Bayerisches Zahnärzteblatt

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Bayerisches Zahnärzteblatt
10/2018

                                    Bayerisches Zahnärzteblatt

Schwerpunktthema:
Parodontologie
Therapie parodontaler Erkrankungen – Ein Konzept für die Praxis
Narbenentstehung nach kammerhaltenden Maßnahmen
Wie viel Weichgewebe benötigt ein Implantat? – Ein Update

BLZK
Ein Koffer voller Wissen – Neuer Service für Zahnärzte in Pflegeeinrichtungen
Wichtiger Wirtschaftsfaktor – Gesundheitsbranche wächst weiter
Umfrage von BLZK und KZVB – Was lesen Sie, was nutzen Sie?

KZVB
Alle Fragen werden beantwortet – Zweite Staffel der Dialogtage
Jeder macht das Seine – Kassen starten elektronische Patientenakten
Projekt Imagewandel – Jens Spahn gibt den Kümmerer

                                                Oktober 2018 · 55. Jahrgang · B 50499 · www.bzb-online.de
Bayerisches Zahnärzteblatt
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                                                  12-Jahr
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                                                 der Pra s*
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                              verlustrate
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                              * pip, Ausg. 5/2018 ISSN: 1869-6317

                                                                                                        Bitte senden Sie mir folgende Informationen zu:
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                                                                                                    䡺   Produktkatalog Geistlich Biomaterials
                                                                    Bayer. Zahnärzteblatt 10-2018

Geistlich Biomaterials Vertriebsgesellschaft mbH
                                                                                                                                                          Praxisstempel

Schneidweg 5 | 76534 Baden-Baden
Tel. 07223 9624 – 0 | Fax 07223 9624 – 10
info@geistlich.de | www.geistlich.de
Bayerisches Zahnärzteblatt
Editorial   |   BZB Oktober 18   |   3

Kein Grund für Pessimismus
Sehr geehrte Frau Kollegin,
sehr geehrter Herr Kollege,

wir leben in bewegten Zeiten. Die Ausschreitun-
gen von Chemnitz, die wiederkehrenden Koali-
tionskrisen in Berlin, die Zersplitterung der Par-
teienlandschaft, all das schwächt das Ansehen
unserer Demokratie. Auch wir Standespolitiker
sind schnell dabei, wenn es ums Kritisieren geht,
                                                                               Dr. Rüdiger Schott
und schimpfen gerne auf „die da oben“. Doch ist                                Stellvertretender Vorsitzender
die Lage wirklich so schlecht, wie wir das leicht-                             des Vorstands der KZVB
fertig oft äußern? Ich meine: Nein! Die deutsche
Wirtschaft boomt, die Arbeitslosigkeit sinkt, in      Bayern Dialogtage durch. Mehr als 4 000 Teilneh-
weiten Teilen Bayerns herrscht sogar Vollbeschäf-     mer haben mittlerweile die Gelegenheit genutzt,
tigung und das wirkt sich auch positiv auf die Bei-   um mit dem Vorstand der KZVB ins Gespräch zu
tragseinnahmen der Krankenkassen aus. Das hat         kommen. Das ist ein wichtiges Signal – auch an
uns die Vergütungsverhandlungen für das Jahr          die politischen Entscheidungsträger.
2018 erheblich erleichtert. Wir konnten deutliche     Die Selbstverwaltung in Bayern funktioniert. Der
Punktwert- und Budgeterhöhungen durchsetzen.          Berufsstand ist fest entschlossen, sich die Freude
Alle von uns erbrachten Leistungen sind in vollem     an der Arbeit auch durch immer neue gesetzliche
Umfang finanziert. Die leidigen Puffertage gehö-      Vorgaben nicht nehmen zu lassen. Noch immer
ren der Vergangenheit an. Und auch der Blick          hat die Selbstverwaltung auch gewisse Freiheiten,
nach Berlin gibt Anlass zu vorsichtigem Optimis-      die wir zu Ihren Gunsten nutzen. Wir haben in
mus. Nicht zuletzt aufgrund der Überzeugungs-         Deutschland eben keine „Staatsmedizin“, die die
arbeit, die wir in Bayern geleistet haben, soll die   Ärzte und Zahnärzte zu reinen „Leistungserbrin-
Degression endlich abgeschafft werden. Die Ver-       gern“ degradiert, wie das oft in Gesetzestexten zu
ankerung des einvernehmlichen Gutachterwesens         lesen ist. Wir sind Angehörige eines Freien Berufs
im Sozialgesetzbuch ist ebenfalls geplant.            und erbringen unsere Arbeit selbstständig und
Doch wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten.     eigenverantwortlich. Das ist auch der Grund, wa-
Die Bürokratie in unseren Praxen wird nicht we-       rum wir die aktuelle Entwicklung im Bereich der
niger. Neue Vorschriften im Bereich Qualitäts-        Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) kritisch
management, der Online-Rollout der elektroni-         sehen. Wenn internationale Investoren in großem
schen Gesundheitskarte oder die Datenschutz-          Stil „Zahnarztketten“ in Deutschland aufbauen
Grundverordnung sind Themen, mit denen wir            wollen, ist das nicht mit unserer Vorstellung des
uns als Praxisinhaber leider auch beschäftigen        freiberuflich tätigen Zahnarztes vereinbar. Unsere
müssen. Viele junge Kollegen haben darauf offen-      klare Forderung ist deshalb, die Gründung und
sichtlich keine Lust mehr und gehen lieber in         den Betrieb eines zahnmedizinischen MVZ aus-
die Anstellung. Dieser Entwicklung können und         schließlich Zahnärzten zu gestatten. Die Diskus-
wollen wir als Selbstverwaltung nicht tatenlos        sionen bei den Dialogtagen haben uns gezeigt,
zusehen. Unser Ziel ist und bleibt es, möglichst      dass wir damit richtigliegen.
viele Zahnärzte dazu zu motivieren, eine Praxis zu
gründen oder zu übernehmen. Und dafür tun wir         Ihr
so einiges. Unsere Niederlassungsseminare sind
gut besucht und werden sehr positiv bewertet. Der
Nachwuchs erfährt dort, dass es viele Vorteile hat,
sein eigener Chef zu sein – übrigens auch mit Blick
auf die viel zitierte Work-Life-Balance. Und nicht
zuletzt führen wir seit über einem Jahr in ganz
Bayerisches Zahnärzteblatt
4   |   BZB Oktober 18   |    Inhalt

    3                                                                                 Editorial
               6 I   Politik

    6        Ein Koffer voller Wissen – Neuer Service für Zahnärzte in Pflegeeinrichtungen
                                                                               Ulrike Nover
    8           Viele Kassen bezuschussen weiterhin die PZR – KZBV bietet Übersicht an
    9                        Wo bleibt im Studium die Pflegezahnmedizin? – Ein Zwischenruf
                                                                    Prof. Dr. Christoph Benz

                                                                                                                                                     Foto: BLZK
    10           Keine Frage bleibt unbeantwortet – Zweite Staffel der KZVB-Dialogtage
                                                                          Leo Hofmeier
                                                                                                  Einen Koffer voller Wissen hat die BLZK für die
    11                                              An der Ursache vorbei – Ein Zwischenruf       Mundhygiene in der Pflege gepackt.
                                                                               Sven Tschoepe      Bericht Seite 6

    12               „Private Investoren bereichern sich“ – Verkauf der UPD stößt auf Kritik
                                                                              Leo Hofmeier
    13               Impulse aus Bayern – Weltzahnärzteverband FDI tagte in Buenos Aires
                                                                            Anita Wuttke
    14                                 Krankenhäuser im Umbruch – Pressegespräch der BKG
                                                                            Tobias Horner
    15                   Groß, größer – EuroPerio: Über 10 000 Teilnehmer in Amsterdam
                                                                            Anita Wuttke
    16        Weiter systemrelevant – PKV sorgt für Mehrumsatz von 12,9 Milliarden Euro
                                                                   Thomas A. Seehuber
    17        „Jeder macht das Seine“ – Kassen arbeiten an elektronischen Patientenakten
                                                                            Leo Hofmeier
    18                                 Projekt Imagewandel – Jens Spahn gibt den Kümmerer

