Bayerisches Zahnärzteblatt - Bayerisches Zahnärzteblatt
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56. Jahrgang - B 50499 7– 8/2019 Bayerisches Zahnärzteblatt Schwerpunktthema Digitale Zahnheilkunde Digitales Vorgehen in der Implantatchirurgie – Effektive Unterstützung im Behandlungsablauf Gezielte Zuwanderung Bundestag verabschiedet Fachkräfteeinwanderungsgesetz Ist uns das Symptom wichtiger als die Ursache? Eine kritische Betrachtung zur Geschichte der Prävention www.bzb-online.de
FutureDent DIE KARRIERE FEST IM BLICK mit FutureDent – dem Kongress für junge Zahnmediziner und Praxisgründer. 26.10.2019 Du hast dein Zahnmedizinstudium erfolgreich beendet oder stehst kurz vor dem Abschluss. Du bist bereit, mit deiner Karriere und deiner eigenen Praxis durchzustarten. FutureDent MÜNCHEN bietet dir beste Startbedingungen, um die kommenden Herausforderungen zu meistern. Informiere dich in Vorträgen und Workshops über deine Karrieremöglichkeiten und deine Praxisgründung. Lerne zukünftige Arbeitgeber oder Praxisabgeber kennen und knüpfe wertvolle Kontakte. Im direkten Austausch mit Experten hast du außerdem die Möglichkeit, Gaszählerwerkstatt von deren Erfahrungen zu profitieren. Agnes-Pockels-Bogen 6 Starte deine Zukunft auf FutureDent. Wir freuen uns auf dich! 80992 München Jetzt kostenlos anmelden auf FutureDent.de Besuche uns auch auf In Kooperation mit Veranstalter
editorial Selbstverwaltung wirkt Liebe Kolleginnen und Kollegen, Dr. Manfred Kinner Mitglied des Vorstands der niemand weiß derzeit, ob und wie lange von Früherkennungsuntersuchungen für Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns die schwarz-rote Koalition in Berlin noch Kleinkinder und nicht zuletzt die neue Ap- hält. Ich bin mir aber sicher: Es kommt probationsordnung – all das sind Erfolge, nichts Besseres nach! Schwarz-Grün, die die Selbstverwaltung für sich verbu- Grün-Schwarz, Grün-Rot-Rot – keines die- chen kann. Ich versichere Ihnen: Wir nutzen ser Bündnisse würde die Verbesserung der jeden noch so kleinen Spielraum, den uns zahnärztlichen Versorgung in den Mittel- der Gesetzgeber lässt. Und wir unterstüt- punkt seiner politischen Arbeit stellen. Da- zen Sie in Ihrer Praxis. Am 30. Juni endete für reicht ein Blick in die Parteiprogramme. für die meisten von Ihnen der Fünfjahres- Die Bürgerversicherung inklusive Ab- zeitraum für die Erfüllung der Fortbildungs- schaffung der GOZ steht nach wie vor pflicht. Wir haben dafür gesorgt, dass über auf der Agenda. 98 Prozent der bayerischen Vertragszahn- Derzeit können wir trotz des brachia- ärzte den Nachweis an die KZVB geschickt len Politikstils von Jens Spahn kleine Er- und damit Honorarkürzungen vermieden folge erzielen. Sicher, man kann und muss haben. Dafür haben wir sogar eine bayern- vieles an seiner Politik kritisieren. Und das weite Telefonaktion durchgeführt. tun wir als Ihre Standesvertretung auch. Unser „Kerngeschäft“ ist und bleibt es Die mit gesetzgeberischer Gewalt durch- aber, Sie bei der Abrechnung der erbrach- gedrückte Digitalisierung unseres Gesund- ten Leistungen bestmöglich zu unterstüt- heitswesens lehnen viele Kolleginnen und zen. Deshalb führen wir ab September Kollegen aus gutem Grund ab. Sie haben wieder bayernweite Seminare für Zahn prinzipielle Bedenken und sehen keinen ärzte und vor allem auch das Praxisper- Nutzen in dem enormen Aufwand, den sonal durch. Im Mittelpunkt steht dieses sie für den Anschluss an die Telematik Mal die Abrechnung von KCH-Leistungen. infrastruktur (TI) betreiben müssen. Doch Wir geben Tipps, wie Sie Fehler vermeiden mitmachen müssen wir Zahnärzte halt und den bürokratischen Aufwand so gering eben trotzdem. Auch wenn sich das viele wie möglich halten können. Auch KZVB- wünschen, können wir die Entwicklung intern haben wir Prozesse optimiert, um nicht mehr zurückdrehen. Die Weichen die pünktliche und zuverlässige Honorar- dafür wurden vor über zehn Jahren ge- abrechnung sicherzustellen. Das Online- stellt. Jetzt geht es darum, den gläsernen Formular unserer Beratungsstelle trägt dazu Zahnarzt und Patienten zu verhindern. bei, dass wir Ihre Fragen schnell und präzise Noch haben wir die Selbstverwaltung beantworten können. Lange Wartezeiten in im Gesundheitswesen. Und sie kann – ge- der Telefonanlage bleiben Ihnen so erspart. rade in Bayern – etwas bewegen. Beispiele dafür gibt es genug. Die Abschaffung der Ihr Degression, die Limitierungen für Zahn medizinische Versorgungszentren, die Er- höhung der Festzuschüsse, die Ausweitung BZB Juli/August 2019 3
inhalt inhalt politik 6 Ende einer Hängepartie Bundesrat stimmt Reform des Zahnmedizinstudiums zu 7 3 Fragen an Prof. Dr. Reinhard Hickel 6 8 „Fremdkapitalfinanzierte MVZ tragen Der Bundesrat beschloss nicht zur Versorgungsverbesserung bei“ die „Verordnung zur Neu regelung der zahnärztlichen Dr. Wolfgang Eßer über die Zukunft Ausbildung“ und beendete der Berufsausübung damit eine schier endlose Hängepartie. 12 „Es bedarf weiterer Maßnahmen“ Gastkommentar von Staatsministerin Melanie Huml 13 Vertragsärzte müssen gleichberechtigte Partner sein KBV fordert mehr Mitsprache bei der Digitalisierung 8 Abbildung: THANANIT/stock.adobe.com 14 „Ärzte und Zahnärzte haften nicht für den Datenschutz“ Bundesgesundheitsministerium hält Bedenken für ungerechtfertigt 16 Der Trendpfeil zeigt nach oben Gesundheitswirtschaft mit Plus von 4,1 Prozent 18 Stich ins Wespennest Angesichts der weltweiten Flaute auf den Finanzmärkten haben Berater speziell Länder wehren sich gegen Spahns die Zahnmedizin als regelrechtes „Eldorado“ für vermeintlich renditeträchtige und „Faire-Kassenwahl-Gesetz“ zugleich risikoarme Kapitalanlagen beworben. 20 Konstruktiver Dialog FVDZ Bayern trifft Gesundheitsministerin 21 0 Jahre Prophylaxe 6 Wissenschaftliches Programm mit vielen Facetten 26 „Gezielte und gesteuerte Zuwanderung“ Bundestag verabschiedet 18 Foto: Alekss/stock.adobe.com Mit dem Vorschlag, bislang Fachkräfteeinwanderungsgesetz regional tätige Kranken FutureDent 28 I st uns das Symptom wichtiger kassen bundesweit zu öffnen, stach Bundesgesundheits als die Ursache? minister Jens Spahn mitten Eine kritische Betrachtung in ein Wespennest. zur Geschichte der Prävention 31 Nachrichten aus Brüssel 32 Schwerer Schlag für Landkrankenhäuser Honorarärzte unterliegen laut BSG-Urteil der Sozialversicherungspflicht Foto: mintybear/stock.adobe.com 34 Journal praxis 35 GOZ aktuell 42 Digitale Zahnheilkunde Der „FutureDent“-Kongress bietet Absolventen und Berufseinsteigern die Möglichkeit, sich umfassend über die Themen Karriere und Praxisgründung zu informieren. 4 DIE KARRIERE FESTBZBIMJuli/August BLICK 2019 mit FutureDent – dem Kongress für junge Zahnmediziner und Praxisgründer.
