Schweizer im Rampenlicht - Helitech International - Cockpit.aero
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Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 12/Dezember 2016 CHF 8.20 / € 5.50 Helitech International Schweizer im Rampenlicht 1 2 Military Aviation Civil Aviation Report 770010 011006 Thun: militärische In 5 Minuten über Landung auf dem Charme-Offensive den Bodensee falschen Airport 9
Foto: Joël Bessard Cockpit 12 2016 Editorial 3 Take your seats Liebe Leserinnen und Leser I m Normalfall stehen oft die «Grossen» wie die Swiss oder der nicht ganz begriffen: Es geht gar nicht um den Flug von Alten- Flughafen Zürich im Fokus des Interesses. In dieser Ausgabe rhein nach Friedrichshafen, der lediglich ein Überführungsflug haben wir das Schwergewicht auf die «Kleinen» gelegt. Die ist, sondern um die Verbindung von Friedrichshafen nach Köln, People's Air Group brauchte sich in den letzten Wochen über mit welcher der Nischencarrier People's Viennaline versucht, eine Medienpräsenz wahrlich nicht zu beklagen. Der «kürzeste Inter- langfristig erfolgreiche und rentable Verbindung zu realisieren. nationale Linienflug der Welt» von Altenrhein nach Friedrichs- Knapp daneben ist auch vorbei, kann man da nur sagen: Weshalb hafen sorgte für viel Gesprächsstoff. Sogar es – wenn auch höchst selten – vorkommt, dass Piloten auf einem Medien aus den USA und aus Japan war falschen Flugplatz landen, erfahren Sie in der Reportage auf den die 25 Kilometer lange, knapp 5 Minuten Seiten 28 und 29. dauernde Verbindung eine Story wert. Wie Auch in Sion war im Herbst einiges los: Der dortige Flugplatz wurde sich das anfühlt, plötzlich die Aufmerk- saniert. Insgesamt war während sechs Wochen kein Flugbetrieb samkeit der Weltöffentlichkeit auf sich mehr möglich (Seite 45). Das obige Bild stammt vom Flugplatz gerichtet zu wissen, erfahren Sie auf den Sion und dokumentiert wohl eine der letzten Herbststimmungen, Seiten 11 bis 15. bevor der Winter Einzug hält. Der kürzeste internationale Linienflug der Welt sorgte aber auch für Unmut. Die politischen Gegner haben indes eines Patrick Huber, Chefredaktor
Cockpit 12 2016 Inhalt 5 Military Aviation Report Military Aviation 6 Yeovilton im Zeichen der Marinefliegerei 8 Das grosse Treffen der 28 Knapp daneben... Landung auf dem falschen Flugplatz 6 Yeovilton Air Day: der Marinefliegerei gewidmet Militärfreunde in Thun Helicopter Civil Aviation 32 Data Sheet: Bell 11 Monatsinterview mit Helicopter Huey II Daniel Steffen, CEO People's Air Group History 14 Der kürzeste Internatio- 36 MiG-15 für die Schweiz nale Linienflug der Welt (Teil I) 18 Was macht eigentlich… Regelmässige Hanspeter Brütsch Rubriken Civil Aviation 11 20 Luftfahrtkongress mit 3 Take your seats Daniel Steffen, CEO bei der Doris Leuthard 10 Inside People's Group, im Interview Business Aviation 22 Your Captain speaking… 16 Neues Logistikgebäude 31 SHA inside der Pilatus Flugzeug- 33 Heli-Focus werke 34 Vor 50 Jahren Cover Story 38 Gallery 23 Starke Schweizer 43 News und Services Präsenz an der Helitech 48 HB-Register in Amsterdam 50 Letzte Seite: Wettbewerb, Agenda Business Aviation 16 Die Pilatus Flugzeugwerke rüsten sich für die Zukunft Mittelposter 26 Landeanflug einer A340 der Swiss in Kloten bei wundervoller Stimmung am 2. Oktober 2016. Foto: Thierry Weber Titelbild: SKYe SH09 (HB-ZXB) von Marenco Swisshelicopter AG. Foto: Benjamin Dieckmann / zvg Marenco Herausgeber: Anzeigenverkauf: Schnupperabo (für 3 Text- und Bolliger, Hansjörg Egger, Druckvorstufe: Jordi AG – das Medienhaus Jordi AG – das Medienhaus Monate): Fr. 20.– Bildredaktion: Markus Herzig, Walter Hodel, Swiss Aviation Media Verlag «Cockpit» Daniel Enggist Einzelverkaufspreis: Fr. 8.20 Swiss Aviation Media Felix Kälin, Ian Lienhard, Zurzacherstrasse 64 Postfach 96, 3123 Belp Aemmenmattstrasse 22 inkl. Porto und MWSt. Zurzacherstrasse 64 Georg Mader, Rolf Müller, CH-5200 Brugg Zentrale: +41 31 818 01 11 3123 Belp Auslandabo steuerfrei, Porto 5200 Brugg Markus Rindisbacher, Jürgen Telefon: +41 56 442 92 46 Fax: +41 31 819 38 54 Telefon +41 31 818 01 17 nach Aufwand. Telefon: +41 56 442 92 46 Schelling, Samuel Sommer, verlag@swissaviation.ch www.cockpit.aero inserate@cockpit.aero Preisänderungen Fax: +41 56 442 92 43 Dr. Bruno Stanek, Hans-Heiri Druck und Vertrieb: vorbehalten. redaktion@cockpit.aero Stapfer, Thomas Strässle, Gesamtverantwortung: Aboservice: Jordi AG – das Medienhaus Auflage Website: www.cockpit.aero Dennis Thomsen, Simon Gabriel Jordi Jordi AG – das Medienhaus Aemmenmattstrasse 22 9000 Exemplare Vogt, Franz Wegmann, Verlagssupport: Daniel Jordi Aemmenmattstrasse 22 Chefredaktor: Patrick Huber 3123 Belp Anton E. Wettstein, Marco «Cockpit» erscheint Shenja Graber Flughafenauflage Zürich und Chefin vom Dienst: (gedruckt auf FSC- Zatta, Rino Zigerlig, Sven monatlich am Ende 3123 Belp Basel: 3000 Exemplare Patricia Andrighetto zertifiziertem Papier) Zimmermann, Franz Zussner des Vormonats und ist Telefon +41 31 818 01 27 ISSN 0010-0110 abo@cockpit.aero Notariell beglaubigt Verbandsorgan der Swiss 2012 Redaktions- Helicopter Association Abonnementspreise: Total verkaufte Auflage: Mitarbeitende: Artikel und Fotos bitte nur (SHA) und Partner der AOPA Inlandabo jährlich Fr. 87.– 4677 Exemplare Jean-Luc Altherr, Daniel nach vorheriger Absprache Switzerland. Bader, Joël Bessard, Andrea einsenden.
6 Military Aviation Cockpit 12 2016 Yeovilton Air Day Zwei Royal Army AgustaWestland EH-101 Merlin HC3 (Mod 411) im Übungseinsatz. Im Hintergrund eine AW-159 Wildcat AH1. Fliegender Wechsel Zahlreiche Luftfahrtbegeisterte pilgerten diesen Sommer in die englische Grafschaft Somerset. Dort fand der traditionelle Yeovilton Air Day statt, der dieses Mal der Marinefliegerei gewidmet war. D ie englische Royal Naval Air Station Royal Navy Historic Flight (RNHF). Die Ma- Kleines Bild oben rechts: Royal Yeovilton, kurz RNAS Yeovilton, mit schine hatte während des Zweiten Weltkriegs Army Air Corps AgustaWest- der Zusatzbezeichnung HMS Heron, eine wichtige Rolle gespielt und unter ande- land AW-159 Wildcat AH1 ZZ410 ist ein Militärflugplatz des Fleet Air Arm der rem etliche deutsche Kriegsschiffe versenkt. (cn:480). Dieser Typ ersetzt die britischen Royal Navy, einige Kilometer nörd- Verabschiedet wurde im Rahmen des diesjäh- alten Westland Lynx Helikopter. Kleines Bild Mitte rechts: Fairey lich von Yeovil in der Grafschaft Somerset. rigen Air Days der Lynx Helikopter, der im Swordfish Mark 1 W5856 der Jeden Sommer findet dort ein Air Day statt, März 2017 in Pension geht. In Zukunft wird Royal Navy Historic Flight so auch dieses Jahr. 40 000 Aviatikbegeisterte die Royal Navy die Helikopter Wildcat und Fotos: Markus Rindisbacher (RNHF). besuchten den Anlass. Merlin (siehe Hauptbild) im Einsatz haben. Unten: De Havilland DH-110 Der erste Air Day wurde bereits 1947 durchge- Der nächste Yeovilton Air Day findet am 8. Juli Sea Vixen FAW2 der Royal Navy führt. Dieses Jahr stand die Marinefliegerei der 2017 statt. nach dem Display. Dieser Flug- Royal Navy im Zentrum. Besondere Attraktion zeugtyp war von 1952 bis 1972 war die Fairey Swordfish Mark 1 W5856 der Markus Rindisbacher im Einsatz.
