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Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8 | 2019 Delegierte LCH verabschieden Beat W. Zemp Schulschwänzen im Visier 1
Herzlichen Dank lieber Beat für die spannende, inspirierende und stets sehr angenehme Zusammenarbeit. Es war uns immer eine grosse Freude, mit Dir gemeinsam die Partnerschaft zwischen Zurich und LCH zu gestalten. Wir wünschen Dir nur das Beste für Deinen weiteren Weg! Dein Zurich-Team Juan Beer Armin Betschart Philippe Kamm Julia Lenz CEO Head Partnerships Head Worksite & Affinity Key Account Manager swch.ch Sommerkurse finden vom 08. bis 19. Juli 2019 in Chur statt Jetzt anmelden und Ihren Platz sichern! Sie möchten praxisorientiert • Führungs- und Kommunikationsthemen in der Schule angehen, • Ihre Schul-Life-Balance verbessern, • Informatik und Medien vertiefen oder (neu) kennenlernen, • neue Gestaltungsideen mit Musik-, Mal-, Werk- oder Schreibkursen entdecken und ausprobieren? Das aktuelle Kursprogramm finden Sie unter www.swch.ch oder bestellen Sie ein Print-Exem- plar unter info@swch.ch, 061 956 90 70.
7/8 | 2019 EDITORIAL Liebe Leserinnen und Leser Ausgabe 7/8 | 2019 | 2. Juli 2019 29 Jahre Bildungspolitik, 29 Jahre Öffentlichkeitsarbeit, 29 Jahre schweiss- Zeitschrift des LCH, 163. Jahrgang der Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ) treibendes Engagement für bessere Arbeitsbedingungen, 29 Jahre Einstehen BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich für die Lehrerinnen und Lehrer – 29 Jahre «oberster Lehrer der Schweiz». Am 15. Juni haben die Delegierten des LCH ihren langjährigen Zentralpräsi- Impressum denten Beat W. Zemp in Murten gebührend verabschiedet und ihn zugleich zum ersten Ehrenpräsidenten des LCH ernannt. Die Delegiertenversammlung, Herausgeber/Verlag Dachverband Lehrerinnen und Lehrer die sich dem Hauptthema «Öffentlichkeitsarbeit und Verbandskommuni- Schweiz LCH kation» widmete, nahm dabei nicht nur die hohe Medienpräsenz des LCH • Beat W. Zemp, Zentralpräsident • Franziska Peterhans, Zentralsekretärin ins Blickfeld. Sie diskutierte breit über die Kommunikationsarbeit des • Beat A. Schwendimann, Leiter der Pädagogischen Dachverbands, dessen Image und primär genutzte Kommunikationskanäle – Arbeitsstelle LCH nach innen wie nach aussen. Vieles bewährt sich, anderes wie die Über- Zentralsekretariat und Redaktion arbeitung der Website oder ein Online-Angebot für BILDUNG SCHWEIZ Pfingstweidstrasse 16, 8005 Zürich Telefon 044 315 54 54, Fax 044 311 83 15 steht an. Die grosse Berichterstattung zur DV LCH, zum letzten Mal unter E-Mail: bildungschweiz@LCH.ch der Leitung von Zemp, können Sie ab Seite 19 nachlesen. Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr, Fr bis 16 Uhr. Vom 15. Juli bis 2. August sind der LCH Der Abschied von Beat W. Zemp war nicht nur an der Delegiertenversammlung und die Redaktion nur von 8 bis 12 Uhr erreichbar. omnipräsent, er ist es auch in der vorliegenden Ausgabe. Im Interview ab Redaktion Seite 13 blickt der Zentralpräsident auf seine 29-jährige Verbandsarbeit • Belinda Meier (bm), Leitende Redaktorin zurück. Viele Meilensteine, wie die Professionalisierung des Lehrberufs, • Deborah Conversano (dc), Redaktorin Print/Online • Maximiliano Wepfer (mw), Redaktor Print/Online das Wachstum des Verbands und die Gründung einer Pädagogischen Ar- • Anna Walser (aw), Redaktorin Print/Online beitsstelle, sind erreicht worden. Anderes wie die Vereinheitlichung der Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser (Bildungsnetz), Claudia Baumberger, Peter Krebs, Marina Lutz Lehrdiplome auf Ebene Primarstufe oder die Master-Ausbildung für die (Cartoon), Christian Urech, Roger Wehrli, Christa Lehrtätigkeit auf allen Stufen ist noch zu lösen. Auf der Strecke geblieben Wüthrich, Michael Merker/Christine Zanetti (Schul- recht) sei die Chancengerechtigkeit für Kinder. «Das ist ein Skandal, den man einfach so hinnimmt», stellt Zemp ernüchtert fest. Einige seiner Wegge- Abonnemente/Adressen Bestellungen/Adressänderungen: fährtinnen und Weggefährten lassen besondere Momente anekdotisch Revue Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54, passieren (S. 11). Zentralsekretärin Franziska Peterhans und Vizepräsident adressen@LCH.ch Adressänderungen auch im Internet: Samuel Zingg blicken auf die langjährige Zusammenarbeit zurück (S. 9) und www.bildungschweiz.ch zu guter Letzt richtet auch er ein paar letzte Worte an seine Mitglieder und Für Aktivmitglieder des LCH ist das Abonnement im Verbandsbeitrag an seine Leserschaft (S. 16). (CHF 74.– pro Jahr) inbegriffen Jahresabonnement für Nichtmitglieder: Schweiz CHF 108.50, Ausland CHF 183.50 Passend zu diesem grossen LCH-Schwerpunkt finden Sie in der Heftmitte Einzelexemplar CHF 10.25, ab dem 8. Expl. den alljährlich wiederkehrenden Publikumsbericht, worin die Geschäftslei- CHF 7.20 (jeweils plus Porto und MwSt.) tung über Erreichtes und Geplantes Auskunft gibt. Weitere Beiträge in die- Dienstleistungen ser Ausgabe widmen sich dem Schulschwänzen (S. 31) und der Bildung von Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch immigrierten Kindern und jungen Erwachsenen (S. 35). Reisedienst: Monika Grau, m.grau@LCH.ch Zurück zu unserem Zentralpräsidenten: Lieber Beat, auch wir, die Redaktion Inserate/Druck Inserateverkauf: Martin Traber, Fachmedien, BILDUNG SCHWEIZ, möchten dir für deinen unermüdlichen Einsatz für die Zürichsee Werbe AG, Tel. 044 928 56 09 Lehrerinnen und Lehrer und für martin.traber@fachmedien.ch Mediadaten: www.bildungschweiz.ch die konstruktive Zusammenarbeit Druck: FO-Zürisee, 8132 Egg ZH danken. Wir wünschen dir für dei- ISSN 1424-6880 Verkaufte Auflage: 42 722 Exemplare (WEMF/SW-Beglaubigung) nen kommenden Lebensabschnitt weniger Zeitdruck und Arbeitslast, dafür umso mehr Freiheit, Freude und Feierlichkeiten. Belinda Meier Leitende Redaktorin Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH (Mitte) und die Redaktion BILDUNG SCHWEIZ (v.l.): Belinda Meier, Deborah Conversano, Anna Walser, Maximiliano Wepfer. Foto: Roger Wehrli 3
7/8 | 2019 INHALT 6 200 Kindergartenlehrerinnen haben am 14. Juni in Zürich für bessere Bedingungen gestreikt. 23 Die Delegierten- versammlung LCH verabschiedet Beat W. Zemp. 13 Im Interview: Beat W. Zemp zieht Bilanz. 39 Die Ausstellung «Klimaschutz und Katastrophenvorsorge» in der Umwelt Arena führt durch Äthiopien, Haiti und die Philippinen. Heftmitte Im Publikumsbericht legt der LCH die Themen offen, für die er sich im Verbandsjahr 2018/2019 Fotos auf diesen Seiten: Verband Kindergarten Zürich, Roger Wehrli, Umwelt Arena, Eleni engagiert hat. Kougionis, Roger Wehrli Titelbild: Delegierte LCH wählen Beat W. Zemp zum Ehrenpräsidenten. Foto: Roger Wehrli 4
