Gemeindegruß - BE-GEISTERUNG - Evangelische Kirchengemeinde Schwetzingen

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Gemeindegruß - BE-GEISTERUNG - Evangelische Kirchengemeinde Schwetzingen
Gemeindegruß

                                                                             Foto: Marion Braun-Bittner

                     BE-GEISTERUNG
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                           Juni bis August 2021
Gemeindegruß - BE-GEISTERUNG - Evangelische Kirchengemeinde Schwetzingen
BESINNUNG
„Wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit“: Der     glauben und handeln als andere. Das kann ganz
prägnante Satz des Apostels Paulus (2. Korinther       unterschiedlich ausgeprägt sein, aber es ist mit
3,17) drückt mit wenigen Worten Kernelemente           der Taufe in uns alle hineingelegt.
unseres evangelischen Lebens und Glaubens              Doch nicht jeder, der sich für etwas begeistert
aus. Wir sind von Anfang an eine Kirche der Frei-      und von sich und seinen Ideen angetan ist, ist au-
heit gewesen, die auf Martin Luthers Durchbrü-         tomatisch vom Heiligen Geist erfüllt. Der ein-
chen im Verständnis der Bibel zurückgeht. Wir          gangs zitierte Satz des Paulus wird oft verkürzt
handeln nicht, weil wir müssen (um uns damit           wiedergegeben. Im Ganzen klingt er so: „Der
Gottes Gnade zu verdienen), sondern wir han-           Herr (also Christus) ist der Geist; wo aber der
deln, weil wir dürfen (weil Gott uns gerecht ge-       Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.“ Der Heilige
sprochen hat). Wir gehorchen Gott mehr als den         Geist ist kein Geist der Beliebigkeit, und die Frei-
Menschen, weil unsere Freiheit allein ein Ge-          heit, die er bringt, hat einen festen Anker: Jesus
schenk Gottes ist.                                     Christus, sein Wort, sein Kreuz und seine Aufer-
Luther sollte auf dem Wormser Reichstag seine          stehung. Die Beziehung zum Herrn unseres Le-
Thesen widerrufen. Stattdessen widerspricht er         bens hat Folgen: „Ich werde nicht von außen ge-
vehement dem Kaiser und mit ihm der komplet-           nötigt, sondern ich lasse mich ziehen von der
ten Elite des spätmittelalterlichen Europas und        wunderbaren Macht, die in mir wirkt“, bringt es
sagt: „Da ich durch die angeführten Schriftstellen     der Theologe Gottfried Voigt auf den Punkt.
überwunden bin und mein Gewissen in Gottes
Wort gefangen ist, kann und will ich nicht wider-      Unsere evangelische Kirche ertrinkt oft in Belie-
rufen, weil gegen das Gewissen zu handeln we-          bigkeit und macht sich so selbst das Leben
der sicher noch recht ist."                            schwer. Das ist geistlos – und einigermaßen
Luther weiß sich in Fragen des Heils also keiner       dämlich. Der Heilige Geist befreit uns nicht zu ei-
äußeren Autorität, sondern nur der inneren             ner ‚Wellness-Religion‘, in der sich angeblich alle
Stimme seines Gewissens verpflichtet. Genau so         lieb haben, sondern er befreit uns zum Glauben
handelt er auch – und bringt die morsch gewor-         und Handeln im Namen Christi. Das führt
denen Traditionen und Institutionen seiner Zeit        zwangsläufig auch zu Konflikten darüber, was
zum Einsturz. Was für eine Befreiung! Wenn ich         Christi Geist entspricht und was nicht und wie man
heute privat wie beruflich für meinen Glauben ein-     die Geister unterscheiden kann und muss. Kon-
stehe, dann inspiriert mich nach wie vor das, was      flikte sind menschlich. Beliebigkeit dagegen ist
Luther damals erkämpfte.                               Sünde – und sterbenslangweilig.

Inspirieren heißt übersetzt „begeistern“. Christen-    Bleiben sie begeisterungsfähig und behütet!
menschen sind Leute, die vom Heiligen Geist in-        Ihr Pfarrer                    STEFFEN GROSS
spiriert sind – und die deshalb anders denken,

                 Pfarrerin                 Pfarrer               Bezirkskantor               Diakonin
         Dr. Franziska Beetschen        Steffen Groß             Detlev Helmer              Margit Rothe
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THEOLOGIE DES GEISTES
Was ist der Heilige Geist?
Am Himmel braust und
stürmt es so gewaltig, dass
es ein ganzes Haus und die
dort versammelten Frauen
und Männer durchschüttelt.
Flammen senken sich herab
und erfüllen alle mit dem,
was in der Apostelgeschichte
Heiliger Geist genannt wird.
Die Frauen und Männer kön-
nen auf einmal in anderen
Sprachen sprechen. Men-
schen „aus allen Völkern un-
ter dem Himmel“ können sie
fortan verstehen.

Woran erkennt man den Hei-
ligen Geist? Nicht jeder, der
von sich und seinen Ideen
angetan ist, ist schon vom
Heiligen Geist erfüllt. Was in                         Grafik: Pfeffer
der Bibel über ihn steht und was die Theologin-
nen und Theologen über ihn sagen, ist zwar         meint“, sagt der Apostel Petrus laut Apostelge-
„markant uneinheitlich“, so der Heidelberger       schichte 2,15. Die Begeisterung folgt der Er-
Theologieprofessor Dietrich Ritschl (1929–         fahrung der Frauen und Männer, dass „Gott
2018). Übereinstimmung herrscht aber in ei-        diesen Jesus zum Herrn und Christus gemacht
nem Punkt, den man vereinfacht so ausdrü-          hat“ (Vers 36). Die Flammen des Geistes, die
cken kann: Der Heilige Geist ist jener Teil Got-   sich auf die Menschen herabsenken, seien die
tes, der sich im Menschen auswirkt.                erste und entscheidende „Regierungsmaß-
                                                   nahme“ des jetzt inthronisierten Christus, heißt
Eine sympathische Liste an Tugenden und Ga-        es in einer Randnotiz der Stuttgarter Erklä-
ben, die der Geist hervorbringt, findet sich im    rungsbibel. Pfingsten ist das Gründungsfest
Brief des Apostels Paulus an die Gemeinde          der weltweiten Kirche. Die Begeisterung der
von Galatien, heute mitten in der Türkei gele-     Menschen ist Ausdruck dessen, dass Gott nun
gen: der Geist zeigt sich in Liebe, Freude,        in den Herzen der Gläubigen regiert.
Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue,                                      EDUARD KOPP
Sanftmut und Keuschheit (5,22).
Der Geist, von dem in der Pfingstgeschichte        Aus: „chrismon“, das evangelische Monatsma-
die Rede ist, ist nicht nur ein seelischer Aus-    gazin der Evangelischen Kirche.
nahmezustand, eine Euphorie. Auch kein Alko-       www.chrismon.de
holrausch: „Diese sind nicht betrunken, wie ihr
                                                                                                 3
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THEOLOGIE DES GEISTES
                                                                        Geist meint mehr als Gehirnak-
                                                                        tivität. Menschlicher Geist ent-
                                                                        steht im Zusammenleben mit
                                                                        anderen. Der Mensch ist ein so-
                                                                        ziales Wesen, auch ein kulturel-
                                                                        les. Und was ist jetzt der Heilige
                                                                        Geist?
                                                                        Der habe ihn ergriffen, sagt der
                                                                        Apostel Paulus. Der Geist
                                                                        Christi, des Jesus von Naza-
                                                                        reth, habe sich seiner bemäch-
                                                                        tigt und sein Leben verändert.
                                                                        Dieser Geist habe die Liebe
                                                                        Gottes in sein Herz und in die
                                                                        Herzen seiner Mitchristen ge-
                                                                        gossen. Die Bürgerbewegung,
                                                                        für die Paulus warb, hat für das
                                                                        Neue geschwärmt, aber auch
                                                                        die Verhältnisse verändert, Ge-
                                                                        fangene versorgt, Spenden für
                                                                        Hilfsbedürftige aufgetrieben,
                                            Grafik: Pfeffer
                                                                        Sklaven freigekauft. Und sie
Gibt es ihn noch, den Heiligen Geist?                                   gab solche Wohltaten nicht als
„Nimmst du ihren Geist weg, so vergehen sie           die eigenen aus, sondern schrieb sie dem Geist
und werden wieder Staub", sagt Psalm 104, 29-         zu, der in ihr wirkte.
30 über die Geschöpfe. Und über Gottes Geist:         Er ist aus der Sicht der Glaubenden diejenige
„Du sendest deinen Geist aus, so werden sie           Kraft, die Menschen grundlegend im Sinne
geschaffen, und du machst neu das Antlitz der         Christi verändert - Anlass für ein Pfingstfest 50
Erde." Statt Geist könnte man auch übersetzen:        Tage nach Ostern, der Feier der Auferstehung.
Atem. Und da der Mensch die Natur und ihre            Nach christlichem Verständnis ist es dem "Hei-
Gesetze mit seinem Geist versteht, müsse all          ligen Geist" zuzuschreiben, wenn Menschen
dies auch nach einem höheren Geist gestaltet          eine wirklich befreiende Wendung in ihrem Le-
sein. Nach Gottes Geist. Davon gingen die             ben erfahren. Dass dann ein neuer Geist im Le-
meisten Gelehrten bis in die Neuzeit aus. Der         ben dieses Menschen weht, ist dafür die ange-
menschliche Geist sei bloß ein Abbild dieser          messene Deutung. Aber nichts, was einen Aus-
höchsten Intelligenz. Heute kommen Wissen-            schlag auf irgendeinem Messgerät hinterließe.
schaftler ganz ohne einen Geist aus, auch ohne                                      BURKHARD WEITZ
den Heiligen Geist. Vieles deutet darauf, dass
Wahrnehmen und Erleben, Denken und Wollen             Aus: „chrismon“, das evangelische Monatsma-
reine Nervensache sind. Ist der menschliche           gazin der Evangelischen Kirche.
Geist lediglich das, was Neurologen und Hirn-         www.chrismon.de
forscher messen? Nicht unbedingt. Das Wort

