Begleitmaterial zur Ausstellung - Aus Nachbarn werden Freunde Texte Unterrichtsvorschläge Kontaktadressen für Schulpartnerschaften, Projekte ...
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Aus Nachbarn werden Freunde Jugendkontakte in Mitteleuropa nach 1989 Begleitmaterial zur Ausstellung Texte • Unterrichtsvorschläge • Kontaktadressen für Schulpartnerschaften, Projekte und interkulturelle Begegnung www.jugendkontaktenach89.at
Impressum Herausgeber und Medieninhaber: Interkulturelles Zentrum, Lindengasse 41, 1070 Wien Redaktion: Mag. Barbara Helm, Interkulturelles Zentrum Gestaltung: Evi Scheller, www.evischeller.com Druck: bmukk Wien, Juni 2009 Mit Unterstützung des Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur “Aus Nachbarn werden Freunde - Jugend- kontakte in Mitteleuropa nach 1989“ ist Teil der Initiative „1989-2009“: Aufbruch in ein neues Europa des Bundesministerium für europäische und inter- nationale Angelegenheiten. Die Ausstellung wurde vom Interkulturellen Zentrum (IZ) in Kooperation mit dem Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM) konzipiert und erarbeitet.
Aus Nachbarn Inhalt werden Freunde Jugendkontakte in Mitteleuropa nach 1989 Editorial ............................................... 2 • • „Grenzen überwinden” ............................................... 3 „geteilt / vereint“ ............................................... 7 • •• • • Glossar ............................................... 15 • #1 – Wer kennt den Nachbarn? ............................................... 20 Unterrichts- #2 – Stepping forward! ............................................... 23 vorschläge #3 – Quizshow 1989 ............................................... 27 #4 – Eine Mauer aus Vorurteilen ............................................... 30 #5 – Liebe kennt keine Grenzen ............................................... 32 #6 – Forschungsprojekt ............................................... 35 #7 – New Neighbours ............................................... 40 #8 – Illustrien goes EU ............................................... 44 #9 – Überraschende Begegnungen ............................................... 51 Ein interaktiver Besuch der Ausstellung ............................................... 58 Materialien für den #1 – Thesendiskussion ............................................... 59 Ausstellungsbesuch #2 – Lieblingsprojekt ............................................... 61 Ausstellungsdokumentation ............................................... 63 Internationale Schulpartnerschaften ............................................. 84 Weiterführende Nützliche Adressen ............................................. 88 Informationen www.jugendkontaktenach89.at ............................................. 94 Autorinnen ............................................. 95 Aus Nachbarn werden Freunde
• Editorial • • • • Editorial • •• ••• • • • • • • ••• • • • • •• • • • • • • • • • • 20 Jahre ist es her, dass der Eiserne Vorhang gefallen Im Allgemeinen sind junge Menschen neugierig auf ist, diese nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Sprache, Kultur, Tradition, Brauchtum und Geschichte errichtete, mit Wachtürmen und Stacheldraht anderer Länder. Jugendkontakte nutzen diese Wiss- bewehrte, feindliche Grenze mitten durch Europa. begierde. Sie helfen Interessierten, Partnerschaften Nach 1989 geborene Jugendliche können sich diese zu knüpfen, die ihnen den Reichtum und die Vielfalt furchteinflößende Trennungslinie zwischen Ländern, europäischer Kulturen, aber auch ihre zahlreichen die über Jahrhunderte hinweg durch eine gemein- Gemeinsamkeiten vor Augen führen. In der Aus- same Geschichte geprägte Nachbarn gewesen waren, einandersetzung mit Gleichaltrigen aus den Nachbar- kaum mehr vorstellen. Dennoch hat der Kalte Krieg, ländern können die Jugendlichen ähnliche Stand- • punkte finden, gemeinsame Interessen erkennen und •• dessen Ausdruck diese Barrikade war, Schranken in • •• den Köpfen der Menschen auf beiden Seiten hinter- lassen, die es zu überwinden gilt – aber wie? Projekte entwickeln, um diese in der Region durch- zusetzen. Dabei werden sie die Erfahrung machen, •• Die Jugend hat zumeist keine Vorstellung davon, dass ihre Anliegen eher Wirksamkeit erlangen, wenn •• dass das Verschwinden des Eisernen Vorhangs auf die Entwicklung zu einem neuen Europa enorme Aus- sie in gemeinsamer Abstimmung und im Bewusstsein sich gegenseitig ergänzender Stärken identifiziert wirkungen gehabt hat und immer noch hat. Damit wurden. •• ist eine Entwicklung in Gang gekommen, die unseren • Kontinent – zum ersten Mal in der Geschichte – zu Durch gemeinsames Tun Erreichtes kann Schranken einem demokratischen werden hat lassen. Demokra- überwinden und so aus Nachbarn Freunde werden tie eröffnet bereits jungen BürgerInnen umfassende lassen. Partizipationsrechte. Es gilt daher, die Jugendlichen zu verlocken, sich an der Mitgestaltung ihres Landes, Christine Kisser Abteilung für internationale bilaterale Angelegenheiten ihrer Region und letztlich Europas zu beteiligen. Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur Sie halten die Begleitbroschüre zur Ausstellung „Aus nicht nur in Österreich verwendet, sondern stehen Nachbarn werden Freunde – Jugendkontakte in auch Schulen und interessierten Personen in Mitteleuropa nach 1989“ in Händen. Die Broschüre Slowenien, Ungarn, Slowakei, Tschechien sowie richtet sich primär an LehrerInnen und SchülerInnen, in Polen zur Verfügung. unterstützt die Vor- und Nachbereitung des Ausstel- lungsbesuches und enthält neben einer Ausstellungs- Ich wünsche eine anregende Lektüre, viel Vergnü- dokumentation auch Anregungen für ein interaktives gen und Erfolg bei der Umsetzung des einen oder Entdecken der Ausstellungsinhalte sowie weiterfüh- anderen Unterrichtsbeispiels – und gutes Gelingen rende Informationen zum Thema Jugendaustausch beim Auf- und Ausbau guter „nachbarschaftlicher“ und Schulpartnerschaften. Beziehungen. Ausstellung, Begleitmaterialien und die zugehörige Barbara Helm Bereichsleitung Internationale Schulprojekte Website www.jugendkontaktenach89.at werden Interkulturelles Zentrum Aus Nachbarn werden Freunde