inhalt 37 Prophylaxe ≥ PZR? Übersicht über den Kongress Zahnärztliches Personal 38 „Wir wollen die Kinder begeistern“ Interview zum „Tag der Zahngesundheit“ in Weiden 40 Kinderschutz klappt nur mit Kooperation Staatsregierung setzt auf Zusammenarbeit Foto: Helder Almeida/stock.adobe.com von Medizinern und Behörden 41 Die ärztliche Schweigepflicht hat Grenzen 42 „FutureDent“ – Die Karriere fest im Blick Kongress für junge Zahnmediziner und Praxisgründer in München 47 Online-News der BLZK 48 Was tun bei einem Notfall in der Praxis? 50 Jährliches Training sorgt für Routine wissenschaft und fortbildung 50 Digitales Vorgehen in der Implantatchirurgie Effektive Unterstützung im Behandlungsablauf 56 Digitalisierung in aller Munde? Aktuelle Möglichkeiten in der Kieferorthopädie 62 Implantate im Wachstumsalter Darf man das? Soll man das? Muss man das? Ein Team um Priv.-Doz. Dr. Jörg Neugebauer zeigt, wie digitale Vorgehensweisen in der Implantatchirurgie den Behandlungs ablauf effektiv unterstützen können. termine amtliche mitteilungen 72 eazf Tipp 73 eazf Fortbildungen 75 Betriebswirtschaftliches Curriculum 75 Veranstaltungskalender 76 Aufstiegsfortbildungen und Weiterqualifizierungen für Praxispersonal 78 Niederlassungsseminare 2019 56 78 Praxisübergabeseminare 2019 Dr. Andreas M. W. Detterbeck und Prof. em. Dr. Ursula Hirschfelder 79 Ordentliche Vertreterversammlung der KZVB informieren über die aktuellen Möglichkeiten der Digitalisierung in der Kieferorthopädie. 79 Vorläufige Prüfungstermine für Aufstiegsfortbildungen 2019/2020/2021 80 Kassenänderung Titelbild: panandrii/stock.adobe.com In dieser Ausgabe finden Sie die einmal pro Quartal erscheinende 81 Rubrikanzeigen Information des Verbandes Freier Berufe in Bayern e. V. 82 Impressum Das BZB 9/2019 mit dem Schwerpunkt Prophylaxe erscheint am 16. September 2019. BZB Juli/August 2019 5
politik BLZK Foto: Helder Almeida/stock.adobe.com Ende einer Hängepartie Bundesrat stimmt Reform des Zahnmedizinstudiums zu Die seit 64 Jahren nahezu unver- Reform auch die Weiterentwicklung der Ausbildungsinhalte sowie die Stärkung des änderteApprobationsordnung für allgemeinen medizinischen Ausbildung Strahlenschutzes und der wissenschaft Zahnärzte (AO-Z) wird voraussicht- umfassen sollte. Diese wiederum müsse lichen Kompetenz der Studierenden. lich am 30. September 2020 in Rente erst noch im Zuge des „Masterplans Medi- Für Klarheit sorgte der Bundesrat auch gehen. Bei einer Plenarsitzung des zinstudium 2020“ von Bund und Ländern in puncto Gleichwertigkeitsprüfung für aus- Bundesrats beschlossen die Länder ausgehandelt werden. ländische Zahnärzte. Die AO-Z legt nämlich die „Verordnung zur Neuregelung der Für die Bundeszahnärztekammer und nicht nur die Studienbedingungen fest, zahnärztlichen Ausbildung“ und been- die 17 Zahnärztekammern der Länder ist sondern wird in ihrer neuen Fassung auch deten damit eine schier endlose Hänge dieser Punkt der einzige Wermutstropfen Verfahrensregeln für die Anerkennung aus- partie um die Reform der Studien im Freudenbecher. Gemeinsam wollen ländischer Berufsabschlüsse beinhalten. ordnung. Der Verabschiedung ging die Standesorganisationen nun erreichen, Das hatte die Bundeszahnärztekammer ein erneuter Vorstoß Bayerns voraus. dass die notwendigen Reformen des ers- bereits im Entwurfsstadium gefordert. ten Studienabschnitts in den Entwurf für Bayerns Gesundheitsministerin Melanie den „Masterplan Medizinstudium 2020“ Engel: „Gute Nachricht Huml hat ihr Versprechen gehalten. Beim aufgenommen werden. für die Zahnmedizin“ letzten Bayerischen Zahnärztetag im Ok- Das Studienfach Zahnmedizin wird tober 2018 kündigte die CSU-Politikerin sich künftig in einen vier Semester um- Der Präsident der Bundeszahnärztekam- eine Initiative des Freistaats an, um doch fassenden vorklinischen Teil und einen mer, Dr. Peter Engel, begrüßte die Ent- noch eine Einigung über die zahnmedizi- klinischen Abschnitt mit insgesamt sechs scheidung des Bundesrats, die aus dem nische Ausbildungsordnung zu erzielen. Semestern gliedern. Der vorklinische Teil Jahr 1955 stammende Approbationsord- Jetzt war ein weiterer Vorstoß Humls von endet mit dem „Ersten Abschnitt der Zahn- nung endlich zu modernisieren. „Die Ver- Erfolg gekrönt: Am 7. Juni stimmte die ärztlichen Prüfung“, die in der vorlesungs- Ländervertretung einer grundlegenden freien Zeit stattfinden soll. Der klinische Reform des Zahnmedizinstudiums zu. Abschnitt besteht aus zwei Semestern mit standardisierten Ausbildungssituationen am Phantomkopf und vier Semestern mit Korrekturen am der Ausbildung am Patienten. Auch hier Kabinettsentwurf folgen staatliche Prüfungen. So wie die Bundesregierung die Neufas- Bei der praktischen Ausbildung soll sung vor zwei Jahren vorgelegt hatte, wird das Zahlenverhältnis von Lehrenden und sie allerdings nicht in Kraft treten. Die im Studierenden angepasst werden – im so- vorklinischen Abschnitt vorgesehene ge- genannten Phantomkurs von 1 : 20 auf 1 : 15 meinsame Ausbildung in den Studiengän- und im Unterricht am Patienten von 1 : 6 Foto: BLZK gen Zahnmedizin und Humanmedizin fiel auf 1 : 3. In einer begleitenden Resolution bei den Mitgliedern des Bundesrats durch. warnt die Ländervertretung allerdings Damit bleibt es vorerst bei der getrennten davor, dass kleinere Lerngruppen nicht zu Beim Bayerischen Zahnärztetag 2018 versprach Gesundheitsministerin Melanie Huml, sich für Unterrichtung von Zahn- und Human einer geringeren Studienplatzkapazität füh- eine neue zahnärztliche Approbationsordnung medizinern. Ihre Ablehnung begründeten ren dürfen. Weitere Kernpunkte der Reform einzusetzen. Jetzt stimmte der Bundesrat der die Länder damit, dass eine grundlegende sind die Neugewichtung der bisherigen Studienreform zu. 6 BZB Juli/August 2019
