Zweiter Monitoringbericht zur Breitbandstrategie des Bundes

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Zweiter Monitoringbericht
zur Breitbandstrategie des Bundes
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Inhaltsverzeichnis

A. Zusammenfassung............................................................................................................................................4

      1. Hintergrund und Ziele............................................................................................................................................... 4

  2. Ergebnisse des Monitorings...................................................................................................................................... 5
		 2.1. Übergreifende Einschätzung............................................................................................................................ 5
		 2.2. Überblick über die Fortschritte in den Maßnahmensäulen......................................................................... 5

      3. Aktueller Ausbaustand und Einschätzung zur Zielerreichung.......................................................................... 7

      4. Empfehlungen zur Weiterentwicklung................................................................................................................. 8

B. Fortschritte bei der Umsetzung der Breitbandstrategie seit 2010...........................................................10

  1. Maßnahmensäule 1: Nutzung von Synergien beim Infrastrukturausbau......................................................11
		 1.1. Mitnutzung bestehender Infrastrukturen und Einrichtungen optimieren...........................................11
		 1.2. Aufbau eines Infrastrukturatlasses................................................................................................................14
		 1.3. Aufbau Baustellendatenbank.........................................................................................................................18
		 1.4. 	Bedarfsorientierte Mitverlegung von Leerrohren und
          gemeinsamer Aufbau von Infrastrukturen..................................................................................................20
		 1.5 Verbesserung der Breitbandverteilung im Haus.........................................................................................22

  2. Maßnahmensäule 2: Unterstützende Frequenzpolitik......................................................................................23
		 2.1. Rasche Nutzung des Potenzials der digitalen Dividende 2010..................................................................23

  3. Maßnahmensäule 3: Finanzielle Förderung........................................................................................................25
		 3.1. Analyse verfügbarer Fördermittel..................................................................................................................25
		 3.2. Verbesserte Förderbedingungen in den Gemeinschaftsaufgaben..........................................................27
		 3.3. Infrastrukturausbau aus dem Konjunkturpaket II......................................................................................30

  4. Maßnahmensäule 4: Wachstums- und innovationsorientierte Regulierung...............................................31
		 4.1. Mehr Planungssicherheit für Unternehmen................................................................................................32
		 4.2. Grundzüge einer wachstums- und innovationsorientierten Regulierung festlegen...........................34
		 4.3. Anreiz- und investitionsorientierte Förderung im EU-Rechtsrahmen....................................................36

  5. Maßnahmensäule 5: Information und Transparenz..........................................................................................37
		 5.1. Aktive und aktivierende Öffentlichkeitsarbeit............................................................................................37
		 5.2. Aufbau eines Breitbandkompetenzzentrums des Bundes.........................................................................40
		 5.3 Einrichtung einer Bund-Länder-Arbeitsgruppe..........................................................................................41
		 5.4 Erstellung eines jährlichen Monitoringberichts.........................................................................................42
A. Zusammenfassung                                                                                                                                                                 3

C. Ausbaustand und Zielerreichung.................................................................................................................43

      1. Ausbaustand zur Grundversorgung und Einschätzung zum Erreichen einer Flächendeckung...............43

      2. Überblick über den Ausbaustand mit Hochgeschwindigkeitsnetzen
          und Einschätzung zur Zielerreichung 2014.........................................................................................................45

D. Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Breitbandstrategie.............................................................47

      1. Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Strategie....................................................................................... 47

      2. Ansätze zur Verbesserung der bestehenden Maßnahmen...............................................................................51

E. Anhang..............................................................................................................................................................60

      1. Abkürzungsverzeichnis...........................................................................................................................................60

      2. Quellenverzeichnis...................................................................................................................................................61
4                                                                                        A. Zusammenfassung

A. Zusammenfassung

1.    Hintergrund und Ziele                             dere auf Maßnahmen, die die Ausbauakteure unter-
                                                        stützen. Hierfür wurden fünf Maßnahmensäulen
Die Breitbandstrategie des Bundes wurde im Feb­         definiert:
ruar 2009 von der Bundesregierung beschlossen
und in den Meseberger Beschlüssen vom Herbst            1.	Nutzung von Synergien beim
2009 bestätigt. Bis Ende 2010 sollten die weißen            Infrastrukturausbau
Flecken in der Breitbandabdeckung bundesweit
beseitigt und Bandbreiten von mindestens 1 Mbit/s       2. Unterstützende Frequenzpolitik
flächendeckend verfügbar sein.
                                                        3. Finanzielle Förderung
Mittel- bis langfristig sollen die Hochgeschwindig-
keitsnetze kontinuierlich ausgebaut werden. 2014        4.	Wachstums- und innovationsorientierte
sollen 75 Prozent der bundesdeutschen Haushalte             Regulierung
Bandbreiten von 50 Mbit/s und mehr verfügbar
haben. Möglichst bald danach sollen hochleistungs­      5. Information und Transparenz
fähige Breitbandanschlüsse flächendeckend verfüg-
bar sein. (Abbildung 1)                                 Zielsetzung des vorliegenden Monitoringberichts ist
                                                        es, aufbauend auf den Ergebnissen des Berichts 2010,
Der Bund setzt in erster Linie auf einen Breibandaus-   die Darstellung der erreichten Umsetzungs- und
bau durch Wettbewerb. Öffentliche Fördermittel          Ausbaufortschritte sowie die Empfehlung von Ver-
sollen lediglich ergänzend und insbesondere für         besserungsansätzen für die bestehende Breitband-
den Ausbau in ländlichen Regionen herangezogen          strategie aufzuzeigen. Im Monitoringbericht 2011
werden. Ausbaumaßnahmen sollen das Prinzip der          liegt darüber hinaus ein besonderer Schwerpunkt
Technologieneutralität berücksichtigen. Die Bundes­     auf der Weiterentwicklung der Strategie vor dem
regierung setzt in der Breitbandstrategie insbeson-     Hintergrund der sich verändernden Herausforderung
                                                        beim Ausbau von Hochgeschwindigkeitsnetzen.

Abbildung 1: Ziele des Breitbandausbaus in Deutschland und Europa

     2010                  2014                          2020
     Ziel der              Ziel der                      Ziel der
     Bundesregierung       Bundesregierung               Europäischen Union

       Flächendeckende       Verfügbarkeit von              Verfügbarkeit von
       Verfügbarkeit von     ≥ 50 Mbit/s für                ≥ 30 Mbit/s flächendeckend
       ≥ 1 Mbit/s            75 % der Haushalte             europaweit für alle Haushalte

Quelle: Roland Berger
A. Zusammenfassung                                                                                                          5

2.      Ergebnisse des Monitorings                                   setzt. Im laufenden Jahr konnten nun auch wichtige
                                                                     Impulse für den Ausbau von Hochgeschwindigkeits-
2.1. Übergreifende Einschätzung                                      netzen gesetzt werden, die sich direkt aus den Maß-
Seit der Veröffentlichung der Breitbandstrategie                     nahmen der Breitbandstrategie ergeben. Die Abbil-
konnten im Breitbandausbau in Deutschland deut­                      dung 2 fasst die wichtigsten Impulse im Berichtsjahr
liche Fortschritte erzielt werden. Dazu hat die Aus-                 zusammen:
gestaltung der Strategie sowie der zugehörigen
Maßnahmen in den fünf Maßnahmensäulen einen                          ƒƒ   Mehr Transparenz zu Synergiepotenzialen
wichtigen Beitrag geleistet. Die Befragungen im
Rahmen der Monitoringberichte 2010 und 2011                          ƒƒ   Stärkere Beteiligung von Akteuren außerhalb
haben deutlich gemacht, dass die Strategie neben                          der Telekommunikationsindustrie (u. a. Energie-
der Wirkung einzelner Maßnahmen auch übergrei-                            versorger, Deutsche Bahn, VKU)
fend Lenkungswirkung entfaltet hat. Das Thema
Breitbandausbau konnte auf die politische und                        ƒƒ   Schaffung technischer und vertragsrechtlicher
öffentliche Agenda gesetzt werden; verschiedene                           Grundlagen für den NGA-Ausbau
Prozesse, wie etwa die Versteigerung der digitalen
Dividende, wurden erheblich beschleunigt sowie                       2.2. Ü
                                                                           berblick über die Fortschritte in den
Vernetzung und Austausch zwischen den Beteilig-                            Maßnahmensäulen
ten verbessert. Zahlreiche Kommunen haben sich                       Im Folgenden werden die wichtigsten Fortschritte
verstärkt für den Ausbau engagiert und mehrere                       beim Breitbandausbau seit dem Monitoringbericht
Länder haben Maßnahmen und Ziele der Strategie                       2010 in den fünf Maßnahmensäulen zusammenfas-
auf ihre Agenda gehoben.                                             send dargestellt. Die Zusammenfassung fußt auf der
                                                                     detaillierten Analyse der Maßnahmen in Kapitel B
Bereits 2010 waren fast alle Maßnahmen, die auf die                  und greift die wichtigsten übergreifenden Aspekte
Erfüllung des Ziels 2010 zielten, weitgehend umge-                   je Maßnahmensäule auf:

Abbildung 2: Impulse 2010–2011 für den Ausbau von Hochleistungsnetzen

                                                      Technische und
                                                      rechtliche Einigung
                                                      ƒ NGA-Forum
                                                      ƒ Kooperationsmodelle
                               Stärkere Beteiligung
                               ƒ Deutsche Bahn                                              Verstärkter
                               ƒ Energieversorger                                           Ausbau von
                               ƒ VKU & Stadtwerke                                           Hochleistungs-
     Mehr Transparenz
                                                                                            netzen
     zu Synergien
     ƒ Synergiesstudie
     ƒ Infrastrukturatlas II
     ƒ Dezentrale
        Baustellendaten-
        banken

               Impulsgeber Politik

Quelle: Roland Berger
6                                                                                         A. Zusammenfassung

Maßnahmensäule 1: Nutzung von Synergien                  haben Funktechnologien deshalb den größten Bei-
beim Infrastrukturausbau                                 trag zur Schließung weißer Flecken geleistet. Diese
Seit 2010 konnten wichtige Voraussetzungen für die       Dynamik wird sich im zweiten Halbjahr absehbar
Nutzung von Synergien im Infrastrukturausbau             noch verstärken.
geschaffen werden. Zum einen hat die Synergiestu-
die des Bundesministeriums für Wirtschaft und            Der Ausbau der LTE-Versorgung über die Aufrüs-
Technologie Infrastrukturen identifiziert, deren Mit-    tung bestehender Stationen führt dazu, dass die Ver-
nutzung eine besonders hohe Hebelwirkung für den         sorgung in unterversorgten Gebieten ergänzt wird
Ausbau mit Hochgeschwindigkeitsnetzen entfalten          und in geringerem Maße bisher vollständig unver-
kann und so mehr Transparenz über das Potenzial          sorgte Gebiete mit Breitband angeschlossen werden.
der Mitnutzung in Deutschland geschaffen. Zum            Neben der Reichweite wird durch die Aufrüstung
anderen haben verschiedene Bundesländer dezen­           auch die Leistungsstärke der Netze erhöht. Eine wei-
trale Baustellendatenbanken errichtet, um den Aus-       tere Herausforderung ist die Nutzbarkeit der Fre-
bau in ihrer Region über die Offenlegung möglicher       quenzen in den Grenzregionen der Bundesrepublik:
Mitverlegungsoptionen voranzutreiben. Neben Syn-         Einige Nachbarstaaten nutzen die in Deutschland
ergiestudie und den Baustellendatenbanken auf            für den Mobilfunk freigegebenen Frequenzen noch
Länderebene konnten auch beim Infrastrukturatlas         für Fernseh- bzw. Radiosignale. Die Grenzkoordina-
Fortschritte erzielt werden: Er konnte in die zweite     tion läuft und ist für einige Nachbarstaaten bereits
Ausbaustufe starten – allerdings zunächst noch           abgeschlossen.
ohne die Daten der Deutschen Telekom. Zuletzt wur-
de über die Erweiterung der Bundesrahmenrege-            Maßnahmensäule 3: Finanzielle Förderung
lung Leerrohre auf die Anwendung in „schwarzen           Die Bereitstellung von finanziellen Fördermitteln
Flecken“ ein weiterer Beitrag zur Förderung des Aus-     durch die Europäische Union, den Bund und die
baus von Hochgeschwindigkeitsnetzen geleistet.           Länder hat in den letzten Jahren zur gestiegenen
                                                         Ver­­füg­barkeit von Breitbandanschlüssen in Deutsch-
Trotz dieser Fortschritte bestehen weiterhin unge-       land beigetragen. Insgesamt standen in der Förder­
nutzte Potenziale zur Kostensenkung beim Ausbau,         periode von 2008 bis 2010 rund 273 Millionen Euro
weil Synergien über Mitverlegung und Mitnutzung          zur Verfügung. Bis 2013 wird die Gesamtsumme um
nicht ausreichend ausgeschöpft werden. Die Bereit-       weitere 181 Millionen auf insgesamt 454 Millionen
schaft, Synergienutzung in eigenen Netzen zu             EUR anwachsen. Dabei sind Überträge aus der ers-
ermöglichen, muss sowohl bei privaten als auch           ten Förderperiode 2008 bis 2010 nicht eingerechnet.
öffentlichen Infrastruktureignern erhöht werden –
sei es durch eine Klärung der Haftungsfragen der         Am Ende der Förderperiode 2008 bis 2010 war eine
Deutschen Telekom oder eine Öffnung des Bundes-          Abrufquote von 84 Prozent zu verzeichnen. Auch in
ministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwick-          der laufenden Periode sind die Abrufquoten bereits
lung hinsichtlich der Netze der Bundesautobahnen         hoch – nach einem halben Jahr sind 28 Prozent der
sowie der Deutschen Bahn.                                verfügbaren Mittel bewilligt. In der aktuellen Förder­
                                                         periode 2011–2013 ist außerdem der Abruf von För-
Maßnahmensäule 2: Unterstützende Frequenzpolitik         dermitteln der Europäischen Union deutlich höher,
Die Versteigerung der Digitalen Dividende und der        als dies in der vorherigen Förderperiode der Fall war.
in der Folge zügig begonnene Ausbau der Prioritäts-
gebiete (Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen          Insgesamt sind die verfügbaren Mittel in der mo­­men­­
mit mindestens 1 Mbit/s bei weniger als 95 Prozent       tanen Förderperiode allerdings um 34 Prozent
der Haushalte) ist einer der zentralen Fortschritte in   kleiner als im Förderzeitraum 2008–2010. Bei den
der Umsetzung der Breitbandstrategie der Bundes-         EU-Mitteln besteht auch weiterhin zusätzliches
regierung. Besonders die zügige Aufrüstung von           Poten­­zial, das nicht alle Bundesländer nutzen.
bestehenden Funkstationen zu Multistandardstatio-        Schließlich ist der Großteil der Mittel weiterhin auf
nen hat die Anbindung von ländlichen Regionen            den An­schluss nicht versorgter Gebiete mit einer
vorangetrieben. Bereits im ersten Halbjahr 2011          Breitbandgrundversorgung ausgerichtet. Mittel für
A. Zusammenfassung                                                                                         7

die Beschleunigung des Ausbaus von Hochge-             3.  A
                                                             ktueller Ausbaustand und
schwindigkeitsnetzen sind in größerem Umfang                Einschätzung zur Zielerreichung
nicht verfügbar.
                                                       Die Verfügbarkeit von Breitbandanschlüssen ist seit
Maßnahmensäule 4: Wachstums- und innovations­          dem letzten Jahr in allen Anschlussgeschwindigkei-
orientierte Regulierung                                ten gestiegen. Die Verfügbarkeit von Anschlüssen
Neben einer Vielzahl an Regulierungsmaßnahmen          mit einer Bandbreite von mindestens 1 Mbit/s liegt
der Bundesnetzagentur (z. B. Mustervertrag für den     Mitte 2011 bei fast 99 Prozent. Dies bedeutet, dass
Zugang zur TAL am Schaltverteiler, Ex-Post-Kontrolle   seit Anfang 2009 für mehr als 2 Mio. Haushalte eine
für Glasfaser TAL) zum Breitbandausbau wurden          Grundversorgung sichergestellt werden konnte.
zwei wesentliche Fortschritte im Bereich der wachs-    Um eine flächendeckende Grundversorgung sicher-
tums- und innovationsorientierten Regulierung          zustellen, müssen noch rund 520.000 Haushalte mit
erzielt: Die Einigung im Rahmen des NGA-Forums         Breitbandanschlüssen versorgt werden. Der größte
hat die Grundlage für die technische Interoperabili-   Anteil von Neuanschlüssen ging im letzten Jahr auf
tät von Breitbandnetzen gelegt. Zusätzlich leistet     Funktechnologien zurück – LTE wird erwartungs­
die TKG-Novelle vorbehaltlich der parlamentarischen    gemäß den maßgeblichen Beitrag zur weiteren
Zustimmung einen wesentlichen Beitrag für den          Schließung der verbleibenden weißen Flecken
Fortschritt des Breitbandausbaus in Deutschland.       leisten.

