Zinswende abgeblasen - CSL Immobilien
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Titel-Thema IMMOBILIEN BUSINESS_03/2019 20 Zinswende abgeblasen Finanzierung – Immobilieninvestoren kommen weiterhin sehr günstig an Kredite. Da die globale Wirtschaft harzt, wollen EZB und SNB die Leitzinsen nicht anheben; die Fed will sie eventuell senken. Von Richard Haimann – Bilder: Ismagilov/Depositphotos; PD Vorerst scheint der Run auf Immobilien noch anzuhalten. Jerome Powell, Präsident der Federal greift, wird der nächste Schritt der Fed weniger als eine neue Konjunktursprit- Reserve Bank in den USA, liebt zurück- nicht eine Leitzinserhöhung, sondern ze für die Betongoldbranche: Sinkende haltende, aber dennoch unmissver- eine Zinssenkung sein.» Leitzinsen bedeuten, dass Immobilien- ständliche Worte. Am 30. Januar dieses investoren wieder günstiger an Darle- Jahres machte der 66-Jährige mit einem Dämpfer für die Weltkonjunktur hen gelangen und so höhere Renditen einzigen Satz klar, dass die Phase der mit erworbenen Liegenschaften einfah- Leitzinsanhebungen in den Vereinigten Was die von 2014 bis 2018 an der Fed- ren können. Derzeit deutet vieles darauf Staaten sich ihrem Ende nähert. «Die Spitze amtierende Wirtschaftswissen- hin, dass die Abkühlung der Weltkon- Argumente für steigende Zinsen werden schaftlerin vor der TV-Kamera äusser- junktur die Vereinigten Staaten bereits schwächer.» Klartext sprach sieben te, liess binnen Minuten die Aktienkurse ein Stück weit erfasst hat. Die Produk- Tage später seine Amtsvorgängerin Ja- börsenkotierter US-Immobilienunter- tivität der US-Wirtschaft stagnierte im net Yellen in einem Interview mit dem nehmen wie Equity Residential und Si- vierten Quartal vergangenen Jahres, US-Sender CNBC: « Wenn sich das glo- mon Property um mehr als ein Prozent während Ökonomen einen Zuwachs bale Wirtschaftswachstum abschwächt in die Höhe schiessen. Denn was die von 1,7 Prozent erwartet hatten. Die und dies auf die US-Konjunktur über- 72-Jährige in Aussicht stellte, war nichts Auftragseingänge der Industrie sind im
IMMOBILIEN BUSINESS_03/2019 Titel-Thema 21 NACHRICHT Schweizer Bauindex Umsätze steigen «Schwächt sich das globale Wirtschafts- Für die Schweizer Bauwirtschaft zeich- wachstum ab, wird der nächste Schritt net sich eine Stimmungsaufhellung ab. Der Schweizer Bauindex von CS und SBV der Fed eine Zinssenkung sein.» legte im ersten Quartal 2019 um 5 Zäh- Janet Yellen, Ex-Fed-Präsidentin ler auf 143 Punkte zu, nach fünf Quar- talen mit negativem Verlauf. Im Hochbau wird ein Plus von 5,5 Prozent im Ver- gleich zum Vorquartal erwartet; beim Tiefbau sind es 1,4 Prozent. Mittelfristig sehen die CS-Experten mit Blick auf die November gegenüber dem Vormonat bis 2018 die Geschicke der Notenbank BIP-Prognose der Schweizer Volkswirt- um 0,6 Prozent gesunken; die Nachfra- lenkte. «Für die Fed besteht noch kein schaft (+1,7%) indes nur begrenztes wei- ge nach langfristigen Gütern ist um Grund, präventiv zu handeln.» Die jüngs- teres Aufwärtspotenzial, zumal sich 0,4 Prozent gefallen. Der vielbeachtete ten Daten mahnten jedoch, vorsichtig zu auch der Angebotsüberhang auf dem ISM-Index für die Entwicklung des sein. Wohnungsmarkt weiter verschärfen und US-Dienstleistungssektors ging im Nicht besser sieht es in den Staaten der die Investitionsbereitschaft dämpfen Januar um 1,3 Zähler auf 56,7 Punkte Europäischen Union aus. Die Inflations- dürfte. Die Negativzinsen würden aller- zurück. rate in der Eurozone ist zuletzt wieder dings noch für einige Zeit ihre Wirkung Diese Daten seien zwar noch nicht alar- auf nur noch 1,6 Prozent gesunken und entfalten, so die CS-Experten. Mit einem mierend genug, um schon jetzt den Leit- liegt damit deutlich unter der Zielmarke ersten Zinsschritt der SNB rechnen sie zins zu senken, sagt Yellen, die von 2014 der Europäischen