Grenzen überwinden Grenzen überwinden Internationale Schulpartnerschaften und Jugendbegegnungen als Beitrag für ein neues Europa Barbara Helm Schulpartnerschaften, Jugendaustauschprojekte, Begegnungsreisen sind seit Jahrzehnten eine attraktive Möglichkeit um vielschichtige Lernprozesse zu initiieren und spannende Erfahrungen zu machen. In den 50er bis 80er Jahren des vergangenen Jahrhundert stellten Jugendmobilitätsprojekte die Ausnahme im pädagogischen Alltag dar, nur weni- gen „Auserwählten“ war die Teilnahme an einem Sprachaufenthalt, an einem Jugendaustausch möglich. Projekte und Initiativen, die junge Menschen über die Grenzen des „Eisernen Vorhanges“ führten, waren besonders • schwierig zu realisieren und daher kaum existent. • •• Neue Chancen und Möglichkeiten • •• • •• • Mit dem Fall des Eisernen Vorhanges und der Öffnung der Grenzen zwischen Ost und West ab dem Jahr 1989 wurde schlagartig bewusst, dass nun die Chance für • die Entwicklung eines neuen Zusammenlebens bestand. Menschen, die zuvor in strikt getrennten • Systemen lebten, hatten nun die Möglichkeit einan- der zu begegnen, wirtschaftlich, politisch, kulturell zusammenzuarbeiten. Es gab wenig authentische Information über den Alltag und die Lebensumstände der Menschen jenseits der Grenze. Die Neugier war groß, und gleichzeitig war das Bild voneinander von Stereotypen und Vorurteilen geprägt. Österreichische Bildungskooperationen Engagierte Menschen, darunter zahlreiche LehrerIn- In Österreich hat die Bildungskooperation mit nen, erkannten die neuen Chancen: erste Kontakte den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuropas einen wurden geknüpft und Initiativen gestartet. Eine hohen Stellenwert, was sich an den vielfältigen exemplarische Auswahl dieser grenzüberschreitenden Initiativen und Projekten zeigt, die seit 1990 vom „Pionierprojekte“ – auch aus dem außerschulischen Unterrichtsministerium, zum Teil in Zusammenarbeit und universitären Bereich - wird in der Ausstellung mit dem Außenministerium, ins Leben gerufen wur- „Aus Nachbarn werden Freunde – Jugendkontakte den. Dadurch wurde und wird ein wichtiger Beitrag in Mitteleuropa nach 1989“ präsentiert. zur Überwindung der Grenzen und zur Herstellung nachbarschaftlicher Normalität geleistet. Für diesen Prozess ist auch förderlich, dass die für Unterricht zuständigen MinisterInnen und General- Alle ausgewählten Projekte werden in dieser Publikation im Ka- direktorInnen Österreichs, der Slowakei, Sloweniens, pitel „Austellungsdokumentation“ präsentiert. Eine Auswahl von Tschechiens und Ungarns seit den 90er Jahren in Interviews mit den InitiatorInnen und an den Projekten beteilig- ten Personen stehen auf der Webplattform regelmäßigen persönlichen Treffen zusammen- www.jugendkontaktenach89.at zur Verfügung. arbeiten. In einer am 12. April 2007 unterzeichneten Aus Nachbarn werden Freunde
Erklärung (CECE – Central European Cooperation Initiativen und Programme auf internationaler Grenzen überwinden in Education) bekräftigten die MinisterInnen der Ebene genannten Länder ihr Interesse an intensiver Zusam- menarbeit in für die Region spezifisch bedeutsamen Seit 1989 wurden auf internationaler und nationaler Bildungsfragen. Ebene zahlreiche Programme und Initiativen zur Förderung der internationalen Zusammenarbeit von Das österreichische Unterrichtsministerium fördert Schulen gestartet. Sie alle verfolgen das Ziel, durch seit 1990 die Entstehung und Entwicklung internatio- die grenzüberschreitende, praktische Zusammen- naler Schulpartnerschaften und verknüpft damit arbeit von Schulen die Kooperation zwischen den Themen wie Interkultureller Dialog, Europäische Bildungssystemen in ganz Europa zu erhöhen, das Bürgerschaft, Fremdsprachenlernen sowie eine Bewusstsein für die Zusammengehörigkeit der ver- ••• Intensivierung der Bildungskooperationen mit unseren Nachbarländern. Das Interkulturelle Zentrum schiedenen europäischen Kulturen zu vertiefen und die europäische Identität der Bürger zu stärken. • •• • • • wurde vom Unterrichtsministerium mit der Informa- tion, Vermittlung und Beratung von internationalen Mit dem EU Programm Comenius, Teil des EU • Schulpartnerschaften beauftragt. Fördermittel für Schüleraustauschaktivitäten im Rahmen von Schul- Bildungsprogrammes für lebenslanges Lernen werden u.a. Schulpartnerschaften und die Mobilität partnerschaften mit osteuropäischen Ländern wur- von SchülerInnen und LehrerInnen gefördert mit den bereitgestellt. Seit 1991 hat das österreichische dem Ziel der • • Unterrichtsministerium fast 2500 Schulprojekte mit Ost- und Südosteuropa mit finanziellen Förderungen, • Entwicklung von Kenntnis und Verständnis • pädagogischer Beratung, bi- und multilateralen Semi- nare für LehrerInnen sowie pädagogischen Materi- der Vielfalt der europäischen Kulturen und Sprachen und von deren Wert bei jungen alien unterstützt. Menschen und Bildungspersonal; Interessant ist auch, dass von jährlich ca. 500 aktiven • Unterstützung junger Menschen beim Schulpartnerschaftsprojekten ungefähr die Hälfte Erwerb der lebensnotwendigen Fähigkeiten der Aktivitäten mit den Nachbarländern Ungarn, und Kompetenzen für ihre persönliche Tschechien, Slowakei und Slowenien durchgeführt Entfaltung, künftige Beschäftigungschancen werden. und eine aktive europäische Bürgerschaft. Neben der EU sind auf gesamteuropäischer Ebene vor allem der Europarat und die UNESCO bedeutende Akteure, die einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung einer gesamteuropäischen bzw. globalen Perspektive leisten – speziell auf den Gebieten der Bildung und Kultur mit den Themenschwerpunkten Demokratie, Menschenrechte, Friede und kulturelle Vielfalt. Maßgebliche Beiträge zur Förderung von Jugendkon- takten mit dem Ziel der Überwindung von Vorurteilen und der Förderung von Versöhnung und interkul- turellem Lernen kommen von privaten Stiftungen wie http://www.lebenslanges-lernen.at/ vgl.Teutsch, Rüdiger: Internationale Schulpartnerschaften als friedenspädagogische Chance. In: Gruber, Bettina/Wintersteiner, http://www.coe.int/T/E/Cultural_Co-operation/education/ Werner/Duller, Gerlinde: Friedenserziehung als Gewaltprävention. Regionale und internationale Erfahrungen. Klagenfurt 2009. http://www.unesco.at/ Aus Nachbarn werden Freunde
