Baden ist. Umwelt - Umweltbericht 2010 - Stadt Baden

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Baden ist. Umwelt - Umweltbericht 2010 - Stadt Baden
Baden ist.
Umwelt

                     www.baden.ch/stadtoekologie

Umweltbericht 2010
Baden ist. Umwelt - Umweltbericht 2010 - Stadt Baden
Baden ist. Umwelt - Umweltbericht 2010 - Stadt Baden
Umweltbericht der Stadt Baden
Baden ist. Umwelt - Umweltbericht 2010 - Stadt Baden
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Herausgeberin                                                  Der Umweltbericht steht in elektronischer
Stadt Baden, Stadtökologie                                     Form (pdf) zur Verfügung:
                                                               www.baden.ch/umweltbericht
Projektleitung
Corinne Schmidlin, Stadtökologie
                                                               Bezugsquelle
Idee, Konzept, Gesamtredaktion                                 STADT BADEN
von salis communication AG, Zürich                             Stadtökologie
                                                               Roter Turm
Gestaltung, Layout, Satz                                       Rathausgasse 5
Girod Gründisch, Baden                                         5401 Baden
                                                               Telefon 056 200 82 57
Textbeiträge                                                   stadtoekologie@baden.ag.ch
Hugo Aerni           Planung und Bau                           www.baden.ch/stadtoekologie
Markus Bitterli      Planung und Bau
Aris Gavriilidis     Planung und Bau                           Baden, September 2010
Wladimir Gorko       Entwicklungsplanung
Markus Gsell         Regionalwerke Baden
Martin Koch          Tiefbau
Corinne Schmidlin    Stadtökologie
Georg Schoop         Stadtforstamt/Stadtökologie
Martin Sennhauser    Energiefachstelle
Thomas Stirnemann    Werkhof
Christoph Umbricht   Regionalwerke Baden
Rolf Wegmann         Entwicklungsplanung
René Zolliker        Planung und Bau

Begleitkommission
Markus Bitterli      Planung und Bau
Thomas Burger        Natur- und Umweltkommission
Waldimir Gorko       Entwicklungsplanung
Barbara Jacober      Umweltingenieurin ETH
Corinne Schmidlin    Stadtökologie
Georg Schoop         Stadtökologie/Stadtforstamt

Zeichnungen und Illustrationen
5. Klasse von Roswitha Bachmann (Schulhaus Rütihof)
5. Klasse von Martina Wuillemin (Schulhaus Meierhof)
4. Klasse von Kinga John (Schulhaus Meierhof)
5. Klasse von Oliver Pfister (Schulhaus Ländli)
4. Klasse von Julia Grieder/Edith Keller (Schulhaus Tannegg)

Druck
buag Grafisches Unternehmen AG
Gedruckt auf Rebello Recycling FSC
Baden ist. Umwelt - Umweltbericht 2010 - Stadt Baden
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Kinder- und damit zukunftsgerecht
Dass der Umweltbericht der Stadt Baden von Badener Schul-

                                                                       Sabrina Boes, 5. Klasse Rütihof
kindern illustriert worden ist, ist mehr als eine gestalterische
Laune. Nicht nur, dass Kinder ihre Umgebung und die Ver-
änderungen in ihrer vertrauten Umgebung mit grosser Emp-
findsamkeit wahrnehmen. Kinder sind oft die Leidtragenden,
wenn die Erwachsenen die Welt umbauen, sie praktischer,
effizienter, eben: erwachsenengerechter machen. Die Illust-
rationen in diesem Bericht zeugen davon, wie sensibel Kin-
der solche Veränderungen wahrnehmen. Sie künden vom
Wunsch nach einer unbeschädigten, einer kindergerechten
Umwelt.

Kinder haben das Anrecht auf solch eine Umwelt. Es muss
unser Anliegen und es muss unsere Aufgabe sein, ihnen eine
Welt weiterzugeben, die sie ihrerseits mit gutem Gewissen an
ihre Kinder und Kindeskinder weitergeben können.

Der Erhalt der Umwelt gehört mit zu den grössten und
wichtigsten Aufgaben der Politik – nicht nur der lokalen und
regionalen. Diese Aufgabe ist eine Weltaufgabe. Just das
verpflichtet uns, in unserer unmittelbaren Umgebung alles zu
unternehmen, damit die Herausforderung auch im grossen
Ganzen angepackt und bewältigt werden kann.

Die Stadt Baden unternimmt seit Jahren viel für die Umwelt.
Der Umweltbericht listet auf, was unternommen wird, aber
auch, was noch unternommen werden soll, damit wir unseren
Kindern eine lebenswerte Welt weitergeben können.

Kinder können mit dem Begriff Ökobilanz nichts anfangen.
Die Bilder in diesem Bericht zeigen aber, was sie sich von
den Erwachsenen wünschen, damit diese Bilanz positiv und
somit kinder- und zukunftsgerecht ist.

Stefan Attiger
Stadtammann Stadt Baden
Baden ist. Umwelt - Umweltbericht 2010 - Stadt Baden
6   Inhalt

 7   Einleitung

 9   Stadtentwicklung

15   Tätigkeiten der Stadtverwaltung

21   Mobilität

27   Energie

35   Abfall

39   Boden und Altlasten

47   Klima

53   Lärm

59   Lichtverschmutzung

63   Nichtionisierende Strahlung

67   Luft

75   Natur und Landschaft

87   Wasser

95   Making-of
Baden ist. Umwelt - Umweltbericht 2010 - Stadt Baden
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Einleitung
Die Stadt Baden strebt eine hohe Le-          Der Umweltbericht ist kein Massnah-
bensqualität für ihre Bewohner und Be­-       menplan und er legt damit auch keine
wohnerinnen an. Eine der wichtigsten          Ziele fest. Er stellt den Zustand der Um-
Voraussetzungen dafür ist eine intakte        welt in der Stadt Baden dar und zeigt
Umwelt.                                       auf, was mit den realisierten Massnah-
    Zur Lösung der anstehenden Um-            men erreicht wurde. Der Handlungsbe-
weltprobleme ist ein umfassendes Wis-         darf kann aus den kapitelweise geführ-
sen über den Zustand der städtischen          ten Interviews mit internen und externen
Umwelt unabdingbar. Mit dem Umwelt­           Fachpersonen abgeleitet werden. In die-
bericht 2010 wird erstmals seit 1996          sem Sinn soll der Umweltbericht auch
wieder ein Gesamtüberblick über den           Grundlage sein für die Planung der künf-
Zustand der Badener Umwelt geboten.           tigen Umweltpolitik der Stadt Baden.
    Die Relevanz der Umweltthemen                 Kinderzeichnungen ziehen sich wie
hat sich in den letzten 15 Jahren kaum        ein roter Faden durch den ganzen Be-
verändert. Einzelne Themen wie der            richt und sollen allen Lesern und Leserin­
Klimaschutz haben jedoch an Bedeu-            nen in Erinnerung rufen, dass die Aus­
tung gewonnen. Andere Arbeitsbereiche         einandersetzung mit dem Thema Umwelt
wie beispielsweise die nichtionisierende      vor allem auch eine Generationen­frage
Strahlung sind neu dazugekommen.              ist und dass ein sorgsamer Umgang mit
    Der Umweltbericht Baden 2010 in-          unseren Ressourcen und mit unserer
formiert über die Umweltauswirkungen          Umwelt nicht zuletzt auch im Interesse
unserer Tätigkeiten im Verkehrs-, Ener-       unserer Kinder und Enkelkinder ist.
gie- und Stadtentwicklungsbereich und
beschreibt den Zustand der einzel-
nen Umweltgüter wie Luft, Boden und
Wasser.
    Es wäre selbstverständlich wün-
schenswert, wenn bei allen Bereichen
zur Beurteilung des Zustands umfang-
reiche, aussagekräftige badenspezifi-
sche Daten zur Verfügung stehen wür-
den. Entsprechend der Grösse der Stadt
Baden und der zur Verfügung stehen-
den Ressourcen ist dies für Baden lei-
der nicht überall der Fall. Hier helfen ge-
samtschweizerische Daten weiter oder
die Qualität wird mit Worten umschrie-
ben. Die einzelnen Kapitel wurden von
den in der Stadtverwaltung zuständigen
Fachpersonen verfasst.
Baden ist. Umwelt - Umweltbericht 2010 - Stadt Baden
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Baden ist. Umwelt - Umweltbericht 2010 - Stadt Baden
Stadtentwicklung
                                                     9

Elias Diehl, 4. Klasse Meierhof
Baden ist. Umwelt - Umweltbericht 2010 - Stadt Baden
10    Stadtentwicklung

