Schweizer im Rampenlicht - Helitech International - Cockpit.aero

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Schweizer im Rampenlicht - Helitech International - Cockpit.aero
Das Schweizer Luftfahrt-Magazin Nr. 12/Dezember 2016            CHF 8.20 / € 5.50

                                                                     Helitech International
                                                                     Schweizer im
                                                                     Rampenlicht
1 2

                       Military Aviation                Civil Aviation       Report
      770010 011006

                       Thun: militärische In 5 Minuten über Landung auf dem
                       Charme-Offensive den Bodensee        falschen Airport
      9
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Foto: Joël Bessard
                                                                                                                   Cockpit 12 2016            Editorial        3

                     Take your seats
                     Liebe Leserinnen und Leser

                     I
                        m Normalfall stehen oft die «Grossen» wie die Swiss oder der     nicht ganz begriffen: Es geht gar nicht um den Flug von Alten-
                        Flughafen Zürich im Fokus des Interesses. In dieser Ausgabe      rhein nach Friedrichshafen, der lediglich ein Überführungsflug
                        haben wir das Schwergewicht auf die «Kleinen» gelegt. Die        ist, sondern um die Verbindung von Friedrichshafen nach Köln,
                     People's Air Group brauchte sich in den letzten Wochen über         mit welcher der Nischencarrier People's Viennaline versucht, eine
                     Medienpräsenz wahrlich nicht zu beklagen. Der «kürzeste Inter-      langfristig erfolgreiche und rentable Verbindung zu realisieren.
                     nationale Linienflug der Welt» von Altenrhein nach Friedrichs-       Knapp daneben ist auch vorbei, kann man da nur sagen: Weshalb
                                           hafen sorgte für viel Gesprächsstoff. Sogar   es – wenn auch höchst selten – vorkommt, dass Piloten auf einem
                                           Medien aus den USA und aus Japan war          falschen Flugplatz landen, erfahren Sie in der Reportage auf den
                                           die 25 Kilometer lange, knapp 5 Minuten       Seiten 28 und 29.
                                           dauernde Verbindung eine Story wert. Wie      Auch in Sion war im Herbst einiges los: Der dortige Flugplatz wurde
                                           sich das anfühlt, plötzlich die Aufmerk-      saniert. Insgesamt war während sechs Wochen kein Flugbetrieb
                                           samkeit der Weltöffentlichkeit auf sich       mehr möglich (Seite 45). Das obige Bild stammt vom Flugplatz
                                           gerichtet zu wissen, erfahren Sie auf den     Sion und dokumentiert wohl eine der letzten Herbststimmungen,
                                           Seiten 11 bis 15.                             bevor der Winter Einzug hält.
                                           Der kürzeste internationale Linienflug
                                           der Welt sorgte aber auch für Unmut. Die
                                           politischen Gegner haben indes eines          Patrick Huber, Chefredaktor
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Cockpit 12 2016                      Inhalt      5

     Military Aviation                                Report                                                                  Military Aviation
6 Yeovilton im Zeichen
  der Marinefliegerei
8 Das grosse Treffen der
                                                28 Knapp daneben...
                                                      Landung auf dem
                                                      falschen Flugplatz
                                                                                               6                              Yeovilton Air Day: der
                                                                                                                              Marinefliegerei gewidmet
  Militärfreunde in Thun
                                                      Helicopter
     Civil Aviation                             32 Data Sheet: Bell
11 Monatsinterview mit                             Helicopter Huey II
   Daniel Steffen, CEO
   People's Air Group                                 History
14 Der kürzeste Internatio-                     36 MiG-15 für die Schweiz
   nale Linienflug der Welt                         (Teil I)
18 Was macht eigentlich…
                                                      Regelmässige
   Hanspeter Brütsch                                  Rubriken                                                                Civil Aviation

                                                                                               11
20 Luftfahrtkongress mit                        3 Take your seats                                                             Daniel Steffen, CEO bei der
   Doris Leuthard
                                                10 Inside                                                                     People's Group, im Interview
     Business Aviation                          22 Your Captain speaking…
16 Neues Logistikgebäude                        31 SHA inside
   der Pilatus Flugzeug-                        33 Heli-Focus
   werke                                        34 Vor 50 Jahren
     Cover Story                                38 Gallery
23 Starke Schweizer                             43 News und Services
   Präsenz an der Helitech                      48 HB-Register
   in Amsterdam                                 50 Letzte Seite:
                                                   Wettbewerb, Agenda
                                                                                                                              Business Aviation

                                                                                               16                             Die Pilatus Flugzeugwerke
                                                                                                                              rüsten sich für die Zukunft

     Mittelposter
26 Landeanflug einer A340
   der Swiss in Kloten bei
   wundervoller Stimmung
   am 2. Oktober 2016.
     Foto: Thierry Weber

Titelbild: SKYe SH09 (HB-ZXB) von Marenco Swisshelicopter AG.
Foto: Benjamin Dieckmann / zvg Marenco

 Herausgeber:                   Anzeigenverkauf:              Schnupperabo (für 3             Text- und                     Bolliger, Hansjörg Egger,      Druckvorstufe:
 Jordi AG – das Medienhaus      Jordi AG – das Medienhaus     Monate): Fr. 20.–               Bildredaktion:                Markus Herzig, Walter Hodel,   Swiss Aviation Media
 Verlag «Cockpit»               Daniel Enggist                Einzelverkaufspreis: Fr. 8.20   Swiss Aviation Media          Felix Kälin, Ian Lienhard,     Zurzacherstrasse 64
 Postfach 96, 3123 Belp         Aemmenmattstrasse 22          inkl. Porto und MWSt.           Zurzacherstrasse 64           Georg Mader, Rolf Müller,      CH-5200 Brugg
 Zentrale: +41 31 818 01 11     3123 Belp                     Auslandabo steuerfrei, Porto    5200 Brugg                    Markus Rindisbacher, Jürgen    Telefon: +41 56 442 92 46
 Fax: +41 31 819 38 54          Telefon +41 31 818 01 17      nach Aufwand.                   Telefon: +41 56 442 92 46     Schelling, Samuel Sommer,      verlag@swissaviation.ch
 www.cockpit.aero               inserate@cockpit.aero         Preisänderungen                 Fax: +41 56 442 92 43         Dr. Bruno Stanek, Hans-Heiri
                                                                                                                                                           Druck und Vertrieb:
                                                              vorbehalten.                    redaktion@cockpit.aero        Stapfer, Thomas Strässle,
 Gesamtverantwortung:           Aboservice:                                                                                                                Jordi AG – das Medienhaus
                                                              Auflage                         Website: www.cockpit.aero     Dennis Thomsen, Simon
 Gabriel Jordi                  Jordi AG – das Medienhaus                                                                                                  Aemmenmattstrasse 22
                                                              9000 Exemplare                                                Vogt, Franz Wegmann,
 Verlagssupport: Daniel Jordi   Aemmenmattstrasse 22                                      Chefredaktor: Patrick Huber                                      3123 Belp
                                                                                                                            Anton E. Wettstein, Marco
 «Cockpit» erscheint            Shenja Graber                 Flughafenauflage Zürich und Chefin vom Dienst:                                               (gedruckt auf FSC-
                                                                                                                            Zatta, Rino Zigerlig, Sven
 monatlich am Ende              3123 Belp                     Basel: 3000 Exemplare       Patricia Andrighetto                                             zertifiziertem Papier)
                                                                                                                            Zimmermann, Franz Zussner
 des Vormonats und ist          Telefon +41 31 818 01 27                                                                                                   ISSN 0010-0110
                                abo@cockpit.aero              Notariell beglaubigt
 Verbandsorgan der Swiss                                      2012                            Redaktions-
 Helicopter Association         Abonnementspreise:            Total verkaufte Auflage:        Mitarbeitende:                Artikel und Fotos bitte nur
 (SHA) und Partner der AOPA     Inlandabo jährlich Fr. 87.–   4677 Exemplare                  Jean-Luc Altherr, Daniel      nach vorheriger Absprache
 Switzerland.                                                                                 Bader, Joël Bessard, Andrea   einsenden.
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6     Military Aviation           Cockpit 12 2016

      Yeovilton Air Day

    Zwei Royal Army AgustaWestland EH-101 Merlin HC3 (Mod 411) im Übungseinsatz. Im Hintergrund eine AW-159 Wildcat AH1.

    Fliegender Wechsel
    Zahlreiche Luftfahrtbegeisterte pilgerten diesen Sommer in die englische Grafschaft Somerset. Dort fand der
    traditionelle Yeovilton Air Day statt, der dieses Mal der Marinefliegerei gewidmet war.

