BILDUNG THURGAU Zeitschrift der Berufsorganisation der Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Thurgau 4-2019

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BILDUNG THURGAU Zeitschrift der Berufsorganisation der Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Thurgau 4-2019
Zeitschrift der Berufsorganisation der                                    4–2019
Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Thurgau

BILDUNG THURGAU

■   Wählt unsere Mitglieder!
    Mitglieder von Bildung Thurgau kandidieren für die Kantonsratswahlen

■   Klimaschutz
    Streiks rütteln Klimapolitik wach
BILDUNG THURGAU Zeitschrift der Berufsorganisation der Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Thurgau 4-2019
2WERBUNG
Ins-Bildung TG_60.5x185_September 2019

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                                               Muda Mathis, Sus Zwick, Hipp Mathis                                                 1. Mai bis 30. September
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                                                                                                                                   1. Oktober bis 30. April
                                                                                                                                   Montag bis Freitag 14 –17 Uhr
                                                                                                                                   Samstag, Sonntag und
                                                                                                                                   allgemeine Feiertage 11–17 Uhr

                                  Kunstmuseum Thurgau
                                       Kartause Ittingen

                                                                                                         Perfektionieren Sie
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BILDUNG THURGAU Zeitschrift der Berufsorganisation der Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Thurgau 4-2019
EDITORIAL3

Wir machen mit!
Der Klimawandel betrifft uns alle

(leg) Im September 2019 sind rund 50 Aktivisten aller Altersgruppen durch die               des Lebenszyklus eines Smartphones auf-
Frauenfelder Strassen gezogen. Sie haben lautstark auf die Folgen der Klimaver-             zugreifen. Als die Lehrpersonen die Her-
änderung aufmerksam gemacht und ihre Forderungen ausgerufen. In der aktu-                   stellung thematisierten, waren die Schüler
ellen Ausgabe von BILDUNG THURGAU äussern junge Menschen ihre Ansichten                     geschockt. Der 12-jährige Sven Hug sagt
zum Thema Klimaschutz und erzählen, wie sie sich engagieren. Auch die Thur-                 auf Seite 29 tief betroffen: «Es ist schlimm,
gauer Schulen gehen das Thema Klimaschutz auf unterschiedlichste Weise an.                  dass die Menschen für die Herstellung der
                                                                                            Smartphones in gefährlichen Minen arbei-
Parolen können sich bereits die Kleinsten     was die Sparmassnahmen beim Klima-            ten müssen und dabei fast gar nichts ver-
merken. Wobei sie nicht unbedingt origi-      schutz betrifft. Die eidgenössischen Wah-     dienen. Ich werde mein Handy auf jeden
nell sein müssen. Meist reicht ein Reim       len in diesem Jahr haben gezeigt, dass die    Fall so lange behalten, bis es kaputt ist.»
oder ein Spruch, der sitzt – ein «Wurm»,      Klimapolitik in der Schweiz wachgerüttelt
der im Ohr bleibt. Mein sechsjähriger         wurde. «Und dies auch dank der Klima-         Wir machen mit!
Sohn brachte kürzlich aus der Schule eine     streiks», sagt Robin Stacher, Geschäftsfüh-   Kinder und Jugendliche machen sich viele
Parole mit. Er übte sie auf dem Nachhause-    rer WWF Thurgau, auf Seite 26. Der Um-        Gedanken und oft spriessen die Ideen. Vier
weg. Anfangs hörte sich die Schülerparole     weltverband hat verschiedene Angebote         junge Menschen, die sich für den Klima-
so an: «Wir produzieren auf allen vieren,     und stellt Unterrichtsmaterialien zum The-    schutz einsetzen, äussern auf den Seiten 22
denn wir wissen, die Schule ist besch...»     ma Klimaschutz zur Verfügung. Bei Erleb-      und 23 ihre Gedanken. «Ich bin der An-
Ich habe ihn dann korrigiert und gesagt,      nisbesuchen lernen die Kinder mit viel An-    sicht, dass man viele Menschen inspirieren
es müsste statt «produzieren» sicherlich      schauungsmaterial – wie beispielsweise        kann, wenn man selber nachhaltig lebt»,
«protestieren» heissen. Ausserdem än-         einem künstlichen Eisbärschädel. Die Kli-     sagt der 19-jährige Jan Rolfsmeyer. Kli-
derte ich den Schluss seiner Parole in «Wir   maschutzorganisation myblueplanet hat         maaktivistin Noëlle Ruoss ist bei fast jeder
sind Coole, wir gehen in die Schule». Das     für Schulen ein vierjähriges Nachhaltig-      Klimademo dabei. Im September 2019 zo-
gefiel ihm gar nicht. Er kam dann bereits     keitsprogramm entwickelt. Zwei Thurgau-       gen 50 Menschen fürs Klima durch Frauen-
mit der nächsten Parole an, diese hatte er    er Schulen nehmen teil (Seiten 24 und 25).    feld. Sie riefen Parolen und hatten origi-
aus einem Buch: «Wenn man uns die Bil-                                                      nelle Plakate gestaltet – oder absichtlich
dung klaut», rief er, wobei er eigentlich     Herstellung schockiert                        nicht. Auf einem stand: «Dieses Plakat ist so
nicht genau wusste, was Bildung über-         Beim Schreiben der aktuellen Ausgabe          erbärmlich wie unsere Klimapolitik.» Auf
haupt ist. Und nach einer Erklärung stellte   habe ich mir viele Gedanken zu meinem         einem anderen stand: «Oma, was ist ein
er fest, dass man Piratenschätze klauen       Lebensstil gemacht und vor allem dazu,        Schneemann?». Dass Klimaschutz ohne In-
könne, aber doch keine Bildung. Nach-         wie ich nachhaltiger und klimaneutraler       dividualismus nicht funktioniert, sollte allen
dem ich ihm erklärt hatte, dass wir alle      leben kann. Nach dem Besuch der BNE-          klar sein. Jeder Einzelne muss etwas dafür
Steuern bezahlen und wir das Geld für un-     Woche (Bildung für Nachhaltige Entwick-       tun – sei es «nur» weniger Fleisch zu konsu-
terschiedliche Bereiche verwenden, ver-       lung) in der Sekundarschule Neukirch-         mieren. Also wir machen mit! BILDUNG
stand er nicht, weshalb wir bei den Schu-     Egnach stand für mich fest, dass ich nur      THURGAU wird künftig auf klimaneutralem
len und beim Umweltschutz am meisten          noch fair (zumindest halbwegs fair) pro-      Recyclingpapier gedruckt und der Versand
Geld einsparen wollen: «Das brauchen wir      duzierte Smartphones kaufen möchte.           erfolgt ökologischer. In dem Sinne: «Die
doch.» Dies soll sich ändern, zumindest       Ziel der BNE-Woche war es, die Aspekte        heutige Tugend ist unsere Klimajugend.»

INHALT

EDITORIAL                                     Muss ich mit 64 Jahren                        Gemeinsam gegen die Klimakrise      22
Wir machen mit!                         3    in Pension gehen?                      16    So geht Klimaschutz: Solarmodule
                                                                                            auf dem Turnhallendach montiert     24
VERBAND                                       BILDUNG                                       WWF-Erlebnisbesuche mit
Aktuelles aus der Geschäftsleitung      5    Umfangreiche Bildung im                       Eisbärschädel zum Anfassen          26
Mitglieder von Bildung Thurgau bei            kreativen Gestalten                    17    Wie denken Sie über Klimastreiks
den Kantonsratswahlen unterstützen      6    Mentoring für begabte Kinder           17    von Schülerinnen und Schülern?      27
Entwicklung der Volksschule            10    Portal zur Schweizer Sportgeschichte   19    Wie trägst du zum Klimaschutz bei?  28
Der Lehrplan Volksschule                      Multitalent Wald                       19    Dimensionen nachhaltiger Entwicklung
Thurgau ist zu umfangreich             12                                                  anhand von Smartphones verstehen  29
Blick hinter die Kulissen              13    THEMA
125 Jahre Verbandstätigkeit            14    Sie setzen sich in                            PUNKT
Ein Lehrer mit vielen Facetten         15    Frauenfeld fürs Klima ein              21    13 Fragen an Benny Götsch                 30

                                                                                                        BILDUNG THURGAU • 4 –2019
BILDUNG THURGAU Zeitschrift der Berufsorganisation der Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Thurgau 4-2019
MITGLIEDER GESCHÄFTSLEITUNG                                                         REDAKTION / GESCHÄFTSSTELLE

                                       Präsidentin und Pressestelle                                          Redaktionsleiterin, Gestalterin
                                       Anne Varenne (av)                                                     Leandra Gerster (leg)
                                       Zürcherstrasse 183                                                    Gaishäusern 8
                                       8510 Frauenfeld                                                       9315 Neukirch
                                       anne.varenne@bildungthurgau.ch                                        leandra.gerster@bildungthurgau.ch
                                       Telefon 079 545 85 11                                                 Telefon 071 536 49 06

