202 FMH Unserer Gesundheits versorgung Sorge tragen - heute und in Zukunft!

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202 FMH Unserer Gesundheits versorgung Sorge tragen - heute und in Zukunft!
SÄZ – BMS Bulletin des médecins suisses – Bollettino dei medici svizzeri – Gasetta dals medis svizzers

                  Schweizerische
                  Ärztezeitung
                   201 Editorial                                                     214 Tribüne                                                     228 «Zu guter Letzt»
                   von Alexander Zimmer                                              Schneller zum richtigen                                         von Hermann Amstad
6 10. 2. 2021

                   «Für Sie» geht nur                                                Antibiotikum                                                    Ein Hoch auf das Wintertief
                   «mit Ihnen»

                   202 FMH
                   Unserer Gesundheits­versorgung
                   Sorge ­t ragen – heute und
                   in Zukunft!

                                                Offizielles Organ der FMH und der FMH Services www.saez.ch
                                                Organe officiel de la FMH et de FMH Services www.bullmed.ch
                                                Bollettino ufficiale della FMH e del FMH Services
                                                Organ ufficial da la FMH e da la FMH Services
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202 FMH Unserer Gesundheits versorgung Sorge tragen - heute und in Zukunft!
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 Verlag                                                                                             Redaktion Ethik
 Dr. med. vet. Matthias Scholer, Chefredaktor;                                                      Prof. Dr. theol. Christina Aus der Au;
 Annette Eichholtz, M.A., Managing Editor;                                                          Prof. Dr. phil., Dipl. Biol. Rouven Porz
 Julia Rippstein, Redaktorin Print und Online;                                                      Redaktion Medizingeschichte
 Nina Abbühl, Junior Redaktorin                                                                     Prof. Dr. med. et lic. phil. Iris Ritzmann; Prof. Dr. rer. soc. Eberhard Wolff
 Externe Redaktion                                                                                  Redaktion Public Health, Epidemiologie, Biostatistik
 Prof. Dr. med. Anne-Françoise Allaz, Mitglied FMH;                                                 Prof. Dr. med. Milo Puhan
 Dr. med. Werner Bauer, Mitglied FMH; Prof. Dr. oec. Urs Brügger;                                   Redaktion Recht
 Prof. Dr. med. Samia Hurst; Dr. med. Jean Martin, Mitglied FMH;                                    Dr. iur. Ursina Pally, Leiterin Rechtsdienst FMH
 Dr. med. Jürg Schlup, Präsident FMH;
 Dr. med. Daniel Schröpfer, Mitglied FMH;
 Charlotte Schweizer, Leitung Kommunikation der FMH;
 Prof. Dr. med. Hans Stalder, Mitglied FMH

 FMH
           EDITORIAL:Alexander Zimmer
    201 «Für Sie» geht nur «mit Ihnen»

                                                          AKTUELL:Charlotte Schweizer, Jürg Schlup
    202                                                   Unserer Gesundheitsversorgung Sorge tragen – heute und in Zukunft!                                    In den vergange-
                                                          nen Monaten wurde vielen Menschen bewusst, wie wertvoll ein gut funktionierendes Gesund-
                                                          heitssystem ist. Medizinische Hilfe – überall und jederzeit – ist nicht selbstverständlich. Nur ein
                                                          gut geschultes und motiviertes Gesundheitspersonal ist allzeit engagiert, belastbar und leistungs-
                                                          fähig. In einer Öffentlichkeitskampagne mit Plakaten und Online-Inseraten hat die FMH den Wert
                                                          einer guten medizinischen Versorgung in Praxen und Spitälern eindrucksvoll a
                                                                                                                                     ­ ufgezeigt.

    203 Personalien

 Briefe / Mitteilungen
    206 Briefe an die SÄZ
    206 Facharztprüfung

 FMH Services
    207 Stellen und Praxen (nicht online)

 Tribüne
           THEMA: Adrian Ritter
     214 Schneller zum richtigen Antibiotikum

  Füllerinserat
        COVID-19: S        Balken
                   askia Gauthier, Daniel Eisenhart, Patrick Laberke

  quer 210 x 64 mm
   218 Der Lockdown im Kanton Aargau

Swiss Medical Events
Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen auf einen Blick!

                                                                 Immer
                                                                 aktuell                                                              Einfach
                                                                                                 Grosse
                                                                                                                                      durchsuchbar
                                                                                                 fachliche
                    events.emh.ch                                                                Breite
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       Tribüne
                 THEMA: Vera R. Mitter, Regina Y. Widmer
          222 Ungleicher Zugang zur Fort­pflanzungsmedizin in der Schweiz

       Horizonte
                 OBJEKTGESCHICHTE:Iris Ritzmann
           225 Berührendes Kranksein

          226 Buchbesprechungen

       Zu guter Letzt
                 Hermann Amstad
          228 Ein Hoch auf das Wintertief

       HUBER

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       Impressum
       Schweizerische Ärztezeitung                      Rubrik FMH Services: FMH Consulting               © FMH                                      mit den Beipackzetteln der verwende-
       Offizielles Organ der FMH                        Services, Stellenvermittlung,                     Die Schweizerische Ärztezeitung ist        ten Medikamente verglichen werden.
       und der FMH Services                             Postfach 246, 6208 Oberkirch, Tel. +41            aktuell eine Open-Access-Publikation.
                                                                                                                                                     Druck: Vogt-Schild Druck AG,
       Redaktionsadresse: Nina Abbühl,                  (0)41 925 00 77, Fax +41 (0)41 921 05 86,         FMH hat daher EMH bis auf Widerruf
                                                                                                                                                     https://www.vsdruck.ch/
       Redaktionsassistentin SÄZ,                       mail@fmhjob.ch, www.fmhjob.ch                     ermächtigt, allen Nutzern auf der Basis
       EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG,                                                                der Creative-Commons-Lizenz
       Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz,              Abonnemente FMH-Mitglieder:                       «Namens­nennung – Nicht kommer-
       Tel. +41 (0)61 467 85 72,                        FMH Verbindung der Schweizer                      ziell – Keine Bearbeitung 4.0 inter­
       redaktion.saez@emh.ch, www.saez.ch               Ärztinnen und Ärzte, Elfenstrasse 18,             national» das zeitlich unbeschränkte
                                                        3000 Bern 15, Tel. +41 (0)31 359 11 11,           Recht zu gewähren, das Werk zu ver­
       Verlag: EMH Schweizerischer Ärzte-               Fax +41 (0)31 359 11 12, dlm@fmh.ch               vielfältigen und zu verbreiten und
       verlag AG, Farnsburgerstrasse 8,                                                                   ­öffentlich zugänglich zu machen.
       4132 Muttenz, Tel. +41 (0)61 467 85 55,          Andere Abonnemente:                                Der Name des Verfassers ist in jedem
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       Anzeigen:                                        emh@asmiq.ch                                       ausdrück­licher vorgängiger Erlaubnis
       Markus Süess,                                                                                       von EMH und auf der Basis einer
       Key Account Manager EMH                          Abonnementspreise: Jahresabonne-                   schriftlichen Vereinbarung zulässig.
       Tel. +41 (0)61 467 85 04,                        ment CHF 320.– zzgl. Porto.                                                                  Titelbild:
       markus.sueess@emh.ch                                                                               Hinweis: Alle in dieser Zeitschrift pu­    © FMH
                                                        ISSN: Printversion: 0036-7486 /                   blizierten Angaben wurden mit der
       Stellenmarkt und Rubrikanzeigen:                 elektronische Ausgabe: 1424-4004                  grössten Sorgfalt überprüft. Die ange-
       Inserateannahme,                                 Erscheint jeden Mittwoch                          gebenen Dosierungen, Indikationen
       Tel. +41 (0)61 467 85 71,                                                                          und Applikationsformen, vor allem von
       stellenmarkt@emh.ch                                                                                Neuzulassungen, sollten in jedem Fall
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FMH Editorial                                                                                                                                                                            201

«Für Sie» geht nur «mit Ihnen»
Alexander Zimmer
Dr. med., Mitglied des Zentralvorstandes und Departementsverantwortlicher Digitalisierung / eHealth

