Wille, Lust und Ausdauer - Hochschule Luzern Das Magazin
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Hochschule Luzern OKTOBER 2017 Das Magazin FAMILIENBANDE Erfolgsrezepte Schweizer Traditions- unternehmen INTERVIEW «Netz Natur»-Mann Andreas Moser über Wölfe und Veganer ABGEDREHT 360°-Filme im Fokus DRANBLEIBEN Wille, Lust und Ausdauer
EXPEDITION SPITZBERGEN Eine Reise mit Experten an Bord der HANSEATIC 29. Juni bis 8. Juli 2018 Umrunden Sie an Bord der HANSEATIC Spitzbergen – wilde, raue Inselschönheit und Lebensraum für eine fas- zinierende Tierwelt. Das Schiff ist klein und wendig, die erfahrene Crew reagiert spontan und dreht bei, um Ihnen unvergessliche Tierbeobachtungen zu ermöglichen. In dieser Gegend stehen die Chancen gut, Eisbären zu sichten. Abgerundet wird diese eindrückliche Reise durch hochkarätige Vorträge unserer Experten. Unsere Experten Birgit Lutz Thomas Bucheli Reto Brennwald Für Buchungen und Informationen: www.background.ch/spitzbergen Neuengasse 30, 3001 Bern, Tel. 031 313 00 22, info@background.ch, www.background.ch
RUBRIK 3 / 17 Konstanter Die Hochschule Luzern ist eine von sieben als die Zeit öffentlich-rechtlichen Fachhochschulen der Schweiz. Sie wurde 1997 gegründet und wird vom Konkordat der sechs Zentralschweizer Dranbleiben: In einer Zeit, in der Veränderun Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Obwalden, Nidwalden und Zug getragen. gen einem immer kürzeren Rhythmus folgen, in der halb drohend, halb verheissungsvoll von der disrupti Die Hochschule Luzern besteht aus folgenden sechs Departementen: ven Kraft der Digitalisierung die Rede ist, klingt das Technik & Architektur (Horw und Hergiswil NW) nach einem Erfolgsrezept von vorgestern. Was heute Innovation – seit mehr als zählt, ist Geschwindigkeit, Agilität, Kreativität, Experi einem halben Jahrhundert mentierlust. Und doch, wer nicht wenigstens ein Min Wirtschaft (Luzern und Zug) In der Zentralschweiz destmass an Ausdauer zeigt, dranbleibt, unbeirrt von verankert – international ausgerichtet Rückschlägen, der wird kaum Erfolg haben. Informatik (Rotkreuz) Zwei Forscherinnen der Hochschule Luzern woll Das grösste Informatik-Bildungsangebot unter einem Dach ten wissen, wie es Schweizer Familienunternehmen ge lungen ist, Generationen, ja Jahrhunderte zu über Soziale Arbeit (Luzern) Innovativ und praxisnah am Puls dauern. Die Wissenschaftlerinnen konstatierten bei den der sozialen Themen erfolgreichen Familienunternehmen eine enorme Be Design & Kunst (Luzern und Emmenbrücke) weglichkeit hinsichtlich ihrer Geschäftsmodelle und ih Der Ort für Kreativität und Innovation rer Produkte. Gleichzeitig entdeckten sie eine grosse Musik (Luzern) Integrale Musikausbildung Kontinuität in Bezug auf ihre Werte. Ihre DNA ist weni in der Musikstadt Luzern ger davon geprägt, was sie machen, sondern vielmehr davon, wer sie sind und wie sie etwas machen. Ein stabiles Selbstverständnis als fester Kern, von dem aus sie sich auf neues Terrain wagen – das machen IMPRESSUM Herausgeberin: Hochschule Familienunternehmen mit mehr Risikobereitschaft und Luzern, Werftestrasse 4, Postfach 2969, mit längerem Atem als viele andere Betriebe. Frei von 6002 Luzern Redaktion Hochschule Luzern: Sigrid Cariola (Chefredaktorin), Simone Busch, kurzfristigen Renditeerwartungen, leisten sie es sich, an Valeria Heintges, Senta van de Weetering, Mirjam Aregger, Eva Schümperli-Keller, Zielen ausserhalb des bekannten Horizonts dranzublei Martin Zimmermann E-Mail: redaktion- ben. Tradition bedeutet für sie, eine Haltung zu haben magazin@hslu.ch Konzept / Realisierung / Lithos: Partner & Partner, Winterthur; und nicht um jeden Preis am Alten festzuhalten. open up, Zürich Inserate: print-ad kretz gmbh, T: 044 924 20 70, stefanie.kretz@kretzgmbh.ch Abo-Bestellung oder -Änderung: abo- magazin@hslu.ch Druck: Druckerei Odermatt, Dallenwil Gesamtauflage: 40’000 Exemplare Erscheinungsweise: 3x jährlich Dieses Magazin ist auf FSC-zertifiziertem Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft gedruckt. Foto: Pr iska Ketterer www.facebook.com / hslu.ch twitter.com / hslu www.hslu.ch / magazin Sigrid Cariola, Chefredaktorin Hochschule Luzern 3 | 2017 3
keep on goin' Dorfplatz 2 • CH-6383 Dallenwil • Fon +41 (0)41 629 79 00 Fax +41 (0)41 629 79 01 • info@dod.ch • www.dod.ch
3 / 17 Inhalt DOSSIER: DRANBLEIBEN RUBRIKEN 06 SPEKTRUM 27 PLÄDOYER 44 AGENDA 46 ABSOLVENT THEMEN 29 SELBSTHILFE Von wegen Plauderrunde 30 360°-FILME Voll im Film 34 KINDERBEFRAGUNG Kinder richtig zu befragen, kann man lernen 36 3D-SCAN Es bleibt in der Familie 12 22 «Wir liegen selten tagelang in Auftrag: Kunst kopieren Schweizer Familienunternehmen der Pampa und warten» zwischen Bewahren und Schon seit 30 Jahren widmet sich 39 TRANS.SAFE Erneuern – eine Spurensuche. Andreas Moser in «Netz Natur» Stress messen, den Tieren. Eine Leidenschaft. um Stress abzubauen 16 Anpacken, wo der Schuh drückt Zum Greifen schön 25 40 ALPHORN UND JODELN Hochwertige Schuhe zu fairen Das Departement Design & Kunst Musikalisches Erbe Preisen und Löhnen – eine Master- beschenkt sich zum 140. Geburts- Absolventin zeigt, wie es geht. tag mit einem Musterbuch. 18 Chefsessel: Von der Euphorie 26 Wo bleiben Sie dran? zur Ernüchterung Drei Angehörige der Hochschule Führungspositionen sind für Luzern verraten, was sie Frauen immer noch mit Risiken zum Weitermachen motiviert. und Nebenwirkungen verbunden. 19 Das Netzwerk nutzen Das Geschäftsmodell stetig ver- bessern – die E-Force One AG tut es mithilfe von Studierenden. Titelillustration: Ruth Sternstunden. Hochschule Luzern OKTOBER 2017 In jeder Jahreszeit. Das Magazin Cortinas schloss 2014 das Bachelor-Studium in Gut begleitet vom Studienstart Bei Ihrem Mercedes-Benz, AMG und smart Partner in Luzern, Sursee und Ennetbürgen. 20 A-Klasse «Night Star»-Sondermodell. C-Klasse Kombi «Swiss Star»-Sondermodell. GLA «Swiss Star»-Sondermodell. Illustration Fiction an Leasing ab Leasing ab Leasing ab 199.– 1 289.– 2 299.– 3 bis zur ersten Stelle Vier gewinnt. In über 100 Modellen mit 4MATIC. Fahren Sie, wohin Ihr Herz Sie führt – der 4MATIC Allradantrieb von Mercedes-Benz sorgt dafür, dass Sie jedes Ziel erreichen. Denn das Elektronische Stabilitätsprogramm ESP, die Antriebsschlupfregelung ASR und das Elektronische Traktions-System 4ETS arbeiten intelligent und hocheffizient zusammen. Sportlich-agil und mit bestmöglicher Traktion haben Sie so auf jedem Terrain alles zu 100 % unter Kontrolle. FAMILIENBANDE Erfolgsrezepte Schweizer Traditions- der Hochschule Luzern ab. Der Careers Service Club hilft, Sie lebt und arbeitet unternehmen 42 POWER ALLIANCE INTERVIEW «Netz Natur»-Mann Andreas Moser über Wölfe und Veganer ABGEDREHT als freischaffende Illus Smarte Zahlenspiele für sich seinem Traumjob Schritt für 360°-Filme im Fokus DRANBLEIBEN Wille, Lust und Ausdauer tratorin in Zürich. das Stromnetz der Zukunft Schritt zu nähern. LUZERN · Spitalstrasse 8 · T 041 429 04 39 · merbagretail.ch/luzern www.ruthcortinas.ch SURSEE · Sandgruebestrasse 2 · T 041 926 60 60 · merbagretail.ch/sursee ENNETBÜRGEN · Herdern 6 · T 041 624 49 00 · merbagretail.ch/ennetbuergen 1 Beispiel A 180 «Night Star», 1595 cm3, 122 PS (90 kW), Barkaufpreis: CHF 29 892.