                                        TKK-Präsidentin                                                      Mitarbeiterin Redaktion
                                        Tanja Kroha Altenburger                                              Claudia Koch (ck)
                                        Schlossgasse 15                                                      Telefon 079 655 06 39
                                        8570 Weinfelden
                                        tanja.kroha@bildungthurgau.ch
                                        Telefon 071 622 33 14

                                        TUK-Co-Präsidentin                                                   Sachbearbeiterin
                                        Nora Schüepp                                                         Franzisca Rupp
                                        Haldenweg 8a                                                         Zürcherstrasse 183
                                        8360 Eschlikon                                                       8510 Frauenfeld
                                        nora.schueepp@bildungthurgau.ch                                      franzisca.rupp@bildungthurgau.ch
                                        Telefon 078 915 30 04                                                Telefon 052 720 16 19

                                        TMK-Präsidentin                                                      Sachbearbeiterin
                                        Sabina Stöckli-Helg                                                  Carina Bregenzer
                                        Grabenhaldenstrasse 78A                                              Zürcherstrasse 183
                                        8583 Sulgen                                                          8510 Frauenfeld
                                        sabina.stoeckli@bildungthurgau.ch                                    carina.bregenzer@bildungthurgau.ch
                                        Telefon 071 642 39 56                                                Telefon 052 720 16 19

                                       Sek-I-TG-Präsident
                                       Lukas Dischler
                                       Lohacker 12
                                       8362 Balterswil
                                       lukas.dischler@bildungthurgau.ch
                                       Telefon 078 677 69 58

                                        TBK-Präsident                                  IMPRESSUM
                                        Christoph Bichsel
                                                                                       45. Jahrgang, Ausgabe 4–2019, Dezember 2019
                                        Flawilerstrasse 48
                                        9242 Oberuzwil
                                                                                       BILDUNG THURGAU – die                Abonnemente /Adressänderungen
                                        christoph.bichsel@bildungthurgau.ch            Zeitschrift der Berufsorganisation   Abonnement 40 Franken / Jahr
                                        Telefon 079 291 82 52                          der Lehrerinnen und Lehrer des       Bestellung bei:
                                                                                       Kantons Thurgau – erscheint          info@bildungthurgau.ch
                                       TKMS-Präsident                                  vierteljährlich im März, Juni,       oder mit Formular unter
                                       Andreas Schreier                                September und Dezember.              www.bildungthurgau.ch
                                       Reutgasse 15
                                                                                       Redaktionsschluss                    Inserate
                                       8406 Winterthur                                 Mitte des Vormonats vor              Hans-Ulrich Wartenweiler
                                       andreas.schreier@bildungthurgau.ch              Erscheinen                           Rainweg 8
                                       Telefon 052 202 50 19                                                                8570 Weinfelden
                                                                                       Internet / E-Mail                    Telefon 078 664 93 21
                                                                                       www.bildungthurgau.ch                hu.wartenweiler@gmx.ch
                                       TKHL-Präsidentin                                redaktion@bildungthurgau.ch
Fotos: FOTO PRISMA

                                       Irene Baur                                                                           Druck
                                       Leimackerstrasse 4                              Herausgeber                          Fairdruck AG
                                                                                       Bildung Thurgau –                    Kettstrasse 40, Postfach 129
                                       8355 Aadorf
                                                                                       Berufsorganisation der               8370 Sirnach
                                       irene.baur@bildungthurgau.ch                    Lehrerinnen und Lehrer               Telefon 071 969 55 22
                                       Telefon 052 722 19 86                           des Kantons Thurgau                  info@fairdruck.ch

                     TITELSEITE
                     In Frauenfeld sind rund 50 Klimaaktivisten lautstark durch die Strassen gezogen.

                                                                                                                                           Foto: Anne Varenne

                     BILDUNG THURGAU • 4 –2019
BILDUNG THURGAU Zeitschrift der Berufsorganisation der Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Thurgau 4-2019
VERBAND5

Aktuelles
aus der Geschäftsleitung
Vorstösse im Grossen Rat

Ein halbes Jahr vor den Regierungs- und Grossratswahlen am 15. März 2020 ha-            Noch deutlicher sind die Zahlen im Son-
ben verschiedene Kantonsrätinnen und Kantonsräte drei Interpellationen und              derschulbereich gemäss Geschäftsbe-
eine Leistungsmotion zu Bildungsfragen eingereicht. Bildung Thurgau unter-              richt 2017. Der Knabenanteil der im Thur-
stützt alle kandidierenden Mitglieder und bittet diese, sich zu melden.                 gau separativ beschulten Sonderschüler
                                                                                        beträgt 72 Prozent. Die Interpellanten
Grossratswahlen 15. März 2020               Den Bericht zur Delegiertenversamm-         fragen sich auch, ob die neuen Lern- und
Wie vor vier Jahren unterstützt Bildung     lung finden Sie auf der Seite 12.           Beurteilungsformen nicht noch zu einer
Thurgau alle Mitglieder, welche für den                                                 Verschärfung des Missverhältnisses bei-
Grossen Rat Thurgau kandidieren. Auf        Beitragsverordnung                          tragen. 56 weitere Mitglieder des Gros-
den Aufruf in den digitalen Informatio-     Im November 2019 gab die Geschäftslei-      sen Rates haben die Interpellation unter-
nen vom 7. November 2019 haben sich         tung eine Stellungnahme zu den ge-          zeichnet.
bisher 27 Mitglieder gemeldet. Bis am 6.    planten Änderungen in der Beitragsver-      Andrea Vonlanthen, Aline Indergand und
Januar 2020 haben die Parteien noch         ordnung ab. Gemäss dem Beitragsgesetz       Hermann Lei, alle SVP, haben am selben
Zeit, ihre Wahllisten einzureichen.         ist die Besoldungspauschale jährlich der    Tag eine Interpellation zur Feminisierung
Aufgrund dieser terminlichen Über-          Lohnentwicklung, der Entwicklung der        der Pädagogischen Hochschule und der
schneidung mit dem Redaktionsschluss        Besoldungsnebenkosten und allfälligen       Volksschule eingereicht. Sie ersuchen da-
von BILDUNG THURGAU sind vermutlich         Änderungen von Stundentafeln und An-        bei den Regierungsrat, sieben spannende
nicht alle kandidierenden Mitglieder auf    stellungsbedingungen der Lehrpersonen       Fragen zum Thema zu beantworten. 38
den Seiten 6 bis 10 aufgeführt.             anzupassen. Die übrigen Berechnungs-        Mitglieder des Grossen Rates haben diese
Weitere kandidierende Mitglieder sind       elemente der Pauschalen sind alle drei      Interpellation mitunterzeichnet.
gebeten, sich bis spätestens 10. Januar     Jahre zu überprüfen und unter Mitwir-       67 Mitunterzeichnende hat die Interpella-
2020 bei der Verbandspräsidentin Anne       kung der Schulgemeinden den verän-          tion «In die Lehre gehen oder in die Leere
Varenne per Mail an anne.varenne@bil-       derten Verhältnissen anzupassen. Dies ist   laufen lassen» von Reto Ammann und
dungthurgau.ch zu melden.                   nun per 1. Januar 2020 wieder fällig.       Christina Pagnoncini (beide Fraktion glp/
Mitte Februar 2020 erhalten alle Mitglie-   Die Geschäftsleitung befürwortet die ge-    BDP), Gina Rüetschi (Grüne) und René
der bezirksweise die Wahlempfehlungen       plante Erhöhung der anrechenbaren Be-       Walther (FDP) erhalten. Sie stören sich da-
von Bildung Thurgau per Post.               soldung der Schulleitungspersonen in        ran, dass Geflüchtete, welche eine langfris-
                                            der Lohnklasse 22 von 125 Prozent auf       tige Lehre machen wollen und sich dafür
Lehrplan Volksschule Thurgau                135 Prozent. Der Geschäftsleitung ist es    sprachlich auch qualifizieren, staatliche
Seit August 2018 sind die Lehrpersonen      wichtig, dass bei der Betriebspauschale     Regelungen vorfinden, welche den Kö-
und Schulen mit der vierjährigen Einfüh-    die Berechnungselemente zukünftig auf       nigsweg der Lehre unnötig erschweren
rung des neuen Lehrplans Volksschule        die veränderten Anforderungen bei den       lassen. Dazu stellen sie dem Regierungs-
Thurgau beschäftigt. Damit rechtzeitig      Raumprogrammen für Kindergärten und         rat fünf Fragen zur Beseitigung dieser
eventuelle Massnahmen beim Amt für          Schulen ausgerichtet werden. Wegen der      Hindernisse.
Volksschule und beim Departement für        gestiegenen Bedürfnisse an einen mo-
Erziehung und Kultur eingegeben wer-        dernen Unterricht sind die Flächen und      Leistungsmotion
den können, erachtet die Geschäftslei-      die Anzahl der Räume vielfach zu klein      Karin Bétrisey (Grüne), Barbara Dätwyler
tung Bildung Thurgau für ihre politische    und neue Auflagen in den Bereichen Ener-    (SP), Cornelia Zecchinel (FDP) und Ro-
Tätigkeit eine erste Zwischenbilanz als     gie, Brand- und Erdbebenschutz, Klima-      land A. Huber (BDP) haben am 20. No-
nötig. An der Delegiertenversammlung        schutz oder Barrierefreiheit führen dazu,   vember 2019 eine Leistungsmotion
vom 27. November 2019 diskutierten die      dass die heutigen Normkosten bei wei-       «Nulltoleranz bei Mobbing an Thurgauer
Delegierten daher die folgenden Fragen:     tem nicht mehr zu erreichen sind.           Schulen» eingereicht. 43 weitere Mitglie-
n Welches sind die erfreulichen Themen                                                  der des Grossen Rates unterstützen ihre
oder Bereiche?                              Interpellationen im Grossen Rat             fünf Fragen. Mit der Leistungsmotion soll
n Welche Themen oder Bereiche sind her-     Die SVP-Kantonsräte Daniel Vetterli, Urs    der Regierungsrat beauftragt werden, im
ausfordernd?                                Schrepfer und Andreas Wirth haben am        Rahmen des Globalbudgets des Amtes
n Bei welchen Themen oder Bereichen         30. September 2019 eine Interpellation      für Volksschule Massnahmen zu ergreifen
zeigen sich aktuell ernsthafte und noch     eingereicht mit dem Titel: «Knaben an       mit dem Ziel, ein Nulltoleranz-System bei
ungelöste Probleme?                         der Volksschule Thurgau im Abseits?». Sie   Mobbing an Thurgauer Schulen zu eta-
n Erhalten Lehrpersonen bei der Einfüh-     beziehen sich dabei auf Erhebungen aus      blieren.
rung genügend Unterstützung?                dem Jahre 2015 bezüglich der Verteilung
n Gibt es Rückmeldungen betreffend Wei-     der Typen und Geschlechter auf der Se-
                                                                                        Anne Varenne
terbildungen rund um die Einführung         kundarstufe I. Deutlich mehr Mädchen        Präsidentin Bildung Thurgau
des Lehrplans?                              als Knaben besuchten damals den Typ E.

