BIOMESSEN Bio-Branche zeigt sich solidarisch - AUSSENANSICHT

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BIOMESSEN Bio-Branche zeigt sich solidarisch - AUSSENANSICHT
BioWest
                                                                           Düsseldorf
                                                                           Abgesagt

                                                                           BioOst
                                                                           Leipzig
                                                                           Abgesagt

          DA S O F F I Z I E L L E M A G A Z I N D E R B I O M E S S E N
                                                                            W I R KO M M E N
                                                                            2021 WIEDER!

BIO M ESSEN
Bio-Branche zeigt sich solidarisch

O -TÖ N E
Was Corona für uns bedeutet

AUSSENANSI CHT
Interview mit Dr. Franz Alt
BIOMESSEN Bio-Branche zeigt sich solidarisch - AUSSENANSICHT
E di toria l – I n h a lt   Hier steht eine Beispielheadline

 OHNE WIR
 KEINE WIRKUNG.
  Mit 70.000 Erzeugern und fast 1.000 Partnern weltweit
  setzen wir uns täglich dafür ein, den Landbau ökologischer,
  sozialer und fairer zu gestalten.

  www.naturland-zeichen.de

Besuchen Sie uns auf der
BioWest und BioOst:

                                                                                #ökofürswir
BioWest
19. April 2020 in Düsseldorf
Halle 14, Stand 14-E14
                                                                          wir für eine öko-faire Landwirtschaft
BioOst
26. April 2020 in Leipzig
Halle 5, Stand 5-B04

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BIOMESSEN Bio-Branche zeigt sich solidarisch - AUSSENANSICHT
E di toria l – I n h a lt

Auf lange Sicht.
Während wir diesem Magazin den letzten Schliff gaben, wurde      ­gemeinsam ein Stimmungsbild für unsere Branche, zu dem,
klar: Die BioWest und BioOst werden erst 2021 wieder statt-      was Corona gerade mit uns macht, ergeben. Deshalb berich-
finden können. Bereits in den Wochen zuvor wurde das Leben       ten wir aber auch nicht nur über Bio-Einkauf in Corona-Zei-
in einer Weise auf den Kopf gestellt, die sich niemand hätte     ten, sondern auch über ökologische Züchtung und haben ein
vorstellen können – im globalen Maßstab und bei jedem von        Gespräch mit Dr. Franz Alt, Fernsehjournalist, Autor und lang-
uns zuhause oder im Unternehmen. Und nach wie vor gibt es        jähriger Anwalt für eine ökologische Zukunft, geführt.
wenig Gewissheit, was morgen sein wird.
                                                                 Das Team der BioMessen bedankt sich bei allen, die gerne
Das MesseMagazin der BioMessen war, wie gesagt, schon            jetzt auf die BioWest und BioOst gekommen wären. Wir ha-
­fertig. Spontan haben wir noch einiges geändert, neue State-    ben v
                                                                     ­ iele gute Gespräche erleben dürfen und dabei eine ganz
ments und Termine eingefügt. Anderes steht noch für das, was     neue Nähe zu Geschäftspartnern erlebt, mit denen wir zum
hätte sein sollen – und nächstes Jahr wieder sein wird.          Teil seit J­ ahren zusammenarbeiten. Wir haben E-Mails bekom-
Vor allem aber liefern wir Ihnen – und den insgesamt über        men, die so schön sind, dass man sie einrahmen und aufhän-
9.500 Bio-Akteuren aus Fachhandel, Herstellung und Ver-          gen müsste. Wir haben großes Verständnis und eine Welle der
arbeitung, bei Verbänden sowie Journalisten und Multiplika-      ­Solidarität und Unterstützung zu spüren bekommen. Gemein-
toren, die dieses Magazin jetzt erhalten, Input zu dem, was      sam ­schaffen wir das. Es braucht die Bio-Branche, es braucht
die Bio-Branche bewegt, was wichtig ist, und auch und ge-        die Bio­Messen, es braucht alle, die sich für ein anderes, ökolo-
rade in der Krise wichtig bleibt. Wir haben Stimmen aus dem      gisches, gerechtes und solidarisches Wirtschaften engagieren­
Bio-Großhandel, von Lebensmittelherstellern, Caterern,           – jetzt erst recht. In diesem Sinne:
Waschmittel- und Naturkosmetik-Herstellern für Sie, die          Das Team der BioMessen freut sich auf ein Wiedersehen!

                                                          Inhalt
5	Grüße                                    25 Was Corona für uns bedeutet             40	Mehr Bio für morgen
       aus Politik und Bio-Branche          	O-Töne – Susanne Arndt, Beate                  Förderpreis der BioMessen
                                                 Oberdorfer, Heinz Jürgen Weiland            zeichnet Bio-Akteure aus
8	BioMessen
       »Die Bio-Branche steht für Solida-   28	BNN                                    42	BioWest/BioOst
       rität, Fairness und Kooperation.«         Öko statt Ego – jetzt erst recht            Informationen und
       Interview mit den Veranstaltern                                                       Ausstellerverzeichnis
       M. Deppe und W. Müller               30	Politik und Verbände
                                                 Wer was macht                         48 ReformWelt
13	Was Corona für uns bedeutet                                                              Kräfte bündeln
	O-Töne – Nesrin Odabasi,                  32	Hintergrund Öko-Züchtung
       Matthias Carl, Detlef Harting        	Vom Bruder- zum                          50 Bio-Branche
                                                 Zweinutzungstier                            Wer was macht
16	Reportage
       Geisterübergaben, Hamsterkäufe       36	Nachgefragt bei den Verbänden          52 Außenansicht
       und Improvisation                         Heikles Thema offen ansprechen        	»Jedes Problem, das von
       Bio-Einkauf in Corona-Zeiten              – lohnt sich das?                           Menschen geschaffen ist, ist
                                                                                             auch von Menschen lösbar.«
20	Was Corona für uns bedeutet             38	Macher trifft Markt                          Interview mit Dr. Franz Alt
       O-Töne – Karin Artzt-Steinbrink,          BioMessen vernetzen
       Volker Krause                             Unternehmen und Entscheider           54 Impressum/Termine 2021

B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 0                                                                                               3
BIOMESSEN Bio-Branche zeigt sich solidarisch - AUSSENANSICHT
E di toria l – I n h a lt   Hier steht eine Beispielheadline

                   Das beste Waschmittel
                   ist Bio. Sonett Testsieger
                   bei ÖKO-TEST

                                                                           Sonett Waschen im Baukastensystem:
                                                                           • Waschmittel, Enthärter, Bleichmittel
                                                                             separat und gezielt dosieren
                                                                           • Mit reiner Bio-Pflanzenölseife
                                                                           • Ohne Erdölchemie
                                                                           • Ohne Enzyme, ohne Gentechnik
                                                                           • 100 % biologisch abbaubar
                                                                           • Recycling-Kartonverpackung
                                                                           Seit über 40 Jahren produziert der Bio-Pionier
                                                                           Sonett Wasch- und Reinigungsmittel in ökologischer
                                                                           Spitzenqualität, die vollständig biologisch abbaubar
                                                                           sind. Die einzigartige Sonett-Qualität zeichnet sich
                                                                           aus durch die sorgfältige Auswahl der Rohstoffe,
                                                                           durch die schonenden und umweltverträglichen
                                                                           Herstellungsprozesse und durch die dynamisierten
                                                                           Zusätze in allen Produkten.
                                                                           www.sonett.eu
                                                                           Mittel für Waschen und Reinigen,
                                                                           die das Wasser achten als Träger
reddot design
award winner &                                                             alles Lebendigen
iF communication
design award
winner                                                                     Sonett – so gut.

