Blut Das fließende Leben - Wissen schafft Gesundheit - Universitätsklinikum des Saarlandes

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Blut Das fließende Leben - Wissen schafft Gesundheit - Universitätsklinikum des Saarlandes
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   Zeitschrift des UKS   und des Vereins seiner Freunde

       Blut
Das fließende Leben
                              Wissen schafft Gesundheit
Blut Das fließende Leben - Wissen schafft Gesundheit - Universitätsklinikum des Saarlandes
Unsere Vision ist Innovation
Spezialist für die Herstellung und
den Vertrieb von
     Augentropfen (z.B. HYLO-COMOD®)
     Augensalben (z.B. Dexa-Gentamicin Augensalbe)
     Arzneimitteln für die Allgemeinmedizin (z.B. Bromelain-POS®)

Entwickler der innovativen COMOD®-
und 3K®-Systeme
     patentierte Sicherheit
     ohne Konservierungsmittel
     weltweit im Einsatz

URSAPHARM Arzneimittel GmbH, Industriestraße, 66129 Saarbrücken, www.ursapharm.de
Blut Das fließende Leben - Wissen schafft Gesundheit - Universitätsklinikum des Saarlandes
Editorial + Inhalt
                                Liebe Leser,

                                in den Mittelpunkt dieser Ausgabe haben wir das Blut ge-            Aber auch fast jeder von Ihnen kann in bestimmten Situ-
                                stellt, diesen – laut Goethe - „besonderen Saft“, der doch          ationen wirkungsvoll helfen - beispielsweise mit einer
                                so viel mehr ist als nur eine rote Flüssigkeit, die in unserem      Blutspende (S. 8). Das UKS unterhält einen eigenen Blut-
                                Körper fließt. Blut sichert unser Leben; es nährt unsere            spendedienst und beteiligt sich aus gutem Grund am lan-
                                Organe, versorgt sie mit Sauerstoff und schützt uns vor             desweiten Blutspendebündnis des Saarlandes. Denn noch
                                Infektionen. Blut ist überlebensnotwendig. Leiden Patien-           immer gibt es zu wenig Blutspender im Land. Um die ei-
                                ten an Krankheiten, bei denen in erster Linie das Blut              genen Patienten ausreichend mit Blutkonserven versorgen
                                betroffen ist, sind an ihrer Behandlung vor allem drei Ein-         zu können, muss das Saarland deshalb Blutkonserven aus
                                richtungen des UKS beteiligt: Das Institut für Klinische            anderen Bundesländern importieren. Bitte denken Sie da-
                                Hämostaseologie und Transfusionsmedizin (Direktor: Prof.            ran: Mit Beginn der bevorstehenden Ferien- und Reisezeit
                                Hermann Eichler - S. 8 f), die Klinik für Innere Medizin I          steigt leider auch die Zahl der Unfälle und damit der Bedarf
                                (Direktor: Prof. Michael Pfreundschuh - S. 10 ff) und die           an gespendetem Blut.
                                Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie (Direk­-
                                tor: Prof. Norbert Graf - S. 13).                                   Das Thema Blut spielt auch in der Forschung immer wieder
                                                                                                    eine Rolle. So auch in den Arbeiten von zweien der vier
                                Patienten zu heilen, ihnen zur Seite zu stehen, wenn sie            Wissenschaftler, die vom Verein der Freunde des UKS mit
                                krank sind, ist Beruf und Aufgabe der Ärzte und des Pflege­         dem Forschungspreis 2014 ausgezeichnet worden sind
                                personals.                                                          (S. 4 f).

                                Der Vorstand                                                                                           Für den Verein der Freunde

                                P rof.                                                              P rof.                             P rof.
                                Wolf -I ngo Steudel   U lrich K erle          Paul Staut            M ichael M enger                   B ernhard S chick
                                Ärztlicher Direktor   Kaufmännischer          Pflegedirektor        Dekan                              Vorsitzender
                                und Vorstands-        Direktor                                      der Medizinischen                  des Vereins
                                vorsitzender                                                        Fakultät der UdS

Inh a lt d ie ser Aus g a b e

Blut                                                                                           UK S Ak tuell

    8                                       13                    15                           16                       21                  26

8        Einführung                                           4        Forschungspreis 2014                                  Portraits
                                                                                                                    22       Klinikapotheke
10       Blut spenden – Leben retten                          7        Homburger Firmenlauf 2014                    24       Thorax- und Herz-Gefäßchirurgie

11       Erkrankungen der Blutgerinnung                       16       Mobil mit künstlichen Gelenken               26       Hochschulwoche 2014

12       Blutbildungsstörungen                                17       Homburger Hornhautbank:                      28       Personalia + Preise
                                                                       Kooperation mit Luxemburg
13       Leukämie                                                                                                   30       Spenden
                                                              18       Beatmungszentrum
14       Die Mildred-Scheel-Station                                                                                 32       Nachrichten
                                                              19       Schulzentrum unter neuer Leitung                      aus dem Klinikum
15       Kinderhämostaseologie
                                                              20       Gefahren erkennen –                          34       Termine
                                                                       Fehler vermeiden                                      Impressum

                                                              21       Die essbare Klinik

                                                                                                                                         UKS   report   II 2014   3
Blut Das fließende Leben - Wissen schafft Gesundheit - Universitätsklinikum des Saarlandes
Freunde des UKS

                                                                        Forschung
                                                                        fördern
                                                                        Freunde des UKS

                                                                        Forschung
                                                                        fördern
                                                                        Freunde des UKS

                                                                        Forschung
                                                                        fördern
                                                                        Freunde des UKS
                               V.l.n.r.: Uwe Welsch (Schatzmeister), Prof. Axel Mecklinger, Dr. Joana Heinzelmann, Prof. Bernhard Schick,
                               Dipl.-Ing. Patricia Stahn, Dr. Manuel Ampofo, Dr. Rhoikos Furtwängler

                                                                        Forschung
                                                                        fördern
                                                                        Freunde des UKS

                                                                        Forschungspreis 2014
                                                                        text   karin richter, die preisträger fotos privat, ute bendfeldt, rüdiger koop

                                                                            Umrahmt von den festlichen Klängen des Oboen­trios Saar wurden in
                                                                        diesem Jahr zum 16. Mal die For­schungspreise der Freunde des UKS verliehen.
                                                                        Prof. Dr. Bernhard Schick, Vorsitzender des Vereins, betonte in seiner Ansprache,
                                                                        wie sehr die gute Tradition dieses Preises – bisher wurden mehr als 300 000 Euro
                                                                        vergeben - den Standort Forschung am UKS bereichere. Auch dieses Mal wur-
                                                                        den vier Preisträger ausgezeichnet, die, so Prof. Axel Mecklinger, Neuro­psychologe
                                                                        an der Uni­versität des Saarlandes und Vorsitzender der Preis-Jury, den aktuel-
                                                                        len Stand der Forschung am UKS querschnittartig repräsentieren.

