202 FMH Unserer Gesundheits versorgung Sorge tragen - heute und in Zukunft!
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SÄZ – BMS Bulletin des médecins suisses – Bollettino dei medici svizzeri – Gasetta dals medis svizzers Schweizerische Ärztezeitung 201 Editorial 214 Tribüne 228 «Zu guter Letzt» von Alexander Zimmer Schneller zum richtigen von Hermann Amstad 6 10. 2. 2021 «Für Sie» geht nur Antibiotikum Ein Hoch auf das Wintertief «mit Ihnen» 202 FMH Unserer Gesundheitsversorgung Sorge t ragen – heute und in Zukunft! Offizielles Organ der FMH und der FMH Services www.saez.ch Organe officiel de la FMH et de FMH Services www.bullmed.ch Bollettino ufficiale della FMH e del FMH Services Organ ufficial da la FMH e da la FMH Services Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
INHALTSVERZEICHNIS 197 Verlag Redaktion Ethik Dr. med. vet. Matthias Scholer, Chefredaktor; Prof. Dr. theol. Christina Aus der Au; Annette Eichholtz, M.A., Managing Editor; Prof. Dr. phil., Dipl. Biol. Rouven Porz Julia Rippstein, Redaktorin Print und Online; Redaktion Medizingeschichte Nina Abbühl, Junior Redaktorin Prof. Dr. med. et lic. phil. Iris Ritzmann; Prof. Dr. rer. soc. Eberhard Wolff Externe Redaktion Redaktion Public Health, Epidemiologie, Biostatistik Prof. Dr. med. Anne-Françoise Allaz, Mitglied FMH; Prof. Dr. med. Milo Puhan Dr. med. Werner Bauer, Mitglied FMH; Prof. Dr. oec. Urs Brügger; Redaktion Recht Prof. Dr. med. Samia Hurst; Dr. med. Jean Martin, Mitglied FMH; Dr. iur. Ursina Pally, Leiterin Rechtsdienst FMH Dr. med. Jürg Schlup, Präsident FMH; Dr. med. Daniel Schröpfer, Mitglied FMH; Charlotte Schweizer, Leitung Kommunikation der FMH; Prof. Dr. med. Hans Stalder, Mitglied FMH FMH EDITORIAL:Alexander Zimmer 201 «Für Sie» geht nur «mit Ihnen» AKTUELL:Charlotte Schweizer, Jürg Schlup 202 Unserer Gesundheitsversorgung Sorge tragen – heute und in Zukunft! In den vergange- nen Monaten wurde vielen Menschen bewusst, wie wertvoll ein gut funktionierendes Gesund- heitssystem ist. Medizinische Hilfe – überall und jederzeit – ist nicht selbstverständlich. Nur ein gut geschultes und motiviertes Gesundheitspersonal ist allzeit engagiert, belastbar und leistungs- fähig. In einer Öffentlichkeitskampagne mit Plakaten und Online-Inseraten hat die FMH den Wert einer guten medizinischen Versorgung in Praxen und Spitälern eindrucksvoll a ufgezeigt. 203 Personalien Briefe / Mitteilungen 206 Briefe an die SÄZ 206 Facharztprüfung FMH Services 207 Stellen und Praxen (nicht online) Tribüne THEMA: Adrian Ritter 214 Schneller zum richtigen Antibiotikum Füllerinserat COVID-19: S Balken askia Gauthier, Daniel Eisenhart, Patrick Laberke quer 210 x 64 mm 218 Der Lockdown im Kanton Aargau Swiss Medical Events Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen auf einen Blick! Immer aktuell Einfach Grosse durchsuchbar fachliche events.emh.ch Breite Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html Scan this !
INHALTSVERZEICHNIS 198 Tribüne THEMA: Vera R. Mitter, Regina Y. Widmer 222 Ungleicher Zugang zur Fortpflanzungsmedizin in der Schweiz Horizonte OBJEKTGESCHICHTE:Iris Ritzmann 225 Berührendes Kranksein 226 Buchbesprechungen Zu guter Letzt Hermann Amstad 228 Ein Hoch auf das Wintertief HUBER Stöbern Sie in unserem neuen Online-Shop! Entdecken Sie unser Angebot an Fachbüchern, Kriminalromanen oder Kinderbüchern. shop.emh.ch Scan this! 19200229_Inserat_Banner Online-shop.indd 1 22.08.19 10:06 Impressum Schweizerische Ärztezeitung Rubrik FMH Services: FMH Consulting © FMH mit den Beipackzetteln der verwende- Offizielles Organ der FMH Services, Stellenvermittlung, Die Schweizerische Ärztezeitung ist ten Medikamente verglichen werden. und der FMH Services Postfach 246, 6208 Oberkirch, Tel. +41 aktuell eine Open-Access-Publikation. Druck: Vogt-Schild Druck AG, Redaktionsadresse: Nina Abbühl, (0)41 925 00 77, Fax +41 (0)41 921 05 86, FMH hat daher EMH bis auf Widerruf https://www.vsdruck.ch/ Redaktionsassistentin SÄZ, mail@fmhjob.ch, www.fmhjob.ch ermächtigt, allen Nutzern auf der Basis EMH Schweizerischer Ärzteverlag AG, der Creative-Commons-Lizenz Farnsburgerstrasse 8, 4132 Muttenz, Abonnemente FMH-Mitglieder: «Namensnennung – Nicht kommer- Tel. +41 (0)61 467 85 72, FMH Verbindung der Schweizer ziell – Keine Bearbeitung 4.0 inter redaktion.saez@emh.ch, www.saez.ch Ärztinnen und Ärzte, Elfenstrasse 18, national» das zeitlich unbeschränkte 3000 Bern 15, Tel. +41 (0)31 359 11 11, Recht zu gewähren, das Werk zu ver Verlag: EMH Schweizerischer Ärzte- Fax +41 (0)31 359 11 12, dlm@fmh.ch vielfältigen und zu verbreiten und verlag AG, Farnsburgerstrasse 8, öffentlich zugänglich zu machen. 4132 Muttenz, Tel. +41 (0)61 467 85 55, Andere Abonnemente: Der Name des Verfassers ist in jedem www.emh.ch EMH Kundenservice, Postfach, Fall klar und transparent auszuweisen. 4601 Olten, Tel. +41 (0)44 305 82 38, Die kommerzielle Nutzung ist nur mit Anzeigen: emh@asmiq.ch ausdrücklicher vorgängiger Erlaubnis Markus Süess, von EMH und auf der Basis einer Key Account Manager EMH Abonnementspreise: Jahresabonne- schriftlichen Vereinbarung zulässig. Tel. +41 (0)61 467 85 04, ment CHF 320.– zzgl. Porto. Titelbild: markus.sueess@emh.ch Hinweis: Alle in dieser Zeitschrift pu © FMH ISSN: Printversion: 0036-7486 / blizierten Angaben wurden mit der Stellenmarkt und Rubrikanzeigen: elektronische Ausgabe: 1424-4004 grössten Sorgfalt überprüft. Die ange- Inserateannahme, Erscheint jeden Mittwoch gebenen Dosierungen, Indikationen Tel. +41 (0)61 467 85 71, und Applikationsformen, vor allem von stellenmarkt@emh.ch Neuzulassungen, sollten in jedem Fall Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
