Trägerschaften - "Mehr Partizipation" - casea ag
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Ausgabe 3 | 2021 «Mehr Partizipation» Wie Kinder bei Fremdplatzierungen künftig mitreden werden – S. 34 Fachzeitschrift Curaviva Verband Heime & Institutionen Schweiz Trägerschaften Wie sie funktionieren und warum es harzt
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«Die Trägerschaften haben in diesem von einer hohen Dynamik geprägten Prozess eine zentrale Verantwortung.» Elisabeth Seifert Chefredaktorin Liebe Leserin, lieber Leser Institutionen für Menschen mit Unterstützungsbedarf zu lei strukturen im Gesundheits und Sozialbereich (Seite 6). Ganz ten, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Das ist eine Binsenweis im Sinn der liberalen Tradition der Schweiz haben seit je und heit, die Ihnen noch viel besser bekannt ist als mir und die bis heute neben staatlichen Organisationen auch private Trä man doch nicht oft genug wiederholen kann. Neben der fach gerschaften mit gemeinnützigem Zweck eine grosse Bedeu lichen haben die Leitungspersonen auch eine hohe unter tung. Zwei wissenschaftliche Mitarbeiter von Curaviva nehmerische Verantwortung. Das gilt für die Leitungen der Schweiz, Michael Kirschner und Thierry Bugnard, haben ei schweizweit rund 1600 Alters und Pflegeheime, der zirka gens für diese Ausgabe der Fachzeitschrift die Rechtsformen 1000 Institutionen für Menschen mit Behinderung sowie eini der Trägerschaften von Alters und Pflegeheimen sowie von ger hundert Einrichtungen für Kinder und Jugendliche. sozialen Institutionen analysiert (Seite 11). Im Bereich Alter Die Verantwortlichen haben oft mit knappen Ressourcen aus etwa ist für die letzten rund 15 Jahre ein deutlicher Anstieg zukommen, was einen möglichst effizienten Einsatz der fi der Zahl von Institutionen zu beobachten, die als Aktienge nanziellen Mittel erfordert. Eine besondere Herausforderung sellschaften (gemeinnützige und auch profitorientierte) orga ist die Aufgabe, zukunftsgerichtete Angebote entlang der sich nisiert sind. verändernden Bedürfnisse der Klientel zu entwickeln. Dazu Die zentralen Herausforderungen, die sich den Aufsichtsgre gehört insbesondere, den Wandel weg von den klassisch stati mien der Institutionen derzeit stellen, beschreiben sechs Ex onären, hin zu den teilstationären, intermediären und ambu pertinnen und Experten der Beraterbranche (Seite 17). Alles lanten Dienstleistungen zu bewältigen. Ein Gebot der Stunde andere als selbstverständlich ist eine für die erfolgreiche ist hierbei, die technologischen Entwicklungen zu nutzen, um Steuerung einer Institution nötige gute Zusammenarbeit zwi sich über die Institutionsgrenzen hinaus mit anderen Anbie schen einer nebenamtlich tätigen Aufsicht sowie einer haupt tern zu vernetzen. Erschwerend indes ist, dass im Gesund amtlichen Institutionsleitung. Ein anschauliches Beispiel lie heits und Sozialbereich die unternehmerische Freiheit be fert der Zwist zwischen einer Pflegeinstitution und der als grenzt wird durch eine hohe Regulierungsdichte mit vielen Zweckverband mehrerer Gemeinden organisierten Träger Vorgaben und klar definierten Finanzierungsflüssen. schaft (Seite 22). Dass die Zusammenarbeit aber auch sehr gut Neben der operativen Leitung haben die Trägerschaften in funktionieren kann, zeigt das Porträt von Irene Graf, der Vor diesem von einer hohen Dynamik geprägten Prozess eine zen standspräsidentin von Traversa Luzern, einer Einrichtung, die trale Verantwortung. Die Mitglieder eines Verwaltungsrates, Menschen mit psychischer Behinderung unterstützt. • eines Stiftungsrates, eines Vereinsvorstands oder einer Kom mission zeichnen als oberste Instanz verantwortlich für alle betrieblichen Belange, für eine erfolgversprechende Strategie sowie für die passende Organisationsstruktur. Die Beiträge in diesem Heft wollen zur Orientierung in diesem anspruchsvollen Aufgabenfeld beitragen. Im Gespräch mit der Titelbild: Eine Verwaltungsrätin bei der Arbeit. Die nebenamtliche Tätig- keit der Aufsichtsgremien von sozialmedizinischen und sozialen Institu- Fachzeitschrift erörtert Markus Gmür, Direktor des Instituts tionen erfordert ein grosses Know-how in vielen Bereichen. für Verbandsmanagement, die verschiedenen Unternehmens Foto: Adobe Stock 3 CURAVIVA 3 | 21
IMPULSTAG 10 STRATEGIEN FÜR FÜHRUNGSORGANE VON SOZIALEN INSTITUTIONEN Inhalt In einer Zeit komplexer Anforderungen gilt es für soziale Einrichtungen immer wieder, jene richtige Strategie zu finden, die menschliche Führung und wirtschaftlich kluges Handeln zulässt. Lösungen und Richtungsweisungen finden Institutionsleitende sowie Verantwortli- che in Stiftungen und Kommissionen, indem sie sich mit neuen Führungsstrategien und notwendigen Führungskompetenzen auseinandersetzen. Die Impulsveranstaltung beleuchtet zukünftige Herausforderungen für Institutionen und zeigt auf, wie sich diese auf die Führungskräfte auswirken und welche Führungsstrate- gien eingesetzt werden können. Die Referierenden analysieren Erfolgsfaktoren und stellen anhand von Praxis- und Fallbeispielen Instrumente und Vorgehensweisen bei einem Strategiewechsel vor. Beantwortet wird zudem die Frage, welche Schlüsselkompetenzen bei einer Stellenbeset- zung eine gute Ausgangslage für eine erfolgreiche Führung darstellen. Diese Frage- stellung kann den Teilnehmenden an der Veranstaltung auch im Sinne einer Standortorien- tierung dienen, um sich die eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen zu vergegenwärtigen. Referierende: – Peter Saxenhofer, Geschäftsführer INSOS Schweiz – Judith Bühler, Inhaberin inspira consult gmbh – Kurt Altermatt, Präsident der Stiftung Wohnen und Arbeiten Solothurn, Discherheim – Andreas Dörig, Personalberater, Personalberatung von CURAVIVA Schweiz Datum / Zeit 14. September 2021, 13.45 bis 16.45 Ort Hotel Astoria, Olten Kosten Mitglieder CURAVIVA Schweiz / INSOS Schweiz CHF 140.– Nichtmitglieder CHF 170.– (inkl. Begrüssungs- und Pausenkaffee, Tagungsunterlagen) Anmeldung erfolgt elektronisch unter www.bildungsangebote.curaviva.ch Organisation Personalberatung von CURAVIVA Schweiz www.curaviva.ch/personalberatung CURAVIVA 3 | 21 4
