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1 | 14 Auf dass sich der Nebel lichtet … » Jahresrückblick 2013: Bewilligungen knacken 200-Mio.-€-Marke » Nachruf: Herbert Gottweis » Persönliche Paradigmen: Niyazi Serdar Sariçiftçi » Interview: Helga Nowotny ISSN 2309-0723
INHALT 16 JAHRESRÜCKBLICK 2013: BEWILLIGUNGEN KNACKEN DIE 200-MIO.-€-MARKE AUF DASS SICH DER NEBEL LICHTET … 6 44 FRAU IN DER WISENSCHAFT: VERENA WINIWARTER 39 NACHRUF: HERBERT GOTTWEIS EDITORIAL 34–37 Der FWF nimmt sich unter die 4 PROJEKTVORSTELLUNGEN Lupe: Wissenschafterbefragung 5 BRIEF DER PRÄSIDENTIN 38 Im Blickpunkt: Vereinbarung zu Open Access; Studie zur Kostenentwicklung von THEMA Open Access 6–7 Auf dass sich der Nebel lichtet … 39 Nachruf: Herbert Gottweis 8–13 Übergang in eine neue Ära? 14 Kommentar Dorothea Sturn: Tritt gefasst KONTEXT 40 Wissenschaftsbücher des Jahres 2014 FOKUS 15 Übergabe der Petition „Wissenschaft ist Zukunft“ PANOPTIKUM 16–20 Jahresrückblick 2013: 41 Projekterfolge: 54 INTERVIEW: HELGA NOWOTNY Bewilligungen knacken die 200-Mio.-€-Marke 21–25 Firnberg/Richter: Erfolgreiche Wissenschafterinnen Start der neuen Serie 42–43 Projekterfolge Guntram Hazod 44–48 Frau in der Wissenschaft 26–27 Richter-PEEK: Erste Ausschreibung Verena Winiwarter 28–31 Erwin-Schrödinger-Programm: 49–53 Persönliche Paradigmen Eine Erfolgsgeschichte Friedrich Stadler im Gespräch 32–33 Matching-Funds-Modell: mit Niyazi Serdar Sariçiftçi Länder-Match
49 EDITORIAL PERSÖNLICHE PARADIGMEN: NIYAZI SERDAR SARIÇIFTÇI ms mas stb Der Nebel lichtet sich » Ende 2013 zog in Österreich eine Nebelwand, ausgehend von einem Ort namens „Hypo“, auf, die sämtliche Planungen und bis dahin sicher geglaubten Szenarien zu verschlingen drohte. Große Verunsicherung war naturgemäß die Folge, ein klarer Blick war nicht mehr möglich. Jeder Versuch, die „Hypo-Nebelwand“ zu umgehen, war zum Scheitern verurteilt. Verstärkt wurde die große Unsicherheit zusätzlich, da keiner wusste, ob, wie und wann sie sich auflösen würde. Der FWF entschied sich in dieser Zeit, völlig neue Wege zu gehen. Denn anstatt in den Nebel blind hineinzurufen, entschloss man sich, gemeinsam einen konstruktiven Weg hindurch zu suchen, sei es auch nur in kleinen, langsamen und mühsamen Schritten. Hinter sich ver- sammelte man Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft, die den FWF auf diesem Weg und in seiner Bedeutung bestärkten. Dem Anliegen, die Wissenschaft zu stärken, ebenfalls zur 60 Seite stand in diesen unsicheren Zeiten eine große Gemeinschaft von über 50.000 Personen, die damit ein Signal setzen wollten, dass Schlüsselinstitutionen des Wissenschaftsbetriebs keinesfalls, vom UNTERWEGS: PHILIP STARKL IN SAN FRANSICSO Nebel umhüllt, einer Perspektive beraubt werden dürfen. Der Ausdauer und dem Mut, diesen neuen Weg zu beschreiten, war es schließlich zu verdanken, dass man vom anderen Ende der Nebelwand erste Stimmen und Signale vernehmen konnte. Diese sind zwar zum ge- 54–59 Interview genwärtigen Zeitpunkt Anfang April noch nicht konkret und man hat Helga Nowotny auch noch keinen vollständig klaren Blick, doch ein Weg scheint gefun- 60–61 Unterwegs den zu sein, und allein diese ersten vernommenen Stimmen begründen Philip Starkl in San Francisco Zuversicht. Die Nebel beginnen sich zu lichten. Eines ist jedenfalls klar: In Zeiten budgetärer Klimmzüge braucht es eine EVENT mutige und klar erkennbare politische Handschrift, wie öffentliche Mittel 62–63 AmPuls38 in den unterschiedlichsten Bereichen eines Staates eingesetzt werden sollen. Aus Sicht des FWF ist es der Politik hoch anzurechnen, dass man einen Weg gefunden hat, eindeutige Signale der Ermutigung auszusen- CALL den, dass Forschung in Österreich politisch an Gewicht gewinnen soll. 64 Firnberg/Richter 65 PEEK Stefan Bernhardt, Margit Schwarz-Stiglbauer und Marc Seumenicht TERMINE | FWF INTERN 66 Aviso 66 Personalia IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), Haus der Forschung, Sensengasse 1, 1090 Wien, Tel.: 01-505 67 40-0, Fax: 01-505 67 39, office@fwf.ac.at, www.fwf.ac.at Präsidentin Pascale Ehrenfreund Geschäftsführerin Dorothea Sturn Redaktion StefanBernhardt (Chefredakteur), Marc Seumenicht (stv. Chefredakteur, CvD), Margit Schwarz- 67 KARIKATUR Stiglbauer Kontakt redaktion@fwf.ac.at Beiträge in dieser Ausgabe Eugen Banauch, Falk Reckling, Ralph 68 PRESSECLIPPINGS Reimann, Phillip Starkl, Elke Ziegler, Barbara Zimmermann, Klaus Zinöcker Projektbeschreibungen (S. 21–25) Firnberg/Richter-Stelleninhaberinnen Cover Shutterstock Grafik und Produktion Starmühler Agentur & Verlag Druck Stiepan & Partner Druck GmbH Erscheinungsweise viermal jährlich, kostenlos zu bestellen beim FWF Hinweis Kommentare und Statements externer AutorInnen müssen nicht die Meinung der Redaktion wiedergeben. Gender-Regelung Bei Zitaten und Interviews wird der Authentizität wegen darauf verzichtet, dieseggf. genderneutral umzuformulieren.