Zentralbank (EZB) von nicht vor dem zweiten Quartal 2020. (bw) ANZEIGE Open Space für neue Raumkonzepte PSP Swiss Property – Geschäftsimmobilien Schweiz PSP Swiss Property gehört zu den führenden Immobiliengesellschaften der Schweiz. Die Lage und Qualität der Büro- und Geschäftshäuser, der umfassende Service für die Mieter sowie die umsichtige und nachhaltige Unternehmensstrategie machen PSP Swiss Property zu einem attraktiven Partner für Mieter und Aktionäre. Die Aktien der PSP Swiss Property AG sind an der Schweizer Börse SIX Swiss Exchange kotiert (Symbol PSPN, Valor 1829415). PSP Swiss Property AG · Kolinplatz 2 · CH-6300 Zug · Telefon 041 728 04 04 · www.psp.info
Titel-Thema IMMOBILIEN BUSINESS_03/2019 22 «Die SNB wird kaum vor der EZB an der Zinsschraube drehen.» Martin Neff, Chefökonom Raiffeisen rund zwei Prozent. Die EU-Kommission schlechte Nachricht ist, dass das klima.» Die Konjunktur in der Eurozone hat jüngst ihre Prognose zum Wachstum Wachstum teils anämischen Charakter befinde sich in einer «Verlangsamung, der Wirtschaft in den 19 Mitgliedslän- hat. Italien etwa prognostiziert die EU die länger dauern könnte». dern in diesem Jahr auf 1,3 Prozent re- beim BIP in diesem Jahr nur noch einen vidiert. Im vergangenen Herbst hatte die Zuwachs von 0,2 Prozent – was einer Schweizer Franken als «Stim- Exekutive der Staatengemeinschaft Stagnation gleicht. Selbst um die bishe- mungsbarometer» in der Welt noch ein Plus von 1,9 Prozent beim Brut- rige Konjunkturlokomotive der Gemein- toinlandsprodukt prognostiziert. Gleich schaft steht es nicht gut: Deutschlands Zwar hat die EZB mit Beginn dieses Jah- mehrere Faktoren belasteten die Kon- Wirtschaft ist im dritten Quartal 2018 res ihre auf 2.600 Milliarden Euro ange- junkturentwicklung. Deren Bandbreite geschrumpft und im vierten Quartal schwollenen Bond-Käufe eingestellt. reiche von den von US-Präsident Donald kaum gewachsen. Jedoch sollen rückfliessende Mittel aus Trump vom Zaun gebrochenen Handels- EZB-Präsident Mario Draghi hat daher dem Programm vorerst in vollem Um- konflikten mit der EU und China über die eigentlich für den diesjährigen fang erneut in Staats- und Unterneh- den Brexit bis hin zur steigenden Staats- Herbst erwartete Erhöhung des Leit- mensanleihen reinvestiert werden. Mit verschuldung in Italien. zinses von null auf 0,25 Prozent schon den Anleihekäufen hat Draghi die Bond- Die gute Nachricht sei, sagt EU-Finanz- mal verbal auf Eis gelegt: «Die andau- Renditen gegen null gebracht. Er will so kommissar Valdis Dombrovskis, dass ernden Unsicherheiten, insbesondere Banken zwingen, Kredite an Unterneh- «die Wirtschaft in sämtlichen EU-Staa- in Bezug auf geopolitische Faktoren, men und Privatpersonen zur Ankurbe- ten weiter wachsen wird, was mehr Jobs und die Bedrohung durch den Protek- lung der Realwirtschaft auszureichen, und mehr Wohlstand bedeutet». Die tionismus lasten auf dem Wirtschafts- statt in Bonds zu investieren. ANZEIGE EKZ Gebäudelösungen Der einfache Weg zu Ihrer Energie Wir unterstützen Sie bei Ihrer individuellen Gebäudelösung mit Wärmepumpen, PV-Anlagen, Batteriespeichern, Autoladestationen oder bei Eigenverbrauchsgemeinschaften und übernehmen für Sie die Planung, Finanzierung, den Bau sowie Betrieb und Unterhalt. Wir beraten Sie gerne persönlich unter: 058 359 53 53. ekz.ch/gbl Inserat-Gebäudelösungen-174x83mm-v1.indd 1 04.06.18 08:57
