Bio und - April 2018 - Biokreis

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Bio und - April 2018 - Biokreis
April 2018

Bio und
Kirche
Bio und - April 2018 - Biokreis
Liebe Leserinnen
und Leser,

täglich werden in Deutschland rund 66 Hektar Land als neue Siedlungs- und Verkehrs-
flächen ausgewiesen. Dies entspricht einem Flächenverbrauch von circa 94 Fußballfel-
dern – meist zulasten der Landwirtschaft und fruchtbarer Böden. Landwirtschaftlicher
Boden wird immer knapper, die Konkurrenzsituation bei der Pacht angespannter. Zwei
der größten Landeigentümer im Bundesgebiet sind die katholische und die evangeli-
sche Kirche. Die oberste Autorität der Katholiken, Papst Franziskus, fordert in seiner
2015 erschienenen Enzyklika Laudato Si´ nicht nur alle Erdenbewohner dazu auf, die
Schöpfung zu bewahren und ökologisch zu handeln, sondern übt auch Selbstkritik
am kirchlichen Wirken. Er mahnt zu einem radikalen Umdenken, einer Umkehr zur
Ökologie und einer Vorbildfunktion der Kirche. Was sich in dieser Hinsicht getan
hat, wollten wir für diese Ausgabe der bioNachrichten herausfinden und fragten nach:
Wie ökologisch handeln die Kirchen? Was tun sie dafür, dass ihre Böden nachhaltig
bewirtschaftet werden? Resonanz: Die Kirchen befinden sich offensichtlich in einem         -3-
Spannungsfeld zwischen ökologischen und sozialen Interessen. Ökologisches Handeln
und Vorbildcharakter bilden sich darin nur schwermütig und halbherzig heraus. Es
gibt wie in allen Gesellschaftsbereichen tolle Projekte vieler engagierter Akteure, aber
ebenso viel Ignoranz und Verschlossenheit. Mit seiner Enzyklika konnte Papst Franzis-
kus offenbar wenig bei den Katholiken bewirken, in der Evangelischen Kirche sieht es
hinsichtlich des ökologischen Bewusstseins nicht besser aus.

Was die Institutionen tun könnten? Die Gemeinschaftsverpflegung Zug um Zug auf Bio
umstellen, die Vergabe der Flächen transparent gestalten, verbindliche Vorgaben für eine
ökologisch wertvolle Verpachtung erarbeiten, in Dialog mit den Bauern treten, mit den
ökologischen Verbänden zusammenarbeiten. Vieles wäre möglich, doch wie bei vielen
anderen Themen scheint die Kirche stehen zu bleiben. Gleichzeitig ermuntern einige
Bistümer Bio-Bauern, sich für Land zu bewerben. Versucht es! Teilt uns eure Erfahrun-
gen mit! Auf Kirchenland liegt eine echte Chance für die Weiterentwicklung von Bio.

Eure
Bio und - April 2018 - Biokreis
bioNachrichten ––– Inhalt                                                                                         bioNachrichten ––– Inhalt

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                           INFO                                                        TITEL                                                        BIOWELT                                                   BIOKREIS
                           06        Biokreis-Produkt                                  BIO UND KIRCHE                                               36    Nachhaltig leben:                                   46   Verarbeiter-Porträt:
-4-                                                                                                                                                                                                                                                                                 -5-
                                                                                       22    Aufruf zur ökologischen Umkehr                               Do it yourself – Gründe einen Ernährungsrat!             Inklusion in der Aroniawelt
                           07        Das ist der Biokreis                                    Die Enzyklika Laudato Si´ von Papst Franziskus.
                                                                                                                                                    40    Reise: Freiheit in der Uckermarck                   48   Fachberatung
                           08        Termine                                           23    Ökolandbau ja! Aber Konsequenzen ziehen?                     Die Region im Nordosten Brandenburgs ist                 Landwirte fragen, Berater antworten
                                                                                             Verpachtungspraxis in den Kirchen:                           einsam, fruchtbar und ein Ziel für Menschen, die
                           12        Notizen                                                 Die Enzyklika Laudato Si´ scheint bisher                     alternative Landwirtschaft betreiben wollen.        50   Mit Maschinen gegen Unkraut
                                                                                             nur ein Stück Papier zu sein.                                                                                         Mechanische Beikrautregulierung mittels
                           14        Agrarpolitik                                                                                                   44    Das Tischgespräch:                                       moderner Steuerungstechniken.
                                     Bio funktioniert. Doch weiß das                   28    Kirche als Partner der Bauern                               „Nur ein gutes Vorbild hat Strahlkraft“
                                     auch die Landwirtschaftsministerin?                     Die Landwirtschaftsgottesdienste in Oberberg.                Interview mit dem Umweltbeauftragten                54   Bio-Linsenanbau – eine echte Alternative?
                                                                                                                                                          des Bistums Passau Sepp Holzbauer.
                           16        B.M.G.-Insolvenz: Biokreis fordert                30    Ein Hof und seine guten Geister …                                                                                56   Mitgliederversammlungen 2018 von
                                     Solidarität in der Branche                              Ökologische Landwirtschaft auf dem                                                                                    Biokreis und Biokreis Erzeugerring Bayern
                                                                                             Müßighof in Absberg.                                                                                                                                              Bild:
                           18        Politikerfloskeln helfen nicht                                                                                                                                           58   Biokreis-Direktvermarkter als               Paul-Georg Meister
                                                                                                                                                                                                                   Gewinner auf der Biofach                    pixelio
                                                                                       32    Christen als Meister der
                                                                                             Schöpfungsbewahrung
                                                                                             Beim Treffen der Arbeitsgruppe                                                                                   60   Die Biofach 2018 in Bildern
                                                                                             „Ökologie auf Kirchengrund“.
                                                                                                                                                                                                              62   Aktuelles
                                                                                       34    „Alle Pfarrer hätten
                                                                                             demonstrieren müssen!“                                                                                           72   Deine Biokreis-Ansprechpartner
 In unserem Magazin ist von Bauern, Mitgliedern,
 Verbrauchern und anderen tatkräftigen Menschen die Rede:                                    Interview mit Biokreis-Bauer
 Hier sind immer Frauen und Männer gemeint.                                                  und ÖDP-Mitglied Walter Dankesreiter.                                                                            74   Leserbrief / Personalien

                                                                                                                                                                                                              76   Rätsel / Verlosung
 Beilagen für Mitglieder in diesem Heft:
 Infobroschüre: Landwirtschaftliche Rentenbank
 Infoflyer: Firma Agrinnova/Schmotzer                                                                                                                                                                         78   Marktplatz
 Bestellkarte: Landwirt. Die Fachzeitschrift für
 die bäuerliche Familie                                                                                                                                                                                       82   Bücher / Vorschau / Impressum
Bio und - April 2018 - Biokreis
Produkt

                                                                1200                                      200                                       200

