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EAA. INSIDE ENERGIE WISSEN & INFORMATION JUNI | 2016 Neue Wege Menschen, Märkte, Erdgas – Brücken- nach Paris Perspektiven technologie „in spe“? Weltklimavertrag: Gekommen, um zu bleiben. EAA setzt auf Perspektiven für Österreich Die Besten im Westen strategische Kundenbindung. und Europa
DER GROSSE UMBAU BIS 2030 Land am Strome Wind ernten Steigerung der Stromproduktion aus österreichischer Wasserkraft Ausbau der Windkraftleistung in Österreich % % + 14 + 58 Der Sonne entgegen Strom konservieren Anteil der Photovoltaik an der Gesamtstromproduktion in Österreich Steigerung der Stromspeicherkapazitäten in Europa 8% % 1% + 85 Achillesverse Netzausbau Investitionen mit Weitblick Erforderlicher Netzausbau in Europa Erforderliche Investitionen in Österreichs Kraftwerskpark 0 km . Mrd 0 52.3 0 + 5 2 ENERGIE INSIDE JUNI/16 Quelle: Österreichs Energie; Empowering Austria, Austria Trend Forum
Boutiquehotel Stadthalle Wien INHALT 04 kurz und bündig Zum Geleit 07 „ Die beste Wettbewerbs- förderung ist eine Sie halten die neue Ausgabe von EAA-Energie Inside – dem Unternehmensmagazin der gemeinsame Preiszone“ EAA-EnergieAllianz Austria – mit dem Titel „Ende des fossilen Zeitalters?“ in den Händen. Interview mit der Mit dieser Headline beziehen wir uns auf ein in den Medien oftmals verwendetes Zitat zu EAA-Geschäftsführung Ergebnissen des Weltklimagipfels vom 12. Dezember 2015 in Paris. Der neue Klimavertrag verspricht saubere Energie und Entwicklung für alle: Diplomatisch ein Riesenerfolg, doch die 10 Neue Wege nach Paris Arbeit fängt erst an. Das am Cover abgebildete Boutiquehotel Stadthalle Wien ist den Weg einer nachhaltigen Gesamtkonzeption bereits gegangen. Das Gebäude erzeugt genau so viel 12 W eltklimavertrag: Energie, wie es selber verbraucht. Ganze 130 m2 Solarfelder, eine 90 m2 große Photovol- Die Besten im Westen taikanlage und die Grundwasserwärmepumpe erzeugen die täglich notwendige Energie im Eigenbedarf. In den Räumen werden ausschließlich sparsame LED-Lampen verwendet. 15 E in Jahr Energieeffizienz- gesetz – Aussicht auf Energie und Klima Besserung? In der aktuellen Ausgabe wirft das Team von EAA-Energie Inside einen Blick in die Zukunft: Wir spüren nach, welche Wege nach dem UN-Weltklimavertrag von Paris einge- 16 G emeinsame Preiszone – schlagen werden, wie es mit der gemeinsamen Preiszone zwischen Deutschland, Österreich Kohle als Hürde? und Luxemburg weitergeht und welche Folgen der Ölpreisverfall auf die Energiewende hat. Weitere Themen sind: die Bilanz nach einem Jahr Energieeffizienzgesetz und die Entwick- 18 Neue Wettbewerbshüter für lungen auf dem Gasmarkt sowie die Rolle von Gas als Brückentechnologie bei der Ener- den Energiemarkt gie- und Stromwende. Zudem haben wir mit den beiden kürzlich ernannten Vorständen der Interview mit den österreichischen Regulierungsbehörde E-Control, DI Andreas Eigenbauer und Dr. Wolfgang Vorständen der E-Control Urbantschitsch, gesprochen. Wir berichten in diesem Heft auch wieder über die erfolgreiche Zusammenarbeit mit unseren Kunden: Seit Anfang des Jahres sind wir erfahrener, leistungs- 20 M enschen, Märkte, starker und zuverlässiger Partner der WESTbahn Management GmbH und unterstützen diese Perspektiven dabei, den Energieverbrauchshaushalt zu optimieren. Dass die EAA für die Herausforderun- gen der Zukunft gut gerüstet ist, zeigt das Interview mit den EAA-Geschäftsführern Mag. 22 G ekommen, um zu bleiben Markus Felder, Mag. Jörg Sollfelner und Mag. Christian Wojta. Wir hoffen, dass bei diesem Mix an Themen auch diesmal für Sie etwas dabei ist. 24 U nser Kunde WESTbahn: Interview mit dem Vorstand Wir wünschen Ihnen eine spannende Lektüre mit Einblicken hinter die Kulissen der der WESTbahn Energiebranche – auf den Punkt gebracht von Ihrem EAA-Team. 26 W ohin die Ölspur uns führt Ihr EAA-Team 28 E rdgas: Brückentechnologie „in spe“ Die EAA-EnergieAllianz Austria legt großen Wert auf Gleichbehandlung. Der Text des Magazins folgt ausschließlich dem Ziel, Information in gut lesbarer Form zu vermitteln. Aus diesem Grund haben wir bewusst auf geschlechts- 30 G asmarkt – Perspektiven für spezifische Formulierungen verzichtet und entweder die maskuline oder feminine Bezeichnung gewählt. Im gesam- ten Magazin sprechen wir Frauen und Männer völlig gleichwertig an. Österreich und Europa Impressum: Unternehmensmagazin der EAA-EnergieAllianz Austria Medieninhaber, Verleger, Herausgeber 32 E rdgas in der und Eigentümer: EnergieAllianz Austria GmbH, Wienerbergstraße 11, A-1100 Wien, Tel.: +43 1 904 10-0, E-Mail: office@energieallianz.at Geschäftsführung: Mag. Markus Felder, MSc; Mag. Jörg Sollfelner; Ing. Mag. Christian politischen Sackgasse? Wojta, MBA Presse & Kommunikation: Mag. Peter Koller Grafik: Beatrice Bognar, OFFBEAT Graphik & Design Foto: EAA / Ehm Redaktion: Foggensteiner Public Relations GmbH Coverfoto: Ian Ehm Druck: Druckerei Lischkar Grundlegende Richtung: Unternehmensmagazin mit Energieschwerpunkt Offenlegung der Eigentumsverhältnisse nach dem 34 E AA-Veranstaltungen Mediengesetz: EAA-EnergieAllianz Austria GmbH ENERGIE INSIDE JUNI/16 3
kurz und bündig WESTbahn fährt ab 2016 mit switch mit neuem Geschäftsführer Strom der EAA-EnergieAllianz Austria Mag. Christoph Schmidt, 28, wird per 1. April 2016 mit der Geschäfts- Mit der Liberalisierung des Bahnstrom-Marktes wechselt die führung der switch Energievertriebsgesellschaft m.b.H. betraut, WESTbahn den Stromanbieter. Ab 1. Jänner 2016 werden alle einem 100-prozentigen Tochterunternehmen der EAA. Der gebürtige 32 Züge der WESTbahn, die täglich im Fernverkehr zwischen Wiener war zuletzt Geschäftsführer der Energie Burgenland Green Wien und Salzburg unterwegs sind, mit elektrischer Energie der Power GmbH und Vorstandsassistent der Energie Burgenland AG. EAA-EnergieAllianz Austria beliefert. Die EAA, Österreichs größtes Davor war er als Unternehmer im Bereich Marketing und Werbung Energievertriebsunternehmen, steigt mit der Lieferung von Bahn- tätig. Schmidt studierte Wirtschaftsrecht und Betriebswirtschaft an strom in ein neues Geschäftsfeld ein. Die EAA erwartet für das der Wirtschaftsuniversität Wien. kommende Jahr einen zusätzlichen Absatz von 38,8 Gigawatt- Der neue Geschäftsführer soll den stunden. Das entspricht in etwa dem Stromverbrauch einer Stadt bisherigen Wachstumskurs von mit 15.000 Haushalten. switch fortsetzen und entfalten. Das 2001 gegründete Unterneh- men erlangte in den vergange- nen 15 Jahren das Vertrauen von mehr als 