7/8 | 2019 INHALT AKTUELL | BILDUNGSPOLITIK 6 Frauenstreik: «100 Prozent Arbeit – 100 Prozent Lohn!» 7 Damit das Klassenlager nicht zum Mythos wird 8 Sommersession 2019: Ja zur Frühförderung und Digitalisierung AUS DEM LCH 9 Beat W. Zemp – ein fantastischer Präsident verlässt die Bühne 11 Erinnerungen, die prägen, und eine Wertschätzung, die gross ist 13 «Ideen im geistigen Raum entwickeln Kraft» 16 Mission erfüllt? Ja, aber es geht weiter! DELEGIERTENVERSAMMLUNG 19 Kommunikation prägt das Image – und umgekehrt 21 «Auf diesem schmalen Grat müssen wir versuchen zu bleiben» 22 Finanzen, Klimaschutz und musikalische Bildung 23 Ein Schnelllerner und Tellernummer-Akrobat MINT 26 Mentoring-Programm mit positiven Nebeneffekten 29 Ergänzen, nicht ersetzen PÄDAGOGIK 31 Heute schon geschwänzt? 35 Was heisst nachhaltige Bildung in Zeiten von Migration? 36 Schule gemeinsam gestalten RUBRIKEN 3 IMPRESSUM 37 SCHULRECHT 38 BILDUNGSNETZ 39 AUSSTELLUNG 41 VERLAG LCH 42 REISEN LCH 43 MEHRWERT LCH 44 BILDUNGSMARKT 47 3 FRAGEN AN ... | BILDUNG SCHWEIZ demnächst 5
7/8 | 2019 AKTUELL «100 Prozent Arbeit – 100 Prozent Lohn!» Am 14. Juni 2019 haben die Frauen in der Schweiz 28 Jahre nach dem ersten Frauen- streik wieder ihre Arbeit niedergelegt. Allein in Zürich sind 160 000 Personen auf die Strasse gegangen. Mit von der Partie waren 200 Kindergartenlehrerinnen. Rund 500 000 Frauen haben dossiers künftig ohne Foto Frühjahr ruft der Verband STELLENSITUATION am 14. Juni 2019 für mehr oder Angaben zum Geschlecht regelmässig zu Kundgebungen Lohn, Zeit und Respekt eingehen. auf, um für bessere Arbeitsbe- Mangel bei gestreikt. Unterschiedliche dingungen zu kämpfen. In der schlechten Rah- Medien haben in den darauf- Baustelle Kindergarten Facebook-Gruppe «Netzwerk folgenden Tagen darüber Verschiedene Berufsgruppen Kindergartenstufe – für mehr menbedingungen berichtet: Allein in Zürich sol- machten auf die Missstände in Ressourcen und faire Löhne» Die Schweizer Verbände der len 160 000 Frauen protestiert ihrer Branche aufmerksam. Die wird hierzu aktuell informiert. Schulleitenden haben im Mai haben. Auch in Bern, Luzern, Medienfrauen riefen «No 2019 ihre Mitglieder zur Basel, Genf, Chur und vielen women – no news!», die Heb- Strukturelle Diskriminierung Stellensituation befragt. Die weiteren Städten haben die ammen hatten grosse Trans- Nicht nur auf der Kindergar- Ergebnisse zeigen, dass die Frauen ihrem Unmut über die parente gestaltet, und die Zür- tenstufe herrscht strukturelle Situation von Kanton zu Kan- mangelnde Gleichberechti- cher Kindergartenlehrerinnen Diskriminierung. Wie der LCH ton anders ausschaut. Keinen gung Ausdruck verliehen. hatten sich als Bauarbeite- und insbesondere Zentralse- generellen Mangel an Schul- Unterschiedlichste Aktionen rinnen verkleidet. Damit woll- kretärin Franziska Peterhans leitenden gibt es beispielswei- haben für viel Aufmerksamkeit ten sie auf die Baustelle wiederholt betont hat, ist das se in den Kantonen Luzern, gesorgt: In Zürich wurde das Kindergarten aufmerksam Lohnniveau tiefer, je mehr Schwyz und Basel-Stadt. Den Central belagert, was den Ver- machen. Sie hielten Plakate Frauen auf einer Schulstufe Kantonen Bern und Glarus kehr lahmlegte. In Bern wurde und Transparente hoch wie unterrichten. Die Zentralsekre- hingegen droht aufgrund stei- ein roter Riesentampon auf «Unten investieren, oben profi- tärin forderte bereits im Sep- gender Schülerinnen- und den Bundesplatz getragen, tieren», «Stop! Lohndumping tember 2018 an einer Lohnde- Schülerzahlen sowie der kom- weil die Mehrwertsteuer auf auf der Kindergartenstufe», monstration in Bern, dass die menden Pensionierungswelle diesem Produkt zu hoch sei. In «Mehr Zement für das Funda- Löhne der Lehrpersonen nicht ein grosser Mangel an Schul- Basel wurde am Abend zuvor ment» oder «Kleinere Klassen mehr der Schuhgrösse der leitenden. Die Ergebnisse das Logo des Frauenstreiks auf – mehr Raum, das wär unser Kinder, die sie unterrichten, zeigen weiter auf, dass sich in den Roche-Turm projiziert. Traum». Und dabei riefen sie angepasst werden. «Kinder- Kantonen mit guten Rahmen- Bundesrätin Viola Amherd und «100 Prozent Arbeit – 100 Pro- garten- und Primarlehr- bedingungen kaum Mängel einige Nationalrätinnen schrit- zent Lohn!». Denn bei 100 Pro- personen werden heute dafür abzeichnen. Der Verband der ten um Punkt elf Uhr aus dem zent Arbeit verdienen Kinder- bestraft, dass sie jüngere Schulleitenden (VSLCH) sowie Bundeshaus, um sich mit den gartenlehrpersonen im Kanton Kinder unterrichten – das ist CLACESO, Verband der Schul- streikenden Frauen zu solida- Zürich nur 88 Prozent. Wie der unlogisch und ungerecht», leitenden für die lateinische risieren, und ernteten dafür Verband Kindergarten Zürich erklärte sie weiter. Schweiz, haben mit der Befra- grossen Beifall. Nicht nur über (VKZ) auf seiner Website gung auch bestätigen können, das grosse Zeichen, das sie schreibt, haben sich am Anna Walser dass sich der Lehrermangel in gesetzt haben, dürften sich die 14. Juni über 200 Kindergar- einigen Kantonen zuspitzt. Frauen freuen. Der «Tages- tenlehrerinnen zusammen- Dies bestätigte die Zentral- Anzeiger» titelte am 18. Juni geschlossen und am Streik Weiter im Netz sekretärin des LCH Franziska nämlich auch, dass der Frau- teilgenommen. «Der VKZ www.LCH.ch > News > «Lohn. Peterhans gegenüber der enstreik erste politische bedankt sich ganz herzlich bei Zeit. Respekt.» (28.05.2019) Tagesschau: «Wenn Sie in Zug Folgen habe. In der Zürcher allen Teilnehmenden und freut Lehrerinnen und Lehrer www.14juni.ch Justizdirektion beispielsweise sich auf die nächste Aktion», suchen, dann finden Sie diese werden die Bewerbungs- ist weiter zu lesen. Seit diesem www.vkz.ch > News in der Regel. Wenn Sie dassel- be in Luzern machen, dann wird es schon schwieriger. Es kommt darauf an, wie die Löhne und Rahmenbedingun- gen für die Lehrpersonen sind.» VSLCH und CLACESO möchten deshalb, dass sich die Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren für eine überkantonale Harmonisie- rung dieser Rahmenbedingun- gen einsetzt. (pd/aw) Weiter im Netz www.LCH.ch > News > «Grosse Unterschiede bei den Schul- leitungen» (11.06.2019) Die Kindergartenlehrerinnen verlangten am Frauen- 100 Prozent Leistung bei 88 Prozent Lohn: Die Kinder- streik mehr Zement für das Fundament. Fotos: VKZ gartenlehrerinnen haben genug. 6
7/8 | 2019 AKTUELL Damit das Klassenlager nicht zum Mythos wird Der finanzielle Rahmen für Klassen- und Schullager ist knapp bemessen. Aktuell zeichnen sich bei den Ticketpreisen der SBB und bei den Beiträgen für J+S-Lager Entscheide ab, die auf die Budgets Einfluss haben könnten. Maximal 16 Franken pro Tag und Teilnehmerin oder Teilneh- senswert. Sie sei aber ein Tropfen auf den heissen Stein. rer Lehrerverbände reagiert, die eine Reduktion der Ticket- WAS, WANN, WO mer – geht es nach dem Bun- Nicht unterstützt werden näm- preise für Schulen gefordert desrat, werden künftig Sport- lich Schullager ohne Fokus auf hatten. Gegenüber der «Basel- Flucht und Bildung lager vom Bund mit diesem Sport sowie Ausflüge zu landschaftlichen Zeitung» vom Der Zugang zur Bildung ist für Beitrag unterstützt. Dies hat er ausserschulischen Lernorten. 