Interview mit dem neuen FHP-Vorsitzenden Erich Wiesner Die Forstökonomische Tagung 2021 Soziale Waldarbeit

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Interview mit dem neuen FHP-Vorsitzenden Erich Wiesner Die Forstökonomische Tagung 2021 Soziale Waldarbeit
4.21

Interview mit dem
neuen FHP-Vorsitzenden
Erich Wiesner
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Die Forstökonomische
Tagung 2021
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Soziale Waldarbeit
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Interview mit dem neuen FHP-Vorsitzenden Erich Wiesner Die Forstökonomische Tagung 2021 Soziale Waldarbeit
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Interview mit dem neuen FHP-Vorsitzenden Erich Wiesner Die Forstökonomische Tagung 2021 Soziale Waldarbeit
Inhalt

Inhaltsverzeichnis

Editorial, Leitartikel                                               Recht
4    Editorial                                                       32 Bericht und Judikatur aus dem Fachbereich Recht
4    Impressum                                                       33 Freizeitnutzung im Wald – ein Überblick rund um die
5    Leitartikel                                                          Wintersaison

Österreich & Europa                                                  BIOSA
6    Interview mit neuem FHP-Vorsitzenden Erich Wiesner              34 Waldgeschichten
8    Lokalaugenschein: Finnland                                      35 ConnectforBio
10   Juwel und Bildungsstätte – Das Augustiner                       36 Maßnahmenkatalog
     Chorherrenstift Vorau

                                                                     Landesverbände
Forst & Umwelt                                                       37 LFB NÖ - Vollversammlung / Besuch von
12    Bericht aus dem Fachbereich Forst und Umwelt                        EU-Kommissar Hahn
13    Jubiläum – 75 Jahre Einforstungsverband                        38 LFB Burgenland – Vollversammlung /
14    Neuauflage Waldbauhandbuch                                          Neuer Geschäftsführer
16    Themenreihe FH Salzburg, Campus Kuchl:                         39 LFB Kärnten – Doppelte Stärkung des Verbandes
      Imprägnierung von Holz mit Naturstoffen
18    Wald bereichert den Unterricht – „Wald trifft Schule“
20 Die Forstökonomische Tagung 2021                                  PEFC
22 Neue LFBÖ Projekte - Wildtierschutz und Verkehrssicherheit        40 PFEC - Kampagnenvorstellung
24 Green Care WALD – Soziale Waldarbeit

                                                                     DIES UND DAS
Landwirtschaft                                                       41   Next Generation
26 Themenreihe Carbon Farming: Umsetzung des                         42 Buchvorstellungen: Der Holzweg /
    EU-Klimapakts ist für viele Landwirte bereits gelebte Realität        Dich sah ich wachsen / Im Wald
28 Bericht aus dem Fachbereich Landwirtschaft
29 Agrarpolitik – Warum der Ackerbau von der aktuellen GAP-
    Reform gemolken wird!                                            Persönliches
                                                                     43 Heinrich Sigmund neuer Geschäftsführer des
                                                                          Fachverbands der Holzindustrie Österreichs /
Kommunikation                                                             Markus Habermann übernimmt Leitung der
30 Bericht aus dem Fachbereich Kommunikation                              Kommunikation und Digitalisierungsagenden
31  Neue Themenschwerpunkte – Die „Naturverstand“-                        der LK Österreich
    Kampagne im Winter

                                                                                                                              3
Interview mit dem neuen FHP-Vorsitzenden Erich Wiesner Die Forstökonomische Tagung 2021 Soziale Waldarbeit
Editorial

           Impressum

                                                                                                                                FBÖ
                                                                                                                              ©L
                                                                            Editorial
           Offenlegung der Besitzverhältnisse
           gemäß § 25 des Mediengesetzes:                                  Der Zukunft ins
           Medieninhaber:
           Land&Forst Betriebe Österreich
           Schauflergasse 6/5, 1010 Wien
                                                                           Auge sehen
           Telefon: +43/1/533 02 27
           E-Mail: office@landforstbetriebe.at                              Die politischen Entwicklungen der letzten Wochen haben uns ein weiteres Mal
           www.landforstbetriebe.at
                                                                            vor Augen geführt, wie schnell sich die Dinge ändern können und wie labil die
           Verlagspostamt: 1010 Wien                                        politische Lage auch in augenscheinlich mit starker Hand geführten Systemen
           Erscheinungsweise: 4x jährlich                                   ist. Und auch der Umgang mit der Corona-Pandemie führt immer wieder zu kurz-
                                                                            fristigen und überraschenden Entscheidungen, auch wenn man meinen könnte,
           Herausgeber:
                                                                            dass hier viele Entwicklungen absehbar bzw. vorausschauend entgegenwirkbar
           DI Bernhard Budil,
           Schauflergasse 6/5, 1010 Wien                                    wären. Letztlich gibt es aber auch noch das für die Zukunft der Menschheit wohl
                                                                            entscheidendste Thema, nämlich den Klimawandel, der vor der Tagesaktualität
           Redaktion und
                                                                            der vorgenannten leider regelmäßig in den Hintergrund tritt.
           Anzeigenverwaltung:
           Thomas von Gelmini
                                                                            Allen diesen Themen ist gemein, dass die Volatilität der damit verbundenen Ände-
           Layout und Satz:
           KOMO Wien – Büro für                                             rungen zunehmend steigt und sie jedenfalls mittelbar, zumeist aber sogar unmit-
           visuelle Angelegenheiten                                         telbar, massive Auswirkungen auf die Gesellschaft haben. Das sorgt für massive
           Simone Leonhartsberger                                           Planungs-Unsicherheit im wirtschaftlichen wie im privaten Bereich und entkop-
                                                                            pelt zunehmend einen Sektor, dessen Zeithorizonte generationenübergreifend
           Hersteller:
           Druckerei Berger, 3580 Horn                                      oder mit Produktionszeiträumen von bis zu über 100 Jahren hinterlegt sind.

                                                                                Als Landbewirtschafter sollten wir uns davon aber nicht Kopf-scheu machen las-
                         Das Österreichische Umweltzeichen                      sen, sondern uns mehr denn je auf unsere Traditionen, Erfahrungen und vor allem
                         für Druckerzeugnisse, UZ 24, UW 686
                         Ferdinand Berger & Söhne GmbH.                         unsere Werthaltungen besinnen. Tradition bedeutet in diesem Zusammenhang
                                                                                nicht, resistent gegen Veränderungen zu sein, sondern gute und gelernte Ansätze
          Diese Zeitung wurde auf PEFC-zertifiziertem                           mitzunehmen, einen ruhigen Blick auf die aktuelle Lage, aber vor allem auch in
          Papier gedruckt.                                                      die Zukunft zu werfen und dann Entscheidungen zu treffen, mit denen auch un-
Unbenannt-1 1                                             07.07.2009   13:28:58
                                                                                sere Kinder und Enkeln gut leben können. Mit der Verwaltung der menschlichen
                                                                                Lebensgrundlagen – Lebensmittel-, Rohstoff- und Energieproduktion – werden
                                                                                wir auch in Zukunft immer im Geschäft sein, auch wenn wir uns die Produkte und
                                                                                Märkte heute vielleicht noch nicht vorstellen können. Carbon-Farming, Ecosys-
                                                                                tem-Services oder vielleicht sogar einmal Hüter der Sauerstoffproduktion – man-
                                                                                ches ist bereits in Diskussion, manches vielleicht noch ein wenig Fiktion.
           Die Gastkommentare müssen nicht die Meinung
           des Medieninhabers ausdrücken.                                   Als Verband begleiten wir solche Entwicklungen sehr eng, stehen mit den wesent-
                                                                            lichen Playern im Austausch und versuchen gemeinsam mit unseren Partnern
           Genderhinweis: Geschlechtsspezifische                            Dinge voranzutreiben, zu gestalten, oder manchmal auch zu bremsen. Mit unse-
           Bezeichnungen im Verbandsmagazin stehen im
                                                                            rer heuer im Frühjahr verabschiedeten LFBÖ-Strategie 2021+ und dem zugehö-
           Zweifelsfall gleichwertig für beide Geschlechter.
           Dies impliziert jedoch keine Diskriminierung in die              rigen Arbeitsprogramm sind wir dazu auch inhaltlich gut aufgestellt. Denn dort
           eine oder andere Richtung, sondern soll im Sinne                 sind neben den Kernthemen auch jene Bereiche festgemacht, die wir für unser
           der leichteren Lesbarkeit als geschlechtsneutral zu              aller Zukunft bestreiten müssen. Für die finanzielle Ausstattung laufen gerade die
           verstehen sein.                                                  Gespräche für die kommenden Jahre – bleiben Sie uns auch hier treu, für einen
                                                                            starken Verband der Land&Forst Betriebe Österreichs!
           Titelbild: © LFBÖ - Thomas von Gelmini

