BILDUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG ERARBEITUNG UND UMSETZUNG EINES INTERDISZIPLINÄREN KON-ZEPTS FÜR DIE FACHHOCHSCHULE KÖLN BERICHT ÜBER ...
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BILDUNG FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG ERARBEITUNG UND UMSETZUNG EINES INTERDISZIPLINÄREN KON- ZEPTS FÜR DIE FACHHOCHSCHULE KÖLN BERICHT ÜBER DIE ARBEITEN IN EINEM FORSCHUNGSSEMESTER SS06 M. Rückert Institut für Anlagen- und Verfahrenstechnik/ Rescue Engineering Fachhochschule Köln E-mail: michael.rueckert@fh-koeln.de ZUSAMMENFASSUNG Im Rahmen eines1 For- gipfels für nachhaltige Entwicklung in Johannesburg, schungssemesters im SS 2006 habe ich versucht, ein für die Jahre 2005 bis 2014 eine Weltdekade "Bildung interdisziplinäres Konzept für Lehre und Forschung an für nachhaltige Entwicklung" (Education for Sustai- der FHK zum Thema „Bildung für eine nachhaltige nable Development - ESD) auszurufen. Ihr Ziel ist es, Entwicklung“ (BfnE) zu erarbeiten und teilweise um- durch Bildungsmaßnahmen zur Umsetzung der in Rio zusetzen. Nach Gesprächen mit den Dekanen bzw. beschlossenen und in Johannesburg bekräftigten Agen- interessierten Personen der 10 Fakultäten wurde eine da 21, Kapitel 36, beizutragen und die Prinzipien nach- Übersicht über BfnE- relevante Aktivitäten zusammen- haltiger Entwicklung weltweit in den nationalen Bil- gestellt mit dem Ziel, ein „Vorlesungsverzeichnis dungssystemen zu verankern. /Dekade/ Nachhaltigkeit“ zu erstellen. Der Beitritt der FHK zum Mit der Koordination der Dekade wurde die UNESCO europäischen Hochschul- Netzwerk COPERNICUS beauftragt. Die Deutsche UNESCO-Kommission wurde vorbereitet. Die Arbeiten wurden in enger Ko- (DUK) hat im Juli 2003 mit der "Hamburger Erklä- operation mit dem AK Agenda21 2 und dem Umweltfo- rung" bereits weit reichende Empfehlungen für einen rum durchgeführt. Empfohlen wird eine Erweiterung nationalen Aktionsplan zur Weltdekade beschlossen. In des Angebots des ZAQ (Zentrum für Außerfachliche der Erklärung heißt es: "Die Deutsche UNESCO- Qualifikation) mit entsprechenden BfnE- relevanten Kommission fordert alle Verantwortlichen in Bund, Veranstaltungen, die die in den Studiengängen vorhan- Ländern und Gemeinden sowie interessierte Institutio- denen Lehrveranstaltungen ergänzen. Darüber hinaus nen der Wirtschaft, Einrichtungen von Forschung und muss jede/r einzelne Hochschullehrer/in in seine Ver- Lehre und der Zivilgesellschaft auf, sich zu einer 'Alli- anstaltungen den Geist von BfnE einbringen. Zu wün- anz Nachhaltigkeit lernen' zusammenzufinden, um schen wären Initiativen, die von den Studierenden einen gemeinsamen Aktionsplan für die Dekade zu (Fachschaften und ASTA) ausgehen. Insgesamt ist die entwickeln und Programme und Koordinationsmecha- FHK auf dem Themenfeld BfnE gut aufgestellt. Der nismen für dessen Umsetzung zu schaffen." Weg zu einer „nachhaltigen“ Hochschule ist weit und Zur konkreten Umsetzung der Ziele der Weltdekade hat seine Beschreitung ein kontinuierlicher Prozess, der die DUK im Mai 2004 ein deutsches Nationalkomitee durch eine geeignete Struktur sichergestellt werden einberufen. Dem Nationalkomitee gehören Experten muss . Die vorliegende Arbeit stellt deswegen lediglich aus Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur, einen Anfang dar. Der Bericht ist so abgefasst, dass er Vertreter des Deutschen Bundestages, der Bundesregie- auch für Externe verständlich ist und sich in Teilen für rung und der Kultusministerkonferenz an. Vorsitzender weitere Veröffentlichungen eignet. Im Anhang be- des Komitees ist der Erziehungswissenschaftler Prof. schreibe ich ausführlich meine persönliche Weltan- Dr. Gerhard de Haan, Freie Universität Berlin. schauung zum Thema Nachhaltigkeit. Mein Dank gilt Aufgabe des Nationalkomitees ist es, die in der "Ham- den Mitgliedern des Arbeitskreises Agenda21 an der burger Erklärung" der Deutschen UNESCO- FHK, insbesondere dem Kollegen Teuerle. Kommission genannten unterschiedlichen Ansprech- partner, Projekte und Initiativen zu einer Allianz Weltdekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ "Nachhaltigkeit Lernen" zusammenzuführen und einen (BfnE) nationalen Aktionsplan (NAP)3 für die Weltdekade zu entwickeln und fortzuschreiben. Am 20. Dezember 2002 beschloss die Vollversamm- Alljährlich lädt ein Bundesland zu einem „Runden lung der Vereinten Nationen auf Empfehlung des Welt- Tisch“ ein. Der letzte (zweite) fand im Nov. 2005 in Erfurt statt. Ende November 2006 richtet das Land NRW den dritten Runden Tisch in Bonn aus. Wegen 1 Wegen anderer Aufgaben „eingeschränkten“ (s. An- des Sitzes diverser UNO- Einrichtungen wird er beglei- hang) 2 Dessen Web- Seite ich auf Imperia- Standard ge- 3 bracht habe. Liegt seit Nov 2005 in der zweiten Auflage vor.
