Umweltbildung - Publikation "Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)

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Umweltbildung - Publikation "Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Nr. 55 Dezember 2008

                       Umweltbildung
                       Selber probieren geht über studieren

                       Hochwasserrückhaltebecken
                       Wie der Schutz vor dem Tag x funktioniert

                       Umweltsurvey
                       Was die Bevölkerung zum Umweltschutz meint

                       Feinstaub
                       Wieso es letztes Weihnachten keinen Smog gab

                                                                      Umweltinformation
                                                                      Kanton Zürich
Umweltbildung - Publikation "Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
IMPRESSUM
                    I N H A LT S V E R Z E I C H N I S

                   Editorial: Welchen Stellenwert hat die Umwelt?                                     3
                   Hinweise zum Vollzug                                                               4
    Allgemeines    Vermischtes, Publikationen, Veranstaltungen
                   Impressum, Kantonale Webadressen, Bestellkarte
                                                                                                     45
                                                                                                     51

                   Winterthurs Weg zu Gold
        Energie    Winterthur gehört zur Champions League der europäischen Energiestädte.
                   Trotz Inversion kein Smog
                                                                                                      5

           Luft    Dank natürlicher Konstellationen an Weihnachten 2007 versteht man heute besser,
                   was gegen Smog hilft.                                                              9

           Lärm    Wärmepumpen: Erhitzte Gemüter wegen lauter Wärme
                   Vorsorgen, um die Nachbarschaft vor Nebengeräuschen zu schützen.                  11

Raum/Landschaft
                   Eine Bodenkundliche Baubegleitung zahlt sich für Bauherren aus
                   Erfahrungen mit dem «Spezialbauwerk» Bodenrekultivierung, zwei Interviews.        13

         Boden     Bodenverträgliche Eingriffe in der Landwirtschaftszone
                   Bewilligungen, Baugesuche und geeignete Standorte.                                16

                   Hochwasserrückhaltebecken: Fortschrittlich und bewährt
        Wasser     Hochwassersituationen werden häufiger, die Schäden grösser.
                   Wie Rückhaltebecken dem Hochwasser die Spitze nehmen.                             17

                   ChloroNet – nationale Plattform für CKW-Altlasten
                   Auf der Suche nach praxistauglichen und kostengünstigen Untersuchungs-
                   und Sanierungsmethoden.                                                           21

       Altlasten   Nicht sauber, sondern bereinigt
                   Vision Altlasten 2023, die Generationenaufgabe.                                   23

   Biosicherheit   Klarheit im Umweltschutzvollzug am Beispiel Neobiota
                   Das DPSIR-Modell hilft Behörden, Massnahmen besser zu strukturieren.              25

                   Das Thema Umwelt ist nicht aus der Mode gekommen
                   Umweltsurvey 2007: Auswertung der Studie zu Umweltbewusstsein und -verhalten.     27
   Umweltdaten     Verbesserung der Umweltqualität stösst an Grenzen
                   Umweltbericht 2008 des Kantons Zürich.                                            33

                   Klimareporter: Klimaschutzprojekt an Schulen.                                     35
                   Klartext: Kartenspiel vermittelt Nachhaltige Entwicklung.                         37
                   Kontaktpunkt Umwelt: Lernorte und Ausflugsziele im Kanton Zürich.                 39

 Umweltbildung     Der kluge Einkaufswagen: Unterrichtseinheit zu Umwelt, Konsum und Ökobilanzen. 41
                   Umweltbildung im Kanton Zürich: Hilfsmittel und Kontakte.                         43
Umweltbildung - Publikation "Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Umweltsurvey, Umweltbildung und Smog

Welchen Stellenwert
hat die Umwelt?

Liebe Leserinnen und Leser                                                        Isabel Flynn
                                                                                  Redaktorin «Zürcher UmweltPraxis»
Wie wichtig ist Ihnen die Umwelt? Wie wichtig ist sie der Schweizer Bevölke-
                                                                                  Koordinationsstelle für Umweltschutz
rung? Nimmt sie die Umweltbelastung in der Schweiz als Problem wahr? Ist sie
                                                                                  Generalsekretariat Baudirektion
mit der Umweltqualität in ihrem Lebensumfeld zufrieden? Und was hält sie von
                                                                                  Postfach, 8090 Zürich
Massnahmen wie Partikelfilterpflicht, Tempobegrenzungen oder Atom-Morato-
                                                                                  Telefon 043 259 24 18
rium?
                                                                                  isabel.flynn@bd.zh.ch
Der Schweizer Umweltsurvey 2007 ist Fragen wie diesen auf den Grund gegan-        www.umweltschutz.zh.ch
gen. Ab Seite 27 stellen wir Ihnen die Ergebnisse vor. Und die Überraschungen?
Fluglärm und Elektrosmog scheinen in ihrer Bedeutung für die Bevölkerung
überschätzt zu werden, Familien und Mütter verhalten sich nicht so umweltbe-
wusst, wie man denken würde. Und noch immer gibt es beim Umweltverhalten
deutliche Unterschiede zwischen Stadt- und Landbevölkerung, die altersabhän-
gigen Unterschiede dagegen sind fast verschwunden.

Und wie nehmen Kinder die Umwelt wahr? Man kann sie, beispielsweise mit Na-
turerfahrungen, dafür sensibilisieren, dass sie ihrer Umwelt Sorge tragen: Dazu
gibt es ab Seite 35 verschiedene dem Alter angepasste Hilfsmittel, Adressen,
Ausflugziele sowie Möglichkeiten, selber aktiv zu werden – Tipps, die auch den
Erwachsenen Spass machen dürften und den trockenen Begriff «Umweltbil-
dung» mit Leben füllen.
                                                                                     Editorial
Mehrere Beiträge dieser Ausgabe zeigen ausserdem, dass wir in vielen Bereichen       Editorial
etwas gegen Umweltrisiken in der Hand haben: Gegen die häufiger und scha-
densreicher werdenden Hochwasser helfen oftmals Hochwasserrückhaltebecken.
Lesen Sie ab Seite 17, wie sie funktionieren und was ihre Vorteile sind.

Und auch wenn das nächste Mal eine Smog-Situation befürchtet werden muss,
weiss man jetzt besser als zuvor, was die im Interventionsprogramm der Smog-
verordnung vorgesehenen Massnahmen bewirken könnten. Der Beitrag Seite 9
erklärt, warum es zu Weihnachten 2007 keinen Smog gab.

Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern mit dieser sehr vielseitigen Ausgabe
schöne Weihnachten und einen guten Jahreswechsel.

                                             Herzliche Grüsse

                                             Isabel Flynn
                                             Redaktorin Zürcher UmweltPraxis

UMWELTPRAXIS Nr. 55 / Dezember 2008 www.umweltschutz.zh.ch                                                               3
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Hinweise zum Vollzug

