für die DESWOS engagieren
zu wollen. Aus Anlass seiner Verabschie-
dung hatte er die Gäste gebeten, für das
vdw-Patenschaftsprojekt in Nicaragua zu
spenden – und 12 665 Euro sind auf die-
sem Weg zusammengekommen. Am
Ende seiner Rede gab es von den Gästen
verdientermaßen stehenden Beifall.
    Heiner Pott wird den vdw noch einige
Wochen führen, bis die Nachfolge gere-
gelt ist. Der designierte neue Verbands­
direktor Dirk Gerstle, der sein Amt eigent-
lich am 1. März antreten sollte, hatte dem
vdw Anfang des Jahres überraschend aus
persönlichen Gründen abgesagt. h
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4                                                                                              vdw

vdw Jahresauftakt
Prominente Gäste, interessante Themen,
politische Botschaften
Hannover.  Die Wohnungswirtschaft in Nieder-        zügige Verabschiedung der neuen Wohnraum-
sachsen und Bremen ist wie eh und je mit viel       förderrichtlinien. Bauminister Olaf Lies beton-
Schwung, interessanten Themen und einer po-         te beim Neujahrsempfang in seinem Grußwort,
litischen Botschaft ins neue Jahr gestartet. Ver-   dass die Landesregierung dem Wohnungs-
bandsratsvorsitzender Andreas Otto, der den         bau einen großen Stellenwert einräume. Nach
erkrankten Verbandsdirektor Heiner Pott ver-        einem Kassensturz werde man sehen, welche
trat, forderte vom Land Niedersachsen mehr          öffentlichen Mittel man für die Wohnraumförde-
Geld für densozialen Wohnungsbau und eine           rung zur Verfügung stellen könne.
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Stefanie Brinkmann-Gerdes, Professor Klaus Selle, Carlo Scherrer,
Johanna Sievers, Dr. Cathrin Christoph, Jan Sedelies

Andreas Otto, Minister Olaf Lies, Gerhard Viemann

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Andreas Otto, Thomas Möller, Mathias Metzmacher, Cordula Fay, Bernhard Faller, Kirsten Klehn, Gerhard Viemann

Wie es beim vdw Tradition hat, startete der auftakt19 mit einem               Drei aktuelle Beispiele aus Niedersachsen zeigten anschließend,
aktuellen wohnungswirtschaftlichen Themenschwerpunkt. Dies-               wie die Mitgliedsunternehmen mit den Herausforderungen von
mal ging es unter der Überschrift „Wir müssen reden…“ um Be-              Beteiligungsprozessen umgehen. Carlo Scherrer, Vorstandsmitglied
teiligungsprozesse rund um Bau- und Planungsvorhaben. Die Re-             der Wohnungsgenossenschaft Göttingen, skizzierte den umfang-
ferenten nutzten die Gelegenheit, auch über den Tellerrand des            reichen, zeitaufwändigen, aber dennoch erfolgreichen Partizipati-
Wohnungsbaus hinauszugucken. Die Hamburger Kommunika-                     onsprozess rund um das Bauprojekt Nikolausberger Weg. Am Ende,
tionsexpertin Dr. Cathrin Christoph und der HAZ-Redakteur Jan             so Scherrer, habe sogar einer der kritischsten Nachbarn versöhnlich
Egge Sedelies eröffneten den Reigen der Referenten und näherten           resümiert: „Die Planung überzeugt nicht. Aber das Verfahren war
sich dabei den Fragen, wie Meinungen entstehen und wie sie sich           transparent und gut.“
verbreiten? Sedelies meinte dazu, dass die Öffentlichkeit gene-               Aus Oldenburg berichtete Stefanie Brinkmann-Gerdes aus
rell anfälliger für Gerüchte und damit beeinflussbarer geworden           Sicht der GSG über den noch laufenden Entstehungsprozess zum
sei. Umso wichtiger sei ein direkter Austausch zu ganz konkreten          „Energetischen Nachbarschaftsquartier“ auf dem ehemaligen Flie-
Frage­ stellungen. Christoph betonte, Kommunikation dürfe von             gerhorst. In Foren, Versammlungen, Workshops und anderen Ver-
den Unternehmen nicht als lästige Pflichtaufgabe empfunden wer-           anstaltungsformaten finden sich seit geraumer Zeit Projektpartner,
den. Sie plädierte gerade in Beteiligungsverfahren für „Gespräche         künftige Bewohner und die interessierte Öffentlichkeit zu Beratun-
auf Augenhöhe“.                                                           gen zusammen, wie das neue Quartier funktionieren soll.
     Prof. Dr. Klaus Selle gab eine pointierte Antwort auf die Frage,         Für die Nibelungen Wohnbau skizzierte die hannoversche
ob Stadtentwicklung eine Gemeinschaftsaufgabe ist. Dafür ging             Landschaftsplanerin Johanna Sievers das Beteiligungsverfahren bei
er weit in die Geschichte zurück und zeigte anhand der „Allegorie         der Neuplanung der Außenanlagen inklusive Spielplatz im Soziale-
der guten und der schlechten Regierung“, einer Wandmalerei aus            Stadt-Gebiet Donauviertel. Eine Mieterbefragung, die Einbindung
dem 14. Jahrhundert, die im Palazzo Pubblico von Siena zu sehen           von Kindern einer Grundschule sowie Treffen mit den Anwohnern
ist, wie vielfältig Leben in der Stadt ist – und wie vielfältig demnach   in der Grünanlage haben nach Worten von Sievers zu einem sehr
auch die Interessen sind, die dort aufeinandertreffen und in Ein-         zufriedenstellenden Ergebnis geführt. Ihr Rat: „Bieten Sie Beteili-
klang gebracht werden müssen.                                             gungsmöglichkeiten direkt dort an, wo etwas gestaltet oder ver-
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  „Wir
  müssen
  reden...“
  ändert werden soll – und nicht in sterilen
  Sitzungsräumen.“
      Die Anforderungen und Perspektiven
  von Partizipationsverfahren hat der Bund
  anhand von 13 Bauprojekten untersuchen
  lassen und dazu im vorigen Jahr einen Stu-
  dienbericht mit dem Titel „Erfolgsfaktoren
  für Wohnungsbauvorhaben der Innenent-
  wicklung“ veröffentlicht. Mathias Metz-
  macher vom Bundesamt für Bauwesen und
  Raumordnung (BBSR) in Bonn stellte die
  wichtigsten Ergebnisse im Alten Rathaus
  vor. Unter anderem sei deutlich geworden,
  dass konflikthafte Auseinandersetzungen
  um Wohnungsbauvorhaben zunehmen und die Projekte erschwe-
  ren. Partizipationsangebote führten nicht immer zu Lösungen, zu-
  mal ein geschwächtes politisch-administratives System Partialmei-
  nungen stärker aufgreife als noch vor Jahren.
      Spannende Aussagen und Anregungen gab es aus der Diskussi-
  onsrunde mit GdW-Referentin Cordula Fay, Quartiersforscher Bern-
  hard Faller und dem Freie Scholle-Beteiligungsmanager Thomas
  Möller. Zum einen wurde über Erfahrungen berichtet, die in ein-
  zelnen Unternehmen bereits mit Partizipationsverfahren gemacht
  wurden. Zum anderen war sich die Runde darüber einig, dass die
  Bereitschaft der Menschen, sich gegen Veränderungen zu positi-
  onieren und für den Erhalt des Status quo stark zu machen, grö-
  ßer werde. Möller appellierte in dem Zusammenhang an alle Teil-
  nehmer der Auftaktveranstaltung, sich populistischen Tendenzen
  entgegenzustellen. Nur dann sei auch erfolgreiche Integration in          Minister Olaf Lies blieb in seinem Grußwort zur Frage nach
  Quartieren denkbar.                                                  einer finanziellen Verbesserung der Wohnraumförderung eine
                                      Zum Neujahrsempfang be-          konkrete Antwort schuldig. Noch sei die Landesregierung in den
                                  grüßte der Verbandsratsvorsitzen-    Beratungen über die Haushaltslage. Dennoch sei er zuversichtlich,
                                  de des vdw, Andreas Otto, rund       dass der soziale Wohnungsbau in Niedersachsen in den nächsten
                                  240 Gäste – darunter neben Bau-      Jahren Fahrt aufnehmen werde. Schließlich gelte unverändert das
                                  minister Olaf Lies auch zahlreiche   Ziel, bis zum Jahr 2030 40 000 neue Sozialwohnungen zu schaffen.
                                  Abgeordnete aus den Landespar-       Lies bedankte sich insbesondere beim vdw und dessen Mitgliedern
                                  lamenten, Landräte, Oberbürger-      für die Arbeit im Bündnis. Wohnen sei für ihn Daseinsfürsorge, und
                                  meister und Bürgermeister sowie      auch das Bündnis habe gezeigt, wie vielfältig die Unterstützung für
                                  viele Mitstreiter aus dem Bündnis    das Thema bezahlbarer Wohnraum ist. Der Minister blätterte in sei-
                                  für bezahlbares Wohnen. Otto         nem Grußwort einen ganzen Strauß an wohnungswirtschaftlichen
                                  betonte in seiner Ansprache: „Die    Herausforderungen auf – von der Baulandfrage über die Schaffung
                                  Schaffung bezahlbaren Wohn-          von barrierefreien Wohnungen und guten Nachbarschaften bis hin
                                  raums ist die entscheidende sozi-    zum Klimaschutz. Fazit: Es gibt noch viel zu tun.
                                  ale Frage der Zeit und entscheidet        Den Schlusspunkt des Tages setzte Festredner Gerhard Matzig.
                                  ganz wesentlich über den Zusam-      Der Architekturjournalist der Süddeutschen Zeitung kam in seinem
                                  menhalt unserer Gesellschaft“. Er    unterhaltsamen Vortrag „Dabeisein ist alles?“ auf verschiedene
                                  forderte von der Landesregierung     Spielarten und Auswüchse von Beteiligungsverfahren zu sprechen.
                                  eine Aussage, „wann und in wel-      Bei leichter Musik, verzwickten Zaubereien, leckeren Speisen und
                                  cher Höhe Mittel für die Wohn-       Getränken und vor allem vielen guten Gesprächen ging der auf-
                                  raumförderung fließen und wann       takt19 des vdw beschwingt zu Ende.
                                  mit den neuen Förderbestimmun-            Für den Terminkalender: auftakt20 und vdw-Neujahrs-
Festredner Gerhard Matzig         gen zu rechnen ist“.                 empfang im Alten Rathaus am Dienstag, 14. Januar 2020. h
Was bleibt? - vdwmagazin - vdw-online.de
hanova WOHNEN fährt unter Volllast