24. Mai 2019 bestätigten die Geflüchtete besonders im am 7. Juni 2019 in einer SBB, für Schulen eine Ange- vor- und nachobligatorischen Medienmitteilung kommuni- Brief an die SBB botserweiterung zu prüfen, die Bereich häufig hindernisreich. ziert. Er schlägt vor, die recht- Bei Redaktionsschluss warte- ähnlich funktioniert wie An der Tagung «Geflüchtete – lichen Möglichkeiten für diese te der LCH noch auf eine Ant- Spartageskarten und -billette. Bildung, Integration und Erhöhung zu schaffen. Bisher wort der SBB. Diese hatten auf Emanzipation» am 7. Septem- ist der Maximalbeitrag für einen Brief des LCH und weite- Deborah Conversano ber 2019 auf dem Campus (Schul-)Sportlager, die nach Muristalden in Bern soll mit den Regeln von Jugend+Sport Inputreferaten und Workshops (J+S) durchgeführt werden, eine kritische Bestandesauf- halb so hoch. Zusätzliche Gel- nahme vorgenommen werden. der sind für diese Anpassun- Informationen: https://vpod. gen nicht vorgesehen: «Die ch/kalender/ höheren Beiträge müssten aus Sicht des Bundesrats inner- Tagung zu Arbeitsbedin- halb des bestehenden J+S- Kredits finanziert werden gungen an Tagesschulen können.» Das Forschungsprojekt «Arbeitsplatz Tagesschule» Tropfen auf den heissen Stein hat die Arbeitsbedingungen in Beat W. Zemp, Zentralpräsi- der schulergänzenden Bildung dent LCH, bezeichnete die und Betreuung untersucht. zusätzliche Unterstützung des Leitungspersonen und Mitar- Bundesrats gegenüber dem Der Bund will höhere Bundesbeiträge an Lager bezahlen, die gemäss den beitende der schulergänzen- «Tages-Anzeiger» als begrüs- Richtlinien von Jugend+Sport organisiert sind. Foto: iStock/image Source den Betreuung sowie weitere Interessierte lernen an der Tagung «Gute Arbeitsbedin- gungen für gute Tagesschulen» STUDIENERGEBNISSE verhalten werden beispiels- GRUNDKOMPETENZEN am 14. September 2019 an der weise echte Partizipation, PHBern die Forschungser- Führung und individuelle Unterstützung der Erste Resultate gebnisse kennen und disku- Gesundheit Mitarbeitenden, gemeinsame aus Sicht des LCH tieren sie. Informationen: Ziele und Perspektiven ver- www.phbern.ch/20.521.777 Das Forschungsprojekt «Füh- standen. Die Gesundheit der Am 24. Mai 2019 publizierte rung, Zusammenarbeit und Lehrpersonen wird zudem die Schweizerische Konferenz Fachtagung «Porno- Lehrpersonengesundheit» der durch zwei Mechanismen der kantonalen Erziehungs- PH Zürich untersucht den beeinflusst. Zum einen direktoren EDK die Ergebnisse Stress» Zusammenhang zwischen dem geschieht das auf der Gruppen- der ersten Überprüfung der Welche Bedeutung haben Führungsverhalten der Schul- ebene, wenn Lehrpersonen Grundkompetenzen in Sprache Pornos für die psychosexuelle leitung und der psychischen soziale Unterstützung vom und Mathematik. Diese legte Entwicklung von Kindern und und physischen Gesundheit Team erhalten. Auf der indivi- die EDK 2011 in ihren Bil- Jugendlichen? Wie können von Lehrpersonen. Teilgenom- duellen Ebene scheint die dungszielen fest. Vor allem die Schulen und andere Institutio- men haben 1504 Volksschul- Befriedigung des Autonomie- Resultate in der Mathematik nen darauf reagieren? An der lehrpersonen aus der bedürfnisses besonders und die grossen kantonalen Fachtagung «Porno-Stress» Deutschschweiz. bedeutsam zu sein. Weitere Unterschiede warfen in der des mannebüro züri vom Faktoren wie beispielsweise Tagespresse hohe Wellen. Die 21. September 2019 an der PH Erste Resultate bestätigen die der erlebte Zeitdruck, das Onlineredaktion des LCH hat Zürich werden wissenschaftli- bisherige Forschung: Das Raumklima sowie die Wahr- die Resultate ausführlich auf- che Erkenntnisse über Rezep- transformationale Führungs- nehmung von Schülerinnen gelistet. In seiner letzten GL- tion, Wirkungspotenziale und verhalten der Schulleitung und Schülern sind ebenfalls Kolumne «Standpunkt» hat entwicklungspsychologische steht in einem positiven relevant. Der Projektbericht zudem LCH-Zentralpräsident Faktoren vorgestellt. Informa- Zusammenhang mit der Lehr- steht unter https://phzh.ch/ Beat W. Zemp seine Sicht tionen: www.mannebuero.ch/ personengesundheit. Unter lehrpersonengesundheit zum dargestellt. Beides findet sich fachtagung transformationalen Führungs- Download bereit. (pd/mw) unter www.LCH.ch (dc) 7
7/8 | 2019 BILDUNGSPOLITIK Sommersession 2019:Ja zur Frühförderung und Digitalisierung In der Sommersession 2019 lehnte der Ständerat eine Publikation der Daten zum Studien- verlauf von Maturandinnen und Maturanden ab. Derweil hat sich der Nationalrat für eine Auslegeordnung zur Frühförderung und für zwei Impulsprogramme zur Digitalisierung ausgesprochen. Alle drei Entscheide sind im Sinne des LCH ausgefallen. In der Sommersession, die am Ranking zwischen den Gymna- seiner Bildungskommission Die finanziellen Mittel dafür Freitag, 21. Juni 2019 zu Ende sien geöffnet hätte. Auf dersel- hauchdünn mit 86 zu 85 Stim- sollen in der nächsten Bot- ging, standen interessante bil- ben Linie blieb der Ständerat: men. Mit ihrem Argument, schaft zu Bildung, Forschung dungspolitische Vorstösse auf Er hat die Motion, die der Nati- dass es bereits ausreichend und Innovation (BFI) bereit- der Traktandenliste. In ihrer onalrat im vergangenen Jahr Förderangebote von Bund, gestellt werden. Die zweite Motion verlangte die Luzerner noch angenommen hatte, mit Kantonen und Privaten gebe, Motion beauftragt den Bun- CVP-Nationalrätin Andrea 30 zu 10 Stimmen bei einer zogen die Gegnerinnen und desrat, die gesetzlichen und Gmür-Schönenberger, die Enthaltung abgelehnt. Damit Gegner den Kürzeren. finanziellen Voraussetzungen Daten zum Studienverlauf von ist das Geschäft vom Tisch. zum Erreichen der Ziele seiner Maturandinnen und Maturan- Impulse für die Digitalisierung Strategie «Digitale Schweiz» den an Schweizer Hochschu- Überblick zur Frühförderung Der Nationalrat hat weitere zu schaffen. Zu diesem Zweck len, die bereits erhoben wer- Mit Blick auf die Umsetzung Motionen seiner Bildungs- soll er dem Parlament eine von den, auch zu publizieren. Nach verschiedener parlamentari- kommission angenommen, die der BFI-Botschaft unabhän- ihrer Ansicht lassen solche scher Vorstösse zur Frühförde- zwei Impulsprogramme zur gige Vorlage unterbreiten. Der Daten Rückschlüsse auf die rung hat der Nationalrat ein Digitalisierung fordern. Das Nationalrat hiess die Vorstös- Qualität der Gymnasien zu. Der Postulat angenommen. Im Sin- erste Impulsprogramm zielt se mit 118 zu 62 beziehungs- Verein Schweizerischer Gym- ne einer Auslegeordnung muss darauf ab, bereits entwickelte weise 61 Stimmen bei jeweils nasiallehrerinnen und Gymna- der Bundesrat nun eine Strate- «Good Practices» zu technisch einer Enthaltung gut. Diese siallehrer lehnte ebenso wie gie erarbeiten, um die Frühför- gestützten Bildungsformaten gehen nun an den Ständerat. der Bundesrat den Vorstoss derung zu stärken. Die grosse über eine Plattform auszutau- ab, weil er Tür und Tor für ein Kammer folgte dem Antrag schen und weiterzuverbreiten. Maximiliano Wepfer herzlich Die Buchungsplattform gosnow.ch macht es für Lehrpersonen erheblich einfacher, Schneesportlager und -tage zu buchen: Willkommen beim Alle Angebote auf einen Blick, alles wird organisiert – und Sie haben nur einen Ansprechpartner! So sorgen wir von der Schneesportinitiative Schweiz dafür, Kinder einmaleins und Jugendliche wieder so richtig für den Schneesport zu begeistern! fürs buchen von Wir freuen uns, Sie und Ihre Klasse auf die Piste zu bringen: gosnow.ch Schneesportlagern & schneesporttagen!
