2/21 UNIVERSITAS - UNIVERSITAS Austria

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UNIVERSITAS 2/21                                             Mitteilungsblatt
                                                             ISSN 1996-3505

    Mitglied der Fédération Internationale des Traducteurs
2/21 UNIVERSITAS - UNIVERSITAS Austria
2   UNIVERSITAS        Mitteilungsblatt 2/21

      INHALT
      Agenda Translation                                        5
      Dagmar Jenner

      Das neue Universitas-Team stellt sich vor8
      UNIVERSITAS Austria

      Interview mit Hannelore Veit                              13
      Alexandra Jantscher-Karlhuber

      Die „Gorman-Debatte“: Übersetzung in den Schlagzeilen17
      Brigitte Rapp

      Live-Untertitelung für das Fernsehen                      19
      Interview mit Martina Tampir

      Übertitel für das Theater                                 22
      Interview mit Martin Thomas Pesl

      „So I offered to act as interpreter.“
      Translator*innen im Spanischen Bürgerkrieg                24
      Julia Kölbl

      Neues aus der Translationswissenschaft:
      Erika Mitterer – writer, poet, translator                 27
      Petra Schön

      Lokalisierung als Marketinginstrument in Webshops         28
      Athene Koltes

      Rezension:
      Proust, Blanchot and a Woman in Red (The Cahier Series)   30
      Eva Holzmair-Ronge

      Mediensplitter32
      Julia Klug

      UNIVERSITAS-Terminkalender33
      UNIVERSITAS Austria

      Verbandsmitteilungen34
      UNIVERSITAS Austria

      Rätsel36
      Vera Ribarich
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UNIVERSITAS        Mitteilungsblatt 2/21          3

EDITORIAL
Große Fußstapfen

Liebe Leser*innen,                                   men interessieren Sie besonders, wovon hätten
                                                     Sie gerne mehr? Ich werde im Sommer dazu
wenn Sie dieses Mitteilungsblatt in den Händen       eine kleine Umfrage starten und würde mich
halten, so haben Sie vielleicht gerade gedacht:      sehr über Ihre rege Teilnahme freuen, damit wir
„Oh, das Mitteilungsblatt ist wieder da!“ Für        das Mitteilungsblatt auch weiterhin nach Ihren
mich allerdings ist diese Ausgabe eine ganz          Wünschen gestalten können.
besondere – denn sie ist meine Premiere als

                                                                                                                                     ©Katrin Franz Photography
Redakteurin. An dieser Stelle möchte ich mich        Auf jeden Fall hoffe ich, Ihnen ein buntes Mo-
gleich als Erstes bei Bianca Schönhofer bedan-       saik aus interessanten Artikeln bieten zu kön-
ken, sowohl für die vielen Jahre, in denen sie       nen, das die Vielfältigkeit unseres wunderbaren
das Mitteilungsblatt so wunderbar betreut hat,       Berufsfeldes widerspiegelt und in dem auch ak-
als auch für die reibungslose und angenehme          tuelle Entwicklungen unserer Branche nicht zu
Übergabe. Die Fußstapfen, die sie und auch ihre      kurz kommen.
Vorgängerinnen hinterlassen haben, sind wahr-                                                           Tamara Paludo, Redakteurin
lich groß, aber ich freue mich sehr auf die neue     Nun aber zu den Highlights, die Sie in dieser
Herausforderung.                                     Ausgabe erwarten: In einem persönlichen In-
                                                     terview mit Alexandra Jantscher-Karlhuber re-
Ganz alleine muss ich es aber glücklicherweise       flektiert Hannelore Veit über ihren beruflichen
nicht angehen: Christina Mayer übernimmt die         Weg vom Dolmetschen zum Journalismus und
Koordination der Rezensionen von Julia Schöl-        nun zum Alumni-Verband der Universität Wien.
lauf, Julia Klug wird statt María Palma die Me-      Zu dem Thema, das derzeit in aller Munde ist
diensplitter betreuen, Vera Ribarich hat sich be-    – die Übersetzung von Amanda Gormans Ge-
reit erklärt, das beliebte Rätsel weiterzuführen,    dicht –, haben wir mit der IG Übersetzerinnen
und Karina Ghilea-Trummer wird uns noch zwei         Übersetzer die absoluten Expert*innen um ihre
Ausgaben lang als Lektorin zur Seite stehen,         Meinung gebeten. Im Rahmen der neuen Serie
bevor sie diese verantwortungsvolle Aufgabe          „Über den Tellerrand“ darf ich Ihnen die beiden
an Sophia Scherl übergibt. Außerdem hat unser        spannenden Berufsfelder des Live-Untertitelns
Maskottchen „Hahnsi“ nun auch das Mitteilungs-       für das Fernsehen und des Übertitelns am The-
blatt für sich entdeckt – liebevoll gezeichnet von   ater vorstellen. Wie das Dolmetschen im Spa-
Ekaterina Graf. Ein großes Dankeschön an euch        nischen Bürgerkrieg abgelaufen ist, hat Julia
alle! Herzlichen Dank natürlich auch an Sie, lie-    Kölbl untersucht; außerdem geben uns ab nun
be Leser*innen und Autor*innen, die mit Ihren        Absolvent*innen einen Einblick in die jüngsten
Beiträgen das Mitteilungsblatt mit Leben füllen.     Entwicklungen der Translationswissenschaft –
                                                     den Anfang machen Masterarbeiten über die
Ein paar kurze Zeilen zu mir für all jene, die       Übersetzerin Erika Mitterer und über maschi-
mich nicht kennen: Ich bin Konferenzdolmet-          nelle Übersetzung bei Produktbeschreibungen
scherin und Übersetzerin für die Sprachen            in Webshops.
Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch.
Deutsch ist dabei meine Muttersprache – trotz        Ich hoffe, dass Sie alle etwas Interessantes für
meines (angeheirateten brasilianischen) Nach-        sich mitnehmen können, und freue mich jeder-
namens bin ich Wienerin durch und durch (und         zeit über Feedback, Anregungen und konkrete
schien damit in Studienzeiten oft eine recht         Beitragsvorschläge. Ich wünsche Ihnen einen
rare Spezies).                                       wunderbaren Sommer, bleiben Sie gesund!

Sehr gerne möchte ich auch Sie, unsere
Leser*innen, besser kennenlernen: Welche The-        Tamara Paludo
2/21 UNIVERSITAS - UNIVERSITAS Austria
4            UNIVERSITAS       Mitteilungsblatt 2/21

IMPRESSUM
Das Mitteilungsblatt von UNIVERSITAS Austria, Berufsverband für Dolmetschen und Übersetzen, dient dem
Informationsaustausch zwischen den Verbandsmitgliedern. ISSN 1996-3505

Herausgeber: UNIVERSITAS Austria, Berufsverband für Dolmetschen und Übersetzen
Gymnasiumstraße 50, 1190 Wien, Tel.: + 43 1 368 60 60, info@universitas.org

Redaktion: Tamara Paludo, tamara.paludo@universitas.org
Ständige Mitarbeit: Ekaterina Graf, Dagmar Jenner, Julia Klug, Vera Ribarich • Koordination Rezensionen: Christina Mayer •
Lektorat: Karina Ghilea-Trummer

Die Beiträge spiegeln die Meinungen der Autor*innen wider und entsprechen nicht unbedingt der Meinung von
UNIVERSITAS Austria.

Beiträge, Wünsche, Anregungen, Leser*innenbriefe bitte an eine der oben stehenden E-Mail-Adressen senden – danke!

Das Mitteilungsblatt erscheint vierteljährlich. Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe: 15. Juli 2021

Grafik und Layout: Sabina Kargl-Faustenhammer
Titelbild: © Eric Ward / Unsplash
2/21 UNIVERSITAS - UNIVERSITAS Austria
UNIVERSITAS         Mitteilungsblatt 2/21                            5

                          AGENDA TRANSLATION
                          Dagmar Jenner

                                                                           auch alle weiteren bei der Mitgliederversamm-
                                                                           lung vorgebrachten Ideen besprochen. Derzeit
                                                                           beschäftigen wir uns unter anderem mit der Fra-
                                                                           ge der sprachlichen Abbildung von nichtbinären
                                                                           Identitäten in unseren Publikationen.