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STADTKIRCHE
                                                    Bibel und auf einer virtuellen Gebetswand, deren
                                                    Gebetsanliegen regelmäßig in die Fürbitten der
                                                    Gottesdienste aufgenommen werden.
                                                    Haben Sie sich eigentlich schon einmal gefragt,
                                                    was unsere Kirchenfenster so alles erzählen wür-
                                                    den, wenn sie reden könnten? Wir haben das Lu-
                                                    ther- und das Melanchthon-Fenster zum Spre-
                                                    chen gebracht. Und was diese beiden so erzäh-
                                                    len - das ist Kirchengeschichte in etwas anderer
Kirche rundum erleben - 360 Grad-Rundgang           Form. Hören Sie mal rein!
durch die Schwetzinger Stadtkirche
Zu Pfingsten ist es soweit: Sie können die Sch-
wetzinger Stadtkirche nicht nur besuchen, indem
sie durch das Hauptportal auf den Kleinen Plan-
ken gehen, sondern auch ganz bequem und
corona-konform vom Sofa zu Hause aus.
Ermöglicht wird Ihnen das durch einen „virtuellen
Kirchenrundgang”, sogar mit einem 360 Grad-
Blick! So können Sie etwa den Innenraum mittels
Mausbewegungen (oder dem Herumschwenken             Die beiden „Masterminds“ hinter dem Projekt,
Ihres Mobilgeräts) vom Fußboden bis zur Decke       Pfarrerin Dr. Franziska Beetschen und Simone
aus zahlreichen Blickwinkeln rundum betrachten.     Heidbrink, Religionswissenschaftlerin und Mitar-
Und selbst wenn Sie ein „Schwetzinger Urge-         beiterin aus dem Pfarramt, hatten beim Recher-
stein“ sind und meinen, alles über unsere Kirche    chieren, Schreiben und den Aufnahmen jeden-
zu wissen: Die an einigen Stellen als Audio-Auf-    falls eine Menge Spaß. Und wir meinen: Das
nahmen hinterlegten Informationen werden sogar      sieht und hört man dem Projekt auch an, mit dem
Sie zum Staunen bringen!                            ganz bewusst verschiedene Interessen- und Al-
So können Sie beim Betreten der Kirche die Glo-     tersgruppen in den Blick genommen werden. Zu
cken zum Klingen bringen und beim Gang durch        finden ist das Ganze über die Website www.kir-
das Kirchenschiff einiges über die bewegte Ge-      cheninbaden.de, wo es neben der Schwetzinger
schichte der Stadtkirche und des Protestantis-      Stadtkirche noch 24 weitere badische Kirchen
mus in Schwetzingen erfahren.                       zwischen Konstanz und Wertheim virtuell zu ent-
Die Empore bietet Ihnen einen unverstellten Blick   decken gibt.
auf die Orgel, unterlegt von einem musikalischen    Nachdem vor einigen Monaten die Landeskirche
„Appetit-Happen“ unseres Kirchenmusikdirektors      ihre Gemeinden dazu aufgerufen hatte, sich für
Detlev Helmer. Von der Kanzel aus gibt es einen     die virtuelle Kirchenrundgänge zu bewerben, ha-
Direktlink auf unseren YouTube-Kanal, auf dem       ben auch wir Schwetzinger eine Bewerbung ge-
Sie unsere Online-Gottesdienste mit- und nach-      schickt - und wurden ausgewählt. Das Ergebnis
feiern können. Der Taufstein bietet ein Tauferin-   kann sich – so meinen wir – sehen lassen. Und
nerungs-Ritual zum Selbermachen.                    es bietet nicht nur interessierten Auswärtigen und
Selbst aktiv werden können Sie auch am Altar:       Touristen, sondern auch uns Schwetzingern
mit einem Quiz über erstaunliche Fakten über die    neue Einsichten und Perspektiven.
                                                                                 SIMONE HEIDBRINK
                                                                                                    5
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AUS DER KANTOREI
Was begeistert mich in der Kantorei?                  beeindruckt mich die Aus-
                                                      drucksfähigkeit der Musik
                                                      in ihrer so vielfältigen und
                                                      unerschöpflichen Weise.
                                                      Sie ist für mich ohne die
                                                      Wirkung des Heiligen
                                                      Geistes kaum vorstellbar –
                                                      da kann ich oft nur stau-
                                                      nen. Musik berührt uns in
                                                      unserem Innersten, sie berührt unsere Seele.
                                                      Es macht mir Freude, mit anderen zur Freude
                                                      anderer musizieren zu dürfen und das zu Lob
Kirchenmusikdirektor Detlev Helmer                    und Dank und Gottes Ehre.
Einen Musiker zu fragen, was ihn an der Musik
begeistert oder warum er sich für die Musik be-                         Christine Gäbel,
geistert, ist eigentlich so, als ob man ihn fragen                      Posaunenchor
würde, warum er lebt. Oder einen Maler, warum                           Mich begeistern und moti-
ihn Farben faszinieren... Musik ist sicher nicht                        vieren die Gemeinschaft
mein ganzes Leben – aber ohne Musik wäre                                und das gute Miteinander
mein Leben nicht vorstellbar. Die Dimensionen                           innerhalb des Posaunen-
von Musik lassen sich nicht in Worte fassen –                           chores – ganz unabhängig
das weiß jede:r, die/der davon ‚infiziert‘ ist. Mu-                     von Alter, Geschlecht und
sik trägt mich durch Freud und Leid und weckt                           Beruf: sowohl beim Musi-
in mir Gefühle, die ich nicht beschreiben kann.                         zieren als auch beim Zu-
Musik bringt mich in eine andere Welt. Und            sammenhocken nach der Probe und bei ge-
wenn es gelingt, andere Menschen ebenfalls            meinsamen Unternehmungen und Ausflügen.
dafür zu begeistern und ihnen damit einen
Mehrwert an Leben zu geben, ist das Glück,                                Julia Roth,
Freude und Geschenk zugleich.                                             Junge Kantorei
Ist Musik göttlich? Da Gott alles ist, ist auch Mu-                       An Musik begeistert mich
sik göttlich. Und andersherum kann Musik zu                               total vieles, denn sie ist
Gott und zum Glauben führen.                                              sehr vielfältig und immer
Mitglieder unserer Kantorei-Gruppen haben ge-                             nah. Zu musizieren macht
schrieben, was sie an Musik und am Musizieren                             einfach Freude und man
in der Kantorei begeistert.                                               ist überglücklich. Musik
                                                                          heilt Menschen, gibt ihnen
Ute Schwerin, Kirchenchor                                                 Hoffnung und Frieden.
Mich begeistert, dass die Musik die unterschied-      Deshalb bin ich auch bei der Jungen Kantorei.
lichsten Menschen auf wunderbare Weise ver-           Quatschen und musizieren, spielen und vor al-
bindet. Musik belebt, steckt an, schenkt Freude       lem im Chor zusammen singen, das macht mir
und gibt Trost und Heil. Immer wieder neu             total Freude.

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Gemeindegruß - BE-GEISTERUNG - Evangelische Kirchengemeinde Schwetzingen
AUS DER KANTOREI
                                                     ein Chor mit einer einmaligen Gemeinschaft –
                                                     come and sing!
                                                     Wia san ma? Guad san ma! Sagt man in Bay-
                                                     ern .