Beat W.Zemp – ein fantastischer Präsident verlässt die Bühne Nach fast dreissig Jahren feiert der LCH eine immense Leistung, viele bedeutende Erfolge, einen wunderbaren Menschen. Das alles ist mit dem abtretenden Zentralpräsidenten Beat W. Zemp verbunden. Nun ist es Zeit, Adieu zu sagen.
7/8 | 2019 AUS DEM LCH Seit 1990 ist Beat W. Zemp Zentralpräsident des Dach- Die Kommunikationsstärke: Genutzt verbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH). Mit Bereits 2000 wurde die Verbandszeitschrift BILDUNG dem damaligen Zentralsekretär Urs Schildknecht und SCHWEIZ ins Leben gerufen – ein Meilenstein in der dem Chefredaktor der «Schweizerischen Lehrerzeitung» Geschichte des LCH. Die Weiterentwicklung der Kommu- Anton Strittmatter hatten drei «Alphatiere» einen Modus der nikationskanäle hat Beat W. Zemp stets begleitet und voran- Zusammenarbeit, der kooperativen und teamloyalen Füh- getrieben. Als «oberster Lehrer der Schweiz» hat er sich in rung zu finden. Dafür brauchte es alle drei, vor allem aber den Medien zudem einen Namen gemacht. Die Lehrerinnen die menschlich sensible und gleichzeitig beharrliche Füh- und Lehrer haben ihn geschätzt, weil er ihre Anliegen stets rung von Beat W. Zemp. Denn gelegentliche Reibereien sind sach- und fachkundig vertreten hat. Die Medien ihrerseits in Dreiecksbeziehungen bekanntermassen unvermeidlich. mochten ihn, weil er ihnen so manchen Primeur bescherte Als Schnelllerner hat Beat W. Zemp damals rasch und seine Antworten fundiert und präzise waren. Es sind begriffen, dass die Führung, die Weiterentwicklung und allein in der Tagespresse über 1800 Artikel, in denen Beat Konsolidierung des Verbands weit mehr als eine Vernunfts- W. Zemp für die Lehrpersonen und die Schule eingetre- angelegenheit ist. Mit viel Empathie für die unterschiedlichen ten ist. Zählt man Radio- und Fernsehbeiträge sowie die Gegenüber und mit einem breiten Repertoire an Vorge- Berichterstattung via Verbandsmedien dazu, dann dürfte hensweisen hat der Zentralpräsident die Führungsaufgabe sich die Zahl verdoppeln. im grossen Verband bis heute virtuos gemeistert. Die Vernetzung: Vorangetrieben Die Ziele: Erreicht Zusätzlich zum LCH präsidiert Beat W. Zemp seit 2003 Sechs Ziele hat sich Beat W. Zemp bei seinem Amtsantritt die Ebenrain-Konferenz, die 13 Arbeitnehmerverbände mit gesetzt: 1. Starker Dachverband mit starken Mitgliedsor- rund 750 000 Mitgliedern umfasst. Diese mächtige Konfe- ganisationen; 2. Einbezug der Romands; 3. Ausbau des renz hat durchaus die Kraft, die Resultate von nationalen Dienstleistungsangebots (z. B. Lehrerzeitung als pädago- Abstimmungen zu beeinflussen. Beat W. Zemp hat sie stets gischer Informationsträger, Studienreisen, Publikationen mit viel Menschenverstand geführt und wird dies noch des Verlags LCH, zinslose Studiendarlehen und verbilligte bis zum Ende der Amtsperiode 2020 tun. Für die Leitung Hypotheken); 4. EDV-Aufrüstung des Zentralsekretariats; der Zentralorgane des LCH, der Delegiertenversammlung, 5. Personeller Ausbau des Zentralsekretariats; 6. Einsatz für vieler Arbeitsgruppen, Konferenzen und anderer Gremien eine bessere Schule. Diese Ziele sind erreicht. Die Mitglie- hat Beat W. Zemp viel Führungsgeschick bewiesen. Mit derzahlen haben sich seit seinem Amtsantritt verdoppelt. bemerkenswerter Ausdauer führte er durch die oft reich Der LCH ist zum Bildungsplayer herangewachsen, an dem befrachteten Sitzungen und war auch nach Stunden noch heute niemand mehr vorbeikommt. Die Dienstleistungsan- immer fit. Der LCH hat davon profitiert. gebote sind ausgebaut, das Zentralsekretariat arbeitet profes- sionell und ermöglicht damit gleichzeitig eine schlagkräftige Für die freundschaftliche Zusammenarbeit: Danke! Arbeit der Verbandsführung. Mit seinem freundlichen Wesen, seinem Interesse an den Menschen, seinem grossen Wissen und seiner blitzgescheiten Der Röstigraben: Überquert Art zu denken war die Zusammenarbeit in der Geschäfts- «Formation Suisse» respektive «Bildung Schweiz» ist in leitung über die Jahre schlicht ein Privileg. Nun gönnen wir Reichweite: Im kommenden September wird an der gemein- Beat die kleinen und grossen Freiheiten, die entstehen, wenn samen Präsidentenkonferenz von LCH und SER über einen ein so dichter Terminkalender und so viel Arbeit wegfallen. Antrag befunden, der den Zusammenschluss von SER und Wir zweifeln nicht daran, dass Beat auch das Leben nach LCH zu einem einzigen Verband Bildung Schweiz bezie- der LCH-Ära gut meistern wird und dass neue interessante hungsweise Formation Suisse prüfen und vorbereiten soll. Themen und Projekte auf ihn warten. Bis dahin war es ein langer Weg. Nur dank seiner guten Dip- In Freundschaft sagen wir: Adieu, lieber Beat! Wir dan- lomatie, Sprachgewandtheit und seiner kulturellen Offenheit ken dir von Herzen für alles und wünschen dir und deiner konnte Beat W. Zemp – zusammen mit Samuel Rohrbach, Frau Christa das Allerbeste! ■ Präsident SER, sowie dessen Vorgänger Georges Pasquier und den Vorgängerinnen Marie-Claire Tabin und Josiane Im Namen der Geschäftsleitung LCH: Thévoz – diese wichtige Grundlage legen. Franziska Peterhans und Samuel Zingg 10
7/8 | 2019 AUS DEM LCH Erinnerungen, die prägen, und eine Wertschätzung, die gross ist Ob sprachbegabt, hilfsbereit, zielorientiert, gastfreundlich, redegewandt oder multitaskingfähig – Beat W. Zemp hat viele Facetten und weckt ebenso viele bunte und lebendige Erinnerungen, wie die Anekdoten einiger seiner Weggefährtinnen und Weggefährten zeigen. auf Schweizerdeutsch unterhielten. Von hinten näherte sich eine Französisch spre- chende Kollegin, die von ihm natürlich in ihrer Sprache in das Gespräch einbezogen wurde – nur um eine halbe Stunde später in perfektem Englisch im Plenum etwas vorzutragen. Lieber Beat, diese Sprachbegabung und die Selbstverständlichkeit, mit der du den Menschen auf Augenhöhe und stets wertschätzend gegenübertrittst, sind impo- «Beat W. Zemp war lange an der Spitze nierende Eigenschaften, an die ich mich «An der VSLCH-Fachtagung im Novem- des LCH und hat die Bildungspolitik in gerne erinnere. Dir wünsche ich im dritten ber 2018 in Brugg referierte Beat W. Zemp den letzten Jahrzehnten massgeblich mit- Lebensabschnitt alles Gute!» vor uns Schulleitenden zum Thema ‹Die geprägt. Sowohl durch seine fachlich ver- Schule als Spielball der gesellschaftli- sierte Arbeit im Politalltag als auch durch Udo Beckmann, Bundesvorsitzender VBE chen und politischen Veränderungen›. In seine herausragende Persönlichkeit. gewohnt eloquenter Art nahm er uns mit Beat W. Zemp hat sehr ausgeprägte auf eine schulpolitische Zeitreise unter pädagogische Fähigkeiten. Nach jeder Sit- besonderer Berücksichtigung des Ent- zung mit ihm