etwa dem Deutsch-Französischem Jugendwerk, dem Lernfelder heute Grenzen überwinden Deutsch-Polnischen Jugendwerk oder der Robert-Bosch-Stiftung. Internationale Schulpartnerschaften haben – damals wie heute – ein weitreichendes Lernpotenzial. Der Im universitären Bildungsbereich bietet heute vor Bogen spannt sich von den augenfälligen Schlüssel- allem das EU Programm Erasmus Unterstützung kompetenzen im erst-, zweit- und fremdsprachlichen etwa bei Auslandaufenthalten für Studierende. Bereich bis hin zu Kompetenzen im Umgang mit Über grenzübergreifende Initiativen im universitären Informationstechnologien. Darüber hinaus bieten Bereich nach 1989 zwischen Österreich und den internationale Schulprojekte reichlich Möglich- östlichen Nachbarstaaten, gibt die Ausstellung „Aus keiten zur Entwicklung von sozialer Kompetenz und Nachbarn werden Freunde“ ebenso Auskunft sowie Bürgerkompetenz, von Eigeninitiative und Sicherheit die als IDM Studie erschienende Publikation.10 bei interkulturellen Herausforderungen. Dies gilt nicht nur für SchülerInnen. Für LehrerInnen kann Ziel Interkulturelle Kompetenz die internationale pädagogische Kooperation ein • wichtiger Schritt im Rahmen der professionellen Gemeinsam war diesen Initiativen das Ziel, ein differenziertes Verständnis für ein anderes Land Weiterentwicklung sein – etwa in den Bereichen Pro- jektmanagement, interdisziplinäre Zusammenarbeit, • •• und seine Menschen, ihre Sprache, Geschichte und interkulturelle Kooperationsfähigkeit. Auch die Schule • • Kultur zu entwickeln. Die Entwicklung von inter- als Organisation kann viele Anregungen zur Entwick- kulturellen Kompetenzen steht im Zentrum der lung der Schulkultur vorfinden: Internationale Schul- Lernprozesse, die im Rahmen von internationalen partnerschaftsprojekte sind häufig Ausgangspunkt für SchülerInnenbegegnungen, Jugendbegegnungen fächerübergreifende Teamarbeit, das Einbeziehen von und Schulpartnerschaften initiiert werden. Eine ge- unterschiedlichen AkteurInnen aus Schule und Schul- lungene interkulturelle Begegnung ermöglicht den umfeld wie beispielsweise Eltern, kommunale Einrich- TeilnehmerInnen eine positive Erfahrung, die auf die tungen, Vereine, Initiativen und Unternehmen.12 Erweiterung von Kenntnissen und Fertigkeiten sowie auf die Entwicklung von Werten, Einstellungen und Verhaltensweisen im Sinne von Offenheit, Respekt Und heute? Jugendaustausch und Schulpartner- schaften als „Mainstream-Programm“? •• • • • und Wertschätzung gegenüber den (noch) fremden Menschen und Kulturen abzielt. Eine positive, erfolg- Mittlerweile sind Schulpartnerschaften aus der reiche Begegnung kann ein Schlüsselerlebnis im Exoten-Nische herausgetreten. Die Bildungs- und Leben von jungen Menschen sein.11 Mobilitätsprogramme der EU, allen voran Comenius für den Schulbereich und Jugend in Aktion13 für den • außerschulischen Bereich ermöglichen tausenden Jugendlichen eine interkulturelle Begegnung etwa im Rahmen einer Schulpartnerschaft, eines Jugend- • austausches oder des Europäischen Freiweilligen- http://www.france-allemagne.fr dienstes. Viele Staaten, die dem ehemaligen http://www.dpjw.org/html/index.php Ostblock zuzurechnen waren, sind heute selbstver- http://www.bosch-stiftung.de ständliche Mitglieder der EU, und nehmen an all 9 http://www.lebenslanges-lernen.at diesen Programmen teil. Das ist gut und eine 10 Prager, Katharina: Aus Nachbarn werden Freunde – Universi- täre Kontakte in Mitteleuropa nach 1989. IDM Studie Nr. 1/2009. 12 Hg.: Institut für den Donauraum und Mitteleuropa (IDM). vgl. Teutsch, Rüdiger: Internationale Schulpartnerschaften als www.idm.at friedenspädagogische Chance. In: Gruber, Bettina/Wintersteiner, Werner/Duller, Gerlinde: Friedenserziehung als Gewaltprävention. 11 Hinweise zur Gestaltung von Schulpartnerschaften finden sich Regionale und internationale Erfahrungen. Klagenfurt 2009. im Kapitel „Weiterführende Informationen: Internationale Schul- 13 partnerschaften“ in dieser Publikation. http://www.jugendinaktion.at Aus Nachbarn werden Freunde
ausgesprochen positive Entwicklung. Gleichzeitig Das EuroMed School Forum: Intercultural Dialogue14 Grenzen überwinden sind die Möglichkeiten im Rahmen dieser Programme wurde 2006 ins Leben gerufen und umfasst ein Netz- bis auf wenige Ausnahmen auf die 27 Mitglieds- werk von Organisationen und Schulen aus Österreich, staaten der EU beschränkt. Unterstützung für inter- den Niederlanden, Dänemark, Ungarn, Jordanien, kulturelle Schul- und Jugendbegegnungen über die Türkei, Israel und dem Libanon. Das EuroMed School Grenzen der EU hinaus gibt es kaum. Einige Initiativen Froum wurde vom bmukk initiiert und wird vom sollen hier genannt werden: Interkulturellen Zentrum koordiniert. Unterstützung kommt auch von der Anna Lindh Foundation und den Grenzüberschreitenden Initiativen heute UNESCO National Commissions in Österreich sowie in den Partnerländern. Das EuroMed School Forum zielt Das Unterrichtsministerium hat mit seiner „Osteu- auf die Förderung des interkulturellen Dialoges durch ropaförderung“ maßgeblich zum Entstehen grenz- die internationale Kooperation von Schulen. überschreitender Schulpartnerschaften zwischen Österreich und seinen östlichen Nachbarländern Interkulturelle Begegnung als Chance beigetragen. Mit der Förderung für globale inter- nationale Schulnetzwerke hat es seine Förderpolitik Die Förderung von interkulturellen Begegnungen an die neue weltpolitische Situation angepasst und durch Schulpartnerschaften oder Jugendaustausch • • unterstützt nun Kooperationen zwischen Schulen in steht seit seiner Gründung im Jahr 1988 im Fokus der Österreich und Schulen in „nicht - EU-Ländern“.12 Aktivitäten des Interkulturellen Zentrums. Dahinter stand schon damals die Überzeugung, dass direkte aces - Academy of Central European Schools13 und positiv erlebte persönliche Begegnungen und • ist eine Initiative der ERSTE Stiftung und des gemeinsames Handeln ein grundlegender Beitrag für die Entwicklung von Wertschätzung gegenüber ••• Interkulturellen Zentrums. Ziel ist der Aufbau eines zentraleuropäischen Schulnetzwerks zur Förderung Menschen mit anderen Weltbildern und Lebensfor- des interkulturellen Dialogs und grenzüber- men sind.15 •• • • schreitender Kooperationen von SchülerInnen und LehrerInnen. Aktuell umfasst das Netzwerk 15 Mit dem Eisernen Vorhang sind auch die äußeren Sinnbilder der Teilung Europas gefallen. Um aller- • • Partnerländer: Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Kosovo, Mazedonien, Moldau, dings die Grenzen und Mauern im Denken und Fühlen aufzulösen, waren und sind Begegnungen Montenegro, Österreich, Rumänien, Tschechische Republik, Serbien, Slowakische Republik, Slowenien zwischen den Menschen notwendig. und Ungarn. Jedes Jahr findet ein Projektwettbewerb • für Schulpartnerschafts-Projekte statt. Die besten Projektvorschläge werden ausgewählt und erhalten auch finanzielle Unterstützung. Internationale Kon- ferenzen (aces academy) dienen der Vernetzung von SchülerInnen und LehrerInnen, Repräsentanten der Bildungsministerien der Partnerländer, VertreterInnen von NGOs aus dem Jugend- und Bildungsbereich, und von ExpertInnen und KünstlerInnen. 12 14 www.iz.or.at/schule www.iz.or.at/schule 13 15 www.aces.or.at vgl. Leitbild des Interkulturellen Zentrum, www.iz.or.at Aus Nachbarn werden Freunde