                                                               1200 Landwirte, 200 Verarbeiter          Wir lassen uns Freiraum. Unsere           ökologischen Landbau in Bayern,
                                                               und 200 Verbraucher: Wir bilden          Richtlinien sind verbindlich. Inner-      Nordrhein Westfalen und Hessen, im
                                                               ein seit 1979 gewachsenes Netzwerk       halb dieses Rahmens haben unsere          Bund ökologische Lebensmittelwirt-
                                                               und gestalten gemeinsam kreativ und      Landwirte die Freiheit, die ihr Berufs-   schaft (BÖLW) und in der Internati-
                                                               konsequent ökologischen Landbau.         stand seit jeher beansprucht. Sie kön-    onalen Vereinigung der ökologischen
                                                                                                        nen ihre Betriebsmittel frei beziehen     Landbaubewegungen (IFOAM).
                                                                                                        und ihre Produkte frei vermarkten,        Wir setzen uns sowohl auf Landes-,
                                                               Wir machen keine halben Sachen.          ohne Vermarktungsgebühren zu              Bundes- als auch auf internationaler
                                                               Unsere landwirtschaftlichen Betriebe     entrichten.                               Ebene für die Weiterentwicklung des
                                                               wirtschaften bundesweit nach unseren                                               ökologischen Landbaus ein und sind
                                                               Richtlinien. Und diese entsprechen       Wir kennen uns. Jeder Betrieb hat         hier als kompetenter Ansprechpartner
                                                               einer ganzheitlichen Vorstellung von     seinen Berater. Die Sprecher der          gefragt.
                                                               Ökolandbau. Die EU-Richtlinien           Landwirte unterstützen die Arbeit vor
                                                               sind nur ein Mindeststandard und         Ort. Und bei Workshops, Betriebsbe-       Wir denken quer. Die Gründer
                                                               uns zu wenig. Unsere Landwirte           suchen, Veranstaltungen und Exkur-        unseres Verbandes waren Pioniere. Sie
                                                               stellen zum Beispiel ihren gesamten      sionen kommen wir zusammen. Wir           haben sich verbündet, um gemeinsam
                                                               Betrieb auf Bio um. Wir kümmern          sind basisdemokratisch. Auf unseren       als Verbraucher für die ökologische
                                                               uns in besonderem Maße um das            Mitgliederversammlungen kann sich         Landwirtschaft einzutreten. Neue
                                                               Wohl unserer Tiere. Unser Gemüse         jeder einbringen.                         Ideen sind seit jeher fundamental für
                                                               darf auf der Erde wachsen. Und un-                                                 unsere Arbeit. Wir haben die Richt-
                                                               sere Lebensmittel enthalten weniger      Wir fallen auf. Unsere Menschen,          linien für Wald, Hotel/Gastronomie
                                                               Zusatzstoffe und stammen größten-        unsere Werte, unsere Arbeit und           und Tiernahrung sowie das Siegel
                                                               teils aus handwerklicher Verarbeitung.   was in der Öko-Branche sonst los          „regional und fair“ ins Leben gerufen
                                                                                                        ist, veröffentlichen wir sechs Mal        und sind Vorreiter mit dem Projekt
 Landhuhn in der Brühe                                         Wir sind gleich um die Ecke. Unsere      im Jahr in unserer Verbandszeitung        „100% Bio-Leder“.
                                                               Landwirte und Verarbeiter arbeiten in    bioNachrichten. Wir präsentieren uns
 Geflügelbrühe (Extrakt aus                                    überschaubaren Regionen zusammen.        im Internet (www.biokreis.de), durch
 Trinkwasser, Herrmannsdorfer                                  Unsere Wege sind kurz, unsere Bezie-     unsere Presse- und Öffentlichkeits-
 Landhuhn, Petersilie, Meersalz,                               hungen verlässlich, unsere Wertschöp-    arbeit, auf Messen und mit unseren
 Pfeffer schwarz, Ingwer, Lorbeer),                            fung bleibt in der Region, stiftet Ar-   Verpackungsmaterialien.
 Herrmannsdorfer Landhuhn,                                     beitsplätze und Identität. Die meisten
 Lauch, Karotte                                                unserer Mitglieder leben und arbeiten    Wir mischen mit. Denn wir leisten
                                                               in Bayern, Nordrhein-Westfalen und       politische Arbeit. Wir sind Mitglied
                                                               in der Mitte Deutschlands.               in den Landesvereinigungen für den
 1 Glas für 16,90 Euro
                                      www.herrmannsdorfer.de
Bio und - April 2018 - Biokreis
Veranstaltungen und Termine
                                                                                                                                                                                                                                             Biokreis in
                                                                                                                                                                                                                                              NRW und
                                                                                                                                                                                                                                          Niedersachsen
              19. April 2018, 10 Uhr                                    1. Mai 2018, 10 bis 17 Uhr                                1. Juni 2018, 18 Uhr
              Ziegentag beim Betrieb Deß                                Maschinenausstellung für den Ökolandbau,                  Felderbegehung Landgut Schloß Hemhofen
              Ort: Biokreis-Betrieb Deß                                 anlässlich des Dorfjubiläums Alfershausen                 Ort: Biokreis-Betrieb Landgut Schloß Hemhofen
              Richthof 5, 92342 Freystadt                               Ort: Biokreis-Betrieb Thomas Wolf                         Schloßhof 3, 91334 Hemhofen                               16. April 2018, 13 Uhr
              Infos: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater               Alfershausen 112, 91177 Thalmässing                       Infos: Besichtigt werden Feldgemüse für die               Fachexkursion: Grünlandqualität und
              Toni Reisinger: reisinger@biokreis.de                     Infos: gezeigt werden Bodenbearbeitungstechnik,           Direktvermarktung, Kartoffeln und Futtergetreide.         Milchviehhaltung im Ökolandbau
              Mobil: 0151 / 12 39 13 55                                 Striegel und Hacktechnik (nähere Infos unter:             Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Christian Schmitz:
   Biokreis                                                             www.feldprofi.de oder bei Thomas Wolf:                    schmitz@biokreis.de, Mobil 0160 / 1858527
                                                                                                                                                                                            Ort: Biokreis-Betrieb Björn Scherhorn
  in Bayern                                                                                                                                                                                 Zur Scheren 1, 49626 Berge-Dalvers
                                                                        Mobil: 0171 / 4964078)
              24. April 2018, 19.15 Uhr                                                                                                                                                     Infos: Veranstaltung in Zusammenarbeit mit
                                                                        Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Christian Schmitz:   14. Juni 2018, 19 Uhr
              Betriebsbesichtigung: Auslaufgestaltung                                                                                                                                       Dr. Edmund Leisen von der LWK NRW.
                                                                        schmitz@biokreis.de, Mobil 0160/1858527
              Ort: Biokreis-Betrieb Wolfgang Schrägle                                                                             Betriebsbesichtigung: Mais, Zuckerrüben, Zwiebeln,        Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Jörn Bender
              Reichenbachstraße 9, 87647 Unterthingau                                                                             Rote Beete, Ackerbohnen, Getreide, Kompostanlage          bender@biokreis.de, Tel.: 05226 / 5942952
                                                                        3. Mai 2018, 19.30 Uhr                                    Ort: Biokreis-Betrieb Hans und Friedlinde Rau,
              Infos: Ansprechpartnerin ist Biokreis-Beraterin
              Bernadette Albrecht: albrecht@biokreis.de                 Betriebsbesichtigung beim Betrieb Braun                   Talergasse 7, 86720 Nördlingen                            19. April 2018
              Mobil: 0160 / 18 17 234                                   Ort: Biokreis-Betrieb Johann Braun                        Infos: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater               Fachexkursion: Grünlandqualität und
                                                                        Schwarzberg 10, 92533 Wernberg                            Hans Schiefereder: schiefereder@biokreis.de               Rinderhaltung im Ökolandbau
                                                                        Infos: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater               Mobil: 0160 / 18 18 369
              25. April 2018, 20 Uhr                                                                                                                                                        Ort: wird noch bekannt gegeben unter
                                                                        Toni Reisinger: reisinger@biokreis.de                                                                               www.biokreis.de > Termine
              Felderbegehung: Kurzrasenweide und Zaunbau
                                                                        Mobil: 0151 / 12 39 13 55                                 20. Juni 2018, 19 Uhr
              Ort: Biokreis-Betrieb Josef Rödle                                                                                                                                             Infos: Veranstaltung in Zusammenarbeit
              Osterwald 4, 87463 Dietmannsried                                                                                    Betriebsbesichtigung: Dammkulturen Soja, Mais,            mit Martin Hoppe von der Kreisstelle der LWK NRW
-8-                                                                     17. Mai 2018, 19 Uhr                                      Hafer-Erbsen-Gemenge, Ackerbohnen, Wurmkompost            in Meschede. Ansprechpartner ist die Geschäftsstelle           -9-
              Infos: Ansprechpartnerin ist Biokreis-Beraterin
                                                                        Betriebsbesichtigung: Dinkel, W-Weizen,                   Ort: Biokreis-Betrieb Eduard Gruber                       des Biokreis NRW, nrw@biokreis.de
              Bernadette Albrecht: albrecht@biokreis.de
                                                                        Ackerbohnen, Kleegras und Ochsenmast                      Hasenpoint 70, 94436 Simbach bei Landau                   Tel.: 02733 / 12 44 55
              Mobil: 0160 / 18 17 234
                                                                        Ort: Biokreis-Betrieb Florian Tutsch                      Infos: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater
                                                                        Gföhret 1, 94081 Fürstenzell                              Hans Schiefereder: schiefereder@biokreis.de               April 2018
              27. April 2018, 19.30 Uhr
                                                                        Infos: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater               Mobil: 0160 / 18 18 369                                   Erstes Treffen der AG Tiergesundheit
              Betriebsbesichtigung beim Betrieb Loos
                                                                        Hans Schiefereder: schiefereder@biokreis.de                                                                         Ort: wird noch bekannt gegeben unter
              Ort: Biokreis-Betrieb Loos                                Mobil: 0160 / 18 18 369                                   28. Juni 2018, 19 Uhr                                     www.biokreis.de > Termine
              Gronatshof 4, 92262 Birgland
                                                                                                                                  Betriebsbesichtigung: Ackerbohnen-Hafer,                  Infos: Austausch für Interessierte zum
              Infos: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater
                                                                        21. Mai 2018, ab 10 Uhr                                   W-Weizen, Mais, Triticale, Kompostanlage                  Thema Naturheilkunde und Homöopathie auf dem
              Toni Reisinger: reisinger@biokreis.de
                                                                        Hoffest beim Betrieb Wimmer mit                           Ort: Biokreis-Betrieb Hubert Roßkothen                    Bio-Betrieb. Termin wird noch bekannt gegeben.
              Mobil: 0151 / 12 39 13 55
                                                                        Besichtigung der neuen Getreidelagerung                   Stetten 3, 84494 Niedertaufkirchen                        Ansprechpartnerin ist Gudrun Plesch
                                                                                                                                                                                            plesch@biokreis.de, Mobil: 0152 / 24921179
                                                                        Ort: Biokreis-Betrieb Robert Wimmer                       Infos: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater
              28. April 2018, 14 Uhr
                                                                        Rieb Nr. 3, 93155 Hemau                                   Hans Schiefereder: schiefereder@biokreis.de
              Hack- und Striegeltag                                                                                               Mobil: 0160 / 18 18 369                                   Ende Mai / Anfang Juni
                                                                        Infos: Für das leibliche Wohl ist gesorgt.
              Ort: Biokreis-Betrieb Thomas Wolf                         Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Toni Reisinger:                                                                Drei Stammtische: aktuelle Infos aus dem Verband,
              Alfershausen 112, 91177 Thalmässing                       reisinger@biokreis.de, Mobil: 0151 / 12 39 13 55                                                                    mit Extra-Infos für Umstellungsinteressierte
              Infos: Vorführung verschiedener Hack- und                                                                                                                                     Ort: auf Mitgliedsbetrieben
              Striegeltechnik in unterschiedlichen Kulturen.
                                                                        25. Mai 2018, 19 Uhr                                                                                                Infos: Termine werden noch bekannt gegeben unter
              (nähere Infos unter: www.feldprofi.de oder bei                                                                                                                                www.biokreis.de > Termine. Ansprechpartner ist die
                                                                        Felderbegehung Stammtisch Oberfranken
              Thomas Wolf: Mobil: 0171 / 4964078)                                                                                                                                           Geschäftsstelle des Biokreis NRW, nrw@biokreis.de,
                                                                        Ort: Treffpunkt ist das Gasthaus Schrüfer
              Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Christian Schmitz:                                                                                                                       Tel.: 02733 / 12 44 55
                                                                        Herolsberg 11, 91344 Waischenfeld
              schmitz@biokreis.de, Mobil 0160 / 1858527
                                                                        Infos: Besichtigt werden verschiedene
              Anmeldungen zur besseren Planung erwünscht
                                                                        Getreidekulturen, Wintererbsen, Rotklee-Vermehrung.
                                                                        Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Christian Schmitz:
                                                                        schmitz@biokreis.de, Mobil 0160 / 1858527
Bio und - April 2018 - Biokreis
10. und 11. April 2018                                                                 Termine
       BÖLN-Seminar: Tiergerechte Haltungssysteme                                             anderer
       und Tierwohl – Bullenhaltung                                                       Veranstalter
       Ort: Evangelisches Bildungshaus Rastede
       26180 Rastede
       Infos: www.tiergerechte-haltungssysteme.de