habe ich feststellen müssen, stehens des Berufs der Schulleitungen an dass er mir eine Hausaufgabe mitgegeben den öffentlichen Schulen. Als Dank für hatte. Und jetzt, wo ich diesen Text ver- dieses hervorragende Referat wollten wir fasse, merke ich, dass ich eigentlich eine ihm ein persönliches und spezifisches Prä- Zusammenfassung schreiben muss über sent überreichen. In der Geschäftsleitung ihn als ‹obersten Lehrer der Schweiz› und des VSLCH trugen wir Ideen zusammen am Schluss gibt es womöglich noch eine und verwarfen sie wieder. Dann die zün- Prüfung! dende Idee: mit Beat, seiner Frau und der Lieber Beat, die Zusammenarbeit mit dir VSLCH-Geschäftsleitung gemeinsam in hat grossen Spass gemacht. Dank deinem «In unseren jungen Jahren haben wir beide Fislisbach zu kochen. Dies unter Anleitung grossen persönlichen Einsatz hast du viele einen Teil unserer Freizeit mit Musizieren unserer Spitzenköchin, der Kochlehrerin Projekte erfolgreich abgeschlossen. Bei der verbracht, ohne jedoch damals voneinan- und VSLCH-Geschäftsstellenleiterin Judith Einführung des Lehrplans 21 warst du mir der gewusst zu haben. Du hast mir nach Grunder. Ein gutes Essen, begleitet von eine grosse Stütze. Ich danke dir und wün- dem Aufdecken dieser Gemeinsamkeit einem schönen Wein, ist eine geteilte prä- sche dir für die Zukunft alles Gute.» einen Werbekleber deiner damaligen Band sidiale LCH-VSLCH-Leidenschaft.» geschenkt – zu meiner Freude in ganz ähn- Silvia Steiner, Präsidentin EDK lichem Layout gestaltet wie diejenigen mei- Bernard Gertsch, Präsident VSLCH ner damaligen Band. Deiner Einladung zu einem Grillabend gerne folgend, genoss ich mit den anderen Gästen deine und Chris- tas Gastfreundschaft in eurem Garten. Wiederholt fragten wir uns, wo denn wohl dein neuer Designer-Grill stehe – er war ein zentrales Gesprächsthema – und wann du ihn in Betrieb nehmen würdest. Nach längerem Apéro hast du das Geheimnis gelüftet: Der Grill diente die ganze Zeit unerkannt als Tisch für die Gläser. Die Überraschung und das Grillgut waren «Bei einer unserer Begegnungen auf inter- schliesslich perfekt gelungen. «Lieber Beat, als ich zur Regierungsrätin nationaler Ebene, nämlich dem ‹Internatio- Danke, lieber Beat, für alles, und gewählt wurde, warst du in deiner Funk- nal Summit of the Teaching Profession› im lass es dir gut gehen in deinem neuem tion als ‹höchster Lehrer› bereits deutlich März 2018 in Lissabon, trug sich Folgen- Lebensabschnitt.» mehr in der Tagesschau als am Gymna- des zu: Beat und ich tauschten uns gerade sium Liestal zu sehen. Dennoch kannst du auf Deutsch aus, während ein Schweizer Bruno Rupp, Mitglied Geschäftsleitung auf eine sehr lange Geschichte an unserem Kollege hinzukam und die beiden sich kurz LCH, Präsident StuKo Zyklus 2 Gym zurückblicken. Du warst nicht nur 11
7/8 | 2019 AUS DEM LCH Lehrer, sondern auch Schüler – und nie- internationalen und nationalen Themen im manden wundert es: ein ausgezeichneter Bildungsbereich mitgestaltet: PISA, PIAAC, und sehr hilfsbereiter. Einige deiner Mit- TALIS, DeSeCo, Bildungsstandards, LP21, schülerinnen und Mitschüler sollen den MEB, EG BiWi usw. Dabei ging es immer Mathematikstoff nur deinetwegen ‹einiger- wieder darum, Differenzen auszuloten oder massen kapiert› haben. Eine Mitschüle- Allianzen zu schmieden. In beiderlei Hin- rin soll laut Aussagen deines ehemaligen sicht habe ich dich immer als verlässlichen Mathelehrers damals geäussert haben, dass Partner erlebt. Als eloquenter Redner, aus- du deshalb für sie wie ein Vater seist – nahmslos im klassischen Outfit, hast du die und das mit 17 Jahren! Du warst also für Verbindung der sachlichen Argumentation einige deiner Kollegen und Kolleginnen mit der klaren Interessenvertretung zur zweifellos auch der ‹höchste Schüler›. Hat «Beat beschreibt seine Arbeit oft als Tel- Kunst erhoben. Meine besten Wünsche sich vielleicht schon damals dein Weg zum lernummer. Wie ein Jongleur im Zirkus begleiten dich in die Zukunft und ich bin ‹höchsten Lehrer› abgezeichnet? Ich danke hält er gleichzeitig zahlreiche kleine und gespannt auf einen Beat W. Zemp ohne dir für alle deine Höchstleistungen sehr grosse Teller auf Stangen am Rotieren. LCH.» herzlich und wünsche dir für deinen neuen Dies erfordert Priorisieren, schnelles Reak- Lebensabschnitt das Beste!» tionsvermögen, Konzentration und grosses Heinz Rhyn, Rektor PH Zürich Engagement. Beat hat sich in seinem knapp Monica Gschwind,Bildungsdirektorin 30-jährigen Dienst für die Lehrerinnen und des Kantons Basel-Landschaft Lehrer immer voll eingesetzt und die Tel- ler am Rotieren gehalten. Dies zeigt sich eindrücklich darin, dass Beat Sitzungs- pausen oft dazu nutzt, um per Telefon ein Interview oder gleich mehrere zu geben – oftmals zu ganz verschiedenen Frage- stellungen. Es ist schwierig, sich Beat W. Zemp anders als den Zentralpräsidenten des LCH vorzustellen. Ich wünsche ihm aber von Herzen, dass er im Ruhestand einige Teller weniger zu jonglieren hat und «Die Fülle an Traktanden, die grosse The- dass es auf einem dieser Teller etwas Gutes menvielfalt und die lange Sitzungsdauer: zu essen hat – begleitet von einem guten Diese Eindrücke meiner ersten LCH- «Mit dem Weggang von Beat W. Zemp wird Tropfen Wein.» Geschäftsleitungssitzung vom 16. August sich ein grosser Charakter aus der Schweizer 2010 begleiten mich bis heute. Unser Bildungslandschaft zurückziehen. Er hat die Beat A. Schwendimann, Zentralpräsident schaffte es jedoch immer, Welt der Bildung über Jahrzehnte mit seinen Leiter Pädagogische Arbeitsstelle LCH zielorientiert und umsichtig durch die Sit- Überzeugungen, seiner Fähigkeit zuzuhören, zung zu führen. Eine Sachfrage oder ein seiner Kunst des Argumentierens und sei- Antrag konnte noch so komplex sein, unser nen rednerischen Fähigkeiten in Deutsch Präsident hatte das Steuer fest im Griff. und Französisch geprägt. Beat hat immer Und weil Beat über so viel Sachverstand die Meinungen der Romands und deren und Denkvermögen verfügte, passierte es kulturelle Unterschiede berücksichtigt. Er manchmal, dass er versuchte, dem Gegen- hat sie auch oft verteidigt. Nachdem ich im über die Sachlage von Grund auf zu erklä- August 2016 das Präsidium des SER über- ren. Beispielsweise bei Brennpunkten zum nommen hatte, habe ich mehr als einmal Thema Kindergarten konnte es hier und da miterlebt, dass er nie vergisst, den SER und mal vorkommen, dass er mir ‹den Kinder- dessen Positionen zu erwähnen, auch wenn garten› zu erklären begann. sie von denjenigen des LCH abweichen. Der Beat, vielen Dank für deine wertvolle Bilingualism Award, den unsere beiden Ver- «Lieber Beat, unvergessen sind die zahl- Unterstützung und für deine sichere Füh- bände 2015 erhalten haben, verdeutlicht die reichen Sitzungen zwischen Bund und rung am Steuer des LCH. Für die weitere frankophile Seite von Beat perfekt. Alors, Kantonen, in denen du die Interessen der Zukunft wünsche ich dir von Herzen alles Beat, merci pour ton soutien, aussi à la Lehrerinnen und Lehrer vertreten hast. Gute!» langue française, et bonne retraite!» Mir oblag damals, die Haltung der Wissen- schaft und der Kantone argumentativ zu Ruth Fritschi, Mitglied Geschäftsleitung Samuel Rohrbach, Präsident SER stützen. Gemeinsam haben wir die grossen LCH, Präsidentin StuKo Zyklus 1 12