60.000 Haushalts- und Unternehmenskunden in Öster- reich und Deutschland. Christoph Schmidt, Geschäftsführer switch Energievertriebsgesellschaft m.b.H. Klimaabkommen in New York unterzeichnet Eine Rekordzahl von 175 Staaten hat am 22. April 2016 während einer an der Veranstaltung teil. Für Österreich setzte Umweltminister feierlichen Zeremonie der UNO in New York das neue Klimaschutz- DI Andrä Rupprechter seine Unterschrift unter das Abkommen. abkommen unterzeichnet. UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon sprach „Damit ist der Weg frei in eine fossilfreie Zukunft“, betonte er in einer von einem „historischen Moment“. Niemals zuvor hat eine solch hohe Aussendung. Der Klimavertrag sieht vor, die Erderwärmung auf ein Anzahl von Staaten an einem einzigen Tag eine internationale Verein- beherrschbares Maß von deutlich unter zwei Grad und möglichst un- barung unterzeichnet. Rund 60 Staats- und Regierungschefs nahmen ter 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Gebrüder Weiss mit EAA-Erdgas Die EAA kann sich über einen tollen Erfolg freuen: Seit 1. Mai 2016 ist die Gebrüder Weiss Gesellschaft m.b.H. Neukunde der EAA. Die Standorte in Vorarlberg und Tirol werden bis Ende 2017 mit Erdgas in der Höhe von 3,2 Gigawattstunden beliefert. Mit Land- transporten sowie Luft- und Seefracht auf allen Kontinenten zählt das Speditionsunternehmen zu einem der führenden Transport- und Fotos: Westbahn, switch, Gebrüder Weiss Logistikanbieter Europas. Zurzeit beschäftigt das Unternehmen mit Sitz im vorarlbergischen Lauterach österreichweit rund 3.000 Mitar- beiter in zwölf Niederlassungen. Das Unternehmen bietet ein breitge- fächertes Dienstleistungsportfolio rund um individuelle Transport- abwicklungen und Logistiklösungen für den nationalen und globalen Warenaustausch. 4 ENERGIE INSIDE JUNI/16
Erdgas für EAA-Kunden ab 1. Mai billiger Erdgas wurde für Kunden im Osten Österreichs ab 1. Mai 2016 billiger. Die EAA (Wien Energie, EVN und Energie Burgenland) senkt die Energiepreise für konventionelle Endkundenprodukte (exklusive Netzkosten sowie Steuern und Abgaben) um sieben Prozent. Damit werden die Einkaufsvorteile aus den gesunkenen Großhandelsprei- sen an rund eine Million Privatkunden weitergegeben. Ein Durch- schnittskunde der Wien Energie mit einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden (kWh) erspart sich Unternehmensangaben zufolge durch die Preissenkung 46 Euro im Jahr. Die EVN beziffert die Ersparnis für einen Durchschnittskunden mit einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh mit rund 58 Euro und die Energie Burgenland für einen Durchschnittskunden mit ebenfalls 20.000 kWh Jahresver- brauch mit rund 60 Euro. T-Mobile Austria weiterhin Stammkunde der EAA T-Mobile Austria verlängert den Stromliefervertrag bis 2017 und zählt damit auch in Zukunft zu den treuesten Stammkunden. Seit Beginn der Liberalisierung wird das Unternehmen, das über mehr als 5.700 Zähl- punkte verfügt, mit elektrischer Energie der EAA versorgt. Der Strom- bedarf beläuft sich auf 92 Gigawattstunden pro Jahr. T-Mobile ist der zweitgrößte Mobilfunkanbieter in Österreich und eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Telekom AG. Es werden zurzeit rund 1.300 Mitarbeiter beschäftigt. Das Unternehmen bietet ein umfassendes Produktportfolio rund um Smartphones, Tablets, Services und Appli- kationen sowie Machine-to-Machine-Anwendungen an. ÖBB-Infrastruktur AG treuer Stammkunden EAA-Unternehmen Die ÖBB Infrastruktur AG verlängert ihren Stromliefervertrag mit als Testsieger: der EAA. Das Unternehmen zählt zu den Kunden der ersten Stunde Beste Stromanbieter und wird pro Jahr mit 102 Gigawattstunden elektrischer Energie Österreichs beliefert. Das entspricht etwa dem Strombedarf einer Stadt mit Österreichs Stromkunden sind bei der 40.000 Haushalten. Der Strom der EAA versorgt die Bahninfra- EAA am besten aufgehoben. Das zeigt struktur der ÖBB inklusive der Verwaltung, Bahnhofsgebäude und ein Vergleich heimischer Stromanbie- Büros. Die ÖBB-Infrastruktur AG setzt sich aus den wesentlichen ter der unabhängigen Gesellschaft für Vermögensteilen des ÖBB-Konzerns zusammen. Dazu zählen Kraft- Verbraucherstudien (ÖGVS), der am 8. werke, Schieneninfrastruktur inklusive Anlagen und Einrichtungen, März 2016 veröffentlicht wurde. Denn Gebäude, Telekomanlagen sowie das gesamte Immobilienvermögen. gleich zwei EAA-Tochterunternehmen Das Unternehmen beschäftigt derzeit 15.537 Mitarbeiter und ist für gingen dabei als Testsieger hervor. Der Planung, Bau und Finanzierung der Bahninfrastruktur zuständig. Energieanbieter switch konnte in allen Kategorien überzeugen und erreichte wie im Vorjahr den ersten Gesamtplatz. Nur einen Prozentpunkt hinter switch liegt der Ökostromanbieter Naturkraft Fotos: istock, Weingartner / picturedesk. com, ÖBB, switch mit 84 Prozent auf dem zweiten Gesamtrang. Bei der Kategorie Tarif- optionen holte Naturkraft mit dem Punktemaximum von 100 Prozent den ersten Platz. Die ÖGVS hat in ihrer aktuellen Studie Preise, Servicequalität, Tarifoptionen und Internetauftritt von 54 Stromanbietern in Österreich untersucht. Das Ergebnis dieser Un- tersuchung zeigt deutlich, dass ein guter Preis nur gemeinsam mit einem kundenorientierten Service funktioniert. Und da zählen die Tochterunternehmen der EAA zu den besten Anbietern auf dem Strommarkt. ENERGIE INSIDE JUNI/16 5
Wussten Sie, dass die EAA ... ... im abgelaufenen Geschäf tsjahr 1,679 Milliarden umgesetzt hat? Das Unternehmen lieferte 18,45 Terawattstunden sowie 13,68 Terawattstunden an 3,157 Millionen in 9 und 16 Bundesländern. In 40 Beratungsstellen wurden 1 Million zum Thema Energiedienstleistungen und Energieeffizienz beraten. Die ist in 12 Ländern aktiv im tätig. Die Zentrale in bildet mit einem - Handelsvolumen von 65 Terawattstunden und einem - Handelsvolumen von 13 Terawattstunden die zentrale Schnittstelle zwischen Erzeugung, Vertrieb und Großhandelsmarkt. Der erfolgreiche mit 11 Tonnen CO2- ✔ . und 15 Terawattstunden Herkunfts- ✔ sichert den eine -schonende -belieferung. 6 ENERGIE INSIDE JUNI/16
