Bio und - April 2018 - Biokreis
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Liebe Leserinnen und Leser, täglich werden in Deutschland rund 66 Hektar Land als neue Siedlungs- und Verkehrs- flächen ausgewiesen. Dies entspricht einem Flächenverbrauch von circa 94 Fußballfel- dern – meist zulasten der Landwirtschaft und fruchtbarer Böden. Landwirtschaftlicher Boden wird immer knapper, die Konkurrenzsituation bei der Pacht angespannter. Zwei der größten Landeigentümer im Bundesgebiet sind die katholische und die evangeli- sche Kirche. Die oberste Autorität der Katholiken, Papst Franziskus, fordert in seiner 2015 erschienenen Enzyklika Laudato Si´ nicht nur alle Erdenbewohner dazu auf, die Schöpfung zu bewahren und ökologisch zu handeln, sondern übt auch Selbstkritik am kirchlichen Wirken. Er mahnt zu einem radikalen Umdenken, einer Umkehr zur Ökologie und einer Vorbildfunktion der Kirche. Was sich in dieser Hinsicht getan hat, wollten wir für diese Ausgabe der bioNachrichten herausfinden und fragten nach: Wie ökologisch handeln die Kirchen? Was tun sie dafür, dass ihre Böden nachhaltig bewirtschaftet werden? Resonanz: Die Kirchen befinden sich offensichtlich in einem -3- Spannungsfeld zwischen ökologischen und sozialen Interessen. Ökologisches Handeln und Vorbildcharakter bilden sich darin nur schwermütig und halbherzig heraus. Es gibt wie in allen Gesellschaftsbereichen tolle Projekte vieler engagierter Akteure, aber ebenso viel Ignoranz und Verschlossenheit. Mit seiner Enzyklika konnte Papst Franzis- kus offenbar wenig bei den Katholiken bewirken, in der Evangelischen Kirche sieht es hinsichtlich des ökologischen Bewusstseins nicht besser aus. Was die Institutionen tun könnten? Die Gemeinschaftsverpflegung Zug um Zug auf Bio umstellen, die Vergabe der Flächen transparent gestalten, verbindliche Vorgaben für eine ökologisch wertvolle Verpachtung erarbeiten, in Dialog mit den Bauern treten, mit den ökologischen Verbänden zusammenarbeiten. Vieles wäre möglich, doch wie bei vielen anderen Themen scheint die Kirche stehen zu bleiben. Gleichzeitig ermuntern einige Bistümer Bio-Bauern, sich für Land zu bewerben. Versucht es! Teilt uns eure Erfahrun- gen mit! Auf Kirchenland liegt eine echte Chance für die Weiterentwicklung von Bio. Eure
bioNachrichten ––– Inhalt bioNachrichten ––– Inhalt 12 32 38 50 INFO TITEL BIOWELT BIOKREIS 06 Biokreis-Produkt BIO UND KIRCHE 36 Nachhaltig leben: 46 Verarbeiter-Porträt: -4- -5- 22 Aufruf zur ökologischen Umkehr Do it yourself – Gründe einen Ernährungsrat! Inklusion in der Aroniawelt 07 Das ist der Biokreis Die Enzyklika Laudato Si´ von Papst Franziskus. 40 Reise: Freiheit in der Uckermarck 48 Fachberatung 08 Termine 23 Ökolandbau ja! Aber Konsequenzen ziehen? Die Region im Nordosten Brandenburgs ist Landwirte fragen, Berater antworten Verpachtungspraxis in den Kirchen: einsam, fruchtbar und ein Ziel für Menschen, die 12 Notizen Die Enzyklika Laudato Si´ scheint bisher alternative Landwirtschaft betreiben wollen. 50 Mit Maschinen gegen Unkraut nur ein Stück Papier zu sein. Mechanische Beikrautregulierung mittels 14 Agrarpolitik 44 Das Tischgespräch: moderner Steuerungstechniken. Bio funktioniert. Doch weiß das 28 Kirche als Partner der Bauern „Nur ein gutes Vorbild hat Strahlkraft“ auch die Landwirtschaftsministerin? Die Landwirtschaftsgottesdienste in Oberberg. Interview mit dem Umweltbeauftragten 54 Bio-Linsenanbau – eine echte Alternative? des Bistums Passau Sepp Holzbauer. 16 B.M.G.-Insolvenz: Biokreis fordert 30 Ein Hof und seine guten Geister … 56 Mitgliederversammlungen 2018 von Solidarität in der Branche Ökologische Landwirtschaft auf dem Biokreis und Biokreis Erzeugerring Bayern Müßighof in Absberg. Bild: 18 Politikerfloskeln helfen nicht 58 Biokreis-Direktvermarkter als Paul-Georg Meister Gewinner auf der Biofach pixelio 32 Christen als Meister der Schöpfungsbewahrung Beim Treffen der Arbeitsgruppe 60 Die Biofach 2018 in Bildern „Ökologie auf Kirchengrund“. 62 Aktuelles 34 „Alle Pfarrer hätten demonstrieren müssen!“ 72 Deine Biokreis-Ansprechpartner In unserem Magazin ist von Bauern, Mitgliedern, Verbrauchern und anderen tatkräftigen Menschen die Rede: Interview mit Biokreis-Bauer Hier sind immer Frauen und Männer gemeint. und ÖDP-Mitglied Walter Dankesreiter. 74 Leserbrief / Personalien 76 Rätsel / Verlosung Beilagen für Mitglieder in diesem Heft: Infobroschüre: Landwirtschaftliche Rentenbank Infoflyer: Firma Agrinnova/Schmotzer 78 Marktplatz Bestellkarte: Landwirt. Die Fachzeitschrift für die bäuerliche Familie 82 Bücher / Vorschau / Impressum
Produkt 1200 200 200 1200 Landwirte, 200 Verarbeiter Wir lassen uns Freiraum. Unsere ökologischen Landbau in Bayern, und 200 Verbraucher: Wir bilden Richtlinien sind verbindlich. Inner- Nordrhein Westfalen und Hessen, im ein seit 1979 gewachsenes Netzwerk halb dieses Rahmens haben unsere Bund ökologische Lebensmittelwirt- und gestalten gemeinsam kreativ und Landwirte die Freiheit, die ihr Berufs- schaft (BÖLW) und in der Internati- konsequent ökologischen Landbau. stand seit jeher beansprucht. Sie kön- onalen Vereinigung der ökologischen nen ihre Betriebsmittel frei beziehen Landbaubewegungen (IFOAM). und ihre Produkte frei vermarkten, Wir setzen uns sowohl auf Landes-, Wir machen keine halben Sachen. ohne Vermarktungsgebühren zu Bundes- als auch auf internationaler Unsere landwirtschaftlichen Betriebe entrichten. Ebene für die Weiterentwicklung des wirtschaften bundesweit nach unseren ökologischen Landbaus ein und sind Richtlinien. Und diese entsprechen Wir kennen uns. Jeder Betrieb hat hier als kompetenter Ansprechpartner einer ganzheitlichen Vorstellung von seinen Berater. Die Sprecher der gefragt. Ökolandbau. Die EU-Richtlinien Landwirte unterstützen die Arbeit vor sind nur ein Mindeststandard und Ort. Und bei Workshops, Betriebsbe- Wir denken quer. Die Gründer uns zu wenig. Unsere Landwirte suchen, Veranstaltungen und Exkur- unseres Verbandes waren Pioniere. Sie stellen zum Beispiel ihren gesamten sionen kommen wir zusammen. Wir haben sich verbündet, um gemeinsam Betrieb auf Bio um. Wir kümmern sind basisdemokratisch. Auf unseren als Verbraucher für die ökologische uns in besonderem Maße um das Mitgliederversammlungen kann sich Landwirtschaft einzutreten. Neue Wohl unserer Tiere. Unser Gemüse jeder einbringen. Ideen sind seit jeher fundamental für darf auf der Erde wachsen. Und un- unsere Arbeit. Wir haben die Richt- sere Lebensmittel enthalten weniger Wir fallen auf. Unsere Menschen, linien für Wald, Hotel/Gastronomie Zusatzstoffe und stammen größten- unsere Werte, unsere Arbeit und und Tiernahrung sowie das Siegel teils aus handwerklicher Verarbeitung. was in der Öko-Branche sonst los „regional und fair“ ins Leben gerufen ist, veröffentlichen wir sechs Mal und sind Vorreiter mit dem Projekt Landhuhn in der Brühe Wir sind gleich um die Ecke. Unsere im Jahr in unserer Verbandszeitung „100% Bio-Leder“. Landwirte und Verarbeiter arbeiten in bioNachrichten. Wir präsentieren uns Geflügelbrühe (Extrakt aus überschaubaren Regionen zusammen. im Internet (www.biokreis.de), durch Trinkwasser, Herrmannsdorfer Unsere Wege sind kurz, unsere Bezie- unsere Presse- und Öffentlichkeits- Landhuhn, Petersilie, Meersalz, hungen verlässlich, unsere Wertschöp- arbeit, auf Messen und mit unseren Pfeffer schwarz, Ingwer, Lorbeer), fung bleibt in der Region, stiftet Ar- Verpackungsmaterialien. Herrmannsdorfer Landhuhn, beitsplätze und Identität. Die meisten Lauch, Karotte unserer Mitglieder leben und arbeiten Wir mischen mit. Denn wir leisten in Bayern, Nordrhein-Westfalen und politische Arbeit. Wir sind Mitglied in der Mitte Deutschlands. in den Landesvereinigungen für den 1 Glas für 16,90 Euro www.herrmannsdorfer.de
