Uni ulm intern - Dr. Oetker würzt Jahrestag - Das Ulmer Universitätsmagazin
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B 1293 uni ulm intern Das Ulmer Universitätsmagazin Nr. 274 (35. Jg.) Juli 2005 Dr. Oetker würzt Jahrestag
2 Editorial verschiedenen Gelegenhei- Hausbesitzer weiß es, eine ten dieser Tage deutlich permanent tickende Zeit- machte. bombe und werden durch In der verständlichen Be- den Verzug nicht kostengüns- geisterung über diesen Bund- tiger. Länder-Pakt außen vor blieb Themenwechsel. Intensiv freilich ein nach wie vor zwi- haben wir uns in der Mai- schen den beiden Ebenen un- Ausgabe mit dem Zentrum gelöstes Problem, das inso- für Allgemeine Wissenschaft- fern den Verantwortlichen in liche Weiterbildung (ZAWiW) den Hochschulen auch künf- beschäftigt. Ein Aspekt ist da- tig viel Kopfzerbrechen berei- bei unberücksichtigt geblie- EDWIN ten dürfte: Die Zukunft der ben, obwohl nicht weniger SCHARFF Hochschulbauförderung. Sie als vier Autorinnen und Auto- HAUS sollte bekanntlich im Rahmen ren beteiligt waren: Die Ver- der so genannten Föderalis- dienste von Professor Rein- mus-Reform neu geregelt hardt Rüdel um die Einrich- Kultur- und Tagungs- und damit das Hochschul- tung. Zehn Jahre lang, von Editorial bauförderungsgesetz (HBFG) in seiner bisherigen Form ab- 1994 bis 2004, war der Phy- siologe Vorstandssprecher zentrum in Neu-Ulm direkt an der Donau Silcherstraße 40 Keine Frage: Die in der drit- gelöst werden. Die Bemühun- des ZAWiW – eine respekta- D-89231 Neu-Ulm ten Juni-Woche zwischen gen indes scheiterten kurz ble und nicht zu unterschät- Telefon 0731/ 80 08-0 Bund und Ländern verein- vor dem Durchbruch, die an- zende Leistung. Womöglich Telefax 0731/ 80 08-150 barte „Exzellenzinitiative zur teilige Finanzierung von Bau- haben Blick nach vorne und esh@stadt.neu-ulm.de www.esh.neu-ulm.de Förderung von Wissenschaft maßnahmen und Großgerä- unsere schnelllebige Zeit im und Forschung an deutschen ten erfolgt vorerst weiter Verbund dieses Versäumnis Hochschulen“ brachte einen nach dem seit langem prakti- begünstigt. Wie auch immer: gewaltigen Ruck in den deut- zierten Modus. Absicht war es nicht. schen Wissenschaftsbetrieb. Aber: Der nicht nur von Ein weiteres Thema wollen stellen. Darunter freilich auch 1,9 Milliarden Euro zusätz- Hochschulen und Wissen- wir in unserem Magazin künf- Menschen, die nicht unbe- liche Mittel für drei Förder- schaftsorganisationen schon tig verstärkt aufgreifen, das dingt Spitzenpositionen im linien versprechen in der Tat bislang als unzureichend ein- hier bislang keine nennens- Beruf erreicht haben. In vie- eine respektable Perspektive gestufte Ansatz der Bundes- werte Rolle gespielt hat, len Fällen auch nicht wollten. für die Jahre 2006 bis 2011. mittel in Höhe von 925 Millio- wenn überhaupt eine: Die Be- Ehemalige aber, die sich Nicht überraschend, dass die nen Euro jährlich wird wohl ziehungspflege zu den „Ehe- durch ihr Studium ihre ganz Wissenschaftsorganisationen in dieser Größenordnung maligen“ unserer Universität individuellen Vorstellungen den „Pakt für Forschung und auch 2006 eingefroren blei- nämlich, gemeinhin als „Al- realisieren konnten. Denn: Innovation“ ausnahmslos be- ben, wie der Wissenschafts- umni“ bezeichnet. Ohnehin Ungewöhnliche Lebenslinien grüßten, voran die mit der rat mitgeteilt hat. Seit 2004 hat sie diese Zielgruppe führen mitunter auch in den Durchführung des Pro- übrigens gilt dieser Betrag als reichlich spät entdeckt, aus tropischen Regenwald, zu gramms beauftragte Deut- Richtschnur für die Bauver- welchen Gründen auch im- Reichtümern für Wissen- sche Forschungsgemein- waltungen der Länder. mer. Nicht zu spät jedoch. schaftler besonderer Natur. schaft (DFG) und der Wissen- Sollte es dabei bleiben, be- Schließlich sind die früheren Im wahrsten Sinne des Wor- schaftsrat. stätigte ein Experte aus dem Absolventen nicht aus der tes. Nicht überraschend auch, Wissenschaftsministerium, Welt, wenngleich weit in der Besonderes Interesse be- dass bereits zahlreiche Uni- könne im absehbaren Zeit- Welt verstreut. Aber die Auf- kundeten die lokalen Medien versitäten ihren Griff nach raum keine neue Maßnahme arbeitung hat begonnen. Ein dieser Tage naturgemäß an den Fördertöpfen angekün- mehr gefördert werden. We- mühsames Geschäft zwar, der Wahl des Kanzlers. Ob digt haben. Zwei große aus der im Baubereich noch ein doch es dürfte sich lohnen. schon weißer Rauch aufge- dem Lande, Heidelberg und Großgerät. Die Jahresraten Nicht nur für unsere Univer- stiegen sei, lautete die häu- Freiburg nämlich, meldeten des Bundes nämlich seien sitätsgesellschaft, die sich figste Anfrage. Nun, mit die- ihre Ansprüche schon an, als vollständig durch die laufen- neue Fördermitglieder er- sem Symbol konnten wir die Nachricht aus Berlin noch den Vorhaben gebunden. hofft. Auch das Marketing un- selbstverständlich nicht die- „warm“ war. Während sie, Viele Universitäten trifft serer Uni könnte davon profi- nen. Einen neuen Kanzler ha- nicht zu Unrecht sicher, alle dieses Dilemma fraglos zu ei- tieren. Bestätigen die Recher- ben wir dennoch. Korrekt for- drei Förderlinien anpeilen, nem denkbar ungünstigen chen doch nicht selten, dass muliert: Bald wieder. wird unsere Universität nach Zeitpunkt. Vielerorts stehen Top-Karrieren in Wissen- Willi Baur Lage der Dinge auf zwei bei Universitätsgebäuden schaft und Wirtschaft an ei- Schwerpunkte setzen: Eines umfangreiche Sanierungen ner kleineren und jungen Uni- von rund 30 vorgesehenen an. Bauten insbesondere, die versität ebenso beginnen Exzellenzclustern zur Förde- vor 30 bis 40 Jahren erstellt können wie an großen und rung der Spitzenforschung worden waren. Wie in Ulm. entsprechend eingestuften und eine der beabsichtigten Auch hier ist die Notwendig- Hochschulen, von den re- Ihr Brillenspezialist 40 Graduiertenschulen. Für keit unstrittig, die Realisie- nommierten Kaderschmie- in Söflingen beide Antragsverfahren sieht rung aber ungewiss. Dabei den ganz zu schweigen. Neue Gasse 3 Rektor Professor Ebeling be- sind aufgeschobene Sanie- Beispiele wollen wir hier 89077 Ulm-Söflingen Telefon 07 31/ 38 9745 gründete Chancen, wie er bei rungsmaßnahmen, jeder möglichst regelmäßig vor- uni ulm intern 274 / Juli 2005