EAA-GESCHÄFTSFÜHRER: „ Die beste Wettbewerbsförderung ist eine gemeinsame Preiszone“ Mag. Markus Felder, MSc, Mag. Jörg Sollfelner und Mag. Christian Wojta, MBA: Im Interview sprechen die Geschäftsführer der EAA-EnergieAllianz Austria über die gelungene Fusion von Vertrieb und Handel, die Wünsche der Kunden und die Herausforderungen des Marktes. Wie fällt Ihre Bilanz nach der jetzt in der Lage, in noch kürzerer Zeit die Fusion von Handel und Vertrieb aus? richtigen Marktentscheidungen für unse- Markus Felder Sollfelner: Die wichtigste Erkenntnis ist re Kunden zu treffen. Damit sind wir noch ist seit dem 1. Oktober 2014 in sicherlich: Der Kunde hat nichts von der ein Stück professioneller und verlässlicher der Geschäftsführung der EAA. Fusion gemerkt. Damit meine ich den bemer- geworden. Er ist für die Bereiche Finanzen, kenswert reibungslosen Ablauf der Fusion. Controlling, Personal und Organi- Wir haben unterschiedliche, hochkomplexe Das heißt, die EAA hat sation sowie Recht und Compliance IT-Landschaften beider Unternehmen ohne ihre Hausaufgaben gemacht? verantwortlich. Zwischenfälle zusammengeführt. Das ist ein Felder: Genau. Wir werden unsere energie- erster großer Erfolg. wirtschaftliche Kernkompetenz weiter aus- bauen und den bisher erfolgreich einge- Jörg Sollfelner Warum ist die Fusion so schlagenen Weg fortsetzen. Davon sollen ist seit dem 1. Oktober 2015 in der störungsfrei abgelaufen? zuallererst unsere Kunden profitieren. Geschäftsführung der EAA. In dieser Sollfelner: Wir haben uns themenspezifisch Tätigkeit ist er für die Bereiche in Projektgruppen sehr gut vorbereitet. Die Heißt das, Sie bringen neue Produkte Handel, Energiewirtschaftliche Mitarbeiter waren hochmotiviert und die und Dienstleistungen auf den Markt? Dienste, Informationssysteme sowie Eigentümer standen voll hinter uns. Wenn Felder: Wir erweitern unsere Produkt- Regulierungsmanagement und alle gemeinsam an einem Strang ziehen, palette ständig: von Kombi-Produkten Risikomonitoring verantwortlich. geht es schneller, leichter und besser. und börsenahen Produkten, über Ener- giedienstleistungen, bis hin zur Teilnahme Was hat sich durch das am Regelenergiemarkt oder dem Demand- Christian Wojta Zusammenrücken von Handel Side-Management. Der Kunde bekommt ein ist seit dem 1. März 2009 in der und Vertrieb geändert? Gesamtpaket und einen Ansprechpartner Geschäftsführung der EAA. Sollfelner: Unsere Organisation hat sich für alle seine Wünsche. Das gilt sowohl im In seiner Verantwortung liegen jetzt den Erfordernissen des Marktes ange- Massenkundensegment als auch im Groß- die Bereiche Vertrieb, Vertriebssteu- passt. Damit sind die Kommunikationswege kundenbereich bei Strom, Erdgas und allen erung, Kundenmanagement sowie zwischen unseren Handels- und Vertriebs- energienahen Dienstleistungen. Presse und Kommunikation. profis noch kürzer geworden. Das hilft uns, Ver- sorgungssicherheit und Preisstabilität bei hoch- Immer öfter wird kritisiert, volatilen Börsepreisen zu garantieren. Wir kön- der Markt sei überreguliert. nen jetzt sozusagen aus dem Vollen schöpfen. Wohin steuert die Energiewirtschaft? Die beste Wettbewerbsförderung ist die Sollfelner: Die Überregulierung ist dann gemeinsame Preiszone mit Deutschland. Was haben die Kunden davon? eine Gefahr, wenn der Wettbewerb einge- Felder: Auch der Tarifkalkulator der öster- Felder: Durch das Bündeln des Handels- schränkt wird. Durch eine regulatorisch ver- reichischen Regulierungsbehörde E-Con- und des Vertriebs-Know-hows können wir ordnete Aufteilung in unterschiedliche Preis- trol kann zu einer Wettbewerbsverzer- unsere Kunden noch besser beraten und zonen etwa. Dann wird der Markt noch kleiner rung führen. Ein fairer Preisvergleich ist Fotos: EAA / Schedl servicieren. Egal, ob es sich um aktuelle und seine Liquidität sinkt. Dadurch gibt es oftmals schwer: Durch die Art und Weise Risikoabsicherungen, Tranchenbestellungen weniger Händler und weniger Angebote. Das der Abbildung von Neukundenrabatten oder um Energiefahrpläne handelt. Wir sind wäre ein Standortnachteil für Österreich. sind viele Konsumenten verwirrt. ➝ ENERGIE INSIDE JUNI/16 7
Bei mehr als 150 Anbietern und Lieferanten Kundensegmente. Das unterscheidet Quali- verliert der Kunde leicht den Überblick. Da ist tätsanbieter von Diskontanbietern. es für die Konsumenten schwer, das passende Produkt zu finden. Was verstehen Sie unter Qualitätsanbieter? Wie behauptet sich die Felder: Wir beanspruchen das Güte- EAA in der Angebotsvielfalt? siegel Qualitätsvertrieb für uns, weil wir mit Felder: Die EAA hat als Qualitätsanbieter ei- unserem Produktportfolio alle Kunden- nen großen Vorteil: Im Anbieter-Dschungel gruppen bedienen und auch eine überzeu- findet sich der Kunde häufig nur noch durch gende Betreuungsvielfalt anbieten. Es geht persönliche Beratung zurecht. Das ist eine um Produktdifferenzierung je nach Kunden- Chance für uns – sowohl im Strom- als auch anforderung. Wir unterscheiden da zwischen im Gasbereich. Risiko-Produkten, Fixpreis-Produkten, Kombi- Produkten, Online-Produkten oder Produkten mit einem hohen Servicelevel. Stichwort Klimawandel: Welchen Ein- Haben sich die fluss haben die Bemühungen um Kundenbedürfnisse verändert? das Weltklima auf die Energiebranche? Felder: Ja, weil sich auch der Umgang Wojta: Spätestens seit 2008/2009 gibt es mit Energie verändert hat. Durch die me- starke Verwerfungen bei der Preisbildung diale Präsenz der Preisaktionen von ver- von Börseprodukten für elektrische Energie. schiedenen Lieferanten, dem VKI oder der Der Grund: Stromerzeugung aus erneuer- E-Control, war der öffentliche Fokus sehr stark baren Energieträgern ist von externen, nicht auf die Energiepreise gelegt. Das hat dazu ge- beeinflussbaren Faktoren wie Wind und führt, dass sich die Konsumenten stark für die Sonne abhängig. Die erneuerbaren Ener- Strompreise interessiert haben. Wir beobach- giequellen sind kurzfristig kaum steuerbar. ten nun immer öfter, dass Kunden wesentlich Es kommt immer öfter zu Marktsituatio- mehr wollen als die „nackte Kilowattstunde“. nen, wo eine hohe Stromerzeugung auf Wojta: Im Bereich Gas haben wir beim Thema eine schwache Nachfrage trifft. Das führt Versorgungssicherheit eine sehr große Ver- Wie reagiert die EAA unweigerlich zu Extremsituationen sowohl antwortung. Im Interesse von mehr als einer auf diese Entwicklung? beim Transport als auch beim Preis. Million Gaskunden haben wir vorgesorgt und Felder: Wir forcieren unsere Serviceleis- halten die Gasspeicher gut gefüllt. So können tungen und bieten den Kunden optimierte wir die Belieferung unserer Kunden rund um Produkte mit umfassenden Dienstleistungs- die Uhr jederzeit sicherstellen: auch in Extrem- angeboten. Im Businessbereich decken wir situationen wie der Krise zwischen Russland das durch direkte Gespräche oder Mailings und der Ukraine. ab. Im Privatkundenbereich kommunizieren wir vor allem Kombi- und Float-Produkte, je Wie halten das