Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln

 
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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
5·2020

S A LV E

Zeitschrift der benediktinischen
Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
SALVE
    Zeitschrift der benediktinischen
    Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr

12. Jahrgang · Ausgabe 5, Oktober/November 2020   Leitartikel 
Erscheint sechsmal jährlich                       Lebensraum für Theologen im Kloster	                       4

                                                  Wallfahrt
                                                  Der Wallfahrtspater informiert	                           10
                                                  Wallfahrtsinformationen                                   12
                                                  Liturgischer Kalender                                     14
                                                  Gottesdienste in Einsiedeln                               16
                                                  Liturgisches Grundwissen – Kirchenlied                    18
                                                  Haben Sie gewusst…			                                     19

                                                  Kloster Einsiedeln
                                                  Psalm 11 – Wie mit Feinden umgehen                         20
                                                  Skulpturenausstellung – Eisen und Holz auf der Klosterinsel22
                                                  Photovoltaik – Strom vom Reithallendach                    24
Frontseite: Vierhundert Jahre Theologische        Die Gaststwirtschaft im Abteihof – Zur Freude von Vielen26
Schule Einsiedeln, Deckengemälde im               Konventglöckli29
«Philosophenzimmer» (Foto: Frater Meinrad         Marienbild31
Hötzel).                                          Stiftsschule
                                                  Schulnachrichten		                                        32
                                                  Ecke der Eltern                                           33
                                                  Internat – Abschied von Yvonne Ribaux		                   34
                                                  Wanderlager – Wie eine kostbare Perle		                   36
                                                  Personalnachrichten			                                    39
                                                  Alumni	                                                   40

                                                  St. Gerold
                                                  Die ersten Wochen als Propst – Das Wunder von St. Gerold42
                                                  Dank an Pater Kolumban 	                                44
                                                  Kurs- und Kulturprogramm	                               46

                                                  Kloster Fahr
                                                  Grusswort	                                    54
                                                  Fünf Jahre «Laudato Si‘» – Die Klagen der
                                                  Armen und der Erde	                           56
                                                  Verein Pro Kloster Fahr – Stabübergabe	       59
                                                  Klosterbetriebe – Erlebnisorientierte Zukunft 60
                                                  Veranstaltungen			                            62
www.zeitschrift-salve.ch
                                                  Meditation64
www.gebetsgemeinschaft.ch
www.kloster-einsiedeln.ch                         Kaleidoskop
www.kloster-fahr.ch                               Münzen und Medaillen des Klosters Einsiedeln       66
www.propstei-stgerold.at                          Klostersammlung – Bilderzyklus von Hans Bock	      68
www.siljawalter.ch                                Neues Ufnau-Buch – Kleinod im Zürichsee	           70
www.zeitschrift-salve.ch                          Hans Schwarz – «We nume dr Tifel dr Chlaus nähm!»	 72
www.gotteswort.ch                                 Neue Bücher                                        78
www.GOTTsuchen.ch                                 Impressum86

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LEITGEDANKE

L    iebe Leserin, lieber Leser

Eigentlich könnte ich ohne Weiteres meine Leitgedanken der Ausgabe 3/2020
kopieren und hier nochmals wiedergeben, denn rund um die Frage nach der
«Normalität» nach «Corona» hat sich seither wenig bis nichts geändert – alle seh-
nen sich nach der Rückkehr zur Normalität, ich auch, ich gebe es zu. Mein Bedürf-
nis nach Normalität bezieht sich auf alltägliche Dinge – keine Maskenpflicht mehr,
keine Registrierungspflicht mehr, keine amtliche Angstmacherei mehr. Ich bin
                 guter Dinge, dass sich unser Alltag irgendwann in diesem Sinn
                 wieder normalisiert.
                    Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Die andere bringt
                 das Kloster Fahr zur Sprache. Und zwar gleich zwei Mal.
                    Die «Meditation» von Schwester Silja Walter auf S. 60 sagt
                 klar und deutlich, wie unsere Welten eigentlich gewollt sind:
                 «Himmel und Welt sind als Ganzes gedacht». Und wenn die
                 Fahrer Kandidatin Judith Samson auf S. 52f die Enzyklika von
                 Papst Franziskus – «Laudato si'» zu ihrem fünfjährigen Jubiläum
                 thematisiert, bringt sie uns «die Klagen der Armen und die
                 Klagen der Erde» zu Gehör.
    Im Licht bzw. im Dunkel der «Corona»-Ereignisse mutet diese Enzyklika an,
als ob der Papst vor fünf Jahren eine Prophezeiung ausgesprochen hätte. Das
empfinde ich auch beim Lesen des Gebets «für unsere Erde», das der Enzyklika
beigefügt ist. Im Kloster Fahr und wohl nicht nur dort, fliesst die Sorge um
unsere Erde ein in die Gottesdienste. Einzelheiten dazu ab S. 62.
      «Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung
zu betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöp-
fen». Geht diese Bitte in Erfüllung, verändert sich etwas – in uns. Normalität wird
ersetzt durch Leben. Und es werden neue Wege möglich, weg von der tödlichen
Normalität der Gier. «Himmel und Welt», also wir alle, hätten dann allen Grund
zu völlig abnormaler Freude.
     Dass das mehr sei als ein ganz normaler «frommer Wunsch», das wünsche ich
uns von Herzen.

Erich Liebi

                                                                                      3
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LEITARTIKEL

    Vierhundert Jahre Theologische Schule Einsiedeln

    Lebensraum für Theologen
    im Kloster
    Selbst manche der mit dem Kloster gut vertrauten Leserinnen und Leser werden
    sich nun wundern, von dem vierhundertjährigen Jubiläum einer Einrichtung zu
    lesen, von deren blosser Existenz geschweige denn von deren eindrücklichem Alter
    sie noch gar nicht wussten. Denn der Lehrbetrieb dieser hausinternen Studienstätte
    der Philosophie und Theologie wurde 2013 mangels Studenten und Professoren
    bis auf weiteres eingestellt. Dennoch lohnt es sich anlässlich des diesjährigen
    Jubiläums der Schule, einige Impressionen aus vierhundert Jahren des Studierens
    von Philosophie und Theologie in unserem Kloster Revue passieren zu lassen.

     Schon über den allgemeinen Schulunterricht        weder in Einsiedeln geschrieben wurden
     für Knaben im Kloster, den Anfängen der           oder handschriftliche Spuren des Bibliothe­
     heutigen Stiftsschule also, erzählen unsere        kars Heinrich von Ligerz aus dem 14. Jahr­
     mittelalterlichen Quellen wenig. Noch weni­        hundert enthalten, bieten Hinweise für das
     ger erfährt man darin über die Frage, ob,         Interesse an diesen Fächern im Kloster.
     wer, wo und in welchem Ausmass die Mön­         ­Allein von Albrecht von Bonstetten (gest.
     che theologische und philosophische Kennt­        vor 1505) wird berichtet, dass er an den
     nisse erworben haben. Einmal vom heiligen        ­Universitäten in Freiburg i. Br., Basel und
     Wolfgang abgesehen, der nach der Vita             ­Pavia studiert habe; seinen einzigen nach­
    ­Othlos bereits gut ausgebildet und erfahren       weisbaren Titel eines Doktors beider Rechte
     als Lehrer und Leiter einer Domschule in Ein­      bekam er aber erst später von Kaiser Maxi­
     siedeln eingetreten sein soll, weiss man über      milian I. ehrenhalber verliehen.
     den Bildungsstand der einzelnen mittelal­
     terlichen Mönche von Einsiedeln sehr wenig.     Bessere Bildung für Priester
                                                     Seit im 16. Jahrhundert die Aufnahme von
    Hinweis eines Bibliothekars                      Nichtadligen in die Klostergemeinschaft die
    Nur die erhaltenen Handschriften philoso­        Konventstärke deutlich anwachsen liess, die
    phischen und theologischen Inhalts, die ent­     Mönche vermehrt selbst seelsorgliche Auf­

    Aus den Anfängen: Eintrag in den Collectanea Pater Josef Dietrichs zum Jahr 1620: «Im selben
    Jahr Anfang Dezember beginnt man zum ersten Mal in unserem Kloster Philosophie zu lehren,
    deren erster Professor der Hochwürdige Pater Fridolin Rössler war. Nie gab es andere solche
    Studien vor diesen im Kloster.»