                                                                                                   BILDUNG THURGAU • 4 –2019
BILDUNG THURGAU Zeitschrift der Berufsorganisation der Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Thurgau 4-2019
6VERBAND

             Mitglieder von Bildung Thurgau bei
             den Kantonsratswahlen unterstützen
             Umfrage: Was ist Ihnen in den kommenden Jahren im Bildungsbereich besonders wichtig?

              Bezirk Arbon                                                                              Frauenfeld

                                      Zürcher                                      Bösch                                        Bodenmann
                                      Katharina                                    Markus                                       Maja
                                      Romanshorn                                   Romanshorn                                   Diessenhofen
                                      CVP                                          GP                                           CVP
                                      bisher                                                                                    bisher
Fotos: zVg

             Schülerinnen und Schüler wollen geför-       Kinder brauchen eine Zukunft und damit       Eine grosse Herausforderung, aber auch
             dert, aber nicht überfordert werden.         eine Begleitung und Freiräume, im Den-       Chance, scheint mir die Digitalisierung zu
             Dazu gehört eine optimale Vorbereitung       ken und im Tun. Da bietet der neue Lehr-     sein. Dass die «breite Mitte» der Schüle-
             auf die Berufswahl oder auf weiterführen-    plan mit dem fächerübergreifenden Be-        rinnen und Schüler eine gut fundierte Bil-
             de Schulen. Damit dies gelingt, braucht      reich Bildung für Nachhaltige Entwick-       dung erhält und die «MINT»-Fähigkeiten
             es die stufenübergreifende Zusammenar-       lung (BNE) wesentliche Inputs und Mög-       und -Fertigkeiten vermehrt gefördert
             beit, an der ich mich seit vielen Jahren     lichkeiten für konkrete Lebensbezüge.        werden, ist mir wichtig. Auch ist es mir
             beteilige.                                   Gleichzeitig ist Bildung mitverantwort-      ein Anliegen, dass die Rahmenbedin-
             Im Kantonsrat können wir Lehrpersonen        lich dafür, dass die Kinder und Jugend-      gungen verbessert werden, damit der
             uns für gute Rahmenbedingungen und           lichen in eine lebenswerte Zukunft hin-      Lehrerberuf wieder attraktiver wird. Aus
             möglichst viel Gestaltungsfreiheit einset-   einwachsen können – und selber daran         diesen und weiteren Gründen würde ich
             zen. Das ist enorm wichtig, denn nur zu-     mitarbeiten können.                          mich gerne weiterhin dafür einsetzen,
             friedene Lehrpersonen können ihre Schü-                                                   dass die Bildung als zentrale Ressource
             lerinnen und Schüler motivieren.                                                          gestärkt wird.

              Bezirk Frauenfeld

                                      Huber                                        Guggisberg                                   Varenne
                                      Roland A.                                    Matthias                                     Anne
                                      Frauenfeld                                   Frauenfeld                                   Uesslingen
                                      BDP                                          EDU                                          CVP
                                      bisher

             In der zweiten Legislatur als Kantonsrat     Wir dürfen stolz sein auf unser Bildungs-    Als Präsidentin von Bildung Thurgau en-
             konnte ich mich in viele Politthemen         system und müssen den internationalen        gagiere ich mich mit Herzblut für eine
             noch vertiefter einbringen. Insbesondere     Vergleich nicht scheuen. Um weiterhin an     sehr gute Thurgauer Schule und für ihre
             als Mitglied der Geschäftsprüfungskom-       der Weltspitze bleiben zu können, müssen     Lehrerinnen und Lehrer. Um unsere hete-
             mission und als Präsident der für das DEK    wir unser Bildungssystem evolutiv entwi-     rogene Schülerschaft zu fördern, ist die
             und die PHTG zuständigen Subkommissi-        ckeln und der blinden Übernahme von Re-      Lehrerschaft auf unterstützende Rahmen-
             onen habe ich mich für die Anliegen der      formen, bloss um progressiv zu wirken,       bedingungen angewiesen. Ich setze mich
             Lehrerschaft engagiert. Als Mann der po-     entgegenwirken. Leider ist die Volksschule   aktiv für ein leistungsstarkes, duales Bil-
             litischen Mitte würde ich gerne weiterhin    zu sprachenlastig geworden. Lasst uns, un-   dungssystem, für die Vereinbarkeit von
             in meinen Themenschwerpunkten Finan-         seren Knaben zuliebe, die Balance wieder-    Familie und Beruf sowie für einen wirk-
             zen, Soziales, Gesundheit, Familie, Bil-     finden. Letztendlich stehen doch die Schü-   samen Umweltschutz als unsere Lebens-
             dung und Kultur sowie Bau und Umwelt         lerinnen und Schüler im Mittelpunkt und      grundlage ein. Diese Schwerpunkte lebe
             Akzente setzen.                              nicht die Begehrlichkeiten der Wirtschaft.   ich und sensibilisiere mein Umfeld dafür.

             BILDUNG THURGAU • 4 –2019
BILDUNG THURGAU Zeitschrift der Berufsorganisation der Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Thurgau 4-2019
VERBAND7

 Frauenfeld                                  Bezirk Münchwilen

                        Wüst                                         Brülisauer                                    Dischler
                        Doris                                        Ulvica (Rica)                                 Lukas
                        Matzingen                                    Münchwilen                                    Balterswil
                        SP                                           EVP                                           GLP

Ich möchte mich im Grossen Rat einbrin-     Seit über 20 Jahren arbeite ich als Kinder-   Als Präsident der Thurgauer Sekundar-
gen, weil ...                               gärtnerin und bin Mutter von vier Kin-        schullehrpersonen habe ich bereits be-
n mir die Bildung am Herzen liegt.          dern. Nebst qualitativ hochstehendem          wiesen, dass bei mir Einsatz für Bildung
n Weitblick und vernetztes Denken zum       Unterricht sind mir soziale Werte ein         und Jugend mehr als leere Worte sind.
Erfolg führen.                              grosses Anliegen. Mit der Integration des     Gerne würde ich dieses Engagement nun
n gute Rahmenbedingungen die Voraus-        Kindergartens im Zyklus 1 ist es höchste      auch in den Grossen Rat tragen. Natür-
setzung für erfolgreiches Lernen sind.      Zeit, die Besoldung für Kindergärtne-         lich liegt mir unsere Erde am Herzen, wel-
n Lösungsorientierung und Visionen die      rinnen anzuheben. In den Klassen              che noch für viele Generationen lebens-
Anliegen der Lehrpersonen weiterbrin-       braucht es mehr Assistenzpersonal oder        wert bleiben soll. Als lösungsorientierter,
gen.                                        kleinere Klassengrössen, um den indivi-       positiver Mensch finde ich auch für alle
                                            duellen Bedürfnissen der Kinder gerecht       anderen Themen gute Resultate.
                                            zu werden und damit der Lehrerberuf at-
                                            traktiv bleibt.

