BILDUNG THURGAU Zeitschrift der Berufsorganisation der Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Thurgau 4-2019
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Zeitschrift der Berufsorganisation der 4–2019 Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Thurgau BILDUNG THURGAU ■ Wählt unsere Mitglieder! Mitglieder von Bildung Thurgau kandidieren für die Kantonsratswahlen ■ Klimaschutz Streiks rütteln Klimapolitik wach
2WERBUNG Ins-Bildung TG_60.5x185_September 2019 Bis 8. März 2020 Kunstmuseum Thurgau Kartause Ittingen L’univers de Germaine – CH 8532 Warth Telefon +41 58 345 10 60 sekretariat.kunstmuseum@tg.ch www.kunstmuseum.ch Muda Mathis, Sus Zwick, Hipp Mathis 1. Mai bis 30. September täglich 11– 18 Uhr 1. Oktober bis 30. April Montag bis Freitag 14 –17 Uhr Samstag, Sonntag und allgemeine Feiertage 11–17 Uhr Kunstmuseum Thurgau Kartause Ittingen Perfektionieren Sie Ihr Wohnambiente Günstige Preise, hervorragende & längere Vergleichen lohnt sich! Garantieleistungen Wir bieten Ihnen perfekten Service, angefangen bei der Eigene Parkplätze Innenarchitektur, bis hin zur Montage sowie Preis- und direkt vor Garantievorteile bei der Ihr Einrichtungshaus mit allen namhaften Marken, direkt an der Schweizer Grenze. unserem Haus. Lieferung in die Schweiz Öffnungszeiten: Mo bis Fr 9.30 – 18.00, Do bis 19.00, Sa 9.30 – 17.00 | D-78467 Konstanz-Wollmatingen · Fürstenbergstr. 38 – 40 / 41 · Tel. +49 (0)7531 92409-0 · www.fretz.de Jetzt weiterbilden. CAS Schulsozialarbeit Start: 24. April 2020 Ostsch weiz chhoc hschule FHO Fa www.fhsg.ch/schulsozialarbeit Marion Erlenhardt Absolventin CAS Schulsozialarbeit
EDITORIAL3 Wir machen mit! Der Klimawandel betrifft uns alle (leg) Im September 2019 sind rund 50 Aktivisten aller Altersgruppen durch die des Lebenszyklus eines Smartphones auf- Frauenfelder Strassen gezogen. Sie haben lautstark auf die Folgen der Klimaver- zugreifen. Als die Lehrpersonen die Her- änderung aufmerksam gemacht und ihre Forderungen ausgerufen. In der aktu- stellung thematisierten, waren die Schüler ellen Ausgabe von BILDUNG THURGAU äussern junge Menschen ihre Ansichten geschockt. Der 12-jährige Sven Hug sagt zum Thema Klimaschutz und erzählen, wie sie sich engagieren. Auch die Thur- auf Seite 29 tief betroffen: «Es ist schlimm, gauer Schulen gehen das Thema Klimaschutz auf unterschiedlichste Weise an. dass die Menschen für die Herstellung der Smartphones in gefährlichen Minen arbei- Parolen können sich bereits die Kleinsten was die Sparmassnahmen beim Klima- ten müssen und dabei fast gar nichts ver- merken. Wobei sie nicht unbedingt origi- schutz betrifft. Die eidgenössischen Wah- dienen. Ich werde mein Handy auf jeden nell sein müssen. Meist reicht ein Reim len in diesem Jahr haben gezeigt, dass die Fall so lange behalten, bis es kaputt ist.» oder ein Spruch, der sitzt – ein «Wurm», Klimapolitik in der Schweiz wachgerüttelt der im Ohr bleibt. Mein sechsjähriger wurde. «Und dies auch dank der Klima- Wir machen mit! Sohn brachte kürzlich aus der Schule eine streiks», sagt Robin Stacher, Geschäftsfüh- Kinder und Jugendliche machen sich viele Parole mit. Er übte sie auf dem Nachhause- rer WWF Thurgau, auf Seite 26. Der Um- Gedanken und oft spriessen die Ideen. Vier weg. Anfangs hörte sich die Schülerparole weltverband hat verschiedene Angebote junge Menschen, die sich für den Klima- so an: «Wir produzieren auf allen vieren, und stellt Unterrichtsmaterialien zum The- schutz einsetzen, äussern auf den Seiten 22 denn wir wissen, die Schule ist besch...» ma Klimaschutz zur Verfügung. Bei Erleb- und 23 ihre Gedanken. «Ich bin der An- Ich habe ihn dann korrigiert und gesagt, nisbesuchen lernen die Kinder mit viel An- sicht, dass man viele Menschen inspirieren es müsste statt «produzieren» sicherlich schauungsmaterial – wie beispielsweise kann, wenn man selber nachhaltig lebt», «protestieren» heissen. Ausserdem än- einem künstlichen Eisbärschädel. Die Kli- sagt der 19-jährige Jan Rolfsmeyer. Kli- derte ich den Schluss seiner Parole in «Wir maschutzorganisation myblueplanet hat maaktivistin Noëlle Ruoss ist bei fast jeder sind Coole, wir gehen in die Schule». Das für Schulen ein vierjähriges Nachhaltig- Klimademo dabei. Im September 2019 zo- gefiel ihm gar nicht. Er kam dann bereits keitsprogramm entwickelt. Zwei Thurgau- gen 50 Menschen fürs Klima durch Frauen- mit der nächsten Parole an, diese hatte er er Schulen nehmen teil (Seiten 24 und 25). feld. Sie riefen Parolen und hatten origi- aus einem Buch: «Wenn man uns die Bil- nelle Plakate gestaltet – oder absichtlich dung klaut», rief er, wobei er eigentlich Herstellung schockiert nicht. Auf einem stand: «Dieses Plakat ist so nicht genau wusste, was Bildung über- Beim Schreiben der aktuellen Ausgabe erbärmlich wie unsere Klimapolitik.» Auf haupt ist. Und nach einer Erklärung stellte habe ich mir viele Gedanken zu meinem einem anderen stand: «Oma, was ist ein er fest, dass man Piratenschätze klauen Lebensstil gemacht und vor allem dazu, Schneemann?». Dass Klimaschutz ohne In- könne, aber doch keine Bildung. Nach- wie ich nachhaltiger und klimaneutraler dividualismus nicht funktioniert, sollte allen dem ich ihm erklärt hatte, dass wir alle leben kann. Nach dem Besuch der BNE- klar sein. Jeder Einzelne muss etwas dafür Steuern bezahlen und wir das Geld für un- Woche (Bildung für Nachhaltige Entwick- tun – sei es «nur» weniger Fleisch zu konsu- terschiedliche Bereiche verwenden, ver- lung) in der Sekundarschule Neukirch- mieren. Also wir machen mit! BILDUNG stand er nicht, weshalb wir bei den Schu- Egnach stand für mich fest, dass ich nur THURGAU wird künftig auf klimaneutralem len und beim Umweltschutz am meisten noch fair (zumindest halbwegs fair) pro- Recyclingpapier gedruckt und der Versand Geld einsparen wollen: «Das brauchen wir duzierte Smartphones kaufen möchte. erfolgt ökologischer. In dem Sinne: «Die doch.» Dies soll sich ändern, zumindest Ziel der BNE-Woche war es, die Aspekte heutige Tugend ist unsere Klimajugend.» INHALT EDITORIAL Muss ich mit 64 Jahren Gemeinsam gegen die Klimakrise 22 Wir machen mit! 3 in Pension gehen? 16 So geht Klimaschutz: Solarmodule auf dem Turnhallendach montiert 24 VERBAND BILDUNG WWF-Erlebnisbesuche mit Aktuelles aus der Geschäftsleitung 5 Umfangreiche Bildung im Eisbärschädel zum Anfassen 26 Mitglieder von Bildung Thurgau bei kreativen Gestalten 17 Wie denken Sie über Klimastreiks den Kantonsratswahlen unterstützen 6 Mentoring für begabte Kinder 17 von Schülerinnen und Schülern? 27 Entwicklung der Volksschule 10 Portal zur Schweizer Sportgeschichte 19 Wie trägst du zum Klimaschutz bei? 28 Der Lehrplan Volksschule Multitalent Wald 19 Dimensionen nachhaltiger Entwicklung Thurgau ist zu umfangreich 12 anhand von Smartphones verstehen 29 Blick hinter die Kulissen 13 THEMA 125 Jahre Verbandstätigkeit 14 Sie setzen sich in PUNKT Ein Lehrer mit vielen Facetten 15 Frauenfeld fürs Klima ein 21 13 Fragen an Benny Götsch 30 BILDUNG THURGAU • 4 –2019