Inhalt / Impressum 3 Wir machen Räume wahr. Letzte Meldung Schock-Preis an uni ulm intern fey – einrichten mit ideen Dr. Huber-Lang Wieder ein angesehener Preis für einen Ulmer Wissen- Inhalt schaftler: Der Assistenzarzt Dr. Markus Huber-Lang er- Editorial 2 hielt bei der Jahreskonferenz 38. Jahrestag: Festakt 4 der Schock-Forscher auf Marco Island (Florida) den 38. Jahrestag: Preise und Auszeichnungen 6 mit 100 000 Euro dotierten er- sten Preis der europäischen 38. Jahrestag: Antrittsvorlesungen 8 Schock-Gesellschaft. Huber- Aktuelles: Professor Schleich bleibt 10 Verbindungen schaffen: Lang, der in der Abteilung für Sie haben ganz eigene Unfallchirurgie, Hand- und Aktuelles: Professor Urban bleibt 11 Wünsche und Vorstellungen Wiederherstellungschirurgie von zeitlos schönem Design – des Universitätsklinikums ar- Im Gespräch: Dr. Klaus Bleyer 12 wir haben das unendlich beitet (Ärztlicher Direktor Pro- variable USM Möbelbau- Amtliche Bekanntmachungen 13 fessor Lothar Kinzl), erfuhr system. Verschiedene Materialien, viele Höhen, die Auszeichnung für die For- Workshop Mess-, Regel- und Mikrotechnik 14 Tiefen und Breiten, elf tolle schungsarbeit seiner Nach- Farben und ein Innenleben wuchsgruppe über das Zu- Aktuelles: Neuer Kanzler 15 für alle Anforderungen. sammenspiel von Gerin- Passen wir zusammen? Veranstaltungen 16 nungssystem und körperei- USM Möbelbausysteme sind genem Abwehrsystem wäh- Hochschulpolitik 19 Raum gewordene Kreativität. rend dem Blutungsschock so- Erleben können Sie sie dort, wie während der nachfolgen- Arbeitskreis Sucht 21 wo modernes Design System den Ganzkörperentzündung Schwerpunkt Zahnmedizin 22 hat: Bei fey. Der Adresse in (Bericht dazu folgt). Ulm für Universitätsgesellschaft 25 Personalien 26 Mathematik und Wirtschaftswissenschaften 30 Forschung 33 feyobjektdesign ulm dreiköniggasse 20 Internationales / Wahlen 35 fey ulm-jungingen buchbrunnenweg 16 Vermischtes 36 telefon 07 31-96 77 0-0 fey uni ulm intern Erscheinungsweise: Sechs Anzeigenleitung: Sabine Kin- objektdesign Hefte pro Jahr; Auflage 8 200 dermann, Wettinerweg 12, 89275 Oberelchingen, Telefon: Titelbild: Dr. Arend Oetker Herausgeber: Universität Ulm (0 73 08) 4 16 30, Telefax: beim Festvortrag im Rah- 4 22 84, E-Mail: s-kindermann ST Redaktion: Willi Baur, An- @t-online.de, Anzeigen-Preis- men des 38. Jahrestages der INE ’S F N’S WEA R schrift der Redaktion: Univer- RLDWOME NDER liste: Nr. 10, gültig ab 1. Januar Universität. Foto: Nusser/KIZ E O W ND U sität Ulm, Pressestelle, Albert- 2005. Bezugspreis je Heft € TH ’S A N ME Einstein-Allee 5, 89081 Ulm, 3,75 im Abonnement (einschl. Briefpost: 89069 Ulm, Telefon: Versandkosten zzgl. MwSt.); (07 31) 5 02-20 20 / 20 21, Tele- Einzelverkaufspreis € 4,10 fax: 5 02-20 48 Mit Namen gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt E-Mail: willi.baur@uni-ulm.de die Meinung des Herausge- Gesamtherstellung: Bibera- bers bzw. der Redaktion wie- cher Verlagsdruckerei GmbH & der. Der Nachdruck von Text- Co. KG, 88400 Biberach beiträgen ist unter Quellenan- gabe kostenlos. Die Redaktion LE R Anzeigenverwaltung: Bibera- erbittet Belegexemplare. HU SC E 4 cher Verlagsdruckerei GmbH & R GIT GASS ISSN 0176-036 X MA UEN ) Co. KG, Leipzigstraße 26, A PF SAG E 99 Postvertriebs-Nr. B 1293 S M (PA 3 UL /61 97 9 88400 Biberach, Briefpost: 7 31 3 2 90 8 . 07 /6 6 m L 1 o Postfach 17 58, 88387 Biber- Online-Ausgabe des Ulmer Uni- TE . 07 3 aol.c versitätsmagazins uni ulm in- X FA chile @ ach. Telefon: (0 73 51) 3 45-0, nus Telefax: (0 73 51) 345-143 tern: http://www.uni-ulm.de/uui uni ulm intern 274 / Juli 2005
4 38. Jahrestag Dr. Oetker beklagt Defizite und Fehlentwicklungen Kurskorrekturen bei Politik und Universitäten gefordert – Sündenfall ZVS „Die Universität Ulm befindet sich weiterhin auf einem guten, prospektiven Weg“, erklärte Rektor Professor Karl Jo- achim Ebeling beim Festakt anlässlich des 38. Jahrestages am ersten Juli-Tag. Dabei zog er für das erste Halbjahr eine insgesamt positive Bilanz. Weniger erfreulich dagegen das Urteil des Festredners über das nationale Bildungswesen und die Hochschulpolitik insbesondere: Dr. Arend Oetker, Präsident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissen- schaft, kritisierte hier eine Reihe von Defiziten und Fehlent- wicklungen, begrüßte jedoch ebenso wie Ebeling die un- längst von Bund und Ländern vereinbarte „Exzellenzinitia- tive“ zur Förderung der Hochschulen. „Spitzenuniversitäten im Orientiert am Gleichheits- System des Föderalismus“ prinzip und einer systemati- hatte der 66-jährige Berliner schen Abkehr von jeglicher Unternehmer seinen Vortrag Eliteförderung habe sich der Lob für die Exzellenzinitiative, aber Kritik am nationalen Bil- überschrieben. Sein vorbe- Hochschulzugang zu einem dungswesen und an der Hochschulpolitik: Dr. Arend Oetker, Prä- sident des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, beim haltloses Bekenntnis zu Spit- administrativen Verteilungs- Festakt zum 38. Jahrestag. Foto: Nusser/KIZ zenuniversitäten und Studi- akt statt zu einem Prozess des engebühren verknüpfte Oet- gegenseitigen (Be-)Werbens zentraler Punkt in einem For- höhere internationale Attrak- ker mit der Forderung nach und Auswählens von Stu- derungskatalog an eine mög- tivität sowie Exzellenz in For- Kurskorrekturen seitens der dieninteressenten und Hoch- licherweise neue Bundesre- schung und Lehre. Dabei Politik, aber auch der Univer- schulen entwickelt. Ihr gierung“. Ziel also: Keine werde sich der Stifterverband sitäten selbst. Schließlich, so Zweck: Die Verteilung formal Bremserfunktion des födera- im kommenden Jahr ver- das Gremienmitglied ver- gleichermaßen qualifizierter len Systems mehr bei ver- stärkt um den Austauschpro- schiedener Wissenschaftsor- Studienbewerber auf Hoch- schiedenen überfälligen Re- zess zwischen Wirtschaft und ganisationen, sei der Eini- schulen formal gleicher Qua- formen.Seine Kritik an der Wissenschaft bemühen, kün- gung auf die Exzellenzinitia- lität vor dem Hintergrund, bisherigen Entwicklung un- digte Dr. Oetker an und tive („ein hochschul- und wis- Differenzierung widerspreche termauerte Dr. Oetker mit ver- nannte in diesem Zusam- senschaftspolitisch histori- der „political correctness“. schiedenen Vergleichszahlen menhang einen „Best-Prac- sches Datum“) „ein beispiel- Dabei würden freilich „beste- bei der Bildungsbeteiligung, tice-Wettbewerb“, eine Stu- loses Kompetenzgerangel hende Unterschiede lediglich die für ein rohstoffarmes die zum Personaltransfer zwi- zwischen Bund und Ländern“ geleugnet und im Ergebnis Land wie Deutschland unbe- schen Hochschulen und Un- vorausgegangen, das den verstärkt“, erklärte Dr. Arend friedigend bis unzureichend ternehmen sowie eine Eva- Wissenschaftsstandort Oetker und befand: „In kei- ausfielen. Nicht ohne Grund luation der Patentverwer- Deutschland „eineinhalb nem anderen Land dieser sei inzwischen „unser Ruf als tungsgesellschaften an den Jahre lang geradezu paraly- Welt ist die soziale Selekti- eine der führenden Bildungs- Hochschulen. Ferner will der siert“ habe. vität des Bildungswesens so und Wissenschaftsnationen Stifterverband im kommen- Die Einigung auf dieses ausgeprägt wie in Deutsch- angeschlagen“. Im oft zitier- den Jahr zusammen mit der Förderpaket bedeutet Oetker land.