                                                                        Web             www.uks.eu/freunde

                  4     UKS   report   II 2014
Blut Das fließende Leben - Wissen schafft Gesundheit - Universitätsklinikum des Saarlandes
Freunde des UKS
Dipl. Ing. Patricia Stahn                                                    Dr. rer. nat. Joana Heinzelmann
Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde                                  Klinik für Urologie und Kinderurologie
Direktor: Prof. Bernhard Schick                                              Direktor: Prof. Michael Stöckle

 wurde ausgezeichnet für ihr Forschungsvorhaben                               wurde ausgezeichnet für ihr Forschungsvorhaben
„Verstärkung akustisch induzierter Schwingungen                              „Exosomale microRNAs zur Vorhersage des
 des peripheren Hörgangs mittels Laserlicht“                                  Metastasierungsrisikos von Nierenzellkarzinomen“

Allein in Deutschland leiden rund 14 Millionen Menschen an einer             Das Nierenzellkarzinom ist der urologische Tumor mit der höchsten
Schwer­h örigkeit, die die Kommunikationsfähigkeit und damit das             Sterblichkeitsrate. Die Ursache hierfür ist das hohe Metastasierungs­
berufliche und private Leben stark beeinträchtigt.                           potential. Ohne Therapie haben weniger als 10 Prozent der Patienten
                                                                             mit einem aggressiven, metastasierenden Tumor eine Chance die nächsten
Dabei bestehen die Hauptprobleme klassischer Hörgeräte in der                5 Jahre zu überleben.
mangelnden Präzision der Stimulation betroffener Frequenzen sowie
in deren Verstärkung. Dies führt zu einer nicht ausreichenden Sprach­        Die aktuellen Therapieoptionen in der metastasierten Situation führen
verständlichkeit. Zusätzlich sind die gestörte Akustik durch Ohrpass-        nur zu einer geringen Verlängerung des Überlebens. Um die Prognose
stücke, sowie deren oft schlechte Verträglichkeit ein Hindernis für eine     der Patienten zu verbessern, ist es wichtig, die Metastasen frühzeitig zu
optimale Versorgung hörgeschädigter Patienten.                               entdecken und zu behandeln. Daher ist das Ziel unserer Arbeitsgruppe,
                                                                             molekulare Marker zu finden, die eine frühzeitige Identifizierung der
Zur Beseitigung dieser Probleme erforschen wir die Stimulation des           aggressiven Tumoren erlauben.
peripheren Hörorgans mit Lichtenergie. Trifft gepulstes Laserlicht mit
bestimmten Parametern auf das Trommelfell, so wird die Lichtenergie          Eine vielversprechende Möglichkeit ist die Analyse von kleinen RNA-
in mechanische Energie und damit in Vibrationen umgewandelt, der             Molekülen, sogenannten microRNAs. MicroRNAs sind wichtige Regulatoren
sogenannte optoakustische Effekt. Basierend auf diesem Prinzip arbeiten      zellulärer Prozesse und weisen in Tumorzellen spezifische Veränderungen
wir an der Entwicklung einer neuen Generation von Hörprothesen.              auf. Sie können auch von Tumorzellen in Membranvesikeln (Exosomen)
                                                                             freigesetzt und somit in Körperflüssigkeiten (Bsp. Blut) nachgewiesen
Im Verlauf der Arbeiten in diesem zurzeit EU-finanzierte Projekt,            werden. Unsere Arbeitsgruppe hat bereits spezifische microRNA-Muster
bekam ich die Idee der Anwendung von Lichtpulsen zur Energie-                in Geweben aggressiver Nierenzellkarzinome identifiziert.
optimierung konventioneller Hörsysteme. Ob und in welcher Weise
diese zusätzliche Schallverstärkung durch Laserlicht geschehen               Daher ist das Ziel dieses Forschungsprojektes, im Blut von Patienten
kann ist Gegenstand dieses Forschungsprojektes.                              ebenso veränderte microRNAs nachzuweisen, die eine frühzeitige
                                                                             Vorhersage des individuellen Metastasierungsrisikos erlauben.
                                                                             Eine solche minimalinvasive Blutuntersuchung könnte frühzeitig eine
                                                                             Therapie ermöglichen, wodurch die Prognose der Patienten verbessert
                                                                             werden könnte.

Dr. rer. nat. Emmanuel Ampofo                                                Dr. med. Rhoikos Furtwängler
Institut für Klinisch-Experimentelle Chirurgie                               Klinik für Allgemeine Pädiatrie und Neonatologie
Direktor: Prof. Michael Menger                                               Direktor: Prof. Ludwig Gortner

                                                                              wurde ausgezeichnet für sein Forschungsvorhaben
                                                                             „Untersuchung der flüchtigen organischen Kompo-
                                                                              nenten (VOC) in der Ausatemluft von Kindern mittels
 wurde ausgezeichnet für sein Forschungsvorhaben                              Ionen Mobilitäts-Spektronomie zum Nachweis von
„Der Einfluss der Proteinkinase CK2                                           infektionsspezifischen Atemgasprofilen bei Kindern
 auf Ischämie/Reperfusionsschaden“                                            in der pädiatrischen Onkologie“

Die Minderversorgung eines Organs oder Gewebes mit Blut (Ischämie)           Die Behandlung von Patienten der Kinderonkologie umfasst in der Regel
und die darauffolgende Wiederherstellung der Blutversorgung (Reperfusion)    Infektionsabwehr schwächende Therapien. Fieber unklaren Ursprungs
führt zu massiven Gewebeschäden (Ischämie/Reperfusionsschäden).              führt daher häufig zu Hospitalisierung dieser Patienten, ohne dass eine
                                                                             zielgerichtete Therapie erfolgen kann. Die zurzeit zur verfügbaren dia-
Solche Schäden treten verstärkt im Zuge einer Organtransplantation,          gnostischen Methoden wie Blutkultur, Urinkultur, Stuhluntersuchungen,
eines Herzinfarktes oder eines Schlaganfalls auf. Für die Medizin ist        Abstriche und Blutentzündungswerte zeigen eine geringe Empfindlichkeit
die Behandlung des Ischämie/Reperfusionsschadens ein großes Problem,         oder sind unspezifisch, steigen oft erst verzögert an und sind oft mit
denn die dabei ablaufenden Prozesse sind multifaktoriell und enden           Schmerzen verbunden. Schmerzfreie und genaue Methoden der Infektions­
meist in einer Entzündungsreaktion. In den letzten Jahren sind zahlreiche    diagnostik werden daher insbesondere in der Kinderheilkunde benötigt.
Strategien entwickelt worden, einen Ischämie/Reperfusionsschaden             Die Ionen-Mobilitäts-Spektrometrie (IMS) kann anhand der Mobilität mehr
so gering wie möglich zu halten, allerdings sind viele davon in der Klinik   als 600 ionisierte flüchtige Komponenten (VOC) aus 10ml Ausatemluft
nicht umsetzbar. Somit ist die Forschung stetig auf der Suche nach neuen     im Zeitraum weniger Minuten vor Ort bestimmen. Für bestimmte Erreger
therapeutischen Ansätzen. Unser Institut konnte mit der Proteinkinase CK2    und Erkrankungen konnten man schon spezifische Profile erstellen.
ein Enzym identifizieren, welches bei der Entstehung von Entzündungs­        Atemgas­a nalysen mit der IMS sind eine schmerzfreie Methode zur potentiell
prozessen eine wichtige Funktion übernimmt.                                  frühzeitigen, nicht invasiven und unkomplizierten Klassifizierung von
                                                                             Patienten mit Fieber unklaren Ursprungs.
Mit Hilfe der Forschungs­f örderung der „Freunde des UKS“ möchten wir
in weiteren Experimenten herausfinden, ob die Proteinkinase CK2 auch         Ziel der Studie ist es, spezifische VOC-Atemgasprofile immunsupprimierter
während der Ischämie/Reperfusion Einfluss auf den Entzündungsprozess         und gesunder Patienten zu bestimmen, um infektionsspezifische Profile
nimmt. Mit den gewonnenen Erkenntnissen könnte die Proteinkinase CK2         anzulegen. Nach Prüfung der Nutzbarkeit für den Patienten werden zusam­-
als neuer therapeutischer Ansatzpunkt zur Behandlung von Ischämie/           men mit Forschern der Bioinformatik automatisierte Entscheidungsalgorith-
Reperfusionsschäden dienen.                                                  men erstellt, die eine Anwendung dieses Testverfahrens im Alltag ermög­
                                                                             lichen sollen.

