Delegierte LCH verabschieden Beat W. Zemp Schulschwänzen im Visier - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8 | 2019 - Dachverband ...

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Delegierte LCH verabschieden Beat W. Zemp Schulschwänzen im Visier - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8 | 2019 - Dachverband ...
Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH   7/8 | 2019

Delegierte LCH verabschieden Beat W. Zemp
Schulschwänzen im Visier

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Delegierte LCH verabschieden Beat W. Zemp Schulschwänzen im Visier - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8 | 2019 - Dachverband ...
Herzlichen Dank lieber Beat
für die spannende, inspirierende und stets sehr angenehme
Zusammenarbeit. Es war uns immer eine grosse Freude, mit Dir
gemeinsam die Partnerschaft zwischen Zurich und LCH zu
gestalten. Wir wünschen Dir nur das Beste für Deinen weiteren Weg!
Dein Zurich-Team

Juan Beer            Armin Betschart                   Philippe Kamm              Julia Lenz
CEO                  Head Partnerships                 Head Worksite & Affinity   Key Account Manager

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Delegierte LCH verabschieden Beat W. Zemp Schulschwänzen im Visier - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8 | 2019 - Dachverband ...
7/8 | 2019
EDITORIAL

                                                         Liebe Leserinnen und Leser

Ausgabe 7/8 | 2019 | 2. Juli 2019                        29 Jahre Bildungspolitik, 29 Jahre Öffentlichkeitsarbeit, 29 Jahre schweiss-
Zeitschrift des LCH, 163. Jahrgang der
Schweizer Lehrerinnen- und Lehrerzeitung (SLZ)
                                                         treibendes Engagement für bessere Arbeitsbedingungen, 29 Jahre Einstehen
BILDUNG SCHWEIZ erscheint 11 Mal jährlich                für die Lehrerinnen und Lehrer – 29 Jahre «oberster Lehrer der Schweiz».
                                                         Am 15. Juni haben die Delegierten des LCH ihren langjährigen Zentralpräsi-
Impressum
                                                         denten Beat W. Zemp in Murten gebührend verabschiedet und ihn zugleich
                                                         zum ersten Ehrenpräsidenten des LCH ernannt. Die Delegiertenversammlung,
Herausgeber/Verlag
Dachverband Lehrerinnen und Lehrer                       die sich dem Hauptthema «Öffentlichkeitsarbeit und Verbandskommuni-
Schweiz LCH                                              kation» widmete, nahm dabei nicht nur die hohe Medienpräsenz des LCH
• Beat W. Zemp, Zentralpräsident
• Franziska Peterhans, Zentralsekretärin                 ins Blickfeld. Sie diskutierte breit über die Kommunikationsarbeit des
• Beat A. Schwendimann, Leiter der Pädagogischen         Dachverbands, dessen Image und primär genutzte Kommunikationskanäle –
  Arbeitsstelle LCH
                                                         nach innen wie nach aussen. Vieles bewährt sich, anderes wie die Über-
Zentralsekretariat und Redaktion                         arbeitung der Website oder ein Online-Angebot für BILDUNG SCHWEIZ
Pfingstweidstrasse 16, 8005 Zürich
Telefon 044 315 54 54, Fax 044 311 83 15
                                                         steht an. Die grosse Berichterstattung zur DV LCH, zum letzten Mal unter
E-Mail: bildungschweiz@LCH.ch                            der Leitung von Zemp, können Sie ab Seite 19 nachlesen.
Internet: www.LCH.ch, www.bildungschweiz.ch
Erreichbar Mo–Do, 8–12 Uhr und 13.30–16.45 Uhr,
Fr bis 16 Uhr. Vom 15. Juli bis 2. August sind der LCH   Der Abschied von Beat W. Zemp war nicht nur an der Delegiertenversammlung
und die Redaktion nur von 8 bis 12 Uhr erreichbar.
                                                         omnipräsent, er ist es auch in der vorliegenden Ausgabe. Im Interview ab
Redaktion                                                Seite 13 blickt der Zentralpräsident auf seine 29-jährige Verbandsarbeit
• Belinda Meier (bm), Leitende Redaktorin                zurück. Viele Meilensteine, wie die Professionalisierung des Lehrberufs,
• Deborah Conversano (dc), Redaktorin Print/Online
• Maximiliano Wepfer (mw), Redaktor Print/Online         das Wachstum des Verbands und die Gründung einer Pädagogischen Ar-
• Anna Walser (aw), Redaktorin Print/Online              beitsstelle, sind erreicht worden. Anderes wie die Vereinheitlichung der
Ständige Mitarbeit: Adrian Albisser (Bildungsnetz),
Claudia Baumberger, Peter Krebs, Marina Lutz             Lehrdiplome auf Ebene Primarstufe oder die Master-Ausbildung für die
(Cartoon), Christian Urech, Roger Wehrli, Christa        Lehrtätigkeit auf allen Stufen ist noch zu lösen. Auf der Strecke geblieben
Wüthrich, Michael Merker/Christine Zanetti (Schul-
recht)                                                   sei die Chancengerechtigkeit für Kinder. «Das ist ein Skandal, den man
                                                         einfach so hinnimmt», stellt Zemp ernüchtert fest. Einige seiner Wegge-
Abonnemente/Adressen
Bestellungen/Adressänderungen:                           fährtinnen und Weggefährten lassen besondere Momente anekdotisch Revue
Zentralsekretariat LCH, 044 315 54 54,                   passieren (S. 11). Zentralsekretärin Franziska Peterhans und Vizepräsident
adressen@LCH.ch
Adressänderungen auch im Internet:                       Samuel Zingg blicken auf die langjährige Zusammenarbeit zurück (S. 9) und
www.bildungschweiz.ch                                    zu guter Letzt richtet auch er ein paar letzte Worte an seine Mitglieder und
Für Aktivmitglieder des LCH ist das
Abonnement im Verbandsbeitrag                            an seine Leserschaft (S. 16).
(CHF 74.– pro Jahr) inbegriffen
Jahresabonnement für Nichtmitglieder:
Schweiz CHF 108.50, Ausland CHF 183.50                   Passend zu diesem grossen LCH-Schwerpunkt finden Sie in der Heftmitte
Einzelexemplar CHF 10.25, ab dem 8. Expl.                den alljährlich wiederkehrenden Publikumsbericht, worin die Geschäftslei-
CHF 7.20 (jeweils plus Porto und MwSt.)
                                                         tung über Erreichtes und Geplantes Auskunft gibt. Weitere Beiträge in die-
Dienstleistungen                                         ser Ausgabe widmen sich dem Schulschwänzen (S. 31) und der Bildung von
Bestellungen/Administration: Zentralsekretariat
LCH, 044 315 54 54, adressen@LCH.ch
                                                         immigrierten Kindern und jungen Erwachsenen (S. 35).
Reisedienst: Monika Grau, m.grau@LCH.ch
                                                         Zurück zu unserem Zentralpräsidenten: Lieber Beat, auch wir, die Redaktion
Inserate/Druck
Inserateverkauf: Martin Traber, Fachmedien,              BILDUNG SCHWEIZ, möchten dir für deinen unermüdlichen Einsatz für die
Zürichsee Werbe AG, Tel. 044 928 56 09                   Lehrerinnen und Lehrer und für
martin.traber@fachmedien.ch
Mediadaten: www.bildungschweiz.ch                        die konstruktive Zusammenarbeit
Druck: FO-Zürisee, 8132 Egg ZH                           danken. Wir wünschen dir für dei-
ISSN 1424-6880 Verkaufte Auflage:
42 722 Exemplare (WEMF/SW-Beglaubigung)                  nen kommenden Lebensabschnitt
                                                         weniger Zeitdruck und Arbeitslast,
                                                         dafür umso mehr Freiheit, Freude
                                                         und Feierlichkeiten.

                                                         Belinda Meier
                                                         Leitende Redaktorin
                                                                                              Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH (Mitte) und die Redaktion
                                                                                              BILDUNG SCHWEIZ (v.l.): Belinda Meier, Deborah Conversano,
                                                                                              Anna Walser, Maximiliano Wepfer. Foto: Roger Wehrli
                                                                                                                                                        3
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             6  200 Kindergartenlehrerinnen
             haben am 14. Juni in Zürich für
             bessere Bedingungen gestreikt.

                                     23   Die Delegierten-
                                     versammlung LCH
                                     verabschiedet Beat W.
                                     Zemp.

                                                       13    Im Interview:
                                                       Beat W. Zemp
                                                       zieht Bilanz.

                       39    Die Ausstellung «Klimaschutz
                       und Katastrophenvorsorge» in der
                       Umwelt Arena führt durch Äthiopien,
                       Haiti und die Philippinen.