                                                                                Franz Mülbert,
                                                                                Vokalensemble
                                                                                Vor kurzem bin ich
                                                                                auf YouTube mehr
                                                                                oder weniger zufällig
                                                                                auf die Bach-Mottete
Rosemarie Hassler, Flötenkreis                                                  „Jesu meine Freude"
Unser Flötenkreis ist wie alle musikalischen Ak-                                (BWV 227) gesto-
tivitäten der Kirchengemeinde derzeit ausge-                                    ßen. Diese Aufnah-
bremst. Kein Zusammenkommen, keine Pro-                                         me mit dem Vocal-
ben, kein Singen im Hebelhaus, kein Taizé-Ge-                                   consort Berlin hatte
bet und auch sonst keine Auftritte. Nach vielen      es mir sofort angetan, und ich habe sie mir seit-
Jahren der Gemeinschaft fehlt uns das Mitei-         her mehrmals angehört. Warum? Offensichtlich
nander der Proben. Vielleicht dürfen wir aber        hatte sie in mir die Sehnsucht nach dem lange
bald wieder im Garten bei einer Mitspielerin mu-     vermissten, gemeinsamen Singen in unserem
sizieren. Vieles fehlt uns, aber wir wollen zuver-   Vokalensemble wieder heftig neu entfacht. Also,
sichtlich sein. Manches ist schon lange geplant      liebe Ensemble-Mitglieder und solche die es
und wir freuen uns auf den Tag, an dem wieder        noch werden wollen: Lasst Euch von diesem
die Möglichkeit des Probens und des Zusam-           ‚Musik-Virus‘ gerne anstecken, dann werden
menspiels sein wird und wir uns am gemeinsa-         trotz allem gegenwärtigen corona-bedingten
men Musizieren erfreuen können. Ein großes           „Leide und Betrüben" die „Trauergeister" wei-
musikalisches Fest wäre schön.                       chen und sich dafür verstärkt die Hoffnung und
                                                     Freude auf ein baldiges gemeinsames Singen
                              Robert      Weiss,     einstellen.
                              Gospelchor
                              Hallelujah – praise
                              the Lord! Gospel-
                              Lieder sind voller
                              Gefühl, Freude,
                              Trauer, Schwermut
                              und Zuversicht,
                              aber vor allem
                              Hoffnung – Hoff-
                              nung auf bessere
                              Zeiten. Töne und
                               Rhythmen,      die
 alle Fotos: privat
                               zeitlos sind, und

                                                                                                    7
Gemeindegruß - BE-GEISTERUNG - Evangelische Kirchengemeinde Schwetzingen
WAS MICH BEGEISTERT
Was begeistert Sie?                                     Die ersten Funken, die ihn für das Thema ent-
Still wurde es um seine Weggefährt:innen, 50            fachten, flogen Ende 2018: Je mehr er über das
Tage nachdem Jesus auferstanden war. Doch               Thema hörte und je mehr er sich mit seinem
als sie dann am 50. Tag beisammensaßen, kam             Umfeld darüber unterhielt, je mehr Fakten er
der Heilige Geist über sie. Es erfasste alle plötz-     sich anlas – desto größer wurde die Flamme in
lich eine solch überbordende Freude, dass es            ihm. Schließlich trat er im Januar 2019 Fridays
sie nicht mehr drinnen hielt: Sie mussten hinaus        for Future bei. Er organisiert hier in Schwetzin-
und ihre Begeisterung teilen. Pfingsten ist also        gen Aktionen mit und ist sogar auf Bundes-
der Anlass schlechthin, um Menschen in unse-            ebene begeistert bei der Sache. Aber nicht auf
rer Gemeinde zu fragen, für was sie sich begeis-        dem Rücken anderer, wie Felix betont: „Klima-
tern und warum sie so für ihre Sache brennen.           schutz darf nicht auf Kosten von Menschen in
                                                        anderen Gebieten unserer Erde umgesetzt wer-
                                                        den!“
                                                        Liselotte Sigmund (81) geht leisere Wege.
                                                        Doch ihre Begeisterung ist genauso groß. Sie
                                                        brennt dafür, „älteren Menschen eine Wertigkeit
                                                        zu geben“ und sie nicht alleine zu lassen. Seit
                                                        sage und schreibe 43 Jahren schon engagiert
                                                        sie sich daher im Besuchsdienst der Kirchenge-
                                                        meinde. „Es ist so wichtig, zu sehen, was die
                                                        Seniorinnen und Senioren jetzt, in diesem Mo-
                                                        ment gerade brauchen“, weiß Frau Sigmund.
                                                        Außerdem wichtig: „Zuhören und über Vergan-
                                                        genes reden – das hilft, sich mit Dingen zu ver-
Felix Lindenmeier (16) hält es auch nicht drin-         söhnen“. Frau Sigmund ist immer wieder be-
nen. Der ehemalige Konfi-Teamer trägt seine             wegt, wie unglaublich schwer es manche in ih-
Begeisterung für Klimagerechtigkeit mal laut,           rem Leben hatten. „Und letztlich können diese
mal bunt, aber immer deutlich wahrnehmbar auf           Menschen das Alter doch noch genießen“, er-
die Straße. Denn er ist Aktivist bei Fridays for        zählt sie lächelnd. Gespräche per Telefon seien
Future. „Ich brenne für die Klimagerechtigkeit,         für ältere Menschen manchmal einfacher, er-
da wir von der Wissenschaft klar aufgezeigt be-         klärt Frau Sigmund weiter. „Besuche können
kommen haben - und auch immer mehr ersicht-             zum Beispiel für Kranke sehr anstrengend sein.“
lich wird -, wie schlimm die Klimakatastrophe           Ihre Begeisterung dafür, ältere Menschen zu
wirklich ist und wie weit schon vorangeschrit-          begleiten, wurde durch den zufälligen Besuch
ten“, erklärt er. Seiner Meinung nach werden die        bei einer Nachbarin ausgelöst. Diese hatte Nie-
Ziele zum Klimaschutz in Deutschland und auch           renprobleme, als Liselotte Sigmund zufällig vor-
in Baden-Württemberg konstant verfehlt. Des-            beikam. Sie konnte durch ihr Eingreifen Schlim-
halb ist für Felix klar: „Wir müssen der Politik laut   meres verhindern. Ab da war ihre Flamme für
und stark Druck machen, damit wir das 1,5               den Besuchsdienst entfacht. Und durch die Ein-
Grad-Ziel erreichen“.                                   führungs-Kurse von Pfarrer Schellenberg fühlte
                                                        sie sich gut darauf vorbereitet.

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Gemeindegruß - BE-GEISTERUNG - Evangelische Kirchengemeinde Schwetzingen
WAS MICH BEGEISTERT
                                                       einen die Begeisterung schon packen kann: Mit
                                                       „drei oder vier oder so“ hörte sie „Der Schwan“
                                                       aus „Karneval der Tiere“ von Camille Saint-
                                                       Saëns. Flora war total fasziniert von dem Solo-
                                                       stück für Cello. „Das klingt so wunderschön!“,
                                                       schwärmt sie noch heute. Sie liebt den Klang
                                                       des Instrumentes generell: „Man kann hohe
                                                       Töne spielen und sehr tiefe. Doch das Cello
                                                       klingt immer sanft.“ Damals versprachen ihr ihre
                                                       Eltern, wenn sie fünf Jahre alt sei, dürfe sie ihrer
                                                       Begeisterung nachgeben und Cello lernen. Und
Renate Lang mit Diakonin Margit Rothe
                                                       so kam es. Mittlerweile hat sie bei ihrer Musik-
                                                       lehrerin Miriam Rox Privatunterricht. Flora spielt
Renate Lang (84) hält sich mit ihrer Begeiste-
                                                       schon so gut, dass sie sogar bei „Jugend musi-
rung auch nicht zurück. Das kann man schon
spüren, wenn man den Raum betritt. Frau Lang           ziert“ im Terzett mit anderen jungen Musikern
ist energiegeladen und brennt mit Leib und             mitgespielt hat. „Mit anderen zusammen klingt
Seele für den Frauenkreis. „Er ist meine Fami-         das Cello noch schöner“, findet sie. Auftritte
lie“, sagt sie. Es sei ja nicht nur so, dass sie mit   hatte sie schon viele. Das macht ihr viel Spaß,
der Organisation und dem Zusammenhalt viel             auch, wenn sie jedes Mal aufgeregt ist. Ihren
gäbe. Sie bekomme auch viel zurück. „Es tut mir        großen Traum, für den sie so brannte, hat sie
gut, zu spüren, dass ich gebraucht werde, und,         dieses Jahr in die Realität umgesetzt: Flora
dass sich die Menschen über das freuen, was            spielte „den Schwan“ von Camille Saint-Saëns.
ich mache“, strahlt sie. Sie findet es einfach toll,   Wegen Corona leider ohne Publikum, wie sie
                                                       bedauert. Aber das lässt sich sicher nachholen.
mit anderen Frauen zu reden, zu lachen und
                                                                                    BEATE GÜNTHER
sich „das Leben schön zu machen“. Deshalb
übernahm sie die Leitung des Frauenkreises als
das Pfarrer-Ehepaar Müller nach Pforzheim
zog; Diakonin Margit Rothe und bis vor einiger
Zeit Brigitte Tietz unterstützen sie dabei. Frau
Lang steht auf dem Standpunkt: „Bevor es kei-
ner macht und es blöd wird, mach ich es lieber“.
„Blöd“ ist es zurzeit allerdings in anderer Hin-
sicht: Durch die Pandemie können keine Treffen
des Frauenkreises stattfinden und er fehlt den
rund 25 Damen sehr. Doch Frau Lang wäre
nicht Frau Lang, wenn sie sich davon in ihrer
Begeisterung aufhalten ließe: „Ich hänge zurzeit
stundenlang am Telefon. Pro Tag rufe ich min-
                                                                                                       Fotos: privat

destens drei von uns an.

