Aufbruch - Hochschule Luzern Das Magazin

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Aufbruch - Hochschule Luzern Das Magazin
Hochschule Luzern
                                               JUNI 2016

Das Magazin
INTERVIEW
Keine Kompromisse:
Irène Schweizer über den
Jazz und ihr Leben

LUFTFAHRT
Mit Powerline
Communication
leichter fliegen

STUDIE ZUR SOZIALEN ARBEIT
Wenn Misstrauen zur
Routine wird

                             NEULAND EROBERN

                        Aufbruch
Aufbruch - Hochschule Luzern Das Magazin
Ecknauer+Schoch ASW
                                 RUBRIK

                                                                  version internet

         ABACUS Business Software goes mobile

                                          ABACUS bringt Bewegung in Ihr Business.
                                          Apps für Smartphones und iPads informieren
                                          Sie schneller und machen Sie und Ihre
                                          Mitarbeiter effizienter und flexibler.

                                          > Unterwegs Leistungen, Spesen, Stunden erfassen,
                                            Rapporte ausfüllen, Adressen und Projektdaten
                                            bearbeiten und sofort mit der Software in Ihrem
                                            Unternehmen synchronisieren
                                          > Überall und jederzeit Stammdaten und Standard-
                                            auswertungen einsehen

                                          www.abacus.ch

2   Hochschule Luzern 2 | 2016
Aufbruch - Hochschule Luzern Das Magazin
2 / 16

                                              Inhalt
                                              04 SPEKTRUM
                                                  News und Namen                                                                      DOSSIER:
                                                                                                                                     AUFBRUCH
                                              30 HILFE FÜR START-UPS
                                                  Das Geheimnis ihres Erfolgs

                                              32 ALPINE SIEDLUNGEN
                                                  Architektur meets Archäologie

                                              33 ZEITGENÖSSISCHE MUSIK
                                                  Offene Ohren für Neue Musik

                                              34 LUFTFAHRT
                                                  Leichter fliegen dank Luzerner
                                                  Technologie

                                              38 SOZIALE ARBEIT                    10 UMZUG AUF EIN INDUSTRIEAREAL                             20 ORTSWECHSEL
                                                  Wenn Misstrauen zur Routine          Und dann kam Design &                                        Schöne Aussichten
                                                  wird                                 Kunst
                                                                                                                                               24 CHANGE MANAGEMENT
                                              42 GEMEINDEPLANUNG                   14 INFORMATIK AN EINEM ORT                                  	Reiseleitung gesucht
                                                  Immer einen Schritt voraus       	Neustart im Garten
                                                                                                                                               26 INTERVIEW IRÈNE SCHWEIZER
                                              44 WERKSCHAU 2016                    16 INFOGRAFIK ZU DEN STANDORTEN                                  «Das sollte verboten sein!»
                                                  Ganz schön sozialbewusst         	Es kommt zusammen, was
                                                                                     zusammengehört                                            29 UMFRAGE
                                                                                                                                               	Wann haben Sie zuletzt etwas
                                                                                   18 PLÄDOYER                                                   zum ersten Mal gemacht?
                                                                                       Verortung schafft Identität
Fotos: Dmitr y A . Mottl / Pr iska Ketterer

                                              46 AGENDA

                                              49 MEDIENECHO
                                                                                   Titelillustration: Philip Schaufelberger schloss 2010 das Bachelor-Studium an der Hochschule Luzern im Fach­bereich
                                                                                   Illustration mit dem Schwerpunkt Fiction ab. Er lebt und arbeitet als freischaffender Illustrator.
                                              50 ABSOLVENT                         www.daslip.ch

                                                                                                                                                                   Hochschule Luzern 2 | 2016       3
Aufbruch - Hochschule Luzern Das Magazin
SPEKTRUM

                                                                                                                 Ausgezeichneter
    44 Prozent aus der Zentralschweiz                                                                            Kundennutzen

                                                    323
                                                            Ausland
                                                                                                                 Im letzten Jahr wurde die Hochschule
                                                                                                                 Luzern nach dem international aner-
                         94

                                                                                 5
                                                                                                                 kannten Excellence-Modell der Euro-

                                                                             75
                     N S, B

                                                                                           h
                                                                                         ic
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                                                                                                                 pean Foundation for Quality Manage-

                                                                                         r
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                                                                                      Zü
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                                                                                                                 ment (EFQM) beurteilt und aufgrund
                              ts
                                ch
                                   we

                                                                                                                 des positiven Assessments für den
                                     zi

                                                                                                                 ESPRIX Swiss Award for Excel-
                                                   6’044                                                         lence 2016 nominiert – dies als erste
              619                         Studierende an der Hochschule Luzern
                                                                                               486               Schweizer Hochschule. Der Preis gilt
              Bern                                                                      Ostschweiz,              als höchste nationale Auszeichnung
                                                                           Fürstentum Liechtenstein
                                                                                 AR, AI, GL, GR, SG, SH, TG      im Bereich Qualitätsmanagement. Bei
                                                   2’634                                                         der Verleihung erhielt die Hochschule
                                                  Zentralschweiz                                                 Luzern den Preis in der Kategorie «Nut-
                                                      LU, UR, SZ,
                                           S

                                                                                                                 zen für Kunden schaffen». Parallel dazu
                                            ,V
                       2
                                       E, z

                                                     OW, NW, ZG
                                         VD
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                                                                                    27essin
                     25
                                  JU w

                                                                                                                 erreichte sie als erste Hochschule in
                                E, ch

                                                                                   T
                             , G ts
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                                                                                                                 der Schweiz und in Deutschland die
                           W

                                                                                                                 Stufe «Recognised for Excellence 5*» im
    Im vergangenen Jahr besuchten 6’044 Studierende einen Bachelor- oder Master-                                 EFQM-Modell. www.efqm.org
    Studiengang an der Hochschule Luzern, das sind rund zwei Prozent mehr als 2014.
    Aufgeteilt auf die sieben Fachhochschul-Regionen der Schweiz zeigt sich, dass die
    meisten Studierenden, nämlich knapp 44 Prozent, aus den sechs Zentralschweizer
    Kantonen kommen.
                                                                                                                               Recognised for excellence
                                                                                                                                            5 star - 2015

Internet der Dinge: Stromfresser entlarvt
Lampen und Storen kommunizieren mit-                            weltweite Stand-by-Verbrauch von heute        dererseits werden stromsparende Techno-
einander, um sich je nach Lichtsituation                        jährlich knapp 10 Terawattstunden (TWh)       logien unsachgemäss verwendet, womit sie
automatisch abzustimmen, der Backofen                           bis 2025 auf 46 TWh ansteigen – das sind      wirkungslos bleiben. Viele Netzteile sind in-
kann per Smartphone gesteuert werden:                           rund drei Viertel des heutigen elektrischen   effizient, wenn sie nur die geringe Leistung
Immer mehr Alltagsgegenstände, aber auch                        Energieverbrauchs der Schweiz. Das Prob-      für den Ruhezustand von der Steckdose
Systeme zur Verkehrssteuerung werden                            lem ist, dass bei kabelgebundenen Geräten     zum Gerät liefern müssen. Die Studie, die
vernetzt und bilden das Internet der Dinge.                     Kommunikationstechnologien eingesetzt         vom Technology Cooperation Program
Dies soll nicht nur den Komfort oder die                        werden, die nicht stromsparend sind. An-      4E der Internationalen Energieagentur
Sicherheit erhöhen, sondern vor allem                                                                               (IEA) in Auftrag gegeben und vom
im Bereich der Heimautomation hel-                                                                                  Bundesamt für Energie unterstützt
fen, Energie zu sparen. Eine Studie des                                                                             wurde, zeigt Lösungen auf: Bei den
iHomeLab der Hochschule Luzern hat                                                                                  batteriebetriebenen Geräten kommen
nun aber gezeigt, dass viele vernetzte                                                                              schon gut funktionierende Techno-
Geräte im Ruhezustand unnötig viel                                                                                  logien zum Einsatz, die wenig Strom
Energie verbrauchen, zumindest jene,                                                                                verbrauchen. «Werden diese bei den
die nicht mit Batterie, sondern per Ka-                                                                             kabelgebundenen Geräten eingesetzt,
bel mit Strom versorgt werden. Weil                                                                                 könnte der Stand-by-Verbrauch mas-
die Anzahl vernetzter Alltagsgegen-                                                                                 siv gesenkt werden», sagt Alexander
stände stark ansteigen wird, könnte der                         Studienleiter Lukas Kaufmann im iHomeLab.           Klapproth, Leiter des iHomeLab.

