Wille, Lust und Ausdauer - Hochschule Luzern Das Magazin

 
WEITER LESEN
Wille, Lust und Ausdauer - Hochschule Luzern Das Magazin
Hochschule Luzern
                                      OKTOBER 2017

Das Magazin

FAMILIENBANDE
Erfolgsrezepte
Schweizer Traditions-
unternehmen

INTERVIEW
«Netz Natur»-Mann
Andreas Moser über
Wölfe und Veganer

ABGEDREHT
360°-Filme im Fokus

                        DRANBLEIBEN

                 Wille, Lust
                und Ausdauer
Wille, Lust und Ausdauer - Hochschule Luzern Das Magazin
EXPEDITION SPITZBERGEN
   Eine Reise mit Experten an Bord der HANSEATIC                                            29. Juni bis 8. Juli 2018

                                                                                      Umrunden Sie an Bord der
                                                                                      HANSEATIC Spitzbergen
                                                                                       – wilde, raue Inselschönheit
                                                                                       und Lebensraum für eine fas-
                                                                                        zinierende Tierwelt.

                                                                                        Das Schiff ist klein und wendig, die
                                                                                        erfahrene Crew reagiert spontan und
                                                                                        dreht bei, um Ihnen unvergessliche
                                                                                        Tierbeobachtungen zu ermöglichen.
                                                                                        In dieser Gegend stehen die Chancen
                                                                                       gut, Eisbären zu sichten. Abgerundet
                                                                                       wird diese eindrückliche Reise durch
                                                                                       hochkarätige Vorträge unserer Experten.

                 Unsere
                 Experten
                 Birgit Lutz
                 Thomas Bucheli
                 Reto Brennwald

Für Buchungen und Informationen: www.background.ch/spitzbergen

Neuengasse 30, 3001 Bern, Tel. 031 313 00 22, info@background.ch, www.background.ch
Wille, Lust und Ausdauer - Hochschule Luzern Das Magazin
RUBRIK
                         3 / 17

                                                                             Konstanter
                         Die Hochschule Luzern ist eine von sieben
                                                                             als die Zeit
                         öffentlich-rechtlichen Fachhochschulen
                         der Schweiz. Sie wurde 1997 gegründet und
                         wird vom Konkordat der sechs Zentralschweizer               Dranbleiben: In einer Zeit, in der Veränderun­
                         Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Obwalden,
                         Nidwalden und Zug getragen.
                                                                             gen einem immer kürzeren Rhythmus folgen, in der
                                                                             halb drohend, halb verheissungsvoll von der disrupti­
                         Die Hochschule Luzern besteht aus folgenden
                         sechs Departementen:                                ven Kraft der Digitalisierung die Rede ist, klingt das
                         Technik & Architektur (Horw und Hergiswil NW)
                                                                             nach einem Erfolgsrezept von vorgestern. Was heute
                         Innovation – seit mehr als                          zählt, ist Geschwindigkeit, Agilität, Kreativität, Experi­
                         einem halben Jahrhundert
                                                                             mentierlust. Und doch, wer nicht wenigstens ein Min­
                         Wirtschaft (Luzern und Zug)
                         In der Zentralschweiz
                                                                             destmass an Ausdauer zeigt, dranbleibt, unbeirrt von
                         verankert – international ausgerichtet              Rückschlägen, der wird kaum Erfolg haben.
                         Informatik (Rotkreuz)                                       Zwei Forscherinnen der Hochschule Luzern woll­
                         Das grösste Informatik-Bildungs­angebot
                         unter einem Dach
                                                                             ten wissen, wie es Schweizer Familienunternehmen ge­
                                                                             lungen ist, Generationen, ja Jahrhunderte zu über­
                         Soziale Arbeit (Luzern)
                         Innovativ und praxisnah am Puls                     dauern. Die Wissenschaftlerinnen konstatierten bei den
                         der sozialen Themen
                                                                             erfolgreichen Familienunternehmen eine enorme Be­
                         Design & Kunst (Luzern und Emmenbrücke)             weglichkeit hinsichtlich ihrer Geschäftsmodelle und ih­
                         Der Ort für Kreativität und Innovation
                                                                             rer Produkte. Gleichzeitig entdeckten sie eine grosse
                         Musik (Luzern)
                         Integrale Musikausbildung
                                                                             Kontinuität in Bezug auf ihre Werte. Ihre DNA ist weni­
                         in der Musikstadt Luzern                            ger davon geprägt, was sie machen, sondern vielmehr
                                                                             davon, wer sie sind und wie sie etwas machen.
                                                                                     Ein stabiles Selbstverständnis als fester Kern, von
                                                                             dem aus sie sich auf neues Terrain wagen – das machen
                         IMPRESSUM Herausgeberin: Hochschule                 Familienunternehmen mit mehr Risikobereitschaft und
                         Luzern, Werfte­strasse 4, Postfach 2969,            mit längerem Atem als viele andere Betriebe. Frei von
                         6002 Luzern Redaktion Hochschule Luzern:
                         Sigrid Cariola (Chefredaktorin), Simone Busch,      kurzfristigen Renditeerwartungen, leisten sie es sich, an
                         Valeria Heintges, Senta van de Weetering,
                         Mirjam Aregger, Eva Schümperli-Keller,              Zielen ausserhalb des bekannten Horizonts dranzublei­
                         Martin Zimmermann E-Mail: redaktion-                ben. Tradition bedeutet für sie, eine Haltung zu haben
                         magazin@hslu.ch Konzept / Realisierung /
                         Lithos: Partner & Partner, Winterthur;              und nicht um jeden Preis am Alten festzuhalten.
                         open up, Zürich Inserate: print-ad kretz gmbh,
                         T: 044 924 20 70, stefanie.kretz@kretzgmbh.ch
                         Abo-Bestellung oder -Änderung: abo-
                         magazin@hslu.ch Druck: Druckerei Odermatt,
                         Dallenwil Gesamtauf­­lage: 40’000 Exemplare
                         Erscheinungsweise: 3x jährlich

                         Dieses Magazin ist auf FSC-zerti­fiziertem Papier
                         aus nachhaltiger Forstwirtschaft gedruckt.
Foto: Pr iska Ketterer

                               www.facebook.com / hslu.ch

                               twitter.com / hslu

                               www.hslu.ch / magazin                                        Sigrid Cariola, Chefredaktorin

                                                                                                                             Hochschule Luzern 3 | 2017   3
Wille, Lust und Ausdauer - Hochschule Luzern Das Magazin
keep on goin'
 Dorfplatz 2 • CH-6383 Dallenwil • Fon +41 (0)41 629 79 00
   Fax +41 (0)41 629 79 01 • info@dod.ch • www.dod.ch
Wille, Lust und Ausdauer - Hochschule Luzern Das Magazin
3 / 17

Inhalt                                                      DOSSIER: DRANBLEIBEN

RUBRIKEN

06 SPEKTRUM
27 PLÄDOYER
44 AGENDA
46 ABSOLVENT

THEMEN

29 SELBSTHILFE
    Von wegen Plauderrunde

30 360°-FILME
    Voll im Film

34 KINDERBEFRAGUNG
    Kinder richtig zu befragen,
    kann man lernen

36 3D-SCAN                           Es bleibt in der Familie
                                  12	                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         22 «Wir liegen selten tagelang in
    Auftrag: Kunst kopieren          Schweizer Familienunter­nehmen                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              der Pampa und warten»
                                     zwischen Bewahren und                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Schon seit 30 Jahren widmet sich
39 TRANS.SAFE                        Erneuern – eine Spurensuche.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Andreas Moser in «Netz Natur»
    Stress messen,                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               den Tieren. Eine Leidenschaft.
    um Stress abzubauen           16 Anpacken,
                                     wo der Schuh drückt                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Zum Greifen schön
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               25	
40 ALPHORN UND JODELN                Hochwertige Schuhe zu fairen                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Das Departement Design & Kunst
    Musikalisches Erbe               Preisen und Löhnen – eine Master-                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           beschenkt sich zum 140. Geburts-
                                     Absolventin zeigt, wie es geht.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             tag mit einem Musterbuch.

                                  18 Chefsessel: Von der Euphorie                                                                                                                                                                                                                                                                                                              26 Wo bleiben Sie dran?
                                     zur Ernüchterung                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Drei Angehörige der Hochschule
                                     Führungspositionen sind für                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Luzern verraten, was sie
                                     Frauen immer noch mit Risiken                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               zum Weitermachen motiviert.
                                     und Nebenwirkungen verbunden.

                                  19 Das Netzwerk nutzen
                                     Das Geschäftsmodell stetig ver-
                                     bessern – die E-Force One AG tut
                                     es mithilfe von Studierenden.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Titelillustration: Ruth
                                                                    Sternstunden.                                                                                                                                                                                                                                                                                              Hochschule Luzern
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     OKTOBER 2017

                                                                    In jeder Jahreszeit.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Das Magazin
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Cortinas schloss 2014 das
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Bachelor-Studium in
                                     Gut begleitet vom Studienstart
                                                                     Bei Ihrem Mercedes-Benz, AMG und smart Partner in Luzern, Sursee und Ennetbürgen.

