Adventisten heute - Advent-Verlag Lüneburg
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Ausgabe Nr. 04/2015 | April | www.adventisten-heute.de | ISSN 2190-0825 adventisten & Die Zeitschr if t der S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n heute Beton-Christen Seite 7 Glaubenspunkte: Änderungs- vorschläge unter der Lupe Seite 16 PULSE.meet gab Stoff zum Denken und Tun Seite 20 Singen verbindet ab Seite 8
N e u e B ü c h e r d e s A d v e n t - Ve r l a g s L ü n e b u r g Nahrung für Geist und Seele Missionsbuch 2015 William G. Johnsson Das Beste kommt noch! Warum ich an ein ewiges V iele Menschen glauben heute nicht mehr an ein Leben nach dem Tod. William G. Johnsson, langjähriger Leben glaube 144 Seiten, Taschenbuch- format 11 x 18 cm, 6,90 Euro (für Leserkreis- Chefredakteur der Zeitschriften Adven- mitglieder 4,90 Euro); tist Review und Adventist World, be- Art.-Nr. 1946 schreibt in diesem Buch undogmatisch sieben verblüffende Gründe, warum er an ein ewiges Leben glaubt. Dieses * Buch stärkt die eigene Hoffnung und ist ideal zum Weitergeben. * Weitere Infos wie Inhaltsverzeichnis oder Leseproben sind auf www.advent-verlag.de abrufbar. S ie wollte nie Prophetin werden und wehrte sich gegen den Auftrag, anderen von ihrer Vision zu erzählen. Der QR-Code führt Smartphones direkt zur Internetseite des Buches. Doch Gott stimmte sie um. Ellen White berichtet sehr persönlich, packend und aufschlussreich über ihren tragischen Unfall als Kind, ihre Bekeh- rung, ihre Berufung und ihren Dienst Ellen G. White Mein frühes Leben nach der „großen Enttäuschung“ 1844 und Wirken bis in das Jahr 1863. Autobiographie bis 1863 Durch 2000 Visionen, 5000 Zeitschrif- 256 Seiten, Paperback, tenartikel und 40 Bücher ist sie bis 14 x 21 cm, 15,80 Euro (für Leserkreis- heute die einflussreichste Person in mitglieder 11,80 Euro); unserer Kirche. Art.-Nr. 1947 Anlässlich ihres 100. Todesjahres ver- öffentlicht der Advent-Verlag die aus- führlichste Version ihrer frühen Auto- * biographie. Leserkreis- Bestellmöglichkeiten Mitglied werden • Am Büchertisch oder im Onlineshop: www.adventist-media.de • bis zu 30 % Preisermäßigung • Tel.: 0800 2383680, Fax: 04131 9835-500 • automatische Lieferung • E-Mail: bestellen@saatkorn-verlag.de sofort nach Erscheinen • Jahrespräsent-Buch kostenlos Advent-Verlag | www.advent-verlag.de für Leserkreis-Mitglieder www.facebook.com/adventverlag www.advent-verlag.de/leserkreis
editor ial | i nhal t Urwaldmusik in der aktuell – Report Gemeinde? 4 STA-Kurznachrichten / ADRA hilft in der Ukraine / Kunstausstellung in Bremen-Findorff / Ein Fest der Die vier Jahre auf dem Theologischen Seminar Ma- Fremdenfreundlichkeit rienhöhe zähle ich zu den schönsten Zeiten meines 6 Report: Adventisten pflanzen Lutherbäume in Lebens – nicht nur, weil ich dort meine Frau ken- Wittenberg nengelernt habe. Als besondere Bereicherung habe ich das musika- lische Leben in Erinnerung: das Mitsingen in einem Kolumne streng aber erfolgreich geführten Chor (mit den da- 7 Beton-Christen (Herbert Bodenmann) zugehörigen Konzertreisen), den Orgelunterricht (für den ich leider nie genug geübt habe), das lockere Singen am Flügel freitagabends nach der Jugendstun- de und die sogenannten Sunshine-Band-Einsätze. Fast jeden Sabbatnachmit- Thema des Monats: tag marschierten wir mit Gitarren, den „Songs Junger Christen“-Liederbüchern Singen verbindet und Verteilmaterial in die Altenheime und Krankenhäuser der Umgebung, um 8 Singend durchs Leben gehen (Erwin Meier) mit jugendlicher Begeisterung die Menschen zu erfreuen. 9 Alte und neue Lieder verstehen (Erhardt Dan) Manche dieser Lieder gefallen mir heute nicht mehr. Aber damals haben sie 11 Das neue Liederbuch stellt sich vor mein Glaubensleben sehr bereichert. Umso trauriger war ich, als meine Verlobte (Hartwig Lüpke, Karola Vierus) mir berichtete: Auch sie haben als Jugendgruppe mit ihrem jungen Pastor gerne 13 Als Schwarzfahrer unterwegs? (Friedbert Hartmann) daraus mit Gitarrenbegleitung gesungen. An einem Sabbat wollten sie ihre kleine 15 Organisierter Betrug in unseren Reihen? Gemeinde mit einem Liedvortrag erfreuen. Es war ihr erster und auch letzter Auf- (Oliver Gall) tritt. Nach dem Gottesdienst nahm ein älterer Gemeindeleiter sie zur Seite und sagte ihnen: „Diese Urwaldmusik will ich in meiner Gemeinde nie wieder hören!“ Sonderthema Ich sehne mich nach jener Zeit, als wir auf der Marienhöhe zur Ehre Gottes, zur Freude der Hörer und zu unserer eigenen Freude gesungen haben, klassi- 16 Glaubenspunkte: sche Werke genauso wie die „Songs Junger Christen“ – ohne dass jemand die Zwei Änderungsvorschläge unter der Lupe Freude und Begeisterung mit theoretischen und/oder spekulativen, polemi- schen Erwägungen gedämpft oder gar vernichtet hätte. Wem gegönnt ist, einen Blick über seine eigene Gemeinde hinaus in einige Adventist World der Adventgemeinden weltweit zu werfen, kann nur darüber staunen, was und D i e i n t e r n a t i o n a l e Z e i t s c h r i f t f ü r S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n wie unsere Glaubensgeschwister anderer Kulturen singen. Ihre Begeisterung Apr i l 2 01 5 wünsche ich mir! Da unser neues Gemeindeliederbuch von gläubigen, betenden, ernsten Ad- ventisten zusammengestellt worden ist, vertraue ich darauf, dass der Heilige Geist möglichst viele beim Singen daraus begeistert. Jedenfalls jene, die ihre musikalische Auffassung nicht zum Maßstab für den Rest der adventistischen Die weltweite Welt erheben. Zeitschrift derZWISCHEN SADDUZÄERN & PHARISÄERN Siebenten-Tags- Elí Diez-Prida, Chefredakteur „Adventisten heute“ 14 Die Lösung für den Engel am Werk 27 Symbole für Adventisten 24 Ernennungsausschuss in Südafrika den Heiligen Geist edp@adventisten-heute.de IMPRESSUM adventisten heute | ISSN 2190-0825 Freikirche aktuell Herausgeber: Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten (114. Jahrgang) Verlag: Saatkorn-Verlag GmbH, Abt. Advent Verlag, Pulverweg 6, 21337 Lüneburg, E-Mail: info@advent-verlag.de, 19 Zu dick? Selbst schuld! Internet: www.advent-verlag.de; www.facebook.com/adventverlag 20 Viel Stoff zum Denken und Tun Redaktion: Elí Diez-Prida (Chefredakteur, edp), Thomas Lobitz (tl). (Jugendmitarbeiterkongress PULSE.meet) Adresse: siehe Verlag; Tel. 04131 9835-521. Ausgabe Nr. 04/2015 | April | www.adventisten-heute.de | ISSN 2190-0825 22 Der Winterspielplatz der Adventgemeinde Coburg E-Mail: info@adventisten-heute.de, Internet: www.adventisten-heute.de adventisten & 24 Bewegung: das Anti-Aging! Formatanzeigen: oKae media, Martin Haase, Postfach 100403, Die Zeitschr if t der heute (EUD-Gesundheitskampagne) S i e b e n t e n - Ta g s - A d v e n t i s t e n 51404 Bergisch Gladbach, Tel. 02204 917075, Fax 02204 917072, Beton-Christen 25 Adventgemeinde bewegt sich Seite 7 E-Mail: advertising@okae.org Internet: www.okae.org Glaubenspunkte: Änderungs- vorschläge unter der Lupe Kleinanzeigen: Ellen Koschizke, Tel. 04131 9835-0, (DVG-Gesundheitskampagne) Seite 16 PULSE.meet gab Stoff zum Denken und Tun Fax 04131 9835-500, E-Mail: anzeigen@adventisten-heute.de 26 „Wenn ich mit meiner Tochter spiele …“ Seite 20 © Halfpoint – Fotolia.com Bezug: Kostenlos bei Bezug über den Büchertisch der örtlichen Adventgemeinde in Deutschland sowie online (zum Herunterladen, (Über Achtsamkeit in der Familie) Speichern und Drucken) im Internet: www.adventisten-heute.de 27 Projektinformation „Nimm Jesus“ Gestaltung: Ingo Engel, München 29 Notizbrett: Termine / Gebet für missionarische Titelgestaltung: Sarah Popa, STIMME DER HOFFNUNG Singen Produktion/Druck: Thiele & Schwarz GmbH, Kassel verbindet Anliegen / Nachruf Hans-Jürgen Lantellmé 30 Lesermeinungen ab Seite 8 Spendenkonto: Freikirche der STA, IBAN: DE14 6009 0100 0227 3850 04, BIC: VOBADESSXXX, Verwendungszweck: Aheu-Finanzierung Singen stiftet Gemeinschaft. 33 Anzeigen adventisten heute | April 2015 | 3
a ktu e l l Na c h r ic h t e n Kurznachrichten ADRA hilft in der Ukraine Seit Beginn der Ukrainekrise im vergangenen Jahr n Weniger Adventisten in Deutschland hat der Krieg bereits über 6000 Todesopfer gefordert 34.811 erwachsen getaufte Siebenten-Tags- und mehr als 1,5 Millionen Menschen mussten aus Adventisten gab es am 31. Dezember 2014 in ihrer Heimat fliehen. Viele der Vertriebenen in den Deutschland. Das sind 90 weniger als im Jahr Krisenregionen wie Donezk und Lugansk leben in zuvor. 505 Taufen und Aufnahmen in die Freikir- ständiger Angst und benötigen dringend Hilfe. Es © ANN che sowie 126 Zuwanderungen von Adventisten fehlt an Nahrung, Kleidung, Wohnraum und vielem aus dem Ausland standen im letzten Jahr 496 mehr. ADRA unterstützt die Betroffenen vor Ort. Guillermo Biaggi, Vorste- Todesfälle sowie 225 Austritte und Ausschlüs- Mit Hilfe des ADRA-Netzwerkes wurden seit Be- her der Euro-Asien-Divi- se gegenüber. Die Zahl der örtlichen Adventge- ginn der Kämpfe in der Ukraine bereits zwei Projekte sion, zu der die Ukraine meinden verringerte sich um eine auf 559. von ADRA-Ukraine erfolgreich abgeschlossen: Eine gehört, ruft zum Gebet Die Freikirche betreut in Deutschland über © ThH-Friedensau Soforthilfemaßnahme auf dem Maidan in Kiew kam für den Frieden in der 2000 Kinder im Kindergottesdienst sowie durch etwa 1500 Menschen zugute. Ein zweites, viermona- Region auf. ihre Adventjugend fast 8000 Pfadfinder, Teen- tiges Projekt, stellte Lebensmittelpakete, Babynah- ager und Jugendliche. Das Advent-Wohlfahrts- rung, Hausreparaturen und einmalige Geldspenden für über 2000 Personen bereit. werk e. V. (AWW) betreut rund 40.000 bedürftige Auch ADRA-Deutschland hat bereits drei Lkw mit Hilfsgütern wie Winterklei- Menschen pro Jahr. Der Deutsche Verein für Ge- dung und Krankenhausausstattung in die Ukraine gebracht. Zudem beteiligte sich sundheitspflege e. V. (DVG) verfügt über 57 Regi- ADRA an Verteilungsprogrammen von Lebensmittelrationen und Hygieneartikeln. onalgruppen, die Seminare zur Gesunderhaltung Zurzeit laufen zwei Projekte von ADRA-Ukraine, die von USAID (United Sta- (Prävention) anbieten. ADRA-Deutschland leitet tes Agency for International Development) und dem IHA (International Huma- humanitäre Projekte in aller Welt. (APD/tl) nitarian Assistance) der kanadischen Regierung finanziert werden: USAID stellt eine Million US-Dollar (920.000 Euro) für 2000 binnenvertriebene Familien zur n Ungleichmäßiges Gemeindewachstum Bezahlung von Miete und Nebenkosten sowie notwendige Wohnungsreparatu- weltweit ren für den Winter bereit. Das IHA finanziert mit 750.000 kanadischen Dollar Eine Rekordzahl von 2446 Ortsgemeinden wur- (548.000 Euro) Gutscheine für Winterkleidung, Hygieneartikel und psychosozi- den im letzten Jahr von der Kirche der Sieben- ale Dienstleistungen, die 1550 Familien zugutekommen. Seit Beginn der Krise ten-Tags-Adventisten weltweit gegründet. Das 2014 bis Anfang 2015 konnte durch ADRA-Ukraine 150.000 Menschen geholfen entspreche – statistisch gesehen – einer Er- werden. Dafür wurden Mittel im Wert von über zwei Millionen US-Dollar (1,8 öffnung alle dreieinhalb Stunden, der größten Mio. Euro) zur Verfügung gestellt. In insgesamt neun Bezirken ist ADRA für die Rate in der 152-jährigen Geschichte der Kirche. Menschen in der Ukraine tätig. Fabienne Seibel (ADRA-Deutschland) Die Zahl der Adventisten ist bis Ende 2014 dem- nach auf knapp 18,5 Millionen Menschen in 78.810 Ortsgemeinden gestiegen. „Gerechtigkeit“: „Diese Statistik zeigt, dass die Kirche der Sie- benten-Tags-Adventisten mit ihrer Mission richtig Kunstausstellung in Bremen-Findorff unterwegs ist und diese Ausrichtung beibehalten Die 11. Kunstausstellung in der Adventgemeinde © Heinz Ottschoffsky sollte“, sagte Gary Krause, Leiter des Büros für Bremen-Findorff in der Plantage 22 trifft das The- „Adventist Mission“. „Zahlreiche Studien zeigen, ma der Stunde: Gerechtigkeit. dass Gemeindegründung die effektivste Form für Die Kunstschaffenden der örtlichen Künstlergrup- nachhaltiges Gemeindewachstum ist“, so Krause. pe Plantage beschäftigen sich mit dem Verhältnis „Trotz des optimistischen Mitgliederwachs- von sozialer Gerechtigkeit und dem Heilsbegriff des Alten Testaments, mit tums … müssen wir auch auf das langsame Fragen nach Balance, Frieden und Versöhnung, mit den Problemen des glo- Wachstum, die Stagnation und den Rückgang balen Gleichgewichts, mit Rechthaben und Rechtbekommen, mit Zivilcou- der Mitgliederzahlen in anderen Gegenden der rage, Unterdrückung, Ausbeutung und dem ökologischem Fußabdruck. Die Welt achten“, kommentierte G. T. Ng, Exekutiv- Abbildung zeigt das Werk „Die Waage der Baleks“ von Heinz Ottschoffsky. sekretär der Generalkonferenz. Laut dem sta- Es werden etwa 60 Exponate (Gemälde, Videos, Skulpturen und Instal- tistischen Jahresbericht 2014 der Generalkon- lationen) zu sehen sein. Verschiedene Abendveranstaltungen begleiten die ferenz stagnierte in den letzten fünf Jahren die darstellende Kunst: Abendgottesdienst, Vortrag von ADRA, Konzert und Mitgliederzahl in der Südpazifischen Division Vorträge zu „Gewaltfreier Kommunikation“. (Australien, Neuseeland, Papua-Neuguinea, Süd- Zeitraum: 18. April bis 10. Mai 2015 in der Plantage 22, 28215 Bremen seeinseln), und sank in der Transeuropäischen Öffnungszeiten: Sa. und So. 15–20 Uhr, Di. und Do. 17–21 Uhr und gern nach Division und der Euro-Asien-Division (ehemali- Absprache. Eintritt frei (Ausnahme: das Konzert), Führungen nach Absprache. ge Sowjetunion). In der Intereuropäischen Divi- Vernissage-Event am 18. April um 19 Uhr mit Kurzansprachen, Musik und sion (EUD) stieg sie leicht. (APD/tl) Imbiss. Infos unter www.kuenstlergruppe-plantage.de 4 | adventisten heute | April 2015