                                Zunächst möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass                                  So gesehen finde ich es durchaus verständlich, wenn
                                Sie mir Ihr Vertrauen schenken und mich für die neue                               die Ärzteschaft gemäss dem Digital Trends Survey [1]
                                Legislatur als Ihren Vertreter in den Zentralvorstand                              zwar die verschiedenen Formen der digitalen Dienst­
                                gewählt haben. Ich freue mich auf die neue Aufgabe                                 leistungen zunehmend besser kennt, aber deren Bene­
                                und gehe sie gleichzeitig auch mit dem dafür notwen­                               fit offensichtlich noch nicht im gleichen Ausmass se­
                                digen Respekt an.                                                                  hen kann.
                                Es ist mir bewusst, dass ich mich mit der Übernahme                                Als Mitglied des Zentralvorstandes der FMH nehme
                                des Departements Digitalisierung / eHealth von der                                 ich Bedenken, die von Ihnen, liebe Kolleginnen und
                                neu gewählten Präsidentin der FMH, Yvonne Gilli, die                               ­Kollegen, in solchen Umfragen geäussert werden, sehr
                                dieses mit grosser Umsicht führte, einer besonderen                                ernst. Gleichzeitig sehe ich es auch als meine Aufgabe
                                Beobachtung aussetze. Gleichwohl war es mein                                       an, wichtige Entwicklungen im Gesundheitswesen zu
                                Wunschdepartement. Ich kann auf ein fachlich hoch­                                 antizipieren. Dabei muss ich auch Stimmen im Umfeld
                                kompetentes und gut eingespieltes Team inner­
                                halb des Departements bauen. Zudem bin ich mit                              Um nutzbringende Lösungen zu erarbeiten,
                                vielen der in diesem Themenbereich tätigen Kol­                             brauchen wir Ihre Erfahrung als Anwender der
                                leginnen und Kollegen durch meine langjährige                               Technologie vor Ort in den Praxen und Kliniken.
                                Mitarbeit in der AG eHealth bereits bekannt.
                                Die Digitalisierung stellt eine der grossen Herausforde­                           unseres Wirkens angemessen Gehör schenken. Welche
                                rungen mit entsprechenden Chancen und Risiken für                                  Entwicklungen könnten zukünftig im Gesundheits­
                                das Gesundheitswesen dar. Dabei geht es nicht nur um                               wesen Bedeutung erlangen? Wo liegen die Chancen
                                das elektronische Patientendossier und um den elek­                                und die Risiken der neuen Anwendungen und damit
                                tronischen Datenaustausch unter Ärztinnen und Ärz­                                 verbundener Datenaggregation? Wie können wir die
                                ten und anderen Gesundheitsdienstleistungspart­                                    Risiken steuern, die unweigerlich mit diesen Ent­
                                nern. Es geht auch um die Prüfung der vielen weiteren                              wicklungen einhergehen können? Wie können wir es
                                digitalen Gesundheitsanwendungen, die seitens der                                  Ihnen erleichtern, in sinnvolle Weiterentwicklungen
                                                                                                                   mit e
                                                                                                                       ­ inzusteigen? Wie können wir die Angebote der Di­
                           Die Digitalisierung stellt eine der grossen Her-                                        gitalisierung zu Ihrem Vorteil und zum Nutzen einer
                           ausforderungen mit entsprechenden Chancen                                               verbesserten Patientenbehandlung mitgestalten und
                           und Risiken für das Gesundheitswesen dar.                                               aktiv beeinflussen?
                                                                                                                   Vielleicht klingt es profan, wenn ich sage, dass ich dazu
                                Patientinnen und Patienten bereits benutzt und zu­                                 in den nächsten vier Jahren den regen Austausch mit
                                nehmend von ihnen gefordert werden. Ich habe be­                                   Ihnen benötige: zum einen über Umfragen, zum an­
                                wusst geschrieben, dass es zunächst um die Prüfung                                 deren über den Austausch in den entsprechenden
                                der Angebote geht. Angebote müssen einen Mehrwert                                  Arbeits­gruppen der FMH. Wir brauchen Ihre Erfah­
                                schaffen, bevor sie eingeführt werden. Sei es nun im                               rungen als Anwender der Technologie vor Ort in den
                                Sinne einer Verbesserung der Behandlungsqualität,                                  Praxen und den Kliniken. Nur mit Ihnen zusammen
                                der Patientensicherheit, der Transparenz oder der Ver­                             werden wir die digitale Transformation des Gesund­
                                schlankung der Arbeitsabläufe im Praxisalltag.                                     heitswesens sinnbringend für alle umsetzen können.
                                Primum non nocere – zuerst einmal nicht schaden. Die­                              «Für Sie» geht nur «mit Ihnen.»
                                ser elementare Grundsatz des Hippokratischen Eides
                                ist zu Recht tief im Bewusstsein der Ärzteschaft einge­
                                                                                                                   Literatur
                                brannt. Er behält seine Bedeutung auch im Hinblick                                 1   Digital Trends Survey 2019 der FMH. www.fmh.ch/files/pdf23/
                                auf die Digitalisierung.                                                               fmh-digital-trends-survey-2019-de.pdf

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI                                  2021;102(6):201
Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission.              See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
202 FMH Unserer Gesundheits versorgung Sorge tragen - heute und in Zukunft!
FMH Ak tuell                                                                                                                                                                             202

FMH-Kampagne

Unserer Gesundheitsversorgung
Sorge tragen – heute und in Zukunft!
Charlotte Schweizer a , Jürg Schlup b , Verantwortliche der Kampagne bei der FMH
a
    Abteilungsleiterin Kommunikation, b ehemaliger Präsident der FMH

                                In den vergangenen Monaten wurde vielen Menschen bewusst, wie wertvoll ein
                                gut funktionierendes Gesundheitssystem ist. Medizinische Hilfe – überall und je-
                                derzeit – ist keineswegs selbstverständlich. Nur ein gut geschultes und motiviertes
                                Gesundheitspersonal ist allzeit engagiert, belastbar und leistungsfähig.

                                Die FMH setzte ihre Öffentlichkeitskampagne im                                     Ärztinnen und Ärzten ist nachweislich leistungsfähig.
                                Herbst 2020 fort. Über Plakate an stark frequentierten                             Die letzten Monate haben dies eindrücklich gezeigt.
                                Stellen sowie über deutsch- und französischsprachige                               Es gilt deshalb, unserer heutigen und zukünftigen
                                Online-Inserate sollte der Wert einer guten medizini-                              Gesundheitsversorgung Sorge zu tragen. Eine gute
                                                                                                                   ­
                                schen Versorgung in Praxen und Spitälern aufgezeigt                                medizi­nische Versorgung sollte deshalb der relevante
                                werden. Das Schweizer Gesundheitswesen mit seinen                                  Massstab für gesundheitspolitische Entscheidungen
                                bestens ausgebildeten, engagierten und motivierten                                 sein.

           Über bildlich starke Plakate
    ­präsentierte die FMH ihre zentrale
       Botschaft an gut f­ requentierten
        Orten in der Schweiz und auch
          auf Online-­Portalen grosser
           Schweizer Tages­zeitungen.

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI                                  2021;102(6):202
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202 FMH Unserer Gesundheits versorgung Sorge tragen - heute und in Zukunft!
FMH Personalien                                                                                                                                                                          203

Personalien
Todesfälle / Décès / Decessi                                     Roland Glinz, 4800 Zofingen, Facharzt für                           Ärztegesellschaft des Kantons Bern
Jacques de Siebenthal (1936), † 17.12.2020,                      ­Anästhesiologie und Facharzt für Intensiv-                         Ärztlicher Bezirksverein Bern Regio
Spécialiste en médecine interne générale,                         medizin, Konsiliararzt im Kantonsspital
1580 Avenches                                                     Aarau AG seit 1. Januar 2021                                       Zur Aufnahme als ordentliches Mitglied
                                                                                                                                     hat sich angemeldet:
Heidi Guggenbühl (1927), † 15.1.2021,                            Kristian Jäckel, 9200 Gossau, Facharzt für
Fachärztin für Anästhesiologie, ­                                Allge­meine Innere Medizin, angestellt beim                         Krisztina Magyar, Fachärztin für Psychiatrie
2540 Grenchen                                                    Institut für Arbeitsmedizin IFA in Baden                            und Psychotherapie, Wylerstrasse 10,
                                                                 seit 9. November 2020                                               3014 Bern