MITGLIEDER GESCHÄFTSLEITUNG REDAKTION / GESCHÄFTSSTELLE Präsidentin und Pressestelle Redaktionsleiterin, Gestalterin Anne Varenne (av) Leandra Gerster (leg) Zürcherstrasse 183 Gaishäusern 8 8510 Frauenfeld 9315 Neukirch anne.varenne@bildungthurgau.ch leandra.gerster@bildungthurgau.ch Telefon 079 545 85 11 Telefon 071 536 49 06 TKK-Präsidentin Mitarbeiterin Redaktion Tanja Kroha Altenburger Claudia Koch (ck) Schlossgasse 15 Telefon 079 655 06 39 8570 Weinfelden tanja.kroha@bildungthurgau.ch Telefon 071 622 33 14 TUK-Co-Präsidentin Sachbearbeiterin Nora Schüepp Franzisca Rupp Haldenweg 8a Zürcherstrasse 183 8360 Eschlikon 8510 Frauenfeld nora.schueepp@bildungthurgau.ch franzisca.rupp@bildungthurgau.ch Telefon 078 915 30 04 Telefon 052 720 16 19 TMK-Präsidentin Sachbearbeiterin Sabina Stöckli-Helg Carina Bregenzer Grabenhaldenstrasse 78A Zürcherstrasse 183 8583 Sulgen 8510 Frauenfeld sabina.stoeckli@bildungthurgau.ch carina.bregenzer@bildungthurgau.ch Telefon 071 642 39 56 Telefon 052 720 16 19 Sek-I-TG-Präsident Lukas Dischler Lohacker 12 8362 Balterswil lukas.dischler@bildungthurgau.ch Telefon 078 677 69 58 TBK-Präsident IMPRESSUM Christoph Bichsel 45. Jahrgang, Ausgabe 4–2019, Dezember 2019 Flawilerstrasse 48 9242 Oberuzwil BILDUNG THURGAU – die Abonnemente /Adressänderungen christoph.bichsel@bildungthurgau.ch Zeitschrift der Berufsorganisation Abonnement 40 Franken / Jahr Telefon 079 291 82 52 der Lehrerinnen und Lehrer des Bestellung bei: Kantons Thurgau – erscheint info@bildungthurgau.ch TKMS-Präsident vierteljährlich im März, Juni, oder mit Formular unter Andreas Schreier September und Dezember. www.bildungthurgau.ch Reutgasse 15 Redaktionsschluss Inserate 8406 Winterthur Mitte des Vormonats vor Hans-Ulrich Wartenweiler andreas.schreier@bildungthurgau.ch Erscheinen Rainweg 8 Telefon 052 202 50 19 8570 Weinfelden Internet / E-Mail Telefon 078 664 93 21 www.bildungthurgau.ch hu.wartenweiler@gmx.ch TKHL-Präsidentin redaktion@bildungthurgau.ch Fotos: FOTO PRISMA Irene Baur Druck Leimackerstrasse 4 Herausgeber Fairdruck AG Bildung Thurgau – Kettstrasse 40, Postfach 129 8355 Aadorf Berufsorganisation der 8370 Sirnach irene.baur@bildungthurgau.ch Lehrerinnen und Lehrer Telefon 071 969 55 22 Telefon 052 722 19 86 des Kantons Thurgau info@fairdruck.ch TITELSEITE In Frauenfeld sind rund 50 Klimaaktivisten lautstark durch die Strassen gezogen. Foto: Anne Varenne BILDUNG THURGAU • 4 –2019
VERBAND5 Aktuelles aus der Geschäftsleitung Vorstösse im Grossen Rat Ein halbes Jahr vor den Regierungs- und Grossratswahlen am 15. März 2020 ha- Noch deutlicher sind die Zahlen im Son- ben verschiedene Kantonsrätinnen und Kantonsräte drei Interpellationen und derschulbereich gemäss Geschäftsbe- eine Leistungsmotion zu Bildungsfragen eingereicht. Bildung Thurgau unter- richt 2017. Der Knabenanteil der im Thur- stützt alle kandidierenden Mitglieder und bittet diese, sich zu melden. gau separativ beschulten Sonderschüler beträgt 72 Prozent. Die Interpellanten Grossratswahlen 15. März 2020 Den Bericht zur Delegiertenversamm- fragen sich auch, ob die neuen Lern- und Wie vor vier Jahren unterstützt Bildung lung finden Sie auf der Seite 12. Beurteilungsformen nicht noch zu einer Thurgau alle Mitglieder, welche für den Verschärfung des Missverhältnisses bei- Grossen Rat Thurgau kandidieren. Auf Beitragsverordnung tragen. 56 weitere Mitglieder des Gros- den Aufruf in den digitalen Informatio- Im November 2019 gab die Geschäftslei- sen Rates haben die Interpellation unter- nen vom 7. November 2019 haben sich tung eine Stellungnahme zu den ge- zeichnet. bisher 27 Mitglieder gemeldet. Bis am 6. planten Änderungen in der Beitragsver- Andrea Vonlanthen, Aline Indergand und Januar 2020 haben die Parteien noch ordnung ab. Gemäss dem Beitragsgesetz Hermann Lei, alle SVP, haben am selben Zeit, ihre Wahllisten einzureichen. ist die Besoldungspauschale jährlich der Tag eine Interpellation zur Feminisierung Aufgrund dieser terminlichen Über- Lohnentwicklung, der Entwicklung der der Pädagogischen Hochschule und der schneidung mit dem Redaktionsschluss Besoldungsnebenkosten und allfälligen Volksschule eingereicht. Sie ersuchen da- von BILDUNG THURGAU sind vermutlich Änderungen von Stundentafeln und An- bei den Regierungsrat, sieben spannende nicht alle kandidierenden Mitglieder auf stellungsbedingungen der Lehrpersonen Fragen zum Thema zu beantworten. 38 den Seiten 6 bis 10 aufgeführt. anzupassen. Die übrigen Berechnungs- Mitglieder des Grossen Rates haben diese Weitere kandidierende Mitglieder sind elemente der Pauschalen sind alle drei Interpellation mitunterzeichnet. gebeten, sich bis spätestens 10. Januar Jahre zu überprüfen und unter Mitwir- 67 Mitunterzeichnende hat die Interpella- 2020 bei der Verbandspräsidentin Anne kung der Schulgemeinden den verän- tion «In die Lehre gehen oder in die Leere Varenne per Mail an anne.varenne@bil- derten Verhältnissen anzupassen. Dies ist laufen lassen» von Reto Ammann und dungthurgau.ch zu melden. nun per 1. Januar 2020 wieder fällig. Christina Pagnoncini (beide Fraktion glp/ Mitte Februar 2020 erhalten alle Mitglie- Die Geschäftsleitung befürwortet die ge- BDP), Gina Rüetschi (Grüne) und René der bezirksweise die Wahlempfehlungen plante Erhöhung der anrechenbaren Be- Walther (FDP) erhalten. Sie stören sich da- von Bildung Thurgau per Post. soldung der Schulleitungspersonen in ran, dass Geflüchtete, welche eine langfris- der Lohnklasse 22 von 125 Prozent auf tige Lehre machen wollen und sich dafür Lehrplan Volksschule Thurgau 135 Prozent. Der Geschäftsleitung ist es sprachlich auch qualifizieren, staatliche Seit August 2018 sind die Lehrpersonen wichtig, dass bei der Betriebspauschale Regelungen vorfinden, welche den Kö- und Schulen mit der vierjährigen Einfüh- die Berechnungselemente zukünftig auf nigsweg der Lehre unnötig erschweren rung des neuen Lehrplans Volksschule die veränderten Anforderungen bei den lassen. Dazu stellen sie dem Regierungs- Thurgau beschäftigt. Damit rechtzeitig Raumprogrammen für Kindergärten und rat fünf Fragen zur Beseitigung dieser eventuelle Massnahmen beim Amt für Schulen ausgerichtet werden. Wegen der Hindernisse. Volksschule und beim Departement für gestiegenen Bedürfnisse an einen mo- Erziehung und Kultur eingegeben wer- dernen Unterricht sind die Flächen und Leistungsmotion den können, erachtet die Geschäftslei- die Anzahl der Räume vielfach zu klein Karin Bétrisey (Grüne), Barbara Dätwyler tung Bildung Thurgau für ihre politische und neue Auflagen in den Bereichen Ener- (SP), Cornelia Zecchinel (FDP) und Ro- Tätigkeit eine erste Zwischenbilanz als gie, Brand- und Erdbebenschutz, Klima- land A. Huber (BDP) haben am 20. No- nötig. An der Delegiertenversammlung schutz oder Barrierefreiheit führen dazu, vember 2019 eine Leistungsmotion vom 27. November 2019 diskutierten die dass die heutigen Normkosten bei wei- «Nulltoleranz bei Mobbing an Thurgauer Delegierten daher die folgenden Fragen: tem nicht mehr zu erreichen sind. Schulen» eingereicht. 