Markus Gmür Irene Graf Kathrin Schweizer 6 24 35 Inhaltsverzeichnis Trägerschaften Kinder & Jugendliche «Vulnerable Gruppen nicht den Marktinteressen opfern» 6 «Mehr Partizipation» 35 Markus Gmür vom Freiburger Institut für Verbandsmanagement KOKES-Präsidentin Kathrin Schweizer über die jüngst formulierten über die Vor- und Nachteile unterschiedlicher Betriebsstrukturen 42 Empfehlungen an die Kantone, wie sie die Mitspracherechte der sozialer und sozialmedizinischer Institutionen. Kinder bei Fremdplatzierungen stärken sollen. Siechenhäuser und marktwirtschaftliche Unternehmen 11 Kritische Fragen zu einer Branche im Wandel 38 Wie es kommt, dass es derart viele Rechtsformen von Trägerschaften René H. Bartl war viele Jahre Heimerzieher und Heimleiter. gibt – und welche zukunftsträchtig sind. Eine Übersicht. Er fragt, was sich in der Sozialpädagogik in dieser Zeit verändert hat und ob dies immer zum Guten war. Stolpersteine erkennen und umgehen 17 Sechs Beraterinnen und Berater benennen heikle Punkte im Menschen mit Behinderung Zusammenspiel von Trägerschaft und Institutionsleitungen – und Aufmerksamkeit als Schlüsselwort 41 erläutern Lösungsstrategien. Welches sind die besonderen Herausforderung bei der Pflege von Menschen mit Behinderung? Eine Umfrage von Curaviva Schweiz Zermürbende Erfahrung 22 macht deutlich, wo die Schwierigkeiten liegen. Ein Heimleiter tritt neu eine Stelle an, will die Institution in die Zukunft führen und scheitert an der real existierenden Trägerschaft. Alter «Künftig ganz verschiedene Wohnmodelle» 45 Zurückhaltung als Führungstugend 24 Die Coronakrise beschleunigt den Ausbau dezentraler Pflege- Irene Graf ist Vorstandspräsidentin bei Traversa Luzern. angebote. Markus Leser, Leiter Fachbereich Alter von Curaviva Sie empfiehlt den Vorständen Vertrauen in die Institutionsleitungen. Schweiz, über die Konsequenzen dieser Entwicklung. Mehr Freiheit, aber auch mehr Unsicherheit 27 Rechtzeitige Warnmeldung 49 Im Kanton Bern sollen fünf Institutionen der Kinder- und Jugendhilfe Zum Job-Stress-Analyse-Tool gibt es neu auch das «Spezialmodul privatisiert werden. Was ändert sich für die Heimleitungen? Langzeitpflege» Es hilft Institutionsleiterinnen und -leitern herauszufinden, was gut läuft und was weniger. Waadtländer Leitfaden 29 Der Kanton Waadt hat einen Ratgeber geschaffen, wie Vorstand und Journal Geschäftsleitung miteinander am besten klarkommen. Buchtipp 52 Bildung für Verwaltungsräte 32 Carte Blanche 53 Auch Mitglieder einer Trägerschaft müssen Fachkompetenz haben. Kurznachrichten 53 Sie können es lernen – in speziellen Weiterbildungskursen. Stelleninserate 21 FSC Zertifikat Impressum: Redaktion: Elisabeth Seifert (esf), Chefredaktorin; Urs Tremp (ut); Claudia Weiss (cw); Anne-Marie Nicole (amn) • Korrektorat: Beat Zaugg • Herausgeber: CURAVIVA – Verband Heime und Institutionen Schweiz, 91. Jahrgang • Adresse: Hauptsitz CURAVIVA Schweiz, Zieglerstrasse 53, 3000 Bern 14 • Briefadresse: Postfach, 3000 Bern 14 • Telefon Hauptnummer: 031 385 33 33, Telefax: 031 385 33 34, E-Mail: info@curaviva.ch, Internet: www.fachzeitschrift.curaviva.ch • Geschäfts-/Stelleninserate: Zürichsee Werbe AG, Fachmedien, Laubisrütistrasse 44, 8712 Stäfa, Telefon: 044 928 56 53, E-Mail: markus.haas@fachmedien.ch • Stellenvermittlung: Telefon 031 385 33 63, E-Mail: stellen@curaviva.ch, www.sozjobs.ch • Satz und Druck: AST & FISCHER AG, Digital Media and Print, Seftigenstrasse 310, 3084 Wabern, Telefon: 031 963 11 11, Telefax: 031 963 11 10, Layout: Belinda Flury • Abonnemente: Natascha Schoch, Telefon: 041 419 01 60, Telefax: 041 419 01 62, E-Mail: n.schoch@curaviva.ch • Bestellung von Einzelnummern: Telefon: 031 385 33 33, E-Mail: info@curaviva.ch • Bezugspreise 2014: Jahresabonnement Fr. 125.–, Einzelnummer Fr. 15.–, inkl. Porto und MwSt.; Ausland, inkl. Porto: Jahresabonnement Fr. 150.–, Einzelnummer keine Lieferung • Erscheinungsweise: 10×, monatlich, Januar/Februar Winterausgabe, Publikation2021 Juli/August Sommerausgabe • Auflage (deutsch): Druckauflage 4000 Ex., WEMF/SW-Beglaubigung 2020: 2737 Ex. (Total verkaufte Auflage 2566 Ex., FOKUSSIERT KOMPETENT TRANSPARENT Total Gratisauflage 171 Ex.), Nachdruck, auch auszugsweise, nur nach Absprache mit der Redaktion und mit vollständiger Quellenangabe. ISSN 1663-6058 5 CURAVIVA 3 | 21
Trägerschaften Zur Bedeutung von Nonprofit-Organisationen im Sozial- und Gesundheitsbereich «Es gibt einen Imagevorteil staatlicher und gemeinnütziger Träger» es deutliche Unterschiede: In skandinavischen Ländern behält Markus Gmür* vom Fribourger Institut für der Staat grosse Teile des Sozial- und Gesundheitssektors in Verbandsmanagement analysiert die Vor- und eigener Regie. In den USA gibt es besonders im Bereich der Nachteile unterschiedlicher Betriebsstrukturen Hochschulbildung viele als private Stiftungen organisierte sozialer und sozialmedizinischer Institutionen. Für Hochschulen. Das sieht in der Schweiz ganz anders aus. alle gleich wichtig ist die professionelle Leitung – gerade auch durch die Aufsichtsgremien. Anders als zum Beispiel in Skandinavien wird in der Schweiz der Gesundheits- und Sozialbereich also weniger als ureigene Interview: Elisabeth Seifert staatliche Aufgabe wahrgenommen? Das liegt in der liberalen Tradition der Schweiz begründet. Wir Herr Gmür, Sie betreiben Forschung zu Nonprofit-Organisatio- sagen uns, dass viele Aufgaben von Privaten besser gelöst wer- nen (NPO), also zu Unternehmen, die zwischen staatlich den können als vom Staat. Gerade auch im Sozialbereich hatten organisierten und marktwirtschaftlich orientierten Unterneh- wir in der Schweiz über lange Zeit hinweg relativ wenige staat- men angesiedelt sind. Wie verorten Sie hier den Sozial- und liche Strukturen. Das hat sich in der Zwischenzeit verändert. Gesundheitsbereich in der Schweiz? In den letzten Jahrzehnten hat sich die Schweiz Markus Gmür: Nonprofit-Organisationen ma- dem mitteleuropäischen Modell angenähert. chen gerade im Sozial- und Gesundheitsbe- «Im Sozialbereich Soziale Leistungen gelten als eine wichtige reich einen grossen Anteil der Branche aus. hatten wir in der staatliche Aufgabe. Und weil in diesem Bereich generell sehr viele Schweiz lange Zeit Leute arbeiten, sind NPO ein wichtiger Ar- wenige staatliche Und wie schaut es im Gesundheitsbereich beitsmarktfaktor. Es geht bei Aufgaben von Strukturen.» aus? gesamtgesellschaftlicher Bedeutung darum, In der Versorgung von kranken und armen was der Staat als seine ureigene Verantwor- Menschen gibt es eine lange Entwicklung. In- tung ansieht und welche Aufgaben er an Private delegiert. Das teressant ist, dass diese immer schon von ganz unterschiedli- können dann private Trägerschaften mit einem gemeinnützi- chen Trägerschaften aus dem öffentlichen oder privaten Be- gen Zweck sein, also Nonprofit-Organisationen, oder auch markt- reich organisiert worden ist. Über Jahrhunderte hinweg waren wirtschaftliche Unternehmen. Im internationalen Vergleich gibt das neben Gemeinden auch religiöse Einrichtungen oder Pri- vate. Mit der Auflösung der Grossfamilien und der steigenden Lebenserwartung entstanden dann zahlreiche neue, private *Markus Gmür, 57, Prof. Dr., ist seit 2008 Direktor des Instituts Trägerschaften mit gemeinnützigem Zweck. Diese privaten für Verbands-, Stiftungs- und Genossenschaftsmanagement Träger funktionierten und funktionieren sehr ähnlich wie der Universität Fribourg. Zudem ist er Lehrstuhlinhaber für staatliche respektive öffentliche Organisationen. Die Ent- NPO-Management. scheidung für die eine oder andere Art der Organisationen hat, wie ich bereits gesagt habe, vor allem mit dem Verständnis CURAVIVA 3 | 21 6