                                                                                                                                                     Foto: KZVB
                                                                               Leo Hofmeier
    20                    Wichtiger Wirtschaftsfaktor – Gesundheitsbranche wächst weiter          Zuhören und verstehen – so will Jens Spahn das
                                                                      Thomas A. Seehuber          Vertrauen der Gesundheitsberufe gewinnen.
                                                                                                  Bericht Seite 18
    21                                         Tickets vor Ort – 59. Bayerischer Zahnärztetag
                                                                             Isolde M. Th. Kohl
    24                         „Die Bürokratie im Zaum halten“ – Interview mit Dr. Axel Kern
                                                                             Ilka Helemann
    25               Die Menschmaschine – Digitalisierung der Gesundheit schreitet voran
                                                                          Ilka Helemann
    28         Treffen der Kammer-Spitzen – Baden-Württemberger in München zu Gast
    29                                                                Nachrichten aus Brüssel
                                                                             Dr. Alfred Büttner
    30                                                                                Journal
                                                                          Thomas A. Seehuber

              31 I   Praxis
                                                                                                                                                     Foto: BLZK-Archiv

    31                                                         GOZ aktuell – Parodontologie
                                                                                                  Mit einem Informationsstand ist die BLZK bei der
                                                                            Dr. Christian Öttl
                                                                                                  „Berufsbildung 2018“ in Nürnberg vertreten.
    32        Zahnärztliche Statistiken – Änderungen in der Statistik „Gesamtübersicht“           Bericht Seite 34
                                                                        Dr. Joachim Voigt
    34                    Neue Ausbildungsoffensive – BLZK bei der „Berufsbildung 2018“
Bayerisches Zahnärzteblatt
Inhalt   |   BZB Oktober 18   |   5

                                                                                                                                                                     Praxis    I 00
Foto: agenturfotografin – stock.adobe.com

                                                                                                   Umfrage von BLZK und KZVB: Was lesen Sie, was nutzen Sie?                            39
                                                                                                   Isolde M. Th. Kohl
                                                                                                   Videosprechstunde im Pflegeheim – Jens Spahn setzt auf Digitalisierung               42
                                                                                                   Peter Knüpper
                                                                                                   Training für die Augen – Wie sich die Sehkraft verbessern lässt                      44
                                                                                                   Alexandra Römer
                                                                                                   Info BWL/Steuer/Recht                                                                46
                                            Künftig soll es eine vertragszahnärztliche Video-
                                                                                                   Thomas A. Seehuber
                                            sprechstunde in Pflegeeinrichtungen geben.
                                            Bericht Seite 42                                       BLZK im Netz – Online-News der Kammer                                                47
                                                                                                   Wichtige Absicherungen – Teil 1: Versicherungen rund um die Praxis                   48
                                                                                                   Michael Weber

                                                                                                                                  Wissenschaft und Fortbildung                 I 50

                                                                                                   Therapie parodontaler Erkrankungen – Ein Konzept für die Praxis                      50
                                                                                                   Dr. Alexander Müller-Busch
                                                                                                   Narbenentstehung nach kammerhaltenden Maßnahmen                                      56
                                                                                                   Dr. Frederic Kauffmann
                                                                                                   Wie viel Weichgewebe benötigt ein Implantat? – Ein Update                            64
                                                                                                   Priv.-Doz. Dr. Gernot Wimmer

                                            Erhöhte Sondierungstiefe mit positivem BOP                                                   Markt und Innovationen                I 70
                                            Bericht Seite 50

                                                                                                   Kompetente Unterstützung – Interview mit Martin Beer                                 70
                                                                                                   Simone Stark
                                                                                                   Produktneuheiten                                                                     71

                                                                                                                                Termine/Amtliche Mitteilungen                  I 72

                                                                                                   eazf Tipp                                                                            72
                                                                                                   eazf Fortbildungen                                                                   73
                                                                                                   Betriebswirtschaftliches Curriculum                                                  75
                                                                                                   Veranstaltungskalender                                                               75
                                            Die Alveole wurde mit einem freien Schleim-
                                                                                                   Aufstiegsfortbildungen und Weiterqualifizierungen für Praxispersonal                 76
                                            hauttransplantat verschlossen.
                                            Bericht Seite 56                                       Niederlassungsseminare 2018                                                          78
                                                                                                   Praxisübergabeseminare 2018                                                          78
                                            Titelbild: Dr. Frederic Kauffmann, Würzburg            Vorläufige Prüfungstermine für Aufstiegsfortbildungen 2019/2020                      79
                                            In dieser Ausgabe finden Sie die einmal pro Quartal    Ungültigkeit von Zahnarztausweisen                                                   79
                                            erscheinende Information des Verbandes Freier Berufe
                                            in Bayern e.V.                                         Ordentliche Vertreterversammlung der KZVB                                            80
                                                                                                   Kassenänderung                                                                       80
                                               Das BZB 11/2018 mit dem Schwer-
                                               punkt Alterszahnheilkunde erscheint                 Rubrikanzeigen                                                                       81
                                               am 15. November 2018.                               Impressum                                                                            82
Bayerisches Zahnärzteblatt
6             |   BZB Oktober 18    |   Politik

BLZK

                         Ein Koffer voller Wissen
                         Neuer Service für Zahnärzte in Pflegeeinrichtungen

                         Mit einem Schulungskoffer unterstützt die Baye-                     Doch laut einer Forsa-Umfrage im Auftrag des Zen-
                         rische Landeszahnärztekammer in Zusammen-                           trums für Qualität in der Pflege (ZQP) fühlt sich ein
                         arbeit mit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung                     Drittel der Pflegenden unsicher. An diesem Punkt
                         Bayerns Kooperations- und Patenzahnärzte, die                       setzen BLZK und KZVB an. In ihrem Bestreben,
                         Senioren- und Pflegeeinrichtungen besuchen                          Strukturen und Hilfestellung für die aufsuchende
                         und Patienten mit Bewegungseinschränkungen                          zahnärztliche Betreuung zu schaffen, wollen die
                         zahnmedizinisch betreuen. Mit diesem Ser vice                       zahnärztlichen Körperschaften Pflegekräfte bei der
                         wollen die beiden Körperschaften einen weiteren                     Mundhygiene für Pflegebedürftige und Menschen
                         Beitrag zur Verbesserung der Mundgesundheit                         mit Behinderungen unterstützen.
                         bei Pflegebedürftigen leisten. Wichtigstes Ziel ist                 Der Gemeinsame Bundesausschuss hat inzwischen
                         es, dem Pflegepersonal das notwendige Wissen                        auf die Situation in der Pflege reagiert und die neue
                         in puncto Mundpflege zu vermitteln.                                 Abrechnungsposition „Mundgesundheitsaufklä-
                                                                                             rung“ (Bema-Nr. 174) eingeführt. Sie gilt seit 1. Juli.
                         Spätestens seit der Veröffentlichung der Fünften                    Dass großer Fortbildungsbedarf bei Angehörigen-
                         Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) ist                         verbänden, Pflegeeinrichtungen und -schulen be-
                         bekannt, dass Hochbetagte – insbesondere pflege-                    steht, zeigen die vielen Anfragen, die im Referat
                         bedürftige Menschen – ein höheres Risiko für                        Patienten der BLZK eingehen. Häufig bitten die
                         Zahnerkrankungen haben. Deshalb brauchen sie                        Fragesteller um die Vermittlung eines zahnärztli-
                         eine besonders intensive zahnärztliche Betreuung                    chen Referenten. Bisher hat diese Aufgabe der Re-
                         mit zusätzlichen Präventivmaßnahmen. Knapp                          ferent Patienten der BLZK, Prof. Dr. Christoph Benz,
                         30 Prozent der Pflegebedürftigen sind laut der                      übernommen. Nun sollen eine breitere personelle
                         Studie auf Hilfe bei der Mundpflege angewiesen.                     Basis geschaffen und geeignete organisatorische
                                                                                             Strukturen entwickelt werden.
                         Gezielte Schulungen erforderlich                                    Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit
                         Umso wichtiger ist es, dass das Pflegepersonal über                 und Pflege wandte sich Ende letzten Jahres eben-
                         die notwendigen fachlichen Kenntnisse verfügt.                      falls an das Referat Patienten. Dabei ging es um die
                                                                                             Organisation eines gemeinsamen Workshops zur
                                                                                             Mundhygiene für Heimaufsichten (FQA).