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BIOMESSEN Bio-Branche zeigt sich solidarisch - AUSSENANSICHT
G russwort e           Ursula Heinen-Esser & Wolfram Günther

                                                                         Meine Damen und Herren,                                                    Liebe Leserinnen
                                                                      liebe Gäste der BioWest 2020,                                                    und Leser,
                                                               die weltweite Corona-Pandemie, die uns im Frühjahr 2020 er-        zum zweiten Mal findet die Fachmesse BioOst in Leipzig
                                                               reicht hat, hat fast alle Branchen und Wirtschaftszweige sehr      statt. Nach dem sehr erfolgreichen Start im letzten Jahr mit
                                                               getroffen. So ist vor allem das Messeleben in ganz Deutsch-        2.033 Fachbesuchern und 338 Ausstellern sehe ich weiteres
                                                               land zeitweise vollständig zum Erliegen gekommen. Auch die         deutliches Wachstumspotenzial. Dafür spricht ­insbesondere
                                                               BioWest in Düsseldorf konnte nicht wie geplant stattfinden.        die überdurchschnittliche Entwicklung des ökologischen
                                                               Umso mehr freue ich mich nun, Sie als Gäste, Ausstellerinnen       Landbaus im gesamten mitteldeutschen Raum.
                                                               und Aussteller dieser für die Biobranche so wichtigen Fachmes-     Die ökologische Erzeugung ist jedoch nur die eine Seite der
                                                               se in der Messe Düsseldorf begrüßen zu dürfen. Ihre Teilnah-       Medaille. Entscheidend ist, wie es uns gelingt, die Verbrau-
                                                               me und Ihr Besuch sind ein deutliches Signal, dass Biobranche      cher mit qualitativ hochwertigen regionalen Produkten für
                                                               und Ökolandbau auch in schwierigen Zeiten weiter auf Wachs-        Bio-Erzeugnisse zu begeistern. Leistungsfähige Verarbei-
                                                               tum setzen dürfen.                                                 tungs- und Vermarktungsunternehmen sind hier ein ent-
                                                               Wenn wir aus dem Corona-Szenario etwas lernen konnten, dann        scheidender Schlüssel. Deshalb werden wir uns künftig noch
                                                               dies: Die heimischen Betriebe der Land- und Ernährungswirt-        stärker darauf konzentrieren, insbesondere flexible klein-
                                                               schaft tragen ihren Teil dazu bei, dass bei uns aus Krisen kei-    und mittelständische Unternehmen für die Verarbeitung von
                                                               ne Not entsteht. Die Betriebe des Ökolandbaus haben mit da-        Ökoprodukten zu gewinnen sowie die Verbraucher von den
                                                               für gesorgt, dass unsere Bevölkerung täglich mit wertvollen        Vorzügen dieser Erzeugnisse zu überzeugen.
                                                               Lebensmitteln versorgt wurde. Ich danke allen Unternehmen,         Für die nächsten Jahre möchte ich den Fokus noch stärker
                                                               die für unsere regionale Versorgung Biolebensmittel erzeugen,      auf den Ausbau der regionalen Verarbeitung und regionaler
                                                               verarbeiten und vermarkten, dafür, dass sie eine wichtige Stütze   Wertschöpfungsketten richten. Außerdem wollen wir den
                                                               für die Versorgungssicherheit unseres Landes sind und bleiben.     Einsatz von ökologisch erzeugten Produkten in der Gemein-
                                                               Der Erfolg gibt ihnen ohnehin recht: Die Umsatzzahlen für Bio-     schafts- beziehungsweise Außer-Haus-Verpflegung weiter
                                                               lebensmittel, die im Jahr 2019 bundesweit fast 12 Milliarden       voranbringen. Dafür kann die BioOst hier in Leipzig eine her-
                                                               Euro erreicht haben, werden auch im Jahr 2020 weiter zuneh-        vorragende Plattform bieten, von der neue Impulse für die
                                                               men. Schätzungsweise ein Fünftel dieses Umsatzes wird hier in      mitteldeutschen Bio-Unternehmen ausgehen.
                                                               Nordrhein-Westfalen erzielt – mehr als zwei Milliarden Euro
                                                               jährlich.                                                          Eine erfolgreiche Messe wünscht Ihnen
Fotos: (links) Land NRW/Anke Jacob, (rechts) Pawel Sosnowski

                                                               Nutzen Sie also die BioWest 2020 als gute Gelegenheit, sich
                                                               mit ihren Partnern entlang der Bio-Wertschöpfungskette noch
                                                               enger zu vernetzen. Ich wünsche allen eine erfolgreiche Messe
                                                               mit neuen Kontakten und wertvollen Impulsen!
                                                               Ihre

                                                                                                                                  WO L F R A M G Ü N TH E R
                                                                                                                                  Sächsischer Staatsminister für Energie,
                                                               URSULA HEINEN-ESSER                                                Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft
                                                               Ministerin für Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und
                                                               Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen

                                                               B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 0                                                                                             5
BIOMESSEN Bio-Branche zeigt sich solidarisch - AUSSENANSICHT
G russwort e   Hier steht eine Beispielheadline   G russwort e        Kathrin Jäckel

                                                                 Liebe Besucherin, lieber Besucher,
                                                                liebe Austellerinnen und Aussteller,
                                                               normalerweise hat der Frühling eine besondere Energie: In
                                                               ­diesem Jahr jedoch ist diese Zeit mit der Corona-Pandemie zu-
                                                               sammengefallen. Der Tag, an dem ich dieses Vorwort schreibe,
                                                               liegt Wochen vor dem Moment, an dem Sie ihn lesen. Das ist an
                                                               sich nicht ungewöhnlich, doch in dieser Situation wird es zu ei-
                                                               ner besonderen Herausforderung, die richtigen Worte zu finden.
                                                               Ich schreibe Ihnen mitten in einem bundesweiten Shutdown. Die
                                                               Folgen der Krise für Menschen und Wirtschaft sind im Moment
                                                               nicht einmal annähernd abschätzbar.
                                                               Dieses Heft entsteht, weil es nun zwei neue Termine für die Bio-
                                                               messen gibt. Das ist ein Zeichen von Hoffnung und Zuversicht,

WIR SIND DIE
                                                               dass dieser Zustand an ein Ende kommen wird, dass die Nor-
                                                               malität zurückkehren wird. Wenn wir uns im Juni in Düsseldorf
                                                               und Leipzig treffen, wird unsere Freude über das Wiedersehen

TREIBENDE
                                                               eine ganz neue sein. AusstellerInnen und FachbesucherInnen
                                                               werden sich nicht nur über neue Produkte austauschen, sondern
                                                               auch darüber, wie sie diese Zeit erlebt haben. Und daraus werden

KRAFT                                                          ganz neue Impulse für Wachstum und Entwicklung entstehen.
                                                               Die Corona-Pandemie zeigt uns, wie komplex und gleichzei-

           für e
                                                               tig fragil unsere globalisierte Welt ist. Sie zeigt uns aber auch,
                                                               welch unglaubliche Kraft wir haben, welcher Zusammenhalt in

                   t
                                                               uns steckt. Die Bio-Branche hat alles gegeben, um die Versor-

              r ʦ
         
                                                               gungssicherheit zu gewährleisten und sie hat es mit einem schier
                                                               unglaublichen Einsatz von Menschen von der Erzeugung bis zum

                k   ft
                                                               Handel getan. Der Respekt und Dank dafür können nicht groß

                                                             genug sein.
                                                               Die Netzwerke unserer Branche, in denen Wissen gebündelt
                                                               und geteilt werden kann, braucht es nun mehr denn je. Und es
                                                               braucht Plattformen wie die BioMessen, die solchen Prozessen
                                                               eine verlässliche Heimat geben.
                                                               Ich freue mich auf das Wiedersehen mit Ihnen.
Besuchen Sie Bioland und Partner
auf BioOst & BioWest!
BioOst: 5-C06 | BioWest: 14-C08
                                                               K ATH R I N J Ä C K E L
                                                               Geschäftsführerin Bundesverband Naturkost Naturwaren BNN e. V.

                            www.bioland.de                     6
BIOMESSEN Bio-Branche zeigt sich solidarisch - AUSSENANSICHT
G russwort e           Rainer Plum

                                                                                                                                                                    Biokreis-
                                                                                                                                                                    Landwirtin
                                                                                                                                                                    Kathrin
                                                                                                                                                                    Buchmeier

                 Liebe BesucherInnen,
                 liebe AusstellerInnen!
In diesen Tagen das Grußwort für die ReformWelt- und Bio-
Messen im Juni zu schreiben ist eine kleine Herausforderung.
Die wirklich großen Herausforderungen hatten und haben wir
alle gemeinsam. Ein positiver Aspekt der Coronavirus-Krise ist
sicherlich, dass durchschnittlich mehr Menschen im Reform­
haus® Naturarznei- und natürliche Selbstmedikationsmit-
tel und Bio-Lebensmittel erworben haben. Die biologische
Wertigkeit durch bessere Bioverfügbarkeit und damit bessere
­Wirksamkeit von Naturprodukten erzeugt bei vielen bewusst
einkaufenden KonsumentInnen ein deutlich höheres Vertrau-
en. Und da Vertrauen für das Reformhaus® als Fachgeschäft

                                                                                                                                       Unser
für ganzheitliche Gesundheit und Schönheit ein unverzichtba-
rer Wert ist, werden wir auch alles dafür tun, den KundInnen
für Ihr Vertrauen durch hohe Produktqualität und individuelle

                                                                                                                                 Bioverband!
Fachberatung zu danken.
Ich möchte mich auch ganz herzlich bei allen InhaberInnen und
Mitarbeitenden im Reformhaus® und im N
                                     ­ aturkosthandel, im
Großhandel, bei den Herstellbetrieben, bei den Landwirten,
Gärtnern und Imkern und in den Verbänden für ihren unermüd-
lichen Arbeitseinsatz bedanken! Ihr seid großartig!
                                                                                                                                 Folgende Mitglieder stellen mit uns aus:
Allen Messeteilnehmenden der regionalen ReformWelt-
und BioMessen wünsche ich eine intensive und inspirierende
­Auseinandersetzung mit den gegenwärtigen großen Heraus­
forderungen und Zukunftsthemen, die uns in der »neuen
­Normalität« zum Wohl von Mensch, Tier und Mutter Erde
­beschäftigen.
                                                                 Fotos: (links) Caro Hoene Photography, (rechts) Reformhaus eG

Ich wünsche allen aufbauende und stärkende Kontakte und
Gespräche.