                                                                           Die neue Funktionsperiode begann dann gleich
Illustration: © UNIVERSITAS Austria

                                                                           mit einem Paukenschlag: Unser Büro-PC ging
                                                                           unerwartet und plötzlich kaputt und war nicht
                                                                           mehr reparabel. Glücklicherweise waren alle Da-
                                                                           teien gesichert, was auf die entsprechende Initi-
                                                                           ative von Alexandra Jantscher-Karlhuber zurück-
                                                                           geht, die vor Jahren als Präsidentin regelmäßige
                                                                           Backups im Büro zum Standard machte. Dafür              Dagmar Jenner ist Dolmet-
                                                                           sind wir sehr dankbar, denn die Arbeit konnte           scherin und Übersetzerin
                                                                           am Büro-Laptop weitergeführt werden, bis ein            für Englisch, Spanisch und
                                                                           neuer Desktop-PC gekauft und eingerichtet war.          Französisch und Präsidentin
                                                                           Mittlerweile laufen alle Prozesse wie am Schnür-        von UNIVERSITAS Austria.
                                                                           chen, alle neuen E-Mail-Adressen, Verteiler und
                        Liebe Kolleginnen und Kollegen,                    Weiterleitungen sind dank unserer stellvertre-
                                                                           tenden Generalsekretärin Martina Kichler ein-
                        anders als beim Verfassen meiner letzten beiden    gerichtet, die Aufgabenbereiche definiert und
                        Kolumnen schreibe ich diese Zeilen einigerma-      verteilt, die Website ist aktualisiert – es ist alles
                        ßen hoffnungsfroh. Kurz vor Redaktionsschluss      auf Schiene (siehe Screenshot von der konstitu-
                        kündigen sich Öffnungsschritte in ganz Öster-      ierenden Vorstandssitzung unten).
                        reich, ein höheres Tempo bei den Impfungen und
                        eine mögliche Rückkehr in ein unbeschwerteres
                        Leben an.

                        Sehr positiv gestimmt hat mich auch die vir-
                        tuelle Mitgliederversammlung, die wir am 26.
                        Februar zum ersten und hoffentlich zum letzten
                        Mal abgehalten haben. Einquartiert in Ivana Ha-
                        velkas wunderbarem Gemeinschaftsbüro (in dem
                        meines Erachtens noch ein Plätzchen frei ist)
                        im 2. Bezirk und alle frisch getestet kümmerte
                        sich das UNIVERSITAS-Kernteam darum, dass die
                        Mitgliederversammlung inklusive Vorstandswah-
                        len und Abstimmung über die Statutenänderung
                        reibungslos über die Bühne ging. Wir freuen uns,
                        dass etwa KollegInnen dabei waren, die aufgrund
                        der zu weiten Anreise aus den Bundesländern
                        zum ersten Mal mehr oder weniger live dabei
                        sein konnten. Wie Sie wissen, wurde am 26. Fe-
                                                                                                                                                         ©  UNIVERSITAS Austria

                        bruar ein neuer Vorstand gewählt, der hier im
                        Blattinneren gemeinsam mit den neu bestellten
                        Ausschüssen vorgestellt wird. Die Verbandsarbeit
                        ist bereits in vollem Gange. Übrigens fassen wir
                        für die Zukunft hybride Mitgliederversammlun-
                        gen ins Auge, wohl wissend, dass dies die orga-     Einblick in die erste Vorstandssitzung des neuen Vorstands
                        nisatorisch aufwändigste Variante ist. Wir haben
6   UNIVERSITAS   Mitteilungsblatt 2/21

                  In weiterer Folge ging dann der Versand der        Matteo Paone, sorgt nun für ein koordiniertes
                  Rechnungen für die Mitgliedsgebühr (die un-        Auftreten unseres Verbandes im Netz.
                  verändert geblieben ist) über die Bühne. Übri-
                  gens freuen wir uns sehr über die großzügige       Nachdem die E-Mail-Flut in der Vorstandskom-
                  Spende eines Mitglieds, der damit seine Wert-      munikation mittlerweile kaum mehr zu bewäl-
                  schätzung der Verbandsarbeit zum Ausdruck          tigen ist, testen wir derzeit die Verwendung
                  bringen möchte. Apropos Geld: Anlässlich eines     eines elektronischen Kommunikationstools
                  Banktermins bei der Erste Bank unterschrieben      namens Slack. Anders als bei E-Mails sind auf
                  Kassierin Karina Ghilea-Trummer, Generalsekre-     dieser Plattform alle Nachrichten zu einem The-
                  tärin Bettina Schreibmaier-Clasen und ich un-      ma übersichtlich gespeichert, es können unter-
                  zählige Dokumente für die neuen Zeichnungs-        schiedliche Kategorien zu bestimmten Themen
                  berechtigungen (wobei den Argusaugen unserer       eingerichtet werden etc. Wir befinden uns mit
                  gewissenhaften Kassierin keine auch noch so        diesem kostenlosen Tool noch in der Testphase
                  kleine Unstimmigkeit im Kleingedruckten ent-       und entscheiden dann, wie wir in der Zukunft
                  ging). Wir stellten fest, dass wir bald 40 Jahre   kommunizieren werden.
                  bei der gleichen Bank sind, und erwarten uns in
                  Bälde ein goldenes Sparschwein als Belohnung.      Unsere Ausschüsse sind ebenfalls fleißig bei
                  Unsere beiden prähistorisch anmutenden Spar-       der Arbeit. Der Ausschuss für PR und Strategie
                  bücher (eines davon mit Losungswort!) werden       etwa beschäftigt sich unter anderem mit der
                  aufgelöst. Wie von Vorgängerin Justyna Bork bei    Idee, ein kurzweiliges „Erklärvideo“ über unseren
                  der Mitgliederversammlung berichtet, haben wir     Verband und die Aktivitäten unserer Mitglieder
                  in den letzten Jahren sehr gut gewirtschaftet      anzufertigen bzw. bei unserer Werbeagentur in
                  und sind finanziell optimal aufgestellt.           Auftrag zu geben. Der Ausschuss für Dolmet-
                                                                     schen ist in letzter Zeit oft mit der Frage kon-
                  Voller Elan in die neuen Aufgaben hat sich un-     frontiert, wie viele Personen in Corona-Zeiten
                  ser frischgebackenes Fortbildungsteam, be-         in einer Standard-Dolmetschkabine arbeiten
                  stehend aus Jelena Semjonowa-Herzog und            dürfen. Die Antwort lautet klar: eine einzige.
                  Katerina Sinclair, gestürzt. Die Premiere für      Schließlich wollen wir uns selbst und andere
                  die beiden, nämlich das Webinar zum Thema          schützen, die gesetzlichen Vorgaben zum Min-
                  Zusammenarbeit mit Agenturen geleitet von          destabstand einhalten und bald in ein angeneh-
                  Katja Jääskeläinen, war ein voller Erfolg. Zahl-   meres Leben und Arbeiten zurückkehren.
                  reiche weitere Veranstaltungen sind in Planung,
                  etwa ein dreiteiliges Webinar zum Thema Post-      Unter dem Namen UNIVERSIKaffee gab es un-
                  Editing am 21., 22. und 29. Juni, jeweils von      längst einen kurzen Nachmittagsplausch zwi-
                  18 bis 20 Uhr. Geleitet wird das Webinar von       schen unseren Mitgliedern und Generalsekretärin
                  Sara Grizzo.                                       Bettina Schreibmaier-Clasen und mir. Eine gute
                                                                     Gelegenheit, einander besser kennen zu lernen
                  Als Videobeauftragte hat Katerina Sinclair         und das eine oder andere Anliegen an die Frau
                  wieder zwei tolle Videos für den Berufseinstieg    zu bringen. Wir überlegen, dieses Format fort-
                  gedreht: „Behind the scenes – Gerichtsdolmet-      zusetzen, am liebsten in einer Präsenzvariante.
                  scherin für Englisch“ und „Behind the scenes:      Nachdem auch das beliebte Format „Meet and
                  Gerichtsdolmetscherprüfung“. Diese und weitere     Share“, betreut von Tamara Popilka, in den vir-
                  Videos finden Sie auf unserem YouTube-Kanal:       tuellen Raum wandern musste, ist für Ende Mai
                  https://www.youtube.com/user/UniversitasPresse.    eine Veranstaltung in einem netten Lokal geplant.
                  Wenn Sie diesen Kanal noch nicht abonniert
                  haben, dann ran an die Tasten!                     Darüber hinaus haben wir uns mit einem Fra-
                                                                     gebogen zu einer geplanten EU-Konsultation
                  Nachdem unsere Social-Media-Kanäle (also           über das Thema Kollektivverträge für Selbst-
                  in erster Linie Facebook, Twitter, LinkedIn) in    ständige beschäftigt und unsere Einschätzung
                  den letzten Jahren von mehreren Personen ab-       zu diesen Plänen an die EU geschickt. Apropos
                  wechselnd betreut wurden, haben wir nun die-       EU: Derzeit sehen wir uns an, ob wir als Ver-
                  se Aktivitäten gebündelt. Das frischgebackene      band das ITAT in Graz als Kooperationspartnerin
                  Social-Media-Team, bestehend aus den beiden        bei einem EU-Projekt zum Thema Digitalisie-
                  Neo-Vorstandsmitgliedern Goran Jonic´ und          rung und Translation unterstützen können.
UNIVERSITAS       Mitteilungsblatt 2/21   7

Bei unseren Jungmitgliedern – neue Jungmit-
gliedervertreterin im Vorstand: Jenni Zeller –
steht das Webinar „Mein Einstieg in den Beruf“
an. Der Tag der offenen Tür, diesmal noch in
einer virtuellen Variante, aber mit größerer
Reichweite, ist für den 19. Mai geplant.

