ZUSAMMEN IST MAN WENIGER ALLEIN - UNSER MAGAZIN IM HERBST/WINTER 2021 - LichtBlick Seniorenhilfe e.V.
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EDITORIAL Alle zusammen – nicht jeder für sich Es ist noch nicht lange her, da hat die Bertelsmann-Stiftung eine Studie veröffentlicht – mit einer beachtlichen Botschaft: In der Corona-Krise wächst der Zusammenhalt. Was für eine schöne Nachricht! Nur: Es gibt ein Aber. Denn mit der Zeit, so heißt es weiter, bröckelt dieser Zusammenhalt – und vor allem Menschen, die arm sind, fühlen sich von der Gesellschaft immer mehr abgehängt. Zu diesen Menschen gehören auch unsere Senioren, deren Rente kaum zum Überleben reicht. Und wenn Sie, liebe Spenderinnen und Spender, in dieser Pandemie nicht zu uns halten würden: Wir wüssten nicht weiter – wüssten nicht, wie wir die Not ohne Ihre Unterstützung lindern könnten. Es ist so wichtig, dass wir alle gemeinsam an einem Strang ziehen: Jung und Alt. Arm und Reich. Männer und Frauen. Damit wir aus der Krise gestärkt hervorgehen, müssen wir hinschauen, müssen die Missstände erkennen – und gegen Lydia Staltner hat 2003 den sie ankämpfen. Alle zusammen, nicht jeder für sich allein. Verein LichtBlick Seniorenhilfe gegründet, um älteren Menschen Welche Missstände ich meine? Missstände wie den Gender in Not einen Lichtblick zu Pay Gap, wonach Frauen heute immer noch weniger verdienen schenken. als Männer – bei gleicher Leistung. Wirtschaftliche Missstände, die die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer werden lassen. Und soziale Missstände, die einen Keil zwischen die Generationen treiben. Lassen Sie uns die Dinge weiterhin gemeinsam anpacken, sie besser machen: für unsere Senioren und damit auch für unsere ganze Gesellschaft. Denn nichts sagt mehr über uns aus, als wie wir mit älteren Menschen umgehen. Und nichts macht uns stärker, als zusammenzuhalten und füreinander da zu sein. Vor allem in der Krise. Dafür danke ich Ihnen von Herzen! IMPRESSUM Herausgeber: Projekt LichtBlick GmbH Schweigerstraße 15 81541 München Tel: 089 / 67 97 10 10 E-Mail: info@seniorenhilfe-lichtblick.de V.i.S.d.P.: Lydia Staltner Ihre Lydia Staltner Redaktion: Christina Meyer, Gründerin und 1. Vorstand Editorial: LichtBlick Seniorenhilfe e.V Nina Praun, Stefanie Steidl, LichtBlick Seniorenhilfe e. V. Sandro Schierz, Annika Eßmann, Jürgen Daldrup Art-Direktion: Titel: Gisela Schober Nadine Eiringhaus Schlussredaktion/Korrektorat: Ralf-Oliver Dürr Druck: Color Medien GmbH LichtBlick 3
INHALT 06 INTERVIEW Prof. Jutta Allmendinger ist Expertin in Sachen „Gender Pay Gap“. Sie erklärt, wie die Kluft zwischen Mann und Frau bei Kindererziehung und Berufstätigkeit entsteht – und was dagegen hilft. 10 BLICKPUNKT Hildegard F. hat alles richtig 14 AKTUELLES LichtBlick wird erwachsen: gemacht, eigentlich. Doch Vor 18 Jahren entstand nach einem tollen Jobstart der Verein – und kümmert und dem ersten Kind kam sich seither um ältere die Scheidung und eine Menschen in Not. Ein Blick weitere Schwanger- zurück – und nach vorn. schaft. Heute lebt sie in Altersarmut. Ein Frauen- schicksal, das kein Einzelfall ist.
EINBLICK 18 Auftakt unserer Spenden- aktion: Die Sparda-Bank München unterstützt mit 250.000 Euro. 22 Ultracycling gegen Altersarmut: Auf dem Rennrad unterwegs 38 KÜCHEN- für den guten Zweck. GEHEIMNIS 26 Besondere Geschenkaktion: Bedürftige LichtBlick-Rentner bekommen lauter kleine Eckart Witzigmann ist 80: Ein Sternekoch mit viel Herz für unsere Senioren. Wünsche erfüllt. 30 Münster startet durch: Neue Möglichkeiten im neuen Büro 40 MEINUNG – mit mehr Platz und noch Ein Wir-Gefühl: Darauf kommt es in mehr Interesse. der Pandemie an. Zwei Denkanstöße 34 für mehr Zusammenhalt in der Krise. Wir halten zusammen: Warum das Zwischen- menschliche vor allem in der Krise so viel zählt. 42 HILFERUF Ein Hilferuf und seine Geschichte. Wie Helmut K. dank LichtBlick nicht mehr in seiner Wohnung frieren muss. 36 Foto: LichtBlick Seniorenhilfe e.V., Gisela Schober, GEBEN & NEHMEN Hilfe in größter Not: Wie Shutterstock (2), Eckart Witzigmann Stiftungsvorstand Gerhard Günther-Berger bedürftige Senioren glücklicher macht. LichtBlick 5
INTERVIEW EDITORIAL VIER-TAGE-WOCHE FÜR ALLE – FRAUEN UND MÄNNER Jutta Allmendinger ist Expertin in Sachen „Gender Pay Gap“. Aber warum herrschen in unserer modernen und gleichberechtigten Gesellschaft nach wie vor so große Unterschiede zwischen Mann und Frau, wenn es um die Kindererziehung und Berufstätigkeit geht? Kluge Antworten einer Professorin, die nicht nur zum Nachdenken bringen sollten – sondern vor allem zum Handeln. Frau Allmendinger, Sie kämpfen Konnte man bei den Männern lang, wobei 92 Prozent der Väter diese seit Jahren für die Geschlechterge- nicht eine ähnliche Entwicklung gleichzeitig mit den Müttern nehmen. rechtigkeit. Nun kamen Pandemie sehen? Das heißt: Väter sind in Deutschland und Lockdown dazwischen. Wie Zwar hat sich während der Pandemie so gut wie nie alleine für die Kinder schlimm war dieser Rückschlag? auch die Sorgearbeit von Männern verantwortlich. Es gibt eine aussage- etwas erhöht, aber nur von einem kräftige Frage, die wir immer wieder Nun, Kinder werden in Deutschland in unseren Untersuchungen stellen: immer noch überwiegend als Aufgabe extrem niedrigen Niveau ausgehend Kann eine Frau, die erwerbstätig ist, für die Mütter angesehen: ein Großteil und hauptsächlich dann, wenn Väter eine genauso liebevolle Beziehung zu der Mütter ging schon vor Corona in im Homeoffice waren, Mütter aber ihren Kindern haben wie eine nicht Foto: Shutterstock, WZB/David Ausserhofer Elternzeit und arbeitete danach Teil- vor Ort arbeiten mussten. Nach dem erwerbstätige Frau? Seit der Pandemie zeit. Insofern konnte es niemanden Lockdown hat sich das schnell wieder antworten Männer darauf wieder sehr überraschen, was während der Pande- zurückgedreht. viel häufiger mit großer Zurückhal- mie passiert ist: Es waren die Frauen, tung, die Zustimmung sinkt. Das ist in und nicht die Männer, die ihre bezahl- Also sind immer noch die Frauen unseren Nachbarländern nicht so. te Erwerbstätigkeit reduziert haben. hauptsächlich für die Kinder zu- Gleichzeitig hat sich ihre unbezahlte ständig. Wir sind eines der Länder mit Arbeit, wie Erziehungs-, Pflege- oder Wenn Väter überhaupt Elternzeit neh- dem europaweit größten „Gender Hausarbeit noch einmal erhöht. men, dann meist knapp drei Monate Pay Gap“. Wieso haben Frauen in 6 LichtBlick