Ziel: mehr
bezahlbarer
Wohnraum
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Hannover. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in den
niedersächsischen Ballungsgebieten ist seit einigen Jahren ein
Dauerthema. Die Handlungsempfehlung Nummer eins lautet
seitdem unverändert: bauen, bauen, bauen. Doch stets musste
                                                                     „Wir haben ein
sich die Wohnungswirtschaft trotz allerbestem Willen mit einge-
schränkten Ressourcen herumplagen. Oder anders ausgedrückt:          Bau­programm von
                                                                     über 2 000 neuen
Irgendetwas fehlte immer. Anfangs fehlten Baukompetenz und
Fachpersonal im eigenen Unternehmen, später kamen Engpässe
bei Planern und im Bauhandwerk hinzu, letztlich mangelte es an
zügigen Genehmigungsverfahren, und mittlerweile sind die feh-
lenden Baugrundstücke zum Dauerärgernis geworden.
     Diesen Widrigkeiten zum Trotz sind Wohnungsgesellschaften
                                                                     Wohnungen
und -genossenschaften im Bereich des vdw Niedersachsen Bremen
mit unvermindertem Einsatz dabei, in ihren jeweiligen Landkrei-      angeschoben.“
sen, Städten und Gemeinden den Wohnungsneubau voranzutrei-
ben. In der Landeshauptstadt trägt die kommunale hanova WOH-
NEN seit einigen Jahren wieder in erheblichem Maße dazu bei,
neue Wohnungen für unterschiedliche Zielgruppen zu errichten.
Vordringlich bei der Vielfalt der Maßnahmen: Am Ende sollen die            Vielerorts sind Mitgliedsunter­
Wohnungen bezahlbar sein.
     Geschäftsführer Karsten Klaus begründete die Strategie im             nehmen des vdw im Woh-
Gespräch mit dem magazin (siehe folgende Seiten): „Hannover                nungsneubau aktiv. Sie haben
ist attraktiv und auf dem besten Wege ein A-Standort zu werden.
Bezahlbarer Wohnraum wird dadurch immer knapper. hanova                    insbesondere die Schaffung
steuert mit einer großen Wohnungsbauoffensive konsequent da-               bezahlbarer Wohnungen im
gegen.“ Aktuell hat das Unternehmen rund 1 150 Wohnungen
im Bau, ein Großteil davon wird öffentlich gefördert. Größtes Pro-         Blick. Das Pensum, das dabei
jekt derzeit ist das Baugebiet Buchholzer Grün. Dort beginnen in           abgespult wird, ist enorm, die
Kürze die Hochbauarbeiten für ein neues Quartier mit 400 Woh-
nungen.                                                                    Spannbreite architektonischer
     Neben den bereits laufenden Baumaßnahmen plant das                    Lösungen beeindruckend. In
Unter­nehmen weitere Projekte: unter anderem das Vitalquartier
an der Seelhorst (94 Wohneinheiten), das Wohnquartier an der               der Landeshauptstadt Hannover
Podbielskistraße / Sauerbruchweg (76 Wohneinheiten), Mikro­                setzt unter anderem die kom-
apartments am Körnerplatz (76 Wohneinheiten) sowie der zweite
Bauabschnitt im Oheriedentrift am Kronsberg (96 Wohneinhei-                munale Wohnungsgesellschaft
ten).                                                                      hanova praktisch in allen
     Nur wenige Meter von der Expo-Siedlung Kronsberg entfernt
entsteht mit Kronsrode ein weiterer neuer Stadtteil im Süden von           Stadt­teilen Akzente. Über
Hannover. Geplant sind bis zu 3 500 neue Wohnungen. Davon                  den aktuellen Stand der
wird hanova WOHNEN ca. 300 errichten, hinzu kommt eine Kin-
dertagesstätte. Mehr dazu im Internet unter www.kronsrode.de h             Dinge sprach das magazin mit
                                                                           Geschäfts­führer Karsten Klaus.