                                                                            Ihr

                                                                            Bernhard Budil
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Interview mit dem neuen FHP-Vorsitzenden Erich Wiesner Die Forstökonomische Tagung 2021 Soziale Waldarbeit
Leitartikel

Leitartikel

                                                                         FBÖ
                                                                       ©L
Die einfachen
Worte zählen
Bei großen Problemen erwarten wir von der Wissenschaft       fortzubewegen. Rund 200.000 Jahre hat dies durch Nut-
Erklärungen der Ursachen und Lösungen. Aber wie kann         zung der Pflanzen und vor allem Holz funktioniert. Seit 200
die Wissenschaft helfen, wenn Meinungen wichtiger sind       Jahren nutzen wir überbordend Kohlenstoff, der tief in der
als Wissen? Wie können vernünftige Lösungen gefunden         Erde, außerhalb der Biosphäre gelagert war und pumpen
werden, wenn Bauchgefühl und Emotionen den Ton ange-         diesen Kohlenstoff in die Bio- und Atmosphäre. Im Gegen-
ben? Wie glaubwürdig sind Wissenschaftler, wenn sie sich     zug müssten dafür viel mehr Pflanzen diesen Kohlenstoff
zu Themen außerhalb ihrer Expertise mit wissenschaftli-      wieder sequestrieren, um das Gleichgewicht zu halten. Das
cher Autorität äußern?                                       kann aber auf Dauer nur funktionieren, wenn wir sofort auf-
                                                             hören, Kohlenstoff aus der Erde zu entnehmen und endlich
Zu den großen Themen unserer Zeit – Klimawandel, Ener-       wieder mehr – viel mehr – pflanzlichen Kohlenstoff nutzen.
giesysteme, Covid-Pandemie – werden mit zunehmender          Wir müssen nicht zurück in die Steinzeit aber wir brauchen
Emotion und geradezu ideologischem Fanatismus Mei-           eine neue Holzzeit!
nungen geäußert und die Wissenschaft nur insofern gehört
und bemüht, als sie die eigene Meinung unterstützt. Es ist   Wir müssen als Waldbesitzer und Landwirte noch öfter,
erschreckend und frustrierend, wenn Abgeordnete offen-       noch breiter und noch einfacher die wesentlichen Zusam-
sichtliche Dummheiten vertreten und damit im politischen     menhänge erklären. Wir müssen auf allen Kanälen kom-
Dialog diskutieren und vernünftige Lösungen behindern.       munizieren, um die wissenschaftlichen Erkenntnisse und
Es ist aber auch erschreckend und frustrierend, wenn Wis-    Fakten in die Meinungsbildung einfließen zu lassen. Wir
senschaftler in Kolumnen ihre persönliche Meinung zu         dürfen nicht erwarten, dass jeder die komplizierten Zu-
Themen außerhalb ihres Fachgebietes mit Vehemenz als         sammenhänge sofort erkennt. WIR müssen Wissenschaft
Wahrheit darstellen.                                         täglich für unsere Mitmenschen übersetzen und begreifbar
                                                             machen.
Wer Corona einfach ignoriert, um politisches Kleingeld zu
machen und unzufriedene Demonstranten für politische         Unterstützen Sie Ihre Land&Forst Betriebe Österreich
Schachzüge missbraucht, ist eine Gefahr für unser demo-      durch Ihre betriebliche und persönliche Kommunikation
kratisches Gesellschaftssystem.                              und die notwendigen Ressourcen für die Profis im Verband.

Wer die grundlegenden Mechanismen des Kohlenstoff-,
Sauerstoff- und Wasserstoffkreislaufes zwischen tieri-
schen/menschlichen und pflanzlichen Organismen igno-         Ihr
riert und kurzsichtig bzw. einäugig die Natur durch Verbot
der Waldbewirtschaftung und Holzverbrennung retten will,
bringt die gesamte Welt und Menschheit in Gefahr.

Wir Menschen (und auch alle Tiere) können nur leben,         Felix Montecuccoli
wenn wir Sauerstoff einatmen und CO2 ausatmen. Die
Pflanzen machen es genau umgekehrt und bauen den Koh-
lenstoff aus der Atmosphäre in ihren Körper ein. Wir brau-
chen Kohlenstoff und viele andere Nahrungselemente für
unseren Körper und wir brauchen Energie um uns zu wär-
men, Werkzeuge und Behausungen herzustellen und uns

                                                                                                                           5
Interview mit dem neuen FHP-Vorsitzenden Erich Wiesner Die Forstökonomische Tagung 2021 Soziale Waldarbeit
Österreich & Europa

    Nachgefragt beim neuen FHP-Vorsitzenden Erich Wiesner

    Nachhaltige Waldbewirtschaftung
    unterstützt den Klimaschutz
    aktuell: Mit den heuer digital abgehaltenen Holzgesprä-      Erich Wiesner: Gott sei Dank gibt es FHP jetzt schon seit
    chen sind Sie Mitte November zum neuen Vorsitzenden          15 Jahren. Die Vorläuferorganisation FPP (Forst/Papier/Plat-
    der Kooperationsplattform Forst Holz Papier (FHP) ge-        te) hat sich hauptsächlich mit dem Thema „Ausreichende
    wählt worden. Welche Ziele haben Sie sich für diese Auf-     Sicherung des Rohstoffs“ beschäftigt. Dazugekommen ist
    gabe gesetzt, welche Herausforderungen stehen für den        dann mit FHP das gemeinsame Interesse, gute Absatzmög-
    Sektor aus Ihrer Sicht bevor?                                lichkeiten für den Rohstoff Holz am Markt zu finden. Die
                                                                 Bedeutung des Holzbaus ist damit gestiegen. Jetzt stehen
    Erich Wiesner: Ich habe die Funktion als Vorsitzender        wir im Kontext der Klimadiskussion im breiten Interesse der
    von FHP schon einmal, ganz zu Beginn, ausgeübt. Die Be-      Öffentlichkeit, national wie international.
    deutung unseres Sektors für Gesellschaft, Politik
    und Wirtschaft hat sich seither massiv er-                                   FHP ist heute definitiv mehr als die Summe
    höht. Man denke nur an die weltweite                                             der partikularen Interessen der jeweili-
    Diskussion über den Klimawandel.                                                     gen Partner. Es ist wichtig, dass wir
    Wald und Holz spielen darin eine                                                       das alle verstehen und begreifen.
    zentrale Rolle.                                                                          Nur so werden wir es schaffen,
                                                                                              uns in der Öffentlichkeit als
    Wir sind als gesamte Wert-                                                                 glaubwürdiger Ansprechpart-
    schöpfungskette gefordert,                                                                  ner zu präsentieren. Interne
    uns zu positionieren, aktiv                                                                 Abstimmungserfordernisse
    Beiträge und Antworten zur                                                                  haben in der öffentlichen
    Verfügung zu stellen und die-                                                              Diskussion nichts verloren.
    se aktiv zu kommunizieren.                                                                 Man sieht heute anhand der
    Wenn wir das richtig anstellen,                                                           Pandemiediskussion, wie sehr
    wird man uns als Teil der Lösung                                                        das den politischen Parteien
    wahrnehmen.                                                                           schadet und sie ihr wichtigstes Ka-
                                                                                       pital „Vertrauen“ leichtfertig verspie-
    Wir haben gemeinsam im Jahr 2020 die                                           len. Als neuer FHP-Vorsitzender möchte
    Sektorstrategie Forst*Holz*Papier erarbeitet                              ich mich deshalb nicht als Industrievertreter
    und verabschiedet. Dieses Dokument stellt eine wich-             punzieren lassen. Der Vorsitzende und alle Mitglieder in
    tige Richtschnur für unsere Arbeit in der kommenden Pe-      den Gremien tragen die Verantwortung für das gemeinsame
    riode dar. Mit der Holzinitiative im Rahmen des Österrei-    Ganze.
    chischen Waldfonds konnten bereits wesentliche Ziele der
    Sektorstrategie auf politische Ebene verankert werden. Das   aktuell: Als Eigentümer und Geschäftsführer von WIEHAG
    Ziel der Holzinitiative ist die vermehrte Verwendung von     leiten Sie ein Familienunternehmen, das bereits über 170
    Holz als Grund-, Werk- und Baustoff im Sinne des Klima-      Jahre alt ist. Wie bewerten Sie den Standort Österreich
    schutzes. Gefördert werden u.a. Forschungsprojekte, Maß-     für Unternehmen wie Ihres und wie haben sich die Rah-
    nahmen zur Wissensvermittlung und Bewusstseinsbildung        menbedingungen in den letzten Jahrzehnten geändert?
    bzw. die Errichtung von für Wohnzwecke oder öffentliche
    Zwecke genutzten Gebäuden sowie öffentliche Infrastruk-      Erich Wiesner: Österreich ist ein Holzland, aber man hat es
    tur in Holzbauweise mit einem hohen Anteil an nachwach-      den Holzbauunternehmen in Österreich nicht immer leicht
    senden Rohstoffen aus nachhaltiger Bewirtschaftung.          gemacht. Trotzdem hat der Holzbau hierzulande eine große
                                                                 Tradition. Österreichische Betriebe sind führend in der gan-
    aktuell: FHP ist eine europaweit einzigartige und von        zen Welt unterwegs. Anders wären die Exporterfolge und he-
    vielen Mitgliedstaaten beneidete Initiative. Mit Ihrer       rausragenden Referenzen von Australien bis Amerika nicht
    Wahl fällt die Aufgabe des Vorsitzenden nun wieder tur-      erklärbar.
    nusgemäß an einen „Industrievertreter“. Wie werden
    Sie Ihre neue Rolle anlegen und wo sehen Sie den größ-       Mein Unternehmen WIEHAG hat als Pionierunternehmen im
    ten Abstimmungsbedarf innerhalb der holzbasierten            Ingenieurholzbau diese Entwicklung mitgeprägt. Wir waren
    Wertschöpfungskette?                                         einer der ersten Produzenten von Leimbindern, wir haben