Maßnahmensäule 5: Information und Transparenz          Für rund 41 Prozent aller Haushalte in Deutschland
Durch eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit wurde      besteht momentan eine Verfügbarkeit von mindes-
im letzten Jahr der Grad an Information und Trans-     tens 50 Mbit/s. Seit Anfang 2009 hat sich damit die
parenz für Ausbauakteure weiter erhöht. Das Breit-     Verfügbarkeit um schätzungsweise 30 bis 35 Pro-
bandbüro des Bundes ist aufgebaut und hat im           zentpunkte erhöht. Um das Ziel 2014 der Breitband-
Dezember 2010 den Betrieb aufgenommen. Gleich-         strategie zu erreichen, ist ein höherer Ausbaufort-
zeitig haben die Länderkompetenzzentren ihre Akti-     schritt erforderlich als im ersten Halbjahr 2011. Die
vitäten ausgeweitet und professionalisiert. Zudem      Aufrüstung der Kabelnetze sowie umfangreiche
hat der Breitbandatlas der Bundesregierung die         Investitionsankündigungen aus den Branchenver-
Transparenz über den Ausbaustand in Deutschland        bänden lassen eine Beschleunigung der Wachstums-
weiter verbessert.                                     dynamik erwarten. Trotzdem muss das Ziel auf
                                                       Grundlage aktuell verfügbarer Daten ohne weitere
Trotz dieser Fortschritte gibt es im Bereich der       finanzielle Förderung als sehr ambitioniert ein­
Öffentlichkeitsarbeit Themen, die in Zukunft noch      gestuft werden.
verstärkt Berücksichtigung finden sollten. Dazu
gehört unter anderem eine stärkere Positionierung
des Breitbandausbaus als Treiber volkswirtschaft­
lichen Wachstums. Zudem kann das Breitbandbüro
seine Multiplikatorenwirkung durch zielgruppen­
gerechte Aufbereitung von Informationen noch
verstärken.
8                                                                                              A. Zusammenfassung

4.      mpfehlungen zur
       E                                                   ƒƒ   Bestandteile – Entwicklung  innovativer Über-
       Weiterentwicklung                                        tragungstechnologien fördern und
                                                                ökonomische, infrastrukturbezogene Sicht-
Der Monitoringbericht 2011 enthält Empfehlungen                 weise in die Regelungen zur Netzneutralität
zur übergreifenden Weiterentwicklung der Strate-                einbringen
gie und zur Verbesserung bestehender Maßnahmen.                 Als neue Bestandteile sollten die Technologieför-
Erstere erweitern die bisherige Strategie. Letztere             derung und die Einwirkung auf die Netzpolitik
betreffen die weitere Umsetzung der in der Breit-               aufgegriffen werden. Die Technologieförderung
bandstrategie definierten Maßnahmen.                            innovativer Übertragungstechnik kann mittel-
                                                                fristig hohe Bedeutung für den Ausbau gewin-
Alle Empfehlungen sind in Kapitel D im Detail dar-              nen. Gleiches gilt für eine ökonomisch sinnvolle
gestellt. Als übergreifende Weiterentwicklungs­                 und investitionsbezogene Ausgestaltung von
optionen hat das diesjährige Monitoring folgende                Netzneutralität.
Themen identifiziert:
                                                           ƒƒ   	 ommunikation – Breitbandausbau kommu-
                                                                K
ƒƒ   Ziel – Langfristiges Ziel für den Zeitraum nach             nikativ als Wachstumstreiber mit Bedeutung
     2014 festlegen und 2010-Ziel auslaufen lassen               für Wettbewerbsfähigkeit und eine erfolg­
     Die Bundesregierung sollte unter Einbeziehung              reiche Energiewende positionieren
     von Branchenexperten, Verbänden und Ausbau-                Das Bundesministerium für Wirtschaft und Tech-
     akteuren ein langfristiges Ziel für den Zeitraum            nologie sollte den volkswirtschaftlichen Nutzen
      nach 2014 festlegen, um einen neuen Orientie-             des Breitbandausbaus sowie dessen Bedeutung
      rungspunkt für die Planungen der Ausbauakteu-              für die Energiewende (z. B. für smart grids) in den
      re und die Ausrichtung der Breitbandstrategie zu          Vordergrund der Öffentlichkeitsarbeit stellen. Im
      schaffen. Da das 2010-Ziel perspektivisch erreicht        ersten Schritt sollte eine Studie beauftragt wer-
     wird, kann es in der neuen Breitbandstrategie              den, die in der Folge mit Kommunikationsmaß-
      bereits entfallen.                                         nahmen unterstützt werden kann.

ƒƒ   Zielgruppe – Unternehmen als Zielgruppe der           ƒƒ    Einbindung – Breitbanddialog als ständiges
      Breitbandstrategie prüfen                                 Arbeitsgremium zur Konkretisierung und
     Die Bundesregierung sollte die Einbindung von             Weiterentwicklung der Breitbandstrategie
     Unternehmen als Zielgruppe der Breitbandstra-              etablieren
      tegie prüfen, um den Beitrag zur Wettbewerbs­             Die Komplexität des Breitbandausbaus erfordert
      fähigkeit des deutschen Mittelstands stärker in           ein hohes Maß an Abstimmung zwischen den
     den Fokus der Breitbandstrategie zu rücken.                Akteuren und regelmäßig auch die Entwicklung
                                                                 neuer Verfahren und Regeln. Das BMWi sollte
ƒƒ    Reichweite – Gesetzesänderungen zur Unter-                dies noch stärker institutionalisieren und rele-
      stützung der Breitbandstrategie über das TKG              vante Akteure auch auf Leitungsebene in die
     hinaus prüfen                                              Weiterentwicklung und Konkretisierung der
     Die Bundesregierung sollte prüfen, ob neben der            Strategie einbeziehen. Hierzu eignet sich ein
      Novellierung des Telekommunikationsgesetzes                 zweistufiges Dialogverfahren, in dem quartals-
     eine Anpassung der Gesetzestexte anderer Berei-            weise Veranstaltungen auf Leitungsebene durch
     che eine hohe Relevanz für den Breitbandausbau              mindestens 14-tägige Arbeitssitzungen vor- und
     aufweist.                                                   nachbereitet werden. Dies sollte jeweils für ein
                                                                Fokusthema erfolgen.