Mit besten Grüßen

R A I N E R P LU M                                                                                                                         www.biokreis.de
Vorstand Reformhaus eG

                                                                                                                                   BioWest: Halle 14, Stand 14-H23
B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 0                           7
                                                                                                                                    BioOst: Halle 5, Stand 5-G40
BIOMESSEN Bio-Branche zeigt sich solidarisch - AUSSENANSICHT
B iomessen   Interview

»Die Bio-Branche steht für So
 Fairness und Kooperation.«
Interview: Jeanine Tovar

BioMessen-­Veranstalter     Wir waren gerade dabei, dieses ­Magazin     die BioWest und BioOst nicht an den
                            druckfertig zu machen, als klar w
                                                            ­ urde:     ­ursprünglichen Terminen am 19. und 26.
Matthias Deppe und          BioWest und BioOst werden auch im           April stattfinden können würden, war
­Wolfram Müller über die    Juni nicht stattfinden können. Dies ist     ­relativ schnell klar. Immer wieder haben
                            jetzt das zweite Interview, das wir         wir in den letzten Wochen gehofft, ge-
 Absage der BioWest und     ­führen. Also, wie habt Ihr als Messever-   plant, recherchiert, organisiert und wie-
 BioOst, die Aussichten     anstalter diese Zeit in den letzten Wo-     der neu geplant.
                            chen erlebt?
 für BioNord und B­ ioSüd                                               Wolfram Müller (WM) Nun ist klar, dass
 und die Chancen, die die   Matthias Deppe (MD) Für eine solche         es in Deutschland bis zum Sommer keine
                            globale Situation, die ja noch vor we-      Großveranstaltungen geben wird. Damit
 Krise für Bio-Kommu­       nigen Wochen unvorstellbar war, kann        steht fest, dass die nächste BioWest und
 nikation bietet.           niemand einen Masterplan zücken und         BioOst erst im Frühjahr 2021 stattfinden
                            ­sagen, so machen wir das jetzt. Dass       werden können.

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BIOMESSEN Bio-Branche zeigt sich solidarisch - AUSSENANSICHT
B iomessen         Interview

olidarität,                                                          nisation der Frühjahrsmessen seit Herbst
                                                                     letzten Jahres gearbeitet, die Hallenpla-
                                                                     nung war bereits abgeschlossen. Wir ha-
                                                                                                                  des Teams gewürdigt wurde, wie sehr
                                                                                                                  man sich auf das Wiedersehen freue und
                                                                                                                  natürlich auch, wie wichtig die Arbeit der
                                                                     ben ein Modell entwickelt, bei dem die       BioMessen für die Bio-Branche sei.
                                                                     Aussteller nur einen Teil der Kosten für
                                                                     die bereits geleistete Arbeit übernehmen.    WM Darf ich Euch mal unterbrechen?
                                                                     Ein weiterer Teil wird gutgeschrieben und    Wir haben bis jetzt nur über die Aus-
                                                                     bei der Teilnahme an den nächsten Bio-       steller und uns selber geredet. Im Zent-
                                                                     Messen verrechnet. Und natürlich fangen      rum der BioMessen stehen unsere Fach-
                                                                     wir selber Kosten ab, indem wir sparen,      besucher aus dem Bio-Handel. Für die
                                                                     wo es geht und auch Rücklagen einsetzen.     ­machen wir das alles. Und die haben in
                                                                                                                  den letzten Monaten eine super Arbeit
                                                                     WM Wir arbeiten auch in normalen Zei-        gemacht, oft viele Überstunden, haben
                                                                     ten mit einer schlanken, ausgesprochen       auf Urlaub verzichtet und sind Risiken
                                                                     effizienten Struktur. In dieser Situation    eingegangen – dafür ein Dankeschön von
                                                                     ist es uns wichtig, dass wir die Arbeits-    den BioMessen!
                                                                     plätze bei den Menschen, die rund ums
                                                                     Jahr für die BioMessen arbeiten und die      Hätte man die BioOst und BioWest nicht
                                                                     Kommunikation und Planung stemmen,           virtuell stattfinden lassen können, wie es
                                                                     erhalten können.                             Akteure ja bereits vorgemacht haben?

                                                                     Wie haben die Aussteller darauf reagiert?    WM Natürlich kann man virtuell Pro-
                                                                                                                  duktinformation vermitteln und Bestel-
                                                                     MD Ausgesprochen solidarisch. Mit Aus-       lungen generieren. Das ist mittlerweile
                                                                     nahmen, die man an einer Hand abzählen       unser aller Alltag. Wir haben uns ­aktuell
                                                                     kann. Beim Messe-Team sind als R
                                                                                                    ­ eaktion     dagegen entschieden.
                                                                     auf die Absage viele Mails und Tele­fonate
                                                                     eingegangen, in denen die gute ­Arbeit       Warum?

                                                                     Besucher aus dem Handel dominieren auch 2019

                                                                     13.870 Fachbesucher auf den BioMessen
                                                                                                                                          Besucher nach Gruppen

                        Was bedeutet das für die beteiligten
                        Akteure, also Aussteller, Fachbesucher,                                                                     NATURKOST        54,7 %
                                                                     71,9 %
                        Dienstleister?                                                                                                   REFORM       12,7 %
                                                                     FACH-
                                                                     HANDEL
                                                                                                                                              4,5 %
                                                                                                                                  GROSSHANDEL  
                        MD Die BioMessen verstehen sich als
                                                                                                                                     HERSTELLER  7,5 %
                        organischen Bestandteil der Bio-Bran-
                        che. Gemeinsam steht die Branche für                                                                                      6,0 %
                                                                                                                                              SEH  
                        wertebasiertes Handeln, für Kooperati-
                                                                                                                                         GASTRO  5,0 %
                        on, Fairness und Solidarität. Das wollen
                                                                                                                                       KOSMETIK   3,8 %
                        wir jetzt gegenüber allen unseren Part-
 Foto: Martin Foddanu

                        nern umsetzen. Für die Aussteller heißt                                                                   DIENSTLEISTER   3,3 %
                        das, dass sie natürlich nicht auf den vol-                                                                              1,5 %
                                                                                                                                       SONSTIGE  
                        len Kosten sitzen bleiben. Auf der ande-
                                                                                                                                                 1,0 %
                                                                                                                                        FEINKOST  
                        ren Seite wurde natürlich an der Orga-

                        B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 0                                                                                                      9
BIOMESSEN Bio-Branche zeigt sich solidarisch - AUSSENANSICHT
B iomessen    Interview

MD Messe, das bedeutet für mich ein-        zu reagieren fordert viel von Politik und    kus der Öffentlichkeit wie in den letzten
fach mehr, nämlich die persönliche In-      ­Behörden, da verstehe ich, wenn nicht       Wochen. Verbraucher haben plötzlich
teraktion mit meinen Geschäftspart-         alles reibungslos läuft. Klar ist: Unab-     erkannt wie wichtig die Lebensmittel-
nern. Dazu gehört, dass mir jemand          hängig davon, wann und wo in Deut­sch­       wirtschaft ist, deren kontinuierliche Leis-
nicht nur die Verpackung zeigt und das      land die nächste Messe stattfinden kann,     tungen meistens als selbstverständlich
Produkt beschreibt, sondern ich es eben     es wird dort eine neue Normalität geben.     hingenommen wurden. Viele Menschen
auch probieren kann und direkt nachfra-     Wir werden uns noch lange vor dem Vi-        haben sich angesichts leerer Mehlre-
gen: Was ist das für ein Geschmack, wie     rus schützen und eine Ausbreitung ver-       gale, oder wenn es keine Tomaten gab,
kriegt ihr die Konsistenz so hin? Dazu      hindern müssen. Wir gehen selbstver-         das erste Mal die Frage gestellt, wo die-
gehört auch der Zufall: Ich sehe etwas,     ständlich davon aus, dass alle strenge       se Lebensmittel eigentlich herkommen.
was mich eigentlich gar nicht interes-      Hygiene- und Sicherheitsauflagen er-         Wir diskutieren wieder über das richtige
siert, probiere es – vielleicht nur aus     füllen werden müssen und machen uns          Verhältnis zwischen Regionalität und die
Höflichkeit – und bingo: Ein neues Pro-     dazu intensiv Gedanken.                      Frage, wie abhängig wir uns von globa-
dukt für mein Sortiment. Da treffe ich                                                   len Liefer­ketten machen wollen.
Menschen, die ich ewig nicht gesehen        Gibt es etwas, dass wir als Branche mit
habe und habe ein langes und tiefge-        in diese neue Normalität mitnehmen           WM Der Bio-Branche war es von Anbe-
hendes Gespräch. Kurz: Wir kommen           können?                                      ginn ein Herzensanliegen, die Prozesse
aus unserer Blase heraus.                                                                der Lebensmittelerzeugung zu vermit-
                                            MD Vor der Corona-Krise hat uns als          teln und transparent zu gestalten. Wenn
Wie geht es weiter mit der BioNord und      Branche die Frage umgetrieben, wie wir       wir den Faden aufnehmen und hier inten-
BioSüd?                                     mit Verbrauchern kommunizieren, wie          siv im Dialog mit den Kunden bleiben,
                                            wir mehr Menschen erreichen können.          haben wir nach meiner Einschätzung
WM Natürlich beschäftigen wir uns mit       Verschiedene Kommunikationskampag-           gute Chancen, weitere Menschen dau-
der BioNord und BioSüd. Allerdings gibt     nen mit unterschiedlichen Ansätzen hat-      erhaft vom ökologischen Weg zu über-
es zu diesem Zeitpunkt keinerlei belast-    ten sich gerade auf den Weg gemacht.         zeugen. Mit den BioMessen wollen wir
bare Aussagen, die als Planungsgrund-       Vielleicht haben wir in dieser Krise tat-    dazu jedenfalls auch in Zukunft unseren
lage dienen könnten. Ich will jetzt nicht   sächlich eine Chance bekommen: Sel-          Beitrag leisten.
meckern. Auf eine völlig unbekann-          ten waren der Lebensmittelhandel und
te und bisher unvorstellbare Situation      die Lebensmittelerzeugung so im Fo-