politik BLZK abschiedung der neuen Studienordnung bayerischen Zahnärzte fordern seit Jahren großem Engagement für eine neue Appro- ist längst überfällig. Dass die Aktualisie- die Reform der Approbationsordnung. Jetzt bationsordnung ein, so Berger. rung nun zeitnah erfolgen soll, ist eine sehr sehen wir endlich Licht am Ende des Tun- gute Nachricht für die Zahnmedizin. Die nels. Wir danken der bayerischen Gesund- Bundesregierung muss Rahmenbedingungen für die Hochschulen heitsministerin Melanie Huml und ihrem noch grünes Licht geben entsprechen damit den aktuellen wissen- Haus, die das Ringen um die Neugestaltung schaftlichen Anforderungen“, sagte er in der zahnärztlichen Ausbildung mit großem Nach der Veröffentlichung im Bundesanzei- einer ersten Reaktion. Einsatz unterstützt haben. Die erneute Ini ger werden die Rechtsnormen voraussicht- tiative aus Bayern hat dazu geführt, dass lich zum 1. Oktober 2020 wirksam. Zuvor die Reform endlich kommt.“ In seinen Dank ist noch einmal die Bundesregierung am Berger: „Licht am schloss er Prof. Dr. Reinhard Hickel ein. Der Zug: Das Kabinett muss den vom Bundesrat Ende des Tunnels“ Dekan der Medizinischen Fakultät und eingebrachten Änderungen zustimmen, be- Auf Zustimmung stieß der Beschluss auch Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung vor die Hängepartie um die AO-Z endgültig beim Präsidenten der Bayerischen Landes- und Parodontologie am Klinikum der LMU beendet werden kann. zahnärztekammer, Christian Berger: „Die München setze sich seit vielen Jahren mit Thomas A. Seehuber Abbildung: lznogood/stock.adobe.com FRAGEN AN PROF. DR. REINHARD HICKEL Foto: Klinikum der LMU München BZB: Herr Professor Hickel, Sie machen sich seit vielen Jahren für eine Reform der Approbationsordnung für Zahnärzte stark. Wie bewerten Sie die jetzt vom Bundesrat verabschiedete Novelle? Hickel: Die Schnelligkeit beim „Endspurt“, insbesondere bei der Erstellung des Maßgabebeschlusses, hat sicherlich alle überrascht, aber der politische Druck war groß. Die Verabschiedung im Bundesrat ist trotz etlicher Kompromisse ein ganz wichtiger Schritt. Dazu hat Bayern enorm viel beigetragen – sowohl das Gesund- Prof. Dr. Reinhard Hickel ist Dekan der heits- und das Wissenschaftsministerium als auch die Bayerische Landeszahn Medizinischen Fakultät und Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und ärztekammer. Jetzt wird es entscheidend sein, wie die mit der neuen Approbations Parodontologie am Klinikum der LMU ordnung verbundene Kostenerhöhung finanziert wird, damit eine qualitativ München. hochwertige und moderne Lehre praktiziert werden kann. BZB: Gibt es Bereiche, in denen Sie Nachbesserungsbedarf sehen? Hickel: In den praktischen Kursen soll die Gruppengröße wie in der Medizin angepasst werden, damit – vor allem aus forensischen Gründen – bei der Behandlung am Patienten eine ausreichende Betreuungsrelation besteht. Hier ist darauf zu achten, dass die Stundenzahl aus Kostengründen nicht zu stark reduziert wird. Die Medizinanteile der Vorklinik wurden ja vor allem wegen der anstehenden Reform des Medizinstudiums im Rahmen des Masterplans 2020 erst einmal ausge- nommen und sollen dann im Zuge der Neustrukturierung der Approbationsordnung für Ärzte überarbeitet werden. BZB: Halten Sie es für realistisch, dass es im vorklinischen Abschnitt doch noch zu der ursprünglich geplanten gemein- samen Ausbildung angehender Zahn- und Humanmediziner kommt? Hickel: Leider steht noch nicht fest, ob in der Medizin der erste Teil des Staatsexamens nach dem vierten oder dem sechsten Semester abgeschlossen wird. Daher ist aus heutiger Sicht unklar, ob ein geplanter Gleichschritt mit der Medizin in den ersten vier Semestern überhaupt noch möglich sein wird. Unabhängig davon soll es aber mit der Fertigstellung des Masterplans und der Approbationsordnung für Ärzte auch im vorklinischen Abschnitt des Zahnmedizinstudiums eine Aktualisierung der medizinischen Teile geben. Die Fragen stellte Thomas A. Seehuber. BZB Juli/August 2019 7
politik KZVB „Fremdkapitalfinanzierte MVZ tragen nicht zur Versorgungsverbesserung bei“ Dr. Wolfgang Eßer über die Zukunft der Berufsausübung Bereits seit einigen Jahren drängen aus „Steueroasen“ wie der Kanalinsel Behandlung“ bezeichnete Implantologie vermehrt Private-Equity-Fonds auch Jersey, den USA, aber auch aus Deutsch- die überdurchschnittlichen Wachstums- in die zahnmedizinische Versorgung. land selbst und haben sich ganz gezielt in raten des Dentalmarkts. Die GKV-Versor- Dr. Wolfgang Eßer, Vorstandsvorsit- die Versorgung eingekauft. Das „Buy and gung hingegen wird als „Lower End“ be- zender der Kassenzahnärztlichen build“-Prinzip, häufig die Blaupause für zeichnet. I-MVZ haben – ganz entgegen Bundesvereinigung (KZBV), plädiert entsprechende Businessmodelle, sieht den gebetsmühlenartig vorgetragenen für eine Anpassung der Rahmenbedin- dabei einen breit angelegten Markteintritt Bekundungen – eben kein Interesse da gungen, damit die Freiberuflichkeit mit konsequenter Renditeoptimierung ran, Versorgungsverbesserungen in struk- des Berufsstandes auch weiterhin der erworbenen Praxen und nicht selten turschwachen Gebieten zu erreichen. Viel- attraktiv bleibt. den Weiterverkauf des Investments schon mehr verursachen oder verstärken sie eine nach wenigen Jahren vor. Nachhaltige, die Über- und Fehlversorgung noch zusätzlich. BZB: Was macht Deutschland für sol- Versorgung verbessernde Investitions Auch wird in investorenbetriebenen Ge- che Fremdinvestoren so attraktiv? absichten stehen dabei ganz offensicht- werbeeinheiten keineswegs kostengüns- Eßer: Mit der durch das GKV-Versor- lich nicht im Vordergrund. Vielmehr scheint tiger gearbeitet. Tatsächlich zeigen unsere gungsstärkungsgesetz (GKV-VSG) im Jahr das „schnelle Geld“ die Investoren zu ihren Auswertungen des Abrechnungsgesche- 2015 ermöglichten Gründung fachgrup- Anlagen veranlasst zu haben. hens, dass die Versorgung in I-MVZ sogar pengleicher und damit auch rein zahn- deutlich teurer ist als in bewährten Praxis- ärztlicher Medizinischer Versorgungszen- BZB: Warum sieht die KZBV insbeson- formen, die nicht Renditevorgaben von tren (Z-MVZ) wurde faktisch die gesamte dere den Vormarsch solcher fremd Investoren gerecht werden müssen. ambulante zahnärztliche Versorgung dem kapitalfinanzierten MVZ so kritisch? Andere Heilberufe – Ärzte, Apotheker potenziellen Zugriff von versorgungs- Eßer: Fremdinvestoren müssen grund- und inzwischen auch Tierärzte – sind schon fremden Finanzinvestoren geöffnet. Das sätzlich ein Krankenhaus oder eine nicht- länger Bestandteil der Anlagestrategie von GKV-VSG hat den Dentalmarkt für Kapital ärztliche Dialyseeinrichtung erwerben, Investoren. In der ambulanten ärztlichen gesellschaften und Private-Equity-Fonds um über diesen Weg die Gründungs Versorgung bilden sich bereits regelrechte also erst interessant gemacht. Angesichts berechtigung für MVZ oder Zahnarztketten Konzernstrukturen aus. In manchen Regio- der andauernden weltweiten Flaute auf zu erlangen und so im Dentalmarkt Fuß nen gehört ein Großteil der Arztsitze einer den Finanzmärkten haben zuletzt Berater fassen zu können. Die Zulassungsdaten Fachgruppe nur einem einzigen Unterneh- speziell die Zahnmedizin als regelrech- belegen eindeutig, dass diese Strukturen men. Das Risiko von