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LEITARTIKEL

Leider etwas unscharf, aber das einzig verfügbare Bild der Theologenschule aus neuerer
Zeit: Pater Giorgio Giursato beim Unterricht (Foto: KAE).

gaben für die Pilger sowie die Pfarrei Ein­      1620 die Studienschulden von Franz Schiegg
siedeln übernahmen und im Zuge des Kon­           und verwendete dazu alles in Dillingen hin­
zils von Trient allgemein eine bessere            terlegte Guthaben, was darauf schliessen
theologische Ausbildung der Priester gefor­       lässt, dass er bereits im Sinn hatte, keine
dert wurde, sind auch unter den hiesigen          weiteren Studenten mehr dorthin zu ent­
Konventualen einige nachweisbar, die an           senden.
auswärtigen Universitäten studiert haben.             In den zeitgenössischen Quellen ist
Dafür gingen sie vor allem an die Universität     nichts über die Überlegungen von Abt Au­
Freiburg i. Br. und an das Jesuitenkolleg in      gustin betreffs der zukünftigen Organisa­
Dillingen an der Donau. Zwischen 1568 und         tion der Studien der Einsiedler Konventua­
1620 ist von 28 Einsiedler Mönchen bekannt,       len überliefert. Auffällig ist, dass 1618 mit
dass sie in Dillingen studiert haben.             Leonhard Brunner der erste Einsiedler Frater
                                                  an die von Benediktinern neu gegründete
Schulden in Dillingen                             Schule in Salzburg, die zur Universität aus­
Interessanterweise absolvierte der letzte         gebaut werden sollte, geschickt wurde.
davon, Pater Franz Schiegg, seine dortigen        Dorthin wurden 1619 auch die Fratres
Studien noch vor seinem Klostereintritt;         ­Adalrich Falck und Martin Kachler gesandt,
 möglicherweise fand er während dieses            die bis dahin in Dillingen bzw. Freiburg i. Br
­Studium, das er gleichzeitig mit den Einsied­    studiert hatten; als Dritter begann dort im
 ler Fratres Hieronymus von Roll, Wilhelm         gleichen Jahr Frater Nikolaus Frank sein Stu­
Sury und Adalrich Falck absolvierte, zu sei­      dium. Auf sie folgten nach ihren Studienab­
 ner Entscheidung für den Eintritt. Jedenfalls    schlüssen 1621 keine weiteren Einsiedler
 bezahlte Abt Augustin Hofmann im Januar          Studenten.

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LEITARTIKEL

    Erster Professor für Philosophie                die Muttergottes, auf das hin er plötzlich
    Stattdessen begegnet in der 1670 von Pater      vor die verschlossene Tür versetzt wurde,
    Josef Dietrich geschriebenen Chronik der        habe ihn vor dem Verlust seiner Keuschheit
    lapidare Eintrag für das Jahr 1620, dass
    ­                                               bewahrt.
    ab Dezember Pater Johann Fridolin Rössler            Wenn man aber den Beginn philosophi­
    das erste Mal im Kloster selbst Philosophie     schen und theologischen Unterrichts im
    unterrichtet habe.                              Kloster im Zusammenhang mit der Grün­
                                                    dung einer Benediktineruniversität in Salz­
    Reisegefahren                                   burg, an die ja wie erwähnt die Einsiedler
     Die Haustradition setzt diese Entscheidung     Fratres zunächst geschickt wurden, und der
    zur Einrichtung einer hauseigenen Möglich­      Einrichtung eines Hausstudiums im Kloster
     keit zum Studium in Zusammenhang mit           St. Gallen 1610 sieht, so hat wohl nicht nur
    ­einem persönlichen Erlebnis des späteren       die Vermeidung von Reisegefahren eine ei­
    Abtes Plazidus Reimann. Auf einer der lan­      gene theologische Schule notwendig ge­
     gen und gefährlichen Reisen nach Dillingen     macht. Insgesamt suchten die Benediktiner
     soll dieser nämlich, laut seinem Studienkol­   nach Möglichkeiten, ihre Mönche in einem
     legen Pater Gabriel Bucelin aus der Abtei      klösterlichen Umfeld studieren lassen zu
     Weingarten, aufgrund seiner besonderen         können. Innerhalb der frisch gegründeten
     Schönheit von einer schamlosen Wirtin des      Schweizer Benediktinerkongregation gab
     Nachts in seinem Zimmer geradezu über­         es dazu im 17. Jahrhundert mehrere Vor­
    fallen worden sein. Nur ein Stossgebet an       schläge zur Einrichtung eines gemeinsamen

    Auch Logik kann man anschaulich unterrichten: Pater Bonifaz Tschupp erklärt 1659 seinen
    Studenten (das Bild zeigt ihre Namensliste), dass sie alle, allein weil sie Menschen sind,
    ­logischerweise auch vernünftige Wesen seien.

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Die heutige Brüderstube wurde ursprünglich als «Philosophenzimmer» bezeichnet und mit
Allegorien der Wissenschaft geschmückt, da der Raum wohl dem philosophischen Unter-
richt dienen sollte (Fotos: Frater Meinrad Hötzel).

Studienortes, meist angestossen von St. Gal­      stark von den Jesuiten geprägte Universität
len, einmal, 1684, auch von Einsiedeln. Letzt­-   Freiburg geschickt wurden. Beispielsweise
lich bevorzugte man in Einsiedeln aber            absolvierte auch der erste hausinterne Pro­
wie in vielen Benediktinerklöstern ab dem         fessor der Philosophie Pater Johann Fridolin
17. Jahrhundert die hausinterne Ausbildung        Rössler sein Theologiestudium in Freiburg.
der Fratres in Philosophie und Theologie.             An der hauseigenen Schule in Einsiedeln
                                                  wurde zunächst Philosophie unterrichtet.
In der Schule der Jesuiten                        Dies zeigt die Mitschrift der Vorlesung von
Dies bedeutete aber nicht, dass gar keine         Pater Johann Fridolin Rössler über die Logik
Mönche mehr an auswärtige Hochschulen             des Aristoteles und die «Isagoge» des Por­
gesandt wurden, jedoch nur einzelne und           phyrius, die 1621 von eben jenem Franz
meist für bestimmte Studienabschnitte, bei­       Schiegg angefertigt wurde, dessen Studien­
spielsweise für die Theologie, oder Spezia­       schulden in Dillingen das Kloster vor seinem
lisierungen, wie beispielsweise in Kirchen­       Eintritt übernommen hat. Aus dem Jahr
recht. Auch ist die Gründung einer eigenen        1635 ist weiter eine Vorlesungsmitschrift er­
Ausbildungsstätte nicht zwingend als              halten, die belegt, dass Pater Johann Frido­
grundsätzliche Abwendung von der Ausbil­          lin Rössler auch sein frisch in Freiburg erwor­
dung bei den Jesuiten zu interpretieren, da       benes theologisches Wissen an die Einsiedler
auch weiterhin Einsiedler Mönche an das           Fratres weitergegeben hat und sie in die
Jesuitenkolleg in Lyon oder an die seit 1620      «Summa theologica» des hl. Thomas von

                                                                                                    7
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LEITARTIKEL

    Frater Meinrad und Pater Mauritius im Kreis der internationalen Studenten- und Professo-
    renschaft von Sant’Anselmo in Rom bei der Eröffnung des akademischen Jahres 2018/2019
    (Foto: Simon Stubbs).

    Aquin einführte. Insgesamt weisen die er­        deutung diesem Studium zugemessen
    haltenen Vorlesungsmitschriften und Trak­        wurde, kann man an der prächtig ge­
    tate des 17. Jahrhunderts darauf hin, dass       schmückten Decke des Raumes erahnen, die
    sich die Einsiedler Professoren in ihrer Lehre   in der Mitte die Apotheose der Wissenschaf­
    eher an ihren eigenen, oft jesuitischen Leh­     ten im Licht der göttlichen Wahrheit zeigt.
    rern und deren Thomismus orientierten als        Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der
    zum Beispiel an dem umfassenden theologi­        philosophische und theologische Hausun­
    schen Lehrwerk «Cursus theologicus sangal­       terricht eng an die neueingerichtete Stifts­
    lensis», den die Benediktiner von St. Gallen     schule angeschlossen. Die philosophische
    für den theologischen Unterricht in ihrer        Sektion war sogar in die reguläre Gymna­
    eigenen Lehranstalt und in der Schweizer         sialzeit integriert, woran dann die Fratres
    Benediktinerkongregation das erste Mal           den Besuch der theologischen Sektion an­
    zwischen 1666 und 1669 herausgaben.              schlossen.
                                                         Gedacht war die «Theologische Haus­
    Studienräume im Barockbau                        lehranstalt» vor allem für die Ausbildung
    Anfang des 18. Jahrhunderts war die hausin­      des eigenen Nachwuchses, wenn auch im­
    terne philosophische und theologische Aus­       mer wieder Fratres aus anderen Klöstern
    bildung in Einsiedeln fest etabliert. Davon      hier studierten, da in den meisten Schweizer
    zeugt nicht nur das bereits erwähnte Fak­        Klöstern der hausinterne Unterricht in Philo­
    tum, das nur noch wenige Studenten an aus­       sophie und Theologie schon deutlich früher
    wärtige Studienorte geschickt wurden, son­       als in Einsiedeln aufgegeben wurde. Auch
    dern vor allem, dass im barocken Neubau          konnte die Lehranstalt über das eigene ­
    des Klosters eine eigene Räumlichkeit für        Haus hinaus einen gewissen Ruf erlangen,
    diese Studien geschaffen wurde. So zeigen        wenn beispielsweise ein Student aus den
    die Rechnungen der Stuckierung von 1709,         fünfziger Jahren berichtet, dass er von Theo­
    dass die heutige Brüderstube im Südost­          logiestudenten aus Fribourg um die moder­
    sporn des Klosters ursprünglich «Philoso­        ne Theologie beneidet wurde, die er hier
    phiezimmer» genannt wurde. Welche Be­            lernen durfte.