       11. April 2018, 20 Uhr
       Fest des Bio-Ring Allgäu e.V.: 30 Jahre Einsatz
                                                           8. Mai 2018
       für den biologischen Landbau im Allgäu
                                                           Lehrfahrt Bio-Beerenobst
       Ort: Dampfsäg, Westerheimerstr. 3, 87776 Sontheim
                                                           Ort: Mittelfranken
       Infos: Anmeldung an die Geschäftsstelle
       des Bio-Ring Allgäu e. V.: Tel.: 0831 / 22790,      Infos: AELF Bamberg: http://www.aelf-ba.bayern.de/
       info@bioring-allgaeu.de                             bildung/landwirtschaft/060498/

       20. April 2018, 14 Uhr                              16. bis 17. Mai 2018
       Fleischrinder-Herdbuch Bonn (FHB) –                 BÖLN-Seminar: Tiergerechte Haltungssysteme
       Mitgliederversammlung                               und Tierwohl – Schweinehaltung
       Ort: Magdalenenstr. 25, 53121 Bonn                  Ort: Tagungshaus Schöneberg, 73479 Ellwangen / Jagst
       Infos: www.fhb-bonn.de                              Infos: www.tiergerechte-haltungssysteme.de

       22. April 2018, 9 bis 17.30 Uhr                     24. und 25. Mai 2018
-10-   Messe BioOst 2018, mit Biokreis-Stand               BÖLN-Seminar: Tiergerechte Haltungssysteme und
                                                           Tierwohl – Kälber- und Jungviehhaltung
       Ort: Messe Berlin, Halle 25
                                                           Ort: Kloster Höchst, 64739 Höchst
       Infos: www.bioost.info
                                                           Infos: www.tiergerechte-haltungssysteme.de

       24. und 25. April 2018
                                                           30. Mai 2018, 11 bis 17 Uhr
       BÖLN-Seminar: Tiergerechte Haltungssysteme und
       Tierwohl – Geflügelhaltung                          BÖLW-Praxislehrgang Bio-Recht
       Ort: Kloster St. Trudpert, 79244 Münstertal         Ort: Morgensternhaus, Gerloser Weg 70, 36039 Fulda
       Infos: www.tiergerechte-haltungssysteme.de          Infos: www.boelw.de/bioschulung

       26. April. 2018
       Bauer-zu-Bauer-Gespräche im Rahmen
       des BioRegio-Betriebsnetzes
       Ort: Alztaler Hofmolkerei, 84518 Garching / Alz
       Aufbau einer Hofmolkerei, Milchvieh mit
       Weidehaltung, Heumilch; Heuboxentrocknung
       Uhrzeit auf Anfrage

       29. April 2018, 9 bis 17.30 Uhr
       Messe BioWest 2018, mit Biokreis-Stand
       Ort: Messe Düsseldorf, Halle 14
       Infos: www.biowest.info
Bio und - April 2018 - Biokreis
Notizen                                                                                                                    Neonicotinoide: Risiken für Bienen bestätigt
                                                                                                                              Die Mehrzahl der Anwendungen von Neonicotinoid-haltigen Pestiziden stellt ein Risiko für Wild- und Honigbienen
                                                                                                                              dar, so die EFSA in ihren neuesten veröffentlichten Bewertungen. Die Behörde hat die Risikobewertungen für drei
                                                                                                                              Neonicotinoide – Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam – aktualisiert, die in der EU aufgrund der von ihnen
                                                                                                                              ausgehenden Bedrohung für Bienen derzeit Beschränkungen unterliegen. Die Schlussfolgerungen variieren aufgrund
                                                                                                                              von Faktoren wie der Bienenart, der beabsichtigten Verwendung des Pestizids und dem Expositionsweg. Einige Risiken
                                                                                                                              wurden als gering angesehen, insgesamt aber wurde das Risiko für die drei untersuchten Bienenarten bestätigt. red

       Bio-Umsatz knackt 10-Mrd.-Euro-Marke: Jeder 10. deutsche Hof macht Bio
       „2017 stellten jeden Tag durchschnittlich fünf Bauern eine Landwirtschaftsfläche von etwa 500 Fußballfeldern auf       Gesundes Frühstück macht schlau: Aktion Bio-Brotbox startet
       Bio um“, kommentierte Peter Röhrig, Geschäftsführer des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW),
       anlässlich der Bilanzpressekonferenz der Bio-Branche zum Start der Biofach das starke Bio-Interesse der deutschen      Für die Bio-Brotbox-Saison 2018 beginnen die Vorbereitungen. Rund 75 Initiativen in Deutsch-
       Landwirte. „Bio bietet immer mehr Landwirten eine wichtige Perspektive, um ihrem Hof eine Zukunft zu geben.“           land geben auch in diesem Jahr Bio-Brotboxen, gefüllt mit einem gesunden Schulfrühstück,
       Nach aktuellen BÖLW-Schätzungen legte die heimische Öko-Fläche 2017 um 124 647 ha (10 Prozent) auf insgesamt           an neue Erstklässler aus und erreichen damit etwa ein Viertel aller Schulanfänger. Im Rahmen
       1 375 967 ha zu, 8,2 Prozent der gesamten Landwirtschaftsfläche bewirtschaften damit Deutschlands Bio-Bauern.          eines gemeinsamen Frühstücks soll den Kindern die Wichtigkeit gesunder Ernährung vermittelt
       Mehr als jeder 10. Hof (10,9 Prozent) macht Bio. Insgesamt 29 174 beziehungsweise 2042 mehr Betriebe als im            werden. Und täglich soll die Box Eltern daran erinnern, sie mit einem guten Frühstück für die
       Vorjahr bewirtschaften ihren Hof ökologisch. Gleichzeitig mussten in Deutschland weiterhin zu viele Betriebe ihre      Schulpause zu befüllen. Wer mitmachen möchte und erwägt, eine eigene Bio-Brotbox-Aktion zu
       Türen für immer schließen – allein 2017 sank die Zahl aller Höfe um etwa 7600 auf 267 800 Betriebe. 2017 wurden        organisieren, kann sich jetzt bei der Informationsstelle beraten lassen. Infostelle Bio-Brotbox, Dr.
       mit Bio erstmals über 10 Mrd. Euro umgesetzt.							                                                          red      Barbara Heinze, info@bio-brotbox.de, Tel. 030 / 288 799 59, www.bio-brotbox.de

                                                 „Ackerwildkräuter gesucht!“ – Wettbewerb für
                                                 Landwirte in Niederbayern ausgeschrieben
                                                 Mehr als ein Drittel der in Deutschland vorkommenden circa 350
                                                 Ackerwildkraut-Arten sind im Bestand gefährdet, einige sind schon aus-
                                                 gestorben. Die meisten von ihnen sind auf den Acker als Lebensraum
-12-                                             angewiesen. Ein Ackerwildkraut-Wettbewerb soll Landwirte prämieren,
                                                 die ihnen diesen Lebensraum zur Verfügung stellen. „Ziel des Ackerwild-
                                                 kraut-Wettbewerbs ist es, diese seltenen Arten wieder zu entdecken und
                                                 den oft unscheinbaren Arten wieder mehr Beachtung zu schenken“, erklärt
                                                 Maike Fischer vom Deutschen Verband für Landschaftspflege. Sie wach-
                                                 sen heute vor allem noch auf mageren Ackerstandorten mit Sand- oder
                                                 Kiesuntergrund. Mit etwas Glück und bei Verzicht auf die Ausbringung
                                                 von Herbiziden kann der Landwirt dort zwischen der Feldfrucht seltene
                                                 Ackerwildkräuter finden. Es gibt zwei Wettbewerbskategorien, die getrennt
                                                 bewertet werden: Ökolandbau und konventionelle Landwirtschaft in Nie-
                                                 derbayern. Anmeldeformulare liegen bei den Ämtern für Landwirtschaft
                                                 und den Landschaftspflegeverbänden aus. Die Bewerbungsfrist läuft bis
       Beispiel für einen artenreichen Acker     zum 16. April 2018. Eine Online-Anmeldung ist möglich unter: www.lfl.
       mit Klatsch-Mohn, Acker-Ritter-           bayern.de/Ackerwildkraut-Wettbewerb. Die Prämierung der Sieger-Äcker
       sporn und Kamille. (Foto: LfL)
                                                 findet am 26. September im Wettbewerbsgebiet statt.

       Studie zur Bestäubungsleistung der Bienen
       Weit über die Honigproduktion hinaus kommt die Bienenhaltung der Natur und der Landwirtschaft zugute. Die
       tatsächliche ökonomische Bedeutung sowie die regionale Struktur und Verbreitung der Honigbienenhaltung in
       Deutschland haben Agrarökonomen der Universität Hohenheim nun in einem BÖLN-Forschungsvorhaben analy-
       siert. Danach bringen Bienen bereits jetzt einen großen volkswirtschaftlichen Nutzen. Der Studie zufolge beträgt die
       volkswirtschaftliche Leistung der Imkerei in Deutschland jährlich insgesamt etwa 1,7 Milliarden Euro. Allein mit
       ihrer Bestäubungsarbeit erwirtschaften die Insekten schätzungsweise rund 1,6 Milliarden Euro pro Jahr. Diese Zahl
       ist 13 Mal so hoch wie die Wertschöpfung der Honig- und Bienenwachsproduktion, die bei rund 120 Millionen
       Euro liegt. Ohne Insektenbestäubung wären die im Anbau erzielten Erlöse im Schnitt 41 Prozent geringer.          red
Bio und - April 2018 - Biokreis
INFO ––– Agrarpolitik

        Bio funktioniert

        Doch weiß das auch die Landwirtschaftsministerin?
        Von Dorothee Ahlers

                                                                                                                           Die neue Landwirtschafts-
                                                                                                                           ministerin Julia Klöckner
                                                                                                                           (CDU) positioniert sich
                                                                                                                           bisher nicht eindeutig.