Schutzverordnung für den Sihlwald                  die Bauzonenreserven zu gross sind und sich oft    1. Juli 2007 in Kraft getreten. Ziel der Änderun-
Mit dem Erlass einer Schutzverordnung schafft      nicht dort befinden, wo die künftige Nachfrage     gen waren Vereinfachungen in der Umweltver-
die Baudirektion eine wichtige Voraussetzung       erwartet wird. Eine Weiterführung der bisheri-     träglichkeitsprüfung sowie Einschränkungen
für die Anerkennung des Sihlwalds als Naturer-     gen Praxis würde zu einer zusätzlichen Ausdeh-     des Verbandsbeschwerderechts. Mit den Ver-
lebnispark. Die Verordnung sorgt für den Schutz    nung der Bauzonen um bis zu 13 000 Hektaren        ordnungsänderungen sind wesentliche Anlie-
dieser einmaligen Naturlandschaft vor den To-      (+ 8 Prozent) bis 2030 führen.                     gen der Wirtschaft zur Vereinfachung der Ver-
ren Zürichs und regelt Nutzung und Unterhalt.      Bundesamt für Raumentwicklung                      fahren berücksichtigt worden. Damit wurde das
Der Sihlwald ist zusammen mit den umliegen-        www.are.admin.ch                                   Verbandsbeschwerderecht weiter verbessert,
den Wäldern einer der grössten sich selbst über-                                                      wie es das Parlament auch verlangt hatte.
lassenen Laubmischwälder des schweizerischen                                                          www.uvek.admin.ch
Mittellandes – eine einmalige Naturlandschaft      Revisionspaket für mehr Energieeffizienz
inmitten der Agglomeration Zürich. Das Gebiet      Anfang 2008 hat der Bundesrat den Aktions-
soll trotz Schutzzonen als Erlebnis-, Bildungs-    plan für mehr Energieeffizienz verabschiedet.      Luftreinhaltevorschriften für Baumaschinen
und Erholungsraum für Besucherinnen und Be-        Zur Umsetzung eines Teils der darin enthaltenen    werden schweizweit harmonisiert
sucher zugänglich bleiben.                         Massnahmen hat der Bundesrat heute ein Revi-       Der Bundesrat will die Luftreinhaltevorschriften
Baudirektion, www.zh.ch                            sionspaket in die Vernehmlassung geschickt.        für Baumaschinen vereinheitlichen und hat die
                                                   Dieses umfasst eine Revision des Energiegeset-     Luftreinhalte-Verordnung LRV dementsprechend
                                                   zes zur Einführung eines nationalen Gebäude-       geändert. Der Bundesrat sieht von einem Filter-
Erneuerbare Energien und bessere                   energieausweises und zur Stärkung der kanto-       obligatorium ab und schreibt stattdessen einen
Wärmedämmung: ein Tandem                           nalen Förderprogramme sowie eine Revision der      strengen Grenzwert für die Emissionen fest, der
Erneuerbare Energien und Abwärme können ei-        Energieverordnung, die erstmals Verbrauchsvor-     nach dem heutigen Stand der Technik nur mit
nen bedeutenden Teil des Wärmebedarfs              schriften für Haushaltgeräte und elektronische     wirksamen Partikelfiltersystemen eingehalten
decken. Voraussetzung ist allerdings eine besse-   Geräte bringt. Zusätzlich schlägt der Bundesrat    werden kann. Die Änderung der LRV gilt für alle
re Isolation der Gebäude. Dies betonte der Bau-    eine Verordnungsrevision zur Beschleunigung        neuen Maschinen auf Baustellen ab einer Leis-
direktor, Regierungsrat Markus Kägi, an einer      der Bewilligungsverfahren bei Hochspannungs-       tung von 37 kW ab dem 1. Januar 2009. In die-
Informationsveranstaltung für Gemeindebehör-       leitungen vor. Das Vernehmlassungsverfahren        ser Kategorie ist die Technik bereits am weites-
den und Mitglieder des Kantonsrats in Thalwil.     dauert bis zum 31. Januar 2009.                    ten fortgeschritten. Für kleinere Maschinen und
Die Städte und Gemeinden sind wichtige Vorrei-     Bundesamt für Energie                              für die Nachrüstung von älteren Maschinen hin-
ter bei der Förderung erneuerbarer Energien                                                           gegen gelten nach Leistung und Alter gestaffel-
und der Energieeffizienz, hielt Regierungsrat                                                         te Übergangsfristen.
Kägi fest.                                         Wegweiser für CO2-Kompensationen                   www.uvek.admin.ch
www.energie.zh.ch                                  in der Schweiz
                                                   Das BAFU und das BFE legen die Voraussetzun-
                                                   gen für Klimaschutzprojekte in der Schweiz im      EnergieSchweiz:
Bauzonen – neue Zahlen, alte Probleme              Detail fest. In einer neuen Vollzugsweisung kon-   Neuausrichtung ab 2010 lanciert
Verdichtetes Bauen ist das Gebot der Stunde.       kretisieren das Bundesamt für Umwelt (BAFU)        EnergieSchweiz, das partnerschaftliche Pro-
Doch die grossen Baulandreserven verleiten         und das Bundesamt für Energie (BFE) die Anfor-     gramm für Energieeffizienz und erneuerbare
dazu, neue Gebäude auf der grünen Wiese statt      derungen an Klimaschutzprojekte im Inland, die     Energien, hat sich auch 2007 als verlässliche
im gut erschlossenen Siedlungsgürtel zu erstel-    zum Beispiel die Emissionen von Gaskombikraft-     Plattform in einem dynamischen energiepoliti-
len. Das «Forum Raumentwicklung» geht der          werken kompensieren können. Möglich sind           schen Umfeld erwiesen. Trotz rückläufiger Mit-
Frage nach, über wie viele Bauzonen die            Projekte in den Kategorien Energieeffizienz, er-   tel erzielte EnergieSchweiz beachtliche Wirkun-
Schweiz verfügt, wo es sie braucht und wo eher     neuerbare Energien, Brennstoffwechsel, Trans-      gen und ist in seiner zweiten Etappe (2006–
nicht und mit welchen Instrumenten die Zersie-     port sowie Projekte zur Reduktion von Methan       2010) weiterhin gut unterwegs, wie der kürzlich
delung gebremst werden kann. Die neue Aus-         oder F-Gasen.                                      veröffentlichte Jahresbericht dokumentiert. Be-
gabe der Zeitschrift «Forum Raumentwicklung»       Um den Anforderungen zu genügen, müssen            reits lanciert ist der Prozess für die Weiter-
des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE)           Projekte sowohl Emissionen reduzieren wie          führung und Neuausrichtung von Energie-
präsentiert zum einen die «Bauzonenstatistik       auch zusätzliche Investitionen auslösen. Ein       Schweiz nach 2010.
der Schweiz» und ihre Analysen. In verschiede-     jährliches Monitoring belegt die Reduktion von     Bundesamt für Energie
nen Beiträgen zeigt sie ausserdem, wie gehorte-    Treibhausgasen. Die Vollzugsweisung im PDF-        www.bfe.admin.ch
tes Bauland «verflüssigt» werden kann, wie be-     Format steht vorab auf Deutsch auf den Web-
stehende Gebiete verdichtet werden können,         seiten des BAFU und des BFE zum Herunterla-
ohne gleichzeitig Abstriche an der Qualität des    den bereit.                                        Bund beteiligt sich
Wohnraums machen zu müssen. Wieso die ur-          Bundesamt für Umwelt                               an der gesamten Altlastenbearbeitung
bane Bevölkerung aufs Land zieht und damit die     www.umwelt-schweiz.ch                              Der Bund unterstützt die Kantone weiterhin bei
Zersiedelung zusätzlich verstärkt. Forum Raum-                                                        der Altlastenbearbeitung mit jährlich 26 Millio-
entwicklung Nr. 2/08 «Bauzonen – neue Zahlen,                                                         nen Franken. Im September hat der Bundesrat
alte Probleme» kann schriftlich beim BBL, 3003     Mehr Kontrolle im Verbandsbeschwerde-              die entsprechende Revision der Verordnung
Bern zum Preis von Fr. 10.25 inkl. MWST (Jah-      recht, einfachere Umweltverträglichkeits-          über die Abgabe zur Sanierung von Altlasten
resabonnement: Fr. 30.70 inkl. MWST) bestellt      prüfung                                            (VASA) beschlossen.
werden.                                            Der Bundesrat hat im September die Verord-         www.uvek.admin.ch
Bundesamt für Raumentwicklung ARE                  nung über die Umweltverträglichkeitsprüfung
www.are.admin.ch                                   (UVPV) sowie die Verordnung über die Bezeich-
                                                   nung der im Bereich des Umweltschutzes sowie
                                                   des Natur- und Heimatschutzes beschwerdebe-
Bauzonenreserven sind zu gross und oft am          rechtigten Organisationen (VBO) an die neuen
falschen Ort                                       Bestimmungen des Umweltschutzgesetzes und
Gemäss der ersten landesweiten Bauzonensta-        des Natur- und Heimatschutzgesetzes ange-
tistik des Bundesamts für Raumentwicklung          passt. Das Parlament hatte die durch eine Parla-
(ARE) gibt es heute knapp 227 000 Hektaren Bau-    mentarische Initiative von Ständerat Hans Hof-
zonen. Ungefähr ein Viertel davon ist noch nicht   mann ausgelösten Gesetzesänderungen im De-
überbaut. Eine Expertenstudie zeigt zudem, dass    zember 2006 verabschiedet. Sie waren am

4                                                                                 UMWELTPRAXIS Nr. 55 / Dezember 2008 www.umweltschutz.zh.ch
Umweltbildung - Publikation "Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
In der Champions League der Energiestädte

Winterthurs Weg zu Gold

Winterthur erhielt 2007 den «Euro-          Crème de la crème                             Claudia Schreiber
pean Energy Award GOLD» und                                                               Departement Sicherheit und Umwelt
gehört damit zur Champions League           Schweizweit dürfen sich derzeit nur           Umwelt- und Gesundheitsschutz
der europäischen Energiestädte.             zehn Städte mit dem «European Energy          Obertor 32, Postfach
Um das GOLD-Label zu erhalten,              Award GOLD» schmücken. Neben                  8402 Winterthur
waren nicht nur alle Bereiche der           Winterthur sind dies Baden, Basel,            Telefon 052 267 57 42
Verwaltung stark gefordert, son-            Cham, Delémont, Lausanne, Neuchâ-             Fax 052 267 63 22
dern auch die Bevölkerung. Auf              tel, Riehen, Schaffhausen und Zürich.         umwelt@win.ch
den Lorbeeren ausruhen darf sich            Sie alle haben beim Audit von Ener-           www.ugs.winterthur.ch
die Eulachstadt nicht – die Arbeit          gieSchweiz mindestens 75 Prozent der
geht weiter.                                vorgegebenen Massnahmen umge-
                                            setzt. Alle vier Jahre werden die Städte
                                            in einem Re-Audit überprüft und müs-
Ein kluges Energiemanagement zahlt          sen erneut über 75 Prozent erfüllen, um
sich einerseits in Franken und Rappen       den Award zu behalten. Winterthur er-
aus, anderseits aber auch mit Image-        hielt den «European Energy Award
gewinn und Vorteilen fürs Standort-         GOLD» im Herbst 2007, indem die
marketing. Für Ernst Wohlwend, Stadt-       Stadt 76,9 Prozent der möglichen
präsident der GOLD-Stadt Winterthur,        Punkte aus dem Massnahmenkatalog
ist der Award ein gutes Argument für        von «EnergieSchweiz» erreichte.
Neuzuzüger: «Wir werfen diese Aus-          Besonders stark schnitt Winterthur in
zeichnung sehr gerne als zusätzliches,      den Bereichen Entwicklungsplanung                 Energie
überzeugendes Argument in die Waag-         und Raumordnung, Interne Organisa-
schale, wenn es darum geht, neue Un-
ternehmen und Privatpersonen für
Winterthur zu gewinnen.» Die Aus-
zeichnung fördert in den Augen des
Winterthurer Stadtpräsidenten das Be-
wusstsein, dass nur nachhaltiges Den-
ken und Handeln uns auf unserem Pla-
neten eine Zukunft sichert: «Die Aus-
zeichnung macht klar, dass bei politi-
schen, wirtschaftlichen und auch kultu-
rellen Entscheiden dem Kriterium Nach-
haltigkeit ein immer gewichtigerer Stel-
lenwert einzuräumen ist.» Gemeinden,
die das GOLD-Label tragen, sind euro-
paweit Spitze in der Förderung erneu-
erbarer Energien, in Bestrebungen zur
Senkung des CO2-Ausstosses und in der
Umsetzung zahlreicher weiterer ener-
giepolitischer Massnahmen.
                                            Im Juni war im Rahmen der Aktion «bike to work» auch der Stadtrat von Winterthur per Velo
                                            unterwegs. Von links: Stadtrat Dr. Matthias Gfeller (Technische Betriebe), Stadtrat Walter
                                            Bossert (Bau), Stadträtin Pearl Pedergnana (Schule und Sport) und Stadtrat Michael Künzle
                                            (Sicherheit und Umwelt).
                                                                                                                Quelle: UGS Winterthur

UMWELTPRAXIS Nr. 55 / Dezember 2008 www.umweltschutz.zh.ch                                                                         5
Umweltbildung - Publikation "Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Energie

                                                                                         Energiesparen von verschiedenen Sei-
                                                                                         ten anpacken. In den folgenden Ab-
                                                                                         schnitten werden konkrete Projekte aus
                                                                                         Winterthur vorgestellt.