                                                           Die Handlungsempfehlungen zur Verbesserung von
                                                           bestehenden Maßnahmen konzentrieren sich auf
                                                           die Bereiche, die ein hohes Verbesserungspotenzial
                                                           aufweisen. D. h., dass die Umsetzung von Maßnah-
A. Zusammenfassung                                                                                                      9

men noch weiter vorangetrieben werden sollte oder               ƒƒ    erbindlichkeit der Bereitschaft zur Öffnung
                                                                     V
sinnvolle Ergänzungen innerhalb von bereits umge-                    öffentlicher Infrastrukturen für Mitnutzung
setzten Maßnahmen identifiziert werden konnten.                      erhöhen sowie zur Mitverlegung verpflichten

Abbildung 3: Maßnahmen mit                                      ƒƒ   Bereitstellung von Finanzierungsprogrammen
Verbesserungspotenzial                                               für Ausbau von Hochleistungsnetzen vorantrei-
                                                                     ben
  Maßnahmen mit                    Relevante Maßnahmen
  Verbesserungpotenzial            bereits eingeleitet
  identifiziert
                                                                ƒƒ    utzung bestehender Fördermöglichkeiten (ins-
                                                                     N
                                                                     besondere GRW und EU-Mittel) erhöhen, Erwei-
  ƒ   Finanzierung und Förderung   ƒ	Unterstützende                 terung der Förderprogramme für den Ausbau
  ƒ   Nutzung von Synergien            Frequenzpolitik
  ƒ   Öffentlichkeitsarbeit        ƒ	Investitionsorientierte        von Hochgeschwindigkeitsnetzen prüfen und
                                       Regulierung
                                                                     bestehendes Reporting ausweiten
Quelle: Roland Berger
                                                                ƒƒ   I nnovative Geschäftsmodelle, z. B. Genossen-
Folgende neun Empfehlungen sollten im nächsten                        schaftslösungen, und technische Lösungen,
Jahr zur Verbesserung der Maßnahmen der Breit-                        z. B. Micro-Trenching, für den Ausbau von Hoch-
bandstrategie aufgegriffen werden:                                   geschwindigkeitsnetzen unterstützen

ƒƒ    Umsetzungsstand des Infrastrukturatlas zeitnah            ƒƒ   Kommunen befähigen, den Ausbau von Hoch­
      weiterentwickeln und Datentiefe weiter erhöhen                 geschwindigkeitsnetzen effektiv voranzutreiben
                                                                     (Leitfaden, direkte Kommunikation und Güte­
ƒƒ    Erweiterung des Breitbandatlas prüfen und                      siegel für Berater)
      Datenverfügbarkeit ausdehnen
                                                                ƒƒ   Außenauftritt auf www.zukunft-breitband.de
ƒƒ    Bundesländer bei der Harmonisierung von                        weiterentwickeln und das Angebot des Breit-
      Standards lokaler Baustellendatenbanken unter-                 bandbüros integrieren
      stützen
10                                                               B. Fortschritte bei der Umsetzung der Breitbandstrategie seit 2010

B. Fortschritte bei der Umsetzung der
    Breitbandstrategie seit 2010
Die Breitbandstrategie des Bundes hat 15 Maßnah-                            Die Übersicht macht deutlich, dass ein Großteil der
men definiert, um den Breitbandausbau in Deutsch-                           Maßnahmen bereits umgesetzt oder weitgehend
land voranzubringen.                                                        umgesetzt ist. Dies verdeutlicht, dass eine Weiter-
                                                                            entwicklung und Ergänzung der Breitbandstrategie
Abbildung 4 stellt die Maßnahmen mit den dazuge-                            notwendig ist, um wieder neue Impulse für den
hörigen Zielbeiträgen und Umsetzungsständen dar.                            Ausbau zu setzen.
Im „Zielbeitrag“ wird der potenzielle Beitrag einer
Maßnahme zur Erreichung der Ziele bei vollständiger                         Die einzelnen Einschätzungen werden in den fol-
Umsetzung bewertet. Mit dem „Umsetzungsstand“                               genden Kapiteln für jede Maßnahme erläutert und
wird bewertet, inwieweit die in der Breitband­strategie                     hinterlegt.
definierten Maßnahmen bereits umgesetzt sind.

Abbildung 4: Umsetzungsstände und Zielbeiträge der Maßnahmen

 Bereiche            Bewertung                                                                                               Stand
                     Zielbeitrag                                                                                         Umsetzung
                      2010         2014       2014+                                                               2010       2014
 Nutzung von
                                                         1   Mitnutzung bestehender Infrastruktur
 Synergien

                                          !             2    Aufbau eines Infrastrukturatlasses

                                          !             3    Aufbau (dezentrale) Baustellendatenbanken

                                                        4    Mitverlegung Leerrohre

                                                        5    Breitbandverteilung im Haus

 Unterstützen-
                                                        6    Digitale Dividende
 de Frequenz-
 politik
 Finanzierung
                                                        7    Förderbedingungen, Gemeinschaftsaufgaben
 und Förderung

                                                        8    Zusätzliches Geld aus dem Konjunkturpaket II

                                                        9    Planungssicherheit
 Innovations­
 orientierte
 Regulierung                                           10    Wachstumsorientierte Regulierung

                                                        11   Anreizorientierung und Investitionsförderung

 Information
                                                       12    Öffentlichkeitsarbeit
 und Trans­
 parenz
                                                       13    BB-Kompetenzzentrum des Bundes

                                                       14    Bund-Länder-Arbeitsgruppe

                                                       15    Monitoring

                                                                          Teilweise               Zum größten
Umsetzung                    Keine                Eingeleitet             erfolgt                 Teil erfolgt   Abgeschlossen
                             Nicht
Zielbeitrag                  vorhanden            Sehr niedrig            Niedrig                 Hoch           Sehr hoch

                 !     Veränderung zu Bericht 2010

Quelle: Roland Berger
B. Fortschrit te bei der Umset zung der Breitbandstrategie seit 2010                                                    11

1.    aßnahmensäule 1:
     M                                                          sind insbesondere Infrastrukturen der Länder zur
     Nutzung von Synergien beim                                 Mitnutzung bereitzustellen. Zusätzlich sollen rele-
     Infrastrukturausbau                                        vante Infrastrukturen der Kommunen und privater
                                                                Unternehmen in das Konzept einbezogen werden.
Die Nutzung von Synergien beim Infrastrukturaus-
bau ist ein zentrales Element der Breitbandstrategie            Zielbeitrag
des Bundes. Erhebliche Potenziale zur Nutzung von               Der Zielbeitrag für das Ziel 2014 und den Zeitraum
Synergien bestehen nicht nur beim Ausbau von lei-               darüber hinaus wurde für die Maßnahme „Mitnut-
tungsgebundenen Technologien (Tiefbau), sondern                 zung bestehender Infrastrukturen und Einrichtun-
auch beim Ausbau von Mobilfunklösungen (gemein-                 gen optimieren“ als „hoch“ eingestuft.
same Mastnutzung, leitungsgebundene Mastanbin-
dung). Die Bundesregierung hat fünf Maßnahmen                    Zielbeitrag                   2014          2014+
definiert, um die Nutzung von Synergien beim Infra-              Mitnutzung
                                                                 bestehender Infrastrukturen          Hoch           Hoch
strukturausbau voranzutreiben:

1.	Mitnutzung bestehender Infrastrukturen und                  Die Mitnutzung bereits existierender Infrastruktu-
    Einrichtungen optimieren                                    ren kann nach Angaben der Synergiestudie des
                                                                Bundesministeriums für Wirtschaft und Techno­
2. Aufbau eines Infrastrukturatlasses                           logie die Kosten des Breitbandausbaus erheblich
                                                                senken, insbesondere falls Bundesautobahnen und
3. Aufbau einer Baustellendatenbank                             Eisenbahntrassen mit einbezogen werden.

4.	Bedarfsorientierte Mitverlegung von Leerrohren              Stand der Umsetzung bis zum ersten Monitoring­
    und gemeinsamer Aufbau von Infrastrukturen                  bericht (2010)
                                                                Bereits 2009 haben die relevanten Bundesministe­
5. Verbesserung der Breitbandverteilung im Haus                 rien und die Ministerpräsidenten der Länder erklärt,
                                                                dass sie ihre Infrastrukturen grundsätzlich zum
Die folgenden Kapitel stellen die Umsetzungsstände              Zweck des Breitbandausbaus für Dritte öffnen wol-
und Zielbeiträge der jeweiligen Maßnahmen dar.                  len. Trotz dieser grundsätzlichen Offenheit bestand
                                                                im Einzelfall noch Verbesserungspotenzial für die
1.1. M itnutzung bestehender Infrastrukturen                   tatsächliche Realisierung von Kooperationen, wie
      und Einrichtungen optimieren                              Gespräche mit Ländervertretern und Unternehmen
Die Maßnahme „Mitnutzung bestehender Infra-                     offenbarten. Einige Länder haben sich aktiv für die
strukturen und Einrichtungen optimieren“                        Realisierung der Mitnutzung von Infrastrukturen,
beschreibt die Notwendigkeit, nutzbare Infrastruk-              z. B. der Infrastruktur des behördlichen Polizeifunks
turen in die Ausbauplanung mit einbeziehen zu                   BDBOS, eingesetzt, bei weiteren Ländern besteht
können und diese bereits existierende Infrastruktur             hierfür noch Potenzial. In einigen Fällen konnten
für den Breitbandausbau mitzunutzen. Die Maßnah-                aber im Rahmen von Markterkundungsverfahren
me bezieht sich dabei auf geeignete Infrastrukturen             durch die Anbieter Synergiepotenziale geprüft und
von privaten und öffentlichen Eignern.                          in die Planungen einbezogen werden.