Unser Zoom-Account glüht weiterhin und zu-
sammen mit Vizepräsidentin Silvia Glatz-
hofer gab es zwei sehr konstruktive Kennen-
lerntermine: einen mit Véronique Lacoste,
der Vorsitzenden der Sprachdienstleister der
Wirtschaftskammer Österreich, und einen mit
Stefan Baumgarten, dem Institutsvorstand des
ITAT. Anders als in normalen Jahren stellte ich
dieses Jahr unseren Berufsverband im Rahmen         pro Bundesland. Wie auch im restlichen Öster-
der Vorlesung meiner Vorvorgängerin Florika         reich wird auch in Oberösterreich und Salzburg
Grießner am ITAT per Zoom-Präsentation vor.         auf baldige persönliche Treffen gehofft.

Auch in Oberösterreich und Salzburg tut sich        Jetzt mehr denn je: Bleiben Sie gesund, bis Sie
einiges, was mich besonders freut, da wir in        geimpft sind!
diesen Regionen als Verband kaum vertreten
sind. Neo-Vorstandsmitglied Goran Jonic,    ´ der   Translatorischen Gruß
in Salzburg lebt, arbeitet daran, dies zu ändern.   Dagmar Jenner
Es gab bereits jeweils einen Zoom-Stammtisch        dagmar.jenner@universitas.org

Offenlegung gemäß § 25 Mediengesetz

Vorstand UNIVERSITAS Austria, Berufsverband für Dolmetschen und Übersetzen

Präsidentin: Mag.a Dagmar Jenner, Vizepräsidentin: Mag.a Silvia Glatzhofer
Generalsekretärin: Dipl.-Dolm. Bettina Schreibmaier-Clasen, Stellvertreterin: Mag.a Martina Kichler
Redaktion: Tamara Paludo, MA MA
Layout: Sabina Kargl-Faustenhammer

1190 Wien, Gymnasiumstraße 50, Tel.: 01/368 60 60, E-Mail: info@universitas.org, Web: www.universitas.org

Das Mitteilungsblatt dient dem Informationsaustausch zwischen den Verbandsmitgliedern.
8   UNIVERSITAS     Mitteilungsblatt 2/21

                                                DAS NEUE UNIVERSITAS-TEAM
      Mit Anfang März 2021 haben der neugewählte Vorstand und unsere Ausschüsse die Arbeit (wieder-)aufgenommen.

                  Name: Dagmar Jenner                                          Name: Bettina Schreibmaier-Clasen
                  Funktion bei UNIVERSITAS:                                    Funktion bei UNIVERSITAS:
                  Präsidentin                                                  Generalsekretärin

                  E-Mail-Adresse:                                              E-Mail-Adresse:
                  dagmar.jenner@universitas.org                                bettina.schreibmaier-clasen@
                  In diesen Sprachen können Sie                                universitas.org
                  mich kontaktieren: Deutsch,                                  In diesen Sprachen können Sie
                  Spanisch, Englisch, Französisch,                             mich kontaktieren: Deutsch,
                  Babygriechisch                                               Englisch, Spanisch
                  Lieblingsstadt: Mexico City                                  Lieblingsstadt: Wien

                  „Wer aufhört, besser werden zu                                „Das größte Vergnügen im
                  wollen, hört auf, gut zu sein.“                               Leben besteht darin, Dinge
                  Marie von Ebner-Eschenbach                                    zu tun, die man nach Meinung
                                                                                anderer Leute nicht fertig-
                                                                                bringt.“
                                                                                Marcel Aymé

                  Name: Silvia Glatzhofer                                      Name: Martina Kichler
                  Funktion bei UNIVERSITAS:                                    Funktion bei UNIVERSITAS:
                  Vize-Präsidentin, Verbindung zum                             IT, Gebärdensprache, stellvertreten-
                  ITAT Graz; leitet gemeinsam mit                              de Generalsekretärin
                  Katia Iacono und Tünde Kovacs das
                  Mentoringprogramm                                            E-Mail-Adresse: martina.kichler@
                                                                               universitas.org
                  E-Mail-Adresse:                                              In diesen Sprachen können Sie
                  silvia.glatzhofer@universitas.org                            mich kontaktieren:
                  und glatzhofer@aon.at                                        Deutsch, Englisch, Spanisch,
                  In diesen Sprachen können Sie                                Österreichische Gebärdensprache
                  mich kontaktieren: DE/EN                                     Lieblingsstadt: Nerja, Spanien
                  Wo es mich immer wieder
                  hinzieht: ans Meer, nach London
                  und in den Garten
                                                                                 „Panta rhei.“ – Alles fließt.

                  „One cannot NOT communicate.“
                  Paul Watzlawick
UNIVERSITAS   Mitteilungsblatt 2/21                9

STELLT SICH VOR
In der folgenden Besetzung sind wir nun mit viel Freude und Elan für Sie im Einsatz:

                             Name: Ekaterina Graf                                         Name: Goran Jonic´
                             Funktion bei UNIVERSITAS:                                    Funktion bei UNIVERSITAS:
                             UNIVERSITAS-Botschafterin in Tirol                           - Mitglied des Social-Media-Teams
                             und Vorarlberg                                               (gemeinsam mit Matteo)
                                                                                          - UNIVERSITAS-Botschafter für
                             E-Mail-Adresse: ekaterina.graf@                              Salzburg und Oberösterreich
                             universitas.org
                             In diesen Sprachen können Sie                                E-Mail-Adresse: goran.jonic@
                             mich kontaktieren:                                           universitas.org
                             Deutsch, Russisch, Englisch                                  In diesen Sprachen können Sie
                                                                                          mich kontaktieren: Deutsch,
                                                                                          Bosnisch/Kroatisch/Serbisch,
                                                                                          Russisch und Englisch
                             „Sei du selbst die Veränderung,                              Lieblingsstadt: Salzburg
                             die du dir wünschst für diese
                             Welt.“
                             Mahatma Gandhi
                                                                                          „If you talk to a man in a
                                                                                          language he understands, that
                                                                                          goes to his head.
                                                                                          If you talk to him in his lan-
                                                                                          guage, that goes to his heart.”
                                                                                          Nelson Mandela

                              Name: Karina Ghilea-Trummer,                                Name: Tamara Paludo
                              MA MSc                                                      Funktion bei UNIVERSITAS:
                              Funktion bei UNIVERSITAS:                                   Redaktion des Mitteilungsblatts
                              Kassierin, Mitglied im Ausschuss
                              für PR und Strategie,                                       E-Mail-Adresse: tamara.paludo@
                              Datenschutzbeauftragte                                      universitas.org
                                                                                          In diesen Sprachen können Sie
                              E-Mail-Adresse:                                             mich kontaktieren:
                              karina.ghilea@universitas.org                               Deutsch, Englisch, Französisch,
                              In diesen Sprachen können Sie                               Spanisch, (gerne auch in
                              mich kontaktieren:                                          Portugiesisch und Katalanisch,
                              Deutsch, Englisch, Rumänisch                                wenn Sie ein wenig Nachsicht mit
                              Lieblingsstadt: Wien                                        meiner Antwort haben)
                                                                                          Lieblingsstadt: Sydney, dicht
                                                                                          gefolgt von Oxford, Paris,
                                                                                          Salamanca und Wien
                             „Wer glaubt etwas zu sein, hat
                             aufgehört etwas zu werden.“
                             Sokrates                                                      „Your right to swing your
                                                                                           arms ends where another
                                                                                           person’s nose begins.”
                                                                                           nach Oliver Wendell Holmes
10   UNIVERSITAS     Mitteilungsblatt 2/21

                   Name: Matteo D. Paone                  Name: Katharina Redl
                   Funktion bei UNIVERSITAS:              Funktion bei UNIVERSITAS:
                   Betreuung von Social Media, Stv.       Verbindungsperson des AfCI zum
                   Kassier, Mitglied im Ausschuss für     Vorstand
                   PR und Strategie
                                                          E-Mail-Adresse: katharina.redl@
                   E-Mail-Adresse:                        gmail.com
                   matteo.paone@universitas.org           In diesen Sprachen können Sie
                   In diesen Sprachen können Sie          mich kontaktieren:
                   mich kontaktieren:                     Deutsch, Französisch, Russisch,
                   Italienisch, Deutsch, Englisch,        Englisch
                   Niederländisch, Französisch,           Lieblingsstadt: St. Petersburg
                   Spanisch, Russisch oder italienische
                   Gebärdensprache
                   Lieblingsstadt: Stockholm
                                                          „Phantasie ist wichtiger
                                                          als Wissen, denn Wissen ist
                                                          begrenzt.“
                   „It always seems impossible            Albert Einstein
                   until it’s done.“

                                                          Name: Katerina Sinclair
                   Name: Jelena Semjonowa-Herzog          Funktion bei UNIVERSITAS:
                   Funktion bei UNIVERSITAS:              Fortbildung, Nachwuchsförderung
                   Fortbildung
                                                          E-Mail-Adresse:
                   E-Mail-Adresse:                        katerina.sinclair@universitas.org,
                   jelena.semjonowa-herzog@               fortbildung@universitas.org
                   universitas.org und fortbildung@       In diesen Sprachen können Sie
                   universitas.org                        mich kontaktieren:
                   In diesen Sprachen können Sie          Deutsch, Tschechisch, Englisch und
                   mich kontaktieren:                     Slowakisch
                   Deutsch, Russisch, Belarussisch        Lieblingsstadt: Brno
                   Lieblingsstädte: Wien, Minsk,
                   Sankt Petersburg und viele andere