tet durch ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm. Nachhaltigkeit – Nur ein Modewort ? NRW hat sich im März 2005 engagiert durch eine „Auftaktveranstaltung“ mit 450 Teilnehmern noch Bis vor wenigen Jahren war die Agenda 21 (Man hielt unter der rot- grünen Koalition /auftakt/. Dort wurde die A21 für eine neue Autobahn) ziemlich unbekannt, eine „Düsseldorfer Erklärung“ abgegeben. Das Netz- und auch der Begriff Nachhaltigkeit wurde wenig werk AZUL (Aktionsnetzwerk Zukunft Lernen) gebraucht. Heute ist in Deutschland fast alles „nachhal- /AZUL/ wird von zwei NRW- Landesministerien tig“, insbesondere in der Politik. (Umwelt, Familie) unterstützt. Es ist ja auch alles, was wir Menschen tun, nachhaltig, in dem Sinn, dass alles im „Nach- hinein“ bzw. in der Geringe Resonanz in den Hochschulen ? Zukunft seine Auswirkung hat und die Gegenwart ein Produkt der Vergangenheit ist. Ein anderes Wort für Was die Hochschulen angeht, so sagt die Hamburger Nachhaltigkeit könnte „Zukunftsfähigkeit“ sein. Erklärung: „Die von der Bundesregierung in Auftrag Der Begriff „Ent- wicklung“ deutet darauf hin, dass wir gegebene 123 Seiten starke Studie UNI 21- Hoch- in etwas „ver- wickelt“ sind. schulbildung für eine nachhaltige Entwicklung“ sollte Die Gefahr besteht, dass „Nachhaltigkeit“ ein inflatio- genutzt werden, die deutschen Hochschulen zu einer närer Modebegriff wird, der den Begriff „Umwelt- Selbstverpflichtung auf das Leitbild der Agenda- 21 zu schutz“ bzw. „Umweltbewusstsein“ abgelöst hat. bewegen. Dazu gehört eine die die Nachhaltigkeitsdi- Trotzdem besteht die große Chance, dass Nachhaltig- mensionen integrierende Forschung und Lehre.“ keit zu einer globalen vernetzten Bewegung wird und In der Studie UNI 21 werden die vier wichtigen Funk- die Erde durch die per Internet vernetzten Menschen tionen von Hochschulen hervorgehoben: Wissenschaft- ein „global brain“ bekommt (s. Anhang). liche Forschung, Wissensvermittlung, Akteure in Wis- Nachhaltigkeitsaktivitäten sind eng verknüpft mit der senschaft und Gesellschaft, Vorbildfunktion. Es wird Entwicklung von Netzwerken. Diese bieten Chancen: beklagt, dass Hochschulen zu wenig kooperieren und Sie sind jedermann zugänglich, demokratisch, infor- eine „Einzelkämpfermentalität“ pflegen. Andererseits mieren schnell. Um am Leben zu bleiben und effektiv kann sich die Liste der Good Practice Beispiele aus zu arbeiten brauchen sie jedoch eine treibende Gruppe deutschen Hochschulen sehen lassen. bzw. einen Verantwortlichen – und einen Geldgeber. Alle A21- Akteure, insbesondere aber Bildungseinrich- Daran mangelt es oft und so manches „Netzwerk“ ist tungen können sich um „Dekade- Projekte“ bewerben. schon eingeschlafen. 4 Bisher wurden ca. 450 Projekte ausgezeichnet. Dazu Gerade in NRW hat der Regierungswechsel eine dra- gehören beispielsweise die Stadt Köln mit ihrem Pro- matische Wende in der Förderung des Agenda- Prozes- jekt „Finkes Garten“, das Wuppertalinstitut mit seinem ses genommen. War die rot- gründe Koalition noch „Kurs21“ für Schulen ausgezeichnet, und auch die sehr eifrig, so fährt die jetzige Regierung die Mittel „Hochschulplattform Uni21“ (Copernicus- Campus). mittelfristig auf Null zurück. Die Frage, wie viel Geld Konkrete Projekte in Hochschulen wurden bisher nicht eine „Bewusstseinsänderung“ benötigt, sei erlaubt. Es ausgezeichnet. hat in der Vergangenheit sicherlich eine Menge von „Aktionismus“ gegeben, es wurde eine Unmenge von Das Magische Dreieck der Nachhaltigkeit Papier gefüllt. Eine Beschneidung auf ein realistisches Maß könnte den Quotienten „Wirkung“/ Absichtserklä- rung unter Umständen verbessern. Strukturen für BfnE an Hochschulen Offizielle Strukturen für BfnE- Aktivitäten gibt es an Hochschulen offensichtlich nicht. Die Initiative geht meistens von engagierten Einzelpersonen aus, die dann ein Netzwerk bilden, das dann natürlich eine Unterstüt- Das Thema Nachhaltigkeit hat drei Dimensionen (ma- zung von der Hochschulleitung erfährt. Die meisten gisches Dreieck der Nachhaltigkeit): Ökonomie, Öko- Initiativen veranstalten Ringvorlesungen; viele gehen logie, Soziales. Ökologisches Gleichgewicht kann nur von Studierenden bzw. dem ASTA aus. Als Beispiel für erreicht werden, wenn parallel ökonomische Sicher- eine solche Hochschulinitiative sei die „Initiative heit und soziale Gerechtigkeit gleichrangig angestrebt Nachhaltigkeit der Universität Duisburg Essen“ werden. /learn-line.nrw/. Naturgemäß wird in erster /studbne/ angeführt. Hier ihre Ziele und Grundsätze: Linie die Ökologie bzw. der Umweltschutz gesehen, die anderen beiden Schwerpunkte sollten jedoch nicht vernachlässigt werden. Gerade die FHK bietet durch 4 Ein typisches Beispiel ist http://www.eco- ihre breit gefächerten Studiengänge einen hervorragen- campus.net/. Dieses Netzwerk wurde engagiert von den Ansatz zur interdisziplinären Zusammenarbeit und einer Einzelperson aufgebaut und ist jetzt durch den könnte alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit abde- Wechsel dieser Person von der Uni in die Industrie cken.. verwaist. 2
Die Initiative für Nachhaltigkeit hat sich im April 2005 Lernen geschieht überall und jederzeit im Leben und zusammengeschlossen, um Studierenden, DozentInnen nur zu 5-10% in formeller Umgebung, z.B. in Hoch- sowie der interessierten Öffentlichkeit in Essen das schulen. Als Bildung bezeichnet man institutionalisier- facettenreiche Leitbild der Nachhaltigkeit näher zu tes Lernen in bestimmten Gruppen. bringen. Wie an anderen Universitäten (z.B. Berlin, Nachhaltiges Lernen bzw. nachhaltige Bildung bedeu- Köln, Passau) soll das Netzwerk der Nachhaltigkeit ten, nicht nur kurzfristig Wissen „anzuklatschen“, son- unter Studierenden und DozentInnen auch in Duisburg- dern vom Grund auf ein Verständnis entwickeln (in Essen wachsen. Fleisch und Blut übergehen; „Learning by heart6“). An der FHK ging die Initiative von der Hochschullei- Gerade was Schlüsselqualifikationen angeht, so genügt tung aus, die den Arbeitskreis Agenda 21 anregte. es nicht „Crash- Kurse zu absolvieren, sondern das Diese Netzwerkstruktur mit Unterstützung durch die Gelernte zu leben. Hochschulleitung reicht aus. Einen „Nachhaltigkeits- Pisa PISA hat ja eine gewaltige Diskussion entfacht beauftragten“ zu bestellen ist m.E. nicht sinnvoll. Für über die Effektivität unseres Bildungssystems und der konkretere Aufgaben macht dies schon Sinn. Beispiele gängigen Lehr- und Lernmethoden. Und auch dann an sind der Umweltschutzbeauftragte oder der Evaluati- den Hochschulen ist die Diskussion um effektive Me- onsbeauftragte.5 thoden aber auch insbesondere die Bedeutung der Erwähnt werden sollte auch das Referat für Technik- Grundlagen noch lange nicht ausgestanden. und Wissenschaftsethik an den Fachhochschulen des Im Anhang werden zwei Wege für ein nachhaltiges Landes Baden Württemberg mit ihrem Leiter Prof. Dr. Lernen beschrieben: „Treibhäuser der Zukunft“ und Wörz. Diese Landeseinrichtung hat verschiedene Ar- „Kumon“. Diese Wege zielen zwar vorrangig auf Schu- beitskreise, von denen im Rahmen von BfnE zwei len, doch kann man hier sicher auch einiges für die aufgeführt werden sollen: Hochschulen lernen. Der