                                                                                                                             UKS   report   II 2014        5
Blut Das fließende Leben - Wissen schafft Gesundheit - Universitätsklinikum des Saarlandes
Freunde des UKS

                          Forschungspreisträger der Freunde
                          des UKS: Was ist aus ihnen geworden?

                          Seit 1998 verleiht der Verein der Freunde des UKS den Forschungspreis für junge Nachwuchs­
                          wissenschaftler am UKS. Der Verein wurde im Jahr 1997 auf Initiative des ehemaligen Kultusministers
                          Prof. Diether Breitenbach gegründet. Vereinszweck ist die „Förderung wissenschaftlicher Zwecke
                          im Bereich des UKS“; finanziert wird der Preis durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. Seit 1999 wurden
                          an 72 junge Forscher rund 300 000 Euro Preisgeld ausgeschüttet. Was aus den Preisträgern wurde
                          und woran sie heute arbeiten, präsentiert der UKS-Report in einer Serie.

                          Web            www.uks.eu/freunde

                          Teil 4: Preisträger 2001 – Prof. Markus Menges
                          text   karin richter foto privat

                                                                                             Dem Saarland hat er 2004 nach seiner Habilitation
                                                                                          den Rücken gekehrt. Letztlich war es die Familie, die den
                                                                                          gebürtigen Mannheimer zu einer Bewerbung in der ba-
                                                                                          den-württembergischen Heimat bewogen hat – vier Kinder
                                                                                          (inzwischen alle erwachsen, Prof. Menges ist seit einem
                                                                                          Jahr Großvater) können auch für einen forschenden Arzt
                                                                                          ein wichtiges Argument sein. Im Diakonie-Krankenhaus
                                                                                          in Schwäbisch-Hall, akademisches Lehrkrankenhaus der
                                                                                          Heidelberger Uni, findet Prof. Menges als Wissenschaftler
                                                                                          und praktizierender Gastroenterologe heute optimale
                                                                                          Gegebenheiten. Auch in Homburg hat er noch einen Lehr­
                                                                                          auftrag und ist einmal pro Semester als Gast an der alten
                                                                                          Wirkungsstätte für Vorlesungen und Seminare tätig. Inner­
                                                                      Prof.               halb der Deutschen Gesell­schaft für Gastroenterolo­gie,
                                                                      Markus Menges       Verdauungs- und Stoffwech­sel­krankheiten leitete er
                                                                                          2003/2004 eine Studie zur präoperativen Behandlung
                              Prof. Markus Menges, seit 10 Jahren Chefarzt der           bei Magenkrebs. Dass er einmal so lange an einem Ort
                          Klinik für Innere Medizin II am Diakonie-Klinikum Schwä­        wie jetzt in Schwäbisch-Hall praktizieren würde, hätte er
                          bisch Hall, erhielt für seine saarländisch-pfälzische Adenom-   zu Beginn seiner Arzt­laufbahn nicht gedacht. Prof. Menges
                          Studie über erbliche Voraussetzungen des Darmkrebses            entschloss sich erst nach einer breiten Ausbildung, drei
                          den von Christel und Karl Jakoby gestifteten For­schungs­       Auslandsjahren in Afrika/Tansania und aus einer Oberarzt­
                          preis der Freunde.                                              position heraus wieder an die Uni nach Homburg zu gehen
                                                                                          und zu habilitieren. Er träumt manchmal noch von Afrika
                             Die seit 2002 bundesweit im Leistungskatalog der             und würde gerne noch einmal dorthin fahren.
                          gesetzlichen Krankenversicherungen verankerte vorsorg-
                          liche Darmspiegelung ab 55 Jahren verdanken die Ver­-              Wenn er sich nicht seinem Forschungsthema, seinen
                          sicherten auch dieser regionalen Studie, die in der inter-      Patienten oder seiner Familie widmet, ist Prof. Menges
                          nationalen Fachpresse hohe Anerkennung fand und                 begeisterter Sänger. Der Tenor singt seit 2007 in einem
                          letztlich zur Habilitation an der Universität des Saarlandes    fünfstimmigen Vokalensemble, das sein Repertoire aus
                          beitrug. „Die Vorsorge-Aktion hat großen Erfolg“, freut         der Renaissance schöpft. Auch als Läufer war er lange
                          sich der Gastroenterologe, „Es zeichnet sich bereits jetzt      Zeit aktiv, aber die Musik bedeute ihm noch mehr, so Prof.
                          ab, dass auf diese Weise die Anzahl der Dickdarm-Kar­           Menges. Vielleicht kommt er nächstes Jahr mit dem
                          zinome abnimmt. Endgültige Zahlen werden wir aber erst          Ensemble „Cantat anima mea“ nach Homburg zur Preis­
                          in 10 Jahren haben.“                                            verleihung, um als Ehemaliger die aktuellen For­schungs-
                                                                                          preisträger zu ehren.
                             Prof. Menges ist seinem Forschungsthema bis heute
                          treu geblieben. Die Forschungspreissumme von 2001
                          investierte er übrigens in ein Gerät zum Messen des Galle-
                          Rückflusses. Er interessiert sich heute wie damals dafür,
                          wie aus einer chronischen Entzündung – in Speise­röhre,
                          Bauchspeicheldrüse oder Dickdarm – Krebs werden kann.

                  6     UKS   report   II 2014
Blut Das fließende Leben - Wissen schafft Gesundheit - Universitätsklinikum des Saarlandes
Freunde des UKS
Homburger
Firmenlauf 2014:
Das UKS war
sehr gut
vertreten
166 Läuferinnen und Läufer
des UKS hatten sich erstmalig
als geschlossene Gruppe zum
Homburger Firmenlauf am
13. Juni angemeldet. Damit
stellte das UKS die zweit­größte
Gruppe hinter der Homburger
Bosch-Niederlassung und vor              1 800 Läuferinnen und Läufer        Direktor der Klinik für Allgemeine
dem Saarpfalz-Gymnasium.             waren für diesen zweiten Homburger       Pädiatrie und Neonatologie und stell-
Gut sichtbar in ihren azurblau-      Firmenlauf gemeldet, und das UKS         vertretender Ärztlicher Direktor, eine
en Laufshirts erreichten alle        stellte auf Anhieb fast 10 Prozent       motivierende Ansprache. Mental
das Ziel – trotz sommerlicher        aller Teilnehmer. Unter den UKS-Mit­     gestärkt gingen die Läufer dann auf
Temperaturen, die beim Start         arbeitern waren sowohl erfahrene         den 5,6 Kilometer langen Innenstadt-
um 18.30 Uhr immer noch hoch         Firmenläufer, die auch außerhalb des     Kurs, der zweimal zu absolvieren war.
waren. Unterstützt wurden die        Saarlandes erfolgreich an Läufen teil-   Wer zu sehr schwitzte, erhielt eine
Sportler durch die Freunde des       nehmen, aber auch Neulinge, die zum      er­frischende Dusche im Bereich des
UKS, die für ein schattiges Zelt     ersten Mal die außergewöhnliche          Zieleinlaufs, auf dem Kurs standen
mit Biertischgarnituren und aus-     Atmosphäre eines solchen Wett­           außerdem Getränke bereit. Zwar
reichend Getränke gesorgt hatten,    kampfes genossen. Ab 17 Uhr füllte       konnten das UKS dieses Mal keine
sowie die Dr. Theiss Naturwaren      sich der Christian-Weber-Platz, Start-   Preise ergattern, dafür war die
GmbH, die die Shirts sponserte.      und Zielpunkt des Laufs, gleichzeitig    Übermacht der 600 Bosch-Sportler
Betriebsärztin Christina Baum        Treffpunkt aller Firmen und Läufer.      einfach zu groß; Ziel ist jedoch, im
war vor Ort, kam aber nicht          Nachdem sich alle UKS-Sportler am        nächsten Jahr noch mehr Läufer zu
zum Einsatz.                         Stand der Freunde versammelt hat-        motivieren – danke allen Beteiligten
                                     ten, hielt Prof. Ludwig Gortner,         und Sponsoren!
text und foto   karin richter