Flora Klein (12) beweist, in welch zartem Alter

                                                                                                                       9
Gemeindegruß - BE-GEISTERUNG - Evangelische Kirchengemeinde Schwetzingen
UNIONSJUBILÄUM
                                                   Einheit, begleitet vom Geist der Aufklärung,
                                                   durchzog das Land vom lutherische Gemmin-
                                                   gen, der reformierten Kurpfalz über das lutheri-
                                                   sche Baden-Durlach bis nach Emmendingen.

                                                   II. Am 16. Juli 1821 wurde die Vereinigung zur
                                                   bekenntnisunierten protestantischen Kirche im
Das Gemeinsame ist stärker als das, was un-        Großherzogtum Baden theologisch und juris-
terscheidet                                        tisch entschieden. Eine Sternstunde!
Zum 200. Jubiläum der Bekenntnisunion der          Im Hin und Her von Bürgerbewegung „von un-
„Evangelischen Landeskirche in Baden“              ten“, und großherzoglichem Erlass „von oben“,
                                                   kam es zur ersten Generalsynode (2. bis 26. Juli
I. Schlichte Worte aus der Badischen Unionsur-     1821) lutherischer und reformierter Kirchenver-
kunde (UU) § 10 sind es, die mich ansprachen       treter in der Karlsruher Stadtkirche.
und – trotz ihres Alters - neu ansprechen: „Die    Prälat Johann Peter Hebel sprach nach dem
Eifersucht […] ist erloschen, die Ängstlichkeit,   Choral „O heil´ger Geist, kehr bei uns ein“ das
[…], verschwunden; die Freiheit des Glaubens       Eröffnungsgebet. Dann ging es mit zum Teil hit-
ist erreicht und mit ihr die Freiheit im Glauben   zigen Diskussionen an die Arbeit - zu Fragen
und die […] Freudigkeit in einem gottgefälligen    wie Kirchenverfassung, Katechismus, Gottes-
Leben“.                                            dienstordnung, Kirchenvermögen. Das ent-
Worte sind es, die in der „Grundordnung der        scheidende Thema der Kirchenunion aber war
Evangelischen Landeskirche in Baden“ heute         die Einheit im Abendmahl zwischen lutheri-
das Kennzeichen dieser Landeskirche anzei-         schen und reformierten Christen. Nach
gen: Das Gemeinsame ist stärker als das, was       schmerzlicher Trennung stimmte man endlich
unterscheidet. Das Ganze ist mehr als die          überein im Glaubensverständnis des Abend-
Summe ihrer Teile (UU § 1; 4). Vereinigung bei     mahls. Der Chronist schreibt: Als nach heftigen
Aushalten von Differenzen kennt Vielheit, d. h.    Auseinandersetzungen abschließend der Präsi-
Einheit in Vielheit.                               dent der Generalsynode Staatsminister C. Chr.
Das Besondere, den Identitätsmarker, unserer       Freiherr von Berckheim sich an die Versamm-
Landeskirche zeigen sie an.                        lung wandte, „es werde nicht der Wille der Sy-
                                                   node sein, über eine Sache des Glaubens und
Gemeinsamkeit, Ganzheit, Einheit bezogen sich      Gewissens durch Abstimmung zu entscheiden“,
zu Beginn des 19. Jahrhunderts nicht nur auf die   bejahten dies alle. Und eine „feierliche Stille“ trat
Vereinigung des zerstückelten Großherzogtums       ein. Nach fünf Minuten - keine weiteren Anfra-
Baden. Nach Napoleons säkularisierenden und        gen wurde gestellt - zeigte der Präsident an,
geopolitischen Veränderungen im Reichsdepu-        „dass allgemeine Einstimmung über den Lehr-
tationshauptschluss (1803) wuchs die Markgraf-     punkt stattfinde, und hiermit der Grund der Ver-
schaft Baden um das achtfache zum Großher-         einigung in Gottes Namen gelegt sei“. „Mit Trä-
zogtum Baden (1805). Auch drängten viele           nen in den Augen“ stimmten alle zu. „Es war […]
Menschen der gespaltenen evangelischen Kir-        wie das Walten des heiligen Geistes über der
che, getrennt im reformierten und lutherischen     Versammlung“, so der Chronist. Am 26. Juli
Abendmahl, auf Vereinigung. Ein Sehnen nach        1821 wurde die Unionsurkunde feierlich von

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UNIONSJUBILÄUM

                                        Schlussworte der badischen Unionsurkunde, 26. Juli 1821
                                        Quelle: Wikipedia

allen Synodalen unterzeichnet; Großherzog           Und diese Freiheit wird erfahren und gefeiert im
Ludwig hatte die Ergebnisse schon am 23. Juli       gemeinsamen Abendmahl als versöhnende
1821 bestätigt. Und am Reformationsfest des         Vereinigung mit Jesus Christus und untereinan-
28. Oktober 1821 feierten alle evangelischen        der (UU § 5). Die Verbundenheit mit allen evan-
Gemeinden Badens die Vereinigung der lutheri-       gelischen Christen und Kirchen auf der Erde ist
schen und reformierten Kirche in gemeinsamen        so gegeben. Mit den anderen Kirchen wird öku-
Abendmahlsgottesdiensten. Ein kirchenhistori-       menische Gemeinschaft gesucht und erfahren.
sches Ereignis und verheißungsvoller Aufbruch!      Zu den Menschen anderer Religionen öffnet
                                                    sich der Raum toleranten Zusammenlebens.
III. Quelle der Vereinigung, Gemeinsamkeit und
Einheit - bei den Unterschieden von Region, Di-     Allen Menschen gehört die „Freiheit im Glau-
alekt, Frömmigkeit – war die Freiheit (UU § 10).    ben“, wie uns Christen in der „Evangelischen
Freiheit, nun nicht beliebig verstanden, sondern    Landeskirche in Baden“ die „Freudigkeit in ei-
„Freiheit des Glaubens“. Diese Freiheit weiß um     nem gottgefälligen Leben“ durch den „Glauben
ihre Grenze an der Freiheit des Anderen.            an Jesus Christus“ und seine „versöhnende
Den Grund dieser Freiheit bekannten die Väter       Liebe“ zu eigen ist.
der Unionsurkunde im Glauben an Jesus Chris-
tus und seiner versöhnenden Liebe. Es handelt       Engagement für demokratische Prozesse, Eini-
sich um die Freiheit des Gewissens und die          gung beim Aushalten von Unterschieden, Ver-
Freiheit zu Verantwortung in Familie, Beruf, Kir-   antwortung für das Gemeinwohl bringt die Badi-
che und Politik.                                    sche Unionsurkunde vom 26. Juli 1821 heute
Diese Freiheit wird erfahren im Hören auf Got-      gegen aggressive Abgrenzung in die gesell-
tes Willen zur Versöhnung, der sich im eifrigen     schaftlichen Prozesse ein.
Lesen und Forschen der biblischen Schriften er-                              MICHAEL PLATHOW
schließt.