                                  20	                               A-Klasse «Night Star»-Sondermodell.                                                              C-Klasse Kombi «Swiss Star»-Sondermodell.                                                                 GLA «Swiss Star»-Sondermodell.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Illustration Fiction an
                                                                    Leasing ab                                                                                                                                                              Leasing ab                                                                                           Leasing ab

                                                                  199.–             1
                                                                                                                                                                                                                                         289.–              2
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              299.–             3

                                     bis zur ersten Stelle         Vier gewinnt. In über 100 Modellen mit 4MATIC.
                                                                     Fahren Sie, wohin Ihr Herz Sie führt – der 4MATIC Allradantrieb von Mercedes-Benz sorgt dafür, dass Sie jedes Ziel erreichen. Denn das
                                                                     Elektronische Stabilitätsprogramm ESP, die Antriebsschlupfregelung ASR und das Elektronische Traktions-System 4ETS arbeiten intelligent
                                                                     und hocheffizient zusammen. Sportlich-agil und mit bestmöglicher Traktion haben Sie so auf jedem Terrain alles zu 100 % unter Kontrolle.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               FAMILIENBANDE
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Erfolgsrezepte
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Schweizer Traditions-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       der Hochschule Luzern ab.
                                     Der Careers Service Club hilft,                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Sie lebt und arbeitet
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               unternehmen

42 POWER ALLIANCE                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              INTERVIEW
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               «Netz Natur»-Mann
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Andreas Moser über
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Wölfe und Veganer

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               ABGEDREHT

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       als freischaffende Illu­s­
    Smarte Zahlen­spiele für         sich seinem Traumjob Schritt für
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               360°-Filme im Fokus

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       DRANBLEIBEN

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                Wille, Lust
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               und Ausdauer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       tratorin in Zürich.
    das Stromnetz der Zukunft        Schritt zu nähern.
                                                                                                                                                                          LUZERN · Spitalstrasse 8 · T 041 429 04 39 · merbagretail.ch/luzern

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       www.ruthcortinas.ch
                                                                                                                                                                          SURSEE · Sandgruebestrasse 2 · T 041 926 60 60 · merbagretail.ch/sursee
                                                                                                                                                                          ENNETBÜRGEN · Herdern 6 · T 041 624 49 00 · merbagretail.ch/ennetbuergen

                                                            1
                                                              Beispiel A 180 «Night Star», 1595 cm3, 122 PS (90 kW), Barkaufpreis: CHF 29 892.– (Fahrzeugwert CHF 38 740.– abzüglich CHF 8848.– Preisvorteil). 5,7 l/100 km, 134 g CO2/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 134 g CO2/km), CO2-Emissionen aus Treibstoff - und/oder Strombereitstellung: 29 g/
                                                            km, Energieeffizienz-Kategorie: E. Leasingbeispiel: Laufzeit: 48 Monate, Laufleistung: 10 000 km/Jahr, eff. Jahreszinssatz: 1,92 %, 1. grosse Rate: CHF 7050.–, Leasingrate ab dem 2. Monat: CHF 199.–. Exklusive Ratenabsicherung PPI. Angebot gültig bis 31.12.2017. Immatrikulation bis 31.03.2018. 2 C 220 d
                                                            4MATIC Kombi «Swiss Star», 2143 cm3, 170 PS (125 kW), Barkaufpreis: CHF 43 992.– (Fahrzeugwert CHF 57 835.– abzüglich CHF 13 843.– Preisvorteil). 4,7 l/100 km (Benzinäquivalent: 5,3 l/100 km), 124 g CO2/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 134 g CO2/km), CO2-Emissionen aus Treibstoff -
                                                            und/oder Strombereitstellung: 20 g/km, Energieeffizienz-Kategorie: C. Leasingbeispiel: Laufzeit: 48 Monate, Laufleistung: 10 000 km/Jahr, eff. Jahreszinssatz: 1,92 %, 1. grosse Rate: CHF 10 550.–, Leasingrate ab dem 2. Monat: CHF 289.–. (Das abgebildete Modell kann vom Angebot abweichen.) Angebot
                                                            gültig bis 31.12.2017. Immatrikulation bis 31.03.2018. 3 C 250 d 4MATIC Limousine «Swiss Star», 2143 cm3, 204 PS (150 kW), Barkaufpreis: CHF 44 086.– (Fahrzeugwert CHF 57 935.– abzüglich CHF 13 849.– Preisvorteil). 4,6 l/100 km (Benzinäquivalent: 5,2 l/100 km), 122 g CO2/km (Durchschnitt aller
                                                            verkauften Neuwagen: 134 g CO2/km), CO2-Emissionen aus Treibstoff - und/oder Strombereitstellung: 20 g/km, Energieeffizienz-Kategorie: B. Leasingbeispiel: Laufzeit: 48 Monate, Laufleistung: 10 000 km/Jahr, eff. Jahreszinssatz: 1,92 %, 1. grosse Rate: CHF 10 150.–, Leasingrate ab dem 2. Monat: CHF 299.–.
                                                            (Das abgebildete Modell kann vom Angebot abweichen.) Angebot gültig bis 31.12.2017. Immatrikulation bis 31.03.2018. Eine Kreditvergabe ist verboten, falls diese zu einer Überschuldung des Leasingnehmers führen kann. Unverbindliche Preisempfehlungen. Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 134 g CO2/
                                                            km. Leasingangebote: Exklusive Ratenabsicherung PPI. Ein Angebot der Mercedes-Benz Financial Services Schweiz AG. Vollkaskoversicherung obligatorisch. Alle Preise in CHF und inkl. MWST. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Ennetbürgen nur Aftersales. Mehr Informationen auf unserer Webseite.

                                                              1709_MUG_Inserat_SoMo_4MATIC_200x273_RZ.indd 1                                                                                                                                                                                                                               05.09.2017 14:06:39

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Hochschule Luzern 3 | 2017      5
Wille, Lust und Ausdauer - Hochschule Luzern Das Magazin
SPEKTRUM

                                                Design Preis Schweiz:
Simon Barmettler                                Geo-Apps und leuchtende Textilien
erleichtert Marroni-
Fans den Genuss
Marroni, die sich nur schwer schälen lassen
– damit ist bald Schluss: Simon Barmettler
hat in seiner Bachelor-Arbeit die Klemm­
vorrichtung für eine Marroni-Schneidema­
schine entwickelt. Sie soll bei einem Luzer-
ner Marroniverkäufer zum Einsatz kommen
und die Schnittqualität deutlich erhöhen.
Studienkolleginnen und -kollegen tüftelten      Lorem ipsum 2 Zeiler
an der Maschine mit; Barmettler war             Lorem ipsum 2 Zeiler
zuständig für das korrekte Ausrichten und
Festklemmen der Marroni vor dem Schnitt,
der zwischen Triebspitze und Wurzelboden
mittig über den Kastanien­rücken führen
soll. «Die unterschiedlichen Grössen und
Formen der Früchte waren eine Heraus­
forderung», erzählt der frisch­­gebackene
Maschineningenieur, den es in der Freizeit
in die Berge zieht. Von den Marroni wech-
selt er nun zu den Kaffee­bohnen: In seinem
ersten Job nach dem Studium entwickelt
er Kaffeevollauto­maten. Eine neue
Studierendengeneration arbeitet unter­
dessen weiter an der Schneidemaschine.
Im übernächsten Winter soll der Prototyp
die Attraktion am Marronistand sein.
                                                Eine App für geologische Informationen, «greifbare» Mode und LED-Lichter in Textilien –
                                                drei Projekte der Hochschule Luzern sind für den Design Preis Schweiz nominiert.

                                                Gleich drei Projekte des Departements         stücke zu kreieren oder Vorhänge, die
                                                Design & Kunst der Hochschule Luzern          ihre Farbmuster dem Tageslicht anpas-
                                                wurden dieses Jahr für den renommierten       sen. Beide Projekte wurden für den Preis
                                                Design Preis Schweiz nominiert: Samuel        in der Kategorie Research vorgeschlagen.
                                                Frei und Axel Vogelsang erforschten               Für ihre Bachelor-Arbeit «Begreif-
                                                im Projekt ALE, wie sich geologische          bar» entwickelte Textildesign-Absolven-
                                                Informationen über das UNESCO-Welt-           tin Selina Peyer Kleidungsstücke, die
                                                kulturerbe Tektonik­arena Sardona vor         sich durch ihre besondere Haptik auch
                                                Ort in der Natur auf mobilen Geräten          an Sehbehinderte richten. Die Aargau-
                                                vermitteln lassen. Die Ergebnisse flossen     erin verfügt selbst nur über ein einge-
                                                in die Entwicklung einer Smartphone-          schränktes Sehvermögen. «Begreifbar»
                                                App ein. Im Projekt «e-Broidery 2.0»          wurde für den «Rado Star Prize Swit-
                                                haben Isabel Rosa Müggler Zumstein            zerland for Young Talents» nominiert.
                                                und ihr Team farbige LED-Lichter in               Der Design Preis Schweiz wird am
Simon Barmettler tüftelte für seine Bachelor-   Textilien verwoben. Dies erlaubt Textil-      3. November 2017 in Langenthal BE
Arbeit an einer Marroni-Schneidemaschine.       Designern, mit Licht zu arbeiten und          verliehen.
                                                beispielsweise leuchtende Kleidungs­-         www.designpreis.ch

