Auf dass sich der Nebel lichtet - " Jahresrückblick 2013: Bewilligungen knacken 200-Mio -Marke " Nachruf: Herbert Gottweis " Persönliche ...

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Auf dass sich der Nebel lichtet - " Jahresrückblick 2013: Bewilligungen knacken 200-Mio -Marke " Nachruf: Herbert Gottweis " Persönliche ...
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Auf dass sich der
Nebel lichtet …
» Jahresrückblick 2013: Bewilligungen knacken
200-Mio.-€-Marke » Nachruf: Herbert Gottweis
» Persönliche Paradigmen: Niyazi Serdar Sariçiftçi
» Interview: Helga Nowotny

                                                     ISSN 2309-0723
Auf dass sich der Nebel lichtet - " Jahresrückblick 2013: Bewilligungen knacken 200-Mio -Marke " Nachruf: Herbert Gottweis " Persönliche ...
INHALT
                                                                   16
                                                                   JAHRESRÜCKBLICK 2013:
                                                                   BEWILLIGUNGEN KNACKEN
                                                                   DIE 200-MIO.-€-MARKE

                     AUF DASS SICH DER
                      NEBEL LICHTET …    6
                                                                                     44
                                                                                     FRAU IN DER
                                                                                     WISENSCHAFT:
                                                                                     VERENA WINIWARTER

                                                   39
                                                   NACHRUF:
                                                   HERBERT GOTTWEIS

                                           EDITORIAL                            34–37 Der FWF nimmt sich unter die
                                         4 PROJEKTVORSTELLUNGEN                       Lupe: Wissenschafterbefragung
                                         5 BRIEF DER PRÄSIDENTIN                   38 Im Blickpunkt:
                                                                                      Vereinbarung zu Open Access;
                                                                                      Studie zur Kostenentwicklung von
                                        THEMA                                         Open Access
                                    6–7 Auf dass sich der Nebel lichtet …          39 Nachruf: Herbert Gottweis
                                   8–13 Übergang in eine neue Ära?
                                     14 Kommentar Dorothea Sturn:
                                        Tritt gefasst                                 KONTEXT
                                                                                   40 Wissenschaftsbücher
                                                                                      des Jahres 2014
                                        FOKUS
                                     15 Übergabe der Petition
                                        „Wissenschaft ist Zukunft“                    PANOPTIKUM
                                  16–20 Jahresrückblick 2013:                      41 Projekterfolge:

54   INTERVIEW:
     HELGA NOWOTNY
                                        Bewilligungen knacken
                                        die 200-Mio.-€-Marke
                                  21–25 Firnberg/Richter:
                                        Erfolgreiche Wissenschafterinnen
                                                                                      Start der neuen Serie
                                                                                42–43 Projekterfolge
                                                                                      Guntram Hazod
                                                                                44–48 Frau in der Wissenschaft
                                  26–27 Richter-PEEK: Erste Ausschreibung             Verena Winiwarter
                                  28–31 Erwin-Schrödinger-Programm:             49–53 Persönliche Paradigmen
                                        Eine Erfolgsgeschichte                        Friedrich Stadler im Gespräch
                                  32–33 Matching-Funds-Modell:                        mit Niyazi Serdar Sariçiftçi
                                        Länder-Match
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                                                                                                                  EDITORIAL

                 PERSÖNLICHE
                 PARADIGMEN:
                 NIYAZI SERDAR
                 SARIÇIFTÇI

                                                                            ms                      mas                                      stb

                                                      Der Nebel lichtet sich
                                                      » Ende 2013 zog in Österreich eine Nebelwand, ausgehend von
                                                      einem Ort namens „Hypo“, auf, die sämtliche Planungen und bis
                                                      dahin sicher geglaubten Szenarien zu verschlingen drohte.

                                            Große Verunsicherung war naturgemäß die Folge, ein klarer Blick war
                                            nicht mehr möglich. Jeder Versuch, die „Hypo-Nebelwand“ zu umgehen,
                                            war zum Scheitern verurteilt. Verstärkt wurde die große Unsicherheit
                                            zusätzlich, da keiner wusste, ob, wie und wann sie sich auflösen würde.

                                            Der FWF entschied sich in dieser Zeit, völlig neue Wege zu gehen.
                                            Denn anstatt in den Nebel blind hineinzurufen, entschloss man sich,
                                            gemeinsam einen konstruktiven Weg hindurch zu suchen, sei es auch
                                            nur in kleinen, langsamen und mühsamen Schritten. Hinter sich ver-
                                            sammelte man Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft und
                                            Gesellschaft, die den FWF auf diesem Weg und in seiner Bedeutung
                                            bestärkten. Dem Anliegen, die Wissenschaft zu stärken, ebenfalls zur

  60
                                            Seite stand in diesen unsicheren Zeiten eine große Gemeinschaft von
                                            über 50.000 Personen, die damit ein Signal setzen wollten, dass
                                            Schlüssel­institutionen des Wissenschaftsbetriebs keinesfalls, vom
   UNTERWEGS: PHILIP STARKL
   IN SAN FRANSICSO                         Nebel umhüllt, einer Perspektive beraubt werden dürfen.

                                            Der Ausdauer und dem Mut, diesen neuen Weg zu beschreiten, war es
                                            schließlich zu verdanken, dass man vom anderen Ende der Nebelwand
                                            erste Stimmen und Signale vernehmen konnte. Diese sind zwar zum ge-
54–59 Interview                             genwärtigen Zeitpunkt Anfang April noch nicht konkret und man hat
      Helga Nowotny                         auch noch keinen vollständig klaren Blick, doch ein Weg scheint gefun-
60–61 Unterwegs                             den zu sein, und allein diese ersten vernommenen Stimmen begründen
      Philip Starkl in San Francisco        Zuversicht. Die Nebel beginnen sich zu lichten.

                                            Eines ist jedenfalls klar: In Zeiten budgetärer Klimmzüge braucht es eine
      EVENT                                 mutige und klar erkennbare politische Handschrift, wie öffentliche Mittel
62–63 AmPuls38                              in den unterschiedlichsten Bereichen eines Staates eingesetzt werden
                                            sollen. Aus Sicht des FWF ist es der Politik hoch anzurechnen, dass man
                                            einen Weg gefunden hat, eindeutige Signale der Ermutigung auszusen-
      CALL                                  den, dass Forschung in Österreich politisch an Gewicht gewinnen soll.
   64 Firnberg/Richter
   65 PEEK                                  Stefan Bernhardt, Margit Schwarz-Stiglbauer und Marc Seumenicht

      TERMINE | FWF INTERN
   66 Aviso
   66 Personalia
                                       IMPRESSUM Medieninhaber und Herausgeber Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung
                                       (FWF), Haus der Forschung, Sensengasse 1, 1090 Wien, Tel.: 01-505 67 40-0, Fax: 01-505 67 39,
                                       office@fwf.ac.at, www.fwf.ac.at Präsidentin Pascale Ehrenfreund Geschäftsführerin Dorothea Sturn
                                       Redaktion Stefan­Bernhardt (Chef­redakteur), Marc Seumenicht (stv. Chefredakteur, CvD), Margit Schwarz-­
   67 KARIKATUR                        Stiglbauer Kontakt redaktion@fwf.ac.at Beiträge in dieser Ausgabe Eugen Banauch, Falk Reckling, Ralph
   68 PRESSECLIPPINGS                  Reimann, Phillip Starkl, Elke Ziegler, Barbara Zimmermann, Klaus Zinöcker Projektbeschreibungen
                                       (S. 21–25) Firnberg/Richter-Stelleninhaberinnen ­Cover­ Shutterstock Grafik und Produktion Starmühler
                                       Agentur & Verlag Druck Stiepan & Partner Druck GmbH Erscheinungsweise viermal jährlich, kostenlos zu
                                       bestellen beim FWF Hinweis Kommentare und Statements externer AutorInnen müssen nicht die Meinung
                                       der Redaktion wiedergeben. Gender-Regelung Bei Zitaten und Interviews wird der Authentizität wegen
                                       darauf verzichtet, diese­ggf. gen­derneutral umzuformulieren.
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PROJEKTVORSTELLUNGEN

        IN KOOPERATION MIT DER AGENTUR FÜR WISSENSCHAFTSKOMMUNIKATION PR&D STELLT DER FWF
        IN REGELMÄSSIGER FOLGE PROJEKTE VOR: HIER KOSTPROBEN UND MEHR …