– (Fahrzeugwert CHF 38 740.– abzüglich CHF 8848.– Preisvorteil). 5,7 l/100 km, 134 g CO2/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 134 g CO2/km), CO2-Emissionen aus Treibstoff - und/oder Strombereitstellung: 29 g/ km, Energieeffizienz-Kategorie: E. Leasingbeispiel: Laufzeit: 48 Monate, Laufleistung: 10 000 km/Jahr, eff. Jahreszinssatz: 1,92 %, 1. grosse Rate: CHF 7050.–, Leasingrate ab dem 2. Monat: CHF 199.–. Exklusive Ratenabsicherung PPI. Angebot gültig bis 31.12.2017. Immatrikulation bis 31.03.2018. 2 C 220 d 4MATIC Kombi «Swiss Star», 2143 cm3, 170 PS (125 kW), Barkaufpreis: CHF 43 992.– (Fahrzeugwert CHF 57 835.– abzüglich CHF 13 843.– Preisvorteil). 4,7 l/100 km (Benzinäquivalent: 5,3 l/100 km), 124 g CO2/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 134 g CO2/km), CO2-Emissionen aus Treibstoff - und/oder Strombereitstellung: 20 g/km, Energieeffizienz-Kategorie: C. Leasingbeispiel: Laufzeit: 48 Monate, Laufleistung: 10 000 km/Jahr, eff. Jahreszinssatz: 1,92 %, 1. grosse Rate: CHF 10 550.–, Leasingrate ab dem 2. Monat: CHF 289.–. (Das abgebildete Modell kann vom Angebot abweichen.) Angebot gültig bis 31.12.2017. Immatrikulation bis 31.03.2018. 3 C 250 d 4MATIC Limousine «Swiss Star», 2143 cm3, 204 PS (150 kW), Barkaufpreis: CHF 44 086.– (Fahrzeugwert CHF 57 935.– abzüglich CHF 13 849.– Preisvorteil). 4,6 l/100 km (Benzinäquivalent: 5,2 l/100 km), 122 g CO2/km (Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 134 g CO2/km), CO2-Emissionen aus Treibstoff - und/oder Strombereitstellung: 20 g/km, Energieeffizienz-Kategorie: B. Leasingbeispiel: Laufzeit: 48 Monate, Laufleistung: 10 000 km/Jahr, eff. Jahreszinssatz: 1,92 %, 1. grosse Rate: CHF 10 150.–, Leasingrate ab dem 2. Monat: CHF 299.–. (Das abgebildete Modell kann vom Angebot abweichen.) Angebot gültig bis 31.12.2017. Immatrikulation bis 31.03.2018. Eine Kreditvergabe ist verboten, falls diese zu einer Überschuldung des Leasingnehmers führen kann. Unverbindliche Preisempfehlungen. Durchschnitt aller verkauften Neuwagen: 134 g CO2/ km. Leasingangebote: Exklusive Ratenabsicherung PPI. Ein Angebot der Mercedes-Benz Financial Services Schweiz AG. Vollkaskoversicherung obligatorisch. Alle Preise in CHF und inkl. MWST. Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Ennetbürgen nur Aftersales. Mehr Informationen auf unserer Webseite. 1709_MUG_Inserat_SoMo_4MATIC_200x273_RZ.indd 1 05.09.2017 14:06:39 Hochschule Luzern 3 | 2017 5
SPEKTRUM Design Preis Schweiz: Simon Barmettler Geo-Apps und leuchtende Textilien erleichtert Marroni- Fans den Genuss Marroni, die sich nur schwer schälen lassen – damit ist bald Schluss: Simon Barmettler hat in seiner Bachelor-Arbeit die Klemm vorrichtung für eine Marroni-Schneidema schine entwickelt. Sie soll bei einem Luzer- ner Marroniverkäufer zum Einsatz kommen und die Schnittqualität deutlich erhöhen. Studienkolleginnen und -kollegen tüftelten Lorem ipsum 2 Zeiler an der Maschine mit; Barmettler war Lorem ipsum 2 Zeiler zuständig für das korrekte Ausrichten und Festklemmen der Marroni vor dem Schnitt, der zwischen Triebspitze und Wurzelboden mittig über den Kastanienrücken führen soll. «Die unterschiedlichen Grössen und Formen der Früchte waren eine Heraus forderung», erzählt der frischgebackene Maschineningenieur, den es in der Freizeit in die Berge zieht. Von den Marroni wech- selt er nun zu den Kaffeebohnen: In seinem ersten Job nach dem Studium entwickelt er Kaffeevollautomaten. Eine neue Studierendengeneration arbeitet unter dessen weiter an der Schneidemaschine. Im übernächsten Winter soll der Prototyp die Attraktion am Marronistand sein. Eine App für geologische Informationen, «greifbare» Mode und LED-Lichter in Textilien – drei Projekte der Hochschule Luzern sind für den Design Preis Schweiz nominiert. Gleich drei Projekte des Departements stücke zu kreieren oder Vorhänge, die Design & Kunst der Hochschule Luzern ihre Farbmuster dem Tageslicht anpas- wurden dieses Jahr für den renommierten sen. Beide Projekte wurden für den Preis Design Preis Schweiz nominiert: Samuel in der Kategorie Research vorgeschlagen. Frei und Axel Vogelsang erforschten Für ihre Bachelor-Arbeit «Begreif- im Projekt ALE, wie sich geologische bar» entwickelte Textildesign-Absolven- Informationen über das UNESCO-Welt- tin Selina Peyer Kleidungsstücke, die kulturerbe Tektonikarena Sardona vor sich durch ihre besondere Haptik auch Ort in der Natur auf mobilen Geräten an Sehbehinderte richten. Die Aargau- vermitteln lassen. Die Ergebnisse flossen erin verfügt selbst nur über ein einge- in die Entwicklung einer Smartphone- schränktes Sehvermögen. «Begreifbar» App ein. Im Projekt «e-Broidery 2.0» wurde für den «Rado Star Prize Swit- haben Isabel Rosa Müggler Zumstein zerland for Young Talents» nominiert. und ihr Team farbige LED-Lichter in Der Design Preis Schweiz wird am Simon Barmettler tüftelte für seine Bachelor- Textilien verwoben. Dies erlaubt Textil- 3. November 2017 in Langenthal BE Arbeit an einer Marroni-Schneidemaschine. Designern, mit Licht zu arbeiten und verliehen. beispielsweise leuchtende Kleidungs- www.designpreis.ch 6 Hochschule Luzern 3 | 2017
SPEKTRUM Bessere Sitzungszimmer, bessere Resultate Bis zu fünfzehn Stunden verbringen Büro- Stühle sowie ovale Tische nachgefragt. Ge- Amstutz. Die beiden Wirtschaftspartner mitarbeitende im Durchschnitt jede Woche nerell zeigen die Resultate aber: Das Ge- der Studie, die Bürospezialisten Lista Office in Sitzungszimmern. Ein von der Kommis- wohnte setzt sich durch. «Das kann auch LO und Girsberger, nutzen die Erkenntnisse sion für Technologie und Innovation (KTI) daran liegen, dass viele nichts anderes ken- nun zur Entwicklung neuer Ausstattungs- unterstütztes Projekt der Hochschule Lu- nen und sich nicht recht vorstellen können, elemente für Sitzungszimmer. zern zeigt Zusammenhänge von Raumqua- wie es anders und besser sein könnte», so www.hslu.ch/cctp lität, Ausstattung und Sitzungsergebnissen auf und fragt, wie Meetingräume gestaltet sein müssten. Ein Fünftel der Befragten ist «ziemlich bis ausserordentlich unzufrieden» mit den Sitzungszimmern. «Dies sollte zu denken geben», sagt Projektleiterin Sibylla Amstutz. Denn die Studie zeige auch auf, dass nach subjektiver Einschätzung der Befragten in besseren Sitzungszimmern