Wettbewerbsbericht 2014 - Übersicht der aktuell vorhandenen ...

Die Seite wird erstellt Britta Schwarz
 
WEITER LESEN
Wettbewerbsbericht 2014 - Übersicht der aktuell vorhandenen ...
Wettbewerbsbericht
         2014
Wettbewerbsbericht 2014 - Übersicht der aktuell vorhandenen ...
Editorial

                                                                            Wettbewerb setzt eine leistungsfähige
                                                                            Infrastruktur voraus

                                                                            Die Wettbewerbsentwicklung auf dem deutschen Schienennetz ist ungebrochen
                                                                            positiv. Der Marktanteil der Wettbewerber der Deutschen Bahn steigt weiter. Im
                                                                            Schienenpersonennahverkehr liegt er bei 26,4 Prozent, im Schienengüterverkehr
                                                                            schon bei 33,2 Prozent. Auf keinem anderen Schienennetz in Europa findet so viel
                                                                            Wettbewerb statt wie in Deutschland – rund 390 Eisenbahnverkehrsunterneh-
                                                                            men sind bei uns aktiv. Als Gradmesser für aktuelle regulierungspolitische Ent-
                                                                            wicklungen zeigt der vorliegende DB-Wettbewerbsbericht aber auch, dass die
                                                                            gesamte Bahn-Branche zunehmend unter Druck steht. Volatile Märkte, steigende
                                                                            Faktorkosten oder Sondereffekte: Das Jahr 2013 hat gezeigt, wie extrem herausfor-     Dr. Rüdiger Grube,
                                                                            dernd das Umfeld für die Schiene werden kann. Die Hochwasserkatastrophe hat           Vorsitzender des Vorstands der
                                                                            allein bei uns einen Gesamtschaden in dreistelliger Millionenhöhe verursacht.         Deutschen Bahn AG
                                                                            Betroffen war insbesondere der Personenfernverkehr, aber auch der Schienen-
                                                                            güterverkehr. Einmal mehr hat sich gezeigt, wie wichtig eine leistungsfähige
                                                                            Schieneninfrastruktur für unser Land ist.
                                                                                   Die Hochwasserschäden sind beseitigt. Was bleibt, ist ein Bestandsnetz, des-
                                                                            sen Zustand sich immer öfter als Wettbewerbsbremse erweist. Marode Brücken,
                                                                            veraltete Stellwerke, Engpässe auf hochbelasteten Strecken: Die Eisenbahninfra-
                                                                            struktur ist sichtbar unterfinanziert. Gleichzeitig nimmt die Betriebsleistung auf
                                                                            dem deutschen Schienennetz immer weiter zu. Bis 2030 werden 1,2 Milliarden
Foto Umschlag: Rüdiger Nehmzow/DB AG; diese Seite: Matthias Lüdecke/DB AG

                                                                            Trassenkilometer erwartet. Das wäre ein Drittel mehr als 1994 – im Jahr der Bahn-
                                                                            reform. Doch für weiteres Wachstum auf der Schiene sind mehr Investitionsmittel
                                                                            für das bestehende Netz unabdingbar. Außerdem müssen Regulierung und Finan-
                                                                            zierung besser verzahnt werden, damit Investitionen zurückverdient werden kön-
                                                                            nen. Denn das schafft wiederum Freiräume für neue Investitionen – auch für den
                                                                            weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien.
                                                                                   Schon heute erreicht die DB einen Ökostrom-Anteil von 35 Prozent im Bahn-
                                                                            strommix und ist damit Partner und Treiber der Energiewende. Den Umweltvor-
                                                                            teil der Schiene wollen wir noch weiter verbessern. Doch das setzt voraus, dass sie
                                                                            nicht überproportional belastet wird. Andernfalls droht eine Abkehr von diesem
                                                                            umweltfreundlichen Verkehrsträger. Dabei gewinnt Bahnfahren stetig an Attrak-
                                                                            tivität. Allein die Deutsche Bahn hat 2013 über 42 Millionen mehr Reisende be-
                                                                            grüßt. Bahnfahren schont nicht nur die Umwelt, sondern ist mit digitalen Techno-
                                                                            logien auch am Puls der Zeit: Sei es mit WLAN in den Zügen und in den Bahnhöfen
                                                                            sowie zahlreichen Serviceangeboten im digitalen Vertrieb – wir bieten unseren
                                                                            Kunden verkehrsträgerübergreifende Mobilitätslösungen aus einer Hand!
                                                                                   Im Schulterschluss mit der Politik gilt es nun, gute Wettbewerbsbedin-
                                                                            gungen für die Schiene – und auf der Schiene – sicherzustellen und das Verkehrs-
                                                                            wachstum der Zukunft nachhaltig und diskriminierungsfrei zu gestalten.

                                                                            Herzlichst,

                                                                            Dr. Rüdiger Grube

                                                                                                                                                                                                   3
Wettbewerbsbericht 2014 - Übersicht der aktuell vorhandenen ...
[14]

       [28]

              [06]

[38]
Wettbewerbsbericht 2014 - Übersicht der aktuell vorhandenen ...
Inhalt

                                                                                           Markt & Wettbewerb
                                                                                           Schiene unter Wettbewerbsdruck                                  6
                                                                                           Der deutsche SPNV-Markt bleibt attraktiv                       12
                                                                                           Güterbahnen müssen sich fortwährend anpassen                   14
                                                                                           Report: Bahnexperte Eberhard Krummheuer über die
                                                                                           »Wettbewerbsbremse Infrastruktur«                              20
                                                                                           Infrastruktur: Betrieb und Bau zeitgleich realisieren          27

                                                                                           Interview
                                                                                           Professor Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der
Fotos: Wolfgang Klee/DB AG; Hans Christian Plambeck/laif; Scania Deutschland GmbH; DB AG

                                                                                           deutschen Wirtschaft Köln, im Gespräch mit dem
                                                                                           Wettbewerbsbeauftragten der DB AG, Frank Miram                 28

                                                                                           Ordnungspolitik
                                                                                           Schiene gegenüber anderen Verkehrsträgern stärken              32
                                                                                           Regulierung und Investitionen hängen eng zusammen              38
                                                                                           Viertes Eisenbahnpaket: Stand der Verhandlungen                42

                                                                                           Die Zahlen des Wettbewerbs                                     46

                                                                                                                                                               5
Wettbewerbsbericht 2014 - Übersicht der aktuell vorhandenen ...
Markt & Wettbewerb Der intermodale Wett­
bewerb wird durch den Markteintritt der Fernbusse
schärfer. Innerhalb des Schienenpersonenverkehrs­
marktes ist der Wettbewerb ebenfalls anhaltend
stark. Neben den etablierten Unternehmen sind neue
Konkurrenten hinzugekommen.
Wettbewerbsbericht 2014 - Übersicht der aktuell vorhandenen ...
Schiene zunehmend unter
                Wettbewerbsdruck
                Das Sommerhochwasser und der verschärfte Fernbus-Wettbewerb
                belasteten den Schienenpersonenverkehr. Der Nahverkehr konnte
                das Jahr jedoch mit einem leichten Nachfrageanstieg abschließen.

                Die Verkehrsleistung im deutschen Personenver-          der Schiene durch das Hochwasser im Juni. Im Ver-
                kehrsmarkt stieg 2013 um gut ein Prozent. Dieses        gleich zum Vorjahr wuchs der Marktanteil des MIV
                Wachstum geht vor allem auf den motorisierten In-       um 0,2 Prozentpunkte.
                dividualverkehr (MIV) zurück, der mit einem Anteil             Die Verkehrsleistung im öffentlichen Straßen-
                von rund 84 Prozent diesen Markt maßgeblich prägt.      personenverkehr (ÖSPV) ging wie im Vorjahr zurück.
                In Personenkilometern gemessen wuchs seine Ver-         Der ÖSPV wird maßgeblich vom Busliniennahver-
                kehrsleistung um rund 1,5 Prozent. Andere Verkehrs-     kehr geprägt, der rund 50 Prozent des Leistungsvolu-
                träger zeigten eine geringere Dynamik: Die Verkehrs-    mens ausmacht und der vor allem im ländlichen Raum
                leistung des Schienenpersonenverkehrs ging leicht       weiterhin mit sinkenden Schüler- und Auszubilden-
                zurück, während sie im öffentlichen Personenstra-       denzahlen zu kämpfen hat. Die Verkehrsleistung des
                ßenverkehr um ein halbes Prozent und im innerdeut-      seit Januar 2013 liberalisierten Buslinienfernverkehrs
                schen Luftverkehr um vier Prozent sank.                 stieg nach Angaben des Statistischen Bundesamtes
                                                                        um 16,3 Prozent. Tatsächlich ist von einer noch größe-
                Anstieg der Verkehrsleistung nur im                     ren Zunahme auszugehen, da das Statistische Bundes-
                motorisierten Individualverkehr                         amt Anbieter erst ab 250 000 Fahrgästen im Jahr er-
                                                                        fasst und neu gegründete Unternehmen sich noch
                2013 entwickelte sich die Nachfrage im gesamten Per-    nicht zur Statistik melden mussten.
                sonenverkehrsmarkt zunächst nur schwach. Gründe                Bei der Marktstruktur des ÖSPV konnte ein
                hierfür lagen in den widrigen Witterungsbedingungen     Rückzug von Töchtern größerer Verkehrsunterneh-
                durch den lang anhaltenden, starken Winter sowie in     men wie beispielsweise BeNEX und Abellio beobach-
                negativen Arbeitstageffekten – im Vergleich zum Vor-    tet werden, die sich stattdessen auf den Schienen-
                jahr fehlten durch den Zusammenfall von Feiertagen      verkehr fokussieren. Die Zahl der kleinen und
                und Werktagen drei Arbeitstage.                         mittelständischen Unternehmen (KMU) im Markt
                       Im Jahresverlauf sorgten jedoch steigende Er-    nahm zu; sie konnten ihre Ausschreibungsgewinn-
                werbstätigenzahlen und wachsende verfügbare Ein-        quote von 45 Prozent im Vorjahr auf 47 Prozent im
                kommen für positive Konjunkturimpulse. Der deut-        Jahr 2013 verbessern. Dabei setzte sich 2013 auch der
                liche Rückgang im Luftverkehr beruht zum einen auf      Trend zu Inhouse-Vergaben fort. Bei diesen werden
                negativen Sondereinflüssen in der ersten Jahreshälfte   die Verkehrsverträge mit Unternehmen abgeschlos-
                wie dem langen Winter und lokalen Streiks. Zum an-      sen, die in städtischer oder kommunaler Hand sind.
                deren wirkten auch Konsolidierungsmaßnahmen der         Diese Praxis ist kritisch zu beobachten, da mit ihr
                Fluggesellschaften – verbunden mit Angebotskürzun-      Netze dem Wettbewerb entzogen werden.
                gen – weiterhin hemmend. Der intermodale Markt-                Im Schienenpersonenverkehr ging die Nach-
                anteil blieb trotz des relativ starken Rückgangs der    frage um 0,3 Prozent zurück. Ein wesentlicher Grund
                Verkehrsleistung konstant bei 0,9 Prozent.              für diese Entwicklung war das Hochwasser im Juni
                       Im Gegensatz dazu profitierte der MIV von den    2013 mit Auswirkungen bis Anfang November.
Foto: FlixBus