in Bezug auf die Aufgaben des Staates zu tun. Erleben wir derzeit eine Entwicklung in Richtung erwerbswirtschaftliche Unternehmen? In den 80er- und 90er-Jahren kam man zum Schluss, dass auch die Wirtschaft Aufga- ben von gesamtgesellschaft- lichem Interesse überneh- men kann und soll. Die USA unter Präsident Reagan oder Grossbritannien unter Premi- erministerin Thatcher waren Vorreiter, und in der Folge hat das auch auf die Schweiz ab- gefärbt. Eine Privatisierung funktioniert unter der Vor- aussetzung, dass man den erwerbswirtschaftlichen Un- ternehmen entsprechende Vorgaben macht und deren Einhaltung kontrolliert. In Bereichen, wo wir traditio- nell staatliche Unternehmen Markus Gmür in seinem Büro: «Entscheidender als die Unternehmensstruktur sind die oder NPO hatten, stellen wir Wettbewerbssituation und damit verbunden auch Überlegungen zur strategischen Weiterent- fest, dass der Markt jetzt wicklung.» Foto: Privat mehr und mehr einen Anteil übernimmt und eigene Ange- bote macht. Das ist etwa im Flüchtlingsbereich der Fall oder Welches sind die Vor- und Nachteile einer NPO oder eines auch in der Bildung, wo private Hochschulen gegründet wer- staatlich organisierten Unternehmens gegenüber einem den. Ähnliches gilt für die Arbeitsmarktintegration. Auch im marktwirtschaftlichen Unternehmen? Gesundheitsbereich, sowohl bei Spitälern als auch im Bereich Die Antwort hängt vom Standpunkt ab. Bei einer rein ökono- der Langzeitpflege, gibt es mittlerweile eine Anzahl marktwirt- mischen Betrachtung gibt es die Befürchtung, NPO und auch schaftlicher Unternehmen. staatliche Unternehmen seien weniger effizient, weil sie sich nicht allein auf Effizienzziele konzentrieren und weil sie auch Was zeichnet NPO und auch staatliche Träger gegenüber kulturell ein gespaltenes Verhältnis dazu haben. Es fehlt ihnen marktwirtschaftlich orientierten Unternehmen aus? teilweise auch der Wettbewerbsdruck für ein Streben nach ma- Bei einer NPO stehen Sachzweck und Werthaltungen für die ximaler Effizienz. Aus Sicht des Marketings haben sie Vorteile, Festlegungen des Leistungsprogramms im Vordergrund. So- sie geniessen in aller Regel einen Imagevorteil. bald es nicht um erwerbswirtschaftliche Ziele geht, muss man sich innerhalb der Organisa- … und zwar gerade deshalb, weil NPO nicht tion und gemeinsam mit den Anspruchsgrup- «Der Markt alleine der marktwirtschaftlichen Logik pen über die Erfolgskriterien einig werden und übernimmt mehr und folgen? darüber, wie diese gemessen werden sollen. mehr einen Anteil Man traut einer NPO als Kundin eher, weil man Das stellt eine besondere Herausforderung und macht eigene implizit davon ausgeht, es werde einem nicht dar. Weiter haben NPO, ausgenommen von Angebote.» der letzte Rappen aus der Tasche gezogen. Da- einer Stiftung, die keine Mitglieder hat, eine für gibt es vielleicht ideologische Vorbehalte. Rechtsform, nach der die Mitglieder unabhän- Eine NPO mag als zu links, zu katholisch oder gig von ihrem finanziellen Beitrag an der Entscheidungsfin- zu anthroposophisch gelten. Solche Vorbehalte werden einem dung teilhaben. Bei einem Verein zum Beispiel entscheiden alle erwerbswirtschaftlichen Unternehmen wohl eher nicht unter- Mitglieder. NPO können zudem aufgrund des gemeinnützigen stellt. Und schliesslich: NPO bieten mitarbeiterfreundlichere Charakters für viele ihrer Leistungen Beiträge ohne unmittel- Arbeitsbedingungen, es gibt weniger Leistungsdruck und mehr bare Gegenleistung mobilisieren, so durch Spenden oder eh- Partizipation. Allerdings gibt es gelegentlich auch die Kritik, renamtliche Arbeitsleistung. Und sie können ihren eigenen Mitarbeiter würden mit moralischen Argumenten zu unbezahl- Aufwand reduzieren, etwa mittels steuerlicher Privilegierung. ten oder schlecht bezahlten Arbeiten angehalten. >> 7 CURAVIVA 3 | 21
Wie beurteilen Sie vor diesem Hintergrund die gerade auch im Menschen möglichst rasch wieder zu integrieren. Es zählt Gesundheitsbereich zu beobachtenden Tendenzen in Richtung dann, wer dem öffentlichen Auftraggeber das beste Angebot mehr Markt? macht, indem er die grösste Vermittlungsquote verspricht. In Ich kann das nur allgemein von meiner Warte als Forscher aus der Unterstützung von Menschen mit Drogenproblemen oder Trägerschaften beurteilen. Und da bin ich eher skeptisch. Erwerbswirtschaft- in der Arbeit mit Wohnsitzlosen zum Beispiel lässt sich indes liche Unternehmen wollen und müssen eine Rendite erzielen, nur schwer ein finanzieller Nutzen erzielen. und das heisst, dass Geld abgezogen wird, das nicht in die Leis- tung fliesst. Andererseits stehen diese Unternehmen unter Ganz unabhängig von Unternehmensstrukturen: Die öffentli- einem Produktivitätsdruck, sind damit also in der Lage, die che Hand übernimmt im Sozial- und Gesundheitsbereich eine gleich gute Leistung günstiger zu erbringen. Jetzt stellt sich stark regulierende Funktion. Werden dadurch die Möglichkei- einfach die Frage, ob mehr abgezogen als eingespart wird. Es ten der Organisationen nicht stark eingeschränkt? gibt zu Spitälern und Pflegeeinrichtungen hierzu sehr viel For- Das ist ja gerade Sinn und Zweck der Regulierung. Der Staat schung aus Nordamerika. sieht sich weiter in der Verantwortung, die Leistungserbrin- gung zu kontrollieren und die Privaten daran zu hindern, die Und wie schneiden gemäss dieser Forschung gemeinnützige Leistungserbringung nach ihren eigenen Vorstellungen zu ge- Träger gegenüber marktwirtschaftlichen Unternehmen ab? stalten. Das macht auch durchaus Sinn. Es handelt sich hier Es gibt keine eindeutigen Forschungsergebnisse. Es besteht um vulnerable Gruppen, die man nicht einfach dem Goldrausch nach wie vor ein Image- respektive Vertrauensvorteil von staat- irgendwelcher Unternehmen opfern kann und will. Je nach lichen oder gemeinnützigen