WOBAU report Sozialer Wohnungsbau in Deutschland und Österreich - Es geht auch anders: Caparol
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WOBAU report Ausgabe 26 | 2018 Es geht auch anders: Sozialer Wohnungsbau in Deutschland und Österreich Europastraße Linz Lange Allee Linz Leindotter Akzente im sozialen Erschwingliches Prämierte ökologische Wohnungsbau gemeinnütziges Idyll Wertschöpfung
Editorial Hallo Nachbar! Österreich ist ein ebenso sympathisches wie interessantes Land. Vieles ist mit Deutsch- land vergleichbar, doch es gibt auch Unterschiede. Wie beim sozialen Wohnungsbau: Dieser ist in Österreich deutlich sozialer strukturiert. Dass sich generell der Blick über den Teller- bzw. diesmal Alpenrand lohnt, möchten wir mit dieser Ausgabe unter Be- weis stellen – und widmen den WOBAU report zum ersten Mal einem anderen Land. Passend dazu gibt es auch gleich zwei Objektberichte aus Österreich: beide in der schönen Stadt Linz und beide absolut sehenswert. Doch auch bei uns gibt es wieder genug Berichtenswertes. Etwa, wie in Ludwigshafen ein monolithischer Neubau ein altehrwürdiges Ensemble ergänzt. Klingt widersprüchlich? Funktioniert aber hervor- ragend. In die „Goldenen Zwanziger“ verschlägt es uns in Darmstadt, wiederum mit einem kompletten Ensemble: Hier wurde begonnen, einen ganzen Straßenzug in sein ur- sprüngliches, farbenfrohes Aussehen zurückzuversetzen. Zwei weitere, sehr interessante Themen: Wir schauen uns an, wie sich auf ein- und demselben Feld landwirtschaftliche Erträge steigern lassen und gleichzeitig Rohstoffe für die Farbindustrie gewonnen werden können. Und wir verraten, welche Trends aus ebenjener Industrie aktuell besonders angesagt sind. Bei diesen und allen anderen Themen wünschen wir wie immer eine unterhaltsame und informative Lektüre – hier und in Österreich! Falk Böhm DAW Objektmanagement Ikone des sozialen Wohnungsbaus in Österreich seit 1930: der Karl-Marx-Hof im Wiener Bezirk Döbling 03
WOBAU report Ausgabe 26 | 2018 Inhaltsverzeichnis Fokus-Thema: Sozialer Wohnungsbau 06 Einst gefördert, heute gefordert Ansichtssache: von Axel Gedaschko, GdW 24 Alle Kräfte für mehr bezahlbaren Wohnraum bündeln Rund ums Fenster 26 Die perfekte Ergänzung zur Fassadendämmung Europastraße in Linz 28 Gefördertes Wohnen auf dem neuesten Stand Zurück in die Goldenen Zwanziger 30 Ein Ensemble in Darmstadt erstrahlt in neuem altem Glanz Lange Allee in Linz 32 Von Postbus-Garagen zu attraktivem gefördertem Wohnraum Hohenzollern-Höfe Ludwigshafen 34 Monolithischer Neubau ersetzt altes Gebäude 04
Inhalt Fünf Wohnanlagen mit insgesamt 105 geförderten Mietwohnungen: Die Gebäude in der Europastraße in Linz fallen schon von Weitem mit ihren markanten Fassaden mit farbig beschichtetem Streckmetall und metallischen Putzoberflächen auf. Die Caparol Trendfarben 2018 36 Viele bunte Neuigkeiten und ein Dackel Trendthema Putz 40 Wieder angesagt: verputzte Oberflächen Gesundes Wohnen 42 Wohlfühlklima mit CapaGeo Leindotter und Erbsen 44 Ein Feldversuch mit überraschendem Ergebnis Original Meldorfer 46 Handarbeit aus dem hohen Norden WOBAU aktuell 48 Synthesa-Arena, GreenTec Awards 2018, Deutscher Nachhaltigkeitspreis 2018 WOBAU Referenzen 51 Alle Referenzen auf einen Blick 05
WOBAU report Ausgabe 26 | 2018 Sozialer Wohnungsbau – einst gefördert, heute gefordert. Begonnen als staatliches Programm, um möglichst vielen Bürgern annehmbares Wohnen zu ermöglichen, veränderte sich der soziale Wohnungsbau teilweise erheblich. Wie konnte es dazu kommen? Und wie sieht es damit bei uns heute aus? Diesen Fragen möchten wir uns in dem vorliegenden Artikel widmen. Dazu werfen wir einen Blick nach Österreich. Und schauen uns an, wie und warum in unserem Nachbarland vieles anders – und besser – lief. Von Peter Zimmer Wichtig ist hierbei: Alle mit staatlichen diesem Zusammenhang ist die Kosten- Was bedeutet sozialer Mitteln geförderten Wohnungen un- miete: „Mit Kostenmiete bezeichnet man Wohnungsbau? terliegen einer Belegungsbindung und in Deutschland einen Mietzins, der zur einer Preisbindung. Dies gilt für den vollständigen Deckung der laufenden Ganz grundsätzlich bezeichnet der Be- geförderten Wohnungsbestand eben- Aufwendungen unter Berücksichtigung griff „Sozialer Wohnungsbau“ den staat- so wie für Wohnraum, der nach den der tatsächlichen Finanzierungskosten lich geförderten Bau von Wohnungen. geltenden Vorschriften des Wohnraum- einschließlich der öffentlichen Baudar- In erster Linie soll damit den Menschen förderungsgesetzes (WoFG) gefördert lehen erforderlich ist (...). Die Mietsätze bzw. sozialen Gruppen der Zugang zu wurde bzw. wird. Das bedeutet, dass im preisgebundenen Wohnungsbau (,so- den eigenen vier Wänden ermöglicht staatlich geförderter Wohnraum stets mit zialen Wohnungsbau‘) richten sich nach werden, die ihren Bedarf an Wohnraum der Auflage verbunden ist, dass dort nur der Kostenmiete; Ertragssubventionen nicht aus eigener wirtschaftlicher Kraft „berechtigte Personen“ wohnen dürfen mindern die Miete. Damit soll erreicht am freien Wohnungsmarkt decken kön- und eine Miet-Höchstgrenze festgelegt werden, dass Finanzierungsvorteile, die nen. Sprich: die sich ohne Unterstützung wird. Wer zum Bezug einer öffentlich ein Eigentümer im sozialen Wohnungs- sonst keine Wohnung leisten können. geförderten Wohnung berechtigt ist, bau genießt, ungeschmälert an die Mieter Als (sozial-)politisches Instrument muss dies durch einen Wohnberechti- weitergegeben werden.“[1] spielte der soziale Wohnungsbau in der gungsschein nachweisen. Im Gegenzug Vergangenheit eine recht wechselhafte erhalten Wohnungsunternehmen, Bau- Grundsätzliches zum Rolle, die mit den unterschiedlichen genossenschaften oder Einzelbauherren Intentionen der verschiedenen Regierun- zum Beispiel Zuschüsse oder Darlehen sozialen Wohnungsbau gen in der Bundesrepublik Deutschland zu Vorzugspreisen. Diese Vergünstigun- in Deutschland einherging und -geht, aber darauf wird gen laufen in der Regel nach einigen später noch genauer eingegangen wer- Jahrzehnten aus, beispielsweise nach den. Parallel dazu verlief die Entwick- Rückzahlung des Darlehens. Parallel War das Vorläufermodell des sozialen lung des sozialen Wohnbaus in Öster- dazu endet die Belegungsbindung, und Wohnungsbaus dazu gedacht, der Ver- reich, die ebenfalls gesondert betrachtet die Wohnräume wandern in den freien elendung breiter Gesellschaftsschichten werden soll. Markt. Ein weiterer, wichtiger Punkt in entgegenzuwirken, die in vielen Städten 06
Sozialer Wohnungsbau Vom annehmbaren Zuhause für möglichst viele Bürger zur stigmatisierten, vielerorts prekären Wohnsituation: typisches Erscheinungsbild des sozialen Wohnungsbaus der 1970er Jahre 07