Die Expertin: Prof. Jutta Allmendinger ist Soziologin und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung (WZB). Sie erforscht seit Jahrzehnten unter anderem die Ungleichbehandlung der Geschlechter – und vor allem, wie sie überwunden werden kann. In ihrem neuesten Buch „Es geht nur gemeinsam! Wie wir endlich Geschlechtergerechtigkeit er- reichen“ erklärt sie, was wir alle tun können, um gleichberechtigt miteinander zu leben. Deutschland weniger Einkommen Schuld. Zunächst einmal nehmen sich Kind durchschnittlich 13 Monate als Männer – und wer ist daran die Partner vor, eine partnerschaft- aus und gehen danach in Teilzeit. So schuld? liche Beziehung zu führen, auch mit bekommen sie nicht mehr die Jobs, Zunächst finde ich es gut, dass Sie für die sie Jahre zuvor noch brillant vom Einkommen sprechen und nicht qualifiziert waren. Ich würde also in vom Stundenlohn, denn beim Gesamt- „Väter sind in Deutschland keiner Weise sagen, Frauen sind selbst einkommen ist der Unterschied zwi- so gut wie nie alleine für dran schuld, sondern ich würde sagen: schen den Geschlechtern viel höher. Die Rahmenbedingungen müssen sich Es gibt Studien, die zeigen, dass im die Kinder verantwortlich.“ ändern. Jahr 1985 geborene Frauen mit zwei Kindern im Vergleich zu gleich alten Kindern. Unser Sozialstaat ist aber Wie sollten sie sich ändern? Männern mit zwei Kindern über das darauf ausgerichtet, dass Frauen Der deutsche Sozialstaat war ur- ganze Leben hinweg eine Million Euro ihre Berufstätigkeit für die Kinder- sprünglich darauf angelegt, dass weniger verdienen. erziehung unterbrechen. Es gibt viele eine Person erwerbstätig ist – in der Anreize dafür, wie die Elternzeit, die Regel der Mann – und die andere Das ist ja unglaublich. Teilzeitarbeit, das Ehegattensplitting, – in der Regel die Frau – nicht. Das Nun zur Frage der Ursachen – oder die kostenlose Mitversicherung. Also passt nicht mehr in die heutige Zeit, wie Sie es ausgedrückt haben der scheiden Frauen derzeit nach einem Frauen wollen „ein Stück eigenes LichtBlick 7
INTERVIEW Leben“, ihre Bildung umsetzen, sich die der 1972 geborenen. Damals, auch im Arbeitsmarkt zeigen. Wie 1992, meinten die jungen Frauen, dass können wir Geschlechtergerechtigkeit sie es schon alleine schaffen würden, also erreichen? Wir können uns etwa ohne staatliche Intervention. Quoten dafür entscheiden, dass Frauen und wurden abgelehnt. Seitdem sagt das Männer beide ganztags arbeiten. Dann jede neue Generation aufs Neue. müssten wir aber massiv etwa bei der Erst nach einigen Jahren erkennen Kinderbetreuung und der Pflegearbeit sie dann, dass es so eben doch nicht zulegen. Die andere Lösung wäre, dass klappt. Erst in letzter Zeit ändert sich Männer ihre Vollzeittätigkeit reduzie- das langsam. ren und Frauen ihre Teilzeittätigkeit erhöhen. Dann hätten wir durch- Wie könnten uns die Männer dabei schnittlich etwa eine 33-Stunden-Wo- helfen? che für alle. Es gäbe für Frauen und Das ist ganz einfach. In allen unseren Männer dann genügend Zeit für die Befragungen sagen die jungen Männer: Kinder, für die Älteren, für ehrenamt- Wir wollen ja gar nicht das Leben liches Engagement und für die Ge- unseres Vaters haben. Wir wollen sellschaft im Allgemeinen. Ich würde unsere Kinder aufwachsen sehen, diese „Vier-Tage-Woche“ für das unsere Freunde behalten, reisen. Und klügere Modell halten. Es entspricht wir wollen, dass beide, Frau und den Möglichkeiten unserer digitalen Mann, das Leben führen, das sie sich Welt, dem Produktivitätsgewinn und vorgenommen haben. Also sollte man wirkt der hohen Arbeitsverdichtung als Paar vor jeder Entscheidung kurz entgegen. innehalten und sich fragen: Was be- deutet das für uns als Paar? Für unsere Zukunft? Wollen wir jetzt zehn Jahre Kämpfen wir Frauen einfach zu lang ungleich leben? Ich bin überzeugt: wenig für eine solche faire Lösung? Als Hochschullehrerin sehe ich immer Die Antwort fällt dann oft anders aus. neue Frauengenerationen in meiner Lehre. Meine „erste“ Generation war Nina Praun Das Buch: Jutta Allmendinger: „Unser Sozialstaat ist darauf ausgerichtet, dass „Es geht nur gemeinsam“ Ullstein-Verlag Frauen ihre Berufstätigkeit 144 Seiten ISBN 9783548064529 unterbrechen.“ 12 Euro 8 LichtBlick
ALTERSARMUT IST WEIBLICH Immer mehr Rentner in Deutschland leben in Armut. Bei den über 65-Jährigen stieg der Anteil der Menschen, die armutsgefährdet sind, am stärksten an, von 11 Prozent im Jahr 2005 auf 15,7 Prozent im Jahr 2019. Eine BR24-Datenanalyse zeigt zudem, dass Bayern mit 22 Prozent dabei Spitzenreiter ist. In der Gruppe der Frauen über 65 Jahren liegt die Quote noch höher: 24,8 Prozent der Frauen über 65 Jahren in Bayern sind armuts- gefährdet. Das zeigt sich auch bei den Zahlen von LichtBlick – 78 Prozent der Bedürftigen sind Frauen. 6% 78% unserer Senioren haben eine Rente über 900 Euro der LichtBlick-Bedürftigen sind weiblich 43% unserer Senioren haben eine Rente von weniger als 600 Euro zur Verfügung Foto: Shutterstock (2)
BLICKPUNKT „ES WOLLTE MICH KEINER HABEN“ Wenn Hildegard F. vor einem Geldautomaten steht, dann packt sie die Angst. „Ich bekomme Schweißaus- brüche“, sagt die 65-Jährige. „Denn ich weiß nie: Bin ich schon wieder im Minus?“ Diese Angst kennt F. erst seit Kurzem. Ihr ganzes Leben lang hatte sie genug Geld; Eigentlich hat Hildegard F. alles richtig nicht viel, aber genug zum Leben. Doch nun, in der gemacht: Sie hat ihr Arbeitsleben Rente, sieht alles anders aus. Das Geld reicht hinten und vorbildlich begonnen, irgendwann vorn nicht mehr. Und dann auch noch das: „Ich habe erstmalig – und bestimmt letztmalig! – einen Fehler ge- macht“, sagt die Rentnerin und seufzt schwer. Sie meint wurde sie Mutter. Doch dann kam eine weitere Schwangerschaft – und damit: ihren Dispokredit. die Scheidung. Als Alleinerziehende hatte Hildegard F. fast keine Chance Es ging alles so schnell. Bei einem Gespräch bei ihrer mehr auf dem Arbeitsmarkt. Heute Bank schlug eine Beraterin vor, den Dispokredit einzu- lebt sie in Altersarmut. Hier ist ihre richten, damit F. in finanziellen Notfällen flüssig bleiben könnte. F. leuchtete diese Logik ein, sie bat aber um den geringsten Betrag. Der lag bei 500 Euro. Also ließ sie Geschichte. Stellvertretend für so Foto: Shutterstock, viele andere Frauenschicksale. sich breitschlagen. „Dabei habe ich noch nie im Leben einen Kredit gehabt“, ärgert sich F. heute noch. Denn irgendwie rutschte sie bald ins Minus hinein. „Wenn ich 10 LichtBlick