    D
             ie englische Royal Naval Air Station     Royal Navy Historic Flight (RNHF). Die Ma-           Kleines Bild oben rechts: Royal
             Yeovilton, kurz RNAS Yeovilton, mit      schine hatte während des Zweiten Weltkriegs          Army Air Corps AgustaWest-
             der Zusatzbezeichnung HMS Heron,         eine wichtige Rolle gespielt und unter ande-         land AW-159 Wildcat AH1 ZZ410
    ist ein Militärflugplatz des Fleet Air Arm der     rem etliche deutsche Kriegsschiffe versenkt.         (cn:480). Dieser Typ ersetzt die
    britischen Royal Navy, einige Kilometer nörd-     Verabschiedet wurde im Rahmen des diesjäh-           alten Westland Lynx Helikopter.
                                                                                                           Kleines Bild Mitte rechts: Fairey
    lich von Yeovil in der Grafschaft Somerset.       rigen Air Days der Lynx Helikopter, der im
                                                                                                           Swordfish Mark 1 W5856 der
    Jeden Sommer findet dort ein Air Day statt,        März 2017 in Pension geht. In Zukunft wird
                                                                                                           Royal Navy Historic Flight
    so auch dieses Jahr. 40 000 Aviatikbegeisterte    die Royal Navy die Helikopter Wildcat und
                                                                                                                                               Fotos: Markus Rindisbacher

                                                                                                           (RNHF).
    besuchten den Anlass.                             Merlin (siehe Hauptbild) im Einsatz haben.           Unten: De Havilland DH-110
    Der erste Air Day wurde bereits 1947 durchge-     Der nächste Yeovilton Air Day findet am 8. Juli       Sea Vixen FAW2 der Royal Navy
    führt. Dieses Jahr stand die Marinefliegerei der   2017 statt.                                          nach dem Display. Dieser Flug-
    Royal Navy im Zentrum. Besondere Attraktion                                                            zeugtyp war von 1952 bis 1972
    war die Fairey Swordfish Mark 1 W5856 der          Markus Rindisbacher                                  im Einsatz.
Schweizer im Rampenlicht - Helitech International - Cockpit.aero
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                                         Thun meets Army

                                       Charme-
                                       Offensive
                                       in Thun
                     Foto: ©VBS/DDPS
Foto: Tina Steiner

                                       Bildlegende

                                       «Thun meets Army & Air Force»:
                                                                            G
                                                                                    anz nach militärischer Manier wur-     folgten Tausende Zuschauer die Vorbeiflüge
                                                                                    de die grösste umfassende Armee-       in perfekter Formation, die Demos der bei-
                                       Unter diesem Motto fand Ende                 schau auf dem Waffenplatz in Thun      den Solisten, die schnellen Überflüge und
                                       Oktober ein Grossanlass der          exakt um 9.00 Uhr eröffnet. Trotz wolken-      den finalen Abschuss der Flares.
                                                                            verhangenem Himmel strömten bereits am         Im Beisein von Verteidigungsminister Guy
                                       Schweizer Armee in Thun statt.
                                                                            ersten Tag ungewöhnlich viele Zuschauer        Parmelin am Freitag und dem Chef der Ar-
                                       Die vielfältigen militärischen       und Interessierte auf das Gelände. Zu be-      mee, Korpskommandant André Blattmann,
                                       Darbietungen, die letzte Vorfüh-     staunen gab es viel: unzählige Ausstel-        am Samstag, eröffnete Oberst Rolf Lerch,
                                                                            lungen und Darbietungen der Schweizer          Kommandant der Panzerschule 21, im
                                       rung der Patrouille Suisse in die-   Armee aus allen Sparten und Informati-         Namen von Brigadier Wellinger die Trup-
                                       sem Jahr sowie die «Steelparade»     onsstände der grossen Rüstungsfirmen und        penparade – das Defilee. Nach dem Fahnen-
                                                                            Armee-nahen Anbietern.                         block (Fahnen und Standarten aller beteilig-
                                       lockten 170 000 Zuschauer auf das                                                   ten Lehrverbände) und dem Rekrutenspiel
                                       Areal des Waffenplatzes.             Viel los am Himmel über Thun                   kündigte der Speaker die historischen Flug-
                                                                            Über die Platzlautsprecher wurde um 11.30      zeuge an. Der tiefe Überflug zweier Beech
                                                                            Uhr der Auftritt der Patrouille Suisse ange-   18, die der Schweizer Armee respektive der
                                                                            kündigt. Inzwischen setzte leichter Regen      Landestopographie in drei Exemplaren bis
                                                                            ein. Verständlich, dass sich «Tiger Zero»,     1969 zur Verfügung standen, verblüffte das
                                                                            Kommandant der Patrouille Suisse, Nils         Publikum. Anschliessend tauchte am Him-
                                                                            «Jamie» Hämmerli, für das mittlere Pro-        mel eine Piper PA-18 Super Cub auf, welche
                                                                            gramm – also eine eingeschränkte Show –        bis 1978 als Beobachtungsflugzeug einge-
                                                                            entschied. Unter frenetischem Beifall ver-     setzt wurde, gefolgt von zwei Junkers Ju 52
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                                                                                               Fotos: Tina Steiner

Grosse Bild links: Die Patrouille Suisse über der Thuner Allmend. Mitte: Ein AS.532UL Cougar setzt eine militärische Spezialeinheit auf einem
Hallendach ab. Oben rechts: Ju 52. Mitte rechts: EC 635. Unten rechts: PC-6 Turbo Porter.

im Patrouillen-Flug und dem Absetzen der         Aus Witterungsgründen mussten am Frei-                              Leopardenanstrich, der seit dem Jahr 2000
Fallschirmaufklärer der Kompanie 17 aus          tag weitere für den Überflug vorgesehene                             als Maskottchen für die Swiss Tank Challen-
einem Pilatus PC-6 Turbo Porter. Als Publi-      Flugzeuge am Boden bleiben: Die zur Aus-                            ge, die internationalen Meisterschaften der
kumsmagnet entpuppte sich der Anflug des          bildung der Militärpiloten eingesetzte und                          Panzertruppen in der Schweiz, dient.
AS532UL Cougar, der eine Spezialeinheit          in der Schweiz entwickelte Dewoitine D.26                           Ein Kletterturm der Gebirgsspezialisten
der Armee auf einem Hallendach absetzte          mit Jahrgang 1931, zwei Bücker Jungmann                             sowie Elemente der Sanität und eine Aus-
und anschliessend an der Longline hängend        für die Grund- und Kunstflugausbildung                               stellung von Motorfahrzeugen in Thuns
wieder ausflog.                                   und das Schweizer Erdkampf- und Aufklä-                             Innenstadt gehörten unter anderem zu den
                                                 rungsflugzeug C-36.                                                  Informationsständen über die Berufsmög-
Vom Wetter gegroundet                                                                                                lichkeiten der Armee.
Für die Fliegerfans unter den Anwesenden         Die Armee mit all ihren Facetten                                    Auf der Lachenwiese präsentierten sich
gab es immer wieder kleine Leckerbissen in       Viel Aufsehen erregte auch die Schweizer Ka-                        Genie- und Rettungstruppen sowie das
Form von Starts und Landungen eines leich-       vallerieschwadron 1972 mit der Standarten-                          Kompetenzzentrum ABC/Kamir. Beson-
ten EC 635-Helikopters, Passagierflügen mit       wache, begleitet von einem Dragoner-Zug.                            ders attraktiv war die Pontonierfähre, die
der Ju 52 oder die Flüge der Wettbewerbs-        Die «Steelparade» mit ihren Panzerwagen,                            als Besuchertaxi die Lachenwiese mit der
gewinner mit den beiden Helikoptern der          -jägern, -haubitzen, dem Universalcarrier                           Innenstadt verband.
Air-Glaciers. Den Schlusspunkt der fliege-        T16, dem Panzer 55 Centurion, dem neus-                             Das Defilee mit über 100 Panzern und Rad-
rischen Darbietungen bildete der Absprung        ten Bergepanzer «Büffel», den kampfwert-                            fahrzeugen, 60 Pferden, zehn Flugzeugen
von Fallschirmaufklärern aus der Ju 52 mit       gesteigerten Schützenpanzern und dem                                und 160 Soldaten zu Fuss endete am Sonn-
anschliessender Landung vor der Ehrentri-        ersten in der Schweiz entwickelten Pan-                             tagmittag.
büne, währenddessen die Nationalhymne            zer 61 zogen die Besucher ebenso in ihren
gespielt wurde.                                  Bann. Der «Hingucker» war ein Panzer 68 im                          Tina Steiner
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       Inside

     PC-21 Display Pilot
     Oberstleutnant Daniel «Stampa» Stämpfli ist der Vorführpilot des Trainingsflugzeugs Pilatus PC-21 der
     Schweizer Luftwaffe. Seit diesem Jahr ist er auch der Kommandant des PC-7 TEAM, welches seine
     Vorführungen auf dem militärischen Grundschultrainingsflugzeug Pilatus PC-7 Turbo Trainer fliegt.

     P
           ilot zu werden war für Oberstleut-
           nant Daniel «Stampa» Stämpfli ein
           Jugendtraum. Auslöser dafür war der
     Kinofilm «Top Gun» mit Tom Cruise von
     1986. Obwohl seine Eltern anfänglich nicht
     glücklich über den Berufswunsch waren,
     unterstützten sie ihren Sohn bei seinen Be-
     mühungen. Heute bildet er selber junge
     Menschen zu Berufspiloten aus.