        Vom FWF gefördert ...
         » Lichtblick in der Optoelektro-      » Neue Forschungen zu Byzanz: Jugend-           » Peter Handke jetzt auch online: Einzig-
         nik: Diode aus 2D-Material er-        szene, geschliffene Sprache Die Jugend-         artiger Zugang zu den Werkmaterialien
         möglicht optimierte Solarzellen       szene und die Subversivität der Sprache in      des Schriftstellers Mit der Website „hand-
Erstmals ist es gelungen, einen speziellen     Byzanz werden im Rahmen zweier wissen-          keonline“ liegt jetzt ein direkter Zugang zu
Dioden-Typ aus kristallinem Material mit       schaftlicher Projekte derzeit detailliert un-   den Werkmaterialien eines der bedeutends-

                                                                                                                                              © S. Florian Aigner (TU Wien), Wikimedia Commons / antmoose, Peter Handke, FWF/Hans Schubert
einer Schichtdicke von nur drei Atomen         tersucht. Das Ziel des ersten Projektes ist     ten deutschsprachigen Schriftsteller vor.
herzustellen. Die überragenden Eigen-          dabei ein besseres Verständnis über den         Umfassende Bestände zu Peter Handke aus
schaften solcher ultra-dünnen Kristalle er-    Lebensabschnitt des Erwachsenwerdens im         öffentlichen sowie privaten Sammlungen
öffnen dabei ungeahnte Möglichkeiten für       Oströmischen Reich. Erste Zwischenergeb-        werden vernetzt und beschrieben und so
Solarzellen, Photodioden und Leuchtdio-        nisse wurden vor Kurzem auf dem Sympo-          ein einmaliger Einblick in die Genese sei-
den. Die jetzt in „Nature Nanotechnology“      sium „Coming Of Age – Adolescence and           ner Bücher gegeben. Mit Einverständnis
veröffentlichte Arbeit belegt dabei nicht      Society in Medieval Byzantium“ in Wien          Handkes konnten von einigen Werkfas-
nur die eigentliche Funktionalität einer so-   der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Das zwei-   sungen und Notizbüchern Gesamtfaksimi-
genannten p-n-Diode aus Wolframdisele-         te Projekt befasst sich mit dessen Literatur    les erstveröffentlicht werden. Die Zusam-
nid, sondern demonstriert bereits ihre         zur Zeit der kulturellen Hochblüte vom          menführung dieser Daten schafft im Rah-
Verwendbarkeit für zahlreiche Anwen-           11. bis zum 13. Jahrhundert, wobei insbe-       men eines Projekts des FWF eine einzigar-
dungen. Diese Ergebnisse eines Projekts        sondere die Verwendung von Ironie analy-        tige und online verfügbare Referenzquelle.
des FWF stellen einen signifikanten Fort-      siert wird. Beide Projekte werden vom FWF       » www.fwf.ac.at/de/public_relations/
schritt auf dem zukünftigen Weg zur 2D-        unterstützt.                                    press/pv201401-de.html
Optoelektronik dar.                            » www.fwf.ac.at/de/public_relations/
» www.fwf.ac.at/de/public_relations/           press/pv201402-de.html
press/pv201403-de.html

        04 » FWF info88
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BRIEF DER PRÄSIDENTIN

       » Gerade eine Forschungsförderungsagentur wie der FWF
       muss dynamisch bleiben und neue Initiativen setzen können,
       anstatt konstant um sein Basisbudget kämpfen zu müssen. «
       Pascale Ehrenfreund, Präsidentin des FWF

       Der FWF auf dem Weg zu einer
       neuen langfristigen Planungsicherheit
        » Die finanzielle Situation des      Helga Nowotnys gezielte Petition, die bei    rung des diesen Bereich optimal abde-
        FWF wurde im Frühjahr lang und       ihrer Übergabe an das Finanzministerium      ckenden Translational-Research-Pro-
        breit in der Presse diskutiert. Im   Anfang April über 51.000 Unterstützungs-     gramms. Die weitere Aufstockung der ex-
Vorwort des Jahresberichts 2012 sowie        unterschriften zählte, wurde vom FWF tat-    trem erfolgreichen künstlerischen For-
dem Bericht des ehemaligen FWF-Präsi-        kräftig beworben, um die Wissenschaft in     schungsprogramme ist dringend notwen-
denten Christoph Kratky liest man: „Dass     Österreich zu unterstützen.                  dig, ebenso wie der Ausbau der internatio-
mehr als die Hälfte des FWF-Budgets                                                       nalen Mobilität, um nur einige Bereiche zu
nicht aus dem Bundesvoranschlag              Auch mit einem stabilen Budget erwarten      nennen. Auch die für die Wertschätzung
stammt, sondern Jahr für Jahr neuerlich      wir noch immer Einsparmaßnahmen. Um          der Grundlagenforschung in der Gesell-
aus diversen Sonder- und Offensivmitteln     sich unter diesen Umständen weiterentwi-     schaft essenzielle Wissenschaftskommuni-
bzw. durch Ressort-interne Umschich-         ckeln zu können, muss der FWF kreativ        kation, welche vom FWF seit vergange-
tungen ‚zusammengekratzt‘ werden muss,       werden. Gerade eine Forschungsförde-         nem Jahr mit einem gezielten Programm
erschwert eine langfristige Lösung“.         rungsagentur wie der FWF muss dyna-          gefördert wird, gehört weiter verfolgt. All
                                             misch bleiben und neue Initiativen setzen    das wird allerdings nur mit Hilfe neuer Ko-
Diese Planungsunsicherheit, verbunden        können, anstatt konstant um sein Basis-      operationen sowie zusätzlicher Förde-
mit der Anbindung des FWF in ein neues       budget kämpfen zu müssen. Der ständigen      rungsmittel auch aus anderen Ministerien,
Ministerium, hätte in einem Budgetverlust    Defensive der Grundlagenforschung in Ös-     der Industrie und Stiftungen möglich sein.
von 50 % resultieren können. Der FWF hät-    terreich sollte man durch eine konstruk-
te in diesem Fall die Projektbewilligungen   tive Eingliederung dieser in die österrei-   Der FWF ist bereit neue Wege zu gehen,
schon im Jahr 2014 drastisch reduzieren      chische Forschungslandschaft sowie mit       um neue Impulse zu setzen und die Grund-
müssen. Das neu aufgestellte BMWFW           der ihr zustehenden Wertschätzung in der     lagenforschung als essenzielles Gut der
konnte mit Unterstützung des FWF diesem      Gesellschaft begegnen.                       Gesellschaft zu etablieren. «
Szenario erfolgreich entgegensteuern. Ob-
wohl noch keine Budgetzahlen bekannt         Der FWF muss Potenziale für radikale In-
sind wurde dem FWF am 4. April 2014 Pla-     novationen ausbauen und mehr Möglich-
nungssicherheit zugesichert. Das bedeutet    keiten für technische Disziplinen anbieten
erstmals nach vielen Jahren eine langfri-    können. Seit einigen Monaten bemühen
stige Budgetstabilisierung für den FWF.      auch wir uns gezielt um die Wiedereinfüh-

                                                                                                            FWFinfo88» 05
Auf dass sich der Nebel lichtet - " Jahresrückblick 2013: Bewilligungen knacken 200-Mio -Marke " Nachruf: Herbert Gottweis " Persönliche ...
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Auf dass sich der Nebel lichtet …
Wissenschafts- und Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner betonte Anfang April, dass man im
Forschungsbereich das „Pflichtprogramm erfüllen“ werde können. Umso wichtiger war es für den FWF,
dabei den Zusatz zu hören, dass kein „Not- oder Sparprogramm nötig“ sein werde und für den FWF
stabile „Strukturen und Kontinuität“ sowie ein reguläres Budget angestrebt würden.

Betrachtet man diese Aussagen von Bundesminister Mitterlehner vom 4. April 2014, so zeichnet sich
eine Richtung ab, die dem FWF Stabilität und den von ihm finanzierten Forscherinnen und Forschern
Perspektive geben können. Das – jedenfalls lange Zeit im Raum gestandene – Szenario einer FWF-­
Budgethalbierung soll damit vom Tisch sein. Der „Nebel“ und die damit erzeugte Unsicherheit in der
Scientific Community – die sich beispielsweise in zahlreichen offenen Briefen von Persönlichkeiten aus
Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft oder der von über 51.000 Personen unterstützten Petition
für die Wissenschaft äußerten – lösen sich allmählich auf.

Sollten „bei klarer Sicht“ die in Aussicht gestellten Perspektiven tatsächlich Realität werden, so
dürften sich der FWF und seine Community auf eine stabile und langfristig gesicherte Basis einstellen,
auf welcher man optimal weiter aufbauen könnte. Der FWF soll handlungsfähig bleiben und die
öster­reichische Grundlagenforschung international konkurrenzfähig.