PROJEKTVORSTELLUNGEN IN KOOPERATION MIT DER AGENTUR FÜR WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION PR&D STELLT DER FWF IN REGELMÄSSIGER FOLGE PROJEKTE VOR: HIER KOSTPROBEN UND MEHR … Vom FWF gefördert ... » Lichtblick in der Optoelektro- » Neue Forschungen zu Byzanz: Jugend- » Peter Handke jetzt auch online: Einzig- nik: Diode aus 2D-Material er- szene, geschliffene Sprache Die Jugend- artiger Zugang zu den Werkmaterialien möglicht optimierte Solarzellen szene und die Subversivität der Sprache in des Schriftstellers Mit der Website „hand- Erstmals ist es gelungen, einen speziellen Byzanz werden im Rahmen zweier wissen- keonline“ liegt jetzt ein direkter Zugang zu Dioden-Typ aus kristallinem Material mit schaftlicher Projekte derzeit detailliert un- den Werkmaterialien eines der bedeutends- © S. Florian Aigner (TU Wien), Wikimedia Commons / antmoose, Peter Handke, FWF/Hans Schubert einer Schichtdicke von nur drei Atomen tersucht. Das Ziel des ersten Projektes ist ten deutschsprachigen Schriftsteller vor. herzustellen. Die überragenden Eigen- dabei ein besseres Verständnis über den Umfassende Bestände zu Peter Handke aus schaften solcher ultra-dünnen Kristalle er- Lebensabschnitt des Erwachsenwerdens im öffentlichen sowie privaten Sammlungen öffnen dabei ungeahnte Möglichkeiten für Oströmischen Reich. Erste Zwischenergeb- werden vernetzt und beschrieben und so Solarzellen, Photodioden und Leuchtdio- nisse wurden vor Kurzem auf dem Sympo- ein einmaliger Einblick in die Genese sei- den. Die jetzt in „Nature Nanotechnology“ sium „Coming Of Age – Adolescence and ner Bücher gegeben. Mit Einverständnis veröffentlichte Arbeit belegt dabei nicht Society in Medieval Byzantium“ in Wien Handkes konnten von einigen Werkfas- nur die eigentliche Funktionalität einer so- der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Das zwei- sungen und Notizbüchern Gesamtfaksimi- genannten p-n-Diode aus Wolframdisele- te Projekt befasst sich mit dessen Literatur les erstveröffentlicht werden. Die Zusam- nid, sondern demonstriert bereits ihre zur Zeit der kulturellen Hochblüte vom menführung dieser Daten schafft im Rah- Verwendbarkeit für zahlreiche Anwen- 11. bis zum 13. Jahrhundert, wobei insbe- men eines Projekts des FWF eine einzigar- dungen. Diese Ergebnisse eines Projekts sondere die Verwendung von Ironie analy- tige und online verfügbare Referenzquelle. des FWF stellen einen signifikanten Fort- siert wird. Beide Projekte werden vom FWF » www.fwf.ac.at/de/public_relations/ schritt auf dem zukünftigen Weg zur 2D- unterstützt. press/pv201401-de.html Optoelektronik dar. » www.fwf.ac.at/de/public_relations/ » www.fwf.ac.at/de/public_relations/ press/pv201402-de.html press/pv201403-de.html 04 » FWF info88
BRIEF DER PRÄSIDENTIN » Gerade eine Forschungsförderungsagentur wie der FWF muss dynamisch bleiben und neue Initiativen setzen können, anstatt konstant um sein Basisbudget kämpfen zu müssen. « Pascale Ehrenfreund, Präsidentin des FWF Der FWF auf dem Weg zu einer neuen langfristigen Planungsicherheit » Die finanzielle Situation des Helga Nowotnys gezielte Petition, die bei rung des diesen Bereich optimal abde- FWF wurde im Frühjahr lang und ihrer Übergabe an das Finanzministerium ckenden Translational-Research-Pro- breit in der Presse diskutiert. Im Anfang April über 51.000 Unterstützungs- gramms. Die weitere Aufstockung der ex- Vorwort des Jahresberichts 2012 sowie unterschriften zählte, wurde vom FWF tat- trem erfolgreichen künstlerischen For- dem Bericht des ehemaligen FWF-Präsi- kräftig beworben, um die Wissenschaft in schungsprogramme ist dringend notwen- denten Christoph Kratky liest man: „Dass Österreich zu unterstützen. dig, ebenso wie der Ausbau der internatio- mehr als die Hälfte des FWF-Budgets nalen Mobilität, um nur einige Bereiche zu nicht aus dem Bundesvoranschlag Auch mit einem stabilen Budget erwarten nennen. Auch die für die Wertschätzung stammt, sondern Jahr für Jahr neuerlich wir noch immer Einsparmaßnahmen. Um der Grundlagenforschung in der Gesell- aus diversen Sonder- und Offensivmitteln sich unter diesen Umständen weiterentwi- schaft essenzielle Wissenschaftskommuni- bzw. durch Ressort-interne Umschich- ckeln zu können, muss der FWF kreativ kation, welche vom FWF seit vergange- tungen ‚zusammengekratzt‘ werden muss, werden. Gerade eine Forschungsförde- nem Jahr mit einem gezielten Programm erschwert eine langfristige Lösung“. rungsagentur wie der FWF muss dyna- gefördert wird, gehört weiter verfolgt. All misch bleiben und neue Initiativen setzen das wird allerdings nur mit Hilfe neuer Ko- Diese Planungsunsicherheit, verbunden können, anstatt konstant um sein Basis- operationen sowie zusätzlicher Förde- mit der Anbindung des FWF in ein neues budget kämpfen zu müssen. Der ständigen rungsmittel auch aus anderen Ministerien, Ministerium, hätte in einem Budgetverlust Defensive der Grundlagenforschung in Ös- der Industrie und Stiftungen möglich sein. von 50 % resultieren können. Der FWF hät- terreich sollte man durch eine konstruk- te in diesem Fall die Projektbewilligungen tive Eingliederung dieser in die österrei- Der FWF ist bereit neue Wege zu gehen, schon im Jahr 2014 drastisch reduzieren chische Forschungslandschaft sowie mit um neue Impulse zu setzen und die Grund- müssen. Das neu aufgestellte BMWFW der ihr zustehenden Wertschätzung in der lagenforschung als essenzielles Gut der konnte mit Unterstützung des FWF diesem Gesellschaft begegnen. Gesellschaft zu etablieren. « Szenario erfolgreich entgegensteuern. Ob- wohl noch keine Budgetzahlen bekannt Der FWF muss Potenziale für radikale In- sind wurde dem FWF am 4. April 2014 Pla- novationen ausbauen und mehr Möglich- nungssicherheit zugesichert. Das bedeutet keiten für technische Disziplinen anbieten erstmals nach vielen Jahren eine langfri- können. Seit einigen Monaten bemühen stige Budgetstabilisierung für den FWF. auch wir uns gezielt um die Wiedereinfüh- FWFinfo88» 05
THEMA » Auf dass sich der Nebel lichtet … Auf dass sich der Nebel lichtet … Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner betonte Anfang April, dass man im Forschungsbereich das „Pflichtprogramm erfüllen“ werde können. Umso wichtiger war es für den FWF, dabei den Zusatz zu hören, dass kein „Not- oder Sparprogramm nötig“ sein werde und für den FWF stabile „Strukturen und Kontinuität“ sowie ein reguläres Budget angestrebt würden. Betrachtet man diese Aussagen von Bundesminister Mitterlehner vom 4. April 2014, so zeichnet sich eine Richtung ab, die dem FWF Stabilität und den von ihm finanzierten Forscherinnen und Forschern Perspektive geben können. Das – jedenfalls lange Zeit im Raum gestandene – Szenario einer FWF- Budgethalbierung soll damit vom Tisch sein. Der „Nebel“ und die damit erzeugte Unsicherheit in der Scientific Community – die sich beispielsweise in zahlreichen offenen Briefen von Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft oder der von über 51.000 Personen unterstützten Petition für die Wissenschaft äußerten – lösen sich allmählich auf. Sollten „bei klarer Sicht“ die in Aussicht gestellten Perspektiven tatsächlich Realität werden, so dürften sich der FWF und seine Community auf eine stabile und langfristig gesicherte Basis einstellen, auf welcher man optimal weiter aufbauen könnte. Der FWF soll handlungsfähig bleiben und die österreichische Grundlagenforschung international konkurrenzfähig. Unter dem Titel „Übergang in eine neue Ära?“ analysiert die FWF-Geschäftsleitung die Lage der wissenschaftlichen Forschung in Österreich, ausgehend vom Jahr 2013 und natürlich die jüngsten Entwicklungen mit berücksichtigend. Darauf folgend analysiert FWF-Geschäftsführerin Dorothea Sturn, inwieweit der FWF nun „Tritt gefasst“ hat, und warum der Wissenschaftsfonds seine Rolle im System nur dann gut spielen kann, wenn ihm auch die entsprechenden Rahmenbedingungen zur Verfügung stehen. [Marc Seumenicht] © Shutterstock 06 » FWF info88
