Mehr Treppen für Fische! Schockstarre und andere Zustände - Hochschule ...

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Nr. 89 :: April 2016

Mehr Treppen für Fische!   Schockstarre und andere Zustände   Elberado, Astropolis und Co.
     Projekt ermöglicht             Warum feierte AfD           Kinderstätde im bundesweiten
  problemloses Schwimmen        spektakulären Wahlerfolg?                 Austausch
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treffpunkt campus

Editorial                                                             Inhalt

1.000 Zeichen mit Leerzeichen
                                                                      Herkommen. Ankommen. Mitgestalten.
Um 1450 gab es eine Medienrevolution. Für jene, die sich nicht        Viele gute Wünsche zum Semesterstart                        3
mehr erinnern können: Dank Johannes Gutenberg und neuer
Technologien wurde schneller, billiger und in größeren Mengen         Heiter bis holprig: Der Weg zum Traumstudium über
                                                                      Germanistik und Architektur
gedruckt. Handschriftliches Kopieren kam aus der Mode. Mitt-          Lehrende und ihre Studienanfänge:
lerweile erleben wir wieder eine Medienrevolution, jeder kann         Professor Franz Hinrichsmeyer		                             4
jedem alles online mitteilen und erfährt im besten Fall auch, ob
                                                                      TITELTHEMA
es gelesen worden ist. Aber zurück zum guten alten Gedruckten         Aus der Fischperspektive
und zum kleinen Thema dieses Textes. Der beschränkte Platz            Hochschule Magdeburg-Stendal ist Partner im EU-geförderten
einer zu bedruckenden Seite hat ja auch etwas Gutes. Man ist          Projekt KEEPFISH				                                      5
gezwungen, die Gedanken in hochkonzentrierter Form darzu-             TITELTHEMA
bieten, längeres Abschweifen ist nicht sinnvoll. Wir legen das        Schockstarre und andere Zustände
auch unseren Autorinnen und Autoren nahe und geben eine               Prof. Dr. Titus Simon zum Erstarken der AfD bei den jüngsten
Zeichenzahl vor. Wer sich nicht daran hält, muss kürzen oder          Landtagswahlen					                                          6
wird gekürzt. Dieses Editorial soll nicht länger werden als 1.000     Magdeburger Wissenschaftler forschen für die
Zeichen mit Leerzeichen. Wer nachzählen will, nutze dazu bitte        „Wärmewende“
eine Vorlesungspause im Grünen. Besser wäre es jedoch, die Ar-        Biogasanlagen als flexible Wärmespeicher		                  7
tikel zu lesen, empfiehlt                                             Wenn Rentner dich beim Wandern überholen – ein
                                             NORBERT DOKTOR           Reisebericht
                                                                      Internationale Studierende erkunden den Harz                8
L.u.m.e.N. – interaktive Lampe                                        Im Hörsaal Praxisluft schnuppern
bringt Licht ins Dunkel                                               Fachbereiche unterstützen Theorie-Praxis-Transfer mit
                                                                      Gastvorträgen		                                             9
Wer keine Lust auf eine klassische Stadtführung oder langwei-
                                                                      TITELTHEMA
lige Museumsrundgänge hat, dem könnte ein interdisziplinäres          Von Astropolis bis Mini Zwickau
Projekt aus den Instituten für Industrial Design und Elektro-         Kinderstädte aus ganz Deutschland trafen sich zum Fachaus-
technik Abwechslung verschaffen: Eine interaktive Lampe, die          tausch an der Hochschule                                  10
durch Lichteinsatz Informationen vermittelt, entlang einer Rou-       Die Mediennutzung von morgen
te navigiert und klassische Stadtführungen neu interpretiert.         Die Trends der Medienbranche in der Diskussion             11
                                                                      „Raus aus dem Handballkosmos“
Mittels Smartphone, das in die Lampe integriert ist, kann über
                                                                      Zwischen Leistungssport und Studienalltag:
GPS der eigene Standpunkt geortet und mit den Zielkoordina-           Finn Lemke im Interview		                                  12
ten verglichen werden. Wird die Lampe in die Richtung des Ziel-
objekts gerichtet, leuchtet sie – durch einen Arduino (Prozessor)     Und plötzlich spielte ich Handball
                                                                      Hochschulsport im Selbsttest                               13
gesteuert – in voller Helligkeit. Je größer die Abweichung vom
Ziel ist, umso schwächer wird das Licht. Dadurch findet der Nut-      Kinder-Uni weckt Lust zu studieren
zer intuitiv die korrekte Gehrichtung. An den entdeckten Orten        Wissenschaftliche Inhalte kindgerecht und spannend
                                                                      vermittelt		                		                             14
des Rundgangs wird der Nutzer mit medial aufbereiteten Infor-
mationen über vorhandene Exponate belohnt.                            Die „SINNflut“ am Puls der Zeit
                                                                      Werkschau am Institut für Industrial Design		              15
Entwickelt und gebaut wurde L.u.m.e.N. von Mareike Gabele,            Über Flüchtlingsunterkünfte, Initiativen und Flucht-
Robert Klank, Nicolas Pepping und Eric Schmieder. Sie alle sind       erfahrungen
Master-Studierende in den Fachrichtungen Industrial Design            Journalismus-Studierende sorgen mit Stadtteilzeitung für
und Elektrotechnik der Hochschule Magdeburg-Stendal. „Mit             „ein kleines Stück Nachbarschaftshilfe“                  16
L.u.m.e.N. möchten wir die mediale Wissensvermittlung im öf-          Ein langer aber erfolgreicher Weg – Traumjob in
fentlichen Raum forcieren und auch Besucher begeistern, denen         Kanada gefunden
klassische Ausstellungen keine ausreichenden Interaktionsmög-         Franziska Emslie hat in Magdeburg Sozial- und Gesundheits-
                                                                      journalismus studiert				                                 17
lichkeiten bieten“, erklärt das Projektteam. Anstelle einer geführ-
ten frontalen Informationsvermittlung, bei der Wissen lediglich       Campusgeflüster                                            18
konsumiert wird, bezieht L.u.m.e.N. den Nutzer verstärkt in die       Erleichterter Zugang in den Beruf
zu erforschende Thematik ein. Durch die Suche wird er in die          Staatliche Anerkennung für KiPäd und KiWi		                18
Entwicklung des Rundgangs integriert und schafft durch die ei-
                                                                      Kontakte knüpfen, Karriere starten!
gene Neugier eine stärkere Verbindung zur Thematik.                   14. Firmenkontaktmesse                                     19

Das Projekt hat den Studierenden einen Platz unter den Finalis-       Nachrichten                                                20
ten des diesjährigen Hugo-Junkers-Preises eingebracht – in der        11. Lange Nacht der Wissenschaft
Kategorie „Sonderpreis Informations- und Kommunikations-              Experimente, Vorträge und Versuche in Magdeburg
technologien“ können sie auf einen Sieg hoffen (mehr dazu             entdecken und erleben				                                  22
auf Seite 20 in diesem Heft).                                         Personalien                                                23
                                                      PM/NW

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April 2016

                     Viele gute Wünsche zum Semesterstart

                     Herkommen. Ankommen. Mitgestalten.
                                                                                      Zivilgesellschaft durch ein gesellschaftliches und regionales
                                                                                      Engagement am Wirkungsort tragen.

                                                                                      An dieser Stelle soll keine Diskussion über eine Residenz-
                                                                                      pflicht geführt werden. Und doch ist diese enge Verbindung
                                                                                      in meinen Augen unerlässlich für ein wirkliches Ankommen,
                                                                                      für eine Verwurzelung an den Hochschulstandorten. Man
                                                                                      muss nicht gleich ein Kino kaufen, aber das städtische Ge-
                                                                                      schehen zu erleben und es auch mitzugestalten, dies gelingt
                                                                                      nur vor Ort. Als Hochschule sind wir stolz auf unsere Lehren-
                                                                                      den als gefragte Expertinnen und Experten für städtische Pro-
                                                                                      jekte oder Landesgremien, für Wirtschaft und Forschungs-
                                                                                      vorhaben. Sie referieren auf Fachkongressen und moderieren
                                                                                      Politdiskussionen, sie kommentieren gesellschaftliche Pro-
Foto: Harald Krieg

                                                                                      zesse und Ereignisse. Von diesem Mehrwert sollten die Hoch-
                                                                                      schulstandorte stärker profitieren.