Arbeitskreise „Hochschulen für Nachhaltige Ent- Bildung für nachhaltige Entwicklung zielt im Unter- wicklung“ und der AK „Nachhaltige Energiewirt- schied zu „nachhaltige Bildung“ auf ein Verhalten, das schaft“ Diese AKe veranstalten regelmäßig interdiszi- immer auch die langfristigen Folgen des eigenen Han- plinäre Workshops für Lehrende, z.B. einen Workshop delns bedenkt. Im Folgenden und im Anhang wird noch „Bildung für Nachhaltige Entwicklung Beiträge der näher auf diesbezügliche Qualifikationen eingegangen. Hochschulen 22. bis 24. Februar 2006 in Lenzkirch- Nachhaltige Bildung und BfnE sind verschiedene Din- Saig. ge, berühren und überlappen sich aber in vielen Punk- Das rtwe ist im April 2006 als leitendes Institut des ten. Ethikförderprogramms an den Fachhochschulen Ba- den-Württembergs und des „Netzwerks Hochschulen Das breite Spektrum der Fakultäten und Studien- für nachhaltige Entwicklung“ mit seinem Gesamtpro- gängen der FHK und ihr Bezug zu BfnE jekt „Ethik und nachhaltige Entwicklung an den Fach- hochschulen des Landes Baden-Württemberg“ von der Das Studienangebot an der FHK ist breit gefächert: Es UNESCO als offizielles Projekt der UN-Dekade „Bil- reicht von Angewandten Sozial-, Kultur-, Informations- dung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet wor- , Kommunikations-, Medien-, Wirtschaftswissenschaf- den. ten über Architektur hin zu verschiedenen Ingenieur- Im Juni 2001 wurde das Ethikförderprogramm an den wissenschaften. Fachhochschulen des Landes Baden-Württemberg durch die Bund-Länder-Kommission als eines von 66 Die durchgeführten Recherchen und Gespräche in den Beispielen guter Praxis ausgezeichnet. Die Auszeich- einzelnen Fakultäten der FHK haben folgende Bezüge nung erfolgte auf dem BLK-Kongress 2001 „Zukunft zu BfnE ergeben: (Die prägnanten Kurzcharakterisie- lernen und gestalten. Bildung für eine nachhaltige rungen unter den Fakultätsbezeichnungen bei ihren Entwicklung“ Web- Auftritten sind kursiv aufgeführt) Es wäre zu wünschen, dass in NRW eine ähnliche Ein- richtung geschaffen wird. Allerdings stehen die Chan- 01 Angewandte Sozialwissenschaften cen dafür schlecht. Die „Nachhaltigkeitsreferentin“ des Sozialer Ausgrenzung und Desintegration mit innovati- NRW- Wissenschaftsministeriums teilte anlässlich der ven Konzepten begegnen Auftaktveranstaltung /auftakt/ mit, dass sie keine För- dermittel zu vergeben hätte. Folgende BfnE- relevante Aktivitäten wurden identifi- ziert: „Nachhaltige Bildung“ –„ Bildung für nachhaltige • Forschungsschwerpunkt Sozialraummanage- Entwicklung“. ment. Es wäre zu wünschen, dass dieser Schwerpunkt stärker Probleme der Sozialräu- me in und um die FHK aufgreift, z.B. am 5 Standort Deutz. Einer der Bewerber um den „Umweltmanagementsys- • Lehrveranstaltungen „Sozialethik“ mit neuen temcoach“ an der FHK bemerkte ironisch, dass man auf die Idee kommen könnten, einen „Herbstlaubbeauf- 6 tragten“ zu bestellen. Bedeutet auch „auswendig lernen 3
Überlegungen zum Thema „Arbeit und Geld“ Thema gibt es gibt einen Lehrstuhl an der Uni Lüne- und „soziale Gerechtigkeit“ burg; Prof. Michelsen) und Informationsethik bzgl. der • Projekt „Straßensozialarbeit“: Betreuung „ent- Umweltinformationen. Die Informationsethik unter- gleister“ Jugendlicher an sozialen Brennpunk- sucht die Seriosität und Relevanz von Umweltinforma- ten von Köln (z.B. Hauptbahnhof) tionen und die mögliche – hysterischen – psychischen • Gründung eines Instituts für Geschlechterstu- Auswirkungen. dien (IFG). Die Berücksichtigung des „weibli- chen Pols“ in der Gesellschaft ist eine ganz 04 Wirtschaftswissenschaften wesentliche Voraussetzung für eine nachhalti- Wirtschaft, Banken und Versicherungen; Startplätze für ge Entwicklung. Karriere • Die Fakultät strebt an wieder „politischer“ zu werden. Diese Fakultät beherbergt zwei BfnE- relevante Ar- beitsgebiete: Als Hobbymusiker sei mir folgende Empfehlung er- • Lehrstuhl Umweltökonomie laubt: An der Fakultät 01 gibt es keinerlei Lehrveran- • Umweltmanagement (Weiterbildungsstudium) staltungen und Aktivitäten zum Thema Musikpädago- Leider läuft letztgenannte Aktivität aus. Es wäre zu gik bzw. -therapie. Der FH- Chor wird zwar auch von wünschen, wenn sich die Fakultät im AK Umweltöko- Studierenden dieser Fakultät besucht, aber über die nomie des Umweltforums engagieren würde und über- wirklich heilende und Gemeinschaft fördernde – und haupt generell nachhaltigkeitsrelevanten Themen offe- somit nachhaltige - Wirkung von Musik erfahren Stu- ner agegenüberstände. dierende praktisch nichts. Die Idee, Musik über „mo- derne“ (Computer)- Methoden zu vermitteln wäre zwar 05 Architektur ein möglicher Ansatz, aber hier sitzen die Menschen ja Zukunftsentwürfe planen und realisieren - Architekten auch wieder nur einzeln vor der Maschine. Ein „Con- für die Welt von Morgen – certare“, also ein Gemeinschaftserlebnis findet nicht statt. Diese Fakultät beherbergt folgende BfnE- relevante Die Etablierung von Musikfächern – ähnlich wie an der Institute bzw. Arbeitsgebiete: FH Düsseldorf – ist in Köln längst überfällig !! • Technik und Ökologie • ökologisches Konstruieren 02 Kulturwissenschaften • Solarbau Monitor (Monitoring eines solar- ausgerüsteten Bürogebäudes in Aachen) Diese Fakultät bietet zwei Studiengänge an: Ressourcenschonendes Bauen / Tageslicht- Diplomstudiengang Design an der Köln International technik School of Design (KISD) und Restaurierungs- und • Entwerfen, Ökologische Planungs- und Ent- Konservierungswissenschaft. wurfkonzepte Design ist nicht eingeengt zu verstehen als Gestaltung Ein bedeutendes und forschungsstarkes Institut der von Gegenständen. Vielmehr sind alle gesellschaftli- Fakultät ist das „Institut für Technologie in den Tro- chen Prozesse mit einbezogen. Derzeit laufen z.B. pen“ (ITT). Alle seine Master- Studiengänge und Pro- Projekte über das Design von Protest und Provokation, jekte sind nachhaltigkeits- relevant. Hier sei daran oder Service und Design. Nachhaltigkeit ist ein inhä- erinnert, dass der Begriff der Nachhaltigkeit aus dem rent überall vorhandenes Thema aller Projekte. Agrarsektor bzw. der Waldwirtschaft stammt. In der Zwei Dozenten bearbeiten besonders BfnE- relevante Bodenbewirtschaftung kann man die Nachhaltigkeit Themen: sogar direkt messen, z.B. als Mineraliengehalt der • Ökologie und Design Böden. • Bionik und Design Das Institut bietet in seinem Masterstudiengang "Tech- Restaurierung bedeutet die Erhaltung von Kulturgütern nologie und Ressourcenmanagement in den Tropen und für die Nachkommen. Dies ist eine an sich schon nach- Subtropen" zwei Schwerpunkte an: Einsatz erneuerba- haltige Aufgabe. rer Energien und Wassermanagement. 03 Informations- und Kommunikationswissenschaf- 06 Bauingenieurwesen und Umwelttechnik ten Entwickeln, planen und bauen im Einklang mit der Umwelt Die Studiengänge dieser Fakultät beziehen sich auf: Bibliothekswesen, Informationswirtschaft, Online- Die Fakultät betreibt drei umweltrelevante Labore: Redakteur, und Übersetzertätigkeiten. Die Ausbildung • Labor für Wasser und Umwelt ist sehr stark technisch ausgerichtet. • Labor für Umwelttechnik und Abfall (im Auf- Es wäre zu wünschen, wenn man sich in den Projekten bau) der Fakultät auch mit der Verbesserung der Kommuni- • Labor für Wasserchemie kationsgewohnheiten in der FHK beschäftigte. Weitere Die Fakultät bietet folgenden Lehrveranstaltungen an: Themen wären „Umweltkommunikation“ (zu diesem Grundlagen. der Wasserwirtschaft: Wasservorkommen 4