Veranstaltungen und Termine Biokreis in NRW und Niedersachsen 19. April 2018, 10 Uhr 1. Mai 2018, 10 bis 17 Uhr 1. Juni 2018, 18 Uhr Ziegentag beim Betrieb Deß Maschinenausstellung für den Ökolandbau, Felderbegehung Landgut Schloß Hemhofen Ort: Biokreis-Betrieb Deß anlässlich des Dorfjubiläums Alfershausen Ort: Biokreis-Betrieb Landgut Schloß Hemhofen Richthof 5, 92342 Freystadt Ort: Biokreis-Betrieb Thomas Wolf Schloßhof 3, 91334 Hemhofen 16. April 2018, 13 Uhr Infos: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Alfershausen 112, 91177 Thalmässing Infos: Besichtigt werden Feldgemüse für die Fachexkursion: Grünlandqualität und Toni Reisinger: reisinger@biokreis.de Infos: gezeigt werden Bodenbearbeitungstechnik, Direktvermarktung, Kartoffeln und Futtergetreide. Milchviehhaltung im Ökolandbau Mobil: 0151 / 12 39 13 55 Striegel und Hacktechnik (nähere Infos unter: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Christian Schmitz: Biokreis www.feldprofi.de oder bei Thomas Wolf: schmitz@biokreis.de, Mobil 0160 / 1858527 Ort: Biokreis-Betrieb Björn Scherhorn in Bayern Zur Scheren 1, 49626 Berge-Dalvers Mobil: 0171 / 4964078) 24. April 2018, 19.15 Uhr Infos: Veranstaltung in Zusammenarbeit mit Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Christian Schmitz: 14. Juni 2018, 19 Uhr Betriebsbesichtigung: Auslaufgestaltung Dr. Edmund Leisen von der LWK NRW. schmitz@biokreis.de, Mobil 0160/1858527 Ort: Biokreis-Betrieb Wolfgang Schrägle Betriebsbesichtigung: Mais, Zuckerrüben, Zwiebeln, Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Jörn Bender Reichenbachstraße 9, 87647 Unterthingau Rote Beete, Ackerbohnen, Getreide, Kompostanlage bender@biokreis.de, Tel.: 05226 / 5942952 3. Mai 2018, 19.30 Uhr Ort: Biokreis-Betrieb Hans und Friedlinde Rau, Infos: Ansprechpartnerin ist Biokreis-Beraterin Bernadette Albrecht: albrecht@biokreis.de Betriebsbesichtigung beim Betrieb Braun Talergasse 7, 86720 Nördlingen 19. April 2018 Mobil: 0160 / 18 17 234 Ort: Biokreis-Betrieb Johann Braun Infos: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Fachexkursion: Grünlandqualität und Schwarzberg 10, 92533 Wernberg Hans Schiefereder: schiefereder@biokreis.de Rinderhaltung im Ökolandbau Infos: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Mobil: 0160 / 18 18 369 25. April 2018, 20 Uhr Ort: wird noch bekannt gegeben unter Toni Reisinger: reisinger@biokreis.de www.biokreis.de > Termine Felderbegehung: Kurzrasenweide und Zaunbau Mobil: 0151 / 12 39 13 55 20. Juni 2018, 19 Uhr Ort: Biokreis-Betrieb Josef Rödle Infos: Veranstaltung in Zusammenarbeit Osterwald 4, 87463 Dietmannsried Betriebsbesichtigung: Dammkulturen Soja, Mais, mit Martin Hoppe von der Kreisstelle der LWK NRW -8- 17. Mai 2018, 19 Uhr Hafer-Erbsen-Gemenge, Ackerbohnen, Wurmkompost in Meschede. Ansprechpartner ist die Geschäftsstelle -9- Infos: Ansprechpartnerin ist Biokreis-Beraterin Betriebsbesichtigung: Dinkel, W-Weizen, Ort: Biokreis-Betrieb Eduard Gruber des Biokreis NRW, nrw@biokreis.de Bernadette Albrecht: albrecht@biokreis.de Ackerbohnen, Kleegras und Ochsenmast Hasenpoint 70, 94436 Simbach bei Landau Tel.: 02733 / 12 44 55 Mobil: 0160 / 18 17 234 Ort: Biokreis-Betrieb Florian Tutsch Infos: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Gföhret 1, 94081 Fürstenzell Hans Schiefereder: schiefereder@biokreis.de April 2018 27. April 2018, 19.30 Uhr Infos: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Mobil: 0160 / 18 18 369 Erstes Treffen der AG Tiergesundheit Betriebsbesichtigung beim Betrieb Loos Hans Schiefereder: schiefereder@biokreis.de Ort: wird noch bekannt gegeben unter Ort: Biokreis-Betrieb Loos Mobil: 0160 / 18 18 369 28. Juni 2018, 19 Uhr www.biokreis.de > Termine Gronatshof 4, 92262 Birgland Betriebsbesichtigung: Ackerbohnen-Hafer, Infos: Austausch für Interessierte zum Infos: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater 21. Mai 2018, ab 10 Uhr W-Weizen, Mais, Triticale, Kompostanlage Thema Naturheilkunde und Homöopathie auf dem Toni Reisinger: reisinger@biokreis.de Hoffest beim Betrieb Wimmer mit Ort: Biokreis-Betrieb Hubert Roßkothen Bio-Betrieb. Termin wird noch bekannt gegeben. Mobil: 0151 / 12 39 13 55 Besichtigung der neuen Getreidelagerung Stetten 3, 84494 Niedertaufkirchen Ansprechpartnerin ist Gudrun Plesch plesch@biokreis.de, Mobil: 0152 / 24921179 Ort: Biokreis-Betrieb Robert Wimmer Infos: Ansprechpartner ist Biokreis-Berater 28. April 2018, 14 Uhr Rieb Nr. 3, 93155 Hemau Hans Schiefereder: schiefereder@biokreis.de Hack- und Striegeltag Mobil: 0160 / 18 18 369 Ende Mai / Anfang Juni Infos: Für das leibliche Wohl ist gesorgt. Ort: Biokreis-Betrieb Thomas Wolf Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Toni Reisinger: Drei Stammtische: aktuelle Infos aus dem Verband, Alfershausen 112, 91177 Thalmässing reisinger@biokreis.de, Mobil: 0151 / 12 39 13 55 mit Extra-Infos für Umstellungsinteressierte Infos: Vorführung verschiedener Hack- und Ort: auf Mitgliedsbetrieben Striegeltechnik in unterschiedlichen Kulturen. 25. Mai 2018, 19 Uhr Infos: Termine werden noch bekannt gegeben unter (nähere Infos unter: www.feldprofi.de oder bei www.biokreis.de > Termine. Ansprechpartner ist die Felderbegehung Stammtisch Oberfranken Thomas Wolf: Mobil: 0171 / 4964078) Geschäftsstelle des Biokreis NRW, nrw@biokreis.de, Ort: Treffpunkt ist das Gasthaus Schrüfer Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Christian Schmitz: Tel.: 02733 / 12 44 55 Herolsberg 11, 91344 Waischenfeld schmitz@biokreis.de, Mobil 0160 / 1858527 Infos: Besichtigt werden verschiedene Anmeldungen zur besseren Planung erwünscht Getreidekulturen, Wintererbsen, Rotklee-Vermehrung. Ansprechpartner ist Biokreis-Berater Christian Schmitz: schmitz@biokreis.de, Mobil 0160 / 1858527