43 weitere Mitglie- n Welches sind die erfreulichen Themen der des Grossen Rates unterstützen ihre oder Bereiche? Interpellationen im Grossen Rat fünf Fragen. Mit der Leistungsmotion soll n Welche Themen oder Bereiche sind her- Die SVP-Kantonsräte Daniel Vetterli, Urs der Regierungsrat beauftragt werden, im ausfordernd? Schrepfer und Andreas Wirth haben am Rahmen des Globalbudgets des Amtes n Bei welchen Themen oder Bereichen 30. September 2019 eine Interpellation für Volksschule Massnahmen zu ergreifen zeigen sich aktuell ernsthafte und noch eingereicht mit dem Titel: «Knaben an mit dem Ziel, ein Nulltoleranz-System bei ungelöste Probleme? der Volksschule Thurgau im Abseits?». Sie Mobbing an Thurgauer Schulen zu eta- n Erhalten Lehrpersonen bei der Einfüh- beziehen sich dabei auf Erhebungen aus blieren. rung genügend Unterstützung? dem Jahre 2015 bezüglich der Verteilung n Gibt es Rückmeldungen betreffend Wei- der Typen und Geschlechter auf der Se- Anne Varenne terbildungen rund um die Einführung kundarstufe I. Deutlich mehr Mädchen Präsidentin Bildung Thurgau des Lehrplans? als Knaben besuchten damals den Typ E. BILDUNG THURGAU • 4 –2019
6VERBAND Mitglieder von Bildung Thurgau bei den Kantonsratswahlen unterstützen Umfrage: Was ist Ihnen in den kommenden Jahren im Bildungsbereich besonders wichtig? Bezirk Arbon Frauenfeld Zürcher Bösch Bodenmann Katharina Markus Maja Romanshorn Romanshorn Diessenhofen CVP GP CVP bisher bisher Fotos: zVg Schülerinnen und Schüler wollen geför- Kinder brauchen eine Zukunft und damit Eine grosse Herausforderung, aber auch dert, aber nicht überfordert werden. eine Begleitung und Freiräume, im Den- Chance, scheint mir die Digitalisierung zu Dazu gehört eine optimale Vorbereitung ken und im Tun. Da bietet der neue Lehr- sein. Dass die «breite Mitte» der Schüle- auf die Berufswahl oder auf weiterführen- plan mit dem fächerübergreifenden Be- rinnen und Schüler eine gut fundierte Bil- de Schulen. Damit dies gelingt, braucht reich Bildung für Nachhaltige Entwick- dung erhält und die «MINT»-Fähigkeiten es die stufenübergreifende Zusammenar- lung (BNE) wesentliche Inputs und Mög- und -Fertigkeiten vermehrt gefördert beit, an der ich mich seit vielen Jahren lichkeiten für konkrete Lebensbezüge. werden, ist mir wichtig. Auch ist es mir beteilige. Gleichzeitig ist Bildung mitverantwort- ein Anliegen, dass die Rahmenbedin- Im Kantonsrat können wir Lehrpersonen lich dafür, dass die Kinder und Jugend- gungen verbessert werden, damit der uns für gute Rahmenbedingungen und lichen in eine lebenswerte Zukunft hin- Lehrerberuf wieder attraktiver wird. Aus möglichst viel Gestaltungsfreiheit einset- einwachsen können – und selber daran diesen und weiteren Gründen würde ich zen. Das ist enorm wichtig, denn nur zu- mitarbeiten können. mich gerne weiterhin dafür einsetzen, friedene Lehrpersonen können ihre Schü- dass die Bildung als zentrale Ressource lerinnen und Schüler motivieren. gestärkt wird. Bezirk Frauenfeld Huber Guggisberg Varenne Roland A. Matthias Anne Frauenfeld Frauenfeld Uesslingen BDP EDU CVP bisher In der zweiten Legislatur als Kantonsrat Wir dürfen stolz sein auf unser Bildungs- Als Präsidentin von Bildung Thurgau en- konnte ich mich in viele Politthemen system und müssen den internationalen gagiere ich mich mit Herzblut für eine noch vertiefter einbringen. Insbesondere Vergleich nicht scheuen. Um weiterhin an sehr gute Thurgauer Schule und für ihre als Mitglied der Geschäftsprüfungskom- der Weltspitze bleiben zu können, müssen Lehrerinnen und Lehrer. Um unsere hete- mission und als Präsident der für das DEK wir unser Bildungssystem evolutiv entwi- rogene Schülerschaft zu fördern, ist die und die PHTG zuständigen Subkommissi- ckeln und der blinden Übernahme von Re- Lehrerschaft auf unterstützende Rahmen- onen habe ich mich für die Anliegen der formen, bloss um progressiv zu wirken, bedingungen angewiesen. Ich setze mich Lehrerschaft engagiert. Als Mann der po- entgegenwirken. Leider ist die Volksschule aktiv für ein leistungsstarkes, duales Bil- litischen Mitte würde ich gerne weiterhin zu sprachenlastig geworden. Lasst uns, un- dungssystem, für die Vereinbarkeit von in meinen Themenschwerpunkten Finan- seren Knaben zuliebe, die Balance wieder- Familie und Beruf sowie für einen wirk- zen, Soziales, Gesundheit, Familie, Bil- finden. Letztendlich stehen doch die Schü- samen Umweltschutz als unsere Lebens- dung und Kultur sowie Bau und Umwelt lerinnen und Schüler im Mittelpunkt und grundlage ein. Diese Schwerpunkte lebe Akzente setzen. nicht die Begehrlichkeiten der Wirtschaft. ich und sensibilisiere mein Umfeld dafür. BILDUNG THURGAU • 4 –2019
VERBAND7 Frauenfeld Bezirk Münchwilen Wüst Brülisauer Dischler Doris Ulvica (Rica) Lukas Matzingen Münchwilen Balterswil SP EVP GLP Ich möchte mich im Grossen Rat einbrin- Seit über 20 Jahren arbeite ich als Kinder- Als Präsident der Thurgauer Sekundar- gen, weil ... gärtnerin und bin Mutter von vier Kin- schullehrpersonen habe ich bereits be- n mir die Bildung am Herzen liegt. dern. Nebst qualitativ hochstehendem wiesen, dass bei mir Einsatz für Bildung n Weitblick und vernetztes Denken zum Unterricht sind mir soziale Werte ein und Jugend mehr als leere Worte sind. Erfolg führen. grosses Anliegen. Mit der Integration des Gerne würde ich dieses Engagement nun n gute Rahmenbedingungen die Voraus- Kindergartens im Zyklus 1 ist es höchste auch in den Grossen Rat tragen. Natür- setzung für erfolgreiches Lernen sind. Zeit, die Besoldung für Kindergärtne- lich liegt mir unsere Erde am Herzen, wel- n Lösungsorientierung und Visionen die rinnen anzuheben. In den Klassen che noch für viele Generationen lebens- Anliegen der Lehrpersonen weiterbrin- braucht es mehr Assistenzpersonal oder wert bleiben soll. Als lösungsorientierter, gen. kleinere Klassengrössen, um den indivi- positiver Mensch finde ich auch für alle duellen Bedürfnissen der Kinder gerecht anderen Themen gute Resultate. zu werden und damit der Lehrerberuf at- traktiv bleibt. Bezirk Münchwilen Weinfelden Kreier Wettstein Eugster Matthias Bernhard