bessere Resultate erzielt werden. Wichtig seien vor allem eine gute Luftqualität, ein angenehmes Licht und eine akustische Ab- trennung vom Rest der Büros. Geht es um die Raumstimmung, werden helle Farben und natürliche Materialien bevorzugt im Gegensatz zu einem transparenten oder metallischen Stil. Bei der Ausstattung werden gepolsterte und höhenverstellbare Helle Farben und gutes Licht: So könnte der optimale Sitzungsraum aussehen. Hören Sie gerne klassische Musik? Fotos: Hochschule Luzer n, Forster Rohner Textile Innovations, zVg, T hinkstock Photos Ihre Meinung interessiert uns. Im Zeitalter von Amazon, YouTube und Spo- tify steht eine nahezu unbegrenzte Auswahl an Musik zur Verfügung. Wie entscheiden wir, was wir hören wollen, und wodurch wird unsere Meinung über klassische Musik beeinflusst? Diesen Fragen geht die Hochschule Luzern in einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der Universität Sheffield (UK) auf den Grund. Für die Online-Umfrage werden noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht. www.hslu.ch/reviewimpact Hochschule Luzern 3 | 2017 7
SPEKTRUM Innovationspark Zentralschweiz: Standort Rotkreuz Der Verein Innovationspark Zentral schweiz entschied Ende August, die De- tailplanung für den künftigen Innovati- onspark Zentralschweiz auf den Standort Suurstoffi in Rotkreuz auszurichten. Dort betreibt der Verein bereits seit einigen Monaten sein Provisorium. Nach derzei- tiger Planung wird der Innovationspark Zentralschweiz im Januar 2019 definitiv in Betrieb gehen. Hier sollen Ideen und Innovationen rund um das Schwerpunkt- thema «Building Excellence» gefördert wer- den. Der Hochschule Luzern ist die Rolle als «Main Academic Research Partner» zugedacht – sie vereinigt sowohl Kom- petenzen in der Informatik und der Ge- bäudetechnik als auch in der Architektur und im Immobilienmanagement. www.building-excellence.ch 14’529 Diplome Ihr IT Systemintegrator für Cloud Die Hochschule Luzern feiert Services, DataCenter- und Infor- heuer ihr 20-Jahr-Jubiläum. mation Management-Lösungen Sie wurde 1997 als eine der ersten Fachhochschulen der Schweiz – seit 1988 gegründet. Die ersten 223 FH- Diplome konnten 2000 verliehen werden. 2016 waren es 1’414. Bis heute konnten 14’529 Männer und Frauen ihr Studium absolvieren und die Hochschule Luzern mit einem Diplom in der WWW.INFONIQA.CH Tasche verlassen. 8 Hochschule Luzern 3 | 2017
SPEKTRUM Ramon Spahr Patientendossiers vor Hackern schützen 1 2 Schweizerinnen und Schweizer haben seit April 2017 die Möglichkeit, elektronische Kontaktloses Achszählen: Patientendossiers anzulegen, auf die sie 1 Fahrzeugprofil- und Typ- und ihre Ärzte von überallher Zugriff erkennung mit Laserscanner haben. Der erleichterte Zugang ist nicht 2 Achserkennung mit Kamera ganz frei von Risiken: «Hacker könnten die sensiblen Daten stehlen», sagt Software- Genauer Achsen zählen Ingenieur Ramon Spahr. In seiner Master- Arbeit hat der 30-Jährige deshalb eine sogenannte kryptografische Zugriffskont Eine Messgenauigkeit von mindestens die Verkehrsüberwachung vor allem rolle für die Dossiers entwickelt. Die Daten 98 Prozent – so hiess zu Beginn das Ziel Videokameras eingesetzt. Dann ging sind dabei online immer in verschlüsselter des Projekts «Kontaktlose Achserfas- die Tendenz lange hin zu Laser, weil Form gespeichert. «Nur die Patienten sung für die Verkehrsüberwachung». diese robuster waren. Wir haben nun selbst oder berechtigte Personen dürfen Foto: André Bolliger, zVg; Illustration: Par tner & Par tner / Istockphoto Die 98 Prozent beziehen sich auf die die Vorteile beider Systeme kombiniert», die Dossiers nach dem Herunterladen Messung der Anzahl Achsen von Last- sagt Projektleiter Klaus Zahn. Das auf dem Handy oder Computer entschlüs wagen, die für viele Länder die Grund- Zusammenfügen der Bilder erfordert seln», erläutert Spahr. So entscheiden lage für die Höhe der Strassengebühr allerdings vom Prozessor eine hohe Re- allein sie darüber, wer die Daten einsehen ist. Die Kommission für Technologie chenleistung in sehr kurzer Zeit. Durch darf, und die Dossiers bleiben auch bei und Innovation (KTI) unterstützte das ein Herunterskalieren der Algorithmen einem Hackerangriff auf die Online-Netz Projekt des Kompetenzzentrums Intel- gelang es Klaus Zahns Team, der SICK werke sicher. Übrigens: Spahr gehört zu ligent Sensors and Networks und des System Engineering AG eine Software den ersten Absolventen des 2016 gegrün Systemanbieters SICK System Enginee- zu übergeben, die sich mit geringem deten Departements Informatik. Der aus ring AG. Das Ergebnis überbietet das Aufwand in die bestehenden Systeme Worb stammende Berner, der seine Freizeit ursprüngliche Genauigkeitsziel sogar. einbauen lässt, mit den Umgebungsbe- am liebsten auf Reisen oder in den Bergen Die höhere Genauigkeit wird durch dingungen auf der Strasse klarkommt verbringt, konnte sein Diplom in Master of eine Kombination von Laser- und Vi- und die das kontaktlose Achszählen für Science in Engineering, Schwerpunkt ICT, deokamera erreicht, deren Daten zu die Kunden genauer macht. zusammen mit 98 weiteren Absolventin einem Gesamtbild zusammengefügt nen und Absolventen entgegennehmen. werden. «Ursprünglich wurden für www.hslu.ch/iimsn www.hslu.ch/informatik Hochschule Luzern 3 | 2017 9
DOSSIER: DRANBLEIBEN Wille, Lust und Ausdauer Sich nicht mit dem Status quo zu frieden geben – die Leidenschaft für eine ganz bestimmte Sache vereint die Pro- tagonisten dieses Dossiers. Die einen hin terfragen Gewohnheiten oder probieren neue Kanäle aus. Andere wiederum setzen für Neues auf bewährte Partner schaften. Für das gesteckte Ziel gilt: Steter Tropfen höhlt den Stein. Dranbleiben, auch wenn es mal nicht so rund läuft, ist Illustration: Ruth Cor tinas dabei keine blosse Floskel. Trotzdem weiter machen, lautet das Grundprinzip, das allem zugrunde liegt. Denn die Lösung liegt irgendwo da draussen und wartet darauf, entdeckt zu werden. Hochschule Luzern 3 | 2017 11