4   Hochschule Luzern 2 | 2016
Aufbruch - Hochschule Luzern Das Magazin
SPEKTRUM

                                     Fruzsina Korondi und Anna Deér
                                     Forschung auf den Strich gebracht
                                                                                                                                          Forschungsprojekt «Silk Memory» in ein
                                                                                                                                          farbenfrohes Gemälde: fliessend der Stoff
                                                                                                                                          im Vordergrund, den die etwas hochmütig
                                                                                                                                          dreinblickende Dame vor dem Computer
                                                                                                                                          begutachtet. Die Forscherinnen im Projekt
                                                                                                                                          «Silk Memory» wollen in einer Design­
                                                                                                                                          datenbank Seidenstoffe online zugänglich
                                                                                                                                          machen.
                                                                                                                                          Fruzsina Korondi und Anna Deér haben für
                                                                                                                                          das Pilotprojekt «Zeichnen über die For-
                                                                                                                                          schung» Forschenden des Departements
                                                                                                                                          Design & Kunst der Hochschule Luzern
                                                                                                                                          über die Schulter geschaut, sich in die Un-
                                                                                                                                          terlagen und Forschungsberichte vertieft
                                                                                                                                          und dann zum Stift gegriffen, um ihre
                                                                                                                                          Eindrücke zu illustrieren. Die Bandbreite
                                                                                                                                          der Bilder – von einfachen Illustra­tio­nen
                                                                                                                                          bis zu aufwendig kolorierten Bildern – spie-
                                     Die Bachelor-Studentinnen Anna Deér und Fruzsina Korondi (von links) illustrieren                    gelt auch die Vielfalt der Forschung wider.
                                     Forschungsprojekte.
                                                                                                                                          Anna Deér genoss die Arbeit daran, weil
                                     Die Illustratorin Fruzsina Korondi kann mit       Begriffe genial-einfach illustriert: Das ist das   sie ihre Vorliebe für die Designforschung,
                                     Sprühdosen alles ausdrücken. Auf einem            Erfolgsrezept von Korondis Illustrationen zum      die Freude an «geistig-theoretischer
                                     Bild nebeln sich zwei Dosen aggressiv in          Projekt «What can art do?», in dem Forschen-       Nahrung» mit der für Illustratoren typi-
                                     Farbe ein. Titel: «Konflikt». Eine Dose,          de Aspekte politischer Kunst und deren Be-         schen Suche nach passender Technik und
                                     weiss-rot-geringelt wie ein Leuchtturm,           deutung für die Gesellschaft untersuchten.         Bildsprache zusammenbringen konnte:
                                     bringt auf einem anderen Bild mit hellen          Anna Deér, wie Fruzsina Korondi Absol-             «Das war absolut erfüllend.» Sie hofft, das
                                     Sprühstreifen Licht ins Dunkel. Titel:            ventin des Bachelor Illustration Fiction an        Projekt in Zukunft mit anderen Studien
                                     «Vermittlung». Schwierig zu definierende          der Hochschule Luzern, verwandelt das              fortsetzen zu können.
Fotos: Melk Imboden, Mar tin Vogel

                                     Komplexe Sachverhalte auf den Punkt gebracht: Illustration «Vermittlung» von Fruzsina Korondi und «Silk Memory» von Anna Deér.

                                                                                                                                                          Hochschule Luzern 2 | 2016   5
Aufbruch - Hochschule Luzern Das Magazin
SPEKTRUM

Engagement in
Südosteuropa                                 Ein Tool für umweltfreundlichere
Das Departement Soziale Arbeit der           SAC-Hütten
Hochschule Luzern will helfen, die Ju-
gendarbeitslosigkeit in Mazedonien zu        Viele Hütten des Schweizer Alpen-         rechnen und vergleichen. Dazu sind im
senken. Deshalb beteiligt es sich als        Clubs (SAC) stehen auf über 2000 Me-      Tool verschiedene Standardwerte hin-
Teil eines Konsortiums an einem von          tern und sind extremen klimatischen       terlegt, zum Beispiel Kilowattstunden
der Direktion für Entwicklung und Zu-        Bedingungen ausgesetzt. Ihre Energie-     pro Mittagessen oder die Nutzungs-
sammenarbeit (DEZA) lancierten Pro-          versorgung ist deshalb nicht einfach.     grade der Raumheizung. Wichtigste
jekt – das später eventuell auf weitere      Strom liefern meistens Generatoren,       Vergleichsgrösse in der Bewertung der
Balkanstaaten ausgeweitet wird. «Wir         Wasserkraft- und Photovoltaikanla-        Varianten ist der CO2-Ausstoss. Der
erarbeiten nun die Details. Wir wollen       gen. Doch Generatoren sorgen für          SAC will die Emissionen seiner 152
eng mit der lokalen Wirtschaft zusam-        einen hohen CO2-Ausstoss, Wasser ist      Unterkünfte reduzieren. Das SAC-
menarbeiten», sagt Soziologe Bernard         nicht überall genügend verfügbar, und     Hütten-Energie-Tool liefert wichtige
Wandeler von der Hochschule Luzern.          Photovoltaikanlagen erfordern Batte-      Entscheidungsgrundlagen, wenn es
Dabei können er und sein Team auf die        rien, um die Energie zu speichern. Ste-   darum geht, zwischen betriebswirt-
Erfahrungen zurückgreifen, welche            hen also Um- oder Neubauten an, muss      schaftlichen und ökologischen Aus-
sie in Albanien gesammelt haben: Seit        vor allem die Energieversorgung gut       wirkungen abzuwägen.
2010 bildete das Departement Soziale         geplant werden. Das Zentrum für In-
Arbeit im Balkanstaat 40 Coachs von          tegrale Gebäudetechnik ZIG der Hoch-
lokalen Hilfsorganisationen und der          schule Luzern hat in Zusammenarbeit
staatlichen Arbeitsvermittlungsstelle        mit Fachleuten des SAC ein einfaches
aus, die Jugendliche aus Randgruppen         Energie-Tool ent­wickelt, das die Hüt-
wie den Roma bei der Integration in          tenwartin und die Baukommission ein-
den Arbeitsmarkt unterstützen. Das           setzen können. Nach der Eingabe der
Projekt mit der Stiftung Swisscontact        Gebäude- und Betriebsdaten lassen sich
wurde ebenso von der DEZA ins Leben          Varianten der Energieversorgung be-
gerufen. Die Kontakte führten dazu,
dass Albanien auch bei der Reform                                                               Wie viele SAC-Hütten setzt auch
des Sozialwesens auf das Know-how                                                               die Blüemlisalp auf Strom­
                                                                                                gewinnung aus Sonnenenergie.
der Hochschule Luzern setzt: Jüngst
reiste eine 19-köpfige Delegation in

                                                                      308
die Zentralschweiz, um zu sehen,
wie die Soziale Arbeit organisiert ist.
Insbesondere interessierten sich die
Sozialarbeitenden, die Fachpersonen
diverser Ministerien sowie die Poli-
tikerinnen und Politiker für die Zu-
sammenarbeit von staatlichen Stellen
mit Nichtregierungsorganisationen.                           Forschungsprojekte
«Wir müssen das Rad nicht neu er-
finden, sondern können gute Ansätze
                                             wurden an der Hochschule Luzern im Jahr 2015 mit nationalen und
anderer Länder übernehmen», sagt          internationalen Partnerinnen und Partnern neu gestartet. Das Forschungs-
Delegationsleiterin Shpresa Spahiu,              volumen betrug insgesamt mehr als 51 Millionen Franken.
Direktorin von «Help for Children».
                                           Mit der Forschung & Entwicklung leistet die grösste Bildungsinstitution
Das Programm führte die Delegation
unter anderem zur Luzerner Sozial-           der Zentralschweiz einen Beitrag zur Stärkung der Innovationskraft
direktion, wo sie von Stadtrat Martin                     von Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur.
Merki empfangen wurde.

6   Hochschule Luzern 2 | 2016
Aufbruch - Hochschule Luzern Das Magazin
SPEKTRUM

                                                              Wohneigentum macht glücklich
                                                                                                                                                           Flurin Müller
                                                              Wohneigentümerinnen sind glücklicher
                                                              als Mieter. Das zeigte vor zwei Jahren
                                                                                                            seit Jahren konstant», sagt Wanzenried.
                                                                                                            Um dem möglichen Umstand Rechnung
                                                                                                                                                           Auf der Erfolgsschiene
                                                              eine Umfrage des Bundesamts für Sta-          zu tragen, dass die Kausalität allenfalls in
                                                              tistik (BFS). Lässt diese Erkenntnis nun      die andere Richtung gehen könnte, d.h.,
                                                              den Schluss zu, dass Wohneigentum             dass nicht Wohneigentum die Zufrie-
                                                              glücklich macht? Oder ist die allgemeine      denheit bestimmt, sondern dass zufrie-
                                                              Lebenszufriedenheit von Wohneigentü-          denere Menschen eher Wohneigentum
                                                              merinnen und Wohneigentümern hö-              erwerben, tätigten die Forscherinnen
                                                              her, weil sie in den meisten Fällen mehr      zusätzliche Untersuchungen. Konkret
                                                              verdienen, materiell besser gestellt und      betrachteten sie die Zufriedenheit jener
                                                              eher verheiratet sind – alles Faktoren, die   Haushalte in der Stichprobe, die von
                                                              das Glücklichsein positiv beeinflussen        Mietern zu Eigentümern bzw. von Ei-
                                                              können? Yvonne Seiler Zimmermann              gentümern zu Mietern wurden – und bei
                                                              und Gabrielle Wanzenried von der              denen gleichzeitig alle anderen Faktoren
                                                              Hochschule Luzern wollten es genauer          der Zufriedenheit, wie Familienstruk-
                                                              wissen. Sie analysierten Datensätze aus       tur, Gesundheitszustand, Einkommen,
                                                              den Jahren 2000 bis 2014 des Schweizer        konstant blieben. Die Ergebnisse bestä-        Im Frühling kaufte Xing das Zürcher
                                                              Haushalt-Panels (SHP), einer Langzeit-        tigen das Resultat, dass der Erwerb von        Start-up BuddyBroker für 3,2 Millionen
                                                              studie zum sozialen Wandel und zu den         Wohneigentum einen positiven Einfluss          Franken. Grund ist dessen Produkt eqipia,
                                                              Lebensbedingungen der Bevölkerung in          auf die Zufriedenheit hat. Wanzenried          ein intelligentes Mitarbeitenden-Empfeh-
                                                              der Schweiz. Sie kontrollierten den Ein-      plädiert dafür, diese Resultate in die po-     lungsprogramm: So können Unternehmen
                                                              fluss von Wohneigentum mit anderen            litischen Diskussionen zur Förderung           die Empfehlungen und Netzwerke der
                                                              Glücksfaktoren wie Haushaltseinkom-           von Wohneigentum in der Schweiz ein-           eigenen Mitarbeitenden beim Besetzen
                                                              men, Familienstruktur, Wohnqualität           zubeziehen. «Zumal die hiesige Wohnei-         offener Stellen besser nutzen. Mit dieser
                                                              und Gesundheitszustand. «Die Resul-           gentumsquote mit rund 37 Prozent im            Übernahme ihrer Firma landeten die
                                                              tate erbringen empirische Evidenz, dass       internationalen Vergleich niedrig ist und      beiden Gründer Flurin Müller (30) und
                                                              Wohneigentum die Zufriedenheit von            die Schweiz den geringsten Anteil unter        Patrick Mollet (39) einen Coup. «Es ist eine
                                                              Schweizerinnen und Schweizern signifi-        allen europäischen Ländern aufweist.»          sehr schöne Bestätigung für unsere Arbeit
                                                              kant erhöht. Und dieser positive Effekt ist   www.hslu.ch/wohneigentum-zufriedenheit         in den vergangenen Jahren», sagt Müller.
                                                                                                                                                           «Wir hatten äusserst heikle Situationen zu
                                                                                                                                                           überstehen.» Den Grundstein für seinen
                                                                                                                                                           Erfolg als Unternehmer legte der gebürtige
                                                                                                                                                           Bündner vor vier Jahren an der Hochschule
                                                                                                                                                           Luzern: Für seine Bachelor-Arbeit in
                                                                                                                                                           Wirtschaftsinformatik erarbeitete er einen
Fotos: Hochschule Luzer n, zVg, Stocksy / Mattia Pelizzar i