10. und 11. April 2018 Termine BÖLN-Seminar: Tiergerechte Haltungssysteme anderer und Tierwohl – Bullenhaltung Veranstalter Ort: Evangelisches Bildungshaus Rastede 26180 Rastede Infos: www.tiergerechte-haltungssysteme.de 11. April 2018, 20 Uhr Fest des Bio-Ring Allgäu e.V.: 30 Jahre Einsatz 8. Mai 2018 für den biologischen Landbau im Allgäu Lehrfahrt Bio-Beerenobst Ort: Dampfsäg, Westerheimerstr. 3, 87776 Sontheim Ort: Mittelfranken Infos: Anmeldung an die Geschäftsstelle des Bio-Ring Allgäu e. V.: Tel.: 0831 / 22790, Infos: AELF Bamberg: http://www.aelf-ba.bayern.de/ info@bioring-allgaeu.de bildung/landwirtschaft/060498/ 20. April 2018, 14 Uhr 16. bis 17. Mai 2018 Fleischrinder-Herdbuch Bonn (FHB) – BÖLN-Seminar: Tiergerechte Haltungssysteme Mitgliederversammlung und Tierwohl – Schweinehaltung Ort: Magdalenenstr. 25, 53121 Bonn Ort: Tagungshaus Schöneberg, 73479 Ellwangen / Jagst Infos: www.fhb-bonn.de Infos: www.tiergerechte-haltungssysteme.de 22. April 2018, 9 bis 17.30 Uhr 24. und 25. Mai 2018 -10- Messe BioOst 2018, mit Biokreis-Stand BÖLN-Seminar: Tiergerechte Haltungssysteme und Tierwohl – Kälber- und Jungviehhaltung Ort: Messe Berlin, Halle 25 Ort: Kloster Höchst, 64739 Höchst Infos: www.bioost.info Infos: www.tiergerechte-haltungssysteme.de 24. und 25. April 2018 30. Mai 2018, 11 bis 17 Uhr BÖLN-Seminar: Tiergerechte Haltungssysteme und Tierwohl – Geflügelhaltung BÖLW-Praxislehrgang Bio-Recht Ort: Kloster St. Trudpert, 79244 Münstertal Ort: Morgensternhaus, Gerloser Weg 70, 36039 Fulda Infos: www.tiergerechte-haltungssysteme.de Infos: www.boelw.de/bioschulung 26. April. 2018 Bauer-zu-Bauer-Gespräche im Rahmen des BioRegio-Betriebsnetzes Ort: Alztaler Hofmolkerei, 84518 Garching / Alz Aufbau einer Hofmolkerei, Milchvieh mit Weidehaltung, Heumilch; Heuboxentrocknung Uhrzeit auf Anfrage 29. April 2018, 9 bis 17.30 Uhr Messe BioWest 2018, mit Biokreis-Stand Ort: Messe Düsseldorf, Halle 14 Infos: www.biowest.info
Notizen Neonicotinoide: Risiken für Bienen bestätigt Die Mehrzahl der Anwendungen von Neonicotinoid-haltigen Pestiziden stellt ein Risiko für Wild- und Honigbienen dar, so die EFSA in ihren neuesten veröffentlichten Bewertungen. Die Behörde hat die Risikobewertungen für drei Neonicotinoide – Clothianidin, Imidacloprid und Thiamethoxam – aktualisiert, die in der EU aufgrund der von ihnen ausgehenden Bedrohung für Bienen derzeit Beschränkungen unterliegen. Die Schlussfolgerungen variieren aufgrund von Faktoren wie der Bienenart, der beabsichtigten Verwendung des Pestizids und dem Expositionsweg. Einige Risiken wurden als gering angesehen, insgesamt aber wurde das Risiko für die drei untersuchten Bienenarten bestätigt. red Bio-Umsatz knackt 10-Mrd.-Euro-Marke: Jeder 10. deutsche Hof macht Bio „2017 stellten jeden Tag durchschnittlich fünf Bauern eine Landwirtschaftsfläche von etwa 500 Fußballfeldern auf Gesundes Frühstück macht schlau: Aktion Bio-Brotbox startet Bio um“, kommentierte Peter Röhrig, Geschäftsführer des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), anlässlich der Bilanzpressekonferenz der Bio-Branche zum Start der Biofach das starke Bio-Interesse der deutschen Für die Bio-Brotbox-Saison 2018 beginnen die Vorbereitungen. Rund 75 Initiativen in Deutsch- Landwirte. „Bio bietet immer mehr Landwirten eine wichtige Perspektive, um ihrem Hof eine Zukunft zu geben.“ land geben auch in diesem Jahr Bio-Brotboxen, gefüllt mit einem gesunden Schulfrühstück, Nach aktuellen BÖLW-Schätzungen legte die heimische Öko-Fläche 2017 um 124 647 ha (10 Prozent) auf insgesamt an neue Erstklässler aus und erreichen damit etwa ein Viertel aller Schulanfänger. Im Rahmen 1 375 967 ha zu, 8,2 Prozent der gesamten Landwirtschaftsfläche bewirtschaften damit Deutschlands Bio-Bauern. eines gemeinsamen Frühstücks soll den Kindern die Wichtigkeit gesunder Ernährung vermittelt Mehr als jeder 10. Hof (10,9 Prozent) macht Bio. Insgesamt 29 174 beziehungsweise 2042 mehr Betriebe als im werden. Und täglich soll die Box Eltern daran erinnern, sie mit einem guten Frühstück für die Vorjahr bewirtschaften ihren Hof ökologisch. Gleichzeitig mussten in Deutschland weiterhin zu viele Betriebe ihre Schulpause zu befüllen. Wer mitmachen möchte und erwägt, eine eigene Bio-Brotbox-Aktion zu Türen für immer schließen – allein 2017 sank die Zahl aller Höfe um etwa 7600 auf 267 800 Betriebe. 2017 wurden organisieren, kann sich jetzt bei der Informationsstelle beraten lassen. Infostelle Bio-Brotbox, Dr. mit Bio erstmals über 10 Mrd. Euro umgesetzt. red Barbara Heinze, info@bio-brotbox.de, Tel. 030 / 288 799 59, www.bio-brotbox.de „Ackerwildkräuter gesucht!“ – Wettbewerb für Landwirte in Niederbayern ausgeschrieben Mehr als ein Drittel der in Deutschland vorkommenden circa 350 Ackerwildkraut-Arten sind im Bestand gefährdet, einige sind schon aus- gestorben. Die meisten von ihnen sind auf den Acker als Lebensraum -12- angewiesen. Ein Ackerwildkraut-Wettbewerb soll Landwirte prämieren, die ihnen diesen Lebensraum zur Verfügung stellen. „Ziel des Ackerwild- kraut-Wettbewerbs ist es, diese seltenen Arten wieder zu entdecken und den oft unscheinbaren Arten wieder mehr Beachtung zu schenken“, erklärt Maike Fischer vom Deutschen Verband für Landschaftspflege. Sie wach- sen heute vor allem noch auf mageren Ackerstandorten mit Sand- oder Kiesuntergrund. Mit etwas Glück und bei Verzicht auf die Ausbringung von Herbiziden kann der Landwirt dort zwischen der Feldfrucht seltene Ackerwildkräuter finden. Es gibt zwei Wettbewerbskategorien, die getrennt bewertet werden: Ökolandbau und konventionelle Landwirtschaft in Nie- derbayern. Anmeldeformulare liegen bei den Ämtern für Landwirtschaft und den Landschaftspflegeverbänden aus. Die Bewerbungsfrist läuft bis Beispiel für einen artenreichen Acker zum 16. April 2018. Eine Online-Anmeldung ist möglich unter: www.lfl. mit Klatsch-Mohn, Acker-Ritter- bayern.de/Ackerwildkraut-Wettbewerb. Die Prämierung der Sieger-Äcker sporn und Kamille. (Foto: LfL) findet am 26. September im Wettbewerbsgebiet statt. Studie zur Bestäubungsleistung der Bienen Weit über die Honigproduktion hinaus kommt die Bienenhaltung der Natur und der Landwirtschaft zugute. Die tatsächliche ökonomische Bedeutung sowie die regionale Struktur und Verbreitung der Honigbienenhaltung in Deutschland haben Agrarökonomen der Universität Hohenheim nun in einem BÖLN-Forschungsvorhaben analy- siert. Danach bringen Bienen bereits jetzt einen großen volkswirtschaftlichen Nutzen. Der Studie zufolge beträgt die volkswirtschaftliche Leistung der Imkerei in Deutschland jährlich insgesamt etwa 1,7 Milliarden Euro. Allein mit ihrer Bestäubungsarbeit erwirtschaften die Insekten schätzungsweise rund 1,6 Milliarden Euro pro Jahr. Diese Zahl ist 13 Mal so hoch wie die Wertschöpfung der Honig- und Bienenwachsproduktion, die bei rund 120 Millionen Euro liegt. Ohne Insektenbestäubung wären die im Anbau erzielten Erlöse im Schnitt 41 Prozent geringer. red