6   Hochschule Luzern 3 | 2017
Wille, Lust und Ausdauer - Hochschule Luzern Das Magazin
SPEKTRUM

                                                                                         Bessere Sitzungszim­mer, bessere Resultate
                                                                                         Bis zu fünfzehn Stunden verbringen Büro-        Stühle sowie ovale Tische nachgefragt. Ge-     Amstutz. Die beiden Wirtschaftspartner
                                                                                         mitarbeitende im Durchschnitt jede Woche        nerell zeigen die Resultate aber: Das Ge-      der Studie, die Bürospezialisten Lista Office
                                                                                         in Sitzungszimmern. Ein von der Kommis-         wohnte setzt sich durch. «Das kann auch        LO und Girsberger, nutzen die Erkenntnisse
                                                                                         sion für Technologie und Innovation (KTI)       daran liegen, dass viele nichts anderes ken-   nun zur Entwicklung neuer Ausstattungs-
                                                                                         unterstütztes Projekt der Hochschule Lu-        nen und sich nicht recht vorstellen können,    elemente für Sitzungszimmer.
                                                                                         zern zeigt Zusammenhänge von Raumqua-           wie es anders und besser sein könnte», so      www.hslu.ch/cctp
                                                                                         lität, Ausstattung und Sitzungsergebnissen
                                                                                         auf und fragt, wie Meetingräume gestaltet
                                                                                         sein müssten. Ein Fünftel der Befragten ist
                                                                                         «ziemlich bis ausserordentlich unzufrieden»
                                                                                         mit den Sitzungszimmern. «Dies sollte zu
                                                                                         denken geben», sagt Projektleiterin Sibylla
                                                                                         Amstutz. Denn die Studie zeige auch auf,
                                                                                         dass nach subjektiver Einschätzung der
                                                                                         Befragten in besseren Sitzungszimmern
                                                                                         bessere Resultate erzielt werden. Wichtig
                                                                                         seien vor allem eine gute Luftqualität, ein
                                                                                         angenehmes Licht und eine akustische Ab-
                                                                                         trennung vom Rest der Büros. Geht es um
                                                                                         die Raumstimmung, werden helle Farben
                                                                                         und natürliche Materialien bevorzugt im
                                                                                         Gegensatz zu einem transparenten oder
                                                                                         metallischen Stil. Bei der Ausstattung
                                                                                         werden gepolsterte und höhenverstellbare        Helle Farben und gutes Licht: So könnte der optimale Sitzungsraum aussehen.

                                                                                             Hören Sie gerne klassische Musik?
Fotos: Hochschule Luzer n, Forster Rohner Textile Innovations, zVg, T hinkstock Photos

                                                                                             Ihre Meinung interessiert uns.
                                                                                             Im Zeitalter von Amazon, YouTube und Spo-
                                                                                             tify steht eine nahezu unbegrenzte Auswahl an
                                                                                             Musik zur Verfügung. Wie entscheiden wir, was
                                                                                             wir hören wollen, und wodurch wird unsere
                                                                                             Meinung über klassische Musik beeinflusst?
                                                                                             Diesen Fragen geht die Hochschule Luzern in
                                                                                             einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der
                                                                                             Universität Sheffield (UK) auf den Grund. Für die
                                                                                             Online-Umfrage werden noch Teilnehmerinnen
                                                                                             und Teilnehmer gesucht.
                                                                                             www.hslu.ch/reviewimpact

                                                                                                                                                                                                        Hochschule Luzern 3 | 2017   7
Wille, Lust und Ausdauer - Hochschule Luzern Das Magazin
SPEKTRUM

                                                 Innovationspark
                                                 Zentralschweiz:
                                                 Standort Rotkreuz
                                                 Der Verein Innovationspark Zentral­
                                                 schweiz entschied Ende August, die De-
                                                 tailplanung für den künftigen Innovati-
                                                 onspark Zentralschweiz auf den Standort
                                                 Suurstoffi in Rotkreuz auszurichten. Dort
                                                 betreibt der Verein bereits seit einigen
                                                 Monaten sein Provisorium. Nach derzei-
                                                 tiger Planung wird der Innovationspark
                                                 Zentralschweiz im Januar 2019 definitiv
                                                 in Betrieb gehen. Hier sollen Ideen und
                                                 Innovationen rund um das Schwerpunkt-
                                                 thema «Building Excellence» gefördert wer-
                                                 den. Der Hochschule Luzern ist die Rolle
                                                 als «Main Academic Research Partner»
                                                 zugedacht – sie vereinigt sowohl Kom-
                                                 petenzen in der Informatik und der Ge-
                                                 bäudetechnik als auch in der Architektur
                                                 und im Immobilienmanagement.
                                                 www.building-excellence.ch

                                                 14’529    Diplome
        Ihr IT Systemintegrator für Cloud
                                                    Die Hochschule Luzern feiert
        Services, DataCenter- und Infor-            heuer ihr 20-Jahr-Jubiläum.
        mation          Management-Lösungen      Sie wurde 1997 als eine der ersten
                                                    Fachhochschulen der Schweiz
                                   – seit 1988
                                                  gegründet. Die ersten 223 FH-
                                                 Diplome konnten 2000 verliehen
                                                    werden. 2016 waren es 1’414.
                                                 Bis heute konnten 14’529 Männer
                                                       und Frauen ihr Studium
                                                   ab­sol­vieren und die Hochschule
                                                  Luzern mit einem Diplom in der
                      WWW.INFONIQA.CH
                                                            Tasche verlassen.

8   Hochschule Luzern 3 | 2017
Wille, Lust und Ausdauer - Hochschule Luzern Das Magazin
SPEKTRUM

                                                                                                                                                                   Ramon Spahr
                                                                                                                                                                   Patientendossiers vor
                                                                                                                                                                   Hackern schützen
                                                                                                           1

                                                                                   2

                                                                                                                                                                   Schweizerinnen und Schweizer haben seit
                                                                                                                                                                   April 2017 die Möglichkeit, elektronische
                                                                                                                                  Kontaktloses Achszählen:         Patientendossiers anzulegen, auf die sie
                                                                                                                                  1 Fahrzeugprofil- und Typ-       und ihre Ärzte von überallher Zugriff
                                                                                                                                    erkennung mit Laserscanner     haben. Der erleichterte Zugang ist nicht
                                                                                                                                  2 Achserkennung mit Kamera       ganz frei von Risiken: «Hacker könnten die
                                                                                                                                                                   sensiblen Daten stehlen», sagt Software-

                                                                             Genauer Achsen zählen
                                                                                                                                                                   Ingenieur Ramon Spahr. In seiner Master-
                                                                                                                                                                   Arbeit hat der 30-Jährige deshalb eine
                                                                                                                                                                   sogenannte kryptografische Zugriffskont­
                                                                             Eine Messgenauigkeit von mindestens        die Verkehrsüberwachung vor allem          rolle für die Dossiers entwickelt. Die Daten
                                                                             98 Prozent – so hiess zu Beginn das Ziel   Videokameras eingesetzt. Dann ging         sind dabei online immer in verschlüsselter
                                                                             des Projekts «Kontaktlose Achserfas-       die Tendenz lange hin zu Laser, weil       Form gespeichert. «Nur die Patienten
                                                                             sung für die Verkehrsüberwachung».         diese robuster waren. Wir haben nun        selbst oder berechtigte Personen dürfen
Foto: André Bolliger, zVg; Illustration: Par tner & Par tner / Istockphoto

                                                                             Die 98 Prozent beziehen sich auf die       die Vorteile beider Systeme kombiniert»,   die Dossiers nach dem Herunterladen
                                                                             Messung der Anzahl Achsen von Last-        sagt Projektleiter Klaus Zahn. Das         auf dem Handy oder Computer entschlüs­
                                                                             wagen, die für viele Länder die Grund-     Zusammenfügen der Bilder erfordert         seln», erläutert Spahr. So entscheiden
                                                                             lage für die Höhe der Strassengebühr       allerdings vom Prozessor eine hohe Re-     allein sie darüber, wer die Daten einsehen
                                                                             ist. Die Kommission für Technologie        chenleistung in sehr kurzer Zeit. Durch    darf, und die Dossiers bleiben auch bei
                                                                             und Innovation (KTI) unterstützte das      ein Herunterskalieren der Algorithmen      einem Hacke­r­angriff auf die Online-Netz­
                                                                             Projekt des Kompetenzzentrums Intel-       gelang es Klaus Zahns Team, der SICK       werke sicher. Übrigens: Spahr gehört zu
                                                                             ligent Sensors and Networks und des        System Engineering AG eine Software        den ersten Absolven­ten des 2016 gegrün­
                                                                             Systemanbieters SICK System Enginee-       zu übergeben, die sich mit geringem        deten Departements Informatik. Der aus
                                                                             ring AG. Das Ergebnis überbietet das       Aufwand in die bestehenden Systeme         Worb stammende Berner, der seine Freizeit
                                                                             ursprüngliche Genauigkeitsziel sogar.      einbauen lässt, mit den Umgebungsbe-       am liebsten auf Reisen oder in den Bergen
                                                                                  Die höhere Genauigkeit wird durch     dingungen auf der Strasse klarkommt        verbringt, konnte sein Diplom in Master of
                                                                             eine Kombination von Laser- und Vi-        und die das kontaktlose Achszählen für     Science in Engineering, Schwerpunkt ICT,
                                                                             deokamera erreicht, deren Daten zu         die Kunden genauer macht.                  zusammen mit 98 weiteren Absolventin­
                                                                             einem Gesamtbild zusammengefügt                                                       nen und Absolventen entgegennehmen.
                                                                             werden. «Ursprünglich wurden für           www.hslu.ch/iimsn                          www.hslu.ch/informatik

                                                                                                                                                                                  Hochschule Luzern 3 | 2017   9
Wille, Lust und Ausdauer - Hochschule Luzern Das Magazin
DOSSIER: DRANBLEIBEN

10 Hochschule Luzern 3 | 2017
DOSSIER: DRANBLEIBEN

         Wille, Lust
        und Ausdauer
                    Sich nicht mit dem Status quo zu­
             frieden geben – die Leidenschaft für eine
             ganz bestimmte Sache vereint die Pro­-
             ta­gonisten dieses Dossiers. Die einen hin­
             terfragen Gewohnheiten oder probieren
             neue Kanäle aus. Andere wiederum
             set­zen für Neues auf bewährte Partner­
             schaften. Für das gesteckte Ziel gilt: Steter
             Tropfen höhlt den Stein. Dranbleiben,
             auch wenn es mal nicht so rund läuft, ist
                                                                          Illustration: Ruth Cor tinas

             dabei keine blosse Floskel. Trotzdem weiter­
             machen, lautet das Grundprinzip, das
             allem zugrunde liegt. Denn die Lösung liegt
             irgendwo da draussen und wartet darauf,
             entdeckt zu werden.