 Bezirk Münchwilen                                                                         Weinfelden

                        Kreier                                       Wettstein                                     Eugster
                        Matthias                                     Bernhard                                      Franz
                        Oberwangen                                   Wängi                                         Bischofszell
                        GP                                           GP                                            CVP
                                                                                                                   bisher

Als langjähriger Delegierter der Thurgau-   Bei meinem politischen Engagement             Es ist mir wichtig, dass unsere Lernenden
er Mittelstufenkonferenz (TMK) bei Bil-     setze ich mich ein für die Förderung des      optimal auf ihre Berufswahl vorbereitet
dung Thurgau setze ich mich für die At-     bewährten dualen Bildungssystems so-          werden. Dafür braucht es vernünftige Ar-
traktivitätssteigerung des Lehrerberufs     wie für die Stärkung naturwissenschaft-       beitsbedingungen für die Lehrpersonen,
ein, besonders auch für Männer. Die Rah-    licher Themen als Grundlage für umwelt-       damit sie die Lernenden in der Berufs-
menbedingungen für Lehrpersonen müs-        bewusstes Handeln.                            wahl zielorientiert unterstützen können.
sen so ausgestaltet werden, dass das Un-                                                  Wichtig ist mir auch ein verstärkter Kon-
terrichten im Vollpensum möglich ist und                                                  takt mit der Wirtschaft, damit die gegen-
das Kerngeschäft von zusätzlichen Anfor-                                                  seitigen Bedürfnisse abgestimmt werden.
derungen und Erwartungen entlastet                                                        Ich bin für flexiblere Lösungen für Ler-
wird. Wir brauchen mit den kommenden                                                      nende mit Motivationsproblemen im 9.
Herausforderungen die nötigen, gut aus-                                                   Schuljahr. Im Kantonsrat setze ich mich
gebildeten Fachkräfte im Bildungsbereich.                                                 voll und ganz für diese Themen ein.

                                                                                                     BILDUNG THURGAU • 4 –2019
8VERBAND

              Bezirk Weinfelden

                                      Bornhauser                                   Brülisauer                                   Curau
                                      Dominique                                    Alois                                        Samuel
                                      Weinfelden                                   Berg                                         Weinfelden
                                      FDP                                          CVP                                          CVP
Fotos: zVg

             Unsere Volksschule sowie unser duales        Das duale Berufsbildungssystem mit den       Die Bildung ist unser wichtigster Roh-
             Bildungssystem sind ein Erfolgsmodell.       Lehrmeistern und den Berufsfachschulen       stoff. Neue Reformen müssen breit abge-
             Die zunehmende Heterogenität der Ler-        geniesst international höchste Beach-        stützt sein und die Auswirkungen auf alle
             nenden und Auszubildenden sowie Ver-         tung. Dieses System muss heute und in        Stufen klar kommuniziert werden. Die
             änderungen in der Gesellschaft schaffen      Zukunft lebendig und anpassungsfähig         Übergänge einer schulischen Laufbahn
             für uns Lehrpersonen neue Herausforde-       bleiben, um mit wirtschaftlichen und ge-     sollen besser koordiniert und die Berufs-
             rungen. Diese erschweren es zuneh-           sellschaftlichen Entwicklungen Schritt zu    bildung noch mehr in den Fokus gerückt
             mend, die hohe Bildungsqualität beizu-       halten. Das Lehrerhandwerk muss in der       werden. Ich möchte im Grossen Rat an
             behalten. Es müssen Systeme geschaffen       Ausbildung der Lehrpersonen und im           der Schule von morgen mitarbeiten.
             werden, in denen wir uns auf die an-         Schulzimmer im Mittelpunkt stehen. Als
             spruchsvollen pädagogischen Aufgaben         gelernter Handwerker und langjähriger
             konzentrieren können und sich der admi-      Berufsfachschullehrer weiss ich, wie wert-
             nistrative Aufwand verringert.               voll eine gute Grundbildung ist. Dafür
                                                          setze ich mich ein.

                                      Eichmann                                     Frischknecht                                 Gemperle
                                      Katja                                        Emil                                         Julia
                                      Weinfelden                                   Halden                                       Mettlen
                                      GP                                           SP                                           JCVP

             Es ist mir wichtig, dass Lehrpersonen pra-   Der Kanton Thurgau verwehrt einer Be-        Ich mache mich stark für eine zukunfts-
             xis- und lebensnah ausgebildet werden.       rufsschullehrperson die Wahl in den          gerichtete und nachhaltige Bildung. Um
             So können sie für Lerninhalte begeistern     Grossen Rat. Durch meine Frühpensionie-      einen qualitativ hohen Bildungsstandard
             und in attraktivem Unterricht Wissen ver-    rung ist dies für mich nun möglich. Seit     gewährleisten zu können, ist es unab-
             mitteln.                                     1994 engagiere ich mich auf verschie-        dingbar, dass weiterhin in die Bildung un-
             Weiter setze ich mich für Rahmenbedin-       denen Ebenen für eine gute Bildung. Das      serer Kinder und Jugendlichen investiert
             gungen ein, die es uns auf allen Stufen      duale Bildungssystem liegt mir besonders     wird. Die Lehrpersonen sollen durch opti-
             ermöglichen, Kindern und Jugendlichen        am Herzen. Ich stehe für eine Bildungs-      male Rahmenbedingungen unterstützt
             soziale Grundwerte sowie überfachliche       politik mit gleichen Chancen für alle ein.   werden. Für die Zukunft ist es zentral,
             Kompetenzen zu vermitteln. So werden         Jede Person im Thurgau muss die Mög-         dass den Lehr- und weiteren Fachper-
             sie als junge Erwachsene einen selbstbe-     lichkeit haben, eine berufliche Grundaus-    sonen wieder mehr Wertschätzung und
             stimmten und eigenständigen Weg ein-         bildung erfolgreich abzuschliessen, und      Vertrauen bezüglich ihrer Arbeit entge-
             schlagen und ihren Platz in der Gesell-      sie hat ein Anrecht auf eine bezahlbare      gengebracht wird.
             schaft finden.                               Weiterbildung.

             BILDUNG THURGAU • 4 –2019
VERBAND9

 Bezirk Weinfelden

                         Hauser                                       Küng                                          Merz-Helg
                         Cornelia                                     Patrick                                       Petra
                         Weinfelden                                   Berg                                          Weinfelden
                         GP                                           SVP                                           CVP

Seit dreissig Jahren bewege ich mich in       Als gelernter Chemielaborant durfte ich     Die Schweiz braucht eine starke Volks-
der Bildungslandschaft Schweiz, sowohl        die Vorteile unseres dualen Bildungssys-    schule – die Volksschule braucht eine
als Lehrende als auch als Lernende. Das       tems kennen und schätzen lernen. Aus        starke Vertretung in der Politik! Wir leben
Spannungsfeld Integration – Separation        diesem Grund liegt mir dieses einmalige     in einem wunderbaren Land mit überaus
liegt mir durch meine Tätigkeit im Son-       Bildungsangebot am Herzen. Als Schule       hoher Lebensqualität, doch sind wir mit
derschulbereich besonders am Herzen.          müssen wir mit der Zeit gehen, uns der      einer Reihe von Herausforderungen kon-
Adäquate Förderung gelingt, wenn die          realen Welt anpassen. Reine Wissensver-     frontiert. Die Schule trägt entscheidend
Beteiligten nicht in eine Überforderung       mittlung war gestern – heute steht die      dazu bei, dass Bürgerinnen und Bürger
geraten. Der Mensch muss im Mittel-           Anwendung des Wissens im Fokus. Der         diese Herausforderungen erkennen, dis-
punkt stehen – vom Allerkleinsten bis         Lehrplan Volksschule Thurgau ist da der     kutieren und schliesslich bewältigen kön-
zum grossen Erwachsenen. Ich setze            richtige Weg. Bildung ist für mich nicht    nen. Ich will mich in der Politik dafür ein-
mich dafür ein, dass Bildung in einem ge-     einseitig Wissen vermitteln, es braucht     setzen, dass unsere Volksschule auch wei-
sunden, ressourcenschonenden Rahmen           auch das Gegenüber, nach dem Leit-          terhin ihre hohe Qualität behalten kann.
stattfinden kann.                             spruch «fördern und fordern».