     Grosse Erfahrung
     Daniel Stämpfli verfügt über eine grosse
     Erfahrung im Formationskunstflug. Er war

                                                                                                                                                    Foto: Peter Steehouwer (www.steehouwer.com)
     von 1997 bis 2004 Mitglied der Patrouille
     Suisse (PS) und führte diese von 2002 bis
     2004 als Leader an. 2007 sprang er nochmals
     kurz als Leader der PS ein, nachdem sich der
     damalige Leader Daniel «Sigi» Siegenthaler
     beim Sport verletzt hatte. Im PC-7 TEAM ist
     er nun als Kommandant in erster Linie am
     Boden tätig. Doch Stämpfli will als Militär-
     pilot vor allem fliegen. So erstaunt es nicht,
     dass er eher eine fliegerische als eine Stabs-
     Karriere eingeschlagen hat.                     Dynamische Vorführung von Daniel Stämpfli im Pilatus PC-21 auf der Axalp (2015).

     Vorführpilot                                    Veranstaltern gebucht beziehungsweise          einem Schlechtwetterprogramm. «Mein
     Seit drei Jahren ist Daniel Stämpfli Chef-       eingeladen werden. Er wird jedoch als Ver-     Flugprogramm ist sehr intensiv», betont
     pilot PC-21 und damit technisch für die         treter der Flächenflieger bei militärischen     er. «Ich fliege fast immer mit Vollgas und
     Flotte der Pilatus PC-21 der Schweizer Luft-    Anlässen aufgeboten und demonstriert           unter grossen g-Belastungen. Bei vielen
     waffe zuständig. Zudem ist er gleichzeitig      dort die Fähigkeiten des PC-21.                Manövern entstehen Belastungen von rund
     offizieller Vorführpilot. Der PC-21 wird                                                        7 g. Wegen der tiefen Flughöhe ist die Belas-
     seit der Einführung im Jahr 2008 an mili-       One-Man-Show                                   tung grösser, als wenn ich mit der F/A-18
     tärischen Anlässen präsentiert; dies anfäng-    Stämpfli wird an Armeeanlässe wie Be-           Hornet in mittlerer Höhe einen Luftkampf
     lich durch den Pilatus-Werkspiloten Reto        suchs- und Ausbildungstage oder das Flie-      fliege.» Im April dieses Jahres flog er anläss-
     Aeschlimann. Später übernahm diese Auf-         gerschiessen auf der Axalp kommandiert.        lich der Jubiläumsfeierlichkeiten «75 Jahre
     gabe der damalige Chef Simulator und heu-       Das sind jährlich fünf bis sechs Anlässe;      Militärflugplatz Meiringen» an drei Tagen
     tige Cheffluglehrer PC-21 Olivier «Wasy»         hinzu kommen die entsprechenden Trai-          mit dem PC-21 einige Formationen zusam-
     Spieth.                                         nings. Der Aufwand ist damit gering und        men mit dem PC-7 TEAM. Direkt nach sei-
                                                     entspricht maximal einem fünfprozenti-         ner Landung übernahm er das Funkgerät,
     Fünf und eins                                   gen Arbeitspensum. «Der logistische Auf-       um als Kommandant die Vorführung des
     Die Schweizer Luftwaffe hat mit der             wand für meine Vorführungen ist klein»,        PC-7 TEAM zu überwachen. «Diese Missio-
     Patrouille Suisse, dem PC-7 TEAM, dem           sagt Stämpfli und fügt an: «Ich bin eine One-   nen als  waren eine grosse
     Super Puma Display Team, dem Swiss              Man-Show und brauche auch nur ein Flug-        Herausforderung», erzählt Stämpfli lach-
     Hornet Display Team und den Fallschirm-         zeug.»                                         end. Leider waren diese Vorführungen ein-
     springern der Fallschirmaufklärerkom-                                                          malig und es sind keine weiteren gemeinsa-
     panie 17 insgesamt fünf offizielle Vor-          Intensive Minuten                              men Auftritte geplant.
     führelemente. Stämpfli gehört als PC-21          Stämpflis Flugprogramm dauert sieben
     Display-Pilot nicht zu den offiziellen Teams.    Minuten. Er unterscheidet je nach Wetter-
     Er kann nicht von in- und ausländischen         lage zwischen einem Schön-, Mittel- und        Walter Hodel
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                                                                                         Monatsinterview
Foto: Thomas Strässle

Der 52-jährige Daniel Steffen ist seit Dezember 2015 als Nachfolger von Armin Unternährer CEO bei der People's Group.

«Flug über den See
ist ein Nebenprodukt»
Die People’s Viennaline                         «Cockpit»: Herr Steffen, bevor Sie als Ver-     wenn du für deinen Flughafen Geld möch-
                                                antwortlicher für Geschäftsentwicklung und      test. Diese Logik stimmt für Altenrhein,
hat mit ihrem Köln-Flug                         dann als CEO der People’s Air Group nach        denn der Kanton St. Gallen hat sich nie
mit Zwischenlandung in                          Altenrhein gekommen sind, haben Sie als         an den Infrastrukturkosten beteiligt, ob-
                                                Kommerzchef in Bern-Belp gearbeitet. Gibt       wohl dieser einen grossen volkswirtschaft-
Friedrichshafen aufhorchen lassen               es Gemeinsamkeiten zwischen den beiden          lichen Nutzen hat. Selbst den Shuttle-Bus
(siehe auch Beitrag ab Seite                    Flughäfen?                                      vom Flughafen nach Bregenz und Dornbirn
14). Darüber und in welchem                     Daniel Steffen: Die gibt es auf jeden Fall.     finanzieren wir selber. Der Kanton Bern hin-
                                                Beide wickeln regionalen Linienverkehr          gegen hat sich in der Vergangenheit immer
wettbewerbsspezifischen Umfeld                   ab, beide müssen sich mit der Frage der         wieder und zum Teil in erheblichem Um-
sich der Flugplatz St. Gallen-                  Finanzierung der Flugsicherung beschäf-         fang finanziell an Infrastrukturvorhaben
                                                tigen, und beide sind in ein regionales         und der öffentlichen Verkehrsanbindung
Altenrhein bewegt, gibt Daniel                  politisches Umfeld eingebettet, wobei der       in Belp beteiligt.
Steffen, CEO der People’s Air                   Kanton St. Gallen im Moment etwas bür-
                                                gerlicher regiert wird als der Kanton Bern.     Die neue Route Altenrhein-Köln mit einem
Group, im folgenden Gespräch
                                                                                                Stopp in Friedrichshafen gibt viel zu reden.
exklusiv Auskunft.                              Was heisst das für Altenrhein?                  Welches Passagiersegment hat die People’s
                                                Ein Wirtschaftsführer hat mir einmal ge-        Viennaline hier im Visier?
                                                sagt, dass die Linken das Geld ausgeben und     Wie auf unserer Wien-Strecke wollen wir
                                                die Bürgerlichen es wieder einsparen. Also      in erster Linie Geschäftsreisende anspre-
                                                musst du das nächste Mal Links wählen,          chen, vor allem jene, die in Friedrichshafen
12   Civil Aviation   Cockpit 12 2016