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Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
LEITARTIKEL

 Öffnung für Externe                            dungsphase vor der feierlichen Profess – das
 Im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhun­   Kloster als solches Zuhause überhaupt erst
derts wurde die bald «Theologische Schule»      kennenzulernen. Die Schule wurde nicht nur
genannte Einrichtung mehr und mehr für          als Studienort, sondern auch als Lebensraum
 Studenten von ausserhalb geöffnet und soll­    erlebt, in dem man durch den Austausch mit
 te als Ausbildungsstätte für Ordensmänner      den auswärtigen Studentinnen und Studen­
 und -frauen sowie für Priesteramtskandida­     ten den eigenen Horizont erweitern konnte.
 ten in einem monastischen Lebensumfeld         Letztere ergänzten ausserdem die Schar der
dienen. Um auch offiziell anerkannte Ab­        jungen Mönche im Kloster allgemein und
 schlüsse vergeben zu können, wurde sie         sind oftmals dank ihrer Studienzeit hier bis
1996 an die internationale Hochschule der       heute eng mit dem Kloster verbunden.
 Benediktiner Sant’Anselmo in Rom ange­         Ebenfalls prägend war, dass das Lernen und
gliedert, wo sie als eines der besten dieser    der Diskurs mit den Lehrenden eigentlich
affilierten Institute galt.                     nie aufhörten, weil man die in den Vorlesun­
     Wenn man einige der Einsiedler Mönche      gen mit dem Dozenten begonnen Gesprä­
 nach ihren Erfahrungen mit ihrer Theolo­       che abends in der Rekreation fortsetzen
gischen Schule befragt, betonen sie vor         konnte.
­allem, wie wertvoll das Zusammenspiel von
 Studium und monastischem Leben war. Zu­        Mangel an Studierenden
dem bot sich damit die Möglichkeit, wäh­         Die Zahl der Studierenden der Theologi­
 rend des Studiums «zu Hause» zu bleiben          schen Schule hat immer stark geschwankt –
 und so – gerade in der wichtigen Entschei­      von einigen wenigen Studenten bis zu
                                                ­Jahren mit dreissig Leuten. In den 2010er
                                                 Jahren zeichnete sich aber im Zuge der zu­
                                                 rückgehenden Ordens- und Priesterberu­
                                                 fungen auch unter den hiesigen Studenten
                                                 ein so grosser Rückgang ab, dass der Schul­
                                                 betrieb durch Kapitelsbeschluss im Januar
                                                 2013 mangels Studierenden sistiert werden
                                                 ­musste. So muss nun auch für die eigenen
                                                 Studenten des Klosters Einsiedeln immer
                                                 wieder ein guter Studienort gesucht wer­
                                                 den. Um auf die Vorteile der Vereinbarkeit
                                                 von Studium und monastischem Leben in
                                                 Gemeinschaft nicht verzichten zu müssen,
                                                 wurde beispielsweise zuletzt für Frater
                                                 Meinrad Rom ausgewählt, wo er an der
                                                 Hochschule der Benediktiner Sant’Anselmo
                                                  studierte und im dortigen internationalen
                                                 Kolleg ge­meinsam mit Pater Mauritius lebte,
                                                 der an der Gregoriana ein Doktoratsstudi­
                                                 um absolvierte.
                                                                         Frater Meinrad Hötzel

Titelseite des ersten überlieferten Vorle-
sungsmanuskripts von Pater Johann Frido-
lin Rössler (Foto: Frater Meinrad Hötzel).

                                                                                                 9
Zeitschrift der benediktinischen Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr - Kloster Einsiedeln
WALLFAHRT

     Der Wallfahrtspater informiert

     Willkommenszeichen in einer
     unfreundlichen Zeit
     Während der Coronazeit ist Abstandhalten angesagt und zahlreiche Angebote
     werden ausgesetzt. Viele Menschen leiden unter Vereinsamung und Distanz.
     Im Wallfahrtsort Einsiedeln wird durch ehrenamtliche Pilgerbetreuerinnen und
     Pilgerbetreuer seit Juli ein Zeichen des Willkommenseins gesetzt, das in dieser
     herausfordernden Zeit nötiger ist denn je.

     Der 16. Juli ist jedes Jahr der Festtag der    reisten Mitglieder der Einsiedler Gebetsge­
     ­ uttergottes von Einsiedeln. Er trägt des­
     M                                              meinschaft, welche sich zu ihrem jährlichen
     halb den traditionsreichen Namen «Hochfest     Begegnungstag eingefunden haben. Auch
     Unserer Lieben Frau von Einsiedeln». Am da­    zehn Frauen und Männer, welche sich in Zu­
     rauffolgenden Sonntag wird der Feiertag        kunft in der Pilgerbetreuung im Wallfahrts­
     jeweils in festlicher Weise «nachgefeiert».    ort Einsiedeln engagieren werden, wurden
     Der 19. Juli 2020 wird ohne Zweifel Eingang    von ihm willkommen geheissen. Sie haben
     finden in die Annalen des Wallfahrtsortes      sich bereit erklärt, in Zukunft an stark fre­
     Einsiedeln. Denn an jenem Sonntag, der als     quentierten Sonn- und Feiertagen als Aus­
     «Äussere Feier des Hochfestes Unserer Lie­     kunftspersonen für die Pilgerinnen und Be­
     ben Frau von Einsiedeln» begangen wurde,       sucher in der Klosterkirche und auf dem
     wurde ein neuer Empfangsdienst eingeführt.     Klosterplatz zur Verfügung zu stehen.
                                                        Die Pilgerbetreuung ist ein langgeheg­
     Quantensprung                                  ter Wunsch von Abt Urban und Pater Philipp.
     Abt Urban begrüsste unter den zahlreichen      Die Vorbereitungen dazu wurden bereits
     Gläubigen nicht nur die für das Fest ange­     2019 in Angriff genommen, doch dann kam

     Wallfahrtspater Philipp Steiner (links) freut sich über den «Quantensprung» für den
     Wallfahrtsort Einsiedeln – die ersten Pilgerbetreuerinnen sind einsatzbereit.

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WALLFAHRT

                                                Rückmeldungen sind sehr positiv. Es wird
                                                deutlich, dass die Anwesenheit von Men­
                                                 schen mit einem offenen Ohr nicht nur für
                                                die Besucherinnen und Besucher des Klos­
                                                ters ein Gewinn ist, sondern auch für die in
                                                der Pilgerbetreuung Tätigen selbst. Eine
                                                ­Pilgerbetreuerin schrieb rückblickend über
                                                ihren ersten Einsatz: «Viele freudige Gesich­
                                                ter, nette Blicke, spannende Eindrücke, sym­
                                                 pathische Gespräche und gute Erkenntnisse
                                                waren die Begleiter».