akt uel l Nac h r i c ht en Ein Fest der Fremdenfreundlichkeit Adventgemeinde Landshut setzt sich für Flüchtlinge und Gewaltopfer ein Die Spendenübergabe mit dem 2. Bürgermeister Dr. Thomas Keyßner in © Thilo Koch Landshut. © Thilo Koch I m überfüllten Gemeindezentrum Adventge- Bei dem als „Fest der Fremdenfreundlichkeit“ meinde Landshut fand am Sabbat, den 28. genannten Gottesdienst sprach Pastor Stephan Februar, ein „Fest der Fremdenfreundlichkeit“ G. Brass von den Dingen, die uns fremd sind und statt. Anlass war die Spendenübergabe von 2364 wie das mit allem Fremden sei, „sind wir erst vor- Euro an die syrischen Flüchtlinge in Landshut und sichtig, dann argwöhnisch und nicht zuletzt ab- die beiden Frauenhäuser in der Stadt. lehnend“. In jeder Gesellschaft sei es daher not- Es gehört zur Tradition der Landshuter Advent- wendig, diese Vorbehalte zu überwinden und den gemeinde, beim Heiligabendgottesdienst zu einer Argwohn abzubauen. Der 2. Bürgermeister Dr. Spende für Bedürftige in der Stadt aufzurufen. Thomas Keyßner nahm die Spende in Anwesen- Alle Gottesdienstbesucher hängen dann einen mit heit der beiden Leiterinnen der Frauenhäuser in Spenden gefüllten kleinen Briefumschlag an den Landshut Frau Heinrich und Frau Hirsch sowie Dr. Christbaum. Im vergangenen Jahr kontaktierten Georg Iskander und Maroun Kalifeh vom Migrati- die Adventisten zum ersten Mal die Stadt Landshut onsbeirat als Vertreter der syrischen Flüchtlinge und fragten nach förderungswürdigen Einrichtun- entgegen. gen. Über den Migrationsrat und das Bürgermeis- Pastor Stephan G. Brass verpflichtete die Ge- teramt wurden dann die drei Initiativen genannt. meindeglieder, es nicht bei der Spende zu belas- Insgesamt kamen 1000 Euro bei dieser Sammlung sen, sondern forderte sie zu einem längerfristigen zusammen, die dann vom Gemeinderat der Advent- Engagement für die Spendenempfänger auf. Das gemeinde noch um 700 Euro erhöht wurde. Beim geschieht bereits durch enge Kontakte zu den sy- monatlichen Lobpreisgottesdienst der christlichen rischen Flüchtlingen, denen regelmäßig Deutsch- Kirchen in Landshut kamen an einem Tag noch ein- unterricht erteilt wird und denen Kinderbücher, mal 360 Euro zusammen und eine Benefiz-Soiree Kindermöbel und andere Alltagsgegenstände ge- in der Adventgemeinde erbrachte zusätzliche 304 spendet wurden. Als nächstes ist ein Ausflug mit Euro, sodass ein Gesamterlös von 2364 Euro über- den Kindern der Syrer geplant. reicht werden konnte. Stephan G. Brass adventisten heute | April 2015 | 5
Re po r t Rot-Ahorn statt Apfelbaum Adventisten pflanzen Lutherbäume in Wittenberg I n einem Satz, der Martin Luther zugeschrieben Ahornbaum. Gleiches taten Ralf Schönfeld (Vorste- wird, heißt es: „Auch wenn ich wüsste, dass her) und Detlef Bendig (Sekretär) als Vertreter der morgen die Welt zugrunde geht, würde ich heu- Niedersachsen-Vereinigung (NiB). Der evangelisch- te noch einen Apfelbaum pflanzen.“ Im Jahr 2017 lutherische Pastor Hans-Wilhelm Kasch, einer der wird der protestantischen Reformation gedacht, die Initiatoren dieses Projektes, sprach einführende in der Lutherstadt Wittenberg vor 500 Jahren ihren Worte zur Baumpflanzung und führte als Moderator Anfang nahm. durch das kleine Programm. Die Bibelworte, die zur Um diesem Jubiläum Ausdruck zu verleihen, Widmung der beiden „adventistischen“ Bäume aus- 1 Bei der gemeinsamen entsteht in den Wallanlagen von Wittenberg der gesucht wurden, stehen in Epheser 4,15: „Lasst uns Fürbitte (v. li.): Pastor „Luthergarten“. Im Rahmen dieses Projektes wer- wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Hans-Wilhelm Kasch den an verschiedenen Standorten im Stadtgebiet Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus“ (Lutherischer Weltbund), insgesamt 500 Bäume gepflanzt und geben der op- (BMV); sowie in Offenbarung 14,6.7: „Und ich sah Pastor Thomas Groß timistischen Haltung Luthers, die sich in dem ihm einen andern Engel fliegen mitten durch den Him- (Wittenberg), Johannes zugeschriebenen Zitat vom „Apfelbäumchen“ aus- mel, der hatte ein ewiges Evangelium zu verkündigen Scheel (BMV-Vorsteher) drückt, eine anschauliche Gestaltung. denen, die auf Erden wohnen, allen Nationen und Johannes Naether Gemeinden aus aller Welt und aller Konfessi- Stämmen und Sprachen und Völkern. Und er sprach (NDV-Vorsteher), Detlef on sind eingeladen, die Patenschaft für einen der mit großer Stimme: Fürchtet Gott und gebt ihm die Bendig (NiB-Sekretär), 500 Bäume zu übernehmen und gleichzeitig einen Ehre; denn die Stunde seines Gerichts ist gekommen! Ralf Schönfeld (NiB- Baum im Umfeld ihrer Heimatkirche zu pflanzen. Und betet an den, der gemacht hat Himmel und Erde Vorsteher). Bislang wurden 228 Bäume von Kirchengemeinden und Meer und die Wasserquellen!“ (NiB) 2 NiB- Ralf Schönfeld unterschiedlicher Konfessionen aus über 70 Län- Teil des Projektes ist es, ebenso einen Baum (li.) und Detlef Bendig dern gepflanzt. zeitnah an einem prominenten Ort der Heimatkir- pflanzen einen Rot- Durch sein partnerschaftliches Konzept stiftet der che zu pflanzen. Es sollte ein in der Region typi- Ahorn. „Luthergarten“ eine Beziehung zwischen den Besu- scher Baum gewählt werden, dessen Beschriftung chern und dem Anliegen und trägt dazu auf die Verbindung zum Luthergarten in Witten- bei, dass die Reformation zum öffentli- berg hinweist. Der sogenannte Korrespondenzbaum chen Thema wird. So entstehen Impulse, der BMV wird zum Tag der offenen Tür und dem die positiv in die Stadt, die Region, das Jubiläum „25 Jahre Hochschule“ am 6. Juni 2015 in Land und sogar in die Welt ausstrahlen Friedensau gepflanzt. Für Niedersachsen sind zwei und länderübergreifend die Bedeutung Standorte in Hannover und Uelzen anvisiert. der Reformation sichtbar machen. Nach der Pflanzung des Korrespondenzbaumes Das Projekt wurde durch den Luthe- werden Fotos zur Dokumentation auf der Internet- rischen Weltbund in Genf initiiert und seite des Luthergartens (www.luthergarten.de) mit wird unter Mitwirkung des Deutschen Datum, Baumart, Ort der Pflanzung und dem Na- © Jens Mohr Nationalkomitees des Lutherischen men des Pflanzenden veröffentlicht. 1 Weltbundes (DNK/LWB) und der Verei- Mit der Teilnahme am Projekt „Luthergarten“ nigten Evangelisch-Lutherischen Kirche bezeugen Adventisten ihre Verbundenheit mit der Deutschlands (VELKD) in Kooperation Reformation des 16. Jahrhunderts und ihrer Wir- mit der Lutherstadt Wittenberg verwirk- kungsgeschichte sowie ihrer Bedeutung für unse- licht. Der Entwurf des „Luthergartens“ ren Glauben in Geschichte und Gegenwart.1 stammt von Landschaftsarchitekt Dr. Weitere Informationen zu dieser Pflanzaktion Andreas Kipar (Mailand/Duisburg). gibt es unter https://lutherbaum.wordpress.com Johannes Scheel (Vorsteher der Ber- Thomas Groß © Thomas Groß lin-Mitteldeutschen Vereinigung, BMV) 1 Die Lutherbaum-Pflanzaktion wurde bei der letzten FiD-Sitzung im und Thomas Groß (Pastor in Wittenberg) Dezember 2014 einmütig befürwortet: 44 Ja-Stimmen, 0 Nein-Stimmen, 2 pflanzten als Vertreter der BMV einen Rot- 2 Enthaltungen. 6 | adventisten heute | April 2015