Stadtentwicklung
In der Stadt Baden steht wachsenden Einwohner- und                                        Die Beschäftigten in Baden arbeiten in
Beschäftigtenzahlen ein begrenzter Siedlungsraum gegen-                                   insgesamt 1'611 Betrieben, davon ge-
                                                                                          hören 1'433 (87,4%) dem dritten Sektor
über: Zur Schonung der Ressource Boden verfolgt Baden                                     (Dienstleistungen) an. Die Betriebe sind
eine Strategie der inneren Verdichtung. 1982 betrug die                                   vorwiegend in der Innenstadt Nord
Siedlungsfläche 276.8 m2 pro Einwohner, im Jahr 2007                                      (14'600 Beschäftigte) und in Dättwil
                                                                                          (6'400 Beschäftigte) angesiedelt. Damit
waren es noch 259.1 m2. Und: Baden wird an zentralen
                                                                                          ist Dättwil nicht nur zweitgrösstes Wohn-
Lagen in Zukunft vermehrt in die Höhe wachsen.                                            quartier (3'100 Einwohner) sondern auch
                                                                                          ein wichtiger Wirtschaftstand­ort. 2
                                                                                              Das Planungsleitbild 1998 legte meh-
Baden ist eine Kleinstadt mit ausser-      und Meierhof zwischen 1995 und 2009            rere Handlungsschwerpunkte 3 zur Stadt-
ordentlicher Attraktivität und Dynamik.    nahezu konstant. Im regionalen Ver-            entwicklung fest, der Fokus richtete sich
Für die Wirtschaft sind geografische       gleich ist die Wachstumsdynamik Ba-            auf die Innenstadt (Baden Nord, Bäder,
Lage oder hochqualifizierte Arbeitskräf-   dens zwischen 1995 und 2009 mit                öffentliche Räume etc.). Umgesetzt wur-
te wichtige Kriterien, für private Haus-   13,2% respektive 2'109 Personen durch-         den mehrere Projekte und Vorhaben; in
haltungen steht die Lebensqualität im      schnittlich1. 1                                Baden Nord und im Bäderquartier ging
Vordergrund: Das historisch geprägte           Im Jahr 2008 zählte die Stadt 25'5352      es primär um den gesetzlichen Rahmen
Stadtbild oder Quartiere mit besonde-      Beschäftigte – und damit deutlich mehr         für die Entwicklung (Entwicklungsricht-
rem Charme gehören ebenso dazu wie         Arbeitsplätze als Einwohner. Der Wirt-         pläne). Mit dem Umbau des Bahnhofs
die Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten oder     schaftsstandort profitierte von der nach       (2001) und der Neustrukturierung der um-
Erholungsgebieten am Wasser und im         2005 zurückkehrenden Industrie (Sektor         liegenden Areale entstand nicht nur eine
Wald. Allerdings: Die Raumverhältnisse     2). Das Gesamtwachstum der Beschäf-            leistungsfähige Drehscheibe für den öf-
in Baden für zusätzliches Wachstum sind    tigung seit 1994 beträgt 27% (+5'410           fentlichen Verkehr, sondern auch eine
begrenzt. Verdichtung ohne Qualitäts­      Beschäftigte). Im Gleichschritt mit der        Verbindung zum Quartier Baden Nord.
verlust heisst deshalb die anspruchsvol-   Bevölkerung nahm auch die Beschäf-             Das Merker-Ensemble und das Falken-
le Herausforderung für die Gestaltung      tigungszahl nach 2005 sprunghaft zu            Gebäude sind gelungene Beispiele der
der städtischen Zukunft.                   (+3'796 Beschäftigte).                         Stadterneuerung, auch in der Innenstadt
    2010 zählte Baden auf einer Sied-
lungsfläche von 444 Hektar rund 18'000
Einwohner und Einwohnerinnen und mehr                                                                                             Yannick Bräm, 4. Klasse Meierhof

als 25'000 Beschäftigte. Diese Werte
sind bezeichnend für die Entwicklung in
den letzten zehn Jahren und spiegeln
die überdurchschnittliche Mobilität wie
auch den hohen Druck auf den Sied-
lungsraum.
    Die Einwohnerschaft der Stadt nahm
zwischen 1995 und 2000 nur unwesen­t­-
lich zu, mit grösseren Wachstumsra-
ten in den Quartieren Dättwil und Rüti-
hof. Auch in den Jahren 2001 bis 2004
wurde eine schwache Wachstumsdyna-
mik beobachtet. Ein Wachstumsschub
erfolgte ab 2005 und liess die Badener
Bevölkerung bis Ende 2009 auf 18'133
Personen ansteigen. Ab 2005 liegen die
Wachstumsschwerpunkte neben Rüti­
hof in der Innenstadt Nord. Dagegen        Die Überbauung Merker-Park: Früher Industrieareal, heute Wohnraum mit 45 Wohnungen
blieb die Bevölkerung im Kappelerhof       ist ein gutes Beispiel für die sinnvolle Verdichtung der Innenstadt.
11

sind eine Reihe von öffentlichen Räu-
men umgestaltet und aufgewertet wor-
den. Auch das Naherholungsgebiet auf                        1    Veränderung der Wohnbevölkerung Stadt Baden
der Baldegg hat nach dem Umbau des                               1995–2009                                                                                                                     1    Ver
traditionsreichen Restaurants an Reiz
und Beliebtheit zugelegt.                               20'000                                                                                                Rütihof                      20'000
    Der Wohnungsbestand wuchs zwi-                      18'000                                                                                                Meierhof                     18'000
schen 1998 und 2008 um 16,8%, das sind                  16'000                                                                                                Kappelerhof                  16'000
1'327 Einheiten4. Am stärksten nahm die                 14'000                                                                                                Innenstadt Süd               14'000
Anzahl der 4-Zimmer-Wohnungen zu                        12'000                                                                                                Innenstadt Nord              12'000
(+477 Einheiten). Dieser Wohnungstyp                    10'000                                                                                                Dättwil                      10'000
umfasst nun 27,8% des Gesamtbestan­                      8'000                                                                                                Allmend                       8'000
des und verweist 3-Zimmer-Wohnungen                      6'000                                                                                                                              6'000
auf Platz 2. Die Bestände der 5- bzw.                    4'000                                                                                                                              4'000
3-Zimmer-Wohnungen nahmen um 337                         2'000                                                                                                                              2'000
bzw. 292 Einheiten zu, die Anzahl der                       0                                                                                                                                  0
1-Zimmer-Wohnungen nahm dagegen                                         1995                 2000                  2005                   2009                                                       19

ab (-124) 5. Im Gegensatz zum Woh-
nungsbestand nahm die Bevölkerung
nur um 10,5% zu, und der Vergleich ver-                     2    Voll- und Teilzeitbeschäftigte Stadt Baden
anschaulicht den allgemeinen Trend zu                            1975–2008
mehr Wohnfläche. Da nur wenig Wohn-
raum leer steht – im Jahr 2008 betrug die               30'000                                                                                                Sektor 3 (Dienstleistung)
Leerwohnziffer 0,39% – kann Baden als                   25'000                                                                                                Sektor 2 (Industrie)
sehr attraktiver Wohnort gelten 6. 3                    20'000                                                                                                Sektor 1 (Landwirtschaft)
                                                                           33.6%          44%            69%            65%            64%          62%
    Die Aussenquartiere und dabei ins-                  15'000
besondere Dättwil haben an Bedeutung                    10'000
gewonnen, dort befinden sich noch                        5'000             66%            55,7%          30.7%          34.7%          35.7%        37.7%

Entwicklungsreserven. Im Galgenbuck,                        0
                                                                           0.4%           0.3%           0.3%           0.3%           0.3%         0.3%

Dättwil, soll ein familienfreundliches                              1975           1985           1994           2001           2005           2008

Stadtquartier für über 1'000 neue Ein-
wohner entstehen. In Meier- und Kap-
pelerhof werden auf Langfristigkeit aus­-                   3    Wohnungsbestand Stadt Baden
gelegte Entwicklungsprogramme ver-                               nach Zimmerzahl 2008
folgt. Für das Brisgi-Areal im Kappe-
                                                                 in %
lerhof werden 2011 Studien für ein neu-                    40                                                                                                 Stadt Baden

                                                           35                                                                                                 Kanton AG

                                                           30                                                                                                 Schweiz

                                                           25
1 Killwangen +31%, Freienwil +22%, Ehrendingen +21%,
  Spreitenbach +19%, Turgi +17%, Würenlos +14%             20

2 Statistisches Amt des Kantons Aargau,                    15
  Betriebszählung 2008                                     10
3 Stadt Baden, Planungsleitbild 1998; Handlungs­            5
  schwerpunkte Baden Nord, Bäderquartier Baden-
  Ennetbaden, Qualität der Stadtquartiere, Baden            0
  als Wohnort und Mobilität                                          1 Zimmer        2 Zimmer        3 Zimmer           4 Zimmer        5+ Zimmer

4 1998 bis 2008 wurden in Baden und in den Badener
  Nachbargemeinden 3676 Wohneinheiten erstellt

5 Statistisches Amt des Kantons Aargau, Statistisches
  Jahrbuch der Stadt Baden, 2009
                                                            4    Siedlungsfläche* pro Einwohner Stadt Baden
6 Bundesamt für Statistik,                                       Fläche (m 2/Ew)                                                       Einwohnerzahl
  Modellierung Fahrländer Partner, 2009                   280                                                                                               20'000       Siedlungsfläche
                                                                                                                                                            18'000
                                                          275                                                                                               16'000       Einwohnerzahl