WOBAU report Ausgabe 26 | 2018 Der soziale Wohnungsbau in Zahlen. Anzahl der Sozialwohnungen in Deutschland in Prozent | 1,5 % Anzahl der Sozialwohnungen in Österreich in Prozent | 10,8 % D | 82,3 AT | 8,3 D | 1,27 AT | 0,9 Einwohnerzahl Anzahl der Sozialwohnungen in Millionen in Millionen Durchschnittliche Wohnfläche im selbst genutzten Eigentum - in Deutschland pro Kopf in Quadratmetern | 57 - in Österreich pro Kopf in Quadratmetern | 47 Durchschnittliche Wohnfläche in Mietwohnungen - in Deutschland pro Kopf in Quadratmetern | 48 - in Österreich pro Kopf in Quadratmetern | 38 Quelle: FGW – Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und Planen, Wien | Statistisches Bundesamt, Wiesbaden / Mikrozensus 2014 08
Sozialer Wohnungsbau mit der beginnenden Industrialisierung einer Erneuerung der Wohnkultur ver- ,breiten Bevölkerungsschichten‘ Zugang in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhun- knüpft.“[2] zu Wohnraum zu verschaffen habe, ging derts entstand – Städte versprachen zugunsten der marktwirtschaftlichen damals Arbeitsplätze, waren jedoch mit Im Lauf des Zweiten Weltkrieges und Idee zurück. Dies manifestierte sich un- der Schaffung von „menschenwürdi- insbesondere danach wurden die Ideen ter anderem im stufenweisen Abbau der gem“ und zumutbarem Wohnraum oft und Ansätze des sozialen Wohnungs- Wohnungszwangswirtschaft. Mit Blick heillos überfordert –, so wandelten sich baus aufgegriffen und weiterentwi- auf den großen Erfolg im Wohnungs- Rolle und Funktion des sozialen Woh- ckelt – wenn auch natürlich unter bau reduzierte der Bund zu Beginn der nungsbaus in den folgenden Jahrzehnten völlig anderen Voraussetzungen. Stand 1960er Jahre die Ausgaben für dieses mehrfach. Als Ursprungsgedanke kann während des Krieges die Planung für Instrument drastisch. Mit der spürbaren jedoch im Zuge der Sozialstaatlichkeit die Zeit nach dem sogenannten „End- Entlastung am Wohnungsmarkt und in Deutschland die Aufgabe angesehen sieg“ im Vordergrund, so zwang in den dem gleichzeitigen allgemeinen ökono- werden, jedem Bürger einen Platz zum 1950er Jahren die massive Wohnungs- mischen Aufschwung ging allerdings ein Leben und Wohnen zu ermöglichen. not durch Millionen Heimatvertriebene stetiges Bevölkerungswachstum einher. in Verbindung mit dem beginnenden Zwischen 1960 und 1969 wuchs die In der Weimarer Republik begann dann Wirtschaftswunder die Volksvertreter Bevölkerung der Bundesrepublik um 9,4 die Idee des eigentlichen „modernen“ zu einer Wohnungspolitik, die dieses Prozent, während der Wohnungsmarkt sozialen Wohnungsbaus. In der deut- Problem aktiv anging. Das Resultat: das weitgehend dereguliert war. Durch die schen Ausgabe der Internet-Enzyklopä- erste Wohnungsbaugesetz, verabschiedet demografische Entwicklung vereng- die Wikipedia findet sich dazu folgender im Jahr 1950. Dadurch wurde bundes- te sich der Wohnungsmarkt erneut; Text: „Der soziale Wohnungsbau in der weit einheitlich der Wiederaufbau von auch das 1965 eingeführte Wohngeld Bundesrepublik hat seine Vorgeschichte Wohnungen geregelt, vor allem aber die zur Unterstützung der Mietkaufkraft bereits in der Weimarer Republik. In Entwicklung von sozialem Wohnungs- konnte daran zunächst nichts ändern, den 1920er-Jahren entstanden in vielen bau. Dieser zu der damaligen Zeit noch da durch die öffentliche Unterstützung deutschen Städten neue Siedlungen, neuartige Begriff wurde definiert als der Mieterinnen und Mieter auf der die insbesondere Bevölkerungsgruppen „Bau von Wohnungen, die nach Größe, Nachfrageseite mehr Geld vorhanden mit kleinem Einkommen ein gesundes Ausstattung und Miete für die breiten war, das zum Großteil durch Mietsteige- Wohnumfeld bieten sollten. Hintergrund Schichten des Volkes bestimmt und rungen aufgesaugt wurde und kaum eine war das anhaltende Wohnungselend geeignet sind“. Ab Mitte der 1950er Stärkung der Angebotsseite nach sich in der Kaiserzeit insbesondere in den Jahre begann die zunehmende Förde- zog. Um die Steigerung der Mietpreise Arbeitervierteln. Mit Protesten bis hin rung des Einzeleigentums, speziell der abzubremsen, wurde auf Bundesebene zum Mietstreik oder Krawallen gegen einkommensschwächeren Schichten. Im 1971 das Wohnraumkündigungsschutz- Zwangsräumungen war im Umfeld der Jahr 1956 trat das Zweite Wohnungs- gesetz eingeführt (...). Gleichzeitig sank Arbeiterbewegung immer wieder die baugesetz in Kraft, mit dem der soziale bis 1979 die Anzahl der fertiggestellten, Forderung nach gesundem und bezahl- Wohnungsbau wieder etwas in den öffentlich geförderten Wohnungen pro barem Wohnraum artikuliert worden. Hintergrund gedrängt wurde. Auslöser Jahr auf nur 109.000 Einheiten.“[3] Doch erst nach der Novemberrevolution war die soziale Marktwirtschaft, die sich gab es mit dem sozialen Wohnungs- allmählich durchzusetzen begann und In den darauffolgenden Jahren, vor allem bau einen Versuch, die Probleme in die die Bundesländer veranlasste, ihre aber nach dem Regierungswechsel im der Breite anzugehen. Einige berühmte eigenen Gesetze und Richtlinien für den Jahr 1982, wurde eine weitergehende Beispiele finden sich in Berlin, etwa die sozialen Wohnungsbau zu formulieren. wohnungsmarktpolitische Liberalisierung Hufeisensiedlung im Stadtteil Britz oder Für die anschließende Entwicklung fin- angestrebt. Die Politik überließ diesen die Wohnstadt Carl Legien in Prenzlauer det sich auf der Internetseite der „Bun- Bereich mehr und mehr dem „freien Berg. Sie sind heute Teil des UNESCO- deszentrale für politische Bildung (bpb)“ Markt“ bzw. privaten Investoren, bis sich Weltkulturerbes Siedlungen der Berliner der folgende Auszug: „Gegen Ende der 1986 der Bund schließlich aus der För- Moderne. Beim Projekt Neues Frank- 1960er Jahre begann die Phase der Sozi- derung des sozialen Mietwohnungsbaus furt unter der Leitung von Ernst May alen Marktwirtschaft auch in der Woh zurückzog. Im Jahr 1998 wurden von wurde der soziale Wohnungsbau mit nungspolitik. Die Idee, dass der Staat der dann regierenden Bundesregierung 09