Franz Oberwangen Wängi Bischofszell GP GP CVP bisher Als langjähriger Delegierter der Thurgau- Bei meinem politischen Engagement Es ist mir wichtig, dass unsere Lernenden er Mittelstufenkonferenz (TMK) bei Bil- setze ich mich ein für die Förderung des optimal auf ihre Berufswahl vorbereitet dung Thurgau setze ich mich für die At- bewährten dualen Bildungssystems so- werden. Dafür braucht es vernünftige Ar- traktivitätssteigerung des Lehrerberufs wie für die Stärkung naturwissenschaft- beitsbedingungen für die Lehrpersonen, ein, besonders auch für Männer. Die Rah- licher Themen als Grundlage für umwelt- damit sie die Lernenden in der Berufs- menbedingungen für Lehrpersonen müs- bewusstes Handeln. wahl zielorientiert unterstützen können. sen so ausgestaltet werden, dass das Un- Wichtig ist mir auch ein verstärkter Kon- terrichten im Vollpensum möglich ist und takt mit der Wirtschaft, damit die gegen- das Kerngeschäft von zusätzlichen Anfor- seitigen Bedürfnisse abgestimmt werden. derungen und Erwartungen entlastet Ich bin für flexiblere Lösungen für Ler- wird. Wir brauchen mit den kommenden nende mit Motivationsproblemen im 9. Herausforderungen die nötigen, gut aus- Schuljahr. Im Kantonsrat setze ich mich gebildeten Fachkräfte im Bildungsbereich. voll und ganz für diese Themen ein. BILDUNG THURGAU • 4 –2019
8VERBAND Bezirk Weinfelden Bornhauser Brülisauer Curau Dominique Alois Samuel Weinfelden Berg Weinfelden FDP CVP CVP Fotos: zVg Unsere Volksschule sowie unser duales Das duale Berufsbildungssystem mit den Die Bildung ist unser wichtigster Roh- Bildungssystem sind ein Erfolgsmodell. Lehrmeistern und den Berufsfachschulen stoff. Neue Reformen müssen breit abge- Die zunehmende Heterogenität der Ler- geniesst international höchste Beach- stützt sein und die Auswirkungen auf alle nenden und Auszubildenden sowie Ver- tung. Dieses System muss heute und in Stufen klar kommuniziert werden. Die änderungen in der Gesellschaft schaffen Zukunft lebendig und anpassungsfähig Übergänge einer schulischen Laufbahn für uns Lehrpersonen neue Herausforde- bleiben, um mit wirtschaftlichen und ge- sollen besser koordiniert und die Berufs- rungen. Diese erschweren es zuneh- sellschaftlichen Entwicklungen Schritt zu bildung noch mehr in den Fokus gerückt mend, die hohe Bildungsqualität beizu- halten. Das Lehrerhandwerk muss in der werden. Ich möchte im Grossen Rat an behalten. Es müssen Systeme geschaffen Ausbildung der Lehrpersonen und im der Schule von morgen mitarbeiten. werden, in denen wir uns auf die an- Schulzimmer im Mittelpunkt stehen. Als spruchsvollen pädagogischen Aufgaben gelernter Handwerker und langjähriger konzentrieren können und sich der admi- Berufsfachschullehrer weiss ich, wie wert- nistrative Aufwand verringert. voll eine gute Grundbildung ist. Dafür setze ich mich ein. Eichmann Frischknecht Gemperle Katja Emil Julia Weinfelden Halden Mettlen GP SP JCVP Es ist mir wichtig, dass Lehrpersonen pra- Der Kanton Thurgau verwehrt einer Be- Ich mache mich stark für eine zukunfts- xis- und lebensnah ausgebildet werden. rufsschullehrperson die Wahl in den gerichtete und nachhaltige Bildung. Um So können sie für Lerninhalte begeistern Grossen Rat. Durch meine Frühpensionie- einen qualitativ hohen Bildungsstandard und in attraktivem Unterricht Wissen ver- rung ist dies für mich nun möglich. Seit gewährleisten zu können, ist es unab- mitteln. 1994 engagiere ich mich auf verschie- dingbar, dass weiterhin in die Bildung un- Weiter setze ich mich für Rahmenbedin- denen Ebenen für eine gute Bildung. Das serer Kinder und Jugendlichen investiert gungen ein, die es uns auf allen Stufen duale Bildungssystem liegt mir besonders wird. Die Lehrpersonen sollen durch opti- ermöglichen, Kindern und Jugendlichen am Herzen. Ich stehe für eine Bildungs- male Rahmenbedingungen unterstützt soziale Grundwerte sowie überfachliche politik mit gleichen Chancen für alle ein. werden. Für die Zukunft ist es zentral, Kompetenzen zu vermitteln. So werden Jede Person im Thurgau muss die Mög- dass den Lehr- und weiteren Fachper- sie als junge Erwachsene einen selbstbe- lichkeit haben, eine berufliche Grundaus- sonen wieder mehr Wertschätzung und stimmten und eigenständigen Weg ein- bildung erfolgreich abzuschliessen, und Vertrauen bezüglich ihrer Arbeit entge- schlagen und ihren Platz in der Gesell- sie hat ein Anrecht auf eine bezahlbare gengebracht wird. schaft finden. Weiterbildung. BILDUNG THURGAU • 4 –2019
VERBAND9 Bezirk Weinfelden Hauser Küng Merz-Helg Cornelia Patrick Petra Weinfelden Berg Weinfelden GP SVP CVP Seit dreissig Jahren bewege ich mich in Als gelernter Chemielaborant durfte ich Die Schweiz braucht eine starke Volks- der Bildungslandschaft Schweiz, sowohl die Vorteile unseres dualen Bildungssys- schule – die Volksschule braucht eine als Lehrende als auch als Lernende. Das tems kennen und schätzen lernen. Aus starke Vertretung in der Politik! Wir leben Spannungsfeld Integration – Separation diesem Grund liegt mir dieses einmalige in einem wunderbaren Land mit überaus liegt mir durch meine Tätigkeit im Son- Bildungsangebot am Herzen. Als Schule hoher Lebensqualität, doch sind wir mit derschulbereich besonders am Herzen. müssen wir mit der Zeit gehen, uns der einer Reihe von Herausforderungen kon- Adäquate Förderung gelingt, wenn die realen Welt anpassen. Reine Wissensver- frontiert. Die Schule trägt entscheidend Beteiligten nicht in eine Überforderung mittlung war gestern – heute steht die dazu bei, dass Bürgerinnen und Bürger geraten. Der Mensch muss im Mittel- Anwendung des Wissens im Fokus. Der diese Herausforderungen erkennen, dis- punkt stehen – vom Allerkleinsten bis Lehrplan Volksschule Thurgau ist da der kutieren und schliesslich bewältigen kön- zum grossen Erwachsenen. Ich setze richtige Weg. Bildung ist für mich nicht nen. Ich will mich in der Politik dafür ein- mich dafür ein, dass Bildung in einem ge- einseitig Wissen vermitteln, es braucht setzen, dass unsere Volksschule auch wei- sunden, ressourcenschonenden Rahmen auch das Gegenüber, nach dem Leit- terhin ihre hohe Qualität behalten kann. stattfinden kann. spruch «fördern und fordern». Moopanar Schumacher Wassmann Sibylle Elisabeth Dana Wilen Weinfelden Weinfelden FDP FDP SP Die Institution Schule ist mir als Primar- Die Digitalisierung wird Änderungen für 65 Prozent der Kinder werden zukünftig lehrperson vertraut. Als Kauffrau kenne alle bringen. Der Kanton Thurgau hat die in einem noch unbekannten Arbeitsfeld ich das duale Bildungssystem und die An- Chance, zum Vorbild für die Schweiz zu tätig sein. Dies fordert Mut zur Verände- forderungen der Wirtschaft. Unsere Ju- werden. Dazu braucht es im Kantonsrat rung im