und Wasserkreislauf, naturnahe Gestaltung von Fließ- • Wasser-, Boden-, Luftreinhaltung gewässern • Immissionsschutz, Schallschutz Hydrologie und Wasserbau: Wasserkraftanlagen (als • Abwassertechnik eine der regenerativen Energieformen). • Abfallwirtschaft • Umwelt und Entwicklung (bis 2005) 07 Fakultät für Informations-, Medien- und Elekt- rotechnik 10 Informatik und Ingenieurwissenschaften (Cam- - Forschung und Lehre mit Signalwirkung – pus Gummersbach) Im integrierten Verbund zu neuen Technologien - Me- In dieser Fakultät gibt es das Projekt „Elektrotechni- chanik, Elektronik und Informatik sches Energiemanagement und –Optimierung“, das u.a. auf das Ingenieurwissenschaftliche Zentrum der FHK In dieser Fakultät sind an Arbeitsschwerpunk- angewandt wurde. Außerdem läuft die umweltrelevante ten/Lehrveranstaltungen zu erwähnen: Ringvorlesung „Elektromagnetische Strahlung“ . • Ingenieurethik • "Steuern und Regeln in der Umwelttechnik" 08 Fahrzeugsysteme und Produktion • Die Installation einer Holzhackschnitzelanlage - Neue Impulse für Branchen, die die Welt bewegen - für die Energieversorgung des im Bau befind- lichen neuen Campus Hier gibt es die BfnE- relevanten Lehrveranstaltungen: • Mitarbeit im Zentrum für biogene Ener- „Betrieblicher Umweltschutz“ und „ökologische Mate- gie Oberberg (ZebiO) rialien“ • Regelungstechnische Optimierung von Klär- 09 Anlagen, Energie- und Maschinensysteme anlagen - Natur und technischer Fortschritt; eine Herausforde- rung für Ingenieure von morgen Fakultätsübergreifende Einrichtungen und Aktivi- täten: Hier gibt es eine Vielzahl von BfnE- relevanten Aktivi- täten. Erwähnt seien: • AG Solare Anlagen- und Bautechnik • Agenda 21-AK • Der UMS- Beauftragter des Rektorats kommt • AK Brennstoffzellen aus dieser Fakultät, außerdem die Leiterin des AK A21. Z-A-Q Zentrum für außerfachliche Qualifikation: Dieses Zentrum /zaq/ ist ein Projekt des SPI Sozialpä- Im Institut für Anlagen- und Verfahrenstechnik gibt es dagogisches Institut NRW und eine zentrale wissen- folgene Veranstaltungen: schaftliche Einrichtung der Fachhochschule Köln. Es • Recyclingtechnik und nachhaltige Entwick- bietet außerfachliche Veranstaltungen zu Ausbildung lung von Schlüsselqualifikationen an. BfnE relevant ist • Umwelt und Gesundheit derzeit ein Block- Seminar „National and International • „Green Chemistry“ Developing Policy“ Das ZAQ will verstärkt BfnE- relevante Veranstaltun- • Nutzung von Solar- und Windenergie gen in sein Programm aufnehmen und will die Ring- • Nutzung von Bioenergie vorlesung „Elemente der Nachhaltigkeit“ (s. Anhang) • Umweltbiotechnologie im SS07 organisieren. • Anlagensicherheit • Umweltrecht Noch zu tun/ Ideen • Instrumentelle Analytik • Betriebliches Umweltmanagement Mehr oder weniger mittelfristig empfehle ich folgende • Biologischer Abbau von Textil-Farbstoffen Aktionen 7: • Technische Mikrobiologie • Umweltbiotechnologie • Die FHK sollte Mitglied in der Organisation • Umweltmanagement Abwassertechnik http://www.copernicus-campus.org/ werden. Damit sollte aber noch gewartet werden, weil Im Institut für Maschinentechnik in natürlichen Kreis- sich dieses Netzwerk momentan offenbar in laufen folgende Lehrveranstaltungen: einer instabilen Situation befindet. Ihr Sekre- • Regenerative Energie- und Stofftechnik (thermi- tariat ist von Uni Dortmund an die Uni Olden- sche und fotovoltaische Solarenergienutzung, Bio- burg umgezogen und seitdem verwaist. Der energie) • Regenerative Boden- und Landschaftstechnik 7 Wohl wissend, dass ein Vor“schlag“ schnell gemacht Im Institut für Technische Gebäudeausrüstung: ist und die Umsetzung viel Durchsetzungsvermögen, Engagement und (Team) Arbeit voraussetzt. 5
bisherige Sekretär Dr. Winkelmann hat neue trieblichen „Verbesserungswesens“ entstehen. Aufgabe in Brüssel übernommen. Einige • Bewusstseinsbildung und Stärkung der inter- NRW- Hochschulen sind Mitglieder, so die disziplinären Zusammenarbeit sollten ein kon- FH Aachen. Um Mitglied zu werden, muss tinuierlicher Prozess werden. man ein „Questionnaire“ ausfüllen, in dem • ASTA und Fachschaften müssen verstärkt in Projekte und Verdienste der Hochschule bzgl. den BfnE- Prozess integriert werden. Nachhaltiger Entwicklung aufgeführt werden. Es wird empfohlen, mit einer Anmeldung zu Indikatoren11 für BfnE an Hochschulen warten, bis sich die Situation von Copernikus- Campus geklärt hat. Bis dahin kann die FHK Für Schulen sind Indikatoren für BfnE erarbeitet und dann auch die Umsetzung des UMS und ein auf diversen Modellschulen angewendet worden. Sie Konzept für BfnE vorweisen. können praktisch 1 zu 1 für Hochschulen übernommen • Die Verpflichtung zu BfnE wird in das Leit- werden. Folgende Stichworte seien genannt: bild der FHK explizit 8 aufgenommen. Nach- Ressourcenverbrauch, Müll- und Schadstoffausstoß zu haltigkeit kann ein Standortvorteil darstellen reduzieren, das Schulgebäude und -gelände ökologisch im Wettbewerb der Hochschulen. /BauHS/9 zu gestalten, dabei agenda- gemäße Verhaltensweisen • Erstellen eines „Grünen Vorlesungsverzeich- einzuüben und all dies systematisch und auf Dauer nisses“. 10Vorerst sollte das ab SS07 nur in angelegt in Schulen zu verankern, ist Ziel eines der Form geschehen, dass im normalen Vorle- Umweltmanagement-Systems- das in ein „Nachhaltig- sungsverzeichnis die BfnE- relevanten Veran- keits- Management System“ übergehen könnte. Ähn- staltungen gekennzeichnet werden. Dazu soll- lich dem Öko-Audit in der Industrie, kann ein sich te Frau Schmitt- Bentum als Editorin des Vor- ständig wiederholender spiralförmig aufsteigender lesungsverzeichnisses die Fakultäten um diese Prozess aus Festlegung selbst gesteckter Ziele, Mitteln Kennzeichnung bitten. und Wegen ihrer Umsetzung und (nach Möglichkeit • Ausloben eines Umweltschutzpreises im Rah- externen) Kontrollen ihrer Realisierung eingeleitet men der VDI- Preisverleihung (die ab 2006 im werden. Rahmen des „Balls der Technik“ erfolgen soll. Umfasst dieser kontinuierliche Innovations- und Kom- Dieser Preis soll von der FHK gestiftet wer- munikationsprozess auch die Unterrichtsinhalte und den und an Abschlussarbeiten gehen, die sich Verhaltensweisen aller an der Schule Beteiligten und besonders um den Umweltschutz hier im Haus verknüpft er sich mit lokalen, regionalen und überregi- verdient gemacht haben.. Die Kosten belaufen onalen Netzwerken, könnte (in einem ersten Ansatz) sich auf ca. 1000€ für den Preis und die Gut- von einer "Agenda 21 Schule" gesprochen werden. achter. Die Gutachter sollten aber nicht über den VDI laufen. Der Vorlauf für die Preisver- leihung liegt bei 6 Monaten, so dass die Ent- scheidung für einen solchen Preis im Frühjahr 07 getroffen werden sollte. • Der AK Agenda 21 plant eine Neuauflage sei- ner Vorlesungsreihe „Elemente der Nachhal- tigkeit“ für das SS07 (s. Anhang). • Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts der FHK. Diese Idee könnte jedoch erst nach Ab- schluss unserer EMAS- Zertifizierung umge- setzt werden. • Ein prämierter Sauberkeits- und Ordnungs- Wettbewerb sollte im Rahmen eines „innerbe- 8 Bisheriger BfnE- relevanter Passus in den Leitlinien: „…..Bildung vermitteln. Hierzu gehören ein kritisches Wertebewusstsein, der Respekt im Umgang mit ande- 11 ren Kulturen, Geisteshaltungen, sozialen Verhaltens- Indikator: Umstand oder Merkmal, das als weisen und den natürlichen Ressourcen sowie die offe- (beweiskräftiges) Anzeichen oder als Hinweis auf ne Bereitschaft zu kulturellem Lernen.