„Am Geldautomaten bekomme ich Schweißausbrüche. Denn ich weiß nie: Bin ich schon wieder im Minus?“ Hildegard F. Bilder aus der Vergangenheit: Hildegard F. mit ihren beiden Kindern und den beiden Enkelsöhnen. das nur einmal wegbringen könnte“, sagt F. resigniert. dann in einem Schreibbüro. Dann heiratete sie, 1982 „Das belastet mich wirklich jeden Tag.“ Denn der Weg bekam sie ihre erste Tochter. Selbst nach der Geburt heraus gestaltet sich schwierig. Woher soll sie das Geld arbeitete sie weiter. „So etwas wie Elternzeit gab es nehmen? Ihre gesetzliche Rente liegt bei nur 838 Euro damals ja noch nicht“, erzählt F. Zunächst musste sie pro Monat. Damit immer noch über dem Durchschnitt Vollzeit arbeiten, erst nach ein paar Monaten wurde ihr der gesetzlichen Rente der Frauen in erlaubt, auf zweieinhalb Tage zu redu- Westdeutschland – aber weit unter der zieren. Auf die Tochter passte derweil Durchschnittsrente der Männer. die Oma auf – glücklicherweise. „Ich habe mich Man kennt mittlerweile den berüchtig- ten „Gender Pay Gap“ beim Stunden- überall beworben. Doch 1995 gab es einen großen Bruch lohn (siehe Infokasten). Doch noch viel in ihrem Leben. Sie wurde geschieden deutlicher zeigt sich eine Lücke zwi- Aber es wollte mich – und noch einmal schwanger. Die schen der Frauen- und Männer-Rente. keiner mehr haben. zweite Tochter kam 1996 zur Welt Sie heißt „Gender Pension Gap“ und sie „spät und ungeplant“, sagt F. Wie ist extrem: 2014 lag sie in Westdeutsch- Klar: geschieden, sollte sie nur noch ein kleines Kind land bei 42 Prozent; in Ostdeutschland großziehen, und zwar ganz alleine? mit einem kleinen liegt sie „nur“ bei 23 Prozent. Diese Die Großmutter war mittlerweile zu Zahlen hat das Deutsche Institut für Kind.“ alt, um mitzuhelfen. Zwischenzeitlich Wirtschaftsforschung (DIW) 2017 aus war F. zu Siemens gewechselt. Nach einer von der Hans-Böckler-Stiftung dem Erziehungsurlaub musste F. diese geförderten Untersuchung veröffentlicht. Demnach Stelle aufgeben: Die lange Arbeitszeit, haben in jenem Jahr also Männer durchschnittlich 994 das Pendeln und gleichzeitig ohne Ganztagsbetreuung Euro gesetzliche Rente bekommen – und Frauen nur für ein kleines Kind sorgen – das war einfach nicht 576 Euro. möglich. Also machte sich F. auf die Suche nach einer Halbtagsstelle. Doch damit sah es damals noch schlecht Hildegard F. hat ihr Arbeitsleben vorbildlich begonnen: aus. „Ich habe mich überall beworben“, sagt F. „Aber es Mit 16 Jahren begann sie ihre Lehre bei einem Rechts- wollte mich keiner mehr haben. Klar: geschieden, mit anwalt. Die schloss sie erfolgreich ab und arbeitete einem kleinen Kind.“ LichtBlick 11
BLICKPUNKT Mit seinem Gender Pay Gap von 18 Prozent findet sich Deutsch- land im europäischen Vergleich an der – negativen – Spitze wieder. Klar: Auf solche Lebensläufe ist der Arbeitsmarkt in re ist ihre Rente nun so gering, dass sie auf staatliche Deutschland nicht eingestellt (siehe auch das Interview Hilfe angewiesen ist, auf Wohngeld. Das ist auch auf Seite 6). Und so fallen auch die Gründe, die das bitter nötig – denn allein die Warmmiete ihrer Woh- DIW für die geschlechtsspezifische Rentenlücke auflistet, nung in München liegt über ihrem Einkommen, bei recht ernüchternd aus: Schuld sei „die 985 Euro. Dazu kommen noch Fixkos- niedrigere Erwerbsquote, geringere ten wie Strom und Telefon. „Den Rest Arbeitszeiten und die familienbe- brauche ich zum Einkaufen“, erklärt F. dingte Erwerbsunterbrechung“ der „Wenn ich Ende des Mittlerweile steht ihr LichtBlick zur Frauen. Dazu komme das niedrigere Seite, sie bekommt eine monatliche Bildungsniveau der Frauen in älteren Monats alte Frauen Patenschaft von 35 Euro. „Dafür bin Generationen – und: die Lohnlücke ich sehr dankbar“, sagt F. sehe, die Pfand- im Stundenlohn, die zwischen Frauen und Männern auseinander klafft. Mit flaschen sammeln, Überhaupt versucht sie, die Situation seinem Gender Pay Gap von 18 Pro- positiv zu sehen. „Immerhin habe ich zent findet sich Deutschland im euro- dann denke ich mir: ein Dach überm Kopf“, sagt die 65-Jäh- päischen Vergleich an der – negativen rige. Doch die Gesamtsituation der Das kann doch Rentner in Deutschland allgemein gibt – Spitze wieder: Das Statistische Amt der Europäischen Union hat für das wirklich nicht sein." ihr sehr zu denken. „Ich finde es unfair. Jahr 2018 berechnet, dass Deutschland Nicht mir gegenüber – aber anderen einen der höchsten Gender Pay Gaps gegenüber. Es wird so viel Geld ausge- hat, nur Österreich und Estland liegen geben, warum also nicht mehr für die darüber. So werden die schelcht bezahlten Frauen von Rentner?“ Sie schüttelt ungläubig den Kopf. „Wenn heute zu den armen Rentnerinnen von morgen. ich Ende des Monats alte Frauen sehe – ganz normale Menschen! – die Pfandflaschen sammeln, dann denke Hildegard F. hatte irgendwann Glück, sie fand noch ich mir: Das kann doch wirklich nicht sein.“ Foto: Shutterstock einen Job bei der Post. Doch trotz der vielen Arbeitsjah- Nina Praun 12 LichtBlick
Der unfeine Unterschied (5 Prozent), und Bergbau (8 Prozent) aus – jedoch sind dort auch nur wenige Frauen beschäftigt. In Das Statistische Bundesamt hat berechnet, dass im keinem einzigen Wirtschaftszweig verdienen Frauen Jahr 2020 Frauen im Bruttostundenverdienst durch- mehr als Männer. schnittlich 18 Prozent weniger verdient haben als Männer. Der Unterschied ist im Westen Um die Öffentlichkeit auf den Gender Pay Gap auf- um einiges höher als im Osten; 20 Prozent gegen- merksam zu machen, wird seit einigen Jahren der über 6 Prozent. Zwischen 2006 und 2015 blieb „Equal Pay Day“ berechnet. Es ist der Tag, bis zu dieser Verdienstunterschied zwischen Frauen und dem die Frauen im neuen Jahr über das vorherige Männern fast konstant – erst seit 2016 verringert Jahr quasi „hinaus arbeiten“ müssten, um das Vor- er sich leicht. Die Bundesregierung will den Unter- jahresgehalt ihrer männlichen Kollegen zu bekom- schied bis 2030 auf 10 Prozent senken. men. Rechnet man den Wert von 18 Prozent in Tage um, müssen Frauen also 66 Tage weiter arbeiten Der Gender Pay Gap fällt je nach Branche sehr - der nächste „Equal Pay Day“ findet deshalb am 7. unterschiedlich aus. Am größten sind die Unter- März 2022 statt. schiede im Bereich „Kunst, Unterhaltung und Erholung“ (31 Prozent), bei den freiberuflichen, wis- Quellen: https://www.diw.de/de; https://www.equalpayday.de/; senschaftlichen und technischen Dienstleistungen https://www.destatis.de (27 Prozent) und im Gesundheits- und Sozialwesen (24 Prozent). Am geringsten fiel er in den Zweigen Wasserversorgung (2 Prozent), Verkehr und Lagerei LichtBlick 13
AKTUELLES „WIR SIND FÜR EUCH DA“ Seit 18 Jahren engagiert sich LichtBlick Seniorenhilfe für Menschen, die von Altersarmut betroffen sind. Ein Gespräch mit Gründerin Lydia Staltner über das Erwachsenwerden, löchrige Schuhe und Wünsche für die Zukunft. Foto: LichtBlick Seniorenhilfe e.V., Gisela Schober LichtBlick-Gründerin Lydia Staltner hat ein ganz inniges Verhältnis zu den Senioren und Seniorinnen, wie hier zu Mary Walsh. 14 LichtBlick