Konzentrationspro- tes „Eldorado“ für vermeintlich rendite regional stark konzentriert sind und sich zessen und der Oligopolbildung steigt, fast trächtige und zugleich risikoarme Kapital überwiegend in Großstädten, Ballungs- zwangsläufig kommt es dabei zu einer Ver- anlagen beworben. Das lockt Investoren räumen und einkommensstarken länd- schlechterung der Versorgung. Denn regio- natürlich an, die für ihre riesigen Investi- lichen Regionen ansiedeln – also dort, nal schränken Konzerne die freie Arztwahl tionssummen ständig neue, ertragreiche wo die Versorgung längst bedarfsgerecht ein. Zudem wird es für Versicherte zuneh- Anlageformen erschließen müssen. sichergestellt ist. In Berlin, München, mend schwieriger, in Wohnortnähe eine Zum Jahreswechsel gab es nach unse- Köln, Leipzig oder Hamburg befindet sich unabhängige Zweitmeinung einzuholen. ren Recherchen etwa 111 Z-MVZ unter Kon- der Löwenanteil der I-MVZ. In ländlichen Ärztinnen und Ärzte der entsprechenden trolle von versorgungsfremden Investoren, und strukturschwachen Gebieten, wie in Fachrichtungen können sich in solchen sogenannte I-MVZ. Die KZBV konnte min- Teilen Mecklenburg-Vorpommerns oder Regionen kaum noch niederlassen und destens zehn entsprechende Groß- und Rheinland-Pfalz hingegen, gibt es kein Kolleginnen und Kollegen, die eine An- Finanzinvestoren identifizieren. Sie kom- einziges. Globale Beratungsfirmen prei- stellung suchen, sind auf den Konzern als men aus Schweden, Bahrain, der Schweiz, sen unter Verweis auf die als „High-End- Arbeitgeber angewiesen. Patienten und 8 BZB Juli/August 2019
politik KZVB Ärzte werden also in ihrem persönlichen Lebensumfeld unter Umständen abhän- gig von einem einzigen Konzern, der die Versorgung nach Belieben kontrolliert. So sind zum Beispiel nach Angaben zahn- ärztlicher und ärztlicher Körperschaf- ten in NRW allein in Nordrhein mehr als 80 Prozent der Sitze von Laborärzten in MVZ angesiedelt. Ein einziges Unterneh- men hält dort fast 14 Prozent der Sitze! Ver- gleichbare Prozesse können – bei einem andauernd ungehinderten Zustrom von Foto: KZBV Investoren – auch die zahnmedizinische Versorgung negativ verändern. „Wir werden die Versorgung in ländlichen und strukturschwachen Gebieten auch in Zukunft BZB: Junge Zahnärztinnen und Zahn- durch bewährte Versorgungsformen sichern können“, betont Dr. Wolfgang Eßer, Vorstands vorsitzender der KZBV. ärzte wollen angeblich eine gute Work- Life-Balance und tendieren deshalb zunächst zur Anstellung. Wie kann die bewährten Existenzformen zahnärztlicher beschäftigen können. Für Angestellte wer- Selbstverwaltung die Begeisterung für Berufsausübung. Es geht in diesem Zusam- den so zudem flexible Arbeitszeitmodelle die Selbstständigkeit wieder erhöhen? menhang also ausdrücklich nicht um die ermöglicht. Jetzt können drei oder mit Be- Eßer: Dass die sogenannte Genera- Frage, ob nicht auch größere Einheiten für gründung auch vier Angestellte je Vertrags- tion Y zum Karrierestart mittlerweile andere die Versorgung sinnvoll sind. Entscheidend zahnarzt in Vollzeit oder entsprechend Prioritäten hat, ist hinlänglich bekannt. ist für mich aber immer, dass eine freiberuf- mehr in Teilzeit tätig werden. Diese er- Insbesondere junge Zahnärztinnen haben liche, weisungsunabhängige Praxisführung weiterten Anstellungsmöglichkeiten räu- vor dem Hintergrund der Vereinbarkeit von mit dem Ziel einer dem Patientenwohl men Einzelpraxen und Berufsausübungs- Familie und Beruf Vorstellungen von Ar- verpflichteten, qualitativ hochwertigen gemeinschaften eine größere Flexibilität beitszeiten, die mit dem erheblichen Zeit- Betreuung der Versicherten im Vorder- bei der Ausgestaltung der Praxisorganisa- aufwand einer freien Niederlassung nicht grund steht, und nicht die Renditeziele tion und der Zusammenarbeit von Ange- mehr ohne Weiteres vereinbar sind. Die zu von Private-Equity-Fonds in Übersee! Die stellten ein. Die Regelung zu den Anstel- diesen gewandelten Vorstellungen passen- junge Generation von Zahnärztinnen und lungsgrenzen ist ein aktiver Beitrag der den Bedingungen werden daher oftmals Zahnärzten darf nicht auf Beschäftigungs- Selbstverwaltung für eine patientenorien- eher in einem Angestelltenverhältnis gese- modelle von Investoren angewiesen sein! tierte Weiterentwicklung der Versorgung. hen. Das lässt sich auch aus den Statistiken Wir alle sind deshalb aufgerufen, Existenz- des Berufsstandes ableiten: Die Zahl ange- gründungs- und Beschäftigungsmodelle BZB: Das bereits beschlossene stellter Zahnärzte steigt weiter, während zu schaffen, die den jungen Leuten ein be- Terminservice- und Versorgungs die Zahl der Vertragszahnärzte sinkt. Fast rufliches Umfeld entsprechend ihren Vor- gesetz beinhaltet unter anderem eine jeder fünfte Zahnarzt arbeitet mittlerweile stellungen ermöglichen. Nur so lässt sich Quotenregelung für Z-MVZ. Kann diese in einem Angestelltenverhältnis. die flächendeckende und wohnortnahe Vorgabe Konzentrationsprozesse brem- Dass sich angesichts dieses Trends Versorgung durch freiberuflich tätige Kolle- sen? Und was wurde im TSVG für den auch Strukturen in der Versorgung än- gen langfristig sichern und der zunehmen- Berufsstand noch erreicht? dern müssen, ist doch völlig unbestritten. den Vergewerblichung des Berufsstandes Eßer: Mit dem erklärten Ziel, die be- Ob allein die klassische Einzelpraxis vor wirkungsvoll Einhalt gebieten. stehende gute vertragszahnärztliche Ver- dem Hintergrund wachsenden Kosten- Um den Wünschen derjenigen noch sorgung in Deutschland im Interesse der und Bürokratiedrucks das Zukunftsmodell mehr Rechnung zu tragen, die zu Beginn Versicherten auch künftig zu erhalten, hat für die junge Generation sein wird, bleibt ihres Berufslebens oder vor einer Nieder- der Gesetzgeber aus unserer Sicht die rich- zu bezweifeln. Gemeinschaftspraxen, in lassung zunächst als Angestellte im Team tige Antwort auf die zuletzt ausufernde denen sich mehrere Zahnärztinnen und arbeiten wollen, haben wir uns vor eini- Investorenaktivität formuliert. Die jetzt Zahnärzte zusammenschließen können, gen Wochen mit dem GKV-Spitzenverband im TSVG enthaltene Regelung wird nach um kostengünstiger zu wirtschaften und darauf geeinigt, dass niedergelassene meiner Einschätzung wirksam dazu bei- individuelle Arbeitszeitmodelle zu realisie- Vertragszahnärzte in Einzelpraxen oder tragen, die nötige Anbietervielfalt in einem ren, sind aber keine Erfindung von Investo- Berufsausübungsgemeinschaften mehr ansonsten grundsätzlich gut austarierten ren, sondern gehören schon lange zu den angestellte Zahnärztinnen und Zahnärzte Versorgungssystem zu gewährleisten und BZB Juli/August 2019 9