Praxiseröffnungen /                                                                                                                  Einsprachen gegen dieses Vorhaben müssen
                                                                 Mathias Kaspar, 3073 Gümligen, Facharzt für
Nouveaux cabinets médicaux /                                                                                                         innerhalb 14 Tagen seit der Veröffentlichung
                                                                 Allgemeine Innere Medizin, Facharzt für
Nuovi studi medici                                                                                                                   schriftlich und begründet bei den Co-Präsiden-
                                                                 ­Kardiologie und Facharzt für Angiologie,
                                                                                                                                     ten des Ärztlichen Bezirksvereins Bern Regio
GE                                                                ­Praxiseröffnung in Praxisgemeinschaft mit
                                                                                                                                     eingereicht werden. Nach Ablauf der Frist ent-
                                                                   Dr. Jozo Katavic in Aarau per 1. Februar 2021
                                                                                                                                     scheidet der Vorstand über die Aufnahme der
Stéphanie Ann Sauty,                                                                                                                 Gesuche und über die allfälligen Einsprachen.
Spécialiste en gynécologie et obstétrique,                       Fabian König, 5430 Wettingen, Facharzt für
Chemin de Beau-Soleil 2, 1206 Genève                             Radiologie, angestellt im Röntgeninstitut
                                                                 in Baden seit 1. Januar 2021                                        Ärztegesellschaft des Kantons Luzern
TG                                                                                                                                   Zur Aufnahme in unsere Gesellschaft
                                                                                                                                     Sektion Gäu hat sich gemeldet:
                                                                 Jose Maria Segura Blazquez, Spanien, Las
Bernhard Rinderer,                                               Palmas de Gran Canaria, Praktischer Arzt,
Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin,                          Praxiseröffnung in Praxisgemeinschaft in                            Katharina Wechselberger, Fachärztin für Kin-
Zentrumsplatz 2, 8592 Uttwil                                     Kölliken per 3. Januar 2021                                         der- und Jugendmedizin, FMH, ab 1.3.2021:
                                                                                                                                     MedZentrum Hochdorf, Luzernstrasse 11,
                                                                 Als Chef- und Leitende Ärztinnen und Ärzte:                         6280 Hochdorf
Aargauischer Ärzteverband
                                                                                                                                     Einsprachen sind innert 20 Tagen nach der
Zur Aufnahme in den Aargauischen Ärzte­                          Evgenia Bousouni, 5015 Erlinsbach, Fachärztin
                                                                                                                                     Publikation schriftlich und begründet zu
verband haben sich angemeldet:                                   für Gynäkologie und Geburtshilfe, Leitende
                                                                                                                                     richten an: Ärztegesellschaft des Kantons
                                                                 Ärztin im Kantonsspital Aarau AG seit
                                                                                                                                     Luzern, Schwanenplatz 7, 6004 Luzern
Als ordentlich praktizierende Mitglieder:                        1. Januar 2021

                                                                 Daniel Eisenhart, 5000 Aarau, Facharzt für                          Ärzte-Gesellschaft des Kantons Zug
Electus Ajah, 6375 Beckenried, Facharzt
für Gynäkologie und Geburtshilfe, Praxis­                        Rechtsmedizin, Chefarzt im Kantonsspital                            Zur Aufnahme in die Ärzte-Gesellschaft
eröffnung in Praxisgemeinschaft in Baden                         Aarau AG seit 1. Januar 2013                                        des Kantons Zug als ordentliches Mitglied
per 11. Januar 2021                                                                                                                  hat sich angemeldet:
                                                                 Diese Kandidaturen werden in Anwendung
                                                                 von Art. 5 der Statuten des Aargauischen
Gabor Csiky-Strauss, 5000 Aarau, Praxis­                                                                                             Sofia Bampali, Fachärztin für Allgemeine
                                                                 Ärzteverbandes veröffentlicht. Einsprachen
eröffnung in Praxisgemeinschaft in Aarau                                                                                             ­Innere Medizin, Alpenstrasse 12, 6300 Zug
                                                                 müssen innert 14 Tagen seit der Bekannt­
per 1. Juli 2019
                                                                 machung schriftlich und begründet der
                                                                                                                                     Zur Aufnahme in die Ärzte-Gesellschaft des
                                                                 Geschäftsleitung des Aargauischen Ärzte­
Verena Franki, D-79585 Steinen, Fachärztin für                                                                                       Kantons Zug als ausserordentliches Mitglied
                                                                 verbandes eingereicht werden. Nach Ablauf
Kinder- und Jugendmedizin, Praxiseröffnung                                                                                           hat sich angemeldet:
                                                                 der Einsprachefrist entscheidet die Ge-
in Praxisgemeinschaft in Rheinfelden                             schäftsleitung über Gesuch und allfällige
per 12. Januar 2021                                              Einsprachen.                                                        Andreas Kümmel, Facharzt für Radiologie,
                                                                                                                                     FMH, Arzthaus Zug, Alpenstrasse 15, 6300 Zug

                                                                                                                                     Einsprachen gegen diese Kandidaturen
                                                                                                                                     müssen innerhalb 14 Tagen seit dieser
                                                                                                                                     Veröffentlichung schriftlich und begründet
                                                                                                                                     beim Sekretariat der Ärzte-Gesellschaft des
                                                                                                                                     Kantons Zug eingereicht werden. Nach Ablauf
                                                                                                                                     der Einsprachefrist entscheidet der Vorstand
                                                                                                                                     über Gesuch und allfällige Einsprachen.

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI                                  2021;102(6):203
Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission.              See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
202 FMH Unserer Gesundheits versorgung Sorge tragen - heute und in Zukunft!
BRIEFE | MIT TEILUNGEN                                                                                                                                                                    206

Briefe an die SÄZ
                                                                 Umweltschützern in Norddeutschland. Durch                           An beide: Habeck zeigt uns, wie wir mit be­
Begründung des Klimaschutzes:                                    persönliche Gespräche mit allen Beteiligten                         schränkten Ressourcen auch in der Gesund­
eine Aufgabe für die AefU?                                       vermittelte er eine Lösung, mit der alle leben                      heitsversorgung umgehen können, Jonas
Brief zu: Haemmerle P. Auf ein enkeltaugliches 2021.             konnten. Auch die Grünen kochen mit Strom!                          führt die Ehrfurcht und die Verantwortung
Schweiz Ärzteztg. 2021;102(3):87.
                                                                 Auf die Schweiz übertragen ermuntert Ha­                            für Mensch und Umwelt, deren Teil wir sind,
Wie lässt sich die Tätigkeit der AefU und na­                    becks Pragmatismus nur Politik der kleinen                          wieder ein. Natürlich kollidieren beide Sicht­
mentlich ihr Engagement für das Klima be­                        Schritte: Energiegesetz, gerechte KEV, Höher­                       weisen manchmal, wie wir es auch bei der
gründen? Medizinisch? Ökonomisch? Welt­                          besteuerung der SUV, bessere Hausisolatio­                          Sterbehilfe, der Abtreibung, sogar der Covid-
anschaulich? Ethisch? Eine Sendung der                           nen, Schiene statt Strasse, saisongerechte                          Bekämpfung gewohnt sind. Jawohl, auch im
Sternstunde Philosophie Ende 2020 handelte                       Nahrungsmittel u.a.m.                                               Klimaschutz schätzen wir die vermittelnde
von der ethischen Begründung des Klima­                          Und unsere Medizin? Indem sie primär auf                            Rolle der AefU.
schutzes anlässlich der Neuauflage von Hans                      das Wegschaffen von Symptomen fokussiert,                                                      Jean Berner, Luzern
Jonas’ «Prinzip Verantwortung». Eingeladen                       ist sie zunächst auf das Hier und Jetzt be­
war Deutschlands Grünenpräsident Robert                          schränkt. Der Blick in die Zukunft hat mit der
Habeck, der als pragmatischer Politiker natür­                   Präventivmedizin, der Palliativmedizin und
lich mit Jonas übereinstimmte, alles Men­                        der Spiritual Care erst begonnen. Die Verbes­
schenmögliche zum Schutz des Klimas zu                           serung des menschlichen Genoms, die künst­                          Briefe
tun. Und doch unterscheiden sich Jonas und                       liche Intelligenz und die Glückshormone
Habeck grundlegend: Jonas sieht die kollek­                      halte ich nicht für eine echte Zukunftsvision,                      Reichen Sie Ihre Leserbriefe rasch und bequem
tive Verantwortung der Menschen nicht nur                        sondern eher für eine Perversion technischen                        ein. Auf un­ serer neuen Homepage steht Ihnen
für die zukünftigen Menschen, sondern auch                       Könnens. Hier hat die AefU ihre Aufgabe:                            dazu ein spezielles Ein­gabetool zur Verfügung. Da-
für die ganze Schöpfung in ihrer Vielfalt und                    Massnahmen zu unterstützen, die in Zukunft                          mit kann Ihr Brief rascher bearbeitet und pu­bliziert
Schönheit. Habeck, der Pragmatiker, berich­                      eine echte Verbesserung der Condition hu­                           werden – damit Ihre Meinung nicht ­untergeht. Alle
tete über die Lösung einer Pattsituation zwi­                    maine versprechen. Sollen wir uns dabei eher                        Infos unter:
schen der Stromwirtschaft und Bauern und                         an Jonas oder an Habeck halten?                                     www.saez.ch/de/publizieren/leserbrief-einreichen/