FMH Editorial 201 «Für Sie» geht nur «mit Ihnen» Alexander Zimmer Dr. med., Mitglied des Zentralvorstandes und Departementsverantwortlicher Digitalisierung / eHealth Zunächst möchte ich mich bei Ihnen bedanken, dass So gesehen finde ich es durchaus verständlich, wenn Sie mir Ihr Vertrauen schenken und mich für die neue die Ärzteschaft gemäss dem Digital Trends Survey [1] Legislatur als Ihren Vertreter in den Zentralvorstand zwar die verschiedenen Formen der digitalen Dienst gewählt haben. Ich freue mich auf die neue Aufgabe leistungen zunehmend besser kennt, aber deren Bene und gehe sie gleichzeitig auch mit dem dafür notwen fit offensichtlich noch nicht im gleichen Ausmass se digen Respekt an. hen kann. Es ist mir bewusst, dass ich mich mit der Übernahme Als Mitglied des Zentralvorstandes der FMH nehme des Departements Digitalisierung / eHealth von der ich Bedenken, die von Ihnen, liebe Kolleginnen und neu gewählten Präsidentin der FMH, Yvonne Gilli, die Kollegen, in solchen Umfragen geäussert werden, sehr dieses mit grosser Umsicht führte, einer besonderen ernst. Gleichzeitig sehe ich es auch als meine Aufgabe Beobachtung aussetze. Gleichwohl war es mein an, wichtige Entwicklungen im Gesundheitswesen zu Wunschdepartement. Ich kann auf ein fachlich hoch antizipieren. Dabei muss ich auch Stimmen im Umfeld kompetentes und gut eingespieltes Team inner halb des Departements bauen. Zudem bin ich mit Um nutzbringende Lösungen zu erarbeiten, vielen der in diesem Themenbereich tätigen Kol brauchen wir Ihre Erfahrung als Anwender der leginnen und Kollegen durch meine langjährige Technologie vor Ort in den Praxen und Kliniken. Mitarbeit in der AG eHealth bereits bekannt. Die Digitalisierung stellt eine der grossen Herausforde unseres Wirkens angemessen Gehör schenken. Welche rungen mit entsprechenden Chancen und Risiken für Entwicklungen könnten zukünftig im Gesundheits das Gesundheitswesen dar. Dabei geht es nicht nur um wesen Bedeutung erlangen? Wo liegen die Chancen das elektronische Patientendossier und um den elek und die Risiken der neuen Anwendungen und damit tronischen Datenaustausch unter Ärztinnen und Ärz verbundener Datenaggregation? Wie können wir die ten und anderen Gesundheitsdienstleistungspart Risiken steuern, die unweigerlich mit diesen Ent nern. Es geht auch um die Prüfung der vielen weiteren wicklungen einhergehen können? Wie können wir es digitalen Gesundheitsanwendungen, die seitens der Ihnen erleichtern, in sinnvolle Weiterentwicklungen mit e inzusteigen? Wie können wir die Angebote der Di Die Digitalisierung stellt eine der grossen Her- gitalisierung zu Ihrem Vorteil und zum Nutzen einer ausforderungen mit entsprechenden Chancen verbesserten Patientenbehandlung mitgestalten und und Risiken für das Gesundheitswesen dar. aktiv beeinflussen? Vielleicht klingt es profan, wenn ich sage, dass ich dazu Patientinnen und Patienten bereits benutzt und zu in den nächsten vier Jahren den regen Austausch mit nehmend von ihnen gefordert werden. Ich habe be Ihnen benötige: zum einen über Umfragen, zum an wusst geschrieben, dass es zunächst um die Prüfung deren über den Austausch in den entsprechenden der Angebote geht. Angebote müssen einen Mehrwert Arbeitsgruppen der FMH. Wir brauchen Ihre Erfah schaffen, bevor sie eingeführt werden. Sei es nun im rungen als Anwender der Technologie vor Ort in den Sinne einer Verbesserung der Behandlungsqualität, Praxen und den Kliniken. Nur mit Ihnen zusammen der Patientensicherheit, der Transparenz oder der Ver werden wir die digitale Transformation des Gesund schlankung der Arbeitsabläufe im Praxisalltag. heitswesens sinnbringend für alle umsetzen können. Primum non nocere – zuerst einmal nicht schaden. Die «Für Sie» geht nur «mit Ihnen.» ser elementare Grundsatz des Hippokratischen Eides ist zu Recht tief im Bewusstsein der Ärzteschaft einge Literatur brannt. Er behält seine Bedeutung auch im Hinblick 1 Digital Trends Survey 2019 der FMH. www.fmh.ch/files/pdf23/ auf die Digitalisierung. fmh-digital-trends-survey-2019-de.pdf SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2021;102(6):201 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
FMH Ak tuell 202 FMH-Kampagne Unserer Gesundheitsversorgung Sorge tragen – heute und in Zukunft! Charlotte Schweizer a , Jürg Schlup b , Verantwortliche der Kampagne bei der FMH a Abteilungsleiterin Kommunikation, b ehemaliger Präsident der FMH In den vergangenen Monaten wurde vielen Menschen bewusst, wie wertvoll ein gut funktionierendes Gesundheitssystem ist. Medizinische Hilfe – überall und je- derzeit – ist keineswegs selbstverständlich. Nur ein gut geschultes und motiviertes Gesundheitspersonal ist allzeit engagiert, belastbar und leistungsfähig. Die FMH setzte ihre Öffentlichkeitskampagne im Ärztinnen und Ärzten ist nachweislich leistungsfähig. Herbst 2020 fort. Über Plakate an stark frequentierten Die letzten Monate haben dies eindrücklich gezeigt. Stellen sowie über deutsch- und französischsprachige Es gilt deshalb, unserer heutigen und zukünftigen Online-Inserate sollte der Wert einer guten medizini- Gesundheitsversorgung Sorge zu tragen. Eine gute schen Versorgung in Praxen und Spitälern aufgezeigt medizinische Versorgung sollte deshalb der relevante werden. Das Schweizer Gesundheitswesen mit seinen Massstab für gesundheitspolitische Entscheidungen bestens ausgebildeten, engagierten und motivierten sein. Über bildlich starke Plakate präsentierte die FMH ihre zentrale Botschaft an gut f requentierten Orten in der Schweiz und auch auf Online-Portalen grosser Schweizer Tageszeitungen. SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2021;102(6):202 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