A n z eige

                l

                            IMMOBILIEN & BERATUNG

                            www.voltmer-immobilien.de Tel. 06821/361830

                                                                                                              UKS   report   II 2014   7
Blut Das fließende Leben - Wissen schafft Gesundheit - Universitätsklinikum des Saarlandes
Titelthema

                              Blut macht 6 bis 8 Prozent
                              des Körpergewichtes eines
                             erwachsenen Menschen aus
                   Etwa 5 Liter Blut fließen
               durch den Körper einer Frau,
             bei Männern sind es ca. 6 Liter

                                      Die Menge macht‘s

                 Seitlich aneinandergereiht
              ergäben die roten Blutkörper-
                                                                                             5x
                 chen eines Menschen eine
                Kette, die den Äquator etwa
               fünfmal umschlingen würde

                                                                                     B
                                                                      A              A
                                                                     AB
                                                                                                  B
                                                    AB
                                                    0

                                            0                            B
                                                                     A AB 0 A
                                                                AB                       B

                                                            0

             Blutgruppen
             Bei Bluttransfusionen muss das Spenderblut zum Empfänger
             passen. Entscheidend ist dafür die jeweilige Blutgruppe - A, B,
             AB oder 0. Dies sind die vier Haupt­b lutgruppen, die sich durch
             unterschiedliche Fett- und Eiweißstoffe auf den roten Blut­
             körperchen unterscheiden. Wird das Blut verschiedener
             Blutgruppen gemischt, kommt es zu Unverträglichkeits­                                    Plasma (ca. 55%)
             reaktionen. Dabei verklumpen die roten Blutkörperchen und
             verstopfen die Blutgefäße.                                                               • Fibrinogen
                                                                                                      • Serum
             Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal zur Verträg­lichkeit
             von Spender und Empfänger ist der Rhesus­faktor. Auch hierbei
             handelt es sich um ein auf den roten Blutkörperchen angesiedel-
             tes Blutgruppensystem spezieller Eiweißstoffe.

                                                                                 B
                                                                     A           A
                                                                     AB
                                                                                              B
                                                    AB
                                                        0

                                                0
                                                                        B
                                                                    A       A AB 0
                                                                                     B
                                                                AB

                                                                0
                                                                                                      Blutzellen (ca. 45%)

                                                                                                      • Erythrozyten

                                                                                                      • Leukozyten

              Rot wie Blut
                                                                                                      • Thrombozyten

              Seine rote Farbe verdankt das Blut dem Blutfarbstoff Hämo­
              globin. Sauerstoffreiches Blut zeigt ein helles, kräftiges Rot;
              sauerstoffarmes Blut hat eine dunklere Rottönung.

              Und das viel zitierte „blaue Blut“? Es ist ein Begriff, der sich
              aus dem Mittelalter erhalten hat. Blasse Haut, durch die die
              Blutgefäße bläulich schimmerten, war ein Zeichen dafür, dass
              man nicht – wie etwa die sonnengebräunten Bauern – im Freien
              arbeiten musste, sondern als reicher Adliger seine Haut unter
              Sonnenschirmen und hinter Palastmauern vor Sonnenein­
              strahlung schützen konnte. Aber auch in den Adern von noch
              so Hochwohl­g eborenen fließt definitiv nur rotes Blut.

             8         UKS   report   II 2014
Blut Das fließende Leben - Wissen schafft Gesundheit - Universitätsklinikum des Saarlandes
titelthema
Blut – das flüssige Organ
texte   christiane roos fotos + illustrationen rüdiger koop, oliver herrmann

   Mephisto, die Verkörperung des                         Fünf bis sechs Liter des besonde­             Hauptbestandteil der festen Zellen
Bösen, besteht in Goethes Drama auf                    ren Saftes fließen durch Adern und            sind vor allem rote Blutkörperchen
der besonderen Bekräftigung des Ver­                   Venen, versorgen die Organe mit               (Erythrozyten). Ihre Aufgabe ist die
trages mit dem Gelehrten Heinrich                      Nähr­stoffen, entsorgen Giftstoffe und        Sauerstoffversorgung und der Ab­
Faust: „Du unterzeichnest dich mit ei­-                halten den Gas­aus­t ausch aufrecht.          trans­port von Kohlenstoff über die
nem Tröpfchen Blut.“ Und auch die                      Dafür muss das Blut innerhalb des             Lunge.
wohl berühmteste Männer­freund­                        Körpers ungehindert fließen können.
schaft wird mit Blut besiegelt: Bei Karl               Doch im Falle einer Verletzung ist es             Die weißen Blutkörperchen (Leu­
May trinken Winnetou und Old Shat-                     wichtig, dass der Blutfluss schnell ge-       ko­zyten), die auch in Gewebe zu fin­den
ter­hand die Schalen aus, in denen                     stoppt wird, damit der Verletzte nicht        sind, gehören zum Abwehr­system des
sie ein paar Tropfen ihres Blutes mit                  verblutet.                                    Körpers. Sie erkennen kör­pereigene
Wasser vermischt hatten.                                                                             Stoffe und unterscheiden sie von frem-
                                                          Wird Blut mit höchster Geschwin­           ­den Substanzen. Die Leukozyten be­
     Nicht nur in der Phantasie der Lite­              digkeit in einer Zentrifuge geschleu­-         kämpfen Bakterien und Viren.
ra­ten, in Märchen und Sagen – Sieg­-                  dert wird erkennbar, dass die rote
­fried wurde durch das Bad im Blut des                 Flüssigkeit auch feste Bestandteile              Die kleinsten festen Bestandteile
 Drachen unverwundbar - gilt Blut als                  hat: Das gelbliche, flüssige Plasma           des Blutes sind die Blutplättchen
 „ein besonderer Saft“. Nicht nur in                   trennt sich von den dunklen, festen           (Thrombozyten). Sie verschließen
 kul­tu­rellen Traditionen verschiedener               Bestandteilen des Blutes, dem Blut­           Verletzungen der Gefäßwände.
 Völker kommt dem Blut eine beson-                     kuchen.
 dere Bedeutung zu.                                                                                    Die Zellen des Blutes werden im
                                                          Das Plasma enthält keine Blut­             Knochenmark gebildet.
   Tatsächlich ist Blut die Flüssigkeit,               zellen. Es besteht zu 90 Prozent aus
die den menschlichen Körper am                         Wasser; dazu kommen Eiweiße, Anti­
Leben hält.                                            körper, Gerinnungsfaktoren, Salze,
                                                       Hormone und gelöste Gase. Es ist zu-
                                                       ständig für den Transport von Nähr­-
                                                       stoffen zu Körperzellen und Organen
                                                       und den Abtransport von Abfall­pro­
                                                       dukten der Atmung und des Stoff­-
                                                       wechsels.