    Heftmitte
    Im Publikumsbericht
    legt der LCH die Themen
    offen, für die er sich im
    Verbandsjahr 2018/2019           Fotos auf diesen Seiten: Verband Kindergarten
                                     Zürich, Roger Wehrli, Umwelt Arena, Eleni
    engagiert hat.                   Kougionis, Roger Wehrli

                                     Titelbild: Delegierte LCH wählen Beat W. Zemp
                                     zum Ehrenpräsidenten. Foto: Roger Wehrli

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INHALT

            AKTUELL | BILDUNGSPOLITIK

          6 Frauenstreik: «100 Prozent Arbeit – 100 Prozent Lohn!»
          7 Damit das Klassenlager nicht zum Mythos wird
          8 Sommersession 2019: Ja zur Frühförderung und Digitalisierung

            AUS DEM LCH

          9 Beat W. Zemp – ein fantastischer Präsident verlässt die Bühne
         11 Erinnerungen, die prägen, und eine Wertschätzung, die gross ist
         13 «Ideen im geistigen Raum entwickeln Kraft»
         16 Mission erfüllt? Ja, aber es geht weiter!

            DELEGIERTENVERSAMMLUNG

         19 Kommunikation prägt das Image – und umgekehrt
         21 «Auf diesem schmalen Grat müssen wir versuchen zu bleiben»
         22 Finanzen, Klimaschutz und musikalische Bildung
         23 Ein Schnelllerner und Tellernummer-Akrobat

            MINT

         26 Mentoring-Programm mit positiven Nebeneffekten
         29 Ergänzen, nicht ersetzen

            PÄDAGOGIK

         31 Heute schon geschwänzt?
         35 Was heisst nachhaltige Bildung in Zeiten von Migration?
         36 Schule gemeinsam gestalten

            RUBRIKEN

          3 IMPRESSUM
         37 SCHULRECHT
         38 BILDUNGSNETZ
         39 AUSSTELLUNG
         41 VERLAG LCH
         42 REISEN LCH
         43 MEHRWERT LCH
         44 BILDUNGSMARKT
         47 3 FRAGEN AN ... | BILDUNG SCHWEIZ demnächst

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Delegierte LCH verabschieden Beat W. Zemp Schulschwänzen im Visier - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8 | 2019 - Dachverband ...
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«100 Prozent Arbeit – 100 Prozent Lohn!»
Am 14. Juni 2019 haben die Frauen in der Schweiz 28 Jahre nach dem ersten Frauen-
streik wieder ihre Arbeit niedergelegt. Allein in Zürich sind 160 000 Personen auf die
Strasse gegangen. Mit von der Partie waren 200 Kindergartenlehrerinnen.

Rund 500 000 Frauen haben             dossiers künftig ohne Foto              Frühjahr ruft der Verband           STELLENSITUATION
am 14. Juni 2019 für mehr             oder Angaben zum Geschlecht             regelmässig zu Kundgebungen
Lohn, Zeit und Respekt                eingehen.                               auf, um für bessere Arbeitsbe-      Mangel bei
gestreikt. Unterschiedliche                                                   dingungen zu kämpfen. In der        schlechten Rah-
Medien haben in den darauf-           Baustelle Kindergarten                  Facebook-Gruppe «Netzwerk
folgenden Tagen darüber               Verschiedene Berufsgruppen              Kindergartenstufe – für mehr
                                                                                                                  menbedingungen
berichtet: Allein in Zürich sol-      machten auf die Missstände in           Ressourcen und faire Löhne»         Die Schweizer Verbände der
len 160 000 Frauen protestiert        ihrer Branche aufmerksam. Die           wird hierzu aktuell informiert.     Schulleitenden haben im Mai
haben. Auch in Bern, Luzern,          Medienfrauen riefen «No                                                     2019 ihre Mitglieder zur
Basel, Genf, Chur und vielen          women – no news!», die Heb-             Strukturelle Diskriminierung        Stellensituation befragt. Die
weiteren Städten haben die            ammen hatten grosse Trans-              Nicht nur auf der Kindergar-        Ergebnisse zeigen, dass die
Frauen ihrem Unmut über die           parente gestaltet, und die Zür-         tenstufe herrscht strukturelle      Situation von Kanton zu Kan-
mangelnde Gleichberechti-             cher Kindergartenlehrerinnen            Diskriminierung. Wie der LCH        ton anders ausschaut. Keinen
gung Ausdruck verliehen.              hatten sich als Bauarbeite-             und insbesondere Zentralse-         generellen Mangel an Schul-
Unterschiedlichste Aktionen           rinnen verkleidet. Damit woll-          kretärin Franziska Peterhans        leitenden gibt es beispielswei-
haben für viel Aufmerksamkeit         ten sie auf die Baustelle               wiederholt betont hat, ist das      se in den Kantonen Luzern,
gesorgt: In Zürich wurde das          Kindergarten aufmerksam                 Lohnniveau tiefer, je mehr          Schwyz und Basel-Stadt. Den
Central belagert, was den Ver-        machen. Sie hielten Plakate             Frauen auf einer Schulstufe         Kantonen Bern und Glarus
kehr lahmlegte. In Bern wurde         und Transparente hoch wie               unterrichten. Die Zentralsekre-     hingegen droht aufgrund stei-
ein roter Riesentampon auf            «Unten investieren, oben profi-         tärin forderte bereits im Sep-      gender Schülerinnen- und
den Bundesplatz getragen,             tieren», «Stop! Lohndumping             tember 2018 an einer Lohnde-        Schülerzahlen sowie der kom-
weil die Mehrwertsteuer auf           auf der Kindergartenstufe»,             monstration in Bern, dass die       menden Pensionierungswelle
diesem Produkt zu hoch sei. In        «Mehr Zement für das Funda-             Löhne der Lehrpersonen nicht        ein grosser Mangel an Schul-
Basel wurde am Abend zuvor            ment» oder «Kleinere Klassen            mehr der Schuhgrösse der            leitenden. Die Ergebnisse
das Logo des Frauenstreiks auf        – mehr Raum, das wär unser              Kinder, die sie unterrichten,       zeigen weiter auf, dass sich in
den Roche-Turm projiziert.            Traum». Und dabei riefen sie            angepasst werden. «Kinder-          Kantonen mit guten Rahmen-
Bundesrätin Viola Amherd und          «100 Prozent Arbeit – 100 Pro-          garten- und Primarlehr-             bedingungen kaum Mängel
einige Nationalrätinnen schrit-       zent Lohn!». Denn bei 100 Pro-          personen werden heute dafür         abzeichnen. Der Verband der
ten um Punkt elf Uhr aus dem          zent Arbeit verdienen Kinder-           bestraft, dass sie jüngere          Schulleitenden (VSLCH) sowie
Bundeshaus, um sich mit den           gartenlehrpersonen im Kanton            Kinder unterrichten – das ist       CLACESO, Verband der Schul-
streikenden Frauen zu solida-         Zürich nur 88 Prozent. Wie der          unlogisch und ungerecht»,           leitenden für die lateinische
risieren, und ernteten dafür          Verband Kindergarten Zürich             erklärte sie weiter.                Schweiz, haben mit der Befra-
grossen Beifall. Nicht nur über       (VKZ) auf seiner Website                                                    gung auch bestätigen können,
das grosse Zeichen, das sie           schreibt, haben sich am                 Anna Walser                         dass sich der Lehrermangel in
gesetzt haben, dürften sich die       14. Juni über 200 Kindergar-                                                einigen Kantonen zuspitzt.
Frauen freuen. Der «Tages-            tenlehrerinnen zusammen-                                                    Dies bestätigte die Zentral-
Anzeiger» titelte am 18. Juni         geschlossen und am Streik               Weiter im Netz                      sekretärin des LCH Franziska
nämlich auch, dass der Frau-          teilgenommen. «Der VKZ                  www.LCH.ch > News > «Lohn.          Peterhans gegenüber der
enstreik erste politische             bedankt sich ganz herzlich bei          Zeit. Respekt.» (28.05.2019)        Tagesschau: «Wenn Sie in Zug
Folgen habe. In der Zürcher           allen Teilnehmenden und freut                                               Lehrerinnen und Lehrer
                                                                              www.14juni.ch
Justizdirektion beispielsweise        sich auf die nächste Aktion»,                                               suchen, dann finden Sie diese
werden die Bewerbungs-                ist weiter zu lesen. Seit diesem        www.vkz.ch > News                   in der Regel. Wenn Sie dassel-
                                                                                                                  be in Luzern machen, dann
                                                                                                                  wird es schon schwieriger. Es
                                                                                                                  kommt darauf an, wie die
                                                                                                                  Löhne und Rahmenbedingun-
                                                                                                                  gen für die Lehrpersonen
                                                                                                                  sind.» VSLCH und CLACESO
                                                                                                                  möchten deshalb, dass sich
                                                                                                                  die Konferenz der kantonalen
                                                                                                                  Erziehungsdirektoren für eine
                                                                                                                  überkantonale Harmonisie-
                                                                                                                  rung dieser Rahmenbedingun-
                                                                                                                  gen einsetzt. (pd/aw)

                                                                                                                  Weiter im Netz
                                                                                                                  www.LCH.ch > News > «Grosse
                                                                                                                  Unterschiede bei den Schul-
                                                                                                                  leitungen» (11.06.2019)
Die Kindergartenlehrerinnen verlangten am Frauen-         100 Prozent Leistung bei 88 Prozent Lohn: Die Kinder-
streik mehr Zement für das Fundament. Fotos: VKZ          gartenlehrerinnen haben genug.