     Monatsinterview
                                                                                                       zusteigen. Friedrichshafen-Köln war die beste Strecke,
                                                                                                       welche die frühere Intersky bediente. Wir haben zwei
                                                                                                       Varianten: Entweder wir errichten in Friedrichsha-
                                                                                                       fen eine zweite Basis, was mit relativ hohen Kosten
                                                                                                       verbunden wäre, oder wir bekennen uns zu unserer
                                                                                                       Homebase und unserem Flughafen in Altenrhein. Wir
                                                                                                       haben uns für diese Lösung entschieden und deshalb
                                                                                                       auch die Idee, in Friedrichshafen in die Fussstapfen
                                                                                                       von Intersky und VLM zu treten, verworfen.
                                                                                                       Friedrichshafen ist ja bezüglich der Marktsituation mit
                                                                                                       ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert wie Altenrhein.
                                                                                                       Genau. Unsere Märkte sind begrenzt und der Preis
                                                                                                       hat nur einen geringen Einfluss auf das Wachstum.
                                                                                                       Die beiden Airports sind lediglich 20 Kilometer Luft-
                                                                                                       linie voneinander entfernt und haben dasselbe Ein-
                                                                                                       zugsgebiet. Alles hat geradezu danach verlangt, die
                                                                                                       Zusammenarbeit zu suchen. Daraus ist die Strategie
                                                                                                       entstanden, unsere Flüge Richtung Norden via Fried-
                                                                                                       richshafen zu führen und alles, was in Richtung Wien
                                                                                                       oder in Zukunft nach Süden noch kommen wird, ab
                                                                                                       Friedrichshafen via Altenrhein zu entwickeln. Der
                                                                                                       Abschnitt über den Bodensee ist immer der Zubrin-
                                                                                                       ger für den jeweils anderen Airport. Seit kurzem sind
                                                                                                       wir auch IOSA (IATA Operational Safety Audit)-zerti-
                                                                                                       fiziert und können so ab Friedrichshafen Flüge unter
                                                                                                       gemeinsamer Flugnummer oder Interlining mit an-
                                                                                                       deren Airlines anbieten.
                                                                                                       Welche Codeshare-Möglichkeiten sehen Sie?
                                                                                                       In Köln könnten wir bei Eurowings anklopfen, die
                                                                                                       ja von dort aus operiert. In Friedrichshafen sehe ich
                                                                                                       aktuell eine Möglichkeit mit Twinjet, die einen Air-
                                                                                                       bus-Shuttle nach Toulouse anbietet, oder mit Airlines,
                                                                                                       welche die ehemaligen Intersky-Strecken nach Ham-
                                                                                                       burg und Berlin wieder aufnehmen möchten. Wir
                                                                                                       können mit unseren Anschlussflügen ab Altenrhein
                                                                                                       so das Gesamtaufkommen ab Friedrichshafen stärken
                                                                                                       und mithelfen, neue Flüge nachhaltig zu stabilisieren.
                                                                                                       Die «Aktion gegen Fluglärm Altenrhein» findet diesen
                                                                                                       offiziell als kürzesten Linienflug der Welt vermarkteten
                                                                                                       Flug über den Bodensee ziemlich unsinnig. Was antwor-
                                                                                                       ten Sie dem Schutzverband?
                                                                                                       Wenn wir nur Friedrichshafen retour fliegen würden,
                                                                                                       wäre ich auch der Meinung, dass das keinen Sinn
                                                                                                       macht. Die Lärmgegner haben halt nur diesen kur-
                                                                                                       zen Hüpfer im Auge, um besser auf den Flughafen zu
                                                                                                       «schiessen». Dieser Flug ist ein absolutes Nebenpro-
                                                                                                       dukt, für uns aber nötig, weil wir nicht wollen, dass
                                                                                                       die Kundschaft aus Süddeutschland mit dem Auto
                                                                                                       nach Zürich, Stuttgart oder München ausweicht. Die
                                                                                                       Ostschweiz, Vorarlberg und das Fürstentum Liechten-
                                                                                                       stein wären ein zu kleiner Markt für die Köln-Strecke.
                                                                                                       Im Übrigen flog schon Intersky ihre Elba-Verbindung
                                                                                                       ab Friedrichshafen via Altenrhein – und dies erst noch
                                                                                                       leer. Damals sagte auch kein Mensch etwas.
                                                                         Fotos: Flugplatz Altenrhein

                                             Oben: Embraer 170 von                                     Bis im Frühjahr wird auf dem Köln-Flug noch eine
                                                  People's Viennaline.                                 geleaste Embraer 145 eingesetzt. Danach übernimmt
                                        Unten: Blick auf den Flugplatz                                 People’s eine zweite Embraer 170. Woher stammt die
                                                St. Gallen-Altenrhein.                                 Maschine?
                                                                                                       Wir haben eine Absichtserklärung für den Kauf einer
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                                                                                                                        Zur Person
                                                                                                                        Der Bündner Daniel Steffen, Jahrgang 1964,
                                                                                                                        begann seine berufliche Laufbahn als Be-
                                                                                                                        triebsdisponent bei der Rhätischen Bahn in
                                                                                                                        St. Moritz. Nach einer Tätigkeit als Verkaufs-
                                                                                                                        leiter bei den Jungfrau-Bahnen erfolgte 1994
                                                                                                                        mit der Übernahme der Verkaufs- und Mar-
                                                                                                                        ketingabteilung von Air Engiadina (später
                                                                                                                        Swisswings und KLM Alps) der Einstieg in
                                                                                                                        die Luftfahrt. Später bekleidete Steffen das
                                                                                                                        Amt des Kommerzchefs und Kommunika-
                                                                                                                        tionsverantwortlichen beim Flughafen Bern-
                                                                                                                        Belp. Bevor er im Dezember 2015 zum CEO
                                                                                                                        der People’s Air Group ernannt wurde, war
                                                                                                                        er verantwortlich für deren Geschäftsent-
                                                                                                                        wicklung.
Foto: Thomas Strässle

                                                                                                                        Steffen wohnt in Goldach und ist ausgebil-
                                                                                                                        deter Tauchlehrer. In seiner Freizeit macht er
                                                                                                                        gerne Unterwasserfotografien und ist häufig
                                                                                                                        auf Reisen. (ts)

                        ehemaligen Finnair-Maschine unterzeich-        Wo sehen Sie Entwicklungsmöglichkeiten für      einfach, zu welchem Preis. Zürich hat be-
                        net, die wie unser erstes Flugzeug über 76     Ihre Airline?                                   reits ein sehr grosses Angebot nach London.
                        Plätze verfügen wird. Wichtig war uns, dass    Die Saison 2016 hat gezeigt, dass die Regio-    Swiss als Homecarrier hat viele kommerzi-
                        sie von der EASA zugelassen ist. Die Ablie-    nalairports aufgrund ihrer kurzen Wege für      elle Verträge mit Grossfirmen. Es wäre für
                        ferung sollte zwischen Ende November und       Ferienflüge gefragt sind. Die Verbindungen       uns schwierig, die Preise zu verlangen, die
                        Mitte Dezember erfolgen. Die Maschine          nach Mallorca, Kroatien, Griechenland und       wir bräuchten, und den Ostschweizer Markt
                        kommt direkt aus einem C-Check; es stehen      Sardinien waren äusserst erfolgreich. Bei ge-   für London nach Altenrhein umzuleiten.
                        aber noch ein paar Erneuerungsarbeiten in      wissen Destinationen lag die Auslastung bei
                        der Kabine an. Wenn die Rekrutierung der       93 Prozent. Nächstes Jahr werden wir Flü-       Interview: Thomas Strässle
                        14 neuen Besatzungsmitglieder wie geplant      ge nach Neapel und Menorca aufnehmen.
                        verläuft, können wir das Flugzeug schon ab     Geplant ist zudem ein eigener Linienflug
                        Februar einsetzen.                             nach Ibiza.

                                                                       Liegt der Fokus dabei weiterhin im Süden
                        «Unsere Märkte sind be-                        oder sehen Sie auch anderswo Optionen?           Auf ein Wort
                                                                       Es können durchaus auch nördliche Desti-
                        grenzt und der Preis hat nur                   nationen sein, etwa Usedom oder Rostock,         Wo waren Sie zuletzt in den Ferien?
                        einen geringen Einfluss auf                     vorausgesetzt, die ab Altenrhein aufgrund        In Ligurien zum Tauchen.
                                                                       der kurzen Piste geltende Reichweitenbe-
                        das Wachstum.»                                                                                  Ihre Lieblingsdestination?
                                                                       schränkung, die etwa bei zwei Stunden
                                                                                                                        Die Malediven (meine Tochter lebt dort)
                                                                       liegt, wird nicht überschritten.
                                                                                                                        und Ägypten.
                        Kam nur eine Embraer 170 in Frage?             Haben Sie mit der Aufnahme der Flüge nach        Wo wollten Sie immer schon einmal hin?
                        Zunächst sind wir eigentlich eher von          Köln auch an eine Namensänderung Ihrer           Tauchen in der Arktis und Grönland. Ich
                        einem 50-Sitzer, etwa einer Embraer 145,       Airline gedacht?                                 bin begeisterter Kaltwasser- und Eistau-
                        ausgegangen, weil Friedrichshafen ganz         Ja, der Verwaltungsrat hat sich solche Über-     cher.
                        klar ein Markt für Flugzeuge dieser Grös-      legungen tatsächlich gemacht und auch Na-
                                                                                                                        Wen würden Sie gerne an Ihrem Flug-
                        senordnung ist. Der Einsatz dieses Musters     men wie «People’s» oder «People’s Airline»
                                                                                                                        hafen begrüssen?
                        hätte aber in Altenrhein wegen der EASA-       diskutiert. Aber weil der Name «Vienna»
                                                                                                                        Claude Nicollier. Ein Mann, der die Welt
                        Bestimmungen und unserer kurzen Piste          grundsätzlich positiv behaftet ist, sahen wir
                                                                                                                        wirklich von oben gesehen hat.
                        zu erheblichen Einschränkungen bei nas-        im Endeffekt keinen Grund, einen anderen
                        ser Runway geführt. Unter solchen Bedin-       Brand zu verwenden.                              Ihr Lebensmotto?
                        gungen hätte das Flugzeug nur noch mit                                                          Bin eine vo vilne und doch immer echli
                        16 Passagieren an Bord landen können. Das      Wie steht es derzeit mit der immer wieder ge-    andersch!
                        war für uns natürlich nicht machbar. Klar      nannten London-Verbindung?
                                                                                                                        Sind Sie in den sozialen Netzwerken aktiv?
                        war hingegen immer, dass wir eine reine Jet-   Diese Idee haben wir beerdigt, obwohl es
                                                                                                                        Ich bin ein Social Media-Junkie.
                        Flotte haben wollten.                          natürlich einen Markt gibt. Die Frage ist
14                             Civil Aviation          Cockpit 12 2016

                              People's Air Group

                             In rekordverdächtigen
     Fotos: Hansjörg Egger

                             Der knapp fünfminütige Flug mit Start ab dem Flughafen St.Gallen-Altenrhein (LSZR) und Landung in Friedrichshafen (EDNY) im Zeitraffer (von
                             oben links nach unten rechts).