                     Über die BioMessen
                                                                                              Klimaneutrale
Die erste BioNord fand 2004 statt, es       Landbaus mit zahlreichen Unter­
                                                                          aus­                 BioMessen
folgte 2009 die erste BioSüd in Augsburg.   stellern. Angebote aus dem Reform­wa­
Mit BioWest und BioOst wurde 2013 das       renbereich werden auf der S
                                                                      ­ onderfläche      Humusaufbau auf heimischen Bio-Höfen
Konzept der regionalen Fachmessen als       ReformWelt unter Schirmherrschaft der        als Investition in die Basis der Branche
Forum und Treffpunkt für die Branche        Reformhaus eG gebündelt. Alle auf den
bundesweit flächendeckend umgesetzt.        BioMessen ausgestellten Produkte un-         Alle vier BioMessen finden ­klimaneutral
                                            terliegen klaren Kriterien und Zertifizie-   statt. Durch die BioMessen e
                                                                                                                    ­ ntstehende
Die BioMessen richten sich ausschließ-      rungsanforderungen. Diese o
                                                                      ­ rientieren       Emissionen werden durch Humusaufbau
lich an Fachbesucher, Aussteller sind       sich an den Sortimentsrichtlinien des        auf Bio-Höfen kompensiert: Ein Bei-
sowohl die bundesweiten Lieferanten         Bundesverbands Naturkost Natur­waren         trag für mehr Klimaschutz, den Erhalt
des Bio-Fachhandels aus den Bereichen       BNN e. V., der auch Schirmherr der Ver-      und Aufbau fruchtbarer Böden und die
Bio-Lebensmittel und ­Naturkosmetik so-     anstaltung ist.                              Förderung des ökologischen Landbaus.
wie der ­entsprechende G
                       ­ roßhandel. Auf     Tipp: Live-Impressionen vom Messe­
                                                                             ge­         Dank der BioMessen fließen Jahr für Jahr
Gemeinschaftsflächen ­präsen­tieren sich    schehen im YouTube-Kanal der BioMessen.      circa 53.000 Euro direkt in den öko­lo­
die Anbauverbände des ­ökologischen         biomessen.info                               gischen Landbau in Deutschland.

10
BioOst
                                                                                                                   Halle 5 / Stand A07

                                                                                                                      BioWest
                                                                                                                   Halle 4 / Stand B0

            „ Mit L n Bio -Originale.
                   i e b e e nt w ic ke lt –
           unsere neue                       “
                                                                 Ungesüßte Müslis und Breie
                                                                 Erweiterung der Ungesüßt-Range
                                                                 mit Müsli und zwei Breien

                                                                                             Herzhafte Aufstriche
                                                                                             Neue Range Saatenliebe und
                                                                                             zwei neue Linsen-Aufstriche

                 Flapjacks
                 Neue Flapjacks in
                 zwei leckeren Sorten

Der Pionier-Geist garantiert beste Bio-Qualität vom Allos Hof!

Es ist der Geist aus Pioniertagen, der uns bei Allos auch heute noch – nach mehr als
40 Jahren – täglich dazu antreibt, mit Leidenschaft und Sorgfalt unverfälschte, natürliche
Lebensmittel herzustellen. Was mit Amaranth und Agavendicksaft seinen Anfang nahm,
bewegt heute unser Windrad in Drebber, lässt Bienen von uns gesäte Blüten finden und uns
nicht ruhen, stets aufs Neue leckere Produktinnovationen hervorzubringen.
Exklusiv erhältlich im Bio-Fachhandel. Mehr unter www.allos.de
Was Corona für uns bedeu t e t

                                                 Was Corona für uns bedeutet

                             Lebensmittelhersteller am Limit.
                            Toilettenpapier und Desinfektions-
                             mittel ausverkauft. Produktions-
                            betrieb mit Plexiglastrennscheiben
                              und Mundschutz. Einkauf ohne
                              Kaffeepause und Frischetheke.
                             Marketing und Vertrieb aus dem
                                 Homeoffice. Messen und
                                     Branchentreffen:

                                                                       Nichts geht.

                                    Wir haben mit Bio-Akteuren gesprochen und gefragt,
                                            wie sie mit der Situation umgehen.

B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 0                                                        13
Was Corona für uns bedeu t e t        Dienstleister

          »Gemeinsam einen
           Weg finden«
                                                                     Nesrin, wie geht Ihr mit der Situation um?
                Detlef Harting ist Geschäftsführer von
                                                                     Was macht Ihr jetzt konkret?
                Harting & Tovar Kommunikation. Dort
                                                                     Wir können gar nichts machen. Es ist ja sozusagen mein Beruf,
                ist die Organisation und Kommu­n ikation
                                                                     Menschenansammlungen zu organisieren. Das heißt, bei uns
                der vier BioMessen angesiedelt.
                                                                     ist der Geschäftsbetrieb auf Null runtergefahren, auch Neu-
                                                                     kundenakquise ist in dieser Situa­tion so gut wie unmöglich.
                                                                     Ich verstehe den Sinn dieser Maßnahmen und dass wir alles
Was bedeutet die Situation für Euch?                                 tun müssen, um die Infektions­rate im Griff zu behalten, aber
Die BioMessen beschäftigen unser Messeteam rund ums Jahr.            es bringt unglaubliche Härten für die betroffenen Unterneh-
Als im März die Nachricht kam, dass Großveranstaltungen ab           men und Selbstständigen mit sich.
sofort nicht mehr durchgeführt werden dürfen, waren Bio-
West und BioOst für uns vollständig durchgeplant: Die Hal-           Was ist für Euch gerade das Schwierigste
lenplanung abgeschlossen, die Listen für den Messebau fertig         an der Situation?
vorbereitet – und die E-Mail an Nesrin Odabasi schon fertig          Wir hatten eine gute Geschäftsentwicklung und volle Auf-
verschickt … Man könnte denken, keine Veranstaltung, keine           tragsbücher für 2020 – wir haben alles richtig gemacht und
Arbeit. Aber n
             ­ atürlich sind wir gerade jetzt in einer sehr inten-   stehen trotzdem vor dem Abgrund. Das Allerschwierigste ist
siven Kommunikation und Abstimmung mit Ausstellern, Ver-             die Ungewissheit. Es gibt keinerlei Planungssicherheit. Für uns
anstaltern, Multiplikatoren und Besuchern. Zeitgleich sind wir       als Messe- und Eventunternehmen ist es entscheidend, dass
mitten in der Organisation der BioNord und BioSüd im Herbst.         wir irgendwann wieder eine Normalität haben und ­arbeiten
                                                                     ­können.
Was ist für das Messe-Team das Schwierigste
in dieser Situation?                                                 Gibt es etwas Positives?
Für die Wirtschaft ist so eine Situation katastrophal, egal ob       Es gibt die Hoffnung. Ich stehe natürlich im Kontakt mit unse-
kleines oder großes Unternehmen. Die BioMessen sind ein er-          ren Kunden, und da führe ich viele gute Gespräche und bekom-
folgreiches Konzept, wir sind mit viel Herzblut dabei. Bei uns       me viele positive Mails. Wir sitzen alle in einem Boot, ­müssen
hängen m
       ­ ehrere Arbeitsplätze daran. Wenn sich das einfach so,       gemeinsam durch diese Krise kommen – und das werden wir
ohne eigenes Verschulden, in Luft auflöst, dann tut das weh.         auch schaffen.
Wir haben hier ein tolles Team für die BioMessen aufgebaut.