                                                          270                                                                                               14'000
                                                                                                                                                            12'000
                                                          265                                                                                               10'000
                                                                                                                                                             8'000
12     Stadtentwicklung

es Nutzungskonzept erarbeitet. Auf der      der Industrie-, Gewerbe- und Gebäude­-                                   den immer mehr Menschen Arbeits- und
Allmend ist das Belvédère-Areal als         areale zurückzuführen (44 ha) und ging                                   Wohnraum beanspruchen, werden sich
Wohngebiet für den oberen Mittelstand       vor allem zu Lasten der Landwirtschaft,                                  die Siedlungsflächen immer mehr ver-
vorgesehen.                                 die im entsprechenden Zeitraum 49 ha                                     dichten.
                                            oder 30% der Fläche verloren hat7.
Nutzungsarten und                               Der absoluten Flächenzunahme                                         Stadtentwicklung der
Areal­statistik 4 5                         steht seit 1982 aber wegen des Bevöl-                                    inneren Verdichtung
Die Siedlungsfläche in Baden mit In-        kerungswachstums eine Abnahme der                                        Aufgrund der schwindenen Baulandre­
dustrie-, Gewerbe- und Gebäudea-            pro Kopf verfügbaren Siedlungsfläche                                     serven insbesondere in der Innenstadt
realen, Verkehrsflächen sowie Erho-         gegenüber: 1982 betrug die Siedlungs-                                    stagnierte in den 90er-Jahren die Zahl
lungs- und Grünanlagen hat zwischen         fläche 276.8 m2 pro Einwohner, im Jahr                                   der Bewohner und Bewohnerinnen. Um
1982 und 2007 gesamthaft um 54 ha           2007 waren es noch 259.1 m2. Die wei-                                    den Mangel an Bauland wettzuma-
zugenommen. Die absolute Zunahme            ter steigende Einwohnerzahl akzentu-                                     chen, wurde in der damaligen Revision
ist insbesondere auf die Vergrösserung      iert diese Entwicklung, und weil in Ba-                                  der Bau- und Nutzungsordnung (BNO)

«Innere Verdichtung und Verbesserung der Lebensqualität»
Immer mehr Menschen wohnen und              lungspotenzial! Innere Verdichtung und                                   Wie kann Baden die Zielkonflikte mit
arbeiten in Baden. Was bedeutet das         effizientere Nutzung des vorhandenen                                     Verdichtung, Erhalt von Grünflächen
für die Stadtentwicklung?                   Siedlungsraums heissen die Vorgaben                                      und Wachstum in Einklang bringen?
Grundsätzlich sind steigende Einwohner-     der Stadtentwicklung. Wir legen dabei                                    Baden wird in Zukunft vermehrt in
und Beschäftigtenzahlen ja ein gutes        Schwerpunkte auf eine effizientere                                       die Höhe wachsen müssen. Wir wollen
Zeichen. Es zeigt, dass die Lebensquali-    Nutzung der überbauten Zonen und des                                     kein Manhattan an der Limmat. Aber
tät in Baden von den Menschen als           verfügbaren Baulands sowie auf leerste-                                  namentlich in Baden Nord sind im
 gut wahrgenommen wird und dass wir         hende oder schlecht genutzte Parzellen.                                  Grundsatz Hochbauten möglich. Diese
der Wirtschaft gute Rahmenbedin­­-          Die Revitalisierung des Merker-Areals                                    Potenziale müssen wir nutzen.
g­ungen bieten.                             ist ein gutes Beispiel dieser Tendenz.
                                                                                                                     Mehr Einwohner und mehr Beschäftig-
In den letzten 25 Jahren gingen auf                                                                                  te bedeuten auch mehr Verkehr!
                                                                                      Noah Loos, 5. Klasse Rütihof

Stadtgebiet 49 Hektar Landwirt-                                                                                      Den zusätzlichen Verkehr wollen wir vor
schafts- und Kulturland verloren ...                                                                                 allem mit öffentlichen Verkehrsmitteln
Die Verbesserung der Lebensqualität und                                                                              und der Förderung des Langsamverkehrs
damit auch die Beibehaltung einer gross-                                                                             bewältigen. Dazu brauchen wir zusätzli-
zügigen Durchgrünung hat hohe Priorität.                                                                             che Angebote und eine Verdichtung der
Wir müssen dabei unterschiedliche Inter-                                                                             Fahrpläne. Den Verkehr lenken, steuern
essen und Vorgaben in Einklang bringen.                                                                              und bewirtschaften sind Ansätze des
Grünflächen und unverbaute Erholungs-                                                                                Verkehrsmanagements, mit denen die
räume namentlich im Stadtzentrum sind                                                                                Ressourcen der bestehenden Verkehrs­
wichtige Bestandteile der Lebensqualität.                                                                            anlagen effizient genutzt werden sollen.
Mit der Grünflächenziffer wollen wir                                                                                 Neben den betrieblichen Massnahmen
den Anteil an unverbauten Grünflächen                                                                                ist die Verkehrsinfrastruktur mittelfristig
auf hohem Niveau halten.                                                                                             gezielt zu ergänzen. Der Mittelbedarf
                                                                                                                     ist erheblich, die Finanzierung und der
Bietet Baden in Zukunft überhaupt                                                                                    politische Konsens sind ungewiss.
noch Platz für mehr Menschen und
mehr Unternehmen?                                                                                                    Rolf Wegmann ist Leiter der Entwicklungs­
Ja, die Stadt Baden hat noch Entwick-                                                                                planung der Stadt Baden.
1975           1985          1994           2001        2005          2008
                                                                   3   Wohnungsbestand Stadt Baden
                                                                       nach Zimmerzahl 2008
                                                                   3   Wohnungsbestand Stadt Baden
                                                                       in %
                                                                  40   nach Zimmerzahl 2008                                                                   Stadt Baden            13
                                                                  35                                                                                          Kanton AG
                                                                       in %
                                                                  40
                                                                  30                                                                                          Stadt Baden
                                                                                                                                                              Schweiz
                                                                  35
                                                                  25                                                                                          Kanton AG

                                                                  30
                                                                  20                                                                                          Schweiz

                                                                  25
                                                                  15
                                                                  20
                                                                  10
                                                                  15
                                                                   5
                                                                  10
                                                                   0
                                                                   5       1 Zimmer         2 Zimmer      3 Zimmer           4 Zimmer    5+ Zimmer

 die «Verdichtung nach innen» formuliert                           0
– mit besonderem Augenmerk auf leer-                                       1 Zimmer         2 Zimmer      3 Zimmer           4 Zimmer    5+ Zimmer

 stehende oder schlecht genutzte Par-                              4   Siedlungsfläche* pro Einwohner Stadt Baden
 zellen sowie brachliegende Industriege-
                                                                       Fläche (m 2/Ew)                                                   Einwohnerzahl
 lände. Allerdings musste in den letzten                           4
                                                                 280   Siedlungsfläche* pro Einwohner Stadt Baden                                        20'000         Siedlungsfläche
 Jahren nun festgestellt werden, dass die                                                                                                                18'000
                                                                 275   Fläche (m 2/Ew)                                                   Einwohnerzahl   16'000         Einwohnerzahl
 Verdichtung von der Innenstadt auch auf                         280
                                                                 270                                                                                     14'000
                                                                                                                                                         20'000         Siedlungsfläche
                                                                                                                                                         12'000
                                                                                                                                                         18'000
 Badener Wohnquartiere übergriff und                             275
                                                                 265                                                                                     10'000
                                                                                                                                                         16'000         Einwohnerzahl
 die dort vorhandene grosszügige Durch-                                                                                                                   8'000
                                                                                                                                                         14'000
                                                                 270
                                                                 260                                                                                      6'000
                                                                                                                                                         12'000
 grünung gefährdete. Besonders gross                             265
                                                                 255                                                                                      4'000
                                                                                                                                                         10'000
                                                                                                                                                          2'000
                                                                                                                                                          8'000
 ist der Druck in den zentralen Quartie-                         260
                                                                   0                                                                                      0
                                                                                                                                                          6'000
 ren Martinsberg, Allmend und Meierhof.                          255             1982                          1994                      2007                4'000
                                                                                                                                                             2'000
 Mit der aktuellen Teilrevision der BNO                            0 *Industrie- und Gewerbeareal, Gebäudeareal, Verkehrsflächen,                            0
 soll mit einer Grünflächenziffer versucht                             Erholungs- und Grünanlagen. 1994
                                                                               1982                                                      2007

 werden, die Lebensqualität trotz Ver-                             5   Bodennutzung Stadt Baden
 dichtung und Siedlungserneuerung zu
                                                                       Fläche in ha
 erhalten. Über die Grünflächenziffer soll                         5
                                                                1400   Bodennutzung Stadt Baden                                                               Landwirtschaftsflächen
 eine übermässige Belegung von Grund-                                                 163                     127                114
                                                                1200   Fläche in ha                                                                           Siedlungsflächen
 stücken mit Baukörpern und befestigten                         1400
                                                                1000                                                                                          Landwirtschaftsflächen
                                                                                                                                                              Wald
                                                                                      390
                                                                                      163                     428
                                                                                                              127                444
                                                                                                                                 114
 Flächen verhindert werden, um so die un-                       1200
                                                                 800                                                                                          Siedlungsflächen
                                                                                                                                                              Unproduktive Flächen
 terschiedlichen Eigenheiten der Quartie-                       1000
                                                                 600
                                                                                                                                                              (v.a. Gewässer)
                                                                                                                                                              Wald
                                                                                      390                     428                444
 re möglichst beibehalten zu können. Mit                         800
                                                                 400
                                                                                      742                     739                736
                                                                                                                                                              Unproduktive Flächen
                                                                                                                                                              (v.a. Gewässer)
 der Tatsache, dass in der Stadt Baden                           600
                                                                 200
 im Jahr 2003 bereits 92% der ausge-                             400
                                                                   0
                                                                                      742
                                                                                      23                      739
                                                                                                              24                 736
                                                                                                                                 24

 schiedenen Wohnzonen überbaut waren,                            200          1982               1994                   2007
 bleibt der Umgang mit knappem Raum                                0
                                                                                      23                      24                 24

 unter Beibehaltung einer guten Lebens-                                       1982               1994                   2007

 qualität eine grosse Herausforderung.                             4   Siedlungsfläche pro Einwohner – Aarau