geteilt / vereint geteilt / vereint Historischer und politischer Kontext Julia Valenta, Barbara Solberger Der vorliegende Artikel gibt einen Überblick über den historischen und politischen Kontext, in den das Thema der Ausstellung „Aus Nachbarn werden Freunde – Jugendkontakte in Mitteleuropa nach 1989“ eingebettet ist. Im Zentrum stehen die politischen, wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen in den österreichischen Nachbar- ländern Tschechien, Slowakei, Ungarn und Slowenien sowie auch in Polen zwischen 1945 und heute. Die Hinter- gründe des Ost-West-Konflikts, sowie die Realität des Kalten Krieges mit dem „Eisernen Vorhang“ quer durch Europa werden ebenso kurz und prägnant dargestellt, wie die Ereignisse und Umwälzungen des Jahres 1989, welche zu einem völlig veränderten internationalem System führten. Nachbarn, die noch 20 Jahre zuvor durch einen „Eisernen Vorhang“ getrennt waren, finden sich in einem durch die Europäische Union vereinten Europa wieder. • • •• • • •• Hintergründe und Realität des Ost-West-Konflikts Blöcken. Bald war die Zweitschlagsfähigkeit erreicht, das viel zitierte „Gleichgewicht des Schreckens“, das •• Unmittelbar nach dem militärischen Sieg der Alliierten über „Hitlerdeutschland“ 1945 und nach die Fähigkeit sowohl der USA als auch der UdSSR bezeichnete, einen atomaren Erstschlag vernichtend • • den Konferenzen der Siegerstaaten in Jalta und erwidern zu können. Paradoxerweise konnte gerade Potsdam begannen sich die Fronten zwischen den dieses enorme militärische Potenzial eine gewisse gerade noch Verbündeten - USA, Großbritannien und Stabilität gewährleisten. Der Krieg wurde zumin- der Sowjetunion - wieder zu verhärten. Der große dest auf den Territorien der Kriegsteilnehmer nie Systemkonflikt zwischen Kapitalismus und Sozialis- mit Waffen ausgetragen. Stattdessen tobten jedoch • mus, der in den Beziehungen zwischen den USA und brutale, sogenannte „Stellvertreterkriege“, in denen der Sowjetunion seit der Oktoberrevolution 1917 eine die USA und Verbündete auf der einen Seite, sowie große Rolle spielte, wurde zusehends dominanter. die Sowjetunion und Verbündete auf der anderen Bis zum Ende der 40er Jahre hatte sich die Konfronta- Seite, ihre ideologischen Differenzen in Drittstaaten tion zwischen Ost und West zu einer Lagerbildung militärisch austrugen. So vor allem der Koreakrieg und zum Systemgegensatz verhärtet. Der „freie 1950-1953, der Vietnamkrieg 1964-1975 sowie der Westen“ unter der Führung der USA und die – später Afghanistankrieg 1979-1989. so genannte – „sozialistische Staatengemeinschaft“ unter der Führung der UdSSR standen einander Regime und Regimegegner im europäischen Osten schließlich als Feinde gegenüber. Bis zum Jahr 1949 hatten sich die politischen und militärischen Bündnis- Unter „Osten“ im politischen Kontext des Kalten systeme (allen voran die NATO und der Warschauer Krieges versteht man die Sowjetunion sowie die von Pakt) gebildet. Die einen sahen im Sozialismus das ihr geführten sozialistischen Länder. Im engeren Sinn „Reich des Bösen“ und des Totalitarismus, die anderen umfasst der Begriff die UdSSR sowie die sowjetischen sahen im Westen den raubgierigen und kriegslüstern- Satellitenstaaten, also jene Länder Ost- und Mitteleu- en Imperialismus, der die Arbeiterklasse ausbeute. ropas, die im Warschauer Pakt und im Rat für gegen- Die entstandene Bipolarität führte zu einem beispiel- seitige Wirtschaftshilfe zusammengeschlossen waren. losen Rüstungswettlauf zwischen den beiden vgl. Deppe, Frank 2006: Politisches Denken im Kalten Krieg, Teil 1 vgl. Stöver, Bernd 2007: Der Kalte Krieg, Geschichte eines radika- Die Konfrontation der Systeme, 17ff. len Zeitalters, 1947-1991, München, 89ff. und 337ff. Aus Nachbarn werden Freunde
Diese Länder waren neben der Sowjetunion Polen, wurde dieses Weisungsrecht erst 1968 durch die geteilt / vereint die Tschechoslowakei, Ungarn, Bulgarien, die DDR berühmte Breschnew Doktrin formalisiert. Diese und zeitweise Albanien und Rumänien. Das unter Tito Doktrin ging ausdrücklich von einer beschränkten sozialistisch geführte Jugoslawien war kein Mitglied Souveränität der Satellitenstaaten aus und schuf für im Warschauer Pakt oder im RGW, sondern verfolgte die Sowjetunion das Recht, militärisch einzugreifen, einen von der Sowjetunion unabhängigen jugosla- wenn in einem der Satellitenstaaten der Sozialismus wischen Sozialismus. bedroht würde. Wie unten ausgeführt, machte die Sowjetunion wiederholt von diesem Recht Gebrauch. Die Sowjetunion, im speziellen der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, besaß in allen poli- In den ersten Jahren des Kalten Krieges, von 1945 tischen, wirtschaftlichen und militärischen Bereichen bis 1953, wurde die Sowjetunion politisch von Josef ein absolutes Weisungsrecht gegenüber den Stalin geführt. Stalin, der seit 1922 Generalsekretär Satellitenstaaten. Obwohl schon zuvor so ausgeübt, des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei der • • • •• • •• • • • • • Europa geteilt: Militärische Zusammenschlüsse im Kalten Krieg (Quelle: http://commons.wikimedia.org) Aus Nachbarn werden Freunde