                                                                                             Mit dem Koffer unterwegs
                                                                                             Für Kooperations- und Patenzahnärzte, die Senio-
                                                                                             ren- und Pflegeeinrichtungen besuchen, haben
                                                                                             BLZK und KZVB gemeinsam einen Schulungs-
                                                                                             koffer entwickelt, dessen Herzstück ein Muster-
                                                                                             vortrag von Prof. Dr. Christoph Benz unter dem
                                                                                             Titel „Ein Koffer voller Wissen: Mundpflege in der
                                                                                             Pflege“ ist. Den Mustervortrag gibt es sowohl als
                                                                                             PowerPoint-Präsentation als auch in einer verton-
                                                                                             ten Fassung als wmv- oder m4v-Datei. Daneben
                                                                                             enthält der Koffer eine Auswahl von spezifischen
                                                                                             Mundhygieneartikeln für pflegebedürftige Pati-
Fotos: BLZK

                                                                                             enten. Sie dienen der Demonstration und prakti-
                                                                                             schen Übung. Ein zweiseitiges Informationsblatt
              Einen Koffer voller Wissen hat die BLZK für die Mundhygiene in der Pflege
              gepackt. Mit dieser Handreichung unterstützt das Referat Patienten Zahnärzte   erläutert den Umgang mit dem Schulungskoffer.
              bei der Schulung von Pflegekräften.                                            Ein Feedback-Bogen, der freiwillig ausgefüllt und
Bayerisches Zahnärzteblatt
Politik   |   BZB Oktober 18   |   7

                                                                                                                                                   BLZK

                                                                             im Koffer enthaltenen Gebissmodells demons-
                                                                             triert. Mit praktischen Übungen und Zeit für die
                                                                             Diskussion wird dafür ebenfalls etwa eine Unter-
                                                                             richtsstunde (45 Minuten) benötigt.

                                                                            Informationsmaterial für Einrichtungen
                                                                            Der Koffer beinhaltet außerdem fünf identische
                                                                            Umschläge. Jeweils ein Kuvert übergibt der Zahn-
                                                                            arzt nach der Schulung an den Verantwortlichen
                                                                            der beratenen Einrichtung. In den Umschlägen
                                                                            finden sich zahnmedizinische Broschüren, Info-
                                                                            blätter, ein Ratgeber mit Tipps für den Pflegeall-
                                                                            tag, Lernkarten zur richtigen Putztechnik und eine
                                                                            Liste mit Mundhygieneprodukten, die die Pflegen-
                                                                            den bei der Beschaffung der erforderlichen Den-
Der Schulungskoffer enthält einen Mustervortrag, Informationsmaterial und   talprodukte unterstützen soll. Der Koffer selbst ist
Mundhygieneartikel zur Demonstration und Schulung.                          – ebenso wie der Mustervortrag – nicht zum Ver-
                                                                            bleib in der Einrichtung gedacht. Die Schulungs-
           an die BLZK zurückgesendet werden kann, soll                     aufgabe ist unmittelbar an den jeweiligen Zahn-
           darüber Aufschluss geben, ob gegebenenfalls et-                  arzt und seine fachliche Kompetenz gebunden. Sie
           was am Inhalt zu ergänzen oder zu verändern ist.                 ist nicht delegierbar.
           Schließlich versteht sich der Schulungskoffer als                                                                   Ulrike Nover
           „lernendes System“. Für fachliche Fragen steht das                   Leiterin Fachbereich Patienten/Soziales Engagement der BLZK
           Referat Patienten der BLZK unter der E-Mail-Adresse
           prophylaxe@blzk.de zur Verfügung.                                 Bestellung
           Das Schulungskonzept ist bewusst einfach gehal-
                                                                             Der Schulungskoffer ist ab sofort zum Selbstkosten-
           ten. Die Vortragsinhalte konzentrieren sich auf das
                                                                             preis von 100 Euro (inklusive Versand- und Portokos-
           Wesentliche, damit das vermittelte Wissen im Pflege-
                                                                             ten) beim Kaufmännischen Bereich der BLZK erhältlich.
           alltag anwend- und umsetzbar ist. „In der Präsen-
                                                                             Er kann unter der Faxnummer 089 230211-196 oder
           tation habe ich bewusst auf Aspekte wie ,Welche
                                                                             per E-Mail bestellt werden:
           Zahnersatzarten gibt es?‘ oder ,Wie werden Riegel
                                                                             schulungskoffer@blzk.de
           an Prothesen bedient?‘ verzichtet“, erläutert Benz.
           „Denn die Erfahrung zeigt, dass Pflegekräften oft-
           mals schon die Grundzüge einer sinnvollen Mund-
           pflege unbekannt sind. Zahnmedizinische Details                                                                            Anzeige

           verwirren nur und lassen sich besser im konkreten
           Einzelfall am Patienten besprechen. Bei Interesse
           können aber auch zusätzliche Aspekte diskutiert
           werden.“ Die Zuhörer sollen auch für sich persön-
           lich einen Nutzen aus dem Vortrag ziehen, denn für
           die Mundhygiene in der Pflege bedarf es eigener
           Kompetenz bei der Zahnpflege.                                      Kompetenz im Zahnarztrecht
                                                                              Praxisübernahmen · Kooperationen · Haftung
           Empfohlener Schulungsablauf                                        Arbeitsrecht · Mietrecht · Wirtschaftlichkeits-
                                                                              prüfungen · Regressverfahren · Berufsrecht
           Für Schulungsveranstaltungen empfehlen BLZK
           und KZVB folgenden Ablauf:
           · Zunächst wird die Präsentation gehalten oder                     Hartmannsgruber Gemke
             alternativ die vertonte Version abgespielt. In-                  Argyrakis & Partner Rechtsanwälte
             klusive Zeit für die Diskussion ist dafür etwa eine              August-Exter-Straße 4 · 81245 München
             Unterrichtsstunde (45 Minuten) anzusetzen.                       Tel. 089 / 82 99 56 - 0 · info@med-recht.de
           · Anschließend wird die Anwendung der empfohle-                    www.med-recht.de
             nen Mundpflegehilfsmittel anhand des ebenfalls
Bayerisches Zahnärzteblatt
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KZVB

             Viele Kassen bezuschussen
             weiterhin die PZR
             KZBV bietet aktuelle Übersicht auf ihrer Homepage an
             Die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung
             (KZBV) hat Ende September die Ergebnisse ihrer
             jährlichen Umfrage zu den Leistungen gesetz-
             licher Krankenkassen bei der Professionellen

                                                                                                                                               Foto: Racle Fotodesign – stock.adobe.com
             Zahnreinigung (PZR) veröffentlicht. 113 Kassen
             wurden befragt, 36 haben geantwor tet. Das
             erfreuliche Ergebnis: Nach wie vor erhalten viele
             gesetzlich Versicherte einen Zuschuss zur PZR.
             Dieser ist jedoch in einigen Fällen an bestimmte
             Voraussetzungen gekoppelt, wie die Teilnahme
             an einem Bonusprogramm. Auch Selektivvertrags-
             modelle, die die freie Arztwahl einschränken, sind     „Die PZR hat auch einen kosmetischen Effekt“, schreibt die KZBV in einer
             nach wie vor verbreitet.                               Pressemitteilung.

             Abgefragt wurde, wie sich die Leistung der Kasse       chen geglättet, sondern auch unebene Übergänge
             bei einer PZR gestaltet und ob der Zuschuss die Ab-    zu Füllungen und Zahnersatz. Um den fortlaufen-
             rechnung nach der Gebührenordnung für Zahn-            den Mineralverlust des Zahnschmelzes zu verrin-
             ärzte deckt. Die freiwillige Bezuschussung der PZR     gern und die Remineralisation der Zähne zu erleich-
             ist auch politisch ein wichtiges Signal, stellt doch   tern, wird anschließend Gel oder Lack mit hoch
             der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkas-        konzentriertem Fluorid aufgetragen. Dieser Vorgang
             sen den Nutzen einer PZR immer wieder infrage.         führt zur örtlichen Bildung von Fluoriddepots, die
             Die KZBV wies deshalb in einer Pressemitteilung        für einen intakten Zahnschmelz wichtig sind.“
             darauf hin, dass man auch bei guter Mundhygiene        Und natürlich trage die PZR auch zu einer ver-
             nicht die gesamte Zahnfläche erreicht. „Aber auf       besserten Mundhygiene bei. „Ob Putzsystematik,
             Flächen, die Patientinnen und Patienten bei der        Hilfsmittel zur Zahnzwischenraumreinigung oder
             täglichen Zahnpflege nur schwer erreichen, bilden      Mundspülung – zur täglichen Pflege der Mund-
             sich bakterielle Beläge – genau dort setzt die PZR     höhle gehört einiges. Was für Patienten individuell
             an! Sie unterstützt die tägliche Zahnreinigung, er-    wichtig ist, wird in der Praxis bei einer PZR eben-
             setzt diese aber nicht. Beläge auf Zahnoberflächen,    falls besprochen. Eine PZR sorgt also nicht nur für
             in den Zwischenräumen und in den sogenannten           ein strahlendes Lächeln. Sie ist auch elementarer
             Zahnfleischtaschen entfernen Zahnärztinnen und         Bestandteil eines präventionsorientierten Gesamt-
             Zahnärzte oder geschultes Praxispersonal mit spe-      konzepts zur Vermeidung und Therapie von Volks-
             ziellen Handinstrumenten oder Geräten, die mit         krankheiten wie Karies und Parodontitis“, so die
             Ultraschall arbeiten. Das ist der Grund, warum die     KZBV in ihrer Pressemitteilung.
             Behandlung Professionelle Zahnreinigung genannt        Die PZR sollte man der KZBV zufolge zweimal pro
             wird: Es werden andere Instrumente genutzt, als        Jahr durchführen lassen. Bei einem hohen Paro-
             Patienten zu Hause verwenden. Bei der Behandlung       dontitisrisiko seien oft auch kürzere Abstände nö-
             werden auch Verfärbungen entfernt, die durch Tee,      tig. Die Kosten einer PZR beziffert die KZBV auf
             Kaffee oder Nikotin entstehen. Die PZR hat also ne-    80 bis 120 Euro – je nach Dauer und Aufwand. Die
             benbei auch einen kosmetischen Effekt“, schreibt       detaillierten Ergebnisse der Umfrage zur PZR für das
             die KZBV und verweist auch auf den Präventions-        Jahr 2018 finden Sie auf www.kzbv.de/pzr-zuschuss.
             effekt der PZR. „Bakterien setzen sich leichter auf    Patienten, deren Kasse einen Zuschuss zur PZR
             rauen Oberflächen fest als auf glatten. Deshalb        zahlt, sollten auf diese freiwillige Leistung hinge-
             folgt bei einer PZR auf die eigentliche Reinigung      wiesen werden.
             eine Politur. Dabei werden nicht nur die Zähnflä-                                                             Redaktion
Bayerisches Zahnärzteblatt
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                                                                                                                                  BLZK