IMMOBILIEN BUSINESS_03/2019 Titel-Thema 23 NACHRICHT KOF Schweizer Unternehmen weiter investitionsfreudig Schweizer Unternehmen werden ihre In- «Immobilieninvestoren haben zurzeit vestitionstätigkeit auch 2019 steigern, doch einen ruhigen Schlaf.» nicht mehr so stark wie in den vergange- nen Jahren. Dies ergab eine aktuelle Um- Yonas Mulugeta, CEO CSL Immobilien frage der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich bei rund 14.000 Firmen. Laut KOF gehen die Unternehmen sowohl bei den Ausrüstungs- als auch den Bau investitionen von einer schwächeren Dyna- Die Konsequenz für Immobilieninvesto- geltende Schweizer Währung suchen mik aus – was zu den Erwartungen für die ren und Liegenschaftsbestandshalter in lassen. «Der Franken ist zu einem Ba- Konjunktur in Europa und global gesehen der Eurozone und der Schweiz: Sie kön- rometer für die Stimmung in der Welt passe. Wenngleich die Prognosen zur wirt- nen vorerst weiterhin mit äusserst geworden», sagt der Raiffeisen-Chef- schaftlichen Entwicklung zuletzt vielerorts günstigen Finanzierungskonditionen ökonom. Im Zwölfmonatshorizont sieht etwas zurückgenommen wurden, sehen rechnen. «Die SNB wird kaum vor der er deshalb den Eurokurs bei 1,09 Fran- die meisten Ökonomen derzeit noch keine EZB an der Zinsschraube drehen» , sagt ken und denjenigen des US-Dollar bei Rezessionsgefahr. Martin Neff, Chefökonom Raiffeisen 0,96 Franken. Laut der KOF-Umfrage dürften auch die Schweiz. Vielmehr werde die SNB mit Was SNB-Präsident Thomas Jordan Ausgaben für Forschung und Entwicklung dem Negativzins von minus 0,75 Prozent zurzeit am meisten umtreibt, ist die Fra- etwas weniger schnell zunehmen als bis weiterhin versuchen, eine zu starke Auf- ge, welche Auswirkungen der Austritt anhin. Die hohe Nachfrage, Haupttreiber wertung des Franken zulasten der Grossbritanniens aus der EU auf die für Investitionen in den vergangenen Jah- Schweizer Wirtschaft zu verhindern. Wechselkurse haben wird. Verwerfun- ren, dürfte laut KOF auch 2019 eine Rolle «Dies umso mehr, als der Franken ge- gen am Währungsmarkt könnten erheb- spielen, jedoch leicht an Bedeutung ein- sucht bleiben und tendenziell eher wie- lichen Einfluss auf Schweizer Unterneh- büssen. Hauptgrund für Investitionen im der etwas stärker sein wird» , sagt Neff. men haben, die Waren auf die Insel und laufenden Jahr sei die technische Entwick- Die Handelskonflikte, der Brexit und die in die Staatengemeinschaft exportieren lung; zudem hätten die günstigen finanziel- Abschwächung der Globalwirtschaft – und damit schlussendlich auf die len Rahmenbedingungen einen Einfluss, dürften manche Investoren wieder stär- Schweizer Wirtschaft insgesamt. «Das von welchen am meisten die kleinen und ker Zuflucht in die als sicherer Hafen ist der Grund, warum wir die Entwick- mittleren Betriebe profitierten. (bw) ANZEIGE Immobilien, Bau und Renovation St.Gallen, 22.–24.03.2019 Eintritt frei ∙ immomesse.ch Patronat
Titel-Thema IMMOBILIEN BUSINESS_03/2019 24 KOLUMNE Ab ins Märchenland «Wir verfolgen eng die Entwicklung.» Thomas Jordan, SNB-Präsident Joachim Schütz Swiss Finance & © PD Property «Die Argumente für steigende Zinsen Als Ökonom ist man gewohnt Geschichten werden schwächer.» zu erzählen. Manche behaupten, Ökonomie Jerome Powell, Fed-Präsident sei sowieso nur alles Märchen. Wo bleibt denn die prognostizierte Zinswende? Oder wieso sollte der Zins je wieder positiv sein? Und wo ist das berühmt-berüchtigte grosse lung eng verfolgen», sagte Jordan jüngst Nicht nur in der Schweiz, sondern in Ganze? Jedenfalls fühlen sich zurzeit immer in einem Interview mit CNN. Dabei ganz Europa dürfte angesichts der wei- mehr im Recht, das grosse Ganze einfach zu ignorieren. Me first, what else? schloss der Notenbankchef für den Kri- terhin tiefen Zinsen der Run auf das Be- Wenn man die Märchenbücher der Ökono- senfall weitere Zinsschritte explizit nicht tongold in diesem Jahr weiter anhalten. mie studiert, seien sie nun mathematisch aus: Die Bereitschaft für Interventionen Das ist gerade bei der Europa-Konfe- oder nicht, dann stösst man dort auf drei am Devisenmarkt sei «weiterhin ange- renz des Urban Land Institute, eines in- Behauptungen, die sich in verschiedenster bracht». ternationalen Verbunds von weltweit Form immer wiederholen: 1. Freiwillige Ko- 42.000 Immobilienprofis, deutlich ge- operation birgt zumindest materielle Vortei- Hypothekarzinsen sinken wieder worden. Der einheitliche Tenor der le, was die Natur allenthalben bestätigt. Paneldiskussionen: Investoren werden 2. Alles hat seinen Preis, was die alltägliche Die Gemengelage zeigt am Schweizer 2019 weiterhin massiv in Liegenschaften Erfahrung bestätigt. 