Trägern gegenüber marktwirt- politischem Klima gibt es mehr Misstrauen gegenüber den er- schaftlichen Unternehmen. Dass NPO für das gleiche Geld aber werbswirtschaftlich orientierten Unternehmen oder gegen- bessere Leistungen erbringen als marktwirtschaftliche Unter- über den NPO. nehmen oder weniger gute Leistungen, das lässt sich nicht sagen. Hierzu konnte noch Macht es aufgrund der zahlreichen Vorgaben niemand verlässliche Daten vorlegen. Es ist «Vulnerable Gruppen überhaupt einen Unterschied, ob eine Einrich- aber eine Frage, die viele interessiert. kann man nicht dem tung als Teil der öffentlichen Verwaltung, als Goldrausch NPO oder marktwirtschaftlich organisiert ist? Wächst der NPO-Anteil auf Kosten von irgendwelcher Der Spielraum und die daraus resultierende staatlich organisierten Unternehmen? Firmen opfern.» Varianz wird durch eine solche Regulierung Das kann ich schlicht nicht sagen, vor allem sicher stark reduziert. Alle müssen sich an nicht im Bereich der sozialen und sozialmedi- bestimmte Qualitätsnormen halten, wodurch zinischen Institutionen. Die Entwicklung ist zudem kantonal sie vergleichbar sind. Wie stark der Effekt ist, das könnte man sehr unterschiedlich. Zeitweise war es politisch schick, staat- wissenschaftlich untersuchen, ich kenne allerdings keine liche Aktivitäten in den Dritten Sektor, also an NPO abzugeben, Studie dazu. um zu demonstrieren, dass der Staat nicht weiterwächst. Das ist vor allem ein bürgerliches Anliegen. Andererseits gibt es Bei den NPO gibt es unterschiedliche Rechtsformen: Welche wohl auch Kantone, in denen die Regierung den Eindruck hat, Rechtsformen dominieren heute, und wohin geht der Trend? der Dritte Sektor sei in den letzten Jahren ausgeufert und nun Eine repräsentative Statistik gibt es meines Wissens dazu müsse der Kanton wieder die Regie übernehmen. nicht. Aus einer empirischen Untersuchung zu sozialen Insti- tutionen in der Schweiz, die vor drei Jahren im Rahmen eines Können Sie das etwas näher ausführen? VMI-Lehrgangs durchgeführt wurde, geht hervor, dass es in Es gibt ein Misstrauen gegenüber NPO, dass sie in erster Linie diesem Bereich vor allem Stiftungen und Vereine gibt und dies idealistische Ziele verfolgen und nicht so sehr an der effizien- in etwa zu gleichen Teilen. Aus der Sicht vieler Organisationen ten Erbringung ihrer Aufgaben interessiert sind. Die öffentliche sind Stiftungen besser geeignet, dem Anspruch auf Professio- Hand reagiert mit unterschiedlichen Strategien auf dieses nalisierung zu genügen, vor allem, wenn Institutionen eine Misstrauen: Entweder übergibt man diese Aufgaben gleich ganz Wachstumsphase durchlaufen. Vereine sind Mitgliederorgani- an den Markt oder man nimmt sie wieder selber in die Hand. sationen und verfügen als solche über höhere Mitwirkungs- Im letzteren Fall kann die Verwaltung dann sehr genau steuern, möglichkeiten und auch über eine höhere Flexibilität, weil sie welche Leistungen angeboten werden und welche eben nicht. keinem Stiftungszweck genügen müssen. Vereinsvertreter sind Zudem gibt es auch vermehrt hybride Unternehmen. sich aber bewusst, dass ihre Rechtsform einem latenten Kon- flikt zwischen demokratischer und professioneller Legitimität Was versteht man unter hybriden Unternehmensstrukturen? ausgesetzt ist. In Beratungen höre ich immer wieder, dass die Das sind Organisationen zwischen traditionellen NPO und er- Umstellung von einem Verein zur Stiftung dann erfolgt, wenn werbswirtschaftlichen Unternehmen. Sie verbinden gemein- es keine gelebte Mitgliederkultur mehr gibt. nützige Zwecke mit gewinnorientierten Elementen. Sie kommen vor allem in Aufgabenfeldern zum Zug, wo sich durch eine effi- Wie steht es mit der Gründung einer gemeinnützigen AG oder zient erbrachte Dienstleistung ein messbarer finanzieller Nut- GmbH? zen erzielen lässt. Das ist zum Beispiel in der Arbeitsmarktinte- Die Umstellung von einer Stiftung oder einem Verein zu einer gration der Fall. Hier geht es darum, vorübergehend arbeitslose gemeinnützigen AG oder GmbH wird öfter einmal erörtert, aber CURAVIVA 3 | 21 8
nach meinem Wissen kaum einmal realisiert. Bei Neugründun sich im Lauf der Zeit auch eine Professionalisierungsvorstel gen sind aber wahrscheinlich inzwischen vermehrt solche lung herausgebildet. GmbHs und AGs dabei. Diese Unternehmensstrukturen gehö ren zu den hybriden Formen, die ich vorher genannt habe. Mei Eine besondere Bedeutung kommt der strategischen Leitung nes Erachtens wird die Art der Rechtsform etwas überschätzt. zu. Genügen die Trägerschaftsmitglieder den immer an- Wenn man in der Leitung einer Organisation miteinander aus spruchsvoller werdenden Anforderungen? kommt, spielt die Rechtsform nicht eine so grosse Rolle. Der Professionalisierungsgrad im Bereich Management ist bei der Geschäftsführung und auf der Ebene der Bereichsleitung, Unterscheiden sich die Anforderungen an die operative und also bei den hauptamtlich tätigen Leitungsmitgliedern, schon strategische Leitungsebene je nachdem, ob es sich um einen länger zunehmend und wird sicher weiterwachsen. Bei den staatlich organisierten Betrieb, eine NPO oder ein marktwirt- Trägerschaften hingegen, der nebenamtlich tätigen Leitung, schaftlich organisiertes Unternehmen handelt? ist das schwieriger. Hier müssen sich die Organisationen sel Ich denke, dass gerade im Bereich der Langzeitpflege oder der ber hinterfragen und sich gut überlegen, welche Such und sozialen Institutionen die Ansprüche an die Leitungsebene in Auswahlkriterien man für die Vorstands oder Stiftungsrats all diesen Unternehmensstrukturen in etwa gleich sind. Der gremien anwendet. Sind die Managementerfahrung und auch allergrösste Teil, mit dem man in der Leitung zu tun hat, ist das Fachwissen entscheidend, oder sind vor allem die politi vorgegeben und hat ganz einfach damit zu tun, dass die Ein sche Vernetzung und persönliche Bekanntschaften mass richtung entsprechend ihrem Auftrag funktionieren muss. gebend? Entscheidender als die Unternehmensstruk tur sind sicher die Wettbewerbssituation und Waren die Trägerschaften nicht lange Zeit damit verbunden auch Überlegungen zur stra «Institutionen mit geprägt durch persönliche Seilschaften? tegischen Weiterentwicklung. Und das alles gutem Ruf haben In den 70er und 80erJahren gab es in vielen vor dem Hintergrund knapper finanzieller selten Probleme, NPO grosse Vorstände mit 10 bis 20 Mitglie Ressourcen. gute Leute für den dern. Man war überzeugt, es brauche viele Vorstand zu finden.» Kontakte zu politischen Gremien, und hat Erfordern diese