Ko l u m n e © Herbert Bodenmann Manchmal muss man zwei Mal hinsehen K ürzlich musste ich im Auto an der Ampel leicht erreichbar und ein Besuch lohnt sich: Unser warten. Dabei schaute ich ein wenig in der Ausstellungsgarten … ist durchgehend geöffnet, Gegend umher. Auf der linken Seite er- so dass Sie unsere Produkte jederzeit in der An- blickte ich ein Industriegebäude, das mit grauem wendung sehen und erleben können …“ Profilblech verkleidet war. Mein Blick fiel zuerst Von wegen „Beton“, dachte ich mir. Diese auf eine Tafel mit der Internetadresse der Firma: „Christen“ sind trotz des harten Baustoffs flexi- www.betonchristen.ch. „Betonchristen“?, fragte ich bel, kundenorientiert und bieten für viele Anwen- mich. Ich las ein zweites und drittes Mal, aber ich dungsbereiche qualitativ hochwertige Angebote. hatte mich nicht verlesen! Sie decken das ganze Land ab, produzieren für den Erst nachher sah ich weiter oben an der Fassade Markt – nicht an ihm vorbei – und gehen damit auf den zweizeiligen Schriftzug des Firmennamens als den Einzelnen ein. Sie sind freundlich, kompetent Leuchtschrift auf dem Profilblech: sowie leicht erreichbar und erlebbar! © Herbert Bodenmann Mut hat sie, die Familie Christen, dachte ich Und das Produkt? Langlebige, belastbare Quali- mir, dass sie diese Firmenbezeichnung gewählt hat. tätsware für den Alltag! Wahrscheinlich ist das ein guter Marketinggag und Unter „Betonchristen“ habe ich bis dahin so ziem- ich bin nicht der einzige, der daraufhin die Websi- lich das Gegenteil von dem verstanden, was mir unter te angeklickt hat. Diese Namenszusammensetzung dieser Zusammensetzung von Baustoffbezeichnung ist gleichzeitig so markant und eindrücklich, dass und Familienname begegnet ist. Ich habe mich auch man sie auch dann herleiten kann, wenn man sie gefragt, ob ich einen solch positiv-überraschenden vergessen hat. „Betonchristen“ kenne. Einen Christen, der gleichzei- Und auf der Internetseite der Firma Christen tig brüskierend-anziehend und verblüffend-attraktiv liest man dann: „Unser breites Sortiment für den ist. Der einen Gedanken- oder Verhaltensköder setzt, Gartenbau, Straßenbau, Tiefbau und Hochbau für der einen nachhaltig fasziniert und nicht loslässt. Herbert Bodenmann die gesamte Schweiz umfasst hochwertige Beton- Ja, ich kenne einen, der so ganz anders war und lebt in Basel und betreut produkte und ethische Natursteinplatten … Wir dennoch meinem innersten Sehnen entspricht. Der verschiedene Abteilungen fertigen auch Einzelelemente und Kleinserien aus mich verblüfft und in meinem Staunen begleitet. der Deutschschweize- Beton nach Maß. Form und Format, Farbe und Und von dem ich ahne, dass er mich eine Ewigkeit rischen Vereinigung und Struktur richten sich nach Ihren individuellen lang nicht langweilen wird. der Schweizer Union. Wünschen … Wir beraten Sie freundlich und kom- Ich nehme an, dass der Name der Familie Chris- E-Mail: herbert.boden- petent am Telefon oder direkt bei uns … Wir sind ten von seinem Titel abgeleitet wurde. ■ mann@gmx.ch adventisten heute | April 2015 | 7
T he m a d e s M o na ts Singend durchs Leben gehen Wer singt, betet doppelt Kantor in der evangelischen Kirche war. Es verging kaum eine Schulstunde, in der er nicht einen Grund zum Lüften fand. Dann unterbrach er den Unter- richt und rief: „Fenster auf! Aufstehen!“ Er gab den Ton und den Liedanfang bekannt. Und die Stimmen der Mädchen und Jungen aus drei Jahrgangsstufen erfüllten den Klassenraum. Wir sagen Volkslieder, Wanderlieder und Kirchenlieder, stets alle Stro- phen. Zum Teil wurde dreistimmig gesungen. Danach besuchte ich zwei Jahre lang die Kreis- handelsschule in der nächstgelegenen Stadt. Die Klassenlehrerin war eine gläubige Christin und sang mit uns Teenagern im Deutschunterricht in der Adventszeit nicht nur viele bekannte Weih- nachtslieder, sondern in der übrigen Jahreszeit auch geistliche Volkslieder. © Matthias Müller – churchphoto.de Kein Wunder, dass ich während der Jahre auf den adventistischen Seminaren im In- und Aus- land im Chor mitsang. Dadurch hat Gott mir einen Reichtum an Melodien und Texten geschenkt, aus dem ich im Alter urplötzlich und scheinbar zusam- menhanglos mitten in einer alltäglichen Arbeit zum Summen oder Pfeifen einer Melodie veranlasst werde. Erst dann wird mir bewusst, dass ich mir A Ein gemeinsames Liedgut uf dem Schoß meiner Mutter habe ich sin- den Text dazu ins Gedächtnis rufen kann. Dazu fördert die Einheit der gen gelernt. In ihrer Mädchenzeit – das war fällt mir ein Satz aus Paul Gerhardts Lied „Geh aus Gemeinde. in den 1920er Jahren – hatte sie in den Got- mein Herz“ ein: „Ich singe mit, wenn alles singt, tesdiensten und den wöchentlichen Übungsstun- und lasse, was dem Höchsten klingt, aus meinem den des Gemeindechores viele Zionslieder gelernt. Herzen rinnen.“ Als Arbeiterkind hatte sie nur die Volksschule be- suchen können. Dort wurde zwar gesungen, aber Singen stiftet Einigkeit Noten lernte man nicht. Aber sie hat es sich selber Das Liederbuch ist mein Seelsorger. Die verschie- beigebracht. Im Jahr 1933 brachte der Advent-Ver- denen Dichter aus den letzten 500 Jahren können lag zum ersten Mal ein Jugendliederbuch heraus. mein Verständnis, meine Gefühle und Sehnsüchte Zwei Jahre später, im Jahr meiner Geburt (1935), besser ausdrücken als ich es in meinen armseligen erschien ein neues Gemeindeliederbuch, das eben- Gebeten formulieren kann. Und dann erst die vie- falls den Titel Zionslieder trug. 47 Jahre lang hat es len verschiedenen Melodien mit ihren verschiede- mich in meinem geistlichen Wachsen und Wirken nen Rhythmen, die so viele Stimmungen entweder begleitet. erzeugen oder meine Befindlichkeit wiedergeben. Als unsere Familie noch in der Stadt wohnte Die Fachleute für Hymnologie sagen uns, dass und wir vom Bombenkrieg bedroht wurden, sangen eine Kirche alle 20 bis 25 Jahren ein neues Lie- wir sehr bewusst zum Sabbatanfang die Lieder, in derbuch braucht. In meinem Alter spüre ich dieses denen die Sehnsucht nach dem Frieden im himm- Bedürfnis zwar nicht, dennoch will ich mit meiner lischen Zion zum Ausdruck kam. Durch den Krieg Gemeinde weitersingen, wenn auch mit inzwischen bedingt wuchs ich in einem Dorf auf, wo uns in der allmählich brüchig werdender Stimme. Seit 1982 Volksschule ein Lehrer unterrichtete, der zugleich singen wir in den deutschsprachigen Ländern aus 8 | adventisten heute | April 2015