WOBAU report Ausgabe 26 | 2018 Nachhaltige Bleibe für Menschen ohne Heim: Haus der Wiener Wohnungslosen-Hilfe im Passivhausstandard erneut deutliche Veränderungen in der in jüngerer Zeit weitere Erscheinungs- Regeln hinsichtlich günstiger Mietpreise Wohnungspolitik beschlossen, der sozi- formen: In Wien zum Beispiel befinden – auch bei Auslaufen der Bindungen der ale Wohnungsbau wurde im Jahr 2001 sich mittlerweile Gemeindewohnungen Wohnbauförderungen – und kontinuier- „faktisch beendet und durch das Kon- in Hochhäusern. Die sogenannte „Solar lichem Neubau unterliegen.“[5] zept der Sozialen Wohnraumförderung City“ in Linz ist ebenfalls ein gemein- ersetzt.“[4] Mit der Föderalismusreform nütziges Wohnbauprojekt – und gleich- Vergleich des sozialen I im Jahr 2006 wurde die Zuständig- zeitig ein Vorreiterprojekt des ökologi- keit für die Gesetzgebung zur sozialen schen Städtebaus. Wohnungsbaus in Wohnraumförderung vom Bund auf die Deutschland und Länder übertragen. Lag in der Vergangenheit in Österreich die soziale Wohnversorgung überwie- Ö sterreich gend in den Händen der Kommunen, Grundsätzliches zum so obliegt die für breite Bevölkerungs- Im direkten Vergleich zwischen Deutsch- sozialen Wohnungsbau schichten erschwingliche Wohnversor- land und Österreich offenbaren sich gung und Wohnhausverwaltung seit interessante Unterschiede im sozialen in Österreich den 1980er Jahren mehr und mehr den Wohnungsbau. Der augenfälligste dürfte gemeinnützigen Bauvereinigungen. Zum mit Sicherheit der Umstand sein, dass In Österreich verliefen Entstehung und generellen Charakter des sozialen Woh- beispielsweise in Wien für sieben Euro Entwicklung des sozialen Wohnungs- nungsbaus in Österreich findet sich im Warmmiete pro Quadratmeter eine baus etwas anders als in Deutschland. Internet der folgende Text: „Das öster- Wohnung in einem öffentlich geförderten Hier entstanden gegen Anfang des 20. reichische System der sozialen Wohnver- Sozialbau bewohnt werden kann – mit Jahrhunderts, von den 1920er- bis zu sorgung ist durch einen engen Zusam- einer Ausstattung, die so in Deutschland den frühen 1930er-Jahren und verstärkt menhang zwischen Wohnbauförderung schwerlich zu finden sein wird. zwischen den 1950er- und 1970er- und dem Agieren gemeinnütziger Bau- Jahren eine Vielzahl an Wohnprojekten vereinigungen qua Wohnungsgemeinnüt- Wie das? Die Antwort liegt in der Ver- von sozialem Charakter. Diese meist zigkeitsgesetz gekennzeichnet, welche gangenheit begründet. In Deutschland „Gemeindebau“ genannten Projekte durch die Wohnungsgemeinnützigkeit wurden vielerorts öffentliche Flächen hatten häufig vier bis sechs Etagen und steuerliche Begünstigungen erhalten oder kommunale Wohnungsbestände an waren oftmals angelegt in Hofform. Zu und privilegierter Fördernehmer in der Investoren verkauft. So ließen sich zwar dieser Erscheinungsform gesellten sich Wohnbauförderung sind, hierfür jedoch für Städte und Kommunen kurzfristig 10
Sozialer Wohnungsbau Siedlung Bruchfeldstraße in Frankfurt/Main, auch genannt „Zickzackhausen“: entstanden unter Ernst May und als erste Wohnsiedlung überhaupt ausgestattet mit der als „Frankfurter Küche“ bekannt gewordenen Standardküche der Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky aus dem Jahr 1926. attraktive Gewinne erzielen, doch die ständlichen Ausstattung gehören sowie viel billiger. Sein Sohn habe gerade die Folgen tragen heute die sozial Schwä- ein Theatersaal, eine Dachterrasse mit Gemeindewohnung der Großmutter cheren: Sie können die stetig steigenden Blick über die ganze Stadt, ein großer übernommen. Dort zahlt er für 72 Quad- Mieten auf dem freien Markt oftmals Partyraum mit Zugang zum Grillplatz ratmeter 320 Euro Miete, also 4,44 Euro nicht mehr bezahlen und sind auf die im Hofgarten, eine Kletterwand, tausend pro Quadratmeter. Inklusive Betriebs- Unterstützung der Sozialämter angewie- Fernsehprogramme und drei Terrassen kosten. Weit mehr als die Hälfte der sen. In Österreich hingegen, und hier für Gemüse- und Kräuteranbau. Nur Wiener leben in der einen oder anderen insbesondere in der Hauptstadt Wien, sind das keine Luxusapartments. Der Form so günstig auf Kosten der Stadt. ist genau das nicht passiert, die Gebäude Komplex im Entwicklungsgebiet Sonn- 220.000 Gemeindewohnungen, von der und Flächen blieben in staatlicher Hand. wendviertel neben dem neu errichteten Kommune errichtet und verwaltet, sowie Dazu kommt das annähernd bereits seit Wiener Hauptbahnhof ist eine Anlage 200.000 mit unterschiedlichen Förder- 100 Jahren existierende, umfangreiche des geförderten Wohnungsbaus, errichtet modellen subventionierte Neubauten, die Bauprogramm in Österreich mit dem von einer gemeinnützigen Bauträger- von gemeinnützigen Bauträgern errichtet Ziel, bezahlbaren Wohnraum für alle gesellschaft. Dank eines langfristigen und später auch verwaltet werden, sor- zu stiften. So wohnt mittlerweile in städtischen Darlehens, das lediglich mit gen dafür, dass das ‚Wiener Modell‘ des Wien die Hälfte der Bewohner in einer einem Prozent verzinst wird, wohnen garantiert preiswerten Wohnens weltweit günstigen Wohnung vom Staat oder hier rund 1.000 Menschen zu einer Miete Beachtung findet – manchmal sogar bei bei einem sogenannten „gemeinnützi- von sieben Euro pro Quadratmeter, den Chefs deutscher Wohnungsbaugesell- gen“ Bauträger. Im Gegensatz dazu zog inklusive Betriebskosten in 427 Wohnun- schaften, zum Beispiel aus Berlin (Preis- sich in Deutschland z.B. Berlin im Jahr gen mit höchstem ökologischem Passiv anstieg bei Neuvermietungen in den 2002 aus dem sozialen Wohnungsbau hausstandard. vergangenen fünf Jahren: 32 Prozent). komplett zurück. Ein Artikel auf der Von dort kam kürzlich Kristina Jahn zu Homepage des Wirtschaftsmagazins Dass man als Hamburger, wo die Besuch, Vorstandsmitglied der führenden „Brand eins“ beschreibt die Situation in Durchschnittsmiete bei 12,17 Euro kalt Berliner Wohnungsbaugesellschaft De- beiden Ländern noch etwas ausführli- pro Quadratmeter liegt – und in einer gewo – und sie war hin und weg. Als sie cher: „(...)Wir befinden uns hier in einer vergleichbar zentrumsnahen Lage weit das Sonnwendviertel besuchte, das neben Luxusapartment-Anlage der österreichi- darüber –, aus dem Staunen nicht mehr den luxuriösen Gemeinschaftsanlagen schen Hauptstadt, wo für die Bewohner herauskommt, kommentiert der Haus- auch noch durch eine gewisse Baukultur ein Schwimmbad, eine Sauna, ein Kino meister Weisskircher mit der Souveräni- namhafter Architekturbüros wie Klaus und ein Mädchenraum zur selbstver- tät des Wieners. Denn hier geht’s noch Kada, Delugan Meissl, Albert Wimmer 11
WOBAU report Ausgabe 26 | 2018 Hufeisensiedlung Berlin-Britz: errichtet zwischen 1925 und 1933 in mehreren Bauabschnitten nach Plänen des Architekten Bruno Taut, des Architekten und späteren Berliner Stadtbaurats Martin Wagner und des Gartenarchitekten Leberecht Migge Foto: euroluftbild.de/Robert Grahn 12