DOSSIER: DRANBLEIBEN Die Schweizer Gastfreundschaft ist besser als ihr Ruf. Im Bild: Ein Gästebegleiter der Stanserhorn-Bahn, die ihre Mitarbeitenden bewusst im Umgang mit Gästen schult. Pfeiler der Schweizer Wirtschaft: Familienunternehmen wie die Trisa AG sorgen seit Jahrhunderten für Arbeitsplätze. Es bleibt in der Familie Viele bekannte Schweizer Familienunternehmen können sich seit Jahrhunderten auf dem Markt behaupten. Forscherinnen der Hochschule Luzern haben untersucht, wie die Familienunternehmen es schaffen, so lange im Spannungsfeld zwischen Innovation und Tradition zu überleben. Schweizer Familienunternehmen weitergegeben und sind auch Jahrhun- ins Unternehmen ein; 1955 zieht das Un- beschäftigen 60 Prozent aller Arbeitskräfte derte nach ihrer Gründung noch immer in ternehmen nach Dietikon; und 2013 wird und erwirtschaften zwei Drittel des Brut- Familienbesitz. Im Handelsunternehmen zum 250-Jahr-Jubiläum ein rauschendes toinlandproduktes; auch weltweit sind Pestalozzi etwa ist bereits die neunte Ge- Fest gefeiert. Wie schafft es eine Familie, Familienunternehmen die Pfeiler der Wirt- neration am Ruder: 1763 gründete Johann so lange ein Unternehmen zu führen, die schaft. Viele bekannte Traditionsunterneh- Heinrich Wiser nahe der Kirche St. Peter in geeigneten Nachfolger zu finden sowie men wie Victorinox, Kambly oder Bernina Zürich einen Eisenhandel; 1850 tritt mit den richtigen Riecher für den Markt zu werden von Generation zu Generation einem Schwiegersohn der erste Pestalozzi haben, dass es sich vom kleinen Eisenhan- 12 Hochschule Luzern 3 | 2017
DOSSIER: DRANBLEIBEN del zum spezialisierten Unternehmen in Firmen oft nur noch wenig mit dem der der 250-Jahr-Jubiläumsschrift der Pesta- Sachen Haus- und Stahltechnik, Logistik Gründer zu tun: Etwa der Grossbetrieb der lozzi-Gruppe. «Gerade unter diesem Ge- und Gebäudehülle wandelte? Kambly AG mit der Bäckerei von 1906, die sichtspunkt haben grosse internationale Diese Fragen haben Claudia Astrachan Trisa AG mit der Bürstenfabrik von 1887 Konzerne keine grossen Vorteile – oftmals und Sylvie Scherrer vom Institut für Be- oder Victorinox mit der Messerschmiede sogar eher Nachteile.» Die Familienun- triebs- und Regionalökonomie IBR der von 1884. ternehmen sind zudem sehr stark mit Hochschule Luzern untersucht. Ihr Bericht ihrer Region verwurzelt – zum Nutzen «Langlebige Unternehmerfamilien – überle- Die lernende Familie Wie aber schafft beider Seiten. Das zeigt ein Blick in die bensfähige Familienunternehmen. Worauf man es, in einer Familie zukunftsorientiert Geschichte von Victorinox: Die Messer- über Generationen erfolgreiche Unterneh- zu bleiben? Ihre Ergebnisse fassen die For- schmiede wurde 1884 nicht in erster Linie merfamilien achten» beinhaltet sehr kon- scherinnen in drei Kapiteln zusammen. gegründet, um möglichst viele Sackmes- krete Ergebnisse sowie neun Handlungs- Das erste ist «Die lernende Familie»: «Diese ser zu verkaufen. Vielmehr gründete Karl empfehlungen, die von «Stärken Sie den Familie meistert den Balanceakt zwischen Elsener seinen Handwerksbetrieb, um der Familienzusammenhalt» über «Keine Angst Stabilität und Veränderung. Sie ehrt zwar starken Abwanderung aus dem Schwyzer vor Konflikten» bis hin zu «Die Familie hat die Vergangenheit, scheut sich aber nicht Talkessel entgegenzuwirken. Konsequen- eine Bringschuld» reichen. Die Studie, für davor, zum Wohle des Unternehmens terweise entschied sich im Jahr 2000 die die sie 13 erfolgreiche Schweizer Unter- und der Familie mit Traditionen zu bre- Familie Elsener einvernehmlich dafür, nehmen befragten, ist wissenschaftlich ab- chen». Familienunternehmen haben bei Unternehmen und Familie zu trennen. gestützt. Doch den beiden Forscherinnen Veränderungen den Vorteil, dass sie sich Sämtliche Familienmitglieder waren sich war es wichtig, dass der Bericht möglichst über die Jahre einen festen Kunden- und einig, dass es für das langfristige Überle- konkrete Anregungen vermittelt. Lieferantenstamm aufbauen konnten und ben des Unternehmens das Beste sei, die «Am meisten überrascht hat mich, zu diesem sehr enge Beziehungen pflegen: Aktien in zwei Stiftungen zu überführen. dass sich die Familien in dem spannen- «In unserer Branche ist der nahe Kontakt Die Unternehmensstiftung, die mit 90 den Zusammenspiel von Bewahren und zu den Kunden entscheidend», schreibt Prozent der Aktien finanziert wird, soll Erneuern befinden», sagt Sylvie Scherrer. Geschäftsführer Matthias Pestalozzi in ein nachhaltiges Wachstum ermöglichen Obwohl funktionierende Fa- und langfristig Arbeitsplätze milienunternehmen ein sehr sichern; die gemeinnützige starkes Bewusstsein für die Stiftung mit zehn Prozent der Tradition haben und diese Aktien unterstützt wohltätige sorgfältig pflegen, sei es kein Projekte. Widerspruch, risikofreudig zu sein und sich auf Neues Die geeinte Familie Pro- einzulassen. So sagte einer bleme können etwa entste- der Interviewten: «Stabilität hen, wenn einer investieren erreiche ich nur, indem ich möch te, die anderen ihm mich immer wieder verändere, aber nicht folgen mögen. Hier immer wieder einen Ausweg kommt «Die geeinte Familie» aus der Situation finde. Wir (Kapitel 2) ins Spiel: «Die Fami sind jetzt 100 Jahre alt – nur lienmitglieder verpflichten sich weil wir jetzt gerade etwas gut auf ein gemeinsames, über- machen, heisst das nicht, dass geordnetes Ziel und akzep- dies auch in drei, vier Jahren tieren, dass ihre individuellen noch gut genug ist.» Lang- Bedürfnisse dem nachhaltigen lebige Familienunternehmen Gedeihen des Unternehmens beziehen sich zwar immer unterzuordnen sind», heisst Fotos: Tr isa Gr uppe, Kambly wieder auf ihre Traditionen, es in der Studie. So kann ein ihre Geschichte bis hin zum Familienunternehmen, wenn Gründer, doch ist gerade der sich die Entscheider einig ein Vorbild für Innovation, sind, einen weiteren Vorteil Mut und Risikofreude. So hat Der heutige Kambly-Geschäftsführer Oscar A. Kambly (Mitte) ausspielen: Viele Familien- das heutige Geschäftsfeld der mit Vater (rechts) und Grossvater (links). unternehmen legen Wert Hochschule Luzern 3 | 2017 13
DOSSIER: DRANBLEIBEN «Die Beteiligung der Mitarbeitenden ist unser Erfolgsfaktor» Adrian Pfenniger führt in vierter Generation mit seinem Bruder Philipp zusammen die Trisa AG. Ein Gespräch über Werte, Mitsprache und die Abneigung gegen Friede, Freude, Eierkuchen. Adrian Pfenniger, Sie führen die Trisa AG in in unserem Management-Team und in der vierten Generation. Sehen Sie sich als Be- der Familie wissen wir, wie man damit wahrer, als Verwalter oder als Gestalter? umgeht, wenn man anderer Meinung ist: Wir sehen uns als aktive Gestalter, die Eine gute Gesprächs- und Konfliktkultur mit Zukunftsglauben ans Werk gehen. ist entscheidend. Und die ist weit weg von Unsere Vorfahren gründeten einen Hand- Friede, Freude, Eierkuchen. werksbetrieb; mittlerweile sind wir eine Gruppe von Hightech-Unternehmen. Wir Die fünfte Generation steht mit sieben Buben diversifizieren in komplett neue Gebiete bereit. Wie führen Sie diese an das Unterneh- und verlassen andere wieder. Dieser Pio- men heran? niergeist der Gründerzeit herrscht bei uns Selbstverständlich sind alle Türen offen, nach wie vor. wir informieren, sie können mitarbeiten und Praktika machen. Es ist durchaus Was verbindet Sie sonst noch mit dem Hand- möglich, dass dereinst jemand die Fa- werksbetrieb von 1887? Adrian Pfenniger trat 1989 als Export milientradition weiterführt. Wir wollen Bei den Produktionsmethoden ist kein Manager in die Firma Trisa ein. jedoch