Wo bleibt im Studium
die Pflegezahnmedizin?
Ein Zwischenruf von Prof. Dr. Christoph Benz
Zum zweiten Mal nach 2017 organi-                                                 5 Prozent können sich später ein be-
sierte die Deutsche Gesellschaft für                                              sonderes Engagement in der Pflege-
Alterszahnmedizin (DGAZ) einen                                                    zahnmedizin vorstellen.
Hochschultag. In Berlin vertreten wa-
ren die Universitäten Dresden, Düssel-                                            Was soll die Uni tun?
dorf, Gießen, Göttingen, Hannover,                                                Der Hochschultag der DGAZ hat ein
Heidelberg, Marburg, München und                                                  Minimal-Curriculum beschrieben:
Leipzig. Die überwiegend jungen Do-                                               · 22 Vorlesungsstunden sind not-
                                           Foto: BZÄK/Lopata

zenten berichteten von einem wach-                                                  wendig, um ein Grundverständnis
senden Interesse der Studierenden an                                                für die wichtigsten physischen und
der Pflegezahnmedizin, aber leider                                                  psychischen Veränderungen im Alter
auch von Beschränkungen, die über-                                                  und die Besonderheiten der Pflege-
                                          Prof. Dr. Christoph Benz ist Vizepräsi-
all in Deutschland herrschen.             dent der Bundeszahnärztekammer            zahnmedizin zu vermitteln. Dass
Deutschland hat eine der am stärks- und Referent Patienten der BLZK.                Pflegezahnmedizin interdisziplinär
ten alternden Gesellschaften in der                                                 ist, lässt sich daran erkennen, dass
Welt. Da ist es geradezu fahrlässig, wenn angehende              es nur in sieben Unterrichtsstunden um zahnärzt-
Zahnärzte im Studium keinen Zugang zur Pflege be-                liche Inhalte geht.
kommen. Jeder, der die Pflegezahnmedizin kennt,                · Ein Praktikum ist unbedingt notwendig, um im di-
weiß, was hier alles anders ist: die physische und               rekten Kontakt mit Pflegebedürftigen Berührungs-
psychische Konstitution der Patienten, die Umge-                 ängste abzubauen.
bung, die Arbeitsweise, die Diagnosemöglichkeiten,
die Therapieoptionen und die juristischen Implika-             Wie das Praktikum ausgestaltet werden kann, zei-
tionen. Natürlich kann die Universität keine Spezia-           gen aktuelle Beispiele. In München und Heidelberg
listen für Alterszahnmedizin ausbilden. Versäumt               nehmen die Studierenden gemeinsam mit Pflege-
man aber Pflegezahnmedizin als „normalen“ Teil                 schülern, angehenden Ärzten und Apothekern an
der Praxistätigkeit darzustellen, entstehen mentale            einem interdisziplinären geriatrischen Assessment
Barrieren, die sich später schwer einreißen lassen.            teil. In Leipzig besuchen die Studenten an zwei
                                                               Halbtagen Pflegeheime und erstellen zahnärztliche
Was kommt auf uns zu?                                          Befunde und Therapieplanungen, die an Zahnärzte
In den nächsten Jahren kommen immer mehr Men-                  vor Ort weitergereicht werden. In Köln reinigen die
schen aus geburtenstarken Jahrgängen in ein Alter,             Studierenden die Zähne Pflegebedürftiger, und in
in dem Pflegebedürftigkeit wahrscheinlicher wird.              Göttingen schulen sie Pflegekräfte.
Berechnungen des Statistischen Bundesamtes gehen               Jetzt ist das Zahnmedizinstudium ohnehin bereits
bis 2030 von einem Anstieg der Pflegebedürftigkeit             „randvoll“. Wo soll da Platz für die Pflegezahnmedi-
um 35 Prozent aus. Die starke Zunahme betrifft vor             zin sein? Die Universität Witten-Herdecke geht einen
allem betagte Menschen: So wird sich die Zahl Pflege-          mutigen Weg. Für ihr neues Curriculum Alterszahn-
bedürftiger in der Altersgruppe 90plus verdoppeln.             medizin mit immerhin 26 Vorlesungsstunden wurde
Auf der zahnmedizinischen Seite sind es die Erfolge            die Vorlesung „Orale Strukturbiologie“ gestrichen.
der modernen Zahnmedizin, die einen besonderen                 Damit schneidet die Uni alte Zöpfe ab – im Interesse
Erhaltungs- und Pflegeaufwand im Alter begrün-                 älterer Menschen.
den. Zahnärzte sind gefordert, immer mehr Pflege-              Fazit: Wer im Studium keine Berührungspunkte zur
bedürftige mit komplexen zahnmedizinischen und                 Pflegezahnmedizin hat, wird sich im Berufsleben
allgemeinmedizinischen Problemen zu betreuen.                  schwertun, den richtigen Zugang zu finden. Es ist
Gleichzeitig fühlen sich 76,3 Prozent der Studenten            eine wichtige Aufgabe der Hochschule, diesen Zu-
in der Alterszahnmedizin nicht gut ausgebildet. Nur            gang zu vermitteln.
Bayerisches Zahnärzteblatt
10   |   BZB Oktober 18               |   Politik

KZVB

                          Keine Frage bleibt unbeantwortet
                          Zweite Staffel der KZVB-Dialogtage