                                                                                                                                                           Businessplan und baute darauf sein
                                                                                                                                                           Start-up auf. Doch seine Geschäftsidee –
                                                                                                                                                           ein öffentliches Job-Empfehlungsnetzwerk –
                                                                                                                                                           funktionierte nicht wie erhofft. «Wir
                                                                                                                                                           konnten uns zu wenig von der Konkurrenz
                                                                                                                                                           abgrenzen.» Deshalb schloss er sich mit
                                                                                                                                                           Mollet zusammen, der mit seiner Firma
                                                                                                                                                           ebenfalls im Personalbereich tätig war.
                                                                                                                                                           Gemeinsam lancierten sie eqipia – u.a. bei
                                                                                                                                                           Migros, Swisscom und SBB im Einsatz.
                                                                                                                                                           Müller: «Seit wir zu Xing gehören, werden
                                                                                                                                                           wir am Markt anders wahrgenommen.»
                                                              Trautes Heim: Der Erwerb von Wohneigentum beeinflusst die Zufriedenheit positiv.

                                                                                                                                                                          Hochschule Luzern 2 | 2016   7
Aufbruch - Hochschule Luzern Das Magazin
Aufbruch-
                                    stimmung
                                        In den nächsten Wochen wird mit rund 350 Studierenden und
                                 110 Mitarbeitenden knapp die Hälfte des Departements Design &
                                 Kunst nach Emmen in die Viscosistadt ziehen. Zur gleichen Zeit packen
                                 auch die Informatikerinnen und Informatiker in Horw sowie ihre
                                 Kolleginnen und Kollegen der Wirtschaftsinformatik in Luzern die
                                 Kartons, um in Rotkreuz ein gemeinsames Gebäude zu beziehen.
                                 Bei beiden Departementen geht es im Herbst 2016 um mehr als um
                                 einen Umzug von A nach B. Das Departement Design & Kunst
                                 gibt mit der Übersiedlung nach Emmen mehrere kleinere Standorte auf.
                                 Und die verschiedenen Informatikdisziplinen, bisher erst organisa-
                                 torisch zu einem neuen Departement Informatik zusammengeführt,
                                 werden in Rotkreuz schliesslich auch räumlich zusammenfinden.
                                        Gemeinsame Orte schaffen Identität. Sie erleichtern die Zusam-
                                 menarbeit, verkürzen die Wege und machen auch ökonomisch Sinn.
                                 Bis 2019 wird die Hochschule Luzern ihre Standorte von 24 auf rund
                                 die Hälfte reduzieren und in Emmen, Rotkreuz und Luzern moderne
                                 Gebäude beziehen – in Zeiten wachsender Konkurrenz und schrumpfen-
                                 der Budgets der öffentlichen Hand ein Zeichen des Aufbruchs und
                                 des Optimismus.
                                        «Den Wind können wir nicht ändern», soll Aristoteles gesagt
                                 haben, «aber wir können die Segel richtig setzen.»

                                                      Sigrid Cariola, Chefredaktorin
                                                                                                         Illustration: Philip Schaufelberger

8   Hochschule Luzern 2 | 2016
Aufbruch - Hochschule Luzern Das Magazin
Aufbruch - Hochschule Luzern Das Magazin
AUFBRUCH

                 Das Hochschulgebäude wird neue Heimat für 350 Studierende und 110 Mitarbeitende. Direkt an der Kleinen
                 Emme entsteht ein öffentlicher Park.

                                Und dann kam
                                Design & Kunst
                Im Sommer 2016 wird die Hälfte des Departements Design & Kunst in die
                  Viscosistadt nach Emmen umziehen. Für das klassische Industrieareal
               ein Zeichen des Aufbruchs. Und für angehende Designerinnen und Künstler
                       eine Chance, ihre Arbeit mitten in die Gesellschaft zu tragen.

         «Bau 745?» Die Frau in dem kleinen    Der Zaun, der das 80’000 Quadratmeter          herziehen. Studentinnen und Studenten
Gebäude hinter der Abschrankung steckt         grosse Industrieareal umgibt, wird abge-       der Studienrichtungen Animation, Video,
den Kopf aus der Tür und weist mit dem         rissen, und im westlichen Teil, am Ufer der    Camera Arts, Digital Ideation, Kunst &
Finger auf die Strasse zwischen zwei           Kleinen Emme, entsteht ein öffentlicher        Vermittlung sowie des Master Fine Arts
grauen, hohen Gebäuden. «Vorbei an 736         Park.                                          werden in Bau 745 eine neue Wirkungs-
und dann links. Passen Sie auf die Lastwa-          Die Viscosistadt ist im Umbruch. Und      stätte finden.
gen auf.» Wer die Viscosistadt in Emmen        sie ist ein Ort des Aufbruchs. Ab Septem-
betritt, ist im Moment noch so etwas wie       ber werden 110 Mitarbeitende und rund          Ein Quartier entwickelt sich In den
ein Eindringling. Das soll sich in den         350 Studierende – das ist rund die Hälfte      1960er-Jahren, zur Blütezeit der syntheti-
nächsten Monaten ändern. Grundlegend.          des Departements Design & Kunst – hier-        schen Garnherstellung, haben rund 3’500

10 Hochschule Luzern 2 | 2016
AUFBRUCH

                                                  Menschen bei der Viscosuisse ihr Brot ver-    Unterrichtsräume, Ateliers und Werkstät-         Wiedmer spürt, dass seine Ausführun-
                                                  dient. Heute produziert und verarbeitet die   ten sowie eine moderne technische Inf-       gen im Moment noch einiges an Vorstel-
                                                  Nachfolgerin Monosuisse auf dem Gelände       rastruktur mit Film- und Tonstudios. Ein     lungskraft erfordern. Er geht mit langen
                                                  mit noch rund 200 Arbeitsplätzen Spezi-       Ort, der Studierenden und Dozierenden        Schritten quer durch die Halle und breitet
                                                  algarne, und die Firma Swissflock stellt      eine inspirierende Atmosphäre bietet zum     die Arme aus. «Hier werden Studierende
                                                  weiterhin Flock für den internationalen       Lernen, Lehren und Forschen. Ihre neue       der verschiedenen Studienrichtungen ihre
                                                  Markt her. In umgenutzten Gebäu-                                                                Arbeiten ausstellen können. Wir wol-
                                                  den haben sich in den vergangenen                                                               len zeigen, was wir machen. Uns und
                                                  Jahren Dutzende von Freischaffenden                                                             natürlich auch allen, die uns besuchen
                                                  aus der Kreativwirtschaft und viele                                                             – Gästen, Passanten, Menschen, die
                                                  Gewerbebetriebe angesiedelt – Grafik-                                                           auf dem Areal arbeiten.»
                                                  und Architekturbüros, Druckereien,                                                                  Eine Bibliothek und eine Cafeteria
                                                  Aus- und Weiterbildungsbetriebe,                                                                sollen für Publikumsverkehr sorgen
                                                  Handwerker. Auch die Kunstplatt-                                                                und natürlich der kleine Kinosaal.
                                                  form Akku ist in der Viscosistadt                                                               Seine Nutzung wird nicht allein den
                                                  domiziliert.                                                                                    Studierenden des Bereichs Film vor-
                                                      «Dass die Hochschule Luzern hier-                                                           behalten sein, sondern auch Kleinver-
                                                  herzieht, wird der Entwicklung weiter                                                           anstaltern und kulturinteressierten
                                                  Schub verleihen», sagt Alain Homber-                                                            Menschen aus der Umgebung zur Ver-
                                                  ger, Geschäftsführer der Viscosistadt                                                           fügung stehen. Möglichkeiten für öf-
                                                  AG. Er sieht das Departement Design                                                             fentliche Veranstaltungen bietet auch
                                                  & Kunst als Knotenpunkt eines kreati-                                                           eine Aktionshalle auf der Nordseite
                                                  ven Netzwerks und als Katalysator für                                                           des Gebäudes.
                                                  die Öffnung eines Areals, das während
                                                  Jahrzehnten Teil der Stadt Emmen und                                                           Spuren der Vergangenheit An der
                                                  doch von ihr abgeschirmt war.                 «Wir wollen nicht nur einen                      Decke sind noch alte Krananlagen zu
                                                                                                Dialog ermöglichen, sondern                      sehen, und der ockerfarbene Boden
                                                  Kreative Arbeitsumgebung Von                    geradezu provozieren.»                         weist an einigen Stellen dunkelrote
                                                  aussen sieht es aus, als sei Bau 745                     Martin Wiedmer,                       Einlassungen auf. Eine Art modernes
                                                  schon fertig. Doch beim Öffnen der                  Vizedirektor Design & Kunst                Mosaik? Wiedmer lacht und schüttelt
                                                  Tür schlägt einem aus dem Treppen-                                                             den Kopf. «Dort standen ursprünglich
                                                  haus ein Hämmern und Klopfen ent-                                                              Webmaschinen und Testaufbauten für
                                                  gegen und der Geruch nach frischer                                                             die Versuche. Die Vertiefungen, die sie
                                                  Farbe. Herunterhängende Plastikfolie                                                           hinterlassen haben, wurden aufgefüllt.
                                                  versperrt die Sicht. Martin Wiedmer                                                            Die Böden im Gebäude sind lediglich
                                                  schiebt sie wie einen Vorhang beiseite.                                                        abgeschliffen, hier und da sieht man
                                                  Die Ausdehnung der Eingangshalle ist                                                           Gebrauchsspuren.»
                                                  gewaltig: knapp 800 Quadratmeter,                                                                  Das ist nur ein Beispiel von vielen,
                                                  auf beiden Seiten hohe Fensterfron-                                                            das zeigt, unter welcher Prämisse der
                                                  ten, durch die das Licht hereinflutet.                                                         Umbau stand: «Es galt, das Optimum
                                                       Martin Wiedmer ist Vizedirektor          Computervisualisierung des Baus 745.             aus dem Vorhandenen herauszuho-
Fotos: Pr iska Ketterer, Visualisier ung: EM 2N