                                                          „Weich ist stärker als hart,
                                                          Wasser stärker als Fels, Liebe
                   „Per aspera ad astra.“                 stärker als Gewalt.“
                                                          Hermann Hesse
UNIVERSITAS   Mitteilungsblatt 2/21             11

Name: Jenni Zeller
Funktion bei UNIVERSITAS:
Jungmitgliedervertretung

E-Mail-Adresse:
jenni.zeller@universitas.org
In diesen Sprachen können Sie
mich kontaktieren:
Deutsch, Englisch, Französisch,
Italienisch
Lieblingsstadt: Edmonton
(Alberta, Kanada), Vancouver, Paris
und Innsbruck

„All we can do is keep telling the
stories, hoping that someone will
hear. Hoping that in the noisy
echoing nightmare of endlessly
breaking news and celebrity gos-
sip, other voices might be heard,
speaking of the life of the mind
and the soul's journey.“
from Weight by Jeanette Winterson

                 Unsere Büromitarbeiterinnen

Name: Daniela Kosic´                                  Name: Marlene Hönigsberger
Funktion bei UNIVERSITAS:                             (née Gumpenberger)
Office-Managerin                                      Funktion bei UNIVERSITAS:
                                                      Office-Managerin
E-Mail-Adresse:
info@universitas.org,                                 E-Mail-Adresse:
danielakosic@kos-translations.com                     info@universitas.org,
In diesen Sprachen können Sie                         m.hoenigsberger@gmx.net
mich kontaktieren:                                    In diesen Sprachen können Sie
Deutsch, Englisch, Bosnisch/                          mich kontaktieren:
Kroatisch/Serbisch, Italienisch                       Deutsch, Englisch, Italienisch
(Japanisch in progress  )                            Lieblingsstadt: Hongkong
Lieblingsstadt: Tokyo (auch wenn
ich die erste Reise dorthin aufgrund
der Pandemie auf unbestimmte
Zeit verschieben musste)                              „Gib jedem Tag die Chance,
                                                      der schönste deines Lebens zu
                                                      werden.“
                                                      Mark Twain
12   UNIVERSITAS     Mitteilungsblatt 2/21

                             In den Ausschüssen arbeiten für Sie

            Ausschuss für Community Interpreting (AfCI):
            Katharina Redl (Koordination), Anna Agabani, Florika Grießner, Ivana Havelka, Sonja Leet-Schutti, Ursula Stachl-Peier

            Ausschuss für Dolmetschen (AfDo):
            Claudia Fischer-Ballia (Koordination), Bettina Coll, Jill Kreuer, Sonja Schnitzer, Susanne Watzek, Christa Wendl,
            Joanna Ziemska

            Ausschuss für Nachwuchsförderung (AfN):
            Katerina Sinclair (Koordination), Silvia Glatzhofer, Katia Iacono, Tünde Kovacs, Marlene Trendl, Edith Vanghelof

            Ausschuss für PR und Strategie (AfPS):
            Dagmar Jenner (Koordination), Marina D’Orlando, Karina Ghilea-Trummer, Barbara Meinx, Matteo Paone,
                   ¸
            Volina Serban, Nóra Uhri

            Ausschuss für Übersetzen (AfÜ):
            Martina Flor (Koordination), Verena Brinda, Ruth Day, Irene Mühldorf, Beatrix Monberg-Tóth

            Organisationstalent in Innsbruck:
            Natalie Mair

       Außerordentliche Verbindungspersonen der Ausschüsse zum Vorstand

                   Name: Claudia Fischer-Ballia                                              Name: Martina Flor
                   Funktion bei UNIVERSITAS:                                                 Funktion bei UNIVERSITAS:
                   Verbindungsperson des AfDo zum                                            Verbindungsperson des AfÜ zum
                   Vorstand                                                                  Vorstand

                   E-Mail-Adresse:                                                           E-Mail-Adresse:
                   afdo@universitas.org                                                      afue@universitas.org
                   In diesen Sprachen können                                                 In diesen Sprachen können
                   Sie mich/den Ausschuss                                                    Sie mich/den Ausschuss
                   kontaktieren: Deutsch, Englisch,                                          kontaktieren: Deutsch, Englisch,
                   Französisch, Polnisch, Russisch,                                          Französisch, Spanisch, Ungarisch
                   Spanisch                                                                  Lieblingsstadt: Wien
                   Lieblingsstadt: San Francisco
                   (abgesehen von Wien)

                   Alles aus „Die Tante Jolesch“
UNIVERSITAS        Mitteilungsblatt 2/21          13

                           „DA SEHNTEN WIR UNS MANCHMAL NACH EINEM
                           TRUMP-FREIEN TAG!“
                           Ein Interview mit Hannelore Veit über Dolmetschen, Journalismus und internationale
                           Erfahrungen in Tokyo, Washington und Wien
                           Interviewpartnerin für UNIVERSITAS Austria: Alexandra Jantscher-Karlhuber

                                                                                VEIT: In erster Linie ist es das Sich-mit-allem-
                                                                                Beschäftigen, Neugierde für alles. Nicht die
                                                                                Konzentration auf ein Fachgebiet, sondern
                                                                                die Breite des Studiums sind ausschlagge-
                                                                                bend. Das war übrigens auch der Grund für
                                                                                die Wahl dieses Studiums. Ich war an so vie-
©Verena Moser Fotografie

                                                                                len Dingen interessiert, außerdem hat mich
                                                                                die Internationalität gereizt. Das muss man
                                                                                natürlich wollen, man muss bereit sein, aus
                                                                                dem kleinen Feld, in dem man sich befindet,
                                                                                hinauszugehen. Dazu legt das Studium die
                                                                                Grundlagen, indem es so viele Perspektiven
                                                                                eröffnet, Dinge aufzeigt, an die man vielleicht
                                                                                gar nicht denken würde.                            Alexandra M. Jantscher-
                           UNIVERSITAS: Liebe Hannelore, zuerst einmal                                                             Karlhuber, Übersetzerin und
                           ganz herzlichen Dank, dass du dem Mitteilungs-       UNIVERSITAS: Du hast ja damals etwas gemacht,      Dolmetscherin für Deutsch
                           blatt von UNIVERSITAS Austria für ein Interview      was noch nicht Teil des Studiums war, du warst     und Englisch, Unterrichten-
                           zur Verfügung stehst.                                damals zwei Jahre als Fulbright-Stipendiatin in    de im Bereich Dolmetschen,
                                                                                den USA. Hat das vielleicht auch eine Spätwir-     Mitglied im FIT Council
                           Es ist schon ein Weilchen her, seit wir uns bei      kung gehabt?
                           unserem Studium, damals noch im kellerähnli-
                           chen (Dolmetsch-)Institut in der Hauptuni am         VEIT: Ja absolut! Für mich war es klar, dass ich
                           Ring, über den Weg gelaufen sind und unser           hinaus musste, um die Sprache in der Kultur, im
                           Studium abgeschlossen haben. Damals durften          Umfeld zu lernen, zu perfektionieren. Ich habe
                           wir dieses Ereignis nach Lust und Laune feiern.      „American Studies“ belegt und nach dem ur-
                           Die Bedingungen kann man mit den heutigen            sprünglich einjährigen Stipendium noch einen
                           nicht vergleichen.                                   Master angehängt, was bei diesem Programm
                                                                                kein Problem war. Alle waren daran interessiert,
                           VEIT: Die Kabinen waren Holzschachtel-ähnlich,       dass man Erfolg hatte und möglichst mit einem
                           man saß alleine darin, für zwei Personen wäre        Abschluss zurückgeht. Auch das Studium in den
                           kein Platz gewesen.                                  USA war sehr breit: Politologie, Geschichte und
                                                                                Literatur, alles eben auf Amerika bezogen. Für
                           UNIVERSITAS: Da hat sich viel verändert am jet-      viele AmerikanerInnen ist das ein Ausgangs-
                           zigen ZTW. Die Anlagen sind professionell und        punkt für Journalismus, und ich bin auch auf
                           vielseitig! Das Curriculum ist seit unserer Studi-   diese Weise „hineingerutscht“. Ich war dann in
                           enzeit auch schon mehrmals verändert worden.         Wien in einem internationalen Umfeld, das ich
                                                                                von den USA her hatte. So bin ich zum Journa-
                           Ausgehend von unserem Studium wäre es sicher         lismus gekommen. Ich habe mein Studium sehr
                           interessant zu hören, wie man von diesem Stu-        wohl fertig gemacht.
                           dium zum Journalismus kommt und welche im
                           Laufe des Studiums erlernten Fertigkeiten und        Der Einstieg ins professionelle Dolmetschen
                           Fähigkeiten dich deiner Meinung nach dazu be-        war auch unendlich schwierig – wir haben wohl
                           sonders befähigt haben.                              beide anfangs nur auf Empfehlungen unserer
                                                                                DolmetschlehrerInnen gearbeitet. Ohne zusätz-
14   UNIVERSITAS   Mitteilungsblatt 2/21