FMH Personalien 203 Personalien Todesfälle / Décès / Decessi Roland Glinz, 4800 Zofingen, Facharzt für Ärztegesellschaft des Kantons Bern Jacques de Siebenthal (1936), † 17.12.2020, Anästhesiologie und Facharzt für Intensiv- Ärztlicher Bezirksverein Bern Regio Spécialiste en médecine interne générale, medizin, Konsiliararzt im Kantonsspital 1580 Avenches Aarau AG seit 1. Januar 2021 Zur Aufnahme als ordentliches Mitglied hat sich angemeldet: Heidi Guggenbühl (1927), † 15.1.2021, Kristian Jäckel, 9200 Gossau, Facharzt für Fachärztin für Anästhesiologie, Allgemeine Innere Medizin, angestellt beim Krisztina Magyar, Fachärztin für Psychiatrie 2540 Grenchen Institut für Arbeitsmedizin IFA in Baden und Psychotherapie, Wylerstrasse 10, seit 9. November 2020 3014 Bern Praxiseröffnungen / Einsprachen gegen dieses Vorhaben müssen Mathias Kaspar, 3073 Gümligen, Facharzt für Nouveaux cabinets médicaux / innerhalb 14 Tagen seit der Veröffentlichung Allgemeine Innere Medizin, Facharzt für Nuovi studi medici schriftlich und begründet bei den Co-Präsiden- Kardiologie und Facharzt für Angiologie, ten des Ärztlichen Bezirksvereins Bern Regio GE Praxiseröffnung in Praxisgemeinschaft mit eingereicht werden. Nach Ablauf der Frist ent- Dr. Jozo Katavic in Aarau per 1. Februar 2021 scheidet der Vorstand über die Aufnahme der Stéphanie Ann Sauty, Gesuche und über die allfälligen Einsprachen. Spécialiste en gynécologie et obstétrique, Fabian König, 5430 Wettingen, Facharzt für Chemin de Beau-Soleil 2, 1206 Genève Radiologie, angestellt im Röntgeninstitut in Baden seit 1. Januar 2021 Ärztegesellschaft des Kantons Luzern TG Zur Aufnahme in unsere Gesellschaft Sektion Gäu hat sich gemeldet: Jose Maria Segura Blazquez, Spanien, Las Bernhard Rinderer, Palmas de Gran Canaria, Praktischer Arzt, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin, Praxiseröffnung in Praxisgemeinschaft in Katharina Wechselberger, Fachärztin für Kin- Zentrumsplatz 2, 8592 Uttwil Kölliken per 3. Januar 2021 der- und Jugendmedizin, FMH, ab 1.3.2021: MedZentrum Hochdorf, Luzernstrasse 11, Als Chef- und Leitende Ärztinnen und Ärzte: 6280 Hochdorf Aargauischer Ärzteverband Einsprachen sind innert 20 Tagen nach der Zur Aufnahme in den Aargauischen Ärzte Evgenia Bousouni, 5015 Erlinsbach, Fachärztin Publikation schriftlich und begründet zu verband haben sich angemeldet: für Gynäkologie und Geburtshilfe, Leitende richten an: Ärztegesellschaft des Kantons Ärztin im Kantonsspital Aarau AG seit Luzern, Schwanenplatz 7, 6004 Luzern Als ordentlich praktizierende Mitglieder: 1. Januar 2021 Daniel Eisenhart, 5000 Aarau, Facharzt für Ärzte-Gesellschaft des Kantons Zug Electus Ajah, 6375 Beckenried, Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Praxis Rechtsmedizin, Chefarzt im Kantonsspital Zur Aufnahme in die Ärzte-Gesellschaft eröffnung in Praxisgemeinschaft in Baden Aarau AG seit 1. Januar 2013 des Kantons Zug als ordentliches Mitglied per 11. Januar 2021 hat sich angemeldet: Diese Kandidaturen werden in Anwendung von Art. 5 der Statuten des Aargauischen Gabor Csiky-Strauss, 5000 Aarau, Praxis Sofia Bampali, Fachärztin für Allgemeine Ärzteverbandes veröffentlicht. Einsprachen eröffnung in Praxisgemeinschaft in Aarau Innere Medizin, Alpenstrasse 12, 6300 Zug müssen innert 14 Tagen seit der Bekannt per 1. Juli 2019 machung schriftlich und begründet der Zur Aufnahme in die Ärzte-Gesellschaft des Geschäftsleitung des Aargauischen Ärzte Verena Franki, D-79585 Steinen, Fachärztin für Kantons Zug als ausserordentliches Mitglied verbandes eingereicht werden. Nach Ablauf Kinder- und Jugendmedizin, Praxiseröffnung hat sich angemeldet: der Einsprachefrist entscheidet die Ge- in Praxisgemeinschaft in Rheinfelden schäftsleitung über Gesuch und allfällige per 12. Januar 2021 Einsprachen. Andreas Kümmel, Facharzt für Radiologie, FMH, Arzthaus Zug, Alpenstrasse 15, 6300 Zug Einsprachen gegen diese Kandidaturen müssen innerhalb 14 Tagen seit dieser Veröffentlichung schriftlich und begründet beim Sekretariat der Ärzte-Gesellschaft des Kantons Zug eingereicht werden. Nach Ablauf der Einsprachefrist entscheidet der Vorstand über Gesuch und allfällige Einsprachen. SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2021;102(6):203 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
BRIEFE | MIT TEILUNGEN 206 Briefe an die SÄZ Umweltschützern in Norddeutschland. Durch An beide: Habeck zeigt uns, wie wir mit be Begründung des Klimaschutzes: persönliche Gespräche mit allen Beteiligten schränkten Ressourcen auch in der Gesund eine Aufgabe für die AefU? vermittelte er eine Lösung, mit der alle leben heitsversorgung umgehen können, Jonas Brief zu: Haemmerle P. Auf ein enkeltaugliches 2021. konnten. Auch die Grünen kochen mit Strom! führt die Ehrfurcht und die Verantwortung Schweiz Ärzteztg. 2021;102(3):87. Auf die Schweiz übertragen ermuntert Ha für Mensch und Umwelt, deren Teil wir sind, Wie lässt sich die Tätigkeit der AefU und na becks Pragmatismus nur Politik der kleinen wieder ein. Natürlich kollidieren beide Sicht mentlich ihr Engagement für das Klima be Schritte: Energiegesetz, gerechte KEV, Höher weisen manchmal, wie wir es auch bei der gründen? Medizinisch? Ökonomisch? Welt besteuerung der SUV, bessere Hausisolatio Sterbehilfe, der Abtreibung, sogar der Covid- anschaulich? Ethisch? Eine Sendung der nen, Schiene statt Strasse, saisongerechte Bekämpfung gewohnt sind. Jawohl, auch im Sternstunde Philosophie Ende 2020 handelte Nahrungsmittel u.a.m. Klimaschutz schätzen wir die vermittelnde von der ethischen Begründung des Klima Und unsere Medizin? Indem sie primär auf Rolle der AefU. schutzes anlässlich der Neuauflage von Hans das Wegschaffen von Symptomen fokussiert, Jean Berner, Luzern Jonas’ «Prinzip Verantwortung». Eingeladen ist sie zunächst auf das Hier und Jetzt be war Deutschlands Grünenpräsident Robert schränkt. Der Blick in die Zukunft hat mit der Habeck, der als pragmatischer Politiker natür Präventivmedizin, der Palliativmedizin und lich mit Jonas übereinstimmte, alles Men der Spiritual Care erst begonnen. Die Verbes schenmögliche zum Schutz des Klimas zu serung des menschlichen Genoms, die künst Briefe tun. Und doch unterscheiden sich Jonas und liche Intelligenz und die Glückshormone Habeck grundlegend: Jonas sieht die kollek halte ich nicht für eine echte Zukunftsvision, Reichen Sie Ihre Leserbriefe rasch und bequem tive Verantwortung der Menschen nicht nur sondern eher für eine Perversion technischen ein. Auf un serer neuen Homepage steht Ihnen für die zukünftigen Menschen, sondern auch Könnens. Hier hat die AefU ihre Aufgabe: dazu ein spezielles Eingabetool zur Verfügung. Da- für die ganze Schöpfung in ihrer Vielfalt und Massnahmen zu unterstützen, die in Zukunft mit kann Ihr Brief rascher bearbeitet und publiziert Schönheit. Habeck, der Pragmatiker, berich eine echte Verbesserung der Condition hu werden – damit Ihre Meinung nicht untergeht. Alle tete über die Lösung einer Pattsituation zwi maine versprechen. Sollen wir uns dabei eher Infos unter: schen der Stromwirtschaft und Bauern und an Jonas oder an Habeck halten? www.saez.ch/de/publizieren/leserbrief-einreichen/ Mitteilungen Facharztprüfung Facharztprüfung zur Erlangung des Facharzttitels für Rheumatologie – mündliche Prüfung Ort: CAREUM Bildungszentrum, Gloriastrasse 18, 8006 Zürich Datum: Donnerstag, 19. August 2021 Anmeldefrist: 14. Mai 2021 Weitere Informationen finden Sie auf der Website des SIWF unter www.siwf.ch → Weiterbildung → Facharzttitel und Schwerpunkte → Rheumatologie SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2021;102(6):206 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