                   Ist das wirklich ernst gemeint? So vielerorts die Reaktion,      von Seiten der Branche nicht erwünscht ist? Die 45-Jährige
                   als CDU-Politikerin Julia Klöckner – seit dem 14. März als       ist Politikwissenschaftlerin, stammt aus einer konservativen
                   Landwirtschaftsministerin vereidigt – Mitte Februar in ei-       Winzerfamilie in Rheinland-Pfalz und ist derzeit stellvertre-
                   nem Interview vorschlug, ökologisch wirtschaftenden Betrie-      tende CDU-Bundesvorsitzende. Von 2002 bis 2011 saß sie
                   ben fallweise den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide zu    im Bundestag, zwei Jahre davon als Parlamentarische Staats-
                   gestatten. Ernst gemeint war es tatsächlich, denn Bio-Bauern     sekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, seitdem
                   hätten „in nassen Jahren ein erhebliches Problem“, so die        hat sie sich auf die rheinland-pfälzische Landespolitik kon-
-14-               Ministerin. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender     zentriert. In ihrem Amt als Landwirtschaftsministerin möch-                                                                                                                                     Biokreis-Landwirt
                   des BÖLW widersprach: „Frau Klöckners Idee [...] ist weder       te sie „ökologische und konventionelle Landwirtschaft nicht                                                                                                                                     Wolfgang Weber
                   rechtlich möglich noch erforderlich.“ Denn die Regeln für        gegeneinander ausspielen“. Anreize statt Verbote, Vernunft         chend, andererseits kündigte sie die Einführung eines staat-   reicht wird. Auch ihre Kolleginnen und Kollegen aus den       weiß, wie ökologische
                                                                                                                                                                                                                                                                                    Landwirtschaft
                   Bio sind schließlich in der EU-Öko-Verordnung gesetzlich         statt Ideologie nennt sie als wichtige Richtschnur. Natur-         lichen Tierwohllabels an. Den Zusammenhang zwischen            Ressorts Wirtschaft, Umwelt, Bildung und Forschung sowie
                                                                                                                                                                                                                                                                                    funktioniert.
                   festgeschrieben und könnten nicht einfach durch Ausnah-          schutz und Landwirtschaft seien keine Gegensätze, sondern          Insektizid-Einsatz und Bienensterben hält die CDU-Poli-        wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sind ge-
                   megenehmigungen einer nationalen Regierung umgangen              gehörten zusammen.                                                 tikerin offenbar für noch nicht eindeutig wissenschaftlich     fragt.
                   werden. Zudem zeigen fast 30 000 Bio-Bauern deutschland-                                                                            festgestellt. Die Regierungserklärung lässt wenig Raum für     Wir als ökologischer Anbauverband fordern den Einsatz für
                                                                                                       Mehr vom Alten
                   weit, dass sie ihr Handwerk verstehen und statt Pestiziden                                                                          Optimismus auf Besserung in der Agrarpolitik. Zur Gemein-      eine tierfreundliche und ökologische Produktion, Regiona-
                                                                                                 oder Hoffnung auf Besserung?
                   robuste Sorten, eine kluge Fruchtfolge oder naturstoffliche                                                                         samen Agrarpolitik ließ die neue Ministerin auf ihrem ersten   lität und den Aufbau von Wertschöpfungsketten statt für
                   Präparate einsetzen. Bio funktioniert. Und braucht als Un-       Wie das aussehen wird, lässt sich höchstens erahnen. Der           Treffen des EU-Agrarministerrats verlauten: „Wir brauchen      eine günstige Massenproduktion für die Weltmärkte. Die
                   terstützung keine rechtswidrige Ausnahmegenehmigung              am 7. Februar geschlossene Koalitionsvertrag benennt vie-          in der GAP weniger Bürokratie. […] Am Ende will ich, dass      Landwirtschaftsministerin muss sich dialogbereit zeigen
                   zum Einsatz von Pestiziden. Stattdessen brauchen wir eine        le Baustellen wie den Glyphosat-Ausstieg, Fehlernährung,           Landwirte und nicht Hedgefonds gefördert und unterstützt       und nicht nur als Erfüllungsgehilfin der konventionellen
                   Landwirtschaftsministerin, die ihre Agrarpolitik in die          Tierwohl, Gentechnik und die Stärkung ländlicher Räume.            werden.“ Und immerhin: Der Koalitionsvertrag nennt für         Bauernlobby und der Agrarindustrie wirken. Wir fordern
                   Zukunft richtet. Die Verantwortung übernimmt für eine            Klöckner hat an den Abschnitten zur Agrarpolitik wesent-           das Ziel 20-Prozent-Bio mit dem Jahr 2030 endlich ein kon-     eine verpflichtende Kennzeichnung der Tierhaltung bei
                   artgemäße Tier- und eine ressourcenschonende Pflanzenpro-        lich mitgewirkt, doch ihre Wortmeldungen widersprechen             kretes Datum, die Ernährungsbildung soll gestärkt und ein      Fleischprodukten analog zu der Eierkennzeichnung und ein
                   duktion und bäuerliche Familienbetriebe und die den ökolo-       den Vereinbarungen zuweilen: In der Regierungserklärung            Innovationsprogramm digital-mechanischer Pflanzenschutz        bundesweites Gentechnik- und Glyphosat-Verbot. Und wer
                   gischen Landbau als Leitbild versteht. Und die diese Politik     zur Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik am 23. März             etabliert werden. Doch „damit der Umbau gelingt, muss          20 Prozent Bio bis 2030 anstrebt, muss auch 20 Prozent
                   lebt, dafür einsteht und wenn nötig, auch dafür kämpft.          vertrat die Ministerin die Ansicht, dass eine Abschaffung          die gesamte Bundesregierung zupacken. Denn viele Ressorts      der Agrarforschungsmittel für Bio aufwenden. Arten-, Tier-,
                                                                                    von Glyphosat „nicht zur Diskussion“ stünde. Und verkennt          bestimmen gemeinsam, wie Landwirtschaft, Handel und            Boden- und Tierschutz kann nur gelingen, wenn auch die
                                     Wer ist Julia Klöckner?
                                                                                    damit die Möglichkeit eines zumindest nationalen Verbots.          Ernährung in Zukunft gestaltet werden“, so auch das Fazit      Gemeinsame Agrarpolitik der EU grundlegende Reformen
                   Doch was ist von einer Landwirtschaftsministerin zu er-          Debatten über die Gefahren von Glyphosat hatte sie bereits         des BÖLW.                                                      erfährt. Öffentliche Gelder für öffentliche Leistungen! Das
                   warten, die Bio-Bauern offenbar nicht zutraut, die eigenen       vor ihrer Ernennung als „hysterisch und einseitig“ bezeich-                                                                       möchten wir Julia Klöckner mit auf den Weg geben.
                                                                                                                                                         Anstrengungen des gesamten Kabinetts notwendig
                   Standards zu erfüllen? Der zum Thema Bio in einem Inter-         net. Auch das Tierwohl stehe zwar oben auf der Agenda,
                   view nichts anderes einfällt, als eine „Unterstützung“ zu ver-   die Ministerin positioniert sich aber auch hier uneindeutig:       Und so hängt es nicht nur von Julia Klöckner ab, ob das
                   sprechen, die erstens rechtlich nicht möglich und zweitens       Einerseits seien die geltenden gesetzlichen Standards ausrei-      selbstgesteckte Ziel 20 Prozent Ökolandbau bis 2030 er-
Bio und - April 2018 - Biokreis
INFO ––– Agrarpolitik

        B.M.G.-Insolvenz:
        Biokreis fordert
        Solidarität
        in der Branche
        Milchviehhalter sind auf schnelle Hilfe
        zur Existenzsicherung angewiesen.
        Von Jörn Bender

-16-
                   Das Aus der Berliner Milcheinfuhr Gesellschaft (B.M.G.)         Derzeit ist die Liefersituation für die vielen verschiedenen
                   und die entsprechende Einstellung der Milchabholung sorgt       Erzeugergruppen oftmals völlig ungeklärt. Teilweise konn-
                   vielerorts für blankes Entsetzen auf den betroffenen Hö-        ten kurzfristig Absatzwege durch hohes Engagement der
                   fen. Die B.M.G. war einer der größten Milchhändler in           Gruppensprecher, von Milcherzeugergemeinschaften, aber
                   Deutschland, viele namhafte Molkereien im konventionellen       auch Verbandsvertretern organisiert werden. Andernorts ist
                   wie ökologischen Verarbeitungsbereich haben regelmäßig          noch immer völlig unklar, wie mit der täglich anfallenden,
                   oder sporadisch auf die Angebote des Berliner Unterneh-         hochwertigen Bio-Milch zu verfahren ist.
                   mens zugegriffen.
                                                                                   Der Biokreis muss mit Fassungslosigkeit feststellen, dass
                   Nachdem die B.M.G. ab 2015 vermehrt Milch mit Her-              einige Molkereiunternehmen, die bislang vertraglich mit
                   kunft aus Verbänden des ökologischen Landbaus nachgefragt       Milch über die B.M.G. beliefert wurden, die aktuelle Situati-
                   hatte, entschlossen sich auch mehr als 30 Biokreis-Mitglieds-   on nun nutzen, um von heute auf morgen jegliche Milchan-
                   betriebe, Verträge mit der Molkerei einzugehen. Die Tat-        nahme von den zuliefernden Höfen zu verweigern. Mit Blick
                   sache, dass mancherorts außer den Vertragsangeboten der         darauf, dass dies für die betreffenden Betriebe akut exis-
                   B.M.G. keine alternative Absatzmöglichkeit für Bio-Milch        tenzgefährdend ist, sind solche Entscheidungen vermeintlich
                   bestand, führte gerade in der Umstellungswelle des Jahres       anerkannter Öko-Verarbeiter kaum nachzuvollziehen.
                   2016 zu einer quasi alternativlosen Situation für Betriebe,
                   die oftmals mit großer inhaltlicher Überzeugung auf öko-
                   logischen Landbau umstellen wollten.
Bio und - April 2018 - Biokreis
INFO ––– Agrarpolitik