                positiven Konjunkturimpulsen im Jahresverlauf. Die      Durch Überschwemmungen und den daraus entstan-
                Nachfrage wurde zusätzlich getrieben von sinkenden      denen Schäden an der Infrastruktur mussten Züge der
                Kraftstoffpreisen und von Verlagerungseffekten von      DB-Gesellschaften auf wichtigen Relationen wie Ber-

                                                                                                                             7
Wettbewerbsbericht 2014 - Übersicht der aktuell vorhandenen ...
Schäden an den Gleisen
                                                                                                                       durch das Hochwasser im
                                                                                                                       Sommer 2013 führten zu
                                                                                                                       Umleitungen von Zügen
                                                                                                                       auf wichtigen Strecken
                                                                                                                       (links außen). Im Nahver-
                                                                                                                       kehr wird die Instand-
                                                                                                                       haltung nicht immer von
                                                                                                                       den EVU verantwortet;
                                                                                                                       teilweise stellen Aufgaben-
                                                                                                                       träger diese bereit.

                                   lin–Hannover bzw. Frankfurt oder Nordrhein-Westfa-       mit 0,5 Prozent leicht zunahm. Positiver entwickelten
                                   len umgeleitet werden. Dadurch konnten einige Halte      sich die Wettbewerbsbahnen. Ihre Verkehrsleistung
                                   nicht bedient werden, und die Fahrzeiten verlänger-      wuchs um rund zwei Prozent. Der Marktanteil des
                                   ten sich. Gleichzeitig intensivierte sich der intermo-   Schienenpersonenverkehrs ging insgesamt von 8,2
                                   dale Wettbewerb durch neue Angebote im Buslinien-        auf acht Prozent zurück.
                                   fernverkehr. Diesen für den Schienenpersonenverkehr
                                   negativen Nachfrageeffekten wirkten jedoch positive      Wettbewerb im Schienenpersonen-
                                   konjunkturelle Rahmenbedingungen entgegen: Stei-         nahverkehr ungebremst
                                   gende Erwerbstätigenzahlen und höhere verfügbare
                                   Einkommen stützten die Nachfrage. Insgesamt lag die      Der SPNV war 2013 erneut von starkem Wettbewerb
                                   Verkehrsleistung der DB-Gesellschaften leicht unter      geprägt. Der Marktanteil der Wettbewerber stieg von
                                   dem Niveau des Vorjahres. DB Fernverkehr hatte ei-       25 Prozent im Vorjahr auf 26,4 Prozent. In 2013 wurde
                                   nen deutlichen Leistungsrückgang von 1,7 Prozent         zudem ein Volumen von rund 100 Millionen Zugkilo-
                                   hinzunehmen, während die Nachfrage bei DB Regio          metern pro Jahr neu vergeben. Davon gingen 25 Pro-
                                                                                            zent an Wettbewerbsbahnen. Bei sieben Vergaben
                                                                                            fanden Betreiberwechsel statt, sechs zulasten von

                                                                                                                                                     Fotos: dpa; Christian Bedeschinski/DB AG; Oliver Lang/DB AG; Jubiläumslogo: Jens Ehrenreich
                                                                                            DB Regio. So setzte das Unternehmen Abellio seinen
                                                                                            2012 begonnenen Expansionskurs fort. Das Unter-
                                                                                            nehmen konnte die Ausschreibung für das Netz Nie-
MIV profitiert von Verlagerungseffekten durch Sommerhochwasser                              derrhein mit 2,5 Millionen Zugkilometern pro Jahr
(Angaben in Prozent; Basis: Verkehrsleistung)                                               für sich entscheiden.
                                                                                                   In Niedersachsen gewann die erixx GmbH, eine
        0,7         0,9           1,0           0,9   0,9                                   Tochtergesellschaft der Osthannoverschen Eisenbah-
        8,0         7,3           7,2           7,0   6,9                                   nen AG, das Dieselnetz Niedersachsen-Südost Los II
                                                                                            mit einem Volumen von 3,0 Millionen Zugkilometern
                                                                                            pro Jahr. Damit verstärkt das Unternehmen seine Prä-
                                                                                            senz in Niedersachsen, wo es bereits seit Dezember
                                                                                            2011 auf dem so genannten Heidekreuz die Relationen
                                                                Luft                        Hannover–Buchholz und Bremen–Uelzen bedient.
        84,6       84,9          84,0       83,9      84,1      ÖSPV                        Für die Erbringung der Beförderungsleistung greift
                                                                MIV                         das Unternehmen auf Dieselfahrzeuge aus dem Fahr-
                                                                Schiene gesamt              zeugpool der Landesnahverkehrsgesellschaft Nieder-
                                                                                            sachen (LNVG) zurück. Bei dem Vergabeverfahren
                                                             1994= Jahr der Bahnreform
                                                             2003 =10 Jahre danach
                                                                                            Ostsachsennetz unterlag die DB Regio AG der Vogt-
                                                                                            landbahn GmbH. Ab Dezember 2014 wird diese das
        6,7         6,9           7,9           8,2   8,0
                                                                                            Netz mit 3,0 Millionen Zugkilometern pro Jahr befah-
       1994        2003          2011       2012      2013                                  ren. Sowohl die Vogtlandbahn als auch die Osthan-
                                                                                            noversche Eisenbahnen AG sind Tochtergesellschaf-

8
Wettbewerbsbericht 2014 - Übersicht der aktuell vorhandenen ...
Markt & Wettbewerb

                                                                                               Seit Anfang der 90er-Jahre prägt der ICE das DB-An-
                                                                                               gebot für Fernreisen. Die Zahl der ICE-Fahrgäste hat sich
                                                                                               dabei von 21 Millionen im Jahr 1994 auf 81 Millionen
                                                                                               Reisende 2012 vervierfacht. Das Fernverkehrsangebot
                                                                                               der DB ist heute betriebswirtschaftlich tragfähig. In den
                                                                                               Jahren vor 1994 war dies noch anders.

ten von Netinera Deutschland, die zur italienischen     1998 an die NordWestBahn vergeben, die das Weser-
Staatsbahn Ferrovie dello Stato (FS) gehört. In Nord-   Ems-Netz seit 2000 mit 23 Fahrzeugen der LNVG be-
rhein-Westfalen gingen die RE 7 und die RB 48 mit       fährt. Für die Instandhaltung praktiziert die LNVG
einem Volumen von 5,1 Millionen Zugkilometern an        verschiedene Modelle: Bei manchen Verkehrsver-
eine Bietergemeinschaft von National Express Rail       trägen wird die Instandhaltung von den Verkehrs-
GmbH und IntEgro Verkehr GmbH. Dies ist der erste       unternehmen verantwortet, bei anderen Verträgen –
Erfolg der neu gegründeten Tochtergesellschaft des      wie beispielsweise mit dem metronom auf der Relation
britischen Verkehrsunternehmens National Express im     Uelzen–Göttingen – wird die Instandhaltung durch
deutschen Markt. Bei diesem Verkehrsvertrag kommt       den Aufgabenträger beigestellt.
das Fahrzeugfinanzierungsmodell der Aufgabenträ-              Mittlerweile fahren neben den Unternehmen
ger Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und Zweckverband         der DB diverse Wettbewerbsbahnen in Niedersach-
Nahverkehr Westfalen-Lippe zum Einsatz: Die Bieter-     sen: der schon genannte metronom sowie cantus
gemeinschaft beschafft die Fahrzeuge, veräußert diese   (beides Beteiligungen der BeNEX), der erixx, die
jedoch anschließend an die Aufgabenträger, die die      NordWestBahn (Veolia Verkehr), die Eisenbahn- und
Fahrzeuge dann für die Dauer des Verkehrsvertrages
an die Betreiber verpachten. Die Instandhaltung haben
National Express und IntEgro Verkehr nach Zustande-
kommen des Verkehrsvertrages ausgeschrieben. Bei
dieser Ausschreibung konnte sich DB Regio durchset-
zen und wird zukünftig die Instandhaltungsleistungen            Seit 1994 stetige Marktanteilsgewinne für Wettbewerber im SPNV
zusammen mit anderen DB-Gesellschaften erbringen.               (Zugleistungen in Millionen Zugkilometern)
Viele Aufgabenträger betrachten die Übernahme oder
Unterstützung bei der Fahrzeugfinanzierung sowie                                                             161      170
                                                                                                 155
die Bereitstellung von Fahrzeugpools als wesentliches           600                 61
Instrument, um Wettbewerb zu ermöglichen und ei-                          12        558
ne hohe Bieterzahl zu generieren. So würde zum einen            500      490                     487         483      474
das finanzielle Risiko für die EVU geringer, zudem
sänken sowohl für die EVU als auch für die Aufgaben-            400                                                                  Wettbewerber
träger die Planungszeit und das Beschaffungsrisiko.
                                                                                                                      26,4           DB
Durch die Vorhaltung im Fahrzeugpool kann der je-                                                24,1        25,0
                                                                300                                                                  Marktanteil
weilige Aufgabenträger neue Fahrzeuge bestellen, oh-                                                                                 Wettbewerber
ne den Verkehrsvertrag bereits vergeben zu haben.                                                                                    (in Prozent)
                                                                200                 9,9
       Bei der Vergabe von Verkehrsverträgen setzt
                                                                                                                                  1994 = Jahr der Bahnreform
beispielsweise die Landesnahverkehrsgesellschaft                          2,4                                                     2003 =10 Jahre danach
Niedersachsen (LNVG) auf die Bereitstellung von                 100
Fahrzeugen durch öffentliche Fahrzeugpools. Bereits
1997 schrieb die LNVG den ersten Verkehrsvertrag                         1994      2003          2011        2012     2013
mit öffentlichem Fahrzeugpool aus. Der Vertrag wurde