INFO ––– Agrarpolitik Bio funktioniert Doch weiß das auch die Landwirtschaftsministerin? Von Dorothee Ahlers Die neue Landwirtschafts- ministerin Julia Klöckner (CDU) positioniert sich bisher nicht eindeutig. Ist das wirklich ernst gemeint? So vielerorts die Reaktion, von Seiten der Branche nicht erwünscht ist? Die 45-Jährige als CDU-Politikerin Julia Klöckner – seit dem 14. März als ist Politikwissenschaftlerin, stammt aus einer konservativen Landwirtschaftsministerin vereidigt – Mitte Februar in ei- Winzerfamilie in Rheinland-Pfalz und ist derzeit stellvertre- nem Interview vorschlug, ökologisch wirtschaftenden Betrie- tende CDU-Bundesvorsitzende. Von 2002 bis 2011 saß sie ben fallweise den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide zu im Bundestag, zwei Jahre davon als Parlamentarische Staats- gestatten. Ernst gemeint war es tatsächlich, denn Bio-Bauern sekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, seitdem hätten „in nassen Jahren ein erhebliches Problem“, so die hat sie sich auf die rheinland-pfälzische Landespolitik kon- -14- Ministerin. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstandsvorsitzender zentriert. In ihrem Amt als Landwirtschaftsministerin möch- Biokreis-Landwirt des BÖLW widersprach: „Frau Klöckners Idee [...] ist weder te sie „ökologische und konventionelle Landwirtschaft nicht Wolfgang Weber rechtlich möglich noch erforderlich.“ Denn die Regeln für gegeneinander ausspielen“. Anreize statt Verbote, Vernunft chend, andererseits kündigte sie die Einführung eines staat- reicht wird. Auch ihre Kolleginnen und Kollegen aus den weiß, wie ökologische Landwirtschaft Bio sind schließlich in der EU-Öko-Verordnung gesetzlich statt Ideologie nennt sie als wichtige Richtschnur. Natur- lichen Tierwohllabels an. Den Zusammenhang zwischen Ressorts Wirtschaft, Umwelt, Bildung und Forschung sowie funktioniert. festgeschrieben und könnten nicht einfach durch Ausnah- schutz und Landwirtschaft seien keine Gegensätze, sondern Insektizid-Einsatz und Bienensterben hält die CDU-Poli- wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sind ge- megenehmigungen einer nationalen Regierung umgangen gehörten zusammen. tikerin offenbar für noch nicht eindeutig wissenschaftlich fragt. werden. Zudem zeigen fast 30 000 Bio-Bauern deutschland- festgestellt. Die Regierungserklärung lässt wenig Raum für Wir als ökologischer Anbauverband fordern den Einsatz für Mehr vom Alten weit, dass sie ihr Handwerk verstehen und statt Pestiziden Optimismus auf Besserung in der Agrarpolitik. Zur Gemein- eine tierfreundliche und ökologische Produktion, Regiona- oder Hoffnung auf Besserung? robuste Sorten, eine kluge Fruchtfolge oder naturstoffliche samen Agrarpolitik ließ die neue Ministerin auf ihrem ersten lität und den Aufbau von Wertschöpfungsketten statt für Präparate einsetzen. Bio funktioniert. Und braucht als Un- Wie das aussehen wird, lässt sich höchstens erahnen. Der Treffen des EU-Agrarministerrats verlauten: „Wir brauchen eine günstige Massenproduktion für die Weltmärkte. Die terstützung keine rechtswidrige Ausnahmegenehmigung am 7. Februar geschlossene Koalitionsvertrag benennt vie- in der GAP weniger Bürokratie. […] Am Ende will ich, dass Landwirtschaftsministerin muss sich dialogbereit zeigen zum Einsatz von Pestiziden. Stattdessen brauchen wir eine le Baustellen wie den Glyphosat-Ausstieg, Fehlernährung, Landwirte und nicht Hedgefonds gefördert und unterstützt und nicht nur als Erfüllungsgehilfin der konventionellen Landwirtschaftsministerin, die ihre Agrarpolitik in die Tierwohl, Gentechnik und die Stärkung ländlicher Räume. werden.“ Und immerhin: Der Koalitionsvertrag nennt für Bauernlobby und der Agrarindustrie wirken. Wir fordern Zukunft richtet. Die Verantwortung übernimmt für eine Klöckner hat an den Abschnitten zur Agrarpolitik wesent- das Ziel 20-Prozent-Bio mit dem Jahr 2030 endlich ein kon- eine verpflichtende Kennzeichnung der Tierhaltung bei artgemäße Tier- und eine ressourcenschonende Pflanzenpro- lich mitgewirkt, doch ihre Wortmeldungen widersprechen kretes Datum, die Ernährungsbildung soll gestärkt und ein Fleischprodukten analog zu der Eierkennzeichnung und ein duktion und bäuerliche Familienbetriebe und die den ökolo- den Vereinbarungen zuweilen: In der Regierungserklärung Innovationsprogramm digital-mechanischer Pflanzenschutz bundesweites Gentechnik- und Glyphosat-Verbot. Und wer gischen Landbau als Leitbild versteht. Und die diese Politik zur Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik am 23. März etabliert werden. Doch „damit der Umbau gelingt, muss 20 Prozent Bio bis 2030 anstrebt, muss auch 20 Prozent lebt, dafür einsteht und wenn nötig, auch dafür kämpft. vertrat die Ministerin die Ansicht, dass eine Abschaffung die gesamte Bundesregierung zupacken. Denn viele Ressorts der Agrarforschungsmittel für Bio aufwenden. Arten-, Tier-, von Glyphosat „nicht zur Diskussion“ stünde. Und verkennt bestimmen gemeinsam, wie Landwirtschaft, Handel und Boden- und Tierschutz kann nur gelingen, wenn auch die Wer ist Julia Klöckner? damit die Möglichkeit eines zumindest nationalen Verbots. Ernährung in Zukunft gestaltet werden“, so auch das Fazit Gemeinsame Agrarpolitik der EU grundlegende Reformen Doch was ist von einer Landwirtschaftsministerin zu er- Debatten über die Gefahren von Glyphosat hatte sie bereits des BÖLW. erfährt. Öffentliche Gelder für öffentliche Leistungen! Das warten, die Bio-Bauern offenbar nicht zutraut, die eigenen vor ihrer Ernennung als „hysterisch und einseitig“ bezeich- möchten wir Julia Klöckner mit auf den Weg geben. Anstrengungen des gesamten Kabinetts notwendig Standards zu erfüllen? Der zum Thema Bio in einem Inter- net. Auch das Tierwohl stehe zwar oben auf der Agenda, view nichts anderes einfällt, als eine „Unterstützung“ zu ver- die Ministerin positioniert sich aber auch hier uneindeutig: Und so hängt es nicht nur von Julia Klöckner ab, ob das sprechen, die erstens rechtlich nicht möglich und zweitens Einerseits seien die geltenden gesetzlichen Standards ausrei- selbstgesteckte Ziel 20 Prozent Ökolandbau bis 2030 er-
INFO ––– Agrarpolitik B.M.G.-Insolvenz: Biokreis fordert Solidarität in der Branche Milchviehhalter sind auf schnelle Hilfe zur Existenzsicherung angewiesen. Von Jörn Bender -16- Das Aus der Berliner Milcheinfuhr Gesellschaft (B.M.G.) Derzeit ist die Liefersituation für die vielen verschiedenen und die entsprechende Einstellung der Milchabholung sorgt Erzeugergruppen oftmals völlig ungeklärt. Teilweise konn- vielerorts für blankes Entsetzen auf den betroffenen Hö- ten kurzfristig Absatzwege durch hohes Engagement der fen. Die B.M.G. war einer der größten Milchhändler in Gruppensprecher, von Milcherzeugergemeinschaften, aber Deutschland, viele namhafte Molkereien im konventionellen auch Verbandsvertretern organisiert werden. Andernorts ist wie ökologischen Verarbeitungsbereich haben regelmäßig noch immer völlig unklar, wie mit der täglich anfallenden, oder sporadisch auf die Angebote des Berliner Unterneh- hochwertigen Bio-Milch zu verfahren ist. mens zugegriffen. Der Biokreis muss mit Fassungslosigkeit feststellen, dass Nachdem die B.M.G. ab 2015 vermehrt Milch mit Her- einige Molkereiunternehmen, die bislang vertraglich mit kunft aus Verbänden des ökologischen Landbaus nachgefragt Milch über die B.M.G. beliefert wurden, die aktuelle Situati- hatte, entschlossen sich auch mehr als 30 Biokreis-Mitglieds- on nun nutzen, um von heute auf morgen jegliche Milchan- betriebe, Verträge mit der Molkerei einzugehen. Die Tat- nahme von den zuliefernden Höfen zu verweigern. Mit Blick sache, dass mancherorts außer den Vertragsangeboten der darauf, dass dies für die betreffenden Betriebe akut exis- B.M.G. keine alternative Absatzmöglichkeit für Bio-Milch tenzgefährdend ist, sind solche Entscheidungen vermeintlich bestand, führte gerade in der Umstellungswelle des Jahres anerkannter Öko-Verarbeiter kaum nachzuvollziehen. 2016 zu einer quasi alternativlosen Situation für Betriebe, die oftmals mit großer inhaltlicher Überzeugung auf öko- logischen Landbau umstellen wollten.
