ZUP 92Zürcher Umweltpraxis - Kanton Zürich

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ZUP 92Zürcher Umweltpraxis - Kanton Zürich
Kanton Zürich
Baudirektion

ZUP
 92              Zürcher Umweltpraxis
                       Dezember
                          Monat 2016
                                2018

Familiengärten

Gärtnern ohne Gift
dank Tipps und Tricks
Seite 35
Bauen und Raumplanung

Freiräume machen
Siedlungen lebenswert
Seite 13
Zustand Wasser und Gewässer

Mikroverunreinigungen, Klima
und Bevölkerungsdruck belasten
Seite 31
ZUP 92Zürcher Umweltpraxis - Kanton Zürich
Editorial
Mehr hinter der Fassade, als man denkt                    3
Luft / Klima
Massnahmen zum Klimawandel
im Kanton Zürich                                          5
Biosicherheit
Vollzug hinter Gittern                                    9
Umweltdaten
Wer hört morgens noch die Lerche?                         11
Raum / Landschaft                                              Zürcher Umweltpraxis (ZUP)
                                                               Informations-Bulletin der Umweltschutz-
Den Lebensraum von morgen gestalten                       13   Fachverwaltung des Kantons Zürich
                                                               25. Jahrgang
Verkehr / Planung                                              Inhalt
Veloschnellrouten lohnen sich                             17   Die inhaltliche Verantwortung liegt bei
                                                               den am Anfang jedes Beitrags genannten
                                                               Personen bzw. bei der Verwaltungsstelle.
Verkehr / Naturschutz
Dimmbare Strassenleuchten                                      Redaktion, Koordination und Produktion
                                                               Leitung der Gesamtproduktion:
für Insekten und Fledermäuse                              19   Koordinationsstelle für Umweltschutz
                                                               des Kantons Zürich (KofU), Baudirektion
                                                               Postfach, 8090 Zürich
Nachhaltig Bauen                                               Telefon 043 259 24 17, kofu@bd.zh.ch
Kanti Uetikon: Provisorium                                     Redaktorin:
                                                               Isabel Flynn, isabel.flynn@bd.zh.ch
mit Vorbildfunktion                                       21
                                                               Redaktionsteam
Bauen / Energie                                                Daniel Aebli (Tiefbauamt/Lärm)
                                                               Daniela Brunner (AWEL Amt für Abfall, Was-
Erste grossflächige Solarfassade                               ser, Energie und Luft/Betriebe)
des HBA                                                   25   Isabel Flynn (Redaktorin, KofU)
                                                               Franziska Heinrich (ALN/Amt für Landschaft
                                                               und Natur)
Wasser / Naturgefahren                                         Thomas Hofer (Statistisches Amt)
Gefahrenkarten:                                                Sarina Laustela (Stadt Uster)
                                                               Thomas Maag (BD/Kommunikation)
20 Prozent gefährdete Gebiete                             27   Alex Nietlisbach (AWEL Amt für Abfall, Was-
                                                               ser, Energie und Luft/Energie)
Wasser                                                         Nicole Schwendener-Perret (KofU)
Wie soll ein Wasserbauprojekt ablaufen? 29                     Erscheinungsweise
                                                               Drei- bis viermal jährlich. Gedruckt bei der
Wasser                                                         Zürcher Druckerei ROPRESS
Wie steht es ums Wasser                                        Abonnements
und die Zürcher Gewässer?                                 31   Die ZUP ist kostenfrei erhältlich (gedruckt
                                                               oder / und elektronisch) unter: www.umwelt-
                                                               schutz.zh.ch l Zürcher Umweltpraxis;
Naturschutz / Stoffe                                           kofu@bd.zh.ch. Dort oder per Mail sind auch
Familiengarten: Gärtnern                                       Adress- und Abonnemtsänderungen möglich.
mit Tipps und Tricks statt mit Gift                       35   Nachdruck
                                                               Die in der Zürcher Umweltpraxis (ZUP)
Naturschutz                                                    erscheinenden Beiträge sind unter Quellen-
                                                               angabe zur weiteren Veröffentlichung frei.
75 Jahre Natur- und Landschaftsschutz                          Bei Kontaktnahme (Tel. 043 259 24 18) stehen
im Kanton Zürich                                          39   auch die verwendeten Grafiken zur Verfügung.
                                                               Belege sind erbeten an die Koordinations-
                                                               stelle für Umweltschutz des Kantons Zürich,
Impressum                                                  2   Postfach, 8090 Zürich.
Vollzugshinweise                                           4   Quelle
Publikationen, Vermischtes, Veranstaltungen               41   Freiräume werden im Siedlungsgebiet immer
                                                               wichtiger und sollten giftfrei bewirtschaftet
                                                               werden.
Sämtliche erschienenen ZUP-Beiträge finden Sie                 Quelle: moz278, Flickr CC (CC BY-NC-ND 2.0)
über die Artikelsuche auf www.umweltschutz.zh.ch/zup
Hier können Sie auch direkt auf Themenhefte und Themen-
schwerpunkte zugreifen.                                        Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier
                                                               Refutura mit dem blauen Engel,
                                                               klimaneutral und mit erneuerbarer
                                                               Energie

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ZUP 92Zürcher Umweltpraxis - Kanton Zürich
Editorial                            3
ZUP Nr. 92 Dezember 2018

                                         Mehr hinter der Fassade, als man denkt
                                         Gewässer haben einen hohen emotionalen Wert für uns. Es zieht uns zur Er-
                                         holung an ihre Ufer. Gewässer sind aber auch von grosser Bedeutung als
                                         Trinkwasserreserve sowie als Lebensraum.
                                         Doch wie geht es unseren Gewässern? Der Bericht «Zustand Wasser und
                                         Gewässer» (Seite 31) gibt regelmässig Auskunft darüber. Und im Interview mit
                                         Pius Niederhauser, Sektionsleiter Oberflächengewässer, wird klar, allein von
                                         Auge können wir die Gewässerqualität nicht beurteilen.
                                           Viele Gewässerbelastungen stammen aus der Verwendung von Medikamenten,
                                           Haushaltschemikalien sowie Pflanzenschutzmitteln. Gerade bei Letzteren ginge
                                           es oft mit viel weniger – wenn man weiss, wie. Darum schreibt die Stadt Zü-
                                           rich ihren Pächtern nicht nur vor, die Familiengärten biologisch zu bewirtschaf-
                                           ten, sie zeigt ihnen auch, wie man mit Tipps und Tricks erfolgreich ohne Gift
                              Isabel Flynn
        Redaktorin «Zürcher Umweltpraxis» gärtnern kann (Seite 35).
       Koordinationsstelle für Umweltschutz
            Generalsekretariat Baudirektion Das grosse Bedürfnis nach einem «eigenen» Familiengarten ist Symbol dafür,
                     Telefon 043 259 24 18 dass es uns Menschen nicht nur ans Wasser zieht, sondern auch ins Grüne. Der
                      Isabel.flynn@bd.zh.ch neue Raumplanungsbericht hält als wesentliche Aufgaben der Raumplanung
                  www.umweltschutz.zh.ch
                                         fest, zwar dafür Freiflächen zur Verfügung zu stellen, aber auch Naherholungs-
                                         Hotspots vor zu viel Nutzungsdruck zu schützen (Seite 13).
                                         Grünraum im bebauten Gebiet spielt auch bei künftigen Klimaveränderungen
                                         eine wichtige Rolle als Schattenspender mit angenehmem Mikroklima. Gemäss
                                         Klimaprognosen werden Sommer wie der letzte in rund 40 Jahren die Regel
                                         sein. Der kantonale Massnahmenplan Klima soll Anpassungen an künftige Ver-
                                         änderungen vorantreiben und gleichzeitig mit geeigneten Massnahmen Treib-
                                         hausgasemissionen reduzieren (Seite 5).
                                         Nachhaltig und zukunftsgerichtet zu bauen, ist ein Weg, CO2-Emis-
                                         sionen zu verringern. Zwei neue Bauten haben diesbezüglich Vorbildcharakter:
                                         das erste kantonale Gebäude mit einer grossflächigen Photovoltaikfassade (Sei-
                                         te 25) sowie der ausgeklügelte Provisoriumsbau der Kantonsschule Uetikon in
                                         Modulbauweise aus einheimischem Holz (Seite 21). Beide Artikel illustrieren: Oft
                                         steckt mehr hinter der Fassade, als man auf den ersten Blick erkennt.
                                         Ich wünsche Ihnen ein zukunftsgerichtetes 2019!