Singen ver b i nd e t Wir loben Gott. Und 22 Jahre später, im Jahr 2004, CD. Sie spielt zwar nur drei Strophen, aber ich singe bescherte uns der Advent-Verlag mit Leben aus der mit der Versammlung auch die restlichen Strophen. Quelle eine Ergänzung mit weiteren 300 Liedern. Warum soll man bei der Verehrung unseres großen Nun schleppe ich auf dem Weg zum Gottesdienst in Gottes an seinem Lob etwas kürzen? Ich bin grund- meiner Tasche kiloweise Bücher und Lehrmaterial. sätzlich gegen das Singen amputierter Lieder. An- Und wenn ich in den benachbarten Gemeinden zur geblich soll der Kirchenlehrer Augustinus das Motto Predigt eingeladen bin, scheint man sich auf eine ausgegeben haben: „Wer singt, betet doppelt“. je eigene Wahl des Liederbuches verselbständigt zu Die Hauptsache ist, dass wir überhaupt singen. haben. Hier singt man aus dem gelben, dort aus ei- Und nicht über Musikstile, angebliche Irrlehren in nem blau-grünen – oder aus welchem auch immer. den Texten und weltliche Instrumente streiten, um Nirgendwo sonst ist eine gottesdienstliche Ver- mit Besserwisserei die Atmosphäre der Anbetung sammlung in einer so starken Einigkeit verbunden zu beeinträchtigen. Ich will im Himmel zusammen wie beim gemeinsamen Singen eines Liedgebets. mit allen Erlösten aus allen Zeitaltern unter der Das gilt auch, wenn in einer zahlenmäßig kleinen Anleitung der Engelchöre ganz neu das Singen ler- Erwin Meier Gemeinde niemand ein Begleitinstrument spielen nen. Niemand kann mir die Vorfreude darauf ver- lebt als Pastor im Ruhe- kann. Dann gibt es immerhin eine Begleitung auf derben. ■ stand in Bielefeld. Alte und neue Lieder verstehen Wie das Singen in der Gemeinde neuen Schwung bekommt E in Lied wird angesagt. Liederbücher werden mes Singen in der Familie und in der Gemeinde ist zur Hand genommen, das Lied aufgeschlagen. mancherorten vom Aussterben bedroht. Wir konsu- Die Orgel ertönt. Niemand singt. Es ist eine mieren extrem viel Musik, singen aber kaum noch peinlich anmutende Situation, einige schauen sich selbst. Wir lassen uns fast ständig mit Musik be- an, lächeln. Andere verfolgen den Text im Lieder- rieseln und werden immer seltener aktiv. Wir ha- buch, murmeln den Text. Der Organist spielt tapfer ben Radiowecker, MP3-Player, Smartphones, Auto die Strophen durch und hängt ein auskomponiertes radios, Computer, CD-Spieler, Fernseher … aber Nachspiel an. Es folgt das Gebet. kaum noch eigene Musikinstrumente. Sogar das Fast jeder Gottesdienstbesucher hat schon mal aktive Musizieren findet heute immer häufiger am eine ähnliche Situation erlebt. Wie kam es dazu? Computer statt. Verschiedene Gründe kommen dafür in Frage: Können und sollen wir als Gemeinden diesem Manchmal ist es ein Zahlendreher auf der Liedan- Trend entgegenwirken? Aus meiner Sicht ja! Ab- zeigetafel oder eine falsch verstandene Liednum- gesehen von den theologischen, psychologischen mer; es kann aber auch sein, dass der Gastprediger und soziologischen Bedeutungen von Musik ist es fälschlicherweise davon ausgingt, das Lied sei in einfach wohltuend, wenn man gemeinsam singt! Es der Gemeinde bekannt. Nur selten habe ich Ge- tut der Seele gut, fördert die Einheit der Gemeinde meinden erlebt, die den Gesang abbrechen und und erweitert unseren Horizont. spontan ein anderes Lied anstimmen. Eine andere Situation: Wenn der Gottesdienst zu Sich mit den Liedern auseinandersetzen lange dauert, wird oft an der Musik gekürzt, so gut Ich möchte an dieser Stelle zwei Möglichkeiten wie nie werden Redebeiträge gestrichen. Warum ist zeigen, wie gemeinsames Singen gefördert werden das so? kann. Fachleute beklagen den Umstand, dass wir zu Zum einen durch das Lernen neuer Lieder. Vor wenig gemeinsam singen. Die sogenannte „Haus- allem jetzt, da wir ein neues Liederbuch bekom- musik“ gibt es so gut wie nicht mehr. Gemeinsa- men, ist das so gut wie unumgänglich. Es gibt adventisten heute | April 2015 | 9
T he m a d e s M o na ts Mit einem Chor lernt man neue Lieder ganz schnell. © Matthias Müller – churchphoto.de vielfältige Möglichkeiten, um neue Lieder kennen- Dreißigjährigen Krieg – mitten in Not und Elend zulernen: Man trifft sich als Gemeinde vor dem Got- – einen solchen Text zu schreiben? Oder warum ha- tesdienst, um ein neues Lied zu lernen; man bleibt ben wir zwei Melodien von Luthers „Ein feste Burg dafür nach dem Gottesdienst zusammen, oder man ist unser Gott“? Warum klingt die späte – aus dem lernt sie im Gottesdienst. Wenn man beispielswei- Pietismus stammende Melodie – so „weichgespült“, se beim Singen merkt, dass das Lied relativ unbe- ohne die Synkopen und die Dynamik der Original- kannt ist, kann man sich spontan ein paar Minuten version? Oder warum steht bei Paul Gerhardts „Nun Zeit nehmen, es zu lernen. Und wenn es in der Ge- ruhen alle Wälder“ die Sonne im Mittelpunkt, bei meinde niemanden gibt, der ein Instrument spielen Matthias Claudius’ „Der Mond ist aufgegangen“ hin- kann, kann man von der Stimme der Hoffnung gegen der Mond? Welche Symbolik steckt dahinter, Aufnahmen der Lieder im mp3-Format beziehen. Es welche Theologie? Könnte es mit der Entstehungs- scheint immer noch Gemeinden zu geben, denen zeit der beiden bekanntesten deutschen Abendlie- das nicht bewusst ist. Neben den Lieder der bisheri- dern zu tun haben – die lutherische Orthodoxie bei gen Liederbücher Wir loben Gott und der Leben aus Gerhardt und die Aufklärung bei Claudius? Gan- der Quelle werden bald auch die Lieder des neuen ze theologische und ästhetische Welten tun sich Liederbuchs glauben ◆ hoffen ◆ singen als Instru- plötzlich dahinter auf, die es zu entdecken gilt! mentalbegleitung angeboten. Es ist jedenfalls meine Erfahrung, dass die Lie- Eine zweite Möglichkeit, das gemeinsame Singen der nach einer solchen aktiven Auseinandersetzung zu fördern, ist die Beschäftigung mit dem histori- ganz anders gesungen werden – mit mehr Überzeu- schen Hintergrund und der Entstehungsgeschich- gung, mit mehr Identifikation, mit mehr Schwung! te der Lieder. Das gilt sowohl für traditionelle, als Denkbar ist auch ein spezieller Musikgottes- auch für neue Musik. Wer hat den Text geschrie- dienst, in dem sowohl das Lernen neuer Lieder als ben? In welchem historischen Kontext? Zu welchem auch die oben beschriebene Auseinandersetzung Anlass? Welchen Beruf hat er ausgeübt? Was hat mit ihnen und den vorhandenen Liedern im Mit- ihn bewegt? Wie kam die Melodie dazu? Wer hat die telpunkt steht. Melodie komponiert? Ich bin der Meinung, dass sowohl das Lernen „Nun danket alle Gott, mit Herzen, Mund und neuer Lieder als auch die Beschäftigung mit den Erhardt Dan Händen, der große Dinge tut an uns und allen En- Hintergründen der bekannten Lieder dazu führt, Pastor im schönen Saar- den, der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an dass das Singen in unseren Gemeinden gefördert land. Hobbys: Musik, unzählig viel zu gut bis hierher hat getan.