                                                                                                                                       Fotos: (links oben) Florian Arp, (links unten) Luisa Fabienne Burbach, (rechts) Carl Catering
Bis jetzt haben wir es geschafft, alle zu behalten und niemand
in Kurzarbeit zu schicken. Aber irgendwann steht das natür-
lich im Raum.
                                                                     »Das Schlimmste ist

Gibt es etwas Positives?
                                                                     die Ungewissheit«

Wie verständnisvoll und solidarisch die Aussteller reagieren.
Die Sehnsucht nach einer Rückkehr zum direkten menschli-
chen Austausch ist bei allen groß. Und ­natürlich freuen wir uns
auch über das viele p
                    ­ ositive Feedback, wenn wir einfach spü-
ren, dass unsere Aussteller wissen und würdigen, was die Bio-
Messen leisten, dass wir uns gemeinsam auf die nächsten Bio-                               Nesrin Odabasi, ­G eschäftsführerin
Messen freuen. Und last, not least: Die solidarische, faire und                            Fairtainment, baut Normstände,
intensive Zusammenarbeit mit Matthias und Wolfram, den Bio-                                ­I nfo-Counter und Bio-Bistro auf allen
Messen-Veranstaltern, die schon in normalen Zeiten weit über                                vier BioMessen.
die übliche Auftraggeber-Dienstleister-­Beziehung hinausgeht.
Dafür vielen Dank!

14
Was Corona für uns bedeu t e t       Dienstleister

»Plötzlich löst sich alles
 in Luft auf«
                                                                                                            Matthias Carl, Inhaber Carl Catering, betreibt
                                                                                                            mit seinem Bioland-zertifizierten Unternehmen
  Wie ist die Situation bei Dir?                                                                            das BioBistro auf den BioMessen und sorgt für
  Ich mache ansonsten hauptsächlich Schul- und KiTa-Verpfle-                                                das Buffet am Ausstellerabend.
  gung und Events, also Hochzeiten etc. Bis Mitte März k
                                                       ­ onnte
  ich arbeiten, seitdem nicht mehr. Meine Leute nehmen jetzt
  ­ihren Resturlaub, dann müssen wir Kurzarbeit beantragen.
  Jetzt kommen schon die ersten Absagen für den Mai, und der                          Frau stammt aus den neuen Bundesländern, ist noch mit der
  war so gut gebucht wie nie.                                                         DDR aufgewachsen, sie erlebt das als noch viel erschrecken-
                                                                                      der und bedrohlicher.
  Was ist für Dich aktuell am schwierigsten?
  Es gibt keinerlei Planungssicherheit mehr, plötzlich löst sich                      Was hast Du erlebt, das positiv ist?
  alles in Luft auf. Diese Unsicherheit, die macht mir wirklich                       Unsere Kunden im KiTa- und Schulbereich haben wirklich
  den größten Stress. Wenn wir jetzt wüssten, in drei Mona-                           ­solidarisch gehandelt. Die haben sich nicht hingestellt und
  ten geht es wieder los, dann wäre alles okay, da könnte ich                         ­gesagt: kein Essen kein Geld, da haben wir gemeinsam Lösun-
  mich drauf einstellen. So wie die Situation jetzt ist, nur hoffen                   gen gefunden. Auf der emotionalen Ebene erleben wir, dass
  und warten – da erwarte ich klare Direktiven von der Politik,                       die Leute zusammenhalten, sich umeinander kümmern, nicht
  wir können doch nicht einfach so in der Luft hängengelassen                         nur jeder sein eigenes Süppchen kocht. Das macht das Ganze
  werden. Im privaten Bereich ist es so, dass ich diese extreme                       erträglich, das Gefühl, man ist doch nicht allein in dieser tota­
  Freiheitseinschränkung als sehr bedrückend empfinde. Meine                          len Unsicherheit.

         BioOst
    26. April 2020
GEMEINSCHAFTSBETEILIGUNG
         Sachsen
 Stände E07 – E23, G02                  SACHSEN stärkt die Bio-Vermarktung

                                        In Bio-Lebensmitteln steckt Leidenschaft. Ihre Herstellung erfolgt nach
                                        geprüften Standards. Ein umsichtiger Einsatz von Ressourcen und kurze
                                        Vertriebswege gewährleisten nachhaltige Produkte. Und die finden rei-
                                        ßenden Absatz. Zahlen des BÖLW bestätigen das: 2019 gaben deutsche
                                        Verbraucher ca. 12 Mrd. Euro für Bio-Lebensmittel aus. Von der Qualität
                                        sächsischer Bio-Produkte können Sie sich auf der Bio Ost in Leipzig
                                        überzeugen. Dort präsentieren sich 16 Aussteller der sächsischen
                                        Ernährungswirtschaft im Rahmen des Gemeinschaftsmarketings.

                                                                                     Eingang
                                                                                                                CCL – Con
                                                                                                                          gre
                                                                                                                Center Lei ss
                                                                                                                           pzig
                                                                                                                                      Halle 2                        P2
                                                                   dstraße

                                                                                                                                                   Halle 4
                                                                                                                    Eingang
                                                                                                                    (Glasha West
                                                                      ner Lan

                                                                                                                           lle)
                                                                                                                                                                                                        Gemüse, Obst und Pilze - alles bio

                                                                                                                                                      Eingang
                                                                                                                                                                                                        für Großhandel und Verarbeiter

                                                                                                                                                      Ost
                                                                                be
                                                                        Alte Dü

                                                                                                                                                                                   STAATSMINISTERIUM
                                                                                                                                                                            FÜR ENERGIE, KLIMASCHUTZ,
                                                                                                                                                                          UMWELT UND LANDWIRTSCHAFT
                                                                                                            Halle 1
                                                                                                                                   Halle 3                      P1
                                                                                                                                                Halle 5
                                                                                               Messe-Al
                                                                                                          lee

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                                                        www.sachsen-geniessen.de
R E P O RTAG E   Ein Bio-Markt in Corona-Zeiten

EIN BIO-MARKT IN
CORONA-ZEITEN

                                              Von Geisterübergaben,
                                              Hefe-Hamstern und
                                              Improvisation
                                                                      Fotos: Kristin Kasten & Biomare

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R E P O RTAG E      Ein Bio-Markt in Corona-Zeiten

Die Corona-Krise stellt auch den Bio-Fachhandel vor große Heraus-
forderungen: Strenge Sicherheitsauflagen, fehlender Warennachschub
und Personalknappheit erschweren den Arbeitsalltag. Ein Besuch bei
Biomare in der Leipziger Südvorstadt.

Es ist ein sonniger Morgen Anfang ­April.            Geisterübergabe entschieden«, sagt        fen.« Gerade zu Beginn der Ausgangs-
In jedem anderen Jahr hätten die e
                                 ­ rsten             Teamleiterin Kristjane Rode, 45, »die     beschränkungen hätte plötzlich das
warmen Sonnenstrahlen die Menschen im                Morgenschicht reinigt den Laden, füllt    doppelte Warenvolumen bewältigt wer-
Leipziger Süden längst nach d
                            ­ raußen ge-             die Regale auf und desinfiziert alles.«   den müssen. Die Nachfrage sei immer
lockt. Doch heute wirkt die sonst so leb-            Absprachen werden telefonisch oder        noch hoch, vor allem bei kleineren Pro-
hafte Karl-Liebknecht-Straße mit ihren               digital getroffen. Sollte ein Team auf-   duzenten komme es daher momentan
vielen kleinen Läden, Kneipen und Cafés              grund einer Corona-Infektion ausfallen,   zu Lieferschwierigkeiten. »Auch Italien­
wie ausgestorben. Die Corona-Pandemie                kann das andere Team den Ladenbetrieb     ware kommt gerade nicht so schnell
hat das Land fest im Griff, deutschland-             am Laufen halten - zumindest halbtags.    nach«, sagt Malte Reupert, »eine Ver-
weit gelten Ausgangsbeschränkungen.                  Ein Notfallplan. Dabei gibt es momen-     dreifachung oder gar Verzehnfachung
Auch vor dem Eingang zum Bio-Super-                  tan mehr als genug zu tun. »Wir muss-     der Menge, das kann kein Unternehmen
markt Biomare steht ein großer Aufstel-              ten sogar kurzfristig Personal einstel-   leisten. Da sind wir auch keinem Unter-
ler: »Geänderte Öffnungszeiten für die               len, weil wir es kaum geschafft haben,    nehmen böse, wenn es nicht schnell ge-
Zeitdauer der Corona-­Epidemie« ist auf              die Masse an Ware, die geliefert wurde,   nug nachliefern kann.« Der Großhänd-
ihm zu lesen.                                        einzuräumen.« Begehrte Krisenproduk-      ler, mit dem Malte Reupert schon viele
                                                     te wie Nudeln oder Mehl sind auch an      Jahre zusammenarbeitet, sei hingegen
Geisterübergabe zur                                  den drei Biomare-Standorten in Leipzig    absolut zuverlässig – auch unter die-
Mittagsstunde                                        stark gefragt. »Ein Großteil der Deut-    sen Ausnahmebedingungen. »Ich habe
                                                     schen hat das Kriegstrauma nicht ver-     mir damals bewusst nicht den billigsten
Damit sich die zwei getrennt arbeitenden             arbeitet und über Generationen weiter-    Großhändler ausgesucht, sondern den,
Ladenteams nicht begegnen, schließt der              gegeben«, sagt Malte Reupert, Gründer     der meiner Philosophie am meisten ent-
Bio-Supermarkt mittags für eine Stun-                und Inhaber von Biomare, »das mani-       spricht und so tickt wie ich.«
de seine Türen. »Wir haben uns für eine              festiert sich jetzt in den Hamsterkäu-

                                                                                                                                    17
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»Wir arbeiten hier alle auf Augenhöhe, jede Aufgabe ist wichtig.«
Am wichtigsten ist momentan der Infektionsschutz.