“ ten „Shanghai-Ranking“ Hochschulrektorenkonferenz zufolge freilich mehr als eine Gleichbehandlung erzeuge etwa werde einzig die Univer- einen mit 50 000 Euro dotier- Finanzspritze von 1,9 Milliar- indessen Mittelmaß und ver- sität Heidelberg unter den ten bundesweiten Preis für den Euro für die Wissen- nichte Vielfalt und damit Ent- Top 50-Hochschulen weltweit exzellente Lehre vergeben, schaft: „Sie bedeutet die Ab- wicklungspotenziale. Zudem genannt. Ein politischer und um die, wie der Festredner kehr der bundesdeutschen gewährleiste der Verzicht auf finanzieller Impuls wie die Ex- bemängelte, häufig vernach- Hochschulpolitik vom My- Wettbewerb „bestenfalls zellenzinitiative allerdings rei- lässigte Lehre als Kernauf- thos der Gleichheit.“ Und Stagnation“, führe aber che nicht für die Entwicklung gabe und Fundament für diese sei mehr als überfällig. schlimmstenfalls zu einer zur Spitzenuniversität, be- Spitzenleistungen in der For- Nicht Differenzierungen und „Leistungsspirale nach un- fand der Festredner. Dazu be- schung aufzuwerten. Ungleichheiten seien unge- ten“, so der Stifterverbands- dürfe es auch eines Umden- Überdies sprach sich Oet- recht und unsozial, erklärte präsident weiter. Er forderte kens bei den Hochschulen ker für Studiengebühren aus der Festredner. „Unsozial ist deshalb „einen Paradigmen- selbst. und prognostizierte: „Daran vielmehr, Ungleiches gleich wechsel weg vom nivellieren- Voraussetzungen hierfür wird langfristig kein Weg vor- zu behandeln.“ Als „einen den, kooperativen hin zu sei- seien unter anderem „ein kla- bei führen.“ Sie gäben „den der schlimmsten Sündenfälle nem leistungs- und qualitäts- res Bekenntnis zum Wettbe- Studierenden Nachfrage- in der Vergangenheit“ be- fördernden kompetitiven Fö- werb“, ein professionelles macht“, indem sie „als zah- zeichnete er in diesem Zu- deralismus“. Die Wiederauf- Management, ein intensive- lende Kunden die Hochschu- sammenhang die Einrichtung nahme entsprechender Ver- rer und schnellerer Aus- len zwingen, ihr Angebot zu der Zentralen Vergabestelle handlungen sei für den Stif- tausch zwischen Wissen- optimieren“. Dies in der für Studienplätze (ZVS). terverband deswegen „ein schaft und Wirtschaft, eine Lehre, in der Betreuung, in uni ulm intern 274 / Juli 2005
38. Jahrestag 5 Gruppenbild mit sechs der acht Promotionspreisträger: (Von rechts) Rektor Prof. Karl Joachim Ebeling, Prof. Klaus-Michael Debatin (Dekan der Medizinischen Fakultät) und (ganz links) Diet- Verschiedene Duos für zwei Violinen von Béla Bartok (1881 bis rich Engmann (Geschäftsführer der Universitätsgesellschaft) mit 1945) interpretierten Ute Bauer und Miriam Jakob. Die Mitglieder (von links) Dr. Axel Hübner, Dr. Tobias Kohl, Dr. Frank Kargl, Dr. des Universitätsorchesters ernteten dafür verdienten und herz- Harald Jakob Maier, Dr. Johannes Mayer und Dr. Karina Schier- lichen Applaus. ling. Fotos: Nusser/KIZ der Beratung und beim Über- dies „der Universität Ulm bis senschaften und der Informa- fenden Großprojekte lägen gang von der Schule als auch heute ein klares, unverwech- tik in einer neuen gemeinsa- zeitlich im Plan, das For- in den Beruf. Studienge- selbares Profil“. Geprägt men Fakultät sei vom Wis- schungsgebäude für Bioche- bühren sensibilisierten die werde „der Geist einer Uni- senschaftsministerium befür- mische und Biomedizinische Studierenden ferner für die versität aber auch durch Kul- wortet und befinde sich „im Grundlagenforschung eben- Kosten eines Studiums und tur und Atmosphäre“. Nicht Stadium der Feinabstim- so wie das Lehrgebäude Me- führten so zu einem effizien- von ungefähr habe Ende des mung“, wie Ebeling weiter dizin.“ teren Studium und kürzeren 19. Jahrhunderts der dama- berichtete. „In vollem Gan- Nicht verwunderlich ist“, Studienzeiten. Überdies stei- lige Präsident der Harvard ge“ sei ferner die im Rahmen so der Rektor weiter, „dass gerten sie die Attraktivität ei- Universität auf die Frage des so genannten Bologna- unsere Kollegen Schleich, Ur- nes Studiums in Deutschland John D. Rockefellers nach Prozesses geforderte Umstel- ban und Wirth als großartige für ausländische Studie- den Voraussetzungen für eine lung der Studiengänge auf Leistungsträger mehrere eh- rende. Schließlich stellten Spitzenuniversität geantwor- Bachelor- und Masterab- renvolle Rufe an deutsche Studierende im Ausland häu- tet: „50 Millionen Dollar und schlüsse. Sie solle bis zum und ausländische Universi- fig die Qualität eines Studi- 200 Jahre Zeit.“ Wintersemester 2007/2008 täten erhalten haben und Kol- ums hierzulande in Frage, Lebhafter Applaus des Au- abgeschlossen sein. lege Hautmann wohl nur des- weil es kostenlos sei. Nach ditoriums für die engagierte, Im wissenschaftlichen Be- halb davon ‚verschont‘ blieb, der Devise eben: „Was nichts humorvoll und weitgehend reich als überaus erfreulich weil er nahe der Altersgrenze kostet, kann auch nichts wert frei vorgetragene Rede ver- bezeichnete der Rektor die ist.“ Ebeling erinnerte in die- sein.“ abschiedete den Urenkel des Bewilligung des neuen Trans- sem Zusammenhang an die Als Voraussetzung für eine Bielefelder Backwaren-Fir- regio-Sonderforschungsbe- Vergabe des hoch angesehe- Spitzenuniversität nannte Dr. mengründers August Oetker reiches „Quantenkontrolle in nen Deutschen Krebspreises Arend Oetker nicht zuletzt die aus dem Hörsaal der Medizi- maßgeschneiderter Materie“ an die Professoren Wirth und Profilbildung. Dabei sei es nischen Klinik. mit dem Ulmer Sprecher Pro- Hautmann. „Die Ulmer mit Leitbildern und Stichwor- fessor Schleich sowie des Krebsforschung ist damit als ten über die Ziele allein nicht Rektor: Gute Bilanz neuen Graduiertenkollegs wirklich exzellent anerkannt“, getan. Erforderlich seien viel- „Modellierung, Analyse und betonte der Uni-Chef. mehr konkrete Maßnahmen Zu Beginn des Festakts Simulation in der Wirt- „In krassem Widerspruch zur Umsetzung dieser Ziele, hatte Rektor Professor Ebe- schaftsmathematik“ mit sei- zur Exzellenzinitiative“ stehe wie sie die Universität Ulm in ling in seinem „Bericht zur nem Sprecher Professor Ur- allerdings die seit Anfang des ihrem Strategiepapier fixiert Lage“ die jüngsten univer- ban. Damit existierten an un- Jahres geltende W-Besol- habe. „Exzellenz heißt nicht sitären Entwicklungen skiz- serer Universität nun fünf dung. Sie mache es mit ihrem Größe“, machte der Festred- ziert. Wohl sei die Universität Sonderforschungsbereiche engen finanziellen Hand- ner den Gastgebern Mut und derzeit ohne Kanzler, so Ebe- und sieben Graduierten- lungsspielraum mehr als stellte fest: „Anfangs mögen ling, aber dies werde nicht beziehungsweise Promo- schwierig, Wegberufungen einige die Abkehr von der lange andauern. Jedenfalls tionskollegs. „Letztere bilden abzuwenden und die besten Idee einer Volluniversität be- sei die Neubesetzung der Po- die Keimzelle zur Einrich- Köpfe für die Universität zu dauert haben.