                                                                                      Einen Neubeginn gab es zum 1. April für die Erstsemester an
                     Liebe Studierende,                                               der Hochschule Magdeburg-Stendal. Alle Studienanfängerin-
                     liebe Kolleginnen und Kollegen,                                  nen und Studienanfängern begrüße ich sehr herzlich zum
                                                                                      Start in das Hochschulleben. Ich wünsche Ihnen viel Spaß
                     willkommen zurück zum Sommersemester an unseren                  und Erfolg bei Ihrem Studium. Es liegt mir am Herzen, dass
                     Standorten in Magdeburg und Stendal. Ich hoffe, Sie haben        Sie sich während Ihrer Studienzeit an der Hochschule wohl-
                     die vorlesungsfreie Zeit zur Erholung, zum Reisen und zum        fühlen und von guten Rahmenbedingungen profitieren kön-
                     Kraft sammeln oder auch zum Abschließen von Haus- und            nen: Fachbereiche, Lehrende, Kommilitoninnen und Kommi-
                     Projektarbeiten oder für das Sammeln von praktischen Er-         litonen helfen Ihnen beim Einstieg in Lehrveranstaltungen
                     fahrungen nutzen können. Während es auf beiden Campus            oder bei Studiengangsangelegenheiten; Studienberatung,
                     in den vergangenen Wochen etwas ruhiger zuging, haben die        Mentoringprogramm und International Office sowie zahlrei-
                     Landtagswahl am 13. März und deren Ergebnisse die Wissen-        che Beratungsangebote stehen Ihnen an zentraler Stelle zur
                     schaftslandschaft in Sachsen-Anhalt und auch die Hochschu-       Seite. Ihr Studium können Sie auch selbst gestalten, indem
                     le sehr bewegt. Die Hochschulleitung – wie sicherlich auch       Sie in Gremien und studentischen Initiativen mitwirken. Da-
                     Sie alle – hofft nun auf eine schnelle und stabile Regierungs-   rüber hinaus können Sie aus dem Angebot des Hochschul-
                     bildung. Und wir wünschen uns hinsichtlich der Zukunftsfä-       sports, des Studium Generale, der Kreativworkshops des
                     higkeit unsers Landes einen stärkeren Fokus auf Bildung und      Studentenwerks Magdeburg oder der internationalen stu-
                     Wissenschaft sowie deren verlässliche und auskömmliche           dentischen Projekte wie Buddyprogramm oder „Ferndurst &
                     Finanzierung. Immer mehr unserer gut ausgebildeten Absol-        Wissensweh“ wählen.
                     ventinnen und Absolventen wohnen unseren Absolventen-
                     befragungen zufolge auch ein Jahr nach Studienabschluss          Das vor uns liegende Sommersemester wird weiterhin zahlrei-
                     noch im Land.                                                    che Veranstaltungen und Aktivitäten im Zeichen des 25-jäh-
                                                                                      rigen Hochschuljubiläums bieten. Beispielhaft möchte ich er-
                     Die Hochschulen brauchen daher Sicherheit und Freiheit           wähnen, dass wir mit der Band MiA. für das Campusfest am
                     nicht nur für die Entfaltung von guter Lehre und Forschung,      Standort Magdeburg am 1. Juni einen ganz besonderen Head-
                     sondern auch als attraktiver Studien- und Arbeitsort.            liner gewinnen konnten. Weitere Höhepunkte im Hochschul-
                                                                                      kalender erwarten Sie zum Sommerfest am 29. Juni am Stand-
                     Die Ausstrahlungskraft unserer Hochschule definiert sich         ort Stendal sowie zur Firmenstaffel am 23. Juni in Magdeburg,
                     über das Engagement ihrer Mitglieder. Je stärker diese sich      bei der bis zu 25 Hochschulteams an den Start gehen können.
                     mit ihrer Arbeitsstätte und mit der Stadt und der Region
                     identifizieren, desto sichtbarer wird die Hochschule für ihr     Freuen Sie sich auf diese und weitere Ereignisse und verbrin-
                     Umfeld – auch für die politischen Entscheiderinnen und Ent-      gen Sie ein angenehmes und erfolgreiches Sommersemester
                     scheider, die über das Budget der wissenschaftlichen Einrich-    an der Hochschule Magdeburg-Stendal.
                     tungen beschließen.
                                                                                      Ihre
                     Dies wiederum bedeutet, dass die Hochschulen und ihre An-        ANNE LEQUY
                     gehörigen eine Verantwortung für die Verknüpfung mit der         Rektorin

                                                                                                                                                  3
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treffpunkt campus

Lehrende und ihre Studienanfänge: Professor Franz Hinrichsmeyer

Heiter bis holprig: der Weg zum Traum-
studium über Germanistik und Architektur
Der Kunst verbunden gefühlt hat sich Franz Hinrichsmeyer schon seit frühester Kindheit. Seinen Weg zum Traumstudi-
um beschreibt der Professor für Darstellungstechniken im Gespräch mit treffpunkt campus.
                                                                 für Bildende Künste       Meine künstlerischen Intentionen sah
                                                                 Braunschweig (HBK)        ich, in einem mittlerweile sehr tech-
                                                                 beworben. Leider          nischen Studiengang, nicht mehr richtig
                                                                 habe ich die Aufnah-      gefördert. Nachdem ich mit der Archi-
                                                                 meprüfung nicht be-       tektur durch war, bewarb ich mich für
                                                                 tanden, weil ich da-      ein höheres Fachsemester erneut an der
                                                                 mals noch ein ziem-       HBK. Dieses Mal mit Erfolg! 1987 begann
                                                                 lich unreifes Bürsch-     ich im Vordiplom mit dem Studium, das
                                                                 chen war, das muss        ich schon immer wollte.
                                                                 ich zugeben. Ich war
                                                                 enttäuscht, aber nicht    Ich kam an der HBK als Studienwechs-
                                                                 der Typ Mensch, der       ler an und musste mich erst mal bei
                                                                 den Kopf in den Sand      meinen Kommilitonen etablieren. Im
                                                                 steckt. Mein älterer      Fach Kreativitätstechnik konnte man
                                                                 Bruder Konrad und         sich selbst etwas ausdenken und um-
                                                                 mein jüngerer Bruder      setzen. Meine Brüder und ich teilen die
                                                                 studierten ebenfalls in   Vorliebe bzw. das Hobby alte Autos wie-
                                                                 Braunschweig und ich      der neu aufzubauen und auch selbst zu
                                                                 wollte es ihnen gleich-   fahren – damit haben wir uns schon
                                                                 tun. Den Gedanken an      damals die ein oder andere Mark dazu-
                                                                 die Kunst immer im        verdient. Mein erstes Projekt war also
                                                                 Hinterkopf, wählte ich    ein alter VW-Käfer, den ich der Länge
                                                                 – ähnlich wie mein        nach mit einer großen Flex durchsägte
                                                                 jüngerer Bruder – das     und im Institut als Plastik an die Wand
                                                                 Lehramtsstudium für       montierte. Das ist für mich eine meiner
                                                                 die Fächer Germanis-      spektakulärsten Studien-erinnerungen
                                                                 tik und Kunsterzie-       überhaupt, auch weil der Käfer etwa 15
                                                                 hung. Zweiteres un-       Jahre dort hing.
                                                                 terlag damals einem
                                                                 strengen Numerus          Zu Studienzeiten habe ich in einer Vie-
                                                                 Clausus und mein          rer-WG gewohnt. Sogar zusammen mit
                                                                 Abitur war nicht das      meinem jüngeren Bruder, der Geschich-
                                                                 Beste und Sport wur-      te und Sport studierte, und einem Schul-
                                                                 de mein Zweitfach.        freund aus meiner Heimatstadt Vechta.
                                                                 Sport war super – Ger-    Es war eine buntgemischte Wohnge-
                                                                 manistik nicht. Nach      meinschaft, in der ich eine spannende
                                                                 circa zwei Monaten        Zeit erlebte. Unsere Lieblingskneipe war
                                                                 habe ich das Studium      damals „Zu den vier Linden“. Dort haben
                                                                 abgebrochen.              wir viele Abende mit guten Gesprächen
                                                                                           und kaltem Bier verbracht.
Ich empfinde mich als Künstler und krea-     Wie viele andere habe ich in einer Fabrik
tiven Menschen, schon in meiner Kindheit     gejobbt, viel mehr, um mir darüber Ge-        Generell war die Studienzeit an der HBK
habe ich viel gemalt und gezeichnet; hegte   danken zu machen, was ich eigentlich will.    spannend und das lag zum einen natür-
sehr früh den Wunsch freier Künstler zu      Die Lösung lag dann nah: ein Numerus          lich an den tollen Projekten wie meinem
werden. Wobei ich mich nicht so richtig      Clausus freies Architekturstudium an der      VW-Käfer. Zum anderen aber auch an
zwischen Kunst und Design entscheiden        Technischen Universität Braunschweig.         der familiären Stimmung der Hochschu-
konnte. Nach meinem Abitur 1975 war          Das war 1980 und ich war mit meiner           le. Das war schon ein Riesenunterschied
der Beruf des Industriedesigners noch        Wahl zufrieden. Endlich konnte ich Din-       zu der Zeit an der TU Braunschweig. Es
nicht so bekannt wie heutzutage, sonst       ge tun, die mir Spaß machten: entwerfen,      gab kleine Studiengruppen und vertrau-
hätte ich mich gleich für diesen Bereich     zeichnen, Modelle bauen. Dann kam das         ten Kontakt zu den Dozenten.
entschieden. So habe ich mich für ein        fünfte Semester – Baukonstruktion, Phy-
freies Kunststudium an der Hochschule        sik, Statik – das machte mir keinen Spaß.                 Notiert von NANCY WÖHLER

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Mehr Treppen für Fische! Schockstarre und andere Zustände - Hochschule ...
April 2016

               Hochschule Magdeburg-Stendal ist Partner im EU-geförderten Projekt KEEPFISH

               Aus der Fischperspektive

               Wie kann man Flüsse zur Energiegewinnung nutzen und gleichzeitig für Fische passierbar erhalten? In Zusammenarbeit von Forschern
Foto: privat

               weltweit entstehen im Projekt KEEPFISH passende Lösungen für die südliche Hemisphäre.