                                                                           magazin: Wären Sie ohne Spickzettel in der
                                                                           Lage, alle laufenden und geplanten Neu-
                                                                           bauvorhaben Ihres Unternehmens lücken-
                                                                           los aufzuzählen?
                                                                           Karsten Klaus (lacht): „Angesichts der
                                                                           Vielzahl der Projekte, die wir aktuell rea-
                                                                           lisieren, ist das eine durchaus berechtigte
                                                                           Frage. Aber ja, ich denke schon: In Groß-
                                                                           Buchholz werden wir im Frühjahr auf dem
                                                                           ehemaligen Gelände des Oststadtkran-
                                                                           kenhauses damit beginnen, auf 70 000 qm
                                                                           ein neues Wohnquartier mit rund 400
                                                                           Wohnungen zu realisieren. Am Klages-
                                                                           markt im Herzen Hannovers bauen wir
                                                                           gerade eine Bestandsimmobilie um und
                                                                           schaffen hier 98 „nanos“-Mikroapart-
                                                                           ments und WG-Wohnraum in Uni-Nähe.
11

    Im neuen Dichterviertel in Hannover-      übergeben haben – sind wir besonders         Klaus: „In Hannover, und nur dafür kann
Misburg schaffen wir 76 Wohnungen und         stolz, da wir trotz der steigenden Bau-      ich sprechen, läuft das Zusammenspiel
setzen den Akzent hier gezielt auf fami-      kosten den Zeit- und Kostenplan absolut      bestens. Wir haben verlässliche Partner an
lienfreundliches Wohnen. Bis 2020 wer-        einhalten konnten. Für die laufende Be-      unserer Seite. Mit der Politik arbeiten wir
den hier weitere 100 Wohnungen sowie          treuung dieser hochtechnischen Gebäu-        konstruktiv und vertrauensvoll zusammen.
14 Doppelhaushälften realisiert. Am Süd-      de haben wir aber auch langfristig inter-    Der hannoversche Rat hat bereits im Jahr
bahnhof erwachsen mit dem Projekt „drei-      essante Arbeitsplätze für unseren neuen      2013 eine attraktive kommunale Zusatz-
klang“ 142 Wohnungen. In Kirchrode            Facilitymanagement-Bereich geschaffen.       förderung für den sozialen Wohnungsbau
haben wir im September Richtfest des          Wir bauen auch spezielle Angebote für        verabschiedet, um die uns viele Kollegen
zweiten Bauabschnitts für den „Trauten­       Gruppen, die sich am Wohnungsmarkt           anderer Kommunen beneiden. Das ist
auer Hof“ gefeiert, ersetzen hier in einem    nicht so ohne Weiteres selbst versorgen      gut für uns. Das ist aber vor allem gut für
parkähnlichen Areal Altbauten aus den         können. Der Erfolg bei der Vermarktung       Hannover.“
1960er Jahren und bauen 87 senioren-          dieser Angebote wie Mikroapartments für
gerechte Wohnungen. In der Südstadt           Studenten, Wohngruppen für Demenz-           magazin: Was müsste schleunigst getan
bauen wir in zweiter Reihe mit den „Krau-     kranke oder Menschen mit körperlichen        werden, um die ambitionierten Ziele im so-
senhöfe“ hochwertige Mietshäuser mit 63       Einschränkungen oder unserem hanova          zialen Wohnungsbau zu erreichen?
Wohnungen in zentraler Innenstadtlage.        WOHNEN PLUS für Senioren mit kleiner         Klaus: „Bauen dauert zu lange und die
    In der Calenberger Neustadt direkt am     Rente gibt uns nicht nur Recht, sondern      durch die hohen Kosten entstehenden
Ihme-Ufer erwächst mit den Ohe-Höfen          auch ein gutes Gefühl.“                      Mieten sind für große Teile der Bevölke-
attraktiver Wohnraum am Fluss und da-                                                      rung nicht mehr tragbar. Ungefördert
mit ein neues Quartier. hanova baut die       magazin: Wohnungsneubau ist für unsere       müsste eine jetzt gebaute Neubauwoh-
beiden Ankergebäude des Ensembles             Branche seit einigen Jahren wieder zum       nung in Hannover pro Quadratmeter
mit 38 Wohnungen. Auf dem Kronsberg           Kerngeschäft geworden. Wie erleben Sie       rein rechnerisch je nach Lage mindestens
bauen wir 16 Reihenhäuser sowie zwei          diesen rapiden Wandel? Musste Ihr Unter-     13 Euro erwirtschaften, damit sich ein
Mehrfamilienhäuser mit 96 Wohnungen.          nehmen Neubau erst wieder lernen?            Vorhaben trägt. Wir brauchen bezahlba-
Und dann ist da natürlich noch Krons­rode,    Klaus: „Ja, auch wir haben im ersten Jahr-   ren Wohnraum für die breiten Schichten
Norddeutschlands größtes Neubaugebiet,        zehnt dieses Jahrtausends quasi nicht ge-    der Bevölkerung. Das Bündnis für Woh-
wo wir im Verbund mit der geballten           baut. In unseren Geschäftsberichten der      nen hat gute Ansätze gegen die gestiege-
hannoverschen Wohnungswirtschaft als          frühen 2000er Jahre stand, dass der Neu-     nen Standards, die verschärften und viel
IG Mitte aktiv sind. hanova wird hier rund    bau kein Thema mehr ist. Entgegen der        zu komplizierten Bauvorschriften sowie
280 Wohneinheiten und eine Kinderta-          damaligen Prognosen wächst Hannover          die dadurch in die Höhe getriebenen Bau-
gesstätte bauen. Daneben planen wir           glücklicherweise, wie alle Ballungsräume     kosten gefunden. Die Initialzündung für
ein Projekt in Seelhorst mit 95 Wohnun-       in Deutschland, kontinuierlich. Hannover     das Bündnis gab vdw-Verbandsdirektor
gen, bauen am Körnerplatz weitere 76          ist attraktiv und auf dem besten Wege        Heiner Pott. Im Schulterschluss mit Bau­
„nanos“-Mikroapartments und realisieren       ein A-Standort zu werden. Entsprechend       minister Olaf Lies hat die Gemeinschafts-
an der Podbielskistraße einen Neubau mit      ist die Sogwirkung für Studenten und         initiative aus Politik, Verwaltung, Verbän-
76 Wohnungen.                                 Neubürger ebenso wie für Unternehmen,        den und Interessensgruppen eine völlig
    So, das war es. Ich glaube, ich habe      die sich hier ganz bewusst ansiedeln. Be-    neue Förder­   architektur hinbekommen.