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Delegierte LCH verabschieden Beat W. Zemp Schulschwänzen im Visier - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8 | 2019 - Dachverband ...
7/8 | 2019
AKTUELL

Damit das Klassenlager nicht
zum Mythos wird
Der finanzielle Rahmen für Klassen- und Schullager ist knapp
bemessen. Aktuell zeichnen sich bei den Ticketpreisen der SBB und
bei den Beiträgen für J+S-Lager Entscheide ab, die auf die Budgets
Einfluss haben könnten.

Maximal 16 Franken pro Tag
und Teilnehmerin oder Teilneh-
                                    senswert. Sie sei aber ein
                                    Tropfen auf den heissen Stein.
                                                                             rer Lehrerverbände reagiert,
                                                                             die eine Reduktion der Ticket-
                                                                                                               WAS, WANN, WO
mer – geht es nach dem Bun-         Nicht unterstützt werden näm-            preise für Schulen gefordert
desrat, werden künftig Sport-       lich Schullager ohne Fokus auf           hatten. Gegenüber der «Basel-     Flucht und Bildung
lager vom Bund mit diesem           Sport sowie Ausflüge zu                  landschaftlichen Zeitung» vom     Der Zugang zur Bildung ist für
Beitrag unterstützt. Dies hat er    ausserschulischen Lernorten.             24. Mai 2019 bestätigten die      Geflüchtete besonders im
am 7. Juni 2019 in einer                                                     SBB, für Schulen eine Ange-       vor- und nachobligatorischen
Medienmitteilung kommuni-           Brief an die SBB                         botserweiterung zu prüfen, die    Bereich häufig hindernisreich.
ziert. Er schlägt vor, die recht-   Bei Redaktionsschluss warte-             ähnlich funktioniert wie          An der Tagung «Geflüchtete –
lichen Möglichkeiten für diese      te der LCH noch auf eine Ant-            Spartageskarten und -billette.    Bildung, Integration und
Erhöhung zu schaffen. Bisher        wort der SBB. Diese hatten auf                                             Emanzipation» am 7. Septem-
ist der Maximalbeitrag für          einen Brief des LCH und weite-           Deborah Conversano                ber 2019 auf dem Campus
(Schul-)Sportlager, die nach                                                                                   Muristalden in Bern soll mit
den Regeln von Jugend+Sport                                                                                    Inputreferaten und Workshops
(J+S) durchgeführt werden,                                                                                     eine kritische Bestandesauf-
halb so hoch. Zusätzliche Gel-                                                                                 nahme vorgenommen werden.
der sind für diese Anpassun-                                                                                   Informationen: https://vpod.
gen nicht vorgesehen: «Die                                                                                     ch/kalender/
höheren Beiträge müssten aus
Sicht des Bundesrats inner-
                                                                                                               Tagung zu Arbeitsbedin-
halb des bestehenden J+S-
Kredits finanziert werden                                                                                      gungen an Tagesschulen
können.»                                                                                                       Das Forschungsprojekt
                                                                                                               «Arbeitsplatz Tagesschule»
Tropfen auf den heissen Stein                                                                                  hat die Arbeitsbedingungen in
Beat W. Zemp, Zentralpräsi-                                                                                    der schulergänzenden Bildung
dent LCH, bezeichnete die                                                                                      und Betreuung untersucht.
zusätzliche Unterstützung des                                                                                  Leitungspersonen und Mitar-
Bundesrats gegenüber dem            Der Bund will höhere Bundesbeiträge an Lager bezahlen, die gemäss den      beitende der schulergänzen-
«Tages-Anzeiger» als begrüs-        Richtlinien von Jugend+Sport organisiert sind. Foto: iStock/image Source   den Betreuung sowie weitere
                                                                                                               Interessierte lernen an der
                                                                                                               Tagung «Gute Arbeitsbedin-
                                                                                                               gungen für gute Tagesschulen»
STUDIENERGEBNISSE                   verhalten werden beispiels-              GRUNDKOMPETENZEN                  am 14. September 2019 an der
                                    weise echte Partizipation,                                                 PHBern die Forschungser-
Führung und                         individuelle Unterstützung der           Erste Resultate                   gebnisse kennen und disku-
Gesundheit                          Mitarbeitenden, gemeinsame               aus Sicht des LCH                 tieren sie. Informationen:
                                    Ziele und Perspektiven ver-                                                www.phbern.ch/20.521.777
Das Forschungsprojekt «Füh-         standen. Die Gesundheit der              Am 24. Mai 2019 publizierte
rung, Zusammenarbeit und            Lehrpersonen wird zudem                  die Schweizerische Konferenz
                                                                                                               Fachtagung «Porno-
Lehrpersonengesundheit» der         durch zwei Mechanismen                   der kantonalen Erziehungs-
PH Zürich untersucht den            beeinflusst. Zum einen                   direktoren EDK die Ergebnisse     Stress»
Zusammenhang zwischen dem           geschieht das auf der Gruppen-           der ersten Überprüfung der        Welche Bedeutung haben
Führungsverhalten der Schul-        ebene, wenn Lehrpersonen                 Grundkompetenzen in Sprache       Pornos für die psychosexuelle
leitung und der psychischen         soziale Unterstützung vom                und Mathematik. Diese legte       Entwicklung von Kindern und
und physischen Gesundheit           Team erhalten. Auf der indivi-           die EDK 2011 in ihren Bil-        Jugendlichen? Wie können
von Lehrpersonen. Teilgenom-        duellen Ebene scheint die                dungszielen fest. Vor allem die   Schulen und andere Institutio-
men haben 1504 Volksschul-          Befriedigung des Autonomie-              Resultate in der Mathematik       nen darauf reagieren? An der
lehrpersonen aus der                bedürfnisses besonders                   und die grossen kantonalen        Fachtagung «Porno-Stress»
Deutschschweiz.                     bedeutsam zu sein. Weitere               Unterschiede warfen in der        des mannebüro züri vom
                                    Faktoren wie beispielsweise              Tagespresse hohe Wellen. Die      21. September 2019 an der PH
Erste Resultate bestätigen die      der erlebte Zeitdruck, das               Onlineredaktion des LCH hat       Zürich werden wissenschaftli-
bisherige Forschung: Das            Raumklima sowie die Wahr-                die Resultate ausführlich auf-    che Erkenntnisse über Rezep-
transformationale Führungs-         nehmung von Schülerinnen                 gelistet. In seiner letzten GL-   tion, Wirkungspotenziale und
verhalten der Schulleitung          und Schülern sind ebenfalls              Kolumne «Standpunkt» hat          entwicklungspsychologische
steht in einem positiven            relevant. Der Projektbericht             zudem LCH-Zentralpräsident        Faktoren vorgestellt. Informa-
Zusammenhang mit der Lehr-          steht unter https://phzh.ch/             Beat W. Zemp seine Sicht          tionen: www.mannebuero.ch/
personengesundheit. Unter           lehrpersonengesundheit zum               dargestellt. Beides findet sich   fachtagung
transformationalen Führungs-        Download bereit. (pd/mw)                 unter www.LCH.ch (dc)

                                                                                                                                            7
Delegierte LCH verabschieden Beat W. Zemp Schulschwänzen im Visier - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8 | 2019 - Dachverband ...
7/8 | 2019
                                                                                                               BILDUNGSPOLITIK

  Sommersession 2019:Ja zur
  Frühförderung und Digitalisierung
  In der Sommersession 2019 lehnte der Ständerat eine Publikation der Daten zum Studien-
  verlauf von Maturandinnen und Maturanden ab. Derweil hat sich der Nationalrat für eine
  Auslegeordnung zur Frühförderung und für zwei Impulsprogramme zur Digitalisierung
  ausgesprochen. Alle drei Entscheide sind im Sinne des LCH ausgefallen.