        Politikerfloskeln
        helfen nicht
        Kommentar von Sepp Brunnbauer

                   Die Milchbranche kann bei der Bewältigung der Insolvenz
                   der Berliner Milcheinfuhr-Gesellschaft (B.M.G.) nicht auf
                   staatliche Unterstützung hoffen. Bundeslandwirtschafts-
                   ministerin Julia Klöckner erteilte derartigen Überlegungen
                   auf dem Berliner Milchforum eine klare Absage. Sie müsse
                   diejenigen enttäuschen, die darauf setzen, der Staat werde es
                   richten. „Diese Erwartungen kann ich nicht erfüllen“, sag-
                   te die CDU-Politikerin. Gleichzeitig wird das mittelfristige
                   20-Prozent-Bio-Ziel auf Bundesebene propagiert. Umstel-
                   lung ist erwünscht, aber es kümmert den Staat nicht, wenn
                   die umgestellten Betriebe ihre Produkte nicht vermarkten
                   können. Marktentwicklung sieht anders aus!
                   Stattdessen sei laut Julia Klöckner die Branche gefragt. Sie
                   müsse „alle Kräfte mobilisieren“, die gesamte Milch der
                   B.M.G.-Lieferanten abzuholen. Ähnlich äußerte sich der
-18-               Präsident des deutschen Bauernverbandes. Seiner Auffassung
                   nach bewege sich die B.M.G in einem volatilen Marktseg-
                   ment mit einem hohen Unternehmerrisiko. Die gesamte
                   Milchbranche bewege sich in einem Markt, der Chancen
                   und Risiken biete.                                              Ich vertrete die biologischen Milchlieferanten und kenne
                                                                                   deren Motivation, ihre Vermarktung über die B.M.G. zu
                   Ich weiß nicht, wie es Euch mit diesen Statements ergeht.       wählen. Sie haben ihren Betrieb umgestellt und in diesem
                   Selbst schuld ... Wer sich in die Gefahr begibt, kommt darin    Moment keinen anderen Vermarkter gefunden haben, der
                   um ... Was genau soll der Staat da richten?                     ihre Milch aufgenommen hätte. Für diese Betriebe war die
                   Genauso könnte man sagen: „Die gesamte Autobranche be-          B.M.G. die einzige Möglichkeit, ihre Bio-Milch zu vermark-
                   wegt sich in einem Markt, der Chancen und Risiken bietet.“      ten. Bio-Milch, die nicht auf dem Spotmarkt gehandelt wur-
                   Vielleicht liegt es an der Austauschbarkeit der Worte oder      de, sondern über die B.M.G. mit mehrjährigen Milchliefer-
                   der Statements, vielleicht aber auch daran, dass in keinem      verträgen an bekannte Bio-Molkereien geliefert wurde. Nach
                   der beiden Statements das Wort „Bauer“ vorkommt, dass           der Pleite wurden diese Verträge fristlos gekündigt, ohne zu
                   mit keinem Wort auf die verzweifelte Lage der Familien          fragen, was mit den Höfen und deren Milch passiert. Die
                   eingegangen wird, die nicht wissen, wo sie im Moment            Verantwortlichen der B.M.G. schließen ihr Büro und gehen
                   ihre Milch absetzen. Dass in keiner der Aussagen auf den        in Urlaub. Politiker können es nicht richten, Bauernpräsi-
                   Existenzkampf der Landwirte – ob bio oder konventionell         denten reden unnützes Zeug.
                   – hingewiesen wird.                                             Landwirte können ihren Betrieb nicht zuschließen und in
                                                                                   Urlaub gehen.
                   Ich vertrete hier keine konventionellen Bauern, die um ihre
                   Milchvermarktung gekommen sind – auch kenne ich ihre            Wir werden das, was wir in den letzten Tagen und Wochen
                   Beweggründe nicht, warum sie die Vermarktung danach             gemacht haben, auch in den kommenden Tagen und Wo-
                   über B.M.G gewählt haben – aber ihr Präsident tut es wohl       chen machen: alternative Abnehmer für die Milch unserer
                   auch nicht!                                                     Bio-Bauern suchen.
Bild: bogitw; pixabay

                        Kirche
                             Bio und
TITEL ––– Die Enzyklika Laudato Si´

        Aufruf zur
        ökologischen Umkehr

                    Überblick über die Enzyklika Laudato Si´ von Papst Franziskus
                    über die Sorge für das gemeinsame Haus.
                    Von Ronja Zöls

                    Die Enzyklika Laudato Si´ wurde von Papst Franziskus im          in sämtlichen Bereichen gehe der Sinn für die Gesamtheit        Bild: freepik
                    Mai 2015 veröffentlicht und befasst sich mit dem Themen-         verloren, doch alles stehe mit allem in Beziehung. So gingen
-22-                bereich Umwelt- und Klimaschutz. Ursprünglich auf Spa-           auch Umweltverschmutzung und Klimawandel mit sozialer
                    nisch verfasst, wurde sie in acht Sprachen übersetzt. Mit        Ungerechtigkeit einher. Kritisiert wird die Politik, welche

                                                                                                                                                     Ökolandbau ja! Aber
                    dem Schreiben richtet sich der Verfasser ausdrücklich nicht      bei jedem Regierungswechsel die Bemühungen im Hinblick
                    nur an die Katholiken, sondern „an alle Menschen, die gu-        auf Umweltschutz und Klimawandel ändere und dadurch
                    ten Willens sind“. Titel und Anfangsworte der Enzyklika          Zeit und Geld verschwende. Immer wieder wendet er sich
                    entstammen dem Sonnengesang des Franz von Assisi, der            gegen Gewinnmaximierung und Konsumorientierung, die

                                                                                                                                                     Konsequenzen ziehen?
                    in der römisch-katholischen Kirche und von vielen Christen       lediglich benutzt würden, um leere Herzen zu erfüllen. Der
                    anderer Konfessionen als Heiliger verehrt wird: Laudato si’,     wohlhabende Teil der Menschheit müsse seinen Lebensstil
                    mi’ signore, cun tucte le tue creature; „Gelobt seist du, mein   grundlegend ändern. Er fordert Solidarität mit Mitmen-
                    Herr, mit all deinen Geschöpfen“.                                schen und Menschen nachfolgender Generationen, klein-
                    Papst Franziskus schreibt über die Sorge für das gemeinsame      bäuerliche Systeme für die Erzeugung von Lebensmitteln,
                    Haus, wie auch der Untertitel der Enzyklika lautet. Er geht      eine Umstellung auf regenerative Energieträger, das Prinzip
                    dabei von der Grundthese aus, dass alles mit allem verbun-       des Gemeinwohls und von der Politik das Erkennen der
                                                                                                                                                     Verpachtungspraxis in den Kirchen: Die Enzyklika Laudato Si´
                    den ist, ebenso seien alle Geschöpfe miteinander verbun-         eigenen Fehler.                                                 scheint bisher nur ein Stück Papier zu sein.
                    den. Auch die kleinsten Geschöpfe sieht er als Brüder und        Schließlich rät Papst Franziskus ganz konkret zur ökologi-      Von Ronja Zöls
                    Schwestern. Wenn der Mensch nicht mehr die Sprache der           schen Umkehr: „[…] wir müssen auch zugeben, dass einige
                    Brüderlichkeit spreche, werde er zum Herrscher und Aus-          engagierte und betende Christen unter dem Vorwand von
                    beuter. Das materielle Universum sei ein Ausdruck der Liebe      Realismus und Pragmatismus gewöhnlich die Umweltsorgen          Papst Franziskus fährt wohl am liebsten im Kleinwagen, hat   gen erarbeitet. Darin wird ausführlich die Notwendigkeit
                    Gottes, mit dem man achtvoll umgehen solle. Was der Welt         bespötteln. Andere sind passiv, entschließen sich nicht dazu,   seine schwarzen Schuhe behalten und stellte erstmals Um-     von Bodenschutz und extensiver Landnutzung erläutert und
                    derzeit widerfahre, solle jeder zur Kenntnis nehmen und in       ihre Gewohnheiten zu ändern, und werden inkohärent. Es          weltschutz und Klimawandel ins Zentrum einer päpstlichen     in diesem Zusammenhang auch an die kirchliche Verantwor-
                    persönliches Leid umwandeln. So müsse jeder erkennen,            fehlt ihnen also eine ökologische Umkehr, die beinhaltet,       Enzyklika. Die Worte der Enzyklika Laudato Si´ von Papst     tung appelliert: „Die geschilderten Verantwortlichkeiten für
                    welchen Beitrag der Einzelne leisten kann. Der Mensch soll       alles, was ihnen aus ihrer Begegnung mit Jesus Christus         Franziskus über die Sorge für das gemeinsame Haus sind       den Einzelnen (Verursacherprinzip) wie auch die Anforde-
                    Gottes Land nicht nur bebauen, sondern auch behüten.             erwachsen ist, in ihren Beziehungen zu der Welt, die sie        deutlich. Die Schöpfung solle bewahrt werden, das große      rungen an gesellschaftliches und staatliches Handeln gelten
                    In seinem Text spricht Papst Franziskus sehr deutlich die        umgibt, zur Blüte zu bringen. Die Berufung, Beschützer          Ganze im Blick bleiben, der Kampf gegen die Umweltzer-       auch für die katholische Kirche als Eigentümer und Besitzer
                    konkreten Probleme unserer Zeit an. So verurteilt er massiv      des Werkes Gottes zu sein, praktisch umzusetzen gehört we-      störung könne nur mit Konsumeinschränkungen und einer        umfangreicher Ländereien und Grundstücke in Deutsch-
                    das Artensterben, denn alle Geschöpfe tragen ihren Sinn          sentlich zu einem tugendhaften Leben; sie ist weder etwas       neuen Ressourcenkultur erfolgen.                             land und anderen Staaten. Die verschiedenen Rechtsträger
                    schon allein in sich selbst. Er prangert das generelle Streben   Fakultatives noch ein sekundärer Aspekt der christlichen        Aufgegriffen wurde die Thematik ein Jahr später in dem       der katholischen Kirche sind zusammengenommen neben
                    nach Wachstum an, welches völlig ignoriert, dass die Res-        Erfahrung.“                                                     Expertentext der deutschen Bischöfe „Der bedrohte Boden“.    dem Staat (Bund, Länder und Kommunen) einer der größ-
                    sourcen der Erde endlich sind. Durch die Spezialisierung                                                                         Der Text wurde von der Arbeitsgruppe für ökologische Fra-    ten Bodeneigentümer in Deutschland. Entsprechend der
TITEL ––– Verpachtung