                          Die Dialogtage sind zu einer festen Einrichtung                     Rechts- und Planungssicherheit, Transparenz, Ge-
                          der KZVB geworden. Bei dieser bayernweiten                          rechtigkeit – das verspricht der Vorstand mit der Ein-
                          Veranstaltungsreihe informieren Vorstand und                        führung eines neuen Honorarverteilungsmaßstabs
                          Verwaltung über gesetzliche Neuregelungen, die                      (HVM) zum 1. Januar 2019. Wie man den HVM am
                          Vergütungsvereinbarungen mit den Krankenkas-                        besten in der Praxis umsetzt und warum er gegen-
                          sen oder den Online-Rollout der elektronischen                      über den alten Puffertagsregelungen viele Vorteile
                          Gesundheitskarte. Die zweite Staffel hat Mitte                      hat, das erfahren die Teilnehmer beim Dialogtag
                          September begonnen und stößt erneut auf sehr                        aus erster Hand. Erlaubt sind aber auch kritische
                          positive Resonanz.                                                  Fragen und Diskussionsbeiträge. Denn der neue
                                                                                              HVM ist nicht in Stein gemeißelt. Bei Bedarf kann
                          In den Mainfrankensälen in Veitshöchheim findet                     nachjustiert werden. Auch deshalb ist dem Vorstand
                          einmal im Jahr die „Fastnacht in Franken“ statt.                    die Kommunikation mit der Basis so wichtig.
                          Doch es braucht nicht „Waltraud und Mariechen“                      Die Praxen bei der Umsetzung neuer Vorschriften
                          oder die „Altneihauser Feierwehrkapell’n“, um das                   bestmöglich zu unterstützen, das ist ein weiteres Ziel
                          Veranstaltungszentrum bis auf den letzten Platz                     der Dialogtage. So erfährt man detailliert, wie man
                          zu füllen. Auch vermeintlich trockene Kost wie die                  den Online-Rollout der elektronischen Gesundheits-
                          Qualitätssicherungsrichtlinie ist den Zahnärzten so                 karte bewerkstelligt und welche Konsequenzen sich
                          wichtig, dass sie dafür einen Mittwochnachmittag                    aus der Datenschutz-Grundverordnung für Praxis-
                          opfern. Bereits an der ersten Staffel der Dialogtage                inhaber ergeben. Auch die Tipps zur Qualitätssiche-
                          hatten über 4 000 Zahnärzte und Praxismitarbeiter                   rung sind äußerst hilfreich, da sie im Falle einer
                          teilgenommen. Auch bei der Neuauflage ist das                       Prüfung Ärger vermeiden.
                          Interesse groß. Offensichtlich hat der Vorstand der                 „Man kann die Richtung des Windes nicht verän-
                          KZVB die richtigen Themen ausgewählt.                               dern, aber die Segel richtig setzen“ – dieses Aristo-
                          Breiten Raum nimmt der Bericht über die Vergü-                      teles-Zitat steht am Ende eines der Vorträge. Und es
                          tungsverhandlungen mit den in Bayern tätigen                        kann auch als Motto der Dialogtage gelten. Trotz
                          Krankenkassen ein. Punktwerterhöhungen von drei                     immer neuer Vorschriften, die sich der Gesetz-
                          Prozent können sich sehen lassen, finden auch die                   geber ausdenkt, ist Zahnarzt ein spannender Beruf.
                          Teilnehmer der Dialogtage. Dafür gibt es, wie bei                   Und die Selbstverwaltung in Bayern versucht, ih-
                          der Veranstaltung in Rosenheim, schon mal spon-                     ren Beitrag dazu zu leisten, dass das auch künftig
                          tanen Applaus. Auch die Botschaft, dass Puffer-                     so bleibt.
                          tage der Vergangenheit angehören, kommt gut an.                                                                        Leo Hofmeier
             Foto: KZVB

                          Die KZVB-Dialogtage stoßen erneut auf große Resonanz. Die Mainfrankensäle in Veitshöchheim waren bis auf den letzten Platz besetzt.
Politik   |   BZB Oktober 18   |   11

                                                                                                                                BLZK

An der Ursache vorbei
Ein Zwischenruf von Sven Tschoepe

Alle angehenden (Zahn-)Ärzte ler-                                          nicht erheblichen und geringfügi-
nen bereits im klinischen Studien-                                         gen Verstößen gegen die DSGVO zu
abschnitt, dass der Erfolg einer The-                                      schützen.
rapie in erster Linie von einer sorg-
fältigen Diagnose abhängt. Eine                                            Diagnose
Diagnose entsteht durch die zusam-                                         Mit seiner Gesetzesinitiative will der
menfassende Gesamtschau und Be-                                            Freistaat Bayern für klarere Rechts-
urteilung der erhobenen Befunde. Da-                                       verhältnisse sorgen. Der Vorstoß zielt
zu zählen die vorgefundenen Symp-                                          darauf ab, das neue Datenschutz-
tome ebenso wie eine sorgfältige                                           recht aus dem Anwendungsbereich
Anamnese. Die Behandlung – mit an-                                         des Gesetzes gegen den unlauteren
                                          Foto: BLZK

deren Worten die Therapie – ist stets                                      Wettbewerb herauszunehmen, das
der letzte Schritt.                     Sven Tschoepe ist Hauptgeschäfts-  üblicherweise als Grundlage für
Der eingangs genannte Grundsatz führer der BLZK.                           Abmahnungen herangezogen wird.
gilt nicht nur in der (Zahn-)Medizin,                                      Auch eine zweite Basis für Abmah-
sondern auch in der Legislative, also bei der Ein-         nungen, das sogenannte Unterlassungsklagen-
bringung und Verabschiedung von Gesetzen durch             gesetz, soll dahingehend abgemildert werden, dass
die Parlamente. Lediglich die Begriffe unterschei-         beispielsweise eine unvollständige Datenschutz-
den sich: Anstelle von „Symptom und Diagnose“              erklärung auf einer Unternehmens-Homepage
stehen „Problem und Ziel“, und das Synonym                 noch keine Abmahnansprüche durch Verbraucher-
für „Therapie“ heißt in der Legislative „Lösung“.          schutzverbände begründen kann.
Nicht mehr und nicht weniger erwarten die Bür-
ger von ihrem gewählten Gesetzgeber. Festmachen            Therapie?
lässt sich dies an einer jüngst von Bayern in den          Obwohl sich die Therapie in der (Zahn-)Medizin
Bundesrat eingebrachten Gesetzgebungsinitiative            grundsätzlich gegen die Krankheit richtet, also hei-
mit dem Titel „Entwurf eines Gesetzes zur Anpas-           len soll, können in manchen Fällen nur die Symp-
sung zivilrechtlicher Vorschriften an die Daten-           tome gelindert werden. Ähnlich scheint es hier zu
schutz-Grundverordnung“.                                   sein. Denn so begrüßenswert beide Initiativen auf
                                                           den ersten Blick erscheinen, so ernüchternd ist die
Befund                                                     Analyse, dass sie sich zwar gegen den Abmahnmiss-
Zutreffend wird darin festgestellt, dass die neue          brauch wenden, nicht jedoch gegen Abmahnungen
EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) in                  im Bereich des Datenschutzes im Allgemeinen.
zahlreichen Praxen zum Ärgernis geworden ist.              Anstatt der Ursache auf den Grund zu gehen, soll
Die erforderlichen Umstellungen kosten Zeit und            lediglich an den Symptomen herumgedoktert wer-
Geld. Hinzu kommen vereinzelte Meldungen über              den. Dabei liegt die Ursache ganz woanders: Deut-
Abmahnungen durch spezialisierte Rechtsanwalts-            sche Politiker haben sich schlichtweg nicht getraut,
kanzleien wegen angeblicher Verstöße gegen die             kleinen und mittelständischen Unternehmen, Frei-
DSGVO. Flankiert wird die Bundesratsinitiative             beruflern und Vereinen Spielräume für eine maß-
von einem Antrag der Regierungsfraktionen im               volle Anwendung der DSGVO zu geben.
Bundestag unter dem Titel „Abmahnmissbrauch                Da die Ursache vermeintlich nicht abgemildert
wirksam verhindern“. Darin wird die Bundesregie-           werden kann, will sich die Politik nun wenigstens
rung aufgefordert, gesetzgeberisch tätig zu werden         um die Wirkung kümmern. Aber sollte die Messlatte
und kleine und mittelständische Unternehmen, ge-           für die Legislative nicht höher liegen?
meinnützige Organisationen, Vereine sowie Selbst-                                                       Sven Tschoepe
ständige vor kostenpflichtigen Abmahnungen bei                                           Hauptgeschäftsführer der BLZK
12   |   BZB Oktober 18   |   Politik