                                                           Fachbereiche am UKS

                                                                                                      Klinik für
  Institut für Klinische                                Klinik für                                    Pädiatrische
  Hämostaseologie und                                   Innere Medizin I                              Onkologie und
  Transfusionsmedizin                                   Direktor:                                     Hämatologie
  Direktor: Prof.                                       Prof. Michael                                 Direktor:
  Hermann Eichler                                       Pfreundschuh                                  Prof. Norbert Graf

  Das Institut behandelt Patienten, die unter           Zum Leistungsspektrum der Klinik gehören     Soweit Kinder und Jugendliche unter
  einer Störung der Blutgerinnung leiden und            die Diagnostik und Therapie von Tumor- und   Erkrankungen des Blutes leiden, werden
  versorgt Menschen, die einen erheblichen              Blut-Erkrankungen, von immunologischen       Diagnose und Therapie hier durchgeführt.
  Blutverlust erlitten haben, mit Spenderblut,          und rheumatischen Krankheiten.               Der Klinik ist das Hämophiliezentrum für
  das im Institut aufbereitet wurde.                                                                 Kinder und Jugendliche angeschlossen,
                                                                                                     in dem Patienten, die von der sogenannten
                                                                                                     Bluterkrankheit betroffen sind, versorgt
                                                                                                     werden.

                                                                                                                                            UKS   report   II 2014   9
Blut Das fließende Leben - Wissen schafft Gesundheit - Universitätsklinikum des Saarlandes
Titelthema

              80 Prozent                          Blut spenden – Leben retten
               aller Deutschen
               brauchen mindestens
               einmal im Leben                    Der Verlust einer großen Menge Blut ist nur durch Blut zu ersetzen, und weil es bislang keine
               Spenderblut oder
               Medikamente aus                    Möglichkeit gibt, Blut künstlich herzustellen, werden gesunde Blutspender dringend gebraucht
               Blutplasma!
                                                  text   christiane roos foto rüdiger koop

                                      Helfen aus Überzeugung – im Beisein von Gesundheitsminister Andreas Storm und dem ärztlichen Direktor des UKS,
                                      Prof. Wolf-Ingo Steudel, wurden im Homburger Forum Blutspender für ihr Engagement geehrt

             Das Fachgebiet der           „Das Institut für Klinische                      Im Institut werden aus gespende-          Eine besondere Art der Blut­spen­
             Hämostaseologie
                                      Hämo­sta­seo­logie und Transfusions­               tem Blut verschiedene Blut­prä­pa­-       de ist die Thrombozytenspende.
             befasst sich mit der
             Diagnose und             medizin des UKS ist Ansprechpartner                rate hergestellt. Nach der Spende         Hierfür wird das Blut in einer Blut­
             Behandlung von           für das gesamte Klinikum und die                   wird das Blut gründlich untersucht,       zentrifuge direkt während der Spende
             Blutungs- und
                                      Brücke zwischen Patienten und                      denn nur Blut, das garantiert frei von    bearbeitet: Die Throm­bozyten wer-
             Gerinnungsstörungen
                                      Spendern“, erklärt Institutsdirektor               Krankheitserregern ist, kommt zum         den von den anderen Zellen des
                                      Prof. Hermann Eichler. Patienten, die              Einsatz: Transfusionen sind sicher –      Blutes getrennt, alle anderen Blut­
                                      bei einem Unfall oder im Rahmen ei-                sowohl für den Empfänger, als auch        bestandteile erhält der Spen­    d er
                                      ner Opera­tion einen hohen Blut­-                  für den Spender. Er wird vor der          während des Spendevorganges so-
                                      verlust erlitten haben, werden vom                 Spende auf seinen Gesund­heits­zu­        fort zurück.
                                      Team der Trans­f usionsmedizin be-                 stand hin untersucht, und zur Blut­-
                                      treut.                                             entnahme wird ausschließlich steri-         Thrombozytenspenden erhalten
                                                                                         les Einwegmaterial benutzt.               vor allem Patienten mit Blut­gerin­
                                                                                                                                   nungsstörungen.
                                                                                             Das gespendete Blut wird im Insti­
                    Saarländischer Blutspendepreis                                       tut geprüft, gelagert und bearbeitet         Auch für die Gewinnung von Plas­
                                                                                        – aus dem Vollblut werden sogenann-        ma wird das Blut zentrifugiert. Dabei
                                                                                         te Blutderivate, Präparate für den        trennen sich die festen von den flüs-
               Das Blutspendebündnis Saarland hat erstmals                               Er­satz bestimmter Blut­be­standteile,    sigen Bestandteilen, dem Plasma, das
               den saarländischen Blutspendepreis ausgeschrie­                           hergestellt. Auf diese Weise wird aus     vor allem als Gerinnungspräparat bei
               ben, um den sich saarländische Firmen, Vereine,                           Blut ein auf die individuellen Be­dürf­   starkem Blutverlust verwendet wird.
               Organisationen oder Gruppen bewerben können.                              nisse des Em­pfängers abge­stimmtes
               Teilnahmebedingung: Wer gewinnen will, muss                               Arzneimittel. Für die Behandlung der
               originelle Aktionen zur Steigerung der Blut-                              meisten Patienten werden nur be-          Kontakt      Blutspendedienst des UKS
                                                                                                                                   Telefon      0 68 41 - 16 - 2 25 40
               spendebereitschaft durchführen; die Maßnahmen                             stimmte Bestandteile des Blutes be­-      E-Mail       blutspende@uks.eu
               müssen öffentlichkeitswirksam sein und über                               nötigt. Dafür wird das gespendete         Web          www.uks.eu/blutspende
               den normalen Rahmen hinausgehen. Bis zu drei                              Blut nach der Spende in seine Be­
               Teilnehmer können den undotierten Preis gewin-                            stand­ teile aufgetrennt. Mit einer
               nen. Sie bekommen eine Trophäe und dürfen                                 einzigen Blut­spende kann so gleich
               drei Jahre lang öffentlich mit dem Preis werben.                          mehreren Menschen geholfen wer-
                                                                                         den.
               In der Jury sind unter anderen Gesundheits­
               minister Andreas Storm und Prof. Hermann
               Eichler vertreten. Bewerbungsunterlagen müs-
               sen bis zum 18. Juli 2014 eingehen bei dem
               Ministerium für Soziales, Gesundheit, Frauen
               und Familie / Pressestelle, Franz-Josef-Röder-
               Straße 23, 66119 Saarbrücken. (cros)