nichts vergessen.“                            zahlbarer Wohnraum wird dadurch immer        Mit den neuen Förderprogrammen hoffen
                                              knapper. hanova steuert hier seit 2013       wir, den sozialen Wohnungsbau schnell,
magazin: Die hanova ist vor allem natürlich   mit einer großen Wohnungsbauoffensive        effizient und nachhaltig anzukurbeln.“
im Wohnungsbau aktiv, hat sich aber auch      konsequent gegen: Bis 2022 haben wir
bei großen Infrastrukturprojekten wie der     ein Bauprogramm von mehr als 2 000           magazin: Letzte Frage: Der Wohnungsneu-
IGS Mühlenberg oder dem Verwaltungs-          Wohnungen angeschoben. Wir mussten           bau boomt in Hannover. Was sagen Sie
gebäude Öffentliche Ordnung bewährt. In       nicht nur einen kompletten Baubereich        denjenigen, die befürchten, es werde übers
welche Richtung wird sich das Unterneh-       neu aufbauen, sondern auch eine Abtei-       Ziel hinausgeschossen und jetzt der Leer-
men entwickeln?                               lung Projektentwicklung schaffen, die zu-    stand von morgen produziert?
Klaus: „Wir freuen uns über die neuen         nächst Realisierungsmöglichkeiten sucht,     Klaus: „Bei unseren Neubauten stehen
Herausforderungen, bei deren Bewälti-         prüft und zur Entscheidungsreife führt.      immer hochwertige Architektur, Energie-
gung wir der Landeshauptstadt helfen          Ein riesiges Problem waren und sind die      effizienz und Bezahlbarkeit im Fokus, so
können. Mit der IGS Mühlenberg (heute         fehlenden Grundstücke.“                      dass diese auch bei einem Nachfragerück-
Leonore-Goldschmidt-Schule) haben wir                                                      gang immer gefragt sein werden. Da aber
gezeigt, dass wir eine der größten Schulen    magazin: Viele Köche verderben zwar          angesichts des prognostizierten Bevölke-
in Niedersachsen im laufenden Betrieb,        hin und wieder den Brei. Aber gerade in      rungswachstums bis 2025 in der Region
neben dem mittlerweile abgerissenen Alt-      dem Segment, in dem die hanova vor-          Hannover bis zu 20 000 Wohnungen feh-
gebäude, neu bauen konnten. Wir haben         nehmlich tätig ist, nämlich bei der Schaf-   len, mehr als die Hälfte davon allein in der
bereits 14 Projekte mit knapp 900 Plätzen     fung bezahlbaren Wohnraums, müssen           Landeshauptstadt, kann man von einem
für Geflüchtete errichtet und für die Un-     zwangsläufig viele Hände mit anfassen        vorgezeichneten Leerstand wohl kaum
terbringung gesorgt. Auf das neue 220         – von der Politik über die Verwaltung bis    sprechen.“ h
Meter lange Verwaltungsgebäude Öffent-        hin zu Planern und zum Bauhandwerk:
liche Ordnung – welches wir vor wenigen       Wie funk­tioniert dieses Zusammenwirken
Tagen an die Landeshauptstadt als Mieter      nach Ihrer Wahrnehmung?
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Und nun?
Was wird aus den Bündnis-Vorschlägen?
Das „Bündnis für bezahlbares Wohnen“ hat im vergangenen Jahr          Bürgerbegehren an, das die Enteignung von großen, privaten Woh-
in zahlreichen Sitzungen ungezählte Vorschläge erarbeitet, wie        nungsbaugesellschaften fordert. Niedersachsens Wohnungsbau-
der Wohnungsmarkt in Niedersachsen zugunsten von Haushal-             politik im Interesse einkommensschwacher und normalverdienen-
ten mit kleinen und mittleren Einkommen weiterentwickelt wer-         der Bevölkerungsschichten verfährt dagegen nach Art des Hauses
den kann. Der Handlungsdruck ist seit Jahren groß. Jetzt liegen       Dornröschen: Methode Tiefschlaf.
endlich konkrete Lösungsansätze auf dem Tisch. Spätestens mit             Die Landesarmutskonferenz Niedersachsen mit ihren 28 Mit-
dem Bekenntnis von Ministerpräsident Stephan Weil beim Woh-           gliedsorganisationen fordert daher die Gründung einer gemein-
nungspolitischen Kongress, sich den sozialen Wohnungsbau zu           nützigen Landeswohnungsbaugesellschaft und wird diese zentrale
eigen zu machen, eine Haltung, die er kürzlich im Schulterschluss     Forderung auch in die Öffentlichkeit tragen!
mit Wirtschaftsminister Bernd Althusmann wiederholt hat, schien
der endgültige Durchbruch für mehr bezahlbaren Wohnraum ge-                               Robert Marlow, Präsident der
schafft. Doch mittlerweile ist die Stimmung bei den Beteiligten                           Architektenkammer Niedersachsen:
trübe. Grund: Es will dem Land einfach nicht gelingen, die im                             Die Architektenkammer unterstützt das Bünd-
Bündnis ausverhandelten Finanzmittel zur Verfügung zu stellen.                            nis nachdrücklich. Uns ist wichtig, dass wir
Ohne eine nennenswerte Aufstockung der Wohnraumfördermit-                                 die städtebaulichen Fehler der Vergangenheit
tel, das ist eine einfache Rechnung, kann das ehrgeizige Ziel nicht                       nicht wiederholen und die Kosten nicht zum
erreicht werden, bis 2030 rund 40 000 neue öffentlich geförderte                          einzigen Kriterium machen. Wir müssen nach-
Wohnungen zwischen Nordsee und Harz zu errichten.                                         haltige, städtebauliche, architektonische und
                                                                      soziale Qualitäten bauen, um hastig errichtete zukünftige Problem-
                                                                      viertel zu verhindern. Bei den Grundstücken muss bei Verkauf oder
                                                                      Verpachtung das beste Konzept zugrunde gelegt werden – nicht
Für das magazin haben sich Protagonisten aus                          der Höchstpreis. Neben Gebäuden sind auch die Quartiere zu be-
dem „Bündnis“ nun ihre Gedanken gemacht, wie                          trachten, mehr Verdichtung zu ermöglichen, Modellprojekte zu för-
es weitergehen soll:                                                  dern, um so auch alternative Planungsideen auf neue Projekte zu
                                                                      übertragen. Mit dem Architektenwettbewerb kommen wir dabei
                   Randolph Fries, Geschäftsführer Deutscher          zu qualitätsvollen Lösungsvorschlägen. Die Veränderung baulicher
                   Mieterbund – Niedersachsen-Bremen:                 Standards sind eine Chance – ebenso wie verbindliche Fristen in der
                   Mehr als erfreulich war die großartige             NBauO. Für einen besseren Dialog mit den Genehmigungsbehör-
                   Zusammen­arbeit im Bündnis. Jetzt müssen die       den muss die Personaldecke der niedersächsischen Baubehörden
                   diskutierten Fördermittel vom Land zur Verfü-      verbessert werden.Gestaltung ist kein schmückendes Beiwerk, auf