                                          Hochschule Luzern 3 | 2017 11
DOSSIER: DRANBLEIBEN

                                Die Schweizer Gastfreundschaft ist besser als ihr Ruf. Im Bild: Ein Gästebegleiter
                                der Stanserhorn-Bahn, die ihre Mitarbeitenden bewusst im Umgang mit Gästen
                                schult.

            Pfeiler der Schweizer Wirtschaft: Familienunternehmen wie die Trisa AG sorgen seit Jahrhunderten für Arbeitsplätze.

                 Es bleibt in der Familie
           Viele bekannte Schweizer Familienunternehmen können sich seit Jahrhunderten
                  auf dem Markt behaupten. Forscherinnen der Hochschule Luzern
               haben untersucht, wie die Familienunternehmen es schaffen, so lange im
                   Spannungsfeld zwischen Innovation und Tradition zu überleben.

        Schweizer Familienunternehmen              weitergegeben und sind auch Jahrhun-               ins Unternehmen ein; 1955 zieht das Un-
beschäftigen 60 Prozent aller Arbeitskräfte        derte nach ihrer Gründung noch immer in            ternehmen nach Dietikon; und 2013 wird
und erwirtschaften zwei Drittel des Brut-          Familienbesitz. Im Handelsunternehmen              zum 250-Jahr-Jubiläum ein rauschendes
toinlandproduktes; auch weltweit sind              Pestalozzi etwa ist bereits die neunte Ge-         Fest gefeiert. Wie schafft es eine Familie,
Familienunternehmen die Pfeiler der Wirt-          neration am Ruder: 1763 gründete Johann            so lange ein Unternehmen zu führen, die
schaft. Viele bekannte Traditionsunterneh-         Heinrich Wiser nahe der Kirche St. Peter in        geeigneten Nachfolger zu finden sowie
men wie Victorinox, Kambly oder Bernina            Zürich einen Eisenhandel; 1850 tritt mit           den richtigen Riecher für den Markt zu
werden von Generation zu Generation                einem Schwiegersohn der erste Pestalozzi           haben, dass es sich vom kleinen Eisenhan-

12 Hochschule Luzern 3 | 2017
DOSSIER: DRANBLEIBEN

                                del zum spezialisierten Unternehmen in          Firmen oft nur noch wenig mit dem der            der 250-Jahr-Jubiläumsschrift der Pesta-
                                Sachen Haus- und Stahltechnik, Logistik         Gründer zu tun: Etwa der Grossbetrieb der        lozzi-Gruppe. «Gerade unter diesem Ge-
                                und Gebäudehülle wandelte?                      Kambly AG mit der Bäckerei von 1906, die         sichtspunkt haben grosse internationale
                                    Diese Fragen haben Claudia Astrachan        Trisa AG mit der Bürstenfabrik von 1887          Konzerne keine grossen Vorteile – oftmals
                                und Sylvie Scherrer vom Institut für Be-        oder Victorinox mit der Messerschmiede           sogar eher Nachteile.» Die Familienun-
                                triebs- und Regionalökonomie IBR der            von 1884.                                        ternehmen sind zudem sehr stark mit
                                Hochschule Luzern untersucht. Ihr Bericht                                                        ihrer Region verwurzelt – zum Nutzen
                                «Langlebige Unternehmerfamilien – überle-       Die lernende Familie Wie aber schafft            beider Seiten. Das zeigt ein Blick in die
                                bensfähige Familienunternehmen. Worauf          man es, in einer Familie zukunftsorientiert      Geschichte von Victorinox: Die Messer-
                                über Generationen erfolgreiche Unterneh-        zu bleiben? Ihre Ergebnisse fassen die For-      schmiede wurde 1884 nicht in erster Linie
                                merfamilien achten» beinhaltet sehr kon-        scherinnen in drei Kapiteln zusammen.            gegründet, um möglichst viele Sackmes-
                                krete Ergebnisse sowie neun Handlungs-          Das erste ist «Die lernende Familie»: «Diese     ser zu verkaufen. Vielmehr gründete Karl
                                empfehlungen, die von «Stärken Sie den          Familie meistert den Balanceakt zwischen         Elsener seinen Handwerksbetrieb, um der
                                Familienzusammenhalt» über «Keine Angst         Stabilität und Veränderung. Sie ehrt zwar        starken Abwanderung aus dem Schwyzer
                                vor Konflikten» bis hin zu «Die Familie hat     die Vergangenheit, scheut sich aber nicht        Talkessel entgegenzuwirken. Konsequen-
                                eine Bringschuld» reichen. Die Studie, für      davor, zum Wohle des Unternehmens                terweise entschied sich im Jahr 2000 die
                                die sie 13 erfolgreiche Schweizer Unter-        und der Familie mit Traditionen zu bre-          Familie Elsener einvernehmlich dafür,
                                nehmen befragten, ist wissenschaftlich ab-      chen». Familienunternehmen haben bei             Unternehmen und Familie zu trennen.
                                gestützt. Doch den beiden Forscherinnen         Veränderungen den Vorteil, dass sie sich         Sämtliche Familienmitglieder waren sich
                                war es wichtig, dass der Bericht möglichst      über die Jahre einen festen Kunden- und          einig, dass es für das langfristige Überle-
                                konkrete Anregungen vermittelt.                 Lieferantenstamm aufbauen konnten und            ben des Unternehmens das Beste sei, die
                                    «Am meisten überrascht hat mich,            zu diesem sehr enge Beziehungen pflegen:         Aktien in zwei Stiftungen zu überführen.
                                dass sich die Familien in dem spannen-          «In unserer Branche ist der nahe Kontakt         Die Unternehmensstiftung, die mit 90
                                den Zusammenspiel von Bewahren und              zu den Kunden entscheidend», schreibt            Prozent der Aktien finanziert wird, soll
                                Erneuern befinden», sagt Sylvie Scherrer.       Geschäftsführer Matthias Pestalozzi in           ein nachhaltiges Wachstum ermöglichen
                                Obwohl funktionierende Fa-                                                                                   und langfristig Arbeitsplätze
                                milienunternehmen ein sehr                                                                                   sichern; die gemeinnützige
                                starkes Bewusstsein für die                                                                                  Stiftung mit zehn Prozent der
                                Tradition haben und diese                                                                                    Aktien unterstützt wohltätige
                                sorgfältig pflegen, sei es kein                                                                              Projekte.
                                Widerspruch, risikofreudig
                                zu sein und sich auf Neues                                                                                   Die geeinte Familie Pro-
                                einzulassen. So sagte einer                                                                                  bleme können etwa entste-­
                                der Interviewten: «Stabilität                                                                                hen, wenn einer investieren
                                erreiche ich nur, indem ich                                                                                  möch­  te, die anderen ihm
                                mich immer wieder verändere,                                                                                 aber nicht folgen mögen. Hier
                                immer wieder einen Ausweg                                                                                    kommt «Die geeinte Familie»
                                aus der Situation finde. Wir                                                                                 (Kapitel 2) ins Spiel: «Die Fami­
                                sind jetzt 100 Jahre alt – nur                                                                               lienmitglieder verpflichten sich
                                weil wir jetzt gerade etwas gut                                                                              auf ein gemeinsames, über-
                                machen, heisst das nicht, dass                                                                               geordnetes Ziel und akzep-
                                dies auch in drei, vier Jahren                                                                               tieren, dass ihre indivi­duellen
                                noch gut genug ist.» Lang-                                                                                   Bedürfnisse dem nachhaltigen
                                lebige Familienunternehmen                                                                                   Gedeihen des Unternehmens
                                beziehen sich zwar immer                                                                                     unterzuordnen sind», heisst
Fotos: Tr isa Gr uppe, Kambly

                                wieder auf ihre Traditionen,                                                                                 es in der Studie. So kann ein
                                ihre Geschichte bis hin zum                                                                                  Familienunternehmen, wenn
                                Gründer, doch ist gerade der                                                                                 sich die Entscheider einig
                                ein Vorbild für Innovation,                                                                                  sind, einen weiteren Vorteil
                                Mut und Risikofreude. So hat             Der heutige Kambly-Geschäftsführer Oscar A. Kambly (Mitte)          ausspielen: Viele Familien-
                                das heutige Geschäftsfeld der            mit Vater (rechts) und Grossvater (links).                          unternehmen legen Wert

                                                                                                                                                Hochschule Luzern 3 | 2017 13
DOSSIER: DRANBLEIBEN

               «Die Beteiligung der Mitarbeitenden
                     ist unser Erfolgsfaktor»
                              Adrian Pfenniger führt in vierter Generation mit seinem Bruder
                           Philipp zusammen die Trisa AG. Ein Gespräch über Werte, Mitsprache
                                    und die Abneigung gegen Friede, Freude, Eierkuchen.