Sozialer Wohnungsbau oder PPAG auffällt, soll sie gesagt haben: hellen Behausungen, für die der Proleta- nur durch großflächigen Siedlungsbau zu ‚Das ist wunderbar! Das funktioniert in rier im Durchschnitt vier Prozent seines realisieren war. Berlin garantiert auch!‘ Was kostet es Monatslohns ausgeben musste. (...)“[6] eigentlich, die Wiener seit Jahrzehnten Die Grundlage für die Entwicklung der so viel billiger, schöner und zufriedener Hufeisensiedlung war das Bestreben, auf Beispiele für sozialen leben zu lassen? Nach Auskunft des dem Gebiet des ehemaligen Rittergutes Wohnbaustadtrats Michael Ludwig rund Wohnungsbau in Britz im Bezirk Neukölln eine Siedlung 680 Millionen Euro jährlich. Die Neu- zu errichten, die etwa 2.000 Wohnungen Deutschland bauförderung im doppelt so großen Ber- Platz bieten sollte. Das daraufhin errich- lin beträgt pro Jahr 64 Millionen Euro. tete Hauptgebäude weist eine Länge von Allerdings gibt es in Österreich Förder- rund 350 Metern auf und umschließt Die Hufeisensiedlung in mittel über den Finanzausgleich, durch eine Grundwassersenke, die noch aus die Ludwig im Schnitt 450 Millionen Berlin-Britz der Eiszeit stammt. Der Kernbereich der Euro pro Bausaison vom Bund erhält. Siedlung erstreckt sich über insgesamt Die im internationalen Städtevergleich Ein eindrucksvolles Beispiel für den sechs Bauabschnitte und umfasst rund 29 bemerkenswert hohe Fördersumme sagt frühen sozialen Wohnungsbau liegt im Hektar Fläche. Bebaut wurde dieser mit allerdings noch nichts über die Qualität Berliner Stadtteil Britz: die sogenannte 1.285 Wohnungen und 679 mit Gärten des Wiener Modells aus. Denn es gibt Hufeisensiedlung, benannt nach ihrem ausgestatteten Reihenhäusern. zahlreiche Kommunen in Europa, die markanten Grundriss in Form eines ihre politischen Fehler der Vergangenheit Hufeisens. Sie wurde zwischen 1925 und Die gesamte Hufeisensiedlung gilt als damit büßen, dass sie ihre Wohnförder- 1933 in mehreren Bauabschnitten erbaut richtungsweisend für die Architektur mittel in großem Umfang an Banken und ist seit 2008 UNESCO-Welterbe. Die der 1920er- und 1930er-Jahre. Mit ihren und Spekulanten zahlen. Weil Städte wie Pläne dafür stammen von den Archi- Wohnflächen zwischen 49 und 124 Qua- Berlin oder Dresden in kommunalen Fi- tekten Bruno Taut und Martin Wagner dratmetern ist sie auch noch heute ein nanzkrisen Teile ihres Wohnungsbestands sowie des Gartenarchitekten Leberecht gleichermaßen attraktives wie belieb- veräußert haben, überweisen sie nun viel Migge. Seit 1986 stehen die ersten sechs tes Wohngebiet. In den 1990er Jahren Geld als Beihilfen für Menschen, die sich Abschnitte, die zwischen 1925 und 1933 wurde die Siedlung unter Denkmalschutz die steigenden Mieten nicht mehr leisten erbaut wurden, unter Denkmalschutz. gestellt und saniert. Sie war bis zum Jahr können, oder für Kredite, um angesichts Die Hufeisensiedlung gilt heute als Ikone 2000 im Besitz des Berliner Wohnungs- des aktuellen Zuzugs doch wieder selbst des modernen Städtebaus. unternehmens GEHAG, seitdem werden Sozialwohnungen zu bauen. In Wien ver- die Reihenhäuser bei Auszug der Mieter hinderte das die Tradition, und zwar die Ausgangssituation für den Bau war der als Einzeleigentum verkauft. rote. Bezahlt durch eine zweckgebundene stark angestiegene Zuzug nach Berlin Wohnbausteuer, zu entrichten von Ver- als Folge der weitverbreiteten Arbeits Darmstadt- mietern, legte die sozialdemokratische losigkeit und im Anschluss an den Ersten Regierung der österreichischen Haupt- Weltkrieg: Gebietsverluste und die Kranichstein stadt in den Jahren 1923 bis 1934 ein weitgehend aufgelöste Armee führten gigantisches Wohnbauprogramm auf. Bis zu zusätzlichem Wohnraumbedarf, der Gelegen im Osten Darmstadts, gilt der zum Sieg des Austrofaschismus errichtete durch die damals praktisch rein private Stadtteil Kranichstein mit seinem Städte- das ‚rote Wien‘ unter Bürgermeister Bautätigkeit nicht mehr gedeckt werden bauprojekt Neu-Kranichstein als markan- Karl Seitz etwa 65.000 Wohnungen für konnte. Infolgedessen wurden von 1921 tes Beispiel für den sozialen Wohnungsbau. rund 250.000 Menschen in den soge- bis 1928 eine Vielzahl an Baugenossen- Weithin sichtbar präsentieren sich die bis nannten Gemeindebauten und brachte schaften gegründet, die auf sozialrefor- zu 18 Stockwerke hohen Wohngebäude – damit die Wohnraumspekulation – die merischer Grundlage versuchten, der von denen das erste nach seiner Fertigstel- der Stadt erbärmliche Mietskasernen und Wohnungsnot Herr zu werden. Im Vor- lung von den neuen Bewohnern umgehend Wohnverhältnisse beschert hatte – völlig dergrund stand hierbei der Wunsch nach den Namen „Eiger-Nordwand“ erhielt. zum Erliegen. Darüber hinaus versorgte günstigem und hochwertigem Wohnraum Bereits 1963 wurde dieser Bereich von man so die Arbeiter mit anständigen mit adäquater Vekehrserschließung – was Stadtentwicklern als Standort für einen 13
Baufeld K6: Lageplan in Darmstadt-Kranichstein neuen Wohnsatelliten vorgeschlagen. 1965 festgelegt, wie etwa nur noch maximal baulichen und baulichen Maßnahmen zielt bot sich dann für die Stadt Darmstadt die viergeschossige Wohnbehausung oder die ein großer Teil des Handlungsspektrums Möglichkeit, die Flächen zu erwerben, so zügige Realisierung weiterer Infrastruktur auf Netzwerkbildungen, Kommunikation, dass dort mit der Planung und Umsetzung und eines Einkaufszentrums. Bis Mitte der Bildung und Beratung. (...) In Planungs- eines neuen Stadtteils begonnen werden 1980er Jahre entstehen nach und nach werkstätten werden weit in die Zukunft konnte. weitere Mietwohnungsanlagen mit attrak- reichende Wünsche formuliert wie der tiveren Hofbildungen und Gartenanlagen. Rückbau der Kranichsteiner Straße oder Beauftragt wurde hiermit der Architekt 1986 wird schließlich Geschichte geschrie- die Umorientierung des Einkaufszentrums und Stadtplaner Professor Ernst May, zu ben: In diesem Jahr wird im Rahmen des von den Seen zur neu gebauten Straßen- dessen bekanntesten Arbeiten – neben experimentellen Wohnungsbaus ein Pro- bahnhaltestelle. Es gibt regelmäßige und einer Vielzahl anderer – das Projekt jekt des 1971 gegründeten Darmstädter vielfältige Beteiligungsforen, Mieter- und „Neues Frankfurt“ zählte. In einem ersten Instituts für Wohnen und Umwelt als ers- Eltern-AGs, Stadtteilfeste, Angebote für Abschnitt entstanden ab 1968 die ge ter Beitrag zum ökologischen Siedlungsbau Bildung, Kultur, Sport und Begegnung. planten Hochhäuser und Einzelgebäude, mit „hohem partizipatorischem Anspruch Viel Wert wird auf geförderte Arbeitsplätze integriert werden sollten Eigenheimsied- realisiert“. [7] Nebenbei wird im Zuge der im Stadtteil gelegt, mit denen die Pflege lungen und eine erforderliche Infrastruk- zahlreichen Impulse für neue