TRIBÜNE Thema 214 Innovative Testmethode Schneller zum richtigen Antibiotikum Adrian Ritter Freischaffender Journalist Wie findet man schnellstmöglich das wirksame Antibiotikum für eine Patientin oder einen Patienten? Das Start-up «Resistell» hat einen neuartigen Test für Anti- biotikaresistenzen entwickelt. Wer sich bewegt, hat verloren. Was bei einem beliebten messen das Bakterienwachstum in Kulturen, was Kinderspiel gilt, trifft auch im Reich der Mikroben zu. deutlich länger dauert. «Musste man vorher ein bis Mit einer neuartigen Testmethode misst das Start-up zwei Tage auf das Testergebnis warten, wissen wir jetzt «Resistell» die feinsten Bewegungen von Mikroben. innerhalb von ein paar Stunden, welches Antibioti- Solange sich Bakterien bewegen, verraten sie damit kum wirkt», sagt Dr. Danuta Cichocka, Mikrobiologin auch, dass sie noch leben. Werden nun verschiedene und CEO von Resistell. Bei der Weiterentwicklung antibiotische Wirkstoffe der Probe zugefügt, lässt sich von Resistell soll in Zukunft ein zusätzlicher Vorteil die wirksame Substanz daran erkennen, dass die Be der Methode nutzbar gemacht werden: Die Intensität wegung der Mikroben stoppt. der mikrobiellen Bewegung gibt auch gleich einen Mit diesem eleganten Prinzip krempelt Resistell das Hinweis, wie hoch die Dosis der Antibiotikagabe sein bisherige Vorgehen um. Herkömmliche Verfahren muss. «Musste man vorher ein bis zwei Tage auf das Testergebnis warten, wissen wir jetzt innerhalb von ein paar Stunden, welches Antibiotikum wirkt», sagt Dr. Danuta Cichocka, Mikrobiologin und CEO von Resistell. SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2021;102(6):214–215 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
TRIBÜNE Thema 215 Das Start-up Resistell besteht aus einem Team mit Expertise in Mikrobiologie, Ingenieurwesen, Datenwissenschaft und Entrepreneurship. Unten, dritte von rechts, ist CEO Danuta Cichocka. Oberflächen abtasten dings zu schwach wirkt, besteht die Gefahr, dass sich Resistenzen bilden – und auch Breitbandantibiotika Das Start-up Resistell wurde 2018 gegründet und be- später nicht mehr wirksam sind. steht aus einem Team mit Expertise in Mikrobiologie, Ingenieurwesen, Datenwissenschaft und Entrepre- Corona verschärft das Problem neurship. Die Grundlagen für das neuartige Anti biotika-Testverfahren legte eine interdisziplinäre For- Wegen der Corona-Pandemie verschärft sich das Pro schungsgruppe um Physikprofessor Giovanni Dietler blem der Antibiotikaresistenzen weltweit noch, ist Ci- und Mediziner Sandor Kasas an der ETH Lausanne. Die chocka überzeugt. Denn Antibiotika werden noch häu- Forschenden gingen für ihre neue Testmethode von figer eingesetzt, um bei Covid-19-Patienten bakterielle der Rasterkraftmikroskopie aus – ein Verfahren, das Ko-Infektionen zu verhindern. die Abtastung von Oberflächen und die Messung selbst Resistell hat erfolgreiche Finanzierungsrunden hinter atomarer Kräfte erlaubt – und entwickelten diese sich. Jetzt sollen Anfang 2021 klinische Studien am weiter. Universitätsspital Lausanne und später an zwei Uni- Resistell liefert Resultate dort schnell, wo wenige Stun- versitätsspitälern in Deutschland und Dänemark be- den über Leben und Tod entscheiden können – etwa ginnen. Zuerst wollen die Forschenden die Zulassung beim Antibiotikaeinsatz bei einer Sepsis. Dabei will des neuen Verfahrens zur Behandlung von Sepsis er- Resistell nicht nur den Patientinnen und Patienten langen, anschliessend sollen Studien mit Erregern von helfen, sondern auch das Problem der Antibiotikare- Lungeninfektionen und sexuell übertragbaren Krank- sistenzen entschärfen helfen: «Insbesondere in lebens- heiten folgen. CEO Danuta Cichocka ist zuversichtlich, bedrohlichen Situationen setzen Ärztinnen und Ärzte dass Resistell Ende 2022 auf den Markt kommen kann. heute schnell Breitbandantibiotika ein, weil die Zeit fehlt, eine spezifisch wirksame Substanz zu suchen. Mehr Infos unter: www.resistell.com Breitbandantibiotika sollten aber die letzte Therapie option sein, denn sie haben mehr Nebenwirkungen», sagt Cichocka. Setzen die Ärztinnen und Ärzte ande- Bildnachweis adrianritter[at]gmx.ch rerseits auf ein spezifisches Antibiotikum, das aller- © Pino Covino / Resistell SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2021;102(6):214–215 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
TRIBÜNE Covid-19 218 Gewalt und Suizide: Auswirkungen der Pandemie auf die Fallzahlen Der Lockdown im Kanton Aargau Saskia Gauthier a , Daniel Eisenhart b , Patrick Laberke c Institut für Rechtsmedizin Aargau, Kantonsspital Aarau a Dr. med., Oberärztin; b Dr. med., Chefarzt; c Dr. med., Co-Abteilungsleiter Forensische Medizin und Oberarzt mbF Es wurde befürchtet, dass während der Pandemie Fälle von häuslicher Gewalt und Suizide zunehmen könnten [1]. In der Forensik-Abteilung des Instituts für Rechts- medizin Aargau (IRMAG) entstand tatsächlich der Eindruck, dass mehr Fälle häus- licher Gewalt und Suizide zu untersuchen waren als im gleichen Zeitraum in den vorherigen Jahren. Diese Einschätzung wurde in einer Studie untersucht, deren Er- gebnisse im Folgenden vorgestellt werden. In der Schweiz stand 2020 das öffentliche Leben im Bei den forensisch-klinischen Untersuchungen wurde Rahmen der Corona-Pandemie zwischen dem 16. März sowohl nach Art der Untersuchung unterschieden und dem 11. Mai