nachdem, ob der Kunde preissensibel ist oder andere Marktteilnehmer? ob Versorgungssicherheit im Vordergrund Felder: Wie gesagt, wir haben als Markt- steht. führer eine Gesamtverantwortung. Ob auch andere, günstigere Anbieter mit derselben Welchen Trend sehen Sie Gewissenhaftigkeit für ihre Kunden vor- im Bereich der Großkunden? gesorgt haben, können wir nicht beurteilen. Sollfelner: Bei Großkunden geht die Ent- Das ist Sache der Regulierungsbehörde. wicklung seit längerer Zeit in Richtung einer Portfoliobewirtschaftung. Der Kundenbedarf Die Preise bilden sich also Die Regulatoren meinen, dass und das Beschaffungsportfolio werden dabei nicht durch Angebot und Nachfrage? durch einen Anbieterwechsel viel optimal aufeinander abgestimmt und stetig Wojta: Nicht wirklich. Die staatlichen För- Geld gespart werden kann. Stimmt das? an die sich ändernden Marktbedingungen derungen für Erneuerbare verschieben die Wojta: Strom ist nicht gleich Strom und Gas angepasst. Das ist sehr handelsnah und auch Angebotskurve. Zudem wissen wir, dass der nicht gleich Gas. Der Unterschied liegt in der einer der Hauptgründe, warum die Fusion Beschluss der deutschen Bundesregierung, umfassenden Beratung und den zusätzli- zwischen dem Energiehandelshaus e&t und alle Kernkraftwerke bis 2022 abzuschalten, chen Dienstleistungen und Services für alle der EAA stattgefunden hat. schon heute die Preise beeinflusst. Darüber 8 ENERGIE INSIDE JUNI/16
hinaus wurde ein Handelssystem zur Ver- Österreich ist also bleibt. Da geht es um Fragen der gemeinsa- meidung der Treibhausgase geschaffen, bei Vorreiter im Klimaschutz? men Preiszone und der gemeinsamen Markt- dem die Marktmechanismen nicht wirklich Wojta: Wir haben einen großen Vorsprung. regeln. greifen. Deutschland wird 2030 dort sein, wo Öster- reich schon heute ist. Das liegt an unserer Gibt es Pläne, in neue Märkte zu gehen? Sie sprechen vom CO2-Handel. begünstigten topografischen Lage und daran, Sollfelner: Handelstechnisch sind für uns Wojta: Genau. Es wurde erwartet, dass sich dass wir bereits in den 50er und 60er Jahren transparente und liquide Märkte von Interes- der Preis zwischen 20 und 30 Euro je Tonne massiv in Speicher- und Flusskraftwerke in- se. Da gibt es viel Aufholbedarf im östlichen Kohlendioxid einpendeln wird. Jetzt sind wir vestiert haben. Europa. Dort finden wir auch Tendenzen, mit Preisen konfrontiert, die weit darunter sich von der Entwicklung abzuschotten. Die liegen. Es ist nicht gelungen, ein Handels- Wie ist das vergangene Diskussion rund um die Preiszonen wurde system zu implementieren, das Sparanreize Geschäftsjahr ausgefallen? ja auch maßgeblich von einigen osteuropäi- schafft, um die CO2-Emissionen in Europa zu Sollfelner: Das Geschäftsjahr war vor allem schen Staaten ausgelöst. reduzieren. Das hat zur Folge, dass schmut- durch die Fusion geprägt. Vereinfacht gesagt: zige Braunkohlekraftwerke wirtschaftlicher Die seit 1. Oktober 2015 neu fusionierte EAA sind als hochmoderne Gaskraftwerke. funktioniert besser als die Summe der beiden einzelnen Unternehmen. Die Synergien konn- Wäre es sinnvoll, den Preis ten schon in den ersten Monaten genutzt für CO2-Zertifikate zu erhöhen? werden. Das war ein guter Start. Wojta: Ja. Durch eine Preissteigerung wür- de es für Unternehmen wieder Sinn ma- Welche Perspektiven chen, in moderne Kraftwerke zu investieren. hat die EAA für die Zukunft? Bei dem aktuellen Preisniveau lohnt sich Sollfelner: Mittelfristig werden wir unsere das nicht. energiewirtschaftlichen Kernkompetenzen forcieren, um den Energievertrieb zu stärken. Wie verändert sich der Preis, In naher Zukunft wird die EAA als fusionierte wenn Strom nur noch aus Gesellschaft bei neuen Produkten oder etwa Erneuerbaren produziert wird? beim Thema Demand-Side-Management in Wojta: Strom zu 100 Prozent aus erneu- der Lage sein, die Themenführerschaft zu erbaren Energien herzustellen, geht mit übernehmen. dem derzeitigen Stand der Technik nicht. Wojta: Die EAA ist seit Beginn der Marktlibe- Wenn kein Wind weht und keine Sonne Was sind die langfristigen Ziele? ralisierung im Ausland tätig. Primär sind wir scheint, müssen wir auf herkömmliche Sollfelner: Wir werden uns als Marktführer mit unserem Vertrieb am deutschen Markt ak- Verbrennungstechnologien zurückgreifen. stärker in die Diskussion um regulatorische tiv. Dort beliefern wir Kunden in allen Regel- Die sogenannte Energiewende, wie sie von Rahmenbedingungen einbringen. Wir benö- zonen mit Strom und Erdgas. Zurzeit mangelt deutschen Politikern proklamiert wird, ist tigen in Zukunft einen Energiemarkt, der so- es in den meisten Auslandsmärkten vor allem in Österreich durch den hohen Einsatz von wohl für die Kunden als auch für die Lieferan- in Osteuropa an den erforderlichen Rahmen- Wasserkraft längst Realität. ten transparent und wettbewerbsorientiert bedingungen für einen Markteinstieg. Fotos: EAA / Schedl ENERGIE INSIDE JUNI/16 9
Samstag, 28. Mai, 18:43 Uhr Seestadt Aspern, 1220 Wien Wolfgang und sein Sohn Kilian genießen zufrieden den Sonnenuntergang. Obwohl sie mit den E-Bikes unterwegs waren, sind sie froh, ihr Ziel erreicht zu haben. Die Seestadt Aspern ist eines der größten Stadtent- wicklungsprojekte Europas, in dessen Mittelpunkt die Themen Nachhaltigkeit, Mikroklima sowie die gebäude- übergreifende Energieversorgung stehen. Über einen Zeitraum von rund 20 Jahren soll ein neuer Stadtteil entstehen, in dem über 20.000 Menschen nachhaltig und ressourcenschonend wohnen und arbeiten werden. Foto: EAA / Ehm ENERGIE INSIDE JUNI/16 11
Weltklima- vertrag Die Besten im Westen Einige europäische Länder gelten als Musterschüler in der Klimapolitik. Doch die Anstrengungen einzelner Staaten und die von den Vereinten Nationen geforderten Klimaziele passen oft schwer zusammen. Wie es nach dem Vertrag von Paris weitergehen soll, ist offen. Rund 13,9 Grad Celsius. Das ist die globale Durchschnittstemperatur Das darin formulierte „Zwei-Grad-Ziel“ besagt: Die durchschnitt- der vergangenen hundert Jahre von 1901 bis 2000, wie Dr. Herbert liche globale Temperatur soll im Vergleich zum vorindustriellen Tem- Formayer erklärt. Er leitet die Klimagruppe am Institut für Meteorolo- peraturniveau um maximal zwei Grad steigen. Um die Vorgabe um- gie der Universität für Bodenkultur: „Berechnungen der NASA zeigen: setzen zu können, haben sich die Staaten vorgenommen, bis 2050 Vergangenes Jahr war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. aus der Energieversorgung mit Kohle und Erdöl auszusteigen. Dar- Die durchschnittlichen 13,9 Grad Erdtemperatur wurden in Einzel- über hinaus wollen die Länder den Ausstoß von Treibhausgasen, im monaten erstmals überschritten – und zwar um mehr als ein Grad." Detail den Netto-Ausstoß von CO2, in der zweiten Jahrhunderthälfte Diese Erwärmung zu stoppen, ist das größte Ziel der Staatengemein- auf null reduzieren. Zwischen 2050 und 2100 soll ein Gleichgewicht schaft. Im vergangenen Dezember beschlossen alle 195 Staaten der zwischen dem Ausstoß von Treibhausgasen und deren Absorption Vereinten Nationen daher in Paris den Weltklimavertrag. hergestellt werden. Das heißt: Wenn CO2 etwa durch das Verbrennen 12 ENERGIE INSIDE JUNI/16