Abt Urban überreicht das blaue Gilet am         Ein Pilotprojekt mit Potential
19. Juli 2020 (Foto: Jean-Marie Duvoisin).      Vorbild für die Einsiedler Pilgerbetreuung
                                                ist die seit 2016 im bayrischen Wallfahrtsort
mit dem Coronavirus auch der Lockdown.          Altötting existierende Pilgerbetreuung. In
Die zwei ersten Module mussten darum im         Einsiedeln kann man noch nicht auf eine
Selbststudium erarbeitet werden und an­         solch lange Erfahrung zurückblicken. Darum
stelle eines Ausbildungswochenendes trat        sind Marlis Birchler und Pater Philipp dank­
ein einziger Ausbildungstag, an welchem         bar für die Rückmeldungen der im Einsatz
die restlichen drei der insgesamt fünf Aus­     stehenden Pilgerbetreuerinnen und Pilger­
bildungsmodule gemeinsam behandelt              betreuer. Gemeinsam kann das Angebot
wurden.                                         immer mehr verbessert werden. Neben den
    Bei der Fülle des Stoffes macht die Er­     Ausbildungsmodulen ist ein regelmässiger
fahrung in der Praxis jedoch ohnehin den        Austausch in der Gruppe geplant, so dass
wichtigeren Teil der Ausbildung aus.            sich die Frauen und Männer ein immer grös­
                                                seres Wissen aneignen können. Und mit der
Antworten auf fast alle Fragen                  zunehmenden Vertrautheit wächst die Freu­
Auf Fragen wie «Wo befindet sich die nächs­     de und Faszination für Kloster und Wall­
te Toilette?» über «Wann beginnt der            fahrtsort Einsiedeln!
 ­nächste Gottesdienst?» bis hin zu «Warum
ist die Madonna schwarz?» werden die eh­        Auch etwas für Sie?
 renamtlichen Pilgerbetreuerinnen und Pil­      Es ist zu hoffen, dass sich weitere Personen
gerbetreuer kompetent Auskunft geben            für diese schöne Aufgabe der Pilgerbetreu­
  können. Zehn von ihnen empfingen im           ung gewinnen lassen, so dass in Zukunft im­
­Festgottesdienst am 19. Juli nach der Pre­-    mer öfters Personen in der Klosterkirche
digt einen besonderen Segen und damit           und auf dem Klosterplatz anzutreffen sein
die offizielle Sendung für diesen wichtigen     werden, welche Pilger und Touristen Red
 Dienst. Als sichtbares Zeichen für diese       und Antwort stehen können.
 neue Aufgabe erhielten sie ein beschrifte­-    Sind Sie an einem Engagement in der Ein­
tes Gilet, damit sie in Zukunft gut erkennbar   siedler Pilgerbetreuung interessiert?
und damit ansprechbar sind.                         Weitere Informationen finden Sie auf
                                                der Webseite www.kloster-einsiedeln.ch/
Dankbare Rückmeldungen                          pilgerbetreuung. Interessierte können sich
Auch wenn die ersten Einsätze der Pilger­       gerne melden: pilgerbetreuung@kloster-
betreuerinnen und Pilgerbetreuer stark          einsiedeln.ch.
vom Wetter und den einfallenden kirchli­                                   Pater Philipp Steiner
chen Feiertagen geprägt sind: Die ersten

                                                                                                    11
en Sie
     WALLFAHRT
                                                                      e ko  n sultier :
                                                                 Bitt                  te
                                                                                 Websi      h
                                                                     unsere einsiedeln.c
     Wallfahrtsinformationen                                    www.k
                                                                        lo s t e r -

     Seelsorge                                      Öffnungszeiten

     Beichtzeiten                                   Kirchenpforte
     Sonn- und Feiertage:                           Montag bis Samstag:
     08.30 – 09.15 / 15.00 –16.00 Uhr               09.00 –11.00 / 13.30 –16.15 / 17.00 –17.30 Uhr
     Montag bis Samstag:                            Sonn- und Feiertage:
     10.00 –11.00 / 15.00 –16.00 /                  09.00 – 09.15 / 10.30 –11.00 / 11.45–12.00 /
     17.00 –17.30 Uhr                               13.30 –16.15 / 17.15 –17.30 Uhr
                                                    Wallfahrtsbüro
     Das «Goldene Ohr»                              Sie erreichen uns telefonisch von
     das.goldene.ohr@kloster-einsiedeln.ch          Montag bis Freitag
                                                    09.00 –11.00 / 13.30 –17.30 Uhr
                                                    November bis Februar
     Klosterkirche
                                                    sowie während der Sommerferien:
     Ostern bis Allerheiligen:                      09.00 –11.00 Uhr
     6.00 – 21.00 Uhr                               Telefon: +41 (0)55 418 62 70
     Allerheiligen bis Ostern:                      Fax: +41 (0)55 418 62 69
     6.00 – 20.30 Uhr                               wallfahrt@kloster-einsiedeln.ch
                                                    www.wallfahrt-einsiedeln.ch
     Segnung von
                                                    Klosterladen
     Andachtsgegenständen
                                                    Sonn- und Feiertage: 10.45–16.30 Uhr
     Montag bis Samstag:
                                                    Montag–Freitag: 10.00 –12.00 Uhr /
     12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr
                                                    13.30 –17.30 Uhr
     Sonn- und Feiertage:                           Samstags: 10.00 –16.30 Uhr
     10.45 / 12.00 / 14.55 / 16.15 / 17.00 Uhr      Telefon: 055 418 64 71
                                                    www.klosterladen-einsiedeln.ch

       Gottesdienste in der Klosterkirche
       Sonn- und Feiertage                          Werktage
       17.30 Uhr    Vorabendmesse (Hauptaltar)      06.15 Uhr   Kapellmesse (Gnadenkapelle)
       07.15 Uhr    Laudes                          07.15 Uhr   Laudes
       08.00 Uhr    Eucharistiefeier (Hauptaltar)   09.30 Uhr   Eucharistiefeier (Hauptaltar)
       09.30 Uhr    Konventmesse (Hauptaltar)       11.15 Uhr   Konventmesse (Hauptaltar)
       11.15 Uhr    Pilgermesse (Hauptaltar)        12.05 Uhr   Mittagsgebet
       16.30 Uhr    Vesper/Salve Regina             16.30 Uhr   Vesper/Salve Regina
       17.45 Uhr    Eucharistiefeier (Hauptaltar)   17.30 Uhr   Eucharistiefeier (Hauptaltar)
       20.00 Uhr    Komplet                         20.00 Uhr   Komplet

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S A LV E
                                               5·2019

                                                             S A LV E
   Zeitschrift
               der benedi
   Gemeinsch              ktin
               aften Einsied ischen
                             eln und Fah
                                         r

                                                        Zeitschrift der benediktinischen
                                                        Gemeinschaften Einsiedeln und Fahr
                     SALVE gewährt sechsmal im Jahr einen                                     In verschiedenen Rubriken informiert die
                     facettenreichen Einblick in das Leben hinter                             Zeitschrift unter anderem umfassend über die
                     den Einsiedler und Fahrer Klostermauern (das                             Klostergemeinschaften Einsiedeln und Fahr,
                     Kloster Fahr gehört seit 1130 zum Kloster Ein-                           die Stiftsschule. die Wallfahrt, die Kloster-
                     siedeln), das geprägt ist von Gebet, geistlicher                         betriebe sowie über religiöse und kulturelle
                     Lesung, manueller Arbeit und vielfältigem En-                            Anlässe in den Klöstern Einsiedeln und Fahr
                     gagement in Erziehung, Bildung und Seelsorge.                            sowie in der Propstei St. Gerold.

SALVE
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                                              erscheinende Zeitschrift ab nächst-                              der aktuellen Ausgabe.
                                              möglicher Ausgabe.
                                                                                                               Ich bestelle ein
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          Kloster Einsiedeln, Abonnentenverwaltung «SALVE», 8840 Einsiedeln
          Telefon: 055 418 62 92, Fax: 055 418 64 25, E-Mail: abo@kloster-einsiedeln.ch, Internet: www.zeitschrift-salve.ch

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WALLFAHRT

     Liturgischer Kalender für Oktober und November
     OKTOBER

     1. Do		 Hl. Theresia vom Kinde Jesus († 1897)
     		 Ordensfrau, Kirchenlehrerin
                                                     Gebetsmeinung
     4. So		 27. Sonntag im Jahreskreis              Weltkirche
      		 Rosenkranzsonntag                           Wir beten, dass die Laien – insbesondere
     		 (Hl. Franz von Assisi († 1226)               Frauen – aufgrund ihrer Taufgnade
     		Ordensgründer)                                grösseren Anteil an kirchlicher Verant-
     7. Mi		 Unsere Liebe Frau vom Rosenkranz        wortung bekommen.
                                                     Kirche Schweiz
     11. So		28. Sonntag im Jahreskreis              Wir beten als Kirche in der Schweiz für
      		 Äussere Feier der Übertragung               die weltweite Gemeinschaft der Kirche
     		 der Reliquien des heiligen                   mit ihrer Sorge für das Wohl aller Men-
     		Meinrad                                       schen.