                   gung gestellt werden und die neuen Wohn-           das aus Kostengründen verzichtet werden kann. Gute Gestaltung
                   raumförderbedingungen auf den Tisch kom-           heißt Akzeptanz. Nur wer gerne wohnt und lebt, wird sein Quartier
                   men. Ohnehin sind die vom Bündnis genannten        wertschätzen und sich in die Stadtgesellschaft einbringen.
4 000 neuen Sozialwohnungen pro Jahr nur die untere Grenze
dessen, was eigentlich notwendig ist. Je mehr Zeit vergeht, umso                           Tibor Herczeg, Geschäftsführer
weniger Wohnungen können gebaut werden und umso mehr Woh-                                  Verband Wohneigentum Niedersachsen:
nungen fallen aus der Bindung. Ich fordere vom Land eine schnelle                          Mit dem Bündnis für bezahlbaren Wohnraum
Umsetzung der Bündnisbeschlüsse. Die vergebene Zeit ist nicht                              wurde ein gesamtgesellschaftlicher Weg in
mehr aufzuholen.                                                                           Niedersachsen gefunden, um das ernsthafte
                                                                                           Problem des Mangels an bezahlbarem Wohn-
                    Klaus-Dieter Gleitze, Geschäftsführer                                  raum zu lösen. Als Moderator der Arbeitsgrup-
                    Landesarmutskonferenz Niedersachsen:                                   pe 5 im Bündnis konnte ich diese Euphorie bei
                    Jeden Winter erfrieren Obdachlose auf der         den Teilnehmern gut nutzen. Es wurde in allen Arbeitsgruppen
                    Straße. In Niedersachsen zahlen in Großstäd-      eine Vielzahl guter Vorschläge erarbeitet in der Hoffnung, dass
                    ten bis zu 40 Prozent der Einwohner über 25       dann schnell die gemeinsamen Ergebnisse angepackt und umge-
                    Prozent ihres Einkommens für Bruttokaltmiete      setzt werden. Diese Vielzahl von Anregungen ist erst der Anfang,
                    und liegen damit über der von Experten für        die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt. Deshalb ist es gerade zu
                    akzeptabel gehaltenen Belastung. Wenn die         Beginn der Umsetzungsphase ein negatives Signal, wenn bei dem
Entwicklung so weitergeht, gibt es bis Mitte der Zwanziger Jahre      gemeinsam erreichten Ergebnis hinsichtlich der wichtigen Frage
dieses Jahrhunderts kaum noch eine Sozialwohnung in Niedersach-       der Wohnraumförderung nun das Land als ein Initiator des Bünd-
sen. Die Wohnungsnot bleibt absehbar das größte soziale Problem       nisses die Finanzmittel anscheinend zögerlich zur Verfügung stel-
unserer Gesellschaft. Andernorts tut sich etwas: Bayern hat wieder    len will. Nicht Worte, sondern Taten sind der Maßstab, an dem
eine eigene Landeswohnungsbaugesellschaft gegründet, die SPD in       sich alle Beteiligten messen lassen müssen.
Nordrhein-Westfalen fordert das vehement und in Berlin läuft ein
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                    Cornelia Höltkemeier, Geschäftsführerin           derten Wohnungen zu bekommen, benötigen wir nun schnell die
                    Landesvereinigung Bauwirtschaft Niedersachsen:    konkreten Förderbedingungen. Die Grundsteine sind gelegt, jetzt
                    Worin liegt das Besondere des niedersächsi-       warten wir auf die Umsetzung der Ergebnisse aus dem Bündnis für
                    schen Bündnisses für bezahlbares Wohnen? In       bezahlbares Wohnen. Insofern muss schnell gehandelt werden.
                    den vielen möglichen Anknüpfungspunkten für
                    die Niedersächsische Landesregierung! Denn die                         Dr. Hans Reinold Horst, Verbandsvorsitzender
                    fünf Arbeitsgruppen haben sich alle bemüht,                            Landesverband Haus & Grund Niedersachsen:
                    keine allgemein gehaltenen Forderungen, die                            Ziele zu definieren und zu erkennen sowie
man auch an anderer Stelle hätte nachlesen können, zusammenzu-                             Mittel zu ihrer Erreichung zu entwickeln,
tragen. Vielmehr haben alle Beteiligten auch bei schwierigen Themen                        kann nur ein Anfang sein. Ohne Finanz-
die Hemmnisse für bezahlbares Wohnen konkreter benannt und an                              ströme kann es keine vermehrte Schaffung
Beispielen gezeigt, welche Stellschrauben bedient werden müssten.                          bezahlbaren Wohnraums geben. Private In-
Sicher sind dies zum Teil „dicke Bretter“, die auch oft einen Bezug                        vestoren stehen hierfür zur Verfügung. Es
zur Bundesebene haben. So z.B. die Frage, wie man „unnötige           geht aber nicht ohne die Beteiligung des Landes Niedersachsen.
Kostentreiber“ vermeiden kann, wenn Vorgaben aus dem Bereich          Angemessener und bezahlbarer Wohnraum liegt im Interesse
des Brandschutzes, des Schallschutzes und der Energieeinsparung       der gesamten Bevölkerung. Er ist deshalb politisches Allgemein-
unkoordiniert aufeinanderprallen. Oder die Frage „Was ist zu tun,     wohlziel. Der Staat – auch unser Bundesland – ist deshalb ganz
um übersteigertem Normierungswahnsinn zu begegnen?“ Hier liegt        maßgeblich mit in der Verantwortung, dieses Ziel zu realisieren.
Potenzial in Sachen „Bezahlbares Wohnen“, das nun von der Landes-     Deshalb ist eine vom Land deutlich mitgetragene Förderkuliss-
regierung umgesetzt werden kann – sei es durch eigene Landesinitia-   se unverzichtbar. Sie liegt in Form der Programmentwürfe auch
tiven oder aber durch Vorschläge für Maßnahmen auf Bundesebene.       vor. Niedersachsen muss jetzt Farbe bekennen und sich mit sei-
                                                                      nem Finanzhaushalt einbringen. Dass dies nur noch über einen
                   Dirk Streicher, Vorsitzender BFW                   Nachtragshaushalt 2018 geschehen kann, wollen wir nicht weiter
                   Landesverband Niedersachsen / Bremen:              vertiefen. Zumindest gibt es einen Konsens zwischen unserem
                   Eine Vielzahl der im BFW organisierten, bundes-    Ministerpräsidenten und unserem Finanzminister, einen dies-
                   weit tätigen Bauträger wollen gerne weiterhin      bezüglich auskömmlichen Vorschlag zum Nachtragshaushalt zu
                   ihren Beitrag leisten, um zügig bezahlbaren und    unterbreiten. Ihn und seine finanzpolitische Umsetzung braucht
                   geförderten Wohnungsbau zu schaffen. Um je-        ganz Nieder­sachsen dringend. h
                   doch Planungssicherheit für den Bau von geför-