Wohnformen der öffentlichen Räume und Infrastruk- tur. Durch die so entstehenden abstrakten ebenfalls in Kranichstein im Jahr 1991 das tur gewährleistet wird. (...) Mehr als 70 Raumbildungen reagierte Ernst May auf deutschlandweit erste Passivhaus gebaut. Nationalitäten prägen heute unterschied- die damals aufkommende Kritik an den liche Milieus in Kranichstein. Das Ziel der monotonen Nachkriegs-Zeilenbaustruktu- Gefördert wird das Städtebauprojekt Integration der Migranten und der sozial ren der „gegliederten und aufgelockerten Neu-Kranichstein seit 2001 im Rahmen schwächeren deutschen Bevölkerung hat Stadt“. Dass diese Art Städtebau die des Städtebauförderprogramms „Soziale einen hohen Stellenwert in der Sozialen Kritiker auf den Plan ruft, stellt sich auch Stadt“. Eine ausführlichere Erläuterung Stadt. hier alsbald unter Beweis. dazu findet sich auf der Homepage der Vereinigung für Stadt-, Regional- und Lan- Dabei wird der gesamte Stadtteil mit sei- Schon kurz nach der Fertigstellung waren desplanung (SRL): „Die rund 63 ha große nen knapp 12.000 Einwohnern betrachtet. von vielen Seiten Stimmen zu verneh- Förderkulisse mit 6.200 Einwohnern weist Es wird dafür Sorge getragen, dass wohl- men, die ihren Missmut äußerten – und alle programmtypischen Merkmale auf: habendere Bevölkerungsschichten Kranich- die in den folgenden Jahren zur Bildung ein weit überdurchschnittlicher Migran- stein nicht wieder verlassen, indem in die von Bürgerinitiativen und Interessenge- tenanteil, hohe Sozialhilfe- bzw. ALG erwähnten Angebote viel investiert wird. meinschaften führten. Bereits Anfang der II-Dichte, weit überdurchschnittliche Ar- Kranichstein soll kein Durchgangsquartier 1970er Jahre wurden so neue Kriterien für beitslosenquoten und eine hohe Zahl von werden – im Gegenteil: Die vorhandene die weitere Entwicklung von Kranichstein Kindern und Jugendlichen. Neben städte- Vielfalt wird gestützt, materielle Zwänge 14
Sozialer Wohnungsbau Zukunftsorientiert: Dieses Passivhaus soll in mehreren Ländern gebaut werden, adaptiert an die regionalen Bedingungen. Der Prototyp dazu wurde entwickelt von dem französischen Stararchitekten Nicolas Michelin und dem Beratungsunternehmen LUWOGE consult (Abbildung im Baufeld K6 in Darmstadt-Kranichstein). 15
WOBAU report Ausgabe 26 | 2018 werden respektiert, die Dynamik, Jugend- ben wohnen. Und sie zahlen nur 12 Cent Gemeinden in direkter Nähe zur Ham- lichkeit und Internationalität des Stadtteils mehr Miete pro Quadratmeter als bisher burger Landesgrenze, in Kiel und Lübeck als Chance angesehen.“ – was durch die erwarteten erheblichen sowie auf der Insel Sylt zu sorgen. Seit Einsparungen bei den Energiekosten (40 dem Start der Offensive vor zwei Jahren Euro im Monat bei 80 Quadratmetern) wurden (...) bisher 3.417 Wohnungen mit Quartier Waldstraße amortisiert wird. Im Hamburger Abend- öffentlichem Geld gefördert, rund 1.555 in Norderstedt blatt findet sich dazu der folgende Text davon im Hamburger Umland, darunter (Auszug): „(...) Nun ist die Sanierung der allein 529 in Norderstedt.(...)“. Ganz oben im Norden Deutschlands liegt Adlershorst-Wohnblocks an der Waldstra- ein Quartier, das 1974 als Projekt des ße ein Leuchtturmprojekt für das ganze Beispiele für sozialen sozialen Wohnungsbaus errichtet wurde – Land Schleswig-Holstein. (...) Dadurch, und das vor einigen Jahren eine bemer- dass Adlershorst aus diesem Programm Wohnungsbau in kenswerte Veränderung erfahren hat. allein 17 Millionen zinsgünstige Euro von Österreich Beziehungsweise eben gerade nicht. Aber der Investitionsbank Schleswig-Holstein der Reihe nach. Das Quartier Waldstraße bekommen hat, wurde die Sanierung trotz im Schleswig-Holsteinischen Norderstedt Mietverlust für die Genossenschaft renta- Pestalozzi-Hof war jahrzehntelang ein typischer Sozial- bel. Das Land hat sich im Gegenzug die bau der 1970er Jahre: groß, zweckmäßig soziale Bindung von 263 der 368 Woh- in Wien und von dem eher tristen Charakter, der nungen für zehn bis 15 Jahre gesichert. für solche Gebäude oft typisch ist. Doch (...) Das sei die Philosophie der Offensive Einen echten Gegenakzent zur weitver- im Jahr 2013 begann der Inhaber, die für bezahlbares Wohnen. Alle Beteilig- breiteten Wohnsituation im Wien der Wohnungsbaugenossenschaft Adlershorst, ten des Bündnisses, Innenministerium, 1920er Jahre setzt der Pestalozzi-Hof. mit einer umfassenden Sanierung. Wohnungswirtschaft, Haus und Grund Er liegt im Wiener Gemeindebezirk und Mieterbund, arbeiteten geräuschlos, Döbling und umfasst 122 Wohnungen. Das Ungewöhnliche daran: Die alten zielgerichtet und zügig zusammen, um Gebaut zwischen 1925 und 1926 als Mieter wurden nicht verdrängt. Die Men- für mehr preiswerte und qualitativ gute Gemeindebau, sollte er dazu beitragen, schen, die bisher dort gelebt haben, blei- Wohnungen besonders in den Städten und den Menschen zur damaligen Zeit als Quartier Waldstraße in Norderstedt in Schleswig-Holstein: Farbenfroh saniertes ... 16
Sozialer Wohnungsbau ... und gepflegtes Beispiel für modernen sozialen Wohnungsbau 17
WOBAU report Ausgabe 26 | 2018 Exkurs: Die Fuggerei in Augsburg Die Wohnsiedlung „Fuggerei“ in Augsburg gilt offizi- ell als die älteste noch existierende Sozialsiedlung der Welt. Sie wurde im Jahr 1521 von Jakob Fugger „dem Reichen“ gestiftet. Die Siedlung ist bis heute bewohnt: In den insgesamt 140 Wohnungen der 67 Häuser woh- nen 150 bedürftige (katholische) Augsburger Bürger. Die Jahres-(Kalt-)Miete beträgt 0,88 Euro. Dafür soll täglich einmal ein Vaterunser, ein Glaubensbekenntnis und ein Ave Maria für den Stifter und die Stifterfa- milie Fugger gesprochen werden. Unterhalten wird die Fuggerei bis heute zum Großteil aus Erträgen des Stiftungsvermögens, dem Wald, sowie aus den Ein- trittsgeldern in die Fuggerei. Die ganze Anlage wurde erbaut von 1516 bis 1523, dabei entstanden 52 Wohnungen um die ersten sechs Gassen. Die Häuser waren durchgehend zweigeschos- sig und wurden nach weitestgehend standardisierten Grundrissen erstellt – in für die damalige Zeit bemer- kenswert großzügigen Dimensionen. Gedacht war die Sozialsiedlung für Handwerker, die von Armut bedroht waren, und Tagelöhner, die aus eigener wirt- schaftlicher Kraft (z.B. durch Krankheit) keinen eige- nen Haushalt führen konnten. Bettler wurden nach dem Willen des Stifters ausdrücklich nicht aufgenommen. Nachdem die Fuggerei im Zweiten Weltkrieg zu etwa zwei Dritteln zerstört wurde, wurde bereits 1944 der Wiederaufbau beschlossen, der in den 1950er Jahren abgeschlossen war. Bis 1973 wurde die Siedlung auf angrenzenden Trümmergrundstücken, die mit Mitteln des Stiftungsvermögens erworben wurden, um ca. ein Drittel auf heute 67 Häuser mit 140 Wohnungen erweitert. Heute beherbergt die Fuggerei ein Museum – und gilt neben dem Augsburger Rathaus als belieb- testes touristisches Ziel in der Stadt Augsburg. 18