Unter dem Titel „Übergang in eine neue Ära?“ analysiert die FWF-Geschäftsleitung die Lage der
wissenschaftlichen Forschung in Österreich, ausgehend vom Jahr 2013 und natürlich die jüngsten
Entwicklungen mit berücksichtigend. Darauf folgend analysiert FWF-Geschäftsführerin Dorothea Sturn,
inwieweit der FWF nun „Tritt gefasst“ hat, und warum der Wissenschaftsfonds seine Rolle im System
nur dann gut spielen kann, wenn ihm auch die entsprechenden Rahmenbedingungen zur Verfügung
stehen. [Marc Seumenicht]

                                                                                                         © Shutterstock

06 » FWF info88
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THEMA » Auf dass sich der Nebel lichtet …

                                                Jahreswechsel bieten eine gute Gelegenheit, auf Erreichtes und
                                                Verbesserungswürdiges zurückzublicken und – aufbauend auf einer
                                                stabilen Basis – eine Balance zwischen Neuem und Bewährtem
                                                für die Zukunft zu finden. Text: Pascale Ehrenfreund, Dorothea Sturn,
                                                Christine Mannhalter, Hermann Hellwagner, Alan Scott

        Übergang in eine neue Ära?
        » Im Jahr 2013 fanden in der Wis-       Themenbereichen wird von den sechs „Sci-     um eine mit den Mitgliedsorganisationen
        senschaftslandschaft auf internati-     entific Committees“ von Science Europe er-   abgestimmte Entwicklung des Europäischen
        onaler wie auf nationaler Ebene ei-     arbeitet, in denen namhafte Wissenschafte-   Forschungsraumes sicherzustellen. Die par-
ne Reihe von Entwicklungen statt. Die Nati-     rinnen und Wissenschafter vertreten sind.    allele Interaktion der EU-Kommission so-
onalratswahlen im Herbst 2013 sowie die                                                      wohl auf Ebene der Mitgliedstaaten als auch
daraus resultierende Integration der Agen-      Der FWF beteiligt sich an nahezu allen Ak-   auf Ebene der Stakeholderorganisationen
den für Wissenschaft und Forschung sowie        tivitäten im Rahmen der Science Europe       erfordert einen verstärkten nationalen Dia-
des FWF in das neue Bundesministerium           Roadmap, speziell in Bereichen mit spezi-    log zur Gewährleistung einer kohärenten
für Wissenschaft, Forschung und Wirt-           fischer, langjähriger Expertise wie Open     Entwicklung auf europäischer Ebene.
schaft (BMWFW) im Zuge der Regierungs-          Access, wissenschaftliche Integrität und
bildung veränderten die nationale wissen-       grenzüberschreitende Kooperation.            Als ein Befund im Rahmen des ERA
schaftspolitische Landschaft. Was bleibt, ist                                                Progress Report wird die Bedeutung kom-
der politische Wille sowie die konstruktive     Das Global Research Council als weltweite    petitiver Mittelvergabe unter Einschluss
Zusammenarbeit der beteiligten Stakehol-        Dachorganisation zur Verbesserung der        leis­tungsbasierter Beurteilung auf instituti-
der, welche ausschlaggebend sein werden         globalen Zusammenarbeit der Forschungs-      oneller Ebene im nationalen Kontext
für die Entwicklung der Grundlagenfor-          förderungsorganisationen hat Stellungnah-    hervorgehoben. Weiters wird eine stärkere
schung in Österreich.                           men zu Open Access und Research Integri-     Koordinierung nationaler Förderungspro-
                                                ty verfasst, welche die Bedeutung dieser     gramme über gemeinsame europäische
Internationale Entwicklungen Der organi-        Themengebiete in einem globalisierten        Forschungspläne sowie eine Erhöhung der
satorische Aufbau von Science Europe, der       Forschungsraum unterstreichen.               Interoperabilität nationaler Förderungspro-
europäischen Dachorganisation nationaler                                                     gramme angeregt, um grenzüberschreiten-
Forschungsförderer und Forschungsträger,        Die Entwicklung des Europäischen For-        de Kooperation zu stärken.
wurde im Jahr 2013 abgeschlossen. Das           schungsraums aus der Perspektive der Eu-
Zentrum der Aktivitäten von Science Eu­rope     ropäischen Kommission wird durch den         Die unter dem Dach von Science Europe
bildet eine Roadmap mit den Themenbe-           ERA Progress Report 2013 dokumentiert.       zusammengeschlossenen nationalen euro-
reichen „Zugang zu Forschungsdaten“,            Als zentrale Aspekte werden die Notwendig-   päischen Forschungsförderungsorganisati-
„grenzüberschreitende Kooperation“, „Gen­       keit einer starken politischen Steuerung     onen und Forschungsträger unterstützen
der und Diversität“, „Open Access“, „Karrie-    über die Mitgliedstaaten sowie eine          nachdrücklich die Einrichtung eines Euro-
reentwicklung“, „wissenschaftliche Integri-     verstärk­te Einbeziehung der europäischen    päischen Forschungsraums in Partner-
                                                                                                                                              © Shutterstock

tät“, „Forschungspolitik und Programm-          Stakeholderorganisationen angeführt. Sci-    schaft mit der EU-Kommission, fordern
Evaluation“ sowie „Wissenschaft und Ge-         ence Europe ist über eine „ERA-Partner-      jedoch einen stärker evidenzbasierten
sellschaft“. Der zentrale Input zu diesen       schaft“ im Dialog mit der EU-Kommission,     Zugang bei der Formulierung von Politiken

        08 » FWF info88
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» Der politische Wille sowie die konstruktive
Zusammenarbeit der beteiligten Stakeholder
werden für die Entwicklung der Grundlagen­
forschung in Österreich ausschlaggebend sein. «

und möglichen Maßnahmen. In diesem Zu-            derungen wurde 2003 im Rahmen von „Mo-           Qualitätsmerkmale wie der internationale
sammenhang ist auf eine Studie von Sci-           ney follows Researcher“ gemeinsam mit der        Peer-Review-Prozess hervorgehoben und
ence Europe und Elsevier zu verweisen, die        DFG und dem SNF konzipiert und umge-             deutlich gemacht, warum die österrei-
einen wesentlichen Aufholbedarf Europas           setzt. 2008 folgte mit dem „Lead-Agency-         chische künstlerische Forschung internatio-
nicht in der Weiterentwicklung der inner-         Verfahren“ ein innovatives Konzept zur Fi-       nal so stark wahrgenommen wird.
europäischen Kooperationslandschaft ortet,        nanzierung grenzüberschreitender Wissen-
sondern in der weltweiten Öffnung der eu-         schaftskooperationen mit internationalem         Diese europäische Spitzenposition Öster­
ropäischen Wissenschaften. Dies bildet            Modellcharakter. Das jüngste Beispiel für ei-    reichs steht freilich im Gegensatz zum – in-
auch explizit einen Aspekt der Aktivitäten        ne in Europa führende Rolle ist das Pro-         ternational gesehen – geringen Budget des
der Science-Europe-Arbeitsgruppe „cross-          gramm zur Entwicklung und Erschließung           FWF. Und sie lässt erahnen, um wie viel mehr
border collaboration“.                            der Künste (PEEK). Die Art, wie der FWF          an österreichischen Impulsen in der europä-
                                                  künstlerische Forschung fördert, gilt inter-     ischen Forschungsförderungslandschaft bei
Der FWF hat diese Perspektive bei der Ent-        national als beispielgebend und wird häufig      angemessener Dotierung möglich wäre.
wicklung seiner Kooperationsaktivitäten           als „best practice model“ dargestellt; zuletzt
antizipiert und unterhält langfristige Ab-        etwa im Abschlussbericht der 2010 bis 2013       Horizon 2020 als das zentrale Forschungs-
kommen mit Partnerorganisationen aus re-          von der Europäischen Kommission geför-           programm der EU-Kommission für den
levanten außereuropäischen Staaten, die           derten SHARE-Initiative („Step-Change for        Zeitraum 2014 bis 2020 wurde mit einem
auch als prioritäre Zielländer im Rahmen          Higher Arts Research and Education“). In         Budget von ca. 77 Mrd. € beschlossen. Aus
der FTI-Strategie der Bundesregierung             dieser großangelegten Untersuchung zur           der Perspektive der wissenschaftlichen For-
(„Beyond Europe – Die Internationalisie-          künstlerischen Forschung und Ausbildung          schung ist neben den großen „Gesellschaft-
rung Österreichs in Forschung, Technolo-          in Europa wird die Spitzenposition Öster­        lichen Herausforderungen“ (Budget ca.
gie und Innovation über Europa hinaus“,           reichs in der Entwicklung von künstlerisch-      30 Mrd. €) vor allem der European Re-
2013) identifiziert wurden. Die Umsetzung         wissenschaftlicher Ausbildung klar festge-       search Council (ERC) von Bedeutung. Die
dieser Strategie im Rahmen der FWF-Pro-           stellt und explizit mit dem PEEK-Programm        Dotierung des ERC mit ca. 13 Mrd. € im
grammaktivitäten kann allerdings nur über         begründet. Dabei werden klassische FWF-          Vergleich zu ca. 7 Mrd. € im 7. Rah- »
eine adäquate Mittelausstattung sicherge-
stellt werden.