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Namen und
Nachrichten

Mietspiegel                                                          Für Hobbygärtner

Erstmals gibt es in der Stadt Hildesheim einen Mietspiegel. 4 440    Die Wohnungsgenossenschaft Heimatwerk stellt ihren Mitgliedern
Fragebögen wurden dafür ausgewertet. Die Gesamtdurchschnitts-        auf Nachfrage insgesamt zehn Hochbeete zur Verfügung. Auch
miete liegt bei 5,50 Euro pro Quadratmeter. Die Spannbreite geht     beim Spar- und Bauverein stößt die Idee auf reges Interesse. In
von kleinen Altbauwohnungen (5,20 Euro) bis zu mittelgroßen          einem Innenhof im Stadtteil Linden hat die Genossenschaft 24
Neubauwohnungen (9,50 Euro).                                         Hochbeete installiert (Foto).

Asbest                                        Innovativ

Die NEULAND muss in Wolfsburg zwei            Die STÄWOG realisiert in Bremerhaven ein mit Bundesmitteln gefördertes sogenanntes
asbestbelastete Hochhäuser, die über die      Vario-Wohnprojekt für Studenten mit 26 Wohnplätzen. Der Neubau schließt eine Bau­
Grenzen der Stadt unter den Namen Don         lücke, die durch den Abriss eines maroden Gründerzeithauses entstanden ist. Entstehen
Camillo und Peppone bekannt sind, ent-        soll „ein Quartier im Quartier“, wie STÄWOG-Chef Sieghard Lückehe erläutert. 450 000
weder abreißen oder kernsanieren. Derzeit     Euro kommen von der Städtebauförderung, die gesamten Baukosten belaufen sich auf 2,5
laufen noch vorbereitende Untersuchun-        Millionen Euro. Gebaut werden elf barrierefreie Wohnungen, deren Grundrisse variabel
gen. Ende des Jahres soll mit den Arbei-      genutzt werden können – als Einzelappartement oder Wohngemeinschaft. Ein weiteres
ten begonnen werden. Was auch immer           innovatives Projekt – diesmal nach Rotterdamer Vorbild – plant die STÄWOG in unmittel-
geschieht, NEULAND-Chef Hans-Dieter           barer Nähe. Dort wird ein leerstehendes Gebäude teilsaniert (Treppen, Heizung, Elektrik);
Brand rechnet mit Kosten von mindestens       den Rest sollen die künftigen Bewohner erledigen, die ihrerseits wiederum von geringen
50 Millionen Euro.                            Kaufpreisen profitieren.

Entwürfe

Der erste Hochbauwettbewerb für den neuen hannoverschen Stadtteil Kronsrode ist entschieden. Durchgesetzt haben sich fünf Archi-
tekturbüros aus Hannover und eines aus Hamburg. Ihr gemeinsames Credo: Vielfalt in der Einheit. Der erste Bauabschnitt wird neben
Einkaufsmöglichkeiten auch mindestens 25 Prozent sozialen Wohnungsbau umfassen, in Teilen wird diese Quote sogar übererfüllt. Ent-
stehen sollen im ersten Bauabschnitt rund 600 Wohnungen. Baubeginn wird 2020 sein, kündigte meravis-Geschäftsführer Ralf Traube an.

                                                                     Umgebaut

                                                                     Die STÄWOG hat in Bremerhaven das frühere Standesamt zu einem
                                                                     hochmodernen Tumorzentrum umgebaut. Keine einfache Ange-
                                                                     legenheit, denn bei der Immobilie handelt es sich um die „Villa
                                                                     Seedorf“, die seit jeher in der Stadt einen besonderen Stellen-
                                                                     wert hat. Entsprechend aufmerksam war auch der Denkmalschutz
                                                                     bei der Sanierung des gründerzeitlichen Gebäudes aus dem Jahr
                                                                     1877. Entstanden ist nicht weniger als ein echtes Schmuckstück,
                                                                     das die moderne Nutzung mit dem Bewahren von Baukunst ver-
                                                                     bindet. Stuckarbeiten, Wand- und Deckenbemalungen und eine
                                                                     handgeschnitzte Holzhacke sind echte Hingucker.
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Neubau I                                      Neubau IV

Die hannoversche Wohnungsgenossen-            Eines der aktuell
schaft Heimatwerk kommt bei ihrem Neu-        sicherlich ehrgei­
bau im Zooviertel gut voran. Ende dieses      zig­sten Wohnungs-
Jahres sollen die 13 barrierefreien Woh-      bauprojekte wird
nungen bezugsfertig sein. Die attraktive      von der Wohnungs­
Lage hat bereits im Vorfeld für eine enorme   genossenschaft
Nachfrage gesorgt.                            Spar+Bau         in
                                              Wilhelms­­haven mit
                                              Hochdruck vorbereitet: die Bebauung der sogenannten Wiesbadenbrücke, einer Land-
                                              zunge im Großen Hafen, die teilweise militärisch genutzt wird. In diesem Frühjahr soll es
                                              endlich mit dem ersten Bauabschnitt losgehen. 136 Wohnungen sollen zunächst entste-
                                              hen, insgesamt werden es rund 300. Das Investitionsvolumen wird mit 100 Millionen Euro
                                              angegeben. Beim vdw-Verbandstag im September können sich die Teilnehmer schon ein
                                              Bild vom Fortschritt der Bauarbeiten machen, denn das Tagungshotel steht in unmittel­
                                              barer Nachbarschaft zur Wiesbadenbrücke.

Neubau II                                     Neubau V

Der Beamten-Wohnungs-Verein baut in           Die Lüneburger Wohnungsbaugesellschaft errichtet in Reppenstedt an der Stadtgrenze
Hildesheim ein Nahversorgungszentrum          zu Lüneburg 18 öffentlich geförderte Wohnungen, zwei davon sind rollstuhlgerecht. Im
mit Supermarkt, Gärtnerei und weiteren        Frühjahr 2020 können die Wohnungen bezogen werden.
Geschäften. Nach den Sommerferien soll
alles fertig sein.