     13. Di		 Einsiedler Gebetstag
     		 für geistliche Berufe

     15. Do		 Hl. Theresia von Jesus († 1582)
     		 Ordensfrau, Kirchenlehrerin

     16. Fr		 Hl. Gallus († 7. Jh.)
     			Mönch, Einsiedler, Glaubensbote

     17. Sa 		 Hl. Ignatius von Antiochien († 117)
     		Märtyrer

     18.So		 29. Sonntag im Jahreskreis
     		Missionssonntag
     		 (Hl. Lukas, Evangelist)

     23. Fr		 Jahresgedächtnis für alle Äbte,
     		 Mönche, Nonnen und Wohltäter

     25. So		 30. Sonntag im Jahreskreis

     28. Mi		Fest hl. Simon und Judas
              (Thaddäus)
     		Apostel

     31. Sa Fest Hl. Wolfgang
     		 Mönch von Einsiedeln,
     		 Bischof von Regensburg

14
WALLFAHRT

NOVEMBER

1. So		 Hochfest Allerheiligen         21. Sa		 Unsere Liebe Frau von Jerusalem

2. Mo 		 Allerseelen                   22. So		 Hochfest Christkönigssonntag
                                       		 (34. Sonntag im Jahreskreis)
8. So 32. Sonntag im Jahreskreis       		 (Hl. Cäcilia († 230)
		 Tag der Völker                      		 Jungfrau, Märtyrin)

9. Mo		 Fest                           24. Di		 Hl. Kolumban († 615)
		 Weihe der Lateranbasilika           		 Abt, Glaubensbote

10. Di 		 Leo der Grosse († 461)       29. So		 1. Adventssonntag
		Papst
                                       30. Mo		 Fest hl. Andreas
11. Mi		 Hochfest                      		Apostel
		 Hl. Martin von Tours († 397)
		 Bischof, Patron des Kt. Schwyz

13. Fr		 Einsiedler Gebetstag            Gebetsmeinung
		 für geistliche Berufe
                                         Weltkirche
15. So		 33. Sonntag im Jahreskreis      Wir beten, dass die Entwicklung von
		 Welttag der Armen                     Robotern und künstlicher Intelligenz
                                         stets dem Wohl der Menschheit dient.
16. Mo		 Hl. Othmar († 759)              Kirche Schweiz
		 Gründerabt von St. Gallen             Wir beten für alle, die einsam und ver-
                                         gessen gestorben sind, an die niemand
17. Di		 Gertrud die Grosse († 1302)     mehr denkt und für die niemand betet.
		 Ordensfrau, Mystikerin

                                                                                   15
WALLFAHRT

     Gottesdienste in Einsiedeln
       Gottesdienstordnung in Zeiten der Coronakrise
       Ob die hier aufgeführten Gottesdienste von den Gläubigen in der Klosterkirche mitge­
       feiert werden können, ist zum Zeitpunkt der Drucklegung dieser Ausgabe – wie so vieles
       in Zeiten der Coronakrise – unsicher. Falls öffentliche Gottesdienste infolge einer Ver­
       schärfung der Situation nicht oder nur beschränkt möglich sein sollten, werden die hier
       aufgeführten Feiern via Livestream (www.kloster-einsiedeln.ch/live) übertragen.
     Auf Einla
       Während den Schutzbestimmungen zur Eindämmung des Coronavirus hat die reguläre
       Gottesdienstordnung auf Seite 10 einige Anpassungen erfahren: An Sonn- und Feierta­
       gen werden Pilgermesse und Abendmesse eine Viertelstunde später gefeiert (11.15 Uhr,
       resp. 17.45 Uhr).

       Besuchen Sie unbedingt unsere Webseite www.kloster-einsiedeln.ch/coronavirus, bevor
       Sie sich zur Mitfeier eines Gottesdienstes auf den Weg nach Einsiedeln machen! Dort
       finden Sie die laufend aktualisierte Gottesdienstordnung sowie Hinweise zum Besuch der
       Klosterkirche.

     Abkürzungen: KK Klosterkirche, GK Gnadenkapelle, MK Magdalenenkapelle, UK Unterkirche, BK Beichtkapelle
                   MB Marienbrunnen

     OKTOBER

     Fr 2.     Herz-Jesu-Freitag                           So 11.      Meinradssonntag
     20.00 Uhr Feierliche Herz-Jesu-Komplet KK             09.30 Uhr 	Feierliches Konventamt KK
                                                           16.30 Uhr 	Feierliche Vesper und Prozession
     Sa 3. 	15.00 Uhr Segensandacht für                                mit dem Haupt des hl. Meinrad
             Mensch und Tier MB                                         KK

     So 4.       Rosenkranzsonntag                         Di 13. 	   Einsiedler Gebetstag für
     09.30 Uhr Pontifikalamt KK                                         geistliche Berufe
     11.15 Uhr 	Pilgermesse (Wallfahrt Rosen­             16.00 Uhr 	Andacht mit Eucharistischem
                 kranz-Sühnekreuzzug abgesagt)                         ­Segen UK
                 KK
     14.30 Uhr 	Pilgerandacht mit Rosenkranz­             Fr 23. 	Jahresgedächtnis für alle
                 gebet KK                                              verstorbenen Äbte, Mönche,
     16.30 Uhr	Pontifikalvesper KK                                    Oblaten, Pilger und Wohltäter
                 (Eucharistische Prozession findet                     des Klosters
                 voraussichtlich nicht statt)              11.15 Uhr 	Pontifikalrequiem mit «Libera»
     18.30 Uhr	Rosenkranzgebet GK                                     KK

     Mi 7. 	    Gedenktag Unsere Liebe Frau
                 vom Rosenkranz
     11.15 Uhr 	Konventamt KK
     18.05 Uhr 	Rosenkranzgebet GK

16
WALLFAHRT

NOVEMBER

So 1.       Hochfest Allerheiligen            So 22. 	Christkönigssonntag
09.30 Uhr 	Pontifikalamt KK                   09.30 Uhr 	Feierliches Konventamt KK
16.30 Uhr 	Pontifikalvesper KK                16.30 Uhr 	Feierliche Vesper KK

Mo 2.       Gedächtnistag Allerseelen         So 29. 	Erster Adventssonntag
11.15 Uhr 	Requiem mit «Libera» KK            15.00 Uhr 	Andacht mit Einzelsegen GK

Fr 6. 	    Herz-Jesu-Freitag
20.00 Uhr 	Feierliche Herz-Jesu-Komplet
            KK

Mi 11.      Hochfest des hl. Martin
11.15 Uhr 	Feierliches Konventamt KK
16.30 Uhr 	Feierliche Vesper KK

Fr 13. 	Einsiedler Gebetstag für
            geistliche Berufe
16.00 Uhr 	Andacht mit Eucharistischem
            Segen UK

Sa 21.       edenktag Unserer Lieben
            G
            Frau in Jerusalem
11.15 Uhr 	Konventamt KK

  Beichtgelegenheit und Eucharistische Anbetung in Zeiten der Coronakrise
  Solange die Schutzbestimmungen zur Eindämmung des Coronavirus gelten, wird die
  Feier der Versöhnung von der Beichtkirche in die Kirchenpforte verlegt. Dort besteht
  die Möglichkeit, in einem geräumigen Sprechzimmer und in gebührendem Abstand
  mit einem Priester des Klosters das Sakrament der Versöhnung feiern. Während den
  Schutzbestimmungen gelten reduzierte Beichtzeiten:
  An Sonn- und Feiertagen: 08.30 – 09.15 Uhr / 15.00 – 16.00 Uhr
  An Werktagen: 10.00 – 11.00 / 15.00 – 16.00 / 17.00 – 17.30 Uhr
  Bitte melden Sie sich beim Pförtner an (kräftig an der Türglocke ziehen). Zur Beichte
  zugelassen sind nur Personen ohne Grippesymptome (Husten, Fieber, Gliederschmerzen
  etc.). Am Abend ist die Kirchenpforte nur bis 17.30 Uhr geöffnet.
  Die Eucharistische Anbetung ist nur von Montag bis Freitag, jeweils von 13.15 – 16.00 Uhr
  möglich. Der vorgeschriebene Sicherheitsabstand erlaubt nur eine sehr beschränkte
 Anzahl Personen für die Anbetung. Aus diesem Grund bleibt die Unterkirche am
 ­Wochenende geschlossen.