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Interview mit dem neuen FHP-Vorsitzenden Erich Wiesner Die Forstökonomische Tagung 2021 Soziale Waldarbeit
Österreich & Europa

in den 60-iger Jahren in Klagenfurt die größte Holzhalle Eu-      betrifft. Alle Spitzenvertreter der Wertschöpfungskette Holz
ropas mit 100m freier Spannweite gebaut und im Jahr 1964          – Mitglieder der FHP Strategiegruppe – haben diese Papier
bereits in Elementebauweise den Österreich Pavillon für die       unterzeichnet.
Weltausstellung in New York. Wir arbeiten mit den besten Ar-
chitekten der Welt zusammen und sind jetzt auch Vorreiter         aktuell: Es steht außer Frage, dass alle Sektoren dringend
im Holz-Hochhausbau. Wir haben unser technisches Wissen           ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele beitragen müs-
über Jahrzehnte für die Normenentwicklung in Österreich           sen. Wo sehen Sie hier in der Wertschöpfungskette Holz die
und in Europa zur Verfügung gestellt.                             dringendsten Handlungspunkte?

Ich habe als Obmann des Fachverbandes der Holzindustrie           Erich Wiesner: Holz verbindet Ökologie und Ökonomie in
über 25 Jahre an vorderster Front für die Anliegen der Holz-      idealtypischer Weise. Was kann man heute besseres tun, als
industrie und insbesondere des Holzbaus gekämpft. Unsere          nachhaltig Bäume zu pflanzen und in langlebigen Holzpro-
Einrichtungen für Forschung, Normung, Bildung und Holz-           dukten wie im Holzbau die Speicherung des Kohlenstoffs
marketing unterstützen die Wettbewerbsfähigkeit unserer           über Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte zu verlängern.
Betriebe. Österreich hat sich zu einem guten Standort ent-        Gleichzeitig können dadurch Materialien substituiert wer-
wickelt.                                                          den, die nur mit hohem Energieaufwand und CO2-Ausstoß
                                                                  hergestellt werden können. Wiederum, es gilt diese wunder-
aktuell: Mit dem Green Deal liegt eine EU-politische Leit-        baren Geschichten entsprechend zu kommunizieren.
linie vor, in deren Rahmen in den letzten Jahren bereits
viele Politiken verabschiedet wurden, die für die Forst-          aktuell: Als Familienunternehmer wissen Sie um die Be-
wirtschaft einschneidende Folgen vorsehen (EU-Biodi-              deutung von Themen wie Eigentum und Leistung. Welche
versitätsstrategie, EU-Waldstrategie, …). Unter anderem           Erwartungshaltung haben Sie in diesen Punkten an die
bedeutet dies auch massiv zunehmenden Druck auf das               aktuelle Bundesregierung?
Rohstoffaufkommen für Holz. Wie bewerten Sie diese
Entwicklungen?                                                    Erich Wiesner: Mit unserem Eigentum und unserer Leis-
                                                                  tung tragen wir eine große Verantwortung, der wir gegen-
Erich Wiesner: Das letzte LIECO Forum im November 2021            über Politik und Gesellschaft gerecht werden müssen.
hat sich mit dem großen Thema „Aufforstung ist Klima-             Umgekehrt können wir dann auch, wenn erforderlich, die
schutz“ beschäftigt und anerkannte Personen aus Wissen-           Unterstützung des Staates einfordern. Ein hohes Maß an ei-
schaft und Praxis haben hochkarätige Beiträge geliefert. Ich      genverantwortlichen Bürgern zeichnen eine reife demokra-
hatte die Ehre daran teilzunehmen und ich habe viel dazu-         tische Gesellschaft aus.
gelernt. Vor allem, dass wissensbasierte nachhaltige Wald-
bewirtschaftung ein hohes Potential für den Klimaschutz           aktuell: Sehr geehrter Wiesner, vielen Dank für das
mit sich bringt. Da geht es um Themen wie „Assisted Migra-        Gespräch!
tion“, „Species Selection“, „Genetik“, „Richtige Biodiversität“
uvm. Dazu sollten wir ein beratendes Expertengremium zu-
sammenstellen, das uns dabei unterstützt, den Argumenten               Erich Wiesner
für eine erhöhte Außernutzungstellung sachlich fundiert
                                                                        • Geboren am 11. Jänner 1959 in Braunau/Inn.
entgegenzutreten. All das müssen wir in verstehbare Narrati-
                                                                        • Verheiratet, Vater von 2 erwachsenen Kindern
ve zusammenfassen und mit einer Stimme kommunizieren.
                                                                        • Studium der Rechtswissenschaften und
                                                                          Betriebswirtschaft
Im Rahmen der diesjährigen Österreichischen Holzgesprä-
                                                                        • Eigentümer und Geschäftsführer der WIEHAG Holding,
che wurde eine Gemeinsame Erklärung der Wertschöp-
fungskette Forst Holz Papier zur EU-Waldstrategie „Holz                   mit Sitz in Altheim OÖ; tätig international im Ingenieurholzbau
schützt Klima und schafft Arbeit“ vorgestellt. Die Deklara-               und regional im klassischen Hochbau.
tion soll durch die gemeinsame Unterstützung von Forst-                 • Von 1995-2020 Obmann des Fachverbandes der
wirtschaft und Industrie eine Verstärkung der Wiener De-                  holzverarbeitenden Holzindustrie Österreich, Wien.
klaration vom 4. Oktober sein, da das wichtige Thema der                • Seit 2002 Vorstandsmitglied der European Confederation of
Rohstoffbasis alle Branchen des Holzsektors gelichermaßen                 Woodworking Industries Ceis Bois in Brüssel.
                                                                        • Seit 1999 Mitglied des Bundesvorstandes der
                                                                          Industriellenvereinigung, Wien.
                                                                                                                                            7
Interview mit dem neuen FHP-Vorsitzenden Erich Wiesner Die Forstökonomische Tagung 2021 Soziale Waldarbeit
Lokalaugenschein

                       Finnland – wichtiger Partner in

                                                                                                                                  © Pixabay/ Jeimo
                       der europäischen Forstpolitik
                    Finnland ist mit 20 Millionen ha Waldfläche Europas waldreichstes Land, 75 Prozent der Lan-
                  desfläche sind bewaldet. Seit jeher bestimmt die Nutzung des Waldes und seiner Ressourcen
            das wirtschaftliche Leben des dünn besiedelten und sonst ressourcenarmen Landes maßgeblich mit.