             10       UKS   report   II 2014
Titelthema
Erkrankungen der Blutgerinnung
Vererbte oder erworbene Erkrankungen der Blutgerinnung sind
in ihrer Ursache und dem jeweiligen klinischen Erscheinungsbild
so vielfältig und komplex wie das Gerinnungssystem selbst.
Mehr als ein Prozent der Weltbevölkerung leidet unter verschie-
denen Formen von Gerinnungsstörungen. Die Spannbreite der
klinischen Erscheinungsform reicht von im Alltag kaum bemerkten
Blutergüssen über verstärkte Blutungen nach Operationen                                       fizierung für Hämophilie-Zentren der
oder Verletzungen bis hin zu schwersten Blutungsereignissen.                                  höchsten Versorgungsstufe erfolg­-
                                                                                              reich absolvierte (European Haemo­
text   hermann eichler                                                                        philia Comprehensive Care Centre).
fotos   institut für klinische hämostaseologie und transfusionsmedizin, rüdiger koop
                                                                                              Das Zentrum ist für die medizinische
                                                                                              Maximalversorgung von Hämophilen
                                                                                              aus dem Saarland und dem benach-
      Die Hämophilie begleitet die                 philie-Behandlungszentren einge­-         barten Rheinland-Pfalz verant­wort-
  Menschheit durch ihre gesamte Ge­                 richtet, unter anderem auch das Zen­      lich, wobei aktuell mehr als 70 Pa-
 schichte und wurde bereits in antiken              trum am UKS. Die medizinischen            tienten mit einer zumeist schweren
 Schriften beschrieben. Der Begriff                 Fortschritte in der Behandlung der        Hämophilie A und B behandelt wer-
„Hämophilie“ bedeutet wörtlich „Blu­                Hämophilie hatten den erheblichen         den. Ein interdisziplinäres Team aus
  tungsneigung“. Im engeren Sinn wird               Anstieg der Lebenserwartung zur           ärztlichen und nichtärztlichen Hämo­
 er aber zumeist für genetisch beding-              Folge. Aktuell haben Männer mit           philie-Behandlern mit umfassender
  te Erkrankungen verwendet, die durch              Hämophilie eine fast normale Le­bens­-    Erfahrung und Fachkompetenz prak-
 einen Mangel an einem einzelnen                    erwartung.                                tiziert die Hämophilie-Behandlung
  Gerinnungsfaktor charakterisiert sind.                                                      auf der Basis modernster Standards.
  Wird die Hämophilie durch einen                       Neben der Hämophilie A und B          In Zusammenarbeit mit allen am UKS
  Mangel an Faktor 8 hervorgerufen,                 gibt es eine Reihe weiterer seltener      vertretenen Kliniken und Instituten
 spricht man von einer Hämophilie A,                Erkrankungen der Blutgerinnung, die       ist eine optimale Hämophilie-Betreu­
  bei einem Mangel an Faktor 9 von                  etwa mit Funktionsstörungen der           ung und wissenschaftliche Forschung
  Hämophilie B. Aufgrund des ge­                    Blutplättchen und angeborenen oder        mit Bezug auf Diagnostik und Thera­
 schlechts­gebundenen, rezessiven Erb­-             erworbenen Mangelzuständen wei-           pie fest etabliert. Somit bietet das
 ­gangs erkranken zumeist nur Männer                terer Gerinnungsfaktoren ein­her­ge­-     Hämophilie-Zentrum am UKS als ei-
 an einer Hämophilie, im Falle einer                 hen. Bei diesen Störungen können in      nes der großen Behandlungszentren
  Hämophilie A einer von 5.000 männ-                unterschiedlichem Ausmaß ebenfalls        für Gerinnungsstörungen in Deutsch­
  lichen Neugeborenen, bei der                       klinische Blutungen auftreten, wes-      land eine umfassende und inter­dis­-
  Hämophilie B einer von 30.000. Im                  halb auch Patienten mit diesen Er-       zi­plinäre ambulante und stationäre
  klinischen Erscheinungsbild unter-                ­kran­kungen in Hämophilie-Zentren        Versorgung von Patienten mit Ge-
 scheiden sich die beiden Formen aber               diagnostiziert und behandelt werden.      rin­nungsstörungen auf höchstem me­
  kaum, wobei unbehandelt spontane                                                            di­­zinischem Niveau. Auch im akuten
 und sehr schwere Blutungen beob-                   Hämophilie-Zentrum am UKS                 Notfall ist an 365 Tagen im Jahr durch
 achtet werden, typischerweise in                      Das Institut für Klinische Hämosta­-   einen 24-Stunden-Bereit­schafts­dienst
  große Gelenke, die Muskulatur und                 seologie und Transfusionsmedizin          jederzeit eine fachgerechte medizi-
  in innere Organe.                                 betreut gemeinsam mit der Klinik für      nische Behandlung gewährleistet.
                                                    Pädiatrische Onkologie und Häma­to­
    Vor den 1970er Jahren, als das ers-             logie Patienten aller Altersstufen mit
 te Faktor 8-Konzentrat entwickelt                  schwerer Hämophilie A und B sowie         Kontakt     Institut für Klinische
                                                                                                          Hämostaseologie und
 wurde, hatte ein hämophiler Junge                  Patienten mit anderen schweren an-                    Transfusionsmedizin
 eine Lebenserwartung von weniger                   geborenen und erworbenen Gerin­-          Telefon     0 68 41 - 16 - 2 25 30
                                                                                              E-Mail      hermann.eichler@uks.eu
 als 30 Jahren. Ab 1970 wurden Kon­                 nungs­störungen. Diese Fachkompe­
 zentrate aus Gerinnungsfaktoren                    tenz hat sich seit den 1970er Jahren
                                                                                              Der Autor
 verfügbar, die eine sehr effektive                 im UKS entwickelt, sodass inzwischen
 Ersatztherapie der fehlenden Gerin­                ein auch international bedeutendes        Prof. Hermann Eichler ist der Direktor
 nungsfaktoren ermöglichten. Parallel               Hämophilie-Zentrum etabliert wur-         des Instituts für Klinische Hämostaseologie
                                                                                              und Transfusionsmedizin
 dazu wurden spezialisierte Hämo­                   de, das 2014 die Europäische Zerti­-

                                                                                                                                   UKS   report   II 2014   11
Gesundes Knochenmark
Titelthema

                                                                                                                                    mit unterschiedlichen Vorstufen
                                                                                                                                    der Blutzellen

                                   Blutbildungsstörungen
                                   Im Knochenmark, das bei Erwachsenen vor allem in der Wirbelsäule, in den Oberarm- und Oberschenkel­
                                   knochen, im Brustbein, im Schädelknochen und im Becken vorhanden ist, werden die Zellen des Blutes
                                   gebildet. Da pro Sekunde etwa zwei Millionen Blutzellen zugrunde gehen, müssen pro Tag mehrere
                                   Milliarden Zellen nachgebildet werden. Dafür stehen im Körper des Erwachsenen etwa 2500g Knochen­
                                   mark zur Verfügung.