                                                                                                                                                               9
Wettbewerbsbericht 2014 - Übersicht der aktuell vorhandenen ...
Der im November 2013
                                 gestartete ADAC Postbus
                                 ist einer von vielen neuen
                                 Anbietern im gerade libe-
                                 ralisierten Fernbusmarkt
                                 (links). Spanien hat für
                                 2014 eine Öffnung seines
                                 Schienenpersonenver-
                                 kehrsmarktes angekündigt
                                 (rechts ein Zug auf dem
                                 Viaducto Martín Gil in der
                                 Provinz Zamora).

     Verkehrsbetriebe ElbeWeser und die WestfalenBahn,         – wie die Fahrzeugbeschaffung oder die Instand-
     die zu 25 Prozent zu Abellio gehört. Letztere zeigt je-   haltung – werden von den Verkehrsverträgen ausge-
     doch, dass die Wettbewerber der DB nicht nur erfolg-      nommen und von den Aufgabenträgern beigestellt. Je
     reich sind, wenn ein Fahrzeugpool zum Einsatz             weniger Wertschöpfung die Unternehmen selber er-
     kommt. So setzte sich 2012 die WestfalenBahn auf          bringen, desto schwieriger wird es für sie, sich von-
     den Expresslinien Emsland und Mittelland gegen DB         einander zu differenzieren. Wenn letztlich nur noch
     Regio durch, Fahrzeugfinanzierung und -beschaffung        die Fahrleistung im Vordergrund steht, haben die Ver-
     obliegen dabei der WestfalenBahn.                         kehrsunternehmen allenfalls geringe Anreize, neue
            Ein weiteres Beispiel für Wettbewerb ohne Un-      und kundenorientierte Konzepte hinsichtlich Ange-
     terstützung der Aufgabenträger bei der Fahrzeugfinan-     bot und Fahrzeugeinsatz zu entwickeln und in diese
     zierung ist das Land Thüringen. Hier werden nach der      zu investieren. Dadurch besteht die Gefahr, dass
     Betriebsaufnahme für das Netz Saale-Thüringen-Süd-        einerseits die mit Wettbewerb verknüpften Impulse
     harz durch Abellio im Jahr 2015 insgesamt fünf ver-       zu mehr Qualität und effizienterem Mitteleinsatz zu-
     schiedene Anbieter fahren, die alle eigene Fahrzeuge      rückgehen und andererseits der Anreiz zur Beteili-
     mitbringen. Neben DB Regio sind dies die Erfurter         gung an Vergabeverfahren bei den Verkehrsunterneh-
     Bahn, die Süd-Thüringen-Bahn, die Vogtlandbahn            men geringer wird. Insofern ist der langfristig positive
     und die cantus Verkehrsgesellschaft.                      Einfluss von Fahrzeugpools auf den Wettbewerb zu
            Die Bereitstellung von Fahrzeugen hat lang-        hinterfragen – vor allem, da die Beispiele Westfalen-
     fristig Einfluss auf die Wettbewerbslandschaft und        Bahn und Thüringen zeigen, dass Wettbewerber auch
     auf das Angebot. So wirkt zum einen die Vorhaltung        erfolgreich sein können, wenn sie die Fahrzeuge ei-
     von Fahrzeugpools durch die Aufgabenträger dem            genverantwortlich beschaffen und finanzieren.
     Entstehen eines Gebrauchtfahrzeugmarktes entge-                 2014 wird der Wettbewerb voraussichtlich in-

                                                                                                                          Fotos: A. Kühlken/medienfabrik; David Gubler/Wikimedia Commons
     gen. Dadurch nehmen sich die Aufgabenträger die           tensiv bleiben. Es ist absehbar, dass die Zahl der Ver-
     Möglichkeit, den bestmöglichen Fahrzeugeinsatz im         gabeverfahren in den nächsten Jahren weiter sehr
     Wettbewerb zu bestimmen und die Verkehrsunter-            hoch sein wird. So sind bereits heute eine Vielzahl
     nehmen über das optimale Fahrzeugkonzept ent-             von Ausschreibungen in Bayern, Baden-Württem-
     scheiden zu lassen. Der Fahrzeugbestand wird so           berg und Nordrhein-Westfalen geplant.
     nicht nur im Hinblick auf den aktuellen Verkehrsver-
     trag, sondern auch für Folgeverkehrsverträge netz-        Wettbewerb im Fernverkehr
     oder aufgabenträgerbezogen festgelegt. Nachfrageent-
     wicklungen, die einen verringerten oder vermehrten        Im Schienenpersonenfernverkehr entwickelte sich
     Fahrzeugbedarf zur Folge haben, können deswegen           der intramodale Wettbewerb auch nach dem Start des
     nur bedingt berücksichtigt werden.                        Hamburg-Köln-Express (HKX) 2012 verhalten. Die
            Ein weiteres Problem besteht in der zuneh-         Marktanteile der Wettbewerber bleiben weiterhin
     menden Fokussierung auf einzelne Leistungsbereiche        unter einem Prozent. Nach eigenen Aussagen entwi-
     für die EVU, da sich diese bei einer bestehenden Fahr-    ckelte sich jedoch die Nachfrage nach den Verkehrs-
     zeugflotte letztlich nur noch um die Fahrleistung         leistungen des HKX positiv. Im März 2014 hat das
     bewerben. Mehrere Stufen der Wertschöpfungskette          Unternehmen allerdings sein Angebot angepasst – da-