                         Moopanar                                     Schumacher                                    Wassmann
                         Sibylle                                      Elisabeth                                     Dana
                         Wilen                                        Weinfelden                                    Weinfelden
                         FDP                                          FDP                                           SP

Die Institution Schule ist mir als Primar-    Die Digitalisierung wird Änderungen für     65 Prozent der Kinder werden zukünftig
lehrperson vertraut. Als Kauffrau kenne       alle bringen. Der Kanton Thurgau hat die    in einem noch unbekannten Arbeitsfeld
ich das duale Bildungssystem und die An-      Chance, zum Vorbild für die Schweiz zu      tätig sein. Dies fordert Mut zur Verände-
forderungen der Wirtschaft. Unsere Ju-        werden. Dazu braucht es im Kantonsrat       rung im Unterricht: Leistungsarbeit hin
gend soll für die Berufswelt optimal gerüs-   reife Menschen mit Breite und Tiefe in      zu problemlösender Arbeit; Auftrag aus-
tet sein. Deshalb engagiere ich mich für      der Urteilsfähigkeit. Menschliche Werte     führen hin zu Grundtechniken erlernen,
ein qualitativ hochstehendes, innovatives     verbinden sich mit den Vorteilen des        daraus eigene Ideen entwickeln; Prü-
Bildungssystem und einen engen Aus-           technischen Fortschritts. Ganzheitliche     fungen, Lernen hin zu Präsentationen;
tausch mit der Wirtschaft. Ich setze mich     Lösungen sind gefragt. Aus der Mitte ver-   Zeitleisten, Vorträge, Lektionen hin zu
für genügend Ressourcen und verbes-           binde ich konstruktiv, ökologisch und       Projekten; Lehrpersonen hin zu Lernbe-
serte Rahmenbedingungen ein, damit            achtsam.                                    gleitung und so weiter. Glücklicherweise
die Lehrerschaft weiterhin für die kom-                                                   sind die Veränderungen im Sinne der Kin-
plexer werdenden Arbeitsbedingungen                                                       der und ich engagiere mich mit Freude
gerüstet ist.                                                                             dafür.

                                                                                                     BILDUNG THURGAU • 4 –2019
10VERBAND

              Bezirk Kreuzlingen

                                      Ricklin                                      Schorro                                       Stadler
                                      Judith                                       Jürg                                          Sandra
                                      Kreuzlingen                                  Landschlacht                                  Güttingen
                                      SVP                                          EVP                                           CVP
                                      bisher
Fotos: zVg

             Der Lehrberuf muss wieder attraktiver        Schülerinnen und Schüler mit ganz ver-       Ich mache mich stark für ein leistungsfä-
             werden. Die Rahmenbedingungen sind           schiedenen Voraussetzungen durchlau-         higes und duales Bildungssystem. Eine
             so zu verändern, dass man auch in einem      fen unsere Schulen: Von bildungsfern bis     solide Schul- und Berufsbildung mit Wei-
             100-Prozent-Pensum über Jahre gesund         stark gefördert, lernen Kinder gemein-       terbildungsmöglichkeiten ist für mich
             und motiviert unterrichten kann. Ich         sam in der gleichen Klasse. Das geschieht    fundamental. Dies ist eine der unabding-
             setze mich deswegen für folgende unter-      erfolgreich, wenn Individualisierung und     baren Voraussetzungen gegen Arbeitslo-
             stützende Faktoren ein: 1. Einführung ei-    Kooperation ermöglicht werden. Rah-          sigkeit und für finanzielle Unabhängig-
             ner zweiten Klassenlehrerlektion. 2. Re-     menbedingungen wie Klassengrössen            keit. Kompetenzorientiertes Lernen hat
             duzierung des administrativen Auf-           und grosszügige Assistenzmöglichkeiten       für mich eine grosse Bedeutung. Ich bin
             wandes, der verordneten Teamarbeit und       sind dazu notwendig. Das muss durch          für die integrative Förderung, bin aber
             der schulinternen Weiterbildungen. 3. Si-    den Kanton finanziert und gefördert wer-     auch klar der Überzeugung, dass es nicht
             cherung von Zeit und Ressourcen für das      den und darf nicht einem kurzfristigen       für alle Kinder und Jugendlichen möglich
             Kerngeschäft «Unterrichten». 4. Stärkung     Spardenken zum Opfer fallen.                 ist, eine Regelschule zu besuchen.
             des Images der Lehrpersonen.

             Entwicklung der Volksschule
             Begrüssungsworte von Anne Varenne

             Seit 30 Delegiertenversammlungen begrüsst Verbandspräsidentin Anne Varenne                und die soziale Ungleichheit nimmt in
             die Delegierten und Gäste immer mit einem präsidialen Grusswort. Ihre Gruss-              vielen Ländern – auch in der Schweiz –
             botschaft vom 27. November 2019 erhielt so viele positive Rückmeldungen, dass             stetig zu. Einen besonderen Entwick-
             wir diese nachfolgend für alle Lesenden veröffentlichen. Der Text basiert auf ei-         lungsschritt spielt die Digitalisierung. Der
             ner aktuellen Anfrage der Mitgliederzeitschrift «Zytpunkt» des Verbandes der              digitale Fortschritt hat unser Privat- und
             Thurgauer Schulgemeinden zu seiner Serie «Volksschulbildung heute».                       Arbeitsleben in den letzten Jahren massiv
                                                                                                       verändert. Fast alle Menschen sind täg-
             Bildung ist nicht nur Wissen, sondern viel   rinnen und Schüler für die Bewältigung       lich mehrere Stunden mit digitalen Tätig-
             mehr. Bildung in der heutigen Zeit muss      ihrer Zukunft. Gerne fülle ich nachfol-      keiten ausgefüllt, entlastet oder belastet.
             meines Erachtens vor allem Menschenbil-      gend diese Schlagwörter mittels dreier       In den Zügen erfahren wir allerhand, was
             dung sein. Um die Herausforderungen          Aussagen mit Inhalten.                       wir als Mitreisende gar nicht hören möch-
             unserer unmittelbaren und mittelfristigen                                                 ten, und Blicke in Restaurants zeigen
             Zukunft zu meistern, benötigen wir Per-      Aussage 1 – Digitalisierung ist              Paare, welche sich vor einem gefüllten
             sönlichkeiten, Solidarität sowie die Bil-    nur dann ein Fortschritt, wenn               Teller mit ihren Natels beschäftigen.
             dung von Lebenskompetenzen wie Frus-         wir Persönlichkeiten bilden.                 Das Suchtpotenzial ist hoch. Kinder und
             trationstoleranz, Kommunikation, Pro-        Die heutige Gesellschaft ist rasanter,       Jugendliche sind besonders gefährdet.
             blemlösefähigkeit, Autonomie und Klima-      kompetitiver und vielschichtiger gewor-      Der Prozentsatz, welcher den Umgang
             schutz. Diese wichtigen Kompetenzen          den. Die Kosten und der Aufwand, um im       mit den sozialen Medien nicht mehr im
             stärken und befähigen unsere Schüle-         Leben erfolgreich zu sein, sind gestiegen,   Griff hat, steigt stetig. Dies bringt die

             BILDUNG THURGAU • 4 –2019
VERBAND11

                                                                      Sie treten mutig für neue Lösungen ein,        petenzen, Kommunikation, Kreativität,
                                                                      welche vielen Mitmenschen und ihrer            Empathie, Beweglichkeit. Menschenbil-
                                                                      Umwelt einen Mehrwert bringen. Per-            dung braucht Interesse, Autonomie,
                                                                      sönlichkeiten sind nicht nur ausgebildet,      Raum, Zeit und Empathie. Wer sich zuge-
                                                                      sondern gebildet! In diesem Sinne «gebil-      hörig zu einer Gemeinschaft fühlt und als
                                                                      dete Menschen» können besser mit Ge-           Mensch in seinen vielfältigen Facetten an-
                                                                      fahren umgehen, tragen sich und ihrer          erkannt und wertgeschätzt wird, ist auch
                                                                      Gesundheit mehr Sorge und haben ein            ohne Noten zu hohen Leistungen fähig.
Foto: Leandra Gerster