                                                  am Departement Design & Kunst, er                                                              len», erklärt Alain Homberger. In den
                                                  ist ausgebildeter Architekt und Mitglied      Wirkungsstätte soll kein abgeschlossener     Umbau des fünfstöckigen Gebäudes, das
                                                  des vierköpfigen Projektleitungsteams         Ort sein, sondern durchlässig nach aussen.   über eine Nutzfläche von 12’500 Quadrat-
                                                  auf Seiten der Hochschule Luzern. Er lässt         «Für viele unserer Studienrichtungen    metern verfügt, investierte die Viscosistadt
                                                  den Blick zufrieden zur fünf Meter hohen      ist der Austausch mit der Öffentlichkeit     AG rund 24 Millionen Franken. Das Ge-
                                                  Decke schweifen und sagt: «Bei einem          von zentraler Bedeutung und Teil des Un-     bäude soll kein Prestigeobjekt sein, sondern
                                                  Neubau könnte sich das heute kein             terrichtskonzepts», erklärt Martin Wied-     zweckmässig, da waren sich Viscosistadt
                                                  Mensch mehr leisten.»                         mer. Das offen gestaltete Erdgeschoss soll   und Mieterin einig. «Ausstrahlung wollen
                                                       Innerhalb eines Jahres entstanden in     diesen Dialog nicht nur ermöglichen, son-    wir nicht über edlen Innenausbau errei-
                                                  dem 60 Jahre alten Fabrikbau grosszügige      dern geradezu provozieren.                   chen», betont Martin Wiedmer, «sondern

                                                                                                                                                            Hochschule Luzern 2 | 2016 11
Sie haben

                                                                                                                                                                                  HEFTI. HESS. MARTIGNONI.
                                                                                                                                 Uns
                                                                                                                                     e
            Ambitionen,                                                                                                        ist n r Auftr
                                                                                                                                    a        a
            wir die Heraus-                                                                                                  Zuk chhalt g
                                                                                                                                  u        ig
                                                                                                                            mit nftsges e
            forderung.                                                                                                          s        t
                                                                                                                          tro E marten altung
            www.hhm.ch/stellen                                                                                           Lösu ngineer Elek-
                                                                                                                              nge      i
                                                                                                                                  n. ng

                                                                                                                                                          Gratis im
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                                                                                                                                                          Google Play.
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                                                                                                                                   BRAIN Work
                                                                                                                                   Gincosan® bei nachlassender
                                                                                                                                   geistiger Leistungsfähigkeit mit:
                                                                                                                                   - Gedächtnisschwäche
                                                                                                                                   - Konzentrationsmangel
                                                                                                                                   - Vergesslichkeit

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                                                                                Zulassungsinhaberin: Ginsana SA
                                                   od s E
                                                     er nd           n®         Auslieferung: Vifor Consumer Health SA
                                                             e         10
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AUFBRUCH

                                          über das, was hier geschieht, was Stu-                                                     bewegen uns aus unserer Vergangen-
                                          dierende und Dozierende schaffen.»                                                         heit in die Zukunft und wollen das
                                               Ein grosszügig gestaltetes Erd-                                                       Gute hinüberretten.»
                                          geschoss, drei Stockwerke mit Un-
                                          terrichtsräumen und Ateliers, ein                                                          Platz im Zentrum Die Referenz
                                          Obergeschoss, in dem Dozierende,                                                           an die Geschichte spiegelt sich nicht
                                          Forschende sowie Mitarbeitende                                                             nur in der Architektur. Sie offenbart
                                          der Verwaltung und die Direktion                                                           sich auch in der Signaletik – etwa in
                                          ihre Arbeitsplätze haben – das ist,                                                        der pragmatischen Bezeichnung der
                                          was Besucherinnen und Besucher als                                                         Gebäude nach ihrer Assekuranznum-
                                          Erstes von Bau 745 wahrnehmen. Der                                                         mer – und in der Namensgebung für
                                          heimliche Nucleus des Gebäudes, der                                                        die Strassen und Gassen des Areals.
                                          Sound- und Technikcluster, befindet                                                        So wird es eine «Spinnereistrasse»
                                          sich jedoch im Untergeschoss.                                                              und eine «Polymerstrasse» geben, eine
                                               Der Gegensatz zu den lichten                                                          «Fadengasse» und eine «Zettelgasse».
                                          und luftigen Räumen in den oberen                                                          Das Departement Design & Kunst
                                          Stockwerken könnte kaum grösser                                                            wird die vornehme Adresse «Nyl-
                                          sein. Hier unten soll konzentriert                                                         suisseplatz 1» führen. Ein Name,
                                          und abgeschirmt von der Aussenwelt                                                         der an goldene Zeiten erinnert, als
                                          gearbeitet werden: im Filmstudio                                                           Viscosuisse die europaweit grösste
                                          mit seinen abgerundeten Wänden,                                                            Herstellerin von Nylon war. «In der
                                          einer sogenannten «Hohlkehle». Im                                                          weiteren Entwicklung des Areals», so
                                          «Schwarzraum», wo Animationsfil-                                                           Alain Homberger, «wird dieser Platz
                                          merinnen und -filmer unter Schein-                                                         eine Zentrumsfunktion erhalten.» –
                                          werferlicht ihre Figuren zum Leben                                                         Was für die Zürcher Bahnhofstrasse
                                          erwecken. Oder an den zahlreichen            Mit Liebe zum Detail: die Planung der         der Paradeplatz, wird für die Viscosi­
                                          Schnittplätzen – kleine Zellen mit           Oberlichter im Bau 745 in der Viscosistadt.   stadt dereinst der Nylsuisseplatz.
                                          schmalen hohen Fenstern und Wän-                                                                                  Sigrid Cariola
                                          den, die in einem speziellen Grauton ge-     ein «Raum-im-Raum-Konzept» verhin-
                                          strichen wurden, damit Farben und Licht      dern, dass der Schall aus dem übrigen
                                          auf dem Bildschirm so erscheinen, wie        Gebäudeteil nach innen dringt.                Eröffnungsfest 23./24.9.2016
                                          sie sind.                                        «Für eine Hochschule zu bauen, dazu       Das zweitägige Fest mit Ausstellun-
                                                                                       für den Bereich Design und Kunst mit          gen, Führungen und Konzerten
                                          Ein Bau mit vielen Funktionen «Die           seinen spezifischen Anforderungen an          beginnt am 23.9. um 16:00 Uhr.
                                          grösste Herausforderung stellte für die      das Raumkonzept, war eine besondere           www.hslu.ch/viscosistadt
                                          Architekten, die Ingenieure und die Hand-    Herausforderung», sagt Alain Homberger.
                                          werker allerdings das Aufnahmestudio         Mit EM2N beauftragte die Viscosistadt
                                                                                       AG ein Architekturbüro, das Erfahrung
                                                                                                                                                                 Save
                                             «Wir bewegen uns aus                      hat mit komplexen Umbauten und der                                        the
                                                                                                                                                                 Date
                                                                                       Metamorphose von industriell genutz-
                                          unserer Vergangenheit in die                 ten Arealen. EM2N verwandelte bereits
                                              Zukunft und wollen                       die Grossmolkerei Toni in Zürich in eine
                                           das Gute hinüberretten.»
                                                                                                                                       Freitag
                                                                                                                                       23. September

                                                                                       moderne Hochschule für Musik, Kunst             2016
Fotos: Pr iska Ketterer, Randy Tischler

                                             Alain Homberger, Geschäftsführer          und Theater.
                                                    der Viscosistadt AG
                                                                                           Auch beim Umbau in der Viscosistadt
                                                                                       erhielten die Architekten die Vorgabe, dass
                                          dar», sagt Wiedmer. Um Geräusche fern-       der industrielle Charakter des Gebäudes         Eröffnung des neuen

                                          zuhalten, wurde es in der Mitte des Grund-   erhalten bleiben soll. Das war Homberger        Standorts
                                                                                                                                       der Hochschule Luzern
                                                                                                                                       – Design & Kunst

                                          risses platziert und von einem «Speckgür-    eine Herzensangelegenheit. «Wir wollen
                                                                                                                                       in der Viscosistadt

                                                                                                                                       hslu.ch/viscosistadt
                                                                                                                                                                                     Foto: EM2N Architekten

                                          tel» umgeben, von Lagerräumen etwa, die      nicht alles niederreissen und neu begin-
                                          als Geräuschpuffer dienen. Zusätzlich soll   nen, als hätten wir keine Geschichte. Wir