Der FWF hat seine Vorreiterrolle in Bezug         » Der FWF hat seine Vorreiterrolle in Bezug auf
auf forschungspolitische Entwicklungen auf
europäischer Ebene kontinuierlich unter Be-
                                                  forschungspolitische Entwicklungen auf europä-
weis gestellt. Die Portabilität nationaler För-   ischer Ebene kontinuierlich unter Beweis gestellt. «

                                                                                                                      FWF info88» 09
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        » menprogramm bedeutet zwar ei-        national sichtbare lokale Zentren eines eu-     derung der Wissenschaftsagenden und der
        ne nominale Steigerung, in der         ropäischen Forschungsraums zu formen.           Universitäten in das ehemalige „Wirt-
        Praxis wurde jedoch der Wachs-                                                         schaftsministerium“ zum nunmehr „Bun-
tumspfad der vergangenen Jahre verlassen.      Entwicklungen in Österreich Im internati-       desministerium für Wissenschaft, For-
Der ERC reagiert darauf mit einer Ver-         onalen Vergleich hat der Forschungsstand-       schung und Wirtschaft“ genannten Ressort.
schärfung der Möglichkeiten zur Wieder-        ort Österreich in den letzten Jahren massiv
einreichung abgelehnter Anträge.               aufgeholt und zählt in einigen Disziplinen      Ein positives Signal ist dabei die Tatsache,
                                               und Institutionen zur Weltspitze. Verläss-      dass die 2011 beschlossene FTI-Strategie
In Österreich tätige Wissenschafterinnen       liche Indikatoren dafür sind zahlreich, eini-   der Bundesregierung auch für die neue
und Wissenschafter haben an den ERC-Pro-       ge davon sind das gute Abschneiden Öster-       Bundesregierung gültig sein und ihre Um-
grammen in den vergangenen Jahren mit          reichs beim ERC, der gute Fortschritt beim      setzung weiter vorangetrieben werden soll.
beachtlichem Erfolg teilgenommen. Nahe-        Aufbau von IST Austria und von for-             Die in der FTI-Strategie festgehaltenen
zu alle beim ERC erfolgreichen Wissen-         schungsstarken Einrichtungen im Kontext         Maßnahmen zum Thema Wissenschaft und
schafterinnen und Wissenschafter sind          der ÖAW, die Profilbildung bei den Univer-      Forschung bilden eine tragfähige Grundla-
auch langjährige Förderungsnehmer des          sitäten sowie die erfolgreiche Etablierung      ge dafür. Allerdings fehlen im aktuellen Re-
FWF. Aufgrund der zukünftig noch restrik-      des Vienna Biocenters. Je weiter entwickelt     gierungsprogramm konkrete Inhalte der
tiveren Rahmenbedingungen des ERC ist          ein Forschungsstandort ist, desto wichtiger     FTI-Strategie, wie z. B.: steigende Dotation
zu erwarten, dass der Antragsdruck beim        wird die Bedeutung radikaler Innovationen,      der Grundlagenforschung bei steigendem
FWF weiter zunehmen wird.                      die meist aus der Grundlagenforschung he-       Anteil jener Mittel, die im Wettbewerb ver-
                                               raus entstehen (vgl. hierzu auch z. B. IHS-     geben werden; pauschalierte Abdeckung
Eine Fokussierung der nationalen For-          Policy-Brief „Ergebnisse der F&E-Erhe-          der Overheads; oder die Implementierung
schungspolitik auf eine Optimierung der        bung 2011 und Standortqualität“, 2013).         einer österreichischen Exzellenzinitiative
Beteiligung an Horizon 2020 alleine über       Zuletzt belief sich die Forschungs- und Ent-    mit bis zu zehn Exzellenzclustern bis zum
abgestimmte Beratungsstrukturen ist für        wicklungsquote auf 2,8 %, die gesamten          Jahr 2020. Ebenso fehlt die Zielvorgabe, bis
die Entwicklung Österreichs zum Innovati-      Ausgaben für Forschung und Entwicklung          zum Jahr 2020 eine Forschungsquote von
on Leader nicht ausreichend. Ausreichende      stiegen um 2,9 % und konnten bis Ende           3,76 % des BIP zu erreichen; die einzige
kompetitiv einwerbbare nationale Mittel        des Jahres den Rekordwert von 8,96 Mrd. €       Zahl, die sich findet, ist das Vorhaben, 2 %
sind erwiesenermaßen ein wesentliches          erreichen.                                      des BIP für den tertiären Bildungssektor
Kriterium für die Attraktivität eines natio-                                                   bis 2020 zu erreichen.
nalen Forschungsstandorts. Strukturieren-      Das für die österreichische Forschung ver-
                                                                                                                                              © Shutterstock

de Effekte europäischer Initiativen wirken     mutlich bedeutendste Ereignis im Jahr           Weitere konstruktive Inputs liefern die Vor-
positiv verstärkend auf den Wettbewerb         2013 war die Bildung einer neuen Bundes-        schläge des Rates für Forschung und Tech-
zwischen den nationalen Systemen, inter-       regierung, die einherging mit einer Einglie-    nologieentwicklung (RFTE), zusammenge-

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» Basic and curiosity driven, blue sky research must
never be allowed to be seen as a luxury. True innovation
happens in systems that reward risk and tolerate early
failure. Researchers need conditions which ensure that
their ideas are the only limitation. « Science Europe

fasst in seinem umfangreichen Strategiedo-      ditions which ensure that their ideas are the    entdecken – Förderung von Spitzenfor-
kument „Österreich 2050“. Auch der Wis-         only limitation.“                                schung“, „Talente fördern – Ausbau von
senschaftsrat hat eine Reihe von zukunfts-                                                       Humanressourcen“ sowie „Ideen umset-
trächtigen Perspektiven entwickelt. Über-       Essenziell für die Stärkung des Wissen-          zen – Wechselwirkungen Wissenschaft –
einstimmend halten diese Empfehlungen           schafts- und Wirtschaftsstandortes ist also      Gesellschaft“ definieren die hauptsäch-
im Hinblick auf das Wissenschaftssystem         die Präsenz von hervorragendem wissen-           lichen Stoßrichtungen der Aktivitäten des
u. a. fest, dass der Aufholkurs, auf dem sich   schaftlichen Potenzial im Lande. Nur so kann     FWF und seiner Rolle im Innovationssys­
Österreich bis 2008 befunden hatte, unbe-       sichergestellt werden, dass der Anschluss an     tem. Grundlegende Prinzipien der Arbeit
dingt wieder aufgenommen und vor allem          die internationale Spitze nicht verloren geht    des FWF sind Exzellenz und Wettbewerb,
die Grundlagenforschung verstärkt ausge-        und auch die Fähigkeit erhalten bleibt, ander-   Unabhängigkeit und Internationalität. Die
baut werden muss.                               weitig gewonnene wissenschaftliche Ergeb-        Arbeit des FWF ist weiterhin geprägt von
                                                nisse zu absorbieren und umzusetzen.             Chancengleichheit und einer Gleichbe-
Die Verortung der Grundlagenforschung                                                            handlung aller Wissenschaften sowie
sowie ihrer Förderung unter der neuen           Beiträge des FWF Um der Leitidee „For-           Transparenz und Fairness, Gender Main-
Bundesregierung in einem breit aufgestell-      schung als wesentliches Zukunftselement          streaming und der Verpflichtung zu hohen
ten Ministerium eröffnet potenziell neue,       Österreichs“ zu entsprechen, ist ein struktu-    ethischen Standards.
vielversprechende Möglichkeiten, insbe-         rell und finanziell gestärkter FWF unent-
sondere was die Durchlässigkeit zwischen        behrlich. Das neue Präsidium des FWF, das        Der erfolgreiche Aufbau von Exzellenz in der
den verschiedenen Sektoren des Innovati-        mit September 2013 seine Arbeit aufnahm,         österreichischen Wissenschaftslandschaft
onssystems betrifft. Eine wesentliche Vo-       hat sich diesem Kurs voll und ganz ver-          kann nur nachhaltig verfestigt und in seiner
raussetzung aber ist, dass die Grundlagen-      schrieben. Auch aus der österreichischen         Qualität abgesichert werden, wenn entspre-
forschung und die Universitäten, als die        Scientific Community, der Wirtschaft sowie       chende Möglichkeiten zur Einwerbung von
Hauptträger dieser Forschung in Öster­reich,    der Gesellschaft melden sich viele zu Wort,      Drittmitteln vorhanden sind. Der FWF spielt
dabei einen zentralen Platz einnehmen und       die sich für einen FWF einsetzen, der über       in diesem Zusammenhang eine zentrale Rol-
sämtliche kreativen Kräfte in der Wissen-       einen bedeutend ausgeweiteten Finanzspiel-       le. Durch die Mittelvergabe auf ausschließlich
schaft die Möglichkeit zur Entfaltung haben.    raum verfügt. Die Ende März gestartete und       kompetitiver Basis nach internationalen Qua-
Science Europe hat in diesem Sinn prägnant      von über 51.000 Personen unterstützte Peti-      litätsmaßstäben stellt der FWF hohe For-
formuliert: „We ask the Parliament for their    tion „Österreich braucht Wissenschaft und        schungsqualität sicher und unterstützt Uni-
support when we say that basic and curiosi-     Wissenschaft braucht öffentliche Finanzie-       versitäten und Forschungsstätten bei ihren
ty driven, blue sky research must never be      rung“ (www.wissenschaft-ist-zukunft.at) ist      Bemühungen um Profilbildung.
allowed to be seen as a luxury. True innova-    ein weiterer eindrucksvoller Beweis.
tion happens in systems that reward risk and                                                     Im Jahr 2013 hat der FWF Projektmittel im
tolerate early failure. Researchers need con-   Die drei Säulen der FWF-Arbeit „Neues            Ausmaß von etwa 214 Mio. € (ein- »