7/8 | 2019 AUS DEM LCH «Ideen im geistigen Raum entwickeln Kraft» Ein Mann, der privat und beruflich auf lange und verlässliche Beziehungen setzt und daran glaubt, dass im Team mehr erreicht werden kann. Im Interview mit BILDUNG SCHWEIZ blickt Beat W. Zemp auf seine 29-jährige Amtszeit zurück und zieht Bilanz. BILDUNG SCHWEIZ: 1990 bist du zum gemacht, zum Beispiel, dass Lehrpersonen Wechsel braucht. Ich glaube daran, dass Zentralpräsidenten des LCH gewählt in teilautonomen, geleiteten Schulen arbei- man als Team mehr erreichen kann. Und worden.Was hat dich damals angetrieben, ten und auf Hochschulniveau ausgebildet dazu braucht es verlässliche Beziehungen. für das Präsidium zu kandidieren? sind. Von solchen Zielen waren wir zu BEAT W. ZEMP: Es war eine natürliche jener Zeit weit entfernt. Heute wissen wir: Begleitet haben dich zwei weitere Dinge: Fortsetzung meiner bisherigen Karriere, Ideen im geistigen Raum entwickeln Kraft, dein Übername «Oberster Lehrer der die ich beim Lehrerinnen- und Lehrer- wenn viele Menschen daran glauben. Die Schweiz» und dein Merkmal, der Schnauz. verein Baselland LVB gestartet habe. 1983 Gründung einer Pädagogischen Arbeits- Was bedeuten dir sowohl Übername als wurde ich in den Kantonalvorstand des stelle war ein weiterer grosser Meilenstein. auch Schnauz? LVB gewählt. Es folgten die Stationen Die Bezeichnung «Oberster Lehrer der Vizepräsidium LVB, Mitglied des Zentral- «Ich glaube daran, dass man Schweiz» ist eine Erfindung der Medien vorstandes und Vizepräsidium des Schwei- und hat sich über all die Jahre gehalten. zer Lehrervereins SLV. 1990 wurde ich als Team mehr erreichen Ich bin aber weder der Lehrerchef noch schliesslich zum Zentralpräsidenten des kann. Und dazu braucht es habe ich Weisungsbefugnis. Die Hierar- neu gegründeten Dachverbands Lehre- chie hat keine Tradition im Lehrberuf. Ich rinnen und Lehrer Schweiz LCH gewählt. verlässliche Beziehungen.» bin einfach der gewählte Repräsentant des Daraus sind nun 29 Jahre entstanden. Lehrerstandes. In dieser Funktion agiere Fortan hatten wir die Möglichkeit, Studien ich als Auskunftsperson und Sprachrohr Vieles hat sich in diesen 29 Jahren getan. durchzuführen und Argumentationspa- der Lehrerschaft. Was ist dem LCH besonders geglückt? piere zu entwickeln, die dem wissenschaft- Gelungen ist das Wachstum. Mit 22 000 lichen Standard entsprechen und unseren Und der Schnauz? Mitgliedern und 20 Mitgliedsorganisatio- Forderungen Nachdruck verleihen. (Lacht) Ich habe lange Zeit nicht reali- nen gestartet, sind wir heute bei 55 000 siert, dass mein Schnauz ein so grosses Mitgliedern und 33 Mitgliedsorganisatio- Du bist eine feste Grösse im Bildungs- Wiedererkennungsmerkmal ist. Ich habe nen angelangt. Geglückt ist zudem die wesen. Wichtige Personen haben über ihn seit der Rekrutenschule. Er gehört zu Vernetzung auf allen Ebenen: auf inter- lange Strecken den Weg mit dir geteilt. mir und meiner Erscheinung. Und es gibt nationaler Ebene mit dem Weltlehrer- Wie wichtig sind dir treue Weggefähr- tatsächlich Personen, die mich aufgrund verband Education International, auf tinnen und -gefährten? des Schnauzes erkennen. Aber auch das trinationaler Ebene mit den Lehrerdach- Sowohl im privaten als auch im berufli- wird sich mit der Zeit ändern. Die heu- verbänden Deutschlands und Österreichs, chen Umfeld lebe und arbeite ich mit Per- tige Jugend bedient sich weniger der klas- auf nationaler Ebene mit dem Zusammen- sonen zusammen, die ich über Jahrzehnte sischen Informationsmedien Print und schluss von 13 Arbeitnehmerverbänden kenne. Ich bin nicht der Typ, der ständige Fernsehen, sie ist mehrheitlich online und zur Ebenrain-Konferenz. Dann haben wir eine parlamentarische Gruppe für Arbeit gegründet, pflegen guten Kontakt zu Bund, EDK, Pädagogischen Hochschulen und Schulleiterverbänden. Auf regionaler Ebene haben sich die Lehrpersonenorgani- sationen unter unserem Dach zusammen- geschlossen. Was jetzt noch aussteht, ist der Zusammenschluss mit dem welschen Lehrerdachverband SER. Der LCH ist gewachsen, hat sich vernetzt und hat vor allem auch viel für die Lehr- personen bewirkt. Auf welche Meilen- steine blickst du zurück? Die Professionaliserung des Lehrberufs ist ein grosser und wichtiger Meilenstein. Wir haben 1993 ein Berufsleitbild und 1999 entsprechende Standesregeln dazu verab- schiedet. Berufsleitbild und Standesregeln stellten für die weitere Verbandsarbeit eine Richtschnur dar. Bereits 1993 haben wir im Berufsleitbild markante Aussagen Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH, blickt auf seine 29-jährige Amtszeit zurück. Für ihn ist der Verband jetzt gut aufgestellt – ein guter Zeitpunkt, um loszulassen. Fotos: Eleni Kougionis 13
7/8 | 2019 AUS DEM LCH «on demand» unterwegs. Dort trifft man und mit den Ressourcen für die Implemen- politischer Ebene aber keine Chance. Ich mich seltener an. tation des Lehrplans 21. vermute, die Kantone scheuen die Kosten, die eine solche Ausbildung mit sich brin- Wie schaffst du es, für die Medien und Mehrheitlich wird unser Schweizer gen würde. Einerseits würde die um zwei die Öffentlichkeit eine kompetente Bildungssystem aber gelobt. Hat das Jahre verlängerte Ausbildung Mehrkosten Auskunftsperson zu sein und zu bleiben? System nebst diesen von dir genannten generieren. Andererseits fürchten die Kan- Das Wissen habe ich mir im Lauf der Zeit Handlungsfeldern,die es noch zu tone, dass wir berechtigte Lohnforderun- erarbeitet. Es gibt Themen, die immer lösen gilt, auch klare Schwachstellen? gen stellen würden. Dann gäbe es nämlich wieder kommen, so etwa Schulanfang, Ja, und zwar zwei grosse: die Frühförde- keinen Grund mehr, den neu auf Master- Schwimmunterricht, religiöse Feiertage, rung und die Chancengerechtigkeit. Es niveau ausgebildeten Primarlehrpersonen Lehrermangel und einige mehr. Diese kann ist nach wie vor so, dass das sozioöko- einen niedrigeren Lohn zu zahlen als den ich gut vorbereiten und als Dossiers aktua- nomische Umfeld, in dem ein Kind auf- Sekundarlehrpersonen. lisieren und weiterführen. Das Einordnen wächst, massgebend dafür ist, welchen von neu erschienenen