                                                                       Fläche (m 2/Ew)                                                   Einwohnerzahl
                                                                   4
                                                                 335   Siedlungsfläche pro Einwohner – Aarau                                             20'000         Siedlungsfläche
  Mehr Infos:                                                    330                                                                                                    Einwohnerzahl
                                                                       Fläche (m 2/Ew)                                                   Einwohnerzahl
– Aktuelles Planungsleitbild:                                                                                                                            15'000
                                                                 335
                                                                 325                                                                                     20'000         Siedlungsfläche
                                                                                                                                                                                          Dorit Bosshard, 4. Klasse Meierhof

  www.planungsleitbild.baden.ch
– Statistisches Jahrbuch Baden:                                  330
                                                                 320                                                                                                    Einwohnerzahl
                                                                                                                                                         10'000
                                                                                                                                                         15'000
  www.baden.ch/statistik_grundlagen                              325
                                                                 315
– Online Arealstatistik:                                         320
                                                                 310
                                                                                                                                                         5'000
  www.ag.ch/geoportal > Online Karten                                                                                                                    10'000
                                                                 315
                                                                 305
  > Kartenthema > Statistik, Demografie
– Daten und Analysen zur Arealstatistik:                         310
                                                                   0                                                                                     0
                                                                                                                                                         5'000
  www.bfs.admin.ch > Themen > Raum, Umwelt >                     305             1982                          1994                      2006
  Bodennutzung und -bedeckung                                      0                                                                                     0
                                                                                 1982                          1994                      2006

7 Bundesamt für Statistik, Arealstatistik

8 Studie zur Erneuerung und Verdichtung der städtischen   Weidende Kühe in Dättwil: 49 ha Landwirtschaftsfläche gingen in den letzten 25 Jahren durch
  Wohnquartiere, 30. Januar 2008, Werner Schibli          Überbauung verloren, so auch dieses Grünland.
14
15

Tätigkeiten der Stadtverwaltung

                                  Yannick Bräm, 4. Klasse Meierhof
16     Tätigkeiten der Stadtverwaltung

Tätigkeiten der Stadtverwaltung
Die Stadt Baden geht in Sachen Nachhaltigkeit mit gutem                                       mehr als die Hälfte des Papierver-
Beispiel voran. Beschaffungswesen, Grünflächenbewirt-                                         brauchs Recyclingpapier (mehrheitlich
                                                                                              grau) ein und wurde mit dieser damals
schaftung oder Winterdienst werden wenn möglich an                                            pionierhaften Leistung von anderen
Kriterien der Nachhaltigkeit ausgerichtet. Immer wichtiger                                    Städten zum Vorbild genommen. Leider
werden Öko-Sponsoring und Umweltkommunikation –                                               nahm der Anteil an Recyclingpapier
                                                                                              nach wenigen Jahren wieder ab und
mit den Umweltwochen als wichtigster Massnahme.
                                                                                              es wurde fast nur noch ökologisch be-
                                                                                              denkliches Frischfaserpapier eingekauft
Manche Umweltprobleme sind durch             logischen und immer mehr auch der               – der Grund: Fehlende Akzeptanz für das
den in den letzten Jahrzehnten stark an-     nachhaltigen Beschaffung eine Vorrei-            graue Papier.
gestiegenen Konsum verursacht. Der           terrolle einnehmen, zusammenarbeiten                 Mit der Einführung der neuen Dach-
private und öffentliche Konsum in den        und Erfahrungen austauschen.                     marke als Kommunikationsrichtlinie der
Industrieländern ist heute mehr als dop-         Im Rahmen des Legislaturziels zur            Badener Stadtbehörde im Jahr 2007
pelt so gross wie noch 1975 und steigt       nachhaltigen Verwaltungsführung hat              wurde ein neuer Anlauf gestartet. Die
munter weiter. 86% des weltweiten Kon-       sich die Stadt Baden verpflichtet, das           grundsätzliche Verwendung von weis-
sums werden von 20% der Weltbevölke-         Beschaffungswesen zu überprüfen und              sem hundertprozentigem Recycling-
rung verantwortet. Die Industrieländer      – wenn notwendig – Massnahmen oder                papier für praktisch alle Anwendungen
sind also in der Pflicht, ganz besonders     Richtlinien zu erlassen. Die Arbeiten            wurde im Manual für die Anwendung der
die öffentliche Hand.                        dazu wurden erst in Angriff genommen.            Dachmarke verbindlich festgeschrieben.
    In der Schweiz werden insgesamt          Trotzdem geht die Stadt Baden in man-                Das Papier ist mit dem «Blauen Engel»
rund 30 Mrd. Franken jährlich für das        chen Bereichen bereits mit gutem Bei-            zertifiziert und kommt ohne optische
Beschaffungswesen ausgegeben. Ge-            spiel voran.                                     Aufheller, Chlor, halogenierte Bleichche­
bäude- und Infrastrukturbau, Büroaus-                                                         mikalien oder EDTA (Ethylendiamintetra-
rüstung, Mobiliar, Reinigung und Unter-     Papier                                            Essigsäure) aus. Hergestellt wird es aus
halt, Nahrungsmittel, Kleider, Textilien    Die Stadt Baden setzte im Jahr 1995 für           Abfällen aus Druckereien, Couvert­   her­
und vieles mehr werden von den öffent-
lichen Verwaltungen eingekauft.

                                                                                                                                      Samuel Fischer, 4. Klasse Tannegg
    Bei grossen Mengen kann Einfluss
genommen werden auf Produktion und
Angebot. Nicht das auf den ersten Blick
günstigste Produkt soll erworben wer-
den, auch Kriterien der Qualität (Lebens-
dauer, Umweltverträglichkeit, Reparier­
fähigkeit usw.) sowie Rohstoff- und
Herstellungsart sollen vermehrt in die
Beurteilung miteinfliessen. Im Sinn der
Nachhaltigkeit sind zudem auch soziale
Kriterien wie Arbeitsbedingungen, Men-
schenrechte und Gesundheitsförderung
miteinzubeziehen. Die Überprüfung und
Bewertung der gesellschaftlichen Krite-
rien ist anspruchsvoll und steckt noch in
den Kinderschuhen.
    Die Stadt Baden ist seit 2009 Mit-
glied der IGÖB (Interessengemeinschaft
ökologische Beschaffung). In der IGÖB
sind Behörden auf Bundes-, Kantons-
und Kommunalebene zusammenge-               Das Papierlager der städtischen Hausdruckerei: Praktisch für alle Anwendungen wird auf
schlossen, die im Bereich der öko-          100% Recyclingpapier gezählt.
17