               Die Nutzung von Wasserkraft gewinnt für die Länder der Südhalbkugel zunehmend an Bedeutung. Der Boom trägt aber
               zur Stückelung der Flüsse bei. Die Folge: Die Wanderrouten vieler Fische werden blockiert. Im Forschungsprojekt KEE-
               PFISH entwickeln Biologen und Ingenieure aus Europa, Südamerika, Australien und Neuseeland deshalb Empfehlungen
               für die Dimensionierung von Fischpässen auf der Südhalbkugel. Auch die Hochschule Magdeburg-Stendal ist beteiligt.

               Chile, Brasilien und Neuseeland zählen zu     wie Treffen vor Ort, um die vorliegenden        Weitere Partner im Projekt sind die Uni-
               den globalen Hotspots der Wasserkraft-        Problemstellungen zu besprechen, Projekte       versity of Southampton (Großbritannien),
               entwicklung. Gleichzeitig sind sie Heimat     zu begutachten und Untersuchungen anzu-         die Danmarks Tekniske Universitet (Däne-
               einiger der am wenigsten untersuchten         stellen. Der Erfahrungs- und Wissensaus-        mark), die University of Melbourne (Aust-
               Fischgemeinschaften der Welt: „In Europa      tausch soll in Empfehlungen für die jewei-      ralien), die Universidate Federal de Lavras
               gibt es inzwischen einiges Know-how – von     ligen Regierungen münden.                       (Brasilien), das National Institute of Water
               biologischer als auch von ingenieurwis-                                                       and Atmospheric Research (Neuseeland)
               senschaftlicher Seite – auf dem Gebiet der    Das Projekt KEEPFISH wird im Rahmen des         sowie die Universidade Federal de São João
               Fischwanderung”, erläutert Dr. Bernd Ett-     Förderprogramms Horizon 2020 der Euro-          del-Rei (Brasilien).
               mer, Professor für Wasserbau an der Hoch-     päischen Union gefördert, dem weltweit
               schule Magdeburg-Stendal und Mit-Initi-       größten Programm für Forschung und In-          Das Projekt wird gefördert durch das EU-
               ator von KEEPFISH (Knowledge Exchange         novation. „Es ist das erste Horizon-Projekt     Rahmenprogramm für Forschung und In-
               for Efficent Passage of Fishes in the Sou-    an der Hochschule Magdeburg-Stendal             novation – Horizon 2020 mit dem Marie
               thern Hemisphere). „Die Fischspezies auf      und auch das erste an den sachsen-anhal-        Skłodowska-Curie Zuwendungsvertrag Nr.
               der Südhalbkugel unterscheiden sich aller-    tischen Fachhochschulen“, berichtet Mela-       690857.
               dings stark von denen auf der Nordhalbku-     nie Thurow vom EU-Hochschulnetzwerk
               gel. Mit unseren Bemessungsansätzen kom-      Sachsen-Anhalt. Das Netzwerk unterstützt         EU-Hochschulnetzwerk
               men wir da nicht weit.“ So seien Fischpässe   Wissenschaftler bei der Einwerbung und           Sachsen-Anhalt
               bzw. -treppen traditionell für schwimmstar-   Verwendung von Fördermitteln aus dem
               ke Arten dimensioniert und damit für die      Horizon-Topf. Die Fördersumme für das            Das EU-Hochschulnetzwerk wurde 2011
               eher schwimmschwachen Arten der süd-          Projekt KEEPFISH beträgt 126.000 Euro.           von den Hochschulen des Landes gegrün-
               lichen Hemisphäre nicht anwendbar.                                                             det und unterstützt durch Informationen,
                                                             Zustande gekommen ist das Projekt auf Ini-       Antragsberatung und Projektmanage-
               In dem EU-geförderten Projekt soll bis 2020   tiative von Dr. Oscar Link, Professor für Hy-    ment Forschende bei der Einwerbung
               im Austausch von Biologen und Ingeni-         draulik an der Universität in Concepción.        und Verwendung von EU-Fördermitteln
               euren aus Großbritannien, Deutschland,        Bereits seit 2010 arbeitet die Hochschule        für Forschung und Innovation.
               Dänemark, Chile, Australien, Brasilien und    Magdeburg-Stendal mit der chilenischen
               Neuseeland das bestehende Know-how            Hochschule im Bereich Wasserbau zusam-           Kontakt
               und die gesammelten Erfahrungen für die       men. Professor Ettmer und sein Team an           MELANIE THUROW
               südliche Hemisphäre und die Anforderun-       der Hochschule Magdeburg-Stendal selbst          Tel.: (0391) 6758836
               gen der dort heimischen Fischarten adap-      haben bereits verschiedene Vorhaben im           E-Mail: melanie.thurow@ovgu.de
               tiert werden. Dazu sind Forschungsaufent-     Bereich Wasserkraft, Wehranlagen und             Web: www.euhochschulnetz-
               halte an den Partnereinrichtungen geplant,    Fischaufstiegsanlagen begleitet. Federfüh-       		       sachsen-anhalt.de
               Workshops, die Erstellung von Publikatio-     rend an KEEPFISH beteiligt ist zudem die
               nen und die Teilnahme an Kongressen so-       Coventry University in Großbritannien.                               CLAUDIA HEINRICHS

                                                                                                                                                         5
Mehr Treppen für Fische! Schockstarre und andere Zustände - Hochschule ...
treffpunkt campus

                        Prof. Dr. Titus Simon zum Erstarken der AfD bei den jüngsten Landtagswahlen

                        Schockstarre und andere Zustände
                        Aus der langjährigen Rechtsextremismusforschung wissen wir seit Längerem, dass wenigstens ein Viertel der Bevölkerung
                        Auffassungen zuneigt, die dem Rechtsextremismus zuzuordnen sind. Bei den jüngsten Landtagswahlen scheint dieses Poten-
                        zial in Sachsen-Anhalt in hohem Maße, in Baden-Württemberg und in Rheinland-Pfalz in Teilen durch die rechtspopulistische
                        AfD (Alternative für Deutschland) abgeschöpft worden zu sein.

                                                                                                                         Rechte“ Erfolge. So erhielt die NPD ohne
Karikatur: Phil Hubbe

                                                                                                                         AfD-Konkurrenz in Leun 11,2 Prozent, in
                                                                                                                         Büdingen 10,2 Prozent und in Altenstadt
                                                                                                                         10,0 Prozent. Die Republikaner erzielten
                                                                                                                         unter gleichen Bedingungen in Hanau 9,6
                                                                                                                         Prozent. Bei der Wahl in Sachsen-Anhalt
                                                                                                                         wurde das rechtsextreme Potenzial von den
                                                                                                                         Rechtspopulisten aufgesogen.