Sowjetunion war, herrschte diktatorisch und führte Ähnlich wurde auch der „Prager Frühling“ 1968 in der geteilt / vereint ein totalitäres und autoritäres Regime. Er verordnete Tschechoslowakei von Truppen des Warschauer Paktes politische Säuberungen, anhand derer er Regime- gewaltsam beendet. Als „Prager Frühling“ wird die gegnerInnen in Schauprozessen zu Zwangsarbeit in Zeit von Jänner bis August 1968 bezeichnet, in der Strafarbeitslagern (in den Gulags) verurteilte oder die Tschechoslowakei unter der Führung Alexander hinrichten ließ. Es war auch das Regime unter Josef Dubčeks einen Prozess der Demokratisierung und Stalin, das die landwirtschaftliche Kollektivierung Liberalisierung erlebte. Dubček und seine Anhänger- durchsetzte, die tragische Hungersnöte mit Millionen Innen wollten den Weg des demokratischen Toten zur Folge hatte. Nach seinem Tod 1953 über- Sozialismus gehen, den – wie sie es nannten – nahm Nikita Chruschtschow 1958, nach Beilegung Weg des „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“. interner Machtkämpfe, die Funktion des General- Unter der begeisterten Zustimmung des Volkes sekretärs des Zentralkomitees der KPdSU. Es begann proklamierten die Reformer u.a. die Rede- und Presse- eine Phase der „Entstalinisierung“, des innenpoli- freiheit, den Abbau der Allmacht der kommunis- tischen Tauwetters und einer umfangreichen Rehabili- tischen Partei, Reisefreiheit und das Konkurrenz- tierung zahlreicher Stalin-Opfer. Das Tauwetter und prinzip in der Wirtschaft. Für dieses Reformprogramm die Maßnahmen der „Entstalinisierung“ in den Jahren wurde der Begriff „Prager Frühling“ geprägt. In der • 1953-1956 weckten in den von Moskau abhängigen Nacht zum 21. August 1968 jedoch bereitete der • •• • • •• Staaten des Warschauer Paktes Hoffnung auf mehr Einmarsch von Truppen der Warschauer-Pakt-Staaten Selbstständigkeit und politische Freiheit. dem „Prager Frühling“ ein rasches Ende. •• Wenige Wochen nach Stalins Tod lehnte sich im Volks- • • aufstand vom Juni 1953 in der DDR die verzweifelte Bevölkerung gegen das Regime auf. Sowjetische Panzer schlugen die Volkserhebung nieder. In Polen entwickelte sich im Juni 1956 aus einem Protest ge- gen Arbeitsnormen ein offener Aufruhr, der ebenfalls von sowjetischen Truppen niedergeschlagen wurde. • In Ungarn wurde ein Aufstand durch ein 14-Punkte- Programm von Budapester Studenten ausgelöst, in dem sie den Abzug der Sowjettruppen, Demokratisie- rung des Landes und eine neue Regierung forderten. Ein großer Teil der Bevölkerung schloss sich dem Reformprogramm an und spontane Demonstrationen Prager Frühling: Ein Mann stellt sich vor einen Panzer (Quelle: http://www.wdr3.de) führten rasch zu einem Aufstand des Volkes. Die neue ungarische Regierung ließ die Gründung von Parteien zu, erklärte den Austritt aus dem Warschauer Pakt 1968 war bereits Leonid Breschnew der führende und Ungarns Neutralität und proklamierte so den Politiker der Sowjetunion. Chruschtschow war 1964 totalen Bruch mit dem sowjetischen System. Da die wegen außenpolitischer Niederlagen und der sich im- Sowjetunion nicht gewillt war, Ungarn aus ihrem Ein- mer weiter verschlechternden wirtschaftlichen Lage flussbereich zu entlassen, befahl sie den Truppen mit seiner Ämter enthoben worden. Breschnew verfolgte Panzern in Budapest einzurücken. In den folgenden eine Politik beispielloser militärischer Aufrüstung und Wochen und Monaten fanden blutige Straßenkämpfe leitete die Aufhebung vieler Reformen der „Entstalini- statt. Der Aufstand wurde schließlich von den Sowjets sierungsperiode“ ein. Seine 18-jährige Herrschafts- niedergeschlagen, Ungarn als abhängiger Staat periode wird in der Politikwissenschaft als „repressive wieder fest in das sowjetische System eingefügt. Stagnation“ charakterisiert. Aus Nachbarn werden Freunde
Im Sommer 1980 brachen Streiks und Arbeiterun- geteilt / vereint ruhen in Polen aus. Aus den Streikkomitees entstand spontan die unabhängige Arbeitergewerkschaft Solidarność („Solidarität“), geführt von dem Werft- arbeiter Lech Walesa. Zunächst offiziell zugelassen, erreichte die Solidarność schnell zehn Millionen Mitglieder. 1982 wurde der Kriegszustand über Polen verhängt und die Solidarność verboten. Als 1985 Leonid Breschnew von Michail Gorbatschow als neu gewähltem Generalsekretär abgelöst wurde, begann letztendlich die sowjetische Politik der Öff- Eiserner Vorhang (Quelle: http://www.waldmuenchen.de) nung. Gorbatschow leitete umfangreiche Reformen ein. Durch Perestroika (Umbau) und Glasnost (Offen- heit) sollte der Realsozialismus reformiert werden und Durch die unterschiedlichen Weltanschauungen zu neuem, kritischen Denken führen. machten die Staaten Ost- und Westeuropas nach der Errichtung des „Eisernen Vorhangs“ wirtschaftlich Das Leben mit dem Eisernen Vorhang sehr unterschiedliche Entwicklungen durch. Im demokratischen Westen herrschte das Prinzip der Der Begriff „Eiserner Vorhang“ wurde erstmals 1945 freien Marktwirtschaft mit der Dominanz des Privatei- von Joseph Goebbels als Reaktion auf die Konferenz gentums und des privaten Kapitals, das mit dem •• in Jalta verwendet und 1946 von dem britischen kapitalistischen Ziel der Gewinnmaximierung einge- Premierminister Winston Churchill aufgriffen. Dieser setzt wurde. In der sozialistischen Sowjetunion •• schrieb in einem Telegramm an US-Präsident Truman: „Von Stettin an der Ostsee bis Triest am Mittelmeer hat dagegen war das Wirtschaftssystem von der Zentral- verwaltungswirtschaft geprägt. Industriebetriebe • sich ein Eiserner Vorhang auf Europa herabgesenkt.“ wurden nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht, • Dieser „Eiserne Vorhang“ verlief durch Europa und die Löhne sollten für alle Menschen annähernd hinterließ ein geteiltes Europa, geteilt durch eine gleich sein. Die Preise wurden zentral festgelegt, die •• • • • Grenzbefestigung aus teilweise meterhohen Mauern, Wirtschaft fix nach „Fünf-Jahres-Plänen“ gelenkt. • Stacheldrahtzäunen und Minenfeldern. Der „Eiserne Vorhang“ bestimmte das Leben in allen betroffenen Propagiertes Ziel der realsozialistischen Staaten war die Errichtung einer klassenlosen Gesellschaft mit der • Ländern. Nicht nur die politischen Beziehungen wur- Befriedigung der Grundbedürfnisse aller Bürger, nach den weitgehend eingestellt, auch nachbarschaftliche den Ideen des Marxismus-Leninismus. Beziehungen verloren sich in Folge erschwerter Ein- und Ausreisebestimmungen zwischen den beiden Das Jahr 1989 und der Sieg der Demokratie Blöcken und mangelnder Kommunikationsmöglich- keiten. In der Schule lernten die Kinder neben ihrer Im Westen sah man zwischen 1965 und 1975 noch Landessprache im Osten Russisch und im Westen die Gefahr, das globale Kräfteverhältnis könne sich Englisch. Dadurch wuchs die Sprachbarriere und die zugunsten des Ostens verschieben. Im Westen for- gemeinsame Verständigung wurde immer schwie- mierte sich eine wieder erstarkende Arbeiterbewe- riger. gung. Soziale Bewegungen, getragen von der Jugend und Intellektuellen (Stichwort: 68er-Bewegung), kämpften gegen konservative Konventionen. Gegen diese gesellschaftlichen Veränderungen formierte sich vonseiten der Konservativen, der Liberalen und Wirtschaftstreibenden eine Gegen- Churchill, Winston zit. in Lautemann, Wolfgang 1995: Geschichte in Quellen, Weltkriege und Revolutionen 1914-1945, 574 f. bewegung. Seit dem Ende der 70er Jahre – mit den 10 Aus Nachbarn werden Freunde