8 Military Aviation Cockpit 12 2016 Thun meets Army Charme- Offensive in Thun Foto: ©VBS/DDPS Foto: Tina Steiner Bildlegende «Thun meets Army & Air Force»: G anz nach militärischer Manier wur- folgten Tausende Zuschauer die Vorbeiflüge de die grösste umfassende Armee- in perfekter Formation, die Demos der bei- Unter diesem Motto fand Ende schau auf dem Waffenplatz in Thun den Solisten, die schnellen Überflüge und Oktober ein Grossanlass der exakt um 9.00 Uhr eröffnet. Trotz wolken- den finalen Abschuss der Flares. verhangenem Himmel strömten bereits am Im Beisein von Verteidigungsminister Guy Schweizer Armee in Thun statt. ersten Tag ungewöhnlich viele Zuschauer Parmelin am Freitag und dem Chef der Ar- Die vielfältigen militärischen und Interessierte auf das Gelände. Zu be- mee, Korpskommandant André Blattmann, Darbietungen, die letzte Vorfüh- staunen gab es viel: unzählige Ausstel- am Samstag, eröffnete Oberst Rolf Lerch, lungen und Darbietungen der Schweizer Kommandant der Panzerschule 21, im rung der Patrouille Suisse in die- Armee aus allen Sparten und Informati- Namen von Brigadier Wellinger die Trup- sem Jahr sowie die «Steelparade» onsstände der grossen Rüstungsfirmen und penparade – das Defilee. Nach dem Fahnen- Armee-nahen Anbietern. block (Fahnen und Standarten aller beteilig- lockten 170 000 Zuschauer auf das ten Lehrverbände) und dem Rekrutenspiel Areal des Waffenplatzes. Viel los am Himmel über Thun kündigte der Speaker die historischen Flug- Über die Platzlautsprecher wurde um 11.30 zeuge an. Der tiefe Überflug zweier Beech Uhr der Auftritt der Patrouille Suisse ange- 18, die der Schweizer Armee respektive der kündigt. Inzwischen setzte leichter Regen Landestopographie in drei Exemplaren bis ein. Verständlich, dass sich «Tiger Zero», 1969 zur Verfügung standen, verblüffte das Kommandant der Patrouille Suisse, Nils Publikum. Anschliessend tauchte am Him- «Jamie» Hämmerli, für das mittlere Pro- mel eine Piper PA-18 Super Cub auf, welche gramm – also eine eingeschränkte Show – bis 1978 als Beobachtungsflugzeug einge- entschied. Unter frenetischem Beifall ver- setzt wurde, gefolgt von zwei Junkers Ju 52
9 Fotos: Tina Steiner Grosse Bild links: Die Patrouille Suisse über der Thuner Allmend. Mitte: Ein AS.532UL Cougar setzt eine militärische Spezialeinheit auf einem Hallendach ab. Oben rechts: Ju 52. Mitte rechts: EC 635. Unten rechts: PC-6 Turbo Porter. im Patrouillen-Flug und dem Absetzen der Aus Witterungsgründen mussten am Frei- Leopardenanstrich, der seit dem Jahr 2000 Fallschirmaufklärer der Kompanie 17 aus tag weitere für den Überflug vorgesehene als Maskottchen für die Swiss Tank Challen- einem Pilatus PC-6 Turbo Porter. Als Publi- Flugzeuge am Boden bleiben: Die zur Aus- ge, die internationalen Meisterschaften der kumsmagnet entpuppte sich der Anflug des bildung der Militärpiloten eingesetzte und Panzertruppen in der Schweiz, dient. AS532UL Cougar, der eine Spezialeinheit in der Schweiz entwickelte Dewoitine D.26 Ein Kletterturm der Gebirgsspezialisten der Armee auf einem Hallendach absetzte mit Jahrgang 1931, zwei Bücker Jungmann sowie Elemente der Sanität und eine Aus- und anschliessend an der Longline hängend für die Grund- und Kunstflugausbildung stellung von Motorfahrzeugen in Thuns wieder ausflog. und das Schweizer Erdkampf- und Aufklä- Innenstadt gehörten unter anderem zu den rungsflugzeug C-36. Informationsständen über die Berufsmög- Vom Wetter gegroundet lichkeiten der Armee. Für die Fliegerfans unter den Anwesenden Die Armee mit all ihren Facetten Auf der Lachenwiese präsentierten sich gab es immer wieder kleine Leckerbissen in Viel Aufsehen erregte auch die Schweizer Ka- Genie- und Rettungstruppen sowie das Form von Starts und Landungen eines leich- vallerieschwadron 1972 mit der Standarten- Kompetenzzentrum ABC/Kamir. Beson- ten EC 635-Helikopters, Passagierflügen mit wache, begleitet von einem Dragoner-Zug. ders attraktiv war die Pontonierfähre, die der Ju 52 oder die Flüge der Wettbewerbs- Die «Steelparade» mit ihren Panzerwagen, als Besuchertaxi die Lachenwiese mit der gewinner mit den beiden Helikoptern der -jägern, -haubitzen, dem Universalcarrier Innenstadt verband. Air-Glaciers. Den Schlusspunkt der fliege- T16, dem Panzer 55 Centurion, dem neus- Das Defilee mit über 100 Panzern und Rad- rischen Darbietungen bildete der Absprung ten Bergepanzer «Büffel», den kampfwert- fahrzeugen, 60 Pferden, zehn Flugzeugen von Fallschirmaufklärern aus der Ju 52 mit gesteigerten Schützenpanzern und dem und 160 Soldaten zu Fuss endete am Sonn- anschliessender Landung vor der Ehrentri- ersten in der Schweiz entwickelten Pan- tagmittag. büne, währenddessen die Nationalhymne zer 61 zogen die Besucher ebenso in ihren gespielt wurde. Bann. Der «Hingucker» war ein Panzer 68 im Tina Steiner
10 Military Aviation Cockpit 12 2016 Inside PC-21 Display Pilot Oberstleutnant Daniel «Stampa» Stämpfli ist der Vorführpilot des Trainingsflugzeugs Pilatus PC-21 der Schweizer Luftwaffe. Seit diesem Jahr ist er auch der Kommandant des PC-7 TEAM, welches seine Vorführungen auf dem militärischen Grundschultrainingsflugzeug Pilatus PC-7 Turbo Trainer fliegt. P ilot zu werden war für Oberstleut- nant Daniel «Stampa» Stämpfli ein Jugendtraum. Auslöser dafür war der Kinofilm «Top Gun» mit Tom Cruise von 1986. Obwohl seine Eltern anfänglich nicht glücklich über den Berufswunsch waren, unterstützten sie ihren Sohn bei seinen Be- mühungen. Heute bildet er selber junge Menschen zu Berufspiloten aus. Grosse Erfahrung Daniel Stämpfli verfügt über eine grosse Erfahrung im Formationskunstflug. Er war Foto: Peter Steehouwer (www.steehouwer.com) von 1997 bis 2004 Mitglied der Patrouille Suisse (PS) und führte diese von 2002 bis 2004 als Leader an. 2007 sprang er nochmals kurz als Leader der PS ein, nachdem sich der damalige Leader Daniel «Sigi» Siegenthaler beim Sport verletzt hatte. Im PC-7 TEAM ist er nun als Kommandant in erster Linie am Boden tätig. Doch Stämpfli will als Militär- pilot vor allem fliegen. So erstaunt es nicht, dass er eher eine fliegerische als eine Stabs- Karriere eingeschlagen hat. Dynamische Vorführung von Daniel Stämpfli im Pilatus PC-21 auf der Axalp (2015). Vorführpilot Veranstaltern gebucht beziehungsweise einem Schlechtwetterprogramm. «Mein Seit drei Jahren ist Daniel Stämpfli Chef- eingeladen werden. Er wird jedoch als Ver- Flugprogramm ist sehr intensiv», betont pilot PC-21 und damit