                                              Neubau VI

Neubau III                                    Drei weitere Häuser vom Typ „Bre-
                                              mer Punkt“ baut die GEWOBA der-
Der Bauverein Leer hat mit dem Bau von 34     zeit im Stadtteil Kattenturm. Von
barrierefreien und vier behindertengerech-    den insgesamt 27 Wohnungen sind
ten Wohnungen begonnen. Der Neubau            18 öffentlich gefördert. Der erste
wird mit 7,5 Millionen Euro veranschlagt      Neubau soll im Herbst bezugsfer-
und ist damit das teuerste Projekt in der     tig sein. Bei der Grundsteinlegung
Geschichte der Genossenschaft. Geplante       betonten Bausenator Dr. Joachim
Fertigstellung: Herbst 2020.                  Lohse und GEWOBA-Vorstand Pe-
                                              ter Stubbe die Bedeutung des flexiblen Wohnungsangebotes für Senioren, Singles und
                                              Familien. Die Gebäude in Kattenturm sind nur ein kleiner Beitrag zu einer wahren Wohn-
                                              raumoffensive in Bremen. Die Stadt setzt zumindest bis 2035 auf stetiges Wachstum.
Naturverbunden                                Dafür werden große Wohnungsbauvorhaben angeschoben: die Gartenstadt Werdersee
                                              (1 000 Wohneinheiten), das Hulsberg-Quartier (1 200), der Ellener Hof (500) und viele
Das hannoversche Wohnungsunterneh-            mehr. Allein in diesem Jahr wird mit einem Neubauvolumen von 1 500 Fertigstellungen
men Gundlach legt bei der Planung eines       gerechnet; 2020 sollen sogar fast 2 500 neue Wohnungen hinzukommen.
Neubaugebietes im Stadtteil Bothfeld einen
besonderen ökologischen Schwerpunkt,
der in dieser Weise bisher ungewöhnlich
ist für die Wohnungswirtschaft. Denn im       Großzügig                                     Besonders fair
Baugebiet Herzkamp wird das Konzept
„Animal-Aided Design“ umgesetzt, das          Die kwg Hildesheim hat vor Weihnachten        Das Magazin Focus-Money hat die
an den Universitäten München und Kassel       beim Kinderschutzbund in Alfeld und bei       GEWOBA in Bremen als „fairen Vermieter“
entwickelt worden ist und vor allem die Ar-   der Flüchtlingshilfe Flux für eine vorgezo-   ausgezeichnet. Insgesamt wurden bun-
tenvielfalt in den Städten im Blick hat. So   gene Bescherung gesorgt und jeweils ei-       desweit 21 Unternehmen unter die Lupe
hat Gundlach noch vor Beginn der ersten       nen Scheck in Höhe von 3 000 Euro über-       genommen. Die GEWOBA schloss mit der
Hochbauten Lichtungen in einem angren-        reicht. Die NEULAND Wolfsburg spendete        Gesamtnote „gut“ ab. In den Rubriken
zenden Wald aufgeforstet, 3 500 Bäume         zum Jahresbeginn dem Jugendzentrum            Wohnungsvermittlung und Wohnobjekt-/
gepflanzt und Hölzer für Vögel und Klein-     Westhagen 5 000 Euro.                         Umfeldgestaltung gab es von den Befrag-
tiere abgelegt. Weitere Informationen zu                                                    ten sogar die Note „sehr gut“.
dem Konzept auf www.tum.de
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Geplant I                                                                                   Ambitioniert

In der Gemeinde Harsum                                                                      Zehn Jahre nach der Schließung einer
wird der Beamten-Woh-                                                                       Privatklinik in Helmstedt hat die Kreis-
nungs-Verein Hildesheim                                                                     Wohnungsbaugesellschaft die seitdem
30 barrierefreie Wohnun-                                                                    leerstehende Immobilie gekauft. 2020
gen für „junge Senioren“                                                                    soll nach ersten Plänen mit dem Umbau
errichten, vier davon sind                                                                  begonnen werden. Entstehen sollen Woh-
sogar rollstuhlgerecht. Er-                                                                 nungen und Büroräume. Aktuell wird mit
gänzend gibt es einen Gemeinschaftsraum und eine Tagespflegestation. Baustart soll in       Gesamtkosten in Höhe von 3,4 Millionen
diesem Frühjahr sein. Im nächsten Jahr können die Wohnungen bezogen werden.                 Euro kalkuliert.

Geplant II                                    Geplant IV                                    Geplant V

Im hannoverschen Stadtteil Badenstedt         Auf dem Gelände der ehemaligen Schlief-       Vier Emder Wohnungsunternehmen, da-
plant die WGH-Herrenhausen den Bau            fenkaserne in Lüneburg wird nach dem          runter die GEWOBA, die Selbsthilfe und
von zwölf, teilweise familiengerechten        Abriss weiterer Altgebäude sozialer Woh-      der Beamten Bau- und Wohnungsverein,
Wohnungen. Baustart ist im Frühjahr,          nungsbau entstehen. Die LüWoBau plant         wollen das ehemalige Firmengelände der
Mitte 2020 soll alles fertig sein.            den Bau von 108 Wohnungen, davon              Ültje-Erdnussrösterei bebauen. Die Ziele
                                              90 öffentlich gefördert. Der erste Bauab-     sind ambitioniert, denn es sollen rund 200
                                              schnitt soll im Sommer beginnen. Die Bau-     Wohnungen, Läden und eine Tiefgarage
                                              kosten werden mit insgesamt 18 Millionen      entstehen. Ideen zur Gestaltung soll ein
Geplant III                                   Euro angegeben.                               Architektenwettbewerb bringen.

VW Immobilien reißt drei Mehrfamilien-
häuser mit insgesamt 30 leerstehenden
Wohnungen in Fallersleben ab, um auf          Geplant VI
dem Grundstück 50 moderne, barriere­
arme Wohnungen zu errichten. Baustart         Die Kreiswohnbau Osterode am Harz/ Göttingen wird neben dem aktuellen Bauprojekt in
ist in der zweiten Jahreshälfte.              Bovenden (52 Wohneinheiten) in Lenglern, Osterode und Rosdorf weitere 200 bezahlbare
                                              Wohnungen errichten. Das hat Landrat Bernhard Reuter angekündigt.

                                              Geplant VII

                                              Die KSG Hannover wird in Ronnenberg-Empelde rund 100 Wohnungen im Verlauf der
                                              nächsten zehn Jahre abreißen. Geplant ist auf den freiwerdenden Flächen der sukzessive
                                              Neubau von 126 Wohnungen. Der erste Bauabschnitt soll im Sommer bezugsfertig sein.
                                              Investitionssumme für die Gesamtmaßnahme: 26 Millionen Euro.