                                                                                                                                                          Hochschule Luzern 2 | 2016 13
AUFBRUCH

                                     Neustart
                                    im Garten
                     Im September startet das neue Departement Informatik auf dem
                      Suurstoffi-Areal in Rotkreuz. Die Hochschule Luzern bündelt
                   damit ihre Informatik-Kompetenzen an einem Standort. Ein Ortsbesuch
                        in einem ungewöhnlichen, sich stark wandelnden Quartier.
                                                                                         Fotos: Mar tin Vogel

14 Hochschule Luzern 2 | 2016
AUFBRUCH

         Wer Rotkreuz besucht, er-                                                                         tiven Eventraum», der ausgefallene
lebt einen Ort im Wandel. Wo sich                                                                          Präsentationstechniken ermögliche,
vor wenigen Jahren ein paar Häuser                                                                         etwa, wenn grosse Datenmengen
in die Wiesen duckten, ragen heute                                                                         visualisiert werden oder Lernstoff
Neubauten in die Höhe. Deutlichs-                                                                          mit Mitteln der Kunst oder des
tes Zeichen der Veränderung: das                                                                           Theaters veranschaulicht wird.
Quartier hinter den Gleisen. Wer                                                                               Aber diesen «Eventraum» gibt
den Bahnhof verlässt, läuft zwi-                                                                           es erst ab 2019. Denn die Räume
schen Hecken und Wiesen direkt                                                                             in dem Kastenbau, S 41, und dem
auf die schwarzen Buchstaben zu,                                                                           Stelzenbau, S 12, sind eben eine
die «Suurstoffi» in die Luft schrei-                                                                       Übergangslösung. Direkt vorne
ben. Der Name geht zurück auf das                                                                          am Bahnhof, wortwörtlich auf der
«Sauerstoff- und Wasserstoff-Werk           Die Leuchtschriften sind Vorboten für den Einzug der           grünen Wiese, wird ein weiterer
AG Luzern», das bis 1966 hier Gas           Hochschule Luzern.                                             Neubau errichtet. Dann wird auch
herstellte. Auf einen «Unort» sei                                                                          der Bereich Finance des Departe-
man gestossen, sagt Hannes Wüest. Der            sie doch permanent auf der Suche nach             ments Wirtschaft, namentlich das Institut
Verwaltungsratspräsident von Zug Esta-           Informatikerinnen und Informatikern.              für Finanzdienstleistungen Zug IFZ, nach
tes, die die Suurstoffi entwickelt, verweist          Noch sieht man keine Studierenden,           Rotkreuz zügeln. Das Gebäude mit einem
auf die Rangiergleise und die Tanklager          doch weisen schon einige Spuren auf ihr           flacheren und einem Hochhausteil bietet
auf der anderen Bahnseite. Heute lenken          Kommen hin. Etwa die hochschultypischen           auf rund 14’000 Quadratmetern Platz für
den Blick Neubauten ab: Auf Stelzen              Buchstaben, die mit «Hochschule Luzern»           1’300 Studierende mit Hörsälen, Unter-
scheinen das rote und das beige Haus             und «Informatik» einen Teil des beigen            richtsräumen und Büros für 200 Mitarbei-
an den Gleisen zu stehen, so auffällig           Stelzenbaus und einen benachbarten kas-           tende. Daneben entstehen eine Bibliothek,
schmal ist der untere und so kräftig der         tenförmigen Neubau in Besitz nehmen.              eine Mensa und auf dem Suurstoffi-Areal
obere Teil. Dahinter: der Neubau von             Im Erdgeschoss entstehen fünf Hörsäle, im         100 Wohnplätze für Studierende.
Novartis. Dazwischen: moderne Wohn-              anderen Gebäude bezieht das Departement               Das ist noch Zukunftsmusik. Aber wer
häuser. Darum herum: geschwungene                auf drei Stockwerken über der Internatio-         nach Rotkreuz kommt, der weiss, dass er
Fusswege. Ein Garten mit roten Tulpen            nalen Schule eine Übergangslösung.                die hier förmlich hören kann. Bis 2022 ent-
und hohen Gräsern, Wasserfontänen, ein                                                             stehen zehn neue Gebäude, inklusive 200
Spielplatz.                                      Eine attraktive Ausstattung Alle Ge-              Wohnungen. Aber irgendwas fehlt doch
     Diesen Blick werden in naher Zu-            bäude werden nach den Bedürfnissen des            hier. Aber was? Und dann fällt es auf: Auf
kunft die Gäste des «Creabeck» geniessen         Departements eingerichtet: Büros für Do-          dem ganzen 100’000 Quadratmeter gros-
können, der auch im Garten des roten             zierende und Verwaltung, Computerlabors           sen Suurstoffi-Gelände ist keine einzige
Gebäudes Pizzen, Panini und Snacks an-           und kleinere Vorlesungssäle. Dazu Aufent-         Strasse, das ganze Gebiet ist verkehrsfrei.
bieten will. Die Gäste werden vor allem          haltsräume, eine Cafeteria, Besprechungs-         Natürlich gibt es Parkplätze, selbstver-
Studierende sein, Informatikstudierende          räume. Nein, sagt Departementsleiter René         ständlich können die Gebäude beliefert
des neuen Departements Informatik der            Hüsler, Informatiker bräuchten keine              werden. Aber das ist alles – unter der Erde.
Hochschule Luzern. Das führt die Infor-          «fancy» Ausstattung. Klar, attraktiv soll sie                               Valeria Heintges
matiker aus dem Departement Technik &            sein, eine ordentliche Internetverbindung,
Architektur in Horw mit den Wirtschafts-         ein funktionierendes Wärme- und Kühlsys-
informatikern aus dem Departement                tem für die Studierenden und all die Geräte.          Eröffnung
Wirtschaft in Luzern zusammen. In Rot-           Und Plätze für Gruppenarbeit, darauf legt             19. September 2016: Übergangs-
kreuz werden ab Herbst die Studierenden          Hüsler besonderen Wert. Aber auch die                 lösung für das neue Departement
zu System- und Applikationsentwicklern,          Computersysteme müssten nicht vor Ort                 Informatik in den Bestandsge-
zu Wirtschaftsinformatikern oder Infor-          sein, Hauptsache, der Zugriff darauf klappe           bäuden S 12 und S 41 im Quartier
matikdesignerinnen ausgebildet; hier kön-        reibungslos. Eine «flexible, inspirierende,           Suurstoffi, Rotkreuz
nen sie auch Digital Ideation studieren, das     kreative Lehr- und Lernumgebung» sei                  Herbst 2019: Neubauten für das
Informatik mit Design aus dem Departe-           wichtig, sagt Hüsler und verweist darauf,             Depar­tement Informatik und den
ment Design & Kunst verbindet. Man hofft         dass man neue Formen ausprobieren wolle,              Bereich Finance des Departements
auf 1’000 Studierende in naher Zukunft –         um «auch didaktisch einen Schritt nach                Wirtschaft, v.a. das Institut für
eine Zahl, die die Wirtschaft erfreut, ist       vorn zu machen». Er nennt einen «interak-             Finanzdienstleistungen Zug IFZ

                                                                                                                  Hochschule Luzern 2 | 2016 15
AUFBRUCH

                     Es kommt zusammen,
                     was zusammengehört
  Aktuell ist die Hochschule Luzern mit ihren über 6’000 Bachelor- und Master-Studierenden
          auf 24 Standorte verteilt. Im Jahr 2019 sollen es nur noch halb so viele sein.
   Die Departemente Design & Kunst, Musik sowie Informatik und Teile des Departements
        Wirtschaft werden neue Gebäude beziehen – in Emmen, Luzern und Rotkreuz.

                                                           Emmen
                                                              D&K –
                                      Design & Kunst          Viscosistadt
      2016 Umzug der Hälfte des Departements* in den
           Umbau: 6020 Emmenbrücke, Nylsuisseplatz 1
  Raum für rund 350 Studierende und 110 Mitarbeitende                                                                             Luzern
                     Fläche: rund 12’500 Quadratmeter
                  Eigentümer / Investor: Viscosistadt AG
                       Umbaukosten: rund 24 Mio. CHF
                              Architekten: EM2N, Zürich

*Der Konkordatsrat hat die Hochschule Luzern beauftragt,
  die Verschiebung der 2. Hälfte des Departements nach                                                                      D&K –
                                      Emmen zu planen.                                                                      Sentimatt 1
                                                                                                                         D&K –
                                                                                                                         Lädelistrasse 12
                                                                                                    D&K –
                                                                                  Baselstrasse 61/61A/61B
                             Horw                                                                                         W – Frankenstrasse 7/9
                                                                      D&K – Grossmatte 28/30
                                                                                                                              M – Zentralstrasse 18
                            T&A – Technikumstrasse 21
                                                                                                                     M – Obergrundstrasse 13
                                        T&A – Ebenaustrasse 14/20

   Technik & Architektur
 2024 Sanierung und Er-
weiterung Campus Horw,
    Technikumstrasse 21
 Ein Masterplan ist beim
 Kanton Luzern in Arbeit.