Mitteilungen
Facharztprüfung
 Facharztprüfung zur Erlangung des
 Facharzttitels für Rheumatologie –
­mündliche Prüfung
Ort: CAREUM Bildungszentrum,
­Gloriastrasse 18, 8006 Zürich

Datum: Donnerstag, 19. August 2021

Anmeldefrist: 14. Mai 2021

Weitere Informationen finden Sie auf der
Website des SIWF unter www.siwf.ch →
Weiterbildung → Facharzttitel und
­Schwerpunkte → Rheumatologie

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI                                  2021;102(6):206
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202 FMH Unserer Gesundheits versorgung Sorge tragen - heute und in Zukunft!
TRIBÜNE Thema                                                                                                                                                                          214

Innovative Testmethode

Schneller zum richtigen
­Antibiotikum
Adrian Ritter
Freischaffender Journalist

                                Wie findet man schnellstmöglich das wirksame Antibiotikum für eine Patientin
                                oder einen Patienten? Das Start-up «Resistell» hat einen neuartigen Test für Anti-
                                biotikaresistenzen entwickelt.

                                Wer sich bewegt, hat verloren. Was bei einem beliebten                             messen das Bakterienwachstum in Kulturen, was
                                Kinderspiel gilt, trifft auch im Reich der Mikroben zu.                            ­deutlich länger dauert. «Musste man vorher ein bis
                                Mit einer neuartigen Testmethode misst das Start-up                                zwei Tage auf das Testergebnis warten, wissen wir jetzt
                                «Resistell» die feinsten Bewegungen von Mikroben.                                  innerhalb von ein paar Stunden, welches Antibioti-
                                Solange sich Bakterien bewegen, verraten sie damit                                 kum wirkt», sagt Dr. Danuta Cichocka, Mikrobiologin
                                auch, dass sie noch leben. Werden nun verschiedene                                 und CEO von Resistell. Bei der Weiterentwicklung
                                antibiotische Wirkstoffe der Probe zugefügt, lässt sich                            von Resistell soll in Zukunft ein zusätzlicher Vorteil
                                die wirksame Substanz daran erkennen, dass die Be­                                 der Methode nutzbar gemacht werden: Die Intensität
                                wegung der Mikroben stoppt.                                                        der mikrobiellen Bewegung gibt auch gleich einen
                                Mit diesem eleganten Prinzip krempelt Resistell das                                Hinweis, wie hoch die Dosis der Antibiotikagabe sein
                                bisherige Vorgehen um. Herkömmliche Verfahren                                      muss.

                                «Musste man vorher ein bis zwei Tage auf das Testergebnis warten, wissen wir jetzt innerhalb von ein paar Stunden,
                                ­welches Antibiotikum wirkt», sagt Dr. Danuta Cichocka, Mikrobiologin und CEO von Resistell.

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI                                  2021;102(6):214–215
Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission.            See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
TRIBÜNE Thema                                                                                                                                                                           215

                                Das Start-up Resistell besteht aus einem Team mit Expertise in Mikrobiologie, Ingenieur­wesen, Datenwissenschaft
                                und ­Entrepreneurship. Unten, dritte von rechts, ist CEO Danuta Cichocka.

                                Oberflächen abtasten                                                               dings zu schwach wirkt, besteht die Gefahr, dass sich
                                                                                                                   Resistenzen bilden – und auch Breitbandantibiotika
                                Das Start-up Resistell wurde 2018 gegründet und be-                                später nicht mehr wirksam sind.
                                steht aus einem Team mit Expertise in Mikrobiologie,
                                Ingenieurwesen, Datenwissenschaft und Entrepre-
                                                                                                                   Corona verschärft das Problem
                                neurship. Die Grundlagen für das neuartige Anti­
                                biotika-Testverfahren legte eine interdisziplinäre For-                            Wegen der Corona-Pandemie verschärft sich das Pro­
                                schungsgruppe um Physikprofessor Giovanni Dietler                                  blem der Antibiotikaresistenzen weltweit noch, ist Ci-
                                und Mediziner Sandor Kasas an der ETH Lausanne. Die                                chocka überzeugt. Denn Antibiotika werden noch häu-
                                Forschenden gingen für ihre neue Testmethode von                                   figer eingesetzt, um bei Covid-19-Patienten bakterielle
                                der Rasterkraftmikroskopie aus – ein Verfahren, das                                Ko-Infektionen zu verhindern.
                                die Abtastung von Oberflächen und die Messung selbst                               Resistell hat erfolgreiche Finanzierungsrunden hinter
                                atomarer Kräfte erlaubt – und entwickelten diese                                   sich. Jetzt sollen Anfang 2021 klinische Studien am
                                ­weiter.                                                                           Universitätsspital Lausanne und später an zwei Uni-
                                Resistell liefert Resultate dort schnell, wo wenige Stun-                          versitätsspitälern in Deutschland und Dänemark be-
                                den über Leben und Tod entscheiden können – etwa                                   ginnen. Zuerst wollen die Forschenden die Zulassung
                                beim Antibiotikaeinsatz bei einer Sepsis. Dabei will                               des neuen Verfahrens zur Behandlung von Sepsis er-
                                ­Resistell nicht nur den Patientinnen und Patienten                                langen, anschliessend sollen Studien mit Erregern von
                                helfen, sondern auch das Problem der Antibiotikare-                                Lungeninfektionen und sexuell übertragbaren Krank-
                                sistenzen entschärfen helfen: «Insbesondere in lebens-                             heiten folgen. CEO Danuta Cichocka ist zuversichtlich,
                                bedrohlichen Situationen setzen Ärztinnen und Ärzte                                dass Resistell Ende 2022 auf den Markt kommen kann.
                                heute schnell Breitbandantibiotika ein, weil die Zeit
                                fehlt, eine spezifisch wirksame Substanz zu suchen.                                Mehr Infos unter: www.resistell.com
                                Breitbandantibiotika sollten aber die letzte Therapie­
                                option sein, denn sie haben mehr Nebenwirkungen»,
                                sagt Cichocka. Setzen die Ärztinnen und Ärzte ande-                                Bildnachweis
adrianritter[at]gmx.ch          rerseits auf ein spezifisches Antibiotikum, das aller-                             © Pino Covino / Resistell

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI                                  2021;102(6):214–215
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TRIBÜNE Covid-19                                                                                                                                                                       218

Gewalt und Suizide: Auswirkungen der Pandemie auf die Fallzahlen

Der Lockdown im Kanton Aargau
Saskia Gauthier a , Daniel Eisenhart b , Patrick Laberke c
Institut für Rechtsmedizin Aargau, Kantonsspital Aarau
a
  Dr. med., Oberärztin; b Dr. med., Chefarzt; c Dr. med., Co-Abteilungsleiter Forensische Medizin und Oberarzt mbF

                                Es wurde befürchtet, dass während der Pandemie Fälle von häuslicher Gewalt und
                                Suizide zunehmen könnten [1]. In der Forensik-Abteilung des Instituts für Rechts-
                                medizin Aargau (IRMAG) entstand tatsächlich der Eindruck, dass mehr Fälle häus-
                                licher Gewalt und Suizide zu untersuchen waren als im gleichen Zeitraum in den
                                vorherigen Jahren. Diese Einschätzung wurde in einer Studie untersucht, deren Er-
                                gebnisse im Folgenden vorgestellt werden.