Adrian Pfenniger, Sie führen die Trisa AG in                                                      in unserem Management-Team und in
der vierten Generation. Sehen Sie sich als Be-                                                    der Familie wissen wir, wie man damit
wahrer, als Verwalter oder als Gestalter?                                                         umgeht, wenn man anderer Meinung ist:
Wir sehen uns als aktive Gestalter, die                                                           Eine gute Gesprächs- und Konfliktkultur
mit Zukunftsglauben ans Werk gehen.                                                               ist entscheidend. Und die ist weit weg von
Unsere Vorfahren gründeten einen Hand-                                                            Friede, Freude, Eierkuchen.
werksbetrieb; mittlerweile sind wir eine
Gruppe von Hightech-Unternehmen. Wir                                                              Die fünfte Generation steht mit sieben Buben
diversifizieren in komplett neue Gebiete                                                          bereit. Wie führen Sie diese an das Unterneh-
und verlassen andere wieder. Dieser Pio-                                                          men heran?
niergeist der Gründerzeit herrscht bei uns                                                        Selbstverständlich sind alle Türen offen,
nach wie vor.                                                                                     wir informieren, sie können mitarbeiten
                                                                                                  und Praktika machen. Es ist durchaus
Was verbindet Sie sonst noch mit dem Hand-                                                        möglich, dass dereinst jemand die Fa-
werksbetrieb von 1887?                               Adrian Pfenniger trat 1989 als Export        milientradition weiterführt. Wir wollen
Bei den Produktionsmethoden ist kein                 Manager in die Firma Trisa ein.              jedoch nicht allzu stark motivieren. Mein
                                                     Er ist seit 2005 CEO und seit 2010
Stein auf dem anderen geblieben. Wir                 VR-Präsident der Trisa Holding AG.
                                                                                                  Bruder und ich hatten die Freiheit, unter-
entwickeln pausenlos neue Produkte und                                                            nehmerisch tätig zu sein, auch die Gene-
Verfahren. Hingegen haben Grundwerte                                                              ration meines Vaters hatte sie. Druck ist
wie Vertrauen, Offenheit, Führen durch                                                            kontraproduktiv und ein Bärendienst für
Vorbild, die Mitsprache der Mitarbeitenden,                                                       die involvierten Personen und das Unter-
die Kommunikation und die Freude an der          Nein. Wir führen das bewusst weiter, auch        nehmen.       Interview: Valeria Heintges
Arbeit Jahrhunderte überdauert. In einem         mit einer Erfolgsbeteiligung für alle Mitar-
Umfeld, das sich ständig verändert, gibt         beitenden. Das ist heute unser wichtigster
das Sicherheit und innere Stabilität. Dieser     Erfolgsfaktor. Es braucht dieses Klima des
Trisa-Spirit ist schriftlich verankert, er ist   Vertrauens und der Mitsprache. Die Ar-
unsere Kultur, ein bisschen die Persönlich-      beit kann nichts ohne das Kapital machen
keit des Unternehmens. Die Formulierung          und das Kapital nichts ohne die Arbeit.
ist jedoch nur eine Seite, viel entscheidender   So sind wir eigentlich eine Interessen-
ist, wie das täglich gelebt wird.                gemeinschaft.                                        Trisa Gruppe
                                                                                                      Die Trisa Gruppe ist in den Berei-
Das Vertrauen in die Mitarbeitenden hat Ihr      Sie sind als CEO für Marketing, Verkauf und          chen Mundpflege, Schönheitspflege
Vater Ernst Pfenniger in der Organisations-      Entwicklung zuständig, Ihr Bruder Philipp für        und Haushalt tätig. Sie beschäftigt
struktur verankert: Jeder bekommt eine Aktie     Produktion, Logistik und Technik. Funktioniert       1’100 Mitarbeitende und erzielt
am Unternehmen, die Belegschaft hält gegen       die Zusammenarbeit reibungslos?                      einen Umsatz von 220 Mio. Franken.
30 Prozent der Aktien, die Familie Pfenniger     Nein. Und das soll sie auch nicht. Verschie-         Sie vertreibt ihre Produkte in über
70 Prozent. Das Mitspracherecht ist aber pa-     dene Meinungen sind wichtig – nur so                 80 Ländern.
ritätisch, 50:50. Haben Sie das je bereut?       entstehen gute Ideen, neue Sachen. Auch              www.trisa.ch

14 Hochschule Luzern 3 | 2017
DOSSIER: DRANBLEIBEN

                                               auf eine hohe Eigenkapital-                                                                                    damit das unverdächtig ist.»
                                               quote; sie können schnell                                                                                          Die beiden Forscherinnen
                                               investieren, ohne Fremdka-                                                                                     diskutieren einige Steuerungs-
                                               pital aufzunehmen und sich                                                                                     instrumente, um die – viele
                                               von Geldgebern abhängig                                                                                        Generationen und Familien-
                                               zu machen. Der langfristige                                                                                    zweige umfassende – Familie
                                               Ho­rizont erlaubt Familien­-                                                                                   professionell zu führen: Eine
                                               unter­nehmen, mehr­jährige                                                                                     Familienstrategie und eine
                                               Forschungs- und Entwick-                                                                                       -verfassung, die gemeinsame
                                               lungsprojekte anzugehen, die                                                                                   Werte festschreibt; einen
                                               Publikumsgesellschaften ver-                                                                                   Familientag, in dem auch
                                               meiden würden. «Wir waren                                                                                      weit entfernt voneinander
                                               nie – im Gegensatz zu welt-                                                                                    lebende Familienmitglieder
                                               weit tätigen Firmen mit gros-                                                                                  sich regelmässig treffen, um
                                               sen Konkurrenten – zu einem                                                                                    später einmal gemeinsam
                                               Wachstum gezwungen, das                  Die neunte Generation: Matthias und Muriel Pestalozzi                 das Unternehmen zu füh-
                                               den Einsatz von ausserfami-              mit ihren Kindern.                                                    ren; einen Familienrat, der
                                               liärem Kapital nötig gemacht                                                                                   sich mehrfach jährlich trifft,
                                               hätte», schreibt Matthias                                                                                      um vor allem Mitglieder, die
                                               Pestalozzi. Auch Oscar A. Kambly sagt:               «Ohne gemeinsame Werte­                     nicht am operativen Geschäft beteiligt sind,
                                               «Mein Planungshorizont ist mein ganzes                   basis und eine Vision                   informieren zu können. «Eine professio-
                                               Leben und das meiner Nachfolger, nicht                wird es schwierig für die                  nelle Familie nutzt vielfältige Instrumente,
                                               der Quartalsbericht.» Seine Ziele müssten           langfristige Sicherung eines                 um die Schnittstelle zwischen Familien-
                                               auch für seine Kinder und Kindeskinder                Familienunternehmens.»                     verbund und Unternehmen effektiv zu
                                               noch gute Ziele sein.                               Claudia Astrachan, Hochschule Luzern
                                                                                                                                                handhaben, den Kommunikationsfluss
                                                   Nicht alle Unternehmen formulieren                                                           innerhalb der Familie sowie zwischen Fa-
                                               das Anliegen, dass individuelle Bedürfnisse                                                      milie und Unternehmen zu steuern und
                                               dem Wohl des Unternehmens unterzu-                                                               mit Konflikten umzugehen», schreiben die
                                               ordnen seien, so deutlich wie Kambly.             Erfolgsfaktoren ist», sagt sein Sohn Adrian    Forscherinnen. Doch ist Claudia Astrachan
                                               Doch viele berufen sich auf moralische            Pfenniger im Interview.                        überzeugt: «Man kann eine Nachfolge noch
                                               Kriterien. So zitiert die Trisa AG auf der                                                       so genau planen und so viele Verträge
                                               Website unter dem Punkt «Mission und              Die professionelle Familie Doch wie            schreiben und Regeln definieren wie man
                                               Grundhaltung» Ernst Pfenniger, den Va-            stellt man sicher, dass sich die Fami-         will – viel wichtiger ist es, sicherzustellen,
                                               ter des heutigen CEO Adrian Pfenniger:            lie nicht zerstreitet oder jedes Mitglied      dass die Familie geeint ist und gemeinsam
                                               «Persönlich glaube ich an Gott und das            eigenen Ambitionen nachgeht und die            etwas erreichen will. Wenn eine Wertebasis
                                               Gute im Menschen! Daraus folgere ich,             Familie das Unternehmen an die Wand            und eine Vision fehlen, die alle begeistern,
                                               dass wir hier auf dieser Welt eine Sendung        fährt? Im Kapitel «Die professionelle          dann wird es schwierig.» Valeria Heintges
                                               zu erfüllen haben. Was ist die Aufgabe des        Familie» gibt die Studie konkrete Empfeh-
                                               Unternehmers? Aus meiner Sicht soll er            lungen, wie sich die Eigentümerfamilie
                                               Arbeit schaffen und Freude an dieser Ar-          selbst managen soll. Dazu gehört zum
                                               beit vermitteln. Wer mit Freude etwas tut,        einen die Förderung guter Mitarbeiter,              Forschung und Forum
                                                                                                                                                     Jährlich veranstaltet das Institut
Foto: zVg, Pr ivatarchiv Matthias Pestalozzi