                                                                                         Clevermobil

                                                                                         Entscheide für ein bestimmtes Trans-
                                                                                         portmittel oder einen bestimmten Weg
                                                                                         werden oft nicht bewusst getroffen.
                                                                                         Mit der dreijährigen Mobilitätskam-
                                                                                         pagne «clevermobil» fördert Winter-
                                                                                         thur mit Informationen gezielt eine sinn-
                                                                                         volle Kombination verschiedener Mobi-
                                                                                         litätsformen. Privatpersonen können
                                                                                         sich kostenlos beraten lassen und ihr
                                                                                         Mobilitätsverhalten bewusster planen.
Freude über den GOLD-Award. Von links: Michael Künzle (Stadtrat Winterthur), Cornelia    «Wer clevermobil ist, spart nicht nur
Brandes (Trägerverein Energiestadt), Ernst Wohlwend (Stadtpräsident Winterthur) und      Zeit, sondern leistet auch einen we-
Dr. Anna Roschewitz (Leiterin Umwelt- und Gesundheitsschutz Winterthur).                 sentlichen Beitrag zu seiner Gesundheit
                                                                Quelle: UGS Winterthur
                                                                                         und zu einer lebenswerten Stadt Win-
tion sowie Mobilität ab. Beim öffentli-     beit innerhalb der Stadtverwaltung»,         terthur», betont Stadtrat Michael
chen Verkehr, der Verkehrsberuhigung        erklärt Michael Künzle. Um den Erfolg        Künzle. Die Kampagne unterstützt die
und dem Parkieren sowie der nicht mo-       einer Energiestadt zu garantieren, muss      energie- sowie klimapolitischen Ziele
torisierten Mobilität erfüllte Winterthur   jedoch nicht nur die Stadtverwaltung         der Stadt und dient damit einer langfris-
im Schnitt 96 Prozent der Vorgaben.         mithelfen, sondern es braucht auch ein       tigen Standortförderung. Da Mobilität
Steigerungspotenzial hingegen haben         Umdenken in der Bevölkerung. Sei es          an der Stadtgrenze nicht Halt macht, ist
die kommunalen Gebäude und Anla-            bei der Wahl der Verkehrsmittel oder         die Zusammenarbeit mit öffentlichen
gen, wo nur knapp die Hälfte der Mass-      beim sparsamen Umgang mit Energie            und privaten Partnerorganisationen
nahmen erfüllt wurde.                       und Wasser. «Wir müssen lernen, Nach-        zentral: Die Stadt Winterthur hat das
Der «European Energy Award GOLD»            haltigkeit zu leben, auch wenn dadurch       Konzept für die Mobilitätskampagne
wird neben der Schweiz auch in Öster-       lieb gewonnene Gewohnheiten in Fra-          clevermobil deshalb gemeinsam mit
reich, Frankreich, Deutschland, Irland,     ge gestellt werden», so Michael Künzle.      der Stadt St. Gallen entwickelt. Auf der
Italien und Lettland vergeben. In der in-                                                Website www.ugs.winterthur.ch/cle-
ternationalen Rangliste aller Goldstäd-                                                  vermobil finden Interessierte Tipps zu
te belegt Winterthur den guten 13.          Steiler Weg                                  cleveren Transportmitteln und -wegen.
Rang.
                                            Mit fast 77 Prozent umgesetzter Mass-
                                            nahmen verbesserte sich Winterthur           Bike to work
Breite Unterstützung                        gegenüber der Zertifizierung vor drei
                                            Jahren um über 10 Prozent. «Der              Ein Teil der «clevermobil»-Kampagne
Für den Winterthurer Stadtrat Michael       GOLD-Award war ein hartes, aber schö-        ist die Aktion «bike to work» von Pro
Künzle ist klar, worin der Erfolg seiner    nes Stück Arbeit», bemerkt Michael           Velo Schweiz. Teams von jeweils vier
Stadt begründet liegt: «Ein wichtiger       Künzle rückwirkend. «Es war knapp –          Personen legen ihren Arbeitsweg an
politischer Grundstein für die Medaille     wir mussten die Zitrone bis zum letzten      mindestens der Hälfte aller Arbeitstage
wurde 2006 gelegt, als wir die Legisla-     Tropfen ausdrücken, um genügend              im Juni mit dem Velo zurück, oder bei
turschwerpunkte für die kommenden           Punkte zu erreichen.» Künftig soll es        einem längeren Weg kombiniert mit öf-
vier Jahre festlegten.» Der Stadtrat von    nicht mehr so eng werden: «Wir möch-         fentlichen Verkehrsmitteln. Im Juni 2008
Winterthur bekundet darin seinen Wil-       ten die Goldmedaille in vier Jahren          stellte jedes der sieben Departemente
len, hinsichtlich Nachhaltigkeit und im     locker und leichtfüssig bestätigen»,         der Stadt Winterthur mindestens ein
Umgang mit der Umwelt und Energie           wünscht sich der Stadtrat. Damit Win-        Team, welches bei «bike to work» mit-
weitere Fortschritte zu erzielen. «Das      terthur den «European Energy Award           machte. Insgesamt nahmen 178 Vierer-
Label ist ein Verdienst guter und depar-    GOLD» auch künftig behalten kann,            teams der Stadt Winterthur an der Ak-
tementsübergreifender Zusammenar-           laufen diverse Projekte, die das Thema       tion teil.

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Umweltbildung - Publikation "Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Lärm
                                                                                                                               Energie

Die coolste Wette der Stadt                   Hälfte des Eisblocks übrig. In Basel, wo
                                              dasselbe Experiment gleichzeitig in ei-
Ein grosser Teil des schweizerischen En-      nem Häuschen mit 70er-Jahre-Stan-
ergieverbrauchs wird für den Bau und          dard durchgeführt wurde, war der Eis-
den Betrieb von Gebäuden verwendet.           block nach drei Wochen geschmolzen.
Eine leistungsfähige Gebäudedäm-
mung bietet grosse Chancen zur Ver-
ringerung des Energieverbrauchs – Ge-         Entwicklungsplanung
bäude mit guter Dämmung brauchen              und Raumordnung
bis zu 90 Prozent weniger Energie. Um
die Bevölkerung auf dieses Thema auf-         Der Winterthurer Stadtrat erstellte ein
merksam zu machen, realisierte Win-           detailliertes Energiekonzept 2000 mit
terthur vom 4. bis 26. September 2008         Grundlagen und Zielsetzungen bis ins
zusammen mit EnergieSchweiz für Ge-           Jahr 2020 für die Bereiche «private Haus-
meinden und vier weiteren Städten ei-         halte», «Wirtschaft», «Dienstleistung,
ne Eisblockwette. Dazu wurde ein Eis-         Gewerbe, Handel», «Verkehr und öf-
block in einem optimal wärmege-               fentliche Hand». Das darauf aufgebaute
dämmten Minergie-P-Häuschen auf               Aktivitätenprogramm wird jedes Jahr
dem Platz beim Musikpavillon in der In-       überprüft mit dem Ziel, weniger Energie       Melanie (2. von rechts), die kleine Gewinne-
nenstadt Winterthurs aufgestellt. Zu          zu verbrauchen und den CO2-Ausstoss           rin der Eisblockwette Winterthur am
                                                                                            Meet&Greet mit Nobelpreisträger Rajendra
Beginn der Wette wog der Eisblock ei-         weiter zu reduzieren. Zudem soll in nächs-
                                                                                            Pachauri, Chairman of the Intergovern-
ne Tonne. Die Bevölkerung war einge-          ter Zeit die kommunale Verkehrsplanung        mental Panel on Climate Change (IPCC),
laden, ihren Tipp abzugeben, wie viel         revidiert und aktualisiert werden.            anlässlich der Winterthurer Konferenz des
Prozent vom Eis nach drei Wochen                                                            Club of Rome im November 2008.
                                                                                                                     Quelle: Club of Rome
übrig bleiben würde. «Mit der Eisblock-
wette wollen wir sichtbar machen, wel-        Kommunale Gebäude und Anlagen
che Bedeutung eine zukunftsweisende                                                         men an diversen Gebäuden hätten wir
Gebäudedämmung           hat»,    erklärt     In verwaltungsinternen Energiespar-           das GOLD-Label nicht erhalten», ist
Dr. Anna Roschewitz, Leiterin Umwelt-         wochen konnte der Energieverbrauch            Künzle überzeugt. Mit dem Verein
und Gesundheitsschutz Winterthur,             in ausgewählten städtischen Gebäu-            energho wurden 2008 Objektverträge
das Projekt. Nach der dreiwöchigen            den um bis zu 10 Prozent gesenkt wer-         auf fünf Jahre abgeschlossen, wonach
Wettbewerbszeit war noch knapp die            den. «Ohne die getroffenen Massnah-           der Energieverbrauch der städtischen