  In der Sommersession, die am      Ranking zwischen den Gymna-        seiner Bildungskommission         Die finanziellen Mittel dafür
  Freitag, 21. Juni 2019 zu Ende    sien geöffnet hätte. Auf dersel-   hauchdünn mit 86 zu 85 Stim-      sollen in der nächsten Bot-
  ging, standen interessante bil-   ben Linie blieb der Ständerat:     men. Mit ihrem Argument,          schaft zu Bildung, Forschung
  dungspolitische Vorstösse auf     Er hat die Motion, die der Nati-   dass es bereits ausreichend       und Innovation (BFI) bereit-
  der Traktandenliste. In ihrer     onalrat im vergangenen Jahr        Förderangebote von Bund,          gestellt werden. Die zweite
  Motion verlangte die Luzerner     noch angenommen hatte, mit         Kantonen und Privaten gebe,       Motion beauftragt den Bun-
  CVP-Nationalrätin Andrea          30 zu 10 Stimmen bei einer         zogen die Gegnerinnen und         desrat, die gesetzlichen und
  Gmür-Schönenberger, die           Enthaltung abgelehnt. Damit        Gegner den Kürzeren.              finanziellen Voraussetzungen
  Daten zum Studienverlauf von      ist das Geschäft vom Tisch.                                          zum Erreichen der Ziele seiner
  Maturandinnen und Maturan-                                           Impulse für die Digitalisierung   Strategie «Digitale Schweiz»
  den an Schweizer Hochschu-        Überblick zur Frühförderung        Der Nationalrat hat weitere       zu schaffen. Zu diesem Zweck
  len, die bereits erhoben wer-     Mit Blick auf die Umsetzung        Motionen seiner Bildungs-         soll er dem Parlament eine von
  den, auch zu publizieren. Nach    verschiedener parlamentari-        kommission angenommen, die        der BFI-Botschaft unabhän-
  ihrer Ansicht lassen solche       scher Vorstösse zur Frühförde-     zwei Impulsprogramme zur          gige Vorlage unterbreiten. Der
  Daten Rückschlüsse auf die        rung hat der Nationalrat ein       Digitalisierung fordern. Das      Nationalrat hiess die Vorstös-
  Qualität der Gymnasien zu. Der    Postulat angenommen. Im Sin-       erste Impulsprogramm zielt        se mit 118 zu 62 beziehungs-
  Verein Schweizerischer Gym-       ne einer Auslegeordnung muss       darauf ab, bereits entwickelte    weise 61 Stimmen bei jeweils
  nasiallehrerinnen und Gymna-      der Bundesrat nun eine Strate-     «Good Practices» zu technisch     einer Enthaltung gut. Diese
  siallehrer lehnte ebenso wie      gie erarbeiten, um die Frühför-    gestützten Bildungsformaten       gehen nun an den Ständerat.
  der Bundesrat den Vorstoss        derung zu stärken. Die grosse      über eine Plattform auszutau-
  ab, weil er Tür und Tor für ein   Kammer folgte dem Antrag           schen und weiterzuverbreiten.     Maximiliano Wepfer

      herzlich                                                         Die Buchungsplattform gosnow.ch macht
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 Schneesportlagern
& schneesporttagen!
Delegierte LCH verabschieden Beat W. Zemp Schulschwänzen im Visier - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8 | 2019 - Dachverband ...
Beat W.Zemp –
ein fantastischer Präsident
verlässt die Bühne
Nach fast dreissig Jahren feiert der LCH eine immense Leistung, viele
bedeutende Erfolge, einen wunderbaren Menschen. Das alles ist
mit dem abtretenden Zentralpräsidenten Beat W. Zemp verbunden.
Nun ist es Zeit, Adieu zu sagen.
Delegierte LCH verabschieden Beat W. Zemp Schulschwänzen im Visier - Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz LCH 7/8 | 2019 - Dachverband ...
7/8 | 2019
                                                                                                            AUS DEM LCH

Seit 1990 ist Beat W. Zemp Zentralpräsident des Dach-            Die Kommunikationsstärke: Genutzt
verbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH). Mit               Bereits 2000 wurde die Verbandszeitschrift BILDUNG
dem damaligen Zentralsekretär Urs Schildknecht und               SCHWEIZ ins Leben gerufen – ein Meilenstein in der
dem Chefredaktor der «Schweizerischen Lehrerzeitung»             Geschichte des LCH. Die Weiterentwicklung der Kommu-
Anton Strittmatter hatten drei «Alphatiere» einen Modus der      nikationskanäle hat Beat W. Zemp stets begleitet und voran-
Zusammenarbeit, der kooperativen und teamloyalen Füh-            getrieben. Als «oberster Lehrer der Schweiz» hat er sich in
rung zu finden. Dafür brauchte es alle drei, vor allem aber      den Medien zudem einen Namen gemacht. Die Lehrerinnen
die menschlich sensible und gleichzeitig beharrliche Füh-        und Lehrer haben ihn geschätzt, weil er ihre Anliegen stets
rung von Beat W. Zemp. Denn gelegentliche Reibereien sind        sach- und fachkundig vertreten hat. Die Medien ihrerseits
in Dreiecksbeziehungen bekanntermassen unvermeidlich.            mochten ihn, weil er ihnen so manchen Primeur bescherte
   Als Schnelllerner hat Beat W. Zemp damals rasch               und seine Antworten fundiert und präzise waren. Es sind
begriffen, dass die Führung, die Weiterentwicklung und           allein in der Tagespresse über 1800 Artikel, in denen Beat
Konsolidierung des Verbands weit mehr als eine Vernunfts-        W. Zemp für die Lehrpersonen und die Schule eingetre-
angelegenheit ist. Mit viel Empathie für die unterschiedlichen   ten ist. Zählt man Radio- und Fernsehbeiträge sowie die
Gegenüber und mit einem breiten Repertoire an Vorge-             Berichterstattung via Verbandsmedien dazu, dann dürfte
hensweisen hat der Zentralpräsident die Führungsaufgabe          sich die Zahl verdoppeln.
im grossen Verband bis heute virtuos gemeistert.
                                                                 Die Vernetzung: Vorangetrieben
Die Ziele: Erreicht                                              Zusätzlich zum LCH präsidiert Beat W. Zemp seit 2003
Sechs Ziele hat sich Beat W. Zemp bei seinem Amtsantritt         die Ebenrain-Konferenz, die 13 Arbeitnehmerverbände mit
gesetzt: 1. Starker Dachverband mit starken Mitgliedsor-         rund 750 000 Mitgliedern umfasst. Diese mächtige Konfe-
ganisationen; 2. Einbezug der Romands; 3. Ausbau des             renz hat durchaus die Kraft, die Resultate von nationalen
Dienstleistungsangebots (z. B. Lehrerzeitung als pädago-         Abstimmungen zu beeinflussen. Beat W. Zemp hat sie stets
gischer Informationsträger, Studienreisen, Publikationen         mit viel Menschenverstand geführt und wird dies noch
des Verlags LCH, zinslose Studiendarlehen und verbilligte        bis zum Ende der Amtsperiode 2020 tun. Für die Leitung
Hypotheken); 4. EDV-Aufrüstung des Zentralsekretariats;          der Zentralorgane des LCH, der Delegiertenversammlung,
5. Personeller Ausbau des Zentralsekretariats; 6. Einsatz für    vieler Arbeitsgruppen, Konferenzen und anderer Gremien
eine bessere Schule. Diese Ziele sind erreicht. Die Mitglie-     hat Beat W. Zemp viel Führungsgeschick bewiesen. Mit
derzahlen haben sich seit seinem Amtsantritt verdoppelt.         bemerkenswerter Ausdauer führte er durch die oft reich
Der LCH ist zum Bildungsplayer herangewachsen, an dem            befrachteten Sitzungen und war auch nach Stunden noch
heute niemand mehr vorbeikommt. Die Dienstleistungsan-           immer fit. Der LCH hat davon profitiert.
gebote sind ausgebaut, das Zentralsekretariat arbeitet profes-
sionell und ermöglicht damit gleichzeitig eine schlagkräftige    Für die freundschaftliche Zusammenarbeit: Danke!
Arbeit der Verbandsführung.                                      Mit seinem freundlichen Wesen, seinem Interesse an den
                                                                 Menschen, seinem grossen Wissen und seiner blitzgescheiten
Der Röstigraben: Überquert                                       Art zu denken war die Zusammenarbeit in der Geschäfts-
«Formation Suisse» respektive «Bildung Schweiz» ist in           leitung über die Jahre schlicht ein Privileg. Nun gönnen wir
Reichweite: Im kommenden September wird an der gemein-           Beat die kleinen und grossen Freiheiten, die entstehen, wenn
samen Präsidentenkonferenz von LCH und SER über einen            ein so dichter Terminkalender und so viel Arbeit wegfallen.
Antrag befunden, der den Zusammenschluss von SER und             Wir zweifeln nicht daran, dass Beat auch das Leben nach
LCH zu einem einzigen Verband Bildung Schweiz bezie-             der LCH-Ära gut meistern wird und dass neue interessante
hungsweise Formation Suisse prüfen und vorbereiten soll.         Themen und Projekte auf ihn warten.
Bis dahin war es ein langer Weg. Nur dank seiner guten Dip-         In Freundschaft sagen wir: Adieu, lieber Beat! Wir dan-
lomatie, Sprachgewandtheit und seiner kulturellen Offenheit      ken dir von Herzen für alles und wünschen dir und deiner
konnte Beat W. Zemp – zusammen mit Samuel Rohrbach,              Frau Christa das Allerbeste! ■
Präsident SER, sowie dessen Vorgänger Georges Pasquier
und den Vorgängerinnen Marie-Claire Tabin und Josiane            Im Namen der Geschäftsleitung LCH:
Thévoz – diese wichtige Grundlage legen.                         Franziska Peterhans und Samuel Zingg

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AUS DEM LCH

Erinnerungen, die prägen, und
eine Wertschätzung, die gross ist
Ob sprachbegabt, hilfsbereit, zielorientiert, gastfreundlich, redegewandt oder multitaskingfähig – Beat W. Zemp
hat viele Facetten und weckt ebenso viele bunte und lebendige Erinnerungen, wie die Anekdoten einiger seiner
Weggefährtinnen und Weggefährten zeigen.