still. Schulen, Restaurants und Ge- (häusliche Gewalt, Körperverletzung, Untersuchung schäfte waren auf behördliche Anweisung hin ge- nach Sexualdelikt) als auch nach der Rolle der beteilig- schlossen, Versammlungen von über 5 Personen wa- ten Personen (geschädigt, tatverdächtig, beteiligt). ren verboten, und die Einwohner wurden aufgefordert, Bei den Legalinspektionen wurden nur Fälle einge- zu Hause zu bleiben. Als Folge davon litt die Wirtschaft, schlossen, bei denen kein Zweifel an einem Suizid be- es kam zu Hamsterkäufen von Toilettenpapier und stand. Erhoben wurde die Art des Suizids, wie z.B. Backhefe, zu einem Einbruch des Flugverkehrs und ei- Erhängen oder Erschiessen, und, ob im Anschluss an nem Ansturm auf Schweizer Naherholungsgebiete. die Legalinspektion eine Obduktion erfolgt war. Alle Die im Folgenden vorgestellte retrospektive Studie erhobenen Daten wurden vollständig anonymisiert. gibt Aufschluss, ob die Fallzahlen von häuslicher Ge- walt und/oder Suiziden während des Lockdowns im Ergebnisse Kanton Aargau im Vergleich zu denselben Zeitperio- den in den Vorjahren grosse Unterschiede aufweisen. In den Jahren 2017 bis 2020 wurden im IRMAG 784 fo- rensisch-klinische Untersuchungen und 2279 amts- ärztliche Leichenschauen (sog. Legalinspektionen) Methode: Häufigkeitsanalyse durchgeführt. Tabelle 1 zeigt die Anzahl der jährlich zwischen dem Die elektronische Falldatenbank des Instituts für 16. März und dem 11. Mai erfassten Fälle. Es fällt auf, Rechtsmedizin Aargau wurde für den Zeitraum vom dass 2020 deutlich mehr klinische Untersuchungen er- 16. März bis zum 11. Mai für die Jahre 2017–2020 nach folgt waren als in den Jahren zuvor. Die Anzahl der un- forensisch-klinischen Untersuchungen und Suiziden tersuchten Suizide weist 2020 hingegen keinen deut durchsucht und eine Häufigkeitsanalyse durchge- lichen Anstieg im Vergleich zu den Vorjahren auf. führt. Das Signifikanzniveau wurde jeweils mit dem In Tabelle 2 wird deutlich, dass die Fälle häuslicher Ge- Chi-Quadrat-Test überprüft. An soziodemographi- walt im definierten Untersuchungszeitraum starken schen Parametern wurden Alter und Geschlecht er Schwankungen unterlagen. Die Körperverletzungsde- hoben. likte sind 2020 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich Tabelle 1: Anzahl der forensisch-klinischen Untersuchungen angestiegen. Bezogen auf den Mittelwert der Jahre (KU) und der Suizide im Untersuchungszeitraum 16.3.–11.5. 2017–2019 wurden im Jahr 2020 im Untersuchungszeit- nach Jahr (p = Signifikanzniveau
TRIBÜNE Covid-19 219 Teil der genannten Gründe [3, 4]. Mehrere Studien welt- Tabelle 2: Anzahl der forensisch-klinischen Untersuchungen, gegliedert weit zeigen, dass es bereits zu einer Zunahme von nach S chädigungsart im Untersuchungszeitraum. häuslicher Gewalt im Rahmen der behördlichen Covid- HG KV SD Anderes 19-Massnahmen gekommen ist [4–6]. 2017 4 4 0 Während des Lockdowns in der Schweiz im Frühjahr 2018 12 4 5 2 2020 wurden signifikant mehr forensisch-klinische 2019 2 14 4 2 Untersuchungen im Kanton Aargau durchgeführt als 2020 12 20 1 4 im Vergleich zu den Vorjahren, wobei insbesondere p .057 .00071 .273 .317 Untersuchungen wegen Körperverletzungen, im Sinne HG = häusliche Gewalt, KV = Körperverletzungen, SD = Sexualdelikt, p = Signifikanzniveau
TRIBÜNE Covid-19 220 gehenden Einschränkungen tatsächlich zu einer Zu- Tabelle 3: Anzahl der Suizide, gegliedert nach Methode im Untersuchungszeitraum. nahme von Körperverletzungsdelikten gekommen ist. Erhängen Ertrinken Er Zug Sturz aus AS Anderes Der subjektive Eindruck einer Zunahme häuslicher Ge- schiessen Höhe walt konnte aufgrund der Fallzahlen jedoch nicht ob- 2017 5 1 1 1 0 4 2 jektiviert werden. 2018 1 1 2 2 3 14 0 In der Zusammenschau mit der Literatur konnte auch 2019 4 2 2 1 2 11 0 im Kanton Aargau eine Zunahme interpersoneller 2020 3 3 4 4 2 6 0 p .872 .275 .177 .102 .827 .283 Gewalt und von Suiziden, mutmasslich in Zusammen- hang mit dem behördlich angeordneten Lockdown, AS = assistierter Suizid, p = Signifikanzniveau
TRIBÜNE Thema 222 Ungleicher Zugang zur Fort pflanzungsmedizin in der Schweiz Vera R. Mitter a,c , Regina Y. Widmer b,c a PhD; b Dipl. Ärztin; c Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Inselspital, Universitätsspital und Universität Bern Im Dezember 2020 sagte auch der Ständerat im Grundsatz ja zur «Ehe für alle». Da mit wird neu auch der Zugang zur Samenspende für Frauenpaare* geregelt. Dies ist ein wichtiger Schritt zur Beseitigung des ungleichen Zugangs zur Fortpflanzungs medizin in der Schweiz, aber ist es genug? Weiterhin benachteiligt sind finanziell schwächer gestellte Paare, Alleinstehende, Männerpaare* und Transmenschen. Unfruchtbarkeit schen und gesundheitlichen Konsequenzen der unge wollten Kinderlosigkeit evaluiert werden [2]. Frauen, Gemäss der Definition der WHO gilt ein Paar als un die ungewollt kinderlos bleiben oder Fehlgeburten er fruchtbar, wenn innerhalb eines Jahres mit regel litten, leiden signifikant häufiger an schweren Depres mässigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr keine sionen, psychischen Erkrankungen und Stress [3, 4]. Schwangerschaft eintritt. Die WHO und die meisten Kinderlosigkeit verkürzt die Lebenserwartung und er Länder definieren Unfruchtbarkeit als Krankheit, da höht die Sterblichkeit durch kardiovaskuläre Erkran das normale biologische Funktionieren des Körpers kungen bei Frauen [5]. Schätzungen gehen davon aus, eingeschränkt ist [1]. Zunehmend wichtig wird uner dass jedes fünfte bis siebte Paar den Kinderwunsch * Frauenpaare meint immer klärte Unfruchtbarkeit sowie die soziale Unfruchtbar nicht erfüllen kann [6]. In der Schweiz wünschen sich «juristische Frauenpaare», keit (z.B. bei gleichgeschlechtlichen Paaren). Ob Inferti junge Frauen beim Eintritt ins Reproduktionsalter im und Männerpaare meint immer «juristische lität als Krankheit akzeptiert wird, sollte aus ethischer Durchschnitt 2,4 Kinder, nur 4% haben konsequent kei Männerpaare». Perspektive aufgrund der schwerwiegenden psychi nen Kinderwunsch. Wunsch und Realität liegen jedoch weit auseinander, da es am