stellern und anderen Verarbeitungsbe-       Für IT-Geräte kommen weitere Richtli-       mit geringen Salzmengen bei Extremsi-
trieben. Für besondere Drucksachen          nien zur Anwendung. Neben Vorgaben          tuationen) besser abgeschnitten als die
wird Papier aus 70% recycliertem und        bezüglich Energieverbrauch zeigen die       Weissräumung mit Splitteinsatz. Seither
30% FSC-Papier eingesetzt. Recycling-       Richtlinien Strategien, wie Computer        werden ebene Quartierstrassen weiss
papier benötigt bei der Herstellung rund    künftig weniger häufig ersetzt werden       geräumt. Allerdings wird bei extremen
dreimal weniger Wasser und Energie als      müssen. Defekte Geräte werden mög-          Schneeverhältnissen (Eisregen oder an-
Frischfaserpapier.                          lichst vor Ort repariert. Für die Klima-    dauernde Eisglätte) auch auf diesen
    2009 wurden in der Stadtverwaltung,     tisierung des neuen Rechenzentrums          Strassen Salz in geringen Mengen ein-
der Sekundar- und der Bezirksschule         wird ein umweltfreundliches Kühlsystem      gesetzt.
Baden ca. 3 Mio. Blatt A4 und ca.           auf der Basis von Kaltwasser und Aus-           Problematisch sind vor allem Wet-
307'000 Blatt A3 des neuen Recycling-       senluft eingesetzt.                         terlagen mit Minustemperaturen in der
papiers verwendet. In der Primarschule          Bei der Beschaffung neuer Multi-        Nacht und Plustemperaturen am Tag.
wird das Recyclingpapier noch nicht         funktionsgeräte konnte durch eine pas-      Bei Schneeschmelze während des Ta-
flächendeckend eingesetzt. Hier besteht     sende Planung die Zahl der Geräte für       ges können sich Eisplatten bilden, die
noch Handlungsbedarf.                       Drucken, Kopieren, Scannen und Faxen        auch maschinell nicht mehr entfernt
                                            von 129 Geräten auf 71 (exkl. Gerä-         werden können. Aufwändige Handarbeit
Bauen                                       te in den Schulanlagen) reduziert wer-      und massiver Salzeinsatz sind die Folge.
Seit 1998 wurde bei Bauten der Stadt        den. Potenzial besteht auch im Bereich          In den vergangenen Wintersaisons
Baden die Dokumentation Bauökolo-           Recycling, etwa bei der Rückgabe von        wurden zwischen 80 und 400 t Salz be-
gie mit den bauökologischen Grundsät-       Verpackungsmaterial.                        nötigt – in Abhängigkeit der Intensität
zen und Merkblätter nach Baukosten-             Neben der Anwendung der Beschaf-        des Winters. Der Winterdienst erfordert
plan (BKP) angewendet. Der Aufwand          fungsrichtlinien werden die Mitarbeiten-    eine weitsichtige Planung. Das Winter-
der Aktualisierung dieses von mehreren      den per Internet dazu angehalten, die       dienstkonzept wird im Hinblick auf den
Städten verwendeten Instrumentes wur-       empfohlenen Energiesparmassnahmen           kommenden Winter nochmals überar-
de zwischenzeitlich zu gross. Wie viele     im Arbeitsalltag umzusetzen.                beitet, frei nach dem Motto: Salz um-
andere öffentliche Bauherren stützt sich                                                weltgerecht streuen. So viel wie nötig –
die Sadt Baden beim Planen, Bauen und       Winterdienst                                so wenig wie möglich!
Betrieb ihrer Liegenschaften seit 2010      Der Winterdienst ist für den Werkhof ein
auf die Empfehlungen der KBOB (Ko­          Balanceakt zwischen den Ansprüchen          Grünflächenbewirtschaftung
ordination der Bau- und Liegenschafts-      der Fahrzeuglenker/Fussgänger und ei-        Sämtliche öffentlichen Grünanlagen wie
organe des Bundes) und wendet die           nem vernünftigen und umweltgerechten         Sport- und Spielwiesen, Schulhaus- und
Merkblätter, Richtlinien und Empfeh-        Einsatz der zur Verfügung stehenden          Kindergartenumgebungen, Gartenanla-
lungen der Plattform «eco-bau» an. Die      Mittel.                                      gen, Park- und Strassenbäume werden
entsprechenden Planungswerkzeuge                Verkehrsteilnehmer und -teilnehmer­      vom Werkhof betreut. Ein übergeordne-
unterstützen eine nachhaltige, ökologi-     innen erwarten gleichbleibend gute           tes Grünflächenmanagement, welches
sche und gesunde Bauweise. Auch bei         Strassenverhältnisse, dies möglichst         die ökologischen Aspekte umfassend
der Gestaltung der Aussenräume sollten      ohne Einschränkungen.                        berücksichtigt, fehlt zur Zeit noch. Punk-
ökologische Aspekte künftig stärker be-         Aus Sicherheitsgründen werden die        tuell gibt es aber bereits gute Beispiele:
rücksichtigt werden.                        Hauptstrassen, Sammelstrassen, Stras-       – Düngemittel werden nur auf intensiv
                                            sen mit Busverkehr und Quartierstras-          benutzten Parkwiesen und auf stark ge-
Elektrogeräte                               sen mit Steilstrecken schwarz geräumt          nutzten Sportplätzen (Fussballplätzen)
Mobile Geräte wie Bürogeräte, Kühl-         und gesalzen.                                  eingesetzt. Der Entscheid, welche Dün-
schränke, Waschmaschinen oder Kü-               Ebene Quartierstrassen wurden bis          gemittelzusammensetzung wie häufig
chengeräte in Gebäuden der Einwohner-       1998 unter Splitteinsatz weiss geräumt.        zum Einsatz kommt, wird alle drei Jahre
und Ortsbürgergemeinde müssen seit          1998 beteiligte sich der Werkhof an ei-        auf Grund von Bodenproben durch ei-
2010 auf den aktuellen Topten-Listen        ner Vergleichsuntersuchung zum The-            nen Fachmann ermittelt.
aufgeführt sein. Topten ist eine Suchhil-   ma «Salz- oder Splittstreuung im Win-       – Anstelle von Fadenmähern werden auf
fe für Geräte von höchster Qualität und     terdienst». Bezüglich Wirtschaftlichkeit,      für Balkenmäher ungeeigneten Flächen
Energieeffizienz und wird u.a. vom Bun-     Umweltauswirkungen und Sicherheit              seit 2009 wieder Sensen eingesetzt.
desamt für Energie getragen.                hat die Intensivräumung (Weissräumung          Die Sense ist ökologischer, verursacht
18     Tätigkeiten der Stadtverwaltung

  keinen Lärm und ist weniger gefährlich     Fahrzeugbeschaffung,                                                          Angaben und Unterlagen zum Schad-
  als der Fadenmäher. Ein geübter Mitar-     Treibstoffe                                                                   stoffausstoss von Gas- und Dieselmoto-
  beiter benötigt mit der Sense nicht mehr   Die Dieselfahrzeuge des Werkhofes wur-                                        ren sehr unterschiedlich ausgefallen sind,
  Kraft und ist gleich schnell wie mit dem   den im Hinblick auf ihre Tauglichkeit für                                     wurde ein spezialisiertes Beratungsbüro
  Fadenmäher. Die Werkhofmitarbeiter         Partikelfilter überprüft und nachgerüstet.                                    mit einer Studie «Beschaffung Kehricht-
  wurden in der «neuen alten» Technik ge-    2009 wurde der erste erdgasbetriebene                                         wagen – die ökologische Sicht» beauf-
  schult.                                    Kleintransporter in Betrieb genommen.                                         tragt. Dabei zeigte sich, dass Gasmoto-
– In Baden wachsen rund 2’100 Bäume               Alle Grossfahrzeuge (Lastwagen und                                       ren und Dieselmotoren mit Partikelfilter
  auf öffentlichem Grund. Rund 1'000         Kehrichtwagen) sind mit Dieselmotoren                                         etwa gleichwertig sind. Unter der Be-
  Bäume stehen entlang von Strassen          der Schadstoffklasse Euro V mit Partikel-                                     rücksichtigung weiterer Kriterien wurde
  und 1'100 in Parkanlagen und auf           filter ausgerüstet. Bei der Beschaffung                                       schliesslich ein Kehrichtwagen mit Die-
  Grünflächen. Die Bäume sind in einem       des neuen Kehrichtwagens 2009 wurden                                          selmotor (Schadstoffklasse Euro V mit
  Baumkataster erfasst. Hinterlegt ist ein   im Vorfeld der Submission die auf dem                                         Partikelfilter) beschafft.
  entsprechender Pflegeplan; für eine op-    Markt erhältlichen Motorenarten evalu-                                            Für den Betrieb von Kleingeräten wird
  timale Pflege mit dem Ziel, den Bestand    iert. Hybridmotoren sind in der Schweiz                                       ausschliesslich schadstoffarmes Alkylat-
  gesund zu erhalten.                        in absehbarer Zeit nicht lieferbar. Da die                                    benzin eingesetzt. Das Benzin verbrennt

Positives bewirken
Welche Bedeutung hat das Beschaf­­-          weilen fast nur noch für Fachleute ver-                                       Bevölkerung zu kommunizieren und
f­ungswesen für die Stadt Baden?             ständlich. Welche Bedeutung hat die                                           verständlich zu machen. Ein wichtiges
Zwar ist die Marktmacht der Stadt Baden      Umweltkommunikation für die Stadt?                                            Instrument sind unsere Umweltwochen.
in manchen Bereichen vergleichsweise         Unsere Umweltkommunikation leistet                                            Umweltkommunikation soll aber nicht
gering. Aber im Verbund mit anderen Ge-      einen wichtigen Beitrag, die Leistungen                                       nur einseitig ablaufen, Anregungen aus
meinden können wir tatsächlich Positives     und Engagements der Stadt Baden im                                            der Bevölkerung sind uns deshalb sehr
bewirken. Der nahezu flächendeckende         Bereich der Nachhaltigkeit einer breiten                                      willkommen.
Einsatz beispielsweise von Recyclingpa-
pier setzt bei der nachhaltigen Beschaf-                                                                                   Die Stadt Baden ist stark engagiert
                                                                                        Leonie Wetter, 5. Klasse Rütihof

fung ein positives Zeichen. Im Baube-                                                                                      in der Umweltbildung ...
reich sind gute Vorgaben vorhanden, ihre                                                                                   Ob die Welt besser wird, wenn Badener
Umsetzung muss aber noch intstitutiona-                                                                                    Kinder im Laufe ihrer Schulzeit im
lisiert werden. Weiteres wird hoffentlich                                                                                  Rahmen der Umweltbildung einen Tag
folgen – so eine fundierte Ausbildung der                                                                                  draussen im Wald verbringen, wollen wir
Mitarbeitenden und laufende, animieren-                                                                                    nicht behaupten. Die Zusamenarbeit mit
de Informationen zu neusten Entwick-                                                                                       Schulen der Stadt Baden in der Umwelt-
lungen per Intranet. Und richtig gut wird                                                                                  bildung kommt aber gerade bei den Kin-
es, wenn die Bevölkerung zur Kenntnis                                                                                      dern sehr gut an, und oft ist es schwierig,
nimmt, dass die Stadt in allen Bereichen                                                                                   die Kinder nach einem erlebnisreichen
im Sinne der Nachhaltigkeit die besten                                                                                     Tag wieder in die Stadt zu bringen. Das
Produtke wählt. Was in der Verwaltung                                                                                      Lernen draussen regt die Sinne an,
funktioniert, ist auch auf privater Ebene                                                                                  macht Spass und wirkt nachhaltig.
umsetzbar. In diesem Sinne will die Stadt                                                                                  Übrigens: Auch dieser Umweltbericht
Baden Vorbild sein auch im Bereich der                                                                                     ist nur dank der engagierten Arbeit
Beschaffung.                                                                                                               von Schulkindern enstanden!