                                In der Schweiz stand 2020 das öffentliche Leben im                                 Bei den forensisch-klinischen Untersuchungen wurde
                                Rahmen der Corona-Pandemie zwischen dem 16. März                                   sowohl nach Art der Untersuchung unterschieden
                                und dem 11. Mai still. Schulen, Restaurants und Ge-                                (häusliche Gewalt, Körperverletzung, Untersuchung
                                schäfte waren auf behördliche Anweisung hin ge-                                    nach Sexualdelikt) als auch nach der Rolle der beteilig-
                                schlossen, Versammlungen von über 5 Personen wa-                                   ten Personen (geschädigt, tatverdächtig, beteiligt).
                                ren verboten, und die Einwohner wurden aufgefordert,                               Bei den Legalinspektionen wurden nur Fälle einge-
                                zu Hause zu bleiben. Als Folge davon litt die Wirtschaft,                          schlossen, bei denen kein Zweifel an einem Suizid be-
                                es kam zu Hamsterkäufen von Toilettenpapier und                                    stand. Erhoben wurde die Art des Suizids, wie z.B.
                                Backhefe, zu einem Einbruch des Flugverkehrs und ei-                               Erhän­gen oder Erschiessen, und, ob im Anschluss an
                                nem Ansturm auf Schweizer Naherholungsgebiete.                                     die Legalinspektion eine Obduktion erfolgt war. Alle
                                Die im Folgenden vorgestellte retrospektive Studie                                 erhobenen Daten wurden vollständig anonymisiert.
                                gibt Aufschluss, ob die Fallzahlen von häuslicher Ge-
                                walt und/oder Suiziden während des Lockdowns im
                                                                                                                   Ergebnisse
                                Kanton Aargau im Vergleich zu denselben Zeitperio-
                                den in den Vorjahren grosse Unterschiede aufweisen.                                In den Jahren 2017 bis 2020 wurden im IRMAG 784 fo-
                                                                                                                   rensisch-klinische Untersuchungen und 2279 amts-
                                                                                                                   ärztliche Leichenschauen (sog. Legalinspektionen)
                                Methode: Häufigkeitsanalyse
                                                                                                                   durchgeführt.
                                                                                                                   Tabelle 1 zeigt die Anzahl der jährlich zwischen dem
                                Die elektronische Falldatenbank des Instituts für
                                                                                                                   16. März und dem 11. Mai erfassten Fälle. Es fällt auf,
                                Rechtsmedizin Aargau wurde für den Zeitraum vom
                                                                                                                   dass 2020 deutlich mehr klinische Untersuchungen er-
                                16. März bis zum 11. Mai für die Jahre 2017–2020 nach
                                                                                                                   folgt waren als in den Jahren zuvor. Die Anzahl der un-
                                forensisch-klinischen Untersuchungen und Suiziden
                                                                                                                   tersuchten Suizide weist 2020 hingegen keinen deut­
                                durchsucht und eine Häufigkeitsanalyse durchge-
                                                                                                                   lichen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren auf.
                                führt. Das Signifikanzniveau wurde jeweils mit dem
                                                                                                                   In Tabelle 2 wird deutlich, dass die Fälle häuslicher Ge-
                                Chi-Quadrat-Test überprüft. An soziodemographi-
                                                                                                                   walt im definierten Untersuchungszeitraum starken
                                schen Parametern wurden Alter und Geschlecht er­
                                                                                                                   Schwankungen unterlagen. Die Körperverletzungsde-
                                hoben.
                                                                                                                   likte sind 2020 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich
                                Tabelle 1: Anzahl der forensisch-klinischen Untersuchungen                         angestiegen. Bezogen auf den Mittelwert der Jahre
                                (KU) und der Suizide im Untersuchungszeitraum 16.3.–11.5.                          2017–2019 wurden im Jahr 2020 im Untersuchungszeit-
                                nach Jahr (p = Signifikanzniveau
TRIBÜNE Covid-19                                                                                                                                                                       219

                                                                                                                   Teil der genannten Gründe [3, 4]. Mehrere Studien welt-
Tabelle 2: Anzahl der forensisch-klinischen Untersuchungen, gegliedert
                                                                                                                   weit zeigen, dass es bereits zu einer Zunahme von
nach S
     ­ chädigungsart im Untersuchungszeitraum.
                                                                                                                   häuslicher Gewalt im Rahmen der behördlichen Covid-
                     HG                    KV                    SD                    Anderes                     19-­Massnahmen gekommen ist [4–6].
2017                 4                     4                     0
                                                                                                                   Während des Lockdowns in der Schweiz im Frühjahr
2018                 12                    4                     5                     2
                                                                                                                   2020 wurden signifikant mehr forensisch-klinische
2019                 2                     14                    4                     2
                                                                                                                   Untersuchungen im Kanton Aargau durchgeführt als
2020                 12                    20                    1                     4
                                                                                                                   im Vergleich zu den Vorjahren, wobei insbesondere
p                    .057                  .00071                .273                  .317
                                                                                                                   Untersuchungen wegen Körperverletzungen, im Sinne
HG = häusliche Gewalt, KV = Körperverletzungen, SD = Sexualdelikt, p = Signifikanzniveau
TRIBÜNE Covid-19                                                                                                                                                                       220

                                                                                                                   gehenden Einschränkungen tatsächlich zu einer Zu-
Tabelle 3: Anzahl der Suizide, gegliedert nach Methode im Untersuchungszeitraum.
                                                                                                                   nahme von Körperverletzungsdelikten gekommen ist.
             Erhängen        Ertrinken     Er­       Zug            Sturz aus         AS           Anderes         Der subjektive Eindruck einer Zunahme häuslicher Ge-
                                           schiessen                Höhe
                                                                                                                   walt konnte aufgrund der Fallzahlen jedoch nicht ob-
2017         5               1             1             1          0                 4            2
                                                                                                                   jektiviert werden.
2018         1               1             2             2          3                 14           0
                                                                                                                   In der Zusammenschau mit der Literatur konnte auch
2019         4               2             2             1          2                 11           0
                                                                                                                   im Kanton Aargau eine Zunahme interpersoneller
2020         3               3             4             4          2                 6            0
p            .872            .275          .177          .102       .827              .283
                                                                                                                   ­Gewalt und von Suiziden, mutmasslich in Zusammen-
                                                                                                                   hang mit dem behördlich angeordneten Lockdown,
AS = assistierter Suizid, p = Signifikanzniveau
TRIBÜNE Thema                                                                                                                                                                              222

Ungleicher Zugang zur Fort­
pflanzungsmedizin in der Schweiz
Vera R. Mitter a,c , Regina Y. Widmer b,c
a
    PhD; b Dipl. Ärztin; c Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Inselspital, Universitätsspital und Universität Bern

                                    Im Dezember 2020 sagte auch der Ständerat im Grundsatz ja zur «Ehe für alle». Da­
                                    mit wird neu auch der Zugang zur Samenspende für Frauenpaare* geregelt. Dies ist
                                    ein wichtiger Schritt zur Beseitigung des ungleichen Zugangs zur Fortpflanzungs­
                                    medizin in der Schweiz, aber ist es genug? Weiterhin benachteiligt sind finanziell
                                    schwächer gestellte Paare, Alleinstehende, Männerpaare* und Transmenschen.

                                    Unfruchtbarkeit                                                                    schen und gesundheitlichen Konsequenzen der unge­
                                                                                                                       wollten Kinderlosigkeit evaluiert werden [2]. Frauen,
                                    Gemäss der Definition der WHO gilt ein Paar als un­                                die ungewollt kinderlos bleiben oder Fehlgeburten er­
                                    fruchtbar, wenn innerhalb eines Jahres mit regel­                                  litten, leiden signifikant häufiger an schweren Depres­
                                    mässigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr keine                                   sionen, psychischen Erkrankungen und Stress [3, 4].
                                    Schwangerschaft eintritt. Die WHO und die meisten                                  Kinderlosigkeit verkürzt die Lebenserwartung und er­
                                    Länder definieren Unfruchtbarkeit als Krankheit, da                                höht die Sterblichkeit durch kardiovaskuläre Erkran­
                                    das normale biologische Funktionieren des Körpers                                  kungen bei Frauen [5]. Schätzungen gehen davon aus,
                                    eingeschränkt ist [1]. Zunehmend wichtig wird uner­                                dass jedes fünfte bis siebte Paar den Kinderwunsch
* Frauenpaare meint immer           klärte Unfruchtbarkeit sowie die soziale Unfruchtbar­                              nicht erfüllen kann [6]. In der Schweiz wünschen sich
     «juristische Frauenpaare»,     keit (z.B. bei gleichgeschlechtlichen Paaren). Ob Inferti­                         junge Frauen beim Eintritt ins Reproduktionsalter im
     und Männerpaare meint
     immer «juristische
                                    lität als Krankheit akzeptiert wird, sollte aus ethischer                          Durchschnitt 2,4 Kinder, nur 4% haben konsequent kei­
     Männerpaare».                  Perspektive aufgrund der schwerwiegenden psychi­                                   nen Kinderwunsch. Wunsch und Realität liegen jedoch
                                                                                                                       weit auseinander, da es am Ende der fruchtbaren Jahre
                                                                                                                       nur 1,5 und bei Akademikerinnen sogar nur 1,2 Kinder
                                                                                                                       sind. Die Gründe dieser scheinbar ungewollten Kinder­
                                                                                                                       losigkeit sind in der Schweiz kaum erforscht, haben je­
                                                                                                                       doch auch Einfluss auf die Bevölkerungsstruktur [7].