                  dargelegten christlichen Werte und im Sinne einer allge-                        war´s mit dem Kenntnisstand der deutschen Bistümer darü-
                  meinen gesellschaftlichen Vorbildfunktion sollten diese                         ber, wie ökologisch die kirchlichen Ländereien bewirtschaf-
                  Flächen idealerweise entweder selbst ökologisch nachhaltig                      tet werden. Alles, was es gibt, sind vereinzelte Leitlinien,
                  bewirtschaftet werden oder es sollte eine entsprechende Be-                     Anregungen und Empfehlungen. Das Bistum Passau hat
                  wirtschaftungsweise bei der Verpachtung vertraglich festge-                     immerhin Leitlinien für eine schöpfungsorientierte Wald-
                  schrieben werden.“                                                              nutzung, und diese sind „stets umfassend zu berücksichti-
                                                                                                  gen“, wie es in den Richtlinien heißt. Sie entsprechen einer
                                Keine Daten, keine Vorgaben
                                                                                                  ökologischen Waldbewirtschaftung.
                  Auch hier klare Worte. Die Kirche solle ihren Teil beitragen
                                                                                                                „Texte können nicht einfach
                  und hätte dafür als Mega-Landeigentümer enorme Kapa-
                                                                                                               ‚praktisch‘ umgesetzt werden“
                  zitäten. Rund 500 000 Hektar landwirtschaftliche Flächen
                  sollen die katholische und evangelische Kirche in Deutsch-                      Werden die Enzyklika des Kirchenoberhauptes sowie der
                  land zusammen besitzen! Wir haben bei den 27 Bistümern                          Expertentext der deutschen Bischöfe einfach ignoriert? Her-
                  und auch in den 20 Evangelischen Landeskirchen nachge-                          mann Haarmann von der Bischöflichen Pressestelle Osna-
                  fragt, wie es mit der Umsetzung entsprechender Forderun-                        brück: „Diese beiden Texte können nicht einfach ,praktisch´
                  gen aussieht. Wie viel des Kirchenlandes wird ökologisch                        umgesetzt werden. Insbesondere Laudato Si´ verlangt eine
                  bewirtschaftet? Gibt es Bemühungen, die ökologisch be-                          intensive Auseinandersetzung, die zu einer Haltungsände-
                  wirtschaftete Fläche zu vermehren? Wird derzeit bei der Ver-                    rung und damit zu einer Handlungsänderung führt, die
                  pachtung eine Bewirtschaftungsart bevorzugt? Wie sieht es                       nicht im Klein-Klein stehen bleibt, sondern den Menschen
                  in den Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung mit                           und die Umwelt ganzheitlich und allumfassend betrach-
                  dem Einsatz biologischer Lebensmittel aus? Gibt es Bemü-                        tet.“ Doch was bedeutet das? Lieber darüber sinnieren und
                  hungen, die Enzyklika „Laudato Si`“ sowie den Expertentext                      sprechen als Vorbild sein? Reaktionen auf die Enzyklika be-
                  „Der bedrohte Boden“ der deutschen Bischöfe praktisch zu                        schränken sich oft nur auf energetische Konzepte in Bezug
                  realisieren?                                                                    auf die Gebäude der Bistümer. Hier ist wenig Gegenwind zu
-24-              Bei den Bistümern sind die Antworten nach der Verpach-                          erwarten. Auch bei der Gemeinschaftsverpflegung hätte die
                  tung ihrer Flächen im Wesentlichen ähnlich: „Keine Daten“,                      Kirche allerhand Einflussmöglichkeiten. Etliche Verbände,
                  „Entscheidung des Pächters“, „Entscheidung der Pfarrei“,                        Verwaltungen, Bildungshäuser und soziale Einrichtungen,
                  „Es gibt keine Vorgaben“. Hinter vorgehaltener Hand heißt                       die täglich Menschen versorgen, gehören zur katholischen
                  es aus Kirchenkreisen: „Wer am Sonntag in der Messe in                          Kirche. Doch das System funktioniert wie bei der Verpach-
                  der ersten Reihe sitzt, bekommt auch einen Pachtvertrag.“                       tung. Die Lebensmittelbeschaffung ist jeder Einrichtung
                  Landwirtschaftliche Fläche ist zum größten Teil in Besitz der                   selbst überlassen. Bio wird nur in den wenigsten Küchen
                  einzelnen Kirchengemeinden, die ihre Flächen zum Beispiel                       eingesetzt. Auf die Frage, ob es eine Möglichkeit gibt, ver-
                  in Bayern in Abstimmung mit der katholischen Pfründe-                           mehrt biologische Lebensmittel einzusetzen, antwortet
                  pachtstelle vergeben. Von dieser etwa heißt es, sie sei eine                    wiederum Hermann Haarmann, Bischöfliche Pressestelle
                  administrativ tätige Dienststelle der bayerischen Diözesen.                     Osnabrück: „Wir leben von biologischen Lebensmitteln.
                  Entscheidungen über den Einsatz der Flächen, die sie ver-                       Wenn zertifiziert biologisch erzeugte Lebensmittel gemeint
                  walte, treffen die Eigentümer – und das seien mehrere tau-                      sind: Bio-Lebensmittel werden genauso angeboten wie auch
                  send Rechtsträger, die meisten von ihnen Pfarreistiftungen.                     andere Lebensmittel. Die Einrichtungen der Gemeinschafts-
                  Die Pfründepachtstelle habe nicht das Recht, über die ihr                       verpflegung sind in einem stetigen Prozess des nachhaltiger-
                  zur Verwaltung überlassenen Flächen zu informieren Die                          Werdens. Bio ist da ein möglicher Baustein neben vielen
                  Bistümer weisen auf öffentliche Pachtversammlungen hin,                         weiteren.“ In vielen anderen Bistümern gibt es Empfehlun-
                  die interessierte Landwirte besuchen können. Viele Bistümer                     gen zum Einkauf.
                  betonen, auf ortsübliche Pachtzinsen im sozialverträglichen
                                                                                                                Pächterauswahl im Rahmen
                  Rahmen zu achten.
                                                                                                                    einer Gesamtschau
                  Doch tatsächlich wissen nur die allerwenigsten über den
                  Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen in ihren Pfar-                   In den evangelischen Kirchen sieht es nicht viel anders aus.
                  reien Bescheid. Das Bistum Fulda hat den Großteil seiner                        Stefan Döbler, Pressesprecher der Evangelisch-Lutherischen
                  150 Hektar land- und forstwirtschaftlicher Fläche an eine                       Kirche in Norddeutschland, erklärt, wie die Verantwortlich-
                  Behinderteneinrichtung verpachtet, die die Landwirtschaft                       keit für Kirchenland zustande kam: „In früheren Jahrhun-
                  biologisch bewirtschaftet. Das Bistum Osnabrück weiß, dass                      derten ist jede Pfarrstelle vom jeweiligen Landesherrn mit
                                                                                  Bild: freepik

                  fast die gesamte Fläche an eine Naturschutzstiftung verpach-                    Ländereien ausgestattet worden, um einerseits den Lebens-
                  tet wird, und das Bistum Dresden-Meißen informiert, dass                        unterhalt des örtlichen Pastors und andererseits die Erhal-
                  sämtliche Flächen konventionell bewirtschaftet werden. Das                      tung der kirchlichen Gebäude abzusichern. Daher gilt für
TITEL ––– Verpachtung