THEMA » Auf dass sich der Nebel lichtet … Jahreswechsel bieten eine gute Gelegenheit, auf Erreichtes und Verbesserungswürdiges zurückzublicken und – aufbauend auf einer stabilen Basis – eine Balance zwischen Neuem und Bewährtem für die Zukunft zu finden. Text: Pascale Ehrenfreund, Dorothea Sturn, Christine Mannhalter, Hermann Hellwagner, Alan Scott Übergang in eine neue Ära? » Im Jahr 2013 fanden in der Wis- Themenbereichen wird von den sechs „Sci- um eine mit den Mitgliedsorganisationen senschaftslandschaft auf internati- entific Committees“ von Science Europe er- abgestimmte Entwicklung des Europäischen onaler wie auf nationaler Ebene ei- arbeitet, in denen namhafte Wissenschafte- Forschungsraumes sicherzustellen. Die par- ne Reihe von Entwicklungen statt. Die Nati- rinnen und Wissenschafter vertreten sind. allele Interaktion der EU-Kommission so- onalratswahlen im Herbst 2013 sowie die wohl auf Ebene der Mitgliedstaaten als auch daraus resultierende Integration der Agen- Der FWF beteiligt sich an nahezu allen Ak- auf Ebene der Stakeholderorganisationen den für Wissenschaft und Forschung sowie tivitäten im Rahmen der Science Europe erfordert einen verstärkten nationalen Dia- des FWF in das neue Bundesministerium Roadmap, speziell in Bereichen mit spezi- log zur Gewährleistung einer kohärenten für Wissenschaft, Forschung und Wirt- fischer, langjähriger Expertise wie Open Entwicklung auf europäischer Ebene. schaft (BMWFW) im Zuge der Regierungs- Access, wissenschaftliche Integrität und bildung veränderten die nationale wissen- grenzüberschreitende Kooperation. Als ein Befund im Rahmen des ERA schaftspolitische Landschaft. Was bleibt, ist Progress Report wird die Bedeutung kom- der politische Wille sowie die konstruktive Das Global Research Council als weltweite petitiver Mittelvergabe unter Einschluss Zusammenarbeit der beteiligten Stakehol- Dachorganisation zur Verbesserung der leistungsbasierter Beurteilung auf instituti- der, welche ausschlaggebend sein werden globalen Zusammenarbeit der Forschungs- oneller Ebene im nationalen Kontext für die Entwicklung der Grundlagenfor- förderungsorganisationen hat Stellungnah- hervorgehoben. Weiters wird eine stärkere schung in Österreich. men zu Open Access und Research Integri- Koordinierung nationaler Förderungspro- ty verfasst, welche die Bedeutung dieser gramme über gemeinsame europäische Internationale Entwicklungen Der organi- Themengebiete in einem globalisierten Forschungspläne sowie eine Erhöhung der satorische Aufbau von Science Europe, der Forschungsraum unterstreichen. Interoperabilität nationaler Förderungspro- europäischen Dachorganisation nationaler gramme angeregt, um grenzüberschreiten- Forschungsförderer und Forschungsträger, Die Entwicklung des Europäischen For- de Kooperation zu stärken. wurde im Jahr 2013 abgeschlossen. Das schungsraums aus der Perspektive der Eu- Zentrum der Aktivitäten von Science Europe ropäischen Kommission wird durch den Die unter dem Dach von Science Europe bildet eine Roadmap mit den Themenbe- ERA Progress Report 2013 dokumentiert. zusammengeschlossenen nationalen euro- reichen „Zugang zu Forschungsdaten“, Als zentrale Aspekte werden die Notwendig- päischen Forschungsförderungsorganisati- „grenzüberschreitende Kooperation“, „Gen keit einer starken politischen Steuerung onen und Forschungsträger unterstützen der und Diversität“, „Open Access“, „Karrie- über die Mitgliedstaaten sowie eine nachdrücklich die Einrichtung eines Euro- reentwicklung“, „wissenschaftliche Integri- verstärkte Einbeziehung der europäischen päischen Forschungsraums in Partner- © Shutterstock tät“, „Forschungspolitik und Programm- Stakeholderorganisationen angeführt. Sci- schaft mit der EU-Kommission, fordern Evaluation“ sowie „Wissenschaft und Ge- ence Europe ist über eine „ERA-Partner- jedoch einen stärker evidenzbasierten sellschaft“. Der zentrale Input zu diesen schaft“ im Dialog mit der EU-Kommission, Zugang bei der Formulierung von Politiken 08 » FWF info88
THEMA » Auf dass sich der Nebel lichtet … » Der politische Wille sowie die konstruktive Zusammenarbeit der beteiligten Stakeholder werden für die Entwicklung der Grundlagen forschung in Österreich ausschlaggebend sein. « und möglichen Maßnahmen. In diesem Zu- derungen wurde 2003 im Rahmen von „Mo- Qualitätsmerkmale wie der internationale sammenhang ist auf eine Studie von Sci- ney follows Researcher“ gemeinsam mit der Peer-Review-Prozess hervorgehoben und ence Europe und Elsevier zu verweisen, die DFG und dem SNF konzipiert und umge- deutlich gemacht, warum die österrei- einen wesentlichen Aufholbedarf Europas setzt. 2008 folgte mit dem „Lead-Agency- chische künstlerische Forschung internatio- nicht in der Weiterentwicklung der inner- Verfahren“ ein innovatives Konzept zur Fi- nal so stark wahrgenommen wird. europäischen Kooperationslandschaft ortet, nanzierung grenzüberschreitender Wissen- sondern in der weltweiten Öffnung der eu- schaftskooperationen mit internationalem Diese europäische Spitzenposition Öster ropäischen Wissenschaften. Dies bildet Modellcharakter. Das jüngste Beispiel für ei- reichs steht freilich im Gegensatz zum – in- auch explizit einen Aspekt der Aktivitäten ne in Europa führende Rolle ist das Pro- ternational gesehen – geringen Budget des der Science-Europe-Arbeitsgruppe „cross- gramm zur Entwicklung und Erschließung FWF. Und sie lässt erahnen, um wie viel mehr border collaboration“. der Künste (PEEK). Die Art, wie der FWF an österreichischen Impulsen in der europä- künstlerische Forschung fördert, gilt inter- ischen Forschungsförderungslandschaft bei Der FWF hat diese Perspektive bei der Ent- national als beispielgebend und wird häufig angemessener Dotierung möglich wäre. wicklung seiner Kooperationsaktivitäten als „best practice model“ dargestellt; zuletzt antizipiert und unterhält langfristige Ab- etwa im Abschlussbericht der 2010 bis 2013 Horizon 2020 als das zentrale Forschungs- kommen mit Partnerorganisationen