                                                                      erhöhtes Interesse, sich mit wesentlichen
                                                                      Fragen einer Gesellschaft oder mit ihrer       Aussage 3 – Elternbildung ist ein
                                                                      eigenen Zukunft auseinanderzusetzen.           Schlüssel zur neuen Schule.
                                                                                                                     Eine «menschenbildende» Schule benö-
                                                                      Aussage 2 – Menschenbildung                    tigt nicht nur kleinere Klassengrössen
                                                                      benötigt keine Noten, sondern                  oder zwei Vollzeit angestellte Lehrper-
                        Verbandspräsidentin Anne Varenne              Wertschätzung und Interesse am                 sonen pro Klasse, sondern auch ein «Mit-
                                                                      Gegenüber sowie seiner Umwelt.                 einander-am-gleichen-Strick-ziehen» mit
                        Schule in ein Dilemma, weil sie ja auf das    Was heisst dies konkret für die Volksschu-     den Eltern. Ihre Kompetenzen und Le-
                        «Leben vorbereiten» muss, dieses aber         le? Wer Menschen ernst nimmt, interes-         benserfahrungen sind in den vielfältigen
                        mindestens zweiteilig ist. Das Arbeitsle-     siert sich für ihre Gedanken und Ideen,        Projekteinheiten wichtig. Zusammen le-
                        ben ist in fast allen Berufen ohne digitale   unterstützt diese, bietet aber auch einen      ben Lehrpersonen und Eltern gemein-
                        Kompetenzen nicht mehr zu meistern,           eigenen Raum, in dem Menschen Erfah-           same Aktivitäten, welche der Schule, den
                        gleichzeitig müssen Kinder und Jugendli-      rungen sammeln können und sich selber          Kindern, der Umwelt oder der Gesell-
                        che aber in ihrer Freizeit vor dem hohen      betätigen dürfen. Leistungsdruck, Angst        schaft einen tatkräftigen Mehrwert ge-
                        Suchtpotenzial der sozialen Medien ge-        und Drohungen sind keine Wertschät-            ben. Bei echter und gelebter Menschen-
                        schützt werden. Denn je mehr Menschen         zung. Spielerischer Wettbewerb, selbst-        bildung verlieren Eltern die Angst, ihr
                        aufgrund der Digitalisierung süchtig oder     ständiges Denken und Arbeiten, kreatives       Kind könne mit anderen nicht mithalten
                        arbeitslos werden und kein Interesse          Problemlösen, solidarische Begegnungen,        und reüssiere nicht. Mit regelmässiger
                        mehr an ihrem sozialen oder beruflichen       die eigenen Interessen leben und entwi-        Einbindung erfahren Eltern, dass auch ihr
                        Leben haben, umso weniger gute Ar-            ckeln dürfen, sich gemeinschaftlich und        Kind Stärken hat, weil es diese in den In-
                        beitskräfte stehen mittelfristig der Wirt-    generationenübergreifend         begegnen,     teressengruppen leben und fördern darf.
                        schaft zur Verfügung. Szenarien gehen         ausdauernd an einer Tätigkeit bleiben          Die Erwachsenen entwickeln gemeinsam
                        davon aus, dass ein grosser Teil der Men-     dürfen und können, sich um andere küm-         echte, verantwortungsvolle, gemein-
                        schen zukünftig keine Festanstellung          mern, sich bewegen und sich durch das          schaftliche und altersgerechte Tätig-
                        mehr hat, sondern sie als Selbstständige      eigene Tun als selbstwirksam zu erleben,       keiten, die mithelfen, dass sich Kinder als
                        arbeiten werden. Kinder und Jugendliche       sind wichtige Schritte bei der Menschen-       selbstwirksam erleben. Weil Kinder dazu
                        müssen also lernen, auch mit temporärer       bildung. In jeder Schule müsste es also        so lange Zeit erhalten, bis sie die Aufgabe
                        Arbeitslosigkeit psychisch gut umgehen        mindestens wöchentlich einen Interessen-       gemeinsam gemeistert haben, sie ihre
                        zu können. Wie kann die Schule diesen         tag geben. Unsere Gesellschaft benötigt        Bedürfnisse aufschieben und mit Misser-
                        Spagat leisten? Indem sie weniger «schu-      Persönlichkeiten, um zukünftig wirt-           folgen umgehen müssen, wird auch ihre
                        lisches» Wissen vermittelt, sondern Kin-      schaftliche, soziale, politische und gesell-   Frustrationstoleranz höher. Verschiedene
                        der und Jugendliche zu Persönlichkeiten       schaftliche Herausforderungen lösen zu         Studien zeigen, dass Kinder, die warten
                        bildet. Der Begriff Persönlichkeit – abge-    können. Dazu müssen die Schule und die         können, im Alter von 20 Jahren erfolg-
                        leitet von Person – hat die Individualität    Eltern alles unternehmen, um das Lernen        reicher, entschlossener und konfliktfä-
                        jedes einzelnen Menschen zum Gegen-           der Schülerinnen und Schüler aus eige-         higer sind. Gemeinsam mit den Eltern
                        stand und bezeichnet gemäss Wikipedia         nem Antrieb zu fördern, also die intrin-       muss die Schule die Kinder nicht das Ta-
                        meist einen lebenserfahrenen, reifen          sische Motivation zu erhalten, welche je-      blet erfahren lassen, sondern das Leben
                        Menschen mit ausgeprägten Charakter-          des Kind bei der Geburt mitbringt. Noten       mit all seiner Beweglichkeit und Span-
                        eigenschaften. Gemäss meiner Definition       bewirken häufig das Gegenteil, indem sie       nung, seinen Herausforderungen und
                        kennen Persönlichkeiten ihre Stärken und      das Lernen aufgrund einer Belohnung för-       Antworten sowie seiner Wärme und Ge-
                        Schwächen. Diese Menschen vertreten           dern, das sogenannte extrinsische Lernen.      borgenheit in einer intakten Umwelt.
                        breit überlegte, abgewogene Haltungen         Wenn die Schule ihren Auftrag erfüllen
                        und setzen sich für Schwächere ein. Sie       will, muss sie jene Fähigkeiten vermitteln,
                                                                                                                     Anne Varenne
                        sind fähig, Dinge zueinander in Verbin-       welche in den kommenden Jahren noch            Präsidentin Bildung Thurgau
                        dung zu setzen und damit zu arbeiten.         wichtiger werden, wie Problemlösekom-

                                                                                                                                BILDUNG THURGAU • 4 –2019
12VERBAND

Der Lehrplan Volksschule
Thurgau ist zu umfangreich
31. Delegiertenversammlung von Bildung Thurgau

(leg) An der Delegiertenversammlung von Bildung Thurgau vom 27. November
2019 in Weinfelden diskutierten die Delegierten die Einführung des neuen Lehr-
plans Volksschule Thurgau. Als herausfordernd beurteilten sie die Fülle an The-
men, aber auch die teils mangelnde Unterstützung in den musischen und gestal-

                                                                                                                                           Foto: Sabina Stöckli
terischen Fächern. Die überfachlichen Kompetenzen und das ganzheitliche Ler-
nen erachtet die Mehrheit als positiv.