                                                                                                                      Musik           M – Kriens
          Hergiswil                                                    2019 Umzug in den Neubau: 6010 Kriens, Arsenalstrasse
                                                                        Raum für rund 500 Studierende und 200 Mitarbeitende

            T&A – Seestrasse 41                                                              Fläche: rund 9’000 Quadratmeter                Kriens
                                                                                Eigentümer / Investor: Luzerner Pensionskasse
                                                                                          Baukosten: 70 Mio. CHF (exkl. Land)
                                                              Architekten: Enzmann Fischer & Büro Konstrukt AG, Zürich / Luzern

16 Hochschule Luzern 2 | 2016
2016 Umzug

               2019 Umzug

               R&S – Rektorat & Services
                                                                                                             Zug
               T&A – Technik & Architektur
                                                                                                                            W–
               W – Wirtschaft
                                                                                                                            Grafenauweg 10
               I – Informatik

               S – Soziale Arbeit

               D&K – Design & Kunst                                                                        Informatik (Etappe 1: Übergangslösung)

               M – Musik                     Rotkreuz                                                      2016 Umzug: 6343 Rotkreuz,
                                                                                                           Suurstoffi 12/41
                                                                                                           Raum für rund 500 Studierende und
                                                                                                           80 Mitarbeitende der Bereiche Informa-
                                                                                                           tik (Horw) und Wirtschaftsinformatik
                                                             I – Suurstoffi 12/41                          (Luzern)
                                                             I, W – Suurstoffi Neubau

                                                             Informatik (Etappe 2) und Teile des Departements Wirtschaft
                                                             (Bereich Finance)
                                                             2019 Umzug in den Neubau: 6343 Rotkreuz, Suurstoffi
                                                             Raum für rund 1’400 Studierende und 200 Mitarbeitende

                                                             Fläche: rund 14’000 Quadratmeter
M – Dreilindenstrasse 93                                     Eigentümer / Investor: Zug Estates AG
                                                             Baukosten: offen
                                                             Architekten: Büro Konstrukt AG & Manetsch Meier AG, Luzern / Zürich

                                                                                                                                                Infografik: Robert Bossart, Dozent der Hochschule Luzern; Gisela Buob, Reflector Visuelle Gestaltung; Quellen: Hochschule Luzern
M – Mariahilfgasse 2A

D&K – Rössligasse 12

            S – Inseliquai 12B
      W – Zentralstrasse 9

                       S – Werftestrasse 1

                R&S – Werftestrasse 4
                                                                                                ZG

                                                             LU
W – Rösslimatte 48                                                                                           SZ

                                                                                    NW
                                                                      OW
                                                                                                     UR

                                      Mehr zur Infrastrukturent-
                                      wicklung sehen Sie im Film
                                      «Hochschule im Aufbruch»:
                                      www.hslu.ch/mz2201

                                                                                                                      Hochschule Luzern 2 | 2016 17
PLÄDOYER

Verortung schafft
Identität
        Designerinnen und Künstler sind spezialisiert auf
die Zukunft, sie erproben leidenschaftlich das Neue
und wissen, dass die Welt auch eine andere sein könnte.
Das notwendige Gegenstück zu dieser Leidenschaft
für das Künftige ist die Verortung, sei dies an einem Ort,
in einer Haltung oder in einer Tradition. Erst aus
diesen Verortungen heraus schöpfen Designer und
Künstlerinnen ihre Kraft, die Region mit der Welt und
das Lokale mit dem Globalen zu verbinden.
        Verortung ist wichtig für Institutionen und Men-
schen. Der Pass mit Heimatort und Nationalität gibt
wichtige Hinweise zur Identität einer Person. Aber auch              Gabriela Christen, Direktorin des Departements
                                                                     Design & Kunst der Hochschule Luzern, plädiert
Institutionen brauchen Identität und Verortung. Für                  für eine Entwicklung, die auf Tradition basiert,
die älteste Kunstgewerbeschule der Deutschschweiz, das               durch Innovation vorangetrieben wird und sich
                                                                     in der Zukunft verortet.
heutige Departement Design & Kunst der Hochschule
Luzern, war diese Verortung nun beinahe 140 Jahre lang
in der Rössligasse, mitten in der Altstadt von Luzern.       Informatikern werden sich hier 2019 auch Teile des
In einem ehemaligen Kloster hatte die gestalterische         Departements Wirtschaft ansiedeln. Und das Departe-
Ausbildung der Zentralschweiz 1877 ihre erste Heimat.        ment Musik erhält in Kriens einen inspirierenden
Dieses Mutterhaus verlässt Design & Kunst nun end-           Neubau. Die Fachhochschule der Zentralschweiz verteilt
gültig, um nordwärts aufzubrechen. Ab dem Sommer             sich künftig neben Luzern auch auf die Agglomerations-
2016 zieht rund die Hälfte der Studierenden, der Mitar-      gemeinden und den Kanton Zug. Diese breite Aufstel-
beitenden und der Direktion von Design & Kunst in            lung der Hochschule in alten Industriearealen und neuen
die Viscosistadt in Emmenbrücke, während die andere          Entwicklungsgebieten verläuft parallel zur wirtschaft-
Hälfte vorerst in der Baselstrasse / Sentimatt bleibt.       lichen Entwicklung der Region: Wo früher in Textil-
        Sich neu verorten heisst aber nicht nur, sich neue   fabriken und Stahlwerken die industrielle Revolution
Territorien anzueignen, sondern auch frische Bande zu        stattgefunden hat, ziehen heute gleichzeitig Unterneh-
Menschen und Unternehmen zu knüpfen. Und auch die            men, Start-ups, Bildungs- und Forschungsinstitutionen
bestehenden Freunde und Kooperationspartner müssen           ein. Auf diesen ehemaligen Industriearealen entwickeln
auf diesen Weg mitgenommen werden. Diese Aufgabe             wir uns als Fachhochschule der Zentralschweiz gemein-
der Verortung gilt ebenso für die Hochschule Luzern als      sam mit unserer Region: Basierend auf der Tradition,
                                                                                                                        Foto: Ingo Höhn

Ganzes: Auch das Departement Informatik lässt sich an        bewegt durch Innovation, treiben wir die Entwicklung
einem neuen Ort nieder – in Rotkreuz, im Kanton Zug.         der Region voran und verorten uns gemeinsam in der
Unter einem Dach mit den Informatikerinnen und               Zukunft: nordwärts, ostwärts, südwärts und westwärts.

18 Hochschule Luzern 2 | 2016
Informieren Sie sich.

                Das Departement Informatik
                       stellt sich vor

       Flyer nicht mehr vorhanden? Schreiben Sie eine E-Mail
       mit Ihrer Adresse an info@hslu.ch. Wir liefern ihn nach.
AUFBRUCH

                         Schöne Aussichten
                             Die Hochschule Luzern konzentriert ihre Standorte.
                      Das bedeutet Umzüge und Veränderungen für Studierende und
                         Mitarbeitende. Aber es löst auch ausserhalb der Hochschule
                      viel aus. Sechs Beteiligte beleuchten den Aufbruch aus ihrer Sicht.

20 Hochschule Luzern 2 | 2016
AUFBRUCH

                                                           Urs Schmidiger, Umzugs­­-                     Vorgabe beschriften und befüllen. «Dafür        600 Laufmeter Bücher, dazu x Umzugsbo-
                                                           koordi­nator Hochschule Luzern                müssen wir wiederum frühzeitig infor-           xen mit den Unterlagen und dem Material
                                                                                                         mieren und die Regeln bekanntgeben»,            der Mitarbeitenden. «Damit nur das mit-
                                                                                                         sagt er. Sein Ziel ist klar: «Wir möchten die   genommen wird, was am neuen Stand-
                                                           Als Erstes: entrümpeln                        Arbeitsunterbrüche für die Mitarbeiten-         ort auch gebraucht wird, gab es für beide
                                                           Gute Vorbereitung ist die halbe Miete. Das    den so kurz wie möglich halten.» Deshalb        Departemente Entsorgungstage. Dafür
                                                           weiss auch Urs Schmidiger, Leiter Gebäude­    wird jeweils Donnerstag und/oder Freitag
                                                           dienste der Hochschule Luzern und Verant-     gezügelt. «So könnten wir bei einer Ver-
                                                           wortlicher für die anstehenden Umzüge der     zögerung auch auf das Wochenende aus-
                                                                                                                                                           «Wir möchten die Arbeits-
                                                           Departemente Informatik sowie Design &        weichen.» Für den Umzug der rund 80 Ar-
                                                                                                                                                             unterbrüche für die
                                                           Kunst diesen Sommer. Ihm zur Seite stehen     beitsplätze des Departements Informatik            Mitarbeitenden so kurz
                                                           Mitarbeitende der beteiligten internen Ab-    nach Rotkreuz ist ein Tag vorgesehen. Für           wie möglich halten.»
                                                           teilungen und die Umzugsunternehmen.          den des Departements Design & Kunst un-                      Urs Schmidiger
                                                           Gemeinsam planen sie die Details: von der     gefähr zehn. «Von 5 Standorten werden
                                                           Beschriftung der Zügelboxen bis zur Instal-   96 Arbeitsplätze, 64 Ateliers, 25 Werk-         hatten wir grosse Mulden bestellt», sagt
                                                           lation der IT-Geräte am neuen Ort. Schmi-     stätten, 14 Sitzungs- und Seminarräume,         Schmidiger und lacht. So unterscheiden
                                                           diger betont, dass auch die Mitarbeitenden    1 Bibliothek und unzählige Stellwände           sich zumindest in dieser Hinsicht die zwei
                                                           viel dazu beitragen können, damit die Um-     verpackt, eingeladen und nach Emmen-            Grossumzüge der Hochschule Luzern gar
                                                           züge reibungslos über die Bühne gehen –       brücke transportiert», sagt Schmidiger. Ins-    nicht so sehr von einem privaten Umzug.
                                                           beispielsweise indem sie ihre Boxen nach      gesamt sind es fast 4’000 Möbelstücke und       Auch hier heisst es als Erstes: entrümpeln!