                                   text   carsten zwick foto labor der klinik für innere medizin I

                                        Die Funktion des Knochen­                            Hier sind besonders Blutungen            Auch eine toxische Schädigung
                                    marks kann durch zahlreiche Faktoren                  aus dem Magen-Darm-Trakt und zu           des Knochenmarks durch zahlreiche
                                    beeinträchtigt werden. Die Folge ist                  starke Menstruationsblutungen zu er-      Medikamente, Schadstoffe oder
                                    eine unzureichende Produktion von                     wähnen. Die Therapie von Eisen­-          Virusinfektionen, Stammzell­er­kran­
                                    Blutzellen. Es kommt zu einer Blut­                   ­mangelzuständen besteht deshalb –        kungen wie das myelodysplastische
                                    bildungsstörung mit Abfall der Leu­-                   neben der Gabe von Eisenpräparaten       Syndrom (an der Blutbildung sind ge-
                                    ko­y zten- („Leukopenie“), Erythro­z y­              - in erster Linie in der Sanierung even-   netisch veränderte Stammzellen betei­-
                                    ten- („Anämie“) und/oder der Throm­­-                 tuell vorhandener Blutungsquellen.        ligt) oder die Verdrängung des ge­
                                    bo­z ytenwerte („Throm­bo­penie“).                                                              sunden Knochenmarks durch maligne,
                                                                                             Eine zweite häufige Ursache für        bösartig veränderte Zellen wie bei
                                       Je nach Ursache sind dabei die                     eine Anämie ist der Mangel an Vita­       Leukämien oder Lymphomen kön­nen
                                    unterschiedlichen Zellreihen in ver-                  min B12 und/oder Folsäure. In der         eine Blutbildungsstörung ver­ursachen.
                                    schiedenem Ausmaß betroffen. Die                      Regel ist in den Industrieländern bei
                                    Symptome können eine erhöhte In­                      ausgewogener Ernährung eine aus-             In der Klinik für Innere Medizin I
                                    fektanfälligkeit, eine verminderte                    reichende Versorgung des Organis­-        am UKS werden alle Formen von
                                    Leistungsfähigkeit und eine erhöhte                   mus‘ mit diesen Substanzen gewähr-        Blutbildungsstörungen mit moderns-
                                    Blutungsneigung sein.                                 leistet. Bei einseitiger Ernährung,       ten Verfahren diagnostiziert und be­-
                                                                                          erhöhtem Bedarf - etwa während            handelt.
                                        Die Ursachen für eine Blut­bil­dungs­             Schwangerschaft und Stillzeit, häufi-
                                    störung können vielfältig sein: Eisen                 ger aber bei Magen-Darm-Erkran­-
                                    ist eine wesentliche Voraus­setzung                   kungen oder nach Magen-Darm-Opera­        Kontakt      Ambulanzen der Klinik
                                                                                                                                                 für Innere Medizin I
                                    für die Bildung roter Blut­körperchen                 tionen mit der Folge einer verminderten   Telefon      0 68 41 - 16 - 2 30 88
                                    Eisen. Eisenmangel führt deshalb                      Aufnahme – kann es aber zu einem          E-Mail       carsten.zwick@uks.eu
                                    häufig zum Auf­tre­ten einer Anämie                   Mangel mit der Folge einer Anämie
                                                                                                                                    Der Autor
                                    („Eisen­­mangelanämie“) mit vermin-                   kommen. Neben der Gabe von
                                    derter Leistungsfähigkeit, Atem­­not,                 Vitamin B12 und Folsäure ist auch
                                                                                                                                    Dr. Carsten Zwick ist Oberarzt
                                    Herzrasen, Kopfschmerzen, Konzen­                     hier die Therapie der Ursache für die     der Klinik für Innere Medizin I
                                    trations­s törungen und Blässe. Die                   verminderte Aufnahme entscheidend.
                                    häufigste Ursache für einen Eisen­
                                    mangel ist der durch Blutungen ver­-
                                    ursachte Verlust von Eisen.

             12     UKS   report   II 2014
 Heute ist Leukämie der Sam­                         Grundlage der Behandlung einer            Trotz aller Bemühungen sind je-

                                                                                                                                                                       Titelthema
melbegriff für Erkrankungen des                       Leukämie ist eine Therapie mit Zyto­     doch insbesondere für Patienten mit
blut­bildenden Systems, die mit ei-                   statika, Medikamenten, die das Zell­-    akuten Leukämien die Behandlungs­
nem unkontrollierten Wachstum                         wachstum hem­men­. Die in den ver-       möglichkeiten zum Teil beschränkt
weißer Blutkörperchen bzw. ihren                      gangen Jahren zunehmenden Er­-           oder es kommt nach einem anfängli-
funktionsuntüchtigen Vorstufen ein-                   kennt­­nisse über die Erkrankungen ha-   chen Behandlungserfolg zu einem
hergehen. Durch die Vermehrung                        ben jedoch noch weitere wirksame         Rückfall. Doch auch hier bieten neue
die­ser Vorstufen („Blasten“) im Kno­                 Behandlungsmöglichkeiten eröffnet.       Erkenntnisse über krankheitsspezifi-
chen­mark kommt es in der Regel                       Bei der chronisch myeloischen Leu­       sche Veränderungen - zumeist gene­­-
zur krankheitstypischen Ausschwem­                    kämie wurde bereits in den 1960er        ti­scher Art - neue bzw. verbesserte
mung in das Blut der Betroffenen.                     Jahren mit dem Philadelphia-Chromo­      und verträgliche Behandlungs­mög­
Zusätzlich kann es durch die Ver­drän­                som eine zumeist wiederkehrende          lichkeiten. Die Klinik für Innere
gung der gesunden blutbildenden                       genetische Veränderung beschrie-         Medizin I des UKS beteiligt sich auch
Zellen zu einer Blutarmut („Anämie“),                 ben. Seit Beginn der 2000er Jahre        hier an mehreren Behandlungs­­       -
der vermehrten Blutungsneigung                        steht ein wirksamer Hemmstoff des        stu­dien. Zusätzlich besteht, bei ent­­-
durch Verminderung der Blut­plätt­                    bei den Betroffenen dysregulierten       sprechendem Allgemeinzustand,
chen („Thrombozytopenie“) und zur                     Signalweges zur Verfügung. Aktuell       auch in Homburg die Möglichkeit
erhöhten Infektionsgefahr kommen.                     wird überprüft, ob die Erkrankung        einer Blutstammzelltransplantation.
                                                      durch den Einsatz von stärker wirksa­
   Aufgrund des Verlaufs unterschei-                  men Folgemedikamenten gar geheilt
det man zwischen der akuten und der                   werden kann. Auch die Klinik für         Kontakt     Ambulanzen der Klinik
                                                                                                           für Innere Medizin I
chronischen Leukämie. Akute Leu­                      Innerer Medizin I des UKS beteiligt      Telefon     0 68 41 - 16 - 2 30 88
kämien mit plötzlichem Beginn ver­-                   sich an dieser internationalen Studie.   E-Mail      niels.murawsk@uks.eu
laufen unbehandelt in wenigen Wo­
                                                                                               Der Autor
chen oder Monaten tödlich. Chro­­-                       Bei der chronisch lymphatischen
nische Leukämien verlaufen, zum                       Leukämie hat die Einführung spezi-
                                                                                               Dr. Niels Murawski ist Oberarzt
Teil auch ohne Behandlung, meist                      fischer Antikörper zusammen mit          der Klinik für Innere Medizin I
über mehrere Jahre bzw. Jahrzehnte.                   einer Chemotherapie die Behan­
                                                      dlungs­möglichkeiten deutlich ver­-
   Ein weiteres Unter­s cheidungs­                    bessert. Auch hier sind jedoch neue
merkmal ist der Ursprung der ent­-                    spezifisch in die Krankheitsprozesse
arteten („malignen“) Zellen. Die vom                  eingreifende Medikamente gefunden                                                      Knochenmark­
                                                                                                                                             ausstrich ­b ei
Knochenmark ausgehende myelo­                         worden, die kurz vor der Markt­zu­las­                                                 akuter myeloischer
ische Leukämie, wird von den Vor­-                    sung stehen. Weiter Medikamente                                                        Leukämie
stufen der roten Blutkörperchen,                      sind in der Entwicklung.
Blut­plättchen, den Granulozyten und
Monozyten (bestimmte Arten der                             Die Entwicklung in den vergangen
Leukozyten) verursacht. Die lympha-                   Jahren und insbesondere der Einsatz
tischen Leukämien haben ihren Ur­-                    von Zytostatikatherapien und Begleit­-
sprung im Lymphsystem.                                behandlungen haben auch bei
                                                      Pa­­tien­ten mit akuten Leukämien die
   Die Krankheitszeichen, der Ver­                    Behandlungserfolge kontinuierlich
lauf, die Prognose aber auch Behan­-                  verbessert und zum Teil eine Heilung
dlung der einzelnen Formen ist un-                    erreicht.
terschiedlich.