Zielsetzung                                                     Im Monitoringbericht 2010 wurde zum einen emp-
Die Einsparpotenziale durch die Mitnutzung von                  fohlen, Synergiepotenziale mit öffentlichen Infra-
bestehenden Infrastrukturen sollen verstärkt reali-             strukturen systematisch zu prüfen, zu erfassen und
siert werden. Dabei sollen Infrastrukturen auf allen            strukturelle Voraussetzungen für die Nutzung zu
föderalen Ebenen einbezogen werden. Auf Bundes-                 schaffen. Zum anderen sollte die Verbindlichkeit der
ebene betrifft dies insbesondere vorhandene Infra-              Bereitschaft zur Öffnung für Mitnutzung in den
strukturen, etwa im Geschäftsbereich von BMVBS,                 Behörden erhöht werden und ein intensiver Dialog-
BMI und BMVg. Neben bundeseigenen Strukturen                    prozess mit Infrastruktureignern moderiert werden.
12                                                              B. Fortschritte bei der Umsetzung der Breitbandstrategie seit 2010

Ebenso sollten auf Bundes- und Landesebene                               über die positiven Effekte einer Mitnutzung. Die
Ansprechpartner für die Koordination zwischen                            Studie enthält Analysen der vorhandenen Infrastruk-
Unternehmen und öffentlichen Infrastruktureig-                           turen und deren jeweiliges Potenzial für eine Mit-
nern benannt werden. Weiterhin wurde im Rahmen                           nutzung durch andere Akteure. Außerdem enthält
des Monitoringberichts 2010 empfohlen, die Breit-                        die Studie Informationen zu den technischen und
bandgremien um Energieversorger und kommunale                            juristischen Herausforderungen bei der Mitnutzung.
Unternehmen zu erweitern, deren Infrastrukturen                          Aufgrund der hohen Relevanz von Leerrohren ent-
und Geschäftsansätze weiteres Potenzial für den                          lang von Bundesautobahnen und Eisenbahntrassen
Breitbandausbau versprachen.                                             für die Mitnutzung beim Breitbandausbau (Abbil-
                                                                         dung 6) wurden insbesondere diese Infrastrukturen
Fortschritte bei der Umsetzung seit 2010                                 analysiert (Abbildung 5).
Der Umsetzungsstand der Maßnahme „Mitnutzung
bestehender Infrastrukturen und Einrichtungen                            Im Folgenden werden die Ergebnisse der Synergie-
optimieren“ wurde im letzten Jahr mit „eingeleitet“                      studie beispielhaft für Eisenbahntrassen und Bun-
bewertet. Dieses Jahr hat sich der Umsetzungsstand                       desautobahnen dargestellt:1
auf „teilweise erfolgt“ weiterentwickelt.
                                                                         Eisenbahntrassen der Deutschen Bahn AG bieten
    Umsetzung                     2010            2011                   sowohl als Weitverkehrstrasse als auch auf regio­
                                                          Teil-
    Mitnutzung                           Einge-           weise          naler und lokaler Ebene ein großes Potenzial zur
    bestehender Infrastrukturen          leitet           erfolgt
                                                                         Mitnutzung. Insgesamt sind rund 10.000 Kilometer
                                                                         Glasfaserkabel an dem Schienennetz mit einer
Die Fortschritte in der Umsetzung sind durch eine                        Gesamtlänge von rund 38.000 Kilometern verlegt,
gestiegene Bereitschaft zur Mitnutzung und die                           die theoretisch mitgenutzt werden könnten. Neben
gestiegene Transparenz über die Mitnutzungspoten-                        der Nutzung bereits existierender Glasfaser wäre
ziale von vorhandenen Infrastrukturen zu begrün-                         auch eine Mitnutzung von Leerrohren/Kabeltrögen
den. Falls große Infrastruktureigner ihre zugesagte                      möglich. Insgesamt kommt Eisenbahntrassen ins­
Kooperation realisieren, ist mit einem zeitnahen                         besondere im Vergleich zu den übrigen von der Syn-
Anstieg des Umsetzungsstandes dieser Maßnahme                            ergiestudie betrachteten Infrastrukturen ein beson-
zu rechnen. Hierzu können die Verpflichtungen im                         derer Stellenwert bei der Versorgung ländlicher
TKG einen wesentlichen Beitrag leisten (siehe Kapi-                      Räume zu, weil Schienenstrecken flächendeckend in
tel zu Regulierung).                                                     Deutschland verlegt sind.

Schaffung von Transparenz durch die Synergiestudie                       Laut Aussage der Deutschen Bahn muss sich die
Die Synergiestudie des Bundesministeriums für                            gemeinsam genutzte Infrastruktur aus juristischen
Wirtschaft und Technologie leistet einen Beitrag                         Gründen im Besitz der Deutschen Bahn befinden.

Abbildung 5: Kosten-Nutzen-Analyse verschiedener Infrastrukturen

        hoch       Kabelnetze
                                                                             (Abwasserkanäle)
                   Bundesautobahnen, Bundes-/Landstraßen etc.
     Kosten/
     Hürden
                   Eisenbahntrassen
                                                                              Wasserwege
                   EVU/Stadtwerke
      niedrig
                 hoch                                                                                                 niedrig
                                                                    Nutzen
Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Synergiestudie, 2011

1
    Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, Synergiestudie, 2011
B. Fortschrit te bei der Umset zung der Breitbandstrategie seit 2010                                                   13