10
Wettbewerbsbericht 2014 - Übersicht der aktuell vorhandenen ...
Markt & Wettbewerb

nach verkehren unter der Woche weniger Züge, dafür        starke Konzerne als auch kleine Start-up-Unterneh-
sollen am Wochenende vor allem längere Züge fahren.       men. Der Markt wird aktuell durch das Unternehmen
In Italien weitete der Nuovo Trasporto Viaggiatori        MeinFernbus angeführt. Laut IGES Institut beträgt
(NTV) sein Angebot aus. Seit Mitte Oktober werden         sein Marktanteil – gemessen in Fahrplankilometern
von Mailand aus die Städte Rimini und Ancona an-          – knapp 40 Prozent. Die DB AG belegt mit ihren Mar-
gefahren. 2013 wies das Unternehmen allerdings            ken berlinlinienbus.de und IC-Bus Platz zwei, gefolgt
noch erhebliche Verluste aus. In Österreich bietet ne-    von dem Unternehmen FlixBus, an dem sich Daimler
ben den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) das           Mobility Services beteiligt. Weitere Anbieter sind
private Unternehmen WestBAHN Fernverkehrsleis-            city2city als Tochterunternehmen des britischen Bus-
tungen an. Für Fahrten nach Deutschland unterhält         und Bahnbetreibers National Express, DeinBus.de,
die WestBAHN eine Kooperation mit dem Fernbus-            Deutsche Touring sowie Deutsche Post Mobility mit
anbieter FlixBus. Dabei können Kunden mit einer           dem im November 2013 gestarteten ADAC Postbus.
Fahrkarte zunächst mit der WestBAHN bis Salzburg          Während der ADAC Postbus mit eigenen Fahrzeugen
fahren, von wo aus der FlixBus Verbindungen nach          unterwegs ist, beauftragt ein Großteil der Anbieter
München anbietet. Ähnlich wie NTV ist es der West-        lokale Subunternehmer. Laut Aussage des IGES Insti-
BAHN bislang nicht gelungen, die Gewinnzone zu            tut sind insgesamt knapp 40 Betreiber im Markt aktiv.
erreichen. Beide Unternehmen gehen jedoch davon           Auch 2014 ist von einer Zunahme des Wettbewerbs
aus, dass sie 2014 dieses Ziel verwirklichen.             auszugehen. Aufgrund der Vielzahl kleiner Anbieter
      Positive Wettbewerbsentwicklungen zeichnen          im Markt, bestehender Auslastungspotenziale und
sich in Schweden und in Spanien ab. Für 2014 plant        des intensiven Preiswettbewerbs scheint nach heu-
das aus Hongkong stammende Unternehmen MTR                tiger Einschätzung aber perspektivisch eine Konsoli-
Nordic, auf der Strecke Göteborg–Stockholm in Kon-        dierung wahrscheinlich.
kurrenz zur schwedischen Staatsbahn SJ eigenwirt-
schaftliche Verkehre anzubieten. In Spanien, auf
dessen Schienen bisher nur staatliche Unternehmen
fahren, wurde für 2014 eine schrittweise Marktöff-                Im Zuge der Marktliberalisierung waren
nung angekündigt, die Konkurrenz zur Staatsbahn
RENFE zulassen soll. Die genaue Ausgestaltung ist                 2013 in Deutschland knapp 40 Betreiber
noch unklar.
      Insgesamt bleibt die Wettbewerbsentwicklung                 im Buslinienfernverkehr aktiv.
des Schienenpersonenverkehrs im europäischen Um-
feld heterogen. Während sich in einigen Ländern Wett-
bewerber nach und nach etablieren, steht in anderen       Es gibt sehr deutliche Anzeichen dafür, dass der Fern-
Ländern die Marktöffnung noch ganz am Anfang.             bus in erheblicher Anzahl potenzielle Fahrgäste des
                                                          Schienenfern- und Nahverkehrs übernimmt. Nach
Wachsende Anbieterzahl für Fernbusverkehre                derzeitigen Erkenntnissen stammt etwa ein Drittel
                                                          der Fernbuskunden aus dem Schienenfernverkehr.
Die Entwicklung des Buslinienfernverkehrs scheint         Damit kommen die Ertragskraft des Fernverkehrs
dynamischer zu verlaufen, als bei der Liberalisierung     und das Betreiben heute bereits unwirtschaftlicher
vor einem Jahr prognostiziert. Zwar ist eine verläss-     Relationen insbesondere im Ergänzungsnetz weiter
liche Bewertung der Auswirkungen auf die Wettbe-          unter Druck.
werbssituation im deutschen Personenverkehrsmarkt               Eine Herausforderung für den Buslinienfern-
noch nicht möglich, da viele Busunternehmen auf-          verkehr ist der Aufbau einer funktionierenden Infra-
grund ihrer noch geringen Verkehrsleistung vom Sta-       struktur. Nur wenige Städte wie Berlin, Hamburg oder
tistischen Bundesamt nicht erfasst werden. Zweifel-       München verfügen über gut ausgebaute Fernbus-
los belebt aber die Liberalisierung des Fernbusmarktes    bahnhöfe, in vielen Städten gibt es keine überdachten
den Wettbewerb im deutschen Personenverkehr und           Abfahrtsstationen, mancherorts wird auf offenen
ist damit aus Sicht der Befürworter der Liberalisierung   Parkplätzen gewartet und zugestiegen. Bei der Stand-
als Erfolg zu werten. Das in Anzahl der Fahrten ge-       ortwahl für neue Busstationen besteht zudem oftmals
messene Reiseangebot verdreifachte sich, was sowohl       der Zielkonflikt zwischen guter Erreichbarkeit für
auf verstärkte Aktivitäten bestehender Anbieter als       die Passagiere, schneller Anbindung an die Fernver-
auch auf den Einstieg neuer Marktakteure zurückzu-        kehrsstraßen und der Vermeidung von langwierigem
führen ist. Zu den Betreibern gehören sowohl finanz-      Stadtverkehr.

                                                                                                                            11
Die Vergabe von Verkehrs-
 verträgen im SPNV stellt
 an alle Beteiligten hohe
 Anforderungen bei Perso-
 nal- und Sachaufwand.
 Im Jahr 2013 betrug das
 Vergabevolumen mehr
 als 100 Millionen Zugkilo-
 meter. Viele Vergabe-
 verfahren laufen parallel.

                              Der deutsche SPNV-Markt
                              bleibt attraktiv
                              Im Jahr 1996 wurden die ersten fünf Strecken im Nahverkehr auf der
                              Schiene vergeben. In den Vergabeverfahren prägen seitdem die 27 Aufgaben-
                              träger und ihre Anforderungen den Wettbewerb.

                              Die Aufgabenträger bestellen den SPVN in den Bun-         Die Verkehrsverträge laufen in der Regel zwischen
                              desländern und entscheiden über dessen Ausgestal-         acht und 15 Jahren mit einer Tendenz zu längeren
                              tung in ihrem Gebiet. Sie geben vor, welche Strecke       Laufzeiten, um Investitionen in die Fahrzeuge wirt-
                              und welche Halte befahren werden sollen und in wel-       schaftlicher zu machen. Unterschieden wird zwischen
                              chem Takt. Sie entscheiden auch, ob ein Netz als Gan-     Brutto- und Nettoverträgen. Bei Nettoverträgen er-
                              zes in den Wettbewerb gehen oder in mehrere kleine        halten die EVU die Fahrgeldeinnahmen und zusätz-
                              Lose aufgeteilt werden soll. Für eine Aufteilung in       lich ein Bestellerentgelt. Diese Verträge sind so gestal-
                              verschiedene Lose spricht, dass diese oftmals für klei-   tet, dass das Einnahmenrisiko bei den EVU liegt. Bei
                              nere EVU attraktiver sind, da sie überschaubare Kapa-     Bruttoverträgen erhalten die Betreiber einen festen
                              zitäten beanspruchen. Kleinere Lose erhöhen jedoch        Betrag pro Zugkilometer von dem Aufgabenträger,
                              den administrativen Aufwand für Aufgabenträger            während die Fahrgelderlöse direkt an diesen gehen.
                              und EVU, um die Fahrpläne der EVU aufeinander             Im Bruttovertrag liegen Chancen und Risiken der
                              abzustimmen oder miteinander zu vertakten. Zudem          Fahrgastentwicklung nicht mehr beim Verkehrsun-
                              können kleinere Lose wirtschaftliche Angebote er-         ternehmen. Das führt dazu, dass der Anreiz verloren
                              schweren, wenn diese nur gering ausgelastete Rela-        geht, das eigene Angebot während der Laufzeit attrak-
                                                                                                                                                    Foto: Uwe Miethe/DB AG; Karte: DB AG

                              tionen umfassen und nicht durch vielbefahrene Stre-       tiver zu gestalten, um mehr Fahrgeld einzunehmen.
                              cken etwa in Ballungszentren kompensiert werden                  Zwar zeichnete sich in den letzten Jahren ein
                              können. Neben der Gestaltung der Verkehrsnetze            Trend der Aufgabenträger ab, den EVU unternehme-
                              können die Aufgabenträger jedoch noch eine Reihe          risches Risiko etwa durch die Vorhaltung von Fahr-
                              von Details vorgeben, zum Beispiel welche Fahrzeuge       zeugen oder durch die Vergabe von Bruttoverträgen
                              eingesetzt werden sollen und wie viele Türen und          abzunehmen. Dennoch haben die Aufgabenträger seit
                              Sitzplätze es geben muss. Weitere Vorgaben können         1996 einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung
                              den Vertrieb, die Wartung und Instandhaltung sowie        des Wettbewerbs geleistet, der sich auch 2013 fortge-
                              den Service im Zug betreffen.                             setzt hat, wie die nebenstehende Karte zeigt.

12
Markt & Wettbewerb

Die 27 Aufgabenträger in Deutschland
(Die Ziffern weisen auf die Zuständigkeitsgebiete hin)

 1 Landesweite Verkehrsservice-
   gesellschaft mbH

 2 Hamburger Verkehrsverbund GmbH
                                                                                                                1
 3 Verkehrsgesellschaft Mecklenburg-                                                                                                                      3
   Vorpommern mbH

 4 Landesnahverkehrsgesellschaft
   Niedersachsen mbH                                                                                                2

 5 Senator für Umwelt, Bau und Verkehr
   des Landes Bremen
                                                                                                  5
 6 Region Hannover
                                                                                   4
 7 Zweckverband Großraum
   Braunschweig

 8 Nahverkehrsservice Sachsen-                                                                                                                                          9
   Anhalt GmbH                                                                                                 6

 9 Verkehrsverbund Berlin-                                                                                                  7
   Brandenburg GmbH

10 Verkehrsverbund Rhein-Ruhr AöR                                                                                                           8

11 Zweckverband Nahverkehr                                                             11
   Westfalen-Lippe

12 Nordhessischer Verkehrsverbund GmbH                            10
                                                                                                                                                              14
                                                                                                                                                                                            16
13 Nahverkehrsservicegesellschaft                                                                                                                                           15
   Thüringen mbH                                                                                        12

14 Zweckverband für den Nah-                                                                                                     13
                                                               18
   verkehrsraum Leipzig                                                                                                                                            17
15 Verkehrsverbund Oberelbe GmbH

16 Verkehrsverbund Oberlausitz-                                                                  19                                                  20
   Niederschlesien GmbH
                                                                       21
17 Verkehrsverbund Mittelsachsen GmbH

18 Nahverkehr Rheinland GmbH

19 Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH                                                          24
20 Zweckverband ÖPNV Vogtland                                                 23
                                                                 22
21 Zweckverband Schienenpersonen-
   nahverkehr Rheinland-Pfalz Nord

22 Verkehrsmanagement-                                                                                                                      26
   Gesellschaft Saar mbH
                                                                                                      25
23 Zweckverband Schienenpersonen-
   nahverkehr Rheinland-Pfalz Süd

24 Verkehrsverbund Rhein-Neckar GmbH

25 Verband Region Stuttgart KdöR                                                            27
26 Bayerische Eisenbahngesellschaft mbH

27 Nahverkehrsgesellschaft Baden-
   Württemberg mbH

14 Neuvergaben konnten die Wettbewerber im Regionalverkehr 2013 für sich entscheiden
(Angaben in Millionen Zugkilometern pro Jahr; die Punkte geben die ungefähre Lage der gewonnenen Strecken an)