Mit 18 wird man volljährig und viel präsenter. Das wiederum hat die Leute keine Schuhe hatten, um gilt als erwachsen. Ist LichtBlick mehr alte Menschen ermutigt, sich an bei schlechtem Wetter rauszugehen. Seniorenhilfe auch erwachsen uns zu wenden. Da war mir klar, dass ich auf dem geworden? richtigen Weg bin. Niemand soll in Ja, wir haben uns entwickelt und viel Wie erklären Sie sich Ihre emotio- seiner Freiheit eingeschränkt sein, dazugelernt. Die ersten Jahre waren nale Nähe zu alten Menschen? nur weil schlechtes Wetter ist. geprägt von Aufbruchstimmung Ich bin regelrecht verliebt in Mün- und Leichtigkeit. „Einfach tun“ war chen und war schon als Kind von Was macht Sie stolz, wenn Sie damals die Devise. Aber jetzt ist die Herzen dankbar, dass ich hier leben auf die vergangenen Jahre Sturm-und-Drang-Zeit vorüber. Wir darf. Meine Großmutter hat immer zurückblicken? haben Verantwortung für mehr als erzählt, wie mühsam nach dem Krieg Dass sich so viele Unterstützer für 20.000 Senioren, und da gibt es viel unser Anliegen gefunden haben: zu bedenken. Man muss achtsam sein, Unternehmen wie die Sparda-Bank Veränderungen wahrnehmen und München, der Münchner Merkur vorausschauend planen. „Damals war es mein oder die prominenten Botschafter, einziges Ziel, alten, die uns begleiten. Sehr stolz bin ich Hatten Sie 2003 schon das Ziel auf die Teams in den Geschäfts- vor Augen, so viele Menschen zu bedürftigen Menschen stellen in München, Deggendorf und unterstützen? etwas Anständiges Münster. Wir ziehen alle an einem Damals war es mein einziges Ziel, Strang und machen andere Men- zum Anziehen zu alten, bedürftigen Menschen etwas schen glücklich mit unserer Arbeit. Anständiges zum Anziehen zu be- beschaffen.“ Mehr kann man vom Leben nicht schaffen. erwarten. Auslöser für Ihr Engagement war Und wenn zum 18. Geburtstag die eine Seniorin in der Nachbar- der Wiederaufbau der Landes war. Wunschfee käme? schaft, die sommers wie winters Den Menschen, die das geleistet ha- Ich würde mir wünschen, dass wir dieselbe Kleidung trug. ben, möchte ich etwas zurückgeben. gesellschaftlich wieder mehr zu- In dieser Frau ist mir Altersarmut sammenhalten, statt immer weiter zum ersten Mal bewusst begegnet. Gibt es ein Schicksal, das Sie be- auseinander zu driften. Bei LichtBlick Nicht im Traum hätte ich gedacht, sonders bewegt hat? Seniorenhilfe bekommen wir mit, wie dass das ein so großes Problem ist. Zu Anfang hat uns ein Unternehmer einsam und hilflos alte Menschen oft Vor 18 Jahren lebten die Betroffenen Schuhe gespendet. Ich habe rumtele- sind. In Zukunft wollen wir uns noch noch viel mehr im Verborgenen. foniert bei den Senioren und den intensiver um ihre Belange kümmern. Organisationen wie unsere haben das Liefertermin mitgeteilt. An besagtem Sie sollen das Gefühl haben: Wir sind Thema in die Öffentlichkeit gebracht. Tag regnete es – und niemand kam. für euch da, wir halten zusammen. Seitdem ist es auch in den Medien Hinterher stellte sich heraus, dass Stephanie Steidl LichtBlick 15
GASTBEITRAG IM VORDERGRUND STEHT DER MENSCH Ausflüge, Spielenachmittage und zu Weihnachten ein Wünschebaum: Seit 2015 engagiert sich das Bonusprogramm PAYBACK für LichtBlick Seniorenhilfe. Warum unterstützt das Unternehmen bedürftige Rentner? Und was versteht man dort unter Zusammenhalt? Antworten von Petra Dubiel, betriebliche Gesundheitsmanagerin bei PAYBACK. Petra Dubiel ist betriebliche Gesundheits- Von Anfang an hat die Chemie gestimmt Wünschebaum – als Ersatz für den echten. managerin bei PAYBACK und zwischen PAYBACK und LichtBlick Senio- Hoffentlich können wir demnächst wieder seit vielen Jahren mit LichtBlick renhilfe. Unsere Kooperation ist geprägt starten mit unseren Aktivitäten, uns wieder Seniorenhilfe verbunden. von gegenseitigem Vertrauen und Verstehen, begegnen, von Mensch zu Mensch. Denn von Offenheit und Kommunikation auf der persönliche Austausch ist uns äußerst Augenhöhe. LichtBlick Seniorenhilfe packt wichtig. Die Kollegen und ich schätzen es an, wo Hilfe nötig ist. Nicht die Bürokratie sehr, uns bei den Spielenachmittagen und steht im Vordergrund, sondern der Mensch. Ausflügen mit den Rentnern zu unterhalten Diese Haltung passt gut zu unserem Unter- und Einblicke zu bekommen in ihre Schick- nehmen. Auch wir mögen es unkompliziert sale und Lebensgeschichten. Das ist immer und direkt. Was mich wieder eine lehrreiche Er- besonders begeistert: fahrung für uns. Ich führe Dass wir mit einfachen bei diesen Gelegenheiten Mitteln bei LichtBlick viele tolle Gespräche, Seniorenhilfe so viel be- „Mich begeistert, die mich sehr bewegen wirken können. Mit den und beeindrucken. Diese dass wir mit Spielenachmittagen, die Menschen haben Enormes in unseren Geschäfts- einfachen Mitteln geleistet und zum Aufbau räumen stattfinden, stif- bei LichtBlick unserer Gesellschaft bei- ten wir Gemeinschaft. getragen. Das erkennen wir Mit Ausflügen schenken Seniorenhilfe so viel an und wollen ihnen etwas wir den Rentnern Freu- bewirken können.“ zurückgeben mit unserem de und Abwechslung. Engagement. Mit dem Wünschebaum können wir Bedürfti- Was ich unter Zusammen- gen zu Weihnachten halt verstehe? Genau etwas Gutes tun. Unser das: dass man sich kennt Firmen-Intranet nutzen wir, um für Paten- und schätzt und weiß, was der andere schaften zu werben. Und wenn LichtBlick braucht – sowohl im direkten Kontakt Seniorenhilfe zwischendurch etwas benötigt, als auch auf Unternehmensebene. Etliche haben wir immer ein offenes Ohr. Dann Jahre gehen PAYBACK und LichtBlick sammeln unsere Mitarbeiter auch mal ganz Seniorenhilfe einen gemeinsamen Weg. Wir spontan, um Menschen zu helfen, die akut halten zusammen, in guten wie auch in den in Not sind. schwierigen Zeiten der Corona-Pandemie. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir Coronabedingt konnten die meisten unserer bald wieder so zusammen sein und so zu- Aktionen in den vergangenen eineinhalb sammenhalten können, wie wir es gewöhnt Jahren leider nicht stattfinden. Weihnachten sind, wie es uns entspricht. Ganz nah und 2020 gab es zumindest einen virtuellen ganz persönlich. Foto: Privat LichtBlick 17
EINBLICK Die Sparda-Bank spendet 250.000 Euro aus den Mitteln des Gewinn-Sparvereins der Sparda-Bank München e.V. Bei der Scheckübergabe (v. li.): Merkur-Chefredakteur Georg Anastasiadis, LichtBlick- Vorsitzende Lydia Staltner, Medizinprofessorin Marion Kiechle, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank München Helmut Lind und die Kommunikationsdirektorin Christine Miedl. Altersarmut ist vor allem weiblich, sie macht krank und auch einsam. Durch die Corona-Pandemie hat sich diese Entwicklung noch verstärkt. Umso mehr Anlass für die Sparda-Bank, auch in diesem Jahr den Verein LichtBlick Seniorenhilfe mit einer großzügigen Spende zu unterstützen. 250 000 Euro gehen an den von Lydia Staltner gegründeten Verein, der alten Menschen ein Leben in Würde ermöglicht. Beim Interview sprachen Helmut Lind, Vorstandsvorsitzender der Sparda-Bank München, Lydia Staltner, Initiatorin und 1. Vorsitzende von LichtBlick Seniorenhilfe, mit Professorin Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik am Universitätsklinikum rechts der Isar und ehemals Fotos: LichtBlick Seniorenhilfe e. V. bayerische Wissenschaftsministerin, über die Ursachen von Altersarmut bei Frauen. Und darüber, warum der sogenannte Gender Pay Gap, also das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen, noch immer besteht. Das Gespräch moderierten Georg Anastasiadis, Chefredakteur des Münchner Merkur, und Redakteurin Susanne Sasse. 18 LichtBlick