Sozialer Wohnungsbau Die älteste Sozialsiedlung der Welt: In der Fuggerei in Augsburg leben 150 bedürftige Augsburger Bürger Foto: Eckart Matthäus für eine jährliche Kaltmiete von 0,88 Euro. 19
WOBAU report Ausgabe 26 | 2018 Pestalozzi-Hof in Wien (erbaut 1925 –1926): Wohnanlage mit gefördertem Wohnraum, Ateliers und einem bis heute existierenden Kindergarten Foto: allOver images/Alamy Stock Photo/Ella Briggs 20
Modulares Bauen Gegenprogramm zu vielerorts vorherr- tektin ein Ledigenheim errichtete, schenden „Mietskasernen“ ein men- welches über eine Dachterrasse mit dem schenwürdiges und erschwingliches Pestalozzi-Hof verbunden war. (...) Cha- Zuhause zu ermöglichen. Dazu sollte rakteristisch für die zukunftsweisende er weitere soziale Funktionen erfüllen: Architektur jener Zeit ist die Staffelung Es wurden Ateliers eingerichtet und ein der kubischen Baumassen, aus denen Kindergarten eingeplant, der heute noch diese vier- bis fünfgeschossige Anlage in Betrieb ist. zusammengestellt scheint. Zusätzlich belebt wird die verhältnismäßig schlich- Ein erläuternder Text dazu findet sich te Fassade durch farbigen Putz, Loggien auf der Homepage wienerwohnen.at: und Erker, bei denen die für den Wiener „(...)Nach dem Ende des Ersten Welt- Gemeindebau so typische Dreiecksform krieges wurde die Sozialdemokratie dominiert. (...) Im Pestalozzi-Hof wurde bestimmende Kraft im Wiener Rathaus. in den Jahren 2003 und 2004 eine 1922 wurde Wien ein selbstständi- Sockelsanierung durchgeführt. Neben ges Bundesland. Damit war auch der der Neudeckung des Daches umfassten Grundstein für das ,Rote Wien‘ gelegt. die Arbeiten auch die Erneuerung der Neben Reformen im Gesundheits- und Fenster und Türen. Dadurch konnten Bildungswesen wurde 1923 ein um- die Heizkosten für die Mieterinnen und fangreiches Bauprogramm gestartet, um Mieter, aber auch die Kohlendioxid-Be- für die Bevölkerung menschenwürdige lastung für die Umwelt gesenkt werden. Wohnungen zu schaffen – hell, trocken, (...)“ [8] mit Wasserleitung und WC ausgestattet, waren sie ein krasser Gegensatz zu den Stadtwerk Lehen Bassena-Wohnungen (ein Wohnungstyp, der in Wien vor dem 1923 einsetzenden in Salzburg sozialen Wohnbau für Arbeiter und andere ärmere Bevölkerungsschich- Unweit des Salzburger Hauptbahnhofs ten gebaut wurde und der nicht über entstand in den letzten Jahren unter fließendes Wasser verfügte, Anm.d.R.) Mitwirkung der gemeinnützigen Wohn- in den Mietskasernen. Wesentlicher Teil bauträger GWSB und Heimat Österreich der Anlagen waren Gemeinschaftsein- das Stadtwerk Lehen – ein Quartier, das richtungen wie Bäder, Kindergärten, eine ganze Menge vereint: ein Stu- Waschküchen, Mütterberatungsstellen, dentenwohnheim, einen Fotohof, eine Ambulatorien, Tuberkulosestellen, Turn- Stadtgalerie, einen Second-Hand-Laden hallen, Bibliotheken etc. Die Stadt Wien der Caritas, und eben auch geförderte errichtete in der Zwischenkriegszeit Mietwohnungen. Typisch für Österreich 63.000 Wohnungen. und seine gemeinnützigen Wohnbau- träger: Mit nur rund 600 Euro für die Diese Anlage sollte eine weit über die Warmmiete wird hier energieeffizientes Schaffung von Wohnraum hinausge- Wohnen in einem architektonisch durch- hende soziale Funktion erfüllen: (...) aus anspruchsvollen Umfeld ermöglicht. So wurde z.B. kurz nach der Eröffnung Das Ganze befindet sich auf dem Gelän- der Wohnhausanlage ein benachbartes de des ehemaligen Stadtwerkeareals im Grundstück erworben, wo die Archi Stadtteil Lehen, Baubeginn war im Jahr 21
WOBAU report Ausgabe 26 | 2018 2009. Das Stadtwerk Lehen unterteilt sich in einen nördlich und einen südlich gelegenen Bereich, die sich gegenseitig ergänzen. Der Nordteil wurde Ende 2011 bezogen und beinhaltet 287 geför- derte Miet- und Mietkaufwohnungen und einen öffentlichen Kindergarten. Dazu kamen 2014 noch einmal 50 frei- finanzierte Mietwohnungen, so dass die Chance einer sozialen Durchmischung und somit heterogenen, „lebendigeren“ Bewohnerstruktur gegeben ist. Im Erd- geschoss der Wohnhäuser befinden sich Räume für Kunst, Kultur und soziale Einrichtungen, die Kommunikations- Stadtwerk Lehen in Salzburg: Mix aus Wohnen, Forschung, Arbeit und urbanem Freiraum seit 2011. Bauherr: Heimat Österreich und GSWB. Foto: copyright © Rainer Iglar/Kurt Kaindl/Andrew Phelps/Herman Seidl 22
Sozialer Wohnungsbau räume schaffen, den Standort insgesamt ten immer stärker niederschlagen. In die- nicht so gut ging. Als Beispiel sei hier aufwerten und auch auf Besucher von sem Zusammenhang interessant ist auch der Universitätsprofessor genannt, der außerhalb anziehend wirken. ein Aspekt, der mit dem Umweltschutz zu noch in seiner „Studentenbude“ wohnt tun hat: Da immer mehr Menschen durch (kommt tatsächlich häufiger vor). So Im Gegensatz dazu wurde der südliche die hohen Wohnkosten nichts anderes werden unter anderem junge Familien Teil mit dem Schwerpunkt auf Life Scien- übrigbleibt, als sich im Umland der Städte als Berufsanfänger benachteiligt. Als ein ces, Wissenschaft und Bildung entwickelt. ein Zuhause zu suchen, müssen auch im- nachgewiesenermaßen guter Weg hat sich Hier haben sich wissenschaftliche Unter- mer mehr Menschen immer weitere Wege in der Vergangenheit immer wieder der nehmen, verschiedene Bildungsinitiativen zu ihrer Arbeitsstelle in Kauf nehmen, sei sogenannte „Drittelmix“ erwiesen, wie er und die Volkshochschule Salzburg (im es mit dem eigenen PKW oder anderen beispielsweise in Hamburg seit längerem Hochhaus der ehemaligen Stadtwerke) Verkehrsmitteln – unter Umweltschutzge- praktiziert wird: Demnach sind Investo- angesiedelt. Dazu kommt ein Restaurant sichtspunkten eine mindestens fragwürdi- ren gefordert, bei großen Bauvorhaben einer Privatbrauerei, das diese heterogene ge Entwicklung. mindestens ein Drittel Sozialwohnungen und sehr urbane Mischung „geschmack- zu bauen. Ein weiteres Drittel sollen frei voll“ abrundet. In Österreich dagegen dürfte sich die finanzierte Mietwohnungen sein, und Situation weiterhin deutlich besser für die ein Drittel dürfen Eigentumswohnungen unteren bis mittleren Bevölkerungsgrup- sein. Dennoch gibt es auch hier wieder Ausblick pen darstellen. Durch die flächendeckend Gegenstimmen, die das so nicht gelten verbreitete Wohnungsgemeinnützigkeit lassen wollen. Weil dadurch noch zu Wie wird es weitergehen mit dem sozialen und den hohen Anteil an