Ende der fruchtbaren Jahre nur 1,5 und bei Akademikerinnen sogar nur 1,2 Kinder sind. Die Gründe dieser scheinbar ungewollten Kinder losigkeit sind in der Schweiz kaum erforscht, haben je doch auch Einfluss auf die Bevölkerungsstruktur [7]. Rechtliche Einschätzung In vielen internationalen Rechtsgrundlagen wird Kin derwunsch als Grundbedürfnis unter dem Gesichts punkt der Persönlichkeitsentfaltung und des Privatle bens gesehen und die Fähigkeit, Kinder zu bekommen, als biologische Grundfunktion. Daher geniesst der Kinderwunsch auch in der Schweizer Bundesverfas sung entsprechenden rechtlichen Schutz (BV Art. 10, 13 und 14) [8, 9]. Dem gegenüber steht das Fortpflanzungsmedizinge setz (FMedG), das 1998 in Kraft trat und seither etliche Revisionen erfuhr, zuletzt 2017. Zentral ist der Schutz des Missbrauchs von Menschen im Rahmen der Fort In der Bundesverfassung gilt der Kinderwunsch als Grundbedürfnis. pflanzungsmedizin sowie der Schutz der Embryonen SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2021;102(6):222–224 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
TRIBÜNE Thema 223 und Keimzellen. Zusätzlich regelt das Gesetz das Recht Stimulation des Eisprungs während eines Jahres über des geborenen Kindes auf Information über dessen nommen. Das FMedG regelt bis heute, dass die Kosten Herkunft. Der Zugang zur Fortpflanzungsmedizin ist für die In-vitro-Fertilisation (IVF) oder die intrazyto gewährleistet für heterosexuelle Paare in einer stabi plasmatische Spermieninjektion (ICSI) mit anschlies len Beziehung, die aufgrund ihres Alters für Pflege und sendem Embryotransfer von den Paaren selber getra Erziehung des Kindes sorgen können. Samenspende ist gen werden müssen. Seither wurde dieser Sachverhalt nur Ehepaaren erlaubt, Leihmutterschaft und Eizell durch Bundesgerichtsentscheide gestützt (z.B. BGE spende sind verboten [9]. 125 V21 von 1999). Damit ist die Schweiz in Europa eines Es kann darüber diskutiert werden, ob und wie diese der wenigen Länder, in denen die künstliche Befruch Gesetze zueinander in Konflikt stehen. Das Recht auf tung auch im Jahr 2021 noch keine Pflichtleistung ist, Familiengründung gilt nicht für alle Menschen glei trotz über 30-jähriger Anwendung [13]. chermassen. Dies wurde schon 2013 von der Nationa Die Behandlungskosten betragen zwischen CHF 4000 len Ethikkommission (NEK) festgestellt. Sie empfahl, und 9000 pro Zyklus. Üblich sind drei Behandlungszy dass die assistierte Reproduktion zusätzlich auch klen für eine Schwangerschaft. Dieser finanzielle Druck gleichgeschlechtlichen Paaren, unverheirateten Paa verstärkt Ungleichheit und kann den Behandlungs ren und Alleinstehenden ermöglicht werden sollte [10]. erfolg beeinflussen; Geldknappheit führt zu Stress und Auch ein Gutachten im Auftrag des BAG «Zugang zur ungesundem Lebensstil; häufig wird der Behandlungs Fortpflanzungsmedizin für alle?» kommt zum Schluss, beginn hinausgeschoben [14]. Durch die altersbedingte dass, wenn der Ausschluss gewisser Personengruppen Abnahme der Fruchtbarkeit werden Erfolgschancen im FMedG beibehalten werden sollte, seitens des Staa gemindert. Auch kulturelle und Sprachbarrieren kön tes gezeigt werden müsste, dass die als Hauptargu nen wichtige Gründe sein. Die komplizierten Behand ment gebrachte Beeinträchtigung des Kindeswohls lungen sind mit eingeschränkten Sprachkenntnissen effektiv existent sei [11]. schwierig zu verstehen, und die teuren Medikamente Die Fremdsamenspende ist in der Schweiz erlaubt, werden falsch angewendet. Kosten für Übersetzer wer nicht aber die Eizellspende oder die Leihmutterschaft. den in diesem Bereich von niemandem übernommen. Damit wird die biologische Mutterschaft höher ge Gerade für Personen mit Migrationshintergrund aus wichtet als die biologische Vaterschaft und schliesst pronatalistischen Kulturen kann ein unerfüllter Kin gleichzeitig Frauen**, die keine Eizellen haben, von ei derwunsch ein grosses Stigma sein [2]. In Europa zeigen ner Mutterschaft und Männerpaare* von einer Eltern Studien, dass die Erschwinglichkeit der Therapien eine schaft aus [8]. Die nun geplanten Änderungen im wichtige Rolle spielt. In Ländern mit grosser finanziel FMedG ermöglichen den Zugang zu medizinscher ler Unterstützung wird medizinisch unterstützte Fort Samenspende im Inland für Frauenpaare*. Die Rechts pflanzung häufiger genutzt, und Risiken können besser unsicherheit für Kinder, die nicht im Rahmen der kontrolliert werden [13]. Schweizer Gesetze, zum Beispiel durch soziale Samen spende oder im Ausland durch Leihmutterschaft, ge Behandlung im Ausland als Konsequenz? zeugt wurden, bleibt bestehen. Diese Ungleichheiten stehen weiterhin in Konflikt zu den heutigen Lebensre Um Kosten zu sparen oder Gesetze zu umgehen, gehen alitäten unserer Gesellschaft [10–12]. Die NEK empfahl Schweizer Paare für die Behandlung ins Ausland. Ferti auch eine Legalisierung der Eizellspende, Embryonen litätstourismus kann zu unlösbaren rechtlichen Situa spende und der Leihmutterschaft, letztere mit Vorbe tionen im Herkunftsland führen, zur Unterschätzung halt [10]. Auch der Zugang zu fertilitätsprotektiven der Behandlungszahlen (keine Erfassung in nationalen Massnahmen für Transmenschen ist zu evaluieren. IVF-Registern) und zu höheren Folgerisiken durch Risikoschwangerschaften. Im Ausland werden je nach Gesetzeslage riskantere Therapien angeboten. Häufig Finanzierung der Behandlung sind Alterslimiten flexibler, der Transfer mehrerer In der Schweiz müssen medizinische Leistungen die Embryonen ist üblicher oder invasivere Diagnostik er Anforderungen an Wissenschaftlichkeit, Zweckmäs laubt. Paare mit eingeschränkten finanziellen Mitteln sigkeit und Wirtschaftlichkeit erfüllen, damit sie von befürworten auch in der Schweiz häufiger den Transfer der Grundversicherung übernommen werden. 