Entwicklungen einen höheren damit in Kauf genommen, dass diese Gremi Professionalisierungsgrad der operativen und en nicht mehr als Managementteam funkti der strategischen Leitungsebene? onieren konnten. Im Zug der Professionalisierung erkannte Generell sehen sich die Leitungen einem schon länger beste man, dass diese Gremien nicht mehr als fünf bis sieben Mit henden und immer noch steigenden Druck ausgesetzt, neben glieder umfassen dürfen, damit sie ihre Managementfunktion der fachlichen auch eine Expertise im Managementbereich zu wahrnehmen können. Das ist heute in der Regel so umgesetzt. entwickeln. Auch aus diesen Gründen ist 1976 die Forschungs Man gibt heute der Managementaufgabe oftmals ein grösseres stelle für Verbandsmanagement, das heutige Verbandsma Gewicht als der politischen Repräsentation. nagementinstitut VMI, an der Universität Fribourg gegründet worden. Damals begann man damit, einen höheren Professio Verfügen Trägerschaftsmitglieder in aller Regel über ein nalisierungsgrad der Strukturen von Verbänden und anderen genügend hohen Professionalisierungsgrad? NonProfitOrganisationen zu fordern. Inzwischen besteht ein Die primäre Aufgabe der Trägerschaften besteht nicht in ei breites Weiterbildungsangebot, beim VMI und anderen Anbie nem professionellen Management, wenn es in der Organisa tern, für die Leitungsebenen solcher Organisationen. So hat tion eine hauptamtliche Leitung gibt. Die Trägerschaft hat >> Anzeige 9 CURAVIVA 3 | 21
vor allem eine Aufsichtsfunktion und muss darüber wachen, entsprechende Kurse besucht, um ein Verständnis für die dass der Organisationszweck erhalten bleibt. Es ist nicht hauptamtliche Leitung zu entwickeln. sinnvoll, wenn Personen in den Trägerschaften sitzen, die kein wirtschaftliches Verständnis haben und aus ideologi Über welche Kompetenzen müssen Trägerschaftsmitglieder Trägerschaften schen Gründen sogar prinzipiell gegen ökonomische Erwä verfügen? gungen eingestellt sind. Das führt zwangsläufig zu Konf lik Es scheint mir zunächst wichtig, dass Trägerschaften starke ten mit der hauptamtlichen Geschäftsleitung. Es ist also Geschäftsführungen zulassen. Sie sollen aber auch nicht ein sicher kein Nachteil, wenn die ehrenamtliche Leitungsebene fach alles abnicken, sondern kritisch nachfragen und bei an spruchsvollen Weichenstellungen gegebenenfalls einen Bera ter oder eine Beraterin beiziehen. Was die Kompetenzen der einzelnen Trägerschaftsmitglieder betrifft: Hier kommt es we Anzeige niger auf individuelle Profile an, als vielmehr auf die Mischung respektive die Summe aller Kompetenzen. Die Herausforde rung besteht dabei darin, ein gut funktionierendes, sich opti mal ergänzendes Gremium zusammenzustellen. Lüftungsreinigung Wie müssen die Trägerschaften idealerweise zusammen- gesetzt sein? Werterhalt + Vorsorge Der wichtigste Erfolgsfaktor für die Zusammensetzung besteht RohrMax kontrolliert darin, eine gute Balance aus Personen zu finden, welche die kostenlos Ihre drei wichtigsten Funktionen abdecken: das fachliche Verständ Lüftungsanlage. Lüftung nis in Bezug auf den Organisationszweck, die Management Alle Marken Kostenlose kompetenz im Hinblick auf Strategie, Controlling und Finanzen Informiert sein! Kontrolle sowie die Vernetzung mit den wichtigen Anspruchsgruppen. h? 0848 852 856 Die gute Zusammenarbeit von operativer und strategischer ...alles hygienisc info@rohrmax.ch Leitung ist immer wieder eine Herausforderung. Wie kann diese gelingen? Eine Studie an unserem Institut hat gezeigt, dass eine solche Zusammenarbeit durch gegenseitiges Vertrauen, eine gemein Online-Fachtagung same Wertebasis, einen intensiven Austausch, ein Machtgleich www.bgs-chur.ch Parkinson gewicht «auf Augenhöhe» sowie eine gewisse Formalisierung gefördert wird. Etwa im Rahmen eines Geschäftsreglements, das Montag, 17. Mai 2021 Online via Zoom, bequem eine sehr klare Aufgabenzuordnung enthält. 9 bis 15.15 Uhr von Zuhause aus! Trägerschaften im NPO-Bereich sind meist im Ehrenamt tätig. Bewährt sich das längerfristig, oder braucht es nicht eine angemessene Entschädigung? Es gelingt heute ganz gut, die richtigen Leute für eine ehren Referate amtliche Tätigkeit innerhalb der Trägerschaft zu gewinnen. · Aktuelles aus der Forschung – Symptomatik und Therapie Gerade Institutionen, die über eine hohe Reputation verfügen, Dr. Stefan Hägele-Link, stv. Chefarzt Klinik für Neurologie, haben selten Probleme, gute Trägerschaftsmitglieder zu finden. Kantonsspital SG · Neuropsychologie bei Menschen mit Parkinson Und wenn das System funktioniert, sollte man eigentlich nichts Dr. phil. Erika Forster, Leiterin Neuropsychologie, Kantonsspital SG ändern. Wenn man einmal damit beginnt, setzt man etwas in · Individuelle Entwicklung der Körpersprache, Körpersprache erleben Gang, das vielleicht nicht mehr zu stoppen ist: Bezahlte Ehren im Kontext zur Parkinson Erkrankung Irene Orda, Pantomimin ämter werden zur Norm, und mehr und mehr Mitglieder fangen Workshops an, ihre Vergütungen mit den Vergütungen in anderen Organi · Grundprinzipien der physiotherapeutischen Behandlung bei sationen zu vergleichen. Parkinson Susanne Brühlmann · Familienzentrierte Begleitung und Beratung Claudia Gabriel · Medikamenten-Management: Essen, Trinken, Schlucken, Verdauung Sie unterstreichen damit die wichtige Rolle des Ehrenamtes in Theres Kugler der Gesellschaft? · Eskalierende Therapien: Tiefe-Hirnstimulation, Pumpen Systeme, Ich kann den Organisationen und dem ganzen Dritten Sektor fokussierter Ultraschall Mechtild Uhl nur raten, sich immer wieder bewusst zu werden, dass die Kosten: Fr. 80.– wichtigste Quelle seiner Entwicklungskraft die zivilgesell Anmeldeschluss: Freitag, 30. April 2021 schaftliche Initiative ist: Menschen erkennen die Wichtigkeit BGS · Bildungszentrum Gesundheit und Soziales eines Anliegens, das uns alle zusammen weiterbringen kann, Tel. 081 286 85 10 · bgs-chur.ch und sie schliessen sich zusammen, um sich dafür solidarisch zu engagieren und Wirkung zu erzielen. • CURAVIVA 3 | 21 10