                  den Bereich der Nordkirche: Landwirtschaftliche Nutzflä-       rer Stelle fest. Empfehlungen für die Bewirtschaftung von
                  chen in kirchlichem Besitz befinden sich fast ausschließlich   Pachtland geben 15 Landeskirchen, Empfehlungen für die
                  im Eigentum einzelner Kirchengemeinden, die darüber            Vergabe sieben. Was die Bevorzugung bio-regional-fairer
                  selbstständig verfügen.“ Auch hier liegt also die Verantwor-   Lebensmittel betrifft, scheint zwar in den Landeskirchen
                  tung über die Landnutzung bei Gemeindeleitungen, Pres-         ein Bewusstsein vorhanden zu sein, die Umsetzung sei aber
                  byterien und zum Beispiel in der Landeskirche Bayern auch      zum Beispiel laut Johannes Minkus, Pressesprecher der Lan-
                  beim Evangelisch-Lutherischen Pfründestiftungsverband.         deskirche Bayern, von der Kalkulation abhängig. Auch für
                  Die Folge: keine Daten. Die Westfälische Landeskirche          die Gemeinschaftsverpflegung dominieren Empfehlungen.
                  schätzt, dass alle Flächen konventionell bewirtschaftet        Hervorzuheben sind in der evangelischen Kirche einzelne
                  werden. Die Lippische Landeskirche geht davon aus, dass        Leuchtturmprojekte wie die Evangelische Akademie in Bad
                  5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch be-       Boll, in der regelmäßig Tagungen zu Ökolandbau stattfinden
                  wirtschaftet wird. Die Evangelisch-lutherische Gemeinde        und deren Gastronomie biozertifiziert ist. Das Landeskir-
                  Hannover gibt an, dass sie in geringem Umfang selbst Ei-       chenamt der Evangelischen Kirche Rheinland-Pfalz bewirtet
                  gentümer landwirtschaftlicher Flächen ist, von denen 20        ausschließlich mit ökologisch produzierten Nahrungsmit-
                  Prozent ökologisch bewirtschaftet werden. Die Pächteraus-      teln. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Projekten und
                  wahl erfolge grundsätzlich im Rahmen einer Gesamtschau,        Initiativen zur Aufklärung und auch Förderung bewussten
                  bei der auch ökologische Gesichtspunkte eine Rolle spielen.    Einkaufsverhaltens.
                  Kirchenmitglieder werden vorrangig berücksichtigt. Die
                                                                                            Große Chance, aber derzeit Vision
                  Evangelische Kirche in Hessen und Nassau konkretisiert
                  die Kriterien zur Pächterauswahl noch: Kirchenmitglied-        Fazit: Ökolandbau auf Kirchengrund betreiben zu können,
                  schaft, Pachtpreishöhe, regionale Ansässigkeit des Betriebs,   wäre zwar eine große Chance für dessen Entwicklung, bleibt
                  soziale Kriterien sowie nachhaltige Landbewirtschaftung. Sie   aber derzeit noch eine Vision. Cordula Rutz, Geschäftsführe-
                  gibt an, dass anerkannte Betriebe des Ökolandbaus bei der      rin der Landesvereinigung für ökologischen Landbau (LVÖ)
                  Landbewirtschaftung sowie konventionelle Betriebe, die an      in Bayern, hat sich bereits mit dem Thema „Kirche und
                  staatlichen Agrarumweltmaßnahmen teilnehmen, bevorzugt         Ökolandbau“ befasst und mit diversen Verantwortlichen
                  berücksichtigt werden.                                         gesprochen. Was auch sie erfahren hat: Es ist sehr schwierig,
-26-                                                                             Althergebrachtes zu verändern. Sie rät Bio-Landwirten trotz-
                                   Teilweise Verbot von
                                                                                 dem, bei den zuständigen Gremien vor Ort nachzufragen
                               Gentechnik und Klärschlamm
                                                                                 und zu den Pachtversammlungen zu gehen. In Zukunft will
                  Eine wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel „Kirchenpacht-     sie auch Umweltreferenten der Kirchen zu den Sitzungen der
                  land – aktueller Stand in den Landeskirchen“ von Elena         LVÖ einladen, um hier Verbindungen zu schaffen.
                  Lange aus dem Jahr 2015 befasst sich mit dem Umgang der        Die Katholische Pfründepachtstelle Regensburg fordert alle
                  Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland          Interessenten auf, sich sowohl für Neuverpachtungen als
                  mit Pachtland anhand ausgewählter Kriterien. Ergebnisse: 6     auch für einen Pächterwechsel während der Vertragslaufzeit
                  von 2 Landeskirchen verbieten in den Pachtverträgen Gen-       zu bewerben (Katholische Pfründepachtstelle Regensburg,
                  technik, bei 11 ist das Verbot an anderer Stelle festgelegt.   Margaretenstr. 16, 93047 Regensburg, 0941/208202-33,
                  Bei 6 von 20 ist die Ausbringung von Klärschlamm laut          glufke@pfruendepachtstelle.de)
                  Pachtverträgen verboten, vier legen dieses Verbot an ande-
TITEL ––– Landwirtschaftsgottesdienste

          Kirche als Partner
          der Bauern
          Die Landwirtschaftsgottesdienste in Oberberg bieten Gelegenheit zu
          Begeisterung, Kritik und zur Pflege von Bekanntschaften.
          Von Peter Schmidt

                                                                                                                                                       Wolfgang Weichenmeier; pixelio

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                        Es war irgendwann im Jahr 2009: Die Milchpreise im Keller,     ihrer Sorgen und Ängste anzunehmen und auch ein wenig           zum Thema „Wem gehört das Land? Keinem – außer Gott“            um Erntedank, aber nie direkt am Erntedank-Tag, da dann
                        die Bauern auf Konfrontation, der Riss ging quer durch die     Treffpunkt zu werden. Denn, wie Beate Klein damals sagte:       über den anziehenden Investorenboom auch im Westen der          die Landwirte in der eigenen Gemeinde eingebunden sind.
                        Landwirtschaft – hier der Bundesverband Deutscher Milch-       „Wir müssen die Plattform bieten, damit alle wieder mitei-      Republik und über die Verantwortung für den Boden. Im           Nicht gelungen ist es jedoch, die Funktionäre aus der Land-
                        viehhalter, dort der Deutsche Bauernverband. Manche, die       nander reden.“ Dabei setzt der Landwirtschaftsgottesdienst      vergangenen Jahr ergriff Pfarrer Edgar Born – ausnahmswei-      wirtschaft einzubinden. Wir können nur vermuten, dass ih-
                        früher das Glas Milch miteinander leerten, gingen sich jetzt   immer auch Impulse und regt zum Nachdenken an. Die              se dürfen auch mal Pfarrer auf die Kanzel – Partei für die      nen die Themen doch hin und wieder zu kritisch sind. Aber
                        aus dem Wege. Hier bot sich die Kirche als verbindendes        Evangelische Kirche bietet dazu die Möglichkeit, statt offi-    Bauern im Dorf, gegen das Bauernmobbing, welches sich           Kirche ist eben nicht dazu da, Funktionären nach dem Mun-
                        Element an. In dieser Situation steckten Beate Klein und       ziell ordinierte Pastöre Kanzelrednerinnen und -redner spre-    immer mehr ausbreitet.                                          de zu reden. So wird am Konzept nicht gerüttelt. Derzeit
                        ich, Peter Schmidt, die Köpfe zusammen. Sie ist bis heute      chen zu lassen. Reden von Laien werden im Gegensatz zu                                                                          wird der nächste Landwirtschaftsgottesdienst vorbereitet.
                                                                                                                                                                   Wutentbranntes Verlassen der Kirche
                        Presbyterin der Evangelischen Gemeinde in Eckenhagen,          Predigten „Kanzelreden“ genannt. Mit der Kanzelrede öffnet                                                                      Denn wir sind für die Bäuerinnen und Bauern da – und die
                        NRW, Oberbergischer Kreis, ich damals ziemlich frisch          sich die Kirche quasi der Welt. Und genau dies wollten wir,     Ziel ist es, auch konfrontative Themen aufzugreifen. So         freuen sich schon drauf.
                        gebackener ehrenamtlicher Umweltreferent des Evangeli-         den Bogen schlagen zwischen Altar und Alltag.                   sprach Claudia Warning, Vorstandsmitglied des Evangeli-
                        schen Kirchenkreises An der Agger. Sie Naturland-Bäuerin                                                                       schen Hilfswerkes „Brot für die Welt“, über die Zusammen-
                                                                                                          Brennende Themen                                                                                                                                                       Vor der Kirche in
                        eines Milchvieh-Betriebes, ich der Biokreis-Arche-Bauer. Da                                                                    hänge der industriellen Landwirtschaft in Europa und dem                                                                  Marienberghausen
                        entstand die Idee: „Wir machen ab jetzt einen Landwirt-        Begonnen haben wir 2009 mit Bärbel Höhn, damals                 Hunger in Afrika. Und sie erntete neben Beifall auch Kritik,                                                              (Nümbrecht) das Team
                        schaftsgottesdienst.“ Dazu stieß mit Matthias Weichert ein     Mitglied des Deutschen Bundestags und vormals NRW-              ein Landwirtsfunktionär verließ wutentbrannt die Kirche.                                                                  von 2015 (von rechts):
                                                                                                                                                                                                                                                                                 hinten: Matthias Wei-
                        Angestellter des Kirchenkreises, der gleichzeitig dem Aus-     Landwirtschaftsministerin, eine Frau, die es in den Jahren      Aber zum Nachdenken gehört eben auch, sich selbst in Frage                                                                chert, Kanzelrednerin
                        schuss für öffentliche Verantwortung vorsaß. Eingeladen        als Ministerin geschafft hat, sich in breiten Teilen der Bau-   zu stellen, vielleicht auch Konsequenzen zu ziehen für den                                                                Anke Kreutz (Direkto-
           Der Autor    werden zum Landwirtschaftsgottesdienst alle Bäuerinnen         ernschaft hohe Anerkennung zu erwerben. Sie sprach vor          eigenen Alltag. Rückblickend sind die Landwirtschaftsgot-                                                                 rin der evangelischen
    Peter Schmidt ist   und Bauern der Region mit einem persönlichen Einladungs-       neun Jahren zum Thema Regionalität. Damit war das Thema         tesdienste ein Erfolg – bis zu 300 interessierte Landwirte                                                                Landjugendakade-
   Biokreis-Landwirt                                                                                                                                                                                                                                                             mie Altenkirchen),
            in NRW.
                        schreiben.                                                     der Kanzelrede schon seiner Zeit um einiges voraus. Später      und Verbraucher reisen an. Gerne wird die Chance genutzt,                                                                 Gemeindepfarrer
                                                                                       folgten dann unter anderem Josef Feilmeier (Gentechnik-         nachher noch bei einem Imbiss zusammen zu sitzen und                                                                      Frank Oschmann,
                                    Bogen zwischen Altar und Alltag
                                                                                       Gegner und Futtermittelhändler aus Hofkirchen) und Bio-         Bekanntschaften wieder aufzufrischen. Ein Teil des Erfolgs-                                                               Peter Schmidt, vorne
                        Aus der Idee ist Tradition geworden. Dieses Jahr soll der      kreis-Landwirt Ludwig Schweißfurth (Herrmannsdorfer             konzeptes ist es, dass der Gottesdienst quasi durch den Kir-                                                              von rechts: Beate Klein
                                                                                                                                                                                                                                                                                 und Klosterbäuerin
                        neunte dieser Gottesdienstreihe gestaltet werden. Ziel         Landwerkstätten in Glonn). Angesprochen wurden meist            chenkreis reist – er ist jedes Jahr in einer anderen Gemeinde                                                             Susanne Schulte.
                        war und ist es bis heute, den Landwirten „in guten wie in      brennende Themen. So referierte Anke Kreutz, Direktorin         zu Gast und wird so auch zu einem Höhepunkt des jeweili-
                        schlechten Zeiten“ eine kirchliche Heimat zu bieten, sich      der evangelischen Landjugendakademie in Altenkirchen,           gen Gemeindelebens. Er findet immer im Herbst statt, rund                                                                 Bild: Schmidt
TITEL ––– Landwirtschaft in Kirchenhand

                                                                                                                                                                                                         Sr. Lucia und Albert
                                                                                                                                                                                                         Strobl vor dem Eingang
                                                                                                                                                                                                         des Müßighof-Bistros.