aus re- von der Europäischen Kommission geför- programm der EU-Kommission für den levanten außereuropäischen Staaten, die derten SHARE-Initiative („Step-Change for Zeitraum 2014 bis 2020 wurde mit einem auch als prioritäre Zielländer im Rahmen Higher Arts Research and Education“). In Budget von ca. 77 Mrd. € beschlossen. Aus der FTI-Strategie der Bundesregierung dieser großangelegten Untersuchung zur der Perspektive der wissenschaftlichen For- („Beyond Europe – Die Internationalisie- künstlerischen Forschung und Ausbildung schung ist neben den großen „Gesellschaft- rung Österreichs in Forschung, Technolo- in Europa wird die Spitzenposition Öster lichen Herausforderungen“ (Budget ca. gie und Innovation über Europa hinaus“, reichs in der Entwicklung von künstlerisch- 30 Mrd. €) vor allem der European Re- 2013) identifiziert wurden. Die Umsetzung wissenschaftlicher Ausbildung klar festge- search Council (ERC) von Bedeutung. Die dieser Strategie im Rahmen der FWF-Pro- stellt und explizit mit dem PEEK-Programm Dotierung des ERC mit ca. 13 Mrd. € im grammaktivitäten kann allerdings nur über begründet. Dabei werden klassische FWF- Vergleich zu ca. 7 Mrd. € im 7. Rah- » eine adäquate Mittelausstattung sicherge- stellt werden. Der FWF hat seine Vorreiterrolle in Bezug » Der FWF hat seine Vorreiterrolle in Bezug auf auf forschungspolitische Entwicklungen auf europäischer Ebene kontinuierlich unter Be- forschungspolitische Entwicklungen auf europä- weis gestellt. Die Portabilität nationaler För- ischer Ebene kontinuierlich unter Beweis gestellt. « FWF info88» 09
THEMA » Auf dass sich der Nebel lichtet … » menprogramm bedeutet zwar ei- national sichtbare lokale Zentren eines eu- derung der Wissenschaftsagenden und der ne nominale Steigerung, in der ropäischen Forschungsraums zu formen. Universitäten in das ehemalige „Wirt- Praxis wurde jedoch der Wachs- schaftsministerium“ zum nunmehr „Bun- tumspfad der vergangenen Jahre verlassen. Entwicklungen in Österreich Im internati- desministerium für Wissenschaft, For- Der ERC reagiert darauf mit einer Ver- onalen Vergleich hat der Forschungsstand- schung und Wirtschaft“ genannten Ressort. schärfung der Möglichkeiten zur Wieder- ort Österreich in den letzten Jahren massiv einreichung abgelehnter Anträge. aufgeholt und zählt in einigen Disziplinen Ein positives Signal ist dabei die Tatsache, und Institutionen zur Weltspitze. Verläss- dass die 2011 beschlossene FTI-Strategie In Österreich tätige Wissenschafterinnen liche Indikatoren dafür sind zahlreich, eini- der Bundesregierung auch für die neue und Wissenschafter haben an den ERC-Pro- ge davon sind das gute Abschneiden Öster- Bundesregierung gültig sein und ihre Um- grammen in den vergangenen Jahren mit reichs beim ERC, der gute Fortschritt beim setzung weiter vorangetrieben werden soll. beachtlichem Erfolg teilgenommen. Nahe- Aufbau von IST Austria und von for- Die in der FTI-Strategie festgehaltenen zu alle beim ERC erfolgreichen Wissen- schungsstarken Einrichtungen im Kontext Maßnahmen zum Thema Wissenschaft und schafterinnen und Wissenschafter sind der ÖAW, die Profilbildung bei den Univer- Forschung bilden eine tragfähige Grundla- auch langjährige Förderungsnehmer des sitäten sowie die erfolgreiche Etablierung ge dafür. Allerdings fehlen im aktuellen Re- FWF. Aufgrund der zukünftig noch restrik- des Vienna Biocenters. Je weiter entwickelt gierungsprogramm konkrete Inhalte der tiveren Rahmenbedingungen des ERC ist ein Forschungsstandort ist, desto wichtiger FTI-Strategie, wie z. B.: steigende Dotation zu erwarten, dass der Antragsdruck beim wird die Bedeutung radikaler Innovationen, der Grundlagenforschung bei steigendem FWF weiter zunehmen wird. die meist aus der Grundlagenforschung he- Anteil jener Mittel, die im Wettbewerb ver- raus entstehen (vgl. hierzu auch z. B. IHS- geben werden; pauschalierte Abdeckung Eine Fokussierung der nationalen For- Policy-Brief „Ergebnisse der F&E-Erhe- der Overheads; oder die Implementierung schungspolitik auf eine Optimierung der bung 2011 und Standortqualität“, 2013). einer österreichischen Exzellenzinitiative Beteiligung an Horizon 2020 alleine über Zuletzt belief sich die Forschungs- und Ent- mit bis zu zehn Exzellenzclustern bis zum abgestimmte Beratungsstrukturen ist für wicklungsquote auf 2,8 %, die gesamten Jahr 2020. Ebenso fehlt die Zielvorgabe, bis die Entwicklung Österreichs zum Innovati- Ausgaben für Forschung und Entwicklung zum Jahr 2020 eine Forschungsquote von on Leader nicht ausreichend. Ausreichende stiegen um 2,9 % und konnten bis Ende 3,76 % des BIP zu erreichen; die einzige kompetitiv einwerbbare nationale Mittel des Jahres den Rekordwert von 8,96 Mrd. € Zahl, die sich findet, ist das Vorhaben, 2 % sind erwiesenermaßen ein wesentliches erreichen. des BIP für den tertiären Bildungssektor Kriterium für die Attraktivität eines natio- bis 2020 zu erreichen. nalen Forschungsstandorts. Strukturieren- Das für die österreichische Forschung ver- © Shutterstock de Effekte europäischer Initiativen wirken mutlich bedeutendste Ereignis im Jahr Weitere konstruktive Inputs liefern die Vor- positiv verstärkend auf den Wettbewerb 2013 war die Bildung einer neuen Bundes- schläge des Rates für Forschung und Tech- zwischen den nationalen Systemen, inter- regierung, die einherging mit einer Einglie- nologieentwicklung (RFTE), zusammenge- 10 » FWF info88
THEMA » Auf dass sich der Nebel lichtet … » Basic and curiosity driven, blue sky research must never be allowed to be seen as a luxury. True innovation happens in systems that reward risk and tolerate early failure. Researchers need conditions which ensure that their ideas are the only limitation. « Science Europe fasst in seinem umfangreichen Strategiedo- ditions which ensure that their ideas are the entdecken – Förderung von Spitzenfor- kument „Österreich 2050“. Auch der Wis- only limitation.“ schung“, „Talente fördern – Ausbau von senschaftsrat hat eine Reihe von zukunfts- Humanressourcen“ sowie „Ideen umset- trächtigen Perspektiven entwickelt. Über- Essenziell für die Stärkung des Wissen- zen – Wechselwirkungen Wissenschaft – einstimmend halten diese Empfehlungen schafts- und Wirtschaftsstandortes ist also Gesellschaft“ definieren die hauptsäch- im Hinblick auf das Wissenschaftssystem die Präsenz von hervorragendem wissen- lichen Stoßrichtungen der Aktivitäten des u. a. fest, dass der Aufholkurs, auf dem sich schaftlichen Potenzial im Lande. Nur so kann FWF und seiner Rolle im Innovationssys Österreich bis 2008 befunden hatte, unbe- sichergestellt werden, dass der Anschluss an tem. Grundlegende Prinzipien der Arbeit dingt wieder aufgenommen und vor allem die internationale Spitze nicht verloren geht des FWF sind Exzellenz und Wettbewerb, die Grundlagenforschung verstärkt ausge- und auch die Fähigkeit erhalten bleibt, ander- Unabhängigkeit und Internationalität. Die baut werden muss. weitig gewonnene wissenschaftliche Ergeb- Arbeit des FWF