                                              auf Schweizerdeutsch unterhielten. Von
                                              hinten näherte sich eine Französisch spre-
                                              chende Kollegin, die von ihm natürlich in
                                              ihrer Sprache in das Gespräch einbezogen
                                              wurde – nur um eine halbe Stunde später
                                              in perfektem Englisch im Plenum etwas
                                              vorzutragen.
                                                 Lieber Beat, diese Sprachbegabung
                                              und die Selbstverständlichkeit, mit der du
                                              den Menschen auf Augenhöhe und stets
                                              wertschätzend gegenübertrittst, sind impo-
«Beat W. Zemp war lange an der Spitze         nierende Eigenschaften, an die ich mich        «An der VSLCH-Fachtagung im Novem-
des LCH und hat die Bildungspolitik in        gerne erinnere. Dir wünsche ich im dritten     ber 2018 in Brugg referierte Beat W. Zemp
den letzten Jahrzehnten massgeblich mit-      Lebensabschnitt alles Gute!»                   vor uns Schulleitenden zum Thema ‹Die
geprägt. Sowohl durch seine fachlich ver-                                                    Schule als Spielball der gesellschaftli-
sierte Arbeit im Politalltag als auch durch   Udo Beckmann, Bundesvorsitzender VBE           chen und politischen Veränderungen›. In
seine herausragende Persönlichkeit.                                                          gewohnt eloquenter Art nahm er uns mit
   Beat W. Zemp hat sehr ausgeprägte                                                         auf eine schulpolitische Zeitreise unter
pädagogische Fähigkeiten. Nach jeder Sit-                                                    besonderer Berücksichtigung des Ent-
zung mit ihm habe ich feststellen müssen,                                                    stehens des Berufs der Schulleitungen an
dass er mir eine Hausaufgabe mitgegeben                                                      den öffentlichen Schulen. Als Dank für
hatte. Und jetzt, wo ich diesen Text ver-                                                    dieses hervorragende Referat wollten wir
fasse, merke ich, dass ich eigentlich eine                                                   ihm ein persönliches und spezifisches Prä-
Zusammenfassung schreiben muss über                                                          sent überreichen. In der Geschäftsleitung
ihn als ‹obersten Lehrer der Schweiz› und                                                    des VSLCH trugen wir Ideen zusammen
am Schluss gibt es womöglich noch eine                                                       und verwarfen sie wieder. Dann die zün-
Prüfung!                                                                                     dende Idee: mit Beat, seiner Frau und der
   Lieber Beat, die Zusammenarbeit mit dir                                                   VSLCH-Geschäftsleitung gemeinsam in
hat grossen Spass gemacht. Dank deinem        «In unseren jungen Jahren haben wir beide      Fislisbach zu kochen. Dies unter Anleitung
grossen persönlichen Einsatz hast du viele    einen Teil unserer Freizeit mit Musizieren     unserer Spitzenköchin, der Kochlehrerin
Projekte erfolgreich abgeschlossen. Bei der   verbracht, ohne jedoch damals voneinan-        und VSLCH-Geschäftsstellenleiterin Judith
Einführung des Lehrplans 21 warst du mir      der gewusst zu haben. Du hast mir nach         Grunder. Ein gutes Essen, begleitet von
eine grosse Stütze. Ich danke dir und wün-    dem Aufdecken dieser Gemeinsamkeit             einem schönen Wein, ist eine geteilte prä-
sche dir für die Zukunft alles Gute.»         einen Werbekleber deiner damaligen Band        sidiale LCH-VSLCH-Leidenschaft.»
                                              geschenkt – zu meiner Freude in ganz ähn-
Silvia Steiner, Präsidentin EDK               lichem Layout gestaltet wie diejenigen mei-    Bernard Gertsch, Präsident VSLCH
                                              ner damaligen Band. Deiner Einladung zu
                                              einem Grillabend gerne folgend, genoss ich
                                              mit den anderen Gästen deine und Chris-
                                              tas Gastfreundschaft in eurem Garten.
                                              Wiederholt fragten wir uns, wo denn wohl
                                              dein neuer Designer-Grill stehe – er war
                                              ein zentrales Gesprächsthema – und wann
                                              du ihn in Betrieb nehmen würdest. Nach
                                              längerem Apéro hast du das Geheimnis
                                              gelüftet: Der Grill diente die ganze Zeit
                                              unerkannt als Tisch für die Gläser. Die
                                              Überraschung und das Grillgut waren
«Bei einer unserer Begegnungen auf inter-     schliesslich perfekt gelungen.                 «Lieber Beat, als ich zur Regierungsrätin
nationaler Ebene, nämlich dem ‹Internatio-       Danke, lieber Beat, für alles, und          gewählt wurde, warst du in deiner Funk-
nal Summit of the Teaching Profession› im     lass es dir gut gehen in deinem neuem          tion als ‹höchster Lehrer› bereits deutlich
März 2018 in Lissabon, trug sich Folgen-      Lebensabschnitt.»                              mehr in der Tagesschau als am Gymna-
des zu: Beat und ich tauschten uns gerade                                                    sium Liestal zu sehen. Dennoch kannst du
auf Deutsch aus, während ein Schweizer        Bruno Rupp, Mitglied Geschäftsleitung          auf eine sehr lange Geschichte an unserem
Kollege hinzukam und die beiden sich kurz     LCH, Präsident StuKo Zyklus 2                  Gym zurückblicken. Du warst nicht nur

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Lehrer, sondern auch Schüler – und nie-                                                       internationalen und nationalen Themen im
manden wundert es: ein ausgezeichneter                                                        Bildungsbereich mitgestaltet: PISA, PIAAC,
und sehr hilfsbereiter. Einige deiner Mit-                                                    TALIS, DeSeCo, Bildungsstandards, LP21,
 schülerinnen und Mitschüler sollen den                                                       MEB, EG BiWi usw. Dabei ging es immer
Mathematikstoff nur deinetwegen ‹einiger-                                                     wieder darum, Differenzen auszuloten oder
massen kapiert› haben. Eine Mitschüle-                                                        Allianzen zu schmieden. In beiderlei Hin-
rin soll laut Aussagen deines ehemaligen                                                      sicht habe ich dich immer als verlässlichen
Mathelehrers damals geäussert haben, dass                                                     Partner erlebt. Als eloquenter Redner, aus-
 du deshalb für sie wie ein Vater seist –                                                     nahmslos im klassischen Outfit, hast du die
und das mit 17 Jahren! Du warst also für                                                      Verbindung der sachlichen Argumentation
 einige deiner Kollegen und Kolleginnen                                                       mit der klaren Interessenvertretung zur
zweifellos auch der ‹höchste Schüler›. Hat     «Beat beschreibt seine Arbeit oft als Tel-     Kunst erhoben. Meine besten Wünsche
 sich vielleicht schon damals dein Weg zum     lernummer. Wie ein Jongleur im Zirkus          begleiten dich in die Zukunft und ich bin
‹höchsten Lehrer› abgezeichnet? Ich danke      hält er gleichzeitig zahlreiche kleine und     gespannt auf einen Beat W. Zemp ohne
 dir für alle deine Höchstleistungen sehr      grosse Teller auf Stangen am Rotieren.         LCH.»
herzlich und wünsche dir für deinen neuen      Dies erfordert Priorisieren, schnelles Reak-
Lebensabschnitt das Beste!»                    tionsvermögen, Konzentration und grosses       Heinz Rhyn, Rektor PH Zürich
                                               Engagement. Beat hat sich in seinem knapp
Monica Gschwind,Bildungsdirektorin             30-jährigen Dienst für die Lehrerinnen und
des Kantons Basel-Landschaft                   Lehrer immer voll eingesetzt und die Tel-
                                               ler am Rotieren gehalten. Dies zeigt sich
                                               eindrücklich darin, dass Beat Sitzungs-
                                               pausen oft dazu nutzt, um per Telefon ein
                                               Interview oder gleich mehrere zu geben –
                                               oftmals zu ganz verschiedenen Frage-
                                               stellungen. Es ist schwierig, sich Beat W.
                                               Zemp anders als den Zentralpräsidenten
                                               des LCH vorzustellen. Ich wünsche ihm
                                               aber von Herzen, dass er im Ruhestand
                                               einige Teller weniger zu jonglieren hat und    «Die Fülle an Traktanden, die grosse The-
                                               dass es auf einem dieser Teller etwas Gutes    menvielfalt und die lange Sitzungsdauer:
                                               zu essen hat – begleitet von einem guten       Diese Eindrücke meiner ersten LCH-
«Mit dem Weggang von Beat W. Zemp wird         Tropfen Wein.»                                 Geschäftsleitungssitzung vom 16. August
sich ein grosser Charakter aus der Schweizer                                                  2010 begleiten mich bis heute. Unser
Bildungslandschaft zurückziehen. Er hat die    Beat A. Schwendimann,                          Zentralpräsident schaffte es jedoch immer,
Welt der Bildung über Jahrzehnte mit seinen    Leiter Pädagogische Arbeitsstelle LCH          zielorientiert und umsichtig durch die Sit-
Überzeugungen, seiner Fähigkeit zuzuhören,                                                    zung zu führen. Eine Sachfrage oder ein
seiner Kunst des Argumentierens und sei-                                                      Antrag konnte noch so komplex sein, unser
nen rednerischen Fähigkeiten in Deutsch                                                       Präsident hatte das Steuer fest im Griff.
und Französisch geprägt. Beat hat immer                                                       Und weil Beat über so viel Sachverstand
die Meinungen der Romands und deren                                                           und Denkvermögen verfügte, passierte es
kulturelle Unterschiede berücksichtigt. Er                                                    manchmal, dass er versuchte, dem Gegen-
hat sie auch oft verteidigt. Nachdem ich im                                                   über die Sachlage von Grund auf zu erklä-
August 2016 das Präsidium des SER über-                                                       ren. Beispielsweise bei Brennpunkten zum
nommen hatte, habe ich mehr als einmal                                                        Thema Kindergarten konnte es hier und da
miterlebt, dass er nie vergisst, den SER und                                                  mal vorkommen, dass er mir ‹den Kinder-
dessen Positionen zu erwähnen, auch wenn                                                      garten› zu erklären begann.
sie von denjenigen des LCH abweichen. Der                                                        Beat, vielen Dank für deine wertvolle
Bilingualism Award, den unsere beiden Ver-     «Lieber Beat, unvergessen sind die zahl-       Unterstützung und für deine sichere Füh-
bände 2015 erhalten haben, verdeutlicht die    reichen Sitzungen zwischen Bund und            rung am Steuer des LCH. Für die weitere
frankophile Seite von Beat perfekt. Alors,     Kantonen, in denen du die Interessen der       Zukunft wünsche ich dir von Herzen alles
Beat, merci pour ton soutien, aussi à la       Lehrerinnen und Lehrer vertreten hast.         Gute!»
langue française, et bonne retraite!»          Mir oblag damals, die Haltung der Wissen-
                                               schaft und der Kantone argumentativ zu         Ruth Fritschi, Mitglied Geschäftsleitung
Samuel Rohrbach, Präsident SER                 stützen. Gemeinsam haben wir die grossen       LCH, Präsidentin StuKo Zyklus 1