Mit eindrücklichen Aussagen begrüsste          sagte: «Ausserdem vermissen wir im neu-
Verbandspräsidentin Anne Varenne die           en Lehrplan die versprochenen 20 Pro-
Delegierten der 31. Delegiertenversamm-        zent Zeitgefässe, die wir selber gestalten    LCH-Zentralpräsidentin Dagmar Rösler
lung von Bildung Thurgau. Die Schule           dürfen.» Die zweite Gruppe der TMK
muss in Zukunft weniger schulisches Wis-       fand, dass es an Unterstützung in den         dem Chat. Die Regierungsrätin schrieb,
sen vermitteln, sondern Kinder und Ju-         musischen und gestalterischen Fächern         Beat Brüllmann solle unbedingt darauf
gendliche zu Persönlichkeiten ausbilden.       mangele. Die überfachlichen Kompe-            hinweisen, dass sie die besuchten Teilkon-
Die Präsidentin warnte: Das Suchtpoten-        tenzen wurden auch auf dieser Stufe als       ferenzen sehr interessant gefunden habe.
zial im Bereich der Digitalisierung ist        positiv beurteilt.                            Monika Knill weiter: Es gibt nicht viel
hoch. Dies bringe die Schule in ein Dilem-                                                   Neues aus dem DEK. Aber du kannst ja
ma, habe sie doch die Aufgabe, auf das         «Wir gingen vergessen»                        einige Refresher-Mitteilungen machen.
Leben vorzubereiten, und dazu gehören          Die Konferenz der Thurgauer Sekundar-         Beat Brüllmann: Dann meinen sie wo-
die digitalen Kompetenzen. Das vollstän-       schullehrpersonen (SEK I TG) beurteilte       möglich, ich denke, sie hätten an den Teil-
dige Grusswort von Anne Varenne finden Sie     die gestaffelte Einführung als sehr erfreu-   konferenzen nicht richtig zugehört.
auf den Seiten 10 und 11.                      lich. Die Stundentafel sei jedoch noch
                                               problematisch. Die Delegierten der Thur-      Berufseinsteiger begleiten
Kritik am Lehrplan                             gauer Konferenz Heilpädagogischer Lehr-       Anne Varenne interviewte die neue LCH-
«Die Beurteilungsthematik war nicht fer-       personen (TKHL) kritisierte die fehlende      Zentralpräsidentin Dagmar Rösler, die
tig durchdacht», fasste die Delegierte Jani-   Einführung und Unterstützung für Son-         seit 199 Tagen im Amt ist. Rösler war vor-
na Baumgartner die Meinung der anwe-           derschullehrpersonen. «Die Sonderschul-       her 18 Jahre beim Lehrerverband Kanton
senden Delegierten der Thurgauer Kin-          lehrpersonen gingen vergessen», so Ma-        Solothurn engagiert, davon acht Jahre als
dergartenkonferenz (TKK) zusammen.             risa Brunetti (TKHL). Als positiv erachten    Präsidentin. Ein wichtiges Vorhaben ist
Die 87 anwesenden Delegierten beurteil-        es die Delegierten der TKHL, dass neu die     laut Rösler die Gründung eines Schweizer
ten in Stufengruppen die Einführung des        Grundansprüche erst bis Ende des Zyklus       Lehrerverbandes gemeinsam mit der Ro-
neuen Lehrplans Volksschule Thurgau und        erreicht werden müssen. «Dies schafft         mandie und dem Tessin. Bezüglich nicht
trugen ihre wichtigsten drei Aussagen den      Gelassenheit. Aber das Denken in Zyklen       gern gesehener Teilzeitangestellten ver-
Anwesenden vor. «Ausserdem sind die            ist herausfordernd.» Da die beiden Teil-      tritt Dagmar Rösler eine klare Meinung:
Weiterbildungen zum neuen Lehrplan an          konferenzen der Sekundarstufe II nicht        «Ich verstehe, dass Kleinstpensen für
der PHTG zu allgemein und haben zu we-         direkt vom kantonalen Einführungspro-         Schulen problematisch sind. Aber wir
nig Inhalt», fügte Janina Baumgartner an.      jekt betroffen sind, diskutierten sie die     sind auf Teilzeitler angewiesen.» Ausser-
Dass im neuen Lehrplan das ganzheit-           Wählbarkeit in den Grossen Rat, die im        dem sei es gefährlich, wenn Menschen
liche Lernen ins Zentrum gerückt ist, be-      Kanton Thurgau für Lehrpersonen dieser        gezwungen werden, mehr zu arbeiten, als
urteilen die Kindergartenlehrpersonen          Stufe nur mit einem Pensum von unter 15       ihnen möglich sei. «Dies führt am Ende
hingegen als grossen Fortschritt. Bei der      Prozent möglich ist. «Wir bleiben dran»,      nur dazu, dass sie mit ihren Aufgaben
Thurgauer Unterstufenkonferenz (TUK)           versprach Christoph Bichsel als Präsident     überfordert sind.» Bezüglich Lehrerman-
nannten die Delegierten die überfach-          der Thurgauer Berufsfachschullehrper-         gel sagte die Zentralpräsidentin: «Es gilt
lichen Kompetenzen als erfreulich. «Die        sonen-Konferenz (TBK).                        die Ausbildung der Primarlehrpersonen
Menge und Fülle stellt uns aber vor grosse                                                   aufzuwerten und junge Berufseinsteiger
Herausforderungen. Es ist fast unmög-          WhatsApp-Chat als Grusswort                   müssen optimal begleitet werden.»
lich, die vielen Themen unterzubringen»,       Für Lacher sorgten die Grussworte von
sagte TUK-Delegierte Nina Rutishauser.         Beat Brüllmann, Leiter des Volksschul-        Einmaliger Verlust
Es werde oft noch nach alten Strukturen        amtes Thurgau. Er vertrat Regierungsrätin     Die Delegierten haben sowohl dem Pro-
gearbeitet – insbesondere in finanzieller      Monika Knill, die auf Staatsbesuch im         tokoll als auch dem Budget zugestimmt.
Hinsicht. Auch die Thurgauer Mittelstu-        Kanton Zürich war. Als Grusswort proji-       Die Geschäftsleitung geht im Jubiläums-
fenkonferenz (TMK) kritisierte den Um-         zierte Brüllmann den WhatsApp-Chat            jahr 2020 von einem einmaligen Verlust
fang des neuen Lehrplans. Der Vizepräsi-       zwischen ihm und Monika Knill auf die         von 60 400 Franken aus. Dieser könne
dent der TMK, Hansueli Steinmann,              Leinwand. Nachfolgend ein Beispiel aus        durch das Eigenkapital gedeckt werden.

BILDUNG THURGAU • 4 –2019
VERBAND13

                                                                            Blick hinter die Kulissen
                                                                            Fotoseite zur Verbandsarbeit von Bildung Thurgau

                                                                            In der Pause hatten die Delegierten Zeit, sich auszutauschen.                               Anne Varenne an der Jahrestagung der TUK
                                                                                                                                                                        im Gespräch mit zwei Unterstufenkolleginnen.
Fotos: Leandra Gerster, Anne Varenne, Manuela Olgiati, Maximiliano Wepfer

                                                                            Diese bekannten Thurgauer Persönlichkeiten gratulieren mit einem   Die neue Sachbearbeiterin Franzisca Rupp (l.) und Jasmin Rüegg,
                                                                            Grusswort personalthurgau zum 20. Geburtstag.                      langjährige Mitarbeiterin von Bildung Thurgau.

                                                                            Auch beim Abendessen an der zweitätigen Präsidentenkonferenz des
                                                                            LCH in Lenzburg wird kantonsübergreifend rege ausgetauscht.        Delegierte der Thurgauer Unterstufenkonferenz (TUK) bei der Arbeit.

                                                                                                                                                                                    BILDUNG THURGAU • 4 –2019
14                                            125 JAHRE VERBAND LEHRERINNEN UND LEHRER THURGAU

125 Jahre Verbandstätigkeit
Rückblick auf Vergangenes Teil 2

(av) Am 19. August 2020 besteht der Verband der Thurgauer Lehrerinnen und                     stattfinden können. Der Lehrermangel
Lehrer seit 125 Jahren und Bildung Thurgau seit 15 Jahren. Ein Meilenstein, der               wird spürbar; im Kanton stehen nur noch
einen Rückblick verdient. Nachfolgend werden aus der Festschrift zum 100-Jahr-                zwei Vikare zur Verfügung.
Verbandsjubiläum einige Trouvaillen von 1914 bis 1930 zitiert. Während dreier
Jahren studierte der Arboner Hans Gauch, Reallehrer sowie Verfasser der Ver-                  1922
bandsgeschichte bis 1995, dafür insgesamt 54 Kilogramm Akten.                                 Im Grossen Rat wird eine Lohnabbau-
                                                                                              Motion eingereicht. Einzelne Gemeinden
Am 19. August 1895 wurde in Diessenho-         glieder, sondern auch an alle im Kanton        beginnen (noch ohne kantonale Vor-
fen der «Thurgauische Kantonale Lehrer-        erscheinenden Tageszeitungen, die Mit-         schriften) mit der Reduktion der Besol-
verein» (TKLV) gegründet, der 1991 in          glieder des Regierungsrates und des            dungen. Wegen der immer wieder dro-
«Verband der Thurgauer Lehrerschaft –          Grossen Rates versandt wird.                   henden Abberufungen, die bald jede
Lehrerinnen und Lehrer Thurgau» (LTG)                                                         zweite Sitzung belasten, müssen einzelne
umbenannt wurde. Am 17. September              1918                                           Vorstandsmitglieder oft zu Zusammen-
2005 wurde Bildung Thurgau – der neue          Die Arbeitslehrerinnen verlangen eine          künften mit Schulbehörden an die Schul-
Verband der Thurgauer Lehrerinnen und          bessere Besoldung. Man bedeutet ihnen          orte reisen und häufig den Rat eines von
Lehrer gegründet.                              aber, sie sollen sich zuerst selber wehren.    der Sektion engagierten Anwalts in An-
                                               Beim Kriegsende 1918 hört man war-             spruch nehmen.
1914                                           nende Stimmen wegen der «Überfrem-
Es gibt Anstände mit jenen drei Schulvor-      dung» des Lehrkörpers. Ausserkantonale         1923
steherschaften, die das dem Lehrer zuste-      Lehrer sollen das thurgauische Patent er-      Ein Lehrer, der seit Monaten in Davos zur
hende Pflanzland verkaufen, ohne den           werben.                                        Kur weilt, wird von der Gemeindever-
Lehrer vorher zu benachrichtigen.                                                             sammlung mit 63 zu 9 Stimmen abge-
                                               1919                                           wählt, damit sie nicht gleichzeitig den
1915                                           Das vereinsinterne Mitteilungsblatt «Der       Lehrer und dessen Stellvertreter besolden
Die Sektion Thurgau des Schweizerischen        Beobachter» soll nur noch nach Bedürfnis       müssen.
Lehrervereins hat ein «Regulativ betref-       erscheinen. Ob die Dienstalterszulagen
fend Schutz ungerecht angegriffener Leh-       auf die Monatslöhne umgelegt oder vier-        1925
rer» ausgearbeitet.                            teljährlich ausbezahlt werden sollen, gibt     An der kantonalen Delegiertenversamm-
Paragraf 7: «Jeder thurgauische Lehrer be-     Anlass zu Differenzen. Bei vierteljährlicher   lung dieses Jahres sind 22 Unterverbände
trachtet es als Ehrensache, an eine durch      Auszahlung ergeben sich für die Schulge-       vertreten, dazu die Sekundarlehrerkonfe-
ungerechte Abberufung vakant gewor-            meinde ein paar Franken mehr Zins!             renz, der Verband der Gewerbelehrer, die
dene Lehrstelle keine Wahl anzunehmen.»        Zu Interessenkonflikten kommt es in der        Lehrer an den kaufmännischen Berufs-
                                               Examensfrage. Behörden und andere              schulen und der Verein für die Förderung
1916                                           Dorfpotentaten verlangen, dass am Exa-         der Knabenhandarbeit.
Eine gesetzliche Norm über Klassengrös-        menstag die Zeugnisse oder Notentabel-
sen besteht nicht, jedoch eine Weisung         len für jeden Besucher zur Einsicht auflie-    1926
des Regierungsrates aus dem Jahre 1910,        gen sollen.                                    Lehrer, die eine grosse Familie mit zum
die das Schülermaximum pro Lehrkraft                                                          Teil langwierigen Krankheitsfällen durch-
bei 60 ansetzt. Eine Zusammenstellung          1920                                           bringen müssen, erhalten immer wieder
über die 380 Schulabteilungen zeigt fol-       Die Barlöhne pro Jahr schwanken zwi-           Unterstützung.
gendes Bild: 20 Abteilungen mit 80 und         schen 2500 Franken (Lehrerinnen) und
mehr Schülern, 58 Abteilungen mit 70           4000 Franken. Es ist vorgeschrieben, je-       1927
und mehr, 113 Abteilungen mit 60 und           dem Lehrer «18 Aren wohlgelegenen              Von den Sekundarlehrern kommt der
mehr, 126 Abteilungen mit 50 und mehr          Pflanzlandes» zur Verfügung zu stellen.        Vorschlag, die Stufenkonferenzen aufzu-
und 43 Abteilungen mit 40 und mehr             Die zugeteilten Flächengrössen schwan-         heben und an ihrer Stelle Arbeitsgemein-
oder weniger Schülern.                         ken zwischen einer und 33 Aren, und die        schaften zu bilden.
                                               Entschädigung pro nicht erhaltene Are
1917                                           beträgt rund 4 Franken pro Jahr.               1930
Unser Merkblatt für austretende Semina-        Örtliche, aus der Lehrerschaft bestehen-       Um einem Familienvater etwas mehr zu
risten, das der Vorstand verfasste, wird       de Schulvereine sollen als Unterverbände       geben, zog eine Gemeinde einem ledi-
von den Lehrervereinen Zürich und Basel        der Sektion des SLV gelten. Die Lehre-         gen Lehrer 200 Franken vom Jahreslohn
zum Nachdruck erbeten.                         rinnen fordern eine Vertretung im Sekti-       ab. Ein Schulpräsident wehrt sich gegen
Der Vorstand gibt eine neue Besoldungs-        onsvorstand. Wegen der Seuchenzeit hat         die Trennung einer Gesamtschule, die 73
statistik heraus, die nicht nur an alle Mit-   zuvor keine Delegiertenversammmlung            Schüler zählt.