“ Heute aber sition im Gange. Im Gange ist tung einer Graduiertenschule gewinnen. müsse man die Verantwort- dem Rektor zufolge auch die und sind auch eine gute Gleichwohl: In der „akade- lichen zu ihrer weitsichtigen vom neuen Landeshoch- Voraussetzung für die er- mischen Weltrangliste der Entscheidung beglückwün- schulgesetz geforderte Über- folgreiche Bewerbung um Universitäten“ habe sich Ulm schen, eine klare Schwer- arbeitung der Grundordnung. eine Graduiertenschule zur von Rang 334 im Jahre 2003 punktsetzung zu Gunsten der Neu zu regeln seien dabei un- Förderung des wissenschaft- auf Rang 294 im Jahre 2004 medizinischen und naturwis- ter anderem die Strukturen lichen Nachwuchses im Rah- verbessert, erwähnte Profes- senschaftlichen Fächer vorzu- der Fakultäten und die Zu- men der Exzellenzinitiative“, sor Ebeling und schloss dar- nehmen. In Verbindung mit sammensetzung des Univer- erklärte Karl Joachim Ebe- aus: „Wenn die Entwicklung den später einbezogenen sitätsrates. ling. so weiter geht, können wir ökonomischen und techni- Das Konzept zur Neustruk- Erfreuliches auch in Sachen wirklich optimistisch in die schen Disziplinen verschaffe turierung der Ingenieurwis- Baumaßnahmen: Beide lau- Zukunft blicken.“ uni ulm intern 274 / Juli 2005
6 38. Jahrestag Ziel: Neue Virusblocker Dr. Jan Münch erforscht Um diese antiviral wirken- neuartige Virushemmstoffe. den Verbindungen isolieren Seine Arbeiten zeichnet die zu können, hat Dr. Jan Münch Novartis-Stiftung mit einem zusammen mit der Firma IPF Stipendium aus. PharmaCeuticals GmbH aus Hannover in einem einzigarti- Virale Infektionen des Men- gen Ansatz körpereigene schen stellen ein großes Pro- Peptide aus menschlichem blem für die Weltgesundheit Blut, Sperma und Plazenta dar. Gegenwärtig sind nur aufgereingt und diese an- etwa dreißig Medikamente schließend in aufwändigen für die Therapie aller human- Tests im Hochsicherheitsla- Dr. Lars Bullinger (2. von links), Assistenzarzt in der Abteilung In- pathogenen Viren zugelas- bor nach Virushemmstoffen nere Medizin III, erhielt für seine Arbeit in der Leukämie-For- sen. Die Entwicklung neuarti- durchsucht. Dabei gelang ih- schung den Franziska-Kolb-Preis, überreicht vom Stifter Profes- ger antiviraler Medikamente nen zum einen die Ent- sor Dieter Kolb (2. von rechts). Ganz links Laudator Professor ist auch wegen des zuneh- deckung von VIRIP und HCC- Hartmut Döhner, Ärztlicher Direktor der Abteilung, ganz rechts menden Auftretens resisten- 1[9-74], zwei körpereigenen Rektor Professor Karl Joachim Ebeling. ter Viren dringend notwen- Molekülen, welche spezifisch dig. Viren sind intrazelluläre die Infektion von HIV-1, dem Kolb-Preis: Lars Bullinger Parasiten, die keinen eigenen Stoffwechsel besitzen. Zur Erreger von AIDS verhindern. HCC-1 bindet an das bereits Die häufigste Form des akuten Blutkrebses beim Erwach- Vermehrung ist deshalb die erwähnte CCR5 und blockiert senen, die akute myeloische Leukämie (AML), ist durch Ver- Infektion einer menschlichen so die Infektion. Interessan- änderungen der Erbträger (Chromosomen) in den Leukämie- Zelle essentiell. Der Virusein- terweise konnte Münch zellen gekennzeichnet. Diese Veränderungen sind nach heu- tritt in das Zellinnere wird außerdem im Rahmen dieser tigem Wissensstand die Faktoren, die am besten das Anspre- über bestimmte Proteine auf Kooperation belegen, dass chen auf die Chemotherapie und die Heilungsaussichten vor- der Zelloberfläche, den soge- VIRIP die HIV Infektion durch hersagen können. Darüber hinaus können mit Hilfe dieser In- nannten Rezeptoren vermit- einen neuen Wirkmechanis- formationen Therapien ausgewählt werden, die an das indi- telt. Beispielsweise nutzt das mus blockiert auch bereits HI- viduelle Risiko angepasst sind. Allerdings können mit Hilfe AIDS Virus die Moleküle CD4 Viren hemmt, die gegen gän- der herkömmlichen diagnostischen Verfahren nur bei etwa und CCR5 auf T-Zellen. Die gige AIDS Medikamente resi- der Hälfte aller Patienten mit AML derartige genetische Ver- natürliche Aufgabe dieser Ei- stent sind. Weiterhin gelang änderungen nachgewiesen werden. weiße ist allerdings eine an- es ihm, aus Plazenta eine Ver- dere, zum Beispiel die Weiter- bindung zu isolieren, die das Mit Hilfe der modernen fentlicht wurden, verdeutli- gabe von Umweltsignalen Herpes Simplex Virus, den DNA-Chip-Technologie, die chen, dass molekularbiologi- aus oder in die Zelle. Häufig Verursacher von Lippenbläs- eine Analyse der Gene des sche Untersuchungen die wird die Signalgebung durch chen und Genital-Herpes, gesamten menschlichen Ge- Auswahl einer an das indivi- kleine Peptide, die im hemmt. Ein überraschender noms (sog. Genexpressions- duelle Risiko eines Patienten menschlichen Blut vorkom- Befund war außerdem die analysen) ermöglicht, gelang angepassten Leukämiebe- men, ausgelöst. Einige dieser Entdeckung von Polysaccha- es der Arbeitsgruppe von Dr. handlung ermöglichen kön- natürlich im menschlichen riden aus einer Ostseebraun- Lars Bullinger in der Abtei- nen. Es erscheint in Zukunft Blut vorkommende Substan- alge, welche hoch effizient lung Innere Medizin III der möglich, Patienten mit be- zen sollten den Virus-Eintritt die Infektion umhüllter Viren Universität Ulm (Ärztlicher stimmten Genexpressions- über Bindung an die Virus-Re- wie HIV-1, Herpes oder Ebola Direktor: Professor Hartmut mustern, sog. Gensignatu- zeptoren blockieren können. blockieren. Döhner) in Zusammenarbeit ren, aggressiver zu behan- Für seine Forschung über neuartige Virusblocker erhielt Dr. Jan mit einer Gruppe an der Stan- deln (zum Beispiel mit einer Münch (rechts) aus der Abteilung Virologie ein Graduierten-Sti- ford University, neue geneti- Knochenmark- oder Blut- pendium der Novartis-Stiftung für Therapeutische Forschung. sche Untergruppen der AML stammzelltransplantation), Die Auszeichnung nahm Almut Richter vor. Fotos: Nusser/KIZ zu entdecken, die hinsichtlich während anderen Patienten des Verlaufs der Erkrankung weniger intensive Behand- große Unterschiede aufwie- lungsformen angeboten wer- sen. So konnten einerseits den können. Neben ihrer Be- Patienten identifiziert wer- deutung für die Vorhersage den, die trotz einer intensiven des Erkrankungsverlaufs ge- Behandlung rasch einen währt diese detaillierte mole- Rückfall ihrer Erkrankung er- kulargenetische Untersu- litten, andererseits Patienten chung der Leukämiezellen mit guten Aussichten auf auch Einblicke in die Mecha- dauerhafte Heilung. nismen der Leukämieentste- Die Ergebnisse der Studie, hung und liefert so Ansatz- die in der renommierten Zeit- punkte für die Entwicklung schrift „The New England neuartiger, zielgerichteter Journal of Medicine“ veröf- Medikamente. uni ulm intern 274 / Juli 2005