                             Am 2. November hob die Embraer 170-Maschine der People's Viennaline in Altenrhein erstmals zum
                             knapp fünfminütigen Flug nach Friedrichshafen ab; gemäss People's Air Group die kürzeste internationale
                             Linienverbindung der Welt. Nach kurzem Aufenthalt wird der Flug nach Köln fortgesetzt.

                       S
                                   o viel Rummel war dem öffentlich-         Potenzial ist vorhanden                           Die österreichische Intersky sei wie die flä-
                                   keitsscheuen Besitzer der People's        «Wir haben lange mit dem Gedanken ge-             mische VLM unter anderem auch darum
                                   Viennaline und des Flughafens             spielt, von Friedrichshafen eine Verbindung       gescheitert, weil das Fluggerät nicht gepasst
                             Altenrhein, Markus Kropf, fast zu viel. Jour-   nach Köln anzubieten», sagte Finanzchef           habe. Mary ist überzeugt, dass die Embraer
                             nalisten aus aller Welt nahmen am frühen        Thomas Mary. Die Strecke Friedrichshafen-         170, mit Platz für 76 Personen, richtig ist. Bis
                             Morgen des 2. November den kleinen und          Köln habe eine grosse Tradition. Die Nach-        Ende März wird eine 50-plätzige, von Denim
                             beschaulichen Flugplatz Altenrhein am           frage sei sehr gross, weil viele Geschäftsleute   Air gemietete Embraer 145 auf der Strecke
                             Bodensee in Beschlag. Der Warteraum, in         aus der Region Friedrichshafen und Vor-           eingesetzt. Dann übernimmt «Nora», die
                             dem sonst Geschäftsleute auf ihren Flug         arlberg Geschäftsbeziehungen zu Firmen in         zweite Embraer 170, die am 10. November
                             nach Wien warten, war fast zum Bersten          Köln-Bonn unterhalten. «Das Potenzial ist         gekauft wurde.
                             voll mit Medienleuten, die den speziellen       zweifellos da», ist Mary überzeugt. Zu den
                             Anlass auf Video oder mit der Kamera fest-      besten Zeiten generierte die Verbindung           Internationale Aufmerksamkeit
                             hielten. Alle wollten sie Zeuge des ersten      60 000 Passagiere jährlich. Zuletzt waren es      Daniel Steffen, CEO der People’s Air Group,
                             Flugs auf der «kürzesten internationalen        bei der in Konkurs geratenen Intersky im-         hatte seinen grossen Tag. Für einmal genoss
                             Linienverbindung der Welt» sein.                merhin noch 40 000.                               die kleine People's Viennaline die Aufmerk-
                             Die Embraer 170 (mit Namen Laura) der mit       Zusätzliche Fluggäste ortet Mary in               samkeit der Weltöffentlichkeit. «Sogar
                             einem österreichischen AOC (Air Operator        der Region St. Gallen beziehungsweise             CNN und japanische Medien haben über
                             Certificate) ausgestatteten Fluggesellschaft     generell in der Ostschweiz. Eine Studie der       uns berichtet», verriet Steffen nicht ohne
                             People’s Viennaline, hob kurz nach 6.40 Uhr     Fachhochschule St. Gallen habe die Unter-         Stolz. Der Flug von Altenrhein nach Fried-
                             zum knapp fünfminütigen Flug nach Fried-        suchungen der People’s-Geschäftsleitung           richshafen hatte für viel Wirbel gesorgt.
                             richshafen ab. Die Airline hatte für den Flug   bekräftigt. Der Fokus liegt aber klar auf         Vor allem grüne Politiker sprachen im Vor-
                             ursprünglich acht Minuten einkalkuliert.        den Geschäftsleuten, da People's Viennaline       feld des Erstflugs von einem «ökologischen
                             Eine Zeitspanne, die beim Erstflug um rund       keine Billigflugairline sei. In Köln ist neben     Unsinn» – was People's nur noch mehr Auf-
                             drei Minuten unterboten wurde.                  der Autoindustrie auch Airbus vertreten.          merksamkeit bescherte. Steffen entgegnete,
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                              5 Minuten über den See
Foto: People’s Viennaline, Tino Dietsche

                                           Landung in Friedrichshafen, von Köln kommend. Blick aus dem Cockpit der Embraer 170.

                                           angesprochen auf die Vorwürfe, dass die        meter und dauert ohne Stau 60 Minuten.         den See zu absolvieren, durchaus nachvoll-
                                           CO2-Bilanz genau die gleiche sei, wenn         Das Verkehrsaufkommen in der Nähe von          ziehbar, zumal das Flugzeug bereits nach 20
                                           ein Passagier mit seinem Auto zuerst nach      Friedrichshafen sei in der Regel aber sehr     Minuten Wartezeit Richtung Köln abhebt.
                                           Kloten fahren müsse, um dort das Flugzeug      hoch und mit Stosszeiten mit langen War-       Für die Piloten ist die Strecke über den See
                                           nach Köln zu besteigen.                        tenzeiten verbunden, führt Steffen weiter      herausfordernd, da sie nach VFR-Regeln flie-
                                           Die Strecke mit dem Auto von Altenrhein        aus. So gesehen sei die Alternative, mit dem   gen. Passagiere aufnehmen darf People's Air
                                           nach Friedrichshafen beträgt gut 52 Kilo-      Flugzeug die 20,5 Kilometer (Luftlinie) über   Group nur deshalb, weil sie über ein öster-
                                                                                                                                         reichisches AOC verfügt. Eine schweizeri-
                                                                                                                                         sche Fluggesellschaft dürfte keinen inner-
                                                                                                                                         deutschen Flug (Kabotage) anbieten.

                                                                                                                                         Für 50 Franken über den See
                                                                                                                                         Die Kosten für die Strecke von Altenrhein
                                                                                                                                         nach Friedrichshafen liegen nach Angaben
                                                                                                                                         des Unternehmens bei 50 Schweizer Fran-
                                                                                                                                         ken oder 40 Euro. Wer den 55 Minuten lan-
                                                                                                                                         gen Weiterflug nach Köln antritt, zahlt min-
                                                                                                                                         destens 99 Euro. Einen Bordservice über den
                                                                                                                                         See gibt es übrigens nicht: «Die Passagiere
 Foto: Hansjörg Egger

                                                                                                                                         können dafür die schöne Aussicht über den
                                                                                                                                         Bodensee geniessen», so Steffen.

                                           People's-Besitzer Markus Kropf (rechts) und Finanzchef Thomas Mary.                           Patrick Huber
16     Business Aviation             Cockpit 12 2016

       Pilatus Flugzeugwerke AG

     Oben: Der Neubau der Halle 25 ist auf Kurs. Die neue Halle mit einer Fläche von 8000 Quadratmeter wird für die bevorstehende Serienproduk-
     tion des PC-24 Business Jets benötigt. Rechts aussen: Nach 18 Monaten Bauzeit hat Pilatus das neue Logistikzentrum mit vollautomatischem
     Hochregallager in Betrieb genommen. Kleines Bild rechte Seite: Hauptsitz der Pilatus Flugzeugwerke in Stans.

     Pilatus plant die Zukunft
     Die Pilatus Flugzeugwerke in Stans rüsten sich für die Zukunft. Wie von Verwaltungsratspräsident
     Oscar J. Schwenk an der Ebace in Genf («Cockpit» 7/2016) angekündigt, müssen insbesondere für
     den Bau des neuen Business Jets PC-24 zusätzliche Produktionsstätten geschaffen werden.