                                               der leistet mehr. Davon sollen alle profitie-     aber auch, rechtzeitig einen geeigne-
                                               ren.» Ernst Pfenniger hat diese Werte in der      ten und gut ausgebildeten Nachfolger                für Betriebs- und Regionalöko­-
                                               Trisa-Eigentümerstruktur verewigt: Jeder          aufzubauen. «Wir wollen von unseren                 nomie IBR ein Forum für Familien-
                                               Mitarbeitende bekommt bei Firmeneintritt          Mitarbeitenden und auf dem Arbeits-                 unter­nehmen. Das nächste
                                               eine Aktie; die gesamte Belegschaft hält          markt als professionell wahrgenom-                  findet am 1.  Feb­ruar 2018 in Luzern
                                               rund 30 Prozent der Aktien, 70 Prozent            men werden», sagt Carl Elsener von                  zum Thema «Sind Sie zukunfts­
                                               verbleiben in Familienbesitz. Doch bei            Victorinox AG. «Wenn man einem Famili-              fähig? Familien und Unternehmen,
                                               Entscheidungen haben beide Parteien 50            enmitglied einen Posten gibt, muss er oder          die mit der Zeit gehen» statt. Der
                                               Prozent der Stimmen. «Ich bin überzeugt,          sie mindestens gleich gut sein wie der ex-          Forschungsbericht ist publiziert unter:
                                               dass das heute einer unserer wesentlichen         terne Kandidat – eher fünf Prozent besser,          blog.hslu.ch/familienunternehmen

                                                                                                                                                               Hochschule Luzern 3 | 2017 15
DOSSIER: DRANBLEIBEN

                          Anpacken,
                      wo der Schuh drückt
          Schuhe sind die grosse Leidenschaft von Catalina Jossen Cardozo. Jedoch nicht
            für den Gebrauch oder als begehrte Sammlerobjekte – vielmehr entwickelt
      die Master-Absolventin und Jungforscherin eine Online-Plattform, die kolumbianische
                  Schuhmacher mit Designern und Kunden zusammenbringt.

                     Das Ziel von By Maria: Hochwertige Schuhe aus Kolumbien zu fairen Preisen und Löhnen.

         Rund 55 Millionen Paar Schuhe           selbstständige Unternehmerin und Be­             rum stand für mich die Frage: Wie kann
werden jährlich in Kolumbien produ-              raterin in der Branche gearbeitet.               ich Kleinproduzenten, Designer und End-
ziert und in die ganze Welt exportiert.                                                           kunden miteinander verbinden und eine
Damit gehört die Schuhproduktion zu              Nachhaltig und fair Der Liebe wegen              nachhaltige Schuhproduktion fördern?»,
den wichtigsten Wirtschaftszweigen des           zog Catalina Jossen Cardozo 2014 in die          so die 35-Jährige. Ihre Idee: Eine Online-
südamerikanischen Landes. Aufgrund               Schweiz und entschied sich für ein Master-       Plattform inklusive 3D-Baukasten, mit der
der zunehmenden Konkurrenz aus China             Studium am Departement Design & Kunst            Designerinnen und Designer Schuhe ent-
steigt jedoch der Druck – vor allem auf die      der Hochschule Luzern. Von Anfang an war         werfen und in Kolumbien in kleiner Auflage
vielen kleinen Werkstätten. «Für die läuft       ihr klar, dass sie sich in ihrer Master-Thesis   und hochwertiger Handarbeit produzieren
es alles andere als gut», sagt Catalina Jossen   der Schuhindustrie ihres Heimatlandes            lassen können. Endverbraucher erwerben
Cardozo. Sie muss es wissen: Sechs Jahre         widmen wollte, aber nicht als Designerin         die grösstenteils massgearbeiteten Produkte
lang hat die gebürtige Kolumbianerin als         von schicker Fussbekleidung. «Im Zent-           zu einem vernünftigen Preis, und die kolum-

16 Hochschule Luzern 3 | 2017
DOSSIER: DRANBLEIBEN

                      bianischen Schuhmacher erhalten                                                                            «Wenn sie nicht überzeugt sind,
                      einen fairen Lohn und werden di-                                                                           dann kommt das Tool nie zum
                      rekt am Verkaufserlös beteiligt.                                                                           Fliegen», sagt Catalina Jossen Car-
                                                                                                                                 dozo. Wie kann beispielsweise die
                      Erst Master-Arbeit, dann                                                                                   gesamte Palette von Einzelteilen
                      Forschungsprojekt Für ihre                                                                                 eines Schuhs – Sohlen, Absätze,
                      Arbeit namens «By Maria» er-                                                                               verschiedene Obermaterialen
                      hielt Catalina Jossen Cardozo im                                                                           oder Verschlüsse – attraktiv prä-
                      letzten Jahr eine Auszeichnung                                                                             sentiert werden? Wie die Anlei-
                      für herausragende Absolventen                                                                              tungen zur Vermessung eines
                      der Hochschule Luzern. Über-                                                                               Fusses oder ganz generell die
                      zeugt war auch das Gremium                                                                                 Kommunikationswege im Tool
                      von «Bridge»: Das neue Förder-                                                                             auf ansprechende und verständli-
                      programm des Schweizerischen                                                                               che Art gestaltet sein? Laut Jossen
                      Nationalfonds (SNF) und der                                                                                Cardozo bewege man sich hier
                      Kommission für Technologie                                                                                 zwischen hohem Design-An-
                      und Innovation (KTI) richtet                                                                               spruch und bescheidenen finan-
                      sich an junge Forschende, die ihre                                                                         ziellen Möglichkeiten. Schwierig
                      Erkenntnisse zu konkreten An-                                                                              sei es gewesen, dies einem IT-Spe-
                      wendungen oder Dienstleistun-                                                                              zialisten zu vermitteln, erinnert
                      gen weiterentwickeln. 101 Ideen                                                                            sich Jossen Cardozo. «Lange hat es
                      wurden bei der ersten Ausschrei-                                                                           gedauert, bis wir jemanden für die
                      bung eingegeben und elf – dar-                                                                             Programmierung der Plattform
                      unter «By Maria» – ins Programm                                                                            fanden, der verstanden hat, dass
                      aufgenommen. Ein Grund für den                                                                             wir uns noch ganz am Anfang
                      Entscheid: Das Konzept von Ca-                                                                             befinden und es nicht sicher ist,
                      talina Jossen Cardozo hat auch                                                                             ob und wann sich damit wirklich
                      Potenzial für traditionelle Hand-                                                                          Geld verdienen lässt.» Um einen
                      werksindustrien in der Schweiz,                                                                            Online-Shop à la Zalando geht es
                      die generell stärker im Mittel- bis                                                                        auch nicht: «Für uns ist zunächst
                      Hochpreissegment angesiedelt                                                                               einmal zentral zu überprüfen, ob
                      sind.                                                                                                      unser Konzept überhaupt funkti-
                                                                                                                                 oniert. Erst wenn wir Erfahrungen
                      Eine Stiftung für Schuhma­                                                                                 gesammelt haben, können wir
                                                                   Das preisgekrönte Forschungsprojekt der Absolventin
                      cher Dank des Bridge-Pro-                    Catalina Jossen Cardozo verbindet Schuhmacher mit             die Website ausbauen und dann
                      gramms kann die Jungforsche-                 Designern und Kunden.                                         auch ein 3D-Tool für Designer
                      rin ihre Arbeit mit einem kleinen                                                                          programmieren lassen», so Jossen
                      internationalen Team fortführen.                                                                           Cardozo. Dem Praxistest schreitet
                      «In Bogotá veranstalteten wir                                                                              sie nun strammen Schrittes entge-
                      Workshops mit interessierten Schuhma-            tig, dass diese das Ganze nicht als blosses     gen: Noch dieses Jahr sollen die Testversion
                      chern. Wir analysierten, wie sie ihre Arbeit     Geschenk sehen», betont Jossen Cardozo.         der Plattform online und die ersten Schuhe
                      bisher organisieren, welche Materialien          Daher verpflichten sich die Schuhmacher,        «Made by Maria» in Produktion gehen.
                      sie zur Verfügung haben und was sie an           sich längerfristig im Projekt zu engagieren                                   Simone Busch
                      zusätzlicher Ausrüstung oder Know-how            und regelmässig an kostenlosen Weiterbil-
                      benötigen.» Um die Schuhmacher vor Ort           dungen teilzunehmen. «Schliesslich soll der     Weitere Informationen unter:
                      besser unterstützen zu können, wurde die         Endkunde hochwertige Produkte erhalten.»        www.bymaria.ch
                      «By Maria»-Stiftung gegründet. Diese stellt
Fotos: John Espitia

                      beteiligten Werkstätten kostenlos Gerät-         Nachhaltigkeitskonzept testen Nicht                  Noch mehr Eindrücke
                      schaften zur Verfügung und übernimmt             nur die Bedürfnisse der Schuhmacher, son-            Videos und Bilder zum Projekt
                      sogar Sozialleistungen für die Mitarbei-         dern auch jene von Designern und Käu-                finden sich unter:
                      tenden der Kleinbetriebe. «Uns ist es wich-      fern wurden in Workshops eruiert, denn:              www.hslu.ch/mz2601

                                                                                                                                       Hochschule Luzern 3 | 2017 17
DOSSIER: DRANBLEIBEN

 Chefsessel: Von der Euphorie
      zur Ernüchterung
           Noch nie waren so viele Frauen in der Schweiz so gut ausgebildet wie heute.
 Trotzdem stagniert ihr Anteil in Führungspositionen. Wie eine Studie der Hochschule Luzern
   zeigt, ist der berufliche Aufstieg für Frauen mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden.