                                                           Fabian Kaufmann, Gesamtleiter                 erst in der Bauphase», erklärt Kaufmann,        kommt, dass ein öffentliches Musik- und
                                                           Generalplaner Neubau Departement              der seit über zwei Jahren am Projekt ar-        Hochschulgebäude besonderen Anforde-
                                                           Musik, ab 2019 in Kriens
                                                                                                         beitet. «Besonders herausfordernd war,          rungen gerecht werden muss. «Ein Pianist
                                                                                                         dass dem Bauplatz und dem Budget re-            hat andere Bedürfnisse als eine Forscherin,
                                                           Ein Gebäude, das                              lativ enge Grenzen gesetzt sind.» Hinzu         ein administrativer Mitarbeiter oder eine
                                                                                                                                                              Konzertbesucherin», so Kaufmann.
                                                           klingt                                                                                             Grösster Knackpunkt: die Bau- und
                                                           Schon bald beginnen in Luzern Süd                                                                  Raumakustik. Sie muss «top» sein.
                                                           die Bauarbeiten für den Neubau des                                                                 Gleichzeitig dürfen sich Geräusche
                                                           Departements Musik. «Das wird nicht                                                                nicht über Wände und Decken aus-
                                                           irgendein Gebäude, sondern ein wah-                                                                breiten. «Dafür braucht es geeignete
                                                           res Kraftwerk für die Musik», freut                                                                Materialien und eine optimale Schall-
                                                           sich Architekt Fabian Kaufmann.                                                                    dämmung. Wir lösen das beispiels-
                                                           Spürbar werde dies nicht nur in den                                                                weise mit speziellen Akustikziegeln
Foto: Angel Sanchez, Texte: Yvonne Anliker, Simone Busch

                                                           vielen Probe- und Unterrichtsräu-                                                                  und einem Haus-im-Haus-Konzept.»
                                                           men, sondern auch in den Foyers je-                                                                Trotzdem solle das Gebäudeinnere
                                                           des Stockwerks, die mit vier «Klang-                                                               nicht komplett schalldicht sein,
                                                           türmen» eingefasst sind. Sie sollen                                                                betont Kaufmann. «Man darf mer-
                                                           den «Sound» im Gebäude durch das                                                                   ken, dass darin musiziert wird.» Auf
                                                           Haus tragen und Studierende so-                                                                    einen Moment freut sich Kaufmann
                                                           wie Mitarbeitende auf dem Weg in                                                                   besonders: «Wenn ich das erste Mal
                                                           den Übungsraum oder zum Arbeits-                                                                   im grossen Konzertsaal sitze, dem
                                                           platz begleiten. Bis der Entwurf eine                                                              eigentlichen Herzstück des Neubaus,
                                                           fassbare Gestalt annimmt, dauert es                                                                und erlebe, wie die Musik, das Publi-
                                                           aber noch: «Wie gut die Denkarbeit                                                                 kum und das Gebäude zusammen
                                                           im Vorfeld wirklich war und wo es                                                                  klingen.»
                                                           noch Anpassungen braucht, zeigt sich          «Das wird ein wahres Kraftwerk der Musik.»          www.hslu.ch/neubau-musik

                                                                                                                                                                        Hochschule Luzern 2 | 2016 21
AUFBRUCH

Christoph Lengwiler und Linard
Nadig, Co-Leiter Institut für
Finanzdienstleistungen Zug IFZ

Standort mit
Ausstrahlung
Nächstes Jahr wird das Institut für
Finanzdienstleistungen Zug IFZ der
Hochschule Luzern 20 Jahre alt. Es ist
ein Jubiläum unter besonderen Vor-
zeichen: Das Institut, das seit seinen
Anfängen quasi als «Aussenposten»
des Departements Wirtschaft vis-à-vis
dem Bahnhof Zug zu Hause ist, wird
2019 nach Rotkreuz in einen Neubau
ziehen, gemeinsam mit dem Departe-
ment Informatik.
     Die beiden Institutsleiter Christoph
Lengwiler und Linard Nadig machen
keinen Hehl daraus, dass sie ursprüng-
lich lieber am angestammten Ort ge-
blieben wären. «Das IFZ ist in der Stadt
Zug etabliert», sagt Nadig. «Wir fra-
gen uns, wie sich der Standortwechsel
auf die Nachfrage nach unseren Aus-
und Weiterbildungen auswirken wird.»
Doch die beiden wollen vor allem nach
vorne schauen. «Unsere Inhalte müs-
sen gesamtschweizerisch so attraktiv
und die Reputation des IFZ so gut sein,
dass es zweitrangig ist, wo wir sie an-
bieten», so Lengwiler. Und schliess-
lich liegt Rotkreuz nur wenige Bahn-
oder Autominuten von Zug entfernt,
direkt auf der Achse Luzern – Zürich,
und ist auch aus dem Aargau rasch zu
erreichen.
     Die beiden Institutsleiter haben sich    «Arbeiten wir ab 2019 mit der              Christoph Lengwiler. «Arbeiten wir un-
vorgenommen, in den nächsten drei Jah-          Informatik unter einem                   ter einem Dach, steigen die Chancen für
ren noch einmal richtig Schwung zu ho-        Dach, steigen die Chancen für              gemeinsame Projekte – in der Forschung
len, um dann den Standortwechsel gut                                                     sowie in der Aus- und Weiterbildung.»
                                                 gemeinsame Projekte.»
meistern zu können. Das IFZ will für                                                         Die Institutsleiter setzen zudem auf
                                                        Christoph Lengwiler
das Departement Wirtschaft ein starkes                                                   die Attraktivität des neuen Gebäudes, das
Standbein im Kanton Zug sein und das                                                     direkt neben dem Bahnhof Rotkreuz ent-
Angebot sogar noch ausbauen. Für min-                                                    steht. Linard Nadig: «Mit einem modernen
destens eines der Themenfelder, die es be-    die Digitalisierung im Bank- und Finanz-   Hochschulgebäude an dieser Lage erhof-
reits seit einigen Jahren intensiv bearbei-   wesen. «Wir sehen hier diverse Anknüp-     fen wir uns mehr Sichtbarkeit und eine
tet, ergeben sich mit der räumlichen Nähe     fungspunkte mit den Kolleginnen und Kol-   stärkere Ausstrahlung in die benachbar-
zur Informatik zusätzliche Perspektiven:      legen des Departements Informatik», so     ten Kantone.»

22 Hochschule Luzern 2 | 2016
AUFBRUCH

                                                                                                 Rolf Born, Gemeindepräsident                 Weihnachten 2013 klar war, dass ein
                                                                                                 von Emmen                                    ganzes Departement der Hochschule
                                                                                                                                              Luzern zu uns zügeln würde, war das
                                                                                                 Von der «Bronx» zum                          für mich das schönste Geschenk», sagt
                                                                                                                                              Born noch heute. «Jetzt erwarten wir
                                                                                                 Kreativviertel                               mit grosser Offenheit, wie der Um-
                                                                                                 Um zu erklären, was der Umzug des De-        zug Emmen und besonders die Vis-
                                                                                                 partements Design & Kunst für Emmen          cosistadt verändern wird.» Die Studie-
                                                                                                 bedeutet, muss Gemeindepräsident Rolf        renden werden Leben in das vorher
                                                                                                 Born ein wenig zurückschauen. 2004 ha-       abgesperrte Areal bringen. Denn die
                                                                                                 ben 40 Personen aus Politik, Verwaltung,     Viscosuisse, die ihm den Namen gab,
                                                                                                 Wirtschaft und Vereinen in einem Seminar     benötigt nur noch ein Viertel des Ge-
                                                                                                 der Hochschule St. Gallen darüber nach-      ländes. Emmen kann das Image «Em-
                                                                                                 gedacht, wie man das Bild der Gemeinde       menbronx» neu deuten, wenn der
                                                                                                 Emmen verbessern könnte. Das Ergeb-          Ausdruck in Zukunft nicht mehr nur
                                                                                                 nis war ein Katalog mit 72 Massnahmen        mit den vielen Arbeitern und der In-
                                                                                                 und Zielen. Ein Punkt lautete: eine Hoch-    dustrie, sondern mit Design & Kunst
                                                                                                 schulinstitution nach Emmen holen. «Als      in Verbindung gebracht wird. «Wir
                                                                                                                                              haben die Talsohle durchschritten»,
                                                                                                                                              sagt Born, schliesslich habe Emmen «ei-       Hochschule zieht, beginne das neue Ne-
                                                                                                   «Wir erwarten mit grosser                  nen Haufen Qualitäten»: die Lage, die In-     ben- und Miteinanders von Industrie und
                                                                                                   Offenheit, wie der Umzug                   frastruktur, den Ruf als Wirtschaftsstand-    Bildung in Emmen. Denn, sagt Born, und
                                                                                                    der Hochschule Luzern                     ort und das Entwicklungspotenzial der         jetzt hört man den Stolz deutlich, «nicht
                                                                                                   Emmen verändern wird.»                     Viscosistadt, eines Areals so gross wie die   jede Gemeinde unserer Grösse hat eine
                                                                                                                 Rolf Born                    Luzerner Altstadt. Im Bau 745, in den die     Hochschule».
Fotos: Angel Sanchez, Texte: Yvonne Anliker, Simone Busch, Sigr id Car iola, Valer ia Heintges

                                                                                                 Hannes Wüest, Verwaltungs-                                                                      ten», sagt Wüest. Auch in einem Haus
                                                                                                 ratspräsident Zug Estates                                                                       gleiche kaum eine Wohnung der an-
                                                                                                                                                                                                 deren. «Und wir verfolgen die Vision
                                                                                                 Zukunftsquartier                                                                                eines Zero-Zero-Konzepts, mit erneu-
                                                                                                                                                                                                 erbarer Energie und ohne CO2-Emis-
                                                                                                 mit Grünfaktor                                                                                  sionen.» Immer mehr Firmen suchten
                                                                                                 Man spüre es heute fast nicht mehr,                                                             den Standort danach aus, ob der öko-
                                                                                                 aber vor sechs, sieben Jahren noch sei                                                          logische Footprint hohen Standards
                                                                                                 die Suurstoffi in Rotkreuz ein «Unort»                                                          entspricht und in einem attraktiven
                                                                                                 gewesen, sagt Hannes Wüest, Ver-                                                                Umfeld liegt. Das hat Novartis ebenso
                                                                                                 waltungsratspräsident Zug Estates,                                                              überzeugt wie die Carsharing-Firma
                                                                                                 gegenüber dem grossen Tanklager,                                                                Mobility, die Swiss International
                                                                                                 neben dem SBB-Abspannwerk und hin-                                                         School und das Meinungsforschungs­
                                                                                                 ter den riesigen Rangieranlagen, die vor                                                   institut GfK. «Eine hochrangige Bil­­
                                                                                                 sich hin lärmten. «Für uns von Zug Esta-        «Für uns war klar: Wir                     dungsinstitution als Ankermieter wie die
                                                                                                 tes war klar, dass wir nur eine Chance ha-       können hier nur ein                       Hochschule Luzern mit dem Departement
                                                                                                 ben, ein Quartier zu entwickeln, wenn wir     Quartier entwickeln, wenn                    Informatik und dem Finance-Bereich des
                                                                                                 weiter gehen als der Durchschnitt, mit ei-         wir weitergehen                         Departements Wirtschaft dynamisiert den
                                                                                                 nem verkehrsfreien Quartier, eigenständi-       als der Durchschnitt.»                     ganzen Prozess und stärkt das Image der
                                                                                                 ger Architektur, einem einladenden Gar-                   Hannes Wüest                     Suurstoffi», gibt sich Wüest überzeugt.