Die so genannte Eisblockwette (siehe Lauftext) zeigte: Fast die Hälfte des tonnenschweren Eisblocks blieb nach drei Wochen im wärme-
gedämmten Minergie-P-Häuschen noch übrig. In einem dem 70er-Jahre-Standard entsprechenden Häuschen dagegen war das Eis nach drei
Wochen restlos geschmolzen.
                                                                                                                 Quelle: UGS Winterthur

UMWELTPRAXIS Nr. 55 / Dezember 2008 www.umweltschutz.zh.ch                                                                            7
Umweltbildung - Publikation "Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Energie                            Lärm

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                                                                                         Kommunikation und Kooperation

                                                                                         Eine Vernetzung der einzelnen Depar-
                                                                                         temente sowie bereichsübergreifende
                                                                                         Gremien sind wichtig. Behörden, Un-
                                                                                         ternehmen und Bevölkerung ziehen in
                                                                                         Winterthur am gleichen Strang. Für die
                                                                                         Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Ener-
                                                                                         giestadt besteht ein Konzept – so wer-
                                                                                         den Begriffe wie Energiestadt, Öko-
                                                                                         strom und Energiecontracting immer
                                                                                         wieder erwähnt.

                                                                                         Goldstadt auch BlueCity

                                                                                         Winterthur ist nicht nur eine GOLD-
                                                                                         Stadt, sondern wurde im September
                                                                                         2008 auch zur ersten BlueCity der
Am Tag der Sonne im Mai 2008 organisierte Umwelt- und Gesundheitsschutz Winterthur ei-   Schweiz erkoren. BlueCitys stellen sich
nen Solarmarkt. Verschiedene Firmen und Organisationen präsentierten unter anderem       der Klimaschutzorganisation myblue-
Sonnenkollektoren oder Solarglacé.
                                                                                         planet als aktive Partner zur Bekämp-
                                                                Quelle: UGS Winterthur
                                                                                         fung des Klimawandels zur Verfügung.
Liegenschaften generell gesenkt wer-        und Kompogas aus Grünabfällen zu ge-         Durch ihr Engagement zeigen die Blue-
den soll – und dies mit Erfolgsgarantie.    winnen. Es entstanden zudem Holz-            Citys, dass sie sich mit der Klimaschutz-
Zudem wurde mit den anderen GOLD-           schnitzelanlagen mit Wärmeverbund.           Thematik auseinandersetzen und be-
Städten Schaffhausen, St. Gallen und        Der Winterthurer Stromversorger Stadt-       strebt sind, die CO2-Emissionen so ge-
Zürich der Gebäudestandard 2008 ent-        werk Winterthur bietet neu wählbare          ring wie möglich zu halten.
wickelt und eingeführt. Der Standard        Stromprodukte (Ökostrom, Wasser-             Als erste BlueCity der Schweiz über-
dient der verstärkten Umsetzung von         strom, Recyclingstrom und Kernstrom)         nimmt die Stadt Winterthur eine Vor-
Massnahmen bezüglich Energieeffizi-         sowie einen ökologischeren Standard-         reiterrolle. Der Beitritt zu den BlueCitys
enz, erneuerbaren Energien, Bauökolo-       mix an. Mit dem Klimafonds Stadtwerk         ermöglicht eine Vernetzung mit ande-
gie und gesundem Innenraumklima.            Winterthur werden zudem Projekte in          ren Regionen, die sich ebenfalls für eine
Mit diesem Standard werden Massstä-         der Ostschweiz unterstützt, welche den       nachhaltige Entwicklung einsetzen.
be beim energie- und umweltgerech-          CO2-Verbrauch verringern. In einem ge-
ten Bauen gesetzt, die weit über das ge-    meinsamen Projekt von Klimafonds
setzliche Mass hinausgehen. Die öf-         Stadtwerk Winterthur, Umwelt- und
fentliche Bauherrschaft kann so einen       Gesundheitsschutz der Stadt Win-
konkreten Beitrag zum Klimaschutz           terthur und Energie Zukunft Schweiz
leisten. Stadtintern ist Winterthur mit     startete am 8. Juli 2008 das Programm           Label Energiestadt
dem Projekt «Zentrales Immobilien-          «100jetzt!». Ziel des Programms zur             Das Label «Energiestadt» ist eine Auszeich-
management ZIM» auf dem Weg zu              Förderung thermischer Solaranlagen:             nung des Bundesamts für Energie und des
einer noch professionelleren Gebäude-       Innert 18 Monaten sollen 100 neue So-           «Trägervereins Energiestadt». Energiestäd-
betreuung. «Wir erhoffen uns davon          lardächer in Winterthur installiert sein.       te fördern erneuerbare Energien, verringern
nicht nur finanzielle Einsparungen, son-    Speziell ausgebildete Energieberater            den CO2-Ausstoss und den Verbrauch von
dern auch den energiesparenden Un-          begleiten die Kunden vom ersten Bera-           Erdöl. Das bringt der Schweiz reellen Nut-
terhalt», erklärt darum auch Stadtrat       tungsgespräch bis zur Endabnahme der            zen: Gemeinsam reduzieren die über 160
Michael Künzle.                             Anlage. Die Kosten für den Energiebe-           Energiestädte jährlich den CO2-Ausstoss um
                                            rater trägt der Klimafonds, sofern die          78 000 Tonnen, den Verbrauch von Brenn-
                                            Solaranlage schlussendlich auch instal-         und Treibstoffen um 30 Millionen Liter und
Versorgung und Entsorgung                   liert wird. Den Bau der solaren Kom-            den Stromverbrauch um 72 Millionen Kilo-
                                            paktanlagen unterstützt der Klima-              wattstunden (das entspricht dem Bedarf ei-
Winterthur begann in den letzen Jah-        fonds mit einem Förderbeitrag von               ner mittelgrossen Stadt).
ren, die Wärme aus Abwasser zu nutzen       1000 Franken pro Anlage.

8                                                                       UMWELTPRAXIS Nr. 55 / Dezember 2008 www.umweltschutz.zh.ch
Umweltbildung - Publikation "Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Dank natürlicher Konstellationen an Weihnachten 2007 weiss man heute, was gegen Smog hilft

Trotz Inversion kein Smog

Saisonal bedingte Inversionslagen                               Für die Auslösung der Schwelle müssen                                                                                                                           Roy Eugster
führen dazu, dass im Winter mit                                 bestimmte Bedingungen erfüllt sein:                                                                                                                             Abteilung Lufthygiene
Smogsituationen durch Feinstaub-                                • Stationen müssen den Schwellenwert                                                                                                                            Stampfenbachstr. 12
belastungen zu rechnen ist. Zwar                                   erreicht oder überschritten haben,                                                                                                                           Postfach, 8090 Zürich
sollen diese durch Massnahmen der                               • die Wetterlage muss für die nächsten                                                                                                                          Telefon 043 259 43 57
Smog-Verordnung künftig ent-                                       drei Tage stabil sein.                                                                                                                                       roy.eugster@bd.zh.ch
schärft werden können. Aber wer-                                Wie aber kann man sicher sein, dass die                                                                                                                         www.lufthygiene.zh.ch
den diese Massnahmen überhaupt                                  umstrittene Massnahme der Tempore-
wirksam sein? Eine natürlicherweise                             duktion überhaupt Wirkung auf die
in der Weihnachtszeit 2007 «simu-                               Smog-Situation hat? Auf Weihnachten
lierte Smog-Intervention» hat jetzt                             2007 ergab sich durch Zusammentref-
tatsächlich die Wirksamkeit belegt.                             fen verschiedener Faktoren natürlicher-
                                                                weise eine «simulierte Smog-Interven-
Vielen ist wohl noch der Februar 2006                           tion, die man nicht geeigneter hätte be-
in Erinnerung, als, bedingt durch die                           stellen können.
stabile Inversionslage, die tägliche Fein-
staubbelastung im Grossraum Zürich
über 160 μg/m³ anstieg. Der Kanton                              Vor Weihnachten 2007 drohte
Zürich veranlasste damals zusammen                              wieder Smog
mit anderen Kantonen eine kurzfristige
Temporeduktion, die galt, bis sich die                          Ab Mitte Dezember 2007 begann die
Schadstoffsituation beruhigt hatte. Als                         mittlere Inversionsgrenze von über                                                                                                                                       Luft
Folge dieses Ereignisses und um solche                          1600 m ü.M. auf rund 800 m ü.M. zu
Belastungsspitzen künftig vermeiden                             sinken, was eine Smogsituation begüns-
zu können, wurde im November 2006                               tigt. Die Prognosen von Meteo Schweiz
die SMOG-Verordnung verabschiedet,                              wiesen für die nachfolgenden Tage auf
welche beinhaltet, ab was für PM10-
Schwellenwerten welche Reduktions-                                                              1800                                                                                                                                                                                                                                             150
                                                                                                                                                                                                                                                                       mittlere Inversionsuntergrenze
massnahmen ergriffen werden sollen.                                                                                                                                                                                                                                    Winterthur
                                                                                                                                                                                                                                                                       Stampfenbachstr.
                                                                                                1500                                                                                                                                                                   Wallisellen                                                               125
                                                                                                                                                                                                                                                                       Tagesmittelgrenzwert PM10
Schwellenwerte der Smog-Verordnung für
                                                                Inversionuntergrenze [m.ü.M.]