Eine herkömmliche Mitverlegung oder Öffnung von                 schen Gründen ab. Auf technischer Ebene mangelt es
unbebauten Grundstücken lehnt die Deutsche Bahn                 laut Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadt-
ab, um eine Behinderung des Bahnverkehrs auszu-                 entwicklung an Kapazitäten in bestehenden Leer-
schließen. Hinzu kommt, dass die Deutsche Bahn                  rohren. Die Leerrohre an Bundesautobahnen haben
65 Prozent ihres Erlöses an den Bund abführen muss,             in der Regel laut Bundesminis­terium für Verkehr,
falls er durch die Vermietung von Glasfaser auf                 Bau und Stadtentwicklung einen Innendurchmesser
geförderten Schienenstrecken entsteht. Da es sehr               von 5 cm. Ein Glasfaserkabel mit 96 Fasern hat einen
schwer ist, zwischen geförderten und nichtgeför­                maximalen Durchmesser von 13 mm. Für die Steue-
derten Strecken zu differenzieren, hat sich die Deut-           rungszwecke des Bundesministeriums für Verkehr,
sche Bahn mit dem Eisenbahnbundesamt auf eine                   Bau und Stadtentwicklung ist laut Experteneinschät-
pauschale Abfuhr für das gesamte Schienennetz                   zung ein Glasfaserkabel ausreichend. Dadurch erge-
geeinigt. Insgesamt ergibt sich aus dieser Verpflich-           ben sich Potenziale zur Mitnutzung von Leerrohren,
tung ein verminderter betriebswirtschaftlicher                  die bisher nicht realisiert werden. Neben den techni-
Anreiz für die Öffnung der Infrastrukturen für die              schen Beweggründen sprechen laut Bundesministe-
Deutsche Bahn.                                                  rium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung auch
                                                                juristische Gründe ge­­gen die Mitnutzung der beste-
Innerhalb des letzten Jahres wurden Diskussionen                henden Infrastruktur.
zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft
und Technologie, dem Eisenbahnbundesamt, dem                    Das Bundesministerium für Wirtschaft und Techno-
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtent-                logie und Vertreter des Bundesministeriums für Ver-
wicklung und der Deutschen Bahn verstärkt, um die               kehr, Bau und Stadtentwicklung haben die Diskus­
Möglichkeiten zur Mitnutzung zu diskutieren.                    sion aufgenommen, um die Möglichkeiten für eine
Darüber hinaus wurde eine Bundesratsinitiative                  Mitnutzung gemeinsam zu erschließen.
gestartet, um die Erlösabfuhr für die Deutsche Bahn
so weit wie möglich zu streichen. Gleichzeitig hat              Auf Bundes-, Länder- und Kommunalebene gibt
die Deutsche Bahn signalisiert, dass ein grundsätz­             es weitere Beispiele für Fortschritte bei der Erschlie-
licher Wille zur Öffnung ihrer Infrastruktur besteht.           ßung von Mitnutzungspotenzialen:
Beispielsweise hat die Bahn zugesagt, georeferen-
zierte Karten aller Strecken an den Breitbandatlas zu           ƒƒ     Im Monitoringbericht des letzten Jahres wurde
liefern. Ebenfalls hat die Deutsche Bahn zugesichert,                  empfohlen, Energieversorger verstärkt in
eine aktuelle und georeferenzierte Karte an den                        Arbeits­kreise und relevante Gremien zum Thema
Infrastrukturatlas zu liefern, die Daten zu allen                      Breitbandausbau einzubinden. Seit 2010 wurde
bestehenden Glasfaserkabeln und geplanten Glas­                        diese Empfehlung umgesetzt. Auf Bundesebene
faserstrecken enthält.                                                 engagieren sich Energieversorgungsunterneh-
                                                                       men nun verstärkt in Arbeitskreisen und Projekt-
In Gesprächen zwischen BMWi, BMVBS, Eisenbahn-                         gruppen zum Breitbandausbau. Ein Beispiel für
bundesamt und DB AG wurden konkrete Geschäfts-                         diese Entwicklung ist die Zusammenarbeit in der
modelle diskutiert; diese werden derzeit weiter                        AG „flächendeckendes Breitbandinternet“ beim
konkretisiert.                                                         BMWi, in der unter anderem der VKU vertreten
                                                                       ist. Darüber hinaus wurde im NGA-Forum ein
Bundesautobahnen erstrecken sich in Deutschland                        technischer Standard zur Mitnutzung von
über eine Länge von 54.000 Kilometern, von denen                       be­stehender Infrastruktur definiert. Im Vergleich
rund 13.000 elektrifiziert sind. Bundesautobahnen                      zum letzten Jahr ist der Verband Kommunaler
sind besonders als Weitverkehrstrassen zum An­­                        Unternehmen (VKU) nun insgesamt verstärkt in
schluss von weißen Flecken geeignet. Während die                       Arbeitsgruppen des Breitbandausbaus vertreten
Mitverlegung von Infrastruktur bereits erfolgt, lehnt                  und engagiert.
das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadt-
entwicklung die Mitnutzung seiner Infrastrukturen               ƒƒ     Die bereits im vergangenen Jahr eingeleitete
an Bundesautobahnen aus juris­tischen und techni-                      Mitnutzung von BOS-Netzinfrastruktur in Schles-
                                                                       wig-Holstein wurde dieses Jahr ausgebaut.
14                                                  B. Fortschritte bei der Umsetzung der Breitbandstrategie seit 2010

ƒƒ   Es gibt auch auf kommunaler Ebene zahlreiche                zu finden, weil die Anzahl der geeigneten Berater
     positive Beispiele für die Mitnutzung von existie-          insgesamt klein ist.
     render öffentlicher und privater Infrastruktur.        ƒƒ   Weitergabe von Erfahrungswerten der Mit-
     Besonders die vom Bundesministerium für Wirt-               nutzung – Bereits im letzten Jahr wurde ein
     schaft und Technologie angestoßenen Modell-                 Mangel an geeigneten Fallbeispielen für die Mit-
     projekte zeichnen sich durch einen hohen Grad               nutzung identifiziert. Es gibt zwar inzwischen
     an Mitnutzung bestehender Infrastruktur aus.                eine Reihe von Best-Practices, diese sind aber
                                                                 nicht ausreichend aufbereitet, um einen signifi-
Herausforderungen                                                kanten Mehrwert für Kommunen zu bereiten.
ƒƒ Entscheidungsfindung in Ministerien und                       Als Beispiel sind hier die Erfahrungswerte aus
   Behörden – Innerhalb einiger Ministerien gibt es              den Modellprojekten zu nennen, die aber noch
   zwar eine generelle Bereitschaft zur Mitnutzung,              nicht abgeschlossen sind. Nach Abschluss sollte
   diese Bereitschaft ist allerdings noch nicht in               die Erfahrung ausgewertet und der Öffentlich-
   ausreichendem Maße mit klaren Arbeitsanwei-                   keit zur Verfügung gestellt werden.
   sungen untermauert. Gerade das Fehlen standar-
   disierter Prozesse zur Mitnutzung öffentlicher           1.2.  Aufbau eines Infrastrukturatlasses
   Infrastrukturen hemmt die Umsetzung dieser               Durch den Infrastrukturatlas können Unternehmen
   Maßnahme.                                                feststellen, wo bereits relevante Infrastruktur exis-
                                                            tiert. Dies ist eine Voraussetzung für die Nutzung
ƒƒ   Fehlende Transparenz bezüglich existieren-             von Synergien.
     der Infrastrukturen – Die Synergiestudie hat
     Transparenz über die Mitnutzungspotenziale der         Derzeit erhebt und verwaltet die Bundesnetzagen-
     verschiedenen Infrastrukturen ermittelt. Um die-       tur die Daten zur Darstellung im Infrastrukturatlas.
     se Infrastrukturen nun auch nutzen zu können,
     bedarf es mehr Informationen über öffentliche          Zielsetzung
     Infrastrukturen. Die Anzahl öffentlicher Infra-        Der Aufbau des bundesweiten Infrastrukturatlasses
     strukturen, die im Infrastrukturatlas abgebildet       dient dazu, bereits existierende Infrastruktur trans-
     sind, ist weiterhin gering. Falls Infrastrukturen      parent zu machen, die für den Breitbandausbau
     verzeichnet sind, so bleibt unklar, ob die verant-     relevant sein könnte. Der Infrastrukturatlas soll ins-
     wortliche Behörde eine Mitnutzung gestatten            besondere für ausbauende Unternehmen und Kom-
     würde. Gleichzeitig sind in der Regel keine            munen Unterstützung bereitstellen. Durch die
     Ansprechpartner in den Behörden benannt, die           Nutzung von Synergien können sie die Kosten für
     sich für die Mitnutzung von Infrastrukturen ein-       den Breitbandausbau – vor allem für die notwendi-
     setzen könnten. Die TKG-Novelle hat für öffent­        gen Tiefbauarbeiten – reduzieren.
     liche Infrastruktureigner allerdings nun ein           Der Ausbau des Infrastrukturatlas ist in drei Phasen
     höheres Maß an Verpflichtung geschaffen, das in        geplant:
     der Folge durch die BNetzA umgesetzt werden
     muss.                                                  ƒƒ   Phase 1: In der ersten Phase des Infrastruktur­at­
                                                                 lasses werden den Abfrage-/Nutzungsberechtig-
ƒƒ   Mangel an qualifizierter Beratung für den                   ten Informationen über die Art der Techno­logie
     Hochgeschwindigkeitsausbau – Der Ausbau                     und Ansprechpartner beim Infra­­­struk­tur­­eigner
     mit Hochgeschwindigkeitsnetzen unter Berück-                zur Verfügung gestellt. Die Datenabfrage erfolg-
     sichtigung von Nutzung bereits existierender                te in dieser Phase über einen schriftlichen Antrag
     In­frastruktur setzt eine fundierte Expertise vor-          des Vertreters der abfrageberechtigten Institu­
     aus, die Kommunen in der Regel aufgrund von                 tionen bei der Bundesnetzagentur.
     mangelnder Erfahrung nicht vorweisen können.
     Daraus ergibt sich ein erheblicher Beratungsbe-        ƒƒ   Phase 2: In der zweiten Phase des Infrastruktur-
     darf, der von externen Beratern bedient wird. Für           atlasses sollen den Abfrageberechtigten auch
     Kommunen ist es oft schwer, geeignete Beratung              Informationen zur Lage der Infrastruktur und
B. Fortschrit te bei der Umset zung der Breitbandstrategie seit 2010                                                             15