»Eine andere Einkaufskultur«                      sagt Loic Paoli, 48. Seit zwei Jahren ist   Hefe als Verkaufsschlager
                                                  der gebürtige Franzose, der seine Aus-
Reupert betreibt drei Märkte mit einer            bildung in einem Sternerestaurant ge-       »Wo gibt es denn Hefe?«, fragt eine Frau
Fläche zwischen 650 und 800 Quad-                 macht hat, für die Küche verantwortlich.    mittleren Alters, die Hände in ­schwarze
ratmetern. »Im Vergleich zu konventi-             Doch momentan ist die zentrale Küche        Handschuhe gehüllt, der Einkaufs­wagen
onellen Läden ist das noch keine große            im Leipziger Stadtteil Connewitz ge-        gut gefüllt. »Wir müssen schauen, ob
Fläche.« Und die Konkurrenz durch den             schlossen. Dass Loic Paoli jetzt Regale     was da ist«, sagt Loic Paoli und geht mit
konventionellen Handel sei groß. »Die             einräumt und Böden wischt, ist für ihn      ihr zum Kühlregal. Doch zwischen einer
Sortimente werden teilweise immer de-             kein Problem. »Wir arbeiten hier alle auf   Packung Fertig-Quicheteig und Plas-
ckungsähnlicher«, sagt Malte Reupert,             Augenhöhe, jede Aufgabe ist wichtig.«       tikschalen mit vorgebackenen Falafeln
»allein für die Versorgung mit Bio-Pro-           Am wichtigsten ist momentan der In-         klafft eine Lücke. Frische Hefe ist aus-
dukten braucht es uns als Bio-Fachhan-            fektionsschutz. »Wir haben unsere Ti-       verkauft. Mal wieder. »Gestern Mittag
del immer weniger. Wir stehen offenbar            sche und Stühle im Café- und Bistrobe-      war noch was da und nun ist schon wie-
für was anderes: Für ein Stück Vertrau-           reich schon frühzeitig weggeräumt - als     der alles weg.« Auch dort, wo norma-
en, Atmosphäre und das Bedürfnis nach             Schutzmaßnahme für Angestellte und          lerweise Trocken- und Backhefe stehen,
einer anderen Einkaufskultur.« Dazu ge-           Kunden.« Kurz danach haben sie auch         sind die Regalfächer leer. »Sorry, dieser
hört normalerweise auch, dass die Kun-            das Bistro selbst geschlossen. »Für fünf-   Artikel ist zur Zeit leider nicht lieferbar«,
den frisch gekochte Gerichte aus der              zehn Mittagessen hat sich das einfach       steht auf einem kleinen Schild, das an
                                                                                                                                              Fotos: Kristin Kasten & Biomare

Biomare-Küche genießen können – dort              nicht mehr gelohnt«, sagt Kati Peters-      dem Holzregal klemmt. Das normaler-
werden ganz nebenbei auch die Lebens-             dorf, 45, die normalerweise an der Es-      weise unspektakuläre Produkt hat sich
mittel gerettet, die nicht mehr für den           sensausgabe arbeitet, heute aber zwi-       in Corona-Zeiten zum Verkaufsschlager
normalen Verkauf taugen. »Alles, was              schen Backshop und Kasse hin- und           entwickelt.
für die Kunden nicht mehr schön aus-              herwechselt. »Die Menschen kochen und
sieht, verwerten wir in unserer Küche«,           backen jetzt lieber zuhause.«

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R E P O RTAG E   Ein Bio-Markt in Corona-Zeiten

Doch trotz einiger Lücken sind die Rega-             Mitarbeiter werden aus
le insgesamt recht gut bestückt. Gleich              eigenem Sortiment versorgt
mehrere Mitarbeiter füllen sie perma-
nent mit Ware auf. Leere Regalreihen –               Und ihrer Vorreiterrolle werden sie auch      Kollege Loic Paoli ergänzt, »ich arbeite
Fehlanzeige. Auch Sven Kubeleit, 30,                 in der Corona-Krise gerecht. Über die         seit dreißig Jahren in der Gastronomie,
der ­eigentlich in der Unternehmenskom-              allgemein üblichen Schutzmaßnahmen            aber so eine krasse Unternehmensphi-
munikation arbeitet, hilft momentan im               hinaus geht Biomare mit der »Geis-            losophie wie hier habe ich bislang noch
­Laden mit. Flexibilität und I­ mprovisation         terübergabe« der zwei Teams und den           nicht kennengelernt.« Von einer ange-
sind die Gebote der Stunde. »Jeder, der              großzügigen Plexiglas-Aufbauten zum           spannten Atmosphäre wie in anderen
hier anfängt durchläuft verschiedene                 Schutz des Personals noch einen Schritt       Supermärkten ist bei Biomare in Leip-
Abteilungen im Laden, lernt die Abläu-               weiter. Und nicht zuletzt: Alle aktiven       zig an diesem Frühlingsmorgen jeden-
fe, das Sortiment und die Bedürfnisse                Mitarbeiter werden komplett aus dem           falls nichts zu merken.
der Kunden kennen«, sagt Sven Kube­                  eigenen Sortiment versorgt, damit Ein-
leit. D
      ­ iese Strategie macht sich jetzt              käufe anderswo und das damit verbun-
bezahlt. Die Mitarbeiter können in ver-              dene Infektionsrisiko minimiert wer-          ⟶ KRISTIN KASTEN
schiedenen Abteilungen eingesetzt wer-               den. »Biomare ist sehr s­ozial«, sagt
den und den Kunden mit ihrem Wissen                  Kati Petersdorf, »hier wird darauf ge-        •   B I O – M A R E .CO M
zur ­Seite stehen.                                   achtet, dass es allen gutgeht.« Und ihr