nicht allzu stark motivieren. Mein Er ist seit 2005 CEO und seit 2010 Stein auf dem anderen geblieben. Wir VR-Präsident der Trisa Holding AG. Bruder und ich hatten die Freiheit, unter- entwickeln pausenlos neue Produkte und nehmerisch tätig zu sein, auch die Gene- Verfahren. Hingegen haben Grundwerte ration meines Vaters hatte sie. Druck ist wie Vertrauen, Offenheit, Führen durch kontraproduktiv und ein Bärendienst für Vorbild, die Mitsprache der Mitarbeitenden, die involvierten Personen und das Unter- die Kommunikation und die Freude an der Nein. Wir führen das bewusst weiter, auch nehmen. Interview: Valeria Heintges Arbeit Jahrhunderte überdauert. In einem mit einer Erfolgsbeteiligung für alle Mitar- Umfeld, das sich ständig verändert, gibt beitenden. Das ist heute unser wichtigster das Sicherheit und innere Stabilität. Dieser Erfolgsfaktor. Es braucht dieses Klima des Trisa-Spirit ist schriftlich verankert, er ist Vertrauens und der Mitsprache. Die Ar- unsere Kultur, ein bisschen die Persönlich- beit kann nichts ohne das Kapital machen keit des Unternehmens. Die Formulierung und das Kapital nichts ohne die Arbeit. ist jedoch nur eine Seite, viel entscheidender So sind wir eigentlich eine Interessen- ist, wie das täglich gelebt wird. gemeinschaft. Trisa Gruppe Die Trisa Gruppe ist in den Berei- Das Vertrauen in die Mitarbeitenden hat Ihr Sie sind als CEO für Marketing, Verkauf und chen Mundpflege, Schönheitspflege Vater Ernst Pfenniger in der Organisations- Entwicklung zuständig, Ihr Bruder Philipp für und Haushalt tätig. Sie beschäftigt struktur verankert: Jeder bekommt eine Aktie Produktion, Logistik und Technik. Funktioniert 1’100 Mitarbeitende und erzielt am Unternehmen, die Belegschaft hält gegen die Zusammenarbeit reibungslos? einen Umsatz von 220 Mio. Franken. 30 Prozent der Aktien, die Familie Pfenniger Nein. Und das soll sie auch nicht. Verschie- Sie vertreibt ihre Produkte in über 70 Prozent. Das Mitspracherecht ist aber pa- dene Meinungen sind wichtig – nur so 80 Ländern. ritätisch, 50:50. Haben Sie das je bereut? entstehen gute Ideen, neue Sachen. Auch www.trisa.ch 14 Hochschule Luzern 3 | 2017
DOSSIER: DRANBLEIBEN auf eine hohe Eigenkapital- damit das unverdächtig ist.» quote; sie können schnell Die beiden Forscherinnen investieren, ohne Fremdka- diskutieren einige Steuerungs- pital aufzunehmen und sich instrumente, um die – viele von Geldgebern abhängig Generationen und Familien- zu machen. Der langfristige zweige umfassende – Familie Horizont erlaubt Familien- professionell zu führen: Eine unternehmen, mehrjährige Familienstrategie und eine Forschungs- und Entwick- -verfassung, die gemeinsame lungsprojekte anzugehen, die Werte festschreibt; einen Publikumsgesellschaften ver- Familientag, in dem auch meiden würden. «Wir waren weit entfernt voneinander nie – im Gegensatz zu welt- lebende Familienmitglieder weit tätigen Firmen mit gros- sich regelmässig treffen, um sen Konkurrenten – zu einem später einmal gemeinsam Wachstum gezwungen, das Die neunte Generation: Matthias und Muriel Pestalozzi das Unternehmen zu füh- den Einsatz von ausserfami- mit ihren Kindern. ren; einen Familienrat, der liärem Kapital nötig gemacht sich mehrfach jährlich trifft, hätte», schreibt Matthias um vor allem Mitglieder, die Pestalozzi. Auch Oscar A. Kambly sagt: «Ohne gemeinsame Werte nicht am operativen Geschäft beteiligt sind, «Mein Planungshorizont ist mein ganzes basis und eine Vision informieren zu können. «Eine professio- Leben und das meiner Nachfolger, nicht wird es schwierig für die nelle Familie nutzt vielfältige Instrumente, der Quartalsbericht.» Seine Ziele müssten langfristige Sicherung eines um die Schnittstelle zwischen Familien- auch für seine Kinder und Kindeskinder Familienunternehmens.» verbund und Unternehmen effektiv zu noch gute Ziele sein. Claudia Astrachan, Hochschule Luzern handhaben, den Kommunikationsfluss Nicht alle Unternehmen formulieren innerhalb der Familie sowie zwischen Fa- das Anliegen, dass individuelle Bedürfnisse milie und Unternehmen zu steuern und dem Wohl des Unternehmens unterzu- mit Konflikten umzugehen», schreiben die ordnen seien, so deutlich wie Kambly. Erfolgsfaktoren ist», sagt sein Sohn Adrian Forscherinnen. Doch ist Claudia Astrachan Doch viele berufen sich auf moralische Pfenniger im Interview. überzeugt: «Man kann eine Nachfolge noch Kriterien. So zitiert die Trisa AG auf der so genau planen und so viele Verträge Website unter dem Punkt «Mission und Die professionelle Familie Doch wie schreiben und Regeln definieren wie man Grundhaltung» Ernst Pfenniger, den Va- stellt man sicher, dass sich die Fami- will – viel wichtiger ist es, sicherzustellen, ter des heutigen CEO Adrian Pfenniger: lie nicht zerstreitet oder jedes Mitglied dass die Familie geeint ist und gemeinsam «Persönlich glaube ich an Gott und das eigenen Ambitionen nachgeht und die etwas erreichen will. Wenn eine Wertebasis Gute im Menschen! Daraus folgere ich, Familie das Unternehmen an die Wand und eine Vision fehlen, die alle begeistern, dass wir hier auf dieser Welt eine Sendung fährt? Im Kapitel «Die professionelle dann wird es schwierig.» Valeria Heintges zu erfüllen haben. Was ist die Aufgabe des Familie» gibt die Studie konkrete Empfeh- Unternehmers? Aus meiner Sicht soll er lungen, wie sich die Eigentümerfamilie Arbeit schaffen und Freude an dieser Ar- selbst managen soll. Dazu gehört zum beit vermitteln. Wer mit Freude etwas tut, einen die Förderung guter Mitarbeiter, Forschung und Forum Jährlich veranstaltet das Institut Foto: zVg, Pr ivatarchiv Matthias Pestalozzi der leistet mehr. Davon sollen alle profitie- aber auch, rechtzeitig einen geeigne- ren.» Ernst Pfenniger hat diese Werte in der ten und gut ausgebildeten Nachfolger für Betriebs- und Regionalöko- Trisa-Eigentümerstruktur verewigt: Jeder aufzubauen. «Wir wollen von unseren nomie IBR ein Forum für Familien- Mitarbeitende bekommt bei Firmeneintritt Mitarbeitenden und auf dem Arbeits- unternehmen. Das nächste eine Aktie; die gesamte Belegschaft hält markt als professionell wahrgenom- findet am 1. Februar 2018 in Luzern rund 30 Prozent der Aktien, 70 Prozent men werden», sagt Carl Elsener von zum Thema «Sind Sie zukunfts verbleiben in Familienbesitz. Doch bei Victorinox AG. «Wenn man einem Famili- fähig? Familien und Unternehmen, Entscheidungen haben beide Parteien 50 enmitglied einen Posten gibt, muss er oder die mit der Zeit gehen» statt. Der Prozent der Stimmen. «Ich bin überzeugt, sie mindestens gleich gut sein wie der ex- Forschungsbericht ist publiziert unter: dass das heute einer unserer wesentlichen terne Kandidat – eher fünf Prozent besser, blog.hslu.ch/familienunternehmen Hochschule Luzern 3 | 2017 15