        Ein Hof und
        seine guten Geister …
                                                                                                                                                                                  Im Hofladen werden die
                                                                                                                                                                                   Erzeugnisse der eigenen
                                                                                                                                                                                      Landwirtschaft und
                                                                                                                                                                                      auch anderer umlie-
        Auf dem Müßighof in Absberg wird seit 1992 ökologische Landwirt-                                                                                                            gender Direkterzeuger
                                                                                                                                                                                               angeboten.
        schaft betrieben. Der geistliche Hintergrund trägt das seine dazu bei.
        Von Ronja Zöls

                    „Der Hof atmet einen guten Geist“, sagt Albert Strobl, der     rung immer schwieriger und so kam es, dass immer weniger       durch viele aufschlussreiche Gespräche erlangt. Heute koche           Teichfläche. 130 Tiere gehören zur Mutterkuhherde, dazu
-30-                hier am Müßighof der Regens Wagner Stiftung Absberg seit       einen Arbeitsplatz in der Landwirtschaft fanden“, erklärt      sie im kleinen Konvent vor allem biologisch, viele Rohstoffe          kommen 100 Enten, 100 Gänse, 20 Hühner, zwei Pferde,
                    1989 die Landwirtschaft führt. Diesen guten Geist will er      Albert Strobl. Doch auf dem Müßighof lief es anders: Nach-     werden vom Müßighof bezogen.                                          neun Esel, vier Ziegen, drei Alpakas und drei Pfauen. Die
                    nach außen tragen. Albert Strobl verwaltet den Hof am idyl-    dem in den 80er-Jahren das fränkische Seenland geflutet                                                                              Esel und Pferde werden als Therapietiere genutzt. Besucher
                                                                                                                                                                  Vielfalt in Landwirtschaft
                    lischen Brombachsee mit 143 Hektar Betriebsfläche unter        wurde und viele Flächen verloren gingen, stellte sich die                                                                            können die meisten der Tiere in den Gehegen sehen, auch
                                                                                                                                                                       und im Erleben
                    besonderen Umständen. Der Müßighof gehört seit 1920 zu         Frage: Wie geht es weiter? Die Regierung sah für den Neu-                                                                            durch Führungen für Klassen, Kindergärten und andere
                    den Regens-Wagner-Stiftungen. „Dieser Hintergrund bildet       aufbau einen gläsernen Bauernhof vor und machte Pläne für      Durch die Öffnung des Hofladens und des Bistros kehrte                Gruppen wird Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Erlebnisbäu-
                    das Rückgrat des Hofes“, glaubt er, der mindestens zwei Mal    die Umsetzung. Doch diese zerschlugen sich. Ein paar Jahre     die Vielfalt der Landwirtschaft auf den Müßighof zurück.              erin Margit Rohm ist hierfür sowie für spezielle Kinderpro-
                    am Tag mit dem Glockenschlag daran erinnert wird. „In der      später entschied der Stiftungsrat, eigene Pläne umzusetzen.    Heute kümmern sich unter anderem zehn Menschen mit                    gramme zuständig.
                    Landwirtschaft bedeutet dies, dass wir achtsam mit Men-        Man baute auf den armen Sandböden die Tierhaltung auf,         Behinderung unter fachlich pädagogischer Leitung um die
                                                                                                                                                                                                                                              Erntedank in
                    schen, Tieren und Pflanzen umgehen – und die Schöpfung         übernahm von den Ordensschwestern den historischen Gar-        landwirtschaftliche Arbeit. Die Aufgabenverteilung wird da-
                                                                                                                                                                                                                                         der hofeigenen Kapelle
                    möglichst gut bewahren.“ Bereits 1992 stellte der Müßighof     tenbau − und zugleich deren franziskanisches Gedankengut.      bei auf das Leistungsvermögen jedes einzelnen abgestimmt.
                    auf Bio um, seit 2013 gehört er dem Biokreis an.                                                                              Neben tierpflegerischen Aufgaben liegt der Schwerpunkt auf            Die Besucher kommen aus der Gegend oder machen hier
                                                                                                  Verbindung zur Schöpfung
                                                                                                                                                  Arbeiten im Gemüsebau. Dazu gehören die Aufzucht von                  Urlaub. Das fränkische Seenland ist ein attraktives Erho-
                                 Selbstversorgung hat Tradition                                    über den Hl. Franziskus
                                                                                                                                                  Pflanzen, die Pflege von Kulturen und verschiedene Erntear-           lungsgebiet, der Müßighof mit seiner Direktlage am kleinen
                    Der Müßighof ist Teil des Regens-Wagner-Zentrums in Abs-       Sr. Lucia ist eine von drei Franziskanerinnen, die noch hier   beiten auf dem Acker und im Gewächshaus. Hinzu kommen                 Brombachsee eine interessante Anlaufstelle für Badegäste,
                    berg. Seit mehr als 150 Jahren setzt sich die Regens Wagner    in Absberg wirken. Gemeinsam mit zwei Mitschwestern lebt       jahreszeitunabhängige Aufgaben, wie die Instandhaltung                Radler und Wanderer. Sie kaufen im Laden ein, in dem die
                    Stiftung für Menschen mit Behinderung ein. In ihren 16         sie mitten im Ort in einer Wohngemeinschaft. Sie selbst        der Gewächshäuser, die Herstellung von Kletterhilfen für              Produkte von 30 Direktvermarktern aus der unmittelbaren
                    Einrichtungen haben sich Gründung und Entwicklung im-          ist Erzieherin und kümmert sich um schwerstbehinderte          Tomaten, Gurken und Paprika oder die Nachbereitung bei                Umgebung angeboten werden, essen im Bistro zu Mittag,
                    mer ähnlich gestaltet. Ordensschwestern kümmerten sich         Menschen, ihre Mitschwester Regina-Maria führt als gelern-     der Gehölzpflege. Auch im Bistro und Hofladen bringen                 kosten auf der Terrasse selbst gebackene Kuchen und Torten
                    um Menschen mit Behinderung. Gleichzeitig legte man            te Einzelhandelskauffrau und Gärtnerin den Hofladen, der       sich Menschen mit Behinderung ein.                                    oder werfen einen Blick in das Bauernhofmuseum. Dane-
                    immer großen Wert darauf, diese gemäß ihrer Fähigkeiten        2010 eröffnet wurde. Die Dritte im Bunde, Sr. Elisabeth, hat   Alles was produziert wird, geht in den Laden, dann in die             ben gibt es zahlreiche religiöse Angebote in der hofeigenen
                    einzusetzen, um sich ihr tägliches Brot mitzuverdienen. Dies   ihren Schwerpunkt in der Seelsorge gefunden. „Die Verbin-      Großküche in Absberg, die für das Essen im Hof-Bistro und             Kapelle. Im Jahr 2000 wurde die Antonius-Kapelle erbaut,
                    war unter anderem durch Landwirtschaft möglich. So war         dung zu Natur, Schöpfung und Umweltschutz ist uns Fran-        der Bewohner sorgt. Weitere Produkte werden an andere                 kunstvolle Glasfenster nach einem Entwurf von Sr. M. Ani-
                    das Ottilienheim in Absberg von Beginn an ein Selbstver-       ziskanerinnen durch das Vorbild unserer Ordensgründer,         gastronomische Betriebe in der Region abgegeben. Sechs                mata zieren die Wand hinter dem Altar. Im Sommer finden
                    sorger, der neben Landwirtschaft noch eine Bäckerei, eine      dem heiligen Franziskus und der heiligen Klara, gegeben“,      Gewächshäuser und vier Folientunnel befinden sich auf                 hier Taufen, Abendgebete und ein großes Erntedankfest
                    Schusterei, eine Wäscherei sowie Obst- und Gemüseanbau         sagt Sr. Lucia. Der Öko-Gedanke sei bei ihr im Hintergrund     dem Hof, in denen ganzjährig Gemüse angebaut wird. Dazu               statt. Auch bei den Veranstaltungen, die viel Raum für Be-
                    betrieb. Vielerorts gingen diese Strukturen jedoch verloren.   immer vorhanden gewesen. Sie lebte daheim in einem Dorf,       kommen zwei Hektar Freilandgemüse. Auf knapp 45 Hektar                gegnungen bieten, soll man ihn spüren – den „guten Geist“
                    „Durch die fortschreitende Mechanisierung und Spezialisie-     hatte einen Garten, aber richtig bewusst, sei ihr das nicht    wird Feldfutter wie Luzerne, Mais, Hirse, Ackergras und               des Müßighofs.
                    rung wurde der Arbeitseinsatz für Menschen mit Behinde-        gewesen. Bewusstsein habe sie unter anderem am Müßighof        Soja angebaut. Darüber hinaus gibt es Wald-, Wiesen- und
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