                                         Herzlich

                                         Isabel Flynn
                                         Redaktorin Zürcher Umweltpraxis

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ZUP 92Zürcher Umweltpraxis - Kanton Zürich
Recht und Vollzug                          4
ZUP Nr. 92 Dezember 2018

eBaugesucheZH hat ersten                       Schattenwurfregelung für                          Neue Regelungen für den Umgang
Anwendungstest bestanden                       Hochhäuser in Vernehmlassung                      mit gefährlichen Organismen
eBaugesucheZH ist auf gutem Weg.               Die Innenentwicklung ist das tragende             Das Eidgenössische Departement für
Das letzte Halbjahr wurde genutzt, um          Prinzip der Raumplanung, um die wei-              Umwelt, Verkehr, Energie und Kommu-
die Webapplikation noch spezifischer           tere Zersiedelung der Landschaft zu               nikation (UVEK) will die so genannte
auf die Bedürfnisse der Gemeinden,             vermeiden. Auch Hochhäuser sollen                 Einschliessungsverordnung für Orga-
Gesuchsteller und Planer auszurichten.         ihren Beitrag dazu leisten. Der Regie-            nismen, die missbräuchlich verwendet
Mit Zürich und Winterthur sowie Ver-           rungsrat hat einen Vorschlag zur Flexi-           werden können, neuen Anforderungen
tretern des VZGV wurden Workshops              bilisierung der Schattenwurfregelung              anpassen. Am 18. Oktober 2018 hat es
durchgeführt. Zentrale Themen waren            für Hochhäuser erarbeitet. Die Ver-               eine Teilrevision in die Vernehmlassung
Struktur und Benutzerführung der elek-         nehmlassung zur geplanten Verord-                 geschickt. Sie dauert bis am 1. Februar
tronischen Baugesuchseingabe sowie             nungsanpassung dauert vom 30. No-                 2019.
das Dokumentenhandling zwischen                vember 2018 bis 29. März 2019.                 www.uvek.admin.ch
der Plattform, den Gemeinden und der           Regierungsratsbeschluss Nr. 1055/2018 unter    l Artikel «Vollzug hinter Gittern», Seite 9
kantonalen Leitstelle für Baubewilli-          www.rrb.zh.ch
gungen.                                        Erläuternder Bericht unter www.vernehmlassung. Lichtemissionen:
                                               zh.ch, Stichwort «Schattenwurf».
Ende August konnten künftige Anwen-                                                     keine Verordnungsänderung
der im zweitägigen Probebetrieb erst-          Arbeitsgruppe Bedürfnisse und            An seiner Sitzung vom 21. November
mals eigene, einfache bis hochkomple-          Risiken von Mobilfunk                    2018 hat der Bundesrat beschlos-
xe Baugesuche elektronisch erfassen.           Bundesrätin Doris Leuthard, Vorste-      sen, auf eine Änderung der Natur- und
Projektleiter, Architekten, ein Vertreter      herin des Departements für Umwelt,       Heimatschutzverordnung (NHV) zu
des Hauseigentümerverbands sowie               Verkehr, Energie und Kommunikati-        verzichten, welche den Schutz von
Bauverwalter und Ingenieure aus den            on (UVEK), hat entschieden, eine Ar-     Arten und Lebensräumen vor Licht-
Pilotgemeinden bewerteten die Be-              beitsgruppe einzusetzen, die über den    emissionen verbessern würde. Dabei
dienbarkeit der Applikation insgesamt          Bereich Mobilfunk und Strahlung dis-     stützte er sich auf einen Bericht des
positiv. Die detaillierten Rückmeldun-         kutieren wird. Sie soll insbesondere     Eidgenössischen Departements für
gen lieferten wertvolle Anhaltspunkte,         Bedürfnisse und Risiken beim Aufbau      Umwelt, Verkehr, Energie und Kom-
wo noch Änderungen und Ergänzun-               von 5G Netzen analysieren und bis        munikation (UVEK). Dieser war zum
gen notwendig und erwünscht sind.              Mitte 2019 einen Bericht mit Empfeh-     Schluss gelangt, dass die geltenden
Mit Blick auf die Bedienerfreundlichkeit       lungen dazu verfassen. Das Bundes-       Bestimmungen ausreichen. In Erfüllung
sind weitere Optimierungen und Ver-            amt für Umwelt (BAFU) wird die Ar-       des Postulats 09.3285 «Lichtemissi-
einfachungen in der Navigation vorge-          beitsgruppe leiten.                      on und Artenvielfalt» von Nationalrätin
sehen, die letztlich auch der Qualität         www.bafu.admin.ch                        Tiana Angelina Moser (GLP/ZH) hatte
der Baugesuche zugutekommen. Die                                                        der Bundesrat 2013 einen ersten Be-
Umsetzung dieser Erkenntnisse er-              Klimaschutz: Montrealer Protokoll richt mit dem Titel «Auswirkungen von
folgt mit dem Ziel, eBaugesucheZH im           Der Bundesrat hat im Oktober 2018 künstlichem Licht auf die Artenvielfalt
Sommer 2019 in den sieben Pilotge-             eine Änderung des Montrealer Proto- und den Menschen» genehmigt.
meinden zu testen. Zeitgleich werden           kolls, das sogenannte Kigali-Amend- www.admin.ch/news
die Schnittstellen zu den Bausoftware-         ment, genehmigt. Mit der Ratifikation l Artikel «Dimmbare Strassenleuchten für Insek-
Programmen implementiert, damit sie            des geänderten Protokolls verpflichtet ten und Fledermäuse», Seite 19
bis zum Pilotbetrieb an die Plattform          sich die Schweiz zu weiteren Massnah-
angebunden werden können.                      men im Klimaschutz, indem zusätzlich Verkaufsstatistik von Pflanzen-
www.ebaugesuche.zh.ch                          18 teilhalogenierte Fluorkohlenwasser- schutzmitteln in der Schweiz
                                               stoffe geregelt werden.                  Das Bundesamt für Landwirtschaft
Umweltschutzamt AWEL ist jetzt                 www.admin.ch/news                        (BLW) veröffentlichte im Juli die Statis-
nach ISO 14001 zertifiziert                    l Artikel «Massnahmen zum Klimawandel im tik für den Verkauf von Pflanzenschutz-
Die Schweizerische Vereinigung für             Kanton Zürich», Seite 5                  mittel im Zeitraum von 2008 bis 2016.
Qualitäts- und Management-Systeme                                                       Insgesamt sind die vermarkteten Men-
SQS hat die Zertifizierung des Amts            Koordinationsgruppe gegen                gen seit 2008 nahezu unverändert bei
für Abfall, Wasser, Energie und Luft           Umweltkriminalität                       rund 2200 Tonnen pro Jahr. Schwefel,
AWEL nach ISO 9001 (Qualität) erneu-           National und international können Paraffinöl, Glyphosat und Folpet sind
ert. Zusätzlich ist das AWEL neu auch          Umweltdelikte nur effektiv bekämpft nach wie vor die Spitzenreiter. Bei den
nach ISO 14001 (Umwelt) zertifiziert.          werden, wenn alle betroffenen Stellen Herbiziden, insbesondere bei Glypho-
Wichtig war, dass die Umweltziele              eng und aufeinander abgestimmt zu- sat, wird ein deutlicher Rückgang der
der verschiedenen Massnahmenpläne              sammenarbeiten. Darum hat der Bun- vermarkteten Mengen beobachtet. Auf
verwendet werden konnten, die Be-              desrat die Schaffung einer Koordinati- der anderen Seite wird eine Zunahme
wertung des Amts also weit über den            onsgruppe gegen Umweltkriminalität der vermarkteten Mengen an Insektizi-
jährlichen Papier- und Stromverbrauch          beschlossen. Darin sind alle mit dem den verzeichnet, was auf das Auftreten
hinausgeht. Das AWEL verfügt nun seit          Thema befassten Stellen auf Bundes- eines neuen Schädlings zurückzufüh-
Ende August 2018 über ein integrales           ebene vertreten. Zudem werden Ver- ren ist.
Managementsystem, in dem nicht nur             treterinnen und Vertreter der kantona- www.blw.admin.ch
die Arbeitsprozesse geregelt, sondern          len Polizeikorps, Staatsanwaltschaften l Interview «Wie steht es ums Wasser und die
auch die Umwelt-, Sicherheits- und Fi-         und Umweltämter zur Teilnahme einge- Zürcher Gewässer», Seite 31
nanzaspekte integriert sind.                   laden.
www.awel.zh.ch, manuel.haeberli@bd.zh.ch       www.admin.ch

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Luft / Klima                                      5
ZUP Nr. 92 Dezember 2018