      Ansprechpartner beim Infrastruktureigentümer                          Phase 3 zügig realisiert wird. Laut Branchenexper-
      zur Verfügung gestellt werden.                                        ten und Unternehmensvertretern kann der Infra-
ƒƒ    Phase 3: In der dritten Phase des Infrastruktur­                      strukturatlas gerade beim Ausbau im ländlichen
      atlasses soll die Datenabfrage über eine Website                      Raum einen hohen Zielbeitrag leisten.
      durch eine WebGIS-Applikation ermöglicht
      werden.                                                               Stand der Umsetzung bis zum ersten
                                                                            Monitoringbericht (2010)
Die folgende Abbildung 6 zeigt die ursprüngliche                            Im Jahr 2010 befand sich der Infrastrukturatlas in der
und nun aktuelle angepasste Planung zur Umset-                              ersten Ausbauphase. Etwa 110 Organisationen,
zung der Ausbauphasen.                                                      größtenteils Privatunternehmen, haben Daten an
                                                                            den Infrastrukturatlas geliefert. Von 425 abfragebe-
Zielbeitrag                                                                 rechtigten Organisationen hatten 157 der Bundes-
Der Beitrag eines Infrastrukturatlasses wird für das                        netzagentur einen Vertreter benannt. Insgesamt
Ziel 2014 als „niedrig“ und für das Ziel 2014+ als                          wurde der Umsetzungsstand der Maßnahme im
„hoch“ eingeschätzt. Unternehmen und Kommunen                               Monitoringbericht 2010 mit „teilweise erfolgt“
haben im Rahmen von Hintergrundgesprächen                                   bewertet.
wiederholt den theoretischen Nutzen eines bundes-
weiten Infrastrukturatlasses betont.                                        Bereits 2010 wurden im Monitoringbericht Maßnah-
                                                                            men zur Weiterentwicklung des Infrastrukturatlas-
 Zielbeitrag                     2014                 2014+                 ses empfohlen. Einerseits wurde vorgeschlagen, den
 Aufbau                                                                     Umsetzungsstand des Infrastrukturatlas zügig zu
 eines Infrastrukturatlasses            Niedrig               Hoch
                                                                            verbessern, d. h., die Bundesregierung sollte zeitnah
                                                                            Maßnahmen zur Verbesserung des Infrastruktur­
Im Vergleich zum Monitoringbericht 2010 wird die                            atlasses einleiten. Hierzu sollten die beteiligten
Bewertung des Zielbeitrags 2014 von „hoch“ auf                              Unternehmen und öffentlichen Stellen intensiv ein-
„niedrig“ zurückgestuft. Die Einschätzung des                               bezogen werden. Andererseits wurde angeregt, die
Berichts 2010 basierte auf der Annahme, dass der                            Möglichkeiten der Verpflichtung zur Datenbereit-
Zeitplan der Weiterentwicklung durch die Bundes-                            stellung zu bestehenden Infrastrukturen zu prüfen.
netzagentur eingehalten wird. Die Planung befindet                          Es sollte über die TKG-Novelle hinaus auch für
sich jedoch weiterhin deutlich im Verzug, daher                             öffentliche Infrastrukturen sowie Energieversorger
muss auch der Zielbeitrag für das Jahr 2014 ange-                           geprüft werden, inwieweit die Offenlegung beste-
passt werden. Es ist nicht zu erwarten, dass der Infra-                     hender Infrastrukturen im Rahmen des Infrastruk­
strukturatlas zur Zielerreichung 2014 einen ent-                            turatlasses verpflichtend geregelt werden kann.
scheidenden Beitrag leisten wird. Für den Zeitraum
nach 2014 ist der zu erwartende Zielbeitrag aller-
dings weiterhin als „hoch“ einzuschätzen, sofern die

Abbildung 6: Ausbauplanungen Infrastrukturatlas

     Ursprüngliche
     Zeitplanung       Stufe I             Stufe II             Stufe III

                       2009             2010                  2011              2012           2013          2014

     Angepasste
     Zeitplanung       Stufe I                                              Stufe II       Stufe III

Quelle: Bundesnetzagentur, Roland Berger
16                                                          B. Fortschritte bei der Umsetzung der Breitbandstrategie seit 2010

Fortschritte bei der Umsetzung seit 2010                            ƒƒ   Verbindliche Verträge mit Abfrage-
Die Umsetzung der Maßnahme „Aufbau eines Infra-                          und Nutzungsberechtigten
strukturatlasses“ schreitet weiter voran und seit dem
letzten Monitoringbericht Mitte 2010 können einige                  ƒƒ   Vertragsstrafenregelung für Nutzungs­-
Fortschritte vermerkt werden. Der Übergang in die                        berech­tigte
zweite Ausbaustufe hat begonnen. Vor allem die
gestiegene Bereitschaft der Unternehmen zu einer                    ƒƒ   Verschlüsselter Versand der Informationen
Mitwirkung und die zu erwartenden gesetzlichen
Änderungen durch die TKG-Novelle tragen zu dieser                   ƒƒ   Verwendung digitaler Wasserzeichen auf den
Weiterentwicklung bei. Insgesamt ist der Umset-                          erstellten Karten zur Rückverfolgung von Doku-
zungsstand aber weiterhin nur als „teilweise erfolgt“                    menten
einzuschätzen.
                                                                    Gleichzeitig erhöht die zweite Ausbauphase auch
 Umsetzung                     2010             2011                die Nutzerfreundlichkeit des Infrastrukturatlasses,
                                      Teil-            Teil-
 Aufbau                               weise            weise        weil nun ein breiterer Kreis, u. a. jede einzelne
 eines Infrastrukturatlasses          erfolgt          erfolgt
                                                                    Gemeinde, unmittelbar Informationen abfragen
                                                                    kann.
Zur Verfügung steht nunmehr die zweite Ausbau-
phase. Der Hauptgrund für die Verzögerung der für                   Der Übergang des Infrastrukturatlasses auf eine
Mai 2010 geplanten zweiten Ausbauphase sind die                     neue Ausbauphase erfordert den Neuabschluss von
bereits im letzten Monitoringbericht erwähnten und                  Verträgen mit partizipierenden Unternehmen. Um
weiterhin ungeklärten Haftungsfragen. Laut einigen                  eine möglichst hohe Abdeckung der relevanten
Unternehmensvertretern wird das Inkrafttreten der                   Infrastrukturen zu erzielen, hat die Bundesnetz-
TKG-Novelle die Bedenken gegen den Übergang zur                     agentur in zwei Phasen insgesamt über 185 Unter-
zweiten Ausbauphase des Infrastrukturatlasses aller-                nehmen kontaktiert, um deren Zustimmung zu
dings weitestgehend aus dem Weg räumen, falls die                   einem Übergang in die zweite Ausbauphase des
Bundesnetzagentur das Gesetz durch entsprechen-                     Infrastrukturatlasses einzuholen. Nur ein kleiner Teil
de Verpflichtungen sinnvoll ergänzt. Die Bundes-                    der Unternehmen sieht sich aufgrund von Haftungs-
netzagentur muss beispielsweise definieren, welche                  fragen nicht dazu in der Lage, dem Infrastruktur­
Daten konkret zu liefern sind, insbesondere hinsicht-               atlas Daten zur Verfügung zu stellen.
lich der nun geforderten Information über die Ver-
fügbarkeit der gemeldeten Infrastruktur. Darüber                    Positiv ist zu bemerken, dass parallel zu den Vorbe-
hinaus wird die Bundesnetzagentur auch einen                        reitungen für den Übergang zur zweiten Ausbau-
Sanktionierungsmechanismus für den Fall verspäte-                   phase durch die Bundesnetzagentur bereits die tech-
ter oder unvollständiger Datenlieferungen prüfen.                   nischen Voraussetzungen für einen mittelfristigen
                                                                    Übergang zur dritten Ausbauphase erarbeitet
Unabhängig vom Inkrafttreten der TKG-Novelle und                    werden.
gegen den Willen einiger großer Infrastruktureig-
ner hat der Übergang zur zweiten Ausbauphase des
Infrastrukturatlasses am 4. Oktober 2011 begonnen.
Die Umsetzung der zweiten Ausbauphase beinhaltet
eine Reihe von Verbesserungen. Insbesondere
erhöht die zweite Ausbauphase des Infrastruktur­
atlasses die Sicherheit des Instruments durch folgen-
de Anpassungen:
B. Fortschrit te bei der Umset zung der Breitbandstrategie seit 2010                                                17