Studien ist hingegen Bildungsweg dieses Kind durchläuft. Das Mit einem berufsbegleitenden Master- sehr anspruchsvoll. Da brauche auch ich ist ein Skandal, den man einfach hinnimmt. studium könnte man zudem den Berufs- mehr Vorlaufzeit. Wichtig für den Auftritt Immerhin wird jetzt ein neuer Anlauf einstieg für junge Lehrpersonen verbessern. in den Medien ist, sich selbst zu sein. Mein genommen bei der Revision der gymnasia- Richtig. Die Idee eines berufsbegleiten- Rat an meine Nachfolgerin Dagmar Rösler len Bildung. Die andere Schwachstelle ist den Masterstudiums ist beispielsweise ist daher: Mach es sicher nicht so wie ich, die Frühförderung, denn dort fängt alles an. für Lehrpersonen sinnvoll, die junge sondern so, wie es für dich stimmt. Dann Lehrpersonen betreuen und dafür sorgen, ist es authentisch und richtig. dass sie nicht nach wenigen Jahren wie- «Es ist nach wie vor so, dass der aussteigen. Österreich macht das so. Gab es unter dieser Vielzahl an Themen das sozioökonomische Es bietet zwar eine Bachelorausbildung eines,das dir über all die Jahre besonders an, ermöglicht aber allen Lehrpersonen am Herzen lag? Umfeld, in dem ein Kind eine Masterausbildung, die sich in der Ja, die öffentliche Schule. Wir haben ein aufwächst, massgebend dafür Berufseinführungsphase engagieren und tolles Schulsystem in der Schweiz. Wir, Praxis und Ausbildung verzahnen. Eine die Schweizerinnen und Schweizer, wer- ist, welchen Bildungsweg andere Möglichkeit ist, alle Lehrperso- ten die Bildung als eine derart wichtige dieses Kind durchläuft. Das nen direkt auf Masterniveau auszubilden, Schlüsselkompetenz, dass sie nicht privati- ist ein Skandal, den man wie etwa in Finnland. So oder so: Eine siert werden darf. Ich bin nicht per se gegen Masterausbildung wird den heutigen Privatschulen, sie haben mit Sicherheit ihre einfach hinnimmt.» Anforderungen gerecht und schafft mehr Berechtigung. Aber unser System verfolgt Qualität. das Ziel, dass die Kompetenzen aller Kinder Jedes Kind, das aus einer bildungsfernen und Jugendlichen, auch die von schwachen Familie stammt, sollte früh jene Förderung Wie verlief denn eigentlich dein Einstieg Schülerinnen und Schülern, gefördert wer- erhalten, die es braucht, damit ein guter in den Beruf? den. Das kann nur eine öffentliche, unent- und gerechter Einstieg ins Bildungssystem Ich habe 1974 die Matur absolviert und geltliche Schule leisten, die unter staatlicher gewährleistet ist. 1976 das erste Mal unterrichtet, als stell- Aufsicht und Leitung steht. vertretender Gymnasiallehrer für meinen Zur Professionalisierung des Lehrberufs damaligen Mathematiklehrer, der Militär- Du hast mit dem LCH enorm viel für die zielt der LCH auf den Masterabschluss dienst leisten musste. Ab 1978 habe ich Lehrerinnen und Lehrer erreicht. Was für die Lehrtätigkeit auf allen Stufen ab. permanent unterrichtet, immer parallel steht noch an? Wie weit ist er von diesem Ziel entfernt zum Studium. Ich werte dies zum einen Der noch immer existierende Wildwuchs und was spricht dafür? als Vertrauensbeweis. Zum anderen war von Lehrdiplomen auf der Primarschul- Mit einem Masterabschluss investieren wir es dem Umstand geschuldet, dass massiver ebene muss gelöst werden. Die Bache- in die Qualität der Ausbildung, die sich Lehrermangel herrschte. Es war eine Not- lorausbildung für Primarlehrpersonen ist wiederum in der Qualität des Bildungswe- massnahme, heute würde man zusätzlich mit drei Jahren zudem schlicht zu kurz. sens niederschlagen wird. Die Aufgaben, einen Mentor beauftragen. Meine dama- Angesichts der heutigen Herausforderun- die eine Primarlehrperson erfüllen muss, ligen Unterrichtserfahrungen waren für gen muss die Grundausbildung unbedingt müssen leistbar sein. Nach einem Bache- mich Schlüsselerlebnisse: Ich realisierte, verlängert werden. Ungelöst sind auch lorstudium mit 180 ECTS-Punkten kann dass ich gut erklären und mit Menschen die Beurteilung und die Checks. Wir leh- man heute aber nicht mehr erfolgreich umgehen kann. nen diese ab, da sie zu Rankings führen. zwölf Fächer in bis zu acht Schuljahren Schliesslich haben wir auch ein Problem unterrichten. Wir sind mit dieser Meinung Dass du Lehrer werden würdest, war mit der Methoden- und Lehrmittelfreiheit nicht allein. Im Moment hat dieses Ziel auf also schon damals klar? 14
7/8 | 2019 AUS DEM LCH Nein. Als ich mein Studium in Mathema- tik, Geografie und Pädagogik abschloss, bewarb ich mich in unterschiedlichen Branchen. Ich erhielt unter anderem Angebote von einer Bank, einer Chemie- firma und einer Versicherung. Das beste Angebot erhielt ich aber vom Gymnasium Liestal. Deswegen und auch weil mir das Unterrichten sehr gefiel, habe ich mich für diese Stelle entschieden. Dort hast du parallel zu deiner Verbands- arbeit bis 2013 Mathematik unterrichtet. Was hat dir persönlich am Lehrberuf gefallen? Die Möglichkeit, den Jugendlichen das Fach Mathematik mit meinen Fähigkei- ten näherzubringen, gefiel und reizte mich sehr. Spannend fand ich zudem den Kon- takt zu den Jugendlichen. Jeder Mensch hat Stärken, die man fördern kann. Die Lehrperson ist sozusagen die Hebamme Die Chancengerechtigkeit und die Frühförderung sind zwei grosse Schwachstellen, so Zemp. dieser Stärken. Sie erkennt, wo die Stärken und Schwächen liegen, stärkt die Stärken und achtet darauf, dass trotz Schwächen gut aufgestellt – ein guter Moment für das Unterrichten aufgab. Nun endet mein Grundkompetenzen erreicht werden. mich, um loszulassen. Leben als Zentralpräsident. Ich freue mich auf das Neue, das kommen wird, und habe Was gibst du jungen Lehrerinnen und Was wirst du vermissen und worauf keine Mühe, wenn der Rummel um mein Lehrern mit auf den Weg? freust du dich? Amt wegfällt. Ich bin realistisch und weiss, Ich möchte ihnen sagen, dass der Lehr- Vermissen werde ich mit Sicherheit die dass damit auch viele Beziehungen enden beruf etwas vom Sinnvollsten ist, was es Menschen, mit denen ich über all die Jahre werden. gibt. Es ist ein edler Beruf, der viel Freude vieles bewegt habe. Das sind in erster Linie bereitet, aber auch sehr belastend ist. Es ist meine engsten Vertrauten im Leitungsteam In 29 Jahren haben sich aber bestimmt ein Beruf für junge, innovative und kluge und in der Geschäftsleitung, dann aber auch Freundschaften entwickelt. Köpfe, die mit Kindern und Jugendlichen auch das Personal im Zentralsekretariat. Ja, die kann man aber an einer Hand gemeinsam etwas erreichen wollen. Lehr- Nicht vermissen werde ich die langen abzählen. Ob sie Bestand haben, wird die personen können Türen zu neuen Welten Arbeitstage, die öfter um 6 Uhr morgens Zeit zeigen. öffnen. Ich selbst machte diese Erfahrung: starteten und irgendwann nach Mitter- Mein Mathematiklehrer