   Abellio Rail NRW GmbH                          National Express Rail GmbH/                         Ostdeutsche Eisenbahn GmbH                          Südwestdeutsche Verkehrs­AG
   Niederrhein-Netz in Nordrhein-Westfalen        IntEgro Verkehr GmbH Bietergemeinschaft             Netz Mecklenburgische Südbahn                       Netz Müstertal-Bad Krozingen in
   2,5 p.a. (2013–2028)                           Linien RE 7, Rhein-Münsterland-Express,             1,0 p.a. (2012–2014)                                Baden-Württemberg
                                                  und RB 48, Rhein-Wupper-Bahn in NRW                                                                     0,24 p.a. (2013–2016)
   Erfurter Bahn GmbH                             5,1 p.a. (2015–2030)                                Ostseeland Verkehr GmbH
   Netz Kissinger Stern in Bayern und Thüringen                                                       Netz Bützow-Ückermünde in M.-Vorpommern             VIAS GmbH
   1,4 p.a. (2014–2026)                           Niederbarnimer Betriebsgesellschaft mbH             1,5 p.a. (2012–2013)                                Teilnetz Odenwald in Hessen
                                                  Netz Ostbrandenburg                                                                                     2,1 p.a. (2015–2027)
   erixx GmbH                                     5,0 p.a. (2014–2024)                                Ostseeland Verkehr GmbH
   Teilnetz Niedersachsen-Südost                                                                      Netz Rehna-Schwerin-Parchim in M.-Vorpommern        Vogtlandbahn GmbH
   3,0 p.a. (2014–2029)                           Norddeutsche Eisenbahngesellschaft                  0,8 p.a. (2012–2013)                                Ostsachsennetz
                                                  Niebüll GmbH                                                                                            3,0 p.a. (2014–2018)
   Hohenzollerische Landesbahn AG                 Strecke Niebüll–Norddeich Mole                      Rhenus Veniro GmbH & Co. KG
   Netz Zollernbahn in Baden-Württemberg          in Schleswig-Holstein                               Moselweinbahn in Rheinland-Pfalz
   1,0 p.a. (2013–2019)                           0,092 p.a. (2011–2025)                              0,2 p.a. (2014–2029)

                                                                                                                                                                                                 13
Die Güterbahnen kämpf-
                                                                                         ten 2013 mit der schwa-
                                                                                         chen Konjunktur, dem
                                                                                         Hochwasser und der Kon-
                                                                                         kurrenz durch die Straße.
                                                                                         Die Lkw steigerten ihre
                                                                                         Leistung, vor allem die in
                                                                                         Osteuropa zugelassenen.

     Güterbahnen müssen sich
     fortwährend anpassen
     Die konjunkturbedingt schwache Nachfrage führte zu einer anhaltend hohen
     inter- und intramodalen Wettbewerbsintensität. Insbesondere der Einzelwagen-
     verkehr muss seine Leistungsfähigkeit permanent optimieren.

     Im deutschen Güterverkehrsmarkt wuchs 2013 die          inter- und intramodalen Wettbewerb sowie zu einem
     Nachfrage gemessen an der Verkehrsleistung um etwa      starken Druck auf die Transportpreise.
     zwei Prozent. Grund für dieses moderate Wachstum
     war insbesondere die sich nur zögerlich erholende       Straßengüterverkehr dominiert
     Konjunktur. Ähnlich wie im Personenverkehr wirkte       den nationalen Markt
     unter anderem der schwache Jahresstart dämpfend,
     der von dem langen Winter, fehlenden Konjunkturim-      Mit einem Marktanteil von gut 70 Prozent prägt der
     pulsen und einem negativen Arbeitstageeffekt geprägt    Straßengüterverkehr (deutsche und ausländische Lkw)
     war. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum standen drei       die Entwicklung des Gesamtmarktes in Deutschland.
     Arbeitstage weniger zur Verfügung. Im Juni kam es       Bei einem Wachstum aller Lkw-Anteile um etwa 1,6
     durch das Hochwasser für den Schienengüterverkehr       Prozent stieg die Verkehrsleistung der in Deutschland
     und die Binnenschifffahrt zu zusätzlichen Belastun-     zugelassenen Fahrzeuge im Gesamtjahr nur leicht um
     gen. Dennoch konnten beide Verkehrsträger das Jahr      etwa 0,5 Prozent an. Nach DB-eigenen Schätzungen
     2013 leicht überdurchschnittlich abschließen. Die hö-   auf Basis der Mautstatistik des Bundesamtes für Gü-
     here Verkehrsleistung der Güterbahnen ging jedoch       terverkehr (BAG) wurde das Wachstum des Straßen-
     ausschließlich auf einen statistischen Sondereffekt     güterverkehrs vor allem von der überdurchschnitt-
     zurück. Der Straßenverkehr entwickelte sich im Ver-     lichen Entwicklung der Lkw mit osteuropäischer
     kehrsträgervergleich zwar etwas schwächer, trug auf-    Zulassung getragen. Diese Entwicklung ist hauptsäch-
     grund seiner dominierenden Marktstellung aber den-      lich auf Kostenvorteile zurückzuführen. Dies gilt ins-
     noch rund 55 Prozent zum Gesamtmarktwachstum            besondere für die Lkw aus Rumänien und Bulgarien.
     bei. Insgesamt führte die schwache Nachfrage, die von   Nach Einschätzung des Bundesverbandes Güterkraft-
     einer fortgesetzten Investitionszurückhaltung und       verkehr und Logistik sorgen vor allem die niedrigeren
     einer branchenübergreifenden Produktionsschwäche        Löhne in den osteuropäischen Ländern für einen er-
     geprägt war, weiter zu einem anhaltend intensiven       heblichen Preisdruck in der Branche.

14
Markt & Wettbewerb

                                                                      Die Nachfrage in der Binnenschifffahrt stieg im ersten   lastet. Letzterer wirkt vor allem auf den Einzelwagen-
                                                                      Jahresdrittel 2013 im Vergleich zum Vorjahr um knapp     verkehr, der in Deutschland fast ausschließlich von
                                                                      fünf Prozent an. In den Folgemonaten verlangsamte        der DB Schenker Rail Deutschland erbracht wird und
                                                                      sich die Entwicklung sowohl konjunkturbedingt als        rund ein Drittel ihrer Gesamtleistung ausmacht. Dies
                                                                      auch durch das Hochwasser im Juni und zahlreiche         ist neben der unterschiedlichen Güterstruktur ein
                                                                      Schleusenstreiks. Im Gesamtjahr reichte der Leis-        wichtiger Grund für die abweichende Entwicklung
                                                                      tungsanstieg um etwa 2,7 Prozent jedoch aus, um den      von DB Schenker Rail Deutschland gegenüber den
                                                                      Marktanteilsgewinn aus dem Vorjahr zu halten.            anderen Bahnen. Die Wettbewerbsbahnen setzten
                                                                                                                               ihre seit mehr als zehn Jahren anhaltende überdurch-
                                                                      Wettbewerbsbahnen weiterhin                              schnittliche Entwicklung fort. Ihre Verkehrsleistung
                                                                      auf Wachstumskurs                                        lag im Jahr 2013 um 18,5 Prozent höher als im Vorjahr.
                                                                                                                               Ihr starkes Wachstum geht größtenteils auf die zuvor
                                                                      Nach einem schwachen Jahresauftakt gewann die Ent-
                                                                      wicklung im Schienengüterverkehr ab dem zweiten
                                                                      Quartal des Jahres 2013 an Dynamik. Der Grund hier-
                                                                      für ist jedoch vor allem ein statistischer Effekt. So-
                                                                      wohl im Schlussquartal 2012 als auch im Jahresverlauf
                                                                      2013 wurden weitere Güterbahnen in die Statistik auf-            Marktanteile der Verkehrsträger verändern sich kaum
                                                                      genommen, die nach Aussage des Statistischen Bun-                (Angaben in Prozent; Basis: Verkehrsleistung)
                                                                      desamtes bereits in den Vorjahren auf dem deutschen
                                                                      Schienennetz gefahren sind, aber erst im Jahr 2013 in                      4,0          2,9              2,4           2,6          2,8
Fotos: Manfred Schwellies/DB AG; Frank Kniestedt/DB AG; iStockphoto

                                                                      die Ergebnisaufbereitung einbezogen werden konn-                                                         8,6           9,3          9,3
                                                                                                                                                              10,8
                                                                      ten. Dieser rein statistische Effekt trug somit maß-                      14,0
                                                                      geblich zum Erreichen des höheren Leistungsniveaus
                                                                      bei. Ohne diesen Statistikeffekt wäre die Gesamt-
                                                                      leistung der Güterbahnen gegenüber dem Jahr 2012
                                                                      weiter leicht zurückgegangen. Belastend wirkten sich                                                     71,3                                      Rohrfernleitungen
                                                                                                                                                              70,6                          70,7          70,4
                                                                      neben der Handels- und Produktionsschwäche das                            64,6                                                                     Binnenschifffahrt
                                                                      Juni-Hochwasser sowie das wettbewerbsintensive                                                                                                     Straße 1)
                                                                      Marktumfeld aus. Im Gesamtjahr 2013 konnte auf-                                                                                                    Schiene
                                                                      grund der nachträglichen Erfassung von Güterbahnen
                                                                                                                                                                                                                      1994 = Jahr der Bahnreform
                                                                      der Marktanteil des Schienengüterverkehrs aus dem                                                                                               2003 =10 Jahre danach
                                                                      Vorjahr von 17,5 Prozent gehalten werden.                                 16,7          15,7             17,7         17,5          17,5
                                                                            Die Verkehrsleistung der DB-Gesellschaften
                                                                      nahm insgesamt um gut vier Prozent ab. Neben den                          1994         2003             2011          2012         2013
                                                                      genannten Konjunktur- und Sondereffekten wurde
                                                                      die Entwicklung unter anderem durch den intensiven               1) deutsche und ausländische Lkw (inklusive Kabotageverkehre in Deutschland)
                                                                      intramodalen sowie den starken Lkw-Wettbewerb be-

                                                                                                                                                                                                                                                   15
Die polnische PKP Cargo
                                                                                                                        (links) wurde Ende 2013
                                                                                                                        privatisiert. Das Unter-
                                                                                                                        nehmen will nun u.a. in
                                                                                                                        den Nachbarländern wach-
                                                                                                                        sen. In Großbritannien
                                                                                                                        plant die Regierung den
                                                                                                                        Ausbau einiger wichtiger
                                                                                                                        Strecken für den Güter-
                                                                                                                        verkehr, wie etwa die Zu-
                                                                                                                        führung zum Container-
                                                                                                                        hafen Felixstowe (rechts).