                                                                                                1200                                                                                                                                                                                                                                             100
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       PM10-Konzentration [μg/m3]

PM10 (Tagesmittelwert)
Informationsstufe                                 75 μg/m³
                                                                                                900                                                                                                                                                                                                                                              75
Aufruf an die Bevölkerung: zu Fuss gehen oder öV zu benut-
zen, keine Feuer im Freien, Holzöfen ohne Partikelfilter oder
Gütesiegel nicht unnötig anfeuern, Dieselfahrzeuge ohne                                         600                                                                                                                                                                                                                                              50
Partikelfilter stehen lassen.

Interventionsstufe I                             100 μg/m³
                                                                                                300                                                                                                                                                                                                                                              25
Tempo 80, Feuerungsverbot in Holzöfen ohne Partikelfilter
oder Gütesiegel, wenn Heizung mit geringerer Schadstoff-
emission zur Verfügung steht, Verbot von Feuer im Freien                                          0                                                                                                                                                                                                                                              0
                                                                                                       13.12.2007

                                                                                                                    14.12.2007

                                                                                                                                 15.12.2007

                                                                                                                                              16.12.2007

                                                                                                                                                           17.12.2007

                                                                                                                                                                        18.12.2007

                                                                                                                                                                                     19.12.2007

                                                                                                                                                                                                  20.12.2007

                                                                                                                                                                                                               21.12.2007

                                                                                                                                                                                                                            22.12.2007

                                                                                                                                                                                                                                         23.12.2007

                                                                                                                                                                                                                                                      24.12.2007

                                                                                                                                                                                                                                                                   25.12.2007

                                                                                                                                                                                                                                                                                26.12.2007

                                                                                                                                                                                                                                                                                             27.12.2007

                                                                                                                                                                                                                                                                                                          28.12.2007

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       29.12.2007

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    30.12.2007

(Ausnahme: Grill-, Brauchtumsfeuer)

Interventionsstufe II                            150 μg/m³

Zusätzlich zu den Massnahmen aus der Interventionsstufe I
ist es auf Baustellen sowie in der Land- und Forstwirtschaft    Sowohl das Sinken der Inversionsuntergrenze als auch das Ansteigen der PM10-Werte wie-
verboten, dieselbetriebene Maschinen, Geräte und Fahr-
zeuge ohne Partikelfilter einzusetzen
                                                                sen darauf hin, dass Weihnachten 2007 mit Smog zu rechnen sein würde, doch ...
                                                                                                                           Quelle: AWEL, Abt. Lufthygiene

UMWELTPRAXIS Nr. 55 / Dezember 2008 www.umweltschutz.zh.ch                                                                                                                                                                                                                                                                                                      9
Umweltbildung - Publikation "Zürcher UmweltPraxis" (ZUP)
Umweltbildung

                                  1800                                                                                                                                                                                                                                              150                                                                     10'000                                                                                                                                                                                                                                                                   125
                                                                                                                                                                                                         mittlere Inversionsuntergrenze
                                                                                                                                                                                                         Winterthur                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Verkehr
                                                                                                                                                                                                         Stampfenbachstr.                                                                                                                                    9'000
                                  1500                                                                                                                                                                   Wallisellen                                                                125                                                                                                                                                                                                                                                                    PM10 Stampfenbachstrasse
                                                                                                                                                                                                         Tagesmittelgrenzwert PM10                                                                                                                           8'000                                                                                                                                                                                         Tagesmittelgrenzwert PM10                                                 100

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Tagesverkehr Stampfenbachstrasse

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           PM10-Konzentration (μg/m3)
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             7'000
  Inversionuntergrenze [m.ü.M.]

                                  1200                                                                                                                                                                                                                                              100

                                                                                                                                                                                                                                                                                          PM10-Konzentration [μg/m3]
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             6'000                                                                                                                                                                                                                                                                   75

                                  900                                                                                                                                                                                                                                               75                                                                       5'000

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             4'000                                                                                                                                                                                                                                                                   50
                                  600                                                                                                                                                                                                                                               50                                                                       3'000

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             2'000                                                                                                                                                                                                                                                                   25
                                  300                                                                                                                                                                                                                                               25
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             1'000

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                0                                                                                                                                                                                                                                                                    0
                                    0                                                                                                                                                                                                                                               0

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Do 13.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Fr 14.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Sa 15.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               So 16.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Mo 17.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Di 18.12.07
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Mi 19.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Do 20.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                     Fr 21.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                   Sa 22.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                 So 23.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Mo 24.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Di 25.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             Mi 26.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Do 27.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Fr 28.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                         Sa 29.12.07

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                       So 30.12.07
                                         13.12.2007

                                                      14.12.2007

                                                                   15.12.2007

                                                                                16.12.2007

                                                                                             17.12.2007

                                                                                                          18.12.2007

                                                                                                                       19.12.2007

                                                                                                                                    20.12.2007

                                                                                                                                                 21.12.2007

                                                                                                                                                              22.12.2007

                                                                                                                                                                           23.12.2007

                                                                                                                                                                                        24.12.2007

                                                                                                                                                                                                     25.12.2007

                                                                                                                                                                                                                  26.12.2007

                                                                                                                                                                                                                               27.12.2007

                                                                                                                                                                                                                                             28.12.2007

                                                                                                                                                                                                                                                          29.12.2007

                                                                                                                                                                                                                                                                       30.12.2007
... wider Erwarten stiegen dann die PM10-Werte über Weihnachten                                                                                                                                                                                                                                                        ... das Zusammenbrechen des Verkehrs in der letzten Jahreswoche
trotz stabiler Inversionslage nicht weiter an, denn ...                                                                                                                                                                                                                                                                verhinderte eine Smog-Situation.
                                       Quelle: AWEL, Abt. Lufthygiene                                                                                                                                                                                                                                                                                     Quelle: AWEL, Abt. Lufthygiene

eine länger andauernde, stabile Inversi-                                                                                                                                                                                  und bis Ende Dezember auf dem Niveau                                                                                                                                                                             rück. Man bedenke: Ein Lastwagen
onsphase hin.                                                                                                                                                                                                             eines Sonntags bleibt. Am Weihnachts-                                                                                                                                                                            emittiert immerhin rund 10 Mal mehr
Gleichzeitig mit dem Absinken der In-                                                                                                                                                                                     und Stephanstag 2007 schrumpfte der                                                                                                                                                                              PM10 als ein Personenwagen. Nebst
versionsuntergrenze stieg die Fein-                                                                                                                                                                                       Verkehr sogar auf einen Drittel der übli-                                                                                                                                                                        dem Verkehrsanteil sind über die Weih-
staubbelastung PM10 an. Aus der Er-                                                                                                                                                                                       chen Frequenzen.                                                                                                                                                                                                 nachtstage aber auch die Emissionen
fahrung von 2006 war anzunehmen,                                                                                                                                                                                          Gesamthaft betrachtet, ging der Ver-                                                                                                                                                                             der anderen Quellen (Baustellen, Land-
dass die PM10-Konzentration über die                                                                                                                                                                                      kehr in der letzten Woche des Jahrs                                                                                                                                                                              und Forstwirtschaft) zurückgegangen.
nächsten Tage stetig ansteigen würde,                                                                                                                                                                                     2007 um rund 42 Prozent zurück, der                                                                                                                                                                              Im Prinzip hatten die Weihnachtstage
um dann schliesslich mindestens die In-                                                                                                                                                                                   Schwerverkehr sogar um 60 Prozent.                                                                                                                                                                               also einen ähnlichen Effekt, wie wenn
formationsschwelle zu erreichen.                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           die zweite Interventionsstufe der Smog-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                           Verordnung in Kraft getreten wäre. De-
                                                                                                                                                                                                                          Ein natürlicher Grossversuch                                                                                                                                                                                     ren Wirksamkeit für künftige Situatio-
Wider Erwarten kam es anders                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               nen wurde also durch ein zufälliges Zu-
                                                                                                                                                                                                                          Die Feinstaubbelastung stieg also trotz                                                                                                                                                                          sammentreffen verschiedener Faktoren
Zwar stieg die PM10-Belastung in der                                                                                                                                                                                      stabiler Inversionslage nicht stärker an,                                                                                                                                                                        in dieser «simulierten Smog-Interven-
Folge tatsächlich weiter an, aber wider                                                                                                                                                                                   weil während der Weihnachtstage                                                                                                                                                                                  tion» bereits belegt. Realistischerweise
Erwarten wurde die Informations-                                                                                                                                                                                          deutlich weniger Fahrzeuge unterwegs                                                                                                                                                                             wird das Ausmass allerdings kleiner
schwelle von 75 μg/m³ weder erreicht                                                                                                                                                                                      waren, welche zur Feinstaubbildung                                                                                                                                                                               sein, weil mit Smog-bedingten Mass-
noch überschritten. Die Inversions-                                                                                                                                                                                       hätten beitragen können. Auch ging                                                                                                                                                                               nahmen kaum 40 Prozent der Alltags-
untergrenze schwankte zwar weiterhin                                                                                                                                                                                      der Schwerverkehrsanteil deutlich zu-                                                                                                                                                                            Emissionen vermieden werden können.
zwischen 600 m ü.M und 900 m ü.M.
Die PM10-Konzentration blieb jedoch,                                                                                                                                                                                                        Was ist eine Inversion?                                                                                                                                                                                      nenwärme nicht aufgelöst werden kann.
mit wenigen Ausnahmen, im Bereich des                                                                                                                                                                                                       In der unteren Troposphäre nimmt die Tem-                                                                                                                                                                    Diese stabilen Inversionsschichten lösen sich
Tagesmittelgrenzwerts von 50 μg/m³.                                                                                                                                                                                                         peratur mit der Höhe im Normalfall stetig ab                                                                                                                                                                 meistens erst bei einem Wetterumschwung
Eine Störungszone, welche die Schweiz                                                                                                                                                                                                       (a). Bei Inversionen ist es umgekehrt. Dort                                                                                                                                                                  auf.
am 30. Dezember 2007 durchquerte                                                                                                                                                                                                            nimmt die Temperatur stetig zu (b). Dies
und die Inversionsschicht durchmischte                                                                                                                                                                                                      kommt vor allem bei windarmen, stabilen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                              a) Normalfall                                                                                                b) Inversion
und somit auflöste, beendete die Inver-                                                                                                                                                                                                     Hochdrucklagen im Winter vor. Dabei bildet
sionslage. Die Feinstaubbelastung ging                                                                                                                                                                                                      sich in der untersten Atmosphärenschicht
deutlich (um rund 50 Prozent) zurück,                                                                                                                                                                                                       ein Kältesee. Oberhalb davon nimmt die
was die Situation entspannte.                                                                                                                                                                                                               Temperatur wieder zu, um in der darüberlie-
                                                                                                                                                                                                                                            genden Schicht wieder abzunehmen. Diese
                                                                                                                                                                                                                                            Schichtung verhindert eine Durchmischung
Was war passiert?                                                                                                                                                                                                                           der Luftmassen und dadurch auch die Ver-
                                                                                                                                                                                                                                            dünnung von Schadstoffen. Je nachdem, wie
Die Erklärung wird offensichtlich, be-                                                                                                                                                                                                      gross der Temperaturgradient in dieser Wär-
denkt man, dass am Samstag, 22. De-                                                                                                                                                                                                         meschicht ist, bildet sich eine Barriere, wel-
zember jeweils der Verkehr zurückgeht                                                                                                                                                                                                       che auch während des Tages durch die Son-                                                                                                                                                                        -10°C                       0°C                     10°C                                                      -10°C                        0°C                   10°C