Wahlsiegen von Margaret Thatcher in Großbritan- In Polen wurde die seit 1982 verbotene Gewerkschaft geteilt / vereint nien und Ronald Reagan in den USA – setzte sich Solidarność wieder zugelassen, die bei den ersten das Programm der Neoliberalen und Konservativen freien Wahlen im Juni die meisten Stimmen erhielt, vollends durch. Privatisierung, Liberalisierung, was das Ende der kommunistischen Regierung ein- Deregulierung und Flexibilisierung standen auf leitete. der Tagesordnung. Der Vormarsch der neoliberalen Politik wurde schließlich durch den – für viele In Prag nahm die „Samtene Revolution“ ihren Lauf. Analytiker völlig überraschenden – Zusammen- Der Schriftsteller und Bürgerrechtler Václav Havel und bruch der Sowjetunion in den Jahren zwischen Alexander Dubček, die zentrale politische Figur des 1989 und 1991 besiegelt. Prager Frühlings 1968, gründeten das Bürgerforum „Öffentlichkeit gegen Gewalt“ und organisierten Das Jahr 1989 stand im Zeichen politischer Um- zahlreiche Massenkundgebungen. Am 24. November wälzungen in den europäischen RGW-Staaten. Der trat der Generalsekretär der Kommunistischen Partei Mitte der 1980er Jahre eingeleitete Reformkurs unter der Tschechoslowakei zusammen mit dem gesamten Michail Gorbatschow sowie Reformbewegungen in Politbüro zurück. Ungarn, Polen und anderen Staaten des Warschauer Pakts machten die politischen Umwälzungen im so- Im September 1989 begannen in der DDR die Mon- zialistischen Osteuropa möglich. tagsdemonstrationen, die sich bis Oktober zu Mas- senprotesten gegen das kommunistische Regime Schon im Jänner 1989 verabschiedete Ungarn als ausweiteten. Am 9. November 1989 fiel schließlich die erster sowjetischer Satellitenstaat ein Gesetz, das die Berliner Mauer, der Kalte Krieg war damit zu Ende und Bildung von Parteien, Gewerkschaften und anderen Deutschland wurde 1990 wiedervereint. politischen Vereinigungen zuließ. Im Juni 1989 begann Ungarn offiziell mit dem Abbau der Grenz- Systemwandel nach der Wende 1989 anlagen an der österreichisch-ungarischen Grenze. Der österreichische Außenminister Alois Mock und Ausgelöst wurde der Zusammenbruch des Real- • • •• sein ungarischer Amtskollege Gyula Horn zerschnitten sozialismus in Osteuropa nicht nur durch die poli- in einem symbolischen Akt den „Eisernen Vorhang“. tische Öffnung, sondern auch durch die verheerende Am 23. Oktober wurde schließlich die demokratische wirtschaftliche Lage, die den Verfall der Sowjetunion und parlamentarische Republik Ungarn ausgerufen. herbeiführte. Ein gigantischer Schuldenberg und die Verarmung der Bevölkerung führten auch zu einem wirtschaftlichen und sozialen Wandel. Diese Entwick- lungen trugen wesentlich zum Zerfall der Sowjet- • union 1991 bei, wodurch viele Staaten in die Unab- hängigkeit entlassen wurden. 1993 teilte sich auch die • • ČSSR (Tschechoslowakei) in die Tschechische und die Slowakische Republik. •• •• Der politische Wandel brachte den Realsozialismus in Europa und die autoritäre Herrschaft Moskaus zu Fall und leitete einen Demokratisierungsprozess unter • • vgl. Dülffer, Jost u.a. 2004: Europa im Ost-West-Konflikt, 1945- Gyula Horn und Alois Mock zerschneiden den Eisernen Vorhang 1990, München, 91ff. (Quelle: http://www.1989-2009.at) vgl. http://www.1989-2009.at, [29.06.2009] vgl. Deppe, Frank 2006: Politisches Denken im Kalten Krieg, Teil 1 vgl. Brown, Archie 2009: Aufstieg und Fall des Kommunismus, Die Konfrontation der Systeme, Hamburg, 19ff. Berlin, 785f. Aus Nachbarn werden Freunde 11
neuen, frei gewählten und souveränen Regierungen unter anderem auch auf den Einfluss des Marshall- geteilt / vereint ein. Der wirtschaftliche Wandel erfolgte durch die plans nach dem Zweiten Weltkrieg zurückzuführen Einführung der freien Marktwirtschaft und die An- ist.12 näherung an den Westen. Diese Annäherung erfolgte auch auf internationaler politischer Ebene durch den Unabhängig von den vorherrschenden Ideologien Beitritt zu internationalen Organisationen. So wurden und dem Konflikt zwischen Ost und West, betrieb Slowenien 1992, Tschechien und die Slowakei 1993 Österreich während des Kalten Krieges auch Han- als unabhängige Staaten Mitglieder der Vereinten del mit den sozialistischen RGW-Staaten, nachdem Nationen, wobei ihre Vorgängerstaaten, Jugoslawien 1952 das Embargo der USA gegen die Sowjetunion und die ČSSR, bereits zu den Gründungsmitgliedern beendet wurde. Diese Außenhandelsbeziehungen zählten. Zwischen 1990 und 2000 traten Tschechien, Österreichs mit Mittel- und Osteuropa und insbeson- die Slowakei, Ungarn, Slowenien und Polen auch dem dere seinen Nachbarländern waren historisch ge- Europarat und der Organisation für Wirtschaftliche wachsen und gehen bereits auf die Zeit der Mo- Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bei, wobei narchie zurück. Trotz anfänglichem Einbruch des Slowenien noch Beitrittsverhandlungen mit der OECD Außenhandels zu Beginn des Kalten Krieges, als die führt.10 Neuorientierung am sozialistischen Wirtschafts- system einsetzte, wurden die Wirtschaftsbezie- Diese ehemaligen Warschauer Pakt-Staaten wurden hungen insbesondere nach dem Tod Stalins unter nach 1989 auch Mitglieder der NATO, die bis 1989 als Chruschtschow in neuer Form wiederbelebt. Öster- größter Feind der Sowjetunion galt. So schlossen sich reichs Wirtschaftsbeziehungen zu den RGW-Staaten etwa Polen, Tschechien und Ungarn bereits 1999 und beruhten zudem auf dem regionalen Aspekt, wo- die Slowakei und Slowenien, das als einziges Land durch Österreich als Nicht-RGW-Mitglied eine Sonder- dem blockfreien Jugoslawien angehört hatte, 2004 stellung im Hinblick auf den Handel mit den sozialis- diesem Militärbündnis an.11 Diese Staaten orientier- tischen Staaten Mittel- und Osteuropas einnimmt. ten sich damit Richtung Westen und distanzierten Da die RGW-Staaten auf Industriegüter, die sie selber sich zunehmend von der Russischen Föderation. Ein nicht erzeugen konnten, angewiesen waren, mussten weiterer Schritt in diese Richtung war auch die Er- sie sich auf diese Handelsbeziehungen einlassen. Aus weiterung der Europäischen Union 2004. Die Integra- diesem Grund wurden bilaterale Handelsverträge tion vieler ehemals sozialistisch geprägter Staaten