WARUM ALTERSARMUT VOR ALLEM WEIBLICH IST Ist Armut in München hauptsäch- die kriegt sowieso noch Kinder oder Für Frauen steht an erster Stelle die lich weiblich? wird sowieso keine Karriere machen, Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Lydia Staltner: Zu 80 Prozent ja. Frauen werden gehaltsmäßig nicht so Bei Männern steht als Erstes das Aber es hängt nicht alleine damit wertgeschätzt wie Männer. Geldverdienen. Das rangiert bei Frau- zusammen, dass die Frauen Kinder en erst auf Platz fünf oder sechs. Ich kriegen, in Teilzeit arbeiten oder Herr Lind, ist das bei Ihnen in der finde es auch ganz interessant, dass Auszeiten für die Familie nehmen, Sparda-Bank auch so? sich das offenbar im Berufsleben fort- sondern damit, dass sie ganz einfach Helmut Lind: Überhaupt nicht. Als setzt. Die Kassenärztliche Vereinigung weniger verdienen als die Männer. Im wir das Thema Gender Pay Gap hier macht regelmäßig Analysen darüber, vergangenen Jahr waren es 18 Pro- planten, war ich zunächst sogar über- was die Ärzte verdienen. Über alle zent weniger, und vor ein paar Jahren rascht, dass es das überhaupt noch Fächer verdienen die Männer mehr waren es noch 25 Prozent weniger. gibt bei uns hier in Deutschland. In als die Frauen. Der durchschnittliche Ein bisschen hat es sich angeglichen, unserer Bank werden Männer und KV-Überschuss von männlichen aber wirklich bewegen tut sich nichts. Frauen in Sachen Einkommen ab- Ärzten beträgt 168 000 Euro. Bei solut gleich behandelt – bis in den den Ärztinnen sind es nur ungefähr Wie könnten die Frauen das Vorstand hinein. Und wir haben ja in 100 000. Männer erwirtschaften im ändern? der Sparda-Bank auch noch die Be- Durchschnitt also knapp 70 000 Euro Lydia Staltner: Ob die Frauen das sonderheit, dass von vier Vorständen mehr. alleine ändern können, das weiß ich zwei weiblich sind. In Deutschland nicht. Was mich aber sehr ärgert: gibt es vermutlich wenige andere Warum ist das so? Wenn eine Frau sich wo bewirbt, Banken, deren Vorstand auch zu 50 Professor Marion Kiechle: Frauen wird sie unterschwellig ganz anders Prozent weiblich ist. nehmen sich durchschnittlich acht eingestuft als ein Mann. Der Perso- Minuten mehr Zeit pro Patient – und naler sagt sich: Ah, das ist eine Frau, Frau Professor Kiechle, was ma- können deswegen natürlich auch chen Sie für Erfahrungen mit der weniger Patienten pro Tag behandeln. Bezahlung von Frauen? Zweitens sind Männer – ich sage es Professor Marion Kiechle: Das ist jetzt mal freundlich – etwas fantasie- ein ganz vielschichtiges Problem. voller in der Anwendung der Ab- Ganz allgemein liegt der Gehalts- rechnungsziffern als Frauen. Auch das „In unserer Bank unterschied auch daran, dass Frauen hat die KV ermittelt. Um ein wenig werden Männer und oft in Bereichen arbeiten, in denen abzuschweifen: Es gibt auch Unter- weniger Lohn bezahlt wird. Zudem suchungen, dass chronisch kranke Frauen in Sachen arbeiten sehr viele Frauen in Teilzeit Patienten, mit Diabetes oder Bluthoch- – und sie machen das, weil sie soziale druck zum Beispiel, bei einer Ärztin Einkommen absolut Aufgaben für die Gesellschaft und die besser betreut sind als bei einem Familie übernehmen – und das ist Arzt. Vielleicht liegt es daran, dass die gleich behandelt – eigentlich sehr schade, dass unsere Ärztinnen sich mehr Zeit nehmen, um bis in den Gesellschaft das nicht wertschätzt. den Patienten das Wissen zu vermit- Das wäre zum Beispiel ein Hebel, um teln, das wichtig ist, damit sie gesund Vorstand hinein.“ da eine gewisse Gerechtigkeit hinein- werden und/oder bleiben. Das gilt zubringen. Es gibt aber noch einen natürlich nicht für alle. Auch bei den Helmut Lind weiteren wichtigen Aspekt: Frauen Chefärzten verdienen die weiblichen ist das Geldverdienen nicht wichtig, erheblich weniger als die männlichen. also nicht so wichtig wie für Männer. Die verhandeln wahrscheinlich einfach Verschiedene Untersuchungen zeigen: nicht so knallhart. LichtBlick 19
EINBLICK Was wäre Ihre Empfehlung? Gott, haben Sie Corona? In was für Professor Marion Kiechle: Ein An- „Im Bereich der einer Gesellschaft sind wir denn? satz wäre, in Berufen, in denen die Wir verlernen das Miteinander, der Männer und Frauen in Angestellten- Medizin sind noch Einzelne denkt nur noch dran, wie er verhältnissen sind, die Gehälter offen- sich selbst schützen kann. Das kann immer die meisten es nicht sein. Wir müssen das mit- zulegen und transparent zu machen. Für Unternehmen könnte es ein Führungsposten einander bewältigen. Denn mit dem Werbeslogan sein: Wir bezahlen alle Virus werden wir leben müssen. gleich. Zudem sollte man sich von mit Männern Seiten der Politik überlegen, ob man Professor Marion Kiechle: Definitiv besetzt.“ wird man damit leben müssen. Das es nicht auf die Rente anrechnen soll- te, wenn jemand in Teilzeit arbeitet, Virus ist jetzt in unserer Spezies, und da bleibt es auch. Marion Kiechle um beispielsweise einen Angehörigen zu pflegen oder Kinder großzuziehen. Unsere Gesellschaft könnte sich das Aber wenn das bedeutet, dass Brauchen wir eine Frauenquote? leisten. Es ist ja auch preiswerter und wir uns jetzt alle auf uns zurück- Professor Marion Kiechle: Mittel- schöner für die Gesellschaft, wenn ziehen, dann wird unsere Ge- fristig ja. Im Bereich der Medizin, man zuhause von Angehörigen ge- sellschaft ja auch einsamer und den ich mittlerweile seit 21 Jahren pflegt wird als im Pflegeheim. kälter. überblicke, sind noch immer die Lydia Staltner: Ja, man merkt das meisten Führungspositionen mit sehr deutlich jetzt schon, und nicht Männern besetzt. Was sagen Sie, Herr Lind, dazu aus Sicht eines Wirtschaftsunter- nur bei den alten Menschen. Ich nehmens? Wir sollten uns auch noch dem finde, wir müssen wieder rausgehen. Helmut Lind: Wir sind Deutschlands Thema Corona widmen. Wahr- Wir sollten achtsamer umgehen, und erste Gemeinwohlbank und haben scheinlich ist das Phänomen zwar nicht nur mit der Krankheit, vor vielen Jahren damit angefangen, Einsamkeit bei Senioren ja noch sondern auch mit dem Gegenüber. eine Gemeinwohl-Bilanz zu erstellen. viel stärker geworden, oder, Frau Professor Marion Kiechle: Der Die Aspekte, die Sie da in Bezug auf Mensch ist ein gesellschaftliches Staltner? die Frauen beschreiben, sind ja Ge- Lydia Staltner: Also im vergangenen Wesen. Das Positive ist, dass sich die meinwohlaspekte. Was ich spannend Jahr war es natürlich ganz schlimm Menschen jetzt mehr Wissen über finde, ist der wirtschaftliche Kontext: mit der Einsamkeit. Durch die Infektionskrankheiten aneignen. Hof- Wir kommen ja aus dem Zeitalter des Öffentlichkeit wird Angst geschürt. fentlich lassen sie sich alle wichtigen Neoliberalismus, des Patriarchats, und