von Gas in die Atmosphäre gelangt, muss es neutralisiert werden. Der deutsche Energieexperte dazu: „Es ist unmöglich, ein System Etwa durch die Wiederaufforstung von Wäldern oder die künstliche mit solch hoher Dekarbonisierung rein national aufzustellen.“ Die Reinigung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Dadurch sollen die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) warnt in einer Aussendung Treibhausgasemissionen netto in dieser Periode auf null fallen. ebenfalls vor Folgen wie hohen Kosten oder drohender Abwande- rung von energieintensiven Produktionen in andere Wirtschaftsräu- Österreich ohne fossile Energien? me. Dennoch begrüßt die WKÖ das Klimaabkommen und die Chan- Die österreichische Bundesregierung kündigte am 12. Dezember ce für neue Jobs in der Energietechnikbranche. Kritik über zu hohe 2015 in Paris an, die Stromerzeugung bis 2030 zu hundert Prozent Kosten der Energiewende lässt Jürgen Schneider, Klima- und Energie- auf erneuerbare Energieträger umzustellen. Umweltminister DI Andrä experte des österreichischen Umweltbundesamts, nicht gelten: „Die Rupprechter dazu: Energiewende bringt deutlich mehr als sie kostet. Sie sollte gerade jetzt als Beschäftigungs- und Konjunkturmotor genutzt werden. Hinzu kommt, dass die Schäden durch den Klimawandel minimiert „Mit dem Klimavertrag von werden müssen.“ Das Umweltbundesamt hat zusammen mit dem Paris wurde das Ende des Wegener Center die derzeitigen Kosten des Klimawandels auf eine fossilen Zeitalters eingeläutet.“ Milliarde Euro pro Jahr geschätzt. Demnach könnte dieser Wert bis Mitte des Jahrhunderts auf 8,8 Milliarden Euro steigen. Andrä Rupprechter Bedenken gegenüber Kohleausstieg Umweltminister Auf Länder mit einer hohen Abhängigkeit von der Kohleverstro- mung, wie Deutschland oder Polen, steigt der Druck. Der deutsche „Die Dekarbonisierung unserer Gesellschaft, unserer Energie- und Mobi- Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel warnte heuer im Febru- litätssysteme ist somit gestartet.“ Die Österreichische Elektrizitätswirt- ar in einer Aussendung vor einem überstürzten Kohleausstieg. Zwar schaft wird eine wesentliche Rolle bei der Dekarbonisierung einnehmen stehe er hinter einem Ausbau von erneuerbaren Energien, aber „über und sich für eine Lösung zur Reduktion der CO2-Emissionen einsetzen. Marktinstrumente und in Korridoren“. Österreichs Energie sieht in ihrer Stromstrategie „Empowering Austria“ unter anderem vor, den Stromanteil erneuerbarer Energien in Österreich bis 2030 auf 85 Prozent anzuheben. 2014 stammten über 70 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen. Ein großes Fragezeichen ist jedoch „Aber ein ebenso klares die Wärmegewinnung und vor allem die Mobilität. In Österreich sind Ja sage ich zur weiteren die Emissionen seit 2005 rückläufig. Laut Umweltbundesamt sind die Nutzung fossiler Energieträger.“ Treibhausgasemissionen von 2013 auf 2014 um 4,7 Prozent gesunken. Damit liegen sie unter dem Wert von 1990. „Die Treibhausgas-Bilanz Sigmar Gabriel Bundeswirtschaftsminister, Deutschland 2014 zeigt, dass Österreich auf dem richtigen Weg für 2020 ist. 2016 werden wir gemeinsam mit dem Energieminister (Reinhold Mitterlehner, Anm.) eine integrierte Energie- und Klimastrategie erstellen“, so der Deutschland sieht sich nur wenige Monate nach der Pariser Klimakon- Umweltminister. Besondere Bedeutung komme dem Verkehrsbereich zu. ferenz mit ernüchternden Zahlen konfrontiert: Daten des deutschen Umweltbundesamtes belegen, dass die Treibhausgasemissionen in Angst vor industrieller Abwanderung Deutschland im vergangenen Jahr nicht gesunken, sondern leicht Dr.-Ing. Dipl.-Wirt. Ing. Christoph Maurer, Geschäftsführer des deut- angestiegen sind. Sie liegen um 0,7 Prozent über dem Vorjahr. Der schen Beratungsunternehmens Consentec GmbH, verweist gegenüber Anstieg geht zum größten Teil auf einen höheren Kohleverbrauch und Energie Inside auf das Problem des „carbon leakage“: der Abwanderung auf die Heizwärme zurück. von Industrieproduktionen in weniger umweltengagierte Weltregionen. USA blockiert Umsetzung „Für eine 80- bis 95-prozentige Im Gegensatz zu den restlichen Unterzeichnerstaaten von Paris Treibhausgassenkung, wie sie bleibt der Wirtschaftsraum Europa mit seinem strikten, verbindlichen langfristig angestrebt ist, und mit Strafzahlungen sanktionierbaren Reduktionspfad bei Treib- Fotos: Haiden, Consentec, Weiss müssen alle mitziehen, hausgasen „minus 40 Prozent bis 2030“ auch nach den Vereinbarun- nicht nur einzelne Länder.“ gen von Paris weltweit einsamer Vorreiter. So etwa hat der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten den ambitionierten Klimaschutzplan Christoph Maurer Geschäftsführer, Consentec GmbH von Präsident Barack Obama blockiert. Der Supreme Court stoppte im Februar die Umsetzung von Vorgaben für den Kohlendioxidausstoß ➝ ENERGIE INSIDE JUNI/16 13