“ Das werden kann! Beides kann unseren Horizont er- lesen, fotografieren. singen wir aus voller Brust. Ein kurzer Blick auf weitern – musikalisch und theologisch; es kann Mein Ziel ist es, das die Jahreszahl, in der der Text entstanden ist, lässt unseren Glauben und unsere Beziehung zu Gott Evangelium kulturrele- diese Verse in einem ganz anderen Licht erschei- beleben. Lasst uns mehr singen in unseren Gottes- vant zu verkündigen. nen! Was bringt einen Dichter dazu, mitten im diensten! ■ 10 | adventisten heute | April 2015
Singen ver b i nd e t Darf ich mich vorstellen? Das neue Liederbuch klopft an unsere Türen U nser neues Gesangbuch ist herangewach- und Rast, vom Feiern und vom Älterwerden. Des- sen. Und wie wir es von Heranwachsenden halb wird jeder für die verschiedensten Stationen kennen, kommt in ihrem Leben früher oder und Aufgaben seines Lebens Lieder finden, die Se- später eine wichtige Zäsur: der Auszug aus dem gen und Zuspruch vermitteln, die ihn/sie zugleich Elternhaus. Das Elternhaus, die Herkunftsfamilie: in die Verantwortung rufen. Das sind im Fall von glauben ◆ hoffen ◆ singen die Arbeitskreise und Mitarbeitenden, die Freikirchen- Nicht nur zum Singen leitung und der Verlag – alle, die das Wachstum Das neue Liederbuch wird natürlich ein Buch zum über Jahre hin begleitet haben. Die Kinderkrank- Singen sein; es kann aber auch zum Innehalten, heiten sind überstanden, manche längst vergessen. Beten und Staunen aufgeschlagen werden. So sind Das „Kind“ hat das Haus auch schon probeweise jeder der acht Hauptrubriken ein Bild und ein Je- verlassen, sich in die Hände verschiedener Fach- suswort vorangestellt. Ein Bild, ein Symbol, mehr- leute und Gutachter begeben. Manche Lieder wur- deutig und vielschichtig. Vielleicht will es weniger den bei verschiedenen Anlässen bereits bekannt verstanden, vielmehr entdeckt werden, in die Stille gemacht und erprobt. Nun steht der Auszug, der führen und sich in der Besinnung erschließen. Schritt ins richtige Leben für das Liederbuch, un- Als weitere Angebote finden sich zwischen den mittelbar bevor. An dieser Stelle soll es ausführlich Liedern und im Anhang freie Texte, Gebete, Segens- vorgestellt werden. worte und Bibelabschnitte für die verschiedensten Situationen des Lebens. Und an einigen Stellen Neben den verschieden- Neues und Bewährtes gibt es sogar Hinweise darauf, wie man sich mit farbigen Softeinbänden Unser neues Gesangbuch ist in acht große Ab- Hilfe von körperlichen Bewegungen einem Lied, ei- gibt es auch Ausgaben schnitte eingeteilt: Gott begegnen – Gott erleben – nem Kanon annähern kann. In all dem wird Gottes mit festem Einband Gott erkennen – Gott glauben – Gott ermutigt – Güte gepriesen, die den Singenden und Betenden sowie mit Ledereinband Gott begleitet – Gott segnet – Gott vollendet. Am mitten im Alltag begegnet. und Goldschnitt. Beginn steht der Lobpreis, die Anbetung: „Ich sin- ge dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens Lust“. Der Schlussteil bejubelt die Ewigkeit: „Gloria sei dir gesungen mit Menschen- und mit Engelzun- gen … Kein Aug hat je gespürt, kein Ohr hat mehr gehört solche Freude. Des jauchzen wir und singen dir das Halleluja für und für.“ Nahezu zwei Drittel des Liedgutes sind aus den Vorgängerbüchern Wir loben Gott und Leben aus der Quelle übernommen. Das ergibt – zusammen mit den neu Hinzugekommenen – eine große Fülle an Liedern aus Vergangenheit und Gegenwart, die die Liebe, Größe und Gnade Gottes besingen. Sie bezeugen die „gesunde Lehre“: Christi Kommen in unsere Welt, sein Leiden, Sterben und Auferstehen, seine Himmelfahrt und seine glorreiche Wieder- kunft. Sie rufen in die Nachfolge, in ein Leben mit Jesus, dem wir Tag für Tag vertrauen können, auch wenn wir zweifeln und klagen, auch in Krankheit © rasani design und Leid. Unser Glaube prägt unser ganzes Leben. Er ist nicht zu trennen von Essen und Trinken, Arbeit adventisten heute | April 2015 | 11
T he m a d e s M o na ts schafft“ haben, aus welchen Gründen auch immer. Sie verlieren darum nicht ihren Wert. Die persön- liche Beziehung zu einem Lied, die Erfahrungen damit sind ein Schatz, den uns niemand nehmen kann. Manches hat sich geändert Text und Melodie eines Liedes sind Kinder einer bestimmten Zeit, eines bestimmten Stils. Auch die mehrstimmigen Sätze versuchen dem gerecht zu werden: Die Harmonik der Reformationszeit ist nicht dieselbe wie zur Zeit Bachs, und ein Erwe- ckungslied des 19. Jahrhunderts hat wiederum ein ganz eigenes Klangbild. Ebenso erfordern das Neue geistliche Lied auf der einen und Worship-Songs auf der anderen Seite eine unterschiedliche Stilis- tik in der Begleitung. © churchphoto.de – Pekka Kärkkäinen Viele Aspekte des praktischen Gebrauchs woll- ten darüber hinaus bedacht und berücksichtigt sein: die Beibehaltung der typischen Stilistik bei nicht zu hohem Schwierigkeitsgrad, die Übersicht- lichkeit für die Singenden, die Entscheidung für einen Chor- oder Klaviersatz, die Vereinbarkeit der Akkordbezeichnungen mit dem mehrstimmigen Satz, dazu Wünsche und Forderungen der Autoren Ein gemeinsames Liedgut Ein Liederbuch, das verbindet … Es liegt auf der Hand, dass sich all die genann- für den Gottesdienst Erklärtes Ziel aller Beteiligten war es, ein integ- ten Anforderungen oft nur mit einem Kompromiss fördert das Zusammen ratives Liederbuch zu schaffen – ein Liederbuch, lösen ließen. So wurden einige Lieder einstimmig gehörigkeitsgefühl. das verbindet. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: belassen, weil ein mehrstimmiger Satz den Rahmen Die breite und bunte Vielfalt der Singkulturen, die des Buches gesprengt hätte. Für solche Lieder wer- es enthält, ist eine besondere Stärke dieses neuen den Sätze im Ergänzungsmaterial online (also im Buches. Jeder kann aus einer großen Fülle auswäh- Internet) zum Liederbuch angeboten. len, was ihn in seinem Glauben, Hoffen und Lieben stärkt und von Herzen loben lässt. Wie Lieder entstehen Vielleicht findet jemand zu manchem Lied nur Dass ein Gesangbuch von seinen Liedern lebt, ist schwer einen Zugang: Seine Sprache, seine Fröm- selbstverständlich. Es wird aber darüber hinaus be- migkeit, sein musikalisches Gewand sind seiner reichert durch die Möglichkeit, etwas über ihren Lebenswelt fremd. Andere Lieder treffen den per- Hintergrund zu erfahren. Wenige Lieder entstehen sönlichen Ton besser. Man muss ja auch nicht alles ja als Einheit von Text, Melodie und Satz. Viel häu- gleichermaßen gut finden und singen wollen, denn figer sind sie das Ergebnis eines Prozesses. Diesen wir sind uns dessen bewusst, dass die Vielfalt in zu verfolgen, kann ungemein spannend sein. Die der Adventgemeinde größer ist als der persönliche Legende unter jedem Lied gibt darüber Auskunft. Geschmack. Und doch könnte die Herausforderung Ein Beispiel: Am Anfang steht ein altes Volks- gerade auch darin bestehen, das Fremde nicht ab- lied über einen reichen Edelmann. Die zugehörige zuwehren, sondern als Chance wahrzunehmen: das Melodie erhält ihren ersten geistlichen Text im 16. Fremde als notwendige Ergänzung zum Vertrauten Jahrhundert in tschechischer Sprache. Später wer- mit der Möglichkeit, das Miteinander zu beleben. den einzelne Strophen mehrerer deutscher Autoren Möglicherweise ist ein Lied auch in dem Umfeld, in aus verschiedenen Jahrhunderten und Gegenden dem wir leben, schon abgesungen, ein „alter Hut“. zusammengefügt und mit der inzwischen in Verges- Dann mag es andere Gegenden oder Gemeinden ge- senheit geratenen, dann wiederentdeckten Melodie ben, in denen es eben erst angekommen ist. Oder verbunden. In jüngster Vergangenheit schließ- Hartwig Lüpke und eine andere Generation als unsere entdeckt es gera- lich passt man den Text behutsam dem heutigen Karola Vierus de. Schon der Psalmdichter hat in seiner Zeit gebe- Sprachempfinden an. Und wenn wir heute „Son- ein Pastor i. R. und eine ten: „Alte mit den Jungen sollen loben den Namen ne der Gerechtigkeit“ singen, empfinden wir das Musikerin, gehören beide des Herrn.“ (Ps 148,12.13) Lied als Einheit. Nur die Angaben in der Legende zum Arbeitskreis Neues Im Übrigen: Mancher wird und darf auch weiter- verraten noch ein wenig von seiner wechselvollen Gesangbuch. hin mit Liedern leben, die es nicht ins Buch „ge- Geschichte. 12 | adventisten heute | April 2015
Singen ver b i nd e t Ebenso faszinierend kann es sein, auch die Auto- worte, Bibelstellen, Rechteinhaber. Darüber hinaus ren der Lieder näher kennenzulernen, zu erfahren, gibt es einen Teil mit Texten und Gebeten, mit Ge- in welcher Zeit sie lebten und welche gesellschaftli- danken und Anregungen für die persönliche An- chen und persönlichen Erlebnisse sie prägten. Groß dacht, die Andacht in der Gruppe und für den Got- ist die Vielfalt ihrer religiösen Herkunft und jewei- tesdienst. Hier (und online) werden auch Bausteine ligen Frömmigkeit, gerade auch in der Gegenwart. für die gottesdienstliche Gestaltung zur Verfügung Wenn wir etwas über den Hintergrund eines Liedes gestellt. erfahren, wächst die Wahrscheinlichkeit, es über Unser Buch ist fertig, unser „Kind“ erwachsen das reine Singen hinaus auch als Glaubenszeugnis geworden. Es steht auf der Schwelle, bereit, seinen zu schätzen. Weg anzutreten: seinen Weg in die Gemeinden und Diese Autorenbiografien finden sich im Anhang ihre Gottesdienste, zu allen, die sich dafür interes- des Buches neben weiteren Verzeichnissen: Stich- sieren und darauf freuen. ■ Als Schwarzfahrer unterwegs? Ein offenes Wort zur Projektion unserer Liederbücher D ie Anfragen häufen sich: „Wir brauchen als Gemeinde auch eine elektronische Fassung von glauben ◆ hoffen ◆ singen für Projekti- onszwecke. Ist das möglich?“ Das Ergebnis vorweg Wir hätten gern unseren Adventgemeinden eine Datei angeboten, mit der die Lieder unseres neuen Gesangbuches projiziert werden können. Das dür- fen wir aber ohne eine spezielle Erlaubnis („Lizenz zur digitalen Verwertung“) nicht. Diese zu erwer- ben ist allerdings aus wirtschaftlichen Gründen nicht vertretbar. Der Weg zum Ergebnis Unsere Verhandlungen – sowohl mit einer äußerst renommierten Rechtsanwaltskanzlei als auch mit Deutschlands größter Verwertungsgesellschaft (VG Musikedition) – führten unabhängig voneinander zum vorstehenden Ergebnis. In Deutschland ist noch keine Frei-/Kirche soweit gegangen, eine Da- tei ihres Liederbuches für Projektionszwecke anzu- bieten. Vermutete Lösungen Nun gibt es Gemeinden, die mit der VG Musike- dition oder der CCLI Lizenzagentur einen Vertrag Die klassische Liedanzeige wird auch weiterhin gute Dienste leisten. adventisten heute | April 2015 | 13
T he m a d e s M o na ts abgeschlossen haben, der ihnen erlaubt, Lieder • Wer darauf verzichtet, das bald zu erwerbende zu projizieren. Die Erlaubnis beschränkt sich ver- E-Book in der Gemeinde zu projizieren, macht sich ständlicherweise auf das Liedgut, für das die VG nicht strafbar. Musikedition oder CCLI die entsprechenden Rechte • Diese Hinweise betreffen besonders die Bücher besitzen oder verwalten. Ein Abgleich zeigt, dass Wir loben Gott, Leben aus der Quelle und glauben jeder Anbieter nur für einen Teil der Lieder unse- ◆ hoffen ◆ singen. res Gesangbuches die Rechte vertritt. Zudem gibt es zahlreiche Liedrechte, die keiner der genannten Ein Gleichnis Anbieter verwaltet und gewähren kann. „Fahrscheinkontrolle!“ höre ich als unmissver- ständliche Aufforderung. Schon geht der Kontrol- Steine im Weg leur durch die Stadtbahn. Jemand sucht auffällig Kompliziert wird es erst recht dann, wenn man nach seinem Fahrschein. Bald wird klar, dass er weiß, dass pro Lied die verschiedenen Rechte (z. B. nur so tut, als hätte er ihn verlegt. „Ich habe kei- für Text, Textteile, Melodie oder Satz) bei verschie- nen“, gesteht er kleinlaut. Die Kontrolleure steigen denen Rechteinhabern (Gesellschaften, Verlagen, mit ihm aus. Unter uns, die wir weiterfahren, ist Privatpersonen) liegen. Für eine Datei zur Projekti- damit das Gespräch eröffnet: Es beginnt mit der on wären alle diese Genehmigungen zur sogenann- Empörung über die Kontrolleure. Sie sind schein- ten „digitalen Verwertung“ einzuholen. Das wären: bar so gemein und erbarmungslos … Irgendwann ca. 700 Lieder mal x Rechte. Würden wir nur von stellt jemand die Frage: „Aber ist es nicht doch einem einzigen Rechtsinhaber die Erlaubnis nicht irgendwie gerecht? Ich habe auch eine Fahrkarte erhalten, dürften wir von unserem Liederbuch kei- gekauft …“ ne entsprechende Datei erstellen. Wusstet ihr, dass wir auch mit dem neuen Lie- Ein weiterer „Stolperstein“ sind die Lizenzge- derbuch in der Gefahr stehen, ohne „Fahrschein“ bühren. Für die Erlaubnis, die Lieder im Liederbuch unterwegs