                                                                                                                    FWF info88» 11
THEMA » Auf dass sich der Nebel lichtet …

                                       » Nur mit vereinten Kräften wird man die Gesellschaft
                                     sowie die Politik davon überzeugen können, wie wichtig
                                      und richtig es ist, die budgetären Rahmenbedingungen
                                        für die Grundlagenforschung weiter zu verbessern. «

        » schließlich Overheadkosten) be-     » die Entfaltung und Förderung der Poten-         rung solcher Projekte einzubinden, z. B. im
        willigt. Im Rahmen der Projektför-       ziale radikaler Innovationen auszubauen         Rahmen eines neuen, von der Österreichi-
        derung des FWF wird vor allem der        (blue sky research);                            schen Nationalstiftung für Forschung,
wissenschaftliche Nachwuchs gefördert,        » die Wiedereinführung des Translational-         Technologie und Entwicklung (NFTE) kofi-
um ihn für den europäischen Wettbewerb           Research-Programms;                             nanzierten Matching-Funds-Modells (siehe
zu rüsten. In Summe finanzierte der FWF       » die Aufstockung der künstlerischen und          auch S. 32), ist in diesem Zusammenhang
im Jahr 2013 die Arbeitsplätze von rund          klinischen Forschung;                           ein positives Zeichen.
4.000 in der Wissenschaft tätigen Per-        » den Ausbau der internationalen Mobilität
sonen. In diesem Sinn wirken auch nach-          sowie der internationalen Programme;            Für die Zukunft des FWF sowie der Grundla-
weislich die FWF-Programme im Bereich         » die Initialförderung für digitale Infrastruk-   genforschung in Österreich ist es entschei-
der Einzelprojektförderung sowie zur             turen in den Geistes-, Kultur- und Sozial-      dend, eine substanzielle und offensive Bud-
Karriereentwicklung für Wissenschafte-           wissenschaften.                                 getzuweisung von der neuen Regierung zu
rinnen, wie bereits durchgeführte bzw.                                                           erhalten. Der Bundesvoranschlag sah im
vor dem Abschluss stehende Programm-          Allerdings kann der FWF seine hier be-             Jahr 2013 für den FWF etwa 100 Mio. € vor.
Evaluationen zeigen. Im Rahmen der drit-      schriebene und für die Zukunft angerissene         Dieser Wert wurde schon seit Jahren nicht
ten Säule der FWF-Arbeit sind im Jahr         Rolle im Innovationssystem nur dann adä-           erhöht, im Jahr 2012 sogar um 30 Mio. € ge-
2013 die dauerhafte Verankerung des           quat wahrnehmen, wenn ihm auch die ent-            kürzt. Der Rest des FWF-Budgets wurde
Programms zur Förderung Klinischer For-       sprechenden Rahmenbedingungen zur Ver-             Jahr für Jahr aus den Reserven des zuständi-
schung (KLIF) sowie ein neues Programm        fügung stehen. Die Budgetentwicklung des           gen Ressorts aus allen möglichen Bereichen
zur Förderung von Wissenschaftskommu-         FWF muss mit der in Quantität und Qualität         zusammengetragen.
nikation im Programmportfolio des FWF         steigenden Nachfrage Schritt halten, so-
zu erwähnen. Im Zusammenhang mit der          dass die Bewilligungsquote (derzeit knapp          So anerkennenswert diese Bemühungen in
Verbreitung wissenschaftlicher Ergeb-         24 % nach Summe) nicht weiter absinkt.             der Vergangenheit waren, war dieser Um-
nisse sind die Aktivitäten des FWF im Be-                                                        stand aber selbstverständlich strukturell
reich Open Access international beispiel-     Leider klafft seit einiger Zeit die Lücke zwi-     fatal, denn die Endlichkeit dieser Reserven
gebend.                                       schen der Antragsentwicklung und der               war absehbar. Wissenschaftsminister
                                              Budgetentwicklung beim FWF immer wei-              Reinhold Mitterlehner bekräftigte nicht
Mit seiner Arbeit unterstützt der FWF be-     ter auseinander. Das führt dazu, dass im-          zuletzt aus diesem Grund seinen Willen,
reits mehrere Ziele der FTI-Strategie, kann   mer mehr sehr gute Projekte aus Finanz-            das Budget des FWF auf solide und lang-
und möchte diese Unterstützung jedoch         mangel nicht gefördert werden können. An           fristig gesicherte Beine stellen zu wollen.
                                                                                                                                                © Shutterstock

noch weiter ausbauen, um den Forschungs-      die Umsetzung neuer Initiativen ist derzeit        Die jüngsten Entwicklungen und Aussa-
standort Österreich nachhaltig zu stärken.    leider nicht zu denken. Die Bemühungen             gen Anfang April diesen Jahres, auch von
Dieser Ausbau beinhaltet:                     des FWF, die Bundesländer in die Finanzie-         Finanzminister Spindelegger, deuten da-

        12 » FWF info88
THEMA » Auf dass sich der Nebel lichtet …

rauf hin, dass dieser lange verfolgte und     Conclusio Wenn Wissenschaft, Forschung         Die gemeinsam durchgestandene Phase
für eine verlässliche Planung so wichtige     und wirtschaftliche Umsetzung in Österreich    der budgetären Unsicherheit hat dem FWF
Schritt nun endlich von der Politik gesetzt   nun in einer Hand koordiniert und politisch    und seiner Community auch deutlich auf-
werden könnte.                                verantwortet werden, muss der FWF in sei-      gezeigt, wie wichtig und zentral es für die
                                              ner Rolle als zentrale Förderungsagentur für   Grundlagenforschung generell ist, sich er-
Der FWF braucht ein stabiles Budget mit       Grundlagenforschung in die Lage versetzt       folgreich zu präsentieren und seine Rele-
einem langfristig gesicherten Wachstums-      werden, auf Basis eines stabilen Wachstums-    vanz für die Innovationskette wie auch für
pfad. Wenn nun in diesen budgetär             pfades neue Initiativen zu setzen.             die Gesellschaft darzulegen. Diesen Weg
schwierigen Zeiten der erste Teil voll-                                                      gilt es weiter konstruktiv zu verfolgen, ein
bracht wird, wäre dies der ideale Aus-        Eines der wichtigsten Referenzländer für       Weg, den der FWF nur gemeinsam mit
gangspunkt, um in möglichst naher Zu-         den Stellenwert von Grundlagenfor-             den Wissenschafterinnen und Wissen-
kunft auch den zweiten Teil – einen bud-      schung, die Schweiz, zeigt vor, dass           schaftern erfolgreich wird gehen können.
getären Wachstumspfad, der neue Initiati-     dieses Konzept funktionieren kann, wenn        Denn nur mit vereinten Kräften wird man
ven und Ziele im Sinne der FTI-Strategie      die Bedeutung der Grundlagenforschung          die Gesellschaft sowie die Politik davon
ermöglicht – zu verfolgen und zu errei-       für den Standort erkannt und geschätzt         überzeugen können, wie wichtig und rich-
chen. Dazu werden dann allerdings erneut      wird. Auch viele Testimonials, die den         tig es ist, die budgetären Rahmenbedin-
finanzielle Anstrengungen notwendig sein.     FWF in den letzten Wochen erreicht ha-         gungen für die Grundlagenforschung wei-
                                              ben und allesamt auf der FWF-Website           ter zu verbessern und auf diese Weise Ös-
Optimalerweise sollte sich das Budget-        veröffentlicht wurden, argumentieren in        terreich auf jenen Aufholpfad zurückzu-
wachstum der kommenden Jahre an der           dieselbe Richtung.                             bringen, welcher die Innovation Leader im
Stärke des Standorts orientieren und jähr-                                                   Fokus sowie in Reichweite hat. Der FWF
lich anpassen. Overheadzahlungen wären        In einem umsichtigen Schritt haben Fi-         ist gerne Partner auf diesem Weg. «
dringend notwendig, um Forschungsstät-        nanzminister Spindelegger und Wissen-
ten in die Lage zu versetzen, erfolgreich     schaftsminister Mitterlehner die gröbsten
beim FWF einzuwerben, ohne einen be-          Unsicherheiten – Stichwort: Halbierung
trächtlichen Eigenbeitrag zu zahlen. Um       des FWF-Budgets – beseitigt und in Hin-
auf nationaler Ebene Wissenschafterinnen      blick auf die Budgets wichtiger wissen-                    FWF-Testimonials
und Wissenschafter aller Fachbereiche effi-   schaftlicher Institutionen Zuversicht und                  www.fwf.ac.at/de/
zient unterstützen zu können sowie auf in-    Stabilität signalisiert. Die Budgetrede des                fwf-testimonials/index.html
ternationaler Ebene aufzuholen, sind so-      Finanzministers Ende April soll diese Zu-
wohl neue Initiativen als auch eine dyna-     versicht in konkrete Zahlen gießen, der           Petition „Wissenschaft ist Zukunft“
mische Weiterentwicklung des FWF zwin-        Beschluss des Budgetrahmens ist für               www.wissenschaft-ist-zukunft.at
gend notwendig.                               20. Mai im Nationalrat geplant.