Unterzeichnung des Klimavertrages im UNO-Hauptquatier in New York von Kraftwerken. Und zwar für so lange, bis laufende Klagen einer CO2-Preise im Sinkflug Reihe von republikanischen Bundesstaaten und Industrieverbän- Das europäische Emissionshandelssystem (EU ETS) soll An- den endgültig entschieden sind. Mit der Entscheidung des Supreme reize schaffen, um CO2-Emissionen der Industrie in Europa zu Court stehen auch die Zusagen Amerikas für das im April in New York reduzieren. Dafür müsste der Preis für ein Zertifikat pro Tonne unterzeichnete, globale Klimaschutzabkommen auf der Kippe. Die ausgestoßenem CO2 laut Experten bei etwa 35 Euro liegen. Der Klimachefin der Vereinten Nationen, Christiana Figueres, warnt in CO2-Preis in der EU ist jedenfalls seit Beginn des Jahres um fast einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur vor einem Aus- 30 Prozent eingebrochen, berichtet der EU-Nachrichtendienst stieg: „Sollten sich die Vereinigten Staaten nun wieder den Energie- ENDS: von 8,21 Euro im Jänner auf 6,10 Euro Ende Mai. Hier sind trägern des letzten Jahrhunderts zuwenden, wird das ihrer Wettbe- die fallenden Öl- und Gaspreise genauso eingepreist wie Bedenken werbsfähigkeit auf dem Weltmarkt schaden. Der Übergang zu einer über die Zukunft der EU. Experten sind sich über die Einschätzung entkarbonisierten Wirtschaft läuft schon eine Weile. Diese Verschie- der weiteren Entwicklung uneinig: Die Erwartungen vor allem der bung ist unaufhaltsam und dauerhaft.“ EU-Kommission hinsichtlich der umweltpolitischen Wirksamkeit und der ökonomischen Effizienz des Emissionshandels liegen auf Emissionshandel als der 4. Handelsperiode, die 2020 beginnt. „Zwischen 2025 und 2030 Klimaschutz-Instrument werden mit der neu eingeführten Marktstabilitätsreserve die Über- Laut dem Klimavertrag sind Maßnahmen zur Reduktion von schüsse am Markt abgesaugt sein und Knappheit entstehen“, so Klimagasen weiterhin möglich. Der Emissionshandel soll also nach Dr. Felix Matthes vom Ökoinstitut in Berlin. „Im aktuellen Markt- wie vor erlaubt sein. Mehrere Staaten wie Deutschland, Frankreich, umfeld würden wir Preise von 25 Euro pro Tonne CO2 sehen, bei Mexiko und Kanada haben deshalb eine „Carbon Pricing Leadership Brennstoffpreisen wie Anfang 2015 steigen die CO2-Kosten auf 35 Coalition“ gegründet. Auch rund 90 Unternehmen und Nichtregie- bis 40 Euro pro Tonne.“ Demgegenüber haben die von der EU im Foto: Medina / AFP / picturedesk.com rungsorganisationen gehören dazu. Ziel der Koalition ist es, weltweit Vorfeld des Klimagipfels vorgeschlagenen Maßnahmen zur Reform für Emissionshandelssysteme oder Kohlendioxid-Steuern auf den des CO2-Handels laut Börseexperten keine Chance, um die Preise Kohlendioxid-Verbrauch zu werben. China ist inzwischen internatio- für Verschmutzungsrechte wie erwünscht steigen zu lassen. Es nal der größte Verursacher von Kohlendioxid. Zugleich gilt China als müssten deutlich mehr Mengen als vorgeschlagen aus dem Markt einer der größte Hoffnungsträger. Nach regionalen Pilotversuchen genommen werden – oder noch besser – gleich ein ganz anderes startet in China ab 2017 die Implementierung des Emissionshandels. System aufgesetzt werden. 14 ENERGIE INSIDE JUNI/16
EIN JAHR ENERGIEEFFIZIENZGESETZ Aussicht auf Besserung ? Bilanz nach einem Jahr Energieeffizienzgesetz: Die Energiebranche hat die Energieeffizienzziele übererfüllt. Ob das Energiesparen weiterhin so erfolgreich sein kann, ist ungewiss. Von Stromversorgern über Tankstellen bis hin zu Ölhänd- von OneTwoEnergy. Seitdem jedoch wassersparende Siebe lern – die Energieversorger in Österreich standen und als Haushaltsmaßnahme von der Monitoringstelle aner- stehen dem neuen Energieeffizienzgesetz (EEffG) kritisch kannt wurden, werden Effizienznachweise immer günsti- gegenüber. Mit einer gewaltigen Kraftanstrengung hat ger. Die Rede ist von einem Preis zwischen einem und zwei die Branche die Verpflichtung beim ersten Mal deutlich Euro. Nachhaltigere Maßnahmen, wie etwa Druckluftopti- übererfüllt: Statt des geforderten Ziels von 0,6 Prozent des mierung oder Klimatisierung, werden es schwer haben, da Vorjahresenergieabsatzes haben sie Einsparungen von 1,04 preislich mitzukommen. Prozent geschafft. In Energie ausgedrückt waren es 9,59 statt 5,51 Petajoule. Auch nicht verpflichtete Unternehmen Skepsis für die Zukunft haben freiwillig Energie im Ausmaß von 11,15 Petajou- Laut Experten wird es in Zukunft schwerer werden, die le gespart. Macht unterm Strich 20,74 Petajoule weniger Auflagen zu erfüllen. Für das Erreichen der Einsparungs- verbrauchte Energie. Das ist die Hälfte des Energiebedarfs ziele 2015 durften Maßnahmen von 2014 und 2015 heran- von Vorarlberg. Nun werden 10.882 Energieeffizienzmaß- gezogen werden. Das wird in Zukunft nicht mehr möglich nahmen von der Monitoringstelle der österreichischen sein. Auch Maßnahmen, die mittels Umweltförderung im Energieagentur geprüft. Inland (UFI) und Wohnbauförderung finanziert wurden, sind seit 1. Jänner 2016 nicht mehr anrechenbar. Es wird Millionen für Bürokratie zunehmend schwieriger, neue Sparmaßnahmen zu fin- Für Kritik sorgte die späte Bekanntgabe konkreter De- den und umzusetzen. Zweifelhaft sind die Beschlüsse der tails zu den Effizienzmaßnahmen. Erst sechs Wochen vor EU-Klimapolitik hinsichtlich der globalen Weltwirtschaft. dem Stichtag trat die Richtlinienverordnung für das Gesetz Während in Europa die CO2-Emissionen gesenkt werden, in Kraft. Darin sind Details zur Umsetzung, zur Anrechenbar- kommt der belastende Smog in den Entwicklungs- und keit sowie zur Bewertung und Teilbarkeit der Maßnahmen Schwellenländern aus Fabriken, Kraftwerken und Städten, geregelt. Dieser Zeitdruck wurde von den Unternehmen als die für Märkte in Europa produzieren. besonders „herausfordernd“ empfunden. Fehlende und un- klare Vorgaben sowie die komplizierte Dateneingabe verur- sachten einen Mehraufwand für Verwaltung und Personal „Im Dezember wurden in Millionenhöhe. Die gesamten administrativen Kosten für Effizienznachweise noch um das Energieeffizienzgesetz beziffert der Umwelt- und Ener- vier bis fünf Euro gehandelt.“ giepolitik-Chef der Wirtschaftskammer Österreich, Univ.- Gudrun Pelinka, Doz. Dr. Mag. Stephan Schwarzer, mit 20 Millionen Euro. Geschäftsführerin von OneTwoEnergy Grafik: istock, Fotos: the blue minds company, WKO Erosion der Preise Auswirkungen hatte das Gesetz und die späte Richtli- „Die gesamten administrativen nienverordnung auch auf den Handel mit Energieeffizienz- Kosten betragen etwa nachweisen: Im Dezember und Jänner hatten viele Energie- 20 Mio. Euro.“ lieferanten noch kurzfristig Nachweise nachgefragt. „Dafür Stephan Schwarzer, wurden damals vier bis fünf Cent je Kilowattstunde be- Leiter Umwelt- und Energiepolitik zahlt“, sagt Gudrun Pelinka, MSc, MBA, Geschäftsführerin Wirtschaftskammer Österreich ENERGIE INSIDE JUNI/16 15