38. Jahrestag 7 Promotionspreise der Universitätsgesellschaft Dr. med. Katherine Kämp- Abt. Mikrobiologie und Bio- chen, Abt. Neurologie: „Von technologie: „Ein Adlerauge Merlin zur Tumorigenese: für Zellen: Mit fokussiertem eine erhöhte Aktivierung der Laserlicht in lebenden Zellen Rac-JNK Signalkaskade“ messen“ Dr. med. Harald Jakob Dr. rer. nat. Johannes Maier, Abt. Physiologische Mayer, Abt. Angewandte In- Chemie: „Einblicke in die Re- formationsverarbeitung: gulation eines Transkriptions- „Mehr Qualität bei wissen- faktors“ schaftlicher Software“ Dr. biol. hum. Karina Dr.-Ing. Axel Hübner, Abt. Schierling, Abt. Virologie: Telekommunikationstechnik „Untersuchung von Protein- und Angewandte Informati- Protein-Interaktionen des hu- onstheorie: „On Permutor Die "Siemens Communications Academic Award" überreichte bei manen Zytomegalievirus und Design Aspects for Concaten- der Absolventenfeier der Fakultät für Ingenieurwissenschaften Charakterisierung einer ated Convolutional Codes“ Dr. Joachim Dreßler (Siemens AG Ulm) an Dimitry Zaykovskiy UL35-Deletionsmutante“ Dr. rer. nat. Frank Kargl, (links). Dr. rer. nat. Markus Frank, Abt. Verteilte Systeme: „Si- Abt. Organische Chemie: cherheit in Mobilen Ad hoc „Imidazolium-substituierte Netzwerken“ Bessere Audioqualität Calix[4]arene: Von molekula- ren Rezeptoren zu stabilen Informationen zu den Ar- Siemens-Preis für Dimitry Zaykovskiy Carbenen und Kreuzkupp- beiten der Preisträger unter lungsreaktionen“ http://www.uni-ulm.de/aktu- Die Arbeit „On the Use of Neural Networks for Vocal Tract Dr. rer. nat. Tobias Kohl, elles/jahrestag/ Transfer Function Estimation“ von Dimitry Zaykovskiy ist bei der Absolventenfeier der Fakultät für Ingenieurwissenschaf- ten im Rahmen des 38. Jahrestages unserer Universität mit dem Siemens Communications Academic Award als heraus- ragende Diplomarbeit ausgezeichnet worden. Die Arbeit, durchgeführt in und kompetent arbeitete er der Gruppe Dialogsysteme an der praktischen Realisie- (Abteilung Informationssys- rung und entwickelte über die teme), fällt in das Gebiet der eigentliche Aufgabenstellung Signalvorverarbeitung für hinaus eigene Ideen. Insbe- Sprachanwendungen. Die sondere sein mündlicher Vor- Aufgabe bestand darin, unter trag zeichnete sich durch eine Anwendung neuronaler herausragende Qualität aus. Netze eine breitbandige spek- Souverän meisterte er auch trale Einhüllende des Sprach- die sich an den Vortrag signals, die der Frequenzant- anschließende fachliche Dis- wort des Vokaltraktes ent- kussion. spricht, zu schätzen. Diese Zaykovskiy hat in seiner Bandbreitenerweiterung Diplomarbeit ausgezeichnete dient der Verbesserung der Ergebnisse erzielt, die er zu- Audioqualität bei Frei- sammen mit seinem Betreuer sprecheinrichtungen (zum Beispiel im Kraftfahrzeug) be- auf einer internationalen Konferenz eingereicht hat. Damit Ihre Träume Farbe bekommen – ziehungsweise erhöht die Er- Als Stipendiat des Promo- s-Wunschsparen. kennerrate bei nachgeordne- tionskollegs Mathematische ten Spracherkennern. Analyse von Evolution, Infor- Dimitry Zaykovskiy hat die mation und Komplexität an s-Sparkasse sehr schwierige Aufgabe mit der Universität Ulm arbeitet Ulm großem Engagement erfolg- er seit Februar 2005 als Mit- Um sich seine Wünsche in einem überschaubaren Zeitraum verwirklichen reich bearbeitet. Ohne Pro- glied der Gruppe Dialogsys- zu können, ist es sinnvoll, regelmäßig zu sparen. Schon kleinere Beträge bleme verstand er sowohl die teme an seiner Dissertation genügen, um sich Schritt für Schritt ein beruhigendes Finanzpolster für die anspruchsvollen theoreti- auf dem Gebiet der Informa- Zukunft zu schaffen. So kommen Sie Ihren konkreten Wünschen konse- quent näher – schneller und sicherer, als Sie vielleicht zu träumen wagen. schen Zusammenhänge als tionsübertragung und Fragen Sie uns, wir beraten Sie gerne! Tel. (0731) 101-101 auch die zu verwendenden Spracherkennung. komplexen Sofwarewerk- zeuge. Überaus selbstständig Prof. Wolfgang Minker uni ulm intern 274 / Juli 2005
8 38. Jahrestag Axel Groß: Das virtuelle Chemielabor an Oberflächen Ob erwünscht oder nicht: Enorme Bedeutung der Reaktionen Reaktionen an Oberflächen habe eine enorme technologi- sche Bedeutung. Einerseits laufen viele gewünschte Pro- zesse an Oberflächen ab. So werden die meisten Produkte in der chemischen Industrie mit Hilfe von Katalysatoren herge- stellt, auf denen Reaktionsraten drastisch erhöht werden. Andere Prozesse an Oberflächen würden wir dagegen gerne vermeiden, wie zum Beispiel die Korrosion oder das Rosten. Ein verbessertes Verständnis der Wechselwirkung von Mo- lekülen mit Oberflächen ist daher aus ökonomischen Grün- den sehr wünschenswert, trägt aber auch zu fundamentalen Einsichten bei Prozessen auf atomarer Skala bei. Vom theoretischen Stand- hersagekraft, das heißt sie punkt aus handelt es sich da- liefern vertrauenswürdige Er- bei um die Beschreibung der gebnisse, ohne an beste- Im Mittelpunkt der Vormittagsveranstaltung beim 38. Jahrestag Wechselwirkung zwischen ei- hende Experimente ange- standen die Antrittsvorlesungen der Professoren Axel Groß und nem ausgedehnten System, passt werden zu müssen. Da- Paul Dietl (2. und 3. von rechts). Die Einführungen hatten die De- der Oberfläche, mit einem be- durch ergibt sich die Möglich- kane Professor Klaus-Dieter Spindler (Naturwissenschaften/ schränkten endlichen Sys- keit einer engen, gleichbe- rechts) und Professor Klaus-Michael Debatin (Medizin/links) übernommen. Zu Beginn verabschiedete Rektor Professor Karl tem, dem Molekül (siehe Ab- rechtigten Zusammenarbeit Joachim Ebeling (2. von links) die bisherige Kanzlerin Dr. Katrin bildung). Dies erschwert die zwischen Theorie und Experi- Vernau (Mitte). Foto: Nusser/KIZ theoretischen Behandlung ment. solcher Systeme beträchtlich. Die Simulationen stellen behandelt werden. durch eine enge Zusammen- Dennoch hat es in den letz- eine Art Experiment im Com- Anhand dieser Beispiele arbeit zwischen Theorie und ten Jahren enorme Fort- puter dar, womit sie als ein wird illustriert, dass Compu- Experiment kann die Natur schritte in der Berechnung virtuelles Chemielabor die- tersimulationen eine viel tie- enträtselt werden. Allerdings der Wechselwirkung