                                                                                                                FWF info88» 13
THEMA » Auf dass sich der Nebel lichtet …

        » Der FWF kann seine Rolle im System nur dann gut spielen, wenn
        ihm auch die entsprechenden Rahmenbedingungen zur Verfügung
        stehen, und das sind nun einmal in erster Linie Budgetmittel. «
        Dorothea Sturn, Geschäftsführerin des FWF

        Tritt gefasst
        » 2013 war an sich ein gutes Jahr,    gnale erhalten: Es wird eine Stabilisierung      sprechenden Rahmenbedingungen zur
        die Bewilligungen wuchsen zwar        auf derzeitigem Niveau geben. Vorüberge-         Verfügung stehen, und das sind nun ein-
        weit weniger als die Anträge, aber    hendes Aufatmen. Wobei es nicht das Ni-          mal in erster Linie Budgetmittel. Eine
sie wuchsen, erstmals konnte der FWF          veau ist, das den FWF erfreut, sondern vor       Bewilligungsquote von unter 24 % ist for-
mehr als 200 Mio. € vergeben. Und den-        allem die mittelfristige Stabilität, die damit   schungspolitisch beschämend und bringt
noch: wir brauchen mehr, deutlich mehr.       einhergeht. Es ist dies ein großer und           gleichermaßen das Peer-Review-Verfahren
Österreich braucht mehr, wenn die Auf-        wichtiger Schritt, der unsere Arbeit um          des FWF an seine Grenzen, was tendenzi-
bauarbeit der letzten Jahre Früchte tragen    vieles erleichtert.                              ell ein Reputationsrisiko in sich birgt. An
soll, wenn die Strategien und Pläne und                                                        neue Initiativen ist derzeit nicht einmal zu
Task Forces und Ankündigungen mehr ge-        Eine rationale öffentliche Hand investiert       denken, dabei gäbe es so viele gute Ideen.
wesen sein sollten als leere Versprechen.     dort, wo Effizienz, Output, Wirkung und
Sie erinnern sich: Steigerung der im Wett-    Lenkung am größten sind und wo Private           Der FWF kann seine Rolle im System aber
bewerb vergebenen Mittel, Overheads auf       keine oder unzureichende Investitionsan-         auch dann nur gut spielen, wenn Andere
alle FWF-Programme, Forschung als we-         reize haben. Und da kommt der FWF ins            gut mitspielen können. Und das sind Uni-
sentliches Zukunftselement Österreichs,       Spiel: Der FWF orientiert wissenschaft-          versitäten und Forschungseinrichtungen.
einen Zuwachs von 2.500 Nachwuchswis-         liche Forschung in Richtung Qualität, Ex-        Es braucht zum einen den Willen und die        © Shutterstock, FWF/Hans Schubert, FWF/Marc Seumenicht
senschafterinnen und Nachwuchswissen-         zellenz und Internationalisierung. Er ver-       Einsicht, forschungsstarke Gruppen und
schaftern.                                    gibt öffentliche Mittel ausschließlich im        Personen zu unterstützen, forschungsori-
                                              Wettbewerb und schafft die Basis für Er-         entierte Strategien zu verfolgen. Es
Wir haben Ihnen im der letzten info-Aus-      folge bei der Einwerbung internationaler         braucht aber genauso dringend die budge-
gabe gezeigt, wie dünn das Eis ist, auf       Projekte (vor allem ERC). Der FWF bietet         täre Basis dafür. Tom Henzinger hat kürz-
dem der FWF sich momentan bewegt. Im          der österreichischen Scientific Community        lich gemeint, Exzellenz könne in der Wüs­
Herbst letzten Jahres verdichteten sich die   einen permanenten Fluss an Qualitäts-            te nicht gedeihen. Ein IST-A bräuchte ein
Befürchtungen, auf die 100 Mio. €, die        rückkopplungen und unterstützt die Uni-          starkes Umfeld: starke Mitspieler. Wenn
derzeit im Finanzrahmen vorgesehen sind,      versitäten in ihrem Streben nach internati-      wir gemeinsam das Ziel verfolgen möch-
zurückzufallen. Im Februar forderte Bun-      onaler Wettbewerbsfähigkeit.                     ten, den Forschungsstandort Österreich zu
desminister Mitterlehner 1,6 Mrd. € für                                                        stärken, so muss dieses auf breiter Basis
den Wissenschafts- und Hochschulbe-           Der FWF kann seine Rolle im System nur           passieren. Ein FWF kann in der Wüste
reich. Anfang April haben wir deutliche Si-   dann gut spielen, wenn ihm auch die ent-         auch nichts ausrichten. «

        14 » FWF info88
FOKUS » Petition „Wissenschaft ist Zukunft“

        V. L. N. R.: WWTF-GESCHÄFTSFÜHRER MICHAEL STAMPFER, FWF-PRÄSIDENTIN PASCALE EHRENFREUND,
        STAATSSEKRETÄR JOCHEN DANNINGER, ÖAW-PRÄSIDENT ANTON ZEILINGER

        Petition „Wissenschaft ist Zukunft“
        an die österreichische Bundesregierung übergeben
        » Im Zuge eines Gesprächster-          sellschaft ein Zeichen, wie man sich auf        muss gezeigt werden, wie sehr Wissen-
        mins bei Staatssekretär Jochen         konstruktive Art und Weise in die politi-       schaft und Forschung für eine prosperie-
        Danninger wurden die Unterstüt-        schen Vorgänge des Landes einschaltet.          rende Entwicklung des Landes und seiner
zungserklärungen der Petition „Wissen-                                                         Gesellschaft stehen. « [Stefan Bernhardt]
schaft ist Zukunft“ im Finanzministerium       Die Online-Petition „Wissenschaft ist Zu-
an die Politik übergeben. Damit kommt          kunft“ betonte die Aspekte, dass For-
die bislang erfolgreichste Online-Petition     schung für Innovation und Wachstum
im Bereich Wissenschaft und Forschung          sorgt sowie, dass die Universitäten die
zu einem vorläufigen Abschluss.                nächsten Generationen jener Personen he-
                                               ranbilden, die die zukünftige Entwicklung                 Online-Petition
Michael Stampfer, Geschäftsführer des –        des Landes entscheidend gestalten wer-                    „Wissenschaft ist Zukunft“
überwiegend privat finanzierten – Wiener       den. Und sie betonte insbesondere, dass           www.wissenschaft-ist-zukunft.at
Wissenschafts-, Forschungs- und Techno-        Wissenschaft öffentliche Finanzierung
logiefonds (WWTF) und Host der Online-         braucht, um international wettbewerbsfä-
Petition „Wissenschaft ist Zukunft“, über-     hig zu sein.
reichte am 11. April, gemeinsam mit Pas-
cale Ehrenfreund, Präsidentin des Wissen-      Mit der Online-Petition ist es in einem er-
schaftsfonds (FWF), und Anton Zeilinger,       sten Schritt gelungen, auf eines der wich-
Präsident der Österreichischen Akademie        tigsten Themen für eine aktive Zukunftsge-
der Wissenschaften (ÖAW), Listen der           staltung unseres Landes, Wissenschaft und
mehr als 51.500 Unterstützungserklä-           Forschung, hinzuweisen. Diese Initiative
rungen der Petition, die innerhalb von drei    soll auch als Zeichen verstanden werden,
Wochen eingelangt waren, an Staatssekre-       dass die wissenschaftliche Gemeinschaft
tär Jochen Danninger.                          sich verstärkt in die Politik einbringen wird
                                               müssen, um fundamentale Weichenstel-
Mit der Petition (einer spontanen Initiative   lungen, in welche Richtung sich Österreich
der Scientific Community) setzte die Ge-       entwickelt, beeinflussen zu können. Es