     A
             m Pilatus-Hauptsitz in Stans ist nach rund 18 Monaten          müssen, sondern dass das vollautomatische System die Produkte
             Bauzeit das neue Logistikgebäude in Betrieb genommen           selbstständig holt und zur weiteren Verarbeitung an die Ausgabe-
             worden. Da aufgrund des neuen Pilatus Business Jets PC-24      stelle liefert. «Alle Prozesse mussten angepasst und die Mitarbeiter
     die Platzbedürfnisse steigen werden, entschied man sich für den        entsprechend geschult werden», so Hess.
     Bau eines neuen Logistikzentrums mit vollautomatischem Hoch-
     regallager, basierend auf drei verschiedenen Systemen: ein System-     Ja zum Schweizer Standort
     palettenlager, ein Palettenlager sowie ein Kleinteilelager. Diese      «Aktuell sind über 50 000 Artikel im neuen Hochregallager zwi-
     Kombination ermöglicht den Zugriff auf verschiedenste Teile, von       schengelagert, täglich werden durchschnittlich 3000 Rüstposi-
     der kleinen Schraube bis zu ganzen Flugzeugkomponenten. Auch           tionen verarbeitet», berichtet Roger Hess erfreut. Mit diesem Gross-
     die Abmessungen des Hochregallagers sprechen für sich: 24 Meter        projekt untermauert Pilatus den Willen, weiterhin in der Schweiz
     Höhe und 65 Meter Länge mit einer Kapazität von insgesamt 5300         zu produzieren.
     Palettenstellplätzen. Investiert wurden gemäss Roger Hess, Vice Pre-   Ebenfalls im neuen Gebäude sind ein grosszügig ausgelegtes
     sident Supply Chain und ICT, rund 30 Millionen Franken, davon          Betriebsrestaurant mit über 300 Sitzplätzen, das Rechenzentrum
     allein 10 Millionen in die Lagertechnik.                               sowie zusätzliche Büroräumlichkeiten eingerichtet worden. Der-
     Ganz neu für die Mitarbeiter in der Logistik ist auch, dass die be-    zeit arbeiten rund 165 Personen im neuen Gebäude, davon sind
     nötigten Teile oder Artikel nicht mehr im Lager geholt werden          24 im Bereich Logistik und 150 im Bürobereich tätig.
17

                                                                       Fotos: Pilatus Flugzeugwerke

Vor kurzem wurde auch ein neues, dreistöckiges Parkhaus für die
                                                                                                      Neue Halle 25
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fertiggestellt. Weitere Bauvor-
                                                                                                      Unmittelbar nach Erhalt der Baubewilligung im vergangenen Juli sind
haben betreffen das neue Oberflächenbearbeitungszentrum mit
                                                                                                      die Bagger aufgefahren und die Bauarbeiten haben begonnen. «Der
einem Investitionsvolumen von 33 Millionen Franken sowie das
                                                                                                      Neubau der Halle 25 ist auf Kurs, so dass diese nach zwölf Monaten
Hightech-Fünf-Achs-Fräskonzept im Wert von weiteren 37 Millio-
                                                                                                      Bauzeit Mitte 2017 in Betrieb genommen werden kann», sagt Daniel
nen Franken. Mit letzterem bekräftige Pilatus die Kernkompetenz
                                                                                                      Geiser, Mitglied der Geschäftsleitung und zuständig für Montage und
des Integralfräsens und gleichzeitig werde sichergestellt, dass auch
                                                                                                      Unterhalt. Die neue Halle mit einer Fläche von 8000 Quadratmeter –
in diesem Bereich der Standort Schweiz international konkurrenz-
                                                                                                      vergleichbar mit der 2008 fertiggestellten Montagehalle – wird für die
fähig bleibe, ist Hess überzeugt.
                                                                                                      bevorstehende Serienproduktion des PC-24 Business Jets benötigt. Es
Für die Serienproduktion ist ebenfalls eine neue Produktionshalle
                                                                                                      können aber auch alle anderen Modelle für die Vormontage und die
im Bau. Diese wird auf dem Übergangsparkplatz Richtung Ennet-
                                                                                                      Ausrüstung von Tragflächen und Rumpf untergebracht werden. Sig-
bürgen zu stehen kommen. Baustart war Mitte 2016.
                                                                                                      nifikanter Unterschied zur bisherigen Montagehalle werden die bei-
                                                                                                      den in der Längsachse angeordneten Toranlagen sowie die Kranan-
                                                                                                      lage über die gesamte Hallenfläche sein. Rund 30 Millionen Franken
                                                                                                      investieren die Flugzeugwerke in die neue Halle. (fk)
Felix Kälin
18     Civil Aviation         Cockpit 12 2016

       Was macht eigentlich… Hanspeter Brütsch?

     Die graue Eminenz
     Hanspeter Brütsch hat den Flug-
     hafen Zürich vor der Privatisierung
     im Jahr 2000 nachhaltig geprägt.
     Er war Chef der Flughafen-Immo-
     bilien-Gesellschaft (FIG) und die
     graue Eminenz im Hintergrund.
     «Ich gehe und bin weg», verab-
     schiedete sich der heute 80-Jäh-
     rige nach seiner Pensionierung
     vor 17 Jahren und verzichtete auf
     weitere Mandate.

     A
              ls «beschriebenes Blatt» hat FIG-
              Verwaltungsratspräsident Ulrich
              Bremi Hanspeter Brütsch bei seiner
     Verabschiedung betitelt. 27 Jahre konnte der
     im Kanton Schaffhausen aufgewachsene
     Brütsch über die Gebäude-Infrastruktur
     am Flughafen Zürich mitbestimmen, ver-
     handelte hartnäckig mit den Banken um
     Kredite, klopfte aber auch mal einem der
     Hauptmieter – wie etwa der Swissair – auf
     die Finger, wenn dieser glaubte, sich allzu-
     viele Freiheiten herausnehmen zu können.

                                                                                                                                                    Foto: Patrick Huber
     Hanspeter Brütsch war ein Patron der alten
     Schule: streng, aber gerecht. Zusammen mit
     dem Architekten Hans Stahel bildete er ein
     gut funktionierendes Führungsduo. Der
     erste wollte für Bauten oft viel Geld ausge-    «Zur Hauptsache faulenze ich, trinke ein Gläschen mit Freunden und geniesse die Zeit.»
     ben, der zweite trat immer wieder auf die
     Kostenbremse, so dass sich bei der Flug-        die 3. und 4. Bauetappe mit Terminal B, Ope-    immer gleicher Meinung gewesen seien,
     hafen-Immobilien-Gesellschaft (FIG) Aus-        rations Center, Parkhäusern, Fingerdock A,      wie Brütsch sagt.
     gaben und Einnahmen die Waage hielten           SBB-Wartehalle etc., welche grosse Investiti-   In Planung und Projektierung blieb die
     und am Ende des Geschäftsjahrs schwarze         onen zur Folge hatten. Einzig die markante      grosse 5. Bauetappe, unter anderem mit
     Zahlen resultierten. Als Stahel pensioniert     Werft 3 hat die Swissair selber gebaut. Den     dem Midfield-Dock und der dazu gehören-
     wurde, hatte Brütsch das alleinige Sagen        alten, schönen Bogenhangar veräusserte          den unterirdischen Verbindungsbahn, zu-
     (unter den VR-Präsidenten Fritz Honegger,       Brütsch an die Swissair. «Ich übernehme         rück, die später realisiert wurden.
     später Ulrich Bremi).                           nichts, was unter Schutz steht», stand für
                                                     ihn fest.                                       Sekretär der BGB
     «Ich ging rechtzeitig»                          1,3 Milliarden Franken mussten von der FIG      Nach der Kantonsschule Schaffhausen stu-
     «Ich bin jeden Tag gerne ins Büro gefahren»,    allein für die 3. Bauetappe am Kapitalmarkt     dierte der einzige Sohn eines Grenzwächters
     sagt Brütsch 17 Jahre nach seiner Pensionie-    aufgenommen werden. Das war Sache von           an der Wirtschafts- und Handelshochschule
     rung, nachdem er den Gästen an seiner Ver-      Hanspeter Brütsch. «Geld zu beschaffen war      St. Gallen und schloss mit dem Lizenziat für
     abschiedung bedeutet hatte: «Ich gehe und       eine permanente Herausforderung», erin-         Verwaltung (lic. rer. publ.) ab.
     bin weg.» – «Vor allem ging ich rechtzeitig!»   nert er sich.                                   Seine berufliche Karriere startete der drei-
     Die Privatisierung wollte er als 63-Jähriger    Er verhandelte lieber mit Banken und mög-       fache Familienvater als Sekretär bei der BGB
     nicht mehr mitmachen. Das Flughafenge-          lichen Geldgebern im Hintergrund, als sich      (Bauern-, Gewerbe- und Bürgerpartei, die
     schehen verfolge er zwar weiterhin, mische      im Vordergrund den Medien zu stellen. Dies      Vorgängerin der SVP). In der Funktion als
     sich aber nicht ein, sagt er.                   überliess er gerne Hanspeter Staffelbach        Geschäftsführer des Zürcher Bauernverban-
     Unter seiner Ägide wurden am Flughafen          von der Flughafendirektion, mit dem er ein      des war er auch Redaktor des Publikations-
     Zürich viele Bauprojekte realisiert, so etwa    gutes Verhältnis pflegte, obwohl sie nicht       organs «Zürcher Bauer». Zu seiner Tätigkeit
19

am Flughafen kam er aufgrund eines ent-
sprechendem Inserates.
Aviatischen Hintergrund hatte er keinen;
nicht zuletzt darum nicht, weil ihm sei-
ne Eltern weismachten, dass Einzelkinder
nicht als Piloten genommen würden… Als
er die Schummelei später bemerkte, war es
für eine Pilotenkarriere schon zu spät. Und
doch wollte er Teil der Aviatik sein.