    Bereits im 19. Jahrhundert unter der Herrschaft der rus-        noch lange nicht erreicht: vom jährlichen Holzzuwachs von
    sischen Zaren waren Teer und Holz Finnlands wichtigste          über 100 Mio. fm werden weniger als 70 Mio. fm geerntet.
    Exportgüter. Seither hat sich die holzverarbeitende Indus-
    trie als wesentliches Standbein der finnischen Wirtschaft       In wohl keinem anderen europäischen Land haben die
    etabliert. 170 Sägewerke in Finnland beschäftigen fast          jüngsten Vorschläge der Europäischen Kommission zur EU
    100.000 Mitarbeiter. Mit einer Wertschöpfung von mehr           Forststrategie für so erregte Debatten gesorgt wie in Finn-
    als 12 Milliarden Euro trägt der Sektor 3,6 Mrd. Euro zum       land. Auch die damit zusammenhängenden Dossiers wie
    Steueraufkommen bei und stellt 19 Prozent aller finnischen      die Erneuerbaren-Richtlinie RED III, die Landnutzungsver-
    Warenexporte. 1,6 Milliarden Euro werden jährlich im Sek-       ordnung LULUCF sowie die neuen Nachhaltigkeitskriterien
    tor investiert. Neben traditionellen Produkten wie Papier,      für künftige Finanzierungen, die sogenannte “EU-Taxono-
    Karton wird vor allem auf die Entwicklung innovativer,          mie“, werden in Helsinki mit großem Interesse verfolgt. War
    holzbasierter Produkte wie zellstoffbasierte Textilien und      Forstpolitik bisher ein weitgehend nationales Thema, muss
    Werkstoffe gesetzt. Wie in Österreich boomt auch in Finn-       sich der Sektor nun in seinen Bemühungen, die EU-Politik
    land der Holzbau.                                               im Sinne einer Sicherung der Familienforstwirtschaft zu
                                                                    beeinflussen, grundlegend neu orientieren. Wie aus der
    Die Holzverarbeitungssektoren Österreichs und Finnlands         Agrarpolitik bekannt, ist nun Vernetzung und gemeinsa-
    sind eng miteinander verwoben. Der finnisch-schwedi-            mes Handeln auf europäischer Ebene gefragt. Ein von Bun-
    sche Papierriese Stora Enso ist seit der Übernahme von          desministerin Köstinger im Oktober organisiertes Forstmi-
    Schweighofer Ende der 1990er ein großer Player am ös-           nistertreffen in Wien, an dem auch die LFBÖ wesentlich
    terreichischen Holzmarkt. Aber auch viele österreichische       mitgewirkt haben, ist dafür ein wichtiger erster Schritt,
    Unternehmen haben in den letzten Jahren in Finnlands In-        dem wohl weitere folgen werden. Natür-
    dustrie investiert, darunter die oberösterreichische Delfort-   lich vorne mit dabei: Finnland.
    Gruppe, Binderholz und zuletzt Mayr-Melnhof.

    Während die Holzverarbeitung in Finnland von wenigen
    großen Akteuren dominiert wird, ist der finnische Wald
    selbst seit Generationen überwiegend in privatem Klein-             Maximilian Hennig
    besitz. Unter den 5,5 Millionen Einwohnern Finnlands gibt
    es 600.000 Waldbesitzer. Für jene Besitzer, die ihren Wald         Maximilian Hennig ist österreichischer Diplomat und
    nicht selbst bewirtschaften, bietet eine landesweite digi-         seit 2018 Österreichischer Botschafter in Finnland.
    tale Plattform Anwendungen mit denen Schlägerungs-,                Zuvor war er als Gruppenleiter im Bundesministerium
    Durchforstungs- und Aufforstungsarbeiten online ausge-             für Land- und Forstwirtschaft tätig sowie als Diplomat
    schrieben werden können. Als Forstservice-Anbieter agie-           u.a. in Brüssel, Warschau und Stockholm stationiert.
    ren neben den Papiergiganten UPM, Stora Enso oder Metsä            Er führt einen Forstbetrieb in Niederösterreich und ist
    oft lokale Genossenschaften oder Waldgemeinschaften.               Mitglied der LFBÖ.
    Dennoch hat die Holzmobilisierung ihr volles Potenzial

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Interview mit dem neuen FHP-Vorsitzenden Erich Wiesner Die Forstökonomische Tagung 2021 Soziale Waldarbeit
N
                                                                                    EU
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Interview mit dem neuen FHP-Vorsitzenden Erich Wiesner Die Forstökonomische Tagung 2021 Soziale Waldarbeit
Österreich & Europa

                             Steirisches Juwel und Bildungsstätte

                            Das Augustiner Chorherrenstift Vorau
                             Das Augustiner Chorherrenstift Vorau wurde 1163 vom steirischen Landesherrn Otakar III. von Steyr ge-
                             gründet. Im 12. Jh. wurden die Waldgebiete der Oststeiermark besiedelt, und für diese sollte Vorau ein Zen-
                             trum der Kultur und Seelsorge sein (Im Mittelalter reichte die Oststeiermark bis Wr. Neustadt, der steirische
                             Hauptort war Hartberg. Das Stift lag also in der Mitte der Region).

                             Für das seelsorgliche Wirken waren die Augustiner Chor-       Die Chorherren engagierten sich im 18. Jh. neben der Pfarr-
                             herren als Priestergemeinschaft der prädestinierte Orden.     seelsorge auch in der Wissenschaft. Man stellte Profes-
                             Vom Domstift Salzburg kommend, brachten die Chorher-          soren für die Grazer Universität und richtete im Stift eine
                             ren auch das entsprechende Bildungsniveau mit, um dem         bedeutende Hauptschule ein. Aufgrund des vielfältigen
                             Gründungsauftrag gerecht zu werden. Kulturarbeit leistete     Wirkens wurde Vorau als einziges der einst fünf steirischen
                             man mit dem Bau der Klosteranlage und dem Sammeln             Chorherrenstifte von Kaiser Joseph II. nicht aufgelöst.
                             und Schreiben von Handschriften. Zugleich war die Stifts-
                             schule die erste Schule der Oststeiermark.                    Das seelsorgliche und kulturelle Wirken des Stiftes wurde
                                                                                           das gesamte 19. und frühe 20. Jh. kontinuierlich weiter-
                                                                                           geführt. Wie andernorts auch, brachte die Wirtschafts-
                                                                                           krise der Zwischenkriegszeit gewisse Zäsuren, doch am
                                                                                           schlimmsten traf die Chorherren die Vertreibung durch das
                                                                                           NS-Regime. Von 1940-1945 war im Stift eine Napola ein-
                                                                                           quartiert. Als zu Kriegsende die Oststeiermark zum Kampf-
                                                                                           gebiet wurde, brannte schließlich ein Drittel des Stiftes
                                                                                           nieder. Der Wiederaufbau dauerte bis in die 1960er Jahre.
                                                                                           Seit den 1980er Jahren erfolgte sukzessive eine große Sa-
© Manfred Glössl

                                                                                           nierungskampagne der Stiftsanlage. Derzeit gehören 14
                                                                                           Chorherren zum Stift Vorau, die in 13 Pfarren um Vorau
                                                                                           wirken.

            Üppige Freskenhülle in der Stiftskirche
                                                                                           Die Wirtschaftsbetriebe bilden die materille Grundlage für
                                                                                           das Leben der Ordensgemeinschaft und der Erhaltung und
                             Die erste Blütezeit ging im 13. Jh. zu Ende. 1237 zerstörte   Pflege der Kulturgüter. Als Unternehmer versuchte sich
                             ein Brand das gesamte Stift, wobei auch der Propst beim       das Stift Vorau im Laufe seiner Geschichte in verschiede-
                             Retten der Kodices und Urkunden verstarb. Mit dem Über-       nen Wirtschaftsbereichen (Erzabbau, Geldwirtschaft etc.).
                             gang des Pittener Gebietes an Österreich geriet Vorau zu-     Der Erfolg war dabei recht unterschiedlich. Seit dem 18.
                             sätzlich in eine Randlage. Da auch die ungarische Grenze      Jahrhundert wurde der Wald in zunehmenden Maß zu ei-
                             nicht weit entfernt war, musste man über Jahrhunderte         nem Wirtschatsfaktor. Von einer intensiven Forstwirtschaft
                             immer auch gegen die feindliche Bedrohung gewappnet           kann man im Stift Vorau erst seit der Zeit nach dem Zwei-
                             sein. Vor allem zur Zeit der Türkenkriege war man größten     ten Weltkrieg sprechen.
                             Gefahren ausgesetzt. Zum Schutz – auch als Rückzugsort
                             für die Bevölkerung – wurde das Stift zu einer der größten    Derzeit werden die für Stiftsbetriebe klassischen Ge-
                             Wehranlagen der Oststeiermark ausgebaut. Im Zuge der          schäftsfelder: Forstwirtschaft, Vermietung & Verpachtung
                             Verwaltungsreform wurde daher die Oststeiermark als „Vo-      und Tourismus (Stiftsführungen) betrieben.
                             rauer Viertel“ bezeichnet.
                                                                                           Der rd. 3.500 ha große Grundbesitz des Stiftes bildet kei-
                             Nach den Wirren der Reformationszeit stieg das Stift trotz    ne Einheit, sondern ist auf drei räumlich getrennte Gebiete
                             seiner bedrohten Lage zur größten Blüte empor, wovon bis      verteilt, die selbst wieder nur zum Teil arrondiert sind. Die
                             heute die barocke Stiftsanlage zeugt. Dank der relativen      stiftseigenen Wälder, die unmittelbar an das Stiftsgebäude
                             Nähe zu Wien konnte man die Künstler aus der kaiserli-        anschließen, werden zum Revier Vorau zusammengefasst.
                             chen Hauptstadt für Vorau gewinnen. Dadurch wird auch         Das ca. 10 km nordöstlich des Stiftes gelegene Revier Fes-
                             die überraschend hohe künstlerische Qualität der Anlage       tenburg erstreckt sich über den Südhang des Wechsels, bis
                             verständlich.                                                 zur niederösterreichischen Grenze. Während die Reviere