                                                                                                                FWF info88» 15
FOKUS » Jahresrückblick 2013

                                               Mehr als zu einer geringen Steigerung der Gesamtbewilligungssumme um
                                               rund 3 % hat es im Jahr 2013 für den FWF nicht gereicht, dennoch konnte
                                               damit die symbolische Rekordmarke von 200 Mio. € geknackt werden.
                                               Text: Marc Seumenicht

        Bewilligungen knacken
        200-Mio.-€-Marke
         » Insgesamt 202,6 Mio. € flossen     Eine Betrachtung der Bewilligungssumme        fast gleichbleibenden Budget zwangsläufig
         im abgelaufenen Kalenderjahr an      ergibt folgendes Bild: 777,5 Mio. € machten   rückläufige Bewilligungszahlen die Folge
         632 bewilligte Projekte. Mit 3.964   die 2.386 Anträge in Summe aus, davon         sind (siehe S. 19).
in der Wissenschaft tätigen, vom FWF fi-      wurden insgesamt 202,6 Mio. € für 632
nanzierten Personen wurde ein neuer Spit-     Projekte bewilligt. Interessantes Detail am   Betrachtet man die einzelnen FWF-Pro-
zenwert erreicht. Die Bewilligungsquote       Rande: Während die Gesamtbewilligungs-        gramme, so kam es in fast allen Bereichen
setzte ihre Talfahrt erschreckend deutlich    summe damit um rund 3 % stieg, wurden         zu teils massiven Antragssteigerungen bzw.
fort, nur mehr 25,8 % der beantragten Pro-    um rund 8 % weniger Projekte bewilligt        konnte zumindest das Vorjahresniveau ge-
jekte konnten gefördert werden, nach Sum-     (2012: 684 Projektbewilligungen). Dies        halten werden. Ein Faktum, das nicht zu-
me waren es gar nur mehr 23,6 %. Eine         macht deutlich, dass Forschungsprojekte       letzt das wissenschaftliche Potenzial sowie
Trendumkehr ist dringend notwendig, geht      immer teurer werden und somit bei einem       die deutliche Nachfrage der Scientific Com-
es doch darum, das vorhandene wissen-
schaftliche Potenzial in Österreich zu hal-
ten sowie die nächste Forschergeneration
                                              » Durch den FWF finanziertes Forschungspersonal 2013
nicht von Anbeginn weg zu demotivieren.
                                                                                                   2012                2013
Das Kuratorium des FWF, jenes Gremium,        Postdocs                                            1.288               1.251
welches über die Förderungswürdigkeit         Frauen                                                517                 519
eines jeden Antrags entscheidet, hatte im     Männer                                                771                 832
Jahr 2013 die herausfordernde Aufgabe,        Praedocs                                            1.935               1.967
nach einer internationalen Begutachtung       Frauen                                                819                 839
aus insgesamt 2.386 Anträgen jene exzel-      Männer                                              1.116               1.128
lenten Projekte auszuwählen, welche mit       Technisches Personal                                  173                 170
                                              Frauen                                                118                 123
dem vorhandenen Budget des FWF zu fi-
                                              Männer                                                 55                  47
nanzieren waren. Nach fünf Kuratoriums-       Sonstiges Personal                                    456                 476
sitzungen, verteilt über das gesamte Jahr,    Frauen                                                215                 232
erhielten 632 Projekte (davon 177 von         Männer                                                241                 244
Frauen) dieses FWF-Gütesiegel. Somit          Summe                                               3.852               3.964
                                                                                                                                          © Shutterstock

konnten sich (nach Anzahl) 25,8 % der         Frauen                                              1.669               1.713
Projekte im hochkompetitiven FWF-­            Männer                                              2.183               2.251
Auswahlverfahren durchsetzen.                 Stichtag 31.12.2013

        16 » FWF info88
FOKUS » Jahresrückblick 2013

                                                                      2013

munity nach Drittmittelfinanzierung belegt.   der Wissenschafterinnen und Wissenschaf-       deutung des FWF als Arbeitgeber sowie als
Eine mehr als nüchterne Analyse steht an,     ter ist eine zunehmende Demotivation bzw.      Wegbereiter einer wissenschaftlichen Kar-
wirft man einen Blick auf die derzeitigen     der Verlust von exzellentem wissenschaftli-    riere „started in Austria“.
Gesamtbewilligungsquoten, sowohl nach         chen Potenzial die Folge. Wobei diesem
Anzahl als auch nach Summe. Berechnet         Umstand mit einer entsprechenden wie           Betrachtet man die beantragten „Kosten­
nach der Neubewilligungssumme zur An-         langfristig gesicherten Dotierung des FWF      blöcke“ weiter, so folgen nach den Personal­
tragssumme sank die Bewilligungsquote         effektiv gegengesteuert werden könnte.         kos­ten die sogenannten „sonstigen Kos­
auf 23,6 %. Berechnet nach der Zahl der                                                      ten“ – etwa für Datenbeschaffung, Work-
bewilligten Projekte zu den Anträgen lag      Welche Möglichkeiten der FWF bzw. die          shops, Analysen etc. – mit 8,4 %, dicht ge-
die Bewilligungsquote bei 25,8 %. Somit       von ihm geförderten Projekte für – vor         folgt von den projektspezifischen Materialkos­
mussten im Jahr 2013 im Schnitt drei von      allem junge bzw. in einer frühen Phase ih-     ten mit 7,8 % der bewilligten Mittel. Der An-
vier beantragten Projekten abgelehnt wer-     rer wissenschaftlichen Karriere stehende –     teil der Reisekos­ten machte 1,9 % aus. Der
den. Zieht man einen historischen Ver-        Wissenschafterinnen und Wissenschafter         Anteil der Gerätekosten lag im Jahr 2013 bei
gleich zum Jahr 2000, so hat sich die An-     bietet und wie wichtig daher die Stärkung      0,9 %, jener für Werkverträge bei 0,8 %.
zahl der entschiedenen Projekte seit da-      der Investitionsmöglichkeiten des FWF
mals mehr als verdoppelt sowie die An-        sind, zeigt ein Blick auf die „Payroll“: Zum   Overheads Seit dem Jahr 2011 ist es dem
tragssumme versechsfacht. Auf der Bewilli-    Stichtag 31. Dezember 2013 finanzierte der     FWF seitens des Wissenschaftsministeri-
gungsseite stieg die Anzahl der bewilligten   FWF knapp 4.000 in der Wissenschaft täti-      ums wieder ermöglicht worden, Overheads
Projekte jedoch gerade einmal um rund         ge Personen, davon sind rund 43 % Frauen       zu zahlen – zumindest für Einzelprojekte
13 %, die Bewilligungssumme konnte in         (siehe S. 16). Dieser Wert hat sich seit dem   sowie Projekte zur Entwicklung und Er-
dieser Zeit nur um das Zweifache gestei-      Jahr 2000 mehr als verdoppelt.                 schließung der Künste (PEEK). 20 % der
gert werden. Dadurch kam es zwangsläufig                                                     Projektkosten fließen dadurch zusätzlich an
zu einem Einbruch der entsprechenden Be-      Eine Analyse der Bewilligungen nach Kos­       jene Forschungseinrichtungen, an denen
willigungswahrscheinlichkeit (gemessen an     tenarten ergibt in Bezug auf die Verwen-       diese FWF-Projekte abgewickelt werden.
der Durchschnittsquote) von über der Hälf-    dung der Mittel innerhalb der jeweiligen       Im Lichte der internationalen Entwick-
te auf knapp ein Viertel.                     Programme, dass mit rund 80 % ein über­        lungen ist diese Maßnahme für die wissen-
Mit diesem enormen, über die Jahre ge-        wiegender Teil für Personalkosten – also       schaftliche Wettbewerbsfähigkeit des Lan-
wachsenen Delta zwischen dem zur Verfü-       die Anstellung junger Wissenschafterinnen      des von zentraler Bedeutung. Umso wich-
gung stehenden Bewilligungsbudget des         und Wissenschafter – eingesetzt wird. Die-     tiger wäre es nun seitens der politischen
FWF sowie der kontinuierlich gestiegenen      ser deutliche Anteil pendelt seit Jahren um    Entscheidungsträger, den nächsten Schritt
und weiter steigenden Nachfrage seitens       die 80-%-Marke und unterstreicht die Be-       zu tun und auch für die anderen Förde- »