INFO ––– Agrarpolitik Politikerfloskeln helfen nicht Kommentar von Sepp Brunnbauer Die Milchbranche kann bei der Bewältigung der Insolvenz der Berliner Milcheinfuhr-Gesellschaft (B.M.G.) nicht auf staatliche Unterstützung hoffen. Bundeslandwirtschafts- ministerin Julia Klöckner erteilte derartigen Überlegungen auf dem Berliner Milchforum eine klare Absage. Sie müsse diejenigen enttäuschen, die darauf setzen, der Staat werde es richten. „Diese Erwartungen kann ich nicht erfüllen“, sag- te die CDU-Politikerin. Gleichzeitig wird das mittelfristige 20-Prozent-Bio-Ziel auf Bundesebene propagiert. Umstel- lung ist erwünscht, aber es kümmert den Staat nicht, wenn die umgestellten Betriebe ihre Produkte nicht vermarkten können. Marktentwicklung sieht anders aus! Stattdessen sei laut Julia Klöckner die Branche gefragt. Sie müsse „alle Kräfte mobilisieren“, die gesamte Milch der B.M.G.-Lieferanten abzuholen. Ähnlich äußerte sich der -18- Präsident des deutschen Bauernverbandes. Seiner Auffassung nach bewege sich die B.M.G in einem volatilen Marktseg- ment mit einem hohen Unternehmerrisiko. Die gesamte Milchbranche bewege sich in einem Markt, der Chancen und Risiken biete. Ich vertrete die biologischen Milchlieferanten und kenne deren Motivation, ihre Vermarktung über die B.M.G. zu Ich weiß nicht, wie es Euch mit diesen Statements ergeht. wählen. Sie haben ihren Betrieb umgestellt und in diesem Selbst schuld ... Wer sich in die Gefahr begibt, kommt darin Moment keinen anderen Vermarkter gefunden haben, der um ... Was genau soll der Staat da richten? ihre Milch aufgenommen hätte. Für diese Betriebe war die Genauso könnte man sagen: „Die gesamte Autobranche be- B.M.G. die einzige Möglichkeit, ihre Bio-Milch zu vermark- wegt sich in einem Markt, der Chancen und Risiken bietet.“ ten. Bio-Milch, die nicht auf dem Spotmarkt gehandelt wur- Vielleicht liegt es an der Austauschbarkeit der Worte oder de, sondern über die B.M.G. mit mehrjährigen Milchliefer- der Statements, vielleicht aber auch daran, dass in keinem verträgen an bekannte Bio-Molkereien geliefert wurde. Nach der beiden Statements das Wort „Bauer“ vorkommt, dass der Pleite wurden diese Verträge fristlos gekündigt, ohne zu mit keinem Wort auf die verzweifelte Lage der Familien fragen, was mit den Höfen und deren Milch passiert. Die eingegangen wird, die nicht wissen, wo sie im Moment Verantwortlichen der B.M.G. schließen ihr Büro und gehen ihre Milch absetzen. Dass in keiner der Aussagen auf den in Urlaub. Politiker können es nicht richten, Bauernpräsi- Existenzkampf der Landwirte – ob bio oder konventionell denten reden unnützes Zeug. – hingewiesen wird. Landwirte können ihren Betrieb nicht zuschließen und in Urlaub gehen. Ich vertrete hier keine konventionellen Bauern, die um ihre Milchvermarktung gekommen sind – auch kenne ich ihre Wir werden das, was wir in den letzten Tagen und Wochen Beweggründe nicht, warum sie die Vermarktung danach gemacht haben, auch in den kommenden Tagen und Wo- über B.M.G gewählt haben – aber ihr Präsident tut es wohl chen machen: alternative Abnehmer für die Milch unserer auch nicht! Bio-Bauern suchen.
Bild: bogitw; pixabay Kirche Bio und
TITEL ––– Die Enzyklika Laudato Si´ Aufruf zur ökologischen Umkehr Überblick über die Enzyklika Laudato Si´ von Papst Franziskus über die Sorge für das gemeinsame Haus. Von Ronja Zöls Die Enzyklika Laudato Si´ wurde von Papst Franziskus im in sämtlichen Bereichen gehe der Sinn für die Gesamtheit Bild: freepik Mai 2015 veröffentlicht und befasst sich mit dem Themen- verloren, doch alles stehe mit allem in Beziehung. So gingen -22- bereich Umwelt- und Klimaschutz. Ursprünglich auf Spa- auch Umweltverschmutzung und Klimawandel mit sozialer nisch verfasst, wurde sie in acht Sprachen übersetzt. Mit Ungerechtigkeit einher. Kritisiert wird die Politik, welche Ökolandbau ja! Aber dem Schreiben richtet sich der Verfasser ausdrücklich nicht bei jedem Regierungswechsel die Bemühungen im Hinblick nur an die Katholiken, sondern „an alle Menschen, die gu- auf Umweltschutz und Klimawandel ändere und dadurch ten Willens sind“. Titel und Anfangsworte der Enzyklika Zeit und Geld verschwende. Immer wieder wendet er sich entstammen dem Sonnengesang des Franz von Assisi, der gegen Gewinnmaximierung und Konsumorientierung, die Konsequenzen ziehen? in der römisch-katholischen Kirche und von vielen Christen lediglich benutzt würden, um leere Herzen zu erfüllen. Der anderer Konfessionen als Heiliger verehrt wird: Laudato si’, wohlhabende Teil der Menschheit müsse seinen Lebensstil mi’ signore, cun tucte le tue creature; „Gelobt seist du, mein grundlegend ändern. Er fordert Solidarität mit Mitmen- Herr, mit all deinen Geschöpfen“. schen und Menschen nachfolgender Generationen, klein- Papst Franziskus schreibt über die Sorge für das gemeinsame bäuerliche Systeme für die Erzeugung von Lebensmitteln, Haus, wie auch der Untertitel der Enzyklika lautet. Er geht eine Umstellung auf regenerative Energieträger, das Prinzip dabei von der Grundthese aus, dass alles mit allem verbun- des Gemeinwohls und von der Politik das Erkennen der Verpachtungspraxis in den Kirchen: Die Enzyklika Laudato Si´ den ist, ebenso seien alle Geschöpfe miteinander verbun- eigenen Fehler. scheint bisher nur ein Stück Papier zu sein. den. Auch die kleinsten Geschöpfe sieht er als Brüder und Schließlich rät Papst Franziskus ganz konkret zur ökologi- Von Ronja Zöls Schwestern. Wenn der Mensch nicht mehr die Sprache der schen Umkehr: „[…] wir müssen auch zugeben, dass einige Brüderlichkeit spreche, werde er zum Herrscher und Aus- engagierte und betende Christen unter dem Vorwand von beuter. Das materielle Universum sei ein Ausdruck der Liebe Realismus und Pragmatismus gewöhnlich die Umweltsorgen Papst Franziskus fährt wohl am liebsten im Kleinwagen, hat gen erarbeitet. Darin wird ausführlich die Notwendigkeit Gottes, mit dem man achtvoll umgehen solle. Was der Welt bespötteln. Andere sind passiv, entschließen sich nicht dazu, seine schwarzen Schuhe behalten und stellte erstmals Um- von Bodenschutz und extensiver Landnutzung erläutert und derzeit widerfahre, solle jeder zur Kenntnis nehmen und in ihre Gewohnheiten zu ändern, und werden inkohärent. Es weltschutz und Klimawandel ins Zentrum einer päpstlichen in diesem Zusammenhang auch an die kirchliche Verantwor- persönliches Leid umwandeln. So müsse jeder erkennen, fehlt ihnen also eine ökologische Umkehr, die beinhaltet, Enzyklika. Die Worte der Enzyklika Laudato Si´ von Papst tung appelliert: „Die geschilderten Verantwortlichkeiten für welchen Beitrag der Einzelne leisten kann. Der Mensch soll alles, was ihnen aus ihrer Begegnung mit Jesus Christus Franziskus über die Sorge für das gemeinsame Haus sind den Einzelnen (Verursacherprinzip) wie auch die Anforde- Gottes Land nicht nur bebauen, sondern auch behüten. erwachsen ist, in ihren Beziehungen zu der Welt, die sie deutlich. Die Schöpfung solle bewahrt werden, das große rungen an gesellschaftliches und staatliches Handeln gelten In seinem Text spricht Papst Franziskus sehr deutlich die umgibt, zur Blüte zu bringen. Die Berufung, Beschützer Ganze im Blick bleiben, der Kampf gegen die Umweltzer- auch für die katholische Kirche als Eigentümer und Besitzer konkreten Probleme unserer Zeit an. So verurteilt er massiv des Werkes Gottes zu sein, praktisch umzusetzen gehört we- störung könne nur mit Konsumeinschränkungen und einer umfangreicher Ländereien und Grundstücke in Deutsch- das Artensterben, denn alle Geschöpfe tragen ihren Sinn sentlich zu einem tugendhaften Leben; sie ist weder etwas neuen Ressourcenkultur erfolgen. land und anderen Staaten. Die verschiedenen Rechtsträger schon allein in sich selbst. Er prangert das generelle Streben Fakultatives noch ein sekundärer Aspekt der christlichen Aufgegriffen wurde die Thematik ein Jahr später in dem der katholischen Kirche sind zusammengenommen neben nach Wachstum an, welches völlig ignoriert, dass die Res- Erfahrung.“ Expertentext der deutschen Bischöfe „Der bedrohte Boden“. dem Staat (Bund, Länder und Kommunen) einer der größ- sourcen der Erde endlich sind. Durch die Spezialisierung Der Text wurde von der Arbeitsgruppe für ökologische Fra- ten Bodeneigentümer in Deutschland. Entsprechend der