                                                                                                                                         Zum Entdecken:
                                                                                                                                         Speiseöle
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                I O O S3    0 2 0 Boffzen · T 0 52 71.96 66 60 · oelmuehle-solling.de
                       T ·2 37691
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»Themen mit neuer                                                    Was ist für Sie besonders schwierig?
                                                                     Ich finde, wir kriegen das alles tatsächlich ganz gut organisiert,
 Energie diskutieren«                                                da geht nichts über die Erträglichkeitsgrenze hinaus. Auch mit
                                                                     den Behörden haben wir aktuell die Erfahrung, dass konstruktiv
                                                                     und mit Augenmaß mit Unternehmen umgegangen wird. Un-
                                                                     sere Kunden reagieren fast durchweg verständnisvoll auf diese
          Volker Krause, G­ eschäftsführer Bohlsener
                                                                     Ausnahmesituation und nageln uns nicht fest, wenn mal etwas
          Mühle. Der Bio-Pionier stellt sowohl
                                                                     nicht oder nicht in der gewünschten Menge geliefert werden
          Mühlenprodukte als auch Backwaren her.
                                                                     kann. Mich stört es,, wenn Leute manchmal so tun, als wäre
                                                                     business as usual. Zum Beispiel, wenn jetzt in dieser Zeit An-
                                                                     fragen zu sehr spezifischen, aber nicht dringlichen Themen
                                                                     kommen, die wir in normalen Zeiten gerne und ausführlich be-
                                                                     antworten – da wünsche ich mir manchmal ein bisschen mehr
Wie würden Sie die aktuelle Situation für die                        Verständnis für diese besondere Situation.
Bohlsener Mühle beschreiben?
Es ist ambivalent. Auf der einen Seite haben wir die glückliche      Was erleben Sie als positiv?
Situation, dass wir arbeiten können und unsere Bio-Lebensmittel      Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bei allem, was
intensiv nachgefragt werden. Auf der anderen Seite haben wir es      jetzt anstand, voll und ganz mitgezogen haben. Sie haben
mit einer globalen Krise zu tun, die uns, wie nahezu der gesam-      sich dieser Herausforderung beruflich und persönlich gestellt
ten Menschheit, Stress und Unsicherheit bringt. In den Medien        und Verantwortung übernommen. Diese intensive Kommu-
und der Politik klingt es manchmal so, als ob allein die Landwirte   nikation, diesen Geist der gemeinsamen Verantwortung, den
und der Lebensmittelhandel die Lebensmittelversorgung sicher-        möchte ich nach Corona weiter kultivieren. Auf der größeren
stellen, als ob es die Verarbeiter gar nicht gäbe. Dabei arbeiten    gesellschaftlichen und politischen Bühne glaube ich, dass die
sehr viele Menschen im Lebensmittelhandwerk oder der Lebens-         Krise die Notwendigkeit verdeutlicht, über unseren Umgang
mittelindustrie und sorgen für stetigen Nachschub. Sie sind ge-      mit der Natur nachzudenken. Wirtschaftlich werden wir The-
nauso engagiert und systemrelevant wie die Leute an der Kasse        men wie Resilienz durch Regionalisierung und Ökologisierung
– und ich wünsche mir, dass auch sie entsprechend gewürdigt          der Lebensmittelwirtschaft beziehungsweise der Wirtschaft
werden. In der Produktion lässt sich eben auch nicht jeder Pro-      überhaupt mit ganz neuer Energie diskutieren. Und da hat die
zess mit zwei Metern Abstand durchführen. Wir sitzen jeden Tag       Bio-Branche alle guten Argumente auf ihrer Seite. Alle ande-
zusammen und bewerten die Situation, prüfen, wie wir Vorgaben        ren Ansätze blamieren sich vor der Wirklichkeit.
umsetzen, was wir darüber hinaus machen können, wie wir die
Leute entlasten können. Wir schützen unsere Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, wo immer wir können, mit
Plexiglas-Scheiben an Stellen, an denen Ab-      In den Medien und der ­Politik klingt
standsregelungen nicht eingehalten werden
können, wir bilden getrennte Teams, entzer-
                                                 es manchmal so, als ob allein die
ren Prozesse, damit weniger Kontakt statt-       Landwirte und der Lebensmittel-
findet. In einem Produktionsbetrieb können
nicht einfach alle ins Homeoffice gehen.
                                                 handel die Lebens­mittelversorgung
Dazu kommen all die notwendigen indivi-          ­sicherstellen, als ob es die Ver­
duellen Lösungen, die wir erarbeiten, wenn
es beispielsweise um die Kinderbetreuung
                                                  arbeiter gar nicht gäbe.
während der Arbeitszeit geht.

20
Was Corona für uns bedeu t e t           Hersteller Lebensmittel

                                                                   »Es wäre schade, wenn
                                                                    wir aus der Krise                                                           Karin Artzt-Steinbrink ist Geschäfts-
                                                                                                                                                führerin der Upländer Bauernmolkerei.

                                                                    nichts lernen würden«                                                       Dort wird Bioland-Milch zu hochwertigen
                                                                                                                                                Produkten verarbeitet. Das Unternehmen
                                                                                                                                                setzt dabei erklärtermaßen auf die Stär-
                                                                                                                                                kung von Bio-Regionalität.

                                                                    Wie sieht es bei Ihnen in der Firma aus?
                                                                    Wir haben schon im Februar angefangen, uns Gedanken zu
                                                                    machen über das, was auf uns zukommen könnte, als das für
                                                                    viele noch ganz weit weg war. Das sind so Fragen wie: Wie
                                                                    verhindern wir, dass jemand in der Verwaltung krank wird
                                                                    und dann alle zuhause bleiben müssen und niemand, auch
                                                                    keine Vertretung, mehr da ist, die Bestellungen aufnehmen          Das klingt nach einer sehr durchdachten und
                                                                    kann und so etwas. In der Produktion sind die Hygieneregeln        pragmatischen Vorgehensweise … Gibt es Aspekte,
                                                                    auch im Normalbetrieb schon extrem streng, aber man kann           die trotzdem für Sie aktuell schwierig sind?
                                                                    nicht bei allen Produktionsabläufen zwei Meter Mindestab-          Dass man auf das Zwischenmenschliche verzichten muss, das
                                                                    stand halten, also, wie machen wir das? Als es dann Mit-           ist für mich das Schwierigste. Dass ich mich nicht einfach für
                                                                    te März akut wurde, waren wir schon ganz gut vorbereitet           ein Gespräch kurz an einen Tisch setzen kann und sich ein na-
                                                                    und ­hatten alle Mitarbeiter informiert. Wir schauen derzeit,      türlicher Austausch von Gedanken entwickelt. Es stimmt schon,
                                                                    wo künftig Masken getragen werden – ich habe extra Mas-            dass Telefonkonferenzen oft effektiver sind und man hinterher
                                                                    ken nähen lassen, die anderen wollen wir nämlich dem me-           denkt, ach guck, geht doch, aber trotzdem … Dafür schaue ich,
                                                                    dizinischen Personal lassen. In der Verwaltung haben wir da,       dass ich eben die Kollegen, die jetzt einzeln in ihren Büros sit-
                                                                    wo es möglich ist, oder wo Kinder betreut werden müssen,           zen, einfach einmal öfter anrufe.
                                                                    Homeoffice-­Regelungen. Die verbliebenen Mitarbeiter in der
                                                                    Verwaltung arbeiten so, dass sie sich nicht persönlich begeg-      Was erleben Sie Positives?
                                                                    nen und deshalb im Krankheitsfall einander vertreten können.       Unsere Mitarbeiter. Wir sind in einer Situation, die wir so
                                                                    Ich bin die vierte Woche im Homeoffice und fahre nur abends,       noch nie hatten. Wir haben viele neue und oft unbequeme
                                                                    wenn alle weg sind, mehrmals in der Woche in die Molkerei.         ­Abläufe. Und ich freue mich total über die Initiativen, die da
                                                                                                                                       entwickelt werden, Vorschläge, wie man Dinge optimal regeln
                                                                                                                                       kann, das intensive Mitdenken, das wir erleben. Und wir spü-
                                                                                                                                                  ren, dass Menschen jetzt in der Krise unsere regio-
                                                                                                        Wir spüren, dass Menschen                 nalen Produkte viel stärker wertschätzen. Es wäre
                                                                                                                                                  schade, wenn wir aus der Krise nichts lernen, hin-
                                                                                                        jetzt in der Krise ­unsere                terher nichts verändern würden. Die Erde hat jetzt
                                                                                                        ­regionalen Produkte viel
Fotos: (links) Bohlsener Mühle, (rechts) Upländer Bauernmolkerei

                                                                                                                                                  eine kleine Atempause bekommen, und wenn wir
                                                                                                                                                  die nicht nutzen, um etwas zu verändern und nicht
                                                                                                         stärker wertschätzen.                    ­einfach weiter­zumachen wie zuvor, ich denke hier
                                                                                                                                       an die Klima­krise, dann wird die nächste Katastrophe für uns
                                                                                                                                       ­direkt hinter­herkommen.

                                                                    B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 0                                                                                                21
ADVERTORIAL

                                                                    C H
                                                           NO
                                                DU

                              E     R S T
                                                         e r
                     S C    H
                                          o d                        DU
              ZW
                I  T
                          H S                                      T
                     K R Ä
                      Sich Gehör zu verschaffen, ist heute eine Kunst
                      für sich. Über gefiederte Naturtalente und aktuelle
                      Kommunikationsstrategien im Mediendschungel.

                                  E
                                              r ist winzig und unscheinbar, dennoch hat es der
                                              Zaunkönig echt drauf, seine Botschaft zu verbrei-
                                              ten. In Stadtgebieten zwitschert der Mini-King
                                              mit einer beeindruckenden Lautstärke von bis
                                              zu 90 Dezibel – so laut wie ein Presslufthammer.
                                   Revier verteidigen, Balzen, um Futter buhlen: Singvögel ha-
                                   ben außergewöhnliche Strategien entwickelt, um gegen den
                                   Lärm der Städte anzukommen. Einige singen lauter, andere
                                   in höheren Frequenzbereichen oder zu früheren Zeiten.