                                   beschriebene Neuaufnahme von Güterbahnen in die          Gemischtes Bild im europäischen
                                   Statistik zurück. Bereinigt um diesen Effekt wäre das    Schienengüterverkehr
                                   Wachstum aber immer noch etwas höher als im Vor-
                                   jahr mit 6,8 Prozent ausgefallen. Der Grund für die      Im europäischen Schienengüterverkehr (EU, Schweiz
                                   dynamische Entwicklung lag vor allem in Verkehrs-        und Norwegen) ging die Nachfrage nach DB-eigenen
                                   verlagerungen von der DB auf andere Unternehmen          Schätzungen auf Basis erster unternehmensbezo-
                                   sowie Angebotsausweitungen. Die stärksten Zuwäch-        gener Angaben des Internationalen Eisenbahnver-
                                   se waren in den Teilmärkten Container (kombinierter      bandes UIC und auf Grundlage bisheriger Markter-
                                   Verkehr) und Kohle zu verzeichnen. Lediglich die         kenntnisse leicht zurück. Die Verkehrsleistung nahm
                                   Verkehre in den Bereichen Chemie und Nahrungs-/          2013 um knapp 0,5 Prozent ab. Dieser Rückgang war
                                   Genussmittel blieben unter dem Vorjahresniveau.          vor allem eine Folge der schwachen Konjunktur und
                                   Die Wettbewerbsbahnen konnten 2013 ihren intra-          deren Auswirkungen auf die Branchen, die für die Gü-
                                   modalen Marktanteil – gestützt durch den beschrie-       terbahnen besonders wichtig sind, wie zum Beispiel
                                   benen statistischen Effekt – deutlich von 28,6 Prozent   die Montan- und Bauindustrie. In einem wettbe-
                                   im Vorjahr auf 33,2 Prozent ausbauen.                    werbsintensiven Umfeld entwickelten sich die einzel-
                                                                                            nen Ländermärkte trotz insgesamt erkennbarer Stabi-
                                                                                            lisierungstendenzen aber weiterhin unterschiedlich.
                                                                                            Hierbei stand moderaten Leistungszuwächsen einzel-
                                                                                            ner Unternehmen eine teils noch deutliche Unter-
                                                                                            schreitung des Vorjahresniveaus anderer Bahnen –
 Dynamische Entwicklung der Wettbewerbsbahnen setzt sich fort                               insbesondere aus Mittel- und Osteuropa – gegenüber.
 (Zugleistungen in Milliarden Tonnenkilometern)                                                    In Polen stieg nach einem starken Rückgang im
                                                                                            Jahr 2012 die Verkehrsleistung im Jahr 2013 um mehr
     120                                                                                    als drei Prozent an. Schon im ersten Halbjahr 2013 sta-
                                  29,5             37,4                                     bilisierte sich der Markt und entwickelte sich in den
                                            31,5
                                                                                            Folgemonaten positiv. Grund für diese Entwicklung
     100
                     5,9                                                                    ist unter anderem eine leichte Erholung der polni-
                                  83,8                                                      schen Wirtschaft, wodurch es auch wieder zu stär-
     80    0,8      79,2                                        Wettbewerber
                                            78,5                                            keren Kohleverkehren kam. Im dritten Quartal 2013
                                                   75,2         DB
           69,8                                                                             wurde die PKP Cargo teilprivatisiert. 49,1 Prozent
     60                                            33,2         Marktanteil
                                  26,1      28,6                                            wurden durch institutionelle Anleger an der Börse ge-
                                                                Wettbewerber
                                                                (in Prozent)                zeichnet, 50,9 Prozent werden weiterhin durch den
     40
                                                                                            polnischen Staat gehalten. Das Unternehmen ist so-
                     6,9                                     1994= Jahr der Bahnreform
                                                             2003 =10 Jahre danach
                                                                                            wohl im Ganzzug- und Einzelwagensegment als auch
     20    1,2
                                                                                            bei intermodalen Verkehren aktiv. Nach der Privati-
                                                                                            sierung liegt das strategische Ziel auf einer Festigung
           1994     2003          2011      2012   2013                                     der nationalen Position und einer stärkeren Ausdeh-
                                                                                            nung auf dem europäischen Kontinent. Im Fokus ste-

16
Markt & Wettbewerb

                                                                                                                          Schlaglicht Einzelwagenverkehr

                                                                                                                          Der Einzelwagenverkehr ist die Produk-         Laufzeiten, Sendungsverfolgung und Pünkt-
                                                                                                                          tionsart des Schienengüterverkehrs, bei der    lichkeit. Die Schiene stellt daher in einigen
                                                                                                                          einzelne Güterwagen und Wagengruppen           Branchen aus Kundensicht keine adäquate
                                                                                                                          verschiedener Kunden und Branchen zu-          Alternative dar.
                                                                                                                          sammengefasst und transportiert werden.
                                                                                                                          Die Wagen werden in einer Region gesam-        Deshalb streben die Güterbahnen auf natio-
                                                                                                                          melt und zu einem Zugbildungsbahnhof ge-       naler wie auf europäischer Ebene danach,
                                                                                                                          bracht, wo sie zu Zügen zusammengestellt       die Qualität, den Service und die Wirt-
                                                                                                                          werden, die die Einzelwagen von dort ent-      schaftlichkeit des Schienengüterverkehrs
                                                                                                                          weder zu einem weiteren Zugbildungsbahn-       insgesamt und speziell des Einzelwagen-
                                                                                                                          hof oder direkt in die Zielregionen bringen.   verkehrs zu verbessern. In Deutschland
                                                                                                                          Danach erfolgt die regionale Verteilung an     arbeitet zum Beispiel DB Schenker Rail an
                                                                 hen hier unter anderem die Länder Ungarn, Tsche-         die Empfänger. Es ist also ein Sammel- und     der Einführung der so genannten Netzwerk-
                                                                 chien, Österreich und Deutschland. Auf Basis der         Verteilsystem, vergleichbar mit Stückgut-      bahn, um den Bahntransport für Sendungs-
                                                                 Verkehrsleistung hat PKP Cargo derzeit im europäi-       systemen auf der Straße. Der hohe Steue-       größen unterhalb des Ganzzugsegments
                                                                 schen Schienengüterverkehr einen Marktanteil von         rungs- und Ressourcenaufwand ist eine          für Kunden attraktiver zu machen. Dieses
                                                                 zirka acht Prozent. Damit ist sie hinter DB Schenker     Herausforderung für die Wirtschaftlich-        Modell kombiniert die heutigen Produk-
                                                                 Rail, die einen Marktanteil von zirka 25 Prozent hat,    keit des Einzelwagenverkehrs. Im Gegensatz     tionssysteme für Ganzzüge und Einzelwagen
                                                                 gemeinsam mit der französischen Fret SNCF die            zum Ganzzugverkehr, bei dem komplette          miteinander, die somit der gleichen Pla-
                                                                 Nummer zwei in Europa.                                   Züge direkt vom Absender zum Empfänger         nungs-, Buchungs- und Steuerungslogik un-
                                                                        In Großbritannien nahm die Verkehrsleistung       transportiert werden, benötigt der Einzel-     terliegen. Das reduziert einerseits die Zug-
                                                                 um mehr als vier Prozent zu und entwickelte sich da-     wagenverkehr für die Behandlung unter-         fahrten, erhöht die Stabilität im Netzwerk
                                                                 mit wie bereits im Vorjahr überdurchschnittlich. Da-     wegs – also zum Beispiel das Neusortieren      und steigert andererseits die Auslastung
                                                                 bei lieferten vor allem die gestiegenen Kohleverkehre    und -zusammenstellen der Wagen – eine zu-      der Züge. Hierbei profitieren die Kunden
                                                                 einen spürbaren Wachstumsbeitrag. Die britische Re-      sätzliche Infrastruktur.                       von einer steigenden Zuverlässigkeit, Plan-
                                                                 gierung plant den Ausbau einiger wichtiger Strecken                                                     barkeit und Pünktlichkeit ihrer Verkehre.
                                                                 für den Güterverkehr, unter anderem die Zuführung        Ein Vorteil des Einzelwagensystems, das
                                                                 zu den Containerhäfen Felixstowe und Southampton.        flächendeckende Netz, ist gleichzeitig der     Ein enger Planungsprozess zwischen Kun-
                                                                 Damit sind weitere Wachstumsimpulse für die Inter-       größte Nachteil, da die eigens dafür vor-      de, Produktion und Vertrieb bildet dabei
                                                                 modalverkehre zu erwarten, die bereits zuletzt eine      gehaltene Infrastruktur ebenso wie das         die Grundlage für die Dimensionierung des
                                                                 dynamische Entwicklung gezeigt haben.                    erforderliche Personal kostenintensiv sind     Netzwerks. Kern ist das neue Kapazitäts-
                                                                        In Frankreich verzeichnete die Fret SNCF einen    und nicht kurzfristig an Nachfrageschwan-      management. Bis dato werden Kundenauf-
                                                                 stetigen Rückgang der Verkehrsleistung. Hintergrund      kungen angepasst werden können. Dies gilt      träge ohne Kapazitätsprüfungen angenom-
                                                                 ist unter anderem die schwache konjunkturelle Ent-       insbesondere in konjunkturschwachen Zei-       men, was zur Folge hat, dass dem Kunden
                                                                 wicklung, aber auch der zunehmende intra- und inter-
Fotos: Bloomberg via Getty Images; Ian Murray/Loop Images/laif