DOSSIER: DRANBLEIBEN Anpacken, wo der Schuh drückt Schuhe sind die grosse Leidenschaft von Catalina Jossen Cardozo. Jedoch nicht für den Gebrauch oder als begehrte Sammlerobjekte – vielmehr entwickelt die Master-Absolventin und Jungforscherin eine Online-Plattform, die kolumbianische Schuhmacher mit Designern und Kunden zusammenbringt. Das Ziel von By Maria: Hochwertige Schuhe aus Kolumbien zu fairen Preisen und Löhnen. Rund 55 Millionen Paar Schuhe selbstständige Unternehmerin und Be rum stand für mich die Frage: Wie kann werden jährlich in Kolumbien produ- raterin in der Branche gearbeitet. ich Kleinproduzenten, Designer und End- ziert und in die ganze Welt exportiert. kunden miteinander verbinden und eine Damit gehört die Schuhproduktion zu Nachhaltig und fair Der Liebe wegen nachhaltige Schuhproduktion fördern?», den wichtigsten Wirtschaftszweigen des zog Catalina Jossen Cardozo 2014 in die so die 35-Jährige. Ihre Idee: Eine Online- südamerikanischen Landes. Aufgrund Schweiz und entschied sich für ein Master- Plattform inklusive 3D-Baukasten, mit der der zunehmenden Konkurrenz aus China Studium am Departement Design & Kunst Designerinnen und Designer Schuhe ent- steigt jedoch der Druck – vor allem auf die der Hochschule Luzern. Von Anfang an war werfen und in Kolumbien in kleiner Auflage vielen kleinen Werkstätten. «Für die läuft ihr klar, dass sie sich in ihrer Master-Thesis und hochwertiger Handarbeit produzieren es alles andere als gut», sagt Catalina Jossen der Schuhindustrie ihres Heimatlandes lassen können. Endverbraucher erwerben Cardozo. Sie muss es wissen: Sechs Jahre widmen wollte, aber nicht als Designerin die grösstenteils massgearbeiteten Produkte lang hat die gebürtige Kolumbianerin als von schicker Fussbekleidung. «Im Zent- zu einem vernünftigen Preis, und die kolum- 16 Hochschule Luzern 3 | 2017
DOSSIER: DRANBLEIBEN bianischen Schuhmacher erhalten «Wenn sie nicht überzeugt sind, einen fairen Lohn und werden di- dann kommt das Tool nie zum rekt am Verkaufserlös beteiligt. Fliegen», sagt Catalina Jossen Car- dozo. Wie kann beispielsweise die Erst Master-Arbeit, dann gesamte Palette von Einzelteilen Forschungsprojekt Für ihre eines Schuhs – Sohlen, Absätze, Arbeit namens «By Maria» er- verschiedene Obermaterialen hielt Catalina Jossen Cardozo im oder Verschlüsse – attraktiv prä- letzten Jahr eine Auszeichnung sentiert werden? Wie die Anlei- für herausragende Absolventen tungen zur Vermessung eines der Hochschule Luzern. Über- Fusses oder ganz generell die zeugt war auch das Gremium Kommunikationswege im Tool von «Bridge»: Das neue Förder- auf ansprechende und verständli- programm des Schweizerischen che Art gestaltet sein? Laut Jossen Nationalfonds (SNF) und der Cardozo bewege man sich hier Kommission für Technologie zwischen hohem Design-An- und Innovation (KTI) richtet spruch und bescheidenen finan- sich an junge Forschende, die ihre ziellen Möglichkeiten. Schwierig Erkenntnisse zu konkreten An- sei es gewesen, dies einem IT-Spe- wendungen oder Dienstleistun- zialisten zu vermitteln, erinnert gen weiterentwickeln. 101 Ideen sich Jossen Cardozo. «Lange hat es wurden bei der ersten Ausschrei- gedauert, bis wir jemanden für die bung eingegeben und elf – dar- Programmierung der Plattform unter «By Maria» – ins Programm fanden, der verstanden hat, dass aufgenommen. Ein Grund für den wir uns noch ganz am Anfang Entscheid: Das Konzept von Ca- befinden und es nicht sicher ist, talina Jossen Cardozo hat auch ob und wann sich damit wirklich Potenzial für traditionelle Hand- Geld verdienen lässt.» Um einen werksindustrien in der Schweiz, Online-Shop à la Zalando geht es die generell stärker im Mittel- bis auch nicht: «Für uns ist zunächst Hochpreissegment angesiedelt einmal zentral zu überprüfen, ob sind. unser Konzept überhaupt funkti- oniert. Erst wenn wir Erfahrungen Eine Stiftung für Schuhma gesammelt haben, können wir Das preisgekrönte Forschungsprojekt der Absolventin cher Dank des Bridge-Pro- Catalina Jossen Cardozo verbindet Schuhmacher mit die Website ausbauen und dann gramms kann die Jungforsche- Designern und Kunden. auch ein 3D-Tool für Designer rin ihre Arbeit mit einem kleinen programmieren lassen», so Jossen internationalen Team fortführen. Cardozo. Dem Praxistest schreitet «In Bogotá veranstalteten wir sie nun strammen Schrittes entge- Workshops mit interessierten Schuhma- tig, dass diese das Ganze nicht als blosses gen: Noch dieses Jahr sollen die Testversion chern. Wir analysierten, wie sie ihre Arbeit Geschenk sehen», betont Jossen Cardozo. der Plattform online und die ersten Schuhe bisher organisieren, welche Materialien Daher verpflichten sich die Schuhmacher, «Made by Maria» in Produktion gehen. sie zur Verfügung haben und was sie an sich längerfristig im Projekt zu engagieren Simone Busch zusätzlicher Ausrüstung oder Know-how und regelmässig an kostenlosen Weiterbil- benötigen.» Um die Schuhmacher vor Ort dungen teilzunehmen. «Schliesslich soll der Weitere Informationen unter: besser unterstützen zu können, wurde die Endkunde hochwertige Produkte erhalten.» www.bymaria.ch «By Maria»-Stiftung gegründet. Diese stellt Fotos: John Espitia beteiligten Werkstätten kostenlos Gerät- Nachhaltigkeitskonzept testen Nicht Noch mehr Eindrücke schaften zur Verfügung und übernimmt nur die Bedürfnisse der Schuhmacher, son- Videos und Bilder zum Projekt sogar Sozialleistungen für die Mitarbei- dern auch jene von Designern und Käu- finden sich unter: tenden der Kleinbetriebe. «Uns ist es wich- fern wurden in Workshops eruiert, denn: www.hslu.ch/mz2601 Hochschule Luzern 3 | 2017 17
DOSSIER: DRANBLEIBEN Chefsessel: Von der Euphorie zur Ernüchterung Noch nie waren so viele Frauen in der Schweiz so gut ausgebildet wie heute. Trotzdem stagniert ihr Anteil in Führungspositionen. Wie eine Studie der Hochschule Luzern zeigt, ist der berufliche Aufstieg für Frauen mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden. Es wäre fast zum Lachen, wenn es Zufriedenheitsfaktoren eruieren Für nicht nachdenklich stimmen würde: Es die Studie wurden Daten von über 5’000 gibt Unternehmensvorstände, in denen Personen aus dem Schweizer Haushalts- sind mehr «Peter» vertreten als Frauen. Der Panel (SHP) von 2000 bis 2015 ausgewertet, Frauenanteil in Führungspositionen in der eine wissenschaftliche und repräsentative Schweiz ist heute mit 36 Prozent in etwa Langzeitstudie. Darunter finden sich 20 so gross wie vor zehn Jahren. Trotz der vie- Prozent der Männer und 10 Prozent der len gut ausgebildeten Frauen – sie stellen Frauen mit Führungsfunktionen. Für die die Mehrheit der Hochschulabsolventen Studie der Hochschule Luzern wurden – und trotz jahrelanger Diskussionen um weitere Faktoren, welche die Zufrieden- Frauenquoten. heit beeinflussen können, wie