Massnahmen
zum Klima-
wandel
im Kanton
Zürich
Die Auswirkungen des                                              Das heisse und trockene Sommerhalbjahr 2018 gab ein Vorgefühl,
                                                            wie sich ein normaler Sommer in wenigen Jahrzehnten anfühlen könnte.
Klimawandels werden auch                                                                        Quelle: ©ashtproductions, adobe.stock.com
im Kanton Zürich immer
deutlicher. Der Kanton
hat deshalb Massnahmen-
pläne beschlossen, die zur
Verminderung der Treib-                     Der Kanton verfolgt beim Klimawan-          Massnahmenplan Verminderung
hausgase und zur Anpas-                     del eine Doppelstrategie. So setzt er       der Treibhausgase
sung an den Klimawandel                     sich einerseits dafür ein, den Ausstoss     Im Kanton Zürich wurden 2015 rund 6,2
führen.                                     von Treibhausgasen zu vermindern. Für       Millionen Tonnen Treibhausgase aus-
                                            das wichtigste Treibhausgas CO2 ist         gestossen. Treibhausgase fallen vor
Niels Holthausen
Verantwortlicher Klimaschutz                seit 2010 im kantonalen Energiegesetz       allem bei den Gebäuden, im Verkehr
und -anpassung                              ein Reduktionsziel verankert. Auf die-      und in der Industrie an. Doch auch in
Telefon 043 259 43 20                       ses Ziel arbeitet der Kanton mit unter-     der Landwirtschaft und in der Abfall-
niels.holthausen@bd.zh.ch
                                            schiedlichen Massnahmen und Aktivi-         und Abwasserbehandlung entstehen
Nathalie Hutter                             täten hin und leistet damit einen Beitrag   Treibhausgase. Der Massnahmenplan
Projektleiterin Klimaschutz                 zum Klimaschutz.                            «Verminderung der Treibhausgase»
Telefon 043 259 32 80                       Der Klimawandel zeigt aber schon heu-       gibt einen Überblick über die bishe-
nathalie.hutter@bd.zh.ch
                                            te negative Auswirkungen, die weiter        rigen kantonalen Aktivitäten zum Kli-
Abteilung Luft                              zunehmen werden. Mit Massnahmen             maschutz in all den genannten Berei-
AWEL, Amt für Abfall, Wasser, Energie und   zur Anpassung können die damit zu-          chen und enthält insbesondere 28 neue
Luft
Baudirektion Kanton Zürich                  sammenhängenden Risiken vermindert          Massnahmen.
www.klima.zh.ch                             werden.
                                                                                     Anteile Treibhausgasemissionen
l Hinweise, Veranstaltungen und
Publikationen, Seite 4, 41, 43, 47
                                            Massnahmenpläne als                      im Kanton Zürich 2015
                                            Legislaturziel
                                            Die Doppelstrategie hat auch Eingang in
                                            die Legislaturziele 2015 – 2019 des Re-
                                            gierungsrats gefunden. Diese sehen die
                                            Festsetzung von zwei Massnahmen-
                                            plänen zum Klimawandel vor. Unter
                                            der Federführung der Baudirektion und
                                            unter Einbezug der zuständigen Fach-
                                            stellen wurden die Massnahmenpläne
                                            «Verminderung der Treibhausgase» und
                                            «Anpassung an den Klimawandel» er-
                                            stellt. Dabei geht es vor allem um Mass-
                                            nahmen, die der Kanton umsetzt. Aber
                                            auch andere Akteure – zum Beispiel die
                                            Gemeinden – werden in vielen Mass-
                                                                                         Die Massnahmen des Kantons Zürich
                                            nahmen einbezogen.                           setzen in allen Bereichen an, in denen
                                                                                                         Treibhausgase entstehen.
                                                                                                                       Quelle: AWEL, Luft

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Massnahmenbeispiele Gebäude
Die meisten Treibhausgase entstehen
bei der Verbrennung fossiler Energie-
träger wie Erdöl und Erdgas, so zum
Beispiel für die Wärmeerzeugung für
Gebäude. Ergänzend zu bestehen-
den Aktivitäten wie energierechtlichen
Vorschriften oder Förderprogrammen
zielen die neuen Massnahmen daher
darauf ab, die Nutzung fossiler Energie-
träger weiter zu reduzieren.
Beispielsweise ist geplant, im Rahmen
von Pilotprojekten zu erproben, wie fos-
sile Heizungen mit einer kleinen Luft/
Wasser-Wärmepumpe ergänzt werden
können. Es wird zudem geprüft, ob bei
grösseren Öl- und Gasheizungen re-
gelmässig eine Betriebsoptimierung
verlangt werden soll. Daneben werden
aber auch Empfehlungen ausgearbei-                           Ausgerechnet im Wasserschloss Schweiz wird das Wasser im Sommer
tet, wie Holz als Bau- und Werkstoff ver-                      knapp – so wie diesen Sommer in vielen Bächen, Flüssen und Seen
                                                                                            (im Bild: Tüftalerbach, Mönchaltorf).
mehrt zum Einsatz kommen kann. Ziel                                                                                Quelle: AWEL, GS
ist es, damit treibhausgasintensive Bau-
stoffe zu ersetzen.

Handlungsmöglichkeiten                      Massnahmenbeispiele Industrie               Treibhausgase Methan und
für einzelne Bereiche                       Weiteres Potenzial zur Reduktion von        Lachgas reduzieren
Einen Einstieg ins Thema bietet die         Treibhausgasen besteht in Industrie und     In der Landwirtschaft spielen vor allem
Broschüre «Klimawandel im Kanton            Gewerbe. Der Massnahmenplan sieht           die Treibhausgase Methan (CH4) und
Zürich». Sie zeigt Folgen und Ursachen      unter anderem vor, Unternehmen über         Lachgas (N2O) eine wichtige Rolle. Sie
des Klimawandels auf und gibt einen         Angebote zur Verbesserung der Res-          entstehen in der Nutztierhaltung, bei der
Überblick über bestehende und neue          sourceneffizienz zu informieren. Auch       Boden- oder bei der Hofdüngerbewirt-
Massnahmen des Kantons (unten links).       werden Handlungsansätze erarbeitet,         schaftung. In diesen Bereichen werden
Wer sich für einen bestimmten Sektor        wie der Einsatz von elektrisch betrie-      daher auch diverse Massnahmenansät-
oder Bereich interessiert, dem bieten       benen Industrie-, Bau- und Landwirt-        ze geprüft und weiterentwickelt. Aus-
neun Themenblätter weitere Informa-         schaftsmaschinen in Unternehmen und         serdem werden Landwirte künftig über
tionen. Sie zeigen für verschiedene         bei der öffentlichen Hand begünstigt        Energieberatungsangebote informiert.
Fachbereiche die wesentlichen Auswir-       werden kann.                                Einen weiteren Ansatzpunkt bieten
kungen des Klimawandels und Hand-                                                       Moorböden, in denen grosse Mengen
lungsmöglichkeiten zur Anpassung            Unterschiedliche Ansatzpunkte               Kohlenstoff langfristig gespeichert wer-
und zur Verringerung der Emissionen         im Verkehr                                  den können. Um die Freisetzung des
auf. Über Links gelangt man zu weite-       Ein wichtiger Verursacher von Treib-        Kohlenstoffs in Form von Treibhausga-
ren Informationen zur Umsetzung (un-        hausgasen ist der Verkehr. Hier setzt der   sen zu verhindern, sollen ergänzende
ten rechts).                                Kanton bisher schon Rahmenbedingun-         Moorflächen gesichert und wiederver-
                                            gen, vor allem durch die Förderung von      nässt werden.
                                            kurzen Wegen in der Siedlungsentwick-       In der Abfallbehandlung entstehen
                                            lung und Verkehrsplanung oder durch         Treibhausgase vor allem bei der Keh-
                                            ein geeignetes Infrastrukturangebot         richtverwertung, aber auch in den Ab-
                                            für den öffentlichen Verkehr und den        wasserreinigungs- und Vergärungsan-
                                            Veloverkehr (siehe Artikel «Veloschnell-    lagen. Deshalb sind auch diese Anlagen
                                            routen lohnen sich», Seite 17).             Gegenstand des Massnahmenplans.
                                            Der Massnahmenplan sieht zudem die          Eine Massnahme setzt beispielsweise
                                            Prüfung von Massnahmen für einen            bei Neu- und grösseren Umbauten von
                                            CO2-armen Güterverkehr vor. Diese           Abwasserreinigungsanlagen an: Damit
                                            werden anschliessend in Zusammen-           sollen Methan-Emissionen, die bei der
Download unter www.klima.zh.ch              arbeit mit den betreffenden Akteuren        Schlammbehandlung entstehen, ver-
                                            schrittweise umgesetzt. Ausserdem sol-      mindert werden.
                                            len günstige Voraussetzungen für Elek-
                                            trofahrzeuge geschaffen werden. Dafür       Massnahmenplan Anpassung an
                                            wird unter anderem Informationsmate-        den Klimawandel
                                            rial erarbeitet, das den Gemeinden zur      Klimaänderungen sind bereits eingetre-
                                            Beratung von Eigentümern und Investo-       ten und werden sich weiter verstärken.
                                            ren bei Neu- und Umbauten dienen soll.      Wie stark, ist abhängig von den welt-
                                                                                        weiten Bemühungen zur Reduktion der
                                                                                        Treibhausgase. Die Auswirkungen sind