3. Die langfristige reale Hypothekarmarkt bereits Wirkung. Nach investieren, weil diese deutlich höhere Wachstumsrate intakter natürlicher Syste- einer Studie des Zürcher Hypothekar- Renditen als Bonds abwerfen, aber me (Kooperation in Vielfalt) beträgt rund drei Prozent. Gehen wir davon aus, dass kreditvermittlers Moneypark führten die deutlich geringere Risiken als Aktien Märchen ein kultureller Weg waren und tieferen Inflationszahlen der Eurozone aufweisen. sind, um komplexe Sachverhalte auf einfa- bereits «im Januar zu sinkenden Kre- che Verhaltensregeln herunterzubrechen, ditabsicherungskosten am langen En Noch «viel trockenes Pulver» dann entfernen wir uns immer mehr von de». Der zehnjährige Swap fiel binnen diesen märchenhaften Grundwahrheiten: eines Monats um 8,5 Basispunkte auf nur Wie stark der Anlagedruck ist, machte 1. Kooperative Strukturen werden zerschla- noch 0,21 Prozent. Die von den günstigs- jüngst Martina Malone deutlich: «2018 gen, denn nur so kann die relative Macht ten Anbietern geforderten Zinssätze für war ein sensationelles Jahr an den Im- des stärksten Akteurs voll zum Tragen zehnjährige Festhypotheken gaben ent- mobilieninvestmentmärkten.» Kapital- kommen. 2. Der Zins als Preis für den zent- sprechend kräftig nach. Lagen die tiefs- sammelstellen hätten mehr Geld für ralen Baustein des kapitalistischen Markt- ten Zinssätze für Immobiliendarlehen Liegenschaftskäufe einwerben können, systems ist seit Jahren negativ, und eine Änderung ist nicht in Sicht. 3. Aus der mit dieser Laufzeit Ende November noch als sie investieren konnten, erklärte die Wachstumsrate der Natur ist eine Ver- bei 1,25 Prozent, wurden Ende Januar Leiterin der Sparte Global Capital Rai- schwindibusregel geworden. Der Verlust an entsprechende Hypothekarkredite für sing beim Logistikimmobilienspezialis- Lebensvielfalt, der immer schneller von- nur noch 0,76 Prozent ausgereicht. ten Prologis. Es sei daher «viel tro statten geht, erodiert die natürlich erreich- Die meisten Schweizer Immobilienin- ckenes Pulver vorhanden», das darauf bare Produktivität. vestoren blicken deshalb zuversichtlich warte, angelegt zu werden. Malone geht In der Märchenwelt könnte man die be- in die Zukunft. Das zeigt eine Umfrage davon aus, dass in diesem Jahr noch wusste Zerstörung kooperativ produktiver unter 30 schwergewichtigen Profianle- deutlich mehr Kapital an die Immobi Lebensformen, sei es in der Gesellschaft gern, die zusammen einen Portfoliowert lienmärkte in Europa strömen könnte. oder der Natur, irgendwelchen bösen Zau- von rund 100 Milliarden Franken unter Wobei sich die Fliessrichtung etwas än- berern in die Schuhe schieben oder es als sich vereinen, durch die Zürcher Bera- dere: Während in der Vergangenheit vor Laune der Elfen begreifen, als eine Art Sommernachtstraum. Aber wir aufgeklärte tungsgesellschaft CSL Immobilien. «Die allem europäische und US-amerikani- Menschen, wie wollen wir das begreifen? meisten Investoren haben zurzeit einen sche Investoren Immobilien auf dem Eine Frage habe ich dennoch: Dem Einzel- ruhigen Schlaf», sagt CSL-CEO Yonas Kontinent erworben hätten, würden nun nen kann es auf Dauer nie besser gehen als Mulugeta. «Sie haben in den vergange- Pensionsfonds aus China und Japan im- dem grossen Ganzen – ist das nun Realität nen Jahren gelernt, sich auf das Tiefzins mer stärker auf die europäischen Märk- oder Märchen? umfeld einzustellen.» te drängen.
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