                                                                                                                         Ob sich die AfD als dauerhafte Größe etab-
                                                                                                                         liert, bleibt abzuwarten. Vier Dinge werden
                                                                                                                         dafür entscheidend sein:
                                                                                                                         - Gelingt es den demokratischen Parteien
                                                                                                                           Deutschlands und der Europäischen Uni-
                                                                                                                           on eine gemeinsam oder zumindest
                                                                                                                           mehrheitlich getragene Flüchtlingspolitik
                                                                                                                           zu entwickeln?
                                                                                                                         - Wie werden die nach den Wahlen aufbre-
                                                                                                                           chenden Auseinandersetzungen zwischen
                                                                                                                           den Strömungen der AfD ausgetragen?
                                                                                                                         - Gelingt es der Partei – ähnlich wie seiner-
                                                                                                                           zeit der NPD in Sachsen und in Mecklen-
                                                                                                                           burg-Vorpommern – nach dem Einzug in
                                                                                                                           die Landtage landesweite Strukturen auf-
                                                                                                                           zubauen?
                                                                                                                         - Haben zivilgesellschaftliche Kräfte inner-
                        Dies gelingt meist dann, wenn sich Er-         Ungeachtet ihrer Vielstimmigkeit erzielte           halb und außerhalb der Parlamente den
                        regungszustände aus Unsicherheit aus-          die Partei, die bislang über kein Programm          langen Atem, die Gemengelange aus un-
                        lösenden Problemen mit wachsender              verfügt, auf der Welle des Flüchtlingsthe-          tauglichen Politikkonzepten, mal deut-
                        Politikverdrossenheit und allgemeiner Un-      mas spektakuläre Wahlerfolge. Während               lich, mal moderat vorgetragenem Rassis-
                        zufriedenheit verbinden. Die AfD ist trotz     der baden-württembergische Spitzenkandi-            mus und diffusen Verschwörungstheorien
                        der Abspaltung des Lucke-Flügels keine         dat Meuthen schrille Töne vermied, wurde            zu entzaubern?
                        gefestigte Partei: Die ursprünglich dominie-   in Sachsen-Anhalt mit völkischen Parolen
                        rende neoliberale eurokritische Strömung       um die Wählerschaft geworben. In emotio-          Eines ist sicher: Wenn das Flüchtlingsthema
                        ist stark geschrumpft und wird vor allem       nal aufgeladenen Situationen können sich          abflaut, wird die AfD einen Teil des zur Hys-
                        in Baden-Württemberg von einem kleinen         auch dann Wahlerfolge einstellen, wenn das        terie neigenden Publikums mit weiteren
                        Kreis um Jörg Meuthen repräsentiert. Das       Personal Irritierendes von sich gibt.             rückwärtsgewandt inszenierten Themen-
                        Staatsverständnis des nationalkonservati-                                                        stellungen bombardieren („Wiedereinfüh-
                        ven Flügels wurzelt im 19. Jahrhundert. Zu     Ihr bestes Ergebnis in Sachsen-Anhalt hat-        rung des Schuldprinzips bei Scheidungen“,
                        diesem zählt beispielsweise der branden-       te die Partei in Schnaudertal (Burgenland-        „keine staatliche Finanzierung von Al-
                        burgische Vorsitzende Gauland. Gruppen         kreis) mit 39,5 Prozent. Noch besser schnitt      leinerziehenden“, „Wiedereinführung des
                        konservativer Christen finden sich in der      sie in dem vorwiegend von Russlanddeut-           Wehrdienstes“). Vertreter einer demokra-
                        Islamfeindlichkeit, im Versuch, ein anti-      schen bevölkerten Pforzheimer Stadtteil           tischen, aufgeklärten, pluralistischen Zivil-
                        quiertes Familienbild zu bewahren und in       Buckenberg ab: 43,2 Prozent.                      gesellschaft müssen die Auseinanderset-
                        der Ablehnung nichtkonventioneller se-                                                           zung suchen. Sie sollten sich aber von den
                        xueller Orientierungen. Eine typische Ver-     Die Befindlichkeiten von Teilen der Bevöl-        Völkischen in Nadelstreifen nicht die Agen-
                        treterin ist Frauke Petry. Vor allem in den    kerung hätten ausgereicht, bei einem Feh-         da diktieren lassen.
                        ostdeutschen Ländern sind Gruppen und          len der AfD Rechtsextreme zu stärken und
                        Einzelpersonen beheimatet, die regelmäßig      sie mit guten Ergebnissen in die Landtage                           PROF. DR. TITUS SIMON
                        die Grenze zum Rechtsextremismus über-         zu bringen. Indizien, die diese These stüt-            war Professor am Fachbereich Soziale
                        schreiten. Zu diesen gehört Björn Höcke.       zen, lassen sich aus den hessischen Kom-                Arbeit, Gesundheit und Medien und
                        Auch die in Sachsen-Anhalt erfolgreichen       munalwahlen ableiten. Wo es der AfD nicht                     begleitet aktuell zwei Projekte
                        Akteure stehen am rechten Rand.                gelang, Listen aufzustellen, erzielte die „alte         im Themenfeld Rechtsextremismus

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April 2016

Biogasanlagen als flexible Wärmespeicher

Magdeburger Wissenschaftler forschen
für die „Wärmewende“
Während auf dem Weg zur Energiewende der Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung voranschreitet, stagniert die Entwicklung
im Bereich der regenerativen Wärmeversorgung. In einem Verbundprojekt untersuchen Forscher der Hochschule Magdeburg-
Stendal das Potenzial von Biogasanlagen für die effiziente und flexible Wärmeversorgung, beispielsweise für Nahwärmenetze.
„Biogasanlagen sind ein ideales Grund-
lastkraftwerk. Die Mikroorganismen           Gärmaterial- und Wärmeführung beim neuen Verfahren
arbeiten 365 Tage im Jahr, 24 Stunden        (für eine „flexibilisierte Biogasanlage“ mit interner Wärmespeicherung
am Tag“, erklärt Projektleiter Prof. Dr.
Jürgen Wiese vom Fachbereich Wasser,                                                      Temperatur gezielt variiert entsprechend
Bau, Umwelt und Sicherheit der Hoch-                                                      Be-/Entladung Wärmespeicher **
schule Magdeburg-Stendal. Während
bereits heute viele Biogasanlagen auch
                                             Substratzufuhr        Fermenter                          Nachgärer         Gärrestentnahme
flexibel Strom liefern, sei die Nutzung
der bei der Verstromung des Biogases                                mesophil                          thermophil
produzierten Wärme in der Praxis noch
verbesserungswürdig. Hier setzt das
Projekt ThermoFlex an, das im Rah-                                                         „kurze Rezi“ wenn BHKW an
                                                                                           => Aufheizung Nachgärer
men des Programms KMU-innovativ
                                                                                                                                  externe Wärmenutzung
vom Bundesministerium für Bildung                                                                                                 wenn BHKW aus
und Forschung (BMBF) gefördert wird.
                                                                                                                BHKW ***
Der Hochschule stehen etwa 272.000
Euro für das Projekt zur Verfügung – im

                                                                                                                                                                Grafik: Projektteam Thermoflex/Pressestelle
                                                       „lange Rezi“ => Temperatur     externe Wärmenutzung
Verbund-Projekt sind es rund 600.000                                                                                                       Pumpe
                                                       im Fermenter halten *          wenn BHKW an
Euro.                                                                                                                                      Wärmetauscher

„Das Gärsubstrat in den Fermentern der
Biogasanlagen besteht zum überwie-           *   „lange Rezi“ dient auch üblichen Zwecken (Einstellung, Trockensubstanzgehalt, etc.)
genden Teil aus Wasser. Wir haben es         ** Notwendigkeit bzw. Höhe Temperaturvariation abhängig u. a. vom Grad der Wärmenutzung und Flexibilisierung
                                             *** Blockheizkraftwerk (ggf. auch zwei oder mehr BHKW)
also mit großen Warmwasserspeichern
zu tun“, erläutert Wiese. Das Team um
den Professor für Siedlungswasserwirt-     durch Temperaturerhöhung zwischen-                         Regelung sowie eine Demonstrations-
schaft will dieses Potenzial nun für die   gespeichert und bei Bedarf durch Tem-                      anlage entwickelt werden. Neben der
interne und externe Wärmeversorgung        peraturabsenkung wieder abgegeben                          verfahrenstechnischen Entwicklung ist
nutzbar machen. Der wissenschaftli-        werden – ohne separate Wärmespei-                          dabei auch wesentliches Ziel der For-
che Mitarbeiter Ingolf Seick beschreibt    cher”, fasst Wiese zusammen.                               scher, die Belastungsgrenzen der Mikro-
das auch zum Patent angemeldete                                                                       organismen bei Temperaturschwan-
Verfahrenskonzept: Nach einer ersten       Da im Wesentlichen nur die Heizungs-                       kungen zu ermitteln. Dafür werden an
Fermentationsstufe im Bereich von          technik bestehender Anlagen angepasst                      der Hochschule in Zusammenarbeit
35 bis 45 Grad Celsius soll eine zweite    werden müsse, ließe sich ein solches                       mit der Gesellschaft zur Förderung von
Fermentationsstufe (Nachgärer) gezielt     Doppelnutzungskonzept deutlich güns-                       Medizin-, Bio- und Umwelttechnologi-
geregelt mit 45 bis 60 Grad Celsius be-    tiger als die bisherigen Wärmespei-                        en e.V. mikrobiologische Untersuchun-
trieben werden und somit als Wärme-        cherkonzepte realisieren. Durch die                        gen und Analysen sowie Gärversuche
zwischenspeicher fungieren. Ist das        höheren Temperaturen im Nachgärer                          durchgeführt. „Wir hoffen durch die
angeschlossene      Blockheizkraftwerk     könne zudem die Substrateffizienz ver-                     Anpassung der Temperaturbereiche
aktiv und verstromt das entstandene        bessert werden. Käme das neue Verfah-                      ein Optimum zu finden, sodass der Bio-
Biogas, wird der Inhalt des Nachgärers     ren bspw. bei 250 Bestandsanlagen zum                      gasertrag noch gesteigert werden kann“,
mittels Pumpe und Wärmetauscher zur        Einsatz, könnten zudem Emissionen                          erklärt Projektleiter Wiese. Weitere Pro-
Beheizung umgewälzt. Ist das BHKW          von mindestens 16.000 Tonnen CO2-                          jektbeteiligte sind die bue Anlagentech-
nicht aktiv, wird der Nachgärinhalt in     Äquivalenten jährlich vermieden wer-                       nik GmbH, Frankleben, und die Cordes
den Hauptfermenter rezirkuliert, um        den, so die Berechnung der Forscher.                       + Winterberg GbR, Biederitz, die die
die dort benötigte Prozesstemperatur                                                                  technische Konzeption verantworten,
zu halten. Gleichzeitig kann Wärme aus     Zunächst gilt es aber, die biologischen                    sowie die ifak system GmbH, Magde-
dem Nachgärer mittels zweiter externer     Grundlagen sowie die technische und                        burg, die das Regelungsverfahren ent-
Pumpe und Wärmetauscher zum Bei-           wirtschaftliche Machbarkeit des Vorha-                     wickelt.
spiel für die Nahwärmeversorgung aus-      bens zu klären. Im zweiten Schritt sollen
gekoppelt werden. „So kann die Wärme       bis 2018 das Verfahren mit zugehöriger                                               CLAUDIA HEINRICHS