BILDUNG THURGAU • 4 –2019
125 JAHRE VERBAND LEHRERINNEN UND LEHRER THURGAU                                                                                        15

Ein Lehrer mit vielen Facetten
Daniel Hafner erzählt von seiner Lehrtätigkeit

Zum 125-Jahr-Jubiläum des Verbands der Lehrerinnen und Lehrer Thurgau im                          Lehrplan Volksschule Thurgau begrüsst
Jahr 2020 werden in einer Serie Menschen porträtiert, die als Lehrpersonen tätig                  Daniel Hafner sehr. Die grösste Herausfor-
waren oder tätig sind. Um deren Sicht auf den Lehrberuf und dessen Verände-                       derung hierbei ist für ihn das Fach Medi-
rungen sichtbar zu machen, wählte die Redaktion von BILDUNG THURGAU Lehr-                         en und Informatik und die Frage, wie viel
personen verschiedenen Alters aus. Der 55-jährige Sekundarlehrer Daniel Hafner                    davon im Unterricht eingesetzt werden
führt die Serie weiter.                                                                           soll. Darüber hinaus sei ihm das duale Bil-
                                                                                                  dungssystem wichtig, zu dem man unbe-
Eigentlich wollte Daniel Hafner aus Bad        hat aber noch eine weitere Leidenschaft:           dingt Sorge tragen müsse. Die Jugend-
Ragaz Sportreporter werden. «Damals            die Schülerorganisation. Dabei werden              lichen haben sich seiner Meinung nach
gab es diese Ausbildung aber noch              ausserhalb der Unterrichtszeit für Schüle-         nicht stark verändert, sie sind heute et-
nicht», sagt Daniel Hafner dazu. Er ent-       rinnen und Schüler attraktive und ab-              was offener als früher. Was jedoch sowohl
schied sich für ein Studium in Basel, wo er    wechslungsreiche Plauschangebote orga-             Kinder, Jugendliche und Eltern gleichauf
die Möglichkeit erhielt, seinem Berufs-        nisiert. Das reicht von Kinoabenden über           verändert, ist das Handy. «Das Handy do-
wunsch Sportreporter näherzukommen.            Grittibänz backen bis zu einem Zwölf-              miniert alles», stellt Daniel Hafner fest
Der Traum zerschlug sich jedoch und er         Stunden-Nachtmarsch. «Bei diesen Akti-             und sieht darin eine grosse Herausforde-
suchte eine Alternative. Da er als Scharlei-   vitäten lebe ich auf», sagt Hafner. Diese          rung, die Segen und Fluch zugleich ist. Er
ter in der Jungwacht für die Öffentlich-       gemeinsamen Anlässe verbinden die                  ermuntert die Jugendlichen, kritisch zu
keitsarbeit zuständig war, besuchte er oft     Lehrpersonen und die Schüler. Das koste            sein und auch einmal etwas zu hinterfra-
Schulen, um für die Jugendarbeit zu wer-       zwar etwas Freizeit, aber man bekomme              gen. Dennoch gelingt es ihm, seine Schü-
ben. Er fühlte sich in den Schulen immer       viel Positives zurück, so Hafner.                  lerinnen und Schüler immer wieder für
sehr willkommen und erhielt viele posi-                                                           Neues zu begeistern. Dass die Zeit für
tive Rückmeldungen. Warum nicht eine           Grösste Herausforderung:                           Musse allgemein kürzer wird, stellt er
Ausbildung als Lehrer machen, sagte er         Medien und Informatik                              auch bei sich selber fest. «Ich merke, dass
sich. Vereinfacht wurde sein Einstieg in       Nach mehr als 25 Jahren Unterrichtser-             neben dem Vollpensum und dem Enga-
die Lehrerausbildung auch deshalb, weil        fahrung ist Hafner ein Lehrer mit vielen           gement für die Schülerorganisation nicht
er in seinem Studium bereits ein Jahr lang     Facetten, der auch Veränderungen im                mehr viel drin liegt», sagt er. Den Schritt,
Fächer belegt hatte, die für das Lehramt       Schulbetrieb feststellt. Bei der Zusam-            Lehrer statt Sportreporter zu werden, hat
gültig waren. «Ich blieb in Basel – eine       menarbeit mit anderen Lehrpersonen                 er nicht bereut. «Lehrer zu sein, ist für
Stadt mit Charme und Verwandten in der         habe man mit Einzelkämpfern wie auch               mich eine Berufung, nicht nur ein Job.»
Nähe. Hätte ich nach St. Gallen gewech-        mit Teamplayern zu tun. «Es gibt zudem
selt, hätte ich von vorne beginnen müs-        viel mehr Absprachen. Auch Lehrmittel-
                                                                                                  Claudia Koch
sen», so Daniel Hafner.                        wechsel, insbesondere im Sprachunter-              Mitarbeiterin Redaktion
                                               richt, sind anspruchsvoll.» Den neuen
Lieblingsfach Französisch
Der Liebe wegen, seine Frau stammt aus
Romanshorn, kam Hafner in den Thur-
gau. 1992 trat er seine erste Stelle als Se-
kundarschullehrer in Weinfelden an, wo
er sechs Jahre lang unterrichtete. Als in
Märstetten 1998 ein neues Sekundar-
schulzentrum eröffnet wurde, wechselte
er dorthin. «Das war eine harte, aber zu-
gleich lehrreiche Zeit», erinnert sich Haf-
ner, der im vollen Pensum unterrichtete
und gleichzeitig in der Baukommission
für die Schule in Märstetten tätig war.
Nach einem weiteren Wechsel kam er vor
gut zehn Jahren nach Affeltrangen. Hier
stimmen für ihn das Gesamtpaket und
                                                                                                                                                 Foto: Claudia Koch

die Grösse der ländlich geprägten Schule.
«Ich packe gerne neue Herausforde-
rungen mit neuen Gesichtern an», sagt
Daniel Hafner. Der dreifache Vater, der
Französisch als sein Lieblingsfach angibt,     Daniel Hafner ist ein sehr engagierter Lehrer, dessen Herz für Französisch schlägt.

                                                                                                              BILDUNG THURGAU • 4 –2019
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