                                                                                                                       Rechtliche Einschätzung
                                                                                                                       In vielen internationalen Rechtsgrundlagen wird Kin­
                                                                                                                       derwunsch als Grundbedürfnis unter dem Gesichts­
                                                                                                                       punkt der Persönlichkeitsentfaltung und des Privatle­
                                                                                                                       bens gesehen und die Fähigkeit, Kinder zu bekommen,
                                                                                                                       als biologische Grundfunktion. Daher geniesst der
                                                                                                                       Kinderwunsch auch in der Schweizer Bundesverfas­
                                                                                                                       sung entsprechenden rechtlichen Schutz (BV Art. 10, 13
                                                                                                                       und 14) [8, 9].
                                                                                                                       Dem gegenüber steht das Fortpflanzungsmedizinge­
                                                                                                                       setz (FMedG), das 1998 in Kraft trat und seither etliche
                                                                                                                       Revisionen erfuhr, zuletzt 2017. Zentral ist der Schutz
                                                                                                                       des Missbrauchs von Menschen im Rahmen der Fort­
In der Bundesverfassung gilt der Kinderwunsch als Grundbedürfnis.                                                      pflanzungsmedizin sowie der Schutz der Embryonen

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI                                      2021;102(6):222–224
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TRIBÜNE Thema                                                                                                                                                                          223

                                und Keimzellen. Zusätzlich regelt das Gesetz das Recht                             Stimulation des Eisprungs während eines Jahres über­
                                des geborenen Kindes auf Information über dessen                                   nommen. Das FMedG regelt bis heute, dass die Kosten
                                Herkunft. Der Zugang zur Fortpflanzungsmedizin ist                                 für die In-vitro-Fertilisation (IVF) oder die intrazyto­
                                gewährleistet für heterosexuelle Paare in einer stabi­                             plasmatische Spermieninjektion (ICSI) mit anschlies­
                                len Beziehung, die aufgrund ihres Alters für Pflege und                            sendem Embryotransfer von den Paaren selber getra­
                                Erziehung des Kindes sorgen können. Samenspende ist                                gen werden müssen. Seither wurde dieser Sachverhalt
                                nur Ehepaaren erlaubt, Leihmutterschaft und Eizell­                                durch Bundesgerichtsentscheide gestützt (z.B. BGE
                                spende sind verboten [9].                                                          125 V21 von 1999). Damit ist die Schweiz in Europa eines
                                Es kann darüber diskutiert werden, ob und wie diese                                der wenigen Länder, in denen die künstliche Befruch­
                                Gesetze zueinander in Konflikt stehen. Das Recht auf                               tung auch im Jahr 2021 noch keine Pflichtleistung ist,
                                Familiengründung gilt nicht für alle Menschen glei­                                trotz über 30-jähriger Anwendung [13].
                                chermassen. Dies wurde schon 2013 von der Nationa­                                 Die Behandlungskosten betragen zwischen CHF 4000
                                len Ethikkommission (NEK) festgestellt. Sie empfahl,                               und 9000 pro Zyklus. Üblich sind drei Behandlungszy­
                                dass die assistierte Reproduktion zusätzlich auch                                  klen für eine Schwangerschaft. Dieser finanzielle Druck
                                gleichgeschlechtlichen Paaren, unverheirateten Paa­                                verstärkt Ungleichheit und kann den Behandlungs­
                                ren und Alleinstehenden ermöglicht werden sollte [10].                             erfolg beeinflussen; Geldknappheit führt zu Stress und
                                Auch ein Gutachten im Auftrag des BAG «Zugang zur                                  ungesundem Lebensstil; häufig wird der Behandlungs­
                                Fortpflanzungsmedizin für alle?» kommt zum Schluss,                                beginn hinausgeschoben [14]. Durch die altersbedingte
                                dass, wenn der Ausschluss gewisser Personengruppen                                 Abnahme der Fruchtbarkeit werden Erfolgschancen
                                im FMedG beibehalten werden sollte, seitens des Staa­                              ­gemindert. Auch kulturelle und Sprachbarrieren kön­
                                tes gezeigt werden müsste, dass die als Hauptargu­                                 nen wichtige Gründe sein. Die komplizierten Behand­
                                ment gebrachte Beeinträchtigung des Kindeswohls                                    lungen sind mit eingeschränkten Sprachkenntnissen
                                effek­tiv existent sei [11].                                                       schwierig zu verstehen, und die teuren Medikamente
                                Die Fremdsamenspende ist in der Schweiz erlaubt,                                   werden falsch angewendet. Kosten für Übersetzer wer­
                                nicht aber die Eizellspende oder die Leihmutterschaft.                             den in diesem Bereich von niemandem übernommen.
                                Damit wird die biologische Mutterschaft höher ge­                                  Gerade für Personen mit Migrationshintergrund aus
                                wichtet als die biologische Vaterschaft und schliesst                              pronatalistischen Kulturen kann ein unerfüllter Kin­
                                gleichzeitig Frauen**, die keine Eizellen haben, von ei­                           derwunsch ein grosses Stigma sein [2]. In Europa zeigen
                                ner Mutterschaft und Männerpaare* von einer Eltern­                                Studien, dass die Erschwinglichkeit der Therapien eine
                                schaft aus [8]. Die nun geplanten Änderungen im                                    wichtige Rolle spielt. In Ländern mit grosser finanziel­
                                FMedG ermöglichen den Zugang zu medizinscher                                       ler Unterstützung wird medizinisch unterstützte Fort­
                                ­Samenspende im Inland für Frauenpaare*. Die Rechts­                               pflanzung häufiger genutzt, und Risiken können besser
                                unsicherheit für Kinder, die nicht im Rahmen der                                   kontrolliert werden [13].
                                Schweizer Gesetze, zum Beispiel durch soziale Samen­
                                spende oder im Ausland durch Leihmutterschaft, ge­
                                                                                                                   Behandlung im Ausland als Konsequenz?
                                zeugt wurden, bleibt bestehen. Diese Ungleichheiten
                                stehen weiterhin in Konflikt zu den heutigen Lebensre­                             Um Kosten zu sparen oder Gesetze zu umgehen, gehen
                                alitäten unserer Gesell­schaft [10–12]. Die NEK empfahl                            Schweizer Paare für die Behandlung ins Ausland. Ferti­
                                auch eine Legalisierung der Eizellspende, Embryonen­                               litätstourismus kann zu unlösbaren rechtlichen Situa­
                                spende und der Leihmutterschaft, letztere mit Vorbe­                               tionen im Herkunftsland führen, zur Unterschätzung
                                halt [10]. Auch der Zugang zu fertilitätsprotektiven                               der Behandlungszahlen (keine Erfassung in nationalen
                                Massnahmen für Transmenschen ist zu evaluieren.                                    IVF-Registern) und zu höheren Folgerisiken durch
                                                                                                                   Risiko­schwangerschaften. Im Ausland werden je nach
                                                                                                                   Gesetzes­lage riskantere Therapien angeboten. Häufig
                                Finanzierung der Behandlung
                                                                                                                   sind Alterslimiten flexibler, der Transfer mehrerer
                                In der Schweiz müssen medizinische Leistungen die                                  Embryo­nen ist üblicher oder invasivere Diagnostik er­
                                Anforderungen an Wissenschaftlichkeit, Zweckmäs­                                   laubt. Paare mit eingeschränkten finanziellen Mitteln
                                sigkeit und Wirtschaftlichkeit erfüllen, damit sie von                             befürworten auch in der Schweiz häufiger den Transfer
                                der Grundversicherung übernommen werden. 1993                                      von mehreren Embryonen. Mehrlingsschwangerschaf­
                                wurden die neuartigen Behandlungsmethoden als zu                                   ten und Frühgeburten treten in der Folge häufiger
** Hier ist die Person, die     wenig wissenschaftlich eingeschätzt. Von der Kran­                                 auf. Das Risiko für Komplikationen bei Geburt und
  schwanger wird, gemeint
  (unabhängig von der
                                kenkasse werden nur die Kosten für die diagnostische                               Schwangerschaft sowie mögliche lebenslange gesund­
  ­Geschlechtsidentität).       Abklärung, drei Inseminationen sowie die hormonelle                                heitliche Konsequenzen sind erhöht. Die Folgekosten