                   liche Jobs konnte man nicht leben. „Voice of         Ich wurde dann irgendwann gefragt, ob ich mir
                   America“, ein Radiosender, hat zum damaligen         nicht vorstellen könne, als Moderatorin in Wien
                   Zeitpunkt jemanden in Wien für das Osteuropa-        zu arbeiten. Ich habe also zugesagt und ging
                   Büro gesucht. Und das war’s dann.                    nach Wien, während mein Mann noch ein Jahr
                                                                        in Tokyo blieb.
                   UNIVERSITAS: Und so bist du dann nach Japan
                   gekommen?                                            Die Umstellung ging dann recht flott. Ich habe
                                                                        als Moderatorin der ZiB1 begonnen und neben-
                   VEIT: Nein, denn „Voice of America“ ist vom US-      her noch ein paar Auslandsberichte gemacht.
                   Kongress finanziert, und so konnten nur ame-         Als Gerhard Zeiler Intendant wurde, moderier-
                   rikanische StaatsbürgerInnen wirklich weiter-        te ich dann nur mehr die ZiB, er meinte, ZiB-
                   kommen. Für mich gab es daher einen Plafond.         ModeratorInnen sollten sonst nichts machen .
                                                                        Natürlich haben wir aber für unsere Sendung
                   Mein Mann, der auch Journalist ist, hat damals       recherchiert und diese vorbereitet. Ich habe
                   einen tollen Job in Tokyo angeboten bekom-           auch viele Sondersendungen moderiert, immer
                   men. Somit wechselte ich zurück in die Freibe-       auch Wahlsendungen, die Nationalratswahlen
                   ruflichkeit und ging mit nach Tokyo. Dort habe       oder die US-Wahlnächte. Die Beiträge der ZiB
                   ich auch teilweise noch für „Voice of America“       werden von KorrespondentInnen und Redak-
                   gearbeitet, bald aber habe ich auch Radiobei-        teurInnen produziert. Natürlich wird immer im
                   träge für den ORF gemacht. In Tokio bin ich          Team besprochen, welche Beiträge auf Sendung
                   auch zum Fernsehen gekommen, dort habe ich           gehen sollten. Die zeitlichen Vorgaben sind auf
                   als Korrespondentin für einen privaten Wirt-         Sekunden genau, Moderationen werden schrift-
                   schaftssender, den European Business Channel,        lich vorbereitet, damit sie nicht aus dem Ruder
                   mit Sitz in der Schweiz angeheuert. Ich habe         laufen. Die ganze ZiB1 hat meist nur ein paar
                   Fernsehbeiträge auf Deutsch und auf Englisch         Sekunden Überzugsmöglichkeit, da muss man
                   produziert. So viele gab es in Tokyo nicht, die      also sehr genau timen und ein klares Konzept
                   in diesen beiden Sprachen berichten konnten.         haben. Der Chef vom Dienst muss unter Um-
                   Dieser Sender ging leider in Konkurs. Und so         ständen während der Sendung über Änderungen
                   habe ich beim ORF-Fernsehen angeklopft. Es           oder Auslassungen entscheiden.
                   dauerte ein halbes Jahr, bis ich eine Anfrage
                   der Wirtschaftsredaktion bekam, die einen Bei-       UNIVERSITAS: In Wien hast du dann deine beiden
                   trag über die Scheckbuchdiplomatie in Japan          Kinder gekriegt, wenn ich mich richtig erinnere?
                   (im Kontext des ersten Golfkriegs) wollten.
                                                                        VEIT: Ja, das Moderieren war eigentlich der ide-
                   Es ist wichtig, zur richtigen Zeit am richtigen      ale Job dafür. Ich habe zwar am Abend gearbei-
                   Ort zu sein, auch wenn die Anlässe manchmal          tet, aber dafür hat man dann unter der Woche
                   sehr traurig sind: Es war dies der Absturz der       Tage frei. Für kleine Kinder ist das also der idea-
                   Lauda-Air-Maschine. Ich konnte von Tokyo aus         le Job, im Gegensatz zum KorrespondentInnen-
                   noch am selben Tag in Thailand sein, von Wien        job, bei dem man nie weiß, was geschieht, wo
                   aus hätte das länger gedauert. Das war mein          man eventuell kurzfristig hinfliegen muss.
                   eigentlicher Einstieg in den ORF. Von da an gab
                   es regelmäßig Beiträge von mir. Ich habe aber        Ich wollte aber unbedingt noch einmal raus.
                   auch noch für andere Stationen gearbeitet, wie       Als Korrespondentin in den USA ist man völlig
                   den japanischen öffentlich-rechtlichen Sender        eigenverantwortlich, von der ersten Recherche
                   NHK, ich war ja freiberuflich tätig.                 bis zur Liveschaltung oder dem Beitrag. In Wa-
                                                                        shington arbeitet ein Team von drei Korrespon-
                   UNIVERSITAS: Interessant, du warst aber dann         dentInnen für Radio und Fernsehen, und zu dritt
                   schon beim ORF angestellt?                           ist man da schon gut ausgelastet. Es gab natür-
                                                                        lich auch weniger aufwändige Phasen, aber man
                   VEIT: Nein, eigentlich erst als ich als Büroleite-   weiß eigentlich nie, was der Tag bringt! Durch
                   rin nach Washington ging, weil ich dort andere       die Zeitverschiebung kann es dann schon auch
                   unter mir hatte, und das dienstrechtlich nicht       mal sein, dass man für einen Live-Beitrag im
                   anders ging. Sonst habe ich immer mit Verträ-        Morgenjournal um 1 Uhr noch arbeitet.
                   gen gearbeitet, was für mich gut gepasst hat.
UNIVERSITAS        Mitteilungsblatt 2/21   15

Wie unterschiedlich die KorrespondentInnentä-          man einfach auch andere Ansprüche. Damals
tigkeit sein kann, habe ich mit dem Wechsel            musste man im Taxi aber sehr genaue Wegang-
von Obama zu Trump gespürt. Barack Obama               aben verbal machen können. Die FahrerInnen
brachte in seiner zweiten Amtszeit nicht viel          sprachen kaum Englisch, und mobile Karten,
durch, da mussten wir manchmal darum kämp-             Handys usw. gab es noch nicht.
fen, überhaupt Beiträge auf Sendung zu brin-
gen. Ab dem Zeitpunkt, als Trump 2015 in den           UNIVERSITAS: Hattest du eigentlich einmal Dol-
Wahlkampf einstieg, war es genau umgekehrt.            metscherlebnisse von der anderen Seite? Also
Da sehnten wir uns manchmal nach einem                 sozusagen als professionelle Beobachterin?
Trump-freien Tag! Jeden Tag ein neues Thema,
ein neuer Skandal, zwei Impeachments, da war           VEIT: Bei Live-Sendungen hast du natürlich
schon einiges los.                                     DolmetscherInnen drinnen sitzen, da hörst du
                                                       sie. Ich weiß nicht mehr, bei welcher Gelegen-
UNIVERSITAS: Du warst also längere Zeit in Ja-         heit ich mir dachte: Ja, ziemlich gut, wäre für
pan, noch länger in den USA, warst du sonst            mich jetzt echt schwer da drinnen zu sitzen…
auch noch irgendwo im Ausland tätig?
                                                       UNIVERSITAS: Hört man dann als „gelernte“
VEIT: Nein.                                            Dolmetscherin anders zu?