               10
Österreich & Europa

                   Vorau und Festenburg von den Auswirkungen des Klima-          und Ernährungswirtschaft des Landes Steiermark ist im
                   wandels bisher verschont blieben, leiden die im nordöstlich   Vorderbau des Stiftes einquartiert. Derzeit wird an einer
                   von Graz gelegenen Revier Peggau stockenden Buchen und        kräftigen Erweiterung dieser Schule gebaut.
                   Fichten unter anhaltender Trockenheit und Käferkalamitä-
                   ten. In den Revieren Vorau und Festenburg werden Fichte       Das ebenfalls im Stiftsgebäude untergebrachte Bildungs-
                   und Tanne im Schirmschlag verjüngt, im Revier Peggau ist      haus wurde aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen, an
                   auch das proaktive Einbringen und Fördern von fremdlän-       eine Nachnutzung für die Räumlichkeiten wird gearbeitet.
                   dischen Baumarten Teil der waldbaulichen Strategie. Mit       Die Hauptaufgabe der Pforte ist es, Besucher durch das Stift
                   einem Hiebsatz von rd. 24.000 Efm ist die Waldwirtschaft      und die dazugehörige Festenburg zu führen. Der „Vorauer
                   die wichtigste Einkommensquelle des Stiftes Vorau.            Höllensturz“ in der Sakristei, geschaffen vom berühmten
                                                                                 Barockmaler J.C. Hackhofer um 1715, ist ein Höhepunkt
                   Der Forstbetrieb ist in der großen Kooperation ARGE Wech-     jeder Stiftsführung. Die Prunksäle des Stiftes (Barocksaal,
                   selforst tätig. Die Aufgabe dieser Gemeinschaft besteht       Fürstenzimmer) können für Tagesveranstaltungen und Fei-
                   neben dem gemeinsamen Holzverkauf in der Nutzung von          erlichkeiten gemietet werden. Für die Übernächtigung von
                   Expertenwissen aus den einzelnen Betrieben und der Um-        Einzelgästen steht ein zu einem Apartment ausgebauter
                   setzung überbetrieblicher Projekte wie z.B. Mountainbike-     Wehrturm und Gästezimmer zur Verfügung. Die idyllische
                   Strecken.                                                     und ruhige Lage des Stiftes mit seinen gepflegten Innen-
                                                                                 höfern schafft die Möglichkeit, mitten in der Natur Kraft zu
                   Die landwirtschaftlichen Flächen werden verpachtet. Ein       tanken. Der Chorherrenweg um das Stift lädt zum Gehen,
                   großer Teil des Stiftsgebäudes und die Außengebäude in        Verweilen, Nachdenken und Meditieren ein.
                   Vorau, Bruck/Lafnitz, Festenburg, Frieberg, Peggau und
                   Graz werden als Wohnraum vermietet. Die Schule für Land-      www.stift-vorau.at

                               Die reich geschmückte Kanzel aus dem Jahre 1706
© Manfred Glössl

                                                                                                                                                11
FORST UND UMWELT
          BERICHT AUS DEM FACHBEREICH
                                                             von Valerie Findeis

     Wie ein Beitrag des ORF zur Außernutzungsstellung von         Wie genau ein „strenger Schutz“ von Wäldern definiert
     Wäldern für die Speicherung von CO2 kürzlich zeigte, ist      wird, ist derzeit noch nicht festgelegt, ebenso wird an an-
     die Frage der Vereinbarkeit von Bioökonomie, Klimaschutz      deren Definitionen von Begriffen, die in der EU Wald- und
     und Biodiversität in Europas Wäldern aktueller denn je und    Biodiversitätsstrategie eine wichtige Rolle spielen, erst
     spiegelt Diskussionen wider, die sich derzeit auf Europäi-    gearbeitet. Gleichzeitig wird auf europäischer Ebene an
     scher Ebene abspielen.                                        zahlreichen Rädchen des Green Deal gedreht. So steht bei-
                                                                   spielsweise bereits die dritte Richtlinie zu Erneuerbaren
     EU Waldstrategie weiterhin in Diskussion                      Energien (RED III) im Raum, während die zweite Version
     Nachdem die Vertreter der europäischen Waldeigentümer         (RED II) sich gerade erst in der Implementierung befindet
     Anfang Oktober in Wien scharfe Kritik an der neuen EU         und wichtige Leitlinien für die Mitgliedsstaaten noch aus-
     Waldstrategie äußerten (siehe auch aktuell 3.21), meldete     ständig sind. Hier könnte ein Rechtsakt zur kaskadischen
     sich nun auch der Rat der Europäischen Union mit einem        Nutzung von Holzbiomasse kommen.
     Statement zu Wort. Unter anderem kritisiert der Rat darin
     die fehlende Einbindung von Stakeholdern und Mitglieds-       Verbandstätigkeit
     staaten in der Entwicklung der Waldstrategie und betont,      Auf der Netzwerktagung zu internationalen Konventionen
     dass es keine EU-weiten, einheitlichen Bestimmungen           des Biodiversitätsschutzes wurden umweltrechtliche As-
     und Benchmarks für die so unterschiedlichen Waldöko-          pekte diverser Natur- und Biodiversitätsschutzmaterien
     systeme Europas geben kann. Die Minister bekennen sich        diskutiert. Unter anderem wurden die Eigenrechtsfähigkeit
     deutlich zu einer ausgewogenen Betrachtung aller Säulen       von Naturgütern und die Verschärfung des Forstgesetzes in
     der Nachhaltigkeit, zu einer nachhaltigen, multifunktiona-    Hinsicht auf den Biodiversitätsschutz gefordert. Eine brei-
     len Waldbewirtschaftung und zur Wahrung des Subsidiari-       tere Betrachtung der komplexen Zusammenhänge zwi-
     tätsprinzips. Bestehende, bewährte Prozesse und Systeme       schen gesellschaftlichen Ansprüchen, Eigentumsrechten
     wie die Errungenschaften des „Forest Europe“-Prozesses        und wirtschaftlichen Aspekten blieb freilich aus.
     oder die etablierten Holzzertifizierungssysteme sollten
     genutzt werden, statt Doppelgleisigkeiten und zusätzliche     Mit einer Plattform zu invasiven, nicht-heimischen Arten
     bürokratische Bürden zu schaffen, wie es die vorgelegte       wird an einer europaweiten Kommunikationskampagne
     Strategie zum Teil vorsieht. Auch werden die Bedeutung        gearbeitet. Ziel sind das Bewusstmachen und die Aufklä-
     von Holzprodukten – langlebigen wie kurzlebigen – für die     rung der breiten Gesellschaft über die ökologischen, ge-
     Bioökonomie und den Klimaschutz sowie die Notwendig-          sundheitlichen und wirtschaftlichen Gefahren und Risiken
     keit zusätzlicher finanzieller Mittel für die Umsetzung der   durch die Ausbreitung invasiver Arten in verschiedenen
     Strategie betont. Zudem registriert auch der Rat der Euro-    Ökosystemen.
     päischen Union, dass mit den von der Kommission gefor-
     derten streng geschützten Flächen das Risiko einhergeht,
     dass der Holzbedarf der EU in Folge aus intensiveren und      findeis@landforstbetriebe.at
     weniger nachhaltigen Nutzungen von Wäldern außerhalb
     der EU gedeckt wird.
                                                                                                                                 © Pixabay.com_Jeyaratnam Caniceus

     12
12
Forst & Umwelt

                                 Jubiläum
                                 75 Jahre EINFORSTUNGSVERBAND
                                 Am 26.10.2021 jährte sich die Gründung des Verbandes der Einforstungsgenos-
                                 senschaften zum nunmehr 75. mal. Dies darf zum Anlass genommen werden, um
                                 über den Einforstungsverband einige Worte zu verlieren.