                                                                                              17
WALLFAHRT

     Ursache für die sympathische Begegnung
     zwischen Jou
        Liturgisches    Grundwissen
     Einladung zu einem Klosterbesuch
     In einem Schreiben vom 4. Februar an die
        Kirchenlied
     entsprechenden Redaktionen wies Abt Mar-
     tin im Sinne einer Klarstellung darauf hin,
     dass in der 1075-jährigen Geschichte des
         Christen anderer Länder
     Klosters Einsiedeln nur knapp während 100
         beneiden uns um die Tradi­
     Jahren mehr Mönche zu Einsiedeln gehör-
         tion des volkssprachlichen
     ten als heute (zurzeit zählt die Gemeinschaft
         strophischen Gemeindelie­
     76 Mitglieder), und dass das Durchschnittsal-
         des. Bereits im Mittelalter
     ter der Gemeinschaft seit ein paar Jahren
         wurden Gesänge der römi­
     sinkt. Noch vor sieben Jahren waren die Me-
         schen Liturgie mit deut­
     dien erstaunt, dass Einsiedeln mit Martin
         schen Texten verbunden,
     Werlen einen so jungen Abt hat – er war
         um die Gemeinde am Got­
     damals 39 Jahre alt. Abt Martin ist jedoch
         tesdienst zu beteiligen. Da­
     nicht der einzige junge Verantwortungsträ-
         von zeugen Gesänge wie
     ger im Kloster Einsiedeln. Zurzeit zählt die
        «Christ ist erstanden», die
     Gemeinschabehaupten, das Journalisten-
         mit dem Ruf «Kyrie-eleis»
     Team hätte auch bereits mögliche Termine
         enden und darum Leisen
     für ein vorausgehendes Trainingscamp dis-
         genannt werden.
     kutiert…
             Martin Luther förderte
         das deutsche Kirchenlied
      gezielt, denn er erkannte,
                              Pater Kolumban Reichlin

         dass der Glaube tiefer geht,
         wenn er singend zum Aus­ «Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren»
         druck gebracht wird. Im – eines der bekanntesten Kirchenlieder in deutscher
         Zuge der Gegenreformati­ Sprache (Foto: Wikimedia).
         on wurde das Kirchenlied
         auch in der katholischen Kirche heimisch, doch erst die Liturgiereform des Zweiten
         Vatikanischen Konzils (1962–1965) hat es als vollwertigen liturgischen Gesang aner­
         kannt.
             Über Jahrhunderte ist ein reicher Schatz an Liedern entstanden. Sie geben den
         liturgischen Feiern und der Kirchenjahreszeit einen unverwechselbaren Charakter.
         Denken wir nur an «Stille Nacht», das an Weihnachten nicht fehlen darf. Kirchenlieder
         können uns ein Leben lang begleiten. Sie werden biografisch «aufgeladen», mit be­
         stimmten Situationen und Ereignissen assoziiert, und können in schwierigen Lebens­
         lagen Trost und Stütze sein.

        (Quelle: Gunda Brüske / Josef-Anton Willa (Hg.), Im Namen ... Amen. Liturgie in Stichworten.
        Paulusverlag, Freiburg Schweiz, 2012

        Mit freundlicher Genehmigung des Liturgischen Institutes der deutschsprachigen
        Schweiz, Fribourg, www.liturgie.ch

18
Haben Sie gewusst, dass ...
                                                                                                    … unsere PTT auch römische Wurzeln hat? In römischer Zeit waren an wichtigen Strassen po-
                                                                                                    sitae stationes angebracht, nämlich in bestimmten Abständen an Strassen hingestellte Gebäu­
                                                                                                    de, die Eilboten benutzen konnten, um ihre Nachrichten möglichst schnell an den Bestim­
                                                                                                    mungsort bringen zu können. In diesen Gebäuden konnten sie ihr Pferd, das auf einer langen
                                                                                                    Strecke müde und hungrig geworden war, einstellen, selbst schnell etwas essen, ein anderes
                                                                                                    ausgeruhtes Pferd nehmen und weiterreisen. Diese Einrichtung war ein Teil der ausgezeichnet
                                                                                                    organisierten staatlichen Nachrichtenübermittlung, des Postwesens. In dringenden Fällen
                                                                                                    kamen Eilnachrichten mit einer Geschwindigkeit von mehr als 150 km pro Tag durch. Unser
                                                                                                    Wort Post, übernommen von der posita statio, ist im Italienischen zu posta, im Französischen
                                                                                                    zu poste und im Englischen ebenfalls zu poste geworden.
Einst millionenfach von der Post befördert, in Handy-Tagen eher ein Auslaufmodell – die Postkarte

                                                                                                    Im Wort «Post», im engsten Sinn also ein an der Strasse «hingestelltes» Gebäude, zeigt sich
                                                                                                    die unglaublich vielfältige Möglichkeit unserer Sprache. «Post» ist sowohl Postgebäude als
(Foto: Bruder Gerold Zenoni, 2015).

                                                                                                    auch das, was wir ins Haus geliefert bekommen, ist die ganze Einrichtung zur Beförderung von
                                                                                                    Zeitungen, Briefen, Paketen, Geld, zu Übermittlung von Nachrichten wie auch alles, was so
                                                                                                    weltweit verbreitet wird. Wir hoffen, dass wir «gute Post» bekommen, «schlechte Post» liegt
                                                                                                    uns auf dem Magen, und wenn «die Post abgeht», kommt Unsicherheit auf, ob eine Entschei­
                                                                                                    dung richtig war.
                                                                                                    Postboten, die stundenlang zu Fuss von Haus zu Haus gehen, und Zeitungen, einen erwarteten
                                                                                                    Brief oder das ersehnte Geld der AHV bringen, gibt es nicht mehr. Dass gepanzerte Fahrzeuge
                                                                                                    der Post mit Geldtransporten abgefangen und entführt werden, ist jedoch zu einem rentablen
                                                                                                    Geschäft von Räuberbanden geworden.
                                                                                                    Umso mehr hoffen wir, dass unsere Post weiterhin täglich unsere Zeitung liefert, unsere Ge­
                                                                                                    schenkpakete zu lieben Menschen bringt, Postanweisungen zuverlässig abwickelt, und uns
                                                                                                    immer wieder mit «guter Post» beglückt. Die Post ist ein grundlegender Beitrag zu dem, was
                                                                                                    unser Leben wertvoll macht, zur Beziehung von Mensch zu Mensch.          Pater Alois Kurmann

                                                                                                                                                                                                    19
KLOSTER EINSIEDELN

            Psalm 11

       1	Beim Herrn habe ich mich geborgen.
     		 Wie könnt ihr mir sagen: Vögel flieht zu eurem Berg!

       2 Denn siehe: Die Frevler spannen den Bogen,
     		 sie legen ihren Pfeil auf die Sehne,
     		 um im Dunkel auf die zu schiessen, die redlichen Herzens sind.

       3 Wenn die Grundfesten eingerissen werden,
     		 was kann ein Gerechter noch tun?

       4      Der Herr ist in seinem heiligen Tempel,
     		       der Herr hat seinen Thron im Himmel.
     		       Seine Augen schauen herab,
     		       seine Blicke prüfen die Menschen.

       5 Der Herr prüft Gerechte und Frevler;
     		 wer Gewalttat liebt, den hasst seine Seele.

       6 Verderben lasse er auf die Frevler regnen,
     		 Feuer und Schwefel und sengender Wind ist ihr Anteil.

       7 Denn gerecht ist der Herr,
     		 gerechte Taten liebt er.
     		 Redliche schauen sein Angesicht.

20
KLOSTER EINSIEDELN

Wie mit Feinden umgehen?