                                              Bezahlbar                                     Schritt für Schritt

                                              Die KSG Hannover wird nach Ankün-             Das Seniorenwohnprojekt der Wohnungs-
                                              digung von Geschäftsführer Karl Heinz         bau Grönegau in Riemsloh – zu sehen
                                              Range in den nächsten Jahren mehrere          unter anderem im vdw-Film „Opa hat
                                              öffentlich geförderte Neubauprojekte          kein WhatsApp“ – bekommt noch einmal
                                              umsetzen. Start der Bauoffensive wird in      Zuwachs. Vier weitere Wohneinheiten,
                                              Burgdorf sein, wo im Sommer mit dem Bau       ebenfalls im Reihenhausstil geplant, sollen
                                              von 14 barrierefreien und zwei rollstuhlge-   im Herbst bezugsfertig sein. Dann ist das
Sanierung                                     rechten Wohnungen begonnen wird. Die          kleine Vorzeigequartier mit insgesamt 17
                                              Investitionssumme beträgt 2,65 Millionen      Wohnungen inklusive Terrasse und Mini­
Die GEWOBA in Bremen lässt ihren Ver-         Euro, umgerechnet rund 3 500 Euro pro         garten komplett.
waltungssitz am Rembertiring umfassend        Quadratmeter Wohnfläche. Die Miete soll
sanieren. Zweieinhalb Jahre sollen die Bau-   bei 5,60 Euro pro Quadratmeter liegen
arbeiten an dem 43 Meter hohen Gebäude        – ermöglicht durch Landesförderung und
dauern. Die Baukosten sind mit insgesamt      zusätzlichen Mitteln von der Region Han-
16,3 Millionen Euro beziffert.                nover.
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Fertig I                                    Fertig III

Bei der Wohnungsgenossenschaft Osna­        Der Bauverein Papenburg hat im vergangenen Jahr nicht nur neue Verwaltungsräume
brück sind Ende des vorigen Jahres 26       bezogen, auch der Mietwohnungsneubau wurde forciert. So sind zuletzt in verschiedenen
neue Wohnungen von Mitgliedern be-          Projekten fast 50 moderne Wohnungen entstanden: energetisch hochwertig, barrierefrei
zogen worden. Die Neubauprojekte Zur        und mit attraktiven Außenanlagen. Im Bestand setzt die Genossenschaft vor allem auf
Wetterwarte und Ellerstraße sind barrie-    die Sanierung von Bädern. 140 wurden bis dato in kleine „Wellness-Oasen“ verwandelt.
refrei und erfüllen höchste energetische
Standards.

                                            Fertig IV

Fertig II                                   Die kwg Hildesheim hat in Elze ehemalige Schlichtwohnhäuser umgebaut und 15 bezahl-
                                            bare, barrierefreie Wohnungen geschaffen. Zielgruppe sind in erster Linie ältere Menschen.
Der Spar- und Bauverein Hannover hat sein   Die Baukosten beliefen sich auf 1,9 Millionen Euro, rund die Hälfte davon kommt aus der
größtes Neubauprojekt der vergangenen       Wohnraumförderung des Landes. Der Mietpreis liegt bei sieben Euro pro Quadratmeter.
Jahre im Stadtteil Vahrenwald abgeschlos-
sen. Die 90 citynahen Wohnungen im
Heinrich-Köhler-Hof sind Ende des vergan-
genen Jahres bezogen worden.                Elektrisch

                                            Volkswagen Immobilien setzt
                                            auf E-Mobilität und tauscht
Experten                                    seine Fahrzeugflotte sukzessive
                                            gegen alternative Antriebsmo-
Die Kreis-Wohnungsbaugesellschaft Helm-     delle aus. Elf von insgesamt 15
stedt übernimmt die Wohnungsverwal-         Fahrzeugen, die hauptsächlich
tung für die Gemeinde Grasleben. Insge-     für kurze Strecken genutzt wer-
samt geht es um 28 Wohnungen.               den, sollen bis Ende 2019 elektrisch oder hybrid auf Wolfsburgs Straßen unterwegs sein.
                                            Zudem hat VWI seine Lieferstellen zum Jahresbeginn von Grau- auf Ökostrom umgestellt
                                            und reduziert so den CO2-Ausstoß um jährlich 1140 Tonnen. Das entspricht 9,2 Millionen
                                            gefahrenen Kilometern mit einem Pkw.
Klug eingefädelt

Der Landkreis Helmstedt hat seine Kreis-
Wohnungsbaugesellschaft KWG mit dem
Bau von zwei Rettungswachen beauftragt.
                                               Bremen kauft BREBAU-Anteile
                                                Bremen. Ein starkes Zeichen für eine sozial orientierte Wohnungspolitik: Bremen
                                                übernimmt alle Anteile an der BREBAU. Das Unternehmen ist jetzt zu 100 Prozent in
                                                kommunaler Hand. Zuvor gehörten 50 Prozent der Sparkasse. Im Zuge des Geschäftes
                                                übernimmt die Sparkasse weiter 6,9 Prozent an der GEWOBA. Beim größten vdw-
                                                Mitgliedsunternehmen hält die Stadt Bremen jetzt 75,1 Prozent der Anteile. Bürger-
                                                meister Carsten Sieling zeigte sich mit der vollständigen Übernahme der BREBAU
                                                zufrieden: „Das ist ein guter Tag für die Mieter in Bremen. Ein neues Kapitel im
                                                städtischen Wohnungsbau beginnt.“ Ins Rollen kamen die Verhandlungen nach dem
                                                Verkauf der Bremer Landesbank an die Nord/LB, in dessen Verlauf die Anteile der BLB
                                                an den beiden großen Wohnungsgesellschaften an die Stadt Bremen übergegangen
                                                sind.
                                                    Während andernorts immer mal wieder die Bedeutung kommunaler Wohnungs-
Blickfang                                       unternehmen in Zweifel gezogen wird, haben sich Politik, Verwaltung und Öffentlich-
                                                keit in Bremen stets zur GEWOBA bekannt. Spätestens seit einem Richtungsstreit über
Im Soziale-Stadt-Gebiet Stadtfeld hat der       die Bedeutung kommunaler Wohnungswirtschaft in den 1990er Jahren, in dessen
Beamten-Wohnungs-Verein Hildesheim              Verlauf trotz großer Proteste zwar die Privatisierung der „Bremischen“ und der „Be-
den Graffitikünstler Ole Görgens mit der        amten-Bau“ nicht verhindert werden konnte, ist die GEWOBA mehr als unumstritten
Gestaltung eines Durchgangs beauftragt.         und ein sozialpolitisches Aushängeschild der Stadt. Mit der Übernahme der BREBAU
In einem Workshop mit Kindern aus dem           wird sich der Einfluss der Stadt auf den Wohnungsmarkt nun weiter erhöhen.
Quartier hat der professionelle Sprayer             Es lohnt sich in dem Zusammenhang noch einmal den Beitrag von GEWOBA-Vor-
aus dem schmucklosen Gang eine bunte            stand Manfred Sydow im vdw magazin (4/2018) zu lesen, in dem er das „nachhaltige
Dschungellandschaft gezaubert.                  Geschäftsmodell“ kommunaler Wohnungsgesellschaften hervorhebt.
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