zwi- nen können. In diesem Vor- feres Verständnis der mikro- kann durch Computersimula- schen Molekülen und Ober- trag wird an einigen Beispie- skopischen Reaktionsschritte tionen die Anzahl der nötigen flächen gegeben. len demonstriert, welche Ein- als das Experiment erlauben, Experimente beträchtlich ein- Dies ist zum großen Teil der blicke in atomare Prozesse da sie die Analyse und Visua- geschränkt werden. Verbesserung der Computer- Computersimulationen von lisierung des gesamten Reak- Insgesamt läßt sich vorher- leistung zuzuschreiben, aber Reaktionen an Oberflächen tionsverlaufes ermöglichen. sagen, dass das Feld der auch die Entwicklung von ef- erlauben. Zudem können an Modellsys- computergestützten theoreti- fizienten Algorithmen zur Be- Dynamiksimulationen der temen einzelne Prozesse ex- schen Chemie in Zukunft wei- rechnung der Elektronen- Adsorption von Wasserstoff emplarisch untersucht wer- ter wachsen und viele neue struktur und Gesamtenergie und Sauerstoff werden vor- den. Einsichten und Erkenntnisse hat einen beträchtlichen Teil gestellt, die unter anderem Computersimulationen bringen wird. dazu beigetragen. relevant sind für das Ver- werden sicher nicht das Ex- Es ist heutzutage möglich ständnis von Reaktionen in periment ersetzen, denn nur Prof. Dr. Axel Groß geworden, komplexe Pro- der Brennstoffzelle oder dem zesse an Oberflächen aus er- Abgaskatalysator. sten Prinzipien, das heißt Dabei wird demonstriert, Professor Dr. Axel Groß ohne empirische Parameter, welche Bedeutung dynami- Der gebürtige Lüneburger, Jahrgang 1961, studierte zu simulieren. sche Effekte wie der Len- nach Abitur und Bundeswehr Physik an der Universität Dadurch haben die Ergeb- kungseffekt oder das dynami- Göttingen und an der University of California at Santa Bar- nisse der Rechnungen Vor- sche Einfangen der Moleküle bara. Dem Diplom 1990 an der Universität Göttingen folgte Illustration typischer Struktu- für die Reaktionswahrschein- 1993 die Promotion am Physik-Department der TU Mün- ren und Prozesse an Ober- lichkeiten haben. chen. flächen. Aber auch komplexere Pro- Anschließend war er bis 1998 als Wissenschaftlicher Mit- zesse wie die Methanoloxida- arbeiter im Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesell- tion, die Adsorption an nano- schaft in Berlin tätig. Sein Arbeitsgebiet: Dynamik der Mo- strukturierten Oberflächen lekül-Oberflächenwechselwirkung. Zwischendurch absol- oder die Elektronen-Austritts- vierte Axel Groß einen sechswöchigen Forschungsaufent- arbeitsänderung durch Be- halt am Naval Research Lab in Washington D.C. schichtung von Wolfram- Bis zu seinem Ruf nach Ulm wirkte er als Professor für Elektroden werden bespro- Theoretische Physik/Oberflächenphysik am Physik-Depart- chen. Sogar selbstorgani- ment der TU München. Habilitiert hatte er sich 1999 an der sierte Schichten aus organi- TU Berlin. schen Molekülen und biolo- Ein einmonatiger Forschungsaufenthalt führte ihn in die- gisch relevante Systeme kön- sem Jahr an die University of California at Santa Barbara nen mit rechnergestützten zurück. Elektronenstrukturmethoden uni ulm intern 274 / Juli 2005
Antrittsvorlesungen 9 Paul Dietl: Herausforderung Lungenbläschen Dünnste Barriere zwischen Blut und Außenwelt Das Lungenbläschen ist jener Ort, an dem unser Körper werden und mit einem Anre- Kohlendioxid in die Umgebung abgibt und Sauerstoff auf- gungslicht bestimmter Wel- nimmt. Insgesamt existieren 300 Millionen dieser Lungen- lenlänge angeregt werden. bläschen, auch Alveolen genannt. Sie bilden gleichzeitig die Die emittierte Fluoreszenz er- dünnste Barriere zwischen Blut und Außenwelt, etwa nur ein laubt nicht nur die Lokalisa- fünfzigstel so dick wie ein Blatt Papier. Lange Zeit war es un- tion von bestimmten Mo- denkbar, dass diese feine Struktur eine mechanische Kraft lekülen oder Organellen, sie ausüben kann, bis im Jahr 1929 der Schweizer Arzt Kurt von ermöglicht auch die Messung Nerrgaard postulierte, dass die sogenannte Oberflächen- von diversen Parametern, spannung der Alveolen eine signifikante Kraft darstellt, die wie z. B. die Konzentration dazu führt, dass die Lunge das Bestreben hat sich zusam- von Elektrolyten und anderen menzuziehen, und wir aktive Muskelkraft ausüben müssen, Substanzen. Bestimmte Flu- um die Lunge bei der Einatmung zu dehnen. orophore konnten aufgrund ihrer spezifischen physiko- In den 50er-Jahren wies der wie gerade erwähnt – chemischen Eigenschaften Amerikaner John Clements die Oberflächenspannung zur Untersuchung der Sekre- nach, dass eine ober- und ermöglicht so die Einat- Schematischer Schnitt durch tionsvorgänge im Alveolus flächenaktive Substanz (Sur- mung und stabilisiert die den Alveolus, in dem Typ II Al- weiterentwickelt werden. veolarzellen in Blau dargestellt factant) in die Aveolen ausge- Alveolen. Damit können definierte sind. schieden wird, die dazu führt, Zum anderen hält Surfac- Phasen während der Exo- dass die genannte Ober- tant die Alveolen trocken, zytose von Lamellärkörper- flächenspannung geringer ist wirkt somit dem Lungen- Alveolen und speichert Sur- chen festgehalten werden. wie die von Wasser. ödem entgegen, und hat viel- factant in speziellen Organel- Insbesondere kann der Zeit- Kurz darauf (1960) konnte fältige immunologische Auf- len, die man als Lamellärkör- punkt der Lamellärkörperfu- Mary Allen Avery aus Boston gaben, insbesondere die Ab- perchen oder lamellar bodies sion mit den Plasmamem- zeigen, dass Babies, denen wehr von pathogenen Kei- bezeichnet. Biochemische bran gemessen, und La- dieses Surfactant fehlt, nicht men in der Einatemluft be- Analysen ergaben, dass la- mellärkörper können in ver- ausreichend einatmen kön- treffend. mellar bodies hauptsächlich schiedenen Phasen (vor bzw. nen und dadurch ersticken. Elektronenmikroskopische aus Phospholipiden und vier nach der Fusion) durch ver- Dieser lebensgefährliche Zu- Untersuchungen in den 60er- spezifischen Surfactantpro- schiedene Fluorophore dar- stand wird heute als Neuge- und 70er-Jahren haben ge- teinen bestehen. gestellt werden. borenen Atemnotsyndrom zeigt, dass Surfactant in ei- Lamellärkörperchen wer- Alveolarzellen haben auf- bezeichnet. nem speziellen Zelltyp im Al- den durch einen Vorgang, grund ihrer leichten Zugäng- Heute weiß man, dass Sur- veolus produziert wird, in der den man als „Exozytose“ be- lichkeit von außen sowie der factant eine lebensnot- sog. Typ II Alveolarzelle oder zeichnet, aus Typ II Alveolar- enormen Gesamtfläche (100 wendige Substanz ist, die Typ II Pneumozyten. zellen freigesetzt. Dabei ver- m2) der Alveolen ein hohes vielfältige Funktionen ausübt: Diese Zelle befindet sich schmilzt die limitierende