politik KZVB die Versorgung der Patienten auch weiterhin Die Erhöhung der Festzuschüsse bei einem Versorgungsgrad zwischen 50 und überall wohnortnah und flächendeckend Zahnersatz entlastet zudem den Geldbeu- 110 Prozent beträgt dieser Anteil 10 Pro- sicherzustellen. Zugleich wird der bislang tel von Millionen von Patienten. In begrün- zent der zum Erreichen eines Versorgungs- gänzlich ungebremste Zustrom von Fremd deten Ausnahmen soll für diese auch das grads von 100 Prozent erforderlichen investoren und Private-Equity-Fonds, die einmalige Versäumen der Vorsorgeunter- Zahnarztstellen. Die Definition der Zahn- überwiegend von Renditeerwartungen ge- suchung für die Bonusregelung bei Zahn- arztstelle umfasst dabei Vertragszahnärzte leitet werden, durch die verabschiedete Vor- ersatz folgenlos bleiben. Die Mehrkosten und angestellte Zahnärzte in Vollzeitäqui- gabe ordnungspolitisch ausgewogen und regelung in der kieferorthopädischen valenten. Liegt der Versorgungsgrad unter sinnvoll reguliert. Das geschieht nicht zuletzt Versorgung wird die Autonomie der Ver- 100 Prozent, muss dieser Versorgungs im Interesse einer gemeinwohlorientierten sicherten stärken und KFO-Behandlungen anteil mindestens fünf Zahnarztstellen Versorgung durch bewährte Praxisformen. nachvollziehbarer machen. Auch die Be- betragen. Bei einem Versorgungsgrad Die KZBV hatte sich im koordinierten stätigung des bewährten bundesmantel- unter 50 Prozent steigt der maximale Zusammenwirken mit den KZVen sowie vertraglichen Gutachterverfahrens durch Versorgungsanteil je Krankenhaus auf anderen Verbänden und Körperschaften den Gesetzgeber im Rahmen des TSVG ist 20 Prozent, bei einem Versorgungsgrad über viele Monate hinweg durch politische ein Erfolg und für Berufsstand und Selbst- über 110 Prozent sinkt er auf 5 Prozent. Forderungen und konkrete Vorschläge verwaltung zugleich ein wichtiges Signal Lassen Sie mich die Wirkungsweise aktiv in das Gesetzgebungsverfahren ein- des Vertrauens und der Wertschätzung. dieses Mechanismus für Bayern an eini- gebracht. In zahlreichen Gesprächen mit gen konkreten Rechenbeispielen deutlich politischen Entscheidungsträgern wurde BZB: Wie genau funktioniert die vor machen: intensiv Überzeugungsarbeit für unsere gesehene Quotenregelung? Im Landkreis Neu-Ulm liegt nach den Positionen geleistet. Dieser Einsatz hat sich Eßer: Zunächst zielten unsere poli- aktuell verfügbaren Bedarfsplanungs für den Berufsstand gelohnt – im Hinblick tischen Bemühungen ja auf ein Verbot daten zum Stand 31. Dezember 2017 mit auf die Begrenzung der I-MVZ, aber auch und danach dann auf eine fachliche und 114,4 Prozent eine Überversorgung vor. in anderen wichtigen Bereichen. Zu den räumliche Begrenzung der Gründung von Da der Versorgungsgrad über 110 Prozent konkreten Versorgungsverbesserungen Z-MVZ durch Krankenhäuser ab. Beides liegt, beläuft sich der maximale Versor- für Praxen und Patienten zählt etwa die war so im politischen Raum nicht durch- gungsanteil je Krankenhaus in diesem Pla- schon lange überfällige Abschaffung der setzbar. Die jetzt im Gesetz verankerte Re- nungsbereich auf 5 Prozent der für einen Degression, die die Niederlassung auch in gelung sieht immerhin vor, dass die Grün- Versorgungsgrad von 100 Prozent erforder- ländlichen, strukturschwächeren Regio dungsberechtigung von Krankenhäusern lichen Zahnarztstellen – in diesem Fall also nen attraktiver macht. Das ist ein ganz für Z-MVZ mit Inkrafttreten des TSVG auf auf 5 Prozent von 100,28 Zahnarztstellen. elementarer Beitrag zur Sicherstellung ein sachgerechtes Maß entsprechender Somit könnte jedes Krankenhaus in den der Versorgung in der Fläche und war Quoten beziehungsweise Versorgungs von ihm gegründeten MVZ im Landkreis für uns Zahnärzte seit vielen Jahren eine anteile begrenzt wird, ohne die Grün- Neu-Ulm insgesamt fünf Zahnarztstellen Kernforderung, der jetzt endlich Rechnung dungsberechtigung von Krankenhäusern besetzen. Verfügt ein Krankenhaus zum getragen wurde! für Z-MVZ vollständig auszuschließen. Beispiel schon über ein oder mehrere MVZ Mit Inkrafttreten des Gesetzes dürfen in diesem Planungsbereich, darf es dort Krankenhäuser mit den von ihnen ge- nur dann weitere MVZ gründen, wenn in- Angesichts der weltweiten Flaute auf den gründeten oder gehaltenen Z-MVZ – un- klusive der dort tätigen Zahnärztinnen und Finanzmärkten haben Berater speziell die abhängig von der Zahl der MVZ – je Pla- Zahnärzte in Summe über alle zum Kran- Zahnmedizin als regelrechtes „Eldorado“ für vermeintlich renditeträchtige und zugleich nungsbereich nur noch einen festgelegten kenhaus gehörigen MVZ die Grenze von fünf risikoarme Kapitalanlagen beworben. Versorgungsanteil auf sich vereinen. Bei Zahnarztstellen nicht überschritten wird. 10
politik KZVB Die kreisfreie Stadt Ingolstadt ist mit auf die Gründungsbefugnis von Kliniken Für die entsprechenden Rahmen 101,1 Prozent weder über- noch unterver- und deren Betreibern beziehungsweise bedingungen setzen sich die zahnärzt- sorgt, somit kommt hier die 10-Prozent- Inhabern. lichen Körperschaften auf Bundes- und Regelung zum Tragen. Ein Krankenhaus Landesebene Tag für Tag ein. Ich bin si- dürfte mit den in seinen MVZ tätigen BZB: Wird die Einzelpraxis in zehn Jah- cher, dass sich das auszahlen wird. Gleich- Zahnärzten somit insgesamt also einen ren immer noch das Rückgrat der zahn- zeitig schaffen wir gemeinsam mit Koope- Anteil von 10 Prozent der zum Erreichen ärztlichen Versorgung in Deutschland rationspartnern Modelle, um der jungen eines Versorgungsgrads von 100 Prozent bilden? Generation den Einstieg in die Selbst- erforderlichen Zahnarztstellen auf sich Eßer: Gemeinsam mit 62 000 Zahnärz- ständigkeit zu erleichtern und ihr Finan- vereinen. Dies wären – nach Rundung tinnen und Zahnärzten in etwa 42 000 Pra- zierungs-, Bürokratie- und Personalsorgen auf Viertel-Stellen – 10,75 Vollzeitäqui- xen stellen KZBV und KZVen seit nunmehr zu nehmen. Ich weiß aus vielen persönli- valente beziehungsweise 10 Prozent von rund 60 Jahren zuverlässig eine flächen- chen Gesprächen, dass junge Kolleginnen 109,33 Stellen. deckende und wohnortnahe zahnmedizi- und Kollegen nicht fünf oder sechs Jahre Im Landkreis Tirschenreuth liegt mit nische Versorgung sicher. Tragende Säule lang studiert haben, um sich anschlie- 92,4 Prozent ebenfalls weder eine Über- waren dabei seit jeher bewährte Praxis- ßend ein Leben lang als „Bohrsklave“ bei noch eine Unterversorgung