                                                                                                                                                            7
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treffpunkt campus

               Internationale Studierendengruppe erkundet den Harz

               Wenn Rentner dich beim Wandern über-
               holen – ein Reisebericht
               Im Januar 2016 ging es für acht ausländische und drei deutsche Studierende ins Winterwunderland – den Harz. Der
               von drei Mentorinnen der Hochschule Magdeburg-Stendal organisierte Ausflug hatte zum Ziel, den ausländischen Stu-
               dierenden die Umgebung zu zeigen und den Austausch untereinander zu stärken. Alexandra Ianakova ist eine von
               ihnen und berichtet über das Wochenende im Schnee.
Foto: privat

               Wandern schweißt zusammen! Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Exkursion entdeckten gemeinsam den verschneiten Harz.

               Vom Magdeburger Hauptbahnhof geht es          sächlich zu fahren, langsam aber wird es      wir keine zwei Stunden, um oben anzu-
               mit dem Zug ziemlich fix nach Braunlage       besser und schnell macht es vor allem wirk-   kommen. Auf dem windigen Gipfel stärken
               in den Harz, wo sich unser Hostel befin-      lich Spaß.                                    wir uns in einer warmen Hütte mit heißer
               det. Mit einstündiger Verspätung steht das                                                  Schokolade und Schierker Feuerstein.
               kleine Abendbuffet bereit, das uns für den    Damit ist das sportliche Wochenende aber      Nach einem Abstecher ins Brockenhaus-
               morgigen Tag stärken soll. Bei unserem an-    noch lange nicht zu Ende. Am Sonntag-         Museum geht es für uns schon wieder
               schließenden Abendspaziergang erkunden        morgen – mit Muskelkater und mehr oder        bergab – aber nicht zu Fuß, sondern mit
               wir die Umgebung. Das geht schneller als      weniger Motivation – nehmen wir den Bus       der Harzer Schmalspurbahn. Knappe zwei
               erwartet – links vom Hostel 10 Minuten        von Braunlage nach Schierke. Von hier aus     Stunden später sind wir in Wernigerode,
               schlendern, rechts vom Hostel 10 Minuten      geht es 6,5 Kilometer weit bergauf zum Bro-   von dort aus ist es ein Katzensprung zurück
               schlendern, Braunlage ist fertig erforscht.   cken, mit 1141 Metern der höchste Gipfel      nach Magdeburg.
               Neben hübschen Häuserfassaden und klei-       im Harz. Ich bin überrascht, wie viele Men-
               nen schneebedeckten Straßen entdecken         schen sich auf den Weg gemacht haben.         Das Wochenende war sehr bewegungs-
               wir ein paar Skiverleihe, die uns am nächs-   Vor allem die ältere Generation scheint das   intensiv, hat uns allen aber viel Spaß ge-
               ten Tag behilflich sein werden.               Wandern zu lieben und gut in Form zu sein.    macht. Die ausländischen Studierenden
                                                             Wenn dich Ü-70-Paare überholen, zweifelst     – wie auch wir – waren beeindruckt von
               Denn am Samstag geht es auf die Piste! Der    du doch leicht an deiner Fitness. Aber was    der schönen Natur. Wir hatten großes
               Großteil der Gruppe hat bisher wenig mit      soll´s, nicht jeder kann ein Brocken-Benno    Glück mit dem Wetter und konnten daher
               Wintersport am Hut gehabt, umso mehr          sein.                                         eine tolle Aussicht vom Brocken genie-
               erweist sich eine der Mentorinnen als aus-                                                  ßen. An dieser Stelle vielen Dank an das
               gezeichnete Snowboard-Lehrerin. Ich per-      Immer wieder staunen wir, wie schön und       International Office für die Möglichkeit,
               sönlich fahre seit 18 Jahren Ski, wage mich   märchenhaft der Wald wirkt. Verschnei-        den Ausflug zu organisieren und in einer
               aber zum ersten Mal aufs Snowboard, was       te und vereiste Bäume, von denen ab und       internationalen Truppe deutsche Bergluft
               sich als komplett anders und wahnsinnig       zu ein Häufchen Schnee fällt. Alles bei       zu schnuppern.
               anstrengend herausstellt. Anfangs fallen      wunderbar frischer Luft! Trotz der großen
               wir wohl alle mehr in den Schnee als tat-     Gruppe und kurzen Fotopausen brauchen                          ALEXANDRA IANAKOVA

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April 2016

Fachbereiche unterstützen Theorie-Praxis-Transfer mit Gastvorträgen

Im Hörsaal Praxisluft schnuppern
Und was kommt nach dem Studium? Diese Frage stellt sich wohl jeder Student nicht nur einmal. Die Hochschule Magdeburg-
Stendal lädt deshalb regelmäßig Unternehmer, Absolventen und Experten aus der Wirtschaft ein, die den Studierenden Einblicke
in ihre Tätigkeitsfelder und aktuelle Fragestellungen der Industrie geben. Dabei „plaudern“ die Fachleute auch mal aus dem eige-
nen Erfahrungs-Nähkästchen und geben Einblicke in die Überraschungen, die die Arbeitswelt bereit hält.

Mit Prof. Dr. Jens Hadler ist einer der re-

                                                                                                                                             Fotos: Matthias Piekacz
nommiertesten Vertreter der Automo-
bilbranche regelmäßig zu Gast an der
Hochschule. Der ehemalige Leiter der
VW-Aggregate-Entwicklung, stattete dem
Campus im Herrenkrug auf Einladung des
Instituts für Maschinenbau Anfang Feb-
ruar bereits den sechsten Besuch ab. Sein
Thema: Der effiziente und nachhaltige
Ressourceneinsatz in der Industrie, ins-
besondere im Automobilbereich. Denn:
Rund 1,1 Milliarden Automobile drehen
derzeit ihre Runden auf dem Planeten,
rund 90 Millionen Automobile werden
weltweit pro Jahr produziert. So sprach
Hadler über aktuelle Mobilitätstrends,
die Frage, wie sich erneuerbare Energien
in bestehende Infrastrukturen einbinden
lassen, und wie sich die Gesamtenergie-
bilanz von Automobilen – von der Ener-
giebereitstellung bis zur Umsetzung in          Bauwesen-Absolvent Christop Dangler gab beim Gastvortrag Einblicke in die Arbeit
Bewegungsenergie – optimieren lässt, um         als Projektingenieur im Großprojekt „Eisenbahnknoten Magdeburg".
zu einem „Zero Impact Emission“-Antrieb
zu gelangen, einer nachhaltigen Antriebs-       Ein Weg, der auch Christoph Dangler zum        Lächeln. Daneben standen auch ganz
lösung. Insbesondere für die angehenden         Berufseinstieg führte. Der gebürtige Altmär-   pragmatische Fragen der Studierenden
Ingenieure böte die hohe Diversität in Sa-      ker hat Bauingenieurwesen an der Hoch-         mit auf dem Programm: Etwa nach Ein-
chen Mobilität zahlreiche Chancen und           schule studiert und über eine Tätigkeit als    stiegsmöglichkeiten bei der Bahn, den
Betätigungsbereiche, betonte Hadler, der        Praktikant und Werkstudent den Einstieg        Tätigkeitsfeldern vor Ort oder dem Ar-
seit 2012 die Geschäfte des Engineering-        bei der Deutschen Bahn gefunden. Nach          beitsalltag eines Projektingenieurs. „Ich
Dienstleisters APL Group führt. So sei zum      seinem Studium in der Planungsabteilung        fand die Veranstaltung sehr gelungen“,
einen die Bandbreite für alternative Kraft-     in Leipzig tätig, trägt er heute Verantwor-    berichtet Artur Zernickel. „Als Magde-
stoffe groß. Zum anderen lägen in der An-       tung im Großprojekt „Eisenbahnknoten           burger und als Bauwesen-Student finde
triebskonstruktion selbst noch zahlreiche       Magdeburg”, der moderner und leistungs-        ich das Thema sehr spannend. Ich nehme
Ansatzpunkte – beispielsweise Reibungs-         fähiger gestaltet werden soll. Bei seinem      vor allem die hilfreichen Infos zu den Ein-
reduzierung, Schmierung, Thermodyna-            Vortrag am Fachbereich Wasser, Umwelt,         stiegsmöglichkeiten mit und die vielen
mik oder Abgasreinigung –, die es zu er-        Bau und Sicherheit Mitte Februar gab er        Einflussfaktoren, die bei so einem Projekt
schließen bzw. zu optimieren gelte.             den Studierenden Einblicke in Teilbereiche     auftreten können.“
                                                und Fortschritt des Ausbaus und stellte dar,
„Es macht einen großen Unterschied, ob          was es in einem Projekt dieser Größenord-      Seit gut eineinhalb Jahren lädt der Fachbe-
man das Rahmenprogramm in der Vorle-            nung in Planung und Umsetzung zu beach-        reich Wasser, Umwelt, Bau und Sicherheit
sung ‚abarbeitet’ oder auch mal in die reale    ten gilt: von technischen und rechtlichen      zweimal im Semester zu solchen Fachvor-
Praxis-Welt ‚eintaucht’“, erklärt Organisato-   Aspekten über Umwelt- und Lärmschutz           trägen ein. „Das Ganze hat sich aus Anfra-
rin Mirjam Bäse die Motivation hinter der       bis hin zu archäologischen Überraschun-        gen der Studierenden entwickelt“, berichtet
Veranstaltung. „Wir wollen der Hochschule       gen. So musste in Danglers Abschnitt, dem      Organisator Dr. Sven Schwerdt. „Zudem er-
zudem eine Schnittstelle zum Netzwerk der       so genannten „Spurplan Mitte“ am Haupt-        hoffen wir uns eine Verbesserung der Ver-
Industrie bieten. So bekommen die Stu-          bahnhof, nicht nur die Kampfmittelbesei-       netzung in der Region. Wir haben schon
dierenden die besondere Möglichkeit, von        tigung aktiv werden. Auch archäologisches      viele externe Stammgäste, aus Ingenieur-
der langjährigen Erfahrung renommierter         Know-how war gefragt bei der Erkundung         büros und Verwaltung. Auch Studierende
Industrievertreter zu profitieren. Zum an-      von freigelegten Festungsbauten und ei-        anderer Fächer besuchen unsere Vorträge
deren werden Hemmungen abgebaut, wo-            nem napoleonischen Gräberfeld. „Alle Puf-      und wir freuen uns, dass die Nachfrage so
durch es ihnen leichter fällt, sich für eine    ferzeiten, die Sie im Studium gelernt haben,   rege ist.“ Fortsetzung folgt.
praktische Tätigkeit als Bachelor- oder Mas-    können Sie dann vergessen“, kommentier-
ter-Student zu bewerben.”                       te Dangler dies mit einem verschmitzten                             CLAUDIA HEINRICHS