Gemeinsame Preiszone: Kohle als Hürde? Die Preiszone zwischen Österreich, Deutschland und Luxemburg gilt als Erfolgsmodell. Die deutsche Energiewende und die starke polnische Kohleindustrie könnten sie zu Fall bringen und Strom für heimische Verbraucher teurer werden lassen. Dagegen machen österreichische Behörden und Energieversorger mobil. Anfang Mai hat die EU-Kommission erwogen, Deutschland in zwei reichische Gesellschaft für Europapolitik ausgearbeitet. Sie schreiben, Strompreiszonen aufzuteilen. Wie das „Handelsblatt" schrieb, sei aus dass „die gezielte Steuerung von Kraftwerken zur Entschärfung von EU-Kommissionskreisen zu hören, dass die Energiewende in Deutsch- Engpasssituationen zielführender, weniger marktintensiv und effekti- land zu einem „nicht mehr akzeptablen Problem" geführt hat. Die ver“ wäre. Außerdem sollte der Netzausbau vorangetrieben werden. 2 Nachbarländer leiden, „weil Deutschland im Norden völlig irrational Erzeugungskapazitäten aufbaut, ohne gleichzeitig ausreichend Netz- Diplomatische Aktivitäten kapazitäten zu schaffen", heißt es im Handelsblatt. Mitte April 2016 stand das Thema der gemeinsamen Preiszone Deutschlands Vizekanzler Sigmar Gabriel widersprach prompt: bei einer Veranstaltung der Österreichischen Botschaft in Berlin im Eine Aufspaltung in unterschiedliche Preiszonen sei zwar „rein theo- Mittelpunkt, an der rund 90 Vertreter von Unternehmen, Botschaften, retisch denkbar, aber unrealistisch.“ Einen Beitrag zur Entschärfung des Interessenvertretungen und Ministerien teilgenommen haben. Titel: Problems haben Berlin und die Länder nun selbst vorgeschlagen: Mit „Österreich und Deutschland, Partner im europäischen Strommarkt.“ dem künftigen Erneuerbare-Energien-Gesetz soll Deutschland in zwei Unter den Diskutanten war unter anderem der deutsche Regu- Windkraftzonen aufgeteilt werden. Unabhängig davon könnte es der lator Jochen Homann, Chef der Bundesnetzagentur. Obwohl der ge- Preiszone zwischen Deutschland, Österreich und Luxemburg an den waltige Stromüberschuss und die fehlenden Transportkapazitäten in Kragen gehen. Dagegen wehrt sich Österreich. Wie berichtet hatte die Deutschland ein hausgemachtes deutsches Thema sind, ist Homann EU-Behörde ACER im September 2015 deutsche und österreichische Verfechter der Abschaffung der Preiszone zwischen Österreich und Regulierungs- sowie Übertragungsnetzbetreiber aufgefordert, sich Deutschland. Auf Anfrage von EAA-Energie Inside schrieb die Bun- bis zum 23. Jänner 2016 zur Einführung eines Engpassmanagements desnetzagentur: „Österreich kann nicht erwarten, dass auf Dauer ein zu verpflichten. Deutschland unterstützte den Vorstoß. Nachdem der unbegrenzter Stromhandel zwischen Deutschland und Österreich Beschwerdeausschuss von ACER im Dezember 2015 entschieden hat- stattfindet, wenn die Übertragungskapazitäten endlich sind. Es gilt, te, dass die Stellungnahme der Behörde rechtlich nicht bindend ist, den Handel an der sicher transportierbaren Stromleistung auszurich- erklärten beide Länder, die Forderung von ACER nicht umzusetzen. ten und vom teuren und marktfernen Redispatch-Aufwand wegzu- Stattdessen hatte sich Österreichs Regulierungsbehörde E-Control im kommen.“ Für Deutschland geht es besonders darum, den Vorwurf zu November 2015 zu rechtlichen Schritten gegen die Abschaffung der entkräften, dass vor allem Nachbarstaaten Nutzen aus stark subven- Preiszone entschieden, weil ACER in ihrer Stellungnahme geltender tioniertem Ökostrom ziehen. Ebenfalls an dem Abend in Berlin anwe- europäischer Rechtsprechung widerspricht (siehe Kasten). send war Univ.-Doz. Dr. Mag. Stephan Schwarzer, Leiter der Abteilung Umwelt- und Energiepolitik in der Wirtschaftskammer Österreich. Er Für Österreich steht viel auf dem Spiel: Studien prognostizieren setzt sich für den Fortbestand der gemeinsamen Preiszone ein: Denn eine Verteuerung der Großhandelspreise in der Höhe von 15 Prozent. „durch das Ende der Preiszone würde man den Rückwärtsgang bei Dies entspricht Mehrkosten für österreichische Stromkunden von bis der Stromintegration einschalten. Das wäre ein Schlag ins Gesicht zu 300 Millionen Euro pro Jahr. 1 Mag. Christian Wojta, Geschäfts- der Wirtschaftsintegration. Daher hoffen wir, dass es zu einer Lösung führer der EAA: „Ein Aufheben der Preiszone wäre zum Nachteil für kommt.“ Österreich und absolut gegen das Ziel der europäischen Union, einen gemeinsamen europäischen Markt zu schaffen.“ Verbündete Deutsche Der laufende Prozess beim Gericht der Europäischen Union (EuG) Österreich profitiert stark vom Status quo. „Deshalb unterneh- verschafft Österreich eine Verschnaufpause – laut E-Control bis zum men wir am meisten“, sagt Schwarzer. Aber neben der EU-Kom- Herbst 2017. Lösungsansätze abseits der Gerichtssäle hat DI (FH) Mag. mission gibt es auch einige deutsche Verbündete: etwa den Dach- (FH) Martin Graf, MBA als ehemaliger Vorstand der E-Control mit sei- verband der deutschen Energiewirtschaft. Er hat im Namen seiner nem Assistenten Mag. Philipp Irschik in einem Aufsatz für die Öster- 1.800 Mitgliedsbetriebe die Empfehlung von ACER zur Aufspaltung 16 ENERGIE INSIDE JUNI/16
Kohle-Bergwerk in Katowice, Polen der Preiszone kritisiert. Grund: Diese laufe dem Ziel eines europäischen Strombinnenmarkts zuwider. Auch der Börserat der EEX, der European Energy Exchange als Marktplatz für Energie und energienahe Produkte, hat sich in einem 27-seitigen Positionspapier für die Erhaltung des Die E-Control hat Beschwerde beim gemeinsamen Strommarkts ausgesprochen. Dort heißt es, dass die Spaltung der deutsch-ös- ACER-Beschwerdeausschuss gemäß Art. terreichischen Preiszone „negative Folgen für den Markt als Ganzes“ hätte. Europas liquideste 19 ACER-VO eingebracht. Diesem Protest Preiszone zu beenden, wäre laut dem Positionspapier von Daniel Wragge, der bei der EEX die haben sich einige österreichische Markt- politischen und regulatorischen Angelegenheiten leitet, „ein gewaltiger Rückschritt“. Denn die teilnehmer angeschlossen. Ein Entscheid Möglichkeiten zur Risikominderung schwinden und können zu höheren Energiepreisen führen. von ACER lag Anfang Februar 2016 vor Sein Kollege, Dr. Dr. Tobias Paulun, Chief Strategy Officer und Managing Director bei der und mündete in einem Schreiben an die EEX, äußerte bei der Veranstaltung in der österreichischen Botschaft in Berlin seine Bedenken: EU-Kommission und die betroffenen Mit- „Die gemeinsame Preiszone hat eine enorme Bedeutung für die Herausbildung des europäi- gliedsstaaten. Nächster formaler Schritt: schen Börsenstrom-Referenzpreises und ist Voraussetzung für einen liquiden Handel.“ Das gel- Die EU-Kommission könnte ein Vertrags- te vor allem auch für den längerfristigen Terminhandel und ein Handelsvolumen von mehr als verletzungsverfahren gegen Österreich 25 Milliarden Euro, das man nicht aufs Spiel setzen dürfe. Statt einer Aufteilung der Preiszone anstrengen. Darüber hinaus hat sich die spricht sich Paulun für eine Erweiterung aus, um den europäischen Strombinnenmarkt weiter E-Control im November 2015 entschlos- umzusetzen und die Liquidität des Handels weiter zu stärken. Sinnvoll sei es jedoch, über eine sen, gegen die ACER-Stellungnahme durch stärkere Kostenteilung beim Netzausbau und beim Netzbetrieb zu verhandeln. Auch Prof. Dr. Einbringung einer Nichtigkeitsklage beim Dieter Hundt, Präsident der Deutschen Handelskammer in Wien, hat sich kritisch zur geplanten Gericht der Europäischen Union (EuG) ge- Aufspaltung der Preiszonen geäußert: „Es wäre unverantwortlich und kurzsichtig, die gewach- mäß Art. 263 AEUV vorzugehen. Die Kla- senen Strukturen … leichtfertig aufs Spiel zu setzen und zu trennen.