                                                                                                                                                                                                           Hochschule Luzern 2 | 2016 23
AUFBRUCH

                       Reiseleitung gesucht
                    Die einen sind in Aufbruchsstimmung, andere skeptisch: Verändern
                Organisationen sich, ist dieser Weg ins Unbekannte für viele eine Belastung.
                     Erik Nagel, Spezialist für Change Management an der Hochschule
                  Luzern, weiss, wie es gelingt, in der Veränderung eine Chance zu sehen.

        Erik Nagel, wann                                                                          Führungsgremiums. Menschen
haben Sie zuletzt gedacht:                                                                        lassen sich einfach nur ungern wie
«Oh nein, nicht schon wieder                                                                      Objekte hin und her schieben.
alles anders!»?
Daran kann ich mich nicht er-                                                                     Wie können die Verantwortli-
innern. Veränderungen machen                                                                      chen bei Mitarbeitenden Neu-
mich in der Regel neugierig. Ich                                                                  gier wecken?
denke, das geht den meisten Menschen        Das sehe ich nicht so. Meistens sind nicht   Indem sie sie in den Veränderungsprozess
                                                                                                                                       Foto: Stocksy / Guille Faingold, Hochschule Luzer n

so. Und gerade Neugier ist ein wichtiger    die Veränderungen selbst das Problem, son-   einbinden, sie auffordern, sich zu äussern.
Faktor beim Change Management.              dern die Art und Weise, wie sie gestaltet    Top-down-Entscheide, also «Vorgaben von
                                            werden. Wenn jemand einfach übergan-         oben», sind kontraproduktiv und stossen
Inwiefern?                                  gen oder vor vollendete Tatsachen gestellt   auf wenig Akzeptanz – und sind oft der
Wenn eine Organisation sich neu aufstel-    wird, provoziert das Widerstand unter den    Grund, warum ein Change Management
len will, muss sie bei den Mitarbeitenden   Mitarbeitenden oder auch innerhalb eines     harzt. Die Mitarbeitenden müssen in Work-
die Lust auf das Neue wecken.                                                            shops oder Diskussionsrunden ihre Mei-
                                                                                         nung sagen können.
Oft provozieren Veränderungen wie            «Eine Organisation muss
Umstrukturierungen doch eher Ängste         Mitarbeitenden eine Heimat                   Werden solche Workshops und Diskus-
und Widerstand.                                       bieten.»                           sionsrunden nicht oft als Alibiübungen

24 Hochschule Luzern 2 | 2016
AUFBRUCH

wahrgenommen? Die Mitarbeiten-                  Was waren die grössten Auslöser für             Wie kann eine Organisation Wider-
den können ja selten wirklich mitbe-            Änderungsprozesse im Unternehmen?               stand bei einem Veränderungspro-
stimmen, wohin die Reise geht.                                                   37 %           zess produktiv nutzen?
Nur dann, wenn die Führung sie als Ali-         Veränderungen in der Unternehmensstruktur       Der grosse Vorteil von Widerstand ist,
biübung inszeniert. Die Mitarbeitenden                                           37 %           dass er etwas zum Vorschein bringt:
sollten nicht einfach auf eine Reise ge-        Führungswechsel                                 Unzufriedenheit, andere Wertvorstel-
schickt werden, sondern eine «Reise-                                            36 %            lungen, sachliche Differenzen. Nur in-
route» und ein «Reiseziel» tatsächlich          Neuausrichtung durch Veränderungen              dem man das erkennt, kann man damit
mitdiskutieren oder mitgestalten kön-           der Märkte                                      arbeiten und daraus lernen.
nen – selbst dann, wenn schmerzhafte                                            36 %

Einschnitte wie etwa der Abbau von              Einführung neuer Informationstechnologien       Kann Widerstand einen Verände-
Stellen vorgenommen werden müssen.                                             35 %             rungsprozess auch hemmen oder
                                                Programme zur Effizienzsteigerung               zum Erliegen bringen?
Was sollten Führungskräfte in Verän-                              19 %                          Auf jeden Fall. Widerstand kann eine
derungsprozessen grundsätzlich tun?             Fusion oder strategische Kooperation            ganze Organisation lähmen, nämlich
Sie sollten bereit sein, sich zu exponie-                  15 %                                 dann, wenn er als Verhalten «kultiviert»
ren, mit den Mitarbeitenden zu disku-           Internationalisierung des Unternehmens          wird, es beispielsweise zum guten Ton
tieren, zuzuhören und eine ernsthafte,             6%                                           gehört, alles, was vom Management
echte Auseinandersetzung zu führen.             Druck durch Börsenanalysten                     kommt, abzulehnen. Daraus lässt sich
Und sich besinnen. Veränderungen wer-                                                           aber nicht schlussfolgern, dass die
den zu häufig mit Reorganisation gleich-        300 Führungskräfte aus Deutschland              Widerstandbietenden Unrecht haben.
gesetzt, in kurzen Abständen werden             nannten Auslöser für Veränderungen
bestehende Bereiche und Teams immer             innerhalb des Unternehmens (Mehrfach-           Gehen Organisationen mit einer fla-
wieder aufgelöst und neue gebildet.             nennung möglich). QUELLE: OSB INTERNATIONAL     chen Hierarchie besser mit Verände-
                                                                                                rungen um als solche, die stark hier-
Warum ist das unangemessen?                                                                     archisch aufgebaut sind?
Dynamik erfordert Stabilität. Eine Organi-                                                    Wenn sie dazu noch kollaborativ arbei-
sation muss Mitarbeitenden eine Heimat          Was hat Sie irritiert?                        ten und gemeinsam die Spielregeln entwi-
bieten. Sie ist ein lebendiger Organismus mit   Er machte einen schweren Fehler. Anstatt      ckeln, ja. Dann funktioniert der Austausch
sozialen Einheiten und verlässlichen Bezie-     die Ängste ernst zu nehmen und mit den        von Wissen, und die Mitarbeitenden lösen
hungen. Finden immer wieder Reorganisati-       Mitarbeitenden die Situation zu klären,       anstehende Probleme auch gemeinsam.
onen statt, müssen diese Beziehungen stän-      hat er das Problem nicht nur unter den        Doch in einem Veränderungsprozess ist
dig neu aufgebaut werden. Organisationen        Teppich gekehrt, sondern noch verschlim-      nicht allein die Durchlässigkeit zwischen
sind aber insbesondere dann leistungsfähig,     mert. Als Führungskraft hätte er dafür        den Hierarchiestufen wichtig. Es braucht
wenn sie «wie geschmiert» laufen. Gerade        sorgen müssen, dass die Angstkultur ab-       auch die Bereitschaft, über fachliche und
dann kann sich ihr Potenzial entfalten.         gebaut und eine Vertrauenskultur aufge-       kulturelle Grenzen hinweg zusammen-
                                                baut wird.                                    zuarbeiten.         Interview: Sarah Nigg
Manche Mitarbeitenden schweigen
vielleicht lieber, weil sie Angst davor         Wie entsteht eine Vertrauenskultur?
haben, sich zu exponieren oder ihren            Lässt sich diese von «oben» entwickeln?                  Buchtipp zum Thema
Job zu verlieren. Wie kann eine solche          Vertrauen entsteht dann, wenn Einfluss                   Erik Nagel, Glücksfall Wider-
Situation verhindert werden?                    genommen werden kann – zwischen Mit-                     stand: Vom produktiven
Ich habe einen solchen Fall tatsächlich         arbeitenden und zwischen Mitarbeitenden                  Umgang mit ganz normalen
einmal erlebt, als ich ein Seminar in einer     und Führungspersonen. Führungskräfte                     Ausnahmen.
Verwaltungsabteilung leitete. Die Mitar-        müssen beispielsweise auch die Grösse
beitenden gaben zu verstehen, dass sie          haben, bei gewichtigen Gegenargumen-                              Erik Nagel
Angst haben, ihrem Chef ihre Meinung            ten Entscheidungen anzupassen oder gar                            Co-Leiter Institut für
mitzuteilen. Der Chef war auch im Raum          zurückzunehmen. Natürlich nicht ständig                           Betriebs- und
und hörte sich das an. Am Schluss stand er      – aber es muss möglich sein. Ganz zentral                         Regionalökonomie
auf und sagte: «Es gibt hier keine Angst.»      ist, dass ein konstruktiver Umgang mit                            IBR der Hochschule
Ich war völlig irritiert – alle waren es.       Widerstand stattfindet.                                           Luzern

                                                                                                             Hochschule Luzern 2 | 2016 25
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