1993 von mehreren Embryonen. Mehrlingsschwangerschaf wurden die neuartigen Behandlungsmethoden als zu ten und Frühgeburten treten in der Folge häufiger ** Hier ist die Person, die wenig wissenschaftlich eingeschätzt. Von der Kran auf. Das Risiko für Komplikationen bei Geburt und schwanger wird, gemeint (unabhängig von der kenkasse werden nur die Kosten für die diagnostische Schwangerschaft sowie mögliche lebenslange gesund Geschlechtsidentität). Abklärung, drei Inseminationen sowie die hormonelle heitliche Konsequenzen sind erhöht. Die Folgekosten SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2021;102(6):222–224 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. 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TRIBÜNE Thema 224 trägt die Allgemeinheit, und sie können wegen fehlen son unfruchtbar ist. Die Kosten für die Behandlung der Zahlen nur schwer abgeschätzt werden [13, 15]. Zur sollten beiden Partnern zu gleichen Teilen verrechnet Reduktion des Fertilitätstourismus wäre eine pragma werden. tischere Haltung im Umgang mit Richtlinien und Ge Bildnachweis setzen in der Fortpflanzungsmedizin notwendig [16]. © Dragan Andrii | Dreamstime.com, Symbolbild Zudem besteht gemäss einer Interpellation von Irène Kälin zumindest der Verdacht, dass die Eizellspende Literatur trotz Verbots von ausländischen oder grenznahen Zen 1 Zegers-Hochschild F, David Adamson G, Dyer S, Racowsky C, De Mouzon J, Sokol R, et al. The International Glossary on tren in der Schweiz beworben wird [17]. Infertility and Fertility Care. Hum Reprod. 2017;32:1786–801. Fertilitätsbehandlungen sind sehr aufwendig und vor doi:10.1093/humrep/dex234. allem für die Frau** belastend und zeitintensiv. Auch in 2 Maung HH. Is infertility a disease and does it matter? Bioethics. 2019;33:43–53. doi:10.1111/bioe.12495. direkte Kosten, wie für die Reise zu den Behandlungen 3 Schwerdtfeger KL, Shreffler KM. Trauma of Pregnancy Loss and oder die Möglichkeit, im Beruf freizunehmen, beein Infertility for Mothers and Involuntarily Childless Women in the Contemporary United States. J Loss Trauma. 2009;14(3):211–27. flussen den Zugang zu Behandlungen. Frauen** in Beru doi:10.1080/15325020802537486. fen mit Schichtdienst und Anwesenheitspflicht haben 4 Lechner L, Bolman C, van Dalen A. Definite involuntary childlessness: Associations between coping, social support and grössere Schwierigkeiten. Trotz Übernahme der Leis psychological distress. Hum Reprod. 2007;22:288–94. tungen bleiben in Norwegen Inanspruchnahme und doi:10.1093/humrep/del327. Therapieerfolgt abhängig vom sozioökonomischen 5 Kravdal Ø, Tverdal A, Grundy E. The association between parity, CVD mortality and CVD risk factors among Norwegian women and Status [18]. In 60% aller Infertilitätsdiagnosen liegt der men. Eur J Public Health. 2020. doi:10.1093/eurpub/ckz235 Grund beim Mann oder bei beiden. Trotzdem bleiben 6 Inhorn MC, Patrizio P. Infertility around the globe: new thinking on gender, reproductive technologies and global movements in der Behandlungsaufwand und die Kosten der Behand the 21st century. Hum Reprod Update. 2015;21:411–26. lung zum grösseren Teil an der Frau** hängen. Die doi:10.1093/humupd/dmv016. 7 Burkimsher M, Zeman K. Childlessness in Switzerland and Austria. Frau** wird somit für ein häufig «gemeinsames Krank In: Kreyenfeld M, Konietzka D, editors. Childlessness Eur. Context. heitsbild» finanziell überproportional belastet. Causes Consequences, Springer International Publishing; 2017, 115–32. 8 Kuhn M. Recht auf Kinder?: der verfassungsrechtliche Schutz des Jedes Paar sollte Zugang zur Behandlung Kinderwunschs. 1st ed. Dike-Verlag; 2008. 9 Die Bundesversammlung der Schweizerischen Eidgenossenschaft. haben Bundesgesetz über die medizinisch unterstützte Fortpflanzung (Fortpflanzungsmedizingesetz, FMedG, SR 810.11) und die Ein gerechter Zugang und eine geeignete Finanzierungs Bundesverfassung der Schweizerischen Eidgenossenschaft (BV, SR regelung der Fortpflanzungsmedizin in der Schweiz 101). 10 Nationale Ethikkommission. Die medizinisch unterstützte könnten die mit Ausweichstrategien assoziierten Risi Fortpflanzung – Ethische Überlegungen und Vorschläge für die ken und deren Folgekosten reduzieren. Zum Beispiel Zukunft. Stellungnahme Nr. 22/2013. 11 Seelmann K. Gutachten im Auftrag des Bundesamts für wird in Belgien nur der Transfer eines Embryos pro Zy Gesundheit über «Zugang zur Fortpflanzungsmedizin für alle?». klus vergütet, was die Risiken für Mehrlingsschwanger 2018. 12 Funiciello T. Frauen – ein Detail. SonntagsZeitung. 2020:27. schaften reduziert [19]. Jedes Paar mit Kinderwunsch 13 Berg Brigham K, Cadier B, Chevreul K. The diversity of regulation sollte Zugang zu adäquater Behandlung haben, unab and public financing of IVF in Europe and its impact on utilization. hängig von seinen finanziellen und ökonomischen Hum Reprod. 2013;28:666–75. doi:10.1093/humrep/des418 14 Matthiesen SMS, Frederiksen Y, Ingerslev HJ, Zachariae R. Stress, Möglichkeiten, seiner sexuellen Orientierung, der Ge distress and outcome of assisted reproductive technology (ART): schlechtsidentität und unabhängig davon, welche Per A meta-analysis. Hum Reprod. 2011;26:2763–76. doi:10.1093/humrep/der246 15 Präg P, Mills MC. Assisted Reproductive Technology in Europe: Usage and Regulation in the Context of Cross-Border Reproductive Care. In: Kreyenfeld M, Konietzka D, editors. Childlessness Eur. Context. Causes Consequences, Springer International Publishing; Das Wichtigste in Kürze 2017, 289–307. • In vielen internationalen Rechtstexten wird der Kinder- 16 Van Beers BC. Is Europe «giving in to baby markets»? Reproductive tourism in Europe and the gradual erosion of existing legal limits wunsch als elementares Grundbedürfnis deklariert. to reproductive markets. Med Law Rev. 2014;23:103–34. • In der Schweiz haben nicht alle Menschen denselben Zugang doi:10.1093/medlaw/fwu103 zu fortpflanzungsmedizinischen Behandlungen. Weiterhin 17 Kälin I. Interpellation zur «Eizellspende in Schweizer IVF-Zentren». benachteiligt sind finanziell schwächer gestellte Paare, 2018. Alleinstehende, Männerpaare* und Transmenschen. 18 Goisis A, Håberg SE, Hanevik HI, Magnus MC, Kravdal Ø. • Um Kosten zu sparen oder Gesetze zu umgehen, gehen The demographics of assisted reproductive technology births Vera Mitter in a Nordic country. Hum Reprod. 2020;35:1441–50. Schweizerinnen und Schweizer für die Behandlung ins Aus- Inselspital doi:10.1093/humrep/deaa055 land. Ausserhalb der Schweiz werden je nach Gesetzeslage Friedbühlstrasse 19 19 Dunn AL, Stafinski T, Menon D. An international survey of assisted CH-3010 Bern riskantere Therapien angeboten. Die Autorinnen fordern da- reproductive technologies (ARTs) policies and the effects of these Tel. 031 632 18 32 her einen gerechteren Zugang und eine geeignete Finanzie- policies on costs, utilization, and health outcomes. Health Policy vera.mitter[at]insel.ch rungsregelung zur Fortpflanzungsmedizin in der Schweiz. (New York). 2014;116:238–63. doi:10.1016/J.HEALTHPOL.2014.03.006 SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2021;102(6):222–224 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