KZVB

              „Private Investoren bereichern sich
              an der Patientenberatung“
              Verkauf der UPD stößt auf massive Kritik
              Die Vergabe der Unabhängigen Patientenbera-            mer ist nun offiziell die „Sanvartis Careforce Hol-
              tung Deutschland (UPD) an die Sanvartis GmbH           ding GmbH“ mit Sitz in der Schweiz. Der Verbund
              sorgte vor drei Jahren für heftige Kritik – auch       unabhängige Patientenberatung (VuP) spricht von
              seitens der zahnärztlichen Körperschaften. Nun         einer Verschleierungstaktik. Bereits der Name
              wurde bekannt, dass das in Duisburg ansässige          sei verwirrend. „Eigner ist Careforce. Die UPD ist
              Unternehmen verkauft wurde – inklusive der UPD.        käuflich, unabhängige Patientenberatung wird
              Die Kritiker sehen sich bestätigt.                     zur Farce, private Investoren bereichern sich an
                                                                     Fördergeldern für die Patientenberatung und die
              Bis 2015 war die Patientenberatung in den Händen       Gemeinnützigkeit der UPD steht infrage“, so der
              einer gemeinnützigen GmbH, zu deren Gesellschaf-       VuP gegenüber dem „Ärzteblatt“.
              tern der Sozialverband VdK, die Verbraucherzentrale
              Bundesverband und der Verbund unabhängige              Keine Erfahrung
              Patientenberatung e.V. gehörten. Im Rahmen des         Die 2000 gegründete Careforce GmbH bezeichnet
              Vergabeverfahrens erhielt damals überraschend die      sich selbst als „führendes Unternehmen im Bereich
              Sanvartis GmbH den Zuschlag für den Vertrag mit        der Personal- und Vertriebsdienstleistung für die
              einer Laufzeit von sieben Jahren. Die gesetzlichen     pharmazeutische Industrie und andere Unterneh-
              Krankenkassen müs-                                                                  men im Healthcare-
              sen pro Jahr neun Mil-                                                              markt“. Zu den Leis-
              lionen Euro für die UPD                                                             tungen des Unterneh-
              zur Verfügung stellen.                                                              mens gehörten bislang
              Sanvartis versprach                                                                 die Vermittlung von
              damals, die Zahl der                                                                Personal, der Außen-
              Beratungen von rund                                                                 dienst für Pharma-
              80 000 auf über 200 000 pro Jahr zu erhöhen. Auch      unternehmen und Fortbildungen zu Themen wie
              die Erreichbarkeit sollte verbessert werden, was der   „Verbindlichkeit und Abschluss“. Auf dem Gebiet
              damalige Patientenbeauftragte der Bundesregie-         der Patientenberatung hat die Careforce GmbH
              rung, Karl-Josef Laumann, begrüßte.                    keine Erfahrung vorzuweisen. Manuel Ebner, Ge-
                                                                     schäftsführer der Sanvartis GmbH, sieht die Qua-
              Versprechungen nicht erfüllt                           lität der Beratung durch den Verkauf dennoch
              Doch bereits 2017 monierte die Linkspartei, dass       nicht gefährdet. Das Bundeskartellamt sei an der
              die Versprechungen nicht erfüllt würden. Zwar sei      Transaktion beteiligt gewesen, der GKV-Spitzenver-
              die Zahl der Beratungen um 16,6 Prozent gestie-        band wurde informiert, betonte Ebner gegenüber
              gen, die Kosten hätten sich aber gleichzeitig um       der „Ärzte Zeitung“. Für Professor Rolf Rosenbrock,
              55 Prozent erhöht. „Die von der Bundesregierung        Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes,
              immer behauptete schnellere Erreichbarkeit bei         gehört die Patientenberatung generell „nicht in
              der neuen UPD ist ein Märchen“, sagte die Lin-         die Hand der Gewinnwirtschaft, sondern unter die
              ken-Abgeordnete Kathrin Vogler im August 2017          Regie der Zivilgesellschaft“. Für den Sozialverband
              dem „Tagesspiegel“. Auffällig sei auch, dass die       VdK lässt sich der Eigentümerwechsel „nicht mit
              Zahl der Beratungen zu Patientenrechten und Be-        dem Konzept einer unabhängigen und neutralen
              handlungsfehlern „drastisch eingebrochen“ sei.         Beratungsstelle vereinbaren“.
              Gleichzeitig habe sich die Zahl der Beschwerden        Der Streit um die Unabhängige Patientenberatung
              über schlechte Beratung immens erhöht – von 18         Deutschland dürfte also weitergehen – mindestens
              im Jahr 2015 auf 559 in 2016.                          bis zum Jahr 2022, wenn die Beratung und der
              Über die Hintergründe des Verkaufs der Sanvartis       Millionen-Etat neu vergeben werden.
              GmbH ist bislang wenig bekannt. Neuer Eigentü-                                                 Leo Hofmeier
Politik   |   BZB Oktober 18   |   13

                                                                                                                              BLZK

Impulse aus Bayern
Weltzahnärzteverband FDI tagte in Buenos Aires

Was muss unter zahnmedizinischen Gesichts-
punkten gefordert und getan werden, um die
globalen Gesundheitsprobleme in den Griff zu
bekommen? Mit dieser Frage beschäftigte sich
der Weltzahnärzteverband Fédération Den-
taire Internationale (FDI) bei seiner jährlichen
Tagung in Buenos Aires. Delegierte aus 130 Län-
dern diskutierten über Chancengleichheit und
suchten Antworten auf die wichtigsten (Mund-)-
Gesundheitsfragen. Aus Bayern kam wesent-

                                                                                                                                  Foto: Wuttke
licher Input für die Resolutionen zu Amalgam
und Nanopartikeln.
                                                     Blick auf die deutsche Delegation beim Weltkongress der FDI
Im Mittelpunkt der Diskussion standen zuneh-
mende Antibiotikaresistenzen, hoher Zuckerkon-       im Journal ,Dental Materials‘ publiziert“, erklärte
sum und vor allem die Konsequenzen, die globale      Hickel auf Nachfrage.
Flucht- und Migrationsbewegungen auf den Ge-
sundheitszustand der Betroffenen und auf die         Reduktion von Amalgam
Gesundheitssysteme haben. Dieses Jahr fanden         Der Münchner Universitätsprofessor war auch am
Kongress und FDI-Generalversammlung in Buenos        Entstehen der Resolution „Amalgam phase-down“
Aires statt. Zu den 4 000 Kongressteilnehmern ge-    beteiligt, die in Madrid erarbeitet und in Buenos
sellten sich zahnärztliche Delegierte aus 130 Län-   Aires modifiziert wurde. Hintergrund sind unter-
dern, die sich für die Chancengleichheit (zahn-)-    schiedliche Sichtweisen in Europa, Japan und
medizinisch unterversorgter Menschen einsetzen       Amerika zum Umgang mit Amalgam. Letztend-
– ganz im Sinne der FDI-Strategie 2018 bis 2021.     lich konnte Hickel mit Vertretern aus den USA
                                                     und anderen Ländern eine Formulierung finden,
Nanopartikel unter der Lupe                          die die deutsche Position weitgehend beibehält
Input gab es auch aus Bayern. Prof. Dr. Rein-        und dennoch konsensfähig ist. Die FDI-General-
hard Hickel, Dekan der Medizinischen Fakultät        versammlung befürwortet die Reduktion von
der Ludwig-Maximilians-Universität München           Amalgam in der Zahnmedizin und unterstützt
und Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung        gleichzeitig die Bemühungen der WHO für mehr
und Parodontologie, ist im ständigen Ausschuss       Prävention und Forschung im Bereich alternativer
Wissenschaft der FDI aktiv und leitet das „Dental    Behandlungsmöglichkeiten.
Material Task Team“ (DMTT). Für Buenos Aires         Im nächsten Jahr findet der Weltkongress in San
erarbeitete er federführend Stellungnahmen zu        Francisco statt. Bis dahin gilt es für das Team um
„Amalgam phase-down“ und Nanopartikeln,              Prof. Dr. Reinhard Hickel, Vorbereitungen zu tref-
die beide mit überwältigender Mehrheit von der       fen. In den USA muss das DMTT wissenschaftliche
FDI-Generalversammlung verabschiedet wur-            Stellungnahmen zur Reparatur von Zahnrestau-
den. „Nanopartikel sind vor 15 bis 20 Jahren bei     rationen und zur Erstversorgung von Läsionen
ihrer Einführung in der restaurativen Zahnmedi-      vorlegen – aufbauend auf dem Statement „Amal-
zin hoch gelobt worden, nun aber – wie nach dem      gam phase-down“, in dem empfohlen wird, bei
Hype fast zu erwarten – werden Bedenken wegen        Erstversorgungen möglichst kein Amalgam mehr
Nebenwirkungen diskutiert. Hier haben wir eine       zu verwenden.
Risikoabschätzung vorgenommen und einen um-                                                                  Anita Wuttke
fangreichen Übersichtsartikel zu diesem Thema                                                                   München
14   |   BZB Oktober 18   |   Politik

KZVB

              Krankenhäuser im Umbruch
              Bürokratieabbau und Fachkräftemangel sind zentrale Herausforderungen

              Die KZVB warnt seit Langem davor, Vorschriften
              aus dem stationären Bereich ungeprüft auf den
              ambulanten Sektor zu übertragen. Wozu aus-
              ufernde Bürokratie und realitätsferne Verordnun-
              gen führen können, zeigte ein Pressegespräch der
              Bayerischen Krankenhausgesellschaft (BKG) Ende
              September im Münchner Presseclub.