in zwischen Österreich und den RGW-Ländern abge- die Europäische Union erleichtert die künftige Koope- schlossen. Österreich exportierte vorwiegend Indus- • •• ration in einem Europa ohne Grenzen. triegüter und importierte Agrarprodukte sowie Roh- •• • Rolle Österreichs stoffe. Die UdSSR, Polen und die Tschechoslowakei pflegten unter den RGW-Staaten die intensivsten • Wirtschaftsbeziehungen zu Österreich. Dies manifes- •• Österreich nahm zwar aufgrund seiner „immerwäh- tierte sich vor allem an den Kohlelieferungen, die • renden Neutralität“ im Kalten Krieg eine neutrale Po- Österreich aus Polen bekam, und den Erdölliefe- sition ein, war aber doch westlich orientiert, was rungen aus der UdSSR, die den gesamten Bedarf • Österreichs abdeckten.13 14 •• 12 vgl. Kramer, Helmut 2006: Strukturentwicklung der Außenpoli- tik (1945-2005), in: Dachs, Herbert (Hg.): Politik in Österreich: das vgl. http://www.un.org/en/members/index.shtml, [29.06.2009] Handbuch, Wien, 809ff. vgl. http://www.coe.int/T/D/Com/Europarat_kurz/Mitgliedsla- 13 ender/default.asp, [29.06.2009] vgl. Stiefel, Dieter 2006: „Zarte Bande“: Österreich und die planwirtschaftlichen Länder, in: Enderle-Burcel, Gertrude/Stiefel, 10 vgl. http://www.oecd.org/document/58/0,3343,en_2649_ Dieter/Teichova, Alice (Hg.): „Zarte Bande“: Österreich und die 201185_1889402_1_1_1_1,00.html, [29.06.2009] europäischen planwirtschaftlichen Länder, Innsbruck, Wien [u.a.], 13-37. 11 vgl. http://www.nato.int/cps/en/natolive/nato_countries.htm, 14 [29.06.2009] vgl. Resch, Andreas 2006: Die Außenhandelsbeziehungen 12 Aus Nachbarn werden Freunde
Mit dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ veränderten als „Friedensprojekt“ initiiert, um Europa wiederzu- geteilt / vereint sich auch die politischen Beziehungen zwischen vereinen und die wirtschaftliche Kooperation unter Österreich und seinen ehemals sozialistisch gepräg- den Mitgliedern der Europäischen Gemeinschaften ten Nachbarstaaten. Schon zuvor nahm Österreich (EG) und später der Europäischen Union (EU) zu durch seine aktive Außenpolitik eine Vermittlerrolle fördern. Mit dem Ende des Kalten Krieges und der im Ost-West-Konflikt ein und vermittelte sowohl beim Aufhebung der Ost-West-Teilung Europas stand nun Ungarnaufstand 1956 als auch beim Prager Frühling die Europäische Union vor der Herausforderung, die 1968. Österreichs Neutralitätspolitik ermöglichte es, in ehemals sozialistischen Staaten zu integrieren. Zeiten des Kalten Krieges als Mediator zu agieren. Da- bei trat Österreich nicht nur als Vermittler auf, sondern zeigte sich auch solidarisch mit der Bevölkerung, etwa Mit der Erweitung 2004 kamen zehn neue Mitglieds- zur Zeit der Ungarnkrise, des Prager Frühlings oder als staaten hinzu, von denen mit Estland, Lettland, 1989 große Flüchtlingsströme aus Ungarn über die Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn und Grenze kamen.15 Slowenien acht Staaten zur Zeit des Kalten Krieges unter sozialistischem Einfluss standen. Mit Rumänien Nach den Veränderungen 1989 verfolgte Öster- und Bulgarien kamen 2007 zwei weitere ehemals reich das Ziel, sowohl die politischen als auch die sozialistische Staaten zur EU. Mit diesen Erweite- wirtschaftlichen Beziehungen zu seinen Nachbarn rungen wurde ein wichtiger Schritt zur „Vereinigung wiederaufzubauen, auch um Sicherheit und Stabilität Europas“ unternommen, das 20 Jahre zuvor noch in der Region gewährleisten zu können. Im Zuge der durch einen „Eisernen Vorhang“ getrennt war. Europa • Wende und später der EU-Erweiterung wurden die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und wuchs weiter zusammen und hat mit dem Schengener Abkommen begonnen, seine Grenzen innerhalb der •• seinen Nachbarländern wieder intensiviert. Das hohe Europäischen Union abzubauen. Im Dezember 2007 •• • • Wirtschaftswachstum in den ehemals sozialistischen wurden auch die Grenzkontrollen in neun der zehn Erweiterungsländer von 2004 – mit Ausnahme von • Ländern führte zu vielen Investitionen österreich- ischer Firmen. Damit konnte Österreich neue Märkte Zypern – abgeschafft.17 Während die Binnengrenzen in den neuen EU-Ländern erschließen und, vom der EU abgebaut werden, werden allerdings die EU- wirtschaftlichen Standpunkt betrachtet, besonders Außengrenzen verstärkt. Der Erweiterungsprozess von der EU-Erweiterung profitieren. Gute Kontakte in der Europäischen Union stellt diese auch vor neue und Geschäfte mit den Nachbarstaaten prägen des- Herausforderungen, was zu einer Diskussion in den halb auch heute Österreichs Außen- und Wirtschafts- heute 27 Mitgliedsländern bezüglich der Handlungs- politik.16 und Aufnahmefähigkeit der EU führt. Europäische Integration Der restriktive Kurs der Europäischen Union in der Arbeitsmarkt-, Asyl- und gemeinsamen Agrarpolitik • • Der Europäische Integrationsprozess wurde nach dem sowie die verstärkte Zusammenarbeit innerhalb der • • Zweiten Weltkrieg mit der Gründung der Europäi- EU und der Protektionismus gegenüber Nicht-EU- schen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) 1951 Staaten lassen Abschottungstendenzen erkennen, die der Europäischen Union von KritikerInnen die zwischen dem RGW-Raum und Österreich in der Nachkriegszeit Bezeichnung „Festung Europa“ einbringen.18 Einerseits – dargestellt im Spiegel der österreichischen Außenhandels- statistik, in: Enderle-Burcel, Gertrude/Stiefel, Dieter/Teichova, errichtet die EU Sicherheitsvorkehrungen an den EU- • Alice (Hg.): „Zarte Bande“: Österreich und die europäischen plan- Außengrenzen, die vor illegaler Zuwanderung und wirtschaftlichen Länder, Innsbruck, Wien [u.a.], 39-72. 15 vgl. Kramer, Helmut 2006: Strukturentwicklung der Außenpoli- 17 tik (1945-2005), in: Dachs, Herbert (Hg.): Politik in Österreich: das vgl. http://www.europainfo.at/_layout/dfltfrm.asp?target=hm_ Handbuch, Wien, 811f. a [29.06.2009] 16 18 vgl. Schill, Sonja 2003: Die EU-Osterweiterung und ihre Auswir- vgl. http://www.eufis.de/eu-glossar.html?&type=0&uid=128&c kungen auf Österreich; Diplomarbeit, Universität Wien, 76f. Hash=f040151d1f [29.06.2009] Aus Nachbarn werden Freunde 13