Leukämie - „Weißes“ Blut
Als einer der Ersten beschrieb Rudolf Virchow, Politiker und
berühmter Arzt an der Berliner Charité, 1847 die in der
Umgangssprache „Blutkrebs“ genannte Krankheit. Er nannte
sie „Leukämie“. Die Bezeichnung stammt aus dem Griechischen
und setzt sich aus den Wörtern „leukós“, weiß, und „haïma“,
Blut, zusammen. Dieser Name - „weißes Blut“ - deutet auf die
krankhafte Vermehrung der weißen Blutkörperchen im Blut hin.

text   niels murawski foto labor der klinik für innere medizin I

                                                                                                                                    UKS   report   II 2014        13
Titelthema

                                                   Die Mildred-Scheel-Station
                                                   für Stammzelltransplantation
                                                   Hochsicherheit zum Schutz schwer kranker Patienten – am UKS
                                                   werden jährlich etwa 100 Stammzelltherapien durchgeführt

                                                   Wer die Mildred-Scheel-Station für Stamm­zell­transplantation besuchen möchte,
                                                   steht erst einmal vor einer verschlossenen Glastür und muss sich über eine
                                                   Sprechanlage anmelden. Eine Krankenschwester öffnet die Tür, lässt den Besucher
                                                   ein und weist ihn in die Hygiene-Vorschriften ein. In einer Schleuse muss er
                                                   sich die Hände desinfizieren und einen Kittel überziehen. An den Zimmertüren
                                                   hängen Hinweisschilder, die auf zusätzliche Schutzmaßnahmen, wie das Tragen
                                                   eines Mundschutzes, hinweisen.

                                                   texte   + foto jörg thomas bittenbring

                                                                                Auf dieser Station gelten               Allerdings können Stamm­zellen
                                                                            strengste Sicherheitsvorschriften.        nicht beliebig zwischen zwei Men­
                                                                            Aus gutem Grund, denn hier werden         schen übertragen werden, denn jeder
                                                                            Patienten mit Stammzelltherapien          Körper hat eine eigene immunologi-
                                                                            behandelt. Dafür erhalten sie soge-       sche Identität. Bei eineiigen Zwillin­-
                                                                            nannte immunsuppressive Medika­-          gen ist diese Identität gleich; sie
                                                                            men­te, mit denen die Abwehr gegen        kommt zur Hälfte von jedem Eltern­teil.
                                                                            Infektionserreger stark herabgesetzt      Demnach besteht bei Geschwistern
                                                                            wird, was zu einer gesteigerten           die Chance von 1:4 dass die Identität
                                                                            Anfälligkeit für Infektionen führt.       gleich ist. Ein fremder Mensch passt
                                                                                                                      dagegen nur mit einer sehr geringen
                                                                               Während manche Patienten sich          Wahrscheinlichkeit.
                                       Historie                            frei auf der Station bewegen dürfen,
                                                                            müssen andere in ihren Zimmern               Deshalb wird die Immun­sup­pres­
              Die Stammzelltransplantation ist eine Ent­w ick-              bleiben, die mit speziellen Klima­        sion nötig: Je unterschiedlicher Spen­­-
              lung des Atomzeitalters. Bei der Untersuchung                anlagen ausgerüstet sind, mit denen        der und Empfänger sind, desto eher
              der Wirkung von Strahlen auf Lebewesen fiel auf,             vor allem Pilzsporen aus der Luft ge-      kann es nach der Transplantation zu
              dass Blut besonders empfindlich auf radioakti-               filtert werden. Diese Patienten sind       einer Abstoßung kommen. Die neu-
              ve Strahlen reagiert. Später wurde die Fähigkeit            „in“ der Transplantation. Ihnen wurden      gebildeten Abwehrzellen erkennen
              sogenannter blutbildender Stammzellen des                    gerade Chemotherapie und Immun­            den Körper nicht an, da die Iden­tität
              Knochenmarks entdeckt, sich in die verschiede-               suppression verabreicht, und ihre          nicht übereinstimmt. Es kommt oft-
              nen Zellbestandteile des Blutes entwickeln zu                 neuen Stammzellen sind noch nicht         mals zu Hautausschlägen und schwe­-
              können. Nach Bestrahlung des Körpers können                  angewachsen. Sie haben keine wei-          ren Durchfällen, manchmal auch zur
              diese Stammzellen die Blutbildung wieder her-                 ßen Blutkörperchen/Leukozyten, also       Gelbsucht. Um diese Komplikationen
              stellen. Dieses Prinzip wurde seit den 1960er                 überhaupt keine Abwehrkräfte.             zu vermeiden und eine Abstoßung zu
              Jahren für die Behandlung von bis dahin unheil-                                                         verhindern, müssen die Abwehrzellen
              bar tödlichen Bluterkrankungen (Leukämien                        Bei einer Stammzelltrans­plan­ta­      mithilfe der schweren Immunsuppres­
              und Lymphome) oder fehlender Blutbildung                      tion gibt es in der Regel einen Spen­-    sion gehemmt werden.
              (aplastische Anämie) genutzt.                                 der und einen Empfänger (allogene
                                                                            Stammzelltransplantation). Bei man-
                                                                            chen Krankheiten können auch eige-        Kontakt     Mildred-Scheel-Station M1-03
                             Stammzellspende                                ne Stammzellen entnommen, einge-
                                                                                                                      Telefon
                                                                                                                      E-Mail
                                                                                                                                  0 68 41 - 16 - 2 30 32

                                                                            froren und nach einer Chemo­therapie      joerg.thomas.bittenbring@uks.eu
              Um für Patienten, die in der eigenen Familie                  zurückgeben werden (Eigenstamm­
                                                                                                                      Der Autor
              keine passenden Spender haben, dennoch                        zelltherapie/autologe Stamm­zell-
              Stammzellspender zu finden, haben sich viele                  trans­plantation). Die Stammzellen wer-
                                                                                                                      Dr. Jörg Thomas Bittenbring ist Oberarzt
              Organisationen weltweit zusammengeschlossen                   den entweder durch die operative          der Klinik für Innere Medizin I
              und führen ein internationales Register spen-                 Entnahme von Knochenmark oder
              debereiter Personen. Weltweit sind in diesen                  durch Sammlung der Zellen aus dem
              Organisationen 23 Millionen Spender erfasst                   Venenblut gewonnen.
              (www.bmdw.org); trotzdem findet noch nicht
              jeder Patient einen perfekt passenden Spender.

             14     UKS   report   II 2014
Titelthema
Kinder brauchen
Spezialisten
Eine blutende Verletzung wird von Bestandteilen
des Blutes schnell wieder verschlossen, sonst
würde der Verletzte langsam verbluten. Dieser
Mechanismus funktioniert aber nicht bei allen
Menschen.

text   christiane roos foto privat

    Luca hat beim Radfahren einen            Luca weiß genau, auf was er ach-          Dort steht ein Kühlschrank und in      Luca beim regel­-
                                                                                                                               mäßigen Check-up
Helm auf und er trägt Knieschoner.         ten und was er tun muss. Der Fahr­-      diesem Kühlschrank werden nament-          mit seiner Ärztin
Immer. Das ist für den Achtjährigen        radhelm ist nur eines von vielen Din­    lich gekennzeichnete Schachteln mit        Dr. Sabine Heine
ganz normal, denn er weiß, wie wich-       gen. So bekommt er alle zwei Tage        individuell dosierten Notfallfaktoren
tig es für ihn ist, sich möglichst nicht   seine Spritze mit den nötigen Ge­r in­   aufbewahrt. Eine dieser Schachteln
zu verletzen. Luca leidet unter Hämo­      nungsfaktoren und er kommt regel­-       trägt Lucas Namen.
philie – so nennen Mediziner die Blut­-    mäßig zur Kontrolle in die Kinder-
erkrankheit. Es ist