Gesundheit, Einen Grund dafür zeigt die Studie Partnerschaft oder Kinder ebenfalls unter- von Yvonne Seiler Zimmermann und sucht und mitberücksichtigt. Gabrielle Wanzenried vom Institut für Fi- nanzdienstleistungen Zug IFZ des Depar- Anhaltend traditionelles Rollenver tements Wirtschaft: Frauen übernehmen ständnis Gemäss der Studie ist es nicht weniger oft Führungspositionen, weil es ihr so, dass Frauen in Führungspositionen Wohlbefinden negativ beeinflusst, sprich, mehr arbeiten oder bei ihrer Arbeit grös- sie weniger glücklich macht. «Zwar macht serem Stress ausgesetzt sind als Männer. die Übernahme einer Führungsfunktion Doris Aebi, Personalberaterin in Zürich Frauen und Männer in der Anfangsphase und spezialisiert auf die Direktsuche von erst mal zufriedener», sagt Wanzenried. Die Schlüsselpositionen im Management, Chance, mit der neuen Position glücklich zu führt die Unterschiede hinsichtlich Befin- werden, ist gemäss der Studie bei Männern den unter anderem auf das traditionelle 10 und bei Frauen sogar 20 Prozent höher Rollenverständnis zurück: «Frauen tragen als bei Nicht-Führungspersonen. nach wie vor die Hauptverantwortung für Wenn jedoch die Arbeit das Privat- die Familien- und Hausarbeit». Sie sind im und Familienleben beeinträchtigt, führt Spagat zwischen Präsenz bei der Arbeit und dies vor allem bei den Frauen zu Neben- Verpflichtungen zu Hause. Die Digitalisie- wirkungen: «Es lässt sich ein signifikant rung der Arbeitswelt mit flexibleren Zeiten negativer Einfluss auf ihr allgemeines und Orten sieht sie als Chance. Auf Unter- Wohlbefinden nachweisen», so Seiler nehmensseite muss sich aber ein Menta- Zimmermann. Dieser Negativ-Effekt ist litätswandel durchsetzen. Letztlich hät- um 30 Prozent höher als bei Männern. ten es die Frauen auch selbst in der Hand. In der Folge ziehen sich viele Frauen aus Aebi: «Wollen sie den beruflichen Aufstieg, einer Führungsposition zurück, oder sie müssen sie sich – wie die Männer – bei der antizipieren gedanklich mögliche negative Familien- und Hausarbeit entlasten und Effekte und treten diese gar nicht erst an. Verantwortung verteilen.» Mirjam Aregger 18 Hochschule Luzern 3 | 2017
DOSSIER: DRANBLEIBEN Das Netzwerk nutzen Die E-Force One AG baut elektrisch angetriebene Lastwagen. Impulse für ihr Geschäftsmodell bekommt sie von Studierenden der Hochschule Luzern. «Nur wenn man als kleine Firma von aussen befruchtet wird, bewegt sich etwas», sagt Patrick Kiser. Der Chief Ope- rating Officer der Firma E-Force One AG nutzt seine Kontakte zur Hochschule Lu- zern, um das Geschäftsmodell der Firma überprüfen zu lassen. «Da bekommt man eine neutrale Sicht. Die Studierenden und die Dozierenden wollen nicht kaufen oder verkaufen wie Kunden, Lieferanten oder andere Partner.» Patrick Kiser hat selbst in Luzern seinen Bachelor in Maschinen- technik gemacht und später noch den Die E-Force One AG baut an der elektrischen Zukunft von Lastwagen. MAS Business Excellence hinterherge- schoben. Die Lkw der E-Force One AG fahren mittlerweile für Feldschlösschen und für Coop, die Firma hat derzeit 16 Markt komplett verändert. Wir wussten, ein Projekt mit dem Departement Technik Mitarbeiter, das Geschäft läuft gut. Doch dass auch MAN und Mercedes elektrisch & Architektur der Hochschule Luzern, in als Kiser gefragt wurde, ob Studierende im angetriebene Lkw anbieten wollten», er- dem die Wärmepumpen der Fahrzeuge Rahmen eines Bachelor-Moduls die Firma zählt Kiser. «Die Studierenden haben so- optimiert werden sollen. Zudem wird analysieren dürften, sagte er sofort «Ja!». gar recherchiert, wann die auf den Markt eine Master-Arbeit über das Unternehmen kommen würden. Ich hätte nicht gedacht, entstehen. Patrick Kiser hat sein Studium Mit tollen Ideen punkten Zwanzig dass ihnen das gelingen würde.» in Luzern zwar längst beendet, aber «wir Studierende des Departements Wirtschaft nutzen die Kontakte, die wir haben, noch Bereicherung für alle Seiten Auch für Illustration: Istockphoto; Foto: E -Force One AG; Filmstill: Hochschule Luzer n nahmen daraufhin ein Semester lang das immer». Auch für die Rekrutierung: Von Geschäftsmodell unter die Lupe. Sie bau- die Studierenden zahlt es sich aus, wenn die den neun Entwicklern der E-Force One AG ten die Struktur einer Beratungsfirma auf, Fragestellungen konkret sind. «Praxispro- haben acht an der Luzerner Hochschule bestimmten einen Projektleiter und Ar- jekte sind für alle Beteiligten ein Gewinn, studiert. Valeria Heintges beitsgruppen, besichtigten den Betrieb, speziell jedoch für Studierende, die wenig trafen Abklärungen, führten Interviews. Praxiserfahrung mitbringen», sagt Bruno Am Ende präsentierten sie ihre Analysen Waser, Verantwortlicher der Studienrich- und Konzepte. «Sie haben sich mit der tung Bachelor of Science in Business Ad- nachhaltigen Unternehmensstrategie aus- ministration, Value Network & Process Ma- einandergesetzt und uns eine Lösung nagement. «Sie tendieren dazu, Aufgaben präsentiert, die wir nicht auf dem Radar lehrbuchgetreu umzusetzen. In solchen hatten. Natürlich wussten wir vieles schon Projekten lernen sie, dass in der Praxis Pri- selbst, aber sie haben wichtige Punkte an- oritäten gesetzt werden müssen und das gesprochen.» Kiser und die E-Force One Vorgehen nicht immer 1:1 umgesetzt wer- Video zum Projekt AG waren so beeindruckt, dass sie sich den kann. Die Rückmeldungen zu solchen Wie die Studierenden am im nächsten Semester für ein Folgepro- Aufgabestellungen sind immer positiv.» Projekt gearbeitet haben, jekt zur Verfügung stellten. «Innerhalb Patrick Kiser sieht die E-Force One AG zeigt ein Film unter: eines Jahres hatte sich die Lage auf dem auf dem richtigen Weg. Zurzeit läuft noch www.hslu.ch/mz2602 Hochschule Luzern 3 | 2017 19
DOSSIER: DRANBLEIBEN Gut begleitet vom Studienstart bis zur ersten Stelle Vom Traumjob nicht nur träumen, sondern ihn bewusst ansteuern: Der Careers Service Club der Hochschule Luzern unterstützt die Studierenden dabei, ihre beruflichen Ziele zu erreichen. Mit einem Mausklick können Zweitsemester erhalten Tipps zu Lern- erfolgreiche Berufseinsteigerinnen und Bachelor-Studierende Mitglied beim «Ca techniken oder Ratschläge von Kommi- -einsteiger. Das unter den Hochschulen reers Service Club» der Hochschule Luzern litoninnen und Kommilitonen für das er- einmalige Angebot befindet sich im Auf- werden. Was ihnen das bringen soll, for- folgreiche Bestehen der Assessmentstufe. bau. Wer dem Club beitreten möchte, sollte mulieren die Verantwortlichen, Alexandra Für fortgeschrittenere Semester steht der Interesse sowieso ein wenig Engagement Richter und Thomas Fosco, ganz dezidiert: Aufbau eines Netzwerks im Vordergrund, mitbringen und zudem bereit sein, an klei- «Wir machen Sie flügge», heisst es auf der