vor. Gemäß formen wie Einzel- und Mehrbehandler- einem Kapitalinvestor zu verdingen. Auch der 10-Prozent-Regel dürfte ein Kranken praxen. Sie gewährleisten überall vor Ort sie wollen mehrheitlich als selbstständige haus mit seinen MVZ hier 4,25 Zahn- Zugang zu qualitativ hochwertigen und be- Freiberufler arbeiten und ihren attraktiven arztstellen besetzen. Das entspricht darfsgerechten Behandlungen – in Metro Beruf ausüben, der ja gerade davon lebt, 10 Prozent von 43,04 Zahnarztstellen, polen, aber insbesondere auch auf dem dass man unabhängig und frei von den abgerundet auf Viertel-Stellen. Jedoch Land und in strukturschwachen Regionen. wirtschaftlichen Interessen Dritter seine besagt die Regelung, dass in Planungs Ich bin fest davon überzeugt, dass Patientinnen und Patienten nach bestem bereichen mit einem Versorgungsgrad wir anders als im ärztlichen Bereich die Wissen und Gewissen behandeln kann. von unter 100 Prozent der maximale Ver- Versorgung in ländlichen und struktur- Diese Überzeugung wird auch durch sorgungsanteil mindestens fünf Zahn- schwachen Gebieten auch in Zukunft eine aktuelle Studie des Instituts der Deut- arztstellen betragen muss. Daher darf durch diese bewährte Versorgungsform schen Zahnärzte zum Berufsbild junger jedes Krankenhaus in seinen MVZ in die- werden sichern können. Wir benötigen Zahnärzte gestützt, die zu einem wirklich sem Planungsbereich jeweils insgesamt keineversorgungsfremden Investoren bemerkenswerten Ergebnis kommt, wel- fünf Stellen besetzen. oder Private-Equity-Unternehmen in der ches dem erwähnten Trend hin zur Anstel- Zum Stand 31. Dezember 2017 liegt zahnärztlichen Versorgung, sondern viel- lung nur auf den ersten Blick widerspricht: in Bayern in keinem Planungsbereich ein mehr attraktive Rahmenbedingungen. Das Danach präferiert die Mehrheit der jungen Versorgungsgrad von unter 50 Prozent vor, sind zum Beispiel beherrschbare Finanzie- Zahnärzte mittel- und langfristig nämlich sodass für die 20-Prozent-Regelung aktu- rungrisiken, wirtschaftliche Unabhängig- nach wie vor die freie Niederlassung in be- ell kein Beispiel angeführt werden kann. keit durch adäquate Honorierung und eine währten Praxisformen – wenn eben auch Diese Teilregelung im TSVG greift also im funktionierende Infrastruktur bei der Grün- etwas später im beruflichen Werdegang, Freistaat nicht. dung neuer Praxen. Die Freiberuflichkeit nach einer gewissen Zeit im Anstellungs- Ein weiterer wichtiger Hinweis noch: der Berufsausübung muss gewährleistet verhältnis. Auf die MVZ-Gründungsbefugnis von Ver- sein, damit die Diagnose- und Therapie tragszahnärztinnen und Vertragszahn- entscheidungen allein nach fachlichen BZB: Vielen Dank für das Gespräch! ärzten bezieht sich die Quotenregelung Erwägungen und frei von Interessen und übrigens nicht, sondern ausschließlich Vorgaben Dritter ermöglicht werden. Die Fragen stellte Leo Hofmeier. Abbildung: THANANIT/stock.adobe.com 11
politik KZVB „Es bedarf weiterer Maßnahmen“ Gastkommentar von Staatsministerin Melanie Huml Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) Bereich sowie zum Ausschluss reiner Kapitalinteressen auf hat sich in einem BZBplus-Sonderheft, das am 28. Juni dortige Behandlungsentscheidungen zu schaffen. Der An- erschienen ist, klar zur Zukunft der ambulanten Versorgung trag fand am 23. November 2018 die erforderliche Mehrheit positioniert. Diesen wegweisenden Kommentar veröffent- im Bundesrat und damit Einzug in dessen Stellungnahme lichen wir als Nachdruck auch im BZB, da dieses Heft eine zum TSVG. noch größere Verbreitung hat als das BZBplus. Strukturelle Maßnahmen erforderlich „Zunehmende Kapital- und Investoreneinflüsse im Bereich von Medizinischen Versorgungszentren waren zuletzt ver- Vor diesem Hintergrund kann es zwar als ein erfreulicher mehrt Gegenstand kontroverser öffentlicher Diskussionen. erster Schritt gesehen werden, dass sich in dem zum Im Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens zum Termin- 11. Mai 2019 in Kraft getretenen TSVG nun Regelungen service- und Versorgungsgesetz (TSVG) wurden deshalb befinden, die – fachgebietsspezifisch – weitere Monopo- verschiedene Möglichkeiten von Restriktionen für die Grün- lisierungsbestrebungen bei Medizinischen Versorgungs- dung und den Betrieb von MVZ diskutiert. zentren in Trägerschaft von Erbringern nichtärztlicher Dialyseleistungen sowie krankenhausgetragener Zahn- arzt-MVZ eindämmen sollen. Der von Bayern mit seinem Versorgungssicherheit erhalten Bundesratsantrag geforderte generelle Weg zur Verhinde- Auch die Bayerische Staatsregierung sieht in der ärztlichen rung versorgungsschädlicher Monopolstellungen in der wie zahnärztlichen Versorgung in den letzten Jahren die medizinischen Versorgung ist damit aber sicherlich noch zunehmende Gefahr der Bildung von versorgungsschädli- nicht gefunden. Hier bedarf es in der Zukunft noch weiterer chen konzernartigen Monopolstrukturen – insbesondere grundsätzlicherer Überlegungen und struktureller Maßnah- im Bereich der Versorgung durch MVZ. Dieser Thematik men sowie einer kritischen Evaluation der Wirksamkeit der sollte zum einen mit Augenmaß, zum anderen aber auch im Terminservice- und Versorgungsgesetz unternommenen nicht nur punktuell begegnet werden, etwa durch isolierte ersten Schritte.“ Beschränkungen im zahnärztlichen Bereich oder im Bereich der krankenhausgetragenen Medizinischen Versorgungs- zentren. Vielmehr bedarf es hier im Interesse der bayerischen Patientinnen und Patienten wohlüberlegter und umfassen- der Regelungen, die einerseits die Versorgungssicherheit und -qualität in Stadt und Land erhalten und weiter verbes- sern, andererseits aber auch den berechtigten unternehme- rischen Interessen von zulässigen MVZ-Trägern ausreichend Raum geben. Melanie Huml wurde 2003 erstmals in den Bayerischen Landtag gewählt. Monopolstrukturen verhindern 2007 wurde sie zur Staatssekretärin im Sozialministerium berufen. Seit 2013 ist sie Staatsministerin für Gesund- Daher hat Bayern im Bundesrat einen Entschließungsantrag heit und Pflege. Die 43-Jährige hat in Foto: StMGP zum TSVG mit dem Ziel eingebracht, geeignete Mechanis- Erlangen Medizin studiert und ist seit men zur Verhinderung von Monopolstrukturen im MVZ- 2004 approbierte Ärztin. 12 BZB Juli/August 2019