10                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                             UMWELTPRAXIS Nr. 55 / Dezember 2008 www.umweltschutz.zh.ch
Wärmepumpen sind sinnvoll, aber nicht geräuschlos

Gegen erhitzte Gemüter
wegen lauter Wärme

Wärmepumpen holen die Energie               • Luft-Wasser-Wärmepumpen können           Petra Panzer
dort, wo sie sonst verloren ginge –             sowohl Innen- wie Aussenlärm er-       Fachstelle Lärmschutz
im Boden, im Wasser oder in der                 zeugen. Mit einer aussen installier-   Tiefbauamt
Luft. Damit aber wegen der Neben-               ten Wärmepumpe kann zwar der In-       Europastrasse 17
geräusche die Nachbarschaft nicht               nenlärm vermieden werden, dafür        8152 Glattbrugg
belästigt wird, gilt es bereits bei der         werden eventuell mehrere Häuser-       Telefon 044 809 91 64
Planung vorzusorgen und geeigne-                blocks mit ihrem Lärm belästigt.       Fax 044 809 91 50
te Massnahmen zu ergreifen.                 •   Sole-Wasser-Wärmepumpen (Erdwär-       petra.panzer@bd.zh.ch
                                                mesonden) haben den Vorteil, dass      www.laerm.zh.ch
                                                sie kaum Aussenlärm erzeugen. Sie
Wärmepumpen sind ein effizienter Weg            gelten aus lärmschützerischer Sicht
der Energiegewinnung. Aus der Per-              als unproblematisch.
spektive des Lärmschutzes sind sie je-
doch nicht immer unproblematisch,
denn sie erzeugen auf verschiedene          Für Aussenlärm gibt es Grenzwerte
Weise Schall. Hauptschallquellen sind
Verdichter, Ventilatoren und Rohrlei-       Luft-Wasser-Wärmepumpen erzeugen
tungen. Grundsätzlich ist zwischen Luft-    immer Aussenlärm, auch wenn sie im
und Körperschall zu unterscheiden. Bei      Hausinneren aufgestellt sind. Dies liegt
im Freien aufgestellten Wärmepumpen         daran, dass der Lärm durch die Zu- und
ist in der Regel nur der abgestrahlte       Abluftschächte nach aussen dringt.
Luftschall von Bedeutung, während bei       Die Grenzwerte (Nacht) für neu instal-        Lärm
Wärmepumpen im Innern von Gebäu-            lierte Wärmepumpen richten sich nach
den sowohl der Luft- als auch der Kör-
perschall beachtet werden muss.

Lärm bereits
bei Planung berücksichtigen

Die Lärmemissionen von Wärmepum-
pen bewegen sich zwischen 45 dB und
80 dB, unabhängig von der Wärmeleis-
tung der Pumpe.
Der Luftschall von Wärmepumpen
kann relativ einfach berechnet werden
und sollte möglichst früh in den Pla-
nungsprozess einbezogen werden. Die
Körperschallabstrahlung dagegen muss
nicht berechnet werden, sondern sollte
von Beginn weg durch bauliche Mass-
nahmen verhindert werden.
Bei den verschiedenen Wärmepumpen
gibt es grosse Unterschiede. Diese hän-
                                            Durch den Lärm einer Wärmepumpe (rechts im Bild) kann eine schöne Wohnlage in ihrer
gen sowohl vom Typ als auch vom ver-        Qualität gemindert werden.
wendeten Gerät ab.                                                                                                 Quelle: FALS

UMWELTPRAXIS Nr. 55 / Dezember 2008 www.umweltschutz.zh.ch                                                                11
Lärm

der Lärmschutzverordnung (LSV) Art. 7
Abs. 1. Am Lüftungsfenster lärmemp-
findlicher Räume sind die Planungswer-
te nach der LSV (Anhang 6) einzuhal-
ten. Für eingezonte noch nicht bebau-
te benachbarte Grundstücke gelten die
Planungswerte an der Baulinie.
Die Grenzwerte (Nacht) am Immis-
sionsort sind abhängig von der Emp-
findlichkeitsstufe (ES).
Die Tabelle unten beinhaltet die mini-
malen Abstände, die zur Wärmepumpe
eingehalten werden müssen, damit die
Planungswerte eingehalten werden
können (ohne Hindernisdämpfung).
Mit Hilfe des Online-Berechnungs-
werkzeugs WaPu kann die Lärmbelas-
tung am Empfangspunkt in Abhängig-
keit der wichtigsten Parameter abge-
schätzt werden (www.laerm.zh.ch/
waerme).

                                                  Mit dem Einsatz von flexiblen Anschlüssen (Gummielemente) kann Körperschall vermieden
Massnahmen gegen Aussenlärm                       werden.
                                                                                                                             Quelle: FALS

Mit geeigneten Massnahmen lässt sich              3. Aufstellungsort                                      Der Luftschall ist – wie bei aussen in-
die Lärmbelastung am Empfangspunkt                   Eine einfache Lärmschutzmassnahme                    stallierten Geräten – gemäss den Mass-
deutlich herabsetzen.                                ist die problembewusste Positionie-                  nahmen gegen Aussenlärm möglichst
1. Wahl des Typs                                     rung des Gerätes sowie der Ab- und                   früh in die Planung einzubeziehen. Die
   Mit einer im Hausinneren installier-              Zuluftschächte. Der Abstand und die                  Norm SIA 181:2006 legt den maxima-
   ten Sole-Wasser-Wärmepumpe kann                   Nutzung der betroffenen Räume                        len zulässigen Schallpegel LH von haus-
   Aussenlärm vollständig vermieden                  sind weitere wichtige Kriterien.                     technischen Anlagen in Wohnräumen
   werden. Für deren Installation wird            4. Schalldämpfer                                        fest. Dabei wird nicht zwischen Luft-
   allerdings eine Genehmigung des                   Wird der Luftstrom durch einen                       und Körperschallübertragung unter-
   AWEL benötigt.                                    Schalldämpfer (z.B. Kulissenschall-                  schieden.
2. Gerätewahl                                        dämpfer oder zylindrische Absorp-                    Der Körperschall wird mit geeigneten
   Bei der Wahl einer Wärmepumpe                     tionsschalldämpfer) geleitet, wird                   baulichen Massnahmen unterbunden.
   soll auch auf einen möglichst tiefen              der Lärmpegel des austretenden                       Dazu gehören unter anderem die elasti-
   Schallleistungspegel geachtet wer-                Schalls wesentlich verringert.                       sche Lagerung der Wärmepumpe, das
   den. Der Schallleistungspegel einiger                                                                  Einsetzen von Kompensatoren bei aus-
   Modelle findet sich auf der Website                                                                    gehenden Leitungen und das Vermei-
   des Wärmepumpen-Testzentrums                   Vorgehen gegen Innenlärm                                den von Körperschallbrücken.
   (WPZ; www.wpz.ch) Töss. Ansons-
   ten empfiehlt es sich, beim Hersteller         Bei innen installierten Wärmepumpen
   nachzufragen.                                  treten sowohl Luft- als auch Körper-
                                                  schall auf.