Einforstungsrechte sind Wald- und Weidenutzungsrechte auf
Fremdgrund, die ihre Wurzeln im 6. Jahrhundert haben und
sich aus dem Gemeinschaftseigentum der damaligen Sied-
ler an der Allmende entwickelt haben. Im Zuge der Grund-
entlastung im 19. Jahrhundert wurden jene Nutzungsrech-
te, welche nicht in Geld oder Grund abgelöst wurden, auf
der Grundlage des Kaiserlichen Patentes vom 5.7.1853 der
Regulierung unterzogen und zu Gunsten meist bäuerlicher
Liegenschaften urkundlich verbrieft. Obschon diese Nut-
                                                               Das neue Verbandsteam 2021
zungsrechte aus längst vergangener Zeit stammen, sind sie
als historisch gewachsener Ersatz für eigentümlichen Grund     genossenschaften neu begründet. Am 26. Oktober 1946 wur-
und Boden auch heute noch für viele kleinbäuerliche Lie-       de schließlich der „Verband der Servitutsgenossenschaften“
genschaften ein existenzbegründender Produktionsfaktor.        als Dachorganisation im Rathaus in Gmunden ins Leben
                                                               gerufen. 1959 kam es zur Umbenennung des Verbandes der
                                                               Servitutsgenossenschaften in „Verband der Einforstungsge-
                                                               nossenschaften“, wodurch der bedeutende Unterschied der
                                                               Einforstungsrechte zu den zivilrechtlichen Dienstbarkeiten
                                                               (Servitute) zum Ausdruck gebracht werden soll.

                                                               Heute zählt der Einforstungsverband 22 Einforstungsgenos-
                                                               senschaften sowie 5 weitere Mitgliedskörperschaften in den
                                                               Bundesländern Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und
Gründungsfunktionäre von links: Christian KAIN,                Tirol zu seinen Mitgliedern. Die Mitgliedsorganisationen
Josef MITTENDORFER, Johann PUCHER                              zählen rund 11.000 einforstungsberechtigte Mitglieder. Im
                                                               Jahr 2018 verlegte der Einforstungsverband seinen Sitz von
Heute sind rund 7 Prozent der Österreichischen Landesflä-      Gmunden an den WALDCAMPUS Österreich nach Traunkir-
che (ca. 590.000 ha) mit rund 20.000 Holz- sowie ca. 30.000    chen. Dieser für den Einforstungsverband strategisch sehr
Weiderechte behaftet. Die Gesamtbelastung verteilt sich mit    günstige Standort wird den Grundstein für eine weiterhin
79 Prozent auf die Republik Österreich (Österreichischen       erfolgreiche Verbandstätigkeit legen.
Bundesforste), 11 Prozent auf privaten Grundbesitz, 7 Pro-
zent auf Gemeindewaldungen sowie 3 Prozent auf kirchli-        Heute sehen sich die Einforstungsrechte einer Vielzahl kom-
chen Grundbesitz.                                              plexer Herausforderungen gegenüber. Zum Interessenskon-
                                                               flikt mit den verpflichteten Grundeigentümern gesellt sich
Wirtschaften zwei Personen mit divergierenden Interessen       ein immer umfassenderer Naturschutz. Zudem nimmt der
auf derselben Grundfläche, so liegen Nutzungskonflikte in      Druck durch die Freizeitgesellschaft auf einforstungsbelas-
der Natur der Sache. Bei den Eingeforsteten bestand daher      tete Flächen zu. Auch die jüngst erfolgte Verschiebung der
das Bedürfnis ihre Interessen zu bündeln, um so ihre An-       Bodenreform in den Artikel 15 Abs 1 B-VG wird für Berech-
sprüche gegenüber den verpflichteten Grundeigentümern          tigte und Verpflichtete gleichermaßen Herausforderungen
besser durchsetzen zu können. Im Jahr 1920 kam es vom          mit sich bringen. Mit dem am 02.10.2021 neugewählten Vor-
Salzkammergut ausgehend, zunächst auf Ortsebene, zu            stand und Aufsichtsrat ist der Einforstungsverband für die
ersten Zusammenschlüssen. 1924 schlossen sich diese ört-       kommenden 5 Jahre gut gewappnet, um den Herausforde-
lichen Vereinigungen zum „Alpenländischen Verband der          rungen angemessen begegnen zu können.
Servitutsberechtigten“ kurz ALVESER, mit Sitz in Bad Goisern
zusammen. 1946 wurden die Ortsorganisationen des ALVE-         Mag. Florian Past
SER gerichtsbezirksweise und in Form von sieben Servituts-     Geschäftsführer des Verbandes der Einforstungsgenossen-
                                                               schaften eGen
                                                                                                                             13
Forst & Umwelt

     Neuauflage

     Waldbauhandbuch aktualisiert
     Die kompakte Beratungsunterlage für Aus- und Weiterbildung „Waldbau in Österreich auf ökologischer
     Grundlage – eine Orientierungshilfe für die Praxis“ wurde vom Autor, Peter Weinfurter, aktualisiert.

     Der Waldbau ist neben den natürlichen Gegebenheiten             aktuell: Ökologie und Ökonomie – ein Widerspruch
     wie Geologie und Boden, Klima, Seehöhe oder Exposition          beim Waldbau?
     und Neigung die wichtigste Grundlage für den wirtschaft-
     lichen Erfolg der Waldbesitzer. Aber auch ökologische An-       Peter Weinfurter: Ich sehe keinen Widerspruch. Es geht
     forderungen hinsichtlich Biodiversität, Baumarten- und          auch hier um die Nachhaltigkeit. Wer auf ökologische Rah-
     Strukturvielfalt sowie gesetzliche Vorgaben wie z.B. die            menbedingungen Rücksicht nimmt, wird auch die Leis-
     Erbringung aller Waldwirkungen sind dabei                                   tungsfähigkeit der Standorte langfristig erhal-
     zu beachten. Oberste Zielsetzung der                                             ten oder verbessern. Selbstverständlich
     Beratungsunterlage ist es, die Wett-                                                hat unsere Branche auch einen sehr
     bewerbsfähigkeit der Waldbesitzer                                                     großen Einfluss auf die Natur, von
     zu fördern und das Bewusstsein                                                          und mit der wir leben und für die
     für die Notwendigkeit der kli-                                                            wir Verantwortung tragen.
     mafitten und aktiven Wald-
     bewirtschaftung zu schaffen.                                                                 aktuell: Welche waldbau-
     Was wiederum einen Beitrag                                                                   lichen Ziele kann sich ein
     dazu leistet, dass die Wälder                                                                Forstbetrieb heute setzen?
     von morgen mit den Klimaän-
     derungen und den damit ver-                                                                   Peter Weinfurter: Die wald-
     bundenen Herausforderungen                                                                   baulichen Ziele hängen von der
     wie Stabilität gegen Sturm- und                                                            strategischen Ausrichtung ab, die
     Insektenkalamitäten bestmöglich zu                                                      sehr unterschiedlich sein kann. Neh-
     Recht kommen. In den Empfehlungen                                                     men wir an, es handelt sich um einen
     der vorliegenden Unterlage wird versucht,                                         Waldeigentümer, der vom Wald lebt und
     eine gute Balance zwischen Ökonomie und Öko-                               dies auch seinen Nachkommen ermöglichen
     logie zu finden.                                                will. Er sollte die natürlichen Gegebenheiten analysieren,
                                                                     die wirtschaftlichen Möglichkeiten ausloten und dann sei-
     Die Beratungsunterlage ist in einen allgemeinen Teil zu         ne Ziele setzen. In Bezug auf die Baumartenwahl gilt meiner
     waldbaulichen Grundsätzen und Zielen sowie in einen             Ansicht: So viele ökologische notwendige Arten wie erfor-
     praktischen Teil mit Arbeitsblättern zu einzelnen Waldty-       derlich und so viele wirtschaftlich interessante wie möglich.
     pen gegliedert. „Waldbau in Österreich auf ökologischer
     Grundlage“ steht auf der Homepage www.waldverband.at            aktuell: Welche Rolle wird der heutige Brotbaum Fichte
     für jeden Interessierten kostenlos zum Download zur Ver-        in Zukunft spielen?
     fügung.
                                                                     Peter Weinfurter: Die Fichte wird nach meiner Einschät-
     Anlässlich der Neuauflage des Waldbauhandbuches stell-          zung teils auch von Forstkollegen zu Unrecht „verteufelt“.
     ten wir an den Autor Peter Weinfurter folgende Fragen.          Sie ist eine Baumart mit hervorragenden Vorteilen, wächst
                                                                     gesund im Türkenschanzpark oder auf 2.000 Meter Seehö-
     aktuell: Welche Rolle spielt der Waldbau in der Be-             he in den Alpen. Sie hat eine sehr weite genetische Breite.
     triebssteuerung eines Forstbetriebes?                           Selbstverständlich ist sie in trockenen und warmen Kli-
                                                                     maräumen Österreichs zurückzunehmen, in weiten Berei-
     Peter Weinfurter: Langfristig eine sehr zentrale Rolle,         chen wird sie aber Hauptbaumart bleiben. Wir müssen aber
     da durch die waldbaulichen Maßnahmen die Zukunft be-            viel mehr auf die geeigneten Herkünfte setzen.
     stimmt wird. Wer nachhaltig denkt, für den ist das selbst-
     verständlich, wer kurzfristig denkt, sieht die Kosten für den
     Waldbau im Vordergrund.