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                                             Auch im Kanton Zürich sind die Auswirkungen des Klimawandels bereits heute spürbar.
                                                                                                                  Quelle: AWEL, Luft

mehr und mehr auch im Kanton Zürich         werden, indem das Lokalklima stärker       lichen Planungen berücksichtigen kön-
spürbar: Höhere Temperaturen, zuneh-        in Planungsinstrumenten und Rechts-        nen.
mende Sommertrockenheit, Verände-           grundlagen verankert wird. Das Ziel        Viele Landwirtschaftsbetriebe sind auf
rungen von Lebensräumen sowie der           einer klimaangepassten Stadtentwick-       Bewässerung aus Oberflächengewäs-
Tier- und Pflanzenwelt können vieler-       lung soll zum Beispiel in den kantona-     sern angewiesen. Weil davon ausge-
orts beobachtet werden.                     len Richtplan aufgenommen werden.          gangen werden muss, dass künftig in
Schon heute erfüllen verschiedene           Gemeinden und Städte werden mit In-        den Sommermonaten weniger Wasser
Stellen des Kantons Zürich Aufgaben,        formationsmaterial zur klimaangepass-      verfügbar sein wird, werden Informati-
die auch zur Anpassung an den Kli-          ten Gestaltung von Grün- und Freiflä-      onen zu effizienten landwirtschaftlichen
mawandel beitragen. Mit zunehmen-           chen unterstützt. Möglichkeiten einer      Bewässerungsverfahren in Aus-, Wei-
der Klimaänderung sind jedoch weitere       Verbesserung des Strassenraumkli-          terbildungs- und Beratungsangebote
Massnahmen oder Änderungen in der           mas werden geprüft. Bei kantonalen         des Strickhofs aufgenommen. Es wird
bisherigen Praxis nötig. Der Massnah-       Neu- und Umbauten sowie grösseren          zudem abgeschätzt, wie sich die nutz-
menplan zur Anpassung an den Klima-         Aussenraumgestaltungen und Areal-          bare Wassermenge in den nächsten
wandel umfasst 30 neue Massnahmen,          entwicklungen wird der Schutz des Lo-      Jahrzehnten entwickeln wird.
mit denen der Kanton Zürich in den          kalklimas künftig bei der Entwicklung
nächsten Jahren für den Klimawandel fit     des Projekts beziehungsweise im Pla-       … sowie im Forstbereich und für
gemacht werden soll. Neben verschie-        nungs- und Bauprozess berücksich-          Gemeinden
denen Massnahmen in den Bereichen           tigt. Zudem sind verschiedene Sensi-       Auch die waldbaulichen Empfehlungen
Landwirtschaft, Wald, Naturschutz,          bilisierungsmassnahmen geplant, um         für Forstbetriebe werden aktualisiert,
Wasser und Gewässer, Naturgefahren,         die Bevölkerung vor Hitzewellen auf        und es wird die Produktion klimaange-
Energie, Siedlungsentwicklung und Ge-       die Gefahren hinzuweisen und Verhal-       passten Pflanzmaterials für die Wald-
sundheit geht es auch um die Informati-     tensempfehlungen zu geben.                 verjüngung sichergestellt. Da der Klima-
on und Unterstützung von Städten und                                                   wandel manche Neobiota begünstigt,
Gemeinden bei eigenen Anpassungs-           … gegen Folgen der Trockenheit …           soll deren Monitoring intensiviert wer-
planungen. Dies ist nämlich für viele ein   Um die Folgen zunehmender Sommer-          den. Wenn invasive Neobiota sich stark
neues Thema.                                trockenheit zu vermindern, wird un-        auszubreiten drohen, werden sie be-
                                            tersucht, welche Lebensräume und           kämpft.
Breites Massnahmenspektrum                  Arten davon besonders bedroht sind         Darüber hinaus sollen Gemeinden mit
gegen die Hitze …                           und welche Massnahmen zu ergreifen         zielgruppengerechten Angeboten bei
Die Massnahmen setzen an verschie-          sind, um sie zu schützen. Die Land-        der Planung eigener Anpassungsaktivi-
denen Stellen an. Der zunehmenden           wirte sollen gezielt über die erwarte-     täten unterstützt werden.
Hitzebelastung vor allem in Siedlungs-      ten klimatischen Änderungen informiert
gebieten soll beispielsweise begegnet       werden, damit sie dies in ihren betrieb-

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ZUP 92Zürcher Umweltpraxis - Kanton Zürich
Luft / Klima                                         8
ZUP Nr. 92 Dezember 2018

Umsetzung der neuen                                      Mittlere Sommertemperatur – Messung und Simulation
Massnahmen angehen                                                                   12
Die neuen Massnahmen werden in den
                                                                                     10
nächsten Jahren umgesetzt. Dabei wird

                                                         Temperaturabweichung (°C)
der Kanton bei vielen Massnahmen Ge-                                                  8
meinden, Verbände, den Bund und an-
dere relevante Akteure in geeigneter                                                  6
Weise miteinbeziehen. Denn die Her-                                                   4
ausforderung des Klimawandels zu be-
wältigen, ist eine Aufgabe, die nur ge-                                               2
meinsam gelingen kann und Beiträge                                                    0
auf allen Ebenen erfordert.
Die Anpassung an den Klimawandel ist                                                 -2
zudem eine Daueraufgabe. Daher plant
                                                                                     -4
der Kanton, in regelmässigen Abstän-
den eine neue Situationsanalyse vorzu-                                               -6
nehmen, auf deren Basis dann jeweils                                                       1880        1920        1960            2000           2040           2080
der Anpassungsbedarf für die nächsten                                                     Abweichung vom Durchschnitt der Jahre 1981– 2010 im Schweizer Mittel
Jahre ermittelt wird. Auch beim Mass-                                                        Messungen
nahmenplan Verminderung der Treib-                                                           Möglich mit Klimaschutz (Bandbreite der Simulationen)
                                                                                             Möglich ohne Klimaschutz (Bandbreite der Simulationen)
hausgase sind eine Standortbestim-
mung und wo nötig Folgemassnahmen               Die Sommertemperaturen steigen. Nur durch eine umfassende Senkung des weltweiten
vorgesehen.                                           Treibhausgasausstosses würde die Temperatur dem grünen Kurvenverlauf folgen.
                                                                                                                          Quelle: Klimaszenarien CH2018 (MeteoSchweiz / ETH)

INTERVIEW
                                               Grad Celsius gestiegen – das heisst,                                  von Paris 2015 sieht eine umfassende
«Die neuen Klimaszenarien                      die Schweiz erwärmt sich deutlich                                     Senkung des weltweiten Treibhausgas-
helfen Anwendern, die rich-                    stärker als der weltweite Durchschnitt.                               ausstosses vor. Damit könnten wir die
tigen Entscheidungen für die                   Steigt der CO2-Ausstoss weltweit wei-                                 Hälfte der Klimaveränderungen in der
Zukunft zu treffen.»                           ter wie bisher, werden wir die Verände-                               Schweiz bis 2060 vermeiden.
                                               rungen noch viel stärker spüren.
                                                                                                                     Auf welche Auswirkungen müs-
                                               Und wie sind die Aussichten für                                       sen wir uns im Kanton Zürich
                                               die nächsten Jahrzehnte?                                              einstellen?
                                               Die Klimaszenarien CH2018 zeigen                                      Die genannten Veränderungen betref-
                                               vier klare Hauptveränderungen für die                                 fen auch Zürich. Ohne Klimaschutz
                                               Schweiz:                                                              erwarten wir 2060 in Zürich Tempera-
                                               1. Trockenere Sommer und längere                                      turen wie sie heute in Locarno normal
                                                   Trockenperioden                                                   sind. Haben wir heute im Durchschnitt
                                               2. Mehr Hitzetage mit heissen Tagen                                   weniger als zehn Tage pro Jahr mit
                                                   und Nächten                                                       Temperaturen über 30 Grad Celsius,
                                               3. Heftigere Niederschläge                                            werden es Mitte des Jahrhunderts
                                               4. Schneeärmere Winter                                                mehr als doppelt so viele Hitzetage
                                               Die Auswirkungen der Klimaverände-                                    sein. Gleichzeitig ist mit mehreren Tro-
                                               rungen zeigen sich damit in vielen Be-                                pennächten pro Jahr zu rechnen.
      Dr. Andreas Fischer, Projektleiter der
                                               reichen. Wir gehen davon aus, dass
       Schweizer Klimaszenarien CH2018,        ohne globale Klimaschutzmassnah-                                      Die Hitzesommer scheinen sich
          Bundesamt für Meteorologie und       men die Temperatur in der Schweiz                                     zu häufen. Nehmen auch sonst
              Klimatologie MeteoSchweiz        bis 2060 um weitere zwei bis drei Grad                                die Extreme zu?
                   Telefon 058 460 96 63,
       andreas.fischer@meteoschweiz.ch,        Celsius steigt.                                                       Ja, davon müssen wir ausgehen. Ne-
                   www.klimaszenarien.ch                                                                             ben vermehrten Hitzeextremen werden
                                               Wie weit können wir noch beein-                                       Starkniederschläge in Zukunft merklich
                                               flussen, wie stark die Erwärmung                                      häufiger und intensiver auftreten, als
Herr Fischer, Sie haben kürz-                  ausfällt?                                                             wir es heute erleben. Ausserdem stei-
lich neue Klimaszenarien für die               Klar ist: Die Temperaturen in der                                     gen die Höchsttemperaturen erheblich
Schweiz veröffentlicht. Wie steht              Schweiz werden weiter steigen. Wenn                                   stärker als die Durchschnittstempera-
es um das Klima in der Schweiz?                wir es allerdings schaffen, umfassen-                                 turen. In bevölkerungsreichen städti-
Der Klimawandel ist in der Schweiz             de Klimaschutzmassnahmen umzu-                                        schen Gebieten in tiefen Lagen nimmt
klar feststellbar. Die Temperatur ist          setzen, dann können wir den Anstieg                                   damit die Hitzebelastung am meisten
seit Beginn der Messungen um zwei              bremsen. Das Klimaschutzabkommen                                      zu.