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AUS DEM LCH

«Ideen im geistigen Raum
entwickeln Kraft»
Ein Mann, der privat und beruflich auf lange und verlässliche Beziehungen setzt und
daran glaubt, dass im Team mehr erreicht werden kann. Im Interview mit BILDUNG
SCHWEIZ blickt Beat W. Zemp auf seine 29-jährige Amtszeit zurück und zieht Bilanz.

BILDUNG SCHWEIZ: 1990 bist du zum            gemacht, zum Beispiel, dass Lehrpersonen              Wechsel braucht. Ich glaube daran, dass
Zentralpräsidenten des LCH gewählt           in teilautonomen, geleiteten Schulen arbei-           man als Team mehr erreichen kann. Und
worden.Was hat dich damals angetrieben,      ten und auf Hochschulniveau ausgebildet               dazu braucht es verlässliche Beziehungen.
für das Präsidium zu kandidieren?            sind. Von solchen Zielen waren wir zu
BEAT W. ZEMP: Es war eine natürliche         jener Zeit weit entfernt. Heute wissen wir:            Begleitet haben dich zwei weitere Dinge:
Fortsetzung meiner bisherigen Karriere,      Ideen im geistigen Raum entwickeln Kraft,              dein Übername «Oberster Lehrer der
die ich beim Lehrerinnen- und Lehrer-        wenn viele Menschen daran glauben. Die                 Schweiz» und dein Merkmal, der Schnauz.
verein Baselland LVB gestartet habe. 1983    Gründung einer Pädagogischen Arbeits-                  Was bedeuten dir sowohl Übername als
wurde ich in den Kantonalvorstand des        stelle war ein weiterer grosser Meilenstein.           auch Schnauz?
LVB gewählt. Es folgten die Stationen                                                               Die Bezeichnung «Oberster Lehrer der
Vizepräsidium LVB, Mitglied des Zentral-     «Ich glaube daran, dass man                            Schweiz» ist eine Erfindung der Medien
vorstandes und Vizepräsidium des Schwei-                                                            und hat sich über all die Jahre gehalten.
zer Lehrervereins SLV. 1990 wurde ich        als Team mehr erreichen                                Ich bin aber weder der Lehrerchef noch
schliesslich zum Zentralpräsidenten des      kann. Und dazu braucht es                              habe ich Weisungsbefugnis. Die Hierar-
neu gegründeten Dachverbands Lehre-                                                                 chie hat keine Tradition im Lehrberuf. Ich
rinnen und Lehrer Schweiz LCH gewählt.       verlässliche Beziehungen.»                             bin einfach der gewählte Repräsentant des
Daraus sind nun 29 Jahre entstanden.                                                                Lehrerstandes. In dieser Funktion agiere
                                             Fortan hatten wir die Möglichkeit, Studien             ich als Auskunftsperson und Sprachrohr
Vieles hat sich in diesen 29 Jahren getan.   durchzuführen und Argumentationspa-                    der Lehrerschaft.
Was ist dem LCH besonders geglückt?          piere zu entwickeln, die dem wissenschaft-
Gelungen ist das Wachstum. Mit 22 000        lichen Standard entsprechen und unseren                Und der Schnauz?
Mitgliedern und 20 Mitgliedsorganisatio-     Forderungen Nachdruck verleihen.                      (Lacht) Ich habe lange Zeit nicht reali-
nen gestartet, sind wir heute bei 55 000                                                           siert, dass mein Schnauz ein so grosses
Mitgliedern und 33 Mitgliedsorganisatio-     Du bist eine feste Grösse im Bildungs-                Wiedererkennungsmerkmal ist. Ich habe
nen angelangt. Geglückt ist zudem die        wesen. Wichtige Personen haben über                   ihn seit der Rekrutenschule. Er gehört zu
Vernetzung auf allen Ebenen: auf inter-      lange Strecken den Weg mit dir geteilt.               mir und meiner Erscheinung. Und es gibt
nationaler Ebene mit dem Weltlehrer-         Wie wichtig sind dir treue Weggefähr-                 tatsächlich Personen, die mich aufgrund
verband Education International, auf         tinnen und -gefährten?                                des Schnauzes erkennen. Aber auch das
trinationaler Ebene mit den Lehrerdach-      Sowohl im privaten als auch im berufli-               wird sich mit der Zeit ändern. Die heu-
verbänden Deutschlands und Österreichs,      chen Umfeld lebe und arbeite ich mit Per-             tige Jugend bedient sich weniger der klas-
auf nationaler Ebene mit dem Zusammen-       sonen zusammen, die ich über Jahrzehnte               sischen Informationsmedien Print und
schluss von 13 Arbeitnehmerverbänden         kenne. Ich bin nicht der Typ, der ständige            Fernsehen, sie ist mehrheitlich online und
zur Ebenrain-Konferenz. Dann haben wir
eine parlamentarische Gruppe für Arbeit
gegründet, pflegen guten Kontakt zu
Bund, EDK, Pädagogischen Hochschulen
und Schulleiterverbänden. Auf regionaler
Ebene haben sich die Lehrpersonenorgani-
sationen unter unserem Dach zusammen-
geschlossen. Was jetzt noch aussteht, ist
der Zusammenschluss mit dem welschen
Lehrerdachverband SER.