technisch für die treter der Flächenflieger bei militärischen er. «Ich fliege fast immer mit Vollgas und Flotte der Pilatus PC-21 der Schweizer Luft- Anlässen aufgeboten und demonstriert unter grossen g-Belastungen. Bei vielen waffe zuständig. Zudem ist er gleichzeitig dort die Fähigkeiten des PC-21. Manövern entstehen Belastungen von rund offizieller Vorführpilot. Der PC-21 wird 7 g. Wegen der tiefen Flughöhe ist die Belas- seit der Einführung im Jahr 2008 an mili- One-Man-Show tung grösser, als wenn ich mit der F/A-18 tärischen Anlässen präsentiert; dies anfäng- Stämpfli wird an Armeeanlässe wie Be- Hornet in mittlerer Höhe einen Luftkampf lich durch den Pilatus-Werkspiloten Reto suchs- und Ausbildungstage oder das Flie- fliege.» Im April dieses Jahres flog er anläss- Aeschlimann. Später übernahm diese Auf- gerschiessen auf der Axalp kommandiert. lich der Jubiläumsfeierlichkeiten «75 Jahre gabe der damalige Chef Simulator und heu- Das sind jährlich fünf bis sechs Anlässe; Militärflugplatz Meiringen» an drei Tagen tige Cheffluglehrer PC-21 Olivier «Wasy» hinzu kommen die entsprechenden Trai- mit dem PC-21 einige Formationen zusam- Spieth. nings. Der Aufwand ist damit gering und men mit dem PC-7 TEAM. Direkt nach sei- entspricht maximal einem fünfprozenti- ner Landung übernahm er das Funkgerät, Fünf und eins gen Arbeitspensum. «Der logistische Auf- um als Kommandant die Vorführung des Die Schweizer Luftwaffe hat mit der wand für meine Vorführungen ist klein», PC-7 TEAM zu überwachen. «Diese Missio- Patrouille Suisse, dem PC-7 TEAM, dem sagt Stämpfli und fügt an: «Ich bin eine One- nen als waren eine grosse Super Puma Display Team, dem Swiss Man-Show und brauche auch nur ein Flug- Herausforderung», erzählt Stämpfli lach- Hornet Display Team und den Fallschirm- zeug.» end. Leider waren diese Vorführungen ein- springern der Fallschirmaufklärerkom- malig und es sind keine weiteren gemeinsa- panie 17 insgesamt fünf offizielle Vor- Intensive Minuten men Auftritte geplant. führelemente. Stämpfli gehört als PC-21 Stämpflis Flugprogramm dauert sieben Display-Pilot nicht zu den offiziellen Teams. Minuten. Er unterscheidet je nach Wetter- Er kann nicht von in- und ausländischen lage zwischen einem Schön-, Mittel- und Walter Hodel
Cockpit 12 2016 Civil Aviation 11 Monatsinterview Foto: Thomas Strässle Der 52-jährige Daniel Steffen ist seit Dezember 2015 als Nachfolger von Armin Unternährer CEO bei der People's Group. «Flug über den See ist ein Nebenprodukt» Die People’s Viennaline «Cockpit»: Herr Steffen, bevor Sie als Ver- wenn du für deinen Flughafen Geld möch- antwortlicher für Geschäftsentwicklung und test. Diese Logik stimmt für Altenrhein, hat mit ihrem Köln-Flug dann als CEO der People’s Air Group nach denn der Kanton St. Gallen hat sich nie mit Zwischenlandung in Altenrhein gekommen sind, haben Sie als an den Infrastrukturkosten beteiligt, ob- Kommerzchef in Bern-Belp gearbeitet. Gibt wohl dieser einen grossen volkswirtschaft- Friedrichshafen aufhorchen lassen es Gemeinsamkeiten zwischen den beiden lichen Nutzen hat. Selbst den Shuttle-Bus (siehe auch Beitrag ab Seite Flughäfen? vom Flughafen nach Bregenz und Dornbirn 14). Darüber und in welchem Daniel Steffen: Die gibt es auf jeden Fall. finanzieren wir selber. Der Kanton Bern hin- Beide wickeln regionalen Linienverkehr gegen hat sich in der Vergangenheit immer wettbewerbsspezifischen Umfeld ab, beide müssen sich mit der Frage der wieder und zum Teil in erheblichem Um- sich der Flugplatz St. Gallen- Finanzierung der Flugsicherung beschäf- fang finanziell an Infrastrukturvorhaben tigen, und beide sind in ein regionales und der öffentlichen Verkehrsanbindung Altenrhein bewegt, gibt Daniel politisches Umfeld eingebettet, wobei der in Belp beteiligt. Steffen, CEO der People’s Air Kanton St. Gallen im Moment etwas bür- gerlicher regiert wird als der Kanton Bern. Die neue Route Altenrhein-Köln mit einem Group, im folgenden Gespräch Stopp in Friedrichshafen gibt viel zu reden. exklusiv Auskunft. Was heisst das für Altenrhein? Welches Passagiersegment hat die People’s Ein Wirtschaftsführer hat mir einmal ge- Viennaline hier im Visier? sagt, dass die Linken das Geld ausgeben und Wie auf unserer Wien-Strecke wollen wir die Bürgerlichen es wieder einsparen. Also in erster Linie Geschäftsreisende anspre- musst du das nächste Mal Links wählen, chen, vor allem jene, die in Friedrichshafen
12 Civil Aviation Cockpit 12 2016 Monatsinterview zusteigen. Friedrichshafen-Köln war die beste Strecke, welche die frühere Intersky bediente. Wir haben zwei Varianten: Entweder wir errichten in Friedrichsha- fen eine zweite Basis, was mit relativ hohen Kosten verbunden wäre, oder wir bekennen uns zu unserer Homebase und unserem Flughafen in Altenrhein. Wir haben uns für diese Lösung entschieden und deshalb auch die Idee, in Friedrichshafen in die Fussstapfen von Intersky und VLM zu treten, verworfen. Friedrichshafen ist ja bezüglich der Marktsituation mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert wie Altenrhein. Genau. Unsere Märkte sind begrenzt und der Preis hat nur einen geringen Einfluss auf das Wachstum. Die beiden Airports sind lediglich 20 Kilometer Luft- linie voneinander entfernt und haben dasselbe Ein- zugsgebiet. Alles hat geradezu danach verlangt, die Zusammenarbeit zu suchen. Daraus ist die Strategie entstanden, unsere Flüge Richtung Norden via Fried- richshafen zu führen und alles, was in Richtung Wien oder in Zukunft nach Süden noch kommen wird, ab Friedrichshafen via Altenrhein zu entwickeln. Der Abschnitt über den Bodensee ist immer der Zubrin- ger für den jeweils anderen Airport. Seit kurzem sind wir auch IOSA (IATA Operational Safety Audit)-zerti- fiziert und können so ab Friedrichshafen Flüge unter gemeinsamer Flugnummer oder Interlining mit an- deren Airlines anbieten. Welche Codeshare-Möglichkeiten sehen Sie? In Köln könnten wir bei Eurowings anklopfen, die ja von dort aus operiert. In Friedrichshafen sehe ich aktuell eine Möglichkeit mit Twinjet, die einen Air- bus-Shuttle nach Toulouse anbietet, oder mit Airlines, welche die ehemaligen Intersky-Strecken nach Ham- burg und Berlin wieder aufnehmen möchten. Wir können mit unseren Anschlussflügen ab Altenrhein so das Gesamtaufkommen ab Friedrichshafen stärken und mithelfen, neue Flüge nachhaltig zu stabilisieren. Die «Aktion gegen Fluglärm Altenrhein» findet diesen offiziell als kürzesten Linienflug der