ist weiterhin geprägt von nisse zu absorbieren und umzusetzen. Chancengleichheit und einer Gleichbe- Die Verortung der Grundlagenforschung handlung aller Wissenschaften sowie sowie ihrer Förderung unter der neuen Beiträge des FWF Um der Leitidee „For- Transparenz und Fairness, Gender Main- Bundesregierung in einem breit aufgestell- schung als wesentliches Zukunftselement streaming und der Verpflichtung zu hohen ten Ministerium eröffnet potenziell neue, Österreichs“ zu entsprechen, ist ein struktu- ethischen Standards. vielversprechende Möglichkeiten, insbe- rell und finanziell gestärkter FWF unent- sondere was die Durchlässigkeit zwischen behrlich. Das neue Präsidium des FWF, das Der erfolgreiche Aufbau von Exzellenz in der den verschiedenen Sektoren des Innovati- mit September 2013 seine Arbeit aufnahm, österreichischen Wissenschaftslandschaft onssystems betrifft. Eine wesentliche Vo- hat sich diesem Kurs voll und ganz ver- kann nur nachhaltig verfestigt und in seiner raussetzung aber ist, dass die Grundlagen- schrieben. Auch aus der österreichischen Qualität abgesichert werden, wenn entspre- forschung und die Universitäten, als die Scientific Community, der Wirtschaft sowie chende Möglichkeiten zur Einwerbung von Hauptträger dieser Forschung in Österreich, der Gesellschaft melden sich viele zu Wort, Drittmitteln vorhanden sind. Der FWF spielt dabei einen zentralen Platz einnehmen und die sich für einen FWF einsetzen, der über in diesem Zusammenhang eine zentrale Rol- sämtliche kreativen Kräfte in der Wissen- einen bedeutend ausgeweiteten Finanzspiel- le. Durch die Mittelvergabe auf ausschließlich schaft die Möglichkeit zur Entfaltung haben. raum verfügt. Die Ende März gestartete und kompetitiver Basis nach internationalen Qua- Science Europe hat in diesem Sinn prägnant von über 51.000 Personen unterstützte Peti- litätsmaßstäben stellt der FWF hohe For- formuliert: „We ask the Parliament for their tion „Österreich braucht Wissenschaft und schungsqualität sicher und unterstützt Uni- support when we say that basic and curiosi- Wissenschaft braucht öffentliche Finanzie- versitäten und Forschungsstätten bei ihren ty driven, blue sky research must never be rung“ (www.wissenschaft-ist-zukunft.at) ist Bemühungen um Profilbildung. allowed to be seen as a luxury. True innova- ein weiterer eindrucksvoller Beweis. tion happens in systems that reward risk and Im Jahr 2013 hat der FWF Projektmittel im tolerate early failure. Researchers need con- Die drei Säulen der FWF-Arbeit „Neues Ausmaß von etwa 214 Mio. € (ein- » FWF info88» 11
THEMA » Auf dass sich der Nebel lichtet … » Nur mit vereinten Kräften wird man die Gesellschaft sowie die Politik davon überzeugen können, wie wichtig und richtig es ist, die budgetären Rahmenbedingungen für die Grundlagenforschung weiter zu verbessern. « » schließlich Overheadkosten) be- » die Entfaltung und Förderung der Poten- rung solcher Projekte einzubinden, z. B. im willigt. Im Rahmen der Projektför- ziale radikaler Innovationen auszubauen Rahmen eines neuen, von der Österreichi- derung des FWF wird vor allem der (blue sky research); schen Nationalstiftung für Forschung, wissenschaftliche Nachwuchs gefördert, » die Wiedereinführung des Translational- Technologie und Entwicklung (NFTE) kofi- um ihn für den europäischen Wettbewerb Research-Programms; nanzierten Matching-Funds-Modells (siehe zu rüsten. In Summe finanzierte der FWF » die Aufstockung der künstlerischen und auch S. 32), ist in diesem Zusammenhang im Jahr 2013 die Arbeitsplätze von rund klinischen Forschung; ein positives Zeichen. 4.000 in der Wissenschaft tätigen Per- » den Ausbau der internationalen Mobilität sonen. In diesem Sinn wirken auch nach- sowie der internationalen Programme; Für die Zukunft des FWF sowie der Grundla- weislich die FWF-Programme im Bereich » die Initialförderung für digitale Infrastruk- genforschung in Österreich ist es entschei- der Einzelprojektförderung sowie zur turen in den Geistes-, Kultur- und Sozial- dend, eine substanzielle und offensive Bud- Karriereentwicklung für Wissenschafte- wissenschaften. getzuweisung von der neuen Regierung zu rinnen, wie bereits durchgeführte bzw. erhalten. Der Bundesvoranschlag sah im vor dem Abschluss stehende Programm- Allerdings kann der FWF seine hier be- Jahr 2013 für den FWF etwa 100 Mio. € vor. Evaluationen zeigen. Im Rahmen der drit- schriebene und für die Zukunft angerissene Dieser Wert wurde schon seit Jahren nicht ten Säule der FWF-Arbeit sind im Jahr Rolle im Innovationssystem nur dann adä- erhöht, im Jahr 2012 sogar um 30 Mio. € ge- 2013 die dauerhafte Verankerung des quat wahrnehmen, wenn ihm auch die ent- kürzt. Der Rest des FWF-Budgets wurde Programms zur Förderung Klinischer For- sprechenden Rahmenbedingungen zur Ver- Jahr für Jahr aus den Reserven des zuständi- schung (KLIF) sowie ein neues Programm fügung stehen. Die Budgetentwicklung des gen Ressorts aus allen möglichen Bereichen zur Förderung von Wissenschaftskommu- FWF muss mit der in Quantität und Qualität zusammengetragen. nikation im Programmportfolio des FWF steigenden Nachfrage Schritt halten, so- zu erwähnen. Im Zusammenhang mit der dass die Bewilligungsquote (derzeit knapp So anerkennenswert diese Bemühungen in Verbreitung wissenschaftlicher Ergeb- 24 % nach Summe) nicht weiter absinkt. der Vergangenheit waren, war dieser Um- nisse sind die Aktivitäten des FWF im Be- stand aber selbstverständlich strukturell reich Open Access international beispiel- Leider klafft seit einiger Zeit die Lücke zwi- fatal, denn die Endlichkeit dieser Reserven gebend. schen der Antragsentwicklung und der war absehbar. Wissenschaftsminister Budgetentwicklung beim FWF immer wei- Reinhold Mitterlehner bekräftigte nicht Mit seiner Arbeit unterstützt der FWF be- ter auseinander. Das führt dazu, dass im- zuletzt aus diesem Grund seinen Willen, reits mehrere Ziele der FTI-Strategie, kann mer mehr sehr gute Projekte aus Finanz- das Budget des FWF auf solide und lang- und möchte diese Unterstützung jedoch mangel nicht gefördert werden können. An fristig gesicherte Beine stellen zu wollen. © Shutterstock noch weiter ausbauen, um den Forschungs- die Umsetzung neuer Initiativen ist derzeit Die jüngsten Entwicklungen und Aussa- standort Österreich nachhaltig zu stärken. leider nicht zu denken. Die Bemühungen gen Anfang April diesen Jahres, auch von Dieser Ausbau beinhaltet: des FWF, die Bundesländer in die Finanzie- Finanzminister Spindelegger, deuten da- 12 » FWF info88