                                                                                                                                        9
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treffpunkt campus

                           Kinderstädte aus ganz Deutschland trafen sich zum Fachaustausch an der Hochschule

                           Von Astropolis bis Mini Zwickau
                           Astropolis, Sprottenhausen und Mini Zwickau sind nur drei Vertreter von deutschen Kinderstädten, in denen Kinder –
                           meist im Alter von 7 bis 14 Jahren – ihre eigene Stadt gestalten und erleben können. Erstmals kamen die Organisatoren-
                           teams zu einem bundesweiten Treffen zusammen, um sich über die verschiedenen Konzepte auszutauschen. Organisiert
                           wurde die Tagung, die im Februar an der Hochschule Magdeburg-Stendal stattfand, vom Elberado e. V., der alle zwei
                           Jahre mit Studierenden der sozialen Arbeit auf dem Campus Herrenkrug die Kinderstadt Elberado durchführt.

                           Ein Jahr lang hat das Team um Projektlei-     die Wirtschaftsabläufe und das Verhältnis
                           tung Heiko Bergt und Julia Tecklenborg        von Lohn und Arbeit zu vermitteln“, er-
                           an der Vorbereitung des Bundestreffens        klärt sie. Dass der Spielverlauf in den Kin-
                           gearbeitet. Der Einladung mit dem Ziel        derstädten auch ohne Geld funktionieren
                           eines deutschlandweiten Austauschs sind       kann, berichten die Kinderstadt Rathenow
                           insgesamt 90 Kinderstadt-Akteure gefolgt.     und die in Leipzig durchgeführte Stadt in
                           „Die Idee dazu wurde bereits im März 2014     der Stadt, die gänzlich auf eine Währung
                           geboren, als uns Ansgar Büter-Menke von       wie Elbo, Sprotten oder Krux verzichten.
                           der Kinderstadt Stormini zu einem Treffen     Alternativ gibt es einen Tauschhandel
                           in kleiner Runde in Schleswig-Holstein        oder eine ausgehandelte Gegenleistung.
                           einlud“, erinnert sich Heiko Bergt. Wäh-      Die unterschiedlichen Herangehenswei-
                           rend damals neun Städte vertreten waren,      sen der Kinderstädte wurden auch auf
                           kamen zum Bundestreffen 40 Kinderstädte       der „Klischeetreppe“ im Workshop von
                           zusammen. An drei Tagen widmeten sich         Ansgar Büter-Menke deutlich, in dem
                           die Projektteams fachlichen Fragestellun-     sich die Teilnehmenden Praxisbeispielen
                           gen zur Durchführung von Kinderstädten.       zum Thema Inklusion widmeten. Weitere
                                                                         Schwerpunkte der Tagung waren Partizi-
                           Welche Rolle nimmt das Spielgeld in           pationsmöglichkeiten für Kinder in der         geordnete Waltraud Wolff nicht nehmen
                           Kinderstädten ein? Mit dieser Frage be-       Planungsphase, der Einsatz von Ereignis-       lassen, persönlich mit den Tagungsteilneh-
                           schäftigten sich die Teilnehmenden im         tagen, die Nutzung von Ressourcen, Poli-       mern ins Gespräch zu kommen. „Kinder-
                           Workshop von Karsten Noack von der            tik, Evaluation und der Umgang mit Foto-       städte wirken von Anfang an bei der De-
                           Bernburger Kinderstadt Bärenhausen und        rechten.                                       mokratiebildung mit und zeigen Kindern,
                           Sozialarbeiterin Lea Riedel, die bereits                                                     wie unsere Gesellschaft funktioniert. Ich
                           während ihres Studiums an der Hochschu-       Neben Rektorin Prof. Dr. Anne Lequy und        finde das einfach großartig“, sagte sie und
                           le in der Kinderstadt Elberado involviert     Prof. Dr. Peter Rudolph, Dekan am Fach-        versprach Manuela Schwesig, Bundesmi-
                           war. „Fast allen Kinderstädten ist es wich-   bereich Soziale Arbeit, Gesundheit und         nisterin für Familie, Senioren, Frauen und
                           tig, ihren Kindern den Umgang mit Geld,       Medien, wollte es sich auch Bundestagsab-      Jugend, mit der Leidenschaft für Kinder-
                                                                                                                        städte „anzustecken“.
Fotos: Katharina Remiorz

                                                                                                                        Von der Stadt, die aufgrund einer Eltern-
                                                                                                                        initiative entstanden ist, über die ein-
                                                                                                                        mal jährlich stattfindende Spielstadt mit
                                                                                                                        täglich 2.500 Kindern bis hin zum ganz-
                                                                                                                        jährigen Beteiligungsprojekt im Freizeit-
                                                                                                                        zentrum – die Konzepte der Kinderstäd-
                                                                                                                        te könnten nicht unterschiedlicher sein.
                                                                                                                        Umso mehr zeigte sich, dass der Bedarf
                                                                                                                        nach einem fachlichen Austausch groß
                                                                                                                        ist und das Treffen eine wichtige Lücke
                                                                                                                        schließt. „Der weite Weg hat sich auf alle
                                                                                                                        Fälle mehr als gelohnt! Ein Forum für den
                                                                                                                        weiteren Austausch würde ich wirklich
                                                                                                                        begrüßen“, sagt Sybille Schmitt von der
                                                                                                                        Kinderstadt Sonnental in Hessen. Für die
                                                                                                                        Zukunft haben sich die Akteure auf eine
                                                                                                                        intensive Vernetzung verständigt. Im Ge-
                                                                                                                        spräch sind unter anderem gegenseitige
                                                                                                                        Besuche, regionale und deutschlandweite
                                                                                                                        Treffen sowie die Gründung einer Bundes-
                                                                                                                        arbeitsgemeinschaft. Mehr Informationen:
                           Auf der „Klischeetreppe“ diskutierten die Teilnehmenden gemeinsam mit Referent Ansgar        www.bukista.de
                           Büter-Menke die Frage der Inklusion in Kinderstädten.                                                            KATHARINA REMIORZ

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April 2016

Die Trends der Medienbranche in der Diskussion

Die Mediennutzung von morgen
Vom 19. bis 20. Februar fand an der Hochschule Magdeburg-Stendal die Crossmedia-Konferenz statt. Unter dem Motto
„Think CROSS – change MEDIA“ erwarteten die Teilnehmenden zwei Tage voller Workshops, Vorträge und Praxisberichte.