                                               Emissionspegel Wärmepumpe
                                                                                                             Informationen und Berechnungs-
                          45 dB   50 dB           55 dB          60 dB           65 dB         70 dB
                                                                                                             werkzeuge online
  Empfindlichkeitsstufe                   Abstand (Wärmepumpe - Empfangspunkt)
                                                                                                             Im Internetbereich der Fachstelle Lärmschutz
          ES II           5m      8m              12 m           23 m            > 30 m        > 30 m        finden sich unter vielem anderem noch mehr
          ES III          3m      5m               8m            14 m            24 m          > 30 m        Informationen und Unterlagen zum Thema:
                                                                                                             www.laerm.zh.ch/waerme
Minimal nötige Abstände zwischen Wärmepumpe und Empfangspunkt zur Einhaltung der
Planungswerte.

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Erfahrungen mit dem «Spezialbauwerk» Bodenrekultivierung

Eine Bodenkundliche Baubegleitung
zahlt sich für Bauherren aus

Die Beeinträchtigung der wertvol-               konform, d.h. landwirtschaftlich, nut-        Markus Steger
len Ressource Boden durch Bau-                  zen müssen. Obschon Boden im Unter-           Fachstelle Bodenschutz
arbeiten soll möglichst verhindert              schied zum Wasser und der Luft Privat-        Walcheplatz 2
werden. Dieser Bereich wird daher               besitz ist, herrscht über den allgemein       Postfach, 8090 Zürich
durch Richtlinien und Verordnun-                notwendigen Schutz dieser lebensnot-          markus.steger@bd.zh.ch
gen geregelt. Die praktische Um-                wendigen Ressource Einigkeit. Bei der         Telefon 043 259 31 89
setzung erfordert jedoch Fach-                  praktischen Umsetzung des Schutzes            Fax 043 259 51 29
kenntnisse und Augenmass. Hier                  von fruchtbarem Boden gehen die Mei-          www.boden.zh.ch
setzt die Bodenkundliche Baube-                 nungen jedoch häufig auseinander.
gleitung (BBB) an. Ein langjähriger
und ein jüngerer Bodenkundlicher
Baubegleiter berichten im Inter-                Qualität der Rekultivierung sichern
view vom Nutzen einer Boden-
kundlichen Baubegleitung und von                Noch vor zwanzig Jahren wurden Boden-
der Zusammenarbeit mit der Bau-                 rekultivierungen häufig nicht mit der
leitung auf der Baustelle.                      nötigen Sorgfalt erstellt. Leidtragend wa-
                                                ren die Landwirte, denn der Spruch «Die
                                                Zeit heilt Wunden» trifft bei schlechten
Der Bau eines Golfplatzes, die Verbrei-         Bodenrekultivierungen selten zu.
terung einer Autobahn, die Verlegung            Probleme verursachen beispielsweise Bo-
einer Erdgasleitung, die Verwertung             denverdichtungen durch Befahren mit
von Bodenaushub bei einer Gewässer-             schwerem Gerät, falsche Lagerung etc.            Boden
renaturierung, die grossflächige An-            Derart gestörter Boden kann seine natür-
passung einer künstlichen Strassen-
böschung haben eines gemeinsam: Bei
allen Bauvorhaben ist fruchtbarer Bo-
den betroffen. Dieser Boden gehört
meist privaten Grundeigentümern, die
entweder wenig Erfahrung mit den
Auswirkungen von Grossbaustellen auf
den fruchtbaren Boden haben oder
aber diesen Boden nicht mehr zonen-

   Bodenkundlicher Baubegleiter (BBB)
   Bodenkundliche Baubegleiter mit BGS-An-
   erkennung (BGS, Bodenkundliche Gesell-
   schaft der Schweiz) müssen folgende Be-
   dingungen erfüllen:
   •   (Fach-)Hochschulabschluss
   •   Berufsprüfung über bodenrelevante As-
       pekte in den Fachgebieten Naturwissen-
       schaft, Agronomie, Bautechnik, Recht-
       sprechung und Projektmanagement
   •   Zweijährige praktische Erfahrung
                                                «Aufgabe der BBB ist es, im Einzelfall eine bodenverträgliche Lösung zu finden», sagt
   •   Fachreferenzen                           Matias Laustela im Interview auf Seite 15.
                                                                                                           Quelle: Fachstelle Bodenschutz

UMWELTPRAXIS Nr. 55 / Dezember 2008 www.umweltschutz.zh.ch                                                                          13
Boden

 Interview mit einem langjährigen Bodenkundlichen Baubegleiter: Kommunikation direkt mit dem Projektingenieur und der Bauleitung

  Werner Rohr arbeitet seit 1993 als Bodenspe-        stärkte Präsenz der Bodenschutzfachstelle,         Zahlt sich der Einsatz einer BBB für den Bau-
  zalist (Pedologe) bei der Firma GEOTEST AG          um aus den bodenkundlich-geotechnischen            herrn aus?
  und hat als Bodenkundlicher Baubegleiter            Untersuchungsergebnissen rasch und un-             Auf jeden Fall, und dies meine ich nicht im Ei-
  (BBB) Mandate in verschiedenen Kantonen.            bürokratisch Handlungsanweisungen für die          geninteresse. Bei einer seriösen Projektierung
  So auch im Kanton Zürich, wo er zurzeit die         laufende Grossbaustelle ableiten zu können.        einer Bodenrekultivierung und einer optimal
  Erdbauarbeiten beim Ausbau der N4 (Mini-            Allmählich hat sich die BBB durch fachliche        organisierten Baustelle kann der Aufwand ei-
  autobahn) zwischen Kleinandelfingen und             Kompetenz und ingenieurmässige Beratung            ner BBB sehr klein gehalten werden. Im ge-
  Flurlingen sowie die Bodenrekultivierungen          zu einem integrierten Bestandteil auf Gross-       genteiligen Fall kostet die BBB natürlich mehr,
  im Rahmen des Thurauenprojektes begleitet.          baustellen entwickelt. Eine wichtige Voraus-       aber lohnt sich für den Bauherrn immer noch.
                                                      setzung ist, dass man die gleiche Sprache          Im schlimmsten Fall muss eine Bodenrekulti-
  Herr Rohr, gibt es in der Schweiz Unterschie-       spricht. Das Nomogramm ist bei Verwendung          vierung totalsaniert werden oder – was noch
  de beim physikalischen Bodenschutz?                 durch eine erfahrene BBB nach wie vor ein          teurer kommt – sind auf Jahre hinaus Ertrags-
  Aus eigener Erfahrung stelle ich vor allem Un-      sehr geeignetes Arbeitsinstrument und wird         entschädigungen auszurichten.
  terschiede zwischen der Romandie und der            von den Bauleitern, in der Regel Bauingenieu-
  Deutschschweiz fest. Den Bodenschutz im             re, gut akzeptiert.                                Seit ein paar Jahren gibt es auf Grossbaustel-
  Kanton Tessin kenne ich nicht. Wenn man die                                                            len auch Umweltbaubegleitung (UBB). Wie ist
  personellen Mittel in den einzelnen Kantonen        Wie wird man BBB?                                  das Verhältnis BBB zur UBB?
  vergleicht, wird sofort klar, dass in der franzö-   Eine solide bodenkundliche Grundausbildung         Die UBB wird schon seit mehr als zehn Jahren
  sischen Schweiz der Bodenschutz nicht mit           ist unabdingbar. Aber auch auf den Gebieten        auf Grossbaustellen eingesetzt. Seit Ende 2000
  der gleichen Wirkung vollzogen werden kann          Pflanzenkunde, Klima, Land- und Bautechnik         gibt es eine entsprechende Norm dazu. Proble-
  wie in der Deutschschweiz.                          sowie Vertragsrecht ist Grundwissen notwen-        matisch scheint mir, dass unerfahrene UBB
                                                      dig. Andernfalls wird der auf Nachhaltigkeit       nicht wissen, dass die BBB wegen ihres engen
  Wie geht es dem Boden im Kanton Zürich aus          ausgerichtete Bodenschutz durch kurzfristige       Bezugs zur Projektierung und Ausführung der
  der Sicht eines BBB?                                ökonomische Interessen «überrollt». Schliess-      Bauarbeiten ein separates Mandat erfordert.
  Der «Druck» auf den Boden ist gross. Ich neh-       lich braucht es so etwas wie die «Wanderjah-       Während der Bauausführung ist die Bauleitung
  me eine intensive bauliche Nutzung von              re» bei den Zimmerleuten. Das theoretische         auf direkte Beratung der BBB bei der Qualitäts-
  natürlich gewachsenen Böden wahr und da-            Fachwissen wird idealerweise durch die Praxis      sicherung und bei unvorhergesehenen oder
  mit einhergehend die unwiederbringliche             in einem Betrieb mit erfahrenen Fachleuten         kritischen Situationen angewiesen.
  Veränderung ihrer Funktionen als Filter             ergänzt. Theorie in die Praxis umsetzen            Ich möchte darauf hinweisen, dass eine un-
  (Schadstoffe), Puffer (Hochwasser) und Spei-        benötigt Übung.                                    sachgemässe oder organisatorisch nicht opti-
  cher (Nährstoffe, Wasser) durch Kompres-                                                               male Beratung auf der Baustelle Unverständ-
  sion, Vermischung oder falsche Lagerung.            Ist die BBB eine Schweizer Erfindung?              nis und Widerstand seitens Bauleitung und
                                                      Ich glaube schon. Bei der letzten Ausbildung im    Unternehmung auslösen kann. So würde eine
  Welches war Ihr erster Auftrag als BBB?             Rahmen eines mehrtägigen sanu-Kurses waren         effiziente bodenkundliche Begleitung er-
  Mein erster Einsatz als BBB war 1993 beim           auch zwei deutsche Teilnehmer dabei. Aus deut-     schwert, und der Bodenschutz verliert seine
  Neubau der N5 zwischen Solothurn und Biel.          schen Bodenschutzkreisen weiss ich, dass die       Akzeptanz mit negativen Folgen für Bauherr
  Davor hatte ich schon bei der Erarbeitung von       Schweiz um das Instrument BBB beneidet wird.       und Landwirt.
  verschiedenen Umweltverträglichkeitsberich-
  ten mitgewirkt.