TITEL ––– Verpachtung dargelegten christlichen Werte und im Sinne einer allge- war´s mit dem Kenntnisstand der deutschen Bistümer darü- meinen gesellschaftlichen Vorbildfunktion sollten diese ber, wie ökologisch die kirchlichen Ländereien bewirtschaf- Flächen idealerweise entweder selbst ökologisch nachhaltig tet werden. Alles, was es gibt, sind vereinzelte Leitlinien, bewirtschaftet werden oder es sollte eine entsprechende Be- Anregungen und Empfehlungen. Das Bistum Passau hat wirtschaftungsweise bei der Verpachtung vertraglich festge- immerhin Leitlinien für eine schöpfungsorientierte Wald- schrieben werden.“ nutzung, und diese sind „stets umfassend zu berücksichti- gen“, wie es in den Richtlinien heißt. Sie entsprechen einer Keine Daten, keine Vorgaben ökologischen Waldbewirtschaftung. Auch hier klare Worte. Die Kirche solle ihren Teil beitragen „Texte können nicht einfach und hätte dafür als Mega-Landeigentümer enorme Kapa- ‚praktisch‘ umgesetzt werden“ zitäten. Rund 500 000 Hektar landwirtschaftliche Flächen sollen die katholische und evangelische Kirche in Deutsch- Werden die Enzyklika des Kirchenoberhauptes sowie der land zusammen besitzen! Wir haben bei den 27 Bistümern Expertentext der deutschen Bischöfe einfach ignoriert? Her- und auch in den 20 Evangelischen Landeskirchen nachge- mann Haarmann von der Bischöflichen Pressestelle Osna- fragt, wie es mit der Umsetzung entsprechender Forderun- brück: „Diese beiden Texte können nicht einfach ,praktisch´ gen aussieht. Wie viel des Kirchenlandes wird ökologisch umgesetzt werden. Insbesondere Laudato Si´ verlangt eine bewirtschaftet? Gibt es Bemühungen, die ökologisch be- intensive Auseinandersetzung, die zu einer Haltungsände- wirtschaftete Fläche zu vermehren? Wird derzeit bei der Ver- rung und damit zu einer Handlungsänderung führt, die pachtung eine Bewirtschaftungsart bevorzugt? Wie sieht es nicht im Klein-Klein stehen bleibt, sondern den Menschen in den Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung mit und die Umwelt ganzheitlich und allumfassend betrach- dem Einsatz biologischer Lebensmittel aus? Gibt es Bemü- tet.“ Doch was bedeutet das? Lieber darüber sinnieren und hungen, die Enzyklika „Laudato Si`“ sowie den Expertentext sprechen als Vorbild sein? Reaktionen auf die Enzyklika be- „Der bedrohte Boden“ der deutschen Bischöfe praktisch zu schränken sich oft nur auf energetische Konzepte in Bezug realisieren? auf die Gebäude der Bistümer. Hier ist wenig Gegenwind zu -24- Bei den Bistümern sind die Antworten nach der Verpach- erwarten. Auch bei der Gemeinschaftsverpflegung hätte die tung ihrer Flächen im Wesentlichen ähnlich: „Keine Daten“, Kirche allerhand Einflussmöglichkeiten. Etliche Verbände, „Entscheidung des Pächters“, „Entscheidung der Pfarrei“, Verwaltungen, Bildungshäuser und soziale Einrichtungen, „Es gibt keine Vorgaben“. Hinter vorgehaltener Hand heißt die täglich Menschen versorgen, gehören zur katholischen es aus Kirchenkreisen: „Wer am Sonntag in der Messe in Kirche. Doch das System funktioniert wie bei der Verpach- der ersten Reihe sitzt, bekommt auch einen Pachtvertrag.“ tung. Die Lebensmittelbeschaffung ist jeder Einrichtung Landwirtschaftliche Fläche ist zum größten Teil in Besitz der selbst überlassen. Bio wird nur in den wenigsten Küchen einzelnen Kirchengemeinden, die ihre Flächen zum Beispiel eingesetzt. Auf die Frage, ob es eine Möglichkeit gibt, ver- in Bayern in Abstimmung mit der katholischen Pfründe- mehrt biologische Lebensmittel einzusetzen, antwortet pachtstelle vergeben. Von dieser etwa heißt es, sie sei eine wiederum Hermann Haarmann, Bischöfliche Pressestelle administrativ tätige Dienststelle der bayerischen Diözesen. Osnabrück: „Wir leben von biologischen Lebensmitteln. Entscheidungen über den Einsatz der Flächen, die sie ver- Wenn zertifiziert biologisch erzeugte Lebensmittel gemeint walte, treffen die Eigentümer – und das seien mehrere tau- sind: Bio-Lebensmittel werden genauso angeboten wie auch send Rechtsträger, die meisten von ihnen Pfarreistiftungen. andere Lebensmittel. Die Einrichtungen der Gemeinschafts- Die Pfründepachtstelle habe nicht das Recht, über die ihr verpflegung sind in einem stetigen Prozess des nachhaltiger- zur Verwaltung überlassenen Flächen zu informieren Die Werdens. Bio ist da ein möglicher Baustein neben vielen Bistümer weisen auf öffentliche Pachtversammlungen hin, weiteren.“ In vielen anderen Bistümern gibt es Empfehlun- die interessierte Landwirte besuchen können. Viele Bistümer gen zum Einkauf. betonen, auf ortsübliche Pachtzinsen im sozialverträglichen Pächterauswahl im Rahmen Rahmen zu achten. einer Gesamtschau Doch tatsächlich wissen nur die allerwenigsten über den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Flächen in ihren Pfar- In den evangelischen Kirchen sieht es nicht viel anders aus. reien Bescheid. Das Bistum Fulda hat den Großteil seiner Stefan Döbler, Pressesprecher der Evangelisch-Lutherischen 150 Hektar land- und forstwirtschaftlicher Fläche an eine Kirche in Norddeutschland, erklärt, wie die Verantwortlich- Behinderteneinrichtung verpachtet, die die Landwirtschaft keit für Kirchenland zustande kam: „In früheren Jahrhun- biologisch bewirtschaftet. Das Bistum Osnabrück weiß, dass derten ist jede Pfarrstelle vom jeweiligen Landesherrn mit Bild: freepik fast die gesamte Fläche an eine Naturschutzstiftung verpach- Ländereien ausgestattet worden, um einerseits den Lebens- tet wird, und das Bistum Dresden-Meißen informiert, dass unterhalt des örtlichen Pastors und andererseits die Erhal- sämtliche Flächen konventionell bewirtschaftet werden. Das tung der kirchlichen Gebäude abzusichern. Daher gilt für