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Biosicherheit                                     9
ZUP Nr. 92 Dezember 2018

Vollzug hinter
Gittern
Seit fünf Jahren ist in
Zürich-Affoltern mit der
Protected Site eine
europaweit einmalige
Forschungsanlage für
Freisetzungsversuche mit
Gentechpflanzen in
Betrieb. Bund und Kanton                          Gentechweizen auf der Protected Site in Zürich-Affoltern während der Samenreife.
tragen mit ihren regel-                                               Das blaue Netz verhindert, dass Vögel Samen verschleppen.
                                                                                                         Quelle: Bernadette Guenot, BAFU
mässigen Kontrollen
gemeinsam zur Gewähr-
leistung der Biosicherheit
bei.
Barbara Wiesendanger                        «Betreten verboten! Auf diesem Gelän-        lich, sondern auch für die agronomi-
Wissenschaftliche Mitarbeiterin             de finden Versuche mit gentechnisch          sche Betreuung der Felder und die Ko-
Sektion Biosicherheit                       veränderten Pflanzen statt.» Der zwei        ordination der Versuche. Zudem führt
Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft,   Meter hohe Gitterzaun, an dem das            Agroscope auf der Anlage selbst Tests
AWEL
Baudirektion Kanton Zürich                  Schild mit diesen Worten hängt, steht        mit Gentechpflanzen durch, in denen es
Telefon 043 259 39 17                       in Zürich-Affoltern, unweit der Gebäude      deren Nutzen und Risiken für die hiesige
barbara.wiesendanger@bd.zh.ch               der Forschungsanstalt Agroscope.             Umwelt und Landwirtschaft prüft.
www.biosicherheit.zh.ch
                                                                                         Die Protected Site bleibt auch nach fünf
Autor: Benno Vogel                          Europaweit einmalig                          Betriebsjahren etwas Ungewöhnliches.
                                            Das drei Hektar grosse Gelände, das          Die Aufgaben jedoch, die das Amt für
l Hinweise, Seite 4                         der Zaun umgibt, ist in dreierlei Hinsicht   Abfall, Wasser, Energie und Luft AWEL
                                            ungewöhnlich: Erstens befinden sich          im Zusammenhang mit der Überwa-
                                            dort die einzigen Felder der Schweiz,        chung des Betriebs zu erledigen hat,
                                            auf denen derzeit – trotz des geltenden      werden zur Routine.
                                            Moratoriums – Gentechpflanzen wach-
                                            sen dürfen (siehe Zusatzinfo Moratori-       Gentechnik hinter Schloss
                                            um Seite 10). Zweitens ist das Gelän-        und Riegel
                                            de mehrfach gegen unrechtmässige            Die Protected Site startete im März
                                            Eingriffe gesichert und streng bewacht;     2014. Eineinhalb Jahre zuvor hatte das
                                            neben dem Zaun gibt es Überwa-              Schweizer Parlament die Gelder für
                                            chungskameras, Alarmanlage und Si-          Betrieb, Sicherung und Bewachung
                                            cherheitspersonal mit Wachhunden.           der Anlage bewilligt, um die Forschung
                                            Und drittens ist das Gelände eine For-      mit Gentechpflanzen zu unterstützen.
                                            schungsanlage namens «Protected             Die Politik reagierte damit darauf, dass
                                            Site», die europaweit einmalig ist, weil    militante Gentechnikgegner frühere
                                            sie Forschenden eine mit öffentlichen       Versuche in Lindau, Zürich und Pully
                                            Geldern finanzierte Infrastruktur bietet,   behindert und teilweise zerstört hatten.
                                            um Gentechpflanzen im Freiland zu un-       Der Start der Protected Site fand in der
                                            tersuchen (siehe Infotext rechts).          EU, wo Versuche mit Gentechpflanzen
                                                                                        ebenfalls unter Vandalismus leiden, viel
                                            Fünf Jahre Protected Site                   Beachtung. Eine Nachahmung gibt es
                                            Die Betreiberin der Protected Site ist bisher aber nicht.
                                            Agroscope, das Kompetenzzentrum Mehr Informationen erhältlich unter:
                                            des Bundes für landwirtschaftliche For- www.protectedsite.ch
                                            schung. Es hat den Betrieb vor fünf Jah-
                                            ren gestartet und ist seither nicht nur für
                                            die Sicherung der Anlage verantwort-

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ZUP 92Zürcher Umweltpraxis - Kanton Zürich
Biosicherheit                                        10
ZUP Nr. 92 Dezember 2018

                                                 Vier Versuche mit hohen        Inspektionen hinterm Gitterzaun
                                                 Sicherheitsstandards …         Pflicht ist nach geltendem Recht auch,
                                                                                dass Freisetzungsversuche räumlich
                                                 Wer auf der Protected Site Gentech-
                                                                                und zeitlich zu begrenzen sind. Ob die-
                                                 pflanzen im Freilandversuch testen will,
                                                                                se Vorschrift und die damit einherge-
                                                 braucht vorab eine Bewilligung des
                                                                                henden Auflagen auf der Protected
                                                 Bundesamts für Umwelt (BAFU). Bisher
                                                                                Site eingehalten sind, kontrolliert eine
                                                 sind vier Gesuche dazu eingegangen,
                                                                                vom Bund eingesetzte Begleitgrup-
                                                 die alle bewilligt worden sind: zwei mit
                                                                                pe, in der neben dem BAFU auch das
                                                 Weizen und je eines mit Kartoffeln und
                                                                                AWEL, Grün Stadt Zürich sowie eine
                                                 Apfelbäumen. Als zuständige Fachstel-
                                                                                Behörden-externe Fachperson vertre-
                                                 le des Standortkantons hat das AWEL
                                                                                ten sind. 23-mal war diese Begleitgrup-
                                                 zu allen vier Gesuchen Stellung be-
                                                                                pe während der letzten fünf Jahre vor
                                                 zogen und dabei jeweils nicht nur auf
                                                                                Ort – dem Vier-Augen-Prinzip entspre-
                                                 ortspezifische Besonderheiten hinge-
                                                                                chend fast immer zu zweit. Dass bei die-
                                                 wiesen, sondern auch konkrete Aufla-
                                                                                sen Inspektionen nie gravierende Män-
                                                 gen für einen hohen Sicherheitsstan-
                                                 dard beim BAFU beantragt.      gel zutage traten, ist nicht zuletzt auch
       Alarmanlage und Überwachungs-                                            Agroscope zu verdanken, die als Betrei-
                           kameras … … zur Krankheitsabwehr und für             berin der Versuchsanlage ihren Pflich-
                                     höheren Ertrag                             ten nachkam und eng mit der Begleit-
                                     In der Feldsaison 2018 waren alle vier gruppe kooperierte.
                                     Versuche noch in Gang. Bei einem Ver-
                                     such mit Weizen wollen die Forschen- In fünf Jahren nie ein Notfall
                                     den herausfinden, ob die veränderten Nicht nur die strengen Auflagen und
                                     Pflanzen wie erhofft dickere Körner bil- deren konsequente Umsetzung sorg-
                                     den und somit eine Ertragssteigerung ten die letzten fünf Jahre dafür, dass die
                                     bewirken könnten. Bei Weizen, Kartof- Versuche auf der Protected Site räum-
                                     feln und Apfelbäumen testen die For- lich und zeitlich begrenzt blieben, auch
                                     schenden zudem Gentechvarianten, das Ausbleiben von heftigen Unwettern
                                     die so verändert sind, dass sie sich sel- und Sabotageakten halfen. Der von
                                     ber gegen Krankheiten wehren können Agroscope koordinierte Notfallplan, in
                                     und damit zur Ertragssicherung beitra- den das AWEL eng eingebunden ist,
                                     gen sollen. Die Krankheiten, die im Fo- musste bisher nie aktiviert werden.
                                     kus stehen, sind Mehltau beim Weizen,
                                     Feuerbrand bei den Apfelbäumen und Moratorium
                                     Kraut- und Knollenfäule bei den Kartof- Seit der Annahme der Volksinitiative
                                     feln.                                      «für Lebensmittel aus gentechnikfreier
                                     Bei allen vier Versuchen finden zudem Landwirtschaft» im Jahr 2005 unter-
                                     Tests zu möglichen unerwünschten steht der Anbau von Gentechpflanzen
 … Zaun, Hund und Videoüberwachung … Umweltwirkungen der Gentechpflanzen in der Schweiz einem befristeten Ver-
                                     statt. Dies ist Pflicht, da nach geltendem bot. Das ursprünglich auf fünf Jahre
                                     Recht Freisetzungen nur dann zulässig angelegte Moratorium ist vom Parla-
                                     sind, wenn sie einen Beitrag zur Erfor- ment dreimal verlängert worden und
                                     schung der Biosicherheit leisten.          dauert bis Ende 2021. Betroffen ist die
                                                                                Nutzung von Gentechpflanzen in Land-
                                                                                und Forstwirtschaft sowie im Garten-
                                                                                bau. Nicht verboten sind Freisetzungs-
                                                                                versuche für Forschungszwecke. Sie
                                                                                müssen jedoch vom Bund bewilligt
                                                                                werden. 2018 gab es vier Versuche,
                                                                                die alle auf der Protected Site in Zürich
                                                                                stattfanden.