                                                                                                  11
UNIONSJUBILÄUM
Eine prägende Gestalt in Baden: Regine Jol-          und Vorsteherin. Obwohl die von ihr ausgebilde-
berg (1800-1870), die Gründerin der Evange-          ten Frauen keine Diakonissen sind, führt sie
lischen Kinderpflegen in Baden                       1847 eine einheitliche Kleidung (Tracht) ein. In-
Zu 200 Jahren Evangelische Landeskirche in           folge der Revolution in Baden (1848/49) muss
Baden gehören auch Personen, die diese Lan-          die Bildungsanstalt 1849 Leutesheim verlassen.
deskirche prägten. Eine herausragende Gestalt        Nach einer Zwischenstation in Langenwinkel
ist Regine Jolberg, die Gründerin der Evangeli-      findet das Werk 1851 in Nonnenweier im
schen Kinderpflegen in Baden.                        Schlösschen des Freiherrn E. von Böcklin zu
Regine Jolberg wird am 30. Juni 1800 in Frank-       Böcklinsau (1809-1872) seine endgültige Hei-
furt als drittältestes Kind des in Heidelberg an-    mat. Von ihrer pädagogischen Vision und ihrem
sässigen wohlhabenden Juden David Zimmern            Vermächtnis für die Kleinkindererziehung im 21.
(1767-1845) und seiner Ehefrau Sara, geb.            Jahrhundert berichte ich nun.
Flörsheim (1777-1832) geboren. Während ihre
Brüder noch in der jüdischen Religion unterwie-      Regine Jolberg ist eine Pionierin der frühkindli-
sen werden, erfährt sie selbst keine religiöse Er-   chen Erziehung. Ihre eigenen Kinder erzieht sie
ziehung. Dem christlichen Glauben begegnet           nach autodidaktisch erworbenen pädagogi-
sie erstmals 1814 in einem Heidelberger Pensi-       schen Kenntnissen. Diese setzt sie später auch
onat. 1821 heiratet sie Josef Leopold Neustetel.     in ihren Kinderpflegen ein. Manche Äußerungen
Nach seinem frühen Tod lässt sie sich 1826 zu-       der Vorschulpädagogin des 19. Jahrhunderts
sammen mit ihrem zweiten Mann Salomon Jol-           sind zeitbedingt und können heute nicht unre-
berg und den beiden Töchtern aus erster Ehe          flektiert nachgesprochen werden. Andere behal-
taufen. 1829 ist sie bereits zweimal verwitwet       ten auch in der Gegenwart ihren Wert. Dazu ge-
und widmet sich fortan ganz der Erziehung ihrer      hört die Erkenntnis, dass eine effiziente Erzie-
Töchter.                                             hung in den Kindergärten nur von ausgebildeten
                                                     Fachkräften geleistet werden kann. Die fachli-
1840 übernimmt sie in Leutesheim bei Kehl die        che Qualifikation gehört auch heute zu den Eck-
von der dortigen Pfarrfrau Friederike Fink be-       punkten und Zielen evangelischer Kindertages-
gonnene Strickschule. 1843 erhält sie von der        einrichtungen.
Oberschulkonferenz die Genehmigung zur Er-
richtung einer Kleinkinderbewahranstalt, die sie     Regine Jolberg hat Ausbildungskonzepte entwi-
selbst Kinderpflege nennt. In ihrem Haus wer-        ckelt und eine Bildungsanstalt für Erzieherinnen
den Kleinkinder ganztags und Schulkinder             gegründet. Dabei hat sie kein systematisch auf-
nachmittags betreut. Als auch die Nachbardör-        gebautes Erziehungsprogramm hinterlassen
fer eine derartige Einrichtung wünschen, fasst       und sich doch zu Themen geäußert, die bis
sie den Plan, junge Frauen für den Beruf der         heute zur Didaktik und Methodik der Vorschul-
Kleinkinderpflegerin auszubilden.                    erziehung gehören. Zugleich hat sie Inhalte aus
Offiziell markiert dann das erste Jahresfest am      den Einzeldisziplinen Psychologie, Theologie
17. Oktober 1846 den Beginn der Bildungsan-          und Diakonie bearbeitet.
stalt für Kinderpflege in Leutesheim. Die als
Glaubenswerk gegründete Einrichtung vergrö-          Zentrum ihrer Erziehung ist das Kind und seine
ßert sich stetig. Jolberg ist zugleich Hausmutter    Entwicklung. „Wer sein eigen Leben und das

12
UNIONSJUBILÄUM
des Andern im Zusammenhang überblicken              1821-2021: 200 Jahre Union aus lutherischen
kann, der wird finden, wie im Kinde schon der       und reformierten Gemeinden im Großherzog-
ganze künftige Mensch verborgen ist, und wie        tum Baden
die Kindheitseindrücke sich durchs ganze Le-        Im Jahr 2021 feiert die Evangelische Landeskir-
ben segensreich und verderblich ziehen.“ Aus        che in Baden ein besonderes Jubiläum: denn
dieser Erkenntnis leitet sie die Notwendigkeit      die Union aus lutherischen und reformierten Ge-
der frühkindlichen christlichen Erziehung ab. Ihr   meinden im Großherzogtum Baden im Jahr
pädagogisches Handeln hat die Freiheit des          1821 markiert die Gründung unserer Landeskir-
Kindes im Blick. Jede Erziehung muss das We-        che. Mit Veranstaltungen, Ausstellungen und
sen des Kindes beachten und die ihm von Gott        Publikationen blickt der Verein für Kirchenge-
gegebenen Kräfte stärken. Um den je eigenen         schichte in der Evangelischen Landeskirche in
Charakter zu erkennen, ist es notwendig, das        Baden auf die 200-jährige Geschichte zurück.
Kind abwartend und liebevoll zu beobachten.
Die Hochschätzung der kindlichen Individualität     Auch die Evangelische Landeskirche in Baden
kennzeichnet die Pädagogik Regine Jolbergs.         feiert das Unionsjubiläum unter dem Motto
                                                    "unisono - VIELstimmigEINS" mit zahlreichen
Trotzdem darf nicht außer Acht gelassen wer-        Gottesdiensten und anderen Veranstaltungen.
den, dass schon dem kleinen Individuum Gren-        Weitere Informationen, Materialen und Ange-
zen gesetzt werden müssen. Auch sie sind zur        bote dazu finden Sie unter
Entfaltung der eigenen Persönlichkeit notwen-       www.unisono2021.de
dig. Frühkindliche Erziehung muss beachten,
dass Freiheit nicht mit Willkür gleichzusetzen
ist. „Beziehungen und Regeln“ gehören auch im
21. Jahrhundert zum Evangelischen Profil der
evangelischen Kindertageseinrichtungen in Ba-
den. Über allem aber steht die Liebe. Sie ist der
Maßstab, an dem sich alles erzieherische Wir-
ken orientieren muss. Auf den pädagogischen
Eros weist Regine Jolberg immer wieder hin.
Alle erzieherischen Bemühungen werden nur
dann zum Ziel führen, wenn sie von der Liebe        Videos zum Jubiläum gibt es bei YouTube zu
getragen sind. Zeitlos sind Worte, die sie vor      sehen. Das Video von der Evangelischen Lan-
150 Jahren an ihre Erzieherinnen richtete:          deskirche unter:
„Legt euer Amt nieder, wenn die Liebe erlo-         https://www.youtube.com/watch?v=IWLsUzu-
schen ist.“ Denn: „Die Liebe ist die beste Erzie-   vaE8
herin und Lehrerin.“                                Das Video von der Evangelischen Gemeindeju-
                  DR. ADELHEID VON HAUFF            gend Baden unter: https://www.y-
                                                    outube.com/watch?v=7pSuPkj8bjg&t=7s

                                                                                                13
ADRESSEN
Pfarramt
Mannheimer Str. 34, 1. OG,  12 72 40, Fax 12 72 41,
E-Mail: schwetzingen@kbz.ekiba.de
Pfarramtssekretärinnen Anke Scharf, Marion Braun-Bittner, Simone Heidbrink
Öffnungszeiten:
                    Corona-bedingte Änderung:
                    Montag 10 bis 11 Uhr                    Wir arbeiten häufig im Home-Office.
                    Mittwoch 14 bis 15 Uhr                  Sollten Sie uns nicht erreichen,
                    Freitag 10 bis 11 Uhr                   hinterlassen Sie eine Nachricht auf
                                                            dem AB. Wir rufen gerne zurück!

Pfarrer Steffen Groß  062 02-12 72 40; E-Mail: steffen.gross@kbz.ekiba.de
Pfarrerin Dr. Franziska Beetschen  062 02-94 76 121; E-Mail: franziska.beetschen@kbz.ekiba.de
Gemeindediakonin Margit Rothe  062 02-92 63 196; E-Mail: margit.rothe@kbz.ekiba.de
Gemeindehäuser: Kirchendiener und Hausmeister
Lutherhaus, Mannheimer Str. 34: Jens Stolpmann (Die Telefonnummer erfragen Sie bitte im Pfarramt)
Gustav-Adolf-Haus, Marktplatz 28: Helga Wiegand (Die Telefonnummer erfragen Sie bitte im Pfarramt)
Melanchthon-Haus, Kurfürstenstraße 17: Mina Popp (Die Telefonnummer erfragen Sie bitte im Pfarramt)
Kindertagesstätten
Annika Elpelt, Kindergartenkoordinatorin, 06202- 97 07 687
E-Mail: kitakoordination.schwetzingen@kbz.ekiba.de
Ev. Bonhoeffer-Kindergarten: 06202-2 55 29, Leitung Andrea Ruiter; (Marktplatz 28)
E-Mail: kigabonhoeffer.schwetzingen@kbz.ekiba.de
Ev. Luther-Kindertagesstätte:  06202-2 11 38, Leitung Sabine Pfeil; (Mannheimer Str. 38)
E-Mail: kigaluther.schwetzingen@kbz.ekiba.de
Ev. Melanchthon-Kindertagesstätte:  06202-577 92 07, Leitung Bianca Ehlert; (Kurfürstenstr. 17)
E-Mail: kita.melanchthon.schwetzingen@kbz.ekiba.de
Ev. Kindertagesstätte Arche Noah:  06202-2 32 41, Leitung Liza Lutz; (Keplerstr. 25)
E-Mail: kitaarchenoah.schwetzingen@kbz.ekiba.de
Kirchenbezirk / Beratungsstellen
Kirchenmusikdirektor Detlev Helmer, Kurfürstenstr. 17; 06202-760 52 35, Fax 760 52 36;
E-Mail: detlev.helmer@kbz.ekiba.de, bezirkskantorat.suedlichekurpfalz@kbz.ekiba.de
Krankenhausseelsorge: Sibylle Holzwarth-Weiss; Email: Sibylle.Holzwarth-Weiss@kbz.ekiba.de
Diakonisches Werk Schwetzingen, Hildastr. 4a;  06202-9 36 10, Fax 93 61 20; Leitung Ursula Igel
Kirchlicher Pflegedienst Kurpfalz e.V., Hildastr. 4a;  06202-27680, Fax 27 68 40; Leitung Heike Wies,
E-Mail: info@sozialstation-schwetzingen.de
Nachbarschaftshilfe: Monika Theilig, Einsatzleitung,  06202-957124;
E-Mail: nbh.schwetzingen@kbz.ekiba.de
14
HINWEISE ZU DEN GOTTESDIENSTEN
                                                     Pfingsten to go…
                                                     … gibt es als Überraschungstüte an beiden Fei-
                                                     ertagen zwischen 10 und 16 Uhr an der Stadt-
                                                     kirche, am Melanchthon-Haus, am Gustav-
                                                     Adolf-Haus und an der Kita Arche Noah. Wer
                                                     den Gruß nach Hause gebracht bekommen
                                                     möchte, meldet sich bis Donnerstag, 20. Mai un-
                                                     ter Telefon 127240.