UNIVERSITAS: Das sind ja auf jeden Fall zwei           VEIT: Ja! Da denkt man manchmal schon: Fin-
sehr unterschiedliche Länder. Gab es irgendein         det er da noch ein Ende? Kommt er aus dem
spezielles interkulturelles Erlebnis, das dir beson-   Satz noch raus? Deutsch ist schon eine schwie-
ders in Erinnerung ist?                                rige Sprache. Trump zu dolmetschen, war noch
                                                       eine Kategorie für sich. Trump hat so gut wie
VEIT: In Amerika hatte ich nie so etwas wie einen      nie einen Satz zu Ende gesprochen, hat oft mit-
Kulturschock. Dort habe ich lange studiert, das        ten im Satz das Thema gewechselt... Das war
war für mich so etwas wie eine zweite Heimat.          nicht die Schuld des Dolmetschers, das war ein-
                                                       fach Trumps Art zu reden. Wenn man dann nur
Japan ist schon sehr gewöhnungsbedürftig,              den Dolmetscher gehört hat, hätte man schon
speziell weil ich ja nicht hinging, um die Spra-       manchmal den Eindruck haben können, der
che zu lernen. Ich habe zwar auch ein bisschen         kann aber gar nix. Wenn man aber das Original
Japanisch gelernt, aber wohl das meiste wieder         kennt, dann denkt man anders.
vergessen. Dort ist aber die Mentalität völlig
anders. Die JapanerInnen denken im Kollektiv,          UNIVERSITAS: Wir haben schon gehört, dass
denken ganz anders als wir. Es ging mir dort           deine beiden Kinder in Wien zur Welt gekom-
wie vielen anderen: Man meint irgendwann,              men sind. Dein Mann ist ja auch Journalist,
jetzt hätte man sie endlich verstanden, jetzt          wie ist das Familienleben in einer solchen
wäre man einen großen Schritt weiter gekom-            JournalistInnenfamilie?
men. Am nächsten Tag kam immer die Ernüch-
terung und die Erkenntnis, dass man gar nichts         VEIT: Mein Mann ist noch dazu Franzose. Wir
verstanden hat. Man braucht etwa 1800 Kanji,           sprechen daher eigentlich 3 Sprachen. Mit den
Schriftzeichen, um die Zeitung lesen zu kön-           Kindern spreche ich fast nur Deutsch, die bei-
nen; um das zu können, müsste man wohl ein             den untereinander großteils auch. Sie mischen
Jahr lang Vollzeit die Sprache lernen. Und so          aber auch Englisch hinein, denn Alex ist mit 12
ist es mir durchaus auch passiert, dass ich aus        in Amerika in die High School gekommen. Char-
dem Supermarkt mit Salz anstatt Zucker oder            lotte war auch 2 Jahre in Amerika in der Schule
umgekehrt nach Hause gekommen bin, einfach             und hat dann an einer englischsprachigen Uni
weil beides weißes Granulat ist .                     studiert. Es ist sehr situationsabhängig. Mein
                                                       Französisch verwende ich hauptsächlich in
Japanisch kann ich wahrscheinlich gut genug,           Frankreich, so eine Art „Kitchen French“, da
um mich halbwegs verständigen zu können. Ich           kommt alles, was man so in den Ferien am Land
ginge nicht verloren, aber wenn man Sprachen           braucht. Mit meinem Mann spreche ich haupt-
auf professionellem Niveau studiert, so wie in         sächlich Englisch, das ist die neutrale Sprache,
meinem Fall Englisch und Spanisch, dann hat            sozusagen. Im Prinzip mischen wir alles.
16   UNIVERSITAS   Mitteilungsblatt 2/21

                   UNIVERSITAS: Und wie sieht das zeitlich aus,         Was hat dich dazu bewogen, Präsidentin des
                   dein Mann ist ja auch freiberuflicher Journalist.    Alumni-Verbandes der Universität Wien zu werden?

                   VEIT: In Amerika waren die Kinder dann schon         VEIT: (lacht) Es gab da aus heiterem Himmel
                   relativ groß. Wir haben aber immer gemein-           einen Anruf der Vize-Rektorin, Christa Schnabl,
                   sam abendgegessen. Ich habe dann manchmal            die mich fragte, ob ich mir das vorstellen kön-
                   nachher noch gearbeitet. Als ich noch in Wien        ne. Ich habe sofort „ja“ gesagt, weil ein Alum-
                   die ZiB gemacht habe, haben wir immer nach-          ni-Netzwerk, wie ich es aus Amerika kenne,
                   her noch gemeinsam gegessen. Das war manch-          ganz etwas anderes ist als hier. Und ich dachte
                   mal für die Kinder schon sehr spät, aber das war     mir, ein bisschen etwas davon hierher zu brin-
                   schon sehr wichtig. Nachdem beide ins Lycée          gen wäre sicher gut. Die Verbundenheit dort ist
                   gingen, fing die Schule auch später an, das hat      enorm. Wenn man in eine neue Stadt kommt,
                   geholfen.                                            gibt es dort ein Alumninetzwerk, an das man
                                                                        sich auch wenden kann. Es gelingt nicht immer
                   Beide Kinder leben jetzt ganz woanders, aber         ein direktes Gespräch – Condoleezza Rice, die
                   beide sehen Wien als ihre Heimat.                    auch an meiner Uni studiert hatte, wollte ich
                                                                        mal um ein Interview bitten, das ist nicht ge-
                   Als wir nach Amerika gingen, hat Charlotte           glückt. Aber: Die Leute sind stolz auf ihre Unis,
                   noch das Schuljahr in Wien fertig gemacht und        das ist bei uns auch ausbaufähig…
                   Alex war extrem unglücklich. Er war 12 ½, er
                   wurde aus seinem Umfeld herausgerissen. Er           UNIVERSITAS: Aber war nicht genau das auch
                   hat doch einige Zeit gebraucht, aber dann war        einer der Grundgedanken der Gründung des Ver-
                   er der Kaiser an seiner Schule. Mit den sozialen     bandes hier?
                   Medien ist das einfacher als zu unserer Zeit, da
                   bleibt man näher an seinen FreundInnen dran.         VEIT: Ja genau! 1365 wurde die Uni Wien ge-
                                                                        gründet und ist somit eine der ältesten Uni-
                   Jetzt fragst du mich sicher, ob ich noch einmal      versitäten überhaupt. Da kann man schon stolz
                   Dolmetschen studieren würde...                       sein darauf. Wir haben auch tolle AbsolventIn-
                                                                        nen, da lässt sich schon auch etwas organi-
                   UNIVERSITAS: Würdest du?                             sieren. Ich freue mich schon darauf, dass wir
                                                                        wieder echte Veranstaltungen machen können,
                   VEIT: Ja, aber ich würde unbedingt ein Zweit-        nicht nur virtuelle. Wir planen – und dafür in-
                   studium dazu machen. Die Wirtschafts- und            teressieren sich sicher viele – einmal pro Jahr
                   Rechtsterminologie haben mir am Anfang               ein Event mit Cocktails und Awards zu veran-
                   schon ein bisschen gefehlt, die eignet man sich      stalten. Awards für verschiedene Kategorien,
                   dann im Laufe der Zeit an.                           das ist in Amerika gang und gäbe, es gibt auch
                                                                        ÖsterreicherInnen, die in Amerika studiert ha-
                   UNIVERSITAS: Ich denke, das weiß man erst im         ben und solche Auszeichnungen bekommen
                   Nachhinein, das nimmt man während des Studi-         haben. Das ist wirklich toll! Man braucht dazu
                   ums wahrscheinlich zu wenig wichtig. Termino-        Öffentlichkeitsarbeit, das Interesse dafür muss
                   logie und Verständnis für andere Themen sind         geweckt werden. Warten wir mal ab, bis Corona
                   trotz der breiten Fächerung des Studiums in der      nicht mehr so präsent ist!
                   Praxis sicher nicht ausreichend.
                                                                        UNIVERSITAS: Liebe Hannelore, ich danke dir für
                   VEIT: Ich weiß nicht, wie das heute ist, aber        das sehr interessante Gespräch!
                   bei uns gab es wirklich nicht sehr viel an wirt-
                   schaftlichen Grundbegriffen.                         VEIT: Sehr gerne!

                   UNIVERSITAS: Jetzt aber noch eine letzte Frage
                   – außer dir fällt selber noch ein wichtiges weite-
                   res Thema ein:
UNIVERSITAS         Mitteilungsblatt 2/21          17

DIE „GORMAN-DEBATTE“
ÜBERSETZUNG IN DEN SCHLAGZEILEN
Brigitte Rapp

Es war ein bewegender, wenn nicht gar erhebender Moment, als
Amanda Gorman bei der Inaugurationsfeier für Joe Biden ihr Gedicht
„The Hill We Climb“ vortrug. Eine zierliche junge Schwarze Frau,
Sinnbild für eine neue Ära, für Hoffnung auf eine gute, gemeinsame
Zukunft: „We close the divide because we know to put our future first,
/ we must first put our differences aside. / We lay down our arms /
so we can reach out our arms / to one another.“ Bidens Versprechen,
die Nation zu einen, hätte nicht besser transportiert werden können.
Gorman sprach nicht nur von Teilhabe, sie verkörperte sie auch. Ihr
                                                                                                         Brigitte Rapp, Studium Eng-
Auftritt berührte die Welt und machte sie schlagartig zum Star und                                       lisch/Russisch am Wiener
zur Ikone.                                                                                               Dolmetschinstitut, Überset-
                                                                                                         zerin, Psychoanalytikerin