                                Es wird gezwitschert und gekräht, was das Zeug hält.
                                Auch vielen Organisationen und Unternehmen im Bioseg-
                                ment fällt es zunehmend schwer, gegen den Lärm in der
                                Branche anzukommen. Wie können Hersteller, Händler
                                und andere Kommunikatoren heute mit ihrer Zielgruppe
                                       ins Gespräch kommen, und welche Kommunika-
                                            tionsstrategien können dabei helfen? »Wir
                                               meinen, es ist vor allem an der Zeit, gehört
                                               zu werden, denn wer den Schnabel hält,
               ÜBER 559.000 BEITRÄGE            überlässt stets den Lautesten das Revier«,
                  GIBT ES DERZEIT               sagt Michaela Salomon, Leiterin des Be-
               BEI INSTAGRAM UNTER              reiches »Brand Sustainability Marketing«
                                                bei Territory. Schluss mit Understatement
                   #NACHHALTIGKEIT
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S C                                                                                     74 % DER FACEBOOK-
                                                                                       NUTZER CHECKEN DIE
                                                                                       PLATTFORM JEDEN TAG
also. Die Bio-Branche sollte über all das berichten, was sie     virale Aktionen,
Gutes tut, statt über das nachzugrübeln, was noch nicht          Kampagnen und
erreicht ist. Konventionelle Anbieter tun dies schließ-          Aufrufe. Doch schon
lich auch und das in der Regel mit wesentlich geringeren         am nächsten Tag oder bereits in der nächsten Sekunde sind
Erfolgen im Bereich Nachhaltigkeit. »Mit dem Kunden-             sie buchstäblich »von gestern«. Totgesagte leben da manch-
magazin ›eve‹ zwitschern, krähen und pfeifen wir nun             mal länger, wie zum Beispiel Printprodukte. Gerade im Be-
seit 18 Jahren«, sagt die Marketing-Expertin. »Auch              reich Kundenmagazine ist aktuell sogar ein Wachstums-
wir sind lauter und mutiger geworden. Weil wir glau-             trend zu erkennen. Mit einer längeren Lesedauer und den
ben, dass es wichtig ist für die bunte Welt da draußen           richtigen Materialien geht Print heute auch immer nachhal-
– für soziale Projekte, ehrliche Produkte und wertvol-           tiger. Eine aktuelle Herausforderung: die Vernetzung von
le Kampagnen. Weil hier und dort auch ein kräftiger              Print und digitaler Welt.
Schnabelhieb notwendig ist, um etwas zu bewegen.
Weil es wirkt!« Lautes Singen verschafft Gehör. Im Kopf          Amsel, Drossel Fink oder Star? Wir krähen für Sie!
allerdings bleiben nur die schönsten Melodien. Und was           »Brand Sustainability Marketing« ist ein Bereich von Terri-
könnte schöner sein als die inneren Werte eines Unter-           tory, Europas größter Content Marketing Agentur. Er steht
nehmens? Um diese zu kommunizieren, braucht es star-             für die Expertise von Retail Marketing gepaart mit der
ke Inhalte und eine langfristige, kontinuierliche Kom-
                                                                 langjährigen Erfahrung und der Vernetzung in der Nach-
munikation. Die Unternehmen der Bio-Branche bieten
                                                                 haltigkeitsbranche unter anderem durch die Magazine
                          dafür die beste Grundlage. Denn
                                                                 »eve« und »natürlich«. »Für unsere Kunden entwickeln wir
                                trotz des großen Interesses
                                                                 Marketing-Ökosysteme – beratend, strategisch und konzep-
                                   an Nachhaltigkeit in der
                                                                 tionell«, erklärt Michaela Salomon. »Ob Marken-Positionie-
                                    deutschen Bevölkerung
      YOUTUBE HAT                                                rung, die Besetzung von Themenfeldern, die Bildung von
                                    sind viele Strophen des
                                                                 Consumer Communities oder die Konzeption und Betreu-
  TÄGLICH 1,148 MRD.                Liedes noch nicht gesun-
                                                                 ung von Distributionskanälen: Unser Ziel ist es, einen Kon-
                                    gen. Wie viele Deutsche
      MOBILE VIDEO                                               sumenten zu einem Käufer zu machen, der Nachhaltigkeits-
                                    wissen zum Beispiel,
           VIEWS                                                 werte versteht und deshalb lebt.«
                                    dass Soja auch in Euro-
                                  pa wächst, dass Palmöl
                                eigentlich ein nachhaltiges
Produkt ist oder dass viele Verbraucher die klassischen
Handelsäpfel nicht mehr vertragen, weil sie fast alle auf
eine Sorte zurückgehen? Ehrliche, echte Wertekommuni-
kation kann erklären, warum faire Herstellungsprozesse
und nachhaltige Produkte wichtig sind und es sich lohnt,                                       Wir helfen Ihnen gerne,
dafür ein paar Euro mehr zu zahlen. »Themen aufzuberei-                                        den richtigen Ton zu treffen.
ten, die überraschen, begeistern oder die einem die Au-
                                                                                               Ihre Ansprechpartnerin:
gen öffnen, ist unsere tägliche Arbeit«, erklärt Michaela
Salomon. »Die Kunst besteht darin, den richtigen Ton zu                                        Michaela Salomon
treffen, um gehört zu werden.«                                         BRAND                   salomon.michaela@territory.de
Allein auf Facebook gibt es über 60 Millionen aktive Business-        SUSTAINABILITY           +49 5241 23480-398
seiten. Laute Inhalte und Bewegtbild sind hier besonders                    MARKETING
im Fokus. Die schnellen Online-Medien eignen sich gut für                            Home of            |
N wie natürlich
      Künstlich? - keine Chance!
   Wenn Aromen, dann nur natürlich!

                                              natürlich und nachhaltig
 Reformhaus®                                  nichts vom toten Tier
                                              streng geprüft
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Was Corona für uns bedeu t e t       Großhandel

                                                                                     »Der vielbeschworene Geist
                                                                                      der Branche wird spürbar«
                  Wie würdest Du die Situation bei
                  Biogarten beschreiben?
                  Obwohl Biogarten kein Frische-Großhändler ist, hat die Nach-
                  frage seit Mitte März auch uns überwältigt, sowohl was die         Was ist für Euch schwierig an der Situation?
                  ­Anzahl als auch das Volumen der Aufträge betrifft.                Generell ist das genau das Schwierigste: Dass wir nicht ge-
                                                                                     nau einschätzen können, was auf uns zukommt. Das gilt für
                  Biogarten ist im Bereich Naturkosmetik und                         die globale Entwicklung, für das, was auf EU-Ebene passiert,
                  Naturdrogerie sehr stark, habt Ihr auch da eine                    in der Bundes- und Bundeslandpolitik. Die weiteren Entschei-
                  gesteigerte Nachfrage beobachtet?                                  dungen in der Politik werden sich maßgeblich darauf auswir-
                  Die Zahlen sind auch da sehr gut, aber wie das zu interpretieren   ken, wie unsere Lieferanten und Kunden die Krise bewältigen
                  ist, das werden wir sehen, das ist nicht so einfach. Bestimmte     werden. Wir haben Kunden, die regelrechte Naturkaufhäuser
                  Artikel sind einfach durch die Decke gegangen. Ich sage nur:       sind, die mussten zum Teil schließen, beziehungsweise Berei-
                  Toilettenpapier. Das ist ein voluminöses Produkt, das in den       che wie zum Beispiel Naturtextilien absperren. Das alles wird
                  vergangenen Wochen eine Menge Raum - und zwar im wahrs-            dann auch noch von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich
                  ten Sinne des Wortes - eingenommen hat, plus natürlich Auf-        gehandhabt. Wir werden natürlich auch weiter Tag für Tag die
                  merksamkeit, da wir zeitweilig nicht alle Bestellungen in der      Entwicklung verfolgen und hoffen auf mehr Planungssicher-
                  vollen Höhe ausliefern konnten. Wir haben schon festgestellt,      heit in den nächsten Wochen.
                  dass auch Kosmetik gut bestellt wurde und wir sogar neue Kun-
                  den gewinnen konnten. Für mich stellt sich die Frage, wie die      Was erlebst Du derzeit positiv?
                  Entwicklung mittel- und langfristig sein wird. Das hängt nicht     Wir haben in diesen Wochen viel mehr offenen und energeti-
                  zuletzt davon ab, wie unsere Geschäftspartner durch die Krise      sierenden Austausch mit unseren Geschäftspartnern, sowohl
                  kommen. Für die Kosmetikhersteller beispielsweise spielt der       Kunden als auch Lieferanten gehabt. Da wurde der viel be-
                  Export mittlerweile eine große Rolle.                              schworene Geist unserer Branche, die Solidarität und gegen-
                                                                                     seitige Unterstützung stark spürbar. Man begegnet sich t­ iefer,
                                                                                     lernt sich auf ganz anderen Ebenen kennen, das gilt sowohl ex-
                                                                                     tern als auch intern. Überhaupt, was unsere Mitarbeitenden
                           Susanne Arndt, Geschäftsführerin des bundes-              angeht: Wir haben gemeinsam mit Kreativität und Tatkraft
                           weit aktiven Naturkostgroßhandels Biogarten.              in kürzester Zeit Lösungen für alle möglichen (zum Teil voll-
                                                                                     kommen neuen) Anforderungen gefunden. Gemeinschaft und
                                                                                     ­Zusammenhalt, das trägt und gibt Kraft. Dass wir diese Qua-
                                                                                     lität des Zwischenmenschlichen mitnehmen in die Zukunft, das
                                                                                     würde ich mir wünschen.

                                                                             Für mich stellt sich die Frage, wie die
                                                                             Entwicklung mittel- und langfristig sein
                                                                             wird. Das hängt nicht zuletzt davon ab,
                                                                             wie unsere Geschäftspartner durch die
                                                                             Krise kommen.
Foto: Biogarten

                  B I OW E S T/ B I O O S T 2 0 2 0                                                                                              25
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