Wir stehen jeden Morgen auf und kontrol-

                                                                                                                                             Foto: Matthias Piekacz
lieren unsere E-Mails, bedienen die Twit-
ter-Follower und verteilen ein paar Likes
auf Facebook. Nebenbei konsumieren wir
meist schon am Frühstückstisch, mit dem
Kaffee in der Hand, Nachrichten. Sei es im
Radio, in der Zeitung oder auf dem Tablet-
PC. Wege und Medien, mit denen wir an
unsere Informationen kommen, gibt es
etliche und so sind wir in der glücklichen
Situation, uns jeden Tag unsere eigene
Meinung bilden zu können. Das ist doch
selbstverständlich, denken jetzt die meis-
ten. Immerhin gibt es die Rede-, Presse-
und Meinungsfreiheit.

Doch sechs von sieben Menschen auf der
Welt wird ein freier Zugang zu Informati-
onen verwehrt. Und „sich eine Meinung
bilden zu können, eine Stimme zu be-
kommen, das geht nur durch den unein-
geschränkten Zugang von Informationen“,
sagte Christian Gramsch der Direktor der
„Deutsche Welle Akademie“ in seinem
Vortrag zum Thema „Digitalisierung und
das Menschenrecht auf Informations-
zugang“. Doch nicht nur wie wir an In-        Welche Chancen und Herausforderungen bringt die Digitalisierung für die Medienwelt?
formationen kommen und dass wir das           Die Fachkonferenz Think CROSS – Change MEDIA liefert Fallbeispiele, Diskussionen und
Recht auf diese haben, stand im Fokus der     Trends und bietet Medienschaffenden eine Plattform zum Austausch.
Crossmedia-Konferenz, sondern auch die
Trends der Medienbranche und die Ver-         neu und aufregend, doch ist der Schritt       Der Wandel der Medienbranche und dem
änderungen und Entwicklungen in den           für die Medienkonzerne damit noch nicht       der Mediennutzer wurde auf der Crossme-
Medienhäusern.                                getan. Durch neue Sehgewohnheiten und         dia-Konferenz in Workshops wie „Cross-
                                              neue Endgeräte werden die Unternehmen         media – Von allen, für alle?!“, „Content first
Dabei war die Digitalisierung von Medien      regelrecht dazu gezwungen, sich neue          – Entwicklungen im Newsroom“, „Con-
eins der großen Themen auf der Crossme-       Lösungen einfallen zu lassen, damit wir       nected World – Sie werden verbunden!“
dia-Konferenz. Zeitungen sind eben nicht      auch die neuesten Nachrichten auf unse-       und „Grenzen überwinden via Interntet“
nur auf Papier gedruckte Nachrichten und      rem Smartphone oder sogar auf der Uhr         disktuiert. Denn das crossmediale Arbei-
Fernsehsendungen werden nicht mehr            konsumieren können. Denn weil wir als         ten ist in Zeiten von Smartphones und Co.
nur analog und linear konsumiert. Deswe-      Nutzer immer schneller alles lesen und        schon heute Realität und gewinnt immer
gen müssen große Medienunternehmen            wissen möchten, müssen sich die Medi-         weiter an Bedeutung.
umdenken, um uns Konsumenten weiter-          enkonzerne etwas einfallen lassen, damit      So wurden auf der Crossmedia-Konferenz
hin „glücklich“ machen zu können. Was         wir bei ihnen und nicht bei der Konkur-       auch die neusten Trends und Tendenzen
bedeutet, dass das Medium nicht mehr re-      renz bleiben.                                 aufgezeigt und diskutiert, ob unter den
levant ist, sondern der Inhalt und das The-                                                 ganzen neuen Entwicklungen nicht die
ma. Dies zwingt die Medienhäuser zum          Das crossmediale Storytelling ist dabei das   Qualität des Journalismus leidet.
Umdenken, möglicherweise auch zum             Zauberwort, meint Dr. Friederike Schultz,
Umstrukturieren des ganzen Konzerns. Da       CCO der Agentur für digitale Transfor-        Wer dieses Jahr nicht die Gelegenheit hat-
nicht jeder mehr seine Tageszeitung auf       mation „Exozet“ in Berlin: „Man braucht       te, mit Medienschaffenden, Journalisten,
Papier lesen oder am Sonntag punkt 20.15      viele neue Wege und Mittel, um seine Ziel-    Pressesprechern, Designern oder Mana-
Uhr den Tatort einschalten möchte, stehen     gruppe zu erreichen.“ Dabei müssen neue       gern zu diskutieren und die Trends von
die Medienschaffenden unter Druck, sich       Strukturen, neue Techniken und neue           morgen zu sichten, sollte sich jetzt schon
Alternativen einfallen zu lassen, damit sie   Mitarbeiter ins Unternehmen kommen,           die Konferenz 2017 vormerken.
uns behalten. Das klingt in Zeiten von Me-    damit die Redaktionen eine Chance ha-
diatheken, E-Papers und Webseiten nicht       ben, in der neuen Welt anzukommen.                                     ANKE WEINREICH

                                                                                                                                       11
treffpunkt campus

                      Zwischen Leistungssport und Studienalltag: Finn Lemke im Interview

                      „Raus aus dem Handballkosmos“
                      Finn Lemke ist Handballspieler in der Bundesligamannschaft des SC Magdeburg und wurde in diesem Jahr Europameister
                      mit der Nationalmannschaft. Seit 2015 studiert er am Fachbereich Soziale Arbeit, Gesundheit und Medien.

                                                                                                                    Hatten Sie schon Zeit und Möglichkeit
Foto: DPA/Jens Wolf

                                                                                                                    etwas außerhalb des Studiums mit Kom-
                                                                                                                    militonen zu unternehmen?
                                                                                                                    Aufgrund der Anzahl der Spiele in der Bun-
                                                                                                                    desliga, im Pokalwettbewerb, im europäi-
                                                                                                                    schen Wettbewerb und der Europameister-
                                                                                                                    schaft war das leider noch nicht möglich.
                                                                                                                    Ich freue mich aber, die freie Zeit zwischen
                                                                                                                    den Vorlesungen mit meinen Kommilito-
                                                                                                                    nen im Café Frösi oder in der Mensa bei
                                                                                                                    Kaffee und Essen zu genießen und dort raus
                                                                                                                    aus dem Handballkosmos zu kommen.

                                                                                                                    Sie sind mit der Handballnational-
                                                                                                                    mannschaft sensationell Europa-
                                                                                                                    meister geworden. Beim SC Magde-
                                                                                                                    burg lief es dagegen bislang nicht so
                                                                                                                    erfolgreich. Was ist in dieser Saison
                                                                                                                    sportlich noch möglich?
                                                                                                                    Der SCM ist noch in drei Wettbewerben
                                                                                                                    vertreten. Wir haben es bisher ins Pokal-
                                                                                                                    halbfinale des DHB-Pokals geschafft und
                                                                                                                    das Viertelfinale des EHF-Pokals erreicht.
                                                                                                                    In diesen beiden Bereichen sind wir aktuell
                                                                                          Finn Lemke jubelt nach    im Soll und natürlich hoffe ich, einen dieser
                                                                                          dem Sieg seiner Mann-     beiden Pokale nach Magdeburg zu holen. In
                                                                                        schaft über Norwegen im     der Bundesliga sind die Leistungen hinge-
                                                                                          Halbfinale der Europa-    gen sehr durchwachsen: Es waren sehr gute
                                                                                                meisterschaft am    Spiele dabei, aber auch einige, die wirklich
                                                                                                29. Januar 2016.    schlecht waren. Hier müssen wir uns sta-
                                                                                                                    bilisieren, noch einige Siege einfahren und
                      Sie sind seit neun Monaten in Magde-          karriere in diesem Sektor Fuß zu fassen. Die    die Leistungen konstant hochhalten – am
                      burg. Was gefällt Ihnen an der Stadt und      Grundlage dafür liefert mir nun das Studi-      besten ohne große Schwankungen.
                      was gefällt Ihnen vielleicht nicht so gut?    um an der Hochschule Magdeburg-Stendal.
                      Mir gefallen besonders gut die Grünanla-                                                      Magdeburger sind sportverrückt. Bei
                      gen in den tollen Parks an der Elbe. Dort     Wie muss man sich Ihren Studienalltag           Handballspielen in der GETEC-Arena ist
                      kann ich wunderbar mit meinem Hund            vorstellen? Gibt es auf Leistungssportler       die Stimmung oft großartig. Ähnlich eu-
                      rausgehen und Kraft tanken; die Kompakt-      zugeschnittene Sonderformen oder läuft          phorisch ist es in dieser Saison auch beim
                      heit der Stadt rund um das Zentrum, und,      es wie bei allen anderen Studierenden           Fußball. Haben Sie schon einmal ein
                      dass ich von meinen Wohnort aus alles mit     auch?                                           Heimspiel des 1. FC Magdeburg besucht?
                      dem Fahrrad erreichen kann.                   Durch die hohe Trainingsbelastung in der        Magdeburg lebt Sport! Vom ersten Tag an
                                                                    Woche mussten wir, die Hochschule und           verspürte ich in der gesamten Stadt eine
                      Sie sind in der Nähe von Bremen in einer      ich, gemeinsamen einen Plan erarbeiten,         enorme Sportleidenschaft und auch einen
                      Handballfamilie aufgewachsen, da ist es       mit dem das Studium für mich zu bewäl-          Stolz über die lange, erfolgreiche Tradition
                      nachvollziehbar, dass Sie ebenfalls die-      tigen ist. Da die Trainingseinheiten zu un-     der ansässigen Sportvereine. Diese Leiden-
                      sen Sport betreiben. Parallel studieren       terschiedlichen Zeitpunkten in der Wo-          schaft finde ich bemerkenswert, einfach
                      Sie an der Hochschule Magdeburg-Sten-         che stattfinden, ist es leider nicht möglich,   großartig! Sie spiegelt sich in der Stimmung
                      dal Soziale Arbeit. Was war Ihre Motiva-      den gesamten Studiengang in einer Suite         beim 1. FC Magdeburg und beim SCM wider.
                      tion diesen Studiengang auszusuchen?          durchzulaufen. Somit springe ich durch die      Genau diese Stimmung hat mich bei mei-
                      Während meiner Schulzeit habe ich bereits     einzelnen Suiten, um möglichst viele Kurse      nem ersten Live-Spiel in der MDDC-Arena
                      drei Praktika in der Arbeit mit behinderten   belegen und abschließen zu können. Dazu         so überwältig, dass ich fortan jedes Spiel
                      Menschen absolvieren und erleben dürfen       ein riesengroßes Dankeschön, an meine           versuche vor Ort, oder zumindest im Live-
                      – das hat mir direkt so gut gefallen, dass    Dozenten und Kommilitonen – im Beson-           Ticker, zu verfolgen.
                      ich, ab dem Zeitpunkt nach meinem Abitur,     deren an Frau Stirtzel – ohne deren große
                      den Wunsch hegte nach meiner Sportler-        Hilfe es nicht funktionieren würde.                      Die Fragen stellte CARSTEN BOEK