sozial geförder- wenige Wohnungen für sozial Schwächere Wohnungsbau? So, wie sich die Situation tem Wohnraum werden auch in Zukunft entstehen. Unbestritten ist: Deutschland derzeit präsentiert, leider nicht beson- viele Menschen, die alles andere als reich ist ein Sozialstaat. Jedoch offenbaren ders positiv – es sei denn, es ändert sich sind, in Wohnungen leben, von denen vie- sich beim Thema Sozialer Wohnungsbau spürbar etwas und die Länder kommen le Menschen in Deutschland nur träumen bei genauerem Hinsehen viele Dinge, die beispielsweise nach 2019 der von ihnen können. besser laufen könnten. • übernommenen Verantwortung für die soziale Wohnraumförderung nach. Und [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Kosten- Fazit bringen die Mittel auch wirklich auf miete vom 7.3.2018 den Markt, wie es der GdW regelmäßig [2] https://de.wikipedia.org/wiki/Sozia- fordert. In Deutschland werden vielerorts „Wohnen ist ein Grundrecht“. Soweit, ler_Wohnungsbau vom 1.3.2018 Belegungsbindungen weiter auslaufen so anerkannt. Doch spätestens nach der [3] http://www.bpb.de/apuz/183442/ und die Wohnungen in den freien Markt Föderalismusreform im Jahr 2006 wurde wohnungspolitik-seit-1945?p=all vom übergehen. Wie die Vergangenheit immer dieser Punkt mit der im Hinblick auf den 4.3.2018 wieder gezeigt hat, ist davon auszugehen, sozialen Wohnbau zu zurückhaltenden [4] vgl. auch http://www.bpb.de/ dass nach dem Auslaufen der Bindungen Politik faktisch ad absurdum geführt. apuz/183442/wohnungspolitik-seit- die Mieten deutlich steigen werden. Die In Deutschland kommt dazu noch die 1945?p=all Folge: Für eine steigende Anzahl von individuelle Freiheit – niemand möchte [5] https://de.wikipedia.org/wiki/Sozia- Menschen werden immer mehr Wohnun- gerne über seine Einkünfte Rechenschaft ler_Wohnungsbau gen schlicht unerschwinglich. Durch den ablegen müssen. So begrüßenswert [6] https://www.brandeins.de/magazine/ unentwegt rasanten Zuzug in die Groß- dieser Umstand einerseits ist, sorgt er brand-eins-wirtschaftsmagazin/2015/ städte dürfte sich dieses Problem gerade andererseits dafür, dass beispielsweise immobilien/wien-du-hast-es-besser vom dort besonders bemerkbar machen, die Einkommensnachweise in Bezug auf 7.3.2018 Wohnraumsituation wird sich insbesonde- sozial geförderten Wohnraum entfallen. [7] W.Anders/H.Stumme, Kranichstein, Ge- re dort weiter verschärfen. Doch nicht nur Dadurch wohnen viele, die sich eigentlich schichte eines Stadtteils, Darmstadt 1993 die Mieten werden weiter steigen, auch schon lange eine teurere Wohnung leisten [8] https://www.wienerwohnen.at/hof/218/ das Bauland wird sich weiter verteuern. könnten, jahrzehntelang günstig in den Pestalozzi-Hof.html vom 19.3.2018 Dadurch wird sich das Problem der im- Wohnungen, in denen sie schon gelebt mer höheren Kosten auch in den Neubau- haben, als es ihnen wirtschaftlich noch 23
WOBAU report Ausgabe 26 | 2018 Ansichtssache: Alle Kräfte für mehr bezahlbaren Wohnraum bündeln Kommentar von Axel Gedaschko Bezahlbarer Wohnraum wird in den Ballungsre- Soziale Wohnraumförderung – gionen immer knapper, Sozialwohnungen gibt es ein deutsches Erfolgsrezept in Deutschland immer weniger. Gleichzeitig ist Die Wohnungsbauförderung hat in Deutschland das die Nachfrage nach Wohnungen im mittleren und Wohnungsangebot maßgeblich geprägt. Sie hat bis unteren Preissegment in den Großstädten, Ballungs- heute dazu geführt, dass der Mietwohnungsbestand in zentren und Universitätsstädten – den sogenannten Deutschland qualitativ hochwertig und attraktiv ist. Schwarmstädten – so hoch wie selten zuvor. Der Der Bund leistet bis 2019 einen finanziellen Beitrag an andauernde Engpass bei der Versorgung mit Wohn- die Länder, der in den vergangenen Jahren angesichts raum hat dabei einen einfachen Grund: In den der immer angespannteren Lage auf vielen großstäd- vergangenen Jahren wurde viel zu wenig gebaut. tischen Wohnungsmärkten erhöht wurde – ein klares politisches Bekenntnis zum langfristigen Erfolg dieses Wir brauchen in Deutschland dringend bezahlba- Instruments. Da die Zuwanderung in die wirtschaft- re Wohnungen für alle Menschen. Deshalb ist ein lich attraktiven Regionen auch deutlich über 2019 Zweiklang aus einer starken sozialen Wohnraum- hinaus anhalten wird, wie aktuelle Prognosen zeigen, förderung und einer Subjektförderung, wie einem ist eine langfristige Fortführung der sozialen Wohn- dynamisch weiterentwickelten Wohngeld, langfris- raumförderung auf hohem Niveau absolut notwendig. tig unverzichtbar. Wohngeld muss dynamisch angepasst werden Derzeit beläuft sich das Wohnungsdefizit in Damit auch Menschen mit mittleren und niedrigen Deutschland insgesamt auf mindestens eine Million Einkommen weiterhin bezahlbare Wohnungen finden, Wohnungen. Die Gründe dafür: kaum bezahlbares brauchen wir in Deutschland zudem ein starkes Bauland, zu hohe Baukosten und zu wenig Förde- Wohngeld. Der soziale Zusammenhalt der Quartiere rung. Die momentanen Baugenehmigungszahlen steht auf dem Spiel und die finanzielle Belastung der reichen nicht aus, um den hohen Bedarf an güns- Kommunen steigt weiter enorm an, wenn das Wohn- tigem Wohnraum auch nur annähernd decken zu geld weiterhin nicht dynamisch an die Preis- und Lohn können. entwicklung angepasst wird. Wir brauchen hier eine rechtsverbindliche Regelung, die eine jährliche Über- Insbesondere in den Wachstumsregionen müssten prüfung wie bei der Mindestsicherung festschreibt. bis 2020 jährlich insgesamt rund 400.000 Woh- Darüber hinaus spricht sich die Wohnungswirtschaft nungen gebaut werden – davon 80.000 Sozial- dafür aus, eine Heiz- und Energiekostenkomponente wohnungen und 60.000 Einheiten im bezahlbaren einzuführen, um den in den letzten Jahren gestiegenen Wohnungssegment. Diese Wohnungen fehlen Kosten in diesem Bereich Rechnung zu tragen. insbesondere in Großstädten, Ballungszentren und Universitätsstädten. Diese Herausforderungen kön- Abnahme beim gebundenen Mietwohnungsbestand nen nur mit einer klar formulierten, passgenauen Es gibt bundesweit immer weniger Sozialwohnun- Bau- und Wohnstrategie bewältigt werden. gen. Waren es im Jahr 2002 noch rd. 2,6 Millionen. 24