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Forst & Umwelt

                                                                                                     Die Land&Forst Betriebe Österreich
aktuell: Waldbau und Biodiversität: wie passen diese bei-                                            haben dankenswerter 200 Gratis-
den Begriffe in der modernen Forstwirtschaft zusammen?                                              Exemplare des neuen Waldbaubuches
                                                                                                   erhalten. Diese geben wir gerne an
Peter Weinfurter: Vielfalt bringt hohe Biodiversität. Dies                                         unsere Leser weiter.
gilt sowohl für die Bauartenwahl als auch für die Waldbau-                                        Dafür reicht ein einfaches E-Mail mit Ihren
methoden. Im Rahmen der „üblichen“ Waldnutzung kann                                               Kontaktdaten und dem Betreff:
vermehrt auf die Biodiversität Rücksicht genommen wer-                                           Bestellung Waldbauhandbuch an
den, ohne gleich große wirtschaftlichen Nachteile zu haben.                                      office@landforstbetriebe.at
Erhalten wir am Waldrand Sträucher, überstarke Einzel-                                           Wir freuen uns auf Ihr Interesse!
bäume mit ohnedies schlechter Holzqualität können auch
stehen bleiben, wenn sie den Folgebestand nicht zu sehr
beeinträchtigen. Edellaubbäume können insbesondere auf         Die Initiative für diese Arbeit ging vom damaligen Forst-
Kleinflächen, wie zum Beispiel zwischen Forststraßen und       direktor Franz Grill, LK Salzburg, aus, der das Waldbau-
Bachläufen, gefördert werden, Dürrlinge können stehen          handbuch der Österreichischen Bundesforste AG als ge-
bleiben und als Lebensraum für Tiere dienen. Ich habe noch     eignete Grundlage für eine breitere Anwendung sah. Mit
die „saubere Waldwirtschaft“ eingetrichtert bekommen:          Zustimmung der ÖBf AG wurde die bundesforstliche Arbeit
Ein Dürrling galt als Zeichen einer schlampigen Waldwirt-      weiterentwickelt und adaptiert. Vertreter der LK, des be-
schaft. Heute sehen wir das anders. Das bedeutet aber keine    hördlichen Forstdienstes und der Forschung haben mit
Vernachlässigung der Borkenkäferbekämpfung!                    kritischen Anmerkungen und Ergänzungen zur nun vor-
                                                               liegenden Fassung beigetragen. Besonderer Dank gilt
aktuell: Welche waldbauliche Strategien sehen Sie ange-        Christoph Jasser und Gottfried Diwold (Landesforstdirek-
sichts des Klimawandel als notwendig und zielführend?          tion OÖ), Michael Reh (LK OÖ), Josef Krogger (LK Stmk.)
                                                               sowie Eduard Hochbichler, der einen Beitrag zum Nieder-
Peter Weinfurter: Der Klimawandel ist eine große Belas-        und Mittelwald zur Verfügung stellte. Die LK Österreich be-
tung und Herausforderung für die Forstwirtschaft. Wir kön-     auftragte die Überarbeitung dieses Werkes und wurde vom
nen an vielen Schrauben drehen und die zur Verfügung ste-      BMLRT unterstützt. Gregor Grill und ein Team aus LK, LFD
henden Waldbaumaßnahmen anpassen, Wunder können                und Forschung haben mit großem Interesse und persönli-
wir aber keine wirken.                                         chem Einsatz zur Verwirklichung beigetragen.
An die erste Stelle wäre wohl die Baumartenwahl zu setzen
- es sollten verstärkt die Arten bzw. Herkünfte herangezogen
werden, die eher mit Trockenheit und höheren Temperatu-
ren zurechtkommen. Wir sollten uns auch nicht grundsätz-
                                                                    Peter Weinfurter
lich gegen Methoden zur Verbesserung der genetischen
Eigenschaften unserer Waldbäume stellen, sondern nach             Peter Weinfurter trat 1957 als „Forstzögling“ bei
Anwendungsmöglichkeiten umsehen, die es in anderen                den Österreichischen Bundesforsten eine Förster-
Bereichen schon viele Jahrzehnte gibt.                            ausbildung an. In den Jahren 1964 bis 1967 war er
Vermehrt auftretende Wetterextreme zwingen förmlich zur           als Förster bei den ÖBf tätig. Nach Abschluss des
Forcierung der frühen Pflege der Waldbestände in Form von         Studiums für Forst- und Holzwirtschaft an der Hoch-
Mischungs- und Standraumregulierung sowie Erstdurch-              schule (heute Universität) für Bodenkultur trat er im
forstungen, um die Stabilität der Bestände zu erhöhen. Da-        Frühjahr 1972 wieder in den Dienst der ÖBf und war
durch kann auch die Umtriebszeit gesenkt werden. Bei ei-
                                                                  mit waldbaulichen Aufgaben betraut und im mittle-
nem durchschnittlichen Jahrringzuwachs wird in 65 bis 70
                                                                  ren Management tätig. Ab 1993 war er im Vorstand
Jahren ein BHD von 50 cm erreicht.
                                                                  für den eigentlichen Forstbetrieb zuständig. Nach
Ältere Bäume sind bekanntlich weniger resilient. Durch zu
                                                                  der Umwandlung der ÖBf in eine AG im Jahr 1997
starke Eingriffe können Bestände destabilisiert werden. Dies
                                                                  war der Autor für die Einführung und Anwendung
sollte insbesondere bei älteren Waldbeständen mehr be-
                                                                  des Controllings (Finanz- und Forstcontrolling) ver-
achtet werden. Von der Auflockerung großer Waldbestände
in einem Zug rate ich ab, eher sollte zonenweise unter Be-        antwortlich. Vor seiner Pensionierung bekam er die
achtung der Hauptwindrichtung vorgegangen werden.                 Möglichkeit, die waldbaulichen Erfahrungen bei den
                                                                  ÖBf in einem „Waldbauhandbuch“ festzuhalten,
aktuell: Sehr geehrter Herr Weinfurter, vielen Dank für           welches als Orientierungshilfe für den Waldbau in
das Gespräch!                                                     diesem Betrieb verwendet wird.

                                                                                                                                       15
Forst & Umwelt
© Lukas Sommerauer

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                                                                                                                                                       FH Sa enreihe
                                                                                                                                                      Camp lzburg,
                                                                                                                                                           us Ku
                                                                                                                                                                 chl
                     Die Baumrinde – Schutz gegen Hitze, Kälte, Insekten und Co. – ein von der Natur hoch funktionalisiertes
                     Material. In den Augen vieler ein einfaches Abfallprodukt. Doch in dem Material liegt ungenutztes Potenzial.

                                     Neue Werkstoffe durch Imprägnierung
                                     von Holz mit Naturstoffen
                                      Baumrinde beinhaltet eine Fülle an natürlichen „Green Biocides“, die bei der derzeitigen Nutzung überwie-
                                      gend ungenutzt verbrannt werden. Durch Imprägnierung können jedoch wenig dauerhafte Hölzer aufge-
                                      wertet werden, wodurch diese länger im Einsatz sein können.