Für Strafen ist Gott zuständig

Der kurze Psalm ist in drei Teile gegliedert:           In Vers 6 zeigt sich ein Problem, das viele
Verse 1–3: Schilderung der Not, Vers 4: Bild       Psalmen bieten, nämlich die Bitte um Strafe
von Jahwe als Richter, Verse 5–7 Jahwe ist        und Rache an den Feinden: «Verderben lasse
 Richter gegenüber Frevlern und Gerechten.        er auf die Frevler regnen, Feuer und Schwe­
Es ist ein Klage- und Vertrauenspsalm, der        fel und sengender Wind ist ihr Anteil.» In
 mit dem Gegensatz von Gerechten, zu de­           vielen Psalmen kommen solche Bitten vor, es
 nen der Beter gehört, und den Frevlern           gibt sogar Psalmen, die man «Fluchpsalmen»
arbeitet. Über beiden Gruppen thront
­                                                 genannt hat (z. B. Psalm 109). Verstossen
Jahwe als Richter, und der Beter setzt auf ihn     ­solche Wünsche, Bitten und Befehle, dass
 sein Vertrauen.                                  Gott die Feinde, die Frevler, die Bösen be­
     Der Text ist nicht als Gebet formuliert,       strafen, sogar ausrotten soll, nicht gegen
 sondern ein Mensch wendet sich an eine           grundlegende biblische Aussagen? Sagt
Gruppe anderer Menschen, die ihm anraten,         doch Jesus in der Bergpredigt: «Leistet dem,
vor denen zu fliehen, die ihn verfolgen. Die­     der euch Böses antut, keinen Widerstand,
 se Gruppe schildert das feindliche Verhalten       sondern wenn dich einer auf die rechte
von Menschen gegen einen Einzelnen. Diese         ­Wange schlägt, dann halt ihm auch die ande­
feindliche Gruppe wird als Jäger oder Krie­        re hin…» (Mt 5,29ff.). Doch zwei Tatsachen
ger geschildert, die mit Pfeil und Bogen auf      dürfen dabei nicht vergessen werden. Nie
einen zielen, ihn in der Dunkelheit zu tref­       wird gesagt, dass ein Mensch sich am Feind
fen versuchen. Ihre Verfolgungswut ist so          rächt, nie wird gegen das Beispiel gehandelt,
 stark, dass sie beinahe die Erde in ihrem        das Jesus gegeben hat: «Als er geschmäht
­Bestehen erschüttern können, ihnen gegen­         wurde, schmähte er nicht, als er litt, drohte
über ist ein Gerechter – und ein solcher ist      er nicht, sondern überliess seine Sache dem
der Beter – scheinbar machtlos. Der Ver­          gerechten Richter» (1 Petr 2,23). Wichtig ist
folgte wendet sich an andere Menschen, die        zudem, dass Bitten an Gott um Strafe für
ihm raten, sich in Sicherheit zu bringen, wie     die Feinde, eine «psychologische Entlas­
ein Vogel zu entfliehen.                          tungsfunktion» haben: Ein Mensch, der im
     Aber der Verfolgte, der Beter, will diesen   Gebet seinen Schmerz ausdrückt, ­seine Not
 Rat nicht annehmen. Er weiss, dass Jahwe         zur Sprache bringt, seine Wut vor Gott trägt
erkennt, wer Verfolger und Verfolgter ist,        und ihn bittet, Abhilfe zu schaffen, den
dass er die Menschen prüft, durchschaut, er­       Feind zu bestrafen, verzichtet auf Rache und
 kennt und beurteilt, und die hasst, die mit       kann dadurch von seinen ­        Rachegefühlen
Gewalt andere verfolgen. Darum kommt              und -wünschen befreien. Die Bitte an Gott,
für ihn Flucht nicht in Frage. Vielmehr bittet    die Feinde zu bestrafen, mündet in den Jubel
er Jahwe, den gerechten Richter, die Frevler      des letzten Buches der Bibel, in die Offen­
zu vernichten, was seiner Liebe zur Gerech­        barung des Johannes ein: «Gott hat Rache
tigkeit entspricht. Mit einem Bild des Ver­       genommen für das Blut seiner Knechte, das
trauens endet der Text: Redliche Menschen         an ihren Händen klebte, und sie riefen: Hal­
dürfen Gottes Angesicht schauen.                   leluja.» (Apk 19,2–3).        Pater Alois Kurmann

                                                                                                        21
KLOSTER EINSIEDELN

     Skulpturenausstellung auf der Ufnau

     Eisen und Holz auf der Klosterinsel

     Eine Ausstellung mit Werken des Eisenplastikers Willy Wimpfheimer und des Holz-
     figurenkünstlers Daniel Eggli erfreut seit Juli 2020 die Besucher der Insel Ufnau.
     Bis Mitte Oktober bleiben die Kunstwerke auf der Insel. Das Kloster Einsiedeln
     möchte der Kultur auf der Ufnau auch künftig einen hohen Stellenwert einräumen.

     Kunstausstellung unter freiem Himmel ist        Holzfiguren. Manche dieser Kunstwerke
     ein bewährtes Konzept. Dass es auf der Uf­      sind von weitem sichtbar. Andere überra­
     nau besonders gut funktioniert, beweist die     schen den Besucher mit ihrer unerwarteten
     Ausstellung, die das Kloster Einsiedeln – zu­   Präsenz. Und dann gibt es die Figur «Die In­
     sammen mit Partnern aus der Region am           seln» von Daniel Eggli: Sie versteckt sich im
     Oberen Zürichsee – im Sommer/Herbst 2020        See, hinter dichtem Gehölz. Wer sie sehen
     zeigt.                                          will, muss klettern.
                                                         Die beiden Künstler Willy Wimpfheimer
     Wimpfheimer/Eggli                               (*1938, Zürich) und Daniel Eggli (*1972, Thal
     An über zwanzig Standorten, über die gan­       SG) erweisen sich als gute Wahl für diese
     ze Insel verstreut, stossen die Ufnaubesu­      Ausstellung. Sie repräsentieren zwei Gene­
     cher diesen Sommer auf Eisenplastiken und       rationen, sie arbeiten mit unterschiedlichen

     Daniel Eggli, Die Inseln, 2020, Holz bemalt, 130/120/120 cm (Fotos: Mathias Kunfermann).

22
KLOSTER EINSIEDELN

Willy Wimpfheimer, Figur VII, 1998, Eisen, 200/70/70 cm.

Materialien und haben eigene Ausdrucks­                  Wie immer bei besonderen Unterfangen
weisen. In ihrer Verschiedenheit fügen sich         ist das Kloster auch bei kulturellen Aktivitä­
doch beide Werkgruppen – Wimpfheimers               ten auf der Ufnau auf Unterstützung ange­
Eisenplastiken und Egglis Holzfiguren – bes­        wiesen – auch in Zukunft. Bedeutendster
tens in die Naturschönheit der Ufnau ein            Sponsor der aktuellen Ausstellung ist der
und setzen dort eindrückliche Akzente.              Verein «Freunde der Insel Ufnau», der an der
                                                    Ausstellungseröffnung durch seinen Präsi­
Natur und Kultur                                    denten Fredy Kümin (Freienbach) vertreten
Pater Jean-Sébastien Charrière formulierte          war.                              Marc Dosch
es an der Vernissage vom 12. Juli 2020 so:
«Die Natur ist eine Schatulle für die Kunst,
und die Kunst lädt uns ein, die Natur neu zu
entdecken.» Natur und Kunst präsentierten
sich an diesem herrlichen Sonntag im Juli             Das Kloster dankt
von ihrer besten Seite.
    Für Abt Urban Federer war die Ausstel­            Das Kloster Einsiedeln bedankt sich bei
lungseröffnung Gelegenheit, die grosse Be­            der Initiantengruppe: Roland Huber
deutung der Ufnau fürs Kloster Einsiedeln             (Fürstenaubruck), Fredy Kümin (Freien­
zu betonen. Die Ufnau ist vielfältig und viel­        bach), Markus Bamert (Rickenbach)
schichtig. Auf der Ufnau gibt es Kirchen,             Dank für die Unterstützung geht an: Ver­
eine Gastwirtschaft, Rebbau, Rinderweiden.            ein «Freunde der Insel Ufnau», Asuera
Sie ist eine Insel der Stille, eine Insel der Be­     Stiftung, Bezirk Höfe, Stadt und Ortsge­
gegnung, eine Insel der Einkehr und des Ein­          meinde Rapperswil-Jona, Kulturförde­
kehrens. Die Ausstellung passt deshalb bes­           rung Kanton Schwyz, Einsiedeln-Ybrig-
tens auf die Klosterinsel. Auch für die               Zürichsee AG, Swiss Casinos Pfäffikon,
Zukunft will das Kloster, so Abt Urban, auf           KIBAG AG, Gemeinde Freienbach, Ge­
seiner Insel kulturelle Akzente setzen. Dies          meinde Stäfa.
kann bildende Kunst sein. Aber auch Musik,
Literatur, und anderes sind möglich.