“ etwas anderes dient. Indikatoren werden vor allem 9 Leider kommen in dieser Veröffentlichung nur Uni- dann eingesetzt, wenn die eigentlich interessieren- versitäten zu Wort. Auf die besonderen Bedingungen de Größe messtechnisch schwer direkt zu erfassen an Fachhochschulen wird überhaupt nicht eingegangen. ist. So gibt das Vorhandensein bestimmter an 10 Ein solches Verzeichnis gibt es an der Uni Bremen. Bäumen wachsender Flechten Hinweise darauf, Der ASTA der RWTH Aachen hat im SS01 einen kom- dass an diesem Ort die Luftbelastung über einen mentiertes Vorlesungsverzeichnis „Studienführer für längeren Zeitraum hinweg gering war. nachhaltige Entwicklung“ herausgegeben. 6
Visionen: Die früher übliche „End of Pipe“ – Technik im Anla- genbau ist durch den Produktionsintegrierten Umwelt- Langfristig denke ich an folgende Wünsche: schutz (PIUS) abgelöst worden. Bei ihm werden Pro- zesse so geführt, dass Abfälle erst gar nicht entstehen • Auch in den Hochschulen denkt man wieder bzw. direkt wieder zurückgeführt werden. Völlig neue „über den Sinn des Lebens“ nach. Verfahren sind weniger energieintensiv und Ressourcen • Die Ausbildung wird „Werteorientierter“ schonend (Green Chemistry). PIUS ist übrigens ein • Die Studierenden werden auch mit „Außensei- Studienschwerpunkt im Studium der Anlagen- und termeinungen“ (s. Anhang) bekannt gemacht. Verfahrenstechnik. • Seminare über politische, philosophische und Die interdisziplinäre Struktur der FH Köln bietet große weltanschauliche Fragen werden verstärkt Chancen. Leider stehen die „Nicht Ingenieurfakultäten“ vom ZAQ angeboten und finden das Interesse bezüglich BfnE im „Abseits“. Es ist unbedingt nötig, der Studierenden dass sich die „linke Rheinseite“ in den BfnE- relevan- • Die Studierendengemeinden bekommen einen ten Gremien der FHK mehr engagiert. größeren Stellenwert. • Studierende fühlen sich wohl in der FHK; Ab- Die FHK hat schon einige wesentliche BfnE- Aktivi- solventen fühlen sich mit der Hochschule ver- täten vorzuweisen: bunden (Alumni Netzwerke) Die Absolventen erinnern sich gern an die FHK, bilden eine • Mehrere Jahre lang hat die Senatskommission Netzwerk und empfehlen die FHK weiter. Umweltschutz gearbeitet und Impulse gegeben – • Es wird ein „bewertetes Tutorium“ als Pflicht- gerade auch bei der Umweltsanierung von IWZ fach im Hauptstudium angeboten. Studierende und Campus Gummersbach. Diese Kommission im Hauptstudium betreuen „Frischlingen“. ist nun in den anderen Gremien aufgegangen. • Es wird ein „verpflichtendes (!!)“ Mentoren- • Seit 6 Jahren arbeitet der Arbeitskreis Agenda 21 system eingeführt, bei dem jeder Studierende • Das Rektorat hat Ende 2003 beschlossen, die mindesten einmal pro Semester ein Statusge- FHK nach EMAS II zu zertifizieren und im spräch mit seinem Mentor führen muss. Das Hochschulentwicklungsplan 2003-2007 einige E- soll den überaus schlechten und – in meinen lemente der Nachhaltigkeit als Ziele angegeben. Augen - unmenschlichen Wirkungsgrad der • Das Umweltforum hat die EMAS Zertifizierung Studiengänge verbessern. auf den Weg gebracht. Die Zertifizierung ist für • Studierende brechen, wenn sie sehen, dass sie Ende 2007 geplant. Dann werden auch die Um- es nicht schaffen, ihr Studium frühzeitig ab. weltleitlinien der FHK veröffentlicht werden. Ihr Übergang von der FHK weg ist „sozialver- • Die FHK ist im Juli 2006 Mitglied im RCE- träglich“ Rhein- Maas geworden. Dieses Netzwerk ist eines • Die „Welten“ der FHK (linkes/rechtes Rhein- von mehreren, die auf die Initiative der UNO- U- ufer = Geistes- Ingenieurwissenschaften) ar- niversität in Tokio zurück geht. beiten interdisziplinär zusammen. • Die FHK ist eine Gesundheitsfördernde Hoch- • Insgesamt bekommen wissenschaftliche Er- schule gebnisse aus den Hochschulen ein größeres Gewicht in der Gesellschaft. Als Vorbilduniversitäten bzgl. BfnE können die Uni- versitäten Bremen und Lüneburg (Vormals FH) gelten. Wir Ingenieure haben unsere Hausaufgaben ge- macht:12 Der Arbeitskreis Agenda 21 an der FH Köln Unsere Umwelttechnik und unsere Umwelt- Gesetz- gebung sind vorbildlich. Die Emissionen pro Pro- Im Jahre 2001 wurde auf Anregung des Rektorats der duktionseinheit sind in einem früher nie für möglich AK Agenda 21 an der FH Köln gegründet /A21/. In gehaltenen Maß zurückgegangen13. An diesem Fort- ihm arbeiten Professoren, Wissenschaftliche Mitarbei- schritt haben Ingenieure einen erheblichen Anteil. Ne- ter und Verwaltungs- Mitarbeiter mit. Das Engagement ben hoher fachlicher Kompetenz haben sie eine ausge- der Studierenden lässt leider sehr zu wünschen übrig. prägt ethische Grundhaltung.14 Die Mitglieder dieses Arbeitskreises haben sich zum Ziel gesetzt, das Prinzip einer nachhaltigen Entwick- lung im Sinne einer „lokalen“ Agenda 21 im Leben der 12 FH und in Lehre und Forschung umzusetzen. Der AK Das heißt aber nicht, dass wir uns auf unseren Lor- trifft sich einmal im Monat. beeren ausruhen sollen. 13 Folgende Präambel bildet das Leitmotiv des AK: „Der Und dennoch noch immer unverträglich, bei uns oft Agenda 21-Arbeitskreis an der Fachhochschule Köln um den Faktor 10, zu hoch 14 folgt dem Bildungsauftrag des 21. Jahrhunderts, wie er Wenn sie nicht gerade Atombomben bauen und in der Agenda 21 formuliert ist: Lehre, Forschung und Stadtbewohnern wüstentaugliche Spritsäufer-Jeeps Organisation der Hochschule sollen durch gleichrangi- aufdrängen 7
ge Behandlung der Ökologie, Ökonomie und sozialen Hochschullandschaft im Umbruch Verantwortung in interdisziplinärer Kooperation bei Beteiligung aller Mitglieder und Angehörigen der Die Umstellung auf Bachelor Studiengänge ist in vol- Hochschule auf lokale und globale Nachhaltigkeit lem Gang und soll in spätestens zwei Jahren mit den ausgerichtet werden“ jeweiligen Akkreditierungen abgeschlossen sein. Mit dieser Einführung ist eine starke Fokussierung auf die Berufsfähigkeit („employability“) und letztendlich eine Chancen an der FHK zur interdisziplinären Zu- Verkürzung des Studiums verbunden. Dadurch könnten sammenarbeit werden nicht ausreichend genutzt die Möglichkeiten für ein BfnE- orientiertes Studium stark eingeschränkt werden. Andererseits werden die Erklärtes Ziel des Rektorats ist die Einführung von Forderungen der Abnehmer unserer „Produkte (= Ab- EMAS (Eco Management and Audit Scheme) an der solventen)“ nach mehr außerfachlichen bzw. Schlüssel- FHK. EMAS ist ein Managementsystem, das Unter- Qualifikationen immer lauter. Die Vermittlung all nehmen dabei hilft, ihren betrieblichen Umweltschutz dieses umfangreichen Wissens und die