S
                                                                                                         und Geschäftsführerin
         o eine Gelegenheit auf Publicity konn-     später dem katalanischen Schriftsteller Victor       der IG Übersetzerinnen
         ten sich die Verlage nicht entgehen        Obíols, der die Übersetzung bereits angefertigt      Übersetzer
         lassen. Weltweit begann ein Bieten um      hatte, der Auftrag von seinem Verlag entzogen
         die Übersetzungsrechte für Gormans         wurde, weil er nicht das richtige Profil habe.
Gedicht. Der französische Verlag Fayard soll gar
eine fünfstellige Summe für die Übersetzungs-       Unter Übersetzer·innen löste diese Debatte
rechte bezahlt haben. Der niederländische Ver-      Unbehagen aus, ging sie doch am eigentlichen
lag Meulenhoff beauftragte die Schriftstellerin     Thema vorbei und rückte die Übersetzung in die
Marieke Lucas Rijneveld mit der Übersetzung.        Nähe der Vereinnahmung. Dabei gehört es zu
Rijneveld, für ihren Debutroman mit dem In-         unserem Berufsethos, nur Texte zu übersetzen,
ternational Booker Prize 2020 ausgezeichnet,        denen wir uns gewachsen fühlen. Ich würde
ist zweifellos eine talentierte Schriftstellerin,   zum Beispiel nie einen mathematischen oder
nicht viel älter als Amanda Gorman, aber sie        finanztechnischen Text übersetzen, weil mir
ist weiß und non-binär, was ihr prompt den          dafür jegliches Verständnis fehlt. Andererseits
Vorwurf einbrachte, nicht die beste Wahl für        verstehe ich auch nichts von Lampen, habe aber
die Übersetzung zu sein. Die Publizistin Janice     ein ganzes Buch darüber übersetzt, weil mich
Deul wies in einem Zeitungskommentar auf die        Design schon immer interessiert hat. Das war
vertane Chance hin, für die Übersetzung von         harte Arbeit und hat sehr viel Recherche über
Gormans in der Tradition der afroamerikani-         Designgeschichte, Materialien, Produktionsme-
schen ,oral poetry‘ verfasstem Gedicht eines der    thoden erfordert, aber es hat Spaß gemacht,
zahlreichen schwarzen Spoken-Word-Talente in        ich habe mich hineingekniet, viel gelernt, und
den Niederlanden zum Zug kommen zu lassen.          anschließend wurde in einem Fachlektorat auch
                                                    noch die sachliche Richtigkeit geprüft – so
Damit hob ein medialer Erregungssturm an, in        sieht seriöse Arbeit an einem Buchprojekt aus.
dem die Übersetzung plötzlich eine kaum ge-         Auch beim Übersetzen von Literatur begegnen
kannte Sichtbarkeit erhielt. Die Debatte ent-       wir faktischen Fragestellungen in oft unerwar-
zündete sich an der Frage, ob Hautfarbe, Alter,     teter Vielfalt, denn die sogenannten Realien
sexuelle Orientierung und ähnliche persönliche      bilden den kulturellen Hintergrund ab, vor dem
Eigenschaften entscheidend dafür sind, wer          sich eine Geschichte entwickelt. Heute finden
Amanda Gormans Gedicht übersetzen darf. Wei-        wir (fast) alles im Internet, aber früher sind wir
ter befeuert wurde das Thema, als einige Tage       nicht selten an den Ort des Geschehens gereist,
18                 UNIVERSITAS               Mitteilungsblatt 2/21

                                             um uns selbst ein Bild von dem zu machen,          Einklang zu bringen und dabei die vielen An-
                                             was da beschrieben wird. Eine Kollegin hat zum     spielungen und Anklänge mitzutransportieren.
                                             Beispiel einmal eine Exkursion in eine Mühle       An dieser Stelle wäre ein Blick auf die deutsche
                                             unternommen, um die verschiedenen Mehlar-          Übersetzung zu richten, die kürzlich bei Hoff-
                                             ten sehen und spüren zu können, die in ihrer       mann und Campe erschienen ist.1 Angesichts
                                             Romanübersetzung eine wichtige Rolle spielten      des Medienhypes war die Erwartungshaltung
                                             und für die in ihrer Sprache erst die passenden    hoch. Bemerkenswert ist die Entscheidung des
                                             Wörter ge- bzw. erfunden werden mussten.           Verlages, ein Dreier-Team mit der Übersetzung
                                                                                                zu beauftragen, bestehend aus der erfahrenen
                                             Etwas selbst wahrzunehmen und zu erleben           Übersetzerin Uda Strätling, der Rassismusfor-
                                             hilft der Vorstellungskraft auf die Sprünge,       scherin Hadija Haruna-Oelker und der Autorin
                                             aber das heißt nicht, dass man tatsächlich „in                  ¸
                                                                                                Kübra Gümüsay.    Amanda Gorman tritt in ihrem
                                             den Schuhen des anderen gehen“ muss, um et-        Gedicht für Vielfalt in der Gesellschaft ein, und
                                             was verstehen und nachvollziehen zu können.        der Verlag wollte dem Rechnung tragen. Drei
                                             Übersetzer·innen lassen schon durch ihre Be-       verschiedene Erfahrungswelten und Expertisen
                                             rufswahl ein Interesse am Anderen erkennen         ergeben drei verschiedene Blicke auf den Text.
                                             und eine Bereitschaft, sich auf fremde und         Diese zu einem gemeinsamen Text zu vereinen,
                                             immer wieder neue Erfahrungs- und Gedanken-        war nicht immer einfach, so berichten die drei
                                             welten einzulassen. Übersetzen heißt, sich mit     über ihre Arbeit.2 In Zweifelsfragen wurde die
                                             etwas zu identifizieren, es in sich hineinzuneh-   Autorin befragt. Wäre dieser Prozess der Abwä-
                                             men, um sich dann auch davon zu distanzieren       gung unterschiedlicher Perspektiven, diese Ar-
                                             und mit den eigenen Mitteln etwas Neues zu         beit im Team ein Modell für die Zukunft? Oder
                                             schaffen. Das mag nach Hybris klingen, und         wäre es sinnvoll gewesen, die Übersetzungsrech-
                                             Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten ist in der    te nicht exklusiv zu vergeben, sondern mehrere
                                             Tat auch erforderlich, um die notwendigen Ent-     Interpretationen anfertigen zu lassen, in einer
                                             scheidungen treffen zu können.                     Art Wettbewerb vielleicht, um die Möglichkeiten
                                                                                                der Übersetzung auszuloten und sichtbar werden
                                             Was entsteht, ist immer etwas Neues, kein Du-      zu lassen – gelebte Vielfalt also?
                                             plikat des Originals. Immer ist auch vom Eige-
                                             nen etwas in der Übersetzung, der eigene Blick,    Zweifellos müssen wir uns alle die Frage stellen,
                                             die eigene Erfahrung, mit der man die andere       wie offen unsere Strukturen für Menschen aller
                                             wahrnimmt. Es gibt keinen neutralen Blick, kei-    Art sind. Wie funktioniert der Zugang zum Li-
                                             ne Übersetzung, die mit dem Original identisch     teraturmarkt? Nach welchen Kriterien trifft wer
                                             wäre, so sehr sie sich auch um Genauigkeit und     die Auswahl? Findet sich die Vielfalt unserer
                                             „Treue“ bemüht. Alles andere ist Illusion. In-     Gesellschaft in den Verlagsprogrammen, in den
                                             sofern ist die „Identitätsdebatte“ im Zusam-       Medien usw. wieder? Janice Deul, die den Stein
                                             menhang mit Übersetzungen völlig verfehlt. Zu      der Gorman-Übersetzungsdebatte ins Rollen
                                             Ende gedacht, könnte schließlich jeder nur sich    brachte, hat zu Recht eingefordert, schwarze
                                             selbst übersetzen. Und irgendwie ist sie wieder    Spoken-Word-Autor·innen mit der Übersetzung
                                             typisch: Wenn es um Übersetzung geht, wird         zu betrauen. Nicht, weil sie es besser können,
                                             gern problematisiert und auf ihrer – grundsätz-    sondern weil sie die Möglichkeiten bekommen
                                             lichen oder konkreten – Unzulänglichkeit her-      sollten, ihre Talente zu verwirklichen, damit
                                             umgeritten. Ob es sich hier um eine Projektion     wir eine Gesellschaft schaffen, die, mit Amanda
                                             des Unbehagens handelt, einer·m Dritte·n zur       Gorman und ihren Übersetzer·innen gespro-
                                             Vermittlung des Textes ausgeliefert zu sein?       chen, „für Menschen aller Art, jeder Kultur und
1 Amanda Gorman: The Hill We Climb – Den
                                                                                                Lage, jeden Schlags“ offen ist.
Hügel hinauf: Dt. / engl. Ausgabe, über-
                                             Aber zurück zu Gorman: Ihr Gedicht zu über-
setzt/kommentiert v. Uda Strätling, Hadija
                                             setzen heißt, nicht nur die faktischen und
Haruna-Oelker, Kübra Gümüsay, Vorwort
v. Oprah Winfrey, Hoffmann und Campe,
                                             intertextuellen Bezüge zu erkennen, sondern
Hamburg 2021.
                                             auch – und vielleicht vor allem – die musika-
2 https://www.srf.ch/play/tv/kulturplatz/    lische Dimension des Textes, seinen Klang und
video/the-hill-we-climb-von-amanda-          Rhythmus, zu erfassen und möglichst wirkungs-
gorman-auf-deutsch?urn=urn:srf:video:        adäquat in die eigene Sprache zu bringen. Die
67cfe64d-3bb7-498e-ba8c-a18fa3948954         Herausforderung lautet, Form und Inhalt in
UNIVERSITAS        Mitteilungsblatt 2/21            19

ÜBER DEN TELLERRAND
Warum diese Interviewreihe? Als ich 2019 im Zug zur BDÜ-Konferenz „Übersetzen in die Zukunft“
saß und über die Zukunft unseres Berufs nachdachte, drängte sich ein Gedanke auf: „Mal sehen,
ob ich mich in den kommenden drei Tagen mit dem Post-Editing anfreunden kann.“ Doch die Kon-
ferenz bescherte mir eine große Überraschung: Ich war überwältigt von der großen Bandbreite an
unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern, in denen ausgebildete Übersetzer*innen und Dolmetscher*innen
aktiv sind. Im „Tagesgeschäft“ verliert man dieses breite Spektrum schnell aus den Augen. Insge-
samt fuhr ich mit dem sehr positiven Gefühl nach Hause, dass die Zukunft unseres Berufs keineswegs
vorgezeichnet ist – es gibt viele Möglichkeiten; das Post-Editing ist eine davon. In den kommenden
Ausgaben möchte ich Sie daher einladen, mit mir gemeinsam „über den Tellerrand“ zu blicken, und
ich hoffe, dass ich meinen Optimismus für die Zukunft so mit Ihnen teilen kann. [Tamara Paludo]

Den Anfang machen in dieser Ausgabe Martina Tampir, die für den ORF (Live-)Untertitel erstellt,
und Martin Thomas Pesl, der u. a. schon für das Volkstheater und die Wiener Festwochen Übertitel
übersetzt und „gefahren“ hat.