Trägerschaften Trägerschaften und Rechtsformen von Heimen und sozialen Institutionen Die Vielfalt spiegelt die Geschichte und die föderalen Strukturen wurden diese Einrichtungen von Gemeinden, Klöstern, religi Die Trägerschafts- und Rechtsformen der ösen Stiftungen oder von Privaten getragen. Daraus gingen Sozialinstitutionen sind enorm vielfältig. Warum? vielerorts Spitäler, Armenasyle, Waisenhäuser, Irrenanstalten Wie sind sie entstanden? Welche Formen sind oder auch Gefängnisse hervor. Nach der Reformation und heute besonders häufig? Gibt es Trends für 300 Jahre später, nach der Aufklärung, kamen neue Träger die Zukunft? Mit welchen Vor- und Nachteilen? schaften hinzu (u.a. Schwesterngemeinschaften oder in rei Ein Überblick. chen Städten die Patrizier). Im Zug der Industrialisierung kam es im 19. Jahrhundert zur Von Michael Kirschner und Thierry Bugnard* Verarmung breiter Bevölkerungsschichten. Als Antwort auf die «soziale Frage» gründeten kirchliche Institutionen, private Eine Trägerschaft und ihre Rechtsform sind zwei Paar Schuhe. Kreise, Vereine und Gemeinden zahlreiche sogenannte Armen Was trivial klingt, sorgt oft für lange Diskussionen, unter erziehungs und Rettungsanstalten. Ende des 19. Jahrhunderts schiedliche Kompromisse oder innovative Lösungen. In den nahm deren Gründung durch christliche Werke und Vereine letzten 30 Jahren verband sich der Wandel der Trägerschafts nochmals stark zu und erreichte Mitte des 20. Jahrhunderts und Rechtsformen von Heimen und sozialen Institutionen eng den Höhepunkt. mit der Liberalisierung und Privatisierung im Gesundheits und In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts – bedingt durch die Sozialwesen. Ein Blick in die Schweizer Geschichte zeigt jedoch, Wohlstandsentwicklung, den gesellschaftlichen Wandel (u. a. dass es seit je eine Vielzahl «öffentlicher» und Überalterung, Auflösung der Grossfamilien, «privater» Trägerschaften gibt. Ausbau des Sozialstaats) – standen Gemein Im 19. Jahrhundert den und andere Trägerschaften vor völlig neu Vom Mittelalter zum Sozialstaat kam es mit der en Herausforderungen. Der Bedarf an Heim In der Coronakrise sorgt die mediale Inszenie Industrialisierung zu plätzen stieg. Dem konnte vielerorts nicht rung der «Todesfalle Pflegeheim» für eine his einer Verarmung der entsprochen werden. Vermehrt suchten nun torische Rückkoppelung zum Mittelalter und breiten Bevölkerung. mangels Finanzen und Fehlen von Nachwuchs zur frühen Neuzeit. Damals lebten und star in den Klöstern oder in Schwesternschaften ben Menschen unter strengen Auflagen in vor allem die christlichen Institutionsträger Aussätzigenspitälern, in Leprosorien (Lepraspitäler), in Pest, Blat nach neuen Träger und Rechtsformen. In den 1970er und 80er tern, Siechen oder Seuchenhäusern. Seit dem 12. Jahrhundert Jahren wurde der Ausbau von Heimplätzen schliesslich mit AHVSubventionen, sogenannten «Bau und Einrichtungsbei *Michael Kirschner arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter trägen», stark forciert. Erst diese Beiträge ermöglichten es vie bei Curaviva Schweiz. len öffentlichen und privaten Trägerschaften, neue Projekte zu Thierry Bugnard macht ein Praktikum als wissenschaftlicher realisieren. Die Gesetzesbestimmung wurde 1986 zwar wieder Mitarbeiter bei Curaviva Schweiz. aufgehoben, Beiträge aber wurden noch bis 1998 entrichtet. Die in den 80erJahren einsetzende Liberalisierung vormals >> 11 CURAVIVA 3 | 21
Entwicklung Rechtsformen Institutionen Alters- und Pflegeheime 1500 Anzahl Institutionen 1000 500 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Institutionen für Menschen mit Behinderungen Anzahl Institutionen 600 400 200 0 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Öffentlich Privat subventioniert Privat Total Quelle: BFS/SOMED, 2006–2019 staatlicher Aufgaben führte auch im Gesundheits und Sozial geschaffen (SOMED, 1996). Um bei der Mehrwertsteuer Gleich bereich zu einem Wandel. Neue Steuerungsmodelle sollten die behandlung gegenüber öffentlichen Heimen einzufordern, Effizienz und Effektivität der Leistungen erhöhen, um so dem gründeten 20 private Heime 1996 die Schweizerische Interes Anstieg von Nachfrage mit einem Angebot bei sengemeinschaft Privater Pf legeheime Heimen und sozialen Institutionen zu begeg (ab 2005: Verband senesuisse mit heute über nen und dieses zu steuern. Der Heimmarkt Suchen alte Träger 450 Mitgliedern). wurde schrittweise geöffnet, neue gemeinnüt neue Trägerformen, Die Gründung neuer Trägerschafts und zige, aber auch kommerzielle Anbieter traten ergeben sich Rechtsformen hält bis heute an. Suchen alte auf. Um allen Anbietern gleiche Wettbewerbs interessante Träger neue Träger oder Rechtsformen, fin bedingungen zu bieten, wurden die Leistun Konstellationen. den sich alle möglichen interessanten Kons gen definiert (KVG, 1996) und Transparenz tellationen. Zwei Beispiele: Die Stadt Bern überführte ihre Heime 1994 mit anderen Trä gern (Vereinen, Stiftungen) in den Verein Domicil, dann 2003 in die Domicil Bern AG. Diese wird 2015 durch eine Domicil Trägerschaften Immobilien AG und 2016 durch eine Domicil Holding AG (Be und Rechtsformen teiligungen an Unternehmen) ergänzt. Das andere Beispiel: Die 1932 gegründete SennhofStiftung Friedrich Däster führt Öffentlich-rechtliche Trägerschaften: Alle Institutionen mit das 1898 gegründete Heim in Vordemwald (Kanton Aargau) den Rechtsformen «öffentliches Unternehmen» oder «Ver- seit 2008 als Pflegeheim Sennhof AG – ergänzt durch einen waltung» auf den Ebenen Gemeinde, Bezirk, Kanton oder Gönnerverein. Bund; «öffentlich rechtliche Körperschaft Verwaltung», Als Begründung zur «Verselbständigung kommunaler Einrichtun «Institut des öffentlichen Rechts», «öffentliche Unterneh- gen» oder «Auslagerung von Gemeindeaufgaben» in neuen Träger men einer Körperschaft» und Rechtsformen werden bis heute stets die gleichen Punkte Privat-rechtliche Trägerschaften: Alle Institutionen mit den aufgeführt: erhöhte Flexibilität, Entpolitisierung und Trennung Rechtsformen Aktiengesellschaft, einfache Gesellschaft, zwischen politischer und betrieblicher Einflussnahme, effizien Einzelfirma, Genossenschaft, GmbH, Kollektivgesellschaft, tere Aufgabenerfüllung, finanzielle Entlastung der Verwaltung, Kommandit(aktien)gesellschaft, Stiftung (ZGB Art. 80ff.), Konzentration des Fachwissens, Optimierung der Zusammenar Verein. (Quelle: BFS/SOMED, 2020) beit mit Dritten, insbesondere mit anderen Gemeinden, sowie die Möglichkeit der Beteiligung privater Geldgeber. CURAVIVA 3 | 21 12