Welt vermarkteten Flug über den Bodensee ziemlich unsinnig. Was antwor- ten Sie dem Schutzverband? Wenn wir nur Friedrichshafen retour fliegen würden, wäre ich auch der Meinung, dass das keinen Sinn macht. Die Lärmgegner haben halt nur diesen kur- zen Hüpfer im Auge, um besser auf den Flughafen zu «schiessen». Dieser Flug ist ein absolutes Nebenpro- dukt, für uns aber nötig, weil wir nicht wollen, dass die Kundschaft aus Süddeutschland mit dem Auto nach Zürich, Stuttgart oder München ausweicht. Die Ostschweiz, Vorarlberg und das Fürstentum Liechten- stein wären ein zu kleiner Markt für die Köln-Strecke. Im Übrigen flog schon Intersky ihre Elba-Verbindung ab Friedrichshafen via Altenrhein – und dies erst noch leer. Damals sagte auch kein Mensch etwas. Fotos: Flugplatz Altenrhein Oben: Embraer 170 von Bis im Frühjahr wird auf dem Köln-Flug noch eine People's Viennaline. geleaste Embraer 145 eingesetzt. Danach übernimmt Unten: Blick auf den Flugplatz People’s eine zweite Embraer 170. Woher stammt die St. Gallen-Altenrhein. Maschine? Wir haben eine Absichtserklärung für den Kauf einer
13 Zur Person Der Bündner Daniel Steffen, Jahrgang 1964, begann seine berufliche Laufbahn als Be- triebsdisponent bei der Rhätischen Bahn in St. Moritz. Nach einer Tätigkeit als Verkaufs- leiter bei den Jungfrau-Bahnen erfolgte 1994 mit der Übernahme der Verkaufs- und Mar- ketingabteilung von Air Engiadina (später Swisswings und KLM Alps) der Einstieg in die Luftfahrt. Später bekleidete Steffen das Amt des Kommerzchefs und Kommunika- tionsverantwortlichen beim Flughafen Bern- Belp. Bevor er im Dezember 2015 zum CEO der People’s Air Group ernannt wurde, war er verantwortlich für deren Geschäftsent- wicklung. Foto: Thomas Strässle Steffen wohnt in Goldach und ist ausgebil- deter Tauchlehrer. In seiner Freizeit macht er gerne Unterwasserfotografien und ist häufig auf Reisen. (ts) ehemaligen Finnair-Maschine unterzeich- Wo sehen Sie Entwicklungsmöglichkeiten für einfach, zu welchem Preis. Zürich hat be- net, die wie unser erstes Flugzeug über 76 Ihre Airline? reits ein sehr grosses Angebot nach London. Plätze verfügen wird. Wichtig war uns, dass Die Saison 2016 hat gezeigt, dass die Regio- Swiss als Homecarrier hat viele kommerzi- sie von der EASA zugelassen ist. Die Ablie- nalairports aufgrund ihrer kurzen Wege für elle Verträge mit Grossfirmen. Es wäre für ferung sollte zwischen Ende November und Ferienflüge gefragt sind. Die Verbindungen uns schwierig, die Preise zu verlangen, die Mitte Dezember erfolgen. Die Maschine nach Mallorca, Kroatien, Griechenland und wir bräuchten, und den Ostschweizer Markt kommt direkt aus einem C-Check; es stehen Sardinien waren äusserst erfolgreich. Bei ge- für London nach Altenrhein umzuleiten. aber noch ein paar Erneuerungsarbeiten in wissen Destinationen lag die Auslastung bei der Kabine an. Wenn die Rekrutierung der 93 Prozent. Nächstes Jahr werden wir Flü- Interview: Thomas Strässle 14 neuen Besatzungsmitglieder wie geplant ge nach Neapel und Menorca aufnehmen. verläuft, können wir das Flugzeug schon ab Geplant ist zudem ein eigener Linienflug Februar einsetzen. nach Ibiza. Liegt der Fokus dabei weiterhin im Süden «Unsere Märkte sind be- oder sehen Sie auch anderswo Optionen? Auf ein Wort Es können durchaus auch nördliche Desti- grenzt und der Preis hat nur nationen sein, etwa Usedom oder Rostock, Wo waren Sie zuletzt in den Ferien? einen geringen Einfluss auf vorausgesetzt, die ab Altenrhein aufgrund In Ligurien zum Tauchen. der kurzen Piste geltende Reichweitenbe- das Wachstum.» Ihre Lieblingsdestination? schränkung, die etwa bei zwei Stunden Die Malediven (meine Tochter lebt dort) liegt, wird nicht überschritten. und Ägypten. Kam nur eine Embraer 170 in Frage? Haben Sie mit der Aufnahme der Flüge nach Wo wollten Sie immer schon einmal hin? Zunächst sind wir eigentlich eher von Köln auch an eine Namensänderung Ihrer Tauchen in der Arktis und Grönland. Ich einem 50-Sitzer, etwa einer Embraer 145, Airline gedacht? bin begeisterter Kaltwasser- und Eistau- ausgegangen, weil Friedrichshafen ganz Ja, der Verwaltungsrat hat sich solche Über- cher. klar ein Markt für Flugzeuge dieser Grös- legungen tatsächlich gemacht und auch Na- Wen würden Sie gerne an Ihrem Flug- senordnung ist. Der Einsatz dieses Musters men wie «People’s» oder «People’s Airline» hafen begrüssen? hätte aber in Altenrhein wegen der EASA- diskutiert. Aber weil der Name «Vienna» Claude Nicollier. Ein Mann, der die Welt Bestimmungen und unserer kurzen Piste grundsätzlich positiv behaftet ist, sahen wir wirklich von oben gesehen hat. zu erheblichen Einschränkungen bei nas- im Endeffekt keinen Grund, einen anderen ser Runway geführt. Unter solchen Bedin- Brand zu verwenden. Ihr Lebensmotto? gungen hätte das Flugzeug nur noch mit Bin eine vo vilne und doch immer echli 16 Passagieren an Bord landen können. Das Wie steht es derzeit mit der immer wieder ge- andersch! war für uns natürlich nicht machbar. Klar nannten London-Verbindung? Sind Sie in den sozialen Netzwerken aktiv? war hingegen immer, dass wir eine reine Jet- Diese Idee haben wir beerdigt, obwohl es Ich bin ein Social Media-Junkie. Flotte haben wollten. natürlich einen Markt gibt. Die Frage ist
14 Civil Aviation Cockpit 12 2016 People's Air Group In rekordverdächtigen Fotos: Hansjörg Egger Der knapp fünfminütige Flug mit Start ab dem Flughafen St.Gallen-Altenrhein (LSZR) und Landung in Friedrichshafen (EDNY) im Zeitraffer (von oben links nach unten rechts). Am 2. November hob die Embraer 170-Maschine der People's Viennaline in Altenrhein erstmals zum knapp fünfminütigen Flug nach Friedrichshafen ab; gemäss People's Air Group die kürzeste internationale Linienverbindung der Welt. Nach kurzem Aufenthalt wird der Flug nach Köln fortgesetzt. S o viel Rummel war dem öffentlich- Potenzial ist vorhanden Die österreichische Intersky sei wie die flä- keitsscheuen Besitzer der People's «Wir haben lange mit dem Gedanken ge- mische VLM unter anderem auch darum Viennaline und des Flughafens spielt, von Friedrichshafen eine Verbindung gescheitert, weil das Fluggerät nicht gepasst Altenrhein, Markus Kropf, fast zu viel. Jour- nach Köln anzubieten», sagte Finanzchef habe. Mary ist überzeugt, dass die Embraer nalisten aus aller Welt nahmen am frühen Thomas Mary. Die Strecke Friedrichshafen- 170, mit Platz für 76 Personen, richtig ist. Bis Morgen des 2. November den kleinen und Köln habe eine