Unterricht: Leistungsarbeit hin gend soll für die Berufswelt optimal gerüs- reife Menschen mit Breite und Tiefe in zu problemlösender Arbeit; Auftrag aus- tet sein. Deshalb engagiere ich mich für der Urteilsfähigkeit. Menschliche Werte führen hin zu Grundtechniken erlernen, ein qualitativ hochstehendes, innovatives verbinden sich mit den Vorteilen des daraus eigene Ideen entwickeln; Prü- Bildungssystem und einen engen Aus- technischen Fortschritts. Ganzheitliche fungen, Lernen hin zu Präsentationen; tausch mit der Wirtschaft. Ich setze mich Lösungen sind gefragt. Aus der Mitte ver- Zeitleisten, Vorträge, Lektionen hin zu für genügend Ressourcen und verbes- binde ich konstruktiv, ökologisch und Projekten; Lehrpersonen hin zu Lernbe- serte Rahmenbedingungen ein, damit achtsam. gleitung und so weiter. Glücklicherweise die Lehrerschaft weiterhin für die kom- sind die Veränderungen im Sinne der Kin- plexer werdenden Arbeitsbedingungen der und ich engagiere mich mit Freude gerüstet ist. dafür. BILDUNG THURGAU • 4 –2019
10VERBAND Bezirk Kreuzlingen Ricklin Schorro Stadler Judith Jürg Sandra Kreuzlingen Landschlacht Güttingen SVP EVP CVP bisher Fotos: zVg Der Lehrberuf muss wieder attraktiver Schülerinnen und Schüler mit ganz ver- Ich mache mich stark für ein leistungsfä- werden. Die Rahmenbedingungen sind schiedenen Voraussetzungen durchlau- higes und duales Bildungssystem. Eine so zu verändern, dass man auch in einem fen unsere Schulen: Von bildungsfern bis solide Schul- und Berufsbildung mit Wei- 100-Prozent-Pensum über Jahre gesund stark gefördert, lernen Kinder gemein- terbildungsmöglichkeiten ist für mich und motiviert unterrichten kann. Ich sam in der gleichen Klasse. Das geschieht fundamental. Dies ist eine der unabding- setze mich deswegen für folgende unter- erfolgreich, wenn Individualisierung und baren Voraussetzungen gegen Arbeitslo- stützende Faktoren ein: 1. Einführung ei- Kooperation ermöglicht werden. Rah- sigkeit und für finanzielle Unabhängig- ner zweiten Klassenlehrerlektion. 2. Re- menbedingungen wie Klassengrössen keit. Kompetenzorientiertes Lernen hat duzierung des administrativen Auf- und grosszügige Assistenzmöglichkeiten für mich eine grosse Bedeutung. Ich bin wandes, der verordneten Teamarbeit und sind dazu notwendig. Das muss durch für die integrative Förderung, bin aber der schulinternen Weiterbildungen. 3. Si- den Kanton finanziert und gefördert wer- auch klar der Überzeugung, dass es nicht cherung von Zeit und Ressourcen für das den und darf nicht einem kurzfristigen für alle Kinder und Jugendlichen möglich Kerngeschäft «Unterrichten». 4. Stärkung Spardenken zum Opfer fallen. ist, eine Regelschule zu besuchen. des Images der Lehrpersonen. Entwicklung der Volksschule Begrüssungsworte von Anne Varenne Seit 30 Delegiertenversammlungen begrüsst Verbandspräsidentin Anne Varenne und die soziale Ungleichheit nimmt in die Delegierten und Gäste immer mit einem präsidialen Grusswort. Ihre Gruss- vielen Ländern – auch in der Schweiz – botschaft vom 27. November 2019 erhielt so viele positive Rückmeldungen, dass stetig zu. Einen besonderen Entwick- wir diese nachfolgend für alle Lesenden veröffentlichen. Der Text basiert auf ei- lungsschritt spielt die Digitalisierung. Der ner aktuellen Anfrage der Mitgliederzeitschrift «Zytpunkt» des Verbandes der digitale Fortschritt hat unser Privat- und Thurgauer Schulgemeinden zu seiner Serie «Volksschulbildung heute». Arbeitsleben in den letzten Jahren massiv verändert. Fast alle Menschen sind täg- Bildung ist nicht nur Wissen, sondern viel rinnen und Schüler für die Bewältigung lich mehrere Stunden mit digitalen Tätig- mehr. Bildung in der heutigen Zeit muss ihrer Zukunft. Gerne fülle ich nachfol- keiten ausgefüllt, entlastet oder belastet. meines Erachtens vor allem Menschenbil- gend diese Schlagwörter mittels dreier In den Zügen erfahren wir allerhand, was dung sein. Um die Herausforderungen Aussagen mit Inhalten. wir als Mitreisende gar nicht hören möch- unserer unmittelbaren und mittelfristigen ten, und Blicke in Restaurants zeigen Zukunft zu meistern, benötigen wir Per- Aussage 1 – Digitalisierung ist Paare, welche sich vor einem gefüllten sönlichkeiten, Solidarität sowie die Bil- nur dann ein Fortschritt, wenn Teller mit ihren Natels beschäftigen. dung von Lebenskompetenzen wie Frus- wir Persönlichkeiten bilden. Das Suchtpotenzial ist hoch. Kinder und trationstoleranz, Kommunikation, Pro- Die heutige Gesellschaft ist rasanter, Jugendliche sind besonders gefährdet. blemlösefähigkeit, Autonomie und Klima- kompetitiver und vielschichtiger gewor- Der Prozentsatz, welcher den Umgang schutz. Diese wichtigen Kompetenzen den. Die Kosten und der Aufwand, um im mit den sozialen Medien nicht mehr im stärken und befähigen unsere Schüle- Leben erfolgreich zu sein, sind gestiegen, Griff hat, steigt stetig. Dies bringt die BILDUNG THURGAU • 4 –2019
VERBAND11 Sie treten mutig für neue Lösungen ein, petenzen, Kommunikation, Kreativität, welche vielen Mitmenschen und ihrer Empathie, Beweglichkeit. Menschenbil- Umwelt einen Mehrwert bringen. Per- dung braucht Interesse, Autonomie, sönlichkeiten sind nicht nur ausgebildet, Raum, Zeit und Empathie. Wer sich zuge- sondern gebildet! In diesem Sinne «gebil- hörig zu einer Gemeinschaft fühlt und als dete Menschen» können besser mit Ge- Mensch in seinen vielfältigen Facetten an- fahren umgehen, tragen sich und ihrer erkannt und wertgeschätzt wird, ist auch Gesundheit mehr Sorge und haben ein ohne Noten zu hohen Leistungen fähig. Foto: Leandra Gerster erhöhtes Interesse, sich mit wesentlichen Fragen einer Gesellschaft oder mit ihrer Aussage 3 – Elternbildung ist ein eigenen Zukunft auseinanderzusetzen. Schlüssel zur neuen Schule. Eine «menschenbildende» Schule benö- Aussage 2 – Menschenbildung tigt nicht nur kleinere Klassengrössen benötigt keine Noten, sondern oder zwei Vollzeit angestellte Lehrper- Verbandspräsidentin Anne Varenne Wertschätzung und Interesse am sonen pro Klasse, sondern auch ein «Mit- Gegenüber sowie seiner Umwelt. einander-am-gleichen-Strick-ziehen» mit Schule in ein Dilemma, weil sie ja auf das Was heisst dies konkret für die Volksschu- den Eltern. Ihre Kompetenzen und Le- «Leben vorbereiten» muss, dieses aber le? Wer Menschen ernst nimmt, interes- benserfahrungen sind in den vielfältigen mindestens zweiteilig ist. Das Arbeitsle- siert sich für ihre Gedanken und Ideen, Projekteinheiten wichtig. Zusammen le- ben ist in fast allen Berufen ohne digitale unterstützt diese, bietet aber auch einen ben Lehrpersonen und Eltern gemein- Kompetenzen nicht mehr zu meistern, eigenen Raum, in dem Menschen Erfah- same Aktivitäten, welche der Schule, den gleichzeitig müssen