Potential für Gen- und zum einen reduziert es – vornehmlich in den Ecken der Membran der Lamellärkör- Stammzelltherapie. perchen mit der Plasmamem- Dabei können Viren oder bran der Typ II Zelle. Stammzellen genutzt wer- Professor Dr. Paul Dietl Um die Funktion von leben- den, um genetisches Material Der gebürtige Tiroler, Jahrgang 1960, leitet seit Dezem- den Typ II Pneumozyten ge- in die Lunge einzubringen. ber die Abteilung Allgemeine Physiologie. Nach seiner Rei- nauer untersuchen zu kön- Dieses soll von Alveolarzellen feprüfung studierte er Humanmedizin an der Universität nen, muss man diese in ei- aufgenommen werden, um Innsbruck und promovierte hier auch 1983 zum Doktor der nem komplizierten Verdau- bestimmte Proteine zu syn- gesamten Heilkunde. ungsprozess aus der Lunge thetisieren, welche ihrerseits Seine Tätigkeit als Assistent an verschiedenen Instituten entfernen. entweder dazu dienen kön- der Universitäten Würzburg und Innsbruck unterbrach er Die Zellen können dann in nen, Defekte der Lunge zu für ein zweijähriges Forschungsstipendium (Max Kade- sogenannte Primärkultur ge- heilen, oder ins Blut abgege- Stiftung) an der Dartmouth Medical School in halten und physiologisch un- ben zu werden. Hanover/USA. tersucht werden. Dazu eignen Letzteres könnte in zweifa- Im Juni 1994 habilitierte er sich im Fach Physiologie. Ein sich im besonderen Maß Me- cher Weise genutzt werden: Jahr zuvor war er zum Facharzt für Physiologie ernannt thoden im Bereich des sog. die Alveolarzellen könnten ei- worden. Anschließend wirkte er bis zu seiner Berufung „life cell imaging“, auf nerseits Proteine ins Blut ab- nach Ulm als Universitätsprofessor und Arbeitsgruppenlei- Deutsch „Lebendzellbildge- geben, die dem Körper fehlen ter am Physiologischen Institut Innsbruck. Für seine For- bung“. (z. B. Gerinnungsfaktoren bei schungsarbeiten erhielt er mehrere Preise und Auszeich- Besonders versatil und aus- Blutern), oder andererseits nungen, darunter den Aventis- und den Novartis-Preis. sagekräftig sind bildgebende Enzyme herstellen, die bei Beide werden jährlich an drei österreichische Wissen- Verfahren in Kombination mit angeborenen Stoffwechsel- schaftler verliehen. Paul Dietl ist verheiratet und hat eine Fluoreszenz. Fluoreszierende defekten fehlen. Tochter. Substanzen (Fluorophore) können in Zellen eingebracht Prof. Dr. Paul Dietl uni ulm intern 274 / Juli 2005
10 Aktuelles Professor Wolfgang Schleich bleibt in Ulm Zwei Rufe aus USA abgelehnt – Neues Zentrum kommt Professor Wolfgang Schleich bleibt an der Universität Ulm. sagt Schleich, der seine Akti- Am Abend vor dem 38. Jahrestag unserer Uni erteilte er Rek- vitäten in der akademischen tor Professor Karl Joachim Ebeling eine entsprechende Zu- Selbstverwaltung vor Ort zu sage. Der Leiter der Abteilung Quantenphysik gilt als einer Gunsten seiner wissenschaft- der profiliertesten Ulmer Wissenschaftler auch auf interna- lichen Arbeit etwas reduziert tionaler Ebene. hat. „Nur in der Studienkom- Dies dokumentieren auch Quantencomputer, „mit er- mission Physik und im Fakul- die beiden Rufe aus den USA, heblichen Auswirkungen für tätsrat mische ich noch mit“, die Schleich jetzt zu Gunsten die Computerwissenschaf- räumt der Wissenschaftler Ulms abgelehnt hat: Sowohl ten“, erklärt Schleich. Ein ein, betont jedoch im glei- die renommierte Texas A & M Thema dabei sei das soge- chen Atemzug zwei relativ University als auch die Uni- nannte „Bose-Einstein-Kon- zeitintensive Ämter auf Bun- versity of Texas in Dallas densat“ desebene: Seit vier Jahren ist wollten die Physiker ver- „Das Kondensat mit unge- Prof. Wolfgang Schleich Wolfgang Schleich Mitglied pflichten, der seit 1991 auf wöhnlichen Eigenschaften“ Foto: Pressestelle im Senatsausschuss der dem Oberen Eselsberg lehrt (Schleich) solle im Rahmen Deutschen Forschungsge- und forscht. einer großen europäischen „Schleich-Schüler“ besetzen meinschaft (DFG) für die Be- „Ich freue mich, dass Herr Initiative unter Federführung bereits Lehrstühle an nam- lange der Sonderforschungs- Kollege Schleich als Lei- der European Space Agency haften Unis im In- und Aus- bereiche. Außerdem wirkt er stungsträger unserer Physik (ESA) in der Weltraumstation land. Gleichwohl bedauert in der Auswahlkommission und wichtiger Partner des getestet werden. der Physiker die – früher der Humboldt-Stiftung, hier neuen Sonderforschungsbe- Vorstudien dazu erfolgten mehr als heute – unbefriedi- übrigens als stellvertretender reiches Transregio 21 in Ulm im Fallturm zu Bremen, der genden Studentenzahlen sei- Vorsitzender. Mit einer beson- bleibt“, erklärte Rektor Ebe- das Verhalten des Objekts in nes Fachs. „Schuld daran wa- deren Pointe, schmunzelt der ling. simulierter Schwerelosigkeit ren aber die Politiker.“ Physiker: „Hier bin ich zumin- Eben dieser SFB sei denn ermöglicht. Inzwischen führe vor allem dest für einige Stunden der auch ein wichtiger Faktor bei So ist der Wissenschaftler die Wirtschaftsphysik wieder Chef unseres Rektors.“ der Bleibezusage gewesen, überzeugt: „Die Rolle unserer zu wachsendem Interesse, bestätigt der Physiker, Physik wird noch wichtiger „schließlich haben wir viele werden als bisher. Uns sind Jahre daran gearbeitet, dass hier in diesem Fach in den er kommt und bereits viele vergangenen Jahren sehr Vorarbeiten geleistet“. gute Berufungen gelungen, Der gemeinsam mit den auch von Kollegen, die inter- Zur Person Universitäten Stuttgart und national in Erscheinung tre- Professor Wolfgang Schleich, geboren in Mühldorf/Inn Tübingen eingerichtete SFB ten.“ und Jahrgang 1957, gilt als international führender Experte („er ist für uns enorm wich- Wie Professor Schmidt-Ka- auf dem Gebiet der theoretischen Quantenoptik und hat tig“) werde „eine enorme Dy- ler etwa. Resultat, so Schleich mit seinen Bahn brechenden Arbeiten zur Wechselwirkung namik in unsere Physik brin- weiter: „Mit unserer Physik von Licht mit Atomen, insbesondere in Atomstrahlen und gen“. ist es kontinuierlich aufwärts -fallen, wesentlich zum Nachweis der so genannten kollek- Bemerkenswert zudem: gegangen.“ tiven Effekte beigetragen. Er eröffnete damit eine neue Per- „Bisher sind daran nur zwei Ein Grund dafür: „Wir spektive zum Verständnis der Quantennatur des Lichts. Ulmer Lehrstühle beteiligt, konnten auf den Erfolgen der Seine Arbeiten rechnen überdies zu den Grundlagen der nämlich der des Kollegen ersten Ulmer Physiker-Gene- Quantenphysik. Eines seiner zahlreichen Bücher gilt zudem Schmidt-Kaler und mein ei- ration aufbauen“, betont als Basiswerk der Quantenoptik und wurde in mehrere gener“, so Schleich, „jetzt Wolfgang Schleich und fügt Sprachen übersetzt. wird außerdem Axel Groß hinzu: „Eines meiner Vorbil- Schleich hat an der Münchner Ludwig-Maximilians-Uni- mit seiner Abteilung mitma- der war der 1994 verstorbene versität Physik studiert, dort auch promoviert (1984) und chen.