grosse Tradition. Die Nach- Ende März wird eine 50-plätzige, von Denim beschaulichen Flugplatz Altenrhein am frage sei sehr gross, weil viele Geschäftsleute Air gemietete Embraer 145 auf der Strecke Bodensee in Beschlag. Der Warteraum, in aus der Region Friedrichshafen und Vor- eingesetzt. Dann übernimmt «Nora», die dem sonst Geschäftsleute auf ihren Flug arlberg Geschäftsbeziehungen zu Firmen in zweite Embraer 170, die am 10. November nach Wien warten, war fast zum Bersten Köln-Bonn unterhalten. «Das Potenzial ist gekauft wurde. voll mit Medienleuten, die den speziellen zweifellos da», ist Mary überzeugt. Zu den Anlass auf Video oder mit der Kamera fest- besten Zeiten generierte die Verbindung Internationale Aufmerksamkeit hielten. Alle wollten sie Zeuge des ersten 60 000 Passagiere jährlich. Zuletzt waren es Daniel Steffen, CEO der People’s Air Group, Flugs auf der «kürzesten internationalen bei der in Konkurs geratenen Intersky im- hatte seinen grossen Tag. Für einmal genoss Linienverbindung der Welt» sein. merhin noch 40 000. die kleine People's Viennaline die Aufmerk- Die Embraer 170 (mit Namen Laura) der mit Zusätzliche Fluggäste ortet Mary in samkeit der Weltöffentlichkeit. «Sogar einem österreichischen AOC (Air Operator der Region St. Gallen beziehungsweise CNN und japanische Medien haben über Certificate) ausgestatteten Fluggesellschaft generell in der Ostschweiz. Eine Studie der uns berichtet», verriet Steffen nicht ohne People’s Viennaline, hob kurz nach 6.40 Uhr Fachhochschule St. Gallen habe die Unter- Stolz. Der Flug von Altenrhein nach Fried- zum knapp fünfminütigen Flug nach Fried- suchungen der People’s-Geschäftsleitung richshafen hatte für viel Wirbel gesorgt. richshafen ab. Die Airline hatte für den Flug bekräftigt. Der Fokus liegt aber klar auf Vor allem grüne Politiker sprachen im Vor- ursprünglich acht Minuten einkalkuliert. den Geschäftsleuten, da People's Viennaline feld des Erstflugs von einem «ökologischen Eine Zeitspanne, die beim Erstflug um rund keine Billigflugairline sei. In Köln ist neben Unsinn» – was People's nur noch mehr Auf- drei Minuten unterboten wurde. der Autoindustrie auch Airbus vertreten. merksamkeit bescherte. Steffen entgegnete,
15 5 Minuten über den See Foto: People’s Viennaline, Tino Dietsche Landung in Friedrichshafen, von Köln kommend. Blick aus dem Cockpit der Embraer 170. angesprochen auf die Vorwürfe, dass die meter und dauert ohne Stau 60 Minuten. den See zu absolvieren, durchaus nachvoll- CO2-Bilanz genau die gleiche sei, wenn Das Verkehrsaufkommen in der Nähe von ziehbar, zumal das Flugzeug bereits nach 20 ein Passagier mit seinem Auto zuerst nach Friedrichshafen sei in der Regel aber sehr Minuten Wartezeit Richtung Köln abhebt. Kloten fahren müsse, um dort das Flugzeug hoch und mit Stosszeiten mit langen War- Für die Piloten ist die Strecke über den See nach Köln zu besteigen. tenzeiten verbunden, führt Steffen weiter herausfordernd, da sie nach VFR-Regeln flie- Die Strecke mit dem Auto von Altenrhein aus. So gesehen sei die Alternative, mit dem gen. Passagiere aufnehmen darf People's Air nach Friedrichshafen beträgt gut 52 Kilo- Flugzeug die 20,5 Kilometer (Luftlinie) über Group nur deshalb, weil sie über ein öster- reichisches AOC verfügt. Eine schweizeri- sche Fluggesellschaft dürfte keinen inner- deutschen Flug (Kabotage) anbieten. Für 50 Franken über den See Die Kosten für die Strecke von Altenrhein nach Friedrichshafen liegen nach Angaben des Unternehmens bei 50 Schweizer Fran- ken oder 40 Euro. Wer den 55 Minuten lan- gen Weiterflug nach Köln antritt, zahlt min- destens 99 Euro. Einen Bordservice über den See gibt es übrigens nicht: «Die Passagiere Foto: Hansjörg Egger können dafür die schöne Aussicht über den Bodensee geniessen», so Steffen. People's-Besitzer Markus Kropf (rechts) und Finanzchef Thomas Mary. Patrick Huber
16 Business Aviation Cockpit 12 2016 Pilatus Flugzeugwerke AG Oben: Der Neubau der Halle 25 ist auf Kurs. Die neue Halle mit einer Fläche von 8000 Quadratmeter wird für die bevorstehende Serienproduk- tion des PC-24 Business Jets benötigt. Rechts aussen: Nach 18 Monaten Bauzeit hat Pilatus das neue Logistikzentrum mit vollautomatischem Hochregallager in Betrieb genommen. Kleines Bild rechte Seite: Hauptsitz der Pilatus Flugzeugwerke in Stans. Pilatus plant die Zukunft Die Pilatus Flugzeugwerke in Stans rüsten sich für die Zukunft. Wie von Verwaltungsratspräsident Oscar J. Schwenk an der Ebace in Genf («Cockpit» 7/2016) angekündigt, müssen insbesondere für den Bau des neuen Business Jets PC-24 zusätzliche Produktionsstätten geschaffen werden. A m Pilatus-Hauptsitz in Stans ist nach rund 18 Monaten müssen, sondern dass das vollautomatische System die Produkte Bauzeit das neue Logistikgebäude in Betrieb genommen selbstständig holt und zur weiteren Verarbeitung an die Ausgabe- worden. Da aufgrund des neuen Pilatus Business Jets PC-24 stelle liefert. «Alle Prozesse mussten angepasst und die Mitarbeiter die Platzbedürfnisse steigen werden, entschied man sich für den entsprechend geschult werden», so Hess. Bau eines neuen Logistikzentrums mit vollautomatischem Hoch- regallager, basierend auf drei verschiedenen Systemen: ein System- Ja zum Schweizer Standort palettenlager, ein Palettenlager sowie ein Kleinteilelager. Diese «Aktuell sind über 50 000 Artikel im neuen Hochregallager zwi- Kombination ermöglicht den Zugriff auf verschiedenste Teile, von schengelagert, täglich werden durchschnittlich 3000 Rüstposi- der kleinen Schraube bis zu ganzen Flugzeugkomponenten. Auch tionen verarbeitet», berichtet Roger Hess erfreut. Mit diesem Gross- die Abmessungen des Hochregallagers sprechen für sich: 24 Meter projekt untermauert Pilatus den Willen, weiterhin in der Schweiz Höhe und 65 Meter Länge mit einer Kapazität von insgesamt 5300 zu produzieren. Palettenstellplätzen. Investiert wurden gemäss Roger Hess, Vice Pre- Ebenfalls im neuen Gebäude sind ein grosszügig ausgelegtes sident Supply Chain und ICT, rund 30 Millionen Franken, davon Betriebsrestaurant mit über 300 Sitzplätzen, das Rechenzentrum allein 10 Millionen in die Lagertechnik. sowie zusätzliche Büroräumlichkeiten eingerichtet worden. Der- Ganz neu für die Mitarbeiter in der Logistik ist auch, dass die be- zeit arbeiten rund 165 Personen im neuen Gebäude, davon sind nötigten Teile oder Artikel nicht mehr im Lager geholt werden 24 im Bereich Logistik und 150 im Bürobereich tätig.