Kinder und Jugendli- rungen sammeln können und sich selber Kindern, der Umwelt oder der Gesell- che aber in ihrer Freizeit vor dem hohen betätigen dürfen. Leistungsdruck, Angst schaft einen tatkräftigen Mehrwert ge- Suchtpotenzial der sozialen Medien ge- und Drohungen sind keine Wertschät- ben. Bei echter und gelebter Menschen- schützt werden. Denn je mehr Menschen zung. Spielerischer Wettbewerb, selbst- bildung verlieren Eltern die Angst, ihr aufgrund der Digitalisierung süchtig oder ständiges Denken und Arbeiten, kreatives Kind könne mit anderen nicht mithalten arbeitslos werden und kein Interesse Problemlösen, solidarische Begegnungen, und reüssiere nicht. Mit regelmässiger mehr an ihrem sozialen oder beruflichen die eigenen Interessen leben und entwi- Einbindung erfahren Eltern, dass auch ihr Leben haben, umso weniger gute Ar- ckeln dürfen, sich gemeinschaftlich und Kind Stärken hat, weil es diese in den In- beitskräfte stehen mittelfristig der Wirt- generationenübergreifend begegnen, teressengruppen leben und fördern darf. schaft zur Verfügung. Szenarien gehen ausdauernd an einer Tätigkeit bleiben Die Erwachsenen entwickeln gemeinsam davon aus, dass ein grosser Teil der Men- dürfen und können, sich um andere küm- echte, verantwortungsvolle, gemein- schen zukünftig keine Festanstellung mern, sich bewegen und sich durch das schaftliche und altersgerechte Tätig- mehr hat, sondern sie als Selbstständige eigene Tun als selbstwirksam zu erleben, keiten, die mithelfen, dass sich Kinder als arbeiten werden. Kinder und Jugendliche sind wichtige Schritte bei der Menschen- selbstwirksam erleben. Weil Kinder dazu müssen also lernen, auch mit temporärer bildung. In jeder Schule müsste es also so lange Zeit erhalten, bis sie die Aufgabe Arbeitslosigkeit psychisch gut umgehen mindestens wöchentlich einen Interessen- gemeinsam gemeistert haben, sie ihre zu können. Wie kann die Schule diesen tag geben. Unsere Gesellschaft benötigt Bedürfnisse aufschieben und mit Misser- Spagat leisten? Indem sie weniger «schu- Persönlichkeiten, um zukünftig wirt- folgen umgehen müssen, wird auch ihre lisches» Wissen vermittelt, sondern Kin- schaftliche, soziale, politische und gesell- Frustrationstoleranz höher. Verschiedene der und Jugendliche zu Persönlichkeiten schaftliche Herausforderungen lösen zu Studien zeigen, dass Kinder, die warten bildet. Der Begriff Persönlichkeit – abge- können. Dazu müssen die Schule und die können, im Alter von 20 Jahren erfolg- leitet von Person – hat die Individualität Eltern alles unternehmen, um das Lernen reicher, entschlossener und konfliktfä- jedes einzelnen Menschen zum Gegen- der Schülerinnen und Schüler aus eige- higer sind. Gemeinsam mit den Eltern stand und bezeichnet gemäss Wikipedia nem Antrieb zu fördern, also die intrin- muss die Schule die Kinder nicht das Ta- meist einen lebenserfahrenen, reifen sische Motivation zu erhalten, welche je- blet erfahren lassen, sondern das Leben Menschen mit ausgeprägten Charakter- des Kind bei der Geburt mitbringt. Noten mit all seiner Beweglichkeit und Span- eigenschaften. Gemäss meiner Definition bewirken häufig das Gegenteil, indem sie nung, seinen Herausforderungen und kennen Persönlichkeiten ihre Stärken und das Lernen aufgrund einer Belohnung för- Antworten sowie seiner Wärme und Ge- Schwächen. Diese Menschen vertreten dern, das sogenannte extrinsische Lernen. borgenheit in einer intakten Umwelt. breit überlegte, abgewogene Haltungen Wenn die Schule ihren Auftrag erfüllen und setzen sich für Schwächere ein. Sie will, muss sie jene Fähigkeiten vermitteln, Anne Varenne sind fähig, Dinge zueinander in Verbin- welche in den kommenden Jahren noch Präsidentin Bildung Thurgau dung zu setzen und damit zu arbeiten. wichtiger werden, wie Problemlösekom- BILDUNG THURGAU • 4 –2019
12VERBAND Der Lehrplan Volksschule Thurgau ist zu umfangreich 31. Delegiertenversammlung von Bildung Thurgau (leg) An der Delegiertenversammlung von Bildung Thurgau vom 27. November 2019 in Weinfelden diskutierten die Delegierten die Einführung des neuen Lehr- plans Volksschule Thurgau. Als herausfordernd beurteilten sie die Fülle an The- men, aber auch die teils mangelnde Unterstützung in den musischen und gestal- Foto: Sabina Stöckli terischen Fächern. Die überfachlichen Kompetenzen und das ganzheitliche Ler- nen erachtet die Mehrheit als positiv. Mit eindrücklichen Aussagen begrüsste sagte: «Ausserdem vermissen wir im neu- Verbandspräsidentin Anne Varenne die en Lehrplan die versprochenen 20 Pro- Delegierten der 31. Delegiertenversamm- zent Zeitgefässe, die wir selber gestalten LCH-Zentralpräsidentin Dagmar Rösler lung von Bildung Thurgau. Die Schule dürfen.» Die zweite Gruppe der TMK muss in Zukunft weniger schulisches Wis- fand, dass es an Unterstützung in den dem Chat. Die Regierungsrätin schrieb, sen vermitteln, sondern Kinder und Ju- musischen und gestalterischen Fächern Beat Brüllmann solle unbedingt darauf gendliche zu Persönlichkeiten ausbilden. mangele. Die überfachlichen Kompe- hinweisen, dass sie die besuchten Teilkon- Die Präsidentin warnte: Das Suchtpoten- tenzen wurden auch auf dieser Stufe als ferenzen sehr interessant gefunden habe. zial im Bereich der Digitalisierung ist positiv beurteilt. Monika Knill weiter: Es gibt nicht viel hoch. Dies bringe die Schule in ein Dilem- Neues aus dem DEK. Aber du kannst ja ma, habe sie doch die Aufgabe, auf das «Wir gingen vergessen» einige Refresher-Mitteilungen machen. Leben vorzubereiten, und dazu gehören Die Konferenz der Thurgauer Sekundar- Beat Brüllmann: Dann meinen sie wo- die digitalen Kompetenzen. Das vollstän- schullehrpersonen (SEK I TG) beurteilte möglich, ich denke, sie hätten an den Teil- dige Grusswort von Anne Varenne finden Sie die gestaffelte Einführung als sehr erfreu- konferenzen nicht richtig zugehört. auf den Seiten 10 und 11. lich. Die Stundentafel sei jedoch noch problematisch. Die Delegierten der Thur- Berufseinsteiger begleiten Kritik am Lehrplan gauer Konferenz Heilpädagogischer Lehr- Anne Varenne interviewte die neue LCH- «Die Beurteilungsthematik war nicht fer- personen (TKHL) kritisierte die fehlende Zentralpräsidentin Dagmar Rösler, die tig durchdacht», fasste die Delegierte Jani- Einführung und Unterstützung für Son- seit 199 Tagen im Amt ist. Rösler war vor- na Baumgartner die Meinung der anwe- derschullehrpersonen. «Die Sonderschul- her 18 Jahre beim Lehrerverband Kanton senden Delegierten der Thurgauer Kin- lehrpersonen gingen vergessen», so Ma- Solothurn engagiert, davon acht Jahre als dergartenkonferenz (TKK) zusammen. risa Brunetti (TKHL). Als positiv erachten Präsidentin. Ein wichtiges Vorhaben ist Die 87 anwesenden Delegierten beurteil- es die