TITEL ––– Verpachtung den Bereich der Nordkirche: Landwirtschaftliche Nutzflä- rer Stelle fest. Empfehlungen für die Bewirtschaftung von chen in kirchlichem Besitz befinden sich fast ausschließlich Pachtland geben 15 Landeskirchen, Empfehlungen für die im Eigentum einzelner Kirchengemeinden, die darüber Vergabe sieben. Was die Bevorzugung bio-regional-fairer selbstständig verfügen.“ Auch hier liegt also die Verantwor- Lebensmittel betrifft, scheint zwar in den Landeskirchen tung über die Landnutzung bei Gemeindeleitungen, Pres- ein Bewusstsein vorhanden zu sein, die Umsetzung sei aber byterien und zum Beispiel in der Landeskirche Bayern auch zum Beispiel laut Johannes Minkus, Pressesprecher der Lan- beim Evangelisch-Lutherischen Pfründestiftungsverband. deskirche Bayern, von der Kalkulation abhängig. Auch für Die Folge: keine Daten. Die Westfälische Landeskirche die Gemeinschaftsverpflegung dominieren Empfehlungen. schätzt, dass alle Flächen konventionell bewirtschaftet Hervorzuheben sind in der evangelischen Kirche einzelne werden. Die Lippische Landeskirche geht davon aus, dass Leuchtturmprojekte wie die Evangelische Akademie in Bad 5 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche ökologisch be- Boll, in der regelmäßig Tagungen zu Ökolandbau stattfinden wirtschaftet wird. Die Evangelisch-lutherische Gemeinde und deren Gastronomie biozertifiziert ist. Das Landeskir- Hannover gibt an, dass sie in geringem Umfang selbst Ei- chenamt der Evangelischen Kirche Rheinland-Pfalz bewirtet gentümer landwirtschaftlicher Flächen ist, von denen 20 ausschließlich mit ökologisch produzierten Nahrungsmit- Prozent ökologisch bewirtschaftet werden. Die Pächteraus- teln. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Projekten und wahl erfolge grundsätzlich im Rahmen einer Gesamtschau, Initiativen zur Aufklärung und auch Förderung bewussten bei der auch ökologische Gesichtspunkte eine Rolle spielen. Einkaufsverhaltens. Kirchenmitglieder werden vorrangig berücksichtigt. Die Große Chance, aber derzeit Vision Evangelische Kirche in Hessen und Nassau konkretisiert die Kriterien zur Pächterauswahl noch: Kirchenmitglied- Fazit: Ökolandbau auf Kirchengrund betreiben zu können, schaft, Pachtpreishöhe, regionale Ansässigkeit des Betriebs, wäre zwar eine große Chance für dessen Entwicklung, bleibt soziale Kriterien sowie nachhaltige Landbewirtschaftung. Sie aber derzeit noch eine Vision. Cordula Rutz, Geschäftsführe- gibt an, dass anerkannte Betriebe des Ökolandbaus bei der rin der Landesvereinigung für ökologischen Landbau (LVÖ) Landbewirtschaftung sowie konventionelle Betriebe, die an in Bayern, hat sich bereits mit dem Thema „Kirche und staatlichen Agrarumweltmaßnahmen teilnehmen, bevorzugt Ökolandbau“ befasst und mit diversen Verantwortlichen berücksichtigt werden. gesprochen. Was auch sie erfahren hat: Es ist sehr schwierig, -26- Althergebrachtes zu verändern. Sie rät Bio-Landwirten trotz- Teilweise Verbot von dem, bei den zuständigen Gremien vor Ort nachzufragen Gentechnik und Klärschlamm und zu den Pachtversammlungen zu gehen. In Zukunft will Eine wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel „Kirchenpacht- sie auch Umweltreferenten der Kirchen zu den Sitzungen der land – aktueller Stand in den Landeskirchen“ von Elena LVÖ einladen, um hier Verbindungen zu schaffen. Lange aus dem Jahr 2015 befasst sich mit dem Umgang der Die Katholische Pfründepachtstelle Regensburg fordert alle Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland Interessenten auf, sich sowohl für Neuverpachtungen als mit Pachtland anhand ausgewählter Kriterien. Ergebnisse: 6 auch für einen Pächterwechsel während der Vertragslaufzeit von 2 Landeskirchen verbieten in den Pachtverträgen Gen- zu bewerben (Katholische Pfründepachtstelle Regensburg, technik, bei 11 ist das Verbot an anderer Stelle festgelegt. Margaretenstr. 16, 93047 Regensburg, 0941/208202-33, Bei 6 von 20 ist die Ausbringung von Klärschlamm laut glufke@pfruendepachtstelle.de) Pachtverträgen verboten, vier legen dieses Verbot an ande-
TITEL ––– Landwirtschaftsgottesdienste Kirche als Partner der Bauern Die Landwirtschaftsgottesdienste in Oberberg bieten Gelegenheit zu Begeisterung, Kritik und zur Pflege von Bekanntschaften. Von Peter Schmidt Wolfgang Weichenmeier; pixelio -28- Es war irgendwann im Jahr 2009: Die Milchpreise im Keller, ihrer Sorgen und Ängste anzunehmen und auch ein wenig zum Thema „Wem gehört das Land? Keinem – außer Gott“ um Erntedank, aber nie direkt am Erntedank-Tag, da dann die Bauern auf Konfrontation, der Riss ging quer durch die Treffpunkt zu werden. Denn, wie Beate Klein damals sagte: über den anziehenden Investorenboom auch im Westen der die Landwirte in der eigenen Gemeinde eingebunden sind. Landwirtschaft – hier der Bundesverband Deutscher Milch- „Wir müssen die Plattform bieten, damit alle wieder mitei- Republik und über die Verantwortung für den Boden. Im Nicht gelungen ist es jedoch, die Funktionäre aus der Land- viehhalter, dort der Deutsche Bauernverband. Manche, die nander reden.“ Dabei setzt der Landwirtschaftsgottesdienst vergangenen Jahr ergriff Pfarrer Edgar Born – ausnahmswei- wirtschaft einzubinden. Wir können nur vermuten, dass ih- früher das Glas Milch miteinander leerten, gingen sich jetzt immer auch Impulse und regt zum Nachdenken an. Die se dürfen auch mal Pfarrer auf die Kanzel – Partei für die nen die Themen doch hin und wieder zu kritisch sind. Aber aus dem Wege. Hier bot sich die Kirche als verbindendes Evangelische Kirche bietet dazu die Möglichkeit, statt offi- Bauern im Dorf, gegen das Bauernmobbing, welches sich Kirche ist eben nicht dazu da, Funktionären nach dem Mun- Element an. In dieser Situation steckten Beate Klein und ziell ordinierte Pastöre Kanzelrednerinnen und -redner spre- immer mehr ausbreitet. de zu reden. So wird am Konzept nicht gerüttelt. Derzeit ich, Peter Schmidt, die Köpfe zusammen. Sie ist bis heute chen zu lassen. Reden von Laien werden im Gegensatz zu wird der nächste Landwirtschaftsgottesdienst vorbereitet. Wutentbranntes Verlassen der Kirche Presbyterin der Evangelischen Gemeinde in Eckenhagen, Predigten „Kanzelreden“ genannt. Mit der Kanzelrede öffnet Denn wir sind für die Bäuerinnen und Bauern da – und die NRW, Oberbergischer Kreis, ich damals ziemlich frisch sich die Kirche quasi der Welt. Und genau dies wollten wir, Ziel ist es, auch konfrontative Themen aufzugreifen. So freuen sich schon drauf. gebackener ehrenamtlicher Umweltreferent des Evangeli- den Bogen schlagen zwischen Altar und Alltag. sprach Claudia Warning, Vorstandsmitglied des Evangeli- schen Kirchenkreises An der Agger. Sie Naturland-Bäuerin schen Hilfswerkes „Brot für die Welt“, über die Zusammen- Brennende Themen Vor der Kirche in eines Milchvieh-Betriebes, ich der Biokreis-Arche-Bauer. Da hänge der industriellen Landwirtschaft in Europa und dem Marienberghausen entstand die Idee: „Wir machen ab jetzt einen Landwirt- Begonnen haben wir 2009 mit Bärbel Höhn, damals Hunger in Afrika. Und sie erntete neben Beifall auch Kritik, (Nümbrecht) das Team schaftsgottesdienst.“ Dazu stieß mit Matthias Weichert ein Mitglied des Deutschen Bundestags und vormals NRW- ein Landwirtsfunktionär verließ wutentbrannt die Kirche. von 2015 (von rechts): hinten: Matthias Wei- Angestellter des Kirchenkreises, der gleichzeitig dem Aus- Landwirtschaftsministerin, eine Frau, die es in den Jahren Aber zum Nachdenken gehört eben auch, sich selbst in Frage chert, Kanzelrednerin schuss für öffentliche Verantwortung vorsaß. Eingeladen als Ministerin geschafft hat, sich in breiten Teilen der Bau- zu stellen, vielleicht auch Konsequenzen zu ziehen für den Anke Kreutz (Direkto- Der Autor werden zum Landwirtschaftsgottesdienst alle Bäuerinnen ernschaft hohe Anerkennung zu erwerben. Sie sprach vor eigenen Alltag. Rückblickend sind die Landwirtschaftsgot- rin der evangelischen Peter Schmidt ist und Bauern der Region mit einem persönlichen Einladungs- neun Jahren zum Thema Regionalität. Damit war das Thema tesdienste ein Erfolg – bis zu 300 interessierte Landwirte Landjugendakade- Biokreis-Landwirt mie Altenkirchen), in NRW. schreiben. der Kanzelrede schon seiner Zeit um einiges voraus. Später und Verbraucher reisen an. Gerne wird die Chance genutzt, Gemeindepfarrer folgten dann unter anderem Josef Feilmeier (Gentechnik- nachher noch bei einem Imbiss zusammen zu sitzen und Frank Oschmann, Bogen zwischen Altar und Alltag Gegner und Futtermittelhändler aus Hofkirchen) und Bio- Bekanntschaften wieder aufzufrischen. Ein Teil des Erfolgs- Peter Schmidt, vorne Aus der Idee ist Tradition geworden. Dieses Jahr soll der kreis-Landwirt Ludwig Schweißfurth (Herrmannsdorfer konzeptes ist es, dass der Gottesdienst quasi durch den Kir- von rechts: Beate Klein und Klosterbäuerin neunte dieser Gottesdienstreihe gestaltet werden. Ziel Landwerkstätten in Glonn). Angesprochen wurden meist chenkreis reist – er ist jedes Jahr in einer anderen Gemeinde Susanne Schulte. war und ist es bis heute, den Landwirten „in guten wie in brennende Themen. So referierte Anke Kreutz, Direktorin zu Gast und wird so auch zu einem Höhepunkt des jeweili- schlechten Zeiten“ eine kirchliche Heimat zu bieten, sich der evangelischen Landjugendakademie in Altenkirchen, gen Gemeindelebens. Er findet immer im Herbst statt, rund Bild: Schmidt