                                                     Jubelkonfirmation
                                                     Im Jahr zwei der Pandemie kann die Jubelkon-
Gottesdienst an Pfingstsonntag                       firmation nicht wie in anderen Jahren im Früh-
Prälat Dr. Traugott Schächtele, Pfarrerin Dr.        sommer stattfinden. Für alle, die im Jahr 2020
Franziska Beetschen und KMD Detlev Helmer            UND 2021 ihr Konfirmationsjubiläum feiern woll-
gestalten den Online-Gottesdienst zum Pfingst-       ten oder wollen (also diejenigen, die in den Jah-
sonntag, 23. Mai, ab 10 Uhr. Thema ist die Ba-       ren 1970/1960/1955/1950/1945/1940 oder
dische Kirchenunion (siehe dazu auch die Sei-        1971/1961/1956/1951/1946/1941 konfirmiert
ten 10 bis 13). Der Gottesdienst ist auf unserem     wurden), bietet die Kirchengemeinde am Sonn-
YouTube-Kanal ekischwetzingen und über un-           tag, 31. Oktober und am Montag, 1. November
sere Homepage ekischwetzingen.de abrufbar.           (Allerheiligen) zwei Gottesdienste zur Jubelkon-
                                                     firmation an. Die uns bekannten diamantenen
Ökumenischer ZOOM-Gottesdienst an                    (60 Jahre) und älteren Jubilare erhalten eine
Pfingstmontag                                        Einladung vom Pfarramt. Die Menschen der gol-
Am 24. Mai wird um 11 Uhr ein Ökumenischer           denen Jahrgänge (1970 und 1971) und weitere
Gottesdienst per ZOOM gefeiert. Diakonin Mar-        Jubilare bitten wir, sich bei Interesse im
git Rothe und ihr katholischer Kollege Bernhard      Pfarramt zu melden, damit wir ihnen die Einla-
Carl werden dabei über das Pfingstwunder und         dung zukommen lassen können.
die Frage „Kann ich den Heiligen Geist spüren?“
ins Gespräch kommen. Musikalisches wird für
                                                                                                  Fotos: Marion Braun-Bittner

diesen Gottesdienst vorbereitet durch Kirchen-
musikdirektor Detlev Helmer und Musizierende
aus den Kantoreigruppen und dann im Gottes-
dienst digital eingeblendet. Mitfeiern ist möglich
über den Kurzlink: https://tlp.de/ZOOMGottes-
dienst, der sich auch auf der Homepage findet.
Es wird vor dem Gottesdienst Zeit sein zum An-
kommen; im Anschluss bleibt ebenfalls Zeit für       Die aktuellen Informationen zu den Gottes-
den Austausch beim „digitalen Kirchencafé“.          diensten finden sich immer auf der Homepage
Probieren Sie’s aus! Der Heilige Geist weht          der Kirchengemeinde www.ekischwetzingen.de
auch digital!                                        und in der Tagespresse.

                                                                                                       15
LUTHERHAUS
Impfzentrum im Lutherhaus                           Es geht nicht an, dass auf einer Demonstration
Seit Mitte März betreibt der Rhein-Neckar-          vor dem Lutherhaus am 1. Mai 2021 auf einem
Kreis in Kooperation mit der Stadt Schwetzin-       Plakat die Gestapo der Nazizeit mit der Polizei
gen ein Impfzentrum in unserem evangeli-            unserer Tage gleichgesetzt wird. Das ist
schen Lutherhaus. Wo sonst gefeiert, getagt,        falsch, geschichtsvergessen – und schlicht
musiziert und beraten wird, sind nun fünf Impf-     und ergreifend widerlich. Anders gesagt: es ist
straßen aufgebaut. Bis zum Erscheinen dieser        unchristlich.              STEFFEN GROSS
Ausgabe sind dort hunderte Menschen aus
Schwetzingen ab einem Alter von 70 Jahren           Erinnern Sie sich?
geimpft worden. Auch die Schwetzinger Haus-         In Vor-Corona-Zeiten gab es im Oktober im-
ärzte Dr. Markus Roth und Dr. Thorsten Kum-         mer ein wunderschönes Gemeindefest, unse-
lehn nutzen die hervorragende Infrastruktur,        ren Bazar. Und samstags konnte auf unserem
um dort Patienten zu impfen.                        wunderbaren Parkett das Tanzbein geschwun-
                                                    gen werden.
Als Evangelische Kirchengemeinde sind wir           Wir können jetzt, Mitte Mai, wenn der Gemein-
froh, dass wir auf diese Weise einen Beitrag        degruß in Druck geht, noch nicht sicher sagen,
zur Bekämpfung der Pandemie leisten können.         wie es in diesem Jahr werden wird mit unseren
Impfen ist gelebte Nächstenliebe, die uns als       schönen Festen. Wir hoffen sehr, dass sie
Christenmenschen von unserem Herrn Jesus            stattfinden werden, das Tanzfest am Samstag,
Christus aufgetragen ist.                           den 9. Oktober und der Bazar am Sonntag,
                                                    den 10. Oktober, vielleicht unter anderen Vor-
In diesem Zusammenhang grenzen wir uns              zeichen als in der Vergangenheit. Wir würden
ausdrücklich von der Gedankenwelt der selbst        uns so freuen!!
ernannten „Querdenker“ ab. Wir haben Ver-
ständnis für die Sorgen, die offenen Fragen
und auch die Kritik vieler Menschen an den po-
litischen Entscheidungen und Akteuren wäh-
rend der Pandemie. Wir vermissen oft eine
wirklich breite gesellschaftliche Diskussion, die
auch Meinungen und Kritik hört, die vom
Mainstream abweichen. Ich als Pfarrer bin be-
reit, mit Menschen zu diskutieren, die ganz an-
ders denken als wir – im Rahmen des Anstan-
des und der demokratischen Regeln.

Aber wir als Kirchengemeinde sagen auch:
Geschlossene Weltbilder, Gleichsetzung von
Nationalsozialismus und demokratisch legiti-
mierter Bundesregierung, antisemitische Le-
genden, Demokratiefeindschaft und Panikma-
che sind mit dem christlichen Glauben unver-
einbar.
16
STADTKIRCHE
Kerzentisch angeschafft                             Zum Mitsingen daheim
Endlich … gibt es auch in unserer Stadtkirche die   Wer unsere ZOOM- und Online-Gottesdienste zu
Möglichkeit, eine Kerze zu entzünden! Dieses Ri-    Hause mitfeiert, möchte vielleicht gerne auch die
tual kannte man lange Zeit fast ausschließlich                          Lieder mitsingen. Doch viele
aus katholischen Gotteshäusern. Aber wie oft                            Lieder finden sich nicht im
fragten uns Menschen danach, ob man hier bei                            ‚normalen‘ evangelischen
uns eine Kerze anzünden könne? Dieser Wunsch                            Gesangbuch, sondern stam-
wird vermehrt geäußert, seit unsere Stadtkirche                         men aus dem neuen Anhang
durch die Corona-Pandemie tagsüber zum Be-                              "Wo wir dich loben, wachsen
such, zur Einkehr und zum Gebet geöffnet ist.                           neue Lieder“, den es seit gut
                                                                        zwei Jahren gibt. Das Lie-
                                                                        derbuch enthält den Liedbe-
                                                                        stand der ersten Ausgabe
                                                    von „Wo wir dich loben ...“ aus dem Jahr 2005
                                                    und dazu 113 neue Lieder: Etwa aus Heften der
                                                    Landeskirche, aus Kirchentagsliederbüchern,
                                                    Lobpreis- und Jugendliederbüchern und aus Lie-
                                                    derwettbewerben. Für einen Großteil des Liedbe-
                                                    stands wurden singbare französische Textüber-
                                                    tragungen erarbeitet, englischsprachige und la-
                                                    teinamerikanische Originale haben ebenfalls ih-
                                                    ren Platz. Die Abkürzung NL steht dafür, dass ein
                                                    Lied aus diesem neuen Liederheft stammt.
                                                    Wenn Sie dieses Liederbuch noch nicht zu Hause
                                                    haben, können Sie es in den Schwetzinger Buch-
                                                    handlungen zum Preis von 15,80 € kaufen (ISBN
                                                    978-3-89912-210-7)
                                                                         MARION BRAUN-BITTNER
So sieht er aus, unser Kerzentisch. Nutzen Sie
ihn, wenn Sie Stille suchen, wenn Sie eines Ver-
storbenen gedenken, wenn Sie beten.
Viele Menschen – besonders Besucher:innen un-
                                                                                                 Fotos: Marion Braun-Bittner/Margit Rothe

serer Frauen- und Seniorenkreise – haben ge-
spendet; dadurch sind der Tisch und auch die
Kerzen bereits bezahlt. Vielen Dank dafür!
                                MARGIT ROTHE