Der LCH ist gewachsen, hat sich vernetzt
und hat vor allem auch viel für die Lehr-
personen bewirkt. Auf welche Meilen-
steine blickst du zurück?
Die Professionaliserung des Lehrberufs ist
ein grosser und wichtiger Meilenstein. Wir
haben 1993 ein Berufsleitbild und 1999
entsprechende Standesregeln dazu verab-
schiedet. Berufsleitbild und Standesregeln
stellten für die weitere Verbandsarbeit
eine Richtschnur dar. Bereits 1993 haben
wir im Berufsleitbild markante Aussagen
                                             Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH, blickt auf seine 29-jährige Amtszeit zurück. Für ihn ist der Verband
                                             jetzt gut aufgestellt – ein guter Zeitpunkt, um loszulassen. Fotos: Eleni Kougionis

                                                                                                                                                  13
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«on demand» unterwegs. Dort trifft man            und mit den Ressourcen für die Implemen-       politischer Ebene aber keine Chance. Ich
mich seltener an.                                 tation des Lehrplans 21.                       vermute, die Kantone scheuen die Kosten,
                                                                                                 die eine solche Ausbildung mit sich brin-
Wie schaffst du es, für die Medien und            Mehrheitlich wird unser Schweizer              gen würde. Einerseits würde die um zwei
die Öffentlichkeit eine kompetente                Bildungssystem aber gelobt. Hat das            Jahre verlängerte Ausbildung Mehrkosten
Auskunftsperson zu sein und zu bleiben?           System nebst diesen von dir genannten          generieren. Andererseits fürchten die Kan-
Das Wissen habe ich mir im Lauf der Zeit          Handlungsfeldern,die es noch zu                tone, dass wir berechtigte Lohnforderun-
erarbeitet. Es gibt Themen, die immer             lösen gilt, auch klare Schwachstellen?         gen stellen würden. Dann gäbe es nämlich
wieder kommen, so etwa Schulanfang,               Ja, und zwar zwei grosse: die Frühförde-       keinen Grund mehr, den neu auf Master-
Schwimmunterricht, religiöse Feiertage,           rung und die Chancengerechtigkeit. Es          niveau ausgebildeten Primarlehrpersonen
Lehrermangel und einige mehr. Diese kann          ist nach wie vor so, dass das sozioöko-        einen niedrigeren Lohn zu zahlen als den
ich gut vorbereiten und als Dossiers aktua-       nomische Umfeld, in dem ein Kind auf-          Sekundarlehrpersonen.
lisieren und weiterführen. Das Einordnen          wächst, massgebend dafür ist, welchen
von neu erschienenen Studien ist hingegen         Bildungsweg dieses Kind durchläuft. Das        Mit einem berufsbegleitenden Master-
sehr anspruchsvoll. Da brauche auch ich           ist ein Skandal, den man einfach hinnimmt.     studium könnte man zudem den Berufs-
mehr Vorlaufzeit. Wichtig für den Auftritt        Immerhin wird jetzt ein neuer Anlauf           einstieg für junge Lehrpersonen verbessern.
in den Medien ist, sich selbst zu sein. Mein      genommen bei der Revision der gymnasia-        Richtig. Die Idee eines berufsbegleiten-
Rat an meine Nachfolgerin Dagmar Rösler           len Bildung. Die andere Schwachstelle ist      den Masterstudiums ist beispielsweise
ist daher: Mach es sicher nicht so wie ich,       die Frühförderung, denn dort fängt alles an.   für Lehrpersonen sinnvoll, die junge
sondern so, wie es für dich stimmt. Dann                                                         Lehrpersonen betreuen und dafür sorgen,
ist es authentisch und richtig.                                                                  dass sie nicht nach wenigen Jahren wie-
                                                  «Es ist nach wie vor so, dass                  der aussteigen. Österreich macht das so.
Gab es unter dieser Vielzahl an Themen            das sozioökonomische                           Es bietet zwar eine Bachelorausbildung
eines,das dir über all die Jahre besonders                                                       an, ermöglicht aber allen Lehrpersonen
am Herzen lag?
                                                  Umfeld, in dem ein Kind                        eine Masterausbildung, die sich in der
Ja, die öffentliche Schule. Wir haben ein         aufwächst, massgebend dafür                    Berufseinführungsphase engagieren und
tolles Schulsystem in der Schweiz. Wir,                                                          Praxis und Ausbildung verzahnen. Eine
die Schweizerinnen und Schweizer, wer-
                                                  ist, welchen Bildungsweg                       andere Möglichkeit ist, alle Lehrperso-
ten die Bildung als eine derart wichtige          dieses Kind durchläuft. Das                    nen direkt auf Masterniveau auszubilden,
Schlüsselkompetenz, dass sie nicht privati-       ist ein Skandal, den man                       wie etwa in Finnland. So oder so: Eine
siert werden darf. Ich bin nicht per se gegen                                                    Masterausbildung wird den heutigen
Privatschulen, sie haben mit Sicherheit ihre      einfach hinnimmt.»                             Anforderungen gerecht und schafft mehr
Berechtigung. Aber unser System verfolgt                                                         Qualität.
das Ziel, dass die Kompetenzen aller Kinder       Jedes Kind, das aus einer bildungsfernen
und Jugendlichen, auch die von schwachen          Familie stammt, sollte früh jene Förderung     Wie verlief denn eigentlich dein Einstieg
Schülerinnen und Schülern, gefördert wer-         erhalten, die es braucht, damit ein guter      in den Beruf?
den. Das kann nur eine öffentliche, unent-        und gerechter Einstieg ins Bildungssystem      Ich habe 1974 die Matur absolviert und
geltliche Schule leisten, die unter staatlicher   gewährleistet ist.                             1976 das erste Mal unterrichtet, als stell-
Aufsicht und Leitung steht.                                                                      vertretender Gymnasiallehrer für meinen
                                                  Zur Professionalisierung des Lehrberufs        damaligen Mathematiklehrer, der Militär-
Du hast mit dem LCH enorm viel für die            zielt der LCH auf den Masterabschluss          dienst leisten musste. Ab 1978 habe ich
Lehrerinnen und Lehrer erreicht. Was              für die Lehrtätigkeit auf allen Stufen ab.     permanent unterrichtet, immer parallel
steht noch an?                                    Wie weit ist er von diesem Ziel entfernt       zum Studium. Ich werte dies zum einen
Der noch immer existierende Wildwuchs             und was spricht dafür?                         als Vertrauensbeweis. Zum anderen war
von Lehrdiplomen auf der Primarschul-             Mit einem Masterabschluss investieren wir      es dem Umstand geschuldet, dass massiver
ebene muss gelöst werden. Die Bache-              in die Qualität der Ausbildung, die sich       Lehrermangel herrschte. Es war eine Not-
lorausbildung für Primarlehrpersonen ist          wiederum in der Qualität des Bildungswe-       massnahme, heute würde man zusätzlich
mit drei Jahren zudem schlicht zu kurz.           sens niederschlagen wird. Die Aufgaben,        einen Mentor beauftragen. Meine dama-
Angesichts der heutigen Herausforderun-           die eine Primarlehrperson erfüllen muss,       ligen Unterrichtserfahrungen waren für
gen muss die Grundausbildung unbedingt            müssen leistbar sein. Nach einem Bache-        mich Schlüsselerlebnisse: Ich realisierte,
verlängert werden. Ungelöst sind auch             lorstudium mit 180 ECTS-Punkten kann           dass ich gut erklären und mit Menschen
die Beurteilung und die Checks. Wir leh-          man heute aber nicht mehr erfolgreich          umgehen kann.
nen diese ab, da sie zu Rankings führen.          zwölf Fächer in bis zu acht Schuljahren
Schliesslich haben wir auch ein Problem           unterrichten. Wir sind mit dieser Meinung      Dass du Lehrer werden würdest, war
mit der Methoden- und Lehrmittelfreiheit          nicht allein. Im Moment hat dieses Ziel auf    also schon damals klar?

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AUS DEM LCH

Nein. Als ich mein Studium in Mathema-
tik, Geografie und Pädagogik abschloss,
bewarb ich mich in unterschiedlichen
Branchen. Ich erhielt unter anderem
Angebote von einer Bank, einer Chemie-
firma und einer Versicherung. Das beste
Angebot erhielt ich aber vom Gymnasium
Liestal. Deswegen und auch weil mir das
Unterrichten sehr gefiel, habe ich mich für
diese Stelle entschieden.