Arbeitsmigration schützen sollen, und sie baut die vor allem die jungen Leute, die eine neue Wende geteilt / vereint Binnengrenzen innerhalb der EU ab, was die Bezie- herbeiführen können, um auch die Grenzen im Kopf hungen zwischen den EU-Mitgliedern erleichtert. endgültig abzubauen. Vor dieser Herausforderung Andererseits halten aber die Grenzanlagen nicht steht der internationale Jugendaustausch, der zur nur MigrantInnen und politische Flüchtlinge an den interkulturellen Erziehung beiträgt. Jugendkontakte EU-Außengrenzen ab, sondern haben auch die nach- spielen eine wichtige Rolle, um Fremdheit zu über- barschaftlichen Beziehungen in Osteuropa verändert. winden und sind ein Beitrag zur Normalisierung der Denn durch die EU-Außengrenzen wurde die Nut- nachbarschaftlichen Beziehungen.20 zung bestehender Transitrouten erschwert und der Austausch zwischen den Nachbarn eingeschränkt. Die Grenzen der Europäischen Union sind nicht unumstritten, das zeigt auch die Diskussion rund um den zukünftigen Verlauf der Außengrenzen und den EU-Beitritt der Türkei. Durch den Prozess der Europäischen Integration wurden bereits Schritte in Richtung neues und geeintes Europa unternommen und Grenzen abgebaut. Die Wende 1989 war dabei einer der entscheidendsten Schritte. Grenzen im Kopf Auch wenn der Grenzwall in Europa zwischen Ost und West nicht mehr real existiert, so ließ sich die Jahrzehnte lange Trennung nach 1989 in den Köpfen vieler Menschen nicht so schnell aufheben. Und so sind heute noch immer Vorurteile gegenüber dem Osten und dem Westen vorhanden.19 Die Euphorie und Hoffnungen nach der Wende 1989 waren groß, jedoch wurden sie nicht alle erfüllt. 20 Jahre später sind in den Köpfen der Menschen noch immer Grenzen und Klischees aus der Zeit vor 1989 zurück geblieben. Dies betrifft besonders jene Gene- rationen, die sowohl den Kalten Krieg als auch die Wende 1989 selbst miterlebt haben. Wohingegen es für jene, die ohne „Eisernen Vorhang“ aufgewachsen sind, beziehungsweise die Wende 1989 nicht mehr in Erinnerung haben, einfacher ist, über die Vergangen- heit hinweg zu sehen und vorurteilslos gemeinsam mit den Nachbarn in die Zukunft zu blicken. • Aus diesem Grund ist es wichtig, Jugendkontakte ••• •• • •• und Mobilität besonders zu fördern. Denn es sind • 19 • vgl. Haslinger, Peter 1999: Einleitung: Grenze im Kopf. An- 20 merkungen aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive, in: vgl.: Fennes, Helmut/Gruber, Bettina/Larcher, Dietmar/Radnitz- • Haslinger, Peter (Hg.): Grenze im Kopf. Beiträge zur Geschichte der Grenze in Ostmitteleuropa, Frankfurt am Main, Wien [u.a], 7-18. ky, Edwin/Wintersteiner, Werner 1993: Grenzübergänge - Schul- kontakte als interkulturelle Begegnung; BMUK (Hrsg.), Wien, 5f. 14 Aus Nachbarn werden Freunde
Glossar Glossar Autoritäres System Krieges verlor sie allerdings deutlich an Gewicht. Viele Ein Land, das demokratische Mindeststandards nicht Entwicklungsländer gehören dieser Bewegung an erfüllt, wird als autoritäres Land bezeichnet, das und sehen diese als ihre Interessensvertretung. „Anti- Regierungssystem dieses Landes ist ein autoritäres Kolonialismus“ sowie das Ziel der Selbstbestimmung System. Autoritäre Systeme waren kommunistische und Gleichberechtigung spielen eine wichtige Rolle. (z.B. Jugoslawien unter Tito von 1945–1980) und (vgl. Schubert, 2006; zitiert in www.bpb.de, 07.07.09) faschistische Staaten (z.B. Italien unter Mussolini von 1922–1943, Österreich von 1933–1938 oder Spanien Demokratische Systeme unter Franco 1939–1975). Auch heute gibt es noch Demokratische Systeme sind Systeme, die Grundsätze viele autoritäre Systeme, z.B. in Kuba, China, Saudi- der Demokratie verfolgen. Dazu gehören z.B. freie Arabien oder Libyen. Wahlen, Mehrparteiensysteme, ein funktionierendes In autoritären Systemen kontrolliert der Staat nicht Parlament oder die Achtung von Menschenrechten. alle gesellschaftlichen Bereiche, sondern es gibt Das Gegenteil von demokratischen Systemen sind gewisse, wenn auch nur sehr kleine Freiheiten für alle Arten von Diktaturen (Autoritäres System, To- Bürger und Bürgerinnen oder für bestimmte Institu- talitarismus). Grundsätzlich gibt es drei Formen de- tionen (z.B. die Reisefreiheit im titoistischen Jugo- mokratischer politischer Systeme: parlamentarische, slawien oder Sonderregelungen für die katholische präsidentielle und gemischte Systeme. ••• Kirche im faschistischen Italien). Wie totalitäre Sys- In parlamentarischen Systemen spielt das Parla- teme üben auch autoritäre Systeme Terror aus, unter- ment die wichtigste Rolle. Es hat die Möglichkeit, drücken politische Gegner und Gegnerinnen und set- der Regierung das Misstrauen auszusprechen (Miss- zen Gewaltmaßnahmen ein, um bestehen zu können. trauensantrag). Das Staatsoberhaupt hat in erster (Quelle: www.politik-lexikon.at, 24.07.09) Linie repräsentative Aufgaben zu erfüllen. Ein solches System finden wir z.B. in Großbritannien. Bipolarität Im präsidentiellen System (dieses nennt man auch In einer bipolaren Weltordnung ist die Macht auf Präsidialsystem) spielt neben dem Parlament der Prä- zwei Akteure konzentriert. Der Kalte Krieg mit der sident oder die Präsidentin eine ganz wichtige Rolle. Machtverteilung zwischen den USA und der UdSSR Auch er oder sie wird direkt gewählt. Der Präsident • und der daraus folgenden Teilung zwischen Ost und bzw. die Präsidentin ernennt die Regierung. Das Parla- • West bietet ein gutes Beispiel dafür. Im Vergleich dazu ment kann der Regierung nicht das Misstrauen aus- ••• •• ist die Macht in einer unipolaren Weltordnung auf sprechen. Solche Systeme gibt es z.B. in den USA und einen Hauptakteur beschränkt und dagegen in einem in vielen anderen Ländern Nord- und Südamerikas. • • multipolaren System auf viele Akteure verteilt. In gemischten Systemen finden wir Elemente von (vgl. Nohlen, 2005) beiden anderen Systemen (z.B. in der Schweiz oder in • Österreich). Blockfreie Staaten (Quelle: www.politik-lexikon.at, 24.07.09) (Non-aligned Movement – NAM) Als blockfreie Staaten werden jene Staaten bezeich- EGKS Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl net, die sich im Kalten Krieg gegenüber dem Osten Die EGKS, auch Montanunion genannt, wurde 1951 und Westen neutral verhalten haben und keinem von Belgien, der Bundesrepublik Deutschland, Bündnis beigetreten sind. 1961 wurde die Bewegung Frankreich, Italien, Luxemburg und den Niederlanden der blockfreien Staaten von Jugoslawien, Ägypten, gegründet. Die Idee dieser Kooperation in der Kohle- Indien und Indonesien initiiert und 2009 zählt sie und Stahl-Produktion stammt vom damaligen bereits 118 Mitglieder. Mit dem Ende des Kalten französischen Außenminister Robert Schuman. Aus Nachbarn werden Freunde 15
Sie können auch lesen