      … sowie die Infotafel am Gitterzaun
               sichern die Protected Site
        vor unrechtmässigen Besuchern.
                  Quelle: Barbara Wiesendanger

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Umweltdaten                                   11
ZUP Nr. 92 Dezember 2018

Wer hört mor-
gens noch
die Lerche?
Bei Shakespeare spielte
die Lerche die Rolle der
Tagesverkünderin. Doch wo
ist diese früher alltägliche
Vogelart heute noch anzu-
treffen? Wo plant der Kan-                        Früher war die Feldlerche ein «Allerwelts-Vogel». Mit dem Verlust von Kleinstruk-
ton Zürich Massnahmen                                 turen und Insekten im Landwirtschaftsgebiet wird sie jedoch immer seltener.
                                                                                                                Quelle: BirdLife Schweiz
zur Verbesserung des Um-
weltzustands, was wurde
in den letzten Jahren er-
reicht? Antworten gibt der
neueste Umweltbericht.                    Der Umweltbericht 2018 hält fest, dass      Pflanzenschutzmittel gezielter …
Christina Bühler, Projektleiterin Umwelt- die Biodiversität im Kanton weiter ab-      Um die negativen Folgen für die Viel-
bericht; Nadine König                     nimmt. Die bisherigen Anstrengungen         falt von Tieren und Pflanzen zu verrin-
Koordinationsstelle für Umweltschutz      haben zwar punktuell zu Erfolgen ge-        gern, soll die Verwendung von Pflan-
Koordination Bau und Umwelt
Baudirektion, Kanton Zürich
                                          führt. So hat sich beispielsweise das       zenschutzmitteln in der Landwirtschaft
Telefon 043 259 49 07                     Moor-Veilchen dank der Wiederherstel-       professionalisiert und damit auch ein-
christina.buehler@bd.zh.ch                lung von Riedwiesen beim Katzensee          geschränkter erfolgen. Massnahmen
www.umweltschutz.zh.ch l Umweltbericht wieder angesiedelt. Für eine Trendwen-         für einen gezielteren Einsatz von Pflan-
                                          de reichen die bisherigen Massnahmen        zenschutzmitteln sind auch von grosser
                                          aber nicht aus. Fast die Hälfte aller Le-   Bedeutung, wenn es um die Qualität der
                                          bensraumtypen ist bedroht. Bei vielen       Gewässer geht. Bei Regen werden die
                                          Arten sinkt die Anzahl der Individuen       Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln
                                          nach wie vor stark. Davon betroffen sind    sowie deren Abbauprodukte leicht aus-
                                          viele für das Kulturland typische Arten.    gewaschen und gelangen in die Gewäs-
                                                                                      ser (siehe Interview «Wie steht es ums
                                          «Allerwelts-Vogel» wird rar                 Wasser und die Zürcher Gewässer»
                                          Ein Beispiel dafür ist die Feldlerche.      Seite 31). Der Kanton Zürich unterstützt
                                          Früher war sie ein «Allerwelts-Vogel»,      deshalb Projekte zur Effizienzsteige-
                                          in den letzten zehn Jahren ist ihr Be-      rung beim Einsatz von Pflanzenschutz-
                                          stand aber um mehr als die Hälfte ein-      mitteln.
                                          gebrochen. Dies hängt damit zusam-
                                          men, dass nach wie vor Kleinstrukturen      … Dünger effizienter einsetzen
                                          wie Hecken, Säume und wenig genutzte        Die bei der landwirtschaftlichen Tier-
                                          Randflächen verloren gehen und damit        haltung und beim Düngen anfallenden
                                          gleichzeitig die Lebensräume für zahl-      Stickstoffemissionen sind nach wie
                                          reiche Arten verschwinden. Nur das Be-      vor hoch. Der Kanton Zürich setzt sich
                                          wahren oder die Wiederherstellung sol-      deshalb mit dem Einsatz von Schlepp-
                                          cher spezifischer Lebensräume kann          schläuchen bei der Gülleausbringung,
                                          die Artenvielfalt im Kulturland schützen.   der Abdeckung von Güllelagern oder
                                          Neben dem Verlust kleinräumiger Struk-      mit Abluftreinigungsanlagen bei gros-
                                          turen ist das verringerte Nahrungsange-     sen Tierhaltungsbetrieben für die Ver-
                                          bot für Vögel und Amphibien ein Grund       minderung von Stickstoffemissionen
                                          für den Rückgang der Artenvielfalt im       ein.
                                          Kulturland. Die in der Landwirtschaft
                                          eingesetzten Dünger und Pflanzen-
                                          schutzmittel verringern das Nahrungs-
                                          angebot für Insekten und damit auch für
                                          Vogelarten wie die Feldlerche.

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Umweltdaten                                     12
ZUP Nr. 92 Dezember 2018

              100 Prozent der Hochmoore leiden unter zu hohen Stick-                Auf Strassen und Plätzen wird es im Sommer
               stoffeinträgen. Arten, welche auf diesen nährstoffarmen             immer heisser. Die Bedeutung von Begrünung
              Lebensraum angewiesen sind, geraten stark unter Druck.                                 und Beschattung nimmt zu.
                                                      Quelle: Olivier Brandes                                 Quelle: Christina Bühler

«Düngung aus der Luft» schadet              Wie auch dieser Sommer wieder gezeigt      Umweltbericht 2018
Biodiversität, Wasser und Klima             hat, nehmen Hitzeperioden im Sommer     Der Umweltbericht 2018 informiert
Zwei Drittel der Stickstoffemissionen       zu. Dies betrifft besonders auch die    kompakt und einfach verständlich über
stammen aus der Landwirtschaft, der         Menschen im städtischen Lebensraum,     den Zustand der Umwelt im Kanton
Rest aus Verbrennungsprozessen wie          da sich dort die Wärme länger in den be-Zürich. Er beinhaltet Themen wie Sied-
dem Verkehr oder Feuerungen.                tonierten Flächen und Gebäuden spei-    lungsentwicklung, Land- und Wald-
Neben der Beeinträchtigung von Ge-          chern kann. Beschattung, Begrünung      wirtschaft, Rohstoffe und Abfall, Lärm,
wässern und Grundwasser gleicht der         und geeignete Bebauung, welche eine     Luft, Strahlung, Klimawandel und Ener-
hohe Stickstoffeintrag einer «Düngung       Durchlüftung zulässt, werden künftig    gie, Wasser, Boden, Biodiversität und
aus der Luft» und führt zu unerwünsch-      noch wichtiger, damit der Mensch sich   Landschaft. Der Umweltbericht infor-
tem Nährstoffeintrag in nährstoffarme       im Siedlungsgebiet wohl fühlen kann.    miert über die Umweltziele des Kan-
Biotope wie Hochmoore – wodurch             Die Landwirtschaft hat sich auf länge-  tons Zürich und deren Zielerreichung,
diese seltenen Lebensräume verändert        re Trockenheitsphasen mit punktuell     gibt engagierten Menschen aus Praxis
und geschädigt werden. Zudem wird           hohen Niederschlagsmengen einzu-        und Wissenschaft eine Stimme, be-
dadurch die Versauerung von Waldbö-         stellen. Massnahmen zur Anpassung       richtet über erfolgreiche Ansätze und
den beschleunigt, womit die Vitalität der   an den Klimawandel in den Bereichen     darüber, wo weiterhin grosser Hand-
Bäume vermindert wird.                      Landwirtschaft, Wasserwirtschaft oder   lungsbedarf besteht.
Zu viel Stickstoff im Umlauf beeinträch-    Raumplanung sind daher grundlegend.     Der Umweltbericht wurde von der Ko-
tigt neben Wasser, Boden und Luft auch                                              ordinationsstelle für Umweltschutz
das Klima. Denn die Umwandlung des          Verdichtung nach innen darf             (KofU) in Zusammenarbeit mit den Äm-
Stickstoffs im Boden kann Lachgas er-       nicht lauter werden                     tern der Baudirektion sowie des Amts
zeugen, welches als sehr starkes Treib-     So wie Vogelgezwitscher meist als an- für Verkehr der Volkswirtschaftsdirek-
hausgas gilt.                               genehm wahrgenommen wird, gilt tion erstellt.
                                            Strassenverkehrslärm als unerwünscht.
Klimawandel – Massnahmen                    Anhaltend hoher Lärm kann die Ge-
zur Begrenzung und Anpassung                sundheit beeinträchtigen. Der Stras-
Die Reduktion von Treibhausgasen            senverkehrslärm hat auch in den letzten
bleibt eine zentrale Herausforderung.       Jahren weiter zugenommen. Die Bevöl-
Der CO2-Ausstoss pro Kopf konnte in         kerungszunahme in städtischen Räu-
den vergangenen Jahren zwar weiter          men führt einerseits zu mehr Verkehr
gesenkt werden, es braucht aber wei-        und gleichzeitig auch zu mehr Lärmbe-
terhin grosse Anstrengungen, um die         troffenen. Vor diesem Hintergrund ist
Folgen des Klimawandels zu beschrän-        die geforderte Siedlungsentwicklung
ken (siehe Artikel «Massnahmen zum          nach innen qualitätsvoll umzusetzen.
Klimawandel im Kanton Zürich» Seite 5).     Neben der Lärmbekämpfung braucht
                                            es den Schutz und die Förderung von
                                            Ruheinseln – und zwar im Siedlungsge-
                                            biet selbst wie auch im Naherholungs-
                                            gebiet (siehe Artikel «Den Lebensraum
                                            von morgen gestalten» Seite 9). Nicht
                                            nur die Feldlerche, auch der Mensch hat
                                            Ansprüche an ein geeignetes Umfeld.
                                                                                    Der neue Umweltbericht kann bei der KofU
                                            Er braucht Lebensräume zum Wohnen (Telefon 043 259 24 17, kofu@bd.zh.ch)
                                            und Wirtschaften, aber auch zum Wohl- bestellt oder im Internet unter
                                            fühlen und Erholen.                     www.umweltschutz.zh.ch heruntergeladen
                                                                                       werden.