                                                                                                                          ten, in denen der direkte Wettbewerb mit       kein verbindlicher Transportplan kommu-
                                                                 modale Wettbewerb. Hierauf reagierte die Fret SNCF       dem Lkw-Verkehr an Härte gewinnt. Eine         niziert werden kann. Mit der Einbuchungs-
                                                                 mit Umstrukturierungsmaßnahmen, wie etwa der             sinkende Nachfrage und Überkapazitäten         steuerung, dem neuen Kapazitätsmanage-
                                                                 Verkleinerung des Einzelwagenverkehrs. Stützend          auf der Straße erzeugen einen noch stärke-     ment, können die Kunden jetzt ihre Trans-
                                                                 wirkte sich darüber hinaus die Expansion auf dem eu-     ren Preisdruck, der den Güterbahnen eine       porte verbindlich buchen. Dabei wird ge-
                                                                 ropäischen Markt über die Tochtergesellschaft Cap-       Weitergabe der hohen Kosten über den           prüft, ob die erforderlichen Kapazitäten im
                                                                 train aus. Diese ist in Deutschland, Italien, Großbri-   Preis nicht bzw. nur begrenzt erlaubt. Ent-    Netzwerk vorhanden sind. Entsprechend
                                                                 tannien, den Benelux-Ländern sowie in Polen und          sprechend ist die Wirtschaftlichkeit des       erhält der Kunde einen für beide Seiten
                                                                 Rumänien aktiv. In Deutschland ist Captrain, zu der      Einzelwagenverkehrs schnell gefährdet.         verbindlichen Transportplan. Wenn für den
                                                                 auch die ITL Eisenbahngesellschaft gehört, der zweit-                                                   gewünschten Transportzeitpunkt keine Ka-
                                                                 größte Anbieter nach DB Schenker Rail.                   Ein weiterer Punkt mit Blick auf die Wett-     pazitäten vorhanden sind, erhält der Kunde
                                                                        Entscheidend für die Entwicklung der Güter-       bewerbsfähigkeit des Einzelwagenverkehrs       Alternativangebote. Die Kunden wurden
                                                                 bahnen sind neben einer wirtschaftlich effizienten       ist die Transportqualität. Der Lkw punktet     von Anfang an eng in die Entwicklung des
                                                                 Aufstellung und einem attraktiven Angebot für die        oft mit höherer Flexibilität, schnelleren      neuen Produktionssystems eingebunden.
                                                                 Kunden auch die fiskal-, steuer- und ordnungspoli-
                                                                 tischen Rahmenbedingungen.

                                                                                                                                                                                                                     17
Der Einzelwagenverkehr,
                                                                                         der auf einem Sammel-
                                                                                         und Verteilsystem zwi-
                                                                                         schen mehreren Zugbil-
                                                                                         dungsbahnhöfen basiert
                                                                                         (links ein »Ablaufberg«),
                                                                                         profitierte vom »Marco
                                                                                         Polo«-Programm der EU.
                                                                                         Wenn es 2014 endet,
                                                                                         könnte dies eine Rückver-
                                                                                         lagerung des Güterver-
                                                                                         kehrs auf die Straße zur
                                                                                         Folge haben.

     Steigende Faktorkosten und der Preiskampf im            Schienengüterverkehr nicht verbessern, wären die
     Lkw-Markt fordern Güterbahnen heraus                    Güterbahnen gezwungen, die Restrukturierungsmaß-
                                                             nahmen verstärkt weiter voranzutreiben. Als Folge
     Durch Vorgaben zur Verringerung der Lärmemissio-        davon würde auch das heute bestehende europäische
     nen kommen auf die Güterbahnen in Deutschland           Einzelwagennetz weiter ausgedünnt werden. Da der
     neue Belastungen zu. Die erforderliche Umrüstung        Einzelwagenverkehr in direktem Wettbewerb zum
     der Waggons auf leisere Bremsen kosten die Güter-       Lkw steht, wären weitere Verkehrsverlagerungen auf
     bahnen etwa 300 Millionen Euro. Zusätzlich zu die-      die Straße abzusehen. Dieser Effekt wird zusätzlich
     sen reinen Umrüstkosten entstehen den Güterbah-         durch den starken intramodalen Wettbewerb auf der
     nen durch die neuen Bremsen nach Schätzung des          Straße verstärkt. Hier bauen insbesondere die osteu-
     Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen und der         ropäischen Fuhrunternehmen aufgrund beispiels-
     Vereinigung der Privatgüterwagen-Interessenten bis      weise deutlich niedrigerer Fahrerkosten ihre Markt-
     2020 Betriebsmehrkosten von 700 bis 800 Millionen       anteile aus. Vor diesem Hintergrund sollte die
     Euro. Und es gibt zwei weitere Kostentreiber: So wer-   Verbesserung der Rahmenbedingungen für den Schie-
     den die Energiekosten u.a. durch die Ausweitung der     nengüterverkehr zu einer prioritären Aufgabe der eu-
     EEG-Umlage 2014 erneut steigen. Zudem werden die        ropäischen Verkehrspolitik werden, um nicht zuletzt
     europäischen Regelungen zur Herstellung von Inter-      auch das von der Europäischen Kommission im Ver-
     operabilität zu weiteren Kosten führen, beispielswei-   kehrsweißbuch 2011 formulierte Ziel der Verlagerung
     se durch die Einführung eines europaweit einheit-       von 30 Prozent des Straßengüterverkehrs bis 2030 auf
     lichen Zugsicherungssystems. In Summe dürften den       die Schiene oder das Schiff zu erreichen.
     Güterbahnen in Deutschland in den kommenden Jah-
     ren Kostensteigerungen von etwa 27 Prozent entste-      Einzelwagenverkehr als Rückgrat der Schiene
     hen, die über Produktivitätssteigerungen und markt-
     verträgliche Preisanhebungen nicht kompensierbar        2013 gab die Europäische Kommission eine Studie in
     sind und entsprechend negativ auf ihre intermodale      Auftrag, die sich mit Herausforderungen, Chancen
     Wettbewerbsfähigkeit wirken werden.                     und Risiken des Einzelwagenverkehrs beschäftigt.
           Auch der europäische Schienengüterverkehr         Ziel der Studie sind Vorschläge, mit denen der Einzel-
     steht vor vielen Herausforderungen und verzeichnete     wagenverkehr gestützt werden könnte. Zwischen-
     2013 erneut eine rückläufige Transportleistung. In-     ergebnisse zeigen, dass der Marktanteil des Einzelwa-
     folge der Wirtschaftskrise 2008/09 haben die meisten    genverkehrs in den größten Schienengüterverkehrs-
     großen Güterbahnen aus Kostengründen Restruktu-         märkten (Italien, Deutschland, Schweiz, Frankreich,
     rierungsmaßnahmen eingeleitet, mit denen bei fast       Großbritannien, Schweden, Polen, Tschechien und
     allen eine weitere Einschränkung des kosteninten-       Österreich) insgesamt knapp 30 Prozent ausmacht.
     siven Einzelwagenverkehrs einherging. Noch nimmt        Weiterhin zeigt sich, dass über 60 Prozent der Einzel-
     der Einzelwagenverkehr im nationalen und im euro-       wagenverkehre grenzüberschreitende Transporte
     päischen Markt eine wesentliche Rolle ein und bildet    sind. Viele Güterbahnen ziehen sich jedoch zuneh-
     das Rückgrat des Schienengüterverkehrs. Sollten sich    mend aus dem Einzelwagensystem zurück, wodurch
     in absehbarer Zeit die Rahmenbedingungen für den        eine weitere Belastung für dieses Produktionssystem

18
Markt & Wettbewerb

                                                                                                                                                             Die »Taigatrommel«: Von 1966 bis 1995 wurde die Diesel-
                                                                                                                                                             lok der Baureihe V200 von der DDR-Reichsbahn aus der
                                                                                                                                                             Sowjetunion importiert und im schweren Gütertransport ein-
                                                                                                                                                             gesetzt. Der typische Lärm durch das Fehlen von Schalldämp-
                                                                                                                                                             fern brachte ihr den Spitznamen ein. Mit der Bahnreform
                                                                                                                                                             und der einhergehenden Marktöffnung stieg aber der Anpas-
                                                                                                                                                             sungsdruck für die DB, modernere Züge wurden benötigt.
                                                                                                                                                             Durch effiziente Disposition, höhere Geschwindigkeiten und
                                                                                                                                                             mehr vertaktete Ganzzugverkehre konnte der Güterverkehr
                                                                                                                                                             seine Produktivität seit 1994 um 44 Prozent steigern.