Die Menschen sagen sich, bevor ich Impfungen geben, nicht nur gegen bewegen uns aber aus meiner Sicht jetzt aus dem Haus gehe und mich Corona: Jedes Jahr gegen Influenza, in Richtung Matriarchat. Auch in der mit jemandem treffe, bleibe ich lieber wie das für die über 60-Jährigen Europäischen Union spielen Nachhal- daheim. Wir haben Leute gehabt, die empfohlen ist, und gegen Pneumo- tigkeit und Gemeinwohl eine immer haben vier Monate mit keinem Men- kokken. Das sind die Gefahren gerade größere Rolle. Wir haben hier auch schen gesprochen. Eine Frau musste für die Älteren. ein Thema, bei dem wir uns gesamt- ihren 90. Geburtstag mutterseelen- wirtschaftlich weiter öffnen müssen. alleine zuhause feiern. Zusammengefasst von Susanne Sasse Dabei sagt die Politik, wir wollten ja gerade die alten Leute nur „Wir sind schützen. „Wir verlernen das Deutschlands erste Lydia Staltner: Ja, es ist gut, die Leute zu schützen, und durch die Miteinander, der Gemeinwohlbank, Impfung kann man jetzt auch wieder Einzelne denkt nur haben vor Jahren etwas unternehmen, wir holen die Leute heraus aus der Einsamkeit, aber noch dran, wie er damit angefangen, ich finde dennoch, man macht den Leuten schon Angst. Zu viel Angst. sich selbst schützen eine Gemeinwohl- Wenn jetzt jemand zu uns kommt, kann.“ Bilanz zu erstellen.“ der geimpft ist, und nur ein ganz kleines bisschen hustet, dann geht Lydia Staltner gleich der Nachbar weg und sagt, oh Helmut Lind 20 LichtBlick
EDITORIAL ZAHLEN, DIE BERÜHREN In den vergangenen Monaten haben wir zusammen mit unseren Spendern und Förderern viel erreicht und noch mehr bewegt. Das ist ein Grund zur Freude und ermutigt uns, optimistisch in die Zukunft zu blicken – trotz oder gerade wegen der Corona-Krise. Denn in dieser schwierigen Zeit sind wir noch näher zusammengerückt, durften noch mehr Zusammenhalt erfahren. Das erfüllt uns mit großer Dankbarkeit und Zuversicht. Auch im Jahr 2021 war der Bedarf bei unseren Rentnern groß. In den LichtBlick-Büros klingelten die Telefone ohne Unterlass, zahlreiche Anfragen erreichten uns mit der Bitte um finanzielle und praktische Hilfe für den Alltag. Rund 20.000 Rentner unterstützen wir als Verein. Hier sind die Zahlen für die ersten drei Quartale: Soforthilfen Patenschaften Schnelle und unbürokratische Hilfe 35 Euro monatlich, mit denen sich in vielen Lebenslagen, z.B. Lebens-mit- Senioren kleine Wünsche des Alltags tel-Gutscheine, Medikamenten- erfüllen können. Zuzahlungen, Hygieneartikel, Kleidung, Schuhe, Brillen, Tickets für Bus und Bahn, Hausnotruf und Essen auf Rädern. 1.101.800 € 1.007.100 € Corona-Hilfen Wohnen und Haushalt Organisation und Verteilung von Kauf von Elektrogeräten wie Wasch- FFP2-Masken oder Lieferung von maschine, Kühlschrank oder Fernseher, Lebensmittelkisten. Zuschuss zu Nachzahlungen für Heizung und andere Nebenkosten uvm. 132.000 € 141.200 € Herzlichen Dank allen Spendern, die diese Hilfen ermöglicht haben. Als soziale Organisation sind wir gefragter denn je – bitte bleiben Sie auch weiterhin so engagiert an unserer Seite! LichtBlick 21
EINBLICK/MÜNCHEN EDITORIAL Voller Krafteinsatz: In die Pedale treten für LichtBlick Seniorenhilfe – in Österreichs Bergen. ULTRACYCLING GEGEN ALTERSARMUT Ein Team – eine Mission: Mit dem Rennrad unterwegs für den guten Zweck Sandro Schierz, ein leidenschaftlicher Rennradfahrer aus Aber solch eine Herausforderung, nur um das Ziel zu München, nutzte den Lockdown 2020 und gründete mit erreichen? Nicht bei Martin und Sandro! In Verbindung MunichVeloRide4Help e.V. einen gemeinnützigen Rad- mit einem guten Zweck lassen sich Aufgaben oftmals sport-Verein. Ziel des Vereins ist es, mit der Münchner anders lösen. Somit war die Idee geboren, für Rentner in Rennrad Community regelmäßige Touren zu veranstalten Altersarmut Spenden zu „erfahren“. und im Rahmen von Schrauber-Workshops bzw. Fahr- Für solch ein Projekt bedarf es jedoch mehr als nur der trainings detailliertes Hintergrundwissen zu vermitteln. Radfahrer – es wird eine ganze Crew benötigt. Infiziert Jedoch nicht zum Selbstzweck, sondern auch, um gemein- von der Herausforderung mit dem sozialen Hintergrund nützige Projekte zu realisieren: MunichVeloRide4Help hat waren dann auch schnell fünf enge Rennradfreunde be- sich entschieden, mit seinen Aktionen den Verein Licht- geistert und erklärten sich bereit, Martin und Sandro bei blick Seniorenhilfe zu unterstützen. Denn die Gründer ihrem Vorhaben zu unterstützen. sind sich einig: Niemand ist vor Altersarmut gefeit. Die Crewmitglieder nahmen sich Urlaub, um die Renn- So entstand 2020 die spontane Idee von Sandro und radler mittels Wohnmobil und Begleitbus auf jedem Meter Fotos: LichtBlick Seniorenhilfe e. V. seinem Freund und Rennradkollegen Martin, am Race der Tour vier Tage lang zu begleiten, mit improvisiertem Around Austria (RAA) teilzunehmen, dem härtesten Essen, ohne große Pausen, egal ob Tag, egal ob Nacht. Ultracycling Race Europas – einem Nonstop-Rennen Sponsoren sind bei solch einem Event unabdingbar. Daher (Tag und Nacht). war es die Kombination aus verrückter Herausforderung Beim RAA müssen 2.200 Kilometer und 30.000 Höhen- sowie sozialem Hintergrund, der überzeugte. So konnten meter mit dem Rennrad bezwungen werden. beispielsweise bei der Berg-Maut die höchsten Gipfel des 22 LichtBlick
„Der Körper ist zu mehr fähig, als man glaubt, wenn die richtige Motivation vor- handen ist“, so Sandro Schierz zum Ultracycling gegen Altersarmut. Die Rennradler Martin Birkner Das Team von MunichVeloRide4Help e.V. und Sandro Schierz (v.l.) Rennens als größere Pakete in Form von Spenden finan- Silvretta haben dabei den Rennfahrern sowie der Crew ziert werden, was von Unternehmen, aber auch Privat- viel abverlangt. Kleidungstechnisch sowie mit der Ver- personen gedeckt wurde. Bei der Kilometer-Maut konnte pflegung musste immer individuell auf die Gegebenheiten die Strecke von 2.200 km in kleinen Paketen gesponsert eingegangen werden. werden, was vor allem viele Freunde und Rennradler aus Aber egal was auch bewältigt werden musste, die Kurbel der Münchner Community abgedeckt haben. Darüber der Rennräder wurde durch Martin und Sandro unauf- hinaus gab es Sponsoren, die das Team mit Sachspenden haltsam bewegt und so kamen sie mit Unterstützung des wie Kleinbus, Teamkleidung usw. unterstützt haben. Teams Kilometer für Kilometer dem Ziel näher. „Ohne die Unterstützer unseres Projektes hätten wir Als dann nach ca. 80 Stunden Fahrzeit und 2100 Kilo- die Tour niemals umsetzen können. Wie metern im Sattel die letzte Heraus- sind jedem einzelnen dankbar dafür und forderung mit dem steilen Anstieg gleichermaßen stolz, solch tolle Menschen zum Hochkönig geschafft war, hatte an unserer Seite zu wissen“, sagt Sandro „Ohne die das gesamte Team ein breites Lachen Schierz. Insgesamt kamen Spenden in Unterstützer unseres im Gesicht, das bis ins Ziel nach Sankt Höhe von 9000 Euro zusammen. Um Georgen trug. Projektes hätten wir einen Teil der Kosten des Rennens abzude- Keine Panne – super! Kein Sturz – per- cken, bedurfte es 50 Prozent der Einnah- die Tour niemals fekt! Keine Verletzung – sensationell! Es men. Somit kommen den Seniorinnen und umsetzen können.“ hätte vieles passieren können, doch auf- Senioren von Lichtblick 4.500 Euro zu! grund der guten Strategie des gesamten Das Rennen wurde ein großer Erfolg! Teams wurde die Gesamtstrecke in ca. Es kann direkt vorweggenommen werden, 90 Stunden bewältigt. dass das ganze Rennen Emotion pur war. Egal ob Rennradler oder Crew, jeder hat bei diesem Pro- Mit Verlassen der Startrampe im Salzkammergut führte jekt sein ganz eigenes und persönliches Erlebnis machen die Strecke entlang der gesamten Landesgrenze Öster- dürfen und dabei herausgefunden, dass innere Grenzen reichs im Uhrzeigersinn. Neben landschaftlichen Ab- verschiebbar sind – wenn der Kopf es möchte. wechslungen war zweifelsfrei der Höhepunkt der Tour Dabei hatten alle Personen eine gemeinsame Motivation: die Überquerung des Großglockners nach ca. 1200 den guten Zweck! Kilometern. Ausgehend von der ersten Idee der Teilnahme bis hin zum Fortan riefen auf den verbleibenden ca. 1000 Kilometern Erreichen des Ziels kann das gesamte Team auf zehn auf- bis zum Ziel sechs weitere Alpenpässe danach, überquert regende Monate und zahlreiche supertolle Momente und zu werden. Hochsommerliche Hitze im Inntal bei 38 Augenblicke zurückblicken. Ein Erlebnis – Race Around Grad sowie nächtliche Temperaturen von 3 Grad auf der Austria Extrem. Sandro Schierz LichtBlick 23
EINBLICK/MÜNCHEN UNTERSTÜTZUNG FÜR BEDÜRFTIGE Seit vielen Jahren unterstützt der Lions Club München-Blutenburg die Anliegen von LichtBlick Seniorenhilfe. Auch in der Corona-Zeit war er ein verlässlicher Partner. Die Corona-Pandemie hat alle her- ausgefordert. Aber die ohnehin Benachteiligten traf es am härtesten. Dramatisch verschlechterte sich die Lebenssituation für arme Rent- ner. Ein Problem unter vielen: die Versorgung mit Lebensmitteln. Denn zahlreiche „Tafeln“ mussten schließen oder ihr Angebot stark einschränken. LichtBlick Seniorenhilfe organisierte deshalb einen Service, der bedürftigen alten Menschen Essen lieferte. Und wurde letztes Jahr dabei tatkräftig unterstützt von 18 Münchner Lions Clubs. Innerhalb kürzester Zeit schnürten sie ein Hilfspaket und überreichten LichtBlick zur Mitfinanzierung der Lieferungen einen Scheck über 19.300 Euro. Auch in diesem Jahr ist der Lions Club ein verlässlicher Partner. Mit 4.200 Euro unterstützt der Lions Club München-Blutenburg bedürftige Rentner und übernimmt LichtBlick Seniorin Hildegard Fromm (v.l), Dr. Roland zusätzlich noch 10 Patenschaften. LichtBlick-Vorsitzende Lydia Staltner war überwältigt von der großzügigen Hilfe: „Dank Köhler (Präsident Lions Club München-Blutenburg, der Lions Clubs konnten wir Menschen in Not beistehen, die M.r.), Vereinsgründerin und Vorstandsvorsitzende sonst keinen Ausweg mehr gewusst hätten. Dafür sagen wir Lydia Staltner (hinten links), Gerhard Potuschek (Pastpräsident Lions Club München-Blutenburg, h.r.), Dr. Volker Lauff (Lions Club München-Bluten- von Herzen Danke!“ burg, M.r.), LichtBlick Senior Manfred Michalk (v.r.). GEMEINSAM GEGEN ALTERSARMUT Regelmäßig fördern die Rotarier aus München- Harlaching die Projekte von LichtBlick Seniorenhilfe. Langfristig zu begleiten und den Zusammenhalt zu pflegen, ist dem Club ein Herzensanliegen. Im Juli 2021 zeigten sich die Rotarier erneut großzügig und spendeten 9.500 Euro für Menschen, die von Alters- armut betroffen sind. „Das ist eine echter Lichtblick für unsere Senioren“, sagte Vereinsvorsitzende Lydia Staltner. „Wir sind so glücklich darüber, dass Partner wie die Rotarier nicht die Augen vor der Not bedürf- tiger Rentner verschließen.“ Das gebe LichtBlick den Rückhalt, um sich immer wieder mit voller Kraft für hilfsbedürftige Menschen zu engagieren. Auf die Unterstützung des Rotary Clubs München- Harlaching ist immer Verlass. Past-Präsident Conrad Boley (r.) und Schatzmeister Günter Maenner (l.) bei der Scheckübergabe an Lydia Staltner. Gemeinsam mit weiteren LichtBlick-Mitarbeiterinnen freut sie sich über die großzügige Spende. 24 LichtBlick
VOLLE FAHRT FÜR DEN GUTEN ZWECK Sie haben jede Menge PS zu bieten und geben für bedürf- tige Senioren Vollgas: Bei ihrem letzten Treffen haben die Porscheliebhaber von Boxer Brunch Geld für LichtBlick Seniorenhilfe gesammelt. Mehr als 2000 Euro kamen bereits zusammen. Seit 1,5 Jahren gibt es den Boxer Brunch, ein offenes Treffen von Porschefans. Regelmäßig treffen sich die Teil- nehmer unter dem Motto Park & Connect, um sich ken- nenzulernen und auszutauschen. „Die Treffen sind nicht kommerziell, der Spaß und die Freude am Auto stehen für uns im Vordergrund“, sagt Tobias Nicklaus, einer der Organisatoren. Beim mittlerweile vierten Park & Connect Firmenchef Alois Ruf von RUF Automobile (Mitte) mit seiner am 17. Oktober ging es zur Firma RUF Automobile nach Tochter Nathalie und Tobias Nicklaus von Boxer Brunch. Pfaffenhofen. Der Ansturm war riesig: Die 150 Parkplätze, die für das Treffen zur Verfügung standen, waren schnell ausgebucht. „Die meisten Fahrer kamen aus dem süd- „Es war eine geglückte Veranstaltung, deutschen Raum, wir hatten diesmal aber sogar Gäste aus die sicherlich Wogen geschlagen hat Südtirol und der Schweiz dabei“, erklärt Nicklaus. unter den Boxer-Freunden. Die Treffen sind für die Teilnehmer komplett unentgeltlich. „Aber immer wieder fragen die Fahrer, wie sie sich für die Gleichzeitig hat sich jeder gut gefühlt, tolle Organisation erkenntlich zeigen können“, sagt der etwas Gutes für unsere Senioren zu Wahl-Münchner. „Da kamen wir auf die Idee, LichtBlick tun, die oftmals nicht genügend Seniorenhilfe damit zu unterstützen.“ Pandemiebedingt konnte erst gut zehn Tage vor dem Treffen zum Spenden Aufmerksamkeit und Liebe erfahren. aufgerufen werden, das Interesse war jedoch direkt sehr Wir freuen uns aufs nächste Mal.“ groß: Über verschiedene Kanäle konnten die Teilnehmer bereits per Banküberweisung oder online spenden – Alois Ruf beim Event selbst stand zusätzlich eine Spendenkasse von LichtBlick Seniorenhilfe zwischen all den schnellen Autos am Hauptparkplatz vom Kleinserienhersteller RUF. Das Familienunternehmen ist ein großer Name unter Auto- Liebhabern: 1939 wurde die Firma als Kfz-Werkstatt ge- gründet, es werden hier neben dem Verkauf und Handel seit etwa 60 Jahren Porsche-Modelle veredelt, eigene Fahrzeuge auf Porsche-Basis gebaut und seit dem Jahr 2017 komplett eigens entwickelte Fahrzeuge mit eigenem Chassis gefertigt (RUF CTR und SCR). Auch das Familienunternehmen spendete einen Teil des Getränkeverkauf-Erlöses, zudem gab Gastronom Armin Daumiller von „Armins Schmankerl“ aus Bad Wörishofen einen Euro pro verkaufter Spätzle-Portion an LichtBlick. Gastronom „Es war eine geglückte Veranstaltung, die sicherlich Wogen Armin Daumiller geschlagen hat unter den Boxer-Freunden“, sagt Firmen- (li., mit Tobias Nicklaus von Chef Alois Ruf. „Gleichzeitig hat sich jeder gut gefühlt, Boxer Brunch) etwas Gutes für unsere Senioren zu tun, die oftmals nicht spendete einen Fotos: RUF, Tobias Nicklaus genügend Aufmerksamkeit und Liebe erfahren.“ Bislang Euro pro ver- kamen bereits mehr als 2000 Euro zusammen, weitere kaufter Spätzle- Beträge werden erwartet. LichtBlick Seniorenhilfe sagt ein Portion an LichtBlick großes Dankeschön – und weiterhin gute Fahrt! Seniorenhilfe. Voll besetzt: Der Parkplatz von RUF Automobile in Christina Meyer Pfaffenhofen beim Treffen der Porsche-Freunde. LichtBlick 25