zu sein? Ja, jede Projektion unseres Lie- abzudrucken, hat unser Verlag um die 150.000 Euro derbuches ohne Genehmigung ist so eine „Schwarz- zzgl. monatelanger Arbeit mehrerer Personen auf- fahrt“. gewendet. Wollte man die Rechte für eine Projekti- Leider wird schon einige Zeit wissend oder un- onsdatei erwerben, würde dies ungleich viel teurer. wissend in einigen Gemeinden „ohne Fahrschein“ Fazit: Die Lizenzgebühren für eine Präsentations- gefahren. Es gibt keine Legitimation, unsere Ge- datei wären für jede Gemeinde unbezahlbar. sangbücher Wir loben Gott und Leben aus der Quelle zu projizieren. Ja, es gibt auch keine Legitimation Der goldene Weg für ein E-Book oder eine Projektionsdatei von Wir Die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in loben Gott und Leben aus der Quelle. Wer das hat, Deutschland empfiehlt daher ihren Gemeinden, nutzt oder sogar weitergibt, ist als „Schwarzfahrer“ grundsätzlich aus Liederbüchern zu singen. Etliche unterwegs. Wie absurd für Menschen, die mit Gott Vereinigungen fördern deshalb die Anschaffung leben wollen! des Liederbuches glauben ◆ hoffen ◆ singen für die Lasst uns treu sein im Umgang mit dem, was Verwendung im Gottesdienst (so z. B. die Berlin- erlaubt ist, und im Unterlassen dessen, was die Ge- Mitteldeutsche und die Nordrhein-Westfälische Ver- setze unseres Staates nicht gestatten. Gott hat uns einigung). zu Vorbildern gerufen. Wohl allen, die solche Werte leben! ■ Das Kleingedruckte • Wer komplett darauf verzichtet, unsere Liederbü- cher zu vervielfältigen (zu scannen, abzuschreiben, zu kopieren u. a.), unabhängig davon, ob es Text und Melodie oder nur den Text betrifft, macht sich nicht strafbar. Aus dem Impressum des neuen Liederbuchs Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung Friedbert Hartmann des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Sekretär und Abtei- Mikroverfilmungen und die Verarbeitung in elektronischen Systemen. Der Erwerb dieses Liederbu- lungsleiter für Musik ches (ob gedruckt oder als E-Book) berechtigt nicht zur Projektion von Liedern im Gottesdienst. des Norddeutschen Nähere Informationen dazu im Internet: www.advent-verlag/liederbuch. Verbandes. 14 | adventisten heute | April 2015
Singen ver b i nd e t Organisierter Betrug in unseren Reihen? Das neue Liederbuch und die Fallstricke der Technik K aum eine Gemeinde in unseren Reihen ver- Mit dem Kauf dieser Bücher haben wir auch das fügt nicht über einen Beamer. Wir freuen Recht erworben, in unseren Gottesdiensten aus uns über die moderne Technik und möchten eben diesen Büchern zu singen, in einem gerin- sie auch gern vielfältig einsetzen. gen Umfang und ausschließlich für private Zwecke Was läge da näher, als eben diese Technik auch (Achtung: Gottesdienste und gottesdienstliche Ver- für die Projektion von Liedtexten und Melodien an anstaltungen sind keine „privaten Zwecke“!) Kopi- die Leinwand zu nutzen? So naheliegend solche en anzufertigen und das Buch im Rahmen des Got- Überlegungen sind, so gefährlich sind sie gleicher- tesdienstes oder für persönliche Zwecke zu nutzen. maßen, führen sie uns doch in einen nahezu un- Der Verlag darf aber nicht das Recht gewähren, ausweichlichen Konflikt mit dem Urheberecht. diese Lieder mittels Beamer für alle anwesenden Der Gesetzgeber stellt in § 2 Abs. 1 Nr. 2 UrhG Gottesdienstbesucher einheitlich an die Leinwand Werke der Musik unter den Schutz des Urheberech- zu projizieren. tes. Beabsichtigt ist der Schutz des Urhebers in Bei der Projektion von Texten und Melodien an seiner persönlichen Beziehung zu dem von ihm ge- eine Leinwand zum allgemeinen Gebrauch in einem schaffenen Werk und – darüber hinausgehend – die Gottesdienst handelt es sich um ein eigenes und von Sicherung einer angemessenen Vergütung für den den Abdruckrechten zu unterscheidendes Recht des Komponisten oder Dichter (§ 11 UrhG). Das Gesetz Künstlers, welches zusätzlich und kostenpflichtig er- geht also zunächst davon aus, dass derjenige, der worben werden müsste. Zu bedenken ist dabei, dass ein Lied komponiert oder gedichtet hat, darüber die Rechte an den Liedern von unterschiedlichen bestimmen kann, wie mit seinem Werk künftig ver- Rechteinhabern verwaltet werden, teilweise liegen Wenn mit projizierten fahren werden darf. So naheliegend diese Grund- die Rechte auch noch bei den Künstlern selbst. Eine Liedern gesungen werden überlegung für uns in Bezug auf unser Eigentum Zustimmung zur Projektion der Lieder, unabhängig soll, muss dafür nach ist, so problematisch erscheint uns dies bisweilen, davon, ob vorhandene elektronische Dateien Ver- dem Urheberrechtsge- wenn es um urheberechtliches Schutzrecht geht. Im wendung finden sollen oder ob fleißige Hände für setz eine gesonderte Regelfall schließen wir unsere Fahrzeuge, mit de- eine Abschrift sorgen, setzt eine kostenpflichtige Berechtigung erworben nen wir zum Gottesdienst gekommen sind, ab, um Einwilligung aller betroffenen Rechteinhaber voraus. werden. Diese muss jede die unbefugte Nutzung durch Dritte zu verhindern. Gemeinden, die sich über diese gesetzlich ge- Gemeinde für sich orga- Aber wie schützen wir das geistige Eigentum der schützten Rechte der Urheber hinwegsetzen, ver- nisieren. Das gilt auch, Dichter und Komponisten unserer Gemeindelieder? stoßen bewusst gegen geltendes Recht und riskie- wenn es sich um Lieder Unser Liederbuch besteht aus einer Zusammen- ren für die Verantwortlichen eine Freiheitsstrafe aus unserem Liederbuch stellung von Texten und Melodien, die von ver- von bis zu drei Jahren (§ 106 UrhG). Diese Gemein- handelt. schiedenen Künstlern geschaffen worden sind. Da- den riskieren weiterhin, durch, dass wir diese Texte und Melodien zu einem von den Rechteinha- Buch zusammengestellt haben, entsteht ein neues, bern abgemahnt und ebenfalls durch das Gesetz geschütztes Werk (§ 4 auf Schadensersatz in Abs. 1 UrhG). Diese Zusammenstellung ändert aber Anspruch genommen nichts an der Tatsache, dass die einzelnen Lieder zu werden (§§ 97,97a auch weiterhin den Komponisten und Dichtern ge- UrhG). Diesbezügliche hören, die ausschließlich über die Nutzung ihrer Forderungen können © churchphoto.de – Pekka Kärkkäinen Werke bestimmen können. sich berechtigterweise Der Verlag als Herausgeber des Liederbuches hat leicht auf mehrere Tau- mit eben diesen Personen (bzw. mit deren Rech- send Euro summieren. teverwaltern) alle rechtlichen Fragen geklärt, die Oliver Gall, mit der Erstellung eines gedruckten Exemplars oder Justiziar des mit der Erstellung der Dateien für ein E-Book im Norddeutschen Zusammenhang stehen. Verbandes adventisten heute | April 2015 | 15
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