                                     Die Ausgangslage                                                     Land- und Forstwirtschaft, sowie durch die Weiterverarbei-
                                     Die Modifikation von Holz zur Erhöhung der Dauerhaftigkeit           tung der österreichischen Holzindustrie kommt es zu gro-
                                     ist seit jeher ein großes Thema. Dies führte zur Entwicklung         ßen Reststoffströmen aus Rindenbiomasse, welche über-
                                     von unterschiedlichen Lösungsansätzen wie Oberflächen-               wiegend für die thermische Energiegewinnung genutzt
                                     behandlungen mit Lacken und Ölen oder der Imprägnie-                 werden. Dabei handelt es sich in Österreich in etwa um 2
                                     rung des Holzes, wobei unter hohem Druck Holzschutz-                 Mio. m3 Rindenbiomasse jährlich (Grafik 1). Diese Biomasse
                                     mittel in die Mikrostruktur des Holzes gepresst wird. Die            enthält jedoch eine Fülle wertvoller bioaktiver Substanzen,
                                     Schutzwirkung ist dabei auch wesentlich vom Holzschutz-              die als Holzschutzmittel genutzt werden können.
                                     mittel abhängig, wobei in Vergangenheit bei der Entwick-
                                     lung dieser Mittel der Nachhaltigkeitsgedanke nicht immer
                                     im Mittelpunkt stand (Stichwort Kreosote). Ökologische
                                     Holzschutzmittel sind gefragt, weshalb am Campus Kuchl
                                     der Fachhochschule Salzburg versucht wird, Naturstoffe
                                     wie Rindenextrakte in Holz einzubringen, um damit leicht
                                     verfügbaren Hölzern wie der Fichte oder Tanne eine höhere
                                     Dauerhaftigkeit zu verschaffen. Damit wird auch ein Thema
                                     der europäischen Agenda zur Entwicklung einer Kreislauf-
                                     wirtschaft aufgegriffen, da Holz damit länger im Einsatz ist
                                     und dadurch Kohlenstoff über einen längeren Zeitraum
                                     speichert.
                                                                                                           Grafik 1: Produktion von Rundholz in Österreich von 1961 –
                                     Die Rinde – der Schutzmantel des lebenden Baumes                      2019 und anteilig 10 Prozent Rindenbiomasse. Viel Material
                                     Die Baumrinde schützt den Baum gegenüber Hitze im Som-                wird ohne weitere Wertschöpfung verbrannt – welches ohne
                                     mer, Kälte im Winter, aber auch gegenüber Bewitterung,                viel Aufwand weiter nutzbar wäre.
                                                                                                           Quelle FAO Stat (https://www.fao.org/faostat/en/#data/FO)
                                     Insekten und andere Fressfeinde. Gegenüber Letzteren hat
                                     der Baum einen intelligenten Mechanismus entwickelt –
                                     er reichert bioaktive Substanzen – „Green Biocides“ – mit            Hauptsächlich Fichten- und Tannenholz (je Dauerhaftig-
                                     antimikrobiellen Eigenschaften in großer Menge in der Rin-           keitsklasse 4) wird im Holzbau verwendet, um Holzbau-
                                     de an. Im Vergleich zur Holzbiomasse ca. 10x mehr. Durch             konstruktionen zu realisieren. Jedoch sind diese Hölzer
                                     die hohe Produktion von Rundholz in der österreichischen             im Vergleich mit Lärche (Dauerhaftigkeitsklasse 3-4), Eiche

                     16
Forst & Umwelt

oder Robinie (je Dauerhaftigkeitsklasse 1-2) weniger dauer-                         die Farbe und Brandschutzwirkung beeinflusst werden.
haft gegenüber natürlichen Bedingungen. Durch Beladun-                              So zeigen die Ergebnisse aus der künstlichen Bewitterung,
gen von Fichten- und Tannenholz mit Extraktstoffe aus der                           dass UV-Strahlung lediglich einen geringeren Einfluss auf
inhaltsreichen Lärchenrinde wird versucht, die Dauerhaf-                            die optische Erscheinung der behandelten Proben hat.
tigkeit zu erhöhen (Bild 2).
                                                                                    Ein weiterer Aspekt bei den Arbeiten mit Holzextraktstoffen
                                                                                    ist die Reinigung und Aufbereitung ebendieser. Rohextrak-
                                                                                    te sind in ihrer Zusammensetzung sehr inhomogen und
                                                                                    beinhalten auch eine Vielzahl an Zuckern. Bei Entfernung
                                                                                    dieser wird das Potenzial der Holzextraktstoffe als Green
                                                                                    Biocides nochmals erhöht. Diese Arbeit wird ebenso am

                                                               © Lukas Sommerauer
                                                                                    Campus Kuchl der Fachhochschule Salzburg verfolgt.

                                                                                    Die Nutzung von Rindenbiomasse zur Herstellung von na-
                                                                                    türlichem Holzschutzmittel ist ein Gedanke, der die Ansät-
                                                                                    ze der Kreislaufwirtschaft aufgreift und einen Beitrag zu
Bild 2: Fichtenproben im Vergleich. Links unbehandelt,
rechts mit Lärchenextrakt imprägniert. Es kommt zu einer
                                                                                    Ökologisierung von Holzschutzmittel leistet.
farblichen Veränderung der Textur, die auf die eingebrachten
Extrakte zurückzuführen ist.
                                                                                                                         Von Rohmaterial zum Extrakt – die
In ersten Laborversuchen zeigte sich, dass die Imprägnier-                                                               Rindenbiomasse wird mit Wasser extra-
barkeit von Holzextrakten in Tannenholz gut realisierbar                                                                 hiert und löst die bioaktiven
ist. Darüber hinaus ist die Fixierung mit natürlichen Stabi-                                                             Substanzen der Rinde. Später werden
                                                                                                                         diese mittels Druck dann in Fichten-
                                                                                                     © Thomas Sepperer

lisatoren wie Leinöl möglich. Dieses verschließt in einem
zweistufigen Imprägnierprozess die Fließwege, wodurch                                                                    oder Tannenholz imprägniert.
Wasser nicht mehr eindringen kann und somit die Extrakt-
stoffe im Holz verbleiben (Grafik 2). Die Kombination aus
Extraktstoffe und Leinöl weisen bei ersten Untersuchungen
auch gute UV-Stabilität auf, sodass davon ausgegangen
werden kann, dass bei starker Sonneneinstrahlung kaum
Abbau der Schutzsubstanz vonstatten geht.                                             Fachhochschule Salzburg
                                                                                      Am Campus Kuchl der Fachhochschule Salzburg finden sich in den
                                                                                      Studiengängen Holztechnologie und Holzbau (Bachelor) sowie
                                                                                      Holztechnologie und Holzwirtschaft (Master) aktuell rund 250 Studierende.
                                                                                      Jedes Jahr schließen ca. 55 Studierende als Bachelor of Science und 25
                                                                                      Studierende als Diplomingenieur ab. Zahlreiche Kooperationen mit
                                                                                      Unternehmen und Vertretern der heimischen Land- und Forstwirtschaft,
                                                                                      allen voran mit der HBLA Ursprung, sorgen dafür, dass hier Forschung für
                                                                                      eine nachhaltige Zukunft ermöglicht wird.

Grafik 2: Reduktion der Auslaugbarkeit der Rindenextrakte.
Stabilisierung durch natürliches Leinöl möglich.

Wie geht es weiter?                                                                      Lukas Sommerauer
Weitere Schritte werden derzeit bei der weiteren Eigen-
schaftsbestimmung der natürlichen Holzschutzmittel ge-                                   DI Lukas Sommerauer absolvierte das Studium der Holztechnologie
macht. So werden die behandelten Holzproben aktuell                                      an der Fachhochschule Salzburg und promoviert aktuell an der Uni-
auf ihre Dauerhaftigkeit gegen natürliche und künstliche                                 versität für Bodenkultur in Wien. Im Rahmen seiner Forschungsarbeit
Bewitterung getestet. Es folgen Untersuchungen der bio-                                  beschäftigt er sich mit der Modifikation von Holzoberflächen und der
logischen Stabilität gegenüber Beanspruchung von Mikro-                                  Aufbereitung von Holzextrakten.
organismen und andere äußere Einflüsse, um Vergleichs-                                   lukas.sommerauer@fh-salzburg.ac.at
werte mit unbehandelten Hölzern zu erhalten. Durch die
Holzextraktstoffe können auch andere Eigenschaften wie

                                                                                                                                                                 17
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