17 Fotos: Pilatus Flugzeugwerke Vor kurzem wurde auch ein neues, dreistöckiges Parkhaus für die Neue Halle 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fertiggestellt. Weitere Bauvor- Unmittelbar nach Erhalt der Baubewilligung im vergangenen Juli sind haben betreffen das neue Oberflächenbearbeitungszentrum mit die Bagger aufgefahren und die Bauarbeiten haben begonnen. «Der einem Investitionsvolumen von 33 Millionen Franken sowie das Neubau der Halle 25 ist auf Kurs, so dass diese nach zwölf Monaten Hightech-Fünf-Achs-Fräskonzept im Wert von weiteren 37 Millio- Bauzeit Mitte 2017 in Betrieb genommen werden kann», sagt Daniel nen Franken. Mit letzterem bekräftige Pilatus die Kernkompetenz Geiser, Mitglied der Geschäftsleitung und zuständig für Montage und des Integralfräsens und gleichzeitig werde sichergestellt, dass auch Unterhalt. Die neue Halle mit einer Fläche von 8000 Quadratmeter – in diesem Bereich der Standort Schweiz international konkurrenz- vergleichbar mit der 2008 fertiggestellten Montagehalle – wird für die fähig bleibe, ist Hess überzeugt. bevorstehende Serienproduktion des PC-24 Business Jets benötigt. Es Für die Serienproduktion ist ebenfalls eine neue Produktionshalle können aber auch alle anderen Modelle für die Vormontage und die im Bau. Diese wird auf dem Übergangsparkplatz Richtung Ennet- Ausrüstung von Tragflächen und Rumpf untergebracht werden. Sig- bürgen zu stehen kommen. Baustart war Mitte 2016. nifikanter Unterschied zur bisherigen Montagehalle werden die bei- den in der Längsachse angeordneten Toranlagen sowie die Kranan- lage über die gesamte Hallenfläche sein. Rund 30 Millionen Franken investieren die Flugzeugwerke in die neue Halle. (fk) Felix Kälin
18 Civil Aviation Cockpit 12 2016 Was macht eigentlich… Hanspeter Brütsch? Die graue Eminenz Hanspeter Brütsch hat den Flug- hafen Zürich vor der Privatisierung im Jahr 2000 nachhaltig geprägt. Er war Chef der Flughafen-Immo- bilien-Gesellschaft (FIG) und die graue Eminenz im Hintergrund. «Ich gehe und bin weg», verab- schiedete sich der heute 80-Jäh- rige nach seiner Pensionierung vor 17 Jahren und verzichtete auf weitere Mandate. A ls «beschriebenes Blatt» hat FIG- Verwaltungsratspräsident Ulrich Bremi Hanspeter Brütsch bei seiner Verabschiedung betitelt. 27 Jahre konnte der im Kanton Schaffhausen aufgewachsene Brütsch über die Gebäude-Infrastruktur am Flughafen Zürich mitbestimmen, ver- handelte hartnäckig mit den Banken um Kredite, klopfte aber auch mal einem der Hauptmieter – wie etwa der Swissair – auf die Finger, wenn dieser glaubte, sich allzu- viele Freiheiten herausnehmen zu können. Foto: Patrick Huber Hanspeter Brütsch war ein Patron der alten Schule: streng, aber gerecht. Zusammen mit dem Architekten Hans Stahel bildete er ein gut funktionierendes Führungsduo. Der erste wollte für Bauten oft viel Geld ausge- «Zur Hauptsache faulenze ich, trinke ein Gläschen mit Freunden und geniesse die Zeit.» ben, der zweite trat immer wieder auf die Kostenbremse, so dass sich bei der Flug- die 3. und 4. Bauetappe mit Terminal B, Ope- immer gleicher Meinung gewesen seien, hafen-Immobilien-Gesellschaft (FIG) Aus- rations Center, Parkhäusern, Fingerdock A, wie Brütsch sagt. gaben und Einnahmen die Waage hielten SBB-Wartehalle etc., welche grosse Investiti- In Planung und Projektierung blieb die und am Ende des Geschäftsjahrs schwarze onen zur Folge hatten. Einzig die markante grosse 5. Bauetappe, unter anderem mit Zahlen resultierten. Als Stahel pensioniert Werft 3 hat die Swissair selber gebaut. Den dem Midfield-Dock und der dazu gehören- wurde, hatte Brütsch das alleinige Sagen alten, schönen Bogenhangar veräusserte den unterirdischen Verbindungsbahn, zu- (unter den VR-Präsidenten Fritz Honegger, Brütsch an die Swissair. «Ich übernehme rück, die später realisiert wurden. später Ulrich Bremi). nichts, was unter Schutz steht», stand für ihn fest. Sekretär der BGB «Ich ging rechtzeitig» 1,3 Milliarden Franken mussten von der FIG Nach der Kantonsschule Schaffhausen stu- «Ich bin jeden Tag gerne ins Büro gefahren», allein für die 3. Bauetappe am Kapitalmarkt dierte der einzige Sohn eines Grenzwächters sagt Brütsch 17 Jahre nach seiner Pensionie- aufgenommen werden. Das war Sache von an der Wirtschafts- und Handelshochschule rung, nachdem er den Gästen an seiner Ver- Hanspeter Brütsch. «Geld zu beschaffen war St. Gallen und schloss mit dem Lizenziat für abschiedung bedeutet hatte: «Ich gehe und eine permanente Herausforderung», erin- Verwaltung (lic. rer. publ.) ab. bin weg.» – «Vor allem ging ich rechtzeitig!» nert er sich. Seine berufliche Karriere startete der drei- Die Privatisierung wollte er als 63-Jähriger Er verhandelte lieber mit Banken und mög- fache Familienvater als Sekretär bei der BGB nicht mehr mitmachen. Das Flughafenge- lichen Geldgebern im Hintergrund, als sich (Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei, die schehen verfolge er zwar weiterhin, mische im Vordergrund den Medien zu stellen. Dies Vorgängerin der SVP). In der Funktion als sich aber nicht ein, sagt er. überliess er gerne Hanspeter Staffelbach Geschäftsführer des Zürcher Bauernverban- Unter seiner Ägide wurden am Flughafen von der Flughafendirektion, mit dem er ein des war er auch Redaktor des Publikations- Zürich viele Bauprojekte realisiert, so etwa gutes Verhältnis pflegte, obwohl sie nicht organs «Zürcher Bauer». Zu seiner Tätigkeit
19 am Flughafen kam er aufgrund eines ent- sprechendem Inserates. Aviatischen Hintergrund hatte er keinen; nicht zuletzt darum nicht, weil ihm sei- ne Eltern weismachten, dass Einzelkinder nicht als Piloten genommen würden… Als er die Schummelei später bemerkte, war es für eine Pilotenkarriere schon zu spät. Und doch wollte er Teil der Aviatik sein. Mitarbeiter genossen Freiheiten Er sei ein strenger Chef gewesen, «auch ein bisschen ein Rappenspalter», blickt er zurück, doch habe er seinen Mitarbeiten- den viele Freiheiten gelassen. «Kompeten- zen hat man nicht, man nimmt sie sich», lautete sein Credo. Was seine Untergebe- nen beherzigten. Er sei kein Diplomat ge- wesen, weshalb er von einer einst ins Auge gefassten diplomatischen Karriere schnell Die FIG-Führung, nachdem Hanspeter Brütsch (rechts) am 1. Januar 1972 Einsitz nahm. In der Abstand nahm. Mitte das andere Geschäftsleitungsmitglied, Hans Stahel. Links: alt Bundesrat Fritz Honegger. Er habe in seiner Zeit als FIG-Direktor im- mer einen gerechten Lohn bezogen, aber auch darauf geachtet, dass anständige Löh- ne bezahlt wurden. «Das war vor allem bei den Putzfrauen wichtig, waren wir doch das grösste Reinigungsinstitut in Kanton Zürich.» Die meisten der heutigen Mana- gerlöhne bezeichnet das 80-jährige Mitglied des Rotary Club Volketswil als «jenseits von Gut und Böse». Viel auf Reisen 53 Jahre wohnten Liselotte und Hanspeter Brütsch in Volketswil, davon 37 Jahre in einem 9-Zimmer-Einfamilienhaus, wo sie den startenden F/A-18 in Dübendorf zu- schauen konnten, bevor sie vor zwei Jah- ren in eine altersgerechte Eigentumswoh- nung nach Fehraltorf umzogen. Im Gespräch mit alt Bundesrat Adolf Ogi, anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Flughafens. Schon immer zog es das Ehepaar auf private Reisen in die weite Welt: Südsee, Australien, Mexiko, Madagaskar, Indien, Zentralasien, Ferner Osten, aber auch Kuba, um nur einige Destinationen zu nennen. Und alle Flüge in der Economy Class. Schliesslich sei er frü- her als Jugendlicher ja auch per Autostopp verreist. Eine Erfahrung, die Brütsch nicht missen möchte. «Ich mache nur noch, was mir Freude macht, unter anderem reisen, solange wir gesundheitlich dazu in der Lage sind, im In- ternet surfen, lesen, etwas im Gärtchen tun, zur Hauptsache aber – faulenzen.» Brütsch fühlt sich als «glückhafter Privatier» und geniesst zusammen mit seiner Frau oder Kollegen mit einem Gläschen Wein «die Fotos: zvg noch verbleibende Zeit!» Eine Friedenspfeife mit Flughafen-Direktor Hanspeter Staffelbach. Streit hatten die beiden nie – Patrick Huber «nur unterschiedliche Meinungen». Rechts: Daniel Spoerry, Vizedirektor des Flughafens.