TITEL ––– Landwirtschaft in Kirchenhand Sr. Lucia und Albert Strobl vor dem Eingang des Müßighof-Bistros. Ein Hof und seine guten Geister … Im Hofladen werden die Erzeugnisse der eigenen Landwirtschaft und auch anderer umlie- Auf dem Müßighof in Absberg wird seit 1992 ökologische Landwirt- gender Direkterzeuger angeboten. schaft betrieben. Der geistliche Hintergrund trägt das seine dazu bei. Von Ronja Zöls „Der Hof atmet einen guten Geist“, sagt Albert Strobl, der rung immer schwieriger und so kam es, dass immer weniger durch viele aufschlussreiche Gespräche erlangt. Heute koche Teichfläche. 130 Tiere gehören zur Mutterkuhherde, dazu -30- hier am Müßighof der Regens Wagner Stiftung Absberg seit einen Arbeitsplatz in der Landwirtschaft fanden“, erklärt sie im kleinen Konvent vor allem biologisch, viele Rohstoffe kommen 100 Enten, 100 Gänse, 20 Hühner, zwei Pferde, 1989 die Landwirtschaft führt. Diesen guten Geist will er Albert Strobl. Doch auf dem Müßighof lief es anders: Nach- werden vom Müßighof bezogen. neun Esel, vier Ziegen, drei Alpakas und drei Pfauen. Die nach außen tragen. Albert Strobl verwaltet den Hof am idyl- dem in den 80er-Jahren das fränkische Seenland geflutet Esel und Pferde werden als Therapietiere genutzt. Besucher Vielfalt in Landwirtschaft lischen Brombachsee mit 143 Hektar Betriebsfläche unter wurde und viele Flächen verloren gingen, stellte sich die können die meisten der Tiere in den Gehegen sehen, auch und im Erleben besonderen Umständen. Der Müßighof gehört seit 1920 zu Frage: Wie geht es weiter? Die Regierung sah für den Neu- durch Führungen für Klassen, Kindergärten und andere den Regens-Wagner-Stiftungen. „Dieser Hintergrund bildet aufbau einen gläsernen Bauernhof vor und machte Pläne für Durch die Öffnung des Hofladens und des Bistros kehrte Gruppen wird Öffentlichkeitsarbeit gemacht. Erlebnisbäu- das Rückgrat des Hofes“, glaubt er, der mindestens zwei Mal die Umsetzung. Doch diese zerschlugen sich. Ein paar Jahre die Vielfalt der Landwirtschaft auf den Müßighof zurück. erin Margit Rohm ist hierfür sowie für spezielle Kinderpro- am Tag mit dem Glockenschlag daran erinnert wird. „In der später entschied der Stiftungsrat, eigene Pläne umzusetzen. Heute kümmern sich unter anderem zehn Menschen mit gramme zuständig. Landwirtschaft bedeutet dies, dass wir achtsam mit Men- Man baute auf den armen Sandböden die Tierhaltung auf, Behinderung unter fachlich pädagogischer Leitung um die Erntedank in schen, Tieren und Pflanzen umgehen – und die Schöpfung übernahm von den Ordensschwestern den historischen Gar- landwirtschaftliche Arbeit. Die Aufgabenverteilung wird da- der hofeigenen Kapelle möglichst gut bewahren.“ Bereits 1992 stellte der Müßighof tenbau − und zugleich deren franziskanisches Gedankengut. bei auf das Leistungsvermögen jedes einzelnen abgestimmt. auf Bio um, seit 2013 gehört er dem Biokreis an. Neben tierpflegerischen Aufgaben liegt der Schwerpunkt auf Die Besucher kommen aus der Gegend oder machen hier Verbindung zur Schöpfung Arbeiten im Gemüsebau. Dazu gehören die Aufzucht von Urlaub. Das fränkische Seenland ist ein attraktives Erho- Selbstversorgung hat Tradition über den Hl. Franziskus Pflanzen, die Pflege von Kulturen und verschiedene Erntear- lungsgebiet, der Müßighof mit seiner Direktlage am kleinen Der Müßighof ist Teil des Regens-Wagner-Zentrums in Abs- Sr. Lucia ist eine von drei Franziskanerinnen, die noch hier beiten auf dem Acker und im Gewächshaus. Hinzu kommen Brombachsee eine interessante Anlaufstelle für Badegäste, berg. Seit mehr als 150 Jahren setzt sich die Regens Wagner in Absberg wirken. Gemeinsam mit zwei Mitschwestern lebt jahreszeitunabhängige Aufgaben, wie die Instandhaltung Radler und Wanderer. Sie kaufen im Laden ein, in dem die Stiftung für Menschen mit Behinderung ein. In ihren 16 sie mitten im Ort in einer Wohngemeinschaft. Sie selbst der Gewächshäuser, die Herstellung von Kletterhilfen für Produkte von 30 Direktvermarktern aus der unmittelbaren Einrichtungen haben sich Gründung und Entwicklung im- ist Erzieherin und kümmert sich um schwerstbehinderte Tomaten, Gurken und Paprika oder die Nachbereitung bei Umgebung angeboten werden, essen im Bistro zu Mittag, mer ähnlich gestaltet. Ordensschwestern kümmerten sich Menschen, ihre Mitschwester Regina-Maria führt als gelern- der Gehölzpflege. Auch im Bistro und Hofladen bringen kosten auf der Terrasse selbst gebackene Kuchen und Torten um Menschen mit Behinderung. Gleichzeitig legte man te Einzelhandelskauffrau und Gärtnerin den Hofladen, der sich Menschen mit Behinderung ein. oder werfen einen Blick in das Bauernhofmuseum. Dane- immer großen Wert darauf, diese gemäß ihrer Fähigkeiten 2010 eröffnet wurde. Die Dritte im Bunde, Sr. Elisabeth, hat Alles was produziert wird, geht in den Laden, dann in die ben gibt es zahlreiche religiöse Angebote in der hofeigenen einzusetzen, um sich ihr tägliches Brot mitzuverdienen. Dies ihren Schwerpunkt in der Seelsorge gefunden. „Die Verbin- Großküche in Absberg, die für das Essen im Hof-Bistro und Kapelle. Im Jahr 2000 wurde die Antonius-Kapelle erbaut, war unter anderem durch Landwirtschaft möglich. So war dung zu Natur, Schöpfung und Umweltschutz ist uns Fran- der Bewohner sorgt. Weitere Produkte werden an andere kunstvolle Glasfenster nach einem Entwurf von Sr. M. Ani- das Ottilienheim in Absberg von Beginn an ein Selbstver- ziskanerinnen durch das Vorbild unserer Ordensgründer, gastronomische Betriebe in der Region abgegeben. Sechs mata zieren die Wand hinter dem Altar. Im Sommer finden sorger, der neben Landwirtschaft noch eine Bäckerei, eine dem heiligen Franziskus und der heiligen Klara, gegeben“, Gewächshäuser und vier Folientunnel befinden sich auf hier Taufen, Abendgebete und ein großes Erntedankfest Schusterei, eine Wäscherei sowie Obst- und Gemüseanbau sagt Sr. Lucia. Der Öko-Gedanke sei bei ihr im Hintergrund dem Hof, in denen ganzjährig Gemüse angebaut wird. Dazu statt. Auch bei den Veranstaltungen, die viel Raum für Be- betrieb. Vielerorts gingen diese Strukturen jedoch verloren. immer vorhanden gewesen. Sie lebte daheim in einem Dorf, kommen zwei Hektar Freilandgemüse. Auf knapp 45 Hektar gegnungen bieten, soll man ihn spüren – den „guten Geist“ „Durch die fortschreitende Mechanisierung und Spezialisie- hatte einen Garten, aber richtig bewusst, sei ihr das nicht wird Feldfutter wie Luzerne, Mais, Hirse, Ackergras und des Müßighofs. rung wurde der Arbeitseinsatz für Menschen mit Behinde- gewesen. Bewusstsein habe sie unter anderem am Müßighof Soja angebaut. Darüber hinaus gibt es Wald-, Wiesen- und
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