                                                                     entsteht. Durch die Verkleinerung des Netzwerks          Intermodale Wettbewerbsverzerrungen abbauen
                                                                     wird es schwieriger, internationale oder flächende-
                                                                     ckende Verkehre anzubieten. Um die Wettbewerbsfä-        Die Wirkungen einer solchen Zulassung – sowohl be-
                                                                     higkeit im internationalen Verkehr über eine Verbes-     züglich der notwendigen Infrastrukturanpassungen,
                                                                     serung von Qualität und Zuverlässigkeit zu erhöhen,      beispielsweise bei Brücken oder Bahnübergängen,
                                                                     hat sich die Allianz XRail gebildet und zu gemein-       aber insbesondere auch auf den intermodalen Wett-
                                                                     samen Qualitätsstandards – wie zum Beispiel der ge-      bewerb – hat die Kommission nicht ausreichend un-
                                                                     genseitigen Garantie einer fristgerechten Abwicklung     tersucht. Eine solch weitreichende Entscheidung mit
                                                                     der Transporte – verpflichtet. Dazu gehören aktuell      Einfluss auf den Verkehrsmarkt und den Modal Split
                                                                     sieben Güterbahnen (ČD Cargo, CFL Cargo, DB              erfordert eine fundierte Folgenabschätzung, die bis-
                                                                     Schenker Rail, Green Cargo, Rail Cargo Austria, SNCB     lang nicht vorgelegt wurde. Will die Kommission ihr
                                                                     Logistics und SBB Cargo), wobei XRail aber auch für      Ziel der Verkehrsverlagerung von der Straße auf
                                                                     andere Güterbahnen mit Einzelwagenverkehren of-          die Schiene erreichen, sind dringend flankierende
                                                                     fensteht. Ab dem Jahr 2015 soll über XRail ein inter-    Maßnahmen erforderlich. Dazu zählen Schritte zur
                                                                     nationales Kapazitätsbuchungssystem eingeführt           Angleichung der Wettbewerbsbedingungen wie bei-
                                                                     werden. Ziel ist es, den Schienengüterverkehr für die    spielsweise eine Anpassung bei der Nutzerfinanzie-
                                                                     Kunden attraktiver zu machen und somit die inter-        rung der Infrastruktur. Während die Güterbahnen
                                                                     modale Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.
                                                                            Trotz des erklärten Ziels, mehr Verkehr auf die
                                                                     Schiene zu verlagern, wird der Einzelwagenverkehr
                                                                     bisher nur unzureichend gefördert. Ein Beispiel dafür            Der Marktanteil des Einzelwagenverkehrs
Fotos: Uwe Miethe/DB AG; Jens Ehrenreich; Liesel/Wikimedia Commons

                                                                     ist das auslaufende »Marco Polo«-Programm, mit dem
                                                                     intermodale Güterverkehre gefördert werden sollten,              in den neun größten Schienengüter-
                                                                     um die Integration von Schifffahrt und Schiene in
                                                                     die Logistikkette zu verstärken. Dadurch waren auch              verkehrsmärkten beträgt 30 Prozent.
                                                                     Projekte förderfähig, die einen Teiltransport über den
                                                                     Einzelwagenverkehr vorsahen. Zwar zielte das Pro-
                                                                     gramm nicht unmittelbar auf die Schiene ab, dennoch      durchgängig ein Entgelt für die Nutzung der Schiene
                                                                     unterstützte es Bemühungen von Auftraggebern,            zahlen, müssen die Lkws das heute nur auf ausgewähl-
                                                                     Verkehre nicht nur über die Straße, sondern auch         ten Straßen tun. Kapazitätsengpässe in den Knoten-
                                                                     über die Schiene abzuwickeln. Durch das Auslaufen        punkten des Schienennetzes beeinträchtigen zudem
                                                                     von »Marco Polo« im Jahr 2014 entfällt dieser Effekt.    die Qualität, weil sie Verspätungen und längere Trans-
                                                                     Dagegen könnte die von der Kommission für zulässig       portzeiten verursachen. Daher müssen dringend aus-
                                                                     erachtete grenzüberschreitende Zulassung von beson-      reichend Mittel für Ersatzinvestitionen und zur Eng-
                                                                     ders langen und schweren Fahrzeugen zu Verlagerun-       passbeseitigung zur Verfügung gestellt werden. Nur
                                                                     gen von bestehenden Schienengüterverkehren auf           so kann das europaweite Schienennetz weiterhin auf-
                                                                     die Straße führen. Die Zulassung solcher Lang-Lkw        recht erhalten werden und Grundlage für ein flächen-
                                                                     soll die Effizienz im Straßenverkehr steigern.           deckendes Angebot durch die Güterbahnen sein.

                                                                                                                                                                                                                           19
Report Die Unterfinanzierung der deutschen
Verkehrsinfrastruktur gefährdet ein großes europäi­
sches Ziel: die Marktliberalisierung auf der Schiene.
Engpässe, Störungen und Sperrungen schränken
Kapazität und Qualität des Bahnverkehrs ein und
schwächen damit seine Wettbewerbsfähigkeit.
Wettbewerbsbremse
                     Infrastruktur
                     Gastautor Eberhard Krummheuer geht der Frage nach, wie wesent-
                     lich leistungsfähige Schienenwege als Standortfaktor sind, und
                     zeichnet die Debatte über die Finanzierung der Infrastruktur nach.

                     Nichts ging mehr. Am 10. Juni 2013 überflutete das      Er steht mit seiner Sorge nicht alleine da. In einer im
                     Elbe-Hochwasser in Sachsen-Anhalt die Gleise der        November 2013 durchgeführten Umfrage des Insti-
                     ICE-Strecke Hannover–Berlin. Für fast ein halbes Jahr   tuts der Deutschen Wirtschaft gab jedes fünfte Unter-
                     musste der Fernverkehr in die Hauptstadt umgeleitet     nehmen an, dass seine Geschäftstätigkeit durch Infra-
                     werden – mit Reisezeit-Verlängerungen von bis zu        strukturmängel der Schiene beeinträchtigt sei. »Für
                     einer Stunde. Das hatte bundesweite Auswirkungen.       die exportstarke deutsche Industrie ist der Schienen-
                     Während die Eisenbahner über die Monate rund            güterverkehr unverzichtbar«, mahnte im Herbst 2013
                     10 000 Personenzüge und über 3000 Güterzüge um-         eindringlich auch der Bundesverband der Deutschen
                     leiteten, reagierte der Markt sofort: Ein Drittel der   Industrie (BDI) in einer Studie mit dem Titel »Für ei-
                     Reisenden von und nach Berlin stieg um auf Flug-        nen starken Schienenverkehr«. Dieser habe einen
                     zeug, Auto, Fernbus. Die Schiene verlor empfindlich     Marktanteil von fast einem Fünftel an der gesamten
                     Marktanteile: Der Umsatz der DB Fernverkehr AG          Transportleistung in Deutschland. In manchen Bran-
                     ging um 80 Millionen Euro zurück.                       chen deutlich mehr: In der Stahlindustrie läuft der
                            Das nächste Drama: Ende November 2013 legte      Untersuchung zufolge sogar jede zweite Tonne über
                     die Entdeckung von Bergbaustollen im Essener Haupt-     die Schiene, und in der Chemieindustrie liege der An-
                     bahnhof vier Wochen lang den Verkehr lahm. Mit          teil bei 30 Prozent. Die Autoindustrie liefere jeden
                     bundesweiten Folgen: Über 13 000 Nahverkehrszüge,       zweiten Neuwagen über die Schiene aus, und der
                     knapp 2000 Fernverkehrszüge und 144 Güterzüge           Container-Verkehr vom Seehafen Hamburg ins euro-
                     wurden umgeleitet, fuhren verspätet oder fielen aus,    päische Hinterland laufe zu 70 Prozent per Zug. »Leis-
                     bis die gefährlichen Hohlräume mit Beton verfüllt       tungsfähiger Schienengüterverkehr ist mithin Vo-
                     waren. Nicht gezählt wurde, wie viele Fahrgäste der     raussetzung für den wirtschaftlichen Erfolg Deutsch-
                     Bahn den Rücken kehrten.                                lands«, unterstreicht die Studie.
                            Elbeflut, Bergbauschäden – zwei externe Ereig-
                     nisse mit fatalen Konsequenzen für die Wettbewerbs-     Wirtschaft für starken Schienenverkehr
                     fähigkeit der Schiene. Doch mehr und mehr ist die
                     Leistungsfähigkeit der Bahn auch durch andere Män-      Anlass des BDI-Papiers ist die politische Diskussion
                     gel bedroht: durch Störungen im Betrieb und auf         um die Unterfinanzierung der deutschen Verkehrs-
                     dem Netz, durch Flaschenhälse in den großen Ver-        infrastruktur: »Deutschland braucht höhere Investi-
                     kehrsknoten. Heiko Fischer, Vorstandsvorsitzender       tionen in die Verkehrswege. Denn schon lange fährt
                     des Waggonvermieters und Schienenlogistikers VTG,       die Infrastruktur auf Verschleiß – die Basis des Wohl-
                     schlug unlängst Alarm: »Wir können unseren Kun-         stands bröckelt dramatisch.« Bereits Ende 2012 hatte
                     den unsere Leistung nicht immer so anbieten, wie wir    die nach dem früheren Wirtschaftsminister von Sach-
                     es gerne hätten. Die Zuverlässigkeit des Schienen-      sen-Anhalt, Karl-Heinz Daehre, benannte Daehre-
                     güterverkehrs leidet«, sagte er der »Welt am Sonntag«   Kommission auf 15 Jahre einen Nachholbedarf an In-
Foto: Shutterstock

                     in einem Interview. Er fordert Engpassbeseitigungen     vestitionen für Straßen, Schienen und Wasserwege
                     im Netz und Ertüchtigungen für den Güterverkehr.        von 7,2 Milliarden Euro pro Jahr veranschlagt. Auch
                     Fischers Fazit: »Wir stellen immer wieder fest, dass    die Wissenschaft mahnt: »Neben dem Schuldenberg
                     die Infrastruktur teilweise nicht mehr kann.«           der öffentlichen Haushalte stellen wir aktuell den

                                                                                                                                   21
Sie können auch lesen