notwendigen eigenverantwortlich und kontinuierlich zu verbessern. Fähigkeiten sollen in 6 bzw. 7 Semestern erfolgen. Dies Der AK Agenda 21 unterstützt dieses Ziel durch Rat steht – zumindest in den Ingenieurwissenschaften im und Tat. Folgender Nutzen wird für die FHK davon Widerspruch zu der Tatsache, dass das Kenntnis- Ni- erwartet: veau in den Grundlagen bei den Studienanfängerinnen • Kontinuierliche Verbesserung der Umweltsi- und –Anfängern seit Jahren kontinuierlich sinkt. /hlb/ tuation und der Lehr/ Lernatmosphäre, Die gesamte Gesellschaft befindet sich im Umbruch. • Kostenreduktion bei Entsorgung und Energie- Er ist gekennzeichnet durch fast schon an Autismus verbrauch, Marketing- Vorteile, grenzende Individualisierung bzw. Egoismus. Die Fol- • Verbesserung des Umfeldes für Studierende gen sind Kinderlosigkeit, ein „Aussterben“ der Familie und MitarbeiterInnen. und das Aufgehen der Schere zwischen Arm und Reich, • Die Chance für Lehre und Forschung, praxis- einhergehend mit Rücksichtslosigkeit und steigender nah in der FHK an EMAS- Themen mitzuar- Kriminalität. Frank Schirrmacher, der Verfasser des beiten. Buches „Minimum“ /Mini/ hat diese Entwicklung formuliert mit den Worten: „Eine Gesellschaft ohne Die Einführung von EMAS an der FHK beginnt im Familie verlernt die Liebe“. Diese allgemein- gesell- WS0607. Dabei ist ein Element von EMAS, nämlich schaftlichen Phänomene haben selbstverständlich vor die Reduzierung von Ressourcen- Verbräuchen, insbe- den Hochschulen nicht Halt gemacht. sondere der Energie- verbräuche überfällig. Dort einge- In den Hochschulen wie auch in unserer Gesellschaft sparte Kosten könnten dem Lehr- und Forschungsbe- werden „Win- Win“ Versprechungen gemacht, die sich trieb zu Gute kommen. Als ein großer Hemmschuh bei oft genug als „Loose- Loose“ Ergebnisse entpuppen. der Umsetzung eines modernen Gebäudemanagements Manche Dinge können einfach nicht funktionieren: könnte sich erweisen – muss es aber nicht - , dass alle Z.B. dass Studierende neben einem vollen Erwerbsle- öffentlichen Gebäude in NRW durch eine zentrale ben – oft genug studienfachfremd – ein Studium erfolg- Liegenschaftsverwaltung (BLB) verwaltet werden. Die reich absolvieren. „Durchwursteln“ geht ja einige Zeit, FHK ist quasi nur Mieter mit eingeschränkten Hand- aber ein tragfähiges und nachhaltiges Konzept für das lungsmöglichkeiten. Kapazität und Kompetenz des Studium ist es überhaupt nicht. BLB sind m.E. beschränkt. Die Kommunikation lässt Hier an der FH besteht die Tendenz zur Aufgabe des zu wünschen übrig. Außerdem wurde das Potential von seminaristischen Unterrichtsstils ( einem Markenzei- sachkundigen ProfessorInnen bisher zu wenig genutzt; chen der FHen) und zur Einführung des universitären Diplomarbeiten über Ressourcen- sparthemen wurde Stils mit seiner strikten Trennung V/Ü/P und der damit könnten häufiger vergeben werden. verbundenen Einführung von „kostengünstigen“ Groß- Das Management der Hochschulen steht vor großen veranstaltungen; die individuelle Förderung bleibt auf Herausforderungen. Der Staat zieht sich immer mehr der Strecke – die in einem „Studienverband“ von ca. 30 aus der Verantwortung. Eigenverantwortliches Arbeiten Studierenden durchaus gegeben wäre. Die Gefahr be- muss von den Hochschulen aber erst gelernt werden. steht, dass das Spezialwissen auf noch weniger Grund- Management- Handwerkszeug, die in Wirtschaft Stand lagen aufbaut als das bisher schon der Fall war. Fach- der Technik sind, werden noch nicht ausreichend pro- gespräche über Grundlagen des Ingenieurstudiums mit fessionell genutzt. Als Beispiel sei hier /UNIVIS/ er- Studienanfängern als auch mit fortgeschrittenen Studie- wähnt. Diese Online- Datenbank für Ressourcenmana- renden sind oft erschreckend. gement an Hochschulen und zur Erstellung von Vorle- Um diese Defizite auszugleichen, sollen mit Studien- sungsverzeichnissen findet in den Fakultäten kaum gebühren finanzierte Tutorien angeboten werden. Diese Akzeptanz; der dafür zuständigen zentralen Einrich- werden – wie die Vergangenheit zeigt – wegen der tung fehlen Kapazität und Professionalität. Das Ergeb- zeitlichen Überlastung der Studierenden kaum ange- nis sind mangelhafte Kommunikation, Doppelarbeit nommen. und mangelhafte Ausnutzung der Ressourcen. Die begonnene „Rationalisierung“ des Studiums ist vergleichbar mit der der Lebensmittelindustrie: Durch 8
maschinelle Anbau- und Verarbeitungsschritte enthält Hochschulen produzieren keine Materialien oder unsere Nahrung immer weniger Mineralstoffe und Stückgüter. Ihre „Produkte“ sind die Absolventinnen Enzyme15. Das soll dann ausgeglichen werden durch und Absolventen. Deswegen ist das “Sustainable Va- Nahrungsergänzungsmittel. Was vorher für teures Geld lue-concept” nicht direkt auf sie einwendbar; den Wert herausgenommen wird, wird dann – wieder für teures einer Ausbildung kann man nur bedingt in Geldwerten Geld – getrennt produziert. Das Ergebnis ist auf jeden ausdrücken. Aber gerade im Zuge der Globalisierung Fall schlechter als die Natur belassenen Lebensmittel. und der Kommerzialisierung von Bildung (/GATS/ (General Agreement on Trade in Services)) wird in Was bedeutet „Bildung für eine Nachhaltige Ent- Zukunft eine Bewertung von Bildung gefunden werden wicklung (BfnE)“? müssen, die nicht nur die ökonomischen Aspekte son- dern auch Nachhaltigkeitsaspekte berücksichtigt. Es gibt eine Fülle von Definitionen des Begriffs der Nachhaltigkeit (Sustainability). Hier einige weitere interessanten Aspekte. Nachhaltigkeit bedeutet: • Ein Grundwert gleichrangig mit Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit (Enquete Kom- mission) • Kinder haben • Spuren hinterlassen • Die Zukunft berücksichtigen • Die Gesetze des Lebens beachten: Nihil sine causa • „Den Punkt/das Ziel treffen“ (nicht sündigen) Laut /Dekade/ sind Komponenten einer Bildung für nachhaltige Entwicklung, die gestaltungskompetentes Entscheiden und Handeln ausmachen, folgende Fähig- keiten: ¾ vorausschauend denken können ¾ weltoffen und neuen Perspektiven zugänglich sein ¾ interdisziplinär denken und agieren können partizipieren können ¾ an der Nachhaltigkeit orientiert planen und a- gieren können ¾ Empathie, Engagement, Solidarität zeigen können ¾ sich und andere motivieren können ¾ individuelle wie kulturelle Leitbilder reflektie- ren können Die „Produkte“ der Hochschulen sind die Absolven- tinnen und Absolventen Industrieunternehmen werden mittlerweile bzgl. ihrer nachhaltigen Wirkung bewertet. /ADVANCE/ (Appli- cation and Dissemination of Value-Based Eco-Ratings in Financial Markets). Dieses Projekt bewertet Unter- nehmen nach dem “Sustainable Value-concept”. Dieses Konzept erlaubt die Nachhaltigkeits- Wirkung ähnlich zu bewerten und zu “managen” wie die ökonomische Wertstellung. Das geschieht mit denselben Werkzeugen wie die der Finanzmärkte und der “Nachhaltigkeits- Wert” wird auch in € ausgedrückt. 15 So entfernen wir aus dem Korn den lebendigen Keimling, verfüttern ihn an Tiere und backen aus dem „leeren“ raffinierten Mehl unser Brot. 9