  Was hat sich seit damals verändert?
  Anfänglich wurde der BBB als «Ärgernis»
  wahrgenommen bzw. als eine Person, die ei-
  nen «grünen Job» machen wollte. Es gab
  noch wenig tradierte Erfahrung in Form von
  bodenschützerischen Normen (z. B. VSS-Nor-
  men). Eine Ausnahme war das Nomogramm
  (s. Kasten S. 15). Um eine baustellentaugliche
  Beratung leisten zu können, mussten wir da-
  mals zahlreiche Messungen zur Auswirkung
                                                      «Eine BBB lohnt sich auch für den Bauherrn. Eine Totalsanierung kommt viel teurer»,
  von Baumaschinen auf den fruchtbaren Bo-            sagt Werner Rohr.
  den ausführen. Es erforderte auch eine ver-                                                                 Quelle: Fachstelle Bodenschutz

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Boden
                                                                                                                                               Lärm

lichen Funktionen nicht mehr erfüllen.
                                               Interview mit einem jungen Bodenkundlichen Baubegleiter:
Vor genau zehn Jahren wurde auf Bun-
                                               Fachlich fundiert begründen
desebene die Verordnung über Belas-
tungen des Bodens (VBBo) eingeführt.            Matias Laustela ist seit fünf Jahren diplomier-     ren Rahmen durchgeführt, durch die sanu. Für
Damit wurde für den physikalischen Bo-          ter Geograf mit Schwerpunkt in Bodenkunde.          mich hat sich die Teilnahme wirklich gelohnt.
denschutz eine wichtige Grundlage ge-           Heute arbeitet er bei Friedlipartner AG und         Ich stellte erfreut fest, dass ein sehr offener
schaffen. Die Qualität von Bodenrekul-          hat letztes Jahr die sanu-Ausbildung zum Bo-        Austausch gepflegt wurde und dank der Teil-
tivierungen konnte seither stetig ver-          denkundlichen Baubegleiter absolviert. Die          nahme von erfahrenen BBB auf einem hohen
bessert werden. Ein wichtiges Instru-           Annerkennung des Titels BBB-BGS wird in             fachlichen Niveau diskutiert werden konnte.
ment bei der Ausführung von grösseren           den nächsten Wochen erwartet.
Bodenrekultivierungen ist der Einsatz                                                               Wie empfinden Sie die Akzeptanz für BBB auf
einer Bodenkundlichen Baubegleitung             Wie kamen Sie zum Beruf des Bodenkundli-            der Baustelle?
(BBB). Als Fach-Bauleitung unterstützt          chen Baubegleiters (BBB)?                           Meist herrscht bei einem Erstkontakt eine ge-
sie die örtliche Bauleitung bei der Erar-       Während des Studiums wurde uns in einem             wisse Zurückhaltung seitens Bauherren, Pro-
beitung von Lösungen im Bereich «Spe-           Praxisexkurs zum Thema Bodenschutzvollzug           jektverfasser und Bauleiter. Bei der Klärung der
zialbauwerk Bodenrekultivierung».               unter anderem das Berufsbild des BBB ver-           Funktion und der organisatorischen Einbin-
                                                mittelt. Nach einem Praktikum bei der Fach-         dung der BBB wird man als sogenannte Fach-
                                                stelle Bodenschutz war für mich klar, dass ich      bauleitung jedoch gut akzeptiert. Wichtigste
Der Boden braucht Dolmetscher                   auf diesem Gebiet tätig werden möchte.              Voraussetzung für eine reibungslose Projekt-
                                                Mein erster Auftrag war die Begleitung der          abwicklung ist eine frühzeitige Integration der
Eingriffe in den fruchtbaren Boden aus-         Folgebewirtschaftung von temporär bean-             BBB. Noch immer wird der Boden zum Teil ver-
serhalb der Bauzonen bedürfen einer             spruchten Flächen durch den Bau der Bahn-           gessen. Denkt man z.B. nicht rechtzeitig an die
kantonalen Bewilligung. Diese wird im           2000-Strecke zwischen Inkwil und Derendin-          Flächenausscheidung für Bodenzwischende-
Kanton Zürich unter Auflage der kanto-          gen. Gleichzeitig lief auf einer anderen SBB-       pots, sind Probleme unausweichlich.
nalen Richtlinien für Bodenrekultivie-          Baustelle der Rückbau von fünf Kilometern
rungen erteilt. Beansprucht ein Bauvor-         temporärer Baupiste auf Landwirtschafts-            Haben Sie Wünsche an die Fachstelle Boden-
haben eine Fläche von mehr als 5000 m2,         land. Heute füllen BBB-Aufträge etwa ein            schutz?
wird zusätzlich eine Bodenkundliche             Drittel meiner Arbeitszeit aus.                     Ich wünschte mir eine verstärkte Präsenz auf
Baubegleitung (BBB) verlangt. Dabei ist                                                             den Baustellen. Die Vollzugsbehörde muss
die BBB vor allem Dolmetscher, welche           Das Annerkennungsreglement der BGS (siehe           unbedingt wissen, was «an der Front» läuft.
die Sprache des Bodens versteht und             Kasten Seite 13) schreibt einen Hochschulab-        Andernfalls läuft sie Gefahr, dass ihre Vorga-
diese in den Baustellenjargon überset-          schluss vor. Ist das aus Ihrer Sicht zwingend?      ben am Ziel vorbeischiessen. Zudem sollte die
zen kann. Denn die Sprache des Bodens           Eine solide naturwissenschaftliche Grund-           FaBo gegenüber den BBB klarstellen, dass die
ist komplex und nur für Eingeweihte             ausbildung ist unerlässlich. Bauherren bzw.         Vorgaben in den Richtlinien für Bodenrekulti-
ausreichend verständlich. Die beiden            ihre Vertreter wollen bodenschützerische            vierungen nicht in jedem Fall absolut zu ver-
Interviews schildern Erfahrungen mit            Spezialmassnahmen fachlich fundiert be-             stehen sind. Abweichungen von diesen Vor-
dieser Übersetzungsarbeit vor Ort.              gründet haben. Zudem werden stets massge-           gaben sind bei fachlich ausreichender Be-
                                                schneiderte Lösungen gefordert. Allein die          gründung möglich. Aufgabe der BBB ist ja ge-
                                                Dimensionierung einer temporären Baupiste           rade, im Einzelfall eine bodenverträgliche Lö-
   Infotipp
                                                ist nicht ganz trivial, gilt es doch Faktoren wie   sung zu finden.
   Nomogramm
                                                die «Vorbelastung des zu überschüttenden
   Das im Bodenschutz verwendete Nomo-
                                                Bodens», Bewehrung (z.B. mit Geotextil), Be-        Die Richtlinien für Bodenrekultivierungen
   gramm ist ein zweidimensionales Dia-
                                                lastungen auf der Piste und Tragfähigkeit des       schreiben eine BBB für Vorhaben ab 5000 m2
   gramm, an dem die Tragfähigkeit eines Bo-
                                                Schüttmaterials richtig zu erfassen und in die      zwingend vor, ist das aus Ihrer Sicht sinnvoll?
   dens in Abhängigkeit von der Bodenfeuch-
                                                Berechnung miteinzubeziehen. An und für             Ja, sinnvoll schon. Ich sehe das Problem an ei-
   te und des Maschinengewichts pro Fläche
                                                sich ist das eine typische Aufgabe für einen        nem anderen Ort. Seriös ausgeführte Boden-
   (Flächenpressung) abgelesen werden kann.
                                                Geotechniker, aber ein kompetenter BBB tut          rekultivierungen – mit oder ohne BBB – sind
   Nützliche Internetadressen                   gut daran, wenigstens die grundlegenden Zu-         aufwändig und kurzfristig gesehen teuer. Ak-
   www.soil.ch/doku/bbb_liste.pdf (Liste der    sammenhänge zu verstehen.                           tuell gibt es meines Erachtens noch zu viele
   BBB mit BGS-Anerkennung)                                                                         Bauherren, die insbesondere Unterboden
   www.soil.ch/doku/bbb_regl.pdf (BBB-An-       Gibt es einen institutionalisierten BBB-Erfah-      nicht als Ressource verwerten, sondern mit
   erkennungsreglement BGS)                     rungsaustausch?                                     dem restlichen Aushub in eine Grube fahren.
   www.boden.zh.ch  «Service und Dienst-       Meines Wissens wurde dieses Jahr zum ers-           Dieser Boden ist verloren. Da nützt auch ein
   leistungen»  «Vollzugshilfsmittel»          ten Mal eine solche Veranstaltung im grösse-        BBB nichts.

UMWELTPRAXIS Nr. 55 / Dezember 2008 www.umweltschutz.zh.ch                                                                                       15
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