THEMA » Auf dass sich der Nebel lichtet … rauf hin, dass dieser lange verfolgte und Conclusio Wenn Wissenschaft, Forschung Die gemeinsam durchgestandene Phase für eine verlässliche Planung so wichtige und wirtschaftliche Umsetzung in Österreich der budgetären Unsicherheit hat dem FWF Schritt nun endlich von der Politik gesetzt nun in einer Hand koordiniert und politisch und seiner Community auch deutlich auf- werden könnte. verantwortet werden, muss der FWF in sei- gezeigt, wie wichtig und zentral es für die ner Rolle als zentrale Förderungsagentur für Grundlagenforschung generell ist, sich er- Der FWF braucht ein stabiles Budget mit Grundlagenforschung in die Lage versetzt folgreich zu präsentieren und seine Rele- einem langfristig gesicherten Wachstums- werden, auf Basis eines stabilen Wachstums- vanz für die Innovationskette wie auch für pfad. Wenn nun in diesen budgetär pfades neue Initiativen zu setzen. die Gesellschaft darzulegen. Diesen Weg schwierigen Zeiten der erste Teil voll- gilt es weiter konstruktiv zu verfolgen, ein bracht wird, wäre dies der ideale Aus- Eines der wichtigsten Referenzländer für Weg, den der FWF nur gemeinsam mit gangspunkt, um in möglichst naher Zu- den Stellenwert von Grundlagenfor- den Wissenschafterinnen und Wissen- kunft auch den zweiten Teil – einen bud- schung, die Schweiz, zeigt vor, dass schaftern erfolgreich wird gehen können. getären Wachstumspfad, der neue Initiati- dieses Konzept funktionieren kann, wenn Denn nur mit vereinten Kräften wird man ven und Ziele im Sinne der FTI-Strategie die Bedeutung der Grundlagenforschung die Gesellschaft sowie die Politik davon ermöglicht – zu verfolgen und zu errei- für den Standort erkannt und geschätzt überzeugen können, wie wichtig und rich- chen. Dazu werden dann allerdings erneut wird. Auch viele Testimonials, die den tig es ist, die budgetären Rahmenbedin- finanzielle Anstrengungen notwendig sein. FWF in den letzten Wochen erreicht ha- gungen für die Grundlagenforschung wei- ben und allesamt auf der FWF-Website ter zu verbessern und auf diese Weise Ös- Optimalerweise sollte sich das Budget- veröffentlicht wurden, argumentieren in terreich auf jenen Aufholpfad zurückzu- wachstum der kommenden Jahre an der dieselbe Richtung. bringen, welcher die Innovation Leader im Stärke des Standorts orientieren und jähr- Fokus sowie in Reichweite hat. Der FWF lich anpassen. Overheadzahlungen wären In einem umsichtigen Schritt haben Fi- ist gerne Partner auf diesem Weg. « dringend notwendig, um Forschungsstät- nanzminister Spindelegger und Wissen- ten in die Lage zu versetzen, erfolgreich schaftsminister Mitterlehner die gröbsten beim FWF einzuwerben, ohne einen be- Unsicherheiten – Stichwort: Halbierung trächtlichen Eigenbeitrag zu zahlen. Um des FWF-Budgets – beseitigt und in Hin- auf nationaler Ebene Wissenschafterinnen blick auf die Budgets wichtiger wissen- FWF-Testimonials und Wissenschafter aller Fachbereiche effi- schaftlicher Institutionen Zuversicht und www.fwf.ac.at/de/ zient unterstützen zu können sowie auf in- Stabilität signalisiert. Die Budgetrede des fwf-testimonials/index.html ternationaler Ebene aufzuholen, sind so- Finanzministers Ende April soll diese Zu- wohl neue Initiativen als auch eine dyna- versicht in konkrete Zahlen gießen, der Petition „Wissenschaft ist Zukunft“ mische Weiterentwicklung des FWF zwin- Beschluss des Budgetrahmens ist für www.wissenschaft-ist-zukunft.at gend notwendig. 20. Mai im Nationalrat geplant. FWF info88» 13
THEMA » Auf dass sich der Nebel lichtet … » Der FWF kann seine Rolle im System nur dann gut spielen, wenn ihm auch die entsprechenden Rahmenbedingungen zur Verfügung stehen, und das sind nun einmal in erster Linie Budgetmittel. « Dorothea Sturn, Geschäftsführerin des FWF Tritt gefasst » 2013 war an sich ein gutes Jahr, gnale erhalten: Es wird eine Stabilisierung sprechenden Rahmenbedingungen zur die Bewilligungen wuchsen zwar auf derzeitigem Niveau geben. Vorüberge- Verfügung stehen, und das sind nun ein- weit weniger als die Anträge, aber hendes Aufatmen. Wobei es nicht das Ni- mal in erster Linie Budgetmittel. Eine sie wuchsen, erstmals konnte der FWF veau ist, das den FWF erfreut, sondern vor Bewilligungsquote von unter 24 % ist for- mehr als 200 Mio. € vergeben. Und den- allem die mittelfristige Stabilität, die damit schungspolitisch beschämend und bringt noch: wir brauchen mehr, deutlich mehr. einhergeht. Es ist dies ein großer und gleichermaßen das Peer-Review-Verfahren Österreich braucht mehr, wenn die Auf- wichtiger Schritt, der unsere Arbeit um des FWF an seine Grenzen, was tendenzi- bauarbeit der letzten Jahre Früchte tragen vieles erleichtert. ell ein Reputationsrisiko in sich birgt. An soll, wenn die Strategien und Pläne und neue Initiativen ist derzeit nicht einmal zu Task Forces und Ankündigungen mehr ge- Eine rationale öffentliche Hand investiert denken, dabei gäbe es so viele gute Ideen. wesen sein sollten als leere Versprechen. dort, wo Effizienz, Output, Wirkung und Sie erinnern sich: Steigerung der im Wett- Lenkung am größten sind und wo Private Der FWF kann seine Rolle im System aber bewerb vergebenen Mittel, Overheads auf keine oder unzureichende Investitionsan- auch dann nur gut spielen, wenn Andere alle FWF-Programme, Forschung als we- reize haben. Und da kommt der FWF ins gut mitspielen können. Und das sind Uni- sentliches Zukunftselement Österreichs, Spiel: Der FWF orientiert wissenschaft- versitäten und Forschungseinrichtungen. einen Zuwachs von 2.500 Nachwuchswis- liche Forschung in Richtung Qualität, Ex- Es braucht zum einen den Willen und die © Shutterstock, FWF/Hans Schubert, FWF/Marc Seumenicht senschafterinnen und Nachwuchswissen- zellenz und Internationalisierung. Er ver- Einsicht, forschungsstarke Gruppen und schaftern. gibt öffentliche Mittel ausschließlich im Personen zu unterstützen, forschungsori- Wettbewerb und schafft die Basis für Er- entierte Strategien zu verfolgen. Es Wir haben Ihnen im der letzten info-Aus- folge bei der Einwerbung internationaler braucht aber genauso dringend die budge- gabe gezeigt, wie dünn das Eis ist, auf Projekte (vor allem ERC). Der FWF bietet täre Basis dafür. Tom Henzinger hat kürz- dem der FWF sich momentan bewegt. Im der österreichischen Scientific Community lich gemeint, Exzellenz könne in der Wüs Herbst letzten Jahres verdichteten sich die einen permanenten Fluss an Qualitäts- te nicht gedeihen. Ein IST-A bräuchte ein Befürchtungen, auf die 100 Mio. €, die rückkopplungen und unterstützt die Uni- starkes Umfeld: starke Mitspieler. Wenn derzeit im Finanzrahmen vorgesehen sind, versitäten in ihrem Streben nach internati- wir gemeinsam das Ziel verfolgen möch- zurückzufallen. Im Februar forderte Bun- onaler Wettbewerbsfähigkeit. ten, den Forschungsstandort Österreich zu desminister Mitterlehner 1,6 Mrd. € für stärken, so muss dieses auf breiter Basis den Wissenschafts- und Hochschulbe- Der FWF kann seine Rolle im System nur passieren. Ein FWF kann in der Wüste reich. Anfang April haben wir deutliche Si- dann gut spielen, wenn ihm auch die ent- auch nichts ausrichten. « 14 » FWF info88