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI                                  2021;102(6):222–224
Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission.            See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
TRIBÜNE Thema                                                                                                                                                                          224

                                trägt die Allgemeinheit, und sie können wegen fehlen­                              son unfruchtbar ist. Die Kosten für die Behandlung
                                der Zahlen nur schwer abgeschätzt werden [13, 15]. Zur                             sollte­n beiden Partnern zu gleichen Teilen verrechnet
                                Reduktion des Fertilitätstourismus wäre eine pragma­                               werden.
                                tischere Haltung im Umgang mit Richtlinien und Ge­
                                                                                                                   Bildnachweis
                                setzen in der Fortpflanzungsmedizin notwendig [16].                                © Dragan Andrii | Dreamstime.com, Symbolbild
                                Zudem besteht gemäss einer Interpellation von Irène
                                Kälin zumindest der Verdacht, dass die Eizellspende                                Literatur
                                trotz Verbots von ausländischen oder grenznahen Zen­                                1 Zegers-Hochschild F, David Adamson G, Dyer S, Racowsky C,
                                                                                                                      De Mouzon J, Sokol R, et al. The International Glossary on
                                tren in der Schweiz beworben wird [17].
                                                                                                                      Infertility and Fertility Care. Hum Reprod. 2017;32:1786–801.
                                Fertilitätsbehandlungen sind sehr aufwendig und vor                                   doi:10.1093/humrep/dex234.
                                allem für die Frau** belastend und zeitintensiv. Auch in­                           2 Maung HH. Is infertility a disease and does it matter? Bioethics.
                                                                                                                      2019;33:43–53. doi:10.1111/bioe.12495.
                                direkte Kosten, wie für die Reise zu den Behandlungen                               3 Schwerdtfeger KL, Shreffler KM. Trauma of Pregnancy Loss and
                                oder die Möglichkeit, im Beruf freizunehmen, beein­                                   Infertility for Mothers and Involuntarily Childless Women in the
                                                                                                                      Contemporary United States. J Loss Trauma. 2009;14(3):211–27.
                                flussen den Zugang zu Behandlungen. Frauen** in Beru­                                 doi:10.1080/15325020802537486.
                                fen mit Schichtdienst und Anwesenheitspflicht haben                                 4 Lechner L, Bolman C, van Dalen A. Definite involuntary
                                                                                                                      childlessness: Associations between coping, social support and
                                grössere Schwierigkeiten. Trotz Übernahme der Leis­
                                                                                                                      psychological distress. Hum Reprod. 2007;22:288–94.
                                tungen bleiben in Norwegen Inanspruchnahme und                                        doi:10.1093/humrep/del327.
                                Therapieerfolgt abhängig vom sozioökonomischen                                      5 Kravdal Ø, Tverdal A, Grundy E. The association between parity,
                                                                                                                      CVD mortality and CVD risk factors among Norwegian women and
                                Statu­s [18]. In 60% aller Infertilitätsdiagnosen liegt der                           men. Eur J Public Health. 2020. doi:10.1093/eurpub/ckz235
                                Grund beim Mann oder bei beiden. Trotzdem bleiben                                   6 Inhorn MC, Patrizio P. Infertility around the globe: new thinking
                                                                                                                      on gender, reproductive technologies and global movements in
                                der Behandlungsaufwand und die Kosten der Behand­
                                                                                                                      the 21st century. Hum Reprod Update. 2015;21:411–26.
                                lung zum grösseren Teil an der Frau** hängen. Die                                     doi:10.1093/humupd/dmv016.
                                                                                                                    7 Burkimsher M, Zeman K. Childlessness in Switzerland and Austria.
                                Frau** wird somit für ein häufig «gemeinsames Krank­
                                                                                                                      In: Kreyenfeld M, Konietzka D, editors. Childlessness Eur. Context.
                                heitsbild» finanziell überproportional belastet.                                      Causes Consequences, Springer International Publishing; 2017,
                                                                                                                      115–32.
                                                                                                                    8 Kuhn M. Recht auf Kinder?: der verfassungsrechtliche Schutz des
                                Jedes Paar sollte Zugang zur Behandlung                                               Kinderwunschs. 1st ed. Dike-Verlag; 2008.
                                                                                                                    9 Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft.
                                haben                                                                                 Bundesgesetz über die medizinisch unterstützte Fortpflanzung
                                                                                                                      (Fortpflanzungsmedizingesetz, FMedG, SR 810.11) und die
                                Ein gerechter Zugang und eine geeignete Finanzierungs­                                Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft (BV, SR
                                regelung der Fortpflanzungsmedizin in der Schweiz                                     101).
                                                                                                                   10 Nationale Ethikkommission. Die medizinisch unterstützte
                                könnten die mit Ausweichstrategien assoziierten Risi­                                 Fortpflanzung – Ethische Überlegungen und Vorschläge für die
                                ken und deren Folgekosten reduzieren. Zum Beispiel                                    Zukunft. Stellungnahme Nr. 22/2013.
                                                                                                                   11 Seelmann K. Gutachten im Auftrag des Bundesamts für
                                wird in Belgien nur der Transfer eines Embryos pro Zy­                                Gesundheit über «Zugang zur Fortpflanzungsmedizin für alle?».
                                klus vergütet, was die Risiken für Mehrlingsschwanger­                                2018.
                                                                                                                   12 Funiciello T. Frauen – ein Detail. SonntagsZeitung. 2020:27.
                                schaften reduziert [19]. Jedes Paar mit Kinderwunsch
                                                                                                                   13 Berg Brigham K, Cadier B, Chevreul K. The diversity of regulation
                                sollte Zugang zu adäquater Behandlung haben, unab­                                    and public financing of IVF in Europe and its impact on utilization.
                                hängig von seinen finanziellen und ökonomischen                                       Hum Reprod. 2013;28:666–75. doi:10.1093/humrep/des418
                                                                                                                   14 Matthiesen SMS, Frederiksen Y, Ingerslev HJ, Zachariae R. Stress,
                                Möglichkeiten, seiner sexuellen Orientierung, der Ge­                                 distress and outcome of assisted reproductive technology (ART):
                                schlechtsidentität und unabhängig davon, welche Per­                                  A meta-analysis. Hum Reprod. 2011;26:2763–76.
                                                                                                                      doi:10.1093/humrep/der246
                                                                                                                   15 Präg P, Mills MC. Assisted Reproductive Technology in Europe:
                                                                                                                      Usage and Regulation in the Context of Cross-Border Reproductive
                                                                                                                      Care. In: Kreyenfeld M, Konietzka D, editors. Childlessness Eur.
                                                                                                                      Context. Causes Consequences, Springer International Publishing;
                                Das Wichtigste in Kürze                                                               2017, 289–307.
                                •	 In vielen internationalen Rechtstexten wird der Kinder-                        16 Van Beers BC. Is Europe «giving in to baby markets»? Reproductive
                                                                                                                      tourism in Europe and the gradual erosion of existing legal limits
                                   wunsch als elementares Grundbedürfnis deklariert.
                                                                                                                      to reproductive markets. Med Law Rev. 2014;23:103–34.
                                •	In der Schweiz haben nicht alle Menschen denselben Zugang
                                                                                                                      doi:10.1093/medlaw/fwu103
                                   zu fortpflanzungsmedizinischen Behandlungen. Weiterhin                          17 Kälin I. Interpellation zur «Eizellspende in Schweizer IVF-Zentren».
                                   benachteiligt sind finanziell schwächer gestellte Paare,                           2018.
                                   ­Alleinstehende, Männerpaare* und Transmenschen.                                18 Goisis A, Håberg SE, Hanevik HI, Magnus MC, Kravdal Ø.
                                •	Um Kosten zu sparen oder Gesetze zu umgehen, gehen                                 The demographics of assisted reproductive technology births
Vera Mitter                                                                                                           in a Nordic country. Hum Reprod. 2020;35:1441–50.
                                    Schweizerinnen und Schweizer für die Behandlung ins Aus-
Inselspital                                                                                                           doi:10.1093/humrep/deaa055
                                    land. Ausserhalb der Schweiz werden je nach Gesetzeslage
Friedbühlstrasse 19                                                                                                19 Dunn AL, Stafinski T, Menon D. An international survey of assisted
CH-3010 Bern
                                    riskantere Therapien angeboten. Die Autorinnen fordern da-                        reproductive technologies (ARTs) policies and the effects of these
Tel. 031 632 18 32                  her einen gerechteren Zugang und eine geeignete Finanzie-                         policies on costs, utilization, and health outcomes. Health Policy
vera.mitter[at]insel.ch             rungsregelung zur Fortpflanzungsmedizin in der Schweiz.                           (New York). 2014;116:238–63. doi:10.1016/J.HEALTHPOL.2014.03.006