Ansichtssache Wohnungen mit Preisbindung, verringerte sich die auch die Länder nach 2019 der ihnen übertragenen Zahl bis zum Jahr 2016 auf nur noch rd. 1,3 Millio Verantwortung für die soziale Wohnraumförderung nen. Wohnungen. Aktuelle Zahlen des GdW unter- nachkommen und weiterhin für diesen Zweck Finanz- streichen diesen Trend. Die Unternehmen im GdW mittel in ausreichender Höhe bereitstellen. Die geplante bewirtschaften knapp 61 Prozent der Sozialwoh- Zweckbindung der Mittel ist deshalb unabdingbar nungen in Deutschland. Im Jahr 2016 gab es bei den und ebenfalls sehr zu begrüßen. Die Grundgesetzände- GdW-Unternehmen insgesamt nur noch rund 812.000 rung könnte darüber hinaus eine drohende wohnungs- Wohnungen mit Mietpreis- oder Belegungsbindung. politische Spaltung zwischen armen und reichen Län- Das sind über 28.000 Wohnungen weniger als noch in dern verhindern. Denn aufgrund der Schuldenbremse 2015. Diesem Minus stehen nur rund 5.000 Wohnun- wäre es den Ländern allein kaum möglich, genügend gen gegenüber, die im Jahr 2016 mit Mietpreis- oder Mittel für den sozialen Wohnungsbau aufzubringen. Belegungsbindung, also als „Sozialwohnungen“, neu errichtet wurden. Hier besteht dringender Handlungs- Haushaltsentwurf ist gute Grundlage für bedarf. Auch die kommunalen Wohnungsunternehmen Investitionen in das bezahlbare Wohnen als starke Partner der Städte und Gemeinden, wenn es Kürzlich hat der Deutsche Bundestag den Etatentwurf um den Wohnraumversorgungsauftrag und Daseins- für das Bundesministerium des Innern, für Bau und vorsorge geht, können den Rückgang des gebundenen Heimat in erster Lesung beraten. Der Einzelplan für Mietwohnungsbestandes nur teilweise über freiwillige Wohnungswesen und Städtebau zeigt, dass das Thema Belegungsbindungen auffangen. Wohnen in den Fokus des politischen Handelns gerückt ist. Insbesondere die Fortsetzung der sozialen Wohn- Wohnungswirtschaft begrüßt geplante raumförderung mit 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2018 Grundgesetzänderung ist hier deutlich hervorzuheben. Aber auch die Städte- Die neue Bundesregierung plant nun, den sozialen bauförderung wird auf hohem Niveau fortgeführt. Wohnungsbau mithilfe einer Grundgesetzänderung auch nach 2019 zu unterstützen. Dieses Vorhaben Der Bund ist ein wichtiger Partner für den sozialen begrüßt die Wohnungswirtschaft ausdrücklich. Dafür Wohnungsbau. Das sollte nach dem Auslaufen der soll nach den Plänen des Bundesfinanzministeriums Kompensationsmittel für die soziale Wohnraumförde- ein neuer Artikel 104d geschaffen werden. Für die rung ab 2020 so bleiben. Die geplante Zweckbindung jährlich notwendige Neubauleistung von 80.000 Sozi- der Mittel ist absolut wichtig und richtig, um sicherzu- alwohnungen müssen mindestens 3 Milliarden Euro stellen, dass das Geld ausschließlich in mehr bezahl- aufgewendet werden, je zur Hälfte von Bund und baren Wohnraum fließt. Jeglichen Versuchen, diese Ländern. Insbesondere ist hier neben Darlehen drin- Mittel in anderen Haushaltsbereichen einzusetzen, gend auch eine Zuschussvariante notwendig. Wenn muss künftig der Stecker gezogen werden. Eine Bünde- der Bund nun die Möglichkeit erhält, sich weiter für lung aller Kräfte für mehr bezahlbaren Wohnraum in den sozialen Wohnungsbau zu engagieren, müssen Deutschland ist absolut notwendig. • Axel Gedaschko Axel Gedaschko ist seit 2011 Präsident des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen. Nach Abitur und Bundeswehrdienst studierte Axel Gedaschko Rechtswissenschaften in Hamburg und Göttingen. Von 1993 bis 2005 bekleidete er politische Ämter im Land Niedersachsen. 2006 wurde Axel Gedaschko durch den Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg als Staatsrat berufen. Im Januar 2007 wurde er dann zum Senator der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt in Hamburg ernannt. Im Mai 2008 erfolgte die Ernennung zum Wirtschaftssenator und Präses der Behörde für Wirtschaft und Arbeit in der Freien und Hansestadt Hamburg. Foto: GdW, Urban Ruths 25
WOBAU report Ausgabe 26 | 2018 Rund ums Fenster Energie zu verschenken? Das haben wohl die wenigsten. In den neuen Caparol Online- Tools „Rund ums Fenster“ und dem „Raffstorekasten-Konfigurator“ finden Kunden darum ab sofort den gesamten Sortimentsüberblick mit allen relevanten Informationen zu den neuen Produkten – und können sich so ganz leicht die perfekte Ergänzung zu zeitgemäßen Wärmedämm-Verbundsystemen zusammenstellen. derartige Fassadendämmung steht und Sicherheit bis ins Detail Systemlösungen für fällt mit Lösungen, die in vielen Details durch Lösungen für Wärme- zu finden sind. Im Anschlussbereich Fenster und Türen von Fenstern, Türen, Dach und Sockel dämm-Verbundsysteme entscheidet sich, ob ein hochwertiges Caparol bietet allen, die an einer zeitgemä- Wärmedämm-Verbundsystem entsteht ßen Systemlösung interessiert sind, harmo- In der zeitgemäßen Architektur werden oder nicht. [Fehler in der Detailplanung nisch aufeinander abgestimmte Lösungen immer mehr Anforderungen und Funk- und Ausführung können schnell zu rund um die Gebäudeöffnungen in den tionalitäten mit der Ebene des Fensters Beeinträchtigungen von Haltbarkeit und Capatect Fassadensystemen an. Ausführ- verbunden – z. B. Raffstorekästen, Ver- Funktionalität führen.] Optimal aufein- liche Leistungsverzeichnisse, CAD-Details schattungsanlagen, Fremdmontagen oder ander abgestimmte Komponenten haben und eine informative Broschüre runden das Ähnliches. Dauerhaft funktionierende das Ziel wirtschaftlicher Verarbeitung, Angebot ab. Komplexe Anschlusslösungen Systemlösungen machen es erforderlich, optimaler Sicherheit sowie Langlebig- werden in Planungs- und Ausführungsphase dass aufeinander abgestimmte Bauteile und Nachhaltigkeit. durch intelligente Produkte wie integrierba- und Lösungen zur Verfügung stehen und re Raffstorekästen, maßgenaue Laibungs- zum Einsatz kommen. Werden die jewei- platten und schlagregendichte Fensterbank- Raffstorekasten- ligen Bauteile bereits in die Planungs- ausführungen sicher und einfach. Alles phase einbezogen, können die Vorteile Konfigurator begleitet von Planern und Objektberatern. der Capatect Systemlösungen „Rund ums Fenster“ perfekt zum Tragen kommen. Ebenfalls neu im Angebot: der Raffstore Das Ergebnis: kasten-Konfigurator. Damit können • durchdachte Detaillösungen mit System- Die Gebäudedämmung ist und bleibt Kunden jetzt Schritt für Schritt ihren sicherheit und hoher Qualität durch die der wichtigste Bestandteil der Gebäu- persönlichen, maßgenauen Raffstore- Verwendung von geprüften Produkten dehülle: Damit lassen sich die Ener- kasten individuell nach ihren Wünschen • einfache Ausführung komplexer An- gieeffizienz von Gebäuden erhöhen, erstellen. Und erhalten anschließend eine schlüsse mit maximaler Zeitersparnis Heizenergie sparen und klimaschädli- Stückliste für ihr persönliches Angebot • durch gewerksübergreifende Lösungen che CO2-Emissionen reduzieren. Eine oder ihre Bestellung. werden Fehlerquellen minimiert 26
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