20 Civil Aviation Cockpit 12 2016 Luftfahrtkongress Economiesuisse Luftraum – quo vadis? Für die Exportnation Schweiz und ihre Unternehmen ist die Luftfahrt lebenswichtig. Um die Anbindung unseres Landes an die grossen Wirtschaftszentren der Welt auch in Zukunft zu sichern, braucht es Freiräume für die Luftfahrtunternehmen. Am diesjährigen Schweizerischen Luftfahrtkongress auf dem Flughafen Zürich wurde einmal mehr über die wirtschaftliche Bedeutung des Luftverkehrs und dessen Infrastruktur debattiert. D ie Schweiz ist auf ein dichtes Netz der Eröffnung durch economiesuisse-Prä- Exportnation Schweiz und ihre Unterneh- von direkten Flugverbindungen sident Heinz Karrer und die Zürcher Volks- men, um global mitzuspielen. Die Schwei- zu den globalen Wirtschaftszent- wirtschaftsdirektorin Carmen Walker-Späh zer Wirtschaft braucht eine starke Luftfahrt, ren angewiesen. Dies gilt für den Personen- klar wurde. Die Nachfrage nach Flug- die sich stetig modernisiert und ihre Infra- verkehr genauso wie für die Fracht. Und: verkehrsdienstleistungen werde auch in strukturen bedarfsgerecht ausbaut.» Die Bei der Standortwahl internationaler Un- der Schweiz zunehmen, sagte Karrer. Die Schweizer Flughäfen könnten, so Franz, ternehmen ist die gute Luftverkehrsanbin- Herausforderungen bestünden darin, das im Vergleich zum Ausland nicht mithal- dung unseres Landes ein entscheidendes Angebot so zu gestalten, dass es mit der ten. Weltweit habe etwa die Luftfracht in Kriterium. Mit knapp 50 Millionen Passa- steigenden Nachfrage Schritt halten könne. den letzten Jahren enorm zugenommen, gieren und mehr als 600 000 Tonnen Fracht Wenn das nicht gelinge, würden Direktver- während in der Schweiz noch nicht ein- ist die volkswirtschaftliche Bedeutung der bindungen über andere Drehkreuze abgewi- mal das alte Niveau von vor dem Swissair- Schweizer Luftfahrt enorm. Dabei bilden ckelt und der Wirtschaftsstandort Schweiz Grounding erreicht sei. Alleine die Roche die Landesflughäfen Zürich, Genf und Basel schleichend an Bedeutung verlieren. habe ihr Aufkommen bei der Luftfracht in Infrastrukturen von nationaler Bedeutung. den letzten fünf Jahren um 42 Prozent ge- Der hohe Stellenwert der Luftfahrt für un- Luftfrachtwachstum ohne Schweiz steigert – aber nicht aus der Schweiz. Dies seren Wirtschaftsstandort war am Schwei- Christoph Franz, Verwaltungsratspräsi- führe dazu, dass Frachtgut per Camion zerischen Luftfahrtkongress auf dem Flug- dent von Roche, brachte es auf den Punkt: nach Frankfurt, Amsterdam oder Luxem- hafen Zürich unbestritten, wie bereits bei «Der Luftverkehr ist lebenswichtig für die burg spediert werden müsse. Es sei bereits Foto: Jürg Wyss
21 10 nach 12, um die Kapazitäten der Flug- häfen auszubauen und mit der Entwick- lung mithalten zu können. Kongress-Splitter Zitate aus berufenem Munde «Clean sheet approach» für neue Luftraumstruktur «Die Neugestaltung des Luftraums erfasst auch die damit verbundene Infrastruktur.» Bundesrätin Doris Leuthard kündigte «Flugsicherung und Flughafen hätten es am liebsten, wenn alle Privatflieger den eine Neustrukturierung des Luftraums an. Flughafen im weiten Bogen umfliegen würden, während der Aero-Club Einschrän- «Rund um die Flughäfen gibt es zunehmend kungen strikte ablehnt.» Situationen, bei denen sich Flugzeuge zu nahe kommen. Wir haben ein Dichtepro- «Die Kleinaviatik hat genauso ihre Berechtigung wie etwa die Linienfliegerei. Wir blem, das gefährlich ist.» Im Gegensatz zu müssen eine Lösung finden, bei der alle sich bewegen können in diesem be- früheren Versuchen soll diesmal von einem schränkten Raum.» «clean sheet approach» ausgegangen und Bundesrätin Doris Leuthard eine umfassende Neugestaltung angestrebt werden. «Die Lärmemissionen von Flugzeugen liegen heute um 80 Prozent niedriger als in economiesuisse-Direktorin Monika Rühl den Sechzigerjahren.» betonte, dass der Bund der Luftfahrt die Matthias von Randow, Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft e.V Rahmenbedingungen gewähren müsse, «Armand Dufaux, der vor 107 Jahren erstmals über den Genfersee geflogen ist, damit sie die künftige Nachfrage bewälti- hätte heute im November dieses Jahres wohl immer noch mit dem BAZL-Zulas- gen könne. Die Schweizer Flughäfen, ins- sungsverfahren zu kämpfen und würde vergebens auf einen Slot in Genf warten.» besondere der Hub Zürich, müssten ihre Christoph Franz, Verwaltungsratspräsident Roche Infrastrukturen massvoll weiterentwickeln dürfen. Zudem dürften die bestehenden «Jeder dritte ausländische Gast kommt mit dem Flugzeug in die Schweiz. Das steht Betriebszeiten nicht eingeschränkt werden. für 10 Milliarden Franken touristischen Umsatz und 50 000 Arbeitsplätze.» Die Forderungen an eine nachhaltige deut- sche und europäische Luftverkehrspolitik Jürg Schmid, Direktor Schweiz Tourismus formulierte Matthias von Randow, Haupt- «Die Wirtschaft in der Romandie muss zur Kenntnis nehmen, dass es ohne Flug- geschäftsführer des Bundesverbands der hafen Genf keine Romandie mehr gibt.» Deutschen Luftverkehrswirtschaft e.V.: Die weitere Öffnung der Luftverkehrsmärkte Pierre Maudet, Staatsrat Kanton Genf müsse einhergehen mit Mindestanforde- «Es wäre eine echt gute Möglichkeit, wenn man die Geschäftsfliegerei nach rungen für fairen Wettbewerb im interna- Dübendorf auslagern könnte.» tionalen Luftverkehr. BAZL-Direktor Christian Hegner Jürg Wyss / pd Foto: zvg Links: Bundesrätin Doris Leuthard nutzte den Luftfahrtkongress, um eine Neustrukturierung des Luftraums anzukündigen. Oben: Am Panelgespräch unter der Leitung von Michael Weinmann (3.v.r.) nahmen BAZL-Direktor Christian Hegner, Swiss-CEO Thomas Klühr, Ste- phan Widrig, CEO Flughafen Zürich AG, Jürg Schmid, Direktor Schweiz Tourismus und Pierre Maudet, Staatsrat Kanton Genf (v.l.n.r.) teil.