das ideale Thema für die Bachelor-Arbeit neren Umfragen zum Thema Studium und Website. Die Frage nach den beruflichen Beruf teilzunehmen. Dazu Fosco: «Der Club Zielen, nach dem Traumjob, muss jeder soll schliesslich immer besser werden.» für sich beantworten, aber auf dem Weg «Für den Traumjob kann Eva Schümperli-Keller dazu gibt es Unterstützung von Profis. man schon während Die Studierenden hätten sich oft erst des Studiums wichtige Weitere Informationen unter: gegen Ende des Studiums bei ihrem Team Pluspunkte sammeln.» www.hslu.ch/careersclub gemeldet, vor allem für eine Prüfung der Alexandra Richter, Bewerbungsunterlagen, erzählt Alexandra Leiterin des Careers Service Richter, Leiterin des Careers Service. «Für Für Aufgeweckte: den Traumjob kann man aber schon wäh- Lange Nacht der Karriere 2017 rend des Studiums wichtige Pluspunkte oder die Stellensuche. Zudem haben Die «Lange Nacht der Karriere» geht sammeln, zum Beispiel mit passenden Club-Mitglieder Gelegenheit, Ehemalige am 16. November 2017 in die Projektarbeiten oder Themen für die der Hochschule Luzern kennenzulernen, vierte Runde. Das Thema beim Bachelor-Arbeit.» So entstand die Idee, die für sie interessante Berufe ausüben. Anlass: die eigenen Fähigkeiten die Studentinnen und Studenten schon Club-Mitglied Manuel Unternährer stu- testen, Arbeitgeber (von einer an zu einem frühen Zeitpunkt in ihrer Aus- diert Wirtschaftsinformatik im dritten deren Seite) kennenlernen, neue bildung zu bewussten Entscheidungen Semester und traf Alumnus Patrick Tresch Kontakte knüpfen und zusammen im Hinblick auf ihren späteren Berufs von der APP Unternehmensberatung. «Es feiern. Dieses Jahr können Berufs einstieg zu ermuntern. hat mich interessiert, was ein IT-Berater einsteiger/innen u.a. folgende so macht», sagt Unternährer. «Ob es mein Formate besuchen: Work-Shopping, Motiviert im Studium, erfolgreich auf Traumberuf ist, kann ich noch nicht sagen, 4 x15 Talks, Outfit- und CV-Screening, dem Jobmarkt Das Resultat: Die Grün- aber ich werde darauf achten, dass ich mir Photobooth, Social Media Check dung des Careers Service Club vor einem dieses Berufsziel erreichbar halte und die und Career Speed-Dating. Jahr. Zurzeit zählt er rund 70 Mitglieder. Module entsprechend auswähle.» Detaillierte Informationen Die Angebote des Clubs sind auf den Das Ziel des Clubs, erklärt Thomas zum Programm gibt es unter: Studienfortgang abgestimmt. Erst- und Fosco, seien motivierte Studierende und www.lndk.ch 20 Hochschule Luzern 3 | 2017
Informieren Sie sich. Machen Sie Ihren Weg – mit einem Bachelor- oder Master-Studium an der Hochschule Luzern www.hslu.ch/bachelor www.hslu.ch/master Flyer nicht mehr vorhanden? Schreiben Sie eine E-Mail mit Ihrer Adresse an info@hslu.ch. Wir liefern ihn nach.
DOSSIER: DRANBLEIBEN «Wir liegen selten tagelang in der Pampa und warten» Tierfilmer, Biologe, Moderator: Andreas Moser ist seit bald 30 Jahren verantwortlich für die SRF-Sendung «Netz Natur». Ein Gespräch über Wölfe, Veganer und das Zeitalter des «Egozäns». Welches sind die wichtigsten Eigen es Scharen von Krähen. Doch sobald wir wenn die Regenwürmer zu den wich- schaften, die Sie für Ihre Arbeit unser Equipment in Position brachten, tigsten Tieren im Land gehören, dann mitbringen müssen? flogen sie davon. Sie merkten auf 500 Me- fühlen wir uns – unabhängig von ihrer Intuition ist sehr wichtig – als Filmer muss tern Entfernung, dass wir sie in den Fokus optischen Attraktivität – verpflichtet, das ich wissen, wann ich mich einem Tier nä- nahmen, das schätzten sie gar nicht. Es hat zu thematisieren. Wir haben einen Infor- hern kann und wann es gefährlich werden viel Geduld erfordert, bis sie sich an uns mationsauftrag. könnte. Als Biologe versuche ich, mich in gewöhnt und realisiert hatten, dass von das Tier hineinzuversetzen und gleich- uns keine Gefahr ausgeht. Sie greifen auch kontroverse Themen zeitig eine nüchterne Distanz zu wahren. auf … Und wenn es darum geht, den Zuschauern Seit 1989 moderieren Sie die Sendung Klar. Was in der Gesellschaft für Diskussi- Erkenntnisse zu vermitteln, muss ich gut «Netz Natur». Wie gelingt es Ihnen, onen sorgt, nehmen wir auf. Der Mensch verständlich formulieren und auch mal Zuschauer über so lange Zeit hinweg steht ja mit vielen Tierarten in einem an- ein Überraschungsmoment inszenieren. zu faszinieren? gespannten Verhältnis: Fischer ärgern sich Mindestens 60 Prozent der Aufmerksam- Tatsächlich schauen heute Eltern mit ih- über Kormorane, Autofahrer über Marder, keit sind beim Publikum allein durch das ren Kindern die Sendung, die früher selbst die Dichtungen zerbeissen … Unsere Mo- Bild absorbiert. als Kinder vor dem Bildschirm sassen. Es tivation ist es, auch den Blickwinkel der gibt technisches Wissen, neue Entwick- anderen Arten zu zeigen, und zwar auf der Ausdauer oder Geduld spielen keine lungen, die man integrieren muss, etwa Grundlage ihrer Natur, ihrer kognitiven Rolle? Makroaufnahmen mit Minikameras, Auf- Sicher, aber es kursieren etwas romantisie- nahmen mit Infrarotkameras, Drohnen rende Vorstellungen über unsere Arbeit. usw., das gehört zum Handwerk. Aber Wir liegen selten tagelang in der Pampa letztlich geht es vor allem um Glaubwür- Zur Person und warten, bis ein Tier seinen Kopf her- digkeit und darum, Geschichten packend Andreas Moser, geboren 1956, ausstreckt, das können wir uns finanziell zu erzählen. studierte Biologie an der Universität meist gar nicht leisten. Wir greifen auf Basel. Er war am Schweizerischen ein riesiges Netzwerk zurück, auf Spezi- Woher haben Sie dieses Talent? Tropeninstitut für die Haltung tro- alisten, die uns helfen, zur richtigen Zeit Von meinem Grossvater. Wenn wir als pischer Gifttiere verantwortlich und am richtigen Ort zu sein. Da sind neben Kinder mit ihm im Basler «Zolli» waren baute seine Tätigkeit als Wissen- Kenntnissen über die Tiere vor allem auch – und das waren wir oft –, hat er sich aus schaftsjournalist sukzessive aus. Über Organisationstalent und Verhandlungsge- dem Stegreif Geschichten zu den Tieren die Sendung «Karussel» gelangte schick gefragt. ausgedacht. er zum Schweizer Fernsehen. Danach trat er in die dortige Wissenschafts- Welche Tierart hat Ihre Geduld beson Nach welchen Kriterien suchen Sie redaktion ein, die 1988 das Konzept ders strapaziert? Themen für die Sendung aus? für «Netz Natur» entwickelte. Das hat mich selbst überrascht: Krähen. Marktanalysen, was Zuschauer sehen wol- Seit 1989 moderiert Moser die Wir hatten uns das einfach vorgestellt, in len, machen wir nicht. Wir versuchen, Sendung. Für seine Arbeit erhielt er direkter Nachbarschaft zum Studio gibt relevante Themen zu vermitteln: Und mehrere Preise. 22 Hochschule Luzern 3 | 2017
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