              Die bayerischen Krankenhäuser haben mit ähn-
              lichen Problemen zu kämpfen wie die Zahnarzt-
              praxen. Das wurde im Laufe des Pressegesprächs
              deutlich: Fachkräftemangel und immer mehr
              Bürokratie (vor allem im Bereich der Qualitäts-
              sicherung) sind zwei der zentralen Probleme, vor
              denen die Krankenhäuser stehen – und die wohl

                                                                                                                                                     Foto: KZVB
              jedem bayerischen Zahnarzt bekannt vorkommen
              dürften. „Die stetig steigenden Ansprüche an Do-       Warnt davor, „mit einer vermeintlichen Qualitätsdiskussion Kapazitätsabbau zu
              kumentation, Qualität, Strukturen und Prozesse         bezwecken“: BKG-Geschäftsführer Siegfried Hasenbein
              werden unsere Krankenhauslandschaft in den
              kommenden Jahren tiefgreifend verändern“, so           auf einen Pfleger höchstens zwei Patienten kom-
              BKG-Geschäftsführer Siegfried Hasenbein.               men. Dieser Schlüssel wurde bisher, so Hasenbein,
                                                                     von Fachgesellschaften als Idealfall gesehen. Nun
              Pflegegesetz: Gemischte Bilanz                         plötzlich solle er die neue Untergrenze sein. Die Ver-
              Hasenbein begrüßte, dass Gesundheitsminister Jens      ordnung sei kaum umsetzbar, weil sie die Organisa-
              Spahn mit seinem unlängst vorgestellten Pflegeper-     tionsprozesse in der Pflege verkenne: „Sie zeugt von
              sonal-Stärkungsgesetz dafür sorgen möchte, dass        einer Unkenntnis der Abläufe im Krankenhaus.“
              die Pflege vollfinanziert wird. Der Krankenhaus-
              funktionär gab jedoch zu bedenken, dass es derzeit     Thema Qualität wird forciert
              nicht genügend Pfleger gebe, um alle benötigten        Zum Thema Qualitätssicherung stellte der BKG-
              Stellen zu besetzen. Er frage sich schon: „Woher       Geschäftsführer fest, dass es von der Politik massiv
              nehmen, wenn nicht stehlen?“, so Hasenbein.            forciert werde, obwohl es in den Krankenhäusern
              Der Referentenentwurf sieht vor, dass der Pflege-      schon seit langer Zeit ganz oben auf der Agenda
              zuschlag in Höhe 0,9 Prozent künftig wegfällt. Die-    stehe. „Wir haben an sich gar nichts gegen Quali-
              ser war unter Spahns Vorgänger Hermann Gröhe           tätsvorgaben, aber man darf nicht übersehen, dass
              eingeführt worden, um die wirtschaftliche Situation    sie unglaublich viel Bürokratie mit sich bringen“,
              der Krankenhäuser zu verbessern. Durch eine Strei-     betonte Hasenbein. Und es könne nicht sein, dass
              chung würden Bayerns Krankenhäuser 80 Millio-          über den Hebel Qualität versucht werde, kleinere
              nen Euro pro Jahr verlieren. Klar, dass dies nicht     Krankenhäuser vom Markt zu drängen und da-
              Hasenbeins Wohlgefallen findet.                        durch Krankenhausplanung zu betreiben. Einer Dis-
                                                                     kussion über die künftige Krankenhauslandschaft
              Idealfall wird zur Untergrenze                         im Freistaat verschließe er sich jedoch keineswegs.
              Ein Beispiel, wie realitätsfern die Politik mitunter   Das Ziel bleibt dabei aus Sicht von Hasenbein stets,
              ist, sind aus Sicht von Hasenbein die neuen Perso-     die Patienten „schnellstmöglich in das geeignetste
              naluntergrenzen in pflegeintensiven Bereichen. So      Krankenhaus zu bringen“.
              dürfen zum Beispiel künftig in einer Intensivstation                                                       Tobias Horner
Politik   |   BZB Oktober 18      |   15

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Groß, größer – EuroPerio
Über 10 000 Teilnehmer in Amsterdam

Die „EuroPerio“ gehört weltweit zu den größten
Kongressen im zahnärztlichen Bereich. In diesem
Jahr fand die viertägige Fortbildungsveranstal-
tung für Parodontologie in Amsterdam statt. Sie
bot zwar viele Höhepunkte, doch außer einer
Klassifikation zu Parodontitis und Periimplantitis
gab es kaum inhaltliche Neuheiten.

Organisiert wird die EuroPerio von der European
Federation of Periodontology (EFP), die sich aus
29 Länderorganisationen zusammensetzt. Mit dem

                                                                                                                                     Foto: EFP/EuroPerio9
diesjährigen Konzept stellte die EuroPerio9 ihre Vor-
gänger im Hinblick auf neue Präsentationsformate
und die Anbindung an soziale Netzwerke in den
Schatten. Die drei EFP-Pressekonferenzen im RAI,
                                                        Beeindruckende Kulisse: Mehr als 10 000 Parodontologen, Implantologen,
dem modernen Kongresszentrum von Amsterdam,             Allgemeinzahnärzte und Praxismitarbeiter nahmen an der „EuroPerio“ in
wurden live auf Facebook übertragen. Die Bot-           Amsterdam teil.
schaften waren nicht nur für Fachmedien, sondern
auch für die allgemeine Öffentlichkeit relevant.        Auch die Live-Übertragung von Operationen hin-
Schwerpunktmäßig ging es um Mikrobenresisten-           terließ bei ihm nachhaltigen Eindruck: „Mehr als
zen, die Zusammenhänge zwischen parodontalen            4 500 Menschen haben mit großer Aufmerksamkeit
Erkrankungen und Bluthochdruck, Ernährung,              das Geschehen auf der Leinwand verfolgt. Das habe
sportliche Betätigung und orale Piercings.              ich in dieser Form noch nie erlebt!“ Als Meilen-
                                                        stein bezeichnete er zudem die Präsentation zur
Neue Paro- und Peri-Klassifikation                      Klassifizierung von parodontalen Erkrankungen.
Im Mittelpunkt des Hauptkongresstages standen
evidenzbasierte Forschungen und internationale          Weltweiter Aktionsaufruf
Kooperationen sowie Neuigkeiten des „World              EFP-Generalsekretär Prof. Dr. Iain Chapple, Bir-
Workshops“ zu den neuen Klassifikationen von            mingham, referierte über Parodontalerkrankun-
parodontalen und periimplantären Erkrankungen.          gen und Morbidität und präsentierte das „Perio
Zu den Höhepunkten der EuroPerio9 gehört der            Focus green paper“, das ein weltweiter Aktions-
Konsensus von EFP und der American Academy of           aufruf ist, gegen Parodontalerkrankungen und
Periodontology (AAP). Die neue Klassifikation wird      deren Einfluss auf die Gesundheit vorzugehen. Er
in verschiedene Grade der Erkrankung eingeteilt         stellte eine neue Studie über den Einfluss von Paro-
und löst bisherige Bewertungen wie „chronisch“          dontalerkrankungen auf chronische Nierenleiden
oder „aggressiv“ ab. Sie kann in englischer Sprache     vor, an der über einen Zeitraum von zehn Jahren
unter folgendem Link abgerufen werden:                  800 Patienten mit mittlerer bis schwerer Nieren-
www.efp.org/newsupdate/                                 erkrankung teilgenommen hatten. Die wichtigste
world-workshop-on-classification                        Erkenntnis: Es gibt einen Zusammenhang zwi-
                                                        schen parodontalen Erkrankungen und chroni-
Beeindruckende Präsentation                             schen Nierenleiden. Parodontitis fördert der Studie
Der wissenschaftliche Leiter Prof. Dr. Dr. Søren        zufolge Niereninsuffizienz, indem sie im Blutkreis-
Jepsen, Bonn, bewertete den Wissenschaftsfilm           lauf Oxidationsstress hervorruft.
über Periimplantitis und deren Prävention als je-                                                            Anita Wuttke
nen Part, der ihn am meisten beeindruckt hätte.                                                                 München
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BLZK

                            Weiter systemrelevant
                            PKV sorgt für Mehrumsatz von 12,9 Milliarden Euro

                            Privatpatienten bleiben eine feste Größe im                  Bereich                                 Mehrumsatz der Privat-
                            Gesundheitswesen. Für Zahnarztpraxen haben                                                           versicherten [Mrd. €]
                            sie allerdings leicht an Bedeutung verloren. Das                                                     2016           2015
                            geht aus einer aktuellen Studie des Wissenschaft-             Ambulante ärztliche Versorgung           6,3            6,0
                            lichen Instituts der Privaten Krankenversicherung
                                                                                          Stationäre Versorgung                    0,7            0,7
                            (WIP) hervor.
                                                                                          Zahnmedizinische Versorgung              3,2            3,3
                            2016 flossen insgesamt 34,8 Milliarden Euro durch
                                                                                          Arznei- und Verbandmittel                0,8            0,9
                            Privatversicherte in das deutsche Gesundheitssystem.
                            Nach Berechnungen des WIP entspricht dies einem               Heilmittel                               1,0            1,0