Dort hast du parallel zu deiner Verbands-
arbeit bis 2013 Mathematik unterrichtet.
Was hat dir persönlich am Lehrberuf
gefallen?
Die Möglichkeit, den Jugendlichen das
Fach Mathematik mit meinen Fähigkei-
ten näherzubringen, gefiel und reizte mich
sehr. Spannend fand ich zudem den Kon-
takt zu den Jugendlichen. Jeder Mensch
hat Stärken, die man fördern kann. Die
Lehrperson ist sozusagen die Hebamme             Die Chancengerechtigkeit und die Frühförderung sind zwei grosse Schwachstellen, so Zemp.
dieser Stärken. Sie erkennt, wo die Stärken
und Schwächen liegen, stärkt die Stärken
und achtet darauf, dass trotz Schwächen          gut aufgestellt – ein guter Moment für              das Unterrichten aufgab. Nun endet mein
Grundkompetenzen erreicht werden.                mich, um loszulassen.                               Leben als Zentralpräsident. Ich freue mich
                                                                                                     auf das Neue, das kommen wird, und habe
Was gibst du jungen Lehrerinnen und              Was wirst du vermissen und worauf                   keine Mühe, wenn der Rummel um mein
Lehrern mit auf den Weg?                         freust du dich?                                     Amt wegfällt. Ich bin realistisch und weiss,
Ich möchte ihnen sagen, dass der Lehr-           Vermissen werde ich mit Sicherheit die              dass damit auch viele Beziehungen enden
beruf etwas vom Sinnvollsten ist, was es         Menschen, mit denen ich über all die Jahre          werden.
gibt. Es ist ein edler Beruf, der viel Freude    vieles bewegt habe. Das sind in erster Linie
bereitet, aber auch sehr belastend ist. Es ist   meine engsten Vertrauten im Leitungsteam            In 29 Jahren haben sich aber bestimmt
ein Beruf für junge, innovative und kluge        und in der Geschäftsleitung, dann aber              auch Freundschaften entwickelt.
Köpfe, die mit Kindern und Jugendlichen          auch das Personal im Zentralsekretariat.            Ja, die kann man aber an einer Hand
gemeinsam etwas erreichen wollen. Lehr-          Nicht vermissen werde ich die langen                abzählen. Ob sie Bestand haben, wird die
personen können Türen zu neuen Welten            Arbeitstage, die öfter um 6 Uhr morgens             Zeit zeigen.
öffnen. Ich selbst machte diese Erfahrung:       starteten und irgendwann nach Mitter-
Mein Mathematiklehrer am Gymnasium               nacht endeten. Ich bin älter geworden und           Was wünschst du dem LCH,insbesondere
Liestal übertrug mir die Leidenschaft für        komme mit fünf bis sechs Stunden Schlaf             deiner Nachfolgerin Dagmar Rösler, und
Mathematik. Und mein damaliger Musik-            nicht mehr aus. Ich werde aus «LCH» nun             der Schweizer Bildung für die Zukunft?
lehrer hat mir die Welt der klassischen          «HCL» machen: Mein Leben soll healthier,            Dem LCH wünsche ich gedeihliche Wei-
Musik geöffnet. Dank ihm begann ich              cosier und luckier – gesünder, gemütlicher          terentwicklung und Dagmar Rösler wün-
Kompositionslehre zu studieren, später           und glücklicher – werden. Ich freue mich            sche ich das Vertrauen, das ich von meinen
erwarb ich sogar das Dirigentendiplom.           auf mehr Freiheit, werde vermehrt Kon-              Arbeitskolleginnen und -kollegen und den
                                                 zerte besuchen und die eigenen Hobbys               Mitgliedern geniessen durfte. Dem Schwei-
Fast 30 Jahre lang als Zentralpräsident          aktivieren. Ich will Spanisch lernen, mein          zer Bildungswesen wünsche ich, dass die
im Einsatz zu sein, geht nur mit viel            Büro aufräumen, Sport treiben und asia-             beiden Schwachstellen, Chancengerechtig-
Herzblut. Was hat dich über all die Jahre        tisch kochen lernen.                                keit und Frühförderung, gelöst und verbes-
immer wieder angetrieben?                                                                            sert werden. ■
Die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen           Fällt das Loslassen schwer?
und Kollegen im Verband, die mir sehr            Nein, ich habe bereits zweimal das bis-             Interview: Belinda Meier
wichtig sind. Zudem hat sich die Arbeit          herige Leben losgelassen: 1986, als ich
stets verändert und weiterentwickelt. Auch       mich nach zwanzig intensiven Jahren vom
das war ein Antrieb. Der Verband ist nun         Musikerleben verabschiedete. 2013, als ich

                                                                                                                                              15
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Mission erfüllt? Ja, aber es
geht weiter!
Der abtretende Zentralpräsident LCH Beat W. Zemp zieht zum Abschied
ein persönliches Fazit.

Liebe Kolleginnen und Kollegen                                                                      2019 «grünes Licht und feu vert» für
                                                                                                    die Schaffung eines gemeinsamen
Als wir am 9. Dezember 1989 den LCH im                                                              Dachverbands «Bildung Schweiz –
Kursaal Bern gründeten, dachte ich nicht                                                            Formation Suisse» geben, dann wer-
im Entferntesten daran, dass ich mich                                                               den wir in zwei bis drei Jahren am
fast ein ganzes Berufsleben lang mit die-                                                           Ziel sein.
sem Verband beschäftigen werde. Heute,
fast 30 Jahre nach der Gründung, dürfen                                                          • Ausbau des Dienstleistungssektors
wir mit Stolz und Dankbarkeit auf das                                                              des LCH und der Mitgliedsorgani-
Erreichte zurückblicken. Der LCH ist zu                                                            sationen
einem anerkannten Spitzenverband in der                                                            Darauf haben wir besonders Wert
Bildungspolitik geworden, der mit seinen                                                           gelegt. Dank dem Zusammenschluss
33 Mitgliedsorganisationen und 12 Stufen-                                                          von 13 Dachverbänden mit 750 000
und Fachkommissionen dank seiner Ver-                                                              Mitgliedern in der Ebenrain-Konfe-
netzung die Interessen aller Lehrpersonen                                                          renz konnten wir sehr gute Verträge
bündeln kann.                                  Beat W. Zemp, Zentralpräsident LCH. Foto: Eleni     aushandeln, die dem LCH und seinen
                                               Kougionis                                           Mitgliedsorganisationen insgesamt
Verein mit langer Tradition                                                                        mehrere Millionen Franken einge-
Doch in Wirklichkeit sind wir 170 Jahre                                                            bracht haben – und unseren Mitglie-
alt. Denn unser Vorgängerverband, der          kommenden Herausforderungen zu meis-                dern attraktive Vergünstigungen!
Schweizerische Lehrerverein SLV, wurde         tern. Der Platz reicht hier nicht aus, um
am 30. Juni 1849 in Lenzburg gegründet,        eine vollständige Bilanz zu ziehen. Dazu          • Einführung der EDV im Sekreta-
also ein Jahr nachdem die neue Bundesver-      habe ich mehrere grosse Abschiedsinter-             riat des LCH
fassung vom 12. September 1848 in Kraft        views in verschiedenen Medien gegeben.              Das war 1990 noch keine Selbstver-
trat. Im Artikel 46 heisst es darin: «Die                                                          ständlichkeit. Heute haben wir soeben
Bürger haben das Recht, Vereine zu bilden,     Sechs Ziele gesetzt – und erreicht                  ein neues Mitgliederverwaltungs-
sofern solche weder in ihrem Zweck noch        Aber ein kurzer Rückblick auf die erste             programm eingeführt. Der LCH war
in den dafür bestimmten Mitteln rechts-        Delegiertenversammlung des LCH am 31.               übrigens einer der ersten Verbände,
widrig oder staatsgefährlich sind.» Von die-   März 1990 sei mir noch gestattet. Damals            der eine eigene Website hatte.
sem Recht haben die 225 «Schulmänner»          gab es noch keine obligatorische Zeitschrift
aus allen Landesteilen Gebrauch gemacht        BILDUNG SCHWEIZ für alle Mitglieder               • Ausbau des Zentralsekretariats des
und daher sind wir heute einer der ältesten    des LCH, sondern nur das LCH-Bulletin.               LCH
Vereine in der Schweiz. Von Anfang an          Dort habe ich nach meiner Wahl meine                 Mit dem Ausbau des LCH-Sekreta-
setzte sich der SLV für eine unentgeltli-      sechs präsidialen Ziele veröffentlicht:              riats in Oerlikon und dem Wechsel
che Volksschulbildung in allen Kantonen                                                             zum «Kulturpark» in Zürich haben
ein. 25 Jahre später war es dann so weit:      • Ein starker Dachverband mit star-                  wir diesen Punkt bestens erfüllt.
In der revidierten Bundesverfassung von          ken Mitgliedsorganisationen
1874 wurde die obligatorische und unent-         Wir sind 1990 mit rund 22 000 Mitglie-          • Eine noch bessere Schule in der
geltliche Volksschule verankert. Seither         dern und 20 Mitgliedsorganisationen               Schweiz
liegen die Schulhoheit und Schulaufsicht         gestartet. Heute haben wir mehr als               Bildungspolitik braucht Zeit. Schul-
bei den Kantonen. Erst mit dem Schul-            55 000 Mitglieder und 33 Mitglieds-               reformen müssen sehr gut überlegt
konkordat der EDK von 1970 und mit den           organsationen sowie 12 Stufen- und                sein. Und jede Reform hat auch unge-
Verfassungsartikeln von 2006 bekam die           Fachorganisationen, die wir in den                wollte Nebenwirkungen. Daher ist die
interkantonale Harmonisierung der Schul-         LCH integriert haben. Aber auch viele             Mission von 1990 zwar erfüllt, aber
systeme mehr Aufwind. Und heute haben            unserer Kantonalsektionen sind pro-               die Arbeit geht weiter.
wir erstmals gemeinsame sprachregionale          fessioneller und stärker aufgestellt.
Lehrpläne und weitgehend harmonisierte                                                               Mit einem lachenden und weinenden
Schulstrukturen in allen 26 Kantonen.          • «Entonnons une mélodie en parlant               Auge trete ich nun ab und sage «Tschüss
    Das ist ein guter Moment für mich,           d’une seule voix à portée nationale!»           – Adieu – Arrivederci – A revair magisters
um den Verband in jüngere Hände zu               Mein damaliger Aufruf zur Zusam-                 svizzers!»
legen und die Interessenvertretung in der        menarbeit von LCH, SPR und
Bildungspolitik an meine Nachfolgerin            CARESP – die sich 1999 zum SER
Dagmar Rösler zu übergeben. Der LCH              zusammengeschlossen haben – hatte
ist strukturell und personell gut aufge-         Wirkung. Wenn beide an der Präsi-
stellt und ausreichend finanziert, um die        dentenkonferenz vom 6. September

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