Einwohnerrat) an Private veräussert wer Rechtsformen Pflegeheime 2019 den. «Der Kompromiss zwischen Privati sierung und Eigenwirtschaftsbetrieb, als Andere 79 der die gemeinnützige AG angepriesen Trägerschaften Genossenschaft 39 Einzelfirma 46 wird, hat also unter Umständen ein Ver GmbH 51 falldatum», wie es in einem Beitrag der Öffentliche Unternehmen der Gemeinde 102 Öffentlich-rechtliche Körperschaft Verwaltung 113 «Luzerner Zeitung» (2017) heisst. Verwaltung Gemeinde 116 Verein 216 Aktiengesellschaft 356 Trends und Entwicklungen Stiftung 447 Zu Beginn der 2000erJahre setzten sich Quelle: BFS/SOMED 2019 die Liberalisierung und die Privatisierung fort. Auf der Grundlage der aktuell verfüg Rechtsformen Behinderteninstitutionen 2015 baren Daten lassen sich hinsichtlich der Rechtsformen, ob es sich also um öffent Andere 29 liche, privat subventionierte oder private Aktiengesellschaft 9 Einrichtungen handelt, verschiedene mo Öffentliche Unternehmen des Bezirks 10 derate Trends und Entwicklungen beob GmbH 10 achten. Nach Angaben des Bundesamts Einzelfirma 17 für Statistik (BFS) sind die Einrichtungen Genossenschaft 20 ■ «öffentlich», wenn es sich um eine öf Verein 171 fentlichrechtliche Institution handelt, Stiftung 261 ■« privat subventioniert», wenn es sich Quelle: BFS/SOMED, 2015 um eine privatrechtliche Institution handelt und eine Betriebsbeitrags oder Rechtsformen Institutionen Kinder und Jugendliche 2020 Investitionsbeitragsgarantie und/oder Andere 9 eine Defizitgarantie eines Gemeinwe GmbH 8 sens vorliegt, Öffentlich-rechtliche Körperschaft Verwaltung 9 ■« privat», wenn es sich um eine privat Aktiengesellschaft 11 rechtliche Institution handelt und weder Verwaltung Gemeinde 11 eine Betriebsbeitrags oder Investitions Verwaltung Kanton 15 beitragsgarantie noch eine Defizitgaran Verein 131 tie eines Gemeinwesens vorliegt. Stiftung 175 Auch wenn keine wirklich ausgeprägten Quelle: SODK/IVSE 2020 Trends erkennbar sind, wird eine private Rechtsform für Alters und Pflegeheime tendenziell immer öfter bevorzugt. Dies zu Lasten einer öffentlichen Rechtsform. Ende der 90erJahre attestierte ein Bericht des Nationalen Bei Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, für die Da Forschungsprogramms «Alter» (NFP 32, 1999), «dass sich viele ten von 2006 bis 2015 vorliegen, sind keine deutlichen Trends Alters und Pflegeheime in den letzten Jahren stark moderni siert und professionalisiert haben». Ob neue private oder alte öffentliche Trägerschaften: deren Gremien wurden und werden Anzeige im Verlauf des Wandels immer wieder hinterfragt. «Die Zusam mensetzung einer Trägerschaft hängt von den jeweiligen poli GROUPS.SWISS tischen und finanziellen Gegebenheiten ab: Ein spezifisches Anforderungsprofil gibt es nicht – so wenig wie gesetzliche www.groups.swiss Bestimmungen», kritisierte die Konsumentenzeitschrift «Der Beobachter» im Jahr 2000. Begründung «dringender Handlungsbedarf» Bis heute sorgen die Begründungen «grosse Notwendigkeit» oder «dringender Handlungsbedarf» bei einer Überführung von gemeindeeigenen Institutionen in gemeinnützige Aktien gesellschaften für Kritik. Die Frage, ob und warum Institutio nen nicht mehr als Eigenwirtschaftsbetrieb geführt werden sollen, lässt sich oft nicht leicht beantworten. Obwohl Gemein 800 Hotels und Ferienhäuser für Gruppen in der Schweiz und Europa; für Ihre Seminare, den anfangs meist 100 Prozent Aktienkapital halten, können Ferienwochen und Ausflüge mit oder ohne Rollstuhl Groups AG . Spitzackerstr. 19 . CH-4410 Liestal . +41 (0)61 926 60 00 diese später mit Zustimmung kleinerer Gremien (z. B. einem >> 13 CURAVIVA 3 | 21
Entwicklung Rechtsformen Pflegeheime 2006 – 2019 447 450 399 400 356 350 Anzahl Institutionen 300 259 250 216 200 186 150 162 164 100 116 123 113 50 102 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 Stiftung AG Verein Verwaltung Gemeinde Öffentlich-rechtliche Körperschaft Verwaltung Öffentliche Unternehmen der Gemeinde Quelle: BFS/SOMED, 2006–2019 erkennbar – nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass dieser innerhalb von 14 Jahren fast verdoppelt hat. Die Zahl der Teil der SOMEDErhebung seit 2016 nicht mehr verpflichtend Vereine dagegen ist rückläufig, ebenso wie die Zahl der drei ist und die Daten daher unvollständig sind. Dennoch ist die verbleibenden Rechtsformen, also jene des öffentlichen Sek Feststellung interessant, dass die privat subventionierte tors. Zudem folgen kommunale Verwaltungen und andere Kör Rechtsform gegenüber den beiden anderen Kategorien deutlich perschaften des öffentlichen Rechts mehr oder weniger dem überwiegt. selben Trend. Konzentrationen und/oder Internationalisierung der Institu Stiftungen, Aktiengesellschaften, Vereine tionen (grössere PflegeheimGruppen, die als Aktiengesell Im Jahr 2019 beherrschen drei Rechtsformen den Schweizer schaften geführt werden) gibt es in der Schweiz im Vergleich Alters und PflegeheimMarkt: Stiftungen, gefolgt von Aktien mit anderen Ländern nur sehr wenige. gesellschaften und Vereinen. Zusammengenommen machen Eine Studie der eidgenössischen Preisüberwachung aus dem diese drei Rechtsformen zwei Drittel der Alters und Pflegehei Jahr 2018 zeigt, dass der Aufenthalt in einem Alters und Pfle me aus und gehören zu den beiden Kategorien privat subventi geheim im Durchschnitt günstiger ist, wenn dieses von einer oniert und privat. Danach folgen drei weitere öffentlichen Verwaltung betrieben wird, als Rechtsformen: kommunale Verwaltungen, wenn der Betrieb durch eine private Organi sonstige Körperschaften des öffentlichen Welche Rechtsform sation mit gemeinnützigem Zweck oder durch Rechts sowie kommunale öffentliche Unter in welchem Landes- ein kommerzielles Privatunternehmen er nehmen. teil dominiert, ist folgt. Diese Differenz erklärt sich dadurch, Bei den Einrichtungen für Menschen mit Be Ausdruck kultureller dass zu den privaten Einrichtungen auch An hinderung dominieren 2015 mit mehr als vier Unterschiede. bieter von luxuriösen Altersresidenzen zäh Fünfteln der Institutionen zwei Rechtsformen len, während öffentliche Einrichtungen den Markt: Es sind dies Stiftungen und Vereine. hauptsächlich daran interessiert sind, allen Über die Rechtsform von Kinder und Jugendeinrichtungen Personen einen Platz zu einem erschwinglichen Preis anbieten liegen nur die aktuellen Daten für das Jahr 2020 vor. Daher kön zu können. Öffentliche Einrichtungen erhalten darüber hinaus nen keine Vergleiche oder Aussagen zu Entwicklungen gemacht oft zusätzliche Subventionen von den zuständigen Gemeinden werden. Aber auch hier kann wie bei den Einrichtungen für oder vom Kanton. Menschen mit Behinderung festgestellt werden: Stiftungen und Die Dominanz der Rechtsformen von Alters und Pflegeheimen Vereine dominieren den Markt. variiert in den verschiedenen Sprachregionen der Schweiz und zeigt kulturelle Unterschiede. Im Jahr 2019 ist in der Deutsch Grösste Zunahme bei den Aktiengesellschaften schweiz die private Rechtsform am weitesten verbreitet, in der Schauen wir die Entwicklung der Gesamtzahl der vorherr lateinischen Schweiz hingegen überwiegt die privat subventi schenden Rechtsformen von 2006 bis 2019 an, nimmt im Lauf onierte Form. In der Westschweiz ist der Anteil der privat sub der Jahre lediglich die Zahl der Stiftungen und Aktiengesell ventionierten Alters und Pflegeheime besonders hoch: Zwei schaften tendenziell zu. Die grösste Zunahme ist bei der Ge von drei Einrichtungen gehören zu dieser Kategorie. Die öffent samtzahl der Aktiengesellschaften zu verzeichnen, die sich liche Form dagegen ist in der Westschweiz nur wenig präsent; CURAVIVA 3 | 21 14