ANHANG Zielvorgaben umsetzen lässt, sondern als regulative Idee im Sinne des Philosophen Immanuel Kant, das Zur Geschichte der „Nachhaltigkeit“ heißt zunächst als erkenntnistheoretisches Konstrukt (wie Wahrheit, Freiheit oder Gerechtigkeit), das dem Der Begriff Nachhaltigkeit (Sustainability) geht histo- menschlichen Verstand bei Such- und Lernprozessen risch auf den sächsischen Edelmann Carlowitz aus der eine Richtung weist. Silberstadt Freiberg zurück. Er war im 17. Jahrhundert Die Agenda 21 ist ein Globales Aktionsprogramm für in Sachsen verantwortlich für den Bergbau, der sehr eine nachhaltige Entwicklung mit dem Ziel, gleiche viel Holz verbrauchte. Carlowitz sah zu, dass dem Lebenschancen für gegenwärtige und künftige Genera- Wald nur so viel Holz entnommen wurde, wie nach- tionen zu ermöglichen. Agenda 21 bedeutet: Was zu tun wuchs. ist; "21" steht für das 21. Jahrhundert. Wichtig sind Als Meilensteine für das heutige Umweltbewusstsein die Umsetzungen auf lokaler Ebene (in Gebietskörper- können folgend Stationen gelten: schaften, Bildungseinrichtungen etc.) Im realen Leben wird die Nachhaltigkeit oft „mit • 1962: Buch „The silent spring“ von Rachel Füßen getreten“ Carlson • 70/80er Jahre: Eine Kette von großen Che- Nachhaltigkeit wird in unserer Gesellschaft oft „mit mie/Energieunfällen (Bophal, Seveso, Tscher- Füßen getreten“ - Obwohl wir es alle besser wissen – nobyl...) Hier einige Beispiele: • 70er Jahre: Club of Rome • 1982: Auftrag der UNO zum Brundtlandt- Be- ¾ Wir - in den Industrieländern - bekommen zu richt wenig Kinder– „Kinder kriegen die Leute so- • 1992: Konferenz von Rio wieso“ (Adenauer) ¾ Der Oil Peak ist wahrscheinlich bereits über- Was ist „nachhaltige Entwicklung“ ? schritten ¾ Eine vom Menschen gemachte Klimawende Der Begriff "Nachhaltige Entwicklung" umfasst eine ist absehbar technische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung, ¾ Das Ergebnis des jüngsten Energiegipfels in die den Bedürfnissen der Gegenwart gerecht wird, Berlin ist: Die Importabhängigkeit bei Energie ohne die Möglichkeiten zukünftiger Generationen zu bleibt auch in 2020 bei 60 % beeinträchtigen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedi- ¾ Unsere öffentlichen Haushalte sind seit Jahren gen. Zwei Bereiche sind grundlegend für den nachhal- verfassungswidrig tigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen der ¾ Die Pensionsfonds für Beamte wurden „ver- Erde. Erstens gehört dazu die Befriedigung der frühstückt“ menschlichen Grundbedürfnisse nach Essen, Kleidung, ¾ Diverse Urteile des Bundesverfassungsge- Wohnung und Arbeit. Dies bedeutet auch, sich um die richts zum Thema „Gerechtigkeit/ Familie“ unbefriedigten Bedürfnisse der Armen zu kümmern, sind immer noch nicht umgesetzt worden. denn eine Welt, in der fortwährend Armut herrscht, ¾ Kriminalität und Frustration steigen in wach- wird immer für ökologische und andere Katastrophen sender Bevölkerungsteilen anfällig sein. Zweitens sind die Grenzen der Entwick- lung nicht absolut, sondern sie richten sich nach dem Beispiel Familienfreundlichkeit gegenwärtigen Stand der Technik und gesellschaftli- chen Organisation, nach ihrer Wirkung auf die Umwelt Prof. Dr. Herwig Birg, Uni Bielefeld sagte in einem und auf die Fähigkeit der Biosphäre, die Folgen des Vortrag in der Teleakademie des SWR vom 5. März 06 menschlichen Handelns aufnehmen zu können. Sowohl über das Thema „Die demographische Zeitenwende“: Technologie als auch gesellschaftliche Organisation Bezüglich der Dramatik der demoskopischen Entwick- können verbessert werden, um eine neue Ära ökolo- lung hätten die Medien die Bevölkerung in einem Aus- gisch rücksichtsvollen Wirtschaftswachstums in die maß belogen, wie man es nur von kommunistischen Wege zu leiten. Diktaturen gewohnt war. Die Broschüre des VCI /vci/ (Verband der Deutschen Wir brauchen eigentlich zwei Verfassungen: Eine für Chemie) „Was ist Nachhaltig; Vorgeschichte, Verlauf Kinderlose und eine für Bürger, die Kinder in die Welt und Ergebnisse der Bundestags Enquete Schutz des gesetzt haben. Menschen und der Umwelt„ gibt einen hervorragenden Abriss der Geschichte des Nachhaltigkeits- Gedankens Die Zeche zahlt der Nachwuchs und hebt das Umweltbewusstsein in der Chemischen Industrie hervor. „Nachhaltigkeit gilt nicht länger als Die Schere zwischen Arm und Reich geht weltweit Formel für die heile Welt beziehungsweise als ein der aber auch in Deutschland immer weiter auseinander. Natur abgeschautes technokratisches Konzept zur Ret- Das System dieser wachsenden Ungleichverteilung ist tung der Menschheit, das sich mit Hilfe strikter Stoff- aufgrund von Zinseszins und Wirtschaftswachstum strom Managementregeln und detaillierter qualitativer 10
mathematisch „exponentiell“. Exponentielle Kurven 2004 überspitzt dazu: „Auch ich gewinne den Ein- beginnen immer horizontal und harmlos. In Spätzeiten druck, dass die EU Kommission gewillt ist, das Furzen aber schießen sie vertikal ins Nichts und sterben ir- des Hundes in Nachbars Garten dem Bundesimmissi- gendwann den Sternentod. In Deutschland ist dieses onsschutzgesetz zu unterwerfen.“ Exponentielle sinnigerweise in einem so genannten In diesem Sinne sind auch die aufwändigen Asbest- „Stabilitätsgesetz“ festgeschrieben. Vor der Supernova und PBCB- Sanierungen der Gebäude der FHK in aber kommt die „Plutokratie“, die ungeschminkte Herr- Frage zu stellen. schaft der Milliardäre. In den USA ist sie bereits er- reicht. Außenseitermeinungen sind nicht 18 unwissenschaft- 49 Bundestagsabgeordnete haben eine Initiative "Nach- lich haltigkeitslücke" gegründet. 49 Jungparlamentarier fordern die Aufnahme folgenden Artikels (20b) in das „Wissenschaftlichkeit“ ist – und muss es auch sein - an Grundgesetz: den Hochschulen der Arbeitsgrundsatz schlechthin. Er „Der Staat hat in seinem Handeln das Prinzip der darf jedoch nicht zur Scholastik und Dogmatik ver- Nachhaltigkeit zu beachten und die Interessen der zu- kommen und den wissenschaftlichen Fortschritt hem- künftigen Generationen zu schützen„ men und so zur „heilige Kuh“ entarten. Vielmehr ist es Die offen ausgewiesenen Schulden des deutschen Staa- notwendig, die Studierenden auch mit – momentanen - tes steigen um 1714 Euro pro Sekunde. Die Summe „Außenseiter- Meinungen“ bekannt zu machen. beträgt derzeit 1,4 Billionen (1012 ) Euro. Dazu kom- men versteckte, implizite Schulden in Form der An- Vier Beispiele will ich aufführen: sprüche von zukünftigen Rentnern, Pflegebedürftigen, Pensionisten etc. Schreibt man die heute gesetzlich • H. Creutz: „Das Geldsyndrom“, Möwes: verbrieften Leistungen fort, so beträgt das wahre Aus- „Geld oder Leben – Umdenken und unsere maß der Staatsverschuldung sieben Billionen Euro. Das Zukunft nachhaltig sichern“ sind das dreifache des heutigen Brottoinlandproduktes. • Alice Miller: Am Anfang war Erziehung Experten nennen das die „Nachhaltigkeitslücke“16 • Rüdiger Dahlke: „Woran krankt die Welt“, „Krankheit als Symbol“ Unser täglicher Ökoterror • James Lovelock: Gaia – Die Erde ist ein Le- bewesen Im Kampf um ein gesünderes Leben und um eine bes- sere Umwelt ist m.E. oft auf „das falsche Pferd gesetzt Helmut Creutz, Günther Möwes /Creutz, Moewes/ worden.