Unsere Stadtkirche ist Montag bis Samstag von
9 bis 17 Uhr geöffnet. Der Seiteneingang ist bar-
rierefrei zugänglich. Von 12 bis 13 Uhr ist ein/e
Ansprechpartner:in vor Ort. Um 12 und 18 Uhr la-
den die Glocken ein zum Gebet.

                                                                                                             17
AUS DEM GEMEINDELEBEN
Prädikant:innen und ihre Gemeinde(n)               und an denen viele Prädikant:innen im Einsatz
In unserer Serie über die Prädikant:innen aus      sind. Wenn ich die Botschaft Jesu ernst
Schwetzingen beschreibt Dr. Adelheid von           nehme, dann darf ich über weniger gut be-
Hauff eine Besonderheit des Ehrenamts: die         suchte Gottesdienste nicht klagen. Gilt ihnen
Gestaltung von Gottesdienste außerhalb der         doch in besonderer Weise die Verheißung:
Heimatgemeinde.                                    „Wo zwei oder drei in meinem Namen versam-
                                                   melt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Ich
„Prädikantinnen und Prädikanten sind in ge-        wäre jedoch nicht ehrlich, wenn ich verschwei-
wisser Weise die ständigen Vertreter:innen der     gen würde, dass ich mich mehr über Dienste
Gemeindepfarrer:innen eines Kirchenbezirks.        freue, in denen die Bankreihen gut besetzt sind
Als eine Art „mobile Einsatztruppe“ halten sie     und der Gemeindegesang den Kirchenraum
an unterschiedlichen Orten in einer selbst be-     erfüllt.
stimmten Häufigkeit Gottesdienste. In Anleh-       Als Prädikantin muss ich flexibel sein und die
nung an Jesaja 58,12 bezeichne ich mich            Besonderheiten der Gemeinden berücksichti-
gerne als eine Frau, die „Lücken zumauert“.        gen. Obwohl ich in der Regel den ganz „nor-
Mir gefällt dieses Bild. Auf Dauer kann keine      malen“ Sonntagsgottesdienst vertrete, be-
Mauer mit Lücken bestehen. Steine, die genau       gegne ich doch einer großen Vielfalt von Ge-
in die vorhandene Lücke passen, sind keine         staltungsmöglichkeiten. Ob das Credo jeden
minderwertigen, sondern ganz besonders             Sonntag oder nur an bestimmten Tagen gebe-
sorgfältig behauene Steine.                        tet wird, ob das Abendmahl mit Wein oder
                                                                            Traubensaft, mit Ein-
                                                                            zelkelch oder Ge-
                                                                            meinschaftskelch, mit
                                                                            Brot oder Hostien ge-
                                                                            feiert wird, ob die
                                                                            Taufe vor oder nach
                                                                            der Predigt stattfindet,
                                                                            wann die Gemeinde
                                                                            steht oder sitzt, ob die
                                                                            Lesung von Ältesten
                                                                            übernommen wird,
                                                                            das sind nur einige
                                                         Foto: Lenhardt     Fragen, die im Vorfeld
Als Prädikantin komme ich in verschiedene                                   geklärt werden müs-
Gemeinden und feiere mit unterschiedlichen         sen. Als Prädikantin habe ich zwar die volle
Menschen Gottesdienste. Es gibt Sonntage,          Verantwortung für den Gottesdienst und bin in
da sind diese Gottesdienste gut besucht, es        der liturgischen Ausgestaltung im Rahmen un-
gibt aber auch Tage, an denen die Bankreihen       serer Agende frei. Trotzdem orientiere ich mich
der Kirchen äußerst licht sind. Die zweiten Fei-   als „Gast“ an den „Gewohnheiten“ der jeweili-
ertage von Weihnachten, Ostern und Pfingsten       gen Gemeinde, denn ich will die Gemeindemit-
sind solche Tage. Es sind aber auch Tage, die      glieder durch meine liturgischen „Vorlieben“
gerne zur Vertretung ausgeschrieben werden         nicht verunsichern. Ein persönliches Zeichen
18
AUS DEM GEMEINDELEBEN
kann ich in der Predigt setzen.                     nicht wusste. Bei meinem Besuch im Trauer-
                                                    haus hatte mir die Familie das Bild einer lie-
Die Predigt bereite ich zwar für Gemeinden          benswürdigen Ehefrau, Mutter und Großmutter
vor, die ich innerhalb des Kirchenbezirks           gezeichnet, die bei einem einsamen Spazier-
kenne, deren konkreten Fragestellungen und          gang am Rhein ertrunken war. Erst nach der
Probleme mir aber bei weitem nicht so vertraut      Beerdigung erfuhr ich von „redseligen“ Nach-
sind wie dies bei einem/r Gemeindepfarrer:in        barinnen die wahren Todesumstände. Es war
der Fall ist. Vor diesem Hintergrund kann ich       seelsorgerlich richtig, bei der Traueransprache
weit unbefangener einen Predigttext auslegen.       so von der Verstorbenen zu reden, wie die An-
Zu den „Sternstunden“ gehört, wenn ich Worte        gehörigen von ihr gesprochen hatten.
höre, wie ich sie vor einiger Zeit von einem Kir-
chengemeinderat beim Kirchenkaffee gesagt           Nicht nur bei Kasualien erlebe ich es – wiede-
bekam. Er meinte: „Es war gut, dass Sie The-        rum als badische Prädikantin – als hilfreich, ei-
men ansprachen, die in unserer Gemeinde ge-         nen Talar tragen zu dürfen. Dazu zwei weitere
rade dran sind. Als Außenstehende wussten           Begebenheiten zum Schluss: Als ich vor Jahr-
Sie das überhaupt nicht und konnten somit           zehnten meine erste Trauung hielt, kam ich im
ganz unbefangen sprechen.“                          weißen Sommerkleid zur Kirche. Erschrocken
                                                    fragte mich die bereits anwesende Braut:
Die Freiheit, theologisch und lebenspraktisch       „Aber sie ziehen sich doch noch um?“ Der
zu argumentieren, gehört zu den Vorrechten          schwarze Talar war ihr als Gegenstück zu ih-
meines Amtes. Sie darf mich aber keineswegs         rem weißen Brautkleid wichtig.
dazu verleiten, meine eigene Sichtweise zu
verabsolutieren. Als Prädikantin bin ich Gast       Die zweite Begebenheit: Wir lebten viele Jahre
der Gemeinde und verhalte mich entspre-             in einem an Württemberg grenzenden Ort. Als
chend. Prädikant*innen sind – zumindest in          ich gefragt wurde, ob ich gelegentlich auch in
der Evangelischen Landeskirche in Baden –           der württembergischen Nachbargemeinde
berechtigt, Kasualien zu halten. Neben Taufen       Vertretungsdienste übernehmen würde, sagte
und Trauungen beinhaltet das auch Beerdi-           ich gerne zu. Bevor ich starten konnte, musste
gungen. Sie gehören zu den besonders sen-           ich mich aber noch dem württembergischen
siblen Diensten. Trauernde sind nicht selten        Lektorenpfarrer (so hießen die Prädikanten da-
überrascht und manchmal sogar ärgerlich,            mals) vorstellen. Er gab gerne seine Erlaubnis,
wenn sie hören, dass nicht der/die eigene Pfar-     aber bitte ohne Talar. Also trug ich in dem ei-
rer*in die Beerdigung hält. Es bedarf eines gro-    nen Stadtteil Villingen (badisch) einen Talar
ßen Einfühlungsvermögens, hier die rechten          und in dem anderen Stadtteil Schwenningen
Worte zu finden. Die Beerdigung durch eine          (württembergisch) ein schwarzes Kostüm.
„fremde“ Person kann aber auch Chancen be-          Ob mit oder ohne Talar: Es ist schön, als Prä-
inhalten. Mir fällt dazu folgende Begebenheit       dikantin in verschiedenen Gemeinden zu sein
ein:                                                und mit vielen Menschen Gottesdienste feiern
Während einer Kasualvertretung hatte ich an         zu dürfen!
einem fremden Ort zu beerdigen. Im Nach-                              DR. ADELHEID VON HAUFF
hinein war ich froh, dass ich bei der Vorberei-
tung der Beerdigungsansprache manches
                                                                                                  19
KONFIRMANDINNEN UND KONFIRMANDEN
34 Konfis zogen aus, um sich nicht unter-         von Gebeten wie dem Vaterunser und Psalm
kriegen zu lassen                                 23 entwickeln. Von dort ging es zum Leben des
                                                  christlichen Glaubens in Gemeinschaft. Hierzu
                                                  wurden die 10 Gebote und das Doppelgebot
                                                  der Liebe ordentlich auf den Prüfstand gestellt.
                                                  Diese Grundlage unserer kirchlichen Arbeit
                                                  wurde weiter untersucht.
                                                  So nahmen die Konfis die Diakonie als Beglei-
                                                  tung von Menschen in herausfordernden Situ-
                                                  ationen in den Blick.
Mitte Oktober letzten Jahres begannen 34
Konfis eine Reise ins Ungewisse. Die Hoff-
nung war groß, als sie in zwei Gruppen unter
reichlich Vorsichtsmaßnahmen im Melan-
chthon-Haus und dessen Garten zusammen-
kamen.
Die Gruppen konnten sich beschnuppern und
ihr Gottesbild erkunden, bevor es im
Konfi@Home über Zoom weiterging. Dieser
Wechsel vom Stuhlkreis hin zur Videokonfe-        Die Themen beim Konfi@Home haben zu viel-
renz spiegelte sich in den beiden Vorstellungs-   fältigen Erfahrungen bei den Konfis wie auch
gottesdiensten der Gruppen wider: Sie konn-       bei den Teamer:innen geführt. Feste Elemente
ten im Lutherhaus gefeiert werden. Die Konfis     in jedem Konfi@Home waren das Gebet, Se-
stellten sich in kurzen Videos, die per Beamer    gen und die persönliche Auseinandersetzung
präsentiert wurden, vor. Auf der Bühne hätten     mit den Themen in einer sogenannten „Chal-
mit Sicherheitsabstand nicht alle Konfis Platz    lenge“ (Aufgabe) für Zuhause.
gefunden.                                         Gemeinsam haben wir festgestellt: Wir muss-
Die Umstellung schon nach nur einem Monat         ten hauptsächlich zu Hause bleiben, sind aber
auf den digitalen Konfi@Home lief dank der        dennoch ausgezogen in eine weite Welt des
engagierten Konfis und Teamer:innen fast rei-     christlichen Glaubens.
bungslos. Viele sehnten sich nach dem Melan-      Wie wir gemeinsam während der Reise in Kon-
chthon-Haus und einem physisch-präsenten          takt geblieben sind, ist auf den beiden Grup-
Konfiunterricht, aber über Zoom lief es auch      penfotos zu sehen – im Großformat auch auf
super.                                            der letzten Seite dieser Ausgabe.
Auf den reichen Erfahrungsschatz der Tea-         Unsere Reise geht noch bis zum Juli weiter.
mer:innen aus dem ersten Lockdown baute           Dann feiern wir wieder unter besonderen Be-
der neue Konfi@Home auf. Bis zum Redakti-         dingungen Konfirmation, aber sicher nicht da-
onsschluss des Gemeindegrußes war der 20.         heim und allein! FRANZISKA BEETSCHEN
Konfi@Home schon in Sicht.
Im Konfi@Home ging es nicht nur um unsere         Wann welche/r Konfirmand:in genau eingeseg-
Beziehungen zu Gott und Jesus. Der persönli-      net werden wird stand bei Redaktionsschluss
che Glauben konnte sich beim Ausprobieren         noch nicht fest.