Mitarbeiter genossen Freiheiten
Er sei ein strenger Chef gewesen, «auch
ein bisschen ein Rappenspalter», blickt er
zurück, doch habe er seinen Mitarbeiten-
den viele Freiheiten gelassen. «Kompeten-
zen hat man nicht, man nimmt sie sich»,
lautete sein Credo. Was seine Untergebe-
nen beherzigten. Er sei kein Diplomat ge-
wesen, weshalb er von einer einst ins Auge
gefassten diplomatischen Karriere schnell       Die FIG-Führung, nachdem Hanspeter Brütsch (rechts) am 1. Januar 1972 Einsitz nahm. In der
Abstand nahm.                                   Mitte das andere Geschäftsleitungsmitglied, Hans Stahel. Links: alt Bundesrat Fritz Honegger.
Er habe in seiner Zeit als FIG-Direktor im-
mer einen gerechten Lohn bezogen, aber
auch darauf geachtet, dass anständige Löh-
ne bezahlt wurden. «Das war vor allem bei
den Putzfrauen wichtig, waren wir doch
das grösste Reinigungsinstitut in Kanton
Zürich.» Die meisten der heutigen Mana-
gerlöhne bezeichnet das 80-jährige Mitglied
des Rotary Club Volketswil als «jenseits von
Gut und Böse».

Viel auf Reisen
53 Jahre wohnten Liselotte und Hanspeter
Brütsch in Volketswil, davon 37 Jahre in
einem 9-Zimmer-Einfamilienhaus, wo sie
den startenden F/A-18 in Dübendorf zu-
schauen konnten, bevor sie vor zwei Jah-
ren in eine altersgerechte Eigentumswoh-
nung nach Fehraltorf umzogen.                   Im Gespräch mit alt Bundesrat Adolf Ogi, anlässlich des 50-Jahr-Jubiläums des Flughafens.
Schon immer zog es das Ehepaar auf private
Reisen in die weite Welt: Südsee, Australien,
Mexiko, Madagaskar, Indien, Zentralasien,
Ferner Osten, aber auch Kuba, um nur einige
Destinationen zu nennen. Und alle Flüge in
der Economy Class. Schliesslich sei er frü-
her als Jugendlicher ja auch per Autostopp
verreist. Eine Erfahrung, die Brütsch nicht
missen möchte.
«Ich mache nur noch, was mir Freude
macht, unter anderem reisen, solange wir
gesundheitlich dazu in der Lage sind, im In-
ternet surfen, lesen, etwas im Gärtchen tun,
zur Hauptsache aber – faulenzen.» Brütsch
fühlt sich als «glückhafter Privatier» und
geniesst zusammen mit seiner Frau oder
Kollegen mit einem Gläschen Wein «die
                                                                                                                                                   Fotos: zvg

noch verbleibende Zeit!»

                                                Eine Friedenspfeife mit Flughafen-Direktor Hanspeter Staffelbach. Streit hatten die beiden nie –
Patrick Huber                                   «nur unterschiedliche Meinungen». Rechts: Daniel Spoerry, Vizedirektor des Flughafens.
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                         Luftfahrtkongress Economiesuisse

              Luftraum – quo vadis?
                       Für die Exportnation Schweiz und ihre Unternehmen ist die Luftfahrt lebenswichtig. Um die Anbindung
                       unseres Landes an die grossen Wirtschaftszentren der Welt auch in Zukunft zu sichern, braucht es Freiräume
                       für die Luftfahrtunternehmen. Am diesjährigen Schweizerischen Luftfahrtkongress auf dem Flughafen Zürich
                       wurde einmal mehr über die wirtschaftliche Bedeutung des Luftverkehrs und dessen Infrastruktur debattiert.

                D
                                ie Schweiz ist auf ein dichtes Netz   der Eröffnung durch economiesuisse-Prä-      Exportnation Schweiz und ihre Unterneh-
                                von direkten Flugverbindungen         sident Heinz Karrer und die Zürcher Volks-   men, um global mitzuspielen. Die Schwei-
                                zu den globalen Wirtschaftszent-      wirtschaftsdirektorin Carmen Walker-Späh     zer Wirtschaft braucht eine starke Luftfahrt,
                       ren angewiesen. Dies gilt für den Personen-    klar wurde. Die Nachfrage nach Flug-         die sich stetig modernisiert und ihre Infra-
                       verkehr genauso wie für die Fracht. Und:       verkehrsdienstleistungen werde auch in       strukturen bedarfsgerecht ausbaut.» Die
                       Bei der Standortwahl internationaler Un-       der Schweiz zunehmen, sagte Karrer. Die      Schweizer Flughäfen könnten, so Franz,
                       ternehmen ist die gute Luftverkehrsanbin-      Herausforderungen bestünden darin, das       im Vergleich zum Ausland nicht mithal-
                       dung unseres Landes ein entscheidendes         Angebot so zu gestalten, dass es mit der     ten. Weltweit habe etwa die Luftfracht in
                       Kriterium. Mit knapp 50 Millionen Passa-       steigenden Nachfrage Schritt halten könne.   den letzten Jahren enorm zugenommen,
                       gieren und mehr als 600 000 Tonnen Fracht      Wenn das nicht gelinge, würden Direktver-    während in der Schweiz noch nicht ein-
                       ist die volkswirtschaftliche Bedeutung der     bindungen über andere Drehkreuze abgewi-     mal das alte Niveau von vor dem Swissair-
                       Schweizer Luftfahrt enorm. Dabei bilden        ckelt und der Wirtschaftsstandort Schweiz    Grounding erreicht sei. Alleine die Roche
                       die Landesflughäfen Zürich, Genf und Basel      schleichend an Bedeutung verlieren.          habe ihr Aufkommen bei der Luftfracht in
                       Infrastrukturen von nationaler Bedeutung.                                                   den letzten fünf Jahren um 42 Prozent ge-
                       Der hohe Stellenwert der Luftfahrt für un-     Luftfrachtwachstum ohne Schweiz              steigert – aber nicht aus der Schweiz. Dies
                       seren Wirtschaftsstandort war am Schwei-       Christoph Franz, Verwaltungsratspräsi-       führe dazu, dass Frachtgut per Camion
                       zerischen Luftfahrtkongress auf dem Flug-      dent von Roche, brachte es auf den Punkt:    nach Frankfurt, Amsterdam oder Luxem-
                       hafen Zürich unbestritten, wie bereits bei     «Der Luftverkehr ist lebenswichtig für die   burg spediert werden müsse. Es sei bereits
     Foto: Jürg Wyss
21

10 nach 12, um die Kapazitäten der Flug-
häfen auszubauen und mit der Entwick-
lung mithalten zu können.
                                                 Kongress-Splitter
                                                  Zitate aus berufenem Munde
«Clean sheet approach» für neue
Luftraumstruktur                                  «Die Neugestaltung des Luftraums erfasst auch die damit verbundene Infrastruktur.»
Bundesrätin Doris Leuthard kündigte               «Flugsicherung und Flughafen hätten es am liebsten, wenn alle Privatflieger den
eine Neustrukturierung des Luftraums an.          Flughafen im weiten Bogen umfliegen würden, während der Aero-Club Einschrän-
«Rund um die Flughäfen gibt es zunehmend          kungen strikte ablehnt.»
Situationen, bei denen sich Flugzeuge zu
nahe kommen. Wir haben ein Dichtepro-             «Die Kleinaviatik hat genauso ihre Berechtigung wie etwa die Linienfliegerei. Wir
blem, das gefährlich ist.» Im Gegensatz zu        müssen eine Lösung finden, bei der alle sich bewegen können in diesem be-
früheren Versuchen soll diesmal von einem         schränkten Raum.»
«clean sheet approach» ausgegangen und            Bundesrätin Doris Leuthard
eine umfassende Neugestaltung angestrebt
werden.                                           «Die Lärmemissionen von Flugzeugen liegen heute um 80 Prozent niedriger als in
economiesuisse-Direktorin Monika Rühl             den Sechzigerjahren.»
betonte, dass der Bund der Luftfahrt die          Matthias von Randow, Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft e.V
Rahmenbedingungen gewähren müsse,                 «Armand Dufaux, der vor 107 Jahren erstmals über den Genfersee geflogen ist,
damit sie die künftige Nachfrage bewälti-         hätte heute im November dieses Jahres wohl immer noch mit dem BAZL-Zulas-
gen könne. Die Schweizer Flughäfen, ins-          sungsverfahren zu kämpfen und würde vergebens auf einen Slot in Genf warten.»
besondere der Hub Zürich, müssten ihre
                                                  Christoph Franz, Verwaltungsratspräsident Roche
Infrastrukturen massvoll weiterentwickeln
dürfen. Zudem dürften die bestehenden
                                                  «Jeder dritte ausländische Gast kommt mit dem Flugzeug in die Schweiz. Das steht
Betriebszeiten nicht eingeschränkt werden.
                                                  für 10 Milliarden Franken touristischen Umsatz und 50 000 Arbeitsplätze.»
Die Forderungen an eine nachhaltige deut-
sche und europäische Luftverkehrspolitik          Jürg Schmid, Direktor Schweiz Tourismus
formulierte Matthias von Randow, Haupt-
                                                  «Die Wirtschaft in der Romandie muss zur Kenntnis nehmen, dass es ohne Flug-
geschäftsführer des Bundesverbands der
                                                  hafen Genf keine Romandie mehr gibt.»
Deutschen Luftverkehrswirtschaft e.V.: Die
weitere Öffnung der Luftverkehrsmärkte            Pierre Maudet, Staatsrat Kanton Genf
müsse einhergehen mit Mindestanforde-
                                                  «Es wäre eine echt gute Möglichkeit, wenn man die Geschäftsfliegerei nach
rungen für fairen Wettbewerb im interna-
                                                  Dübendorf auslagern könnte.»
tionalen Luftverkehr.
                                                  BAZL-Direktor Christian Hegner
Jürg Wyss / pd