politik KZVB Vertragsärzte müssen gleichberechtigte Partner sein Abbildung: freepik.com/Starline KBV fordert mehr Mitsprache bei der Digitalisierung Beim Digita- lisierungsprozess wollen die Kassenärzt lichen Vereinigungen (KVen) und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) in der ambulanten Versorgung solche Digitalisierung diene hierbei als zu dem Schluss, dass dieser die Rolle der aktive und gleichberechtigte Akteure eine Art „Trojanisches Pferd“. KVen und der KBV negiert und die ärztliche sein. Um dieses Ziel zu erreichen, Selbstverwaltung demontiert. Sämtliche will sich der Vorstand der KBV im im DVG vorgesehenen Maßnahmen wür- Digitale Versorgung weiteren Gesetzgebungsverfahren den einzig die – vor allem wirtschaftlichen – sicherstellen des „Digitale Versorgung Gesetzes“ Interessen der Krankenkassen, der Indus- (DVG) für den Aufbau einer gemein- Gleichzeitig forderte das Parlament der trie und von Investoren fördern. Ein Bei- samen digitalen Versorgungsstruktur KBV den Gesetzgeber auf, es den KVen spiel ist, dass für die Erstattungsfähigkeit einsetzen. Den Auftrag dazu erteilte und der KBV zu ermöglichen, Digitalisie- digitaler Angebote niedrigere Standards ihm die Vertreterversammlung (VV) rungsprozesse in der ambulanten Versor- gelten sollen als für andere Leistungen der der KBV. gung sowohl mit eigenen Mitteln als auch gesetzlichen Krankenversicherung. mit solchen der Krankenkassen aktiv zu Bei ihrer Sitzung im Rahmen des Deut- unterstützen. Dafür bedürfe es auch der Gleichberechtigte Partner schen Ärztetages in Münster hatte die notwendigen Kompetenzen zur Datenver- Vertreterversammlung der KBV einige arbeitung. „Damit die Grundprinzipien der Ferner werde das Sammeln von Daten der von der Politik geplanten Regelun- freien Arztwahl und des risikoselektions- und deren Auswertung nur den Kranken- gen hinsichtlich digitaler Gesundheits- freien Zugangs zur ärztlichen Versorgung kassen ermöglicht. Ärzte und ihre Selbst- anwendungen im DVG abgelehnt. Die im digitalen Zeitalter erhalten bleiben, verwaltung seien lediglich als Ausführende, Kritik bezog sich vor allem auf das den muss der Gesetzgeber die Etablierung ei- nicht aber als eigenständige Akteure ein- Krankenkassen im Referentenentwurf ner digitalen Versorgungsplattform – mit gebunden. Dies sei nicht im Interesse der eingeräumte Recht, im Zuge innovativer der gebotenen Datensicherheit – zur Auf- Versicherten. Patientensicherheit sowie die digitaler Projekte ihren Versicherten Ver- gabe der KVen und der KBV machen und Qualität der Versorgung stünden bei dem sorgungsangebote durch Dritte machen deren Finanzierung sicherstellen“, heißt es Gesetzentwurf nicht im Fokus, kritisierte die zu lassen. Vertragsärzte und -psychothe- in dem entsprechenden Beschluss der VV. VV. Der Nutzen digitaler Innovationen müsse rapeuten würden hieran nicht beteiligt aber an diesen Zielen gemessen werden. werden müssen. Diese Art von Digitalisie- Vertragsärzte und -psychotherapeuten so- Neue Regelungen rung lehnen sowohl die Kassenärztlichen wie ihre Standesvertretungen müssen aus Vereinigungen als auch die Kassenärzt- Hintergrund sind neue Regelungen für diesem Grund aktive und gleichberechtigte liche Bundesvereinigung ab, da es die digitale Gesundheitsanwendungen, wie Partner im Digitalisierungsprozess sein, Aufkündigung des „Vertrags“ zwischen sie der Referentenentwurf für das DVG betonten die Delegierten. Ärzten und Krankenkassen bedeute. Eine vorsieht. Die Vertreterversammlung kam Redaktion BZB Juli/August 2019 13
politik KZVB „Ärzte und Zahnärzte haften nicht für den Abbildung: pickup/stock.adobe.com Datenschutz“ Bundesgesundheitsministerium hält Bedenken für ungerechtfertigt Die Interessengemeinschaft Medi- und der Informationssicherheit in der TI „Es gilt, die Interessen der Ver zin e. V. (IG Med) ist ein Ärztenetz- gehört zu den gesetzlichen Kernaufgaben sicherten und ihr Grundrecht auf werk, das sich immer wieder kritisch der Gesellschaft für Telematik (gematik) informationelle Selbstbestimmung zu neuen gesetzlichen Vorgaben und impliziert die hohen Anforderungen zu wahren.“ im Gesundheitswesen positioniert. an alle eingesetzten technischen Kompo- Die Mitglieder haben angekündigt, nenten und auch an die organisatorischen den Anschluss an die Telematik- Verfahren in der TI. Die Komponenten und heitskarte ist freiwillig. Der Versicherte infrastruktur (TI) nicht zu vollziehen, Dienste der TI werden deshalb von der allein entscheidet, welche seiner medi- und führen dafür auch datenschutz- gematik zugelassen. zinischen Daten er wem zur Verfügung rechtliche Bedenken an. Nun hat das stellen möchte, wer auf diese zugreifen Bundesgesundheitsministerium mit darf oder welche gelöscht werden dür- Sicherheitszertifizierung einem Brief an die IG Med-Vorsitzende fen. Verweigert der Versicherte seine Zu- erforderlich Dr. Ilka Enger reagiert. Da auch einige stimmung, so erfolgt über die Telematik Zahnärzte den Schutz ihrer Patienten- Gleichzeitig erfolgt der Nachweis der infrastruktur auch kein Zugriff auf seine und Praxisdaten durch die TI gefähr- Sicherheit nach den Vorgaben des Bun- medizinischen Daten. (Im Gegensatz det sehen, veröffentlichen wir dieses desamtes für Sicherheit in der Informa zu den medizinischen Fachanwendun- Schreiben in vollem Umfang. Es wurde tionstechnik durch eine Sicherheitszerti- gen sind das Einlesen und Speichern uns vom Ärztenachrichtendienst fizierung. der Versichertenstammdaten auf die (aend.de) zur Verfügung gestellt. Es gilt, die Interessen der Versicherten elektronische Gesundheitskarte für den und ihr Grundrecht auf informationelle Anspruchsnachweis gesetzlich verpflich- „Sehr geehrte Frau Dr. Enger, Selbstbestimmung zu wahren. Um diese tend. Hier bedarf es keiner gesonderten zu gewährleisten, ist für die Zulassung Erlaubnis des Versicherten.) Um sicher- vielen Dank für Ihr Schreiben vom 31. März von Komponenten und Diensten eine zustellen, dass die Bestimmungen zum 2019 an Herrn Bundesminister Spahn, in Sicherheitszertifizierung durch das Bun- Schutz personenbezogener Daten für dem Sie sich auf die Datensicherheit der desamt für Sicherheit in der Informa die Telematikinfrastruktur und die elek- Telematikinfrastruktur und den Daten- tionstechnik (BSI) gemäß dem Stand der tronische Gesundheitskarte eingehalten schutz beziehen. Er hat mich gebeten, Technik und der aktuellen Bedrohungs- werden, beschreibt das Fünfte Buch Ihnen zu antworten. lage erforderlich. Sozialgesetzbuch eindeutige Zugriffs Datenschutz und Datensicherheit regeln (§ 291a SGB V), die für die jewei- waren und sind zentrale Anforderungen ligen medizinischen Fachanwendungen Datenhoheit liegt an alle eingesetzten technischen Kompo- verbindlich sind. beim Versicherten nenten und auch an die organisatorischen Das zentrale Netz der Telematikinfra Verfahren in der Telematikinfrastruktur. Die Nutzung einer medizinischen Fach- struktur ist ein in sich geschlossenes Die Sicherstellung des Datenschutzes anwendung der elektronischen Gesund- Netz. Der Zugang zu diesem ist nur über 14 BZB Juli/August 2019