20
KONFIRMANDINNEN UND KONFIRMANDEN
Neue Konfis stehen in den Startlöchern
In unserer Gemeinde beginnt der neue Konfir-
mandenjahrgang. Wir starten am 15. Septem-
ber im Melanchthon-Haus (oder je nachdem
wie die Pandemie verläuft per Konfi@Home
über Zoom).

                                          Grafik: Pfeffer

Eingeladen sind alle Jugendlichen, die bis zum
1. August 2021 14 Jahre alt werden (andere
Vereinbarungen sind nach Rücksprache mög-
lich). Für Entschlossene wie Unentschlossene
richten wir einen Informationsabend aus. Die-
ser wird je nach Corona-Lage im Lutherhaus
oder als Videokonferenz über Zoom stattfin-
den.
Der Infoabend findet statt am Mittwoch, 30.
Juni, um 19:30 Uhr. Dort informieren wir aus-
führlich über den Verlauf der Konfi-Zeit. Wir
sprechen über Schwerpunkte des Unterrichts,
über Projekttage und Gottesdienstbesuch,
über Freizeiten, Elternabende und Ausflüge.
Selbstverständlich können dort alle Fragen
rund um die Konfirmandenzeit besprochen
werden. Übrigens ist die Teilnahme am Konfi-
Unterricht nicht an eine Taufe gebunden! Bis-
her ungetaufte Konfis werden während der
Konfi-Zeit getauft.
Die Anmeldung zum Konfiunterricht ist über
das Anmeldeformular auf unserer Homepage
www.ekischwetzingen.de bis zum 30. August
möglich.

                                                                                          21
KINDER UND JUGENDLICHE
Die Kinderfreizeit in den Sommerferien
… findet statt! Das Hygiene- und Schutzkon-
zept wird der dann aktuellen Corona-Situation
angepasst sein.
Wann?           31.7. bis 7.8.2021
Wo?             Im CVJM-Waldheim Heidelberg
Wer?            für Kinder von 9 bis 13 Jahren.
Was?           Spielen, Werken, Lagerfeuer, Bi-
               bel-Kreativ, Draußen-Sein in der
               Natur, Abendabschlüsse mit vie-
               len Kerzen – das einfache Selbst-
               versorgerhaus bietet drinnen und                                 Foto: Sibylle Wegner Fotografie

               draußen Raum für viele Aktivitä-       Jugendgottesdienst
               ten.                                   Ostern war es endlich soweit - wir Jugendliche
Wie?           Bei Interesse bitte Termin vormer-     und junge Erwachsene haben unseren ersten
               ken! Ab sofort kann man sich im        Online-Gottesdienst auf die Beine gestellt. Zwei
               Pfarramt auf eine Vormerkliste         Monate lang haben wir uns im Voraus in diver-
               setzen lassen. Sobald die ge-          sen Zoom-Meetings zum Planen getroffen,
               nauen Anmeldeunterlagen erstellt       Texte geschrieben und uns thematisch mit der
               sind, werden sie zugeschickt.          Ostergeschichte und dem Song „Dein Leben“
Fragen beantwortet gerne: MARGIT ROTHE                von Philipp Dittberner auseinandergesetzt.
                                                      Am letzten Samstag im März haben wir uns
Konfis können Future!                                 dann (natürlich nach einem Besuch im Corona-
Die Schöpfung bewahren, uns für die Umwelt            Testzentrum) zum Dreh getroffen und zusam-
einsetzen - das ist uns Christ:innen wichtig.         men mit ‚Buchta Nessel Steegmüller‘, der Band
Aber im Alltag manchmal gar nicht so leicht.          aus for your soul, den Gottesdienst aufgezeich-
Möglichst nichts mit Plastik kaufen, beim Zo-         net. Für uns alle war dies eine ganz neue Erfah-
cken am PC Strom sparen, beim „Rumgurken“             rung und hat uns sehr viel Freude bereitet. Von
mit dem Moped auf den CO2-Ausstoß achten –            einem Smartphone-Gebet über Popsongs, ei-
puh, alles auf einmal ein bisschen viel. Aber viel-   nem kleinen Anspiel bis hin zu digitalen Fürbit-
leicht liegt die Lösung ja im Kleinen. Vielleicht     ten – dieser Gottesdienst war ganz anders,
gibt es ja Ideen und Tricks für den Alltag, die       eben von und für Jugendliche.
nicht viel Verzicht fordern und trotzdem super        Wer den Gottesdienst noch nicht mitgefeiert hat,
effektiv die Umwelt schützen.                         kann dies gerne noch im Nachhinein tun. Ihr fin-
Kennst Du welche? Na, dann gib sie weiter!            det ihn, wie alle anderen Gottesdienste, ob klas-
Vielleicht ist auch was für uns anderen dabei.        sisch oder for your soul, auf unserem YouTube-
Schreibe eine Email ans Pfarramt (schwetzin-          Kanal „ekischwetzingen“.
gen@kbz.ekiba.de) oder rufe an (Telefon: 12 72                                           LUISA BADE
40). Deine besten Tipps zur Bewahrung der
Schöpfung veröffentlichen wir im nächsten Ge-
meindegruß. Wir freuen uns drauf!

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