“ Dieser hatte bekannt- Kollege Hannes Risken, ein sich habilitiert (1989). lich im Oktober des Vorjahres hoch anerkannter Mann.“ Vor seinem Ruf nach Ulm hat er am Max-Planck-Institut die Leitung der Theoreti- Auch er selbst widme sich für Quantenoptik in Garching, an der University of New schen Chemie übernommen. intensiv der Nachwuchs- Mexico in Albuquerque (USA) und an der University of Te- Nicht minder wichtig für pflege, macht er in diesem xas in Austin gearbeitet. Er hat mehr als 200 Publikationen seine Entscheidung sei indes Zusammenhang deutlich. In veröffentlicht und fungiert als Herausgeber mehrerer fach- die Zusage des Wissen- der Tat: 25 Promotionen spezifischer Journale. Neben dem Max-Planck-For- schaftsministeriums zur Ein- („nicht alle habe ich jedoch schungspreis 2002 sowie einigen weiteren Auszeichnun- richtung und Förderung eines selbst betreut“) und vier Ha- gen erhielt der Ulmer Wissenschaftler bisher den Gott- „Center for quantum en- bilitationen sind aus der Ab- fried-Wilhelm-Leibniz-Preis der DFG, die Ernst-Abbe-Me- gineering“ gewesen. Dabei teilung Quantenphysik in den daille, den Preis der Deutschen Physikalischen Gesellschaft gehe es um die Kontrolle von vergangenen 15 Jahren her- und die Otto-Hahn-Medaille. Quantensystemen und um vorgegangen. Einige uni ulm intern 274 / Juli 2005
Aktuelles 11 Professor Karsten Urban weiter in Ulm Gute Gründe für Bleibezusage – Zwei Rufe abgelehnt Professor Karsten Urban, Leiter der Abteilung Numerik und einer der beiden Studiendekane der Fakultät für Mathematik und Wirtschaftswissenschaften, bleibt unserer Universität erhalten. In Verbindung mit seiner Bleibezusage hat er zwei zeitgleiche Rufe renommierter Universitäten abgelehnt. Sowohl die Technische Uni- das als Riesenerfolg für uns“, versität (TU) Darmstadt als freut sich der Mathematiker auch die Uni Stuttgart waren und sinniert: „Ich kann doch an dem Wissenschaftler in- jetzt nicht abhauen, wenn es teressiert. „Aber auch die Uni anläuft.“ Ulm hat mir ein hervorragen- In seiner Entscheidung be- des Angebot unterbreitet und stärkt hätten ihn überdies der bietet mir langfristig eine von der Universitätsleitung ausgezeichnete Perspektive“, zugesagte personelle Ausbau begründete Urban seine Ent- seiner Abteilung und ver- scheidung. schiedene Verbindungen zur „Für uns ist es großartig, regionalen Wirtschaft, so Kar- dass er bleibt. Er ist einer der sten Urban weiter. absoluten Leistungsträger Er nennt in diesem Zusam- unserer Universität“, freute menhang seine gemeinsa- sich Rektor Professor Karl Jo- men Forschungsprojekte mit achim Ebeling über die Zu- den Firmen Voith Turbo Ma- sage. rine und Voith Paper in Hei- Ein wichtiger Faktor dabei denheim sowie einem Bosch- Professor Karsten Urban (rechts) hat sich aus verschiedenen sei die für Anfang Oktober Bereich in Leonberg. Gründen für ein Bleiben in Ulm entschieden. Foto: KIZ geplante Gründung eines „Die Verbindung von Wis- „Ulmer Zentrums für Wissen- senschaft und Wirtschaft hat Urban, der 2002 von der Rhei- ban jetzt dem von ihm initiier- schaftliches Rechnen“ gewe- hier eine gute Tradition“, sagt nisch-Westfälischen Techni- ten vierwöchigen Mathe-Trai- sen. Darunter zu verstehen ist der vielfältig aktive Forscher, schen Hochschule (RWTH) ningscamp für Studienanfän- die Verbindung von Modellie- der für sein Voith-Projekt zur Aachen nach Ulm gekommen ger aller Fächer im Septem- rung, Analyse und Simula- Verbesserung des Voth- war. ber entgegen: „Das wird eine tion komplexer Probleme. Die Schneider-Propellers be- Nicht zuletzt hätten freilich spannende Geschichte.“ Wirkung von Zahnspangen kanntlich den Kooperations- auch persönliche Gründe Zudem habe die Aktion ei- bei Gebisskorrekturen oder preis Wissenschaft-Wirt- eine gewisse Rolle bei sei- nen enormen Werbeeffekt. das Zusammenwachsen ge- schaft unserer Universität er- nem Bleibeentschluss ge- Schließlich häuften sich be- brochener Knochen zum Bei- halten hat. spielt. „Der Freizeitwert hier reits die Anmeldungen von spiel. Nicht zu vergessen: „Die ist super“, hat Urban inzwi- Erstsemestern aller Stu- „Alle Fakultäten haben re- Zusammenarbeit innerhalb schen festgestellt, „und wir diengänge. Urban ist über- chenintensive Forschungs- unserer Fakultät ist sehr gut. fühlen uns hier sehr wohl“. zeugt: „Wir sind auf dem rich- tätigkeiten“, weiß denn auch Wir haben hier in den vergan- Unter „wir“ zu verstehen sind tigen Weg.“ Sein vorrangig- Karsten Urban, der das Zen- genen Jahren ja einiges auf in diesem Fall Ehefrau, eine ster Wunsch für das Projekt: trum gemeinsam mit zwei die Beine gestellt“, betont der Aachenerin, und drei Kinder, „Wenn wir damit die Durch- weiteren renommierten Ul- Wissenschaftler, „und wir alle in Aachen geboren. fallquoten runterbringen, mer Wissenschaftlern in den sind weltweit die einzige Fa- Neugierig blickt Karsten Ur- wäre das super.“ nächsten Monaten vorberei- kultät mit der Kombination ten und etablieren will: Pro- von Mathematik, Wirtschafts- fessor Lutz Claes (Unfallchi- wissenschaften und ange- rurgische Forschung und Bio- wandter Informationsverar- Zur Person mechanik) nämlich und Pro- beitung – für mich ein ganz Professor Karsten Urban, Jahrgang 1966 und geboren in fessor Alexander Keller von wichtiger Punkt.“ Hamburg, absolvierte nach Abitur und Bundeswehr der Medieninformatik. Dabei sei die Konzentration zunächst ein Grundstudium in Mathematik und Informatik Als weiteren Aspekt bei sei- in der Helmholtzstraße ganz an der Universität Bonn. Dem folgte ein Hauptstudium der ner Bleibezusage nennt Ur- sicher ein Vorteil. „Das passt Mathematik an der RWTH Aachen, an der er auch promo- ban das kürzlich eröffnete dort einfach zusammen.“ vierte (1995) und sich habilitierte (2001). Zwischendurch ar- Graduiertenkolleg „Modellie- Und zum Thema Umfeld beitete er unter anderem als Gastwissenschaftler an einem rung, Analyse und Simula- noch ein weiterer Aspekt: Institut in Italien, der Habilitation folgte dann eine Gastpro- tion in der Wirtschaftsmathe- „Ich habe zu schätzen ge- fessur an der Universität Utrecht. matik“, als dessen Sprecher lernt, dass unsere Uni deut- 2002 wechselte Karsten Urban an die Abteilung Numerik er fungiert. lich kleiner ist als vorher unserer Universität, deren Leitung er im Vorjahr über- „Zwei Jahre lang haben wir Aachen.“ Dies beinhalte doch nahm. dafür gekämpft und ich sehe einige Vorteile, sagt Karsten uni ulm intern 274 / Juli 2005
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