FOKUS » Petition „Wissenschaft ist Zukunft“ V. L. N. R.: WWTF-GESCHÄFTSFÜHRER MICHAEL STAMPFER, FWF-PRÄSIDENTIN PASCALE EHRENFREUND, STAATSSEKRETÄR JOCHEN DANNINGER, ÖAW-PRÄSIDENT ANTON ZEILINGER Petition „Wissenschaft ist Zukunft“ an die österreichische Bundesregierung übergeben » Im Zuge eines Gesprächster- sellschaft ein Zeichen, wie man sich auf muss gezeigt werden, wie sehr Wissen- mins bei Staatssekretär Jochen konstruktive Art und Weise in die politi- schaft und Forschung für eine prosperie- Danninger wurden die Unterstüt- schen Vorgänge des Landes einschaltet. rende Entwicklung des Landes und seiner zungserklärungen der Petition „Wissen- Gesellschaft stehen. « [Stefan Bernhardt] schaft ist Zukunft“ im Finanzministerium Die Online-Petition „Wissenschaft ist Zu- an die Politik übergeben. Damit kommt kunft“ betonte die Aspekte, dass For- die bislang erfolgreichste Online-Petition schung für Innovation und Wachstum im Bereich Wissenschaft und Forschung sorgt sowie, dass die Universitäten die zu einem vorläufigen Abschluss. nächsten Generationen jener Personen he- ranbilden, die die zukünftige Entwicklung Online-Petition Michael Stampfer, Geschäftsführer des – des Landes entscheidend gestalten wer- „Wissenschaft ist Zukunft“ überwiegend privat finanzierten – Wiener den. Und sie betonte insbesondere, dass www.wissenschaft-ist-zukunft.at Wissenschafts-, Forschungs- und Techno- Wissenschaft öffentliche Finanzierung logiefonds (WWTF) und Host der Online- braucht, um international wettbewerbsfä- Petition „Wissenschaft ist Zukunft“, über- hig zu sein. reichte am 11. April, gemeinsam mit Pas- cale Ehrenfreund, Präsidentin des Wissen- Mit der Online-Petition ist es in einem er- schaftsfonds (FWF), und Anton Zeilinger, sten Schritt gelungen, auf eines der wich- Präsident der Österreichischen Akademie tigsten Themen für eine aktive Zukunftsge- der Wissenschaften (ÖAW), Listen der staltung unseres Landes, Wissenschaft und mehr als 51.500 Unterstützungserklä- Forschung, hinzuweisen. Diese Initiative rungen der Petition, die innerhalb von drei soll auch als Zeichen verstanden werden, Wochen eingelangt waren, an Staatssekre- dass die wissenschaftliche Gemeinschaft tär Jochen Danninger. sich verstärkt in die Politik einbringen wird müssen, um fundamentale Weichenstel- Mit der Petition (einer spontanen Initiative lungen, in welche Richtung sich Österreich der Scientific Community) setzte die Ge- entwickelt, beeinflussen zu können. Es FWF info88» 15
FOKUS » Jahresrückblick 2013 Mehr als zu einer geringen Steigerung der Gesamtbewilligungssumme um rund 3 % hat es im Jahr 2013 für den FWF nicht gereicht, dennoch konnte damit die symbolische Rekordmarke von 200 Mio. € geknackt werden. Text: Marc Seumenicht Bewilligungen knacken 200-Mio.-€-Marke » Insgesamt 202,6 Mio. € flossen Eine Betrachtung der Bewilligungssumme fast gleichbleibenden Budget zwangsläufig im abgelaufenen Kalenderjahr an ergibt folgendes Bild: 777,5 Mio. € machten rückläufige Bewilligungszahlen die Folge 632 bewilligte Projekte. Mit 3.964 die 2.386 Anträge in Summe aus, davon sind (siehe S. 19). in der Wissenschaft tätigen, vom FWF fi- wurden insgesamt 202,6 Mio. € für 632 nanzierten Personen wurde ein neuer Spit- Projekte bewilligt. Interessantes Detail am Betrachtet man die einzelnen FWF-Pro- zenwert erreicht. Die Bewilligungsquote Rande: Während die Gesamtbewilligungs- gramme, so kam es in fast allen Bereichen setzte ihre Talfahrt erschreckend deutlich summe damit um rund 3 % stieg, wurden zu teils massiven Antragssteigerungen bzw. fort, nur mehr 25,8 % der beantragten Pro- um rund 8 % weniger Projekte bewilligt konnte zumindest das Vorjahresniveau ge- jekte konnten gefördert werden, nach Sum- (2012: 684 Projektbewilligungen). Dies halten werden. Ein Faktum, das nicht zu- me waren es gar nur mehr 23,6 %. Eine macht deutlich, dass Forschungsprojekte letzt das wissenschaftliche Potenzial sowie Trendumkehr ist dringend notwendig, geht immer teurer werden und somit bei einem die deutliche Nachfrage der Scientific Com- es doch darum, das vorhandene wissen- schaftliche Potenzial in Österreich zu hal- ten sowie die nächste Forschergeneration » Durch den FWF finanziertes Forschungspersonal 2013 nicht von Anbeginn weg zu demotivieren. 2012 2013 Das Kuratorium des FWF, jenes Gremium, Postdocs 1.288 1.251 welches über die Förderungswürdigkeit Frauen 517 519 eines jeden Antrags entscheidet, hatte im Männer 771 832 Jahr 2013 die herausfordernde Aufgabe, Praedocs 1.935 1.967 nach einer internationalen Begutachtung Frauen 819 839 aus insgesamt 2.386 Anträgen jene exzel- Männer 1.116 1.128 lenten Projekte auszuwählen, welche mit Technisches Personal 173 170 Frauen 118 123 dem vorhandenen Budget des FWF zu fi- Männer 55 47 nanzieren waren. Nach fünf Kuratoriums- Sonstiges Personal 456 476 sitzungen, verteilt über das gesamte Jahr, Frauen 215 232 erhielten 632 Projekte (davon 177 von Männer 241 244 Frauen) dieses FWF-Gütesiegel. Somit Summe 3.852 3.964 © Shutterstock konnten sich (nach Anzahl) 25,8 % der Frauen 1.669 1.713 Projekte im hochkompetitiven FWF- Männer 2.183 2.251 Auswahlverfahren durchsetzen. Stichtag 31.12.2013 16 » FWF info88
FOKUS » Jahresrückblick 2013 2013 munity nach Drittmittelfinanzierung belegt. der Wissenschafterinnen und Wissenschaf- deutung des FWF als Arbeitgeber sowie als Eine mehr als nüchterne Analyse steht an, ter ist eine zunehmende Demotivation bzw. Wegbereiter einer wissenschaftlichen Kar- wirft man einen Blick auf die derzeitigen der Verlust von exzellentem wissenschaftli- riere „started in Austria“. Gesamtbewilligungsquoten, sowohl nach chen Potenzial die Folge. Wobei diesem Anzahl als auch nach Summe. Berechnet Umstand mit einer entsprechenden wie Betrachtet man die beantragten „Kosten nach der Neubewilligungssumme zur An- langfristig gesicherten Dotierung des FWF blöcke“ weiter, so folgen nach den Personal tragssumme sank die Bewilligungsquote effektiv gegengesteuert werden könnte. kosten die sogenannten „sonstigen Kos auf 23,6 %. Berechnet nach der Zahl der ten“ – etwa für Datenbeschaffung, Work- bewilligten Projekte zu den Anträgen lag Welche Möglichkeiten der FWF bzw. die shops, Analysen etc. – mit 8,4 %, dicht ge- die Bewilligungsquote bei 25,8 %. Somit von ihm geförderten Projekte für – vor folgt von den projektspezifischen Materialkos mussten im Jahr 2013 im Schnitt drei von allem junge bzw. in einer frühen Phase ih- ten mit 7,8 % der bewilligten Mittel. Der An- vier beantragten Projekten abgelehnt wer- rer wissenschaftlichen Karriere stehende – teil der Reisekosten machte 1,9 % aus. Der den. Zieht man einen historischen Ver- Wissenschafterinnen und Wissenschafter Anteil der Gerätekosten lag im Jahr 2013 bei gleich zum Jahr 2000, so hat sich die An- bietet und wie wichtig daher die Stärkung 0,9 %, jener für Werkverträge bei 0,8 %. zahl der entschiedenen Projekte seit da- der Investitionsmöglichkeiten des FWF mals mehr als verdoppelt sowie die An- sind, zeigt ein Blick auf die „Payroll“: Zum Overheads Seit dem Jahr 2011 ist es dem tragssumme versechsfacht. Auf der Bewilli- Stichtag 31. Dezember 2013 finanzierte der FWF seitens des Wissenschaftsministeri- gungsseite stieg die Anzahl der bewilligten FWF knapp 4.000 in der Wissenschaft täti- ums wieder ermöglicht worden, Overheads Projekte jedoch gerade einmal um rund ge Personen, davon sind rund 43 % Frauen zu zahlen – zumindest für Einzelprojekte 13 %, die Bewilligungssumme konnte in (siehe S. 16). Dieser Wert hat sich seit dem sowie Projekte zur Entwicklung und Er- dieser Zeit nur um das Zweifache gestei- Jahr 2000 mehr als verdoppelt. schließung der Künste (PEEK). 