Die Sachgeschäfte im Umweltbereich                                                                                         Corinne Schmidlin ist Projektleiterin in der
werden immer komplexer und sind zu-                                                                                        Stadtökologie der Stadt Baden.
19

nahezu rauch- und russfrei, giftige Abga-   nicht aber an Bedeutung verloren. Auch          Umweltbildung
se werden um bis zu 95% reduziert und       die Wahrnehmung ihrer Komplexität und           Seit neun Jahren unterstützt die Stadt-
entsprechende Gesundheitsgefahren           der Bedeutung von Ursache und Wir-              ökologie die Badener Lehrkräfte in der
aufgrund von Bezindämpfen und Abga-         kung haben Bestand. Im Artikel 6 des            erlebnisorientierten Natur- und Umwelt-
sen werden so minimiert.                    Umweltschutzgesetzes wird von den               bildung. Der Unterricht findet im Freien
                                            Behörden verlangt, dass sie die Öffent-         statt. Schülerinnen und Schüler der
Reinigung                                   lichkeit über den Umweltschutz und den          ersten bis neunten Klasse lernen auf
 Die Reinigung der städtischen Liegen-      Stand der Umweltbelastung informieren.          spielerische Weise mehr über Natur und
 schaften strebt vier Ziele an:             All dies sind Gründe, weshalb die Stadt–        Umwelt. Die Jahreszeiten, Witterung oder
– Anwendung von reinigungsmittelspa-        ökologie Baden der Öffentlichkeitsar-           der ungewohnte Lernort machen Natur
   renden Methoden.                         beit ein grosses Gewicht beimisst und           direkt erlebbar. Erkenntnisse, die hier mit
– Verlängerung der Reinigungsintervalle.    ihre Tätigkeit in diesem Bereich in einem       allen Sinnen und durch eigenes Forschen
– Verwendung umweltschonender Reini-        Konzept festgelegt hat.                         erlangt werden, bleiben lange haften.
   gungsmittel.                                 Schwerpunkt der bisherigen und                  Jedes Jahr finden zwischen 20 und
– Vereinfachung des Reinigungsmittel-       künftigen Aktivitäten sind die bereits          30 Umwelttage statt. Hinzu kommen ein
   sortimentes.                             mehrmals mit Erfolg durchgeführten              bis zwei Besuche auf dem Bauernhof, im
                                            Umweltwochen. Die Umweltwochen                  Schnitt vier Arbeitseinsätze und ein bis
Durch den Einsatz von Mikrofaserpro-        widmen sich aktuellen Themen und stel-          zwei Weiterbildungsangebote für Lehr-
dukten ist der Verbrauch von Reini-         len diese in einem Zeitraum von vier bis        kräfte. Die Themen erstrecken sich vom
gungsmitteln massiv gesunken. Aus Hy-       sechs Wochen anhand von Veranstal-              Erforschen der Waldtiere über aus Blät-
gienegründen werden in Nassräumen           tungen wie Exkursionen, Vorträgen und           tern hergestellte Farben bis hin zu einer
wie Schwimmbädern, WCs und Duschen          Ausstellungen dar. Als besonders wirk-          Untersuchung des öffentlichen Verkehrs.
Reinigungsmittel weiterhin verwendet.       sam haben sich in diesem Rahmen die                 Der Themenkatalog wird jedes Jahr
Bereits 1995 war das Sortiment von 140      Installationen im Aussenraum herausge-          überarbeitet, sodass Wünsche und ak-
unterschiedlichen Produkten auf 90 re-      stellt. Die Umweltwochen finden künftig         tuelle Themen sofort aufgegriffen wer-
duziert worden. Diese werden insbe-         im Zweijahresrhythmus im Wechsel mit            den können. Die Zufriedenheit der Lehr-
sonders bei den Schulen entsprechend        kürzeren, weniger aufwändigen Events            kräfte, Jugendlichen und Kinder mit
der IGÖB-Empfehlungsliste ausgewählt.       statt.                                          diesem Angebot ist gross.
Schulräume werden heute anstatt zwei-
mal lediglich noch einmal pro Woche ge-
reinigt. Um den Reinigungsbedarf zu re-
duzieren, werden die Schmutzquellen
verringert. Hauseigenes Personal wird          Umweltwochen/ Umweltevents
periodisch auf umweltschonende Reini-
gungsmethoden geschult. Schwieriger            Jahr    Thema                            Titel
ist die Kontrolle des ökologisch nach-
                                               1995    Luft                             «Zukunft liegt in der Luft»
haltigen Handelns von externen Firmen.
                                               1997    Gärten                           «Gärten: Natur rund ums Haus»
                                               1998    Boden                            «Boden – und unten?»
Umweltkommunikation
                                               1999    Velo                             «La Badenrad»
«Es mögen Fische sterben oder Men-
                                               2000    Wald                             «StadtWaldZauber»
schen, das Baden in Seen oder Flüssen
                                               2002    Wasser                           «Wasser-KLAR»
mag Krankheiten erzeugen, es mag kein
                                               2003    Abfälle                          «Einfälle statt Abfälle»
Öl mehr aus den Pumpen kommen, und
                                               2004    Stadtbäume                       «Baumzeit»
die Durchschnittstemperaturen mögen
                                               2005    Nachhaltige Entwicklung          «Baden denkt weiter»
sinken oder steigen, solange darüber
                                               2006    Biodiversität                    «Badens verborgene Wildnis»
nicht kommuniziert wird, hat dies keine
                                               2007    Klimawandel und Wald             «Palmen ahoi – Buchen ade?»
gesellschaftlichen Folgen.» (Niklas Luh-
                                               2008    Klimawandel allgemein            «Klimawochen»
mann, Soziologe, 1986)
                                               2009    Naturnahe Umgebungsgestaltung    «Baden blüht auf»
    Die Umweltthemen haben sich seit
den 1980er Jahren leicht verändert,
20      Tätigkeiten der Stadtverwaltung

                                                                                                 Janine Mies, 5. Klasse Meierhof

Schulunterricht auf dem Waldsofa: Die Stadtökologie erforscht mit Klassen Waldtiere, erklärt
Spuren oder malt mit selbst hergestellten Farben.

Ökosponsoring                                        Mehr Infos:
Seit 1997 werden im Stadtforstamt Ba-             – Bauökologie: www.eco-bau.ch
                                                  – energieeffiziente Geräte: www.topten.ch
den Projekte über Ökosponsoring rea-
                                                  – Reinigungsmittel: www.igoeb.ch
lisiert. Dabei handelt es sich einerseits           > Quicklink «Empfohlene Reinigungsmittel»
um klassische Sponsoringprojekte, wo-             – Umweltkommunikation:
bei Unternehmen Kommunikationsleis-                 www.baden.ch/oeffentlichkeitsarbeit
                                                  – Programm der Umweltbildung Baden:
tungen angeboten und verkauft werden.
                                                    www.baden.ch/umweltbildung
Anderseits werden Finanzierungen auch
über mäzenatische Partnerschaften mit
Privatpersonen oder Stiftungen sicher-
gestellt.
     Zur Zeit laufen sieben Ökosponso-
ring-Verträge für Pflege-, Entwicklungs-
und Bildungsprojekte für die Bevölke-
rung und den Naturraum. Diese hätten
aus den ordentlichen Budgetmitteln                     Aktuelle Sponsoring-Projekte des Stadtforstamtes:
nicht realisiert werden können. Zusätz-
lich konnten dank den Sponsoring-Pro-                  Projekt                     Zeitraum     Sponsor
jekten neue Kontakte zu Wirtschafts-
                                                       Reservat Teufelskeller      13 Jahre     Aargauische Kantonalbank
und Gesellschaftskreisen aufgebaut
                                                       Eiben-Reservat              11 Jahre     Schoop + Co. AG
werden. Es ist gelungen, Menschen
                                                       Sonnenberg-Reservat         5 Jahre      Eglin Management GmbH
für die Belange von Wald und Natur zu
                                                       Eichenförderung             6 Jahre      Peterhans, Schibli + Cie AG
sensibilisieren, die sich bis anhin kaum
                                                       Umwandlung in Naturwald     15 Jahre     Brauerei Müller AG
aktiv mit Themen der Ökologie beschäf-
                                                       NatUrwaldgarten Baden       3 Jahre      Biveroni Batschelet Partners AG
tigt haben und oft in einflussreichen
                                                       Lebensbäume                 5 Jahre      Merz Holding Gebenstorf AG
Stellungen von Wirtschaft, Gesellschaft
und Kultur tätig sind.
Mobilität und Verkehr
                                                            21