22 Civil Aviation Cockpit 12 2016 Your Captain speaking... Goldene Regeln In dieser Ausgabe werde ich auf einige der acht «Golden Rules» von Airbus eingehen, ihre Be- deutung in der Praxis an Beispie- len aufzeigen und die Parallelen zur Leichtaviatik darlegen. Egal ob Privatpilot auf Cessna 182 oder Linienpilot auf Airbus A380: Je- dem Piloten sollten diese golde- nen Regeln ein Begriff sein. «F liegen, Navigieren, Kommuni- zieren: in dieser Reihenfolge und mit angebrachter Arbeits- Foto: zvg aufteilung.» Was auf den ersten Blick sim- pel klingt, ist in Wirklichkeit gar nicht so einfach. Nachstehend die Erläuterungen Cockpit-Arbeit ist Teamwork – und Fliegen das Zusammenspiel von zahlreichen verschiedenen dazu. Komponenten. «FLY»: Das bedeutet, dass man die richtige Lage im Raum (vertikal & lateral) einhal- ten und die korrekte Leistung gesetzt haben Multitasker. In Wirklichkeit jedoch leidet zentrale Anzeige im Cockpit, dargestellt muss, die Konfiguration (Klappen, Fahr- am Ende nicht nur das Arbeitstempo, son- im oberen Teil des PFD (Primary Flight Dis- werk etc.) müssen für den jeweiligen Flug- dern auch die Qualität. Deshalb ist es im- play). Die FMA dient dazu, dem Piloten auf- abschnitt stimmen und das Flugzeug muss mens wichtig, eine korrekte Priorisierung zuzeigen, in welchem lateralen oder verti- zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle des flie- der Aufgaben vorzunehmen. Da hilft das kalen Modus gerade geflogen wird. Auch genden Piloten sein. erwähnte Konstrukt sehr. die Anzeige für die automatische Schubs- «NAV»: Wo bin ich, wo sollte ich sein, wo teuerung befindet sich hier. Bei komplexen will ich hin und wo befinden sich Gebirge, One head up at all times Passagierflugzeugen wie Airbus oder Boeing schlechtes Wetter und andere topographi- Wer kennt es nicht? Speziell an schönen bedarf es einer Verinnerlichung und eines sche Hindernisse (z.B. Antennen)? Das sind Tagen bei herrlichem Flugwetter entlang damit verbundenen Verständnisses für die die vier zentralen Fragen, wenn es um das der Alpen schweift der Blick gerne in die Zusammenhänge zwischen den jeweiligen Thema Navigation geht. Ferne. Das ist auch gut so, denn das aktive Modi. «COM»: Die Kommunikation, sei es mit «aus dem Fenster schauen» soll bei Piloten dem Fluglotsen, mit der Kabinencrew, den gefördert werden, um nach anderen Flug- Take action if things do not go Passagieren oder untereinander, bildet dann zeugen Ausschau zu halten (see and avo- as expected den dritten wichtigen Baustein dieser Philo- id). In einem modernen Airliner kommt Auch ein Autopilot kann Fehler machen sophie. es jedoch oft vor, dass man den Flugcom- oder eine unbeabsichtigte Eingabe kann puter mit Informationen füttern oder An- zu einem ungewollten Flugzustand führen. Einhalten der Reihenfolge ist wichtig passungen vornehmen muss. Dabei sollte Eine starke Windböe oder andere meteoro- Speziell in der Linienfliegerei wird Piloten man darauf achten, dass nicht beide Piloten logische Gegebenheiten können ein Flug- beigebracht, bei einer Unregelmässigkeit «head down», also mit dem Blick nach in- zeug destabilisieren. In einem solchen Fall oder einem technischen Problem dieser nen gerichtet, arbeiten. darf man als Pilot nicht passiv zuschauen, Reihenfolge treu zu bleiben. Es hilft sogar, Auch in der Leichtaviatik ist das ein nicht sondern eingreifen. Es ist wichtig, immer sie laut auszurufen, um den sogenannten zu unterschätzender Punkt. Speziell im Be- bereit zu sein und mental dem Flugverlauf «Startle Effect» (erster Moment der Auf- reich von Flugplätzen mit viel VFR-Verkehr zu folgen. schreckung) im Falle einer Warnung zu (Flug nach Sichtflugregeln) kann das Hin- In diesem Sinne wünsche ich allen Piloten überwinden und korrekt zu agieren. ausschauen überlebenswichtig sein. guten Erfolg beim Fliegen, Navigieren und Piloten sind kontinuierlich damit kon- Kommunizieren! frontiert, in kurzer Zeit viele Aufgaben Understand the FMA at all times (Tasks) zu erledigen, und sehen sich als gute FMA (Flight Mode Annunciator) ist eine Jan Liebich
Cockpit 12 2016 Cover Story 23 Helitech International Foto: Walter Hodel Bell 429 HB-ZAP der Heli-Alps mit HEMS-Ausrüstung (Helicopter Emergency Medical Service). Schweizer zeigen sich innovativ D Die wichtigste europäische er Helikoptermarkt steht seit einiger Betreibern in 75 Ländern im Einsatz. Diese Zeit unter Druck, was sich bei den Flotte hat über vier Millionen Flugstunden Fachausstellung für Helikopter diesjährigen Verkaufszahlen zeigt. erreicht. Knapp die Hälfte der H135 (49 Pro- fand in diesem Jahr vom 11. bis Einen seit 2015 beispiellosen Einbruch ver- zent) fliegen als Rettungshelikopter. Ledig- zeichnet der Offshore-Markt. Marktleader lich elf Prozent stehen im militärischen Ein- 13. Oktober in Amsterdam statt. bei den Herstellern ist nach wie vor Airbus satz, darunter die 20 Stück der Schweizer Über 180 Aussteller, darunter die Helicopters, gefolgt von Leonardo Helicop- Luftwaffe. Zukünftig erhalten die H135 mit grossen Helikopter-Hersteller und ters (ehemals Agusta Westland), die Bell der neuen Helionix-Avionik den Vierach- Helicopter überholt haben. Trotz sinkender sen-Autopiloten, der bereits in H145 und auch verschiedene Schweizer Verkaufszahlen aller Hersteller konnte Air- H175 eingebaut wird. Der erste Kunde wird Firmen, präsentierten ihre bus Helicopters seinen Marktanteil steigern. Ascent Flight Trainings sein, der 29 Helikop- ter für das «UK Military Flying Training Sys- Produkte dem Fachpublikum an Bewährt tem» bestellt hat. Im Juni orderte ein Kon- der Helitech International. Airbus Helicopters feierte in Amsterdam sortium von chinesischen Firmen 100 H135. das 20-jährige Bestehen der H135-Familie. Heute stehen weltweit über 1200 Maschi- Schweizer GrandNew nen bei über 300 zivilen und militärischen Leonardo Helicopters gab am 12. Oktober
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