                                                                                                     23
KLOSTER EINSIEDELN

     Photovoltaikanlage

     Strom vom Reithallendach

     Als Gemeinschaftswerk zwischen der Genossenschaft Erneuerbare Energien Einsie-
     deln G3E und dem Kloster wurde Ende Juni nach sechswöchiger Bauzeit die Solar-
     anlage auf dem Dach der Reithalle in Betrieb genommen. Sie liefert etwa zwanzig
     Prozent des Strombedarfs des Klosters und geht nach zehn Jahren ins Eigentum des
     Klosters über. Die Genossenschaft Erneuerbare Energien Einsiedeln (G3E) möchte
     in gemeinschaftlicher Selbsthilfe die Gewinnung, Speicherung, Verteilung und den
     Absatz von Elektrizität und Wärme aus erneuerbaren Quellen fördern.

     Am Samstag, 27. Juni 2020 war es so weit.        panels waren neuntausend Schrauben nötig.
     Das Kloster und die «Genossenschaft Erneu­      – René Dalbert von der clervergie AG zeigte
     erbare Energien Einsiedeln G3E» hatten           den Interessierten den eindrücklichen
     zur Besichtigung der vor einigen Tagen fer­      Wechselrichterraum, denn für ein so grosses
     tiggestellten Solaranlage auf der Reithalle      Dach war in der Tat auch etwas Technik nö­
     eingeladen. Anwesend an dieser kleinen           tig.
     Einweihungsfeier waren Vorstand und Mit­
     glieder der Genossenschaft und weitere          Einwandfreier Betrieb
     Interessierte. Jene, die wollten und es wag­    Kurz vor elf Uhr war auch Abt Urban zusam­
     ten, konnten das Gerüst an der Aussenwand       men mit Pater Lorenz zur illustren Gesell­
     hochsteigen und von oben einen Blick auf        schaft gestossen. In seiner kurzen Anspra­
     das zwölfhundert Quadratmeter grosse So­        che streifte er die Baugeschichte. Er verstehe
     lardach nehmen.                                 zwar nur wenig von der ganzen Technik,
                                                     aber als End-User habe er seit dem Betrieb
     Strenge Bedingungen                             der Anlage festgestellt, dass alles bestens
     Vorstandsmitglied Ruedi Birchler erklärte in    funktioniere.
     kurzen Zügen die Entstehung der Anlage             Mitten in der Coronazeit musste sich die
     und die Herausforderungen, die für die Er­      Klostergemeinschaft für oder gegen dieses
     stellung und den Betrieb nötig waren. Dass
     die Solarpanels nicht aufrecht stehen, beru­
     he speziell auf Auflagen der Denkmalpflege.
     Die Anlage innerhalb eines kulturell einzig­
     artigen Komplexes darf nicht störend wir­
     ken. Weiter waren Sicherheitsaspekte, Ab­
     sturzgefahr und andere Vorgaben in das
     ganze Vorhaben einzubeziehen. Auch ein
     Steildach, wo der Schnee abrutschen kann,
     war keine Option, denn die Pferde im Reit­      Anerkennung und Dank von Abt Urban
     stall hätten diese Erschütterungen auf kei­     ­Federer an alle Beteiligten des «Leucht-
     nen Fall goutiert. Für die Montage der Solar­    turmprojekts» (Foto: Wolfgang Eberle).

24
KLOSTER EINSIEDELN

Zwölfhundert Quadratmeter Solarzellen auf dem Dach der Reithalle, realisiert von den
Klosterwerkstätten. (Foto: G3E).

Projekt entscheiden. Er sei nun froh, dass       auch Marc Dosch, Verwaltungsdirektor des
man zur nun fertiggestellten Anlage «Ja»         Klosters, und nicht zuletzt die Genossen­
gesagt habe. Der Vorstand der «Genossen­         schafterinnen und Genossenschafter. Ge­
schaft Erneuerbare Energien Einsiedeln»          wonnen hätten schlussendlich alle mit die­
aber auch der häufige Klostergast Erich          sem «Leuchtturmprojekt» und das sei ein
Taiana als Fachmann haben die Klosterge­         sehr schönes Zeichen. Auch Vorstandsmit­
meinschaft beim Entscheid begleitet und          glied und Architekt Ruedi Kälin, der sich vor
gewisse Bedenken und Ängste, auch solche         allem mit der praktischen Ausführung und
finanzieller Art, aus dem Weg geräumt und        der Technik befasste, schloss sich den Wor­
darüber sei er sehr froh gewesen. Innerhalb      ten der Vorredner an. – Nun waren alle zu
von sechs Wochen sei das ganze Bauvorha­         einem Apéro unter die Arkadenbögen ein­
ben vollendet worden. So danke er allen, die     geladen, ganz im Sinne von «En starche Gä­
dazu beigetragen hätten, namentlich dem          ischt für d’Region Einsiedlä».
Reitstallteam, den Klosterwerkstätten unter                  Wolfgang Eberle / Einsiedler Anzeiger
der Leitung von Jeronimo Barahona und El­
mar Fuchs mit Team, aber auch der ganzen
Klostergemeinschaft. Dem Kloster stehe             Daten zur Photovoltaik-Anlage
dieses Projekt gut an, stehe es doch auf Ein­
siedler Boden und Einsiedeln sei 2014 das          Ersteller und Betreiber: Genossenschaft
Label «Energiestadt» erteilt worden.               erneuerbare Energien Einsiedeln G3E
                                                   Leistung: 200 KWp, deckt etwa 20 Pro­
Ein Leuchtturmprojekt                              zent des Strombedarfs des Klosters.
Ruedi Bopp als Präsident der Genossen­             Kosten: Während zehn Jahren kauft das
schaft schloss sich dem Dank von Abt Urban         Kloster den Strom zu einem günstigen
an. Er sei stolz, dass die Anlage seit einigen     Preis von der G3E, dann geht die Anlage
Tagen einwandfrei funktioniere. Bis es aber        ohne weitere Entschädigung in das Ei­
soweit war, brauchte es Mut, viele Gesprä­         gentum des Klosters über.
che und gute Zusammenarbeit. Er erwähnte

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KLOSTER EINSIEDELN

     Die Gastwirtschaft im Abteihof

     Zur Freude von Vielen

     Bisher galt eigentlich das Prinzip, dass das Kloster für die Seele und den Geist
     zuständig sei, das Dorf für den Leib. Allerdings wurde es nicht mehr konsequent
     eingehalten. Es gibt Gästezimmer, auch für Frauen, die nicht nur von solchen be-
     nutzt werden, die am Klosterleben teilhaben möchten. Man kann den Hofspeisesaal
     oder die Gartenhalle für Aperos mieten. Für Jakobspilger steht ein Mehrbettzimmer
     zur Verfügung. Aber ein eigentliches Gasthaus hat das Kloster bisher nicht geführt.
     Warum diese Kehrtwende?

     Ausgangspunkt war das Bedürfnis, für ver­        freundschaft ein zentrales Element. Auf der
       schiedene Räumlichkeiten neue Nutzungs­        Suche nach Konkretisierungen ist die For­
       möglichkeiten zu finden. Zum Beispiel steht    mulierung aufgetaucht, dass wir «wert­-
     das Forstgebäude im Holzhof weitgehend           volle Begegnungen ermöglichen» möchten.
       leer, seit die Bewirtschaftung unserer Wäl­    Und eben nicht nur im Beichtstuhl oder in
     der der Oberallmeind Korporation übertra­        der Liturgie, sondern auf allen Ebenen. Der
     gen wurde. Dazu kam das Bewusstsein, dass        Zugang zu unserer Gastfreundschaft soll
       man aus lauter Gewohnheit oft betriebs­        niederschwelliger werden als er bisher war.
       blind ist und vieles an Möglichkeiten über­
       sieht. So wurde eine aussenstehende Stelle
       beauftragt, eine Bestandesaufnahme zu
       machen und Vorschläge auszuarbeiten, wie
     unsere Gebäulichkeiten besser genutzt
     ­werden könnten. Es zeigte sich, dass unsere
     Infrastruktur tatsächlich schlecht genutzt
     ist. So wurde beispielsweise der Hofspeise­
       saal aufwändig restauriert, so dass seine
     aus­serordentliche Schönheit wieder voll zur
     Geltung kommt, aber ein grosser Teil der
     Zeit steht er leer. Ähnliches gilt vom Grossen
     Saal. Ins Blickfeld gerieten auch unsere
      ­wunderbaren Höfe. Dazu kam die Erkennt­
       nis, dass es unter unserem Personal Frauen
     gibt, die Profis im Gastgewerbe sind und
     auch Ideen und Initiative haben. Auch hier
       schlecht genutzte Ressourcen anderer Art.

     Wertvolle Begegnungen
     Das traf sich mit einem anderen Ansatz­          Die Gastgeberin «Im Abteihof» Franziska
     punkt. In der Benedikts Regel ist die Gast­      Keller.

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