Julian Hümbeli, 5. Klasse Rütihof
22     Mobilität und Verkehr

Mobilität und Verkehr
Der Verkehr in der Stadt Baden nimmt insgesamt weiter                                                                            der Abstimmung von Siedlungsentwick-
zu – der Grund: Bevölkerungswachstum, mehr Beschäf-                                                                              lung und Verkehr.
                                                                                                                                      Der Freizeitverkehr erhält eine immer
tige und neue Bedürfnisse in der Freizeitmobilität. Der                                                                          grössere Bedeutung an der Gesamtmo-
Ausbau des öffentlichen Verkehrs und die Förderung des                                                                           bilität. Gesamtschweizerisch gesehen
Velo- und Fussverkehrs sind Prioritäten der städtischen                                                                          werden unterdessen 45% aller Tages-
                                                                                                                                 distanzen in der Freizeit und nur 25%
Verkehrspolitik.
                                                                                                                                 der Strecken für die Arbeit zurückgelegt.
                                                                                                                                 Pro Tag legt jede in der Schweiz wohn-
Der Ausbau des Wohnangebotes in der              Eine Ausrichtung der Siedlungsentwick-                                          hafte Person durchschnittlich 38 km zu-
Region und die Entwicklung des Wirt-             lung auf die bestehenden Verkehrsnetze                                          rück. 27 km davon werden durchschnitt-
schaftstandortes Baden haben zu ei-              erfolgte nur sehr bedingt. Die Verkehrs-                                        lich mit dem Auto gefahren.1 1
nem weiteren Anstieg der Mobilitätsbe-           infrastruktur (MIV und ÖV) stösst an Ka-                                             Der Motorisierungsgrad der Badener
dürfnisse geführt. Die wirtschaftliche           pazitätsgrenzen. Das Verkehrsvolumen                                            Bevölkerung hat stetig zugenommen.
Entwicklung der Region steht in engem            wächst schneller als die benötigte Infra-                                       Seit 1999 besitzt mindestens jede zwei-
Bezug zur verkehrstechnischen Erreich-           struktur, insbesonders auch in der wirt-                                        te Person in Baden ein Auto. Im Jahr
barkeit. Die Verkehrsleistung wird, so           schaftlich starken und dicht besiedelten                                        2009 kamen 519 Autos auf 1'000 Perso-
die Prognose des Eidgenössischen De-             Region Baden-Wettingen.                                                         nen. Die Zahlen der Stadt Baden liegen
partements für Umwelt, Verkehr, Energie              Mit Massnahmen des Verkehrsma-                                              im Schweizerischen Durchschnitt. 2
und Kommunikation (UVEK), bis 2030               nagements werden die letzten Reser-
auf Strasse und Schiene nochmals er-             ven der vorhandenen Infrastruktur akti-                                         Verkehrsinfrastruktur
heblich wachsen: Der Personenverkehr             viert. Dies wird nicht ausreichen, um die                                       In den letzten Jahren wurde massiv in
je nach Szenario bis zu 29%, der Güter-          prognostizierten Engpässe zu vermei-                                            den Ausbau von Infrastruktur für öf-
verkehr bis zu 78%.                              den. Es werden deshalb Überlegungen                                             fentlichen und privaten Individualver-
    Der Kanton Aargau rechnet damit,             zu Entlastungsachsen für das Zentrum                                            kehr investiert. Der Ausbau des Bahn-
dass das Verkehrswachstum im Kanton              Baden gemacht. Lage, Akzeptanz und                                              hofes (2001) mit neuen Busachsen
lagebedingt und wegen der dezentralen            Finanzierung allerdings sind noch unge-                                         und die neue S-Bahn-Haltestelle Mel-
Struktur überproportional ausfallen wird.        wiss. Ein wichtiger Ansatzpunkt liegt in                                        lingen Heitersberg sind wichtige Bei-
                                                                                                                                 spiele. 2002 wurde die Siggenthaler-
                                                                                                                                 brücke dem Verkehr übergeben. Zwei
                                                                                           Wanda Biedermann, 4. Klasse Tannegg

                                                                                                                                 Jahre später folgte die dritte Röhre
                                                                                                                                 des Bareggtunnels und im November
                                                                                                                                 2006 die Kernumfahrung Ennetbaden
                                                                                                                                 mit der Sperrung der Schiefen Brücke.
                                                                                                                                 Das Strassennetz wurde damit flexib-
                                                                                                                                 ler nutzbar.
                                                                                                                                     Gleichzeitig wurde das Busnetz
                                                                                                                                 optimiert und das Bäderquartier vom
                                                                                                                                 Durchgangsverkehr befreit. Nach an-
                                                                                                                                 fänglich wahrnehmbarer Entlastung
                                                                                                                                 der Verkehrsachsen sind während den
                                                                                                                                 Verkehrsspitzen erneut Staubildungen
                                                                                                                                 festzustellen. Die allgemeine Verkehrs­
                                                                                                                                 zunahme hat die anfängliche Ent­      -
                                                                                                                                 lastung weitgehend kompensiert. Der
                                                                                                                                 Verkehr auf der Siggenthalerbrücke hat
                                                                                                                                 seit Inbetriebnahme von 9'500 auf

Die Begegnungszone auf dem Schlossbergplatz: Velo-, Fussgänger- und öffentlicher Verkehr                                         1 Bundesamt für Raumentwicklung BFS,
teilen sich den Raum und beleben ihn.                                                                                              Mikrozensus 2005
23

14'000 Motorfahrzeuge pro Tag zuge-
nommen. Die Verkehrszunahme beim
Baregg seit der Eröffnung der dritten                  1   Anteile an den Tagesdistanzen
Röhre beträgt mehr als 20%. 3                              nach Verkehrszweck

                                                           in %
Parkierung                                                                                                                                         Sevice/Begleitung
 Die Gemeinden Baden, Wettingen, En-                                                            1
                                                                                                                                                   Ausbildung
 netbaden, Obersiggenthal, Fislisbach,                                                                                                             Unbestimmt
                                                                                                    4 7
 Neuenhof, Killwangen und Spreitenbach                                                                    9                                        Geschäftliche Bestimmung
 haben einen ersten Entwurf für ein ge-                                             45
                                                                                                            11                                     Einkauf
 meinsames Parkierungskonzept erar-                                                                                                                Arbeit
 beitet. Die Parkierungsbilanz der Region                                                           23
                                                                                                                                                   Freizeit
 zeigt für den Ist-Zustand eine gute Situ-
 ation.
     Die Stadt Baden verfügt über rund
1'150 Parkfelder im öffentlichen Raum,
 dazu kommen 2'900 öffentliche Park-                   2   Motorisierungsgrad Stadt Baden
 plätze in Parkhäusern. Trotzdem geht
                                                           Anzahl Personenwagen auf 1000 Einwohner
 die Prognose nach 2015/2020 von einer               600
 Überlastung mit ungenügendem Ange-                  500
 bot an öffentlichen Parkfeldern aus. Fol-           400
 gende Stossrichtungen werden verfolgt:              300
– Beeinflussung der Parkierungsnach­                 200
   frage über die Bewirtschaftung der                100
   Parkfelder mit Gebühren.                            0
– Ausbau des öffentlichen Verkehrs.                          1976    1980    1985        1990       1994          1999     2004      2009
– Parkleitsystem.
– Förderung der Mehrfachnutzung von
   Parkfeldern (z.B. Arbeit/Freizeit).
– Bewilligung neuer Parkplätze, abge-
   stimmt auf die Verkehrssituation und      tonsspital Baden, Jumbo Markt in Dätt-                              Massnahmen lagen bei der kostende-
   neue Verkehrsträger.                      wil, Volksschule Baden haben vom An-                                ckenden Bewirtschaftung der firmenei-
                                             gebot profitiert. Die Schwerpunkte der                              genen Parkplätze sowie in der Förderung
Aktionsprogramm
«badenmobil»
Gemeinsam mit dem Kanton Aargau und
dem Verkehrsverband Aargau-Ost (VAO)         3   Strassenbelastungen auf ausgewählten Achsen, durchschnittlicher
ist die Stadt Baden seit 2003 Trägerin           täglicher Verkehr (DTV, Fahrzeuge/Tag)
des Programms «badenmobil» zur Ent-
wicklung, Koordination und Durchfüh-                                                                2003           2005      2006           2007       2008      2009
rung von Projekten zu Mobilität und Ver-
                                                 Mellingerstrasse (innere)                      23'540            24'444    23'898     23'080         23'578
kehr in der Region Baden-Wettingen.
                                                 Mellingerstrasse (Langacker)                   27'550           27'869     27'471                    26'729
    Der Fokus lag in den letzten Jahren
                                                 Bruggerstrasse (Tunnel)                                         33'800     33'331     32'767        33'883
bei der Information (Mobilitätszentrale)
                                                 Bruggerstrasse (Kappelerhof)                   13'460            11'921    12'146      11'927        11'029
und der Beratung von Firmen (Mobili-
                                                 Hochbrücke                                                       16'702    16'996      16'519        16'840
tätsmanagement).
                                                 Neuenhoferstrasse                              15'810            15'540    15'312      14'647                  16'129
    Inzwischen wurden die meisten
                                                 Baregg                                         95'560           109'744   109'744    112'881       114'906
Unternehmen in der Region mit mehr als
                                                 Obersiggenthaler Brücke                            9'480         12'161    13'076     14'623         14'203
100 Mitarbeitenden kontaktiert. Betriebe
wie z.B. ABB Power Automation, Kan-
24     Mobilität und Verkehr