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI                                  2021;102(6):222–224
Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission.            See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
HORIZONTE Objek tgeschichte                                                                                                                                                              225

Berührendes Kranksein
Iris Ritzmann
Prof. Dr. med. et lic. phil., Mitglied der Redaktion Medizingeschichte

                                TOUCH ME I’M SICK. Der Schriftzug springt sofort ins                               krank zu erkennen geben und eine Berührung verlan-
                                Auge. Er prangt in farbigen Grossbuchstaben auf ei-                                gen? Schreckt diese Forderung ab oder löst sie Mitleid
                                nem senfgelben T-Shirt, eindringlich, wuchtig, pro­                                aus? Und was passiert mit mir, wenn ich selber krank
                                vokativ. Ob der Künstler und Musiker Ross Sinclair das                             wäre und das T-Shirt tragen würde? Was macht Krank-
                                T-Shirt selbst getragen hat? Vorstellbar ist es. Er schuf                          heit mit uns Gesunden, mit uns Kranken?
                                sein Kunstobjekt 1998. Den Titel übernahm er vom
                                gleichnamigen             Stück       der
                                                                                                                                                      Kultur in
                                amerikanischen Grunge-
                                                                                                                                                        ­Epidemiezeiten
                                Band       Mudhoney            aus
                                dem Jahr 1988. Damals                                                                                                         Das T-Shirt gab der
                                hielt die Immunschwä-                                                                                                          Ausstellung          «‘Touch
                                che Aids die Welt in                                                                                                           Me, I’M Sick’ – Kunst
                                Atem. Die Krankheit                                                                                                             blickt auf Krankheit»
                                hatte Europa erreicht                                                                                                           den      Titel,    die     im
                                und bereits Tausende                                                                                                            Kunstraum Baden zu
                                von ­Todesopfern ge-                                                                                                            sehen war und sich
                                fordert. Obschon die                                                                                                           feinfühlig und auf-
                                Ansteckungswege be-                                                                                                         wühlend           mit        sehr
                                kannt waren, wurde die Aus-                                                                                       unterschied­
                                                                                                                                                             lichen, doch aus-
                                breitung der neuen Krank-                                                                                          nahmslos ­
                                                                                                                                                            zutiefst berühren-
                                heit von Schuldzuweisungen,                                                                                        den Werken der Beziehung
                                Abgrenzung und Distanz be-                                                                                          zwischen Kunst und Krank-
                                gleitet.                                                                                                             heit widmete. Im März wurde
                                Sinclair, der 1966 in Glasgow                                                                                        die Ausstellung jäh von den
                                geboren wurde, beschäftigte                                                                                          Massnahmen unterbrochen,
                                sich vor allem mit der Über-                                                                                          die eine Ver­
                                                                                                                                                                  breitung des
                                windung von Grenzen. Er                                                                                              ­Coronavirus verhindern soll-
                                brachte seine visuelle Kunst                                                                                       ten. Gerade in diesem Kontext
                                mit Rockmusik zusammen, indem er gleichzeitig als                                  hätte das Kunstwerk von Sinclair zu einer kontrovers
                                Maler und Musiker auftrat. Und er verliess die konven-                             geführten Auseinandersetzung beitragen können.
                                tionelle Ausstellungspraxis in Richtung einer interak-                             Denn der Ruf nach Nähe trotz Krankheit, nach
                                tiven Begegnung von Publikum und Künstler. Mit sei-                                Menschlichkeit          trotz     Angst,       kann       einem       rein
                                nem Schaffen bricht Sinclair ­Tabus, löst Emotionen aus                            biologistischen ­
                                                                                                                   ­               Denken fruchtbar entgegenwirken.
                                und regt zum Nachdenken an. So auch mit diesem                                     Und aufzeigen, wie wichtig Kultur in Epidemiezeiten
                                Kunstobjekt, dem beschrifteten T-Shirt.                                            ist.

                                Was macht Krankheit mit uns?
                                                                                                                   Bildnachweis
                                Kranke berührt man nicht. Warum eigentlich? Steht                                  Ross Sinclair: TOUCH ME I’M SICK, 1998. T-Shirt Painting
                                hinter dieser Distanz wirklich stets einzig die rationale                          (T-Shirt, ­Grundierung, Acryl)
                                                                                                                   Ausstellung «‘Touch Me, I’M Sick’ – Kunst blickt auf Krankheit»,
                                Angst vor einer Ansteckung? Was geschieht mit uns,                                 Baden 2020.
iris.ritzmann[at]saez.ch        den vermeintlich Gesunden, wenn Kranke sich als                                    Foto: Iris Ritzmann

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI                                  2021;102(6):225
Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission.              See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
HORIZONTE Buchbesprechungen                                                                                                                                                             226

                                                                                                                                     Manuel
                                                                                                                                                              Alzheimer et autres
                                                                                                                                                              formes de démence.
                                                                                                                                                              Insuffler un élan
                                                                                                                                                              ­positif au quotidien
                                                                                                                                                               Guide pratique à
                                                                                                                                                               l’usage des proches
                                                                                                                                                              Stefanie Becker

                                                                                                                                                               hêne-Bourg: RMS
                                                                                                                                                              C
                                                                                                                                                              Editions / Médecine &
                                                                                                                                                              Hygiène; 2020

                                                                                                                                     Cet ouvrage, rédigé par la directrice de Alzhei-
                                                                                                                                     mer Suisse, est une addition bienvenue au ma-
                                                                                                                                     tériel disponible pour guider les proches de pa-
                                                                                                                                     tients présentant une démence. Guère besoin
                                                                                                                                     de rappeler l’ampleur du problème: en Suisse,
                                                                                                                                     quelque 150 000 personnes en souffrent, sans
                                                                                                                                     parler des soucis quotidiens rencontrés.
                                                                                                                                     Un chiffre qui constitue un réel défi pour les
                                                                                                                                     professionnels et le système de santé. Ce livre
                                                                                                                                     est une source de valeur d’informations,
                                                                                                                                     de recom­mandations, de soutien, pour ceux
                                                                                                                                     qui sont touchés par la problématique ou la
                                                                                                                                     prennent en charge. Sur les huit chapitres, un
                                                                                                                                     est entièrement consacré aux proches aidants:
                                                                                                                                     «Et si je prenais soin de moi?»
                                                                                                                                     Parmi les thèmes abordés, il y a l’importance
                                                                                                                                     de (se faire) dépister suffisamment tôt et de
                                                                                                                                     s’accorder le «bénéfice de la certitude» – on
                                                                                                                                     sait l’effet positif d’un diagnostic articulé –
                                                                                                                                     aussi mauvaise la nouvelle soit-elle. Sont dis-
                                                                                                                                     cutées les manières de permettre au patient
                                                                                                                                     de s’adapter, les médicaments et modalités
                                                                                                                                     de prises en charge. Dans les premiers stades,
                                                                                                                                     des questions pratiques se posent: quand
                                                                                                                                     vaut-il mieux renoncer à conduire? Est-il re-
                                                                                                                                     comman­dé d’établir des directives anticipées?
                                                                                                                                     Le dernier chapitre aborde les aspects juri-
                                                                                                                                     diques et financiers: démence et capacité de
                                                                                                                                     discernement, mission de l’autorité de protec-
                                                                                                                                     tion de l’adulte.
                                                                                                                                     De nombreuses vignettes cliniques résumées
                                                                                                                                     illustrent des situations de vie rencontrées
                                                                                                                                     dans la pratique. Des encadrés didactiques fa-
                                                                                                                                     cilitent la lecture, sans oublier un index dé-
                                                                                                                                     taillé et une bibliographie. Destiné initiale-
                                                                                                                                     ment aux proches aidants, cet ouvrage pourra
                                                                                                                                     certainement aussi être d’une grande utilité
                                                                                                                                     pour les professionnels des domaines médical
                                                                                                                                     et soignant.

                                                                                                                                       Dr méd. Jean Martin, membre de la rédaction

                                                                                                                                     jeanmartin280[at]gmail.com

                                                                                              e.com
                                                                                      mstim
                                                                        ur   | Drea
                                                                 : © Eln
                                                       ac   hweis
                                               Bildn

SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI                                  2021;102(6):226 –227
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