HORIZONTE Objek tgeschichte 225 Berührendes Kranksein Iris Ritzmann Prof. Dr. med. et lic. phil., Mitglied der Redaktion Medizingeschichte TOUCH ME I’M SICK. Der Schriftzug springt sofort ins krank zu erkennen geben und eine Berührung verlan- Auge. Er prangt in farbigen Grossbuchstaben auf ei- gen? Schreckt diese Forderung ab oder löst sie Mitleid nem senfgelben T-Shirt, eindringlich, wuchtig, pro aus? Und was passiert mit mir, wenn ich selber krank vokativ. Ob der Künstler und Musiker Ross Sinclair das wäre und das T-Shirt tragen würde? Was macht Krank- T-Shirt selbst getragen hat? Vorstellbar ist es. Er schuf heit mit uns Gesunden, mit uns Kranken? sein Kunstobjekt 1998. Den Titel übernahm er vom gleichnamigen Stück der Kultur in amerikanischen Grunge- Epidemiezeiten Band Mudhoney aus dem Jahr 1988. Damals Das T-Shirt gab der hielt die Immunschwä- Ausstellung «‘Touch che Aids die Welt in Me, I’M Sick’ – Kunst Atem. Die Krankheit blickt auf Krankheit» hatte Europa erreicht den Titel, die im und bereits Tausende Kunstraum Baden zu von Todesopfern ge- sehen war und sich fordert. Obschon die feinfühlig und auf- Ansteckungswege be- wühlend mit sehr kannt waren, wurde die Aus- unterschied lichen, doch aus- breitung der neuen Krank- nahmslos zutiefst berühren- heit von Schuldzuweisungen, den Werken der Beziehung Abgrenzung und Distanz be- zwischen Kunst und Krank- gleitet. heit widmete. Im März wurde Sinclair, der 1966 in Glasgow die Ausstellung jäh von den geboren wurde, beschäftigte Massnahmen unterbrochen, sich vor allem mit der Über- die eine Ver breitung des windung von Grenzen. Er Coronavirus verhindern soll- brachte seine visuelle Kunst ten. Gerade in diesem Kontext mit Rockmusik zusammen, indem er gleichzeitig als hätte das Kunstwerk von Sinclair zu einer kontrovers Maler und Musiker auftrat. Und er verliess die konven- geführten Auseinandersetzung beitragen können. tionelle Ausstellungspraxis in Richtung einer interak- Denn der Ruf nach Nähe trotz Krankheit, nach tiven Begegnung von Publikum und Künstler. Mit sei- Menschlichkeit trotz Angst, kann einem rein nem Schaffen bricht Sinclair Tabus, löst Emotionen aus biologistischen Denken fruchtbar entgegenwirken. und regt zum Nachdenken an. So auch mit diesem Und aufzeigen, wie wichtig Kultur in Epidemiezeiten Kunstobjekt, dem beschrifteten T-Shirt. ist. Was macht Krankheit mit uns? Bildnachweis Kranke berührt man nicht. Warum eigentlich? Steht Ross Sinclair: TOUCH ME I’M SICK, 1998. T-Shirt Painting hinter dieser Distanz wirklich stets einzig die rationale (T-Shirt, Grundierung, Acryl) Ausstellung «‘Touch Me, I’M Sick’ – Kunst blickt auf Krankheit», Angst vor einer Ansteckung? Was geschieht mit uns, Baden 2020. iris.ritzmann[at]saez.ch den vermeintlich Gesunden, wenn Kranke sich als Foto: Iris Ritzmann SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2021;102(6):225 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
HORIZONTE Buchbesprechungen 226 Manuel Alzheimer et autres formes de démence. Insuffler un élan positif au quotidien Guide pratique à l’usage des proches Stefanie Becker hêne-Bourg: RMS C Editions / Médecine & Hygiène; 2020 Cet ouvrage, rédigé par la directrice de Alzhei- mer Suisse, est une addition bienvenue au ma- tériel disponible pour guider les proches de pa- tients présentant une démence. Guère besoin de rappeler l’ampleur du problème: en Suisse, quelque 150 000 personnes en souffrent, sans parler des soucis quotidiens rencontrés. Un chiffre qui constitue un réel défi pour les professionnels et le système de santé. Ce livre est une source de valeur d’informations, de recommandations, de soutien, pour ceux qui sont touchés par la problématique ou la prennent en charge. Sur les huit chapitres, un est entièrement consacré aux proches aidants: «Et si je prenais soin de moi?» Parmi les thèmes abordés, il y a l’importance de (se faire) dépister suffisamment tôt et de s’accorder le «bénéfice de la certitude» – on sait l’effet positif d’un diagnostic articulé – aussi mauvaise la nouvelle soit-elle. Sont dis- cutées les manières de permettre au patient de s’adapter, les médicaments et modalités de prises en charge. Dans les premiers stades, des questions pratiques se posent: quand vaut-il mieux renoncer à conduire? Est-il re- commandé d’établir des directives anticipées? Le dernier chapitre aborde les aspects juri- diques et financiers: démence et capacité de discernement, mission de l’autorité de protec- tion de l’adulte. De nombreuses vignettes cliniques résumées illustrent des situations de vie rencontrées dans la pratique. Des encadrés didactiques fa- cilitent la lecture, sans oublier un index dé- taillé et une bibliographie. Destiné initiale- ment aux proches aidants, cet ouvrage pourra certainement aussi être d’une grande utilité pour les professionnels des domaines médical et soignant. Dr méd. Jean Martin, membre de la rédaction jeanmartin280[at]gmail.com e.com mstim ur | Drea : © Eln ac hweis Bildn SCHWEIZERISCHE ÄRZTEZEITUNG – BULLETIN DES MÉDECINS SUISSES – BOLLETTINO DEI MEDICI SVIZZERI 2021;102(6):226 –227 Published under the copyright license “Attribution – Non-Commercial – NoDerivatives 4.0”. No commercial reuse without permission. See: http://emh.ch/en/services/permissions.html
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