am Gymnasium nacht endeten. Ich bin älter geworden und Was wünschst du dem LCH,insbesondere Liestal übertrug mir die Leidenschaft für komme mit fünf bis sechs Stunden Schlaf deiner Nachfolgerin Dagmar Rösler, und Mathematik. Und mein damaliger Musik- nicht mehr aus. Ich werde aus «LCH» nun der Schweizer Bildung für die Zukunft? lehrer hat mir die Welt der klassischen «HCL» machen: Mein Leben soll healthier, Dem LCH wünsche ich gedeihliche Wei- Musik geöffnet. Dank ihm begann ich cosier und luckier – gesünder, gemütlicher terentwicklung und Dagmar Rösler wün- Kompositionslehre zu studieren, später und glücklicher – werden. Ich freue mich sche ich das Vertrauen, das ich von meinen erwarb ich sogar das Dirigentendiplom. auf mehr Freiheit, werde vermehrt Kon- Arbeitskolleginnen und -kollegen und den zerte besuchen und die eigenen Hobbys Mitgliedern geniessen durfte. Dem Schwei- Fast 30 Jahre lang als Zentralpräsident aktivieren. Ich will Spanisch lernen, mein zer Bildungswesen wünsche ich, dass die im Einsatz zu sein, geht nur mit viel Büro aufräumen, Sport treiben und asia- beiden Schwachstellen, Chancengerechtig- Herzblut. Was hat dich über all die Jahre tisch kochen lernen. keit und Frühförderung, gelöst und verbes- immer wieder angetrieben? sert werden. ■ Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen Fällt das Loslassen schwer? und Kollegen im Verband, die mir sehr Nein, ich habe bereits zweimal das bis- Interview: Belinda Meier wichtig sind. Zudem hat sich die Arbeit herige Leben losgelassen: 1986, als ich stets verändert und weiterentwickelt. Auch mich nach zwanzig intensiven Jahren vom das war ein Antrieb. Der Verband ist nun Musikerleben verabschiedete. 2013, als ich 15
7/8 | 2019 AUS DEM LCH Mission erfüllt? Ja, aber es geht weiter! Der abtretende Zentralpräsident LCH Beat W. Zemp zieht zum Abschied ein persönliches Fazit. Liebe Kolleginnen und Kollegen 2019 «grünes Licht und feu vert» für die Schaffung eines gemeinsamen Als wir am 9. Dezember 1989 den LCH im Dachverbands «Bildung Schweiz – Kursaal Bern gründeten, dachte ich nicht Formation Suisse» geben, dann wer- im Entferntesten daran, dass ich mich den wir in zwei bis drei Jahren am fast ein ganzes Berufsleben lang mit die- Ziel sein. sem Verband beschäftigen werde. Heute, fast 30 Jahre nach der Gründung, dürfen • Ausbau des Dienstleistungssektors wir mit Stolz und Dankbarkeit auf das des LCH und der Mitgliedsorgani- Erreichte zurückblicken. Der LCH ist zu sationen einem anerkannten Spitzenverband in der Darauf haben wir besonders Wert Bildungspolitik geworden, der mit seinen gelegt. Dank dem Zusammenschluss 33 Mitgliedsorganisationen und 12 Stufen- von 13 Dachverbänden mit 750 000 und Fachkommissionen dank seiner Ver- Mitgliedern in der Ebenrain-Konfe- netzung die Interessen aller Lehrpersonen renz konnten wir sehr gute Verträge bündeln kann. Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH. Foto: Eleni aushandeln, die dem LCH und seinen Kougionis Mitgliedsorganisationen insgesamt Verein mit langer Tradition mehrere Millionen Franken einge- Doch in Wirklichkeit sind wir 170 Jahre bracht haben – und unseren Mitglie- alt. Denn unser Vorgängerverband, der kommenden Herausforderungen zu meis- dern attraktive Vergünstigungen! Schweizerische Lehrerverein SLV, wurde tern. Der Platz reicht hier nicht aus, um am 30. Juni 1849 in Lenzburg gegründet, eine vollständige Bilanz zu ziehen. Dazu • Einführung der EDV im Sekreta- also ein Jahr nachdem die neue Bundesver- habe ich mehrere grosse Abschiedsinter- riat des LCH fassung vom 12. September 1848 in Kraft views in verschiedenen Medien gegeben. Das war 1990 noch keine Selbstver- trat. Im Artikel 46 heisst es darin: «Die ständlichkeit. Heute haben wir soeben Bürger haben das Recht, Vereine zu bilden, Sechs Ziele gesetzt – und erreicht ein neues Mitgliederverwaltungs- sofern solche weder in ihrem Zweck noch Aber ein kurzer Rückblick auf die erste programm eingeführt. Der LCH war in den dafür bestimmten Mitteln rechts- Delegiertenversammlung des LCH am 31. übrigens einer der ersten Verbände, widrig oder staatsgefährlich sind.» Von die- März 1990 sei mir noch gestattet. Damals der eine eigene Website hatte. sem Recht haben die 225 «Schulmänner» gab es noch keine obligatorische Zeitschrift aus allen Landesteilen Gebrauch gemacht BILDUNG SCHWEIZ für alle Mitglieder • Ausbau des Zentralsekretariats des und daher sind wir heute einer der ältesten des LCH, sondern nur das LCH-Bulletin. LCH Vereine in der Schweiz. Von Anfang an Dort habe ich nach meiner Wahl meine Mit dem Ausbau des LCH-Sekreta- setzte sich der SLV für eine unentgeltli- sechs präsidialen Ziele veröffentlicht: riats in Oerlikon und dem Wechsel che Volksschulbildung in allen Kantonen zum «Kulturpark» in Zürich haben ein. 25 Jahre später war es dann so weit: • Ein starker Dachverband mit star- wir diesen Punkt bestens erfüllt. In der revidierten Bundesverfassung von ken Mitgliedsorganisationen 1874 wurde die obligatorische und unent- Wir sind 1990 mit rund 22 000 Mitglie- • Eine noch bessere Schule in der geltliche Volksschule verankert. Seither dern und 20 Mitgliedsorganisationen Schweiz liegen die Schulhoheit und Schulaufsicht gestartet. Heute haben wir mehr als Bildungspolitik braucht Zeit. Schul- bei den Kantonen. Erst mit dem Schul- 55 000 Mitglieder und 33 Mitglieds- reformen müssen sehr gut überlegt konkordat der EDK von 1970 und mit den organsationen sowie 12 Stufen- und sein. Und jede Reform hat auch unge- Verfassungsartikeln von 2006 bekam die Fachorganisationen, die wir in den wollte Nebenwirkungen. Daher ist die interkantonale Harmonisierung der Schul- LCH integriert haben. Aber auch viele Mission von 1990 zwar erfüllt, aber systeme mehr Aufwind. Und heute haben unserer Kantonalsektionen sind pro- die Arbeit geht weiter. wir erstmals gemeinsame sprachregionale fessioneller und stärker aufgestellt. Lehrpläne und weitgehend harmonisierte Mit einem lachenden und weinenden Schulstrukturen in allen 26 Kantonen. • «Entonnons une mélodie en parlant Auge trete ich nun ab und sage «Tschüss Das ist ein guter Moment für mich, d’une seule voix à portée nationale!» – Adieu – Arrivederci – A revair magisters um den Verband in jüngere Hände zu Mein damaliger Aufruf zur Zusam- svizzers!» legen und die Interessenvertretung in der menarbeit von LCH, SPR und Bildungspolitik an meine Nachfolgerin CARESP – die sich 1999 zum SER Dagmar Rösler zu übergeben. Der LCH zusammengeschlossen haben – hatte ist strukturell und personell gut aufge- Wirkung. Wenn beide an der Präsi- stellt und ausreichend finanziert, um die dentenkonferenz vom 6. September 16
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