                                                                                                                                 Öffentlicher Verkehr

                                                                                             Valentin Merlo, 4. Klasse Tannegg
                                                                                                                                 Die Region Baden verfügt über ein aus-
                                                                                                                                 gezeichnetes ÖV-Angebot. Die Stadt
                                                                                                                                 Baden hat im Kanton Aargau den höchs-
                                                                                                                                 ten Bedienungsfaktor, was sich auch im
                                                                                                                                 Beitrag an die Kosten des öffentlichen
                                                                                                                                 Verkehrs niederschlägt. Diese sind für
                                                                                                                                 die Stadt Baden in den letzten Jahren
                                                                                                                                 massiv angewachsen und haben mit
                                                                                                                                 rund 4,5 Mio. Franken ein oberes Limit
                                                                                                                                 erreicht.
                                                                                                                                     Die Siggenthalerbrücke ergibt für die
                                                                                                                                 Busse Fahrzeitverkürzungen von bis zu
                                                                                                                                 15 Minuten und damit eine wesentliche
                                                                                                                                 Verbesserung der Pünktlichkeit. Busbe-
                                                                                                                                 hinderungen zwischen Baden und Un-
                                                                                                                                 tersiggenthal gehören der Vergangen-
                                                                                                                                 heit an. Der Busbetrieb wird jedoch nach
                                                                                                                                 wie vor in einigen Netzabschnitten durch
                                                                                                                                 Staus gestört, u.a. in der Inneren Mellin-
                                                                                                                                 gerstrasse und am Schulhausplatz.
135 Erwachsene, 15 Kinder und 3 Hunde: 103 die Hochbrücke füllende Personenwagen
braucht es zum Transport – oder 1 Gelenkbus.
                                                                                                                                     Postautos fahren seit dem Fahr-
                                                                                                                                 planwechsel 2009/10 im Viertelstun-
                                                                                                                                 den­takt, was bessere Anschlüsse für
des öffentlichen bzw. des umweltfreund-         in der klein strukturierten Region Baden-                                        Pendler mit sich bringt. Für 2011 sieht
lichen Verkehrs. Damit konnte die Be-           Wettingen die Chance – weitere Anstren-                                          auch der RVBW-Fahrplan den Viertel-
nachteiligung der ÖV-Benutzer, welche           gungen vorausgesetzt – sich als Kompe-                                           stunden­takt vor. Der integrale Tarif-
meistens die Kosten ihrer Mobilität sel-        tenzzentrum für Mobilität zu profilieren.                                        verbund A-Welle konnte mit der In-
ber tragen, gegenüber subventionier-                                                                                             betriebnahme neuer Billettautomaten
ten Autofahrern beseitigt werden. Ande-
rerseits wurden die Firmen animiert, von                                                                                                                                  Sina Müller, 4. Klasse Tannegg

der sehr guten ÖV-Erschliessung zu pro-
fitieren, die Kosten der Firmenmobilität
zu senken sowie ihre Ökobilanz zu ver-
bessern. Beim Kantonsspial Baden sind
von den 1'600 Mitarbeitenden rund 300
dank dem Mobilitätsmanagement (MM)
vom Auto umgestiegen. Aus städtischer
Sicht ist das MM bei den Firmen ein Er-
folg. Immerhin wurde mit dem Fokus auf
grössere Unternehmen fast die Hälfte
der Beschäftigten in Baden erfasst. Bei
den Firmen in der Region hingegen hat
das MM noch nicht richtig Fuss fassen
können.
     Die Mobilitätszentrale «badenmobil»
am Bahnhof deckt das ganze Spektrum
der Mobilität ab, auch auf ihrer Home-
page. Seit 2007 wird sie von Kanton und         Der Schulhausplatz Baden: Rund 44'000 Fahrzeuge donnern täglich über die kantonsweit am stärks-
VAO getragen. Die Mobilitätszentrale hat        ten belastete Kreuzung - grossstädtische Verkehrsprobleme, mit denen Baden zu kämpfen hat.
25

planmässig mit dem Fahrplanwechsel            und schnellere Züge, grössere Ange­                                               steht ab 2016 für den Regional- und
2009/10 eingeführt werden. Die Kun-           botserweiterungen sind aber nicht                                                 Fernverkehr eine veränderte Ausgangs-
denzufriedenheit konnte gemäss Umfra-         geplant. Qualitätsverbesserungen sind                                             lage. Baden bringt dies eine zusätzli-
ge 2009 erneut gesteigert werden. Bei         beim Rollmaterial, u.a. Doppelstock-                                              che S-Bahnlinie S19, die von Effreti-
der Fahrgastinformation und den War-          züge und längere Zugkompositionen,                                                kon via Durchmesserlinie nach Dietikon
tezeiten an der Verkaufsstelle besteht        vorgesehen, um Kapazitätsengpässen                                                verkehrt und in Spitzenzeiten stündlich
noch Handlungsbedarf. Die Anzahl be-          zu begegnen. Auch das Bahnnetz stösst                                             nach Baden–Koblenz verlängert wird.
förderter Fahrgäste hat sich 2009 erneut      an seine Kapazitätsgrenzen. Zusätzliche                                           Der «Flugzug» soll 2016 via Durchmes-
erhöht auf 12,53 Mio. (2008: 12,21 Mio.;      Umsteigepunkte ausserhalb des Zent-                                               serlinie nach Zürich Flughafen verkeh-
2007: 11,72 Mio.).                            rums (analog der Haltestelle Mellingen-                                           ren. Mit dem Vollausbau 2030 entsteht
    Im Bahnverkehr brachte der Fahr-          Heitersberg) könnten entlastend wirken.                                           auf der Strecke Zürich–Baden–Brugg
planwechsel 2009/10 einige zusätzliche        Mit der Durchmesserlinie Zürich ent-                                              ein durchgehender 15-Minuten-Takt. Die

«Förderung von umweltschonenden Verkehrsmitteln»
Wie plant die Stadt Baden das                 Erreichbarkeit der Quartiere und des                                               Für das rund 15 ha umfassende Wohnge-
wachsende Verkehrsaufkommen                   Zentrums gewährleisten.                                                            biet werden innovative Ansätze verfolgt,
zu bewältigen?                                                                                                                   die autoreduziertes Wohnen ermöglichen
Der wachsende Individualverkehr ver-          Finden sich in Baden Beispiele einer                                              – mit einem gut ausgebauten ÖV-Angebot
langt nach einer Verkehrspolitik, welche      nachhaltigen Verkehrspolitik?                                                      und komfortablen Bedingungen für den
die standorttypischen Anforderungen in        In Baden Nord hat das Mobilitätsma-                                                Langsamverkehr als Basis. Das beste-
Baden berücksichtigt. Die Anliegen von        nagement «badenmobil» massgebend zur                                               hende ÖV-Angebot ins Zentrum und zum
Raumordnung und Umweltschutz haben            Entschärfung des Parkplatzproblems                                                 Bahnhof der Stadt Baden werden den
Priorität. Die Stadt fördert jene Verkehrs-   beigetragen. Ein gutes Beispiel für die zu-                                        Gebrauch eines Autos nahezu überflüs-
mittel, die für die jeweiligen Gebiete am     künftige Verkehrspolitik der Stadt Baden                                           sig machen.
besten geeignet sind und die Verkehrs-        wird das Quartier Galgenbuck in Dättwil.
bedürfnisse möglichst umweltschonend                                                                                            Welche Bedeutung hat das Velo in der
befriedigen.                                                                                                                    Stadt Baden?
                                                                                            Thierry Buffat, 5. Klasse Rütihof

                                                                                                                                Mit dem «Velokonzept Baden» als Grund-
Wie handhabt die Stadt Baden die                                                                                                lage entwickelt sich Baden zu einer velo-
unterschiedlichen Mobilitätsbedürf-                                                                                             freundlichen Stadt – mit Begegnungszo-
nisse von pendelnden Beschäftigten                                                                                              nen mit Tempo 20, Radstreifen und rund
und Wohnbevölkerung?                                                                                                            650 Velo-Stellplätzen am Bahnhof. Die
Es ist unser Ziel, den Verkehrszuwachs                                                                                          Stadt Baden glaubt ans Velo und fördert
so weit als möglich mit öffentlichem                                                                                            Velofahrerinnen und Velofahrer. Hier ist
Verkehr und Langsamverkehr aufzu-                                                                                               Baden jedoch auf die verstärkte Zusam-
fangen. Gleichzeitig setzen wir uns ein                                                                                         menarbeit mit den Nachbargemeinden
für einen optimierten Verkehr auf dem                                                                                           angewiesen. Allerdings: Ob das Velo im
bestehenden Strassennetz. Den Unter-                                                                                            Verkehr der Stadt Baden seine Stellung
nehmen und Beschäftigten bietet                                                                                                 behaupten wird, hängt primär vom Enga-
Baden immer bessere Erschliessung                                                                                               gement der Badenerinnen und Badener
mit Bus und Bahn oder Mobilitäts­                                                                                               ab: Die Topografie von Baden wird eine
programme wie «badenmobil». Was                                                                                                 Herausforderung für Velofahrer bleiben.
die Badener Wohnbevölkerung betrifft:
Baden sucht nach nachhaltigen
Verkehrslösungen, die auf eine hohe                                                                                             Wladimir Gorko ist Projektleiter
Lebensqualität abzielen und die gute                                                                                            bei der Entwicklungsplanung der Stadt Baden.
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