“ Schon Lovelock /Lov/ warnt davor, dass die Forschungsergebnisse von „big science“ die falschen Beide Autoren sind keine „klassischen“ Wirtschafts- Ursachen z.B. eines Klimawandels identifiziert. Es wissenschaftler. Beide sind Architekten und Städtepla- wird zu stark auf CO2 als Leitgas für den Treibhausef- ner, Herr Moewes war Professor an der FH Dortmund. fekt gesetzt. Möglicherweise liegen die Ursachen ganz Die Inhalte ihrer Aussagen sind ähnlich und seien hier wo anders. Auch die Klimamodelle sind noch so unge- kurz zusammengefasst: nau und berücksichtigen entscheidende Faktoren wie Zehn Prozent der Bevölkerung haben 1,3 Billionen die Aerosole, z.B. die Verbrennungsgase aus Flugzeug- Euro an leistungslosen Kapitaleinnahmen angesam- turbinen in großer Höhe, zu wenig. melt. Verleitet durch den enormen Fortschritt der Analytik Das System dieser wachsenden Ungleichverteilung ist sind Grenzwerte unrealistisch niedrig. Die Medien tun aufgrund von Zinseszins und Wirtschaftswachstum ihr übriges und halten die Menschen durch immer neue mathematisch „exponentiell“. Exponentielle Kurven vermeintliche „Umweltskandale“ in Atem /Hug/ Da- beginnen immer horizontal und harmlos. In Spätzeiten durch wird abgelenkt von wirklich großen Risiken, aber schießen sie vertikal ins Nichts und sterben ir- und, was das entscheidende ist: Die Umweltauflagen gendwann den Sternentod. In Deutschland ist dieses sind mittlerweile nicht mehr bezahlbar. Es ist kein Geld Exponentielle sinnigerweise in einem so genannten mehr da für wirklich effektive Maßnahmen, z.B. für „Stabilitätsgesetz“ festgeschrieben. Vor der Supernova eine Umwelt- und Gesundheitserziehung in den Schu- aber kommt die „Plutokratie“, die ungeschminkte Herr- len und Hochschulen17. Nicht nur auf Bundes- und schaft der Milliardäre. In den USA ist sie bereits er- Länderebene, sondern erst recht auf EG- Ebene werden reicht. nicht mehr umsetzbare Verordnungen erlassen. Peer Bei dem herrschenden Zinssystem gehe die Schere Steinbrück, NRW- Ministerpräsident sagte im Mai zwischen Arm und Reich in Deutschland und weltweit immer weiter auseinander. In Niedrig- Zins- Zeiten suche sich das Kapital ertragsreichere Anlagen, z.B. in 16 Es wird jedoch bei Vererbung auch ein gigantisches der Rüstungsindustrie. Auf Niedrigzinszeiten folgten Vermögen hinterlassen, darunter sehr nützliche und automatisch Kriege, nach denen dann wieder ein „Wirt- produktive Investitionen. Diese sind abzuziehen schaftswunder“ gesehen könne. Ein Lösungsvorschlag 17 Aber genug für Autos der Oberstklasse, extreme Steigerung der Flugreisen, Unmengen an Kosmetik, 18 Mode-/Konsumterror, (nicht immer, aber leider auch oft genug) 11
aus diesem Dilemma wäre es, auf Geld(besitz) den • Krankheit ist Störung des inneren Gleichge- gleichen Angebotsdruck auszuüben, unter dem Waren wichts (der Polaritäten) und Arbeitskraft stehen. • Aus den Symptomen von Krankheiten lassen Noch zukunftsweisender wäre es, die natürlichen Res- sich wertvolle Schlüsse für die Behandlung sourcen Luft und Wasser ebenfalls einem Angebots- ableiten druck zu unterwerfen. Hier ist insbesondere unsere Fakultät für Wirtschafts- In einem seiner letzten Bücher „Schlaf - Die bessere wissenschaften angesprochen, sich anderen Wirt- Hälfte des Tages„ geht Dahlke auf die Bedeutung des schaftstheorien zu öffnen. Statt immer nur auf die gän- Schlafs19 für die nachhaltige Regeneration ein. Wir gige Theorie von Angebot und Nachfrage zu setzen. schlafen weniger als unsere Vorfahren, insbesondere außerhalb des Biorhythmus. Der kleinere Bruder des Alice Miller: Am Anfang war Erziehung /miller/ Schlafes, der Beischlaf – kommt in seiner positiven Wirkung in unserem Leben zu kurz. Der große Bruder Die Schweizer Psychotherapeutin Alice Miller weist des Schlafes, der Tod, wird in unserer Gesellschaft auf die fundamentale Bedeutung der ersten Kindheits- weitgehend verdrängt. Dabei ist der Tod das nachhal- monate- und Jahre hin. In ihnen wird der Grundstein tigste Ereignis, das es überhaupt gibt. für die Entwicklung des einzelnen aber auch für die kollektive Entwicklung von Gesellschaften gelegt. James Lovelock: Gaia Hypothese /Lov/ Nach Miller heißen die einzelnen Stationen im Leben der meisten Menschen: Der englische Physiker und Chemiker Lovelock hatte • als kleines Kind Verletzungen zu empfangen, in den siebziger Jahren für die Nasa die untersucht, ob die niemand als Verletzungen ansieht; andere Planeten des Sonnensystems Leben tragen kön- • auf den Schmerz nicht mit Zorn zu reagieren; nen. Er entwickelte richtungweisenden Messsysteme • Dankbarkeit für die so genannten Wohltaten für Spurengase in der Erdatmosphäre und kam bei zeigen; alles vergessen; seinen Untersuchungen zum Schluss, dass die Erde • im Erwachsenenalter den gespeicherten Zorn selbst ein Lebewesen ist. Er benannte sie nach der auf andere Menschen abladen oder ihn gegen griechischen Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin Gaia 20 sich selber richten. Die beiden Komponenten des Gaia- Systems, das Le- Fast als einzige Autorin ist sie ausführlich auf die bendige und das Nichtlebendige, sind zwei eng gekop- furchtbare Kindheiten der Monster Hitler und Stalin pelte und Wechsel wirkende Kräfte, die einander for- eingegangen. Weil deren Völker im Geiste der men und beeinflussen. Die physikalische und chemi- „Schwarzen Pädagogik“ erzogen waren konnten sie mit sche Umwelt wird durch die Lebewesen auf der Erde diesen „Führern“ in Resonanz treten. Diese Schwarze selber auf einem das Leben begünstigenden Niveau Pädagogik wird gekennzeichnet durch folgendes Be- stabilisiert. kenntnis des Auschwitzkommandanten Rudolf Höss: „Ganz besonders wurde ich immer darauf hingewiesen, Nach Lovelock sind die schlimmsten Feinde der Erde daß ich Wünsche oder Anordnungen der Eltern, der • Autos Lehrer, Pfarrer usw., ja aller Erwachsenen bis zum • Rinder Dienstpersonal unverzüglich durchzuführen bzw. zu • Motorsägen befolgen hätte und mich durch nichts davon abhalten Denn : lassen dürfe. Was diese sagten, sei immer richtig. Diese • Sie produzieren Treibhausgase Erziehungsgrundsätze sind mir in Fleisch und Blut • Sie vernichten Naturland, insbesondere Wald, übergegangen“ den die Erde zum Schwitzen braucht Heute stehen sicherlich andere Probleme bei der Erzie- hung im Vordergrund. Aber auch heute gilt, dass die ersten Kindheitszeiten das Leben prägen und sich Ver- säumnisse und Kürzungen in der Erziehung in dieser Phase doppelt und dreifach rächen. Rüdiger Dahlke /dahlke/ Der Mediziner Dahlke verfolgt einen ganzheitlichen Denkansatz des Themenkreises Gesundheit/Krankheit und bezieht seelische und geistige gleichberechtigt zu 19 den körperlichen Aspekten ein. Seine Aussagen kann Griechisch: Morpheus – Gestaltbildner. Im Schlaf man folgendermaßen zusammenfassen: werden durch die Träume Vergangenes verarbeitet und • Alle Krankheiten sind Ausdruck der Seele es werden neue Ideen geboren. 20 (sind psychosomatisch). „Umweltgifte“ sind Daher kommen auch Namen wie Geographik, Geo- lediglich „Auslöser“, nicht die eigentlichen logie etc. Zu der Namensgebung wurde Lovelock ange- Ursachen regt durch seinen Nachbarn Golding, Autor des Buches „Herr der Fliegen“ 12
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