                            Mehrumsatz von 12,9 Milliarden Euro gegenüber der             Hilfsmittel                              0,5            0,4
                            Behandlung auf dem Niveau der gesetzlichen Kran-
                                                                                          Sonstige                                 0,4            0,3

                                                                                                                                                          Quelle: WIP
                            kenversicherung. Als Mehrumsatz bezeichnet das
                            Institut den Geldbetrag, der ambulanten und statio-           Gesamt                                  12,9           12,6

                            nären Leistungserbringern durch die Existenz der             PKV-Mehrumsatz 2016 und 2015 nach Bereichen
                            privaten Krankenversicherung zusätzlich zufließt.
                            Ermittelt wird der Wert, indem von der privat ge-            Im Vergleich zum Jahr 2015 ging der Zusatzbetrag
                            zahlten Vergütungssumme jener Betrag abgezogen               für die zahnmedizinische Versorgung allerdings um
                            wird, der bei gleicher Leistungserbringung von den           knapp 2 Prozent zurück. Die Gesamtausgaben von
                            gesetzlichen Krankenkassen gezahlt worden wäre.              Privatversicherten im zahnmedizinischen Bereich,
                                                                                         der sowohl Zahnbehandlung als auch Zahnersatz
                            4,9 Milliarden Euro für Zahnleistungen                       und kieferorthopädische Behandlungen umfasst,
                            Mit fast 3,2 Milliarden Euro machte der Mehrumsatz           lagen im Jahr 2016 bei 4,9 Milliarden Euro. Das
                            von Zahnärzten erneut den zweitgrößten Posten                bedeutet gegenüber dem Vorjahr ein Minus von
                            hinter der ambulanten ärztlichen Versorgung aus.             0,3 Prozent. Zum Vergleich: Gesetzliche Krankenkas-
                                                                                         sen gaben 2016 insgesamt 13,7 Milliarden Euro (plus
              Bereich                     Ausgaben 2016 [Mrd. €]         Marktanteil     2,2 Prozent) für Zahnleistungen aus.
                                                                         PKV             Im Bereich der ambulanten ärztlichen Versorgung
                                          Privat-       GKV                              war der Mehrumsatz mit etwa 6,3 Milliarden Euro
                                          versicherte
               Ambulante                   11,2           36,5            23,5 %         fast doppelt so hoch. Durch die höhere Vergütung
               ärztliche Versorgung                                                      für die Behandlung von Privatpatienten erzielten
                                                                                         niedergelassene Ärzte im Durchschnitt 53.000 Euro
               Stationäre                  9,7            73,0            11,7 %
               Versorgung                                                                zusätzlich – 3,8 Prozent mehr als 2015.

               Zahnmedizinische            4,9            13,7            26,3 %
                                                                                         Ausgaben steigen langsamer
               Versorgung
                                                                                         Die Autoren der Studie kommen zu dem Ergebnis,
               Arznei- und                 5,4             37,1           12,7 %         dass die Leistungsausgaben von Privatversicherten
               Verbandmittel
                                                                                         in den letzten zehn Jahren flacher angestiegen sind
               Heilmittel                   1,8             6,5           21,4 %         als die von GKV-Patienten. Im Zehn-Jahres-Zeit-
                                                                                         raum von 2006 bis 2016 nahmen die Gesundheits-
               Hilfsmittel                  1,4             7,8           15,7 %
                                                                                         kosten für Privatversicherte um 43,1 Prozent zu.
               Sonstige                    0,4              0,9           31,5 %
Quelle: WIP

                                                                                         Dagegen verzeichnete die gesetzliche Kranken-
               Gesamt                     34,8           175,5            16,5 %         versicherung in dieser Zeitspanne einen Zuwachs
              Leistungsausgaben privat und gesetzlich Versicherter und PKV-Marktanteil   von 48,3 Prozent.
              im Jahr 2016                                                                                                        Thomas A. Seehuber
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                                                                                                                       KZVB

„Jeder macht das Seine“
Krankenkassen arbeiten an elektronischen Patientenakten

Ungeachtet des Online-Rollouts der elektroni-           Infrastruktur angebunden werden, können ledig-
schen Gesundheitskarte (eGK) arbeiten die gro-          lich die Stammdaten der Versicherten überprüft
ßen deutschen Krankenversicherer an eigenen             werden. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn
Lösungen für die elektronische Patientenakte            macht jetzt Druck, aber die technische Entwicklung
(ePA). Bei den gesetzlichen Krankenkassen hat           ist seit Beginn der eGK-Entwicklung weit vorange-
die TK derzeit die Nase vorn. Aber auch der AOK-        schritten. Smartphones gab es damals noch nicht.
Verbund will seinen 26 Millionen Versicherten
bald eine Gesundheits-App anbieten.                     Apple und Google
                                                        Nicht nur TK-Chef Jens Baas sieht deshalb die Ge-
„TK-Safe“ – so heißt die digitale Patientenakte,        fahr, dass ganz andere Anbieter als die Kranken-
die die größte deutsche Krankenkasse bereits vor        kassen in das Geschäft mit den Patientendaten
einem halben Jahr vorgestellt hat. 100 000 Versi-       einsteigen: Konzerne wie Google und Apple (siehe
cherte sollen am Testbetrieb teilnehmen. Über ein       auch Seite 25 ff.). „Deshalb müssen wir schnell
Pilotprojekt ist auch die AOK noch nicht hinaus-        sein und ein besseres oder zumindest gleich gutes
gekommen. Ihr „Digitaler Datensafe“ wird derzeit        Angebot machen. Ein Angebot, das gleichzeitig
in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern getestet.          garantiert, die Daten bei uns sicher in einem ge-
Wann er flächendeckend zur Verfügung steht, ist         schützten System zu verwalten. Und nicht irgend-
noch nicht bekannt.                                     wo auf der Welt. Ich bin durchaus optimistisch,
                                                        dass wir das hinbekommen“, sagte Baas der „Süd-
Fakten geschaffen                                       west Presse“.
Fakten geschaffen hat zwischenzeitlich die private
Allianz Krankenversicherung (wir berichteten).          Kein Flickenteppich
Die App „Vivy“ wurde gemeinsam mit Partnern             Die Gefahr eines „Flickenteppichs“ bei der elek-
wie der DAK, Bahn BKK, IKK Classic Barmenia             tronischen Patientenakte sehen weder Baas noch
Gothaer und Süddeutschen Krankenversicherung            seine Kollegen von den anderen Krankenkassen.
entwickelt. 25 Millionen Versicherte sollen mit         Sie verweisen darauf, dass ihre elektronischen Pa-
Vivy ihre Gesundheitsdaten verwalten können.            tientenakten sowohl untereinander als auch mit
Zu den Funktionen gehören auch Tipps für eine           der Infrastruktur der gematik kompatibel sein
gesunde Lebensweise, die Erinnerung an die Medi-        werden. Die Rückendeckung der Politik haben
kamenteneinnahme oder an Arzttermine. Darüber,          die Krankenkassen jedenfalls. Bis 2021 sollen alle
wie viele Versicherte die App nutzen, gibt es noch      Versicherten in Deutschland Zugang zu einer
keine Angaben.                                          elektronischen Patientenakte haben, verspricht
                                                        Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Das will
gematik hinkt hinterher                                 er sogar in das Terminservice- und Versorgungs-
Alle Anbieter versprechen natürlich, dass die Daten     gesetz schreiben. Allerdings wäre das nur eine
der Patienten sicher sind. Ob das tatsächlich der       Ergänzung zum E-Health-Gesetz, in dem die ePA
Fall ist, wird jedoch erst der Alltagsbetrieb zeigen.   ebenfalls enthalten ist.
Ein weiteres Problem sind die vielen Einzellösun-
gen. Der Hauptgrund dafür ist, dass die mit der         Drei verschiedene Modelle
Entwicklung der elektronischen Gesundheitskarte         Bis auf Weiteres wird das deutsche Gesundheits-
beauftragte gematik bei der Patientenakte weiter        system also mit mindestens drei verschiedenen
nur langsam vorankommt. Eigentlich sollte es sie        ePA-Modellen leben müssen. „Alle wollen das eine,
schon seit zwölf Jahren geben. Doch selbst nach         und jeder macht das Seine“, kommentierte die
Stufe 1 des Online-Rollouts, mit dem alle Praxen,       „Sächsische Zeitung“ diesen Zustand.
Krankenhäuser und Apotheken an die gematik-                                                           Leo Hofmeier
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