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Raum/Landschaft                                  13
ZUP Nr. 92 Dezember 2018

Den Lebens-
raum von
morgen
gestalten
Der Kanton Zürich ist ein
attraktiver Lebens- und
Wirtschaftsraum und möch-
te dies auch in Zukunft                                   Freiräume zur Alltagserholung in der Nähe des Wohnumfelds sind wichtig für
                                                     die Bevölkerung. Aus raumplanerischer Sicht reduzieren sie zudem das Verkehrs-
bleiben. Die Raumplanung                           aufkommen und damit den Ressourcenverbrauch (Im Bild: Allmend Brunau, Zürich).
sorgt für einen Ausgleich                                                                                                     Quelle: ARE, Kanton Zürich
zwischen den zunehmen-
den Ansprüchen an den
Raum. Neben der Lenkung
des Siedlungswachstums                       Der Kanton Zürich weist eine hohe          Raumplanungsbericht 2017
nach innen wird bei stei-                    Standortattraktivität auf. Ein Teil der  Der Regierungsrat erstattet dem Kan-
gender Bevölkerungszahl                      Standortgunst liegt in der effizienten   tonsrat alle vier Jahre Bericht über den
der Erhalt und der Zugang                    räumlichen Organisation begründet. Mit   Stand der Raumentwicklung im Kanton
zu Freiräumen wichtiger.                     den grossen Zentren, einem Netzwerk      Zürich. Der am 27. Juni 2018 publizier-
                                             mittelgrosser Städte und kleinerer Ge-   te zehnte Raumplanungsbericht widmet
Michael Landolt, Raumplaner und
Daniela Wegner, Raumplanerin                 meinden sowie einer gut ausgebauten      sich der qualitätsvollen Siedlungsent-
Abteilung Raumplanung                        Infrastruktur verfügt der Kanton über    wicklung nach innen. Darüber hinaus
Amt für Raumentwicklung ARE                  ausgezeichnete Voraussetzungen zum       beleuchtet er verschiedene Herausfor-
Baudirektion, Kanton Zürich
Telefon 043 259 39 77
                                             Wohnen und Arbeiten.                     derungen, welchen sich die Raumpla-
michael.landolt@bd.zh.ch                                                              nung aktuell zu stellen hat. Der Bericht
www.are.zh.ch                                Mehr als wohnen und arbeiten             zeigt anhand von Projekten und Verfah-
                                             Der Kanton Zürich ist jedoch nicht nur ren konkrete Lösungsmöglichkeiten in
l Artikel «Kanti Uetikon – Provisorium mit
Vorbildfunktion», Seite 21                   ein Wirtschaftsmotor und ein attrakti- der Raumentwicklung auf.
l Veranstaltungen, Seite 45, 47              ver Wohnstandort. Es sind massgeb-
                                             lich auch seine intakten Naturräume,                  Kanton Zürich
                                                                                                   Regierungsrat

                                             Wälder, Seen und Hügellandschaften,                 Raumplanungsbericht
                                                                                                 2017
                                             die seine Lebensqualität ausmachen.                   RRB Nr. 630/2018, Vorlage 5470
                                                                                                   Bericht des Regierungsrates an den Kantonsrat
                                                                                                   vom 27. Juni 2018
                                             Sie sind wichtige Ökosysteme, die Tie-
                                             ren und Pflanzen Lebensraum bieten.
                                             Die Naturräume sorgen für den ökologi-
                                             schen Ausgleich und dienen der Erho-
                                             lung. Teil davon ist das Kulturland, auf
                                             welchem unsere Nahrungsmittel ange-
                                             baut werden.

                                             Wachsende Bevölkerung
                                             Die Bevölkerung des Kantons Zürich
                                             wächst. Auch dies ist Ausdruck sei-
                                             ner Standortattraktivität und Teil sei-
                                             nes Erfolgs. Das Wachstum hilft mit,
                                             die notwendige Erneuerung des bauli-
                                             chen Bestands und der Infrastrukturen
                                             voranzubringen. Die Raumplanung ist                    Der Raumplanungsbericht 2017
                                             durch das Bevölkerungswachstum je-                    kann per E-Mail an are@bd.zh.ch
                                             doch auch gefordert. Ihre Aufgabe be-                       kostenlos bestellt werden.
                                                                                                                              Quelle: ARE, Kanton Zürich
                                             steht darin, vorauszuschauen und die
                                             räumliche Entwicklung in eine nach-
                                             haltige Richtung zu lenken, damit auch
                                             künftige Generationen von der hohen

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Raum/Landschaft                                             14
ZUP Nr. 92 Dezember 2018