LIVE-UNTERTITELUNG FÜR DAS FERNSEHEN

      Eine kleine Herausforderung gleich zu       oft zu dritt beschäftigt –, aber da kennt man
 ?    Beginn: In einem Satz – was machst du       dann schon viele Formulierungen und Namen.
      und für wen?                                Bei anderen Sendungen fließt ein großer Teil
                                                  der Arbeitszeit in die Vorbereitung – zum Bei-
Ich erstelle Untertitel für das Fernsehen, für    spiel bei Expert*innenrunden, da muss ich mich
unterschiedliche Fernsehformate, primär für       thematisch vorbereiten. Ich erstelle dann auch
gehörlose/taube oder hörgeschädigte Perso-        Wortlisten, um die Spracherkennungssoftware
nen, aber der eigentliche Empfänger*innenkreis    trainieren zu können.
ist viel größer: Personen, deren Muttersprache
nicht Deutsch ist, oder die aus unterschiedli-    Meine Arbeit besteht aber nicht nur aus Live-Un-
chen Gründen die Sendungen nicht mit Ton ver-     tertitelung; etwa die Hälfte respeaken wir wirk-
folgen können.                                    lich live. Sendungen bestehen ja aus vorbereite-
                                                  ten Beiträgen, Anmoderationen und Interviews
 ?    Wie sieht dein Arbeitsalltag als Live-      – die Anmoderationen sind semi-live, das heißt,
      Untertitlerin aus?                          ich weiß schon in etwa, was gesagt wird. Für       Martina Tampir hat in Öster-
                                                  die vorbereiteten Beiträge kann ich die Unterti-   reich und Spanien Konfe-
Wenn ich im Büro ankomme, sehe ich mir als        tel überhaupt auch schon im Vorhinein erstellen    renzdolmetschen (DE/EN/
erstes die Sendungen an, für die ich an dem Tag   und dann zum richtigen Zeitpunkt abschicken.       ES) studiert und arbeitet
eingeteilt bin. Wir haben verschiedene Diens-                                                        als Live-Untertitlerin für den
te, und innerhalb derer werden uns eine oder      Ein paar Tage im Monat bin ich auch im Home-       ORF.
mehrere Sendungen zugeteilt – je nachdem, wie     office, da untertitle ich dann vor allem Serien,
lange und wie vorbereitungsintensiv die Sen-      also Sendungen, die schon etwas länger im Vor-
dungen sind, ob sie (für die TVthek) nachbear-    hinein planbar sind.
beitet werden müssen usw. Beim Skifahren ma-
chen wir z. B. zwei Durchgänge von Damen oder
Herren – oder auch beides, da sind wir dann
20   UNIVERSITAS   Mitteilungsblatt 2/21

                         Du hast die Spracherkennungssoftware         arbeit zu dem Thema geschrieben, war als For-
                     ?   angesprochen – wie funktioniert das          schungsmitarbeiterin im ILSA-Projekt tätig und
                         genau?                                       habe nebenbei schon erste Berufserfahrungen
                                                                      gesammelt. Ich habe auch den Zertifikatskurs
                   (Lacht) Ich werde versuchen, das in einfache       „Barrierefreie Kommunikation: Schriftdolmet-
                   Worte zu packen. Die Spracherkennungssoft-         schen“ des Postgraduate-Centers der Universi-
                   ware ist eine individualisierte Software. Gerade   tät Wien absolviert und jetzt bin ich seit Herbst
                   im Deutschen, mit den vielen Dialekten, kann       beim ORF angestellt.
                   man bei den meisten Formaten nicht einfach
                   ein automatisches Spracherkennungsprogramm               Du strahlst gerade über das ganze Ge-
                   mitlaufen lassen. Jede*r von uns hat ein eige-      ?    sicht: Was macht für dich den Reiz des
                   nes Profil und die meisten haben auch ein ei-            Live-Untertitelns aus?
                   genes Sportvokabular (damit wir mit den vielen
                   verschiedenen Namen das normale Vokabular          Eindeutig die Abwechslung! Am einen Tag ma-
                   nicht verwirren). In einer Live-Sendung machen     che ich die Formel 1, am nächsten eine Sendung
                   wir Respeaking, das heißt, wir hören zu und        über einen Hund, der ein neues Zuhause sucht,
                   sprechen dann die Untertitel ein. Das ist nicht    und danach Starmania. Auch wenn ich manch-
                   1:1 das Gesagte: Weil das Gehirn geschriebene      mal bei Sendungen eingesetzt werde, die ich
                   Sprache langsamer verarbeitet als gesprochene,     mir in meiner Freizeit nicht ansehen würde, be-
                   müssen die Untertitel eine bestimmte Standzeit     komme ich so viel mit. Ich habe das Glück, dass
                   haben. Wie beim Dolmetschen kann man mit ei-       ich mich nicht spezialisieren muss, sondern ich
                   nem Time Lag zum Beispiel auch falsche Satz-       kann alles Mögliche querbeet machen und habe
                   anfänge gut ausbessern. Auch die Satzzeichen       schon so viel gelernt über Politik, Sport, Pflan-
                   sagen wir an. Gleichzeitig müssen wir die Unter-   zen, und … Klatsch und Tratsch (lacht).
                   titel überprüfen, die die Software ausgibt, und
                   eventuell korrigieren, bevor wir sie abschicken.   Jetzt steht dann für mich auch bald meine ers-
                                                                      te Nationalratssitzung an. Auf die bin ich auch
                     ?   Arbeitet ihr alleine oder in Teams?          schon sehr gespannt!

                   Kurze Live-Einsätze machen wir alleine, sonst       ?    Welche Einsätze sind dir besonders in
                   arbeiten wir je nach Sendungslänge in Zwei-              Erinnerung geblieben?
                   er- und Dreierteams. Dabei wechseln wir uns
                   wie beim Dolmetschen ab. Bei Sportsendungen        Ein besonders schönes Erlebnis war die Inau-
                   machen wir meist längere Phasen, da kann es        guration des neuen US-Präsidenten. Es war
                   auch bis zu einer halben Stunde werden, bei        sehr spannend, denn wir wussten nicht genau,
                   Diskussionen wechseln wir uns schon alle 15        welche Beiträge kommen (wir wussten z. B.
                   bis 20 Minuten ab.                                 nur, jetzt kommt ein Musikbeitrag, aber wir
                                                                      wussten nicht einmal das Lied), und es war
                         Wie war dein persönlicher Weg in             auch nicht sicher, welche Teile auch in Öster-
                     ?   diese Tätigkeit? Hast du eine spezifische    reich gesendet werden. Ich habe mich auch
                         Weiterbildung absolviert?                    gefreut, als ich die von Alexander Žigo gedol-
                                                                      metschte Rede untertiteln durfte – das war ein
                   Ich habe Konferenzdolmetschen studiert, und        tolles Gefühl, dass wir alle als kleine Rädchen
                   noch während des Studiums habe ich bei der         im Getriebe zusammenarbeiten.
                   UNIVERSITAS-Mentoringveranstaltung zu Früh-
                   intervention bei Kindern mit Hörschädigung         Auch auf Starmania habe ich mich riesig ge-
                   teilgenommen und meine ersten Schritte im          freut. Einerseits ist die Sendung für mich mit
                   Schriftdolmetschen gemacht. Wir haben damals       Kindheitserinnerungen verbunden, andererseits
                   eine kurze Einführung bekommen und dann al-        ist es einfach für alle ganz neu – früher gab
                   leine geübt und die Software, Dragon, trainiert    es dafür, soweit ich weiß, noch keine Live-
                   und waren bei der Konferenz für die englische      Untertitel. Auch Dancing Stars ist für meine
                   Live-Untertitelung zuständig. Das war so ein       Kolleg*innen ja mittlerweile Routine, aber hier
                   eindrucksvolles Erlebnis, eine ganz neue Welt      mussten wir uns ganz neu einarbeiten. Die Un-
                   für mich. Ich habe dann auch meine Master-         terlagen kamen auch relativ knapp, weil das
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