Delegierten der TKHL, dass neu die laut Rösler die Gründung eines Schweizer ten in Stufengruppen die Einführung des Grundansprüche erst bis Ende des Zyklus Lehrerverbandes gemeinsam mit der Ro- neuen Lehrplans Volksschule Thurgau und erreicht werden müssen. «Dies schafft mandie und dem Tessin. Bezüglich nicht trugen ihre wichtigsten drei Aussagen den Gelassenheit. Aber das Denken in Zyklen gern gesehener Teilzeitangestellten ver- Anwesenden vor. «Ausserdem sind die ist herausfordernd.» Da die beiden Teil- tritt Dagmar Rösler eine klare Meinung: Weiterbildungen zum neuen Lehrplan an konferenzen der Sekundarstufe II nicht «Ich verstehe, dass Kleinstpensen für der PHTG zu allgemein und haben zu we- direkt vom kantonalen Einführungspro- Schulen problematisch sind. Aber wir nig Inhalt», fügte Janina Baumgartner an. jekt betroffen sind, diskutierten sie die sind auf Teilzeitler angewiesen.» Ausser- Dass im neuen Lehrplan das ganzheit- Wählbarkeit in den Grossen Rat, die im dem sei es gefährlich, wenn Menschen liche Lernen ins Zentrum gerückt ist, be- Kanton Thurgau für Lehrpersonen dieser gezwungen werden, mehr zu arbeiten, als urteilen die Kindergartenlehrpersonen Stufe nur mit einem Pensum von unter 15 ihnen möglich sei. «Dies führt am Ende hingegen als grossen Fortschritt. Bei der Prozent möglich ist. «Wir bleiben dran», nur dazu, dass sie mit ihren Aufgaben Thurgauer Unterstufenkonferenz (TUK) versprach Christoph Bichsel als Präsident überfordert sind.» Bezüglich Lehrerman- nannten die Delegierten die überfach- der Thurgauer Berufsfachschullehrper- gel sagte die Zentralpräsidentin: «Es gilt lichen Kompetenzen als erfreulich. «Die sonen-Konferenz (TBK). die Ausbildung der Primarlehrpersonen Menge und Fülle stellt uns aber vor grosse aufzuwerten und junge Berufseinsteiger Herausforderungen. Es ist fast unmög- WhatsApp-Chat als Grusswort müssen optimal begleitet werden.» lich, die vielen Themen unterzubringen», Für Lacher sorgten die Grussworte von sagte TUK-Delegierte Nina Rutishauser. Beat Brüllmann, Leiter des Volksschul- Einmaliger Verlust Es werde oft noch nach alten Strukturen amtes Thurgau. Er vertrat Regierungsrätin Die Delegierten haben sowohl dem Pro- gearbeitet – insbesondere in finanzieller Monika Knill, die auf Staatsbesuch im tokoll als auch dem Budget zugestimmt. Hinsicht. Auch die Thurgauer Mittelstu- Kanton Zürich war. Als Grusswort proji- Die Geschäftsleitung geht im Jubiläums- fenkonferenz (TMK) kritisierte den Um- zierte Brüllmann den WhatsApp-Chat jahr 2020 von einem einmaligen Verlust fang des neuen Lehrplans. Der Vizepräsi- zwischen ihm und Monika Knill auf die von 60 400 Franken aus. Dieser könne dent der TMK, Hansueli Steinmann, Leinwand. Nachfolgend ein Beispiel aus durch das Eigenkapital gedeckt werden. BILDUNG THURGAU • 4 –2019
VERBAND13 Blick hinter die Kulissen Fotoseite zur Verbandsarbeit von Bildung Thurgau In der Pause hatten die Delegierten Zeit, sich auszutauschen. Anne Varenne an der Jahrestagung der TUK im Gespräch mit zwei Unterstufenkolleginnen. Fotos: Leandra Gerster, Anne Varenne, Manuela Olgiati, Maximiliano Wepfer Diese bekannten Thurgauer Persönlichkeiten gratulieren mit einem Die neue Sachbearbeiterin Franzisca Rupp (l.) und Jasmin Rüegg, Grusswort personalthurgau zum 20. Geburtstag. langjährige Mitarbeiterin von Bildung Thurgau. Auch beim Abendessen an der zweitätigen Präsidentenkonferenz des LCH in Lenzburg wird kantonsübergreifend rege ausgetauscht. Delegierte der Thurgauer Unterstufenkonferenz (TUK) bei der Arbeit. BILDUNG THURGAU • 4 –2019
14 125 JAHRE VERBAND LEHRERINNEN UND LEHRER THURGAU 125 Jahre Verbandstätigkeit Rückblick auf Vergangenes Teil 2 (av) Am 19. August 2020 besteht der Verband der Thurgauer Lehrerinnen und stattfinden können. Der Lehrermangel Lehrer seit 125 Jahren und Bildung Thurgau seit 15 Jahren. Ein Meilenstein, der wird spürbar; im Kanton stehen nur noch einen Rückblick verdient. Nachfolgend werden aus der Festschrift zum 100-Jahr- zwei Vikare zur Verfügung. Verbandsjubiläum einige Trouvaillen von 1914 bis 1930 zitiert. Während dreier Jahren studierte der Arboner Hans Gauch, Reallehrer sowie Verfasser der Ver- 1922 bandsgeschichte bis 1995, dafür insgesamt 54 Kilogramm Akten. Im Grossen Rat wird eine Lohnabbau- Motion eingereicht. Einzelne Gemeinden Am 19. August 1895 wurde in Diessenho- glieder, sondern auch an alle im Kanton beginnen (noch ohne kantonale Vor- fen der «Thurgauische Kantonale Lehrer- erscheinenden Tageszeitungen, die Mit- schriften) mit der Reduktion der Besol- verein» (TKLV) gegründet, der 1991 in glieder des Regierungsrates und des dungen. Wegen der immer wieder dro- «Verband der Thurgauer Lehrerschaft – Grossen Rates versandt wird. henden Abberufungen, die bald jede Lehrerinnen und Lehrer Thurgau» (LTG) zweite Sitzung belasten, müssen einzelne umbenannt wurde. Am 17. September 1918 Vorstandsmitglieder oft zu Zusammen- 2005 wurde Bildung Thurgau – der neue Die Arbeitslehrerinnen verlangen eine künften mit Schulbehörden an die Schul- Verband der Thurgauer Lehrerinnen und bessere Besoldung. Man bedeutet ihnen orte reisen und häufig den Rat eines von Lehrer gegründet. aber, sie sollen sich zuerst selber wehren. der Sektion engagierten Anwalts in An- Beim Kriegsende 1918 hört man war- spruch nehmen. 1914 nende Stimmen wegen der «Überfrem- Es gibt Anstände mit jenen drei Schulvor- dung» des Lehrkörpers. Ausserkantonale 1923 steherschaften, die das dem Lehrer zuste- Lehrer sollen das thurgauische Patent er- Ein Lehrer, der seit Monaten in Davos zur hende Pflanzland verkaufen, ohne den werben. Kur weilt, wird von der Gemeindever- Lehrer vorher zu benachrichtigen. sammlung mit 63 zu 9 Stimmen abge- 1919 wählt, damit sie nicht gleichzeitig den 1915 Das vereinsinterne Mitteilungsblatt «Der Lehrer und dessen Stellvertreter besolden Die Sektion Thurgau des Schweizerischen Beobachter» soll nur noch nach Bedürfnis müssen. Lehrervereins hat ein «Regulativ betref- erscheinen. Ob die Dienstalterszulagen fend Schutz ungerecht angegriffener Leh- auf die Monatslöhne umgelegt oder vier- 1925 rer» ausgearbeitet. teljährlich ausbezahlt werden sollen, gibt An der kantonalen Delegiertenversamm- Paragraf 7: «Jeder thurgauische Lehrer be- Anlass zu Differenzen. Bei vierteljährlicher lung dieses Jahres sind 22 Unterverbände trachtet es als Ehrensache, an eine durch Auszahlung ergeben sich für die Schulge- vertreten, dazu die Sekundarlehrerkonfe- ungerechte Abberufung vakant gewor- meinde ein paar Franken mehr Zins! renz, der Verband der Gewerbelehrer, die dene Lehrstelle keine Wahl anzunehmen.» Zu Interessenkonflikten kommt es in der Lehrer an den kaufmännischen Berufs- Examensfrage. Behörden und andere