politik KZVB sichere zentrale Zugangspunkte möglich. Datenschutz-Grund verwendet wird und gemäß den, mit dem Eine Anbindung an die Plattform der Tele verordnung regelt Haftung BSI abgestimmten, allgemeinen Anfor- matikinfrastruktur setzt voraus, dass der derungen durch den Leistungserbringer jeweilige Dienst ein Zulassungs- oder Die ab dem 25. Mai 2018 unmittelbar aufgestellt und betrieben wird, scheidet Bestätigungsverfahren bei der gematik geltende DSGVO regelt die Haftung des sowohl ein Verstoß gegen die DSGVO durchlaufen hat. Wird ein Fachdienst an- Verantwortlichen oder Auftragsverarbei- als auch ein Verschulden des Leistungs geschlossen, muss dieser ebenfalls ein ters in Artikel 82 DSGVO und ersetzt dann erbringers aus, wenn ein Dritter eine – Zulassungs- oder Bestätigungsverfahren die bislang im Bundesdatenschutzgesetz derzeit nicht bekannte – Sicherheitslücke bei der gematik durchlaufen haben. (BDSG) maßgebliche Regelung des § 7 des Konnektors ausnutzen würde. Eine Für den Bereich der Datenverarbei- BDSG. Auch die DSGVO knüpft bei der Haftung des Leistungserbringers schei- tung im Rahmen der Telematikinfra- Haftung an die Verantwortlichkeit des det in diesem Fall somit nach der DSGVO, struktur bestehen keine besonderen haf- Datenverarbeiters für den eingetretenen aber auch nach jeder anderen vergleich- tungsrechtlichen Regelungen. Es gelten Schaden an. Nach Artikel 82 Absatz 3 baren zivilrechtlichen Norm (Deliktsrecht) vielmehr die allgemeinen haftungsrecht- DSGVO besteht eine Haftungsbefreiung, aus. Gleiches gilt für jegliche strafrechtli- lichen Vorgaben. Dabei kommen vertrag- wenn der Verantwortliche oder Auftrags- che Haftung (z. B. § 203 Strafgesetzbuch – liche, deliktische und datenschutzrecht- verarbeiter in keinerlei Hinsicht für den Verletzung von Berufsgeheimnissen), die liche Haftungstatbestände in Betracht. Umstand, durch den der Schaden einge- immer eine vorsätzliche unbefugte Offen- Allen haftungsrechtlichen Tatbeständen treten ist, verantwortlich ist. barung durch den Geheimnisträger vo gemein ist, dass den Datenverarbeiter ein Sofern der Konnektor oder eine an- raussetzt, was bei einer Ausnutzung von Verschulden für den eingetretenen Scha- dere zugelassene Komponente der Tele- Sicherheitslücken durch Dritte per se den treffen muss. matikinfrastruktur bestimmungsgemäß ausscheidet.“ Anzeige Von Dr. Stephan Beuer und Dr. Martin Stangl uers Der rote Faden Ne ch jetzt für Dentalchirurgische Nahttechniken € 49,- g e in u n Direktlink zum Videointerview mit Dr. Stephan Beuer Softcover | 72 Seiten circa 220 Abbildungen ISBN: 978-3-932599-42-2 Ein suffizienter Wundverschluss ist einer der wichtigsten Schritte jedes operativen Eingriffs. Dieses praktische Buch vermittelt das wertige Nähen in der zahnärztlichen Chirurgie. Schritt für Schritt veranschaulichen die Autoren die wichtigsten Basisnahttechniken am Modell und am Tierpräparat. www.dental-bookshop.com service@teamwork-media.de +49 8243 9692-16 +49 8243 9692-22
politik BLZK Der Trendpfeil zeigt nach oben Gesundheitswirtschaft mit Plus von 4,1 Prozent Die Gesundheitsbranche in Deutsch- Gesamtwirtschaft (plus 2,8 Prozent). Spitzenwert von 195,8 Milliarden Euro land wächst weiterhin deutlich stär- Die Zahlen stammen aus der „Gesund- – 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr. Beide ker als die Gesamtwirtschaft. Großen heitswirtschaftlichen Gesamtrechnung“ Sektoren verzeichneten in den letzten Anteil an dieser Entwicklung haben (GGR), die das Bundesministerium zehn Jahren kontinuierliche Wachstums- Foto: evgenyjs1/stock.adobe.com Zahnarztpraxen und zahnmedizini- für Wirtschaft und Energie veröffent- raten. Ambulante Einrichtungen legten in sche Kliniken. licht hat. diesem Zeitraum mit 4,4 Prozent sogar noch einmal schneller zu als die Gesund- Im vergangenen Jahr war die Gesund- heitswirtschaft insgesamt. Kontinuierliche Steigerung heitswirtschaft mit 369,8 Milliarden Euro Aktuell beschäftigen Unternehmen an der Bruttowertschöpfung beteiligt. Für 52,9 Prozent der Bruttowertschöp- und Einrichtungen der Gesundheits- Das entspricht einem Anteil von 12,1 Pro- fung im Gesundheitsbereich war die branche 7,6 Millionen Menschen. Damit zent. Mit einem Wert von 4,1 Prozent lag medizinische Versorgung durch statio gehört diesem Wirtschaftszweig bereits das Wachstum wie schon im Vorjahr näre und ambulante Einrichtungen ver- jeder sechste Erwerbstätige in Deutsch- um 1,3 Prozent über dem Zuwachs der antwortlich. Sie erreichte 2018 einen land an. Über einen Zeitraum von zehn DIE GGR UNTER DER LUPE Um den Beitrag der Gesundheitswirtschaft für die Wertschöpfung und das Beschäftigungswachstum in Deutschland zu ermitteln, gibt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie regelmäßig ökonomische Studien in Auftrag. Das Herzstück dieser Analysen ist die „Gesundheitswirtschaftliche Gesamtrechnung“ (GGR). Die jährliche Untersuchung macht es möglich, die Gesundheitswirtschaft als Querschnittsbranche aus der „Volks- wirtschaftlichen Gesamtrechnung“ herauszulösen und differenziert zu betrachten. Die GGR erfasst sämtliche Waren und Dienstleistungen mit Gesundheitsbezug, die in Deutschland erbracht werden. Sie geht damit über den Fokus der Gesundheitsausgabenrechnung hinaus. Drei Sektoren In der GGR ist die Gesundheitsbranche in folgende Bereiche untergliedert: • Die „Medizinische Versorgung“ umfasst als größter Sektor stationäre Einrichtun- gen (unter anderem Krankenhäuser, stationäre Pflege, Rehakliniken) und nicht Gesundheits stationäre Einrichtungen (unter anderem Arzt- und Zahnarztpraxen, ambulante wirtschaft Kliniken, ambulante Pflege). Fakten & Zahlen, Ausgabe 2018 • Die „Industrielle Gesundheitswirtschaft“ beinhaltet die Produktion von Arznei- Ergebnisse der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung mitteln, Medizintechnik und Medizinprodukten sowie den Handel und Vertrieb mit diesen Gütern. • Die „Weiteren Teilbereiche“ der Gesundheitswirtschaft bilden den dritten Sektor. Dazu gehören unter anderem Krankenversicherungen und öffentliche Verwal- tung, die eigenständige Gesundheitsversorgung, Sport-, Wellness- und Tourismus- dienstleistungen sowie Investitionen. tas 16 BZB Juli/August 2019
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