         Es wäre fast zum Lachen, wenn es      Zufriedenheitsfaktoren eruieren Für
nicht nachdenklich stimmen würde: Es           die Studie wurden Daten von über 5’000
gibt Unternehmensvorstände, in denen           Personen aus dem Schweizer Haushalts-
sind mehr «Peter» vertreten als Frauen. Der    Panel (SHP) von 2000 bis 2015 ausgewertet,
Frauenanteil in Führungspositionen in der      eine wissenschaftliche und repräsentative
Schweiz ist heute mit 36 Prozent in etwa       Langzeitstudie. Darunter finden sich 20
so gross wie vor zehn Jahren. Trotz der vie-   Prozent der Männer und 10 Prozent der
len gut ausgebildeten Frauen – sie stellen     Frauen mit Führungsfunktionen. Für die
die Mehrheit der Hochschulabsolventen          Studie der Hochschule Luzern wurden
– und trotz jahrelanger Diskussionen um        weitere Faktoren, welche die Zufrieden-
Frauenquoten.                                  heit beeinflussen können, wie Gesundheit,
     Einen Grund dafür zeigt die Studie        Partnerschaft oder Kinder ebenfalls unter-
von Yvonne Seiler Zimmermann und               sucht und mitberücksichtigt.
Gabrielle Wanzenried vom Institut für Fi-
nanzdienstleistungen Zug IFZ des Depar-        Anhaltend traditionelles Rollenver­
tements Wirtschaft: Frauen übernehmen          ständnis Gemäss der Studie ist es nicht
weniger oft Führungspositionen, weil es ihr    so, dass Frauen in Führungspositionen
Wohlbefinden negativ beeinflusst, sprich,      mehr arbeiten oder bei ihrer Arbeit grös-
sie weniger glücklich macht. «Zwar macht       serem Stress ausgesetzt sind als Männer.
die Übernahme einer Führungsfunktion           Doris Aebi, Personalberaterin in Zürich
Frauen und Männer in der Anfangsphase          und spezialisiert auf die Direktsuche von
erst mal zufriedener», sagt Wanzenried. Die    Schlüsselpositionen im Management,
Chance, mit der neuen Position glücklich zu    führt die Unterschiede hinsichtlich Befin-
werden, ist gemäss der Studie bei Männern      den unter anderem auf das traditionelle
10 und bei Frauen sogar 20 Prozent höher       Rollenverständnis zurück: «Frauen tragen
als bei Nicht-Führungspersonen.                nach wie vor die Hauptverantwortung für
     Wenn jedoch die Arbeit das Privat-        die Familien- und Hausarbeit». Sie sind im
und Familienleben beeinträchtigt, führt        Spagat zwischen Präsenz bei der Arbeit und
dies vor allem bei den Frauen zu Neben-        Verpflichtungen zu Hause. Die Digitalisie-
wirkungen: «Es lässt sich ein signifikant      rung der Arbeitswelt mit flexibleren Zeiten
negativer Einfluss auf ihr allgemeines         und Orten sieht sie als Chance. Auf Unter-
Wohlbefinden nachweisen», so Seiler            nehmensseite muss sich aber ein Menta-
Zimmermann. Dieser Negativ-Effekt ist          litätswandel durchsetzen. Letztlich hät-
um 30 Prozent höher als bei Männern.           ten es die Frauen auch selbst in der Hand.
In der Folge ziehen sich viele Frauen aus      Aebi: «Wollen sie den beruflichen Aufstieg,
einer Führungsposition zurück, oder sie        müssen sie sich – wie die Männer – bei der
antizipieren gedanklich mögliche negative      Familien- und Hausarbeit entlasten und
Effekte und treten diese gar nicht erst an.    Verantwortung verteilen.» Mirjam Aregger

18 Hochschule Luzern 3 | 2017
DOSSIER: DRANBLEIBEN

                                                                                                    Das Netzwerk nutzen
                                                                                                 Die E-Force One AG baut elektrisch angetriebene Lastwagen. Impulse für
                                                                                                ihr Geschäftsmodell bekommt sie von Studierenden der Hochschule Luzern.

                                                                                          «Nur wenn man als kleine Firma
                                                                                  von aussen befruchtet wird, bewegt sich
                                                                                  etwas», sagt Patrick Kiser. Der Chief Ope-
                                                                                  rating Officer der Firma E-Force One AG
                                                                                  nutzt seine Kontakte zur Hochschule Lu-
                                                                                  zern, um das Geschäftsmodell der Firma
                                                                                  überprüfen zu lassen. «Da bekommt man
                                                                                  eine neutrale Sicht. Die Studierenden und
                                                                                  die Dozierenden wollen nicht kaufen oder
                                                                                  verkaufen wie Kunden, Lieferanten oder
                                                                                  andere Partner.» Patrick Kiser hat selbst
                                                                                  in Luzern seinen Bachelor in Maschinen-
                                                                                  technik gemacht und später noch den                    Die E-Force One AG baut an der elektrischen Zukunft von Lastwagen.
                                                                                  MAS Business Excellence hinterherge-
                                                                                  schoben. Die Lkw der E-Force One AG
                                                                                  fahren mittlerweile für Feldschlösschen
                                                                                  und für Coop, die Firma hat derzeit 16        Markt komplett verändert. Wir wussten,          ein Projekt mit dem Departement Technik
                                                                                  Mitarbeiter, das Geschäft läuft gut. Doch     dass auch MAN und Mercedes elektrisch           & Architektur der Hochschule Luzern, in
                                                                                  als Kiser gefragt wurde, ob Studierende im    angetriebene Lkw anbieten wollten», er-         dem die Wärmepumpen der Fahrzeuge
                                                                                  Rahmen eines Bachelor-Moduls die Firma        zählt Kiser. «Die Studierenden haben so-        optimiert werden sollen. Zudem wird
                                                                                  analysieren dürften, sagte er sofort «Ja!».   gar recherchiert, wann die auf den Markt        eine Master-Arbeit über das Unternehmen
                                                                                                                                kommen würden. Ich hätte nicht gedacht,         entstehen. Patrick Kiser hat sein Studium
                                                                                  Mit tollen Ideen punkten Zwanzig              dass ihnen das gelingen würde.»                 in Luzern zwar längst beendet, aber «wir
                                                                                  Studierende des Departements Wirtschaft                                                       nutzen die Kontakte, die wir haben, noch
                                                                                                                                Bereicherung für alle Seiten Auch für
Illustration: Istockphoto; Foto: E -Force One AG; Filmstill: Hochschule Luzer n

                                                                                  nahmen daraufhin ein Semester lang das                                                        immer». Auch für die Rekrutierung: Von
                                                                                  Geschäftsmodell unter die Lupe. Sie bau-      die Studierenden zahlt es sich aus, wenn die    den neun Entwicklern der E-Force One AG
                                                                                  ten die Struktur einer Beratungsfirma auf,    Fragestellungen konkret sind. «Praxispro-       haben acht an der Luzerner Hochschule
                                                                                  bestimmten einen Projektleiter und Ar-        jekte sind für alle Beteiligten ein Gewinn,     studiert.                Valeria Heintges
                                                                                  beitsgruppen, besichtigten den Betrieb,       speziell jedoch für Studierende, die wenig
                                                                                  trafen Abklärungen, führten Interviews.       Praxiserfahrung mitbringen», sagt Bruno
                                                                                  Am Ende präsentierten sie ihre Analysen       Waser, Verantwortlicher der Studienrich-
                                                                                  und Konzepte. «Sie haben sich mit der         tung Bachelor of Science in Business Ad-
                                                                                  nachhaltigen Unternehmensstrategie aus­-      ministration, Value Network & Process Ma-
                                                                                  einandergesetzt und uns eine Lösung           nagement. «Sie tendieren dazu, Aufgaben
                                                                                  präsentiert, die wir nicht auf dem Radar      lehrbuchgetreu umzusetzen. In solchen
                                                                                  hatten. Natürlich wussten wir vieles schon    Projekten lernen sie, dass in der Praxis Pri-
                                                                                  selbst, aber sie haben wichtige Punkte an-    oritäten gesetzt werden müssen und das
                                                                                  gesprochen.» Kiser und die E-Force One        Vorgehen nicht immer 1:1 umgesetzt wer-                    Video zum Projekt
                                                                                  AG waren so beeindruckt, dass sie sich        den kann. Die Rückmeldungen zu solchen                     Wie die Studierenden am
                                                                                  im nächsten Semester für ein Folgepro-        Aufgabestellungen sind immer positiv.»                     Projekt gearbeitet haben,
                                                                                  jekt zur Verfügung stellten. «Innerhalb           Patrick Kiser sieht die E-Force One AG                 zeigt ein Film unter:
                                                                                  eines Jahres hatte sich die Lage auf dem      auf dem richtigen Weg. Zurzeit läuft noch                  www.hslu.ch/mz2602

                                                                                                                                                                                              Hochschule Luzern 3 | 2017 19
DOSSIER: DRANBLEIBEN

                          Gut begleitet
                       vom Studienstart bis
                         zur ersten Stelle
                Vom Traumjob nicht nur träumen, sondern ihn bewusst ansteuern:
        Der Careers Service Club der Hochschule Luzern unterstützt die Studierenden dabei,
                                ihre beruflichen Ziele zu erreichen.