20 % der gert werden. Dadurch kam es zwangsläufig Projektkosten fließen dadurch zusätzlich an zu einem Einbruch der entsprechenden Be- Eine Analyse der Bewilligungen nach Kos jene Forschungseinrichtungen, an denen willigungswahrscheinlichkeit (gemessen an tenarten ergibt in Bezug auf die Verwen- diese FWF-Projekte abgewickelt werden. der Durchschnittsquote) von über der Hälf- dung der Mittel innerhalb der jeweiligen Im Lichte der internationalen Entwick- te auf knapp ein Viertel. Programme, dass mit rund 80 % ein über lungen ist diese Maßnahme für die wissen- Mit diesem enormen, über die Jahre ge- wiegender Teil für Personalkosten – also schaftliche Wettbewerbsfähigkeit des Lan- wachsenen Delta zwischen dem zur Verfü- die Anstellung junger Wissenschafterinnen des von zentraler Bedeutung. Umso wich- gung stehenden Bewilligungsbudget des und Wissenschafter – eingesetzt wird. Die- tiger wäre es nun seitens der politischen FWF sowie der kontinuierlich gestiegenen ser deutliche Anteil pendelt seit Jahren um Entscheidungsträger, den nächsten Schritt und weiter steigenden Nachfrage seitens die 80-%-Marke und unterstreicht die Be- zu tun und auch für die anderen Förde- » FWF info88» 17
FOKUS » Jahresrückblick 2013 » rungsprogramme des FWF eine haupt an die Physikerin Ulrike Diebold senschafterinnen der allgemein sinkenden Abgeltung der Overheadkosten für hervor. Sie konnte sich beim höchstdo- Bewilligungsquote im Vorjahr Tribut zollen. die Forschungsstätten zu ermögli- tierten und prestigeträchtigsten Wissen- Im Jahr 2013 sank ihre Bewilligungsquote chen. Dies wäre nicht nur ein klares Zei- schaftspreis, den der FWF zu vergeben (nach Anzahl) auf 24,0 %, jene ihrer männ- chen für den Stellenwert von Wissenschaft hat, gegen eine enorm starke Gruppe an lichen Kollegen auf 26,8 %. und Forschung sowie der hinter jedem herausragenden Forscherpersönlichkeiten FWF-Projekt stehenden exzellenten Wis- durchsetzen. Allein die Bewilligungsquote Zusammenfassend kann festgehalten wer- senschafterinnen und Wissenschafter in (nach Anzahl bzw. Summe) von 4,8 % un- den, dass die kontinuierliche Ermutigung Österreich, sondern auch ein deutliches Si- terstreicht die „Konkurrenzsituation“ und an Wissenschafterinnen, Projektanträge gnal in Richtung jener universitären wie somit die Bedeutung dieser wissenschaftli- beim FWF zu stellen, keine Pause zulässt. außeruniversitären Forschungsstätten, wel- chen Auszeichnung. Der nach wie vor zu geringe – und nicht an- che die (infra-)strukturellen Rahmen nähernd mit den universitären Absolven- bedingungen zur Verfügung stellen. Bei einer Gesamtbetrachtung aller FWF- tenzahlen deckungsgleiche – Anteil von Programme ist ein leichter Anstieg des An- FWF-Projektanträgen von Wissenschafte- Frauenanteil Bei einer geschlechtsspezi- teils an Projektanträgen von Wissenschaf- rinnen sollte keinesfalls stagnieren. fischen Betrachtung sticht der erste Witt- terinnen auf 31,0 % festzustellen. Nach ei- genstein-Preis für eine Wissenschafterin ner ausgeglichenen Bewilligungsquote von Altersstruktur Eine Analyse der Alters- seit zehn Jahren bzw. der erst vierte über- 30,2 % im Jahr 2012 mussten auch Wis- struktur der Mitarbeiterinnen und Mitarbei- » Altersverteilung bei wissenschaftlich tätigen Personen 2013 (Postdocs / Praedocs) Anzahl (Gesamt: 1.351 Postdocs / 1.967 Praedocs) 300 280 260 Postdocs Frauen 240 Postdocs Männer Praedocs Frauen 220 Praedocs Männer 200 180 160 140 120 100 80 60 © Shutterstock 40 20 0 50 Jahre 18 » FWF info88
FOKUS » Jahresrückblick 2013 2013 ter in FWF-geförderten Projekten zeigt den praktizierte internationale Begutachtung men und liegt bei 17,5 %. Der Block „rest- stärksten Altersblock im Bereich der 27- bis durch im Ausland tätige Expertinnen und liche Welt“ stabilisierte sich bei 11,9 %. 31-Jährigen (siehe S. 18). Diese Statistik Experten. Wie international derzeit noch üb- Die insgesamt 62 Nationen, aus welchen schwankt jedes Jahr um maximal ein Le- lich, arbeiten die Gutachterinnen und Gut- die Gutachten stammen, zeugen von einer bensjahr und zeigt eindrucksvoll, dass der achter für den Wissenschaftsfonds unent- besonders starken internationalen Dynamik FWF sein Ziel, den wissenschaftlichen geltlich. Mit dieser beim FWF gängigen Pra- im „Begutachtungsgeschäft“. Von den Nachwuchs zu fördern, in optimaler Weise xis des internationalen Peer-Review-Verfah- 5.311 Gutachten wurden 1.115 von Wissen- erreicht. Öffentliche Mittel, die der FWF in- rens konnte nicht zuletzt auch die internatio- schafterinnen verfasst. Der FWF musste für vestiert, leisten einen wesentlichen Beitrag nale Konkurrenzfähigkeit der heimischen diese 5.311 Gutachten 15.489 Anfragen dazu, das Humankapital in Österreich auf- Forschung nachhaltig gesteigert werden. stellen, dies ergibt eine Rücklaufquote von und auszubauen. Das Programmspektrum 34,3 %. Somit konnte im Vorjahr die seit des FWF entspricht zu 100 % dem Ziel, das Wie auch in den Jahren zuvor stützt sich Jahren sinkende Rücklaufquote mit großem Forschungspotenzial des Landes in qualita- der FWF bei seinen Gutachten vor allem Aufwand des FWF-Sekretariats wieder tiver wie quantitativer Hinsicht auszuwei- auf drei große „Herkunftsblöcke“. Gutach- leicht verbessert werden. ten. Für den FWF ist das Prinzip „Ausbil- ten aus der Herkunftsregion „EU ohne dung durch Forschung“ keine Floskel, son- Deutschland/Schweiz“ nahmen im vergan- Bearbeitungsdauer Bereits seit vielen Jah- dern gelebte Realität. genen Jahr zum zweiten Mal nach 2011 mit ren im internationalen Spitzenfeld befindet 35,4 % den Spitzenplatz ein, gefolgt vom sich der FWF, was seine Bearbeitungsdauer Internationale Begutachtung Ein wesent- Vorjahresersten „USA/Kanada“ mit 32,1 %. betrifft. Im Durchschnitt vergingen 2013 licher Bestandteil und „Herzstück“ der Ent- Der Anteil der Gutachten aus dem deutsch- bei FWF-Programmen mit laufender Ein- scheidungsfindung bei Projektanträgen ist sprachigen Raum (Deutschland/Schweiz) reichfrist zwischen Einreichung und Ent- die vom FWF konsequent seit Jahrzehnten hat im Jahr 2013 erneut leicht abgenom- scheidung durch das FWF-Kuratorium » » Entwicklung der Förderung in Mio. € sowie Anzahl der bewilligten Projekte 1986–2013 202,6 Mio. € Projekte 200 Gesamtbewilligungsvolumen1) Bewilligte Projekte1) 1.000 180 900 160 800 632 140 700 120 600 100 500 80 400 60 300 40 200 20 100 0 0 2011 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2012 2013 1) ab 2011 ohne Publikationsförderungen; vor 2002 ohne beauftragte Programme FWF info88» 19
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