                                                                                                                                             Foto: zvg

Links: Bundesrätin Doris Leuthard nutzte den Luftfahrtkongress, um eine Neustrukturierung des Luftraums anzukündigen.
Oben: Am Panelgespräch unter der Leitung von Michael Weinmann (3.v.r.) nahmen BAZL-Direktor Christian Hegner, Swiss-CEO Thomas Klühr, Ste-
phan Widrig, CEO Flughafen Zürich AG, Jürg Schmid, Direktor Schweiz Tourismus und Pierre Maudet, Staatsrat Kanton Genf (v.l.n.r.) teil.
22     Civil Aviation         Cockpit 12 2016

       Your Captain speaking...

     Goldene Regeln
     In dieser Ausgabe werde ich auf
     einige der acht «Golden Rules»
     von Airbus eingehen, ihre Be-
     deutung in der Praxis an Beispie-
     len aufzeigen und die Parallelen
     zur Leichtaviatik darlegen. Egal ob
     Privatpilot auf Cessna 182 oder
     Linienpilot auf Airbus A380: Je-
     dem Piloten sollten diese golde-
     nen Regeln ein Begriff sein.

     «F
                  liegen, Navigieren, Kommuni-
                  zieren: in dieser Reihenfolge
                  und mit angebrachter Arbeits-

                                                                                                                                                 Foto: zvg
     aufteilung.» Was auf den ersten Blick sim-
     pel klingt, ist in Wirklichkeit gar nicht so
     einfach. Nachstehend die Erläuterungen          Cockpit-Arbeit ist Teamwork – und Fliegen das Zusammenspiel von zahlreichen verschiedenen
     dazu.                                           Komponenten.
     «FLY»: Das bedeutet, dass man die richtige
     Lage im Raum (vertikal & lateral) einhal-
     ten und die korrekte Leistung gesetzt haben     Multitasker. In Wirklichkeit jedoch leidet    zentrale Anzeige im Cockpit, dargestellt
     muss, die Konfiguration (Klappen, Fahr-          am Ende nicht nur das Arbeitstempo, son-      im oberen Teil des PFD (Primary Flight Dis-
     werk etc.) müssen für den jeweiligen Flug-      dern auch die Qualität. Deshalb ist es im-    play). Die FMA dient dazu, dem Piloten auf-
     abschnitt stimmen und das Flugzeug muss         mens wichtig, eine korrekte Priorisierung     zuzeigen, in welchem lateralen oder verti-
     zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle des flie-     der Aufgaben vorzunehmen. Da hilft das        kalen Modus gerade geflogen wird. Auch
     genden Piloten sein.                            erwähnte Konstrukt sehr.                      die Anzeige für die automatische Schubs-
     «NAV»: Wo bin ich, wo sollte ich sein, wo                                                     teuerung befindet sich hier. Bei komplexen
     will ich hin und wo befinden sich Gebirge,       One head up at all times                      Passagierflugzeugen wie Airbus oder Boeing
     schlechtes Wetter und andere topographi-        Wer kennt es nicht? Speziell an schönen       bedarf es einer Verinnerlichung und eines
     sche Hindernisse (z.B. Antennen)? Das sind      Tagen bei herrlichem Flugwetter entlang       damit verbundenen Verständnisses für die
     die vier zentralen Fragen, wenn es um das       der Alpen schweift der Blick gerne in die     Zusammenhänge zwischen den jeweiligen
     Thema Navigation geht.                          Ferne. Das ist auch gut so, denn das aktive   Modi.
     «COM»: Die Kommunikation, sei es mit            «aus dem Fenster schauen» soll bei Piloten
     dem Fluglotsen, mit der Kabinencrew, den        gefördert werden, um nach anderen Flug-       Take action if things do not go
     Passagieren oder untereinander, bildet dann     zeugen Ausschau zu halten (see and avo-       as expected
     den dritten wichtigen Baustein dieser Philo-    id). In einem modernen Airliner kommt         Auch ein Autopilot kann Fehler machen
     sophie.                                         es jedoch oft vor, dass man den Flugcom-      oder eine unbeabsichtigte Eingabe kann
                                                     puter mit Informationen füttern oder An-      zu einem ungewollten Flugzustand führen.
     Einhalten der Reihenfolge ist wichtig           passungen vornehmen muss. Dabei sollte        Eine starke Windböe oder andere meteoro-
     Speziell in der Linienfliegerei wird Piloten     man darauf achten, dass nicht beide Piloten   logische Gegebenheiten können ein Flug-
     beigebracht, bei einer Unregelmässigkeit        «head down», also mit dem Blick nach in-      zeug destabilisieren. In einem solchen Fall
     oder einem technischen Problem dieser           nen gerichtet, arbeiten.                      darf man als Pilot nicht passiv zuschauen,
     Reihenfolge treu zu bleiben. Es hilft sogar,    Auch in der Leichtaviatik ist das ein nicht   sondern eingreifen. Es ist wichtig, immer
     sie laut auszurufen, um den sogenannten         zu unterschätzender Punkt. Speziell im Be-    bereit zu sein und mental dem Flugverlauf
     «Startle Effect» (erster Moment der Auf-        reich von Flugplätzen mit viel VFR-Verkehr    zu folgen.
     schreckung) im Falle einer Warnung zu           (Flug nach Sichtflugregeln) kann das Hin-      In diesem Sinne wünsche ich allen Piloten
     überwinden und korrekt zu agieren.              ausschauen überlebenswichtig sein.            guten Erfolg beim Fliegen, Navigieren und
     Piloten sind kontinuierlich damit kon-                                                        Kommunizieren!
     frontiert, in kurzer Zeit viele Aufgaben        Understand the FMA at all times
     (Tasks) zu erledigen, und sehen sich als gute   FMA (Flight Mode Annunciator) ist eine        Jan Liebich
Cockpit 12 2016           Cover Story                                 23

                                                                              Helitech International

                                                                                                                                                Foto: Walter Hodel
Bell 429 HB-ZAP der Heli-Alps mit HEMS-Ausrüstung (Helicopter Emergency Medical Service).

Schweizer zeigen
sich innovativ
                                              D
Die wichtigste europäische                             er Helikoptermarkt steht seit einiger    Betreibern in 75 Ländern im Einsatz. Diese
                                                       Zeit unter Druck, was sich bei den       Flotte hat über vier Millionen Flugstunden
Fachausstellung für Helikopter                         diesjährigen Verkaufszahlen zeigt.       erreicht. Knapp die Hälfte der H135 (49 Pro-
fand in diesem Jahr vom 11. bis                Einen seit 2015 beispiellosen Einbruch ver-      zent) fliegen als Rettungshelikopter. Ledig-
                                               zeichnet der Offshore-Markt. Marktleader         lich elf Prozent stehen im militärischen Ein-
13. Oktober in Amsterdam statt.
                                               bei den Herstellern ist nach wie vor Airbus      satz, darunter die 20 Stück der Schweizer
Über 180 Aussteller, darunter die              Helicopters, gefolgt von Leonardo Helicop-       Luftwaffe. Zukünftig erhalten die H135 mit
grossen Helikopter-Hersteller und              ters (ehemals Agusta Westland), die Bell         der neuen Helionix-Avionik den Vierach-
                                               Helicopter überholt haben. Trotz sinkender       sen-Autopiloten, der bereits in H145 und
auch verschiedene Schweizer                    Verkaufszahlen aller Hersteller konnte Air-      H175 eingebaut wird. Der erste Kunde wird
Firmen, präsentierten ihre                     bus Helicopters seinen Marktanteil steigern.     Ascent Flight Trainings sein, der 29 Helikop-
                                                                                                ter für das «UK Military Flying Training Sys-
Produkte dem Fachpublikum an                   Bewährt                                          tem» bestellt hat. Im Juni orderte ein Kon-
der Helitech International.                    Airbus Helicopters feierte in Amsterdam          sortium von chinesischen Firmen 100 H135.
                                               das 20-jährige Bestehen der H135-Familie.
                                               Heute stehen weltweit über 1200 Maschi-          Schweizer GrandNew
                                               nen bei über 300 zivilen und militärischen       Leonardo Helicopters gab am 12. Oktober
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