        Mit einem Mausklick können            Zweitsemester erhalten Tipps zu Lern-        erfolgreiche Berufseinsteigerinnen und
Bachelor-Studierende Mitglied beim «Ca­       techniken oder Ratschläge von Kommi-         -einsteiger. Das unter den Hochschulen
reers Service Club» der Hochschule Luzern     litoninnen und Kommilitonen für das er-      einmalige Angebot befindet sich im Auf-
werden. Was ihnen das bringen soll, for-      folgreiche Bestehen der Assessmentstufe.     bau. Wer dem Club beitreten möchte, sollte
mulieren die Verantwortlichen, Alexandra      Für fortgeschrittenere Semester steht der    Interesse sowieso ein wenig Engagement
Richter und Thomas Fosco, ganz dezidiert:     Aufbau eines Netzwerks im Vordergrund,       mitbringen und zudem bereit sein, an klei-
«Wir machen Sie flügge», heisst es auf der    das ideale Thema für die Bachelor-Arbeit     neren Umfragen zum Thema Studium und
Website. Die Frage nach den beruflichen                                                    Beruf teilzunehmen. Dazu Fosco: «Der Club
Zielen, nach dem Traumjob, muss jeder                                                      soll schliesslich immer besser werden.» 
für sich beantworten, aber auf dem Weg           «Für den Traumjob kann                                        Eva Schümperli-Keller
dazu gibt es Unterstützung von Profis.             man schon während
    Die Studierenden hätten sich oft erst         des Studiums wichtige                    Weitere Informationen unter:
gegen Ende des Studiums bei ihrem Team            Pluspunkte sammeln.»                     www.hslu.ch/careersclub
gemeldet, vor allem für eine Prüfung der                  Alexandra Richter,
Bewerbungsunterlagen, erzählt Alexandra              Leiterin des Careers Service
Richter, Leiterin des Careers Service. «Für                                                    Für Aufgeweckte:
den Traumjob kann man aber schon wäh-                                                          Lange Nacht der Karriere 2017
rend des Studiums wichtige Pluspunkte         oder die Stellensuche. Zudem haben               Die «Lange Nacht der Karriere» geht
sammeln, zum Beispiel mit passenden           Club-Mitglieder Gelegenheit, Ehemalige           am 16. November 2017 in die
Projektarbeiten oder Themen für die           der Hochschule Luzern kennenzulernen,            vierte Runde. Das Thema beim
Bachelor-Arbeit.» So entstand die Idee,       die für sie interessante Berufe ausüben.         Anlass: die eigenen Fähigkeiten
die Studentinnen und Studenten schon          Club-Mitglied Manuel Unternährer stu-            testen, Arbeitgeber (von einer an­
zu einem frühen Zeitpunkt in ihrer Aus-       diert Wirtschaftsinformatik im dritten           deren Seite) kennenlernen, neue
bildung zu bewussten Entscheidungen           Semester und traf Alumnus Patrick Tresch         Kontakte knüpfen und zusammen
im Hinblick auf ihren späteren Berufs­        von der APP Unternehmensberatung. «Es            feiern. Dieses Jahr können Berufs­
einstieg zu ermuntern.                        hat mich interessiert, was ein IT-Berater        einsteiger/innen u.a. folgende
                                              so macht», sagt Unternährer. «Ob es mein         Formate besuchen: Work-Shopping,
Motiviert im Studium, erfolgreich auf         Traumberuf ist, kann ich noch nicht sagen,       4 x15 Talks, Outfit- und CV-Screening,
dem Jobmarkt Das Resultat: Die Grün-          aber ich werde darauf achten, dass ich mir       Photobooth, Social Media Check
dung des Careers Service Club vor einem       dieses Berufsziel erreichbar halte und die       und Career Speed-Dating.
Jahr. Zurzeit zählt er rund 70 Mitglieder.    Module entsprechend auswähle.»                   Detaillierte Informationen
Die Angebote des Clubs sind auf den               Das Ziel des Clubs, erklärt Thomas           zum Programm gibt es unter:
Studienfortgang abgestimmt. Erst- und         Fosco, seien motivierte Studierende und          www.lndk.ch

20 Hochschule Luzern 3 | 2017
Informieren Sie sich.

          Machen Sie
          Ihren Weg –
          mit einem Bachelor- oder Master-Studium
          an der Hochschule Luzern
          www.hslu.ch/bachelor
          www.hslu.ch/master

       Flyer nicht mehr vorhanden? Schreiben Sie eine E-Mail
       mit Ihrer Adresse an info@hslu.ch. Wir liefern ihn nach.
DOSSIER: DRANBLEIBEN

 «Wir liegen selten tagelang in
   der Pampa und warten»
                   Tierfilmer, Biologe, Moderator: Andreas Moser ist seit bald 30 Jahren
                     verantwortlich für die SRF-Sendung «Netz Natur». Ein Gespräch
                           über Wölfe, Veganer und das Zeitalter des «Egozäns».

Welches sind die wichtigsten Eigen­            es Scharen von Krähen. Doch sobald wir        wenn die Regenwürmer zu den wich-
schaften, die Sie für Ihre Arbeit              unser Equipment in Position brachten,         tigsten Tieren im Land gehören, dann
mitbringen müssen?                             flogen sie davon. Sie merkten auf 500 Me-     fühlen wir uns – unabhängig von ihrer
Intuition ist sehr wichtig – als Filmer muss   tern Entfernung, dass wir sie in den Fokus    optischen Attraktivität – verpflichtet, das
ich wissen, wann ich mich einem Tier nä-       nahmen, das schätzten sie gar nicht. Es hat   zu thematisieren. Wir haben einen Infor-
hern kann und wann es gefährlich werden        viel Geduld erfordert, bis sie sich an uns    mationsauftrag.
könnte. Als Biologe versuche ich, mich in      gewöhnt und realisiert hatten, dass von
das Tier hineinzuversetzen und gleich-         uns keine Gefahr ausgeht.                     Sie greifen auch kontroverse Themen
zeitig eine nüchterne Distanz zu wahren.                                                     auf …
Und wenn es darum geht, den Zuschauern         Seit 1989 moderieren Sie die Sendung          Klar. Was in der Gesellschaft für Diskussi-
Erkenntnisse zu vermitteln, muss ich gut       «Netz Natur». Wie gelingt es Ihnen,           onen sorgt, nehmen wir auf. Der Mensch
verständlich formulieren und auch mal          Zuschauer über so lange Zeit hinweg           steht ja mit vielen Tierarten in einem an-
ein Überraschungsmoment inszenieren.           zu faszinieren?                               gespannten Verhältnis: Fischer ärgern sich
Mindestens 60 Prozent der Aufmerksam-          Tatsächlich schauen heute Eltern mit ih-      über Kormorane, Autofahrer über Marder,
keit sind beim Publikum allein durch das       ren Kindern die Sendung, die früher selbst    die Dichtungen zerbeissen … Unsere Mo-
Bild absorbiert.                               als Kinder vor dem Bildschirm sassen. Es      tivation ist es, auch den Blickwinkel der
                                               gibt technisches Wissen, neue Entwick-        anderen Arten zu zeigen, und zwar auf der
Ausdauer oder Geduld spielen keine             lungen, die man integrieren muss, etwa        Grundlage ihrer Natur, ihrer kognitiven
Rolle?                                         Makroaufnahmen mit Minikameras, Auf-
Sicher, aber es kursieren etwas romantisie-    nahmen mit Infrarotkameras, Drohnen
rende Vorstellungen über unsere Arbeit.        usw., das gehört zum Handwerk. Aber
Wir liegen selten tagelang in der Pampa        letztlich geht es vor allem um Glaubwür-          Zur Person
und warten, bis ein Tier seinen Kopf her-      digkeit und darum, Geschichten packend            Andreas Moser, geboren 1956,
ausstreckt, das können wir uns finanziell      zu erzählen.                                      studierte Biologie an der Universität
meist gar nicht leisten. Wir greifen auf                                                         Basel. Er war am Schweizerischen
ein riesiges Netzwerk zurück, auf Spezi-       Woher haben Sie dieses Talent?                    Tropeninstitut für die Haltung tro-
alisten, die uns helfen, zur richtigen Zeit    Von meinem Grossvater. Wenn wir als               pischer Gifttiere verantwortlich und
am richtigen Ort zu sein. Da sind neben        Kinder mit ihm im Basler «Zolli» waren            baute seine Tätigkeit als Wissen-
Kenntnissen über die Tiere vor allem auch      – und das waren wir oft –, hat er sich aus        schaftsjournalist sukzessive aus. Über
­Organisationstalent und Verhandlungsge-       dem Stegreif Geschichten zu den Tieren            die Sendung «Karussel» gelangte
 schick gefragt.                               ausgedacht.                                       er zum Schweizer Fernsehen. Danach
                                                                                                 trat er in die dortige Wissenschafts-
Welche Tierart hat Ihre Geduld beson­          Nach welchen Kriterien suchen Sie                 redaktion ein, die 1988 das Konzept
ders strapaziert?                              Themen für die Sendung aus?                       für «Netz Natur» entwickelte.
Das hat mich selbst überrascht: Krähen.        Marktanalysen, was Zuschauer sehen wol-           Seit 1989 moderiert Moser die
Wir hatten uns das einfach vorgestellt, in     len, machen wir nicht. Wir versuchen,             Sendung. Für seine Arbeit erhielt er
direkter Nachbarschaft zum Studio gibt         relevante Themen zu vermitteln: Und               mehrere Preise.

22 Hochschule Luzern 3 | 2017
Sie können auch lesen