                      12
April 2016

Hochschulsport im Selbsttest

Und plötzlich spielte ich Handball
Als ich am Morgen des 8. März zur Arbeit fuhr, hätte ich nicht damit gerechnet, am Abend auf einem Handballfeld zu
stehen. Entsprechend überrascht nahm ich also den Auftrag entgegen, das Handballtraining des Sportzentrums der Hoch-
schulen für treffpunkt campus zu testen.

Zu Teenager-Zeiten war ich erfolgreiche          Obwohl es mir schwer fiel, blieb ich wei-

                                                                                                                                                 Foto: Matthias Piekacz
Leichtathletin und dachte mir, ein solches       ter dran. Unsere nächste Aufgabe waren
Handballtraining sei eine schöne Gelegen-        Slalomläufe mit Ball in Richtung Torraum-
heit, einmal zu testen, wie viel von der frü-    linie und der anschließende Wurf auf
heren Fitness noch übrig geblieben ist. In       das Tor. Wer sich mit Handball ein wenig
den Semesterferien treffen sich handball-        auskennt, weiß, dass dabei die Anzahl der
begeisterte Studierende von Hochschule           Schritte zu beachten ist. Es sind nur drei
und Universität einmal in der Woche zum          Schritte erlaubt, vor und nach dem Prellen.
gemeinsamen Training. Voller Motivati-           Beim Absprung von der Torraumlinie zum
on stieg ich direkt mit ein. Zunächst ging       Wurf springen Rechtshänder mit dem lin-
es an die Erwärmung: laufen und kurze            ken Bein und Linkshänder mit dem rech-
Sprints, bei denen ich eher das Schluss-         ten Bein ab. Mir gelang es recht gut. Als
licht bildete. Ein seltsames Gefühl, als ehe-    ich dann tatsächlich durch die Beine des
malige Läuferin.                                 Torwarts hindurch ein Tor erzielen konnte,
                                                 war ich schon ein bisschen stolz. Als letz-
Dann kam der Ball ins Spiel. Mir wurde           ter Part der Aufwärmübungen folgten Tor-
Phil zugeteilt, ein erfahrener Handballer,       würfe von verschiedenen Positionen der
mit dem ich mich einwerfen sollte. Eine          Torraumlinie auf das Tor, wobei ich leider
spannende Angelegenheit, wo ich doch             keinen Treffer landen konnte.
seit Jahren keinen Ball mehr in den Hän-
den gehalten hatte. Vom Spielfeldrand aus        Endlich gingen wir zum Hauptteil des Trai-
gab Trainer Steffen Schenk hilfreiche Tipps      nings über, dem eigentlichen Handball-
zu Techniken und Regeln. Zum Glück war           spiel. Dafür sollten Teams gebildet werden.
Phil ein rücksichtsvoller Wurfpartner und        Drei Spieler durften sich jeweils Mitspieler
„ballerte“ nicht einfach drauf los, sodass ich   aussuchen. Wenn man als Anfängerin da-
die meisten Bälle gut fangen konnte. Beim        zukommt, befürchtet man, bis ganz zum             Devise: Am Ball bleiben. treffpunkt-campus-
Leichtathletiktraining damals spielten wir       Schluss auf der Bank zu sitzen. Doch hatte        Redakteurin Josephine hat den Hochschul-
auch hin und wieder Handball. Doch mit           man Erbarmen mit mir. Schnell wurden              Sportkurs Handball getestet.
den Regeln nahmen wir es damals nicht            die Trikots übergeworfen und los ging das
allzu genau. Trotzdem war ich an diesem          Spiel. Ziel ist es, sich den Ball vor dem geg-
Abend von mir selbst überrascht, immer-          nerischen Tor so zuzuwerfen, dass sich eine       mesters zwei Kurse, früher sind es einmal
hin hatte ich das Werfen nicht vollkom-          günstige Gelegenheit zum Torwurf ergibt,          drei gewesen. Für die Ferien sind 21 Teil-
men verlernt.                                    und gleichzeitig das eigene Tor so abzu-          nehmer wie heute zum Training recht viel.“
                                                 schirmen, dass der gegnerischen Mann-             Während des Semesters findet das Training
Als Nächstes stand ein handballnahes Auf-        schaft kein erfolgreicher Torwurf gelingt.        zweimal wöchentlich in der Sporthalle 1 an
wärm-Spiel auf dem Programm. Es wurden           Dabei kommt es auch auf die Kombination           der Uni statt. Hin und wieder finden auch
vier Mannschaften gebildet, von denen je         von Schnelligkeit und Kondition an. Bei-          Hochschulturniere statt, wie beispielsweise
zwei gegeneinander spielen sollten. Inner-       des hatte ich lange nicht mehr so intensiv        das Neujahrsturnier. Außerdem nimmt die
halb der Mannschaft sollten zehn Pässe auf       trainiert. Der gelegentliche Besuch im Fit-       Handball-Hochschulgruppe auch an Uni-
einem eingegrenzten Raum gespielt wer-           nessstudio oder entspanntes Joggen im             Turnieren u. a. in Hamburg, Münster oder
den, ohne dass die gegnerische Mannschaft        Park sind keine ausreichende Vorbereitung         Stuttgart teil.
an den Ball kommt. Ein schnelles Spiel, das      für diese Art von Belastung. An meiner
etwas an Konzentration, Entscheidungsfä-         Kondition sollte ich also definitiv arbeiten.     Insgesamt war die Anstrengung enorm,
higkeit und vor allem Kondition fordert.         Zum Glück nahte bald Rettung durch den            doch beim Spielen im Team überwiegt der
Ein Riesenspaß für mich, bis zu dem Mo-          Auswechselspieler. Für mich war es für den        Spaßfaktor, sofern man noch genug Reser-
ment, als ich erkennen musste, dass meine        Anfang auch genug des Trainings.                  ven hat. Im Gegensatz zu meiner Zeit als
Kondition an ihre deutlich geschrumpften                                                           Läuferin hat man immer ein direktes Ziel
Grenzen stößt. Wirklich eingestehen woll-        Nach dem Spiel unterhielt ich mich noch           vor Augen anstatt stur seine Stadionrun-
te ich mir das noch nicht. Da kam wahr-          kurz mit Trainer Steffen, der an diesem Tag       den zu drehen. Für ein erstes Training hät-
scheinlich der alte sportliche Ehrgeiz ein       für Marie Langbartels eingesprungen war,          te es auch gar nicht schlecht ausgesehen,
wenig zum Vorschein. Die anschließende           die sonst das Training leitet. Ich erfuhr, dass   meinte Steffen. Vielleicht komme ich ja
Trinkpause war ein echter Segen. Ausge-          es nur in den Semesterferien diesen Mix           nochmal wieder.
powert ließ ich mich auf eine Bank sinken,       von Fortgeschrittenen und Anfängern gibt:
bevor es zügig weiterging.                       „Normalerweise sind es während des Se-                             JOSEPHINE KRONEBERG

                                                                                                                                           13
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