                                                                                                                FWF info88» 17
FOKUS » Jahresrückblick 2013

        » rungsprogramme des FWF eine                      haupt an die Physikerin Ulrike Diebold                     senschafterinnen der allgemein sinkenden
        Abgeltung der Overheadkosten für                   hervor. Sie konnte sich beim höchstdo-                     Bewilligungsquote im Vorjahr Tribut zollen.
        die Forschungsstätten zu ermögli-                  tierten und pres­tigeträchtigsten Wissen-                  Im Jahr 2013 sank ihre Bewilligungsquote
chen. Dies wäre nicht nur ein klares Zei-                  schaftspreis, den der FWF zu vergeben                      (nach Anzahl) auf 24,0 %, jene ihrer männ-
chen für den Stellenwert von Wissenschaft                  hat, gegen eine enorm starke Gruppe an                     lichen Kollegen auf 26,8 %.
und Forschung sowie der hinter jedem                       herausragenden Forscherpersönlichkeiten
FWF-Projekt stehenden exzellenten Wis-                     durchsetzen. Allein die Bewilligungsquote                  Zusammenfassend kann festgehalten wer-
senschafterinnen und Wissenschafter in                     (nach Anzahl bzw. Summe) von 4,8 % un-                     den, dass die kontinuierliche Ermutigung
Österreich, sondern auch ein deutliches Si-                terstreicht die „Konkurrenzsituation“ und                  an Wissenschafterinnen, Projektanträge
gnal in Richtung jener universitären wie                   somit die Bedeutung dieser wissenschaftli-                 beim FWF zu stellen, keine Pause zulässt.
außeruniversitären Forschungsstätten, wel-                 chen Auszeichnung.                                         Der nach wie vor zu geringe – und nicht an-
che die (infra-)strukturellen Rahmen­                                                                                 nähernd mit den universitären Absolven-
bedingungen zur Verfügung stellen.                         Bei einer Gesamtbetrachtung aller FWF-­                    tenzahlen deckungsgleiche – Anteil von
                                                           Programme ist ein leichter Anstieg des An-                 FWF-Projekt­anträgen von Wissenschafte-
Frauenanteil Bei einer geschlechtsspezi-                   teils an Projektanträgen von Wissenschaf-                  rinnen sollte keinesfalls stagnieren.
fischen Betrachtung sticht der erste Witt-                 terinnen auf 31,0 % festzustellen. Nach ei-
genstein-Preis für eine Wissenschafterin                   ner ausgeglichenen Bewilligungsquote von                   Altersstruktur Eine Analyse der Alters-
seit zehn Jahren bzw. der erst vierte über-                30,2 % im Jahr 2012 mussten auch Wis-                      struktur der Mitarbeiterinnen und Mitarbei-

» Altersverteilung bei wissenschaftlich tätigen Personen 2013 (Postdocs / Praedocs)
Anzahl (Gesamt: 1.351 Postdocs / 1.967 Praedocs)

300
280
260                                                                                                                             Postdocs Frauen
240                                                                                                                             Postdocs Männer
                                                                                                                                Praedocs Frauen
220                                                                                                                             Praedocs Männer

200
180
160
140
120
100
80
60
                                                                                                                                                                    © Shutterstock

40
20
0     50   Jahre

            18 » FWF info88
FOKUS » Jahresrückblick 2013

                              2013
ter in FWF-geförderten Projekten zeigt den                                     praktizierte internationale Begutachtung                                          men und liegt bei 17,5 %. Der Block „rest-
stärksten Altersblock im Bereich der 27- bis                                   durch im Ausland tätige Expertinnen und                                           liche Welt“ stabilisierte sich bei 11,9 %.
31-Jährigen (siehe S. 18). Diese Statistik                                     Experten. Wie international derzeit noch üb-                                      Die insgesamt 62 Nationen, aus welchen
schwankt jedes Jahr um maximal ein Le-                                         lich, arbeiten die Gutachterinnen und Gut-                                        die Gutachten stammen, zeugen von einer
bensjahr und zeigt eindrucksvoll, dass der                                     achter für den Wissenschaftsfonds unent-                                          besonders starken internationalen Dynamik
FWF sein Ziel, den wissenschaftlichen                                          geltlich. Mit dieser beim FWF gängigen Pra-                                       im „Begutachtungsgeschäft“. Von den
Nachwuchs zu fördern, in optimaler Weise                                       xis des internationalen Peer-Review-Verfah-                                       5.311 Gutachten wurden 1.115 von Wissen-
erreicht. Öffentliche Mittel, die der FWF in-                                  rens konnte nicht zuletzt auch die internatio-                                    schafterinnen verfasst. Der FWF musste für
vestiert, leisten einen wesentlichen Beitrag                                   nale Konkurrenz­fähigkeit der heimischen                                          diese 5.311 Gutachten 15.489 Anfragen
dazu, das Humankapital in Österreich auf-                                      Forschung nachhaltig gesteigert werden.                                           stellen, dies ergibt eine Rücklaufquote von
und auszubauen. Das Programmspektrum                                                                                                                             34,3 %. Somit konnte im Vorjahr die seit
des FWF entspricht zu 100 % dem Ziel, das                                      Wie auch in den Jahren zuvor stützt sich                                          Jahren sinkende Rücklaufquote mit großem
Forschungspotenzial des Landes in qualita-                                     der FWF bei seinen Gutachten vor allem                                            Aufwand des FWF-Sekretariats wieder
tiver wie quantitativer Hinsicht auszuwei-                                     auf drei große „Herkunftsblöcke“. Gutach-                                         leicht verbessert werden.
ten. Für den FWF ist das Prinzip „Ausbil-                                      ten aus der Herkunftsregion „EU ohne
dung durch Forschung“ keine Floskel, son-                                      Deutschland/Schweiz“ nahmen im vergan-                                            Bearbeitungsdauer Bereits seit vielen Jah-
dern gelebte Realität.                                                         genen Jahr zum zweiten Mal nach 2011 mit                                          ren im internationalen Spitzenfeld befindet
                                                                               35,4 % den Spitzenplatz ein, gefolgt vom                                          sich der FWF, was seine Bearbeitungsdauer
Internationale Begutachtung Ein wesent-                                        Vorjahresersten „USA/Kanada“ mit 32,1 %.                                          betrifft. Im Durchschnitt vergingen 2013
licher Bestandteil und „Herzstück“ der Ent-                                    Der Anteil der Gutachten aus dem deutsch-                                         bei FWF-Programmen mit laufender Ein-
scheidungsfindung bei Projektanträgen ist                                      sprachigen Raum (Deutschland/Schweiz)                                             reichfrist zwischen Einreichung und Ent-
die vom FWF konsequent seit Jahrzehnten                                        hat im Jahr 2013 erneut leicht abgenom-                                           scheidung durch das FWF-Kuratorium »

» Entwicklung der Förderung in Mio. € sowie Anzahl der bewilligten Projekte 1986–2013
                                                                                                                                                                                                   202,6

Mio. €                                                                                                                                                                                                      Projekte

200                                                                           Gesamtbewilligungsvolumen1)                    Bewilligte Projekte1)                                                               1.000
180                                                                                                                                                                                                               900
160                                                                                                                                                                                                               800
                                                                                                                                                                                                           632

140                                                                                                                                                                                                               700
120                                                                                                                                                                                                               600
100                                                                                                                                                                                                               500
80                                                                                                                                                                                                                400
60                                                                                                                                                                                                                300
40                                                                                                                                                                                                                200
20                                                                                                                                                                                                                100
0                                                                                                                                                                                                                   0
                                                                                                                                                                                     2011
      1986

             1987

                    1988

                           1989

                                  1990

                                         1991

                                                1992

                                                       1993

                                                              1994

                                                                     1995

                                                                            1996

                                                                                   1997

                                                                                          1998

                                                                                                 1999

                                                                                                        2000

                                                                                                               2001

                                                                                                                      2002

                                                                                                                             2003

                                                                                                                                    2004

                                                                                                                                           2005

                                                                                                                                                  2006

                                                                                                                                                         2007

                                                                                                                                                                2008

                                                                                                                                                                       2009

                                                                                                                                                                              2010

                                                                                                                                                                                            2012

                                                                                                                                                                                                   2013

1) ab 2011 ohne Publikationsförderungen; vor 2002 ohne beauftragte Programme

                                                                                                                                                                                                   FWF info88» 19
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