“ Er appellierte an die Wirt- ge der E-Control gegen die Trennung des schaftsminister beider Länder, sich für den Erhalt der deutsch-österreichischen Strompreiszone deutsch-österreichischen Strommarktes einzusetzen. wurde am 1. Februar 2016 im EU-Amtsblatt veröffentlicht. Der Klage haben sich eben- Polen und Tschechien als starke Gegner falls einige österreichische Marktteilneh- In der Diskussion um die deutsch-österreichische Preiszone haben auch Tschechien und mer angeschlossen. Die E-Control rechnet Polen ein Wörtchen mitzureden. Die Republik Tschechien wiederum bekämpft die deutsch- für Herbst 2017 mit einem Urteil des Ge- österreichische Preiszone, weil für sie die „Wahrung der Geschäftsgrundlage für die tschechi- richts der EU. schen Atomkraftwerke im Vordergrund“ steht. Schließlich erwarte sich Prag Marktchancen in Österreich und könnte von höheren Preisen profitieren. 3 Nicht außer Acht zu lassen ist Polen. Warschau hatte ACER in Sachen Preiszone angerufen. Foto: Grygiel / PAP / picturedesk.com Für Polen geht es neben überlasteten Netzen und veralteter Infrastruktur um den Schutz und Fortbestand der knapp 100.000 Arbeitsplätze in der Kohleindustrie. Die Kumpel holen jedes Jahr 1| Vgl Consentec, 09/2014; Consentec, 02/2015; Frontier Economics und Consentec (2014) Kohle im Wert von knapp neun Milliarden Euro aus den Bergwerken – das sind zehn Prozent 2| M artin Graf, Philipp Irschik, „Die deutsch-österreichische Strompreiszone“. Utl: des polnischen Bruttoinlandsprodukts. Bleibt am Ende die Frage, ob Polen nicht nur regelmäßig Das europäische Paradebeispiel für die Integration von nationalen Energiemärkten die ehrgeizigen Klimaziele der EU ausbremst, sondern nun auch die deutsch-österreichisch- steht vor dem Aus. Hrsg.: Österreichische Gesellschaft für Europapolitik. S. 13. luxemburgische Preiszone. 3| Martin Graf, Philipp Irschik, „Die deutsch-österreichische Strompreiszone“. S. 12. ENERGIE INSIDE JUNI/16 17
E-Control: Neue Wettbewerbshüter für den Energiemarkt DI Andreas Eigenbauer und Dr. Wolfgang Urbantschitsch sind das neue Vorstandsduo der österreichischen Regulierungsbehörde E-Control. EAA-Energie Inside hat nachgefragt, was sie sich für die kommenden fünf Jahre vorgenommen haben. stelle für Konsumenten. Doch es stellt sich Sinn eines Updates des Tarifkalkulators, dass auch die Frage nach neuen Zielsetzungen. auch alle neuen Angebote neutral miteinan- Derzeit befinden wir uns in einer Orientie- der verglichen und die Jahreskosten richtig rungsphase. Es geht darum, den gesetzlichen wiedergegeben werden können. Auftrag vor dem Hintergrund der aktuellen Marktbedingungen neu zu interpretieren. Welche Rolle spielt die Versorgungs- sicherheit bei Ihren Zielsetzungen? Welche Ziele verfolgen Sie verstärkt? Eigenbauer: Das Zieldreieck im Energie- Urbantschitsch: Es ist unerlässlich, dass wir bereich „Versorgungssicherheit-Nachhaltig- uns in den internationalen Gremien enga- keit-Wirtschaftlichkeit“ dürfen wir nicht aus gieren, damit die Position Österreichs gehört den Augen verlieren. Es soll um Energieeffi- wird. Viele Entscheidungen, die auch den zienz und Leistbarkeit ergänzt werden. Ver- Sie haben mit 25. März 2016 heimischen Energiemarkt betreffen, werden sorgungssicherheit ist damit ein zentraler Ihre Arbeit aufgenommen. Wie haben auf europäischer Ebene gefällt und nicht in Punkt bei der Ausrichtung unserer Ziele. Sie die ersten Wochen erlebt? Österreich. Urbantschitsch: Wir freuen uns sehr über 2001 wurde der Strommarkt liberalisiert, unsere neue Aufgabe als Vorstände der Wie steht es um Konsumentenrechte? der Gasmarkt 2002. Wie beurteilen Sie E-Control. Wir sind uns durchaus bewusst, Urbantschitsch: Eines unserer Hauptziele den Status der Marktliberalisierung? dass in den kommenden Jahren zahlreiche ist es, den Konsumenten noch mehr Trans- Urbantschitsch: Damals wurden die Rah- Herausforderungen warten: Und zwar nicht parenz zu bieten: Denn nur gut informier- menbedingungen für einen liberalisierten nur für die Regulierungsbehörde, sondern te Kunden können aktiv am freien Ener- österreichischen Strom- und Gasmarkt ge- für die gesamte Energiewirtschaft. giemarkt teilnehmen und so von diesem schaffen. Ziel ist, diesen noch besser mit den Eigenbauer: Es macht Spaß, im Vorstand profitieren. Wir arbeiten daher an einem benachbarten Märkten zu vernetzen, um der E-Control zu arbeiten. umfassenden Update des Tarifkalkulators, liquidere Märkte zu schaffen sowie einen ef- damit sich Haushalte sowie Unternehmen fektiven Regulierungsrahmen für Infrastruk- Wie teilen Sie die auch weiterhin optimal informieren und ori- turinvestitionen bereitzustellen. Geschäfte untereinander auf? entieren können. Unser Ziel ist es, dass den Urbantschitsch: Entscheidungen werden Verbrauchern ein neutraler Produktvergleich Insgesamt wechselten seit ausschließlich gemeinsam getroffen. Die ermöglicht wird. der Liberalisierung 2001 rund Abteilungen der E-Control werden vorerst 1,6 Millionen Haushalte und nicht thematisch zwischen den Vorständen Aktuell ist der Tarifkalkulator durch Betriebe. Sind Sie damit zufrieden? aufgeteilt. Zwischen uns herrscht ein sehr die Art und Weise der Abbildung von Urbantschitsch: Besonders bei Gas hat der gutes Einvernehmen. Neukundenrabatten wettbewerbsverzer- Wettbewerb zuletzt zugenommen. Wäh- rend. Konsumenten sind verunsichert. rend die Wechselrate bei Gas lange Zeit Wie möchten Sie die Wird sich das ändern? niedriger war als bei Strom, hat sich das E-Control neu ausrichten? Urbantschitsch: Bereits jetzt stellt der in den vergangenen Jahren umgekehrt. Urbantschitsch: Die Gewährleistung des Tarifrechner natürlich alle Rabatte dar, und 2015 wechselten 3,4 Prozent der Haushalte Wettbewerbs bleibt eine unserer Hauptauf- zwar je nachdem, wie die Kunden sich das und Unternehmen bei Gas, bei Strom waren gaben, und wir bleiben die zentrale Anlauf- wünschen. Wie vorher beschrieben ist der es 2,5 Prozent. 18 ENERGIE INSIDE JUNI/16
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