schulen und der Verein für die Förderung 1916 Dorfpotentaten verlangen, dass am Exa- der Knabenhandarbeit. Eine gesetzliche Norm über Klassengrös- menstag die Zeugnisse oder Notentabel- sen besteht nicht, jedoch eine Weisung len für jeden Besucher zur Einsicht auflie- 1926 des Regierungsrates aus dem Jahre 1910, gen sollen. Lehrer, die eine grosse Familie mit zum die das Schülermaximum pro Lehrkraft Teil langwierigen Krankheitsfällen durch- bei 60 ansetzt. Eine Zusammenstellung 1920 bringen müssen, erhalten immer wieder über die 380 Schulabteilungen zeigt fol- Die Barlöhne pro Jahr schwanken zwi- Unterstützung. gendes Bild: 20 Abteilungen mit 80 und schen 2500 Franken (Lehrerinnen) und mehr Schülern, 58 Abteilungen mit 70 4000 Franken. Es ist vorgeschrieben, je- 1927 und mehr, 113 Abteilungen mit 60 und dem Lehrer «18 Aren wohlgelegenen Von den Sekundarlehrern kommt der mehr, 126 Abteilungen mit 50 und mehr Pflanzlandes» zur Verfügung zu stellen. Vorschlag, die Stufenkonferenzen aufzu- und 43 Abteilungen mit 40 und mehr Die zugeteilten Flächengrössen schwan- heben und an ihrer Stelle Arbeitsgemein- oder weniger Schülern. ken zwischen einer und 33 Aren, und die schaften zu bilden. Entschädigung pro nicht erhaltene Are 1917 beträgt rund 4 Franken pro Jahr. 1930 Unser Merkblatt für austretende Semina- Örtliche, aus der Lehrerschaft bestehen- Um einem Familienvater etwas mehr zu risten, das der Vorstand verfasste, wird de Schulvereine sollen als Unterverbände geben, zog eine Gemeinde einem ledi- von den Lehrervereinen Zürich und Basel der Sektion des SLV gelten. Die Lehre- gen Lehrer 200 Franken vom Jahreslohn zum Nachdruck erbeten. rinnen fordern eine Vertretung im Sekti- ab. Ein Schulpräsident wehrt sich gegen Der Vorstand gibt eine neue Besoldungs- onsvorstand. Wegen der Seuchenzeit hat die Trennung einer Gesamtschule, die 73 statistik heraus, die nicht nur an alle Mit- zuvor keine Delegiertenversammmlung Schüler zählt. 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125 JAHRE VERBAND LEHRERINNEN UND LEHRER THURGAU 15 Ein Lehrer mit vielen Facetten Daniel Hafner erzählt von seiner Lehrtätigkeit Zum 125-Jahr-Jubiläum des Verbands der Lehrerinnen und Lehrer Thurgau im Lehrplan Volksschule Thurgau begrüsst Jahr 2020 werden in einer Serie Menschen porträtiert, die als Lehrpersonen tätig Daniel Hafner sehr. Die grösste Herausfor- waren oder tätig sind. Um deren Sicht auf den Lehrberuf und dessen Verände- derung hierbei ist für ihn das Fach Medi- rungen sichtbar zu machen, wählte die Redaktion von BILDUNG THURGAU Lehr- en und Informatik und die Frage, wie viel personen verschiedenen Alters aus. Der 55-jährige Sekundarlehrer Daniel Hafner davon im Unterricht eingesetzt werden führt die Serie weiter. soll. Darüber hinaus sei ihm das duale Bil- dungssystem wichtig, zu dem man unbe- Eigentlich wollte Daniel Hafner aus Bad hat aber noch eine weitere Leidenschaft: dingt Sorge tragen müsse. Die Jugend- Ragaz Sportreporter werden. «Damals die Schülerorganisation. Dabei werden lichen haben sich seiner Meinung nach gab es diese Ausbildung aber noch ausserhalb der Unterrichtszeit für Schüle- nicht stark verändert, sie sind heute et- nicht», sagt Daniel Hafner dazu. Er ent- rinnen und Schüler attraktive und ab- was offener als früher. Was jedoch sowohl schied sich für ein Studium in Basel, wo er wechslungsreiche Plauschangebote orga- Kinder, Jugendliche und Eltern gleichauf die Möglichkeit erhielt, seinem Berufs- nisiert. Das reicht von Kinoabenden über verändert, ist das Handy. «Das Handy do- wunsch Sportreporter näherzukommen. Grittibänz backen bis zu einem Zwölf- miniert alles», stellt Daniel Hafner fest Der Traum zerschlug sich jedoch und er Stunden-Nachtmarsch. «Bei diesen Akti- und sieht darin eine grosse Herausforde- suchte eine Alternative. Da er als Scharlei- vitäten lebe ich auf», sagt Hafner. Diese rung, die Segen und Fluch zugleich ist. Er ter in der Jungwacht für die Öffentlich- gemeinsamen Anlässe verbinden die ermuntert die Jugendlichen, kritisch zu keitsarbeit zuständig war, besuchte er oft Lehrpersonen und die Schüler. Das koste sein und auch einmal etwas zu hinterfra- Schulen, um für die Jugendarbeit zu wer- zwar etwas Freizeit, aber man bekomme gen. Dennoch gelingt es ihm, seine Schü- ben. Er fühlte sich in den Schulen immer viel Positives zurück, so Hafner. lerinnen und Schüler immer wieder für sehr willkommen und erhielt viele posi- Neues zu begeistern. Dass die Zeit für tive Rückmeldungen. Warum nicht eine Grösste Herausforderung: Musse allgemein kürzer wird, stellt er Ausbildung als Lehrer machen, sagte er Medien und Informatik auch bei sich selber fest. «Ich merke, dass sich. Vereinfacht wurde sein Einstieg in Nach mehr als 25 Jahren Unterrichtser- neben dem Vollpensum und dem Enga- die Lehrerausbildung auch deshalb, weil fahrung ist Hafner ein Lehrer mit vielen gement für die Schülerorganisation nicht er in seinem Studium bereits ein Jahr lang Facetten, der auch Veränderungen im mehr viel drin liegt», sagt er. Den Schritt, Fächer belegt hatte, die für das Lehramt Schulbetrieb feststellt. Bei der Zusam- Lehrer statt Sportreporter zu werden, hat gültig waren. «Ich blieb in Basel – eine menarbeit mit anderen Lehrpersonen er nicht bereut. «Lehrer zu sein, ist für Stadt mit Charme und Verwandten in der habe man mit Einzelkämpfern wie auch mich eine Berufung, nicht nur ein Job.» Nähe. Hätte ich nach St. Gallen gewech- mit Teamplayern zu tun. «Es gibt zudem selt, hätte ich von vorne beginnen müs- viel mehr Absprachen. Auch Lehrmittel- Claudia Koch sen», so Daniel Hafner. wechsel, insbesondere im Sprachunter- Mitarbeiterin Redaktion richt, sind anspruchsvoll.» Den neuen Lieblingsfach Französisch Der Liebe wegen, seine Frau stammt aus Romanshorn, kam Hafner in den Thur- gau. 1992 trat er seine erste Stelle als Se- kundarschullehrer in Weinfelden an, wo er sechs Jahre lang unterrichtete. Als in Märstetten 1998 ein neues Sekundar- schulzentrum eröffnet wurde, wechselte er dorthin. «Das war eine harte, aber zu- gleich lehrreiche Zeit», erinnert sich Haf- ner, der im vollen Pensum unterrichtete und gleichzeitig in der Baukommission für die Schule in Märstetten tätig war. Nach einem weiteren Wechsel kam er vor gut zehn Jahren nach Affeltrangen. Hier stimmen für ihn das Gesamtpaket und Foto: Claudia Koch die Grösse der ländlich geprägten Schule. «Ich packe gerne neue Herausforde- rungen mit neuen Gesichtern an», sagt Daniel Hafner. Der dreifache Vater, der Französisch als sein Lieblingsfach angibt, Daniel Hafner ist ein sehr engagierter Lehrer, dessen Herz für Französisch schlägt. BILDUNG THURGAU • 4 –2019
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