für Menschen mit Behinderung privat subven Rechtsformen Pflegeheime nach Sprachregionen (2019) tioniert. In der Deutschschweiz ist das Bild DE-CH Romandie Tessin CH etwas differenzierter, denn die private Form nimmt dort mehr Raum ein als in der lateini Trägerschaften privat schen Schweiz. 631 (54%) 58 (17%) 10 (15%) 699 (45%) öffentlich Vor- und Nachteile 320 (28%) 42 (12%) 23 (33%) 385 (24%) Fragen zu den Vor und Nachteilen bestimmter Rechtsformen beschäftigen heute viele öffent privat subventioniert liche und gemeinnützige Trägerschaften. Wel 204 (18%) 241 (71%) 36 (52%) 481 (31%) che die «richtige» ist, lässt sich nur bedingt mit Total der Art der Rechtsform erklären. Wie zahlrei che im Internet dokumentierte Auswahlpro 1155 (100%) 341 (100%) 69 (100%) 1565 (100%) zesse, Gemeindeprotokolle und Abstim mungsunterlagen zeigen, hängt die Wahl immer mit Personen und Interessengruppen, Rechtsformen Behinderteninstitutionen nach Sprachregionen (2015) historischen und politischen Traditionen, dem DE-CH Romandie Tessin CH Vertrauen in Institutionen sowie der finanzi ellen und rechtlichen Lage vor Ort zusammen. privat Es ist diese komplexe Gemengelage, in der oft 69 (17%) 1 (1%) 0 (0%) 70 (13%) jahrelang Diskussionen geführt, gute und we öffentlich niger gute Kompromisse oder mutige innova tive Lösungen gefunden werden. 29 (7%) 2 (3%) 1 (3%) 32 (6%) In den erwähnten OnlineDokumenten zeigt privat subventioniert sich oft klar und deutlich, dass Genossen schaften (ein Anteil, eine Stimme), öffentlich 316 (76%) 71 (96%) 38 (97%) 425 (81%) rechtliche Köperschaften (Politik sitzt weiter Total in den Kommissionen) oder Vereine und 414 (100%) 74 (100%) 39 (100%) 527 (100%) Zweckverbände (generell träge in Abläufen) von den Gremien vor Ort meist als untauglich eingestuft werden. im Tessin indes stärker, denn dort gehört jedes dritte Alters Auch aus Sicht privatwirtschaftlicher Geldgeber zeigt sich und Pflegeheim zu dieser Rechtsform. schnell, welches die Vor und Nachteile für eine Finanzierung Bei Einrichtungen für Menschen mit Behinderung sind auf von Investitionen und Einrichtungen sind. grund der letzten greifbaren Zahlen die kulturellen Unterschie Da sich viele Kantone aus der Finanzierung direkter Investitionen de weniger ausgeprägt als bei Alters und Pflegeheimen. Wie inzwischen zurückgezogen und die Verantwortung an die Insti erwähnt, dominiert dabei eindeutig die privat subventionierte tutionen delegiert haben, erhalten diese zwar mehr Freiheiten. Form – und zwar in allen drei grossen Schweizer Sprachregio Doch nicht jede Rechtsform scheint dafür gleich gut geeignet. In nen. In der lateinischen Schweiz sind fast alle Einrichtungen ihrem Bericht «Die Zukunft des Pflegeheimmarkts» (2015) hält die >> Anzeige VOM ALTERSZENTRUM ZUM INTEGRIERTEN VERSORGER «Das Konzept “Altersheim” allein greift nicht mehr, die Angebote in der Pflege und Betreuung der älteren Generation müssen neu definiert werden. Gerne berate ich Sie persönlich!» Controlling Ihre Spezialisten für Spital, Heim und Spitex Strategie Prozesse Projekte SILKE DÄPPEN www.keller-beratung.ch 056 483 05 10 5405 Baden-Dättwil 15 CURAVIVA 3 | 21
Stiftungsvermögens entscheidend. Bei privaten Rechtsformen und Trägerschaften Stiftungen kann zudem ein langfristig fixierter, kaum veränderbarer Stiftungszweck zum Prob Eigentums- lem werden. Trägerschaften Rechtsform verhältnisse Am Ende des Tages stellt sich – bei welcher Rechtsform auch immer – die Frage: Wem ge Teil der öffentlichen Non-profit Sektor Verwaltung hört eigentlich die Institution? Wer haftet bei öffentlich Verlusten, wer erhält die Gewinne? Bei Ge Selbstständige öffentlich- rechtliche Anstalt meinden natürlich die Steuerzahler. Bei ge meinnützigen Stiftungen, Aktiengesellschaft Genossenschaften oder Vereinen haften zuerst die Institutionen Vereine mit ihrem Vermögen, am Ende aber oft wieder Stiftungen die Steuerzahler (Defizitgarantie). Wohin wer For-profit Sektor privat Einzelfirmen u. ä. den die Liberalisierungs und Privatisierungs Rechtsgemeinschaften tendenzen führen? «Die Bedeutung privater Aktiengesellschaften und privatisierter Anbieter wird zunehmen, da diese eine äusserst positive Entwicklung GmbHs der Angebotsstruktur bewirken und eine im mer bessere Auswahl ermöglichen», schätzt Quelle: Crivelli et al., 2001, S. 11 Christian Streit, Geschäftsführer senesuisse, die künftige Entwicklung ein. Ob sich diese Trends fortsetzen, wird die Zukunft zeigen. Bank Credit Suisse fest, dass Aktiengesellschaften bei der Verga Am Ende aller Veränderungsprozesse sind die neuen Entschei be von Krediten und Hypotheken natürlich gut ankommen. Mit dungsträger nicht selten die alten – oder dann eben wirklich meist kleinen Verwaltungsräten und fundierten betriebswirt neue Mitglieder einer Kommission, eines Vorstands, eines Ver schaftlichen Kenntnissen führen sie Geschäfte mit grosser Selbst waltungs oder Stiftungsrats, die ihre Aufsichtspflicht wahr ständigkeit und Flexibilität. Deren Gewinnmaximierungsfokus nehmen und als strategisches Gremium Strategien und Ziel allerdings kann hinderlich für die öffentliche Akzeptanz sein. Im vorgaben formulieren, um mit der operativen Betriebsleitung Gegensatz dazu geniessen gemeinnützige Vereine oder Stiftun auf Augenhöhe zusammenzuarbeiten. Was sich bereits bei der gen bei der Bevölkerung oft grösseres Vertrauen. Vereine werden Vielfalt der Trägerschaften und Rechtsformen zeigt, scheint auf dem Kapitalmarkt jedoch weniger geschätzt, da es an Grund ebenso für die Zusammenarbeit auf menschlicher Ebene zu kapital fehlt oder dieses einzig aus dem Vereinsvermögen besteht. gelten: Es gibt auch hier fast keine Konstellation, die es nicht Auch bei Stiftungen ist für die Kreditwürdigkeit die Höhe des gibt. • Anzeige SPINAS CIVIL VOICES Kinder sind anders. Deshalb sind wir es auch. Danke, dass Sie mit Ihrer Spende eine bestmögliche Heilung von Kindern unterstützen. Spendenkonto 87-51900-2 CURAVIVA 3 | 21 16
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