Standort- und Lebensqualität profitie- Phasen der Siedlungsentwicklung Erholungs-Hotspots
ren. Der Erhalt der bestehenden Frei-                                                        Freiräume zur Naherholung werden bei
räume ist dabei ein entscheidender Er-                                                       steigender Bevölkerungszahl wichti-
folgsfaktor.                                                                                 ger. Gleichzeitig ist bei stark frequen-
                                                                                             tierten Ausflugszielen, sogenannten
Innenentwicklung ermöglichen                                     Innen-                      Erholungs-Hotspots, mit Nutzungs-
                                                              entwicklung
Nur wenn es gelingt, die weitere Zersie-                                                     konflikten zu rechnen. Die Naturräume,
delung zu begrenzen, können die land-                          Brachen-                      in denen sich die Hotspots befinden,
schaftlichen Qualitäten des Kantons                           entwicklung                    werden durch die grossen Besucher-
bewahrt werden. Innenentwicklung vor                                                         ströme beeinträchtigt (siehe Beispiel
Aussenentwicklung ist deshalb das                        Siedlungserweiterung                Seegräben, Infotext, Seite 15).
zentrale Prinzip der kantonalen Raum-
ordnungspolitik.                                Da Industrie- und Gewerbebrachen rar
Ihre Siedlungen nach innen zu entwi- werden, verlagert sich das Augenmerk der
ckeln, stellt die Städte und Gemeinden        Planung zusehends auf die bestehenden Gebietsplanung ausserhalb
                                                   Wohn-, Misch- und Zentrumszonen.
vor grosse Herausforderungen. Um In-                              Quelle: ARE, Kanton Zürich des Siedlungsraums
nenentwicklung zu ermöglichen, müs-                                                          Auch weiter weg von den Zentren und
sen sie sich intensiv mit dem Bestand                                                        ausserhalb des Siedlungsgebiets stel-
auseinandersetzen und ihre Entwick-                                                          len sich vielfältige planerische Aufga-
lungsabsichten formulieren. Eine quali- wirkung aller Anspruchsgruppen sind ben. Ziel ist es, Bauvorhaben ausser-
tätsvolle Innenentwicklung erfolgt unter weitere Anstrengungen erforderlich. halb der Bauzonen nicht mehr allein
Einbezug von Bevölkerung, Politik und Punktuell sind auch Anpassungen an über Ausnahmeregelungen zu beurtei-
Wirtschaft sowie in Abwägung vielfälti- den bestehenden Regulierungen oder – len, sondern aufgrund einer gesamt-
ger Interessen.                            wie im Falle des Mehrwertausgleichge- räumlichen Betrachtung. Die Situati-
                                           setzes – neue Instrumente nötig.                  onsanalyse soll vor dem Hintergrund
Bestehenden Werten Sorge tragen                                                              der gewünschten räumlichen Entwick-
Innenentwicklung gelingt dann, wenn Freiräume – Herausforderung                              lung in diesem Gebiet erfolgen. Hier
bestehende Qualitäten bewahrt und im Siedlungsgebiet                                         könnte das Instrument der Gebietspla-
neue geschaffen werden. Die Vielfalt der Eng mit der Siedlungsentwicklung nung, das im Siedlungsgebiet bereits
Nutzungen auf engem Raum ist attrak- nach innen verbunden ist die Nach- erfolgreich angewendet wird, wertvolle
tiv und spannend, sie kann aber auch frage nach Erholungsräumen. Mit der Dienste leisten.
zu Konflikten führen. Informelle und or- steigenden Bevölkerungszahl werden
dentliche Planungsverfahren helfen, an die vorhandenen Frei- und Grünflä- Demografische Entwicklung
diese Herausforderungen zu bewälti- chen zusätzliche Ansprüche gestellt. und Digitalisierung
gen. Innenentwicklung ist anspruchs- Besonders in dicht besiedelten Gebie- Die Bedürfnisse einer älter werden-
voll und gelingt nur gemeinsam.            ten besteht eine zunehmende Nachfra- den Gesellschaft stellen die Raumpla-
Die bestehenden Planungsinstrumente ge nach Freiräumen, die für die alltägli- nung vor neue Herausforderungen. Die
reichen in der Regel aus, um die räum- che Erholung und Freizeit zur Verfügung Ansprüche und Anforderungen an den
liche Entwicklung zu steuern. Beim Ein- stehen (Foto Seite 16).                              Wohnraum und das Wohnumfeld än-
bezug der Bevölkerung und bei der Mit-                                                       dern sich und werden immer vielfälti-
                                                                                             ger. Die Ausstattung und Gestaltung
              Bevölkerungsentwicklung und -prognose                                          von Siedlungen und Wohnquartieren ist
                                                                                             im Hinblick auf diese Veränderungen zu
             2000
                                                   Entwicklung        Prognose               prüfen und entsprechend anzupassen.
             1800
                                                                                             Der technische Fortschritt im Bereich
             1600
                                                                                             der Digitalisierung ist ein zweiter wich-
             1400
                                                                                             tiger Trend. Die Digitalisierung beein-
        Bevölkerung

             1200
          (in 1000)

                                                                                             flusst, wie wir uns im Raum bewegen,
             1000
                                                                                             ihn nutzen und gestalten. Dank kosten-
              800
                                                                                             günstiger Sensoren und deren Vernet-
              600                                                                            zung ergeben sich neue Möglichkeiten
              400                                                                            zur effizienteren Steuerung von Versor-
              200                                                                            gungs- und Verkehrsnetzen, Gebäuden
                0                                                                            und Siedlungen. Mögliche Effizienz-
                      1960

                                1970

                                         1980

                                                     1990

                                                                  2000

                                                                             2010

                                                                                     2017
                                                                                     2020

                                                                                                   2030

                                                                                                               2040

                                                                                             gewinne sind für eine Reduktion des
                                                                                             Ressourceneinsatzes und des Flächen-
         Ländliche Handlungsräume Urbane Handlungsräume
            Naturlandschaft          Urbane Wohnlandschaft                                   bedarfs zu nutzen.
                Kulturlandschaft                Stadtlandschaft
                Landschaft unter Druck

Bis 2040 wird eine Zunahme der Bevölkerung im Kanton Zürich um 23 Prozent erwartet.
Städte sowie urbane Wohnlandschaften werden wohl den Grossteil des künftigen Bevöl-
                                                    kerungswachstums aufnehmen.
                                                                         Quelle: Statistisches Amt, Kanton Zürich

www.umweltschutz.zh.ch/zup
Raum/Landschaft                                15
ZUP Nr. 92 Dezember 2018

                                                         Seegräben liegt idyllisch am Pfäffikersee und zieht Erholungssuchende an.
                                      Der Erlebnishof lockt noch mehr Menschen hierher, so dass ein Verkehrskonzept nötig wurde.
                                                              Quelle: links, Roland zh, WikimediaCommons (CC BY-SA 3.0); rechts, ARE, Kanton Zürich

Regionale Vielfalt als Stärke              Seegräben: Bedrängter Erholungs-Hotspot
wahrnehmen                                 Die Gemeinde Seegräben ist aufgrund              zentagen überlastet und in der übrigen
Das kantonale Raumordnungskonzept          ihrer Lage am Pfäffikersee und wegen             Zeit nur teilweise belegt ist.
setzt für die verschiedenen Handlungs-     des Juckerhofs ein beliebtes Ausflugs-
räume unterschiedliche Akzente. Es un-     ziel, ein sogenannter Hotspot der Er-            Besucherströme lenken
terscheidet städtische von eher ländlich   holung. So wurde der bereits stark fre-          Die Gemeinde Seegräben hat mit dem
geprägten Gemeinden, da sie nicht die-     quentierte Pfäffikersee-Erholungsraum            Juckerhof die Verantwortlichkeiten für
selben räumlichen Voraussetzungen          in den letzten Jahren von immer mehr             die verkehrlichen Massnahmen, ins-
und teilweise auch unterschiedliche Be-    Menschen besucht.                                besondere den Verkehrsdienst, in einer
dürfnisse haben.                                                                            Vereinbarung festgehalten. Das Ver-
Den beschriebenen Herausforderungen        Besucherverhalten erheben                        kehrskonzept zur Bewältigung des
müssen sich jedoch alle Zürcher Ge-        Ein Nutzungskonzept kann potenzielle             Ausflugsverkehrs wurde in den letzten
meinden stellen: Das Prinzip der Innen-    Konflikte entflechten. Als Grundlage             Jahren laufend angepasst. In Abspra-
vor Aussenentwicklung, der Umgang          dafür untersuchten die Gemeinde See-             che mit der Kantonspolizei und dem
mit den Nichtbauzonen, der demogra-        gräben, die Jucker Farm AG, die Hoch-            kantonalen Tiefbauamt wird an Spit-
fische Wandel und die Digitalisierung      schule für Technik Rapperswil sowie              zentagen (Sonntage im Herbst mit
sind Themen, die alle angehen.             das Amt für Raumentwicklung 2015                 schönem Wetter) der Dorfkern abge-
Neben den mit der Planung befassten        das Verhalten von 2200 Besucherinnen             sperrt, der Verkehr umgeleitet und die
Behörden von Kanton, Regionen und          und Besuchern. Sie kommen vor allem              Zufahrt nur noch für Anwohnerinnen
Gemeinden sind insbesondere die Wirt-      nach Seegräben, um zu «wandern und               und Anwohner ermöglicht. Der Jucker-
schaft und die Bevölkerung wichtige        sich zu erholen» sowie um den Jucker-            hof betreibt an einigen Tagen im Herbst
Akteure bei der Gestaltung der räumli-     hof zu besuchen.                                 einen Shuttlebus, der zwischen dem
chen Entwicklung. Als Querschnitt- und     Die meisten befragten Personen stam-             Bahnhof Aathal und dem Gemeinde-
Gemeinschaftsaufgabe ist die Raum-         men aus der näheren Umgebung (An-                haus zirkuliert. Die Situation hat sich
planung auf den Austausch und die          fahrtsweg von maximal 30 Minuten mit             dadurch verbessert. Ein erweitertes
Zusammenarbeit mit allen Anspruchs-        dem Auto). Über 70 Prozent der Besu-             Angebot an öffentlichem Verkehr oder
gruppen angewiesen. Die Verfahren der      cher benutzen zur Anreise das Auto.              eine Verbesserung der Parkplatzsitu-
Raumplanung sind bedarfsorientiert         Der grösste Teil davon parkiert auf dem          ation in Seegräben werden im Projekt
weiterzuentwickeln. Sie fördern den        Gemeindeparkplatz in Seegräben, der              «Mobilität + Umwelt Pfäffikersee» unter
Einbezug aller Interessen und ermögli-     im Frühsommer und im Herbst an Spit-             Federführung des Amts für Verkehr un-
chen einen fairen und transparenten In-                                                     tersucht.
teressenausgleich und Umgang mitein-
ander.

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