EINBLICK/DEGGENDORF „DIE ÜBERRASCHUNG WAR GROSS“ Der Soroptimist Club Deggendorf hat die LichtBlick Seniorenhilfe an Weihnachten 2020 mit einer besonderen Aktion unter- stützt. Der Club spendete nicht nur 2.500 Yvonne Jallot-Graßl (l.) und Nicole von Rössing (r.) vom Euro, sondern verschenkte auch 30 Päck- Soroptimist Club Deggendorf sowie Angelika Färber von der chen im Wert von je 40 Euro. Die Präsiden- LichtBlick Seniorenhilfe fahren die Weihnachtsgeschenke zu 30 bedürftigen Seniorinnen. tin des Clubs, Yvonne Jallot-Graßl, berichtet. Wie kam es zu der Idee? befüllt haben. Lebkuchen war auch dabei; ebenso wie ein Als wir von der Arbeit des Vereins erfuhren, haben wir Kuvert mit 20 Euro Bargeld, damit sich die Damen einen schnell gemerkt, dass wir ähnliche Ziele verfolgen. Der kleinen Wunsch erfüllen konnten. Soroptimist Club setzt sich weltweit für die Belange von Frauen ein. Da Frauen häufiger von Altersarmut betroffen Und wie haben sich Ihre Mitglieder gefühlt, als sie die sind, haben wir hier eine Chance gesehen, unser Engage- Päckchen befüllt haben? ment und jenes von LichtBlick zu verbinden. Ein Mitglied Es herrschte eine große Vorfreude. Wir hofften, dass sich hatte dann die Idee, Päckchen nur an Frauen zu verschen- die Empfängerinnen sehr darüber freuen würden. Und so war es dann auch: Die Überraschung war riesig. Geben ist ken. Das ist viel persönlicher. schließlich immer schöner als Nehmen. Die Aktion wurde durch Spendengelder, private Beiträge Stimmt. Ein Geschenk ist etwas Persönliches und der Mitglieder des Soroptimist Clubs Deggendorf und daher verrät man selten den Inhalt. Aber vielleicht durch das Budget finanziert, das der Club für die eigene machen Sie eine Ausnahme? Gerne. Die Geschenke waren ungefähr so groß wie ein Weihnachtsfeier ausgegeben hätte. Die Feier musste auf- Schuhkarton, den wir mit Kaffee, Tee und Hygieneartikeln grund der Corona-Pandemie ausfallen. Treuer Spender aus Überzeugung Foto: LichtBlick Seniorenhilfe e.V., Fotostudio Artinger Die Raiffeisenbank Deggendorf-Plattling-Sonnenwald unterstützt die LichtBlick Seniorenhilfe schon seit über fünf Jahren. Auch dieses Jahr spendet sie 2.500 Euro an den Verein. Über die Zuwendung mitten in der Corona-Pandemie sagt der Vorstandsvorsitzende Johann Freund: „Wir als Bank haben die Pandemie gut überstanden. Aber Seniorinnen und Senioren haben unter den Einschränkungen teilweise sehr gelitten. Diesen Menschen möchten wir mit der Spende helfen.“ Die Hilfe leiste die Bank aus Überzeugung, so Freund. „Wir und LichtBlick teilen einen zentralen Wert, und das ist der Zusammenhalt einer Gemeinschaft, die vereint etwas erreicht.“ Die Spenden stammen aus dem Zweckertrag des Gewinnsparver- eins, durch den die Bank unter anderem dieses Hilfsprojekt unterstützen kann. 26 LichtBlick
Die Rentne- Die Seniorinnen rinnen und und Senioren Rentner hatten waren vom sichtlich Spaß. Regensburger Dom St. Peter sehr beeindruckt. Besuch im Ausflug nach Biergarten Regensburg Im Juli 2021 war es wieder so weit. Nach langer coronabe- Ein Tagesausflug ist für viele Menschen in Altersarmut dingter Pause hat der LichtBlick Verein Seniorinnen und nicht möglich. Damit einige trotzdem etwas Neues erleben, Senioren aus Straubing zu einer Veranstaltung eingeladen. hat die LichtBlick Seniorenhilfe im August einen Ausflug Erstmals ermöglichte LichtBlick einen Besuch im Biergar- nach Regensburg organisiert. Los ging es mit einer Stadt- ten. 20 Teilnehmende ließen sich das Essen im Biergarten rundfahrt, die am Wahrzeichen der Stadt vorbeiführte, „Zum Bayerischen Löwen“ in Straubing schmecken. Es gab der Steinernen Brücke. Anschließend bestaunten die 47 viel zu erzählen. „Am meisten freut es mich“, sagt Licht- Senioren aus Deggendorf und Straubing die schwerste Blick-Mitarbeiterin Angelika Färber, „dass drei Menschen hängende Orgel der Welt, die sich im Dom St. Peter befin- direkt Telefonnummern ausgetauscht haben, um sich zu det. Ebenso begeistert wurde die Schifffahrt auf der Donau einer Tasse Kaffee zu verabreden.“ Das macht deutlich: genossen. Zum Schluss blieb noch Zeit für ein Eis, bevor Der Besuch war ein voller Erfolg. die Teilnehmenden glücklich den Rückweg antraten. Auf zur nächsten Spende aus Flohmarkteinnahmen Station! Die Rentne- rinnen und Rentner besuchten drei Sehenswürdigkeiten an einem Tag. Was passiert mit den Gegenständen, die nicht mehr gebraucht werden und zuhause auf dem Dachboden verstauben? In Hofkirchen werden sie oft an das Projekt „Schatzkiste“ gespendet; ein Laden, in dem sie günstig verkauft werden. Weil die Betriebskosten von der Gemeinde Hofkirchen getragen werden und nur Ehrenamtliche im Laden helfen, können die Einnahmen Tour durch Burg zu hundert Prozent an soziale Initiativen in der Region und Kloster fließen. Auch LichtBlick erhielt im Februar eine Spende von 2.000 Euro – obwohl der Laden während des Lock- downs 2020 schließen musste. Der Verkauf der Schätze Im September haben 22 Seniorinnen und Senioren gleich lief aber online weiter. Interessierte konnten sich nach drei Orte an einem Tag besichtigen dürfen. Während dem Click- und Collect-Prinzip Gegenstände im Internet einer Führung auf der längsten Burg Deutschlands in vorbestellen und zu einer festgelegten Zeit im Laden Burghausen lachten die Teilnehmenden über zahlreiche abholen. Außerdem fand eine Online-Verkaufsaktion Anekdoten. Nach einem deftigen Mittagessen erkundeten von Möbeln statt, die von der Gemeinde Hofkirchen die Rentnerinnen und Rentner die historische Klosteranla- gespendet wurden. So war es der „Schatzkiste“ möglich, ge Raitenhaslach. Und zum Abschluss wurde der Haslinger die LichtBlick Seniorenhilfe bereits zum zweiten Mal zu Hof in Kirchham besichtigt, der sowohl bayerisches Essen unterstützen. als auch einen Erlebnispark mit Museum und Hofmarkt bietet. Alle Teilnehmenden waren begeistert. Für alle Events wurde die 3G-Regel strikt angewandt und dokumentiert. LichtBlick 27
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