Die folgende Abbildung 7 stellt die derzeitige Ver­             Die verschiedenen Infrastrukturatlanten unterschei-
teilung der Organisationen dar, die Infrastrukturen             den sich jedoch deutlich in Zielsetzung, Format,
gemeldet haben. Sie zeigt, dass der Anteil von Nicht-           Detailtiefe und Qualität. Die in den Bundesländern
TK-Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr bereits                 erfasste Infrastruktur wird nur anteilig an den Infra-
gestiegen ist und jetzt bei deutlich über 50 Prozent            strukturatlas übermittelt. So werden beispielsweise
liegt.                                                          in Baden-Württemberg Daten zu Leerrohren erhoben,
                                                                welche bisher allerdings nicht an die Bundesnetz-
Bezüglich der Registrierung der Abfrageberechtig-               agentur übergeben werden.
ten ist ebenfalls ein positiver Trend zu erkennen,
wie Abbildung 8 veranschaulicht.                                Herausforderungen
                                                                Um die Umsetzung weiter zu beschleunigen, sind
Seit Dezember 2009 gab es bundesweit 376 Abfra-                 folgende Herausforderungen zeitnah zu adressieren:
geanträge. Daraus ergeben sich 208 neue Anträge
seit Mai 2010, von denen ein Großteil durch Gebiets-            ƒƒ Ungenaue Erfassung
körperschaften gestellt wurde. Telekommunika­                   	Die TKG-Novelle spezifiziert, dass telekommuni­
tionsanbieter oder relevante Energieversorger nut-                 ka­tionsrelevante Daten an die Bundesnetzagen-
zen den Atlas nur sehr eingeschränkt. Die Mehrheit                 tur geliefert werden müssen, falls diese eine
der Abfragen an den Infrastrukturatlas wurde in                    Lieferung verlangt. Das Format und die Detail­
Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern gestellt.                    tiefe der zu liefernden Daten ist allerdings nicht
                                                                   vorgegeben. Dies kann beispielsweise dazu füh-
Die Rückmeldungen über die nach dem letzten                        ren, dass zwar der Standort von Leerrohren ange-
Monitoringbericht neu eingerichtete Feedback-                      geben wird, nicht aber, ob sie auch tatsächlich
Funktion zeigen: Der Infrastrukturatlas wird von                   zur Mitnutzung verfügbar sind. Die Bundesnetz-
den Nutzern als wichtiges Werkzeug angesehen.                      agentur ist jetzt aufgefordert, die „Verfügbarkeit“
Verbesserungsbedarf sehen sie jedoch weiterhin in                  genauer zu definieren und damit Verbindlichkeit
Bezug auf den Detailgrad der abgebildeten Daten                    herzustellen.
und die Kontaktaufnahme mit den jeweiligen
Unternehmen.                                                    ƒƒ Haftung
                                                                	Bis zum Inkrafttreten der TKG-Novelle verbleiben
Neben den beschriebenen Aktivitäten auf Bundes-                    wichtige Haftungsfragen. Es geht hierbei um
ebene haben einige Länder mit dem Aufbau eigener                   mögliche Schäden bei Endkunden, falls die Daten
Werkzeuge zur Erfassung von Infrastruktur begonnen.                z. B. für terroristische Angriffe genutzt werden.

Abbildung 7: Zuliefernde Organisationen des Infrastrukturatlasses

      160
                                                          9%
                                   Öffentliche Hand

                                               34 %
                                                                             56 %
                                                                 Energieversorger
                             TK-Unternehmen

    Gesamt

Quelle: Bundesnetzagentur
18                                                             B. Fortschritte bei der Umsetzung der Breitbandstrategie seit 2010

      Nach dem Inkrafttreten der TKG-Novelle könnten                     anderer Bauherren zu beziehen. Baustellendaten-
      diese Unklarheiten nach Unternehmensangaben                        banken für den Breitbandausbau können vom
      weitestgehend durch entsprechende Erlasse der                      Grundsatz her zentral (Bundesebene) oder dezentral
      Bundesnetzagentur geklärt werden.                                  (z. B. Länderebene) eingerichtet werden.

ƒƒNutzungsintensität und tatsächliche Relevanz                           Zielsetzung
  für die Ausbauplanung                                                  Durch die Einbeziehung von Baustellen anderer
	Insgesamt sind nur 48 Prozent der zunächst 426                         Bauherren können Unternehmen und staatliche
  Abfrageberechtigten auch tatsächlich für die                           Institutionen Synergien im Breitbandausbau reali-
  Nutzung des Infrastrukturatlasses registriert.                         sieren. Durch die Nutzung von Synergien können
  Auch wenn dies eine beachtliche Steigerung im                          die Kosten des Ausbaus, beispielsweise durch die
  Vergleich zum Vorjahr darstellt, bleibt die                            Mitverlegung von Leerrohren, gegenüber dem
  Anzahl der Registrierten verhältnismäßig nied-                         Eigenbau erheblich reduziert werden.
  rig. Mit 208 neuen Abfragen in den vergangenen
  15 Monaten ist das volle Potenzial des Infrastruk-                     Zielbeitrag
  turatlasses bisher nicht realisiert worden. Dies                       Eine zentrale Baustellendatenbank ist nach den vor-
  lässt sich sicher zum einen auf die bisher schwie-                     liegenden Erkenntnissen nicht sinnvoll zu realisieren
  rige Handhabung in Ausbauphase 1 zurückfüh-                            und damit nicht dazu geeignet, den Breitbandaus-
  ren, zum anderen aber ggf. auch auf eine (noch)                        bau in Deutschland zu beschleunigen. Die Bewer-
  mangelnde Wahrnehmung des Potenzials der                               tung des Zielbeitrags betrachtet deshalb auch den
  Mitnutzung in den Kommunen.                                            Beitrag einer verstärkten Etablierung dezentraler
                                                                         Baustellendatenbanken.
1.3. Aufbau Baustellendatenbank
Im Rahmen der Breitbandstrategie des Bundes wur-                         Aufgrund der vertieften Analyse im Rahmen der
de der Aufbau einer Baustellendatenbank vorge-                           Synergiestudie wird der Beitrag des Aufbaus dezen­
schlagen, die es Telekommunikationsunternehmen                           traler Baustellendatenbanken für das Ziel 2014
ermöglichen soll, Informationen über Baustellen                          (mind. 50 Mbit/s für 75 Prozent der Haushalte) als

Abbildung 8: Registrierte Abfragevertreter des Infrastrukturatlasses

                                 Anteil der Kommunen mit registrierten                                     Anstieg registrierter
                                 Abfragevertretern                                               Abfragevertretern seit 2010 in %

     Abfrageberechtigte gesamt                                           48 %                                                35%

     Mecklenburg-Vorpommern                                                                                 100 %             0%
                 Brandenburg                                                                        89 %                      0%
            Schleswig-Holstein                                                        64 %                                   -11%
                      Sachsen                                                      60 %                                      28%
           Baden-Württemberg                                                50 %                                             35%
                Sachsen-Anhalt                                       45 %                                                    20%
                    Thüringen                                        44 %                                                     0%
                       Bayern                                     41 %                                                       48%
           Nordrhein-Westfalen                                    40 %                                                       66%
                       Hessen                             33 %                                                               50%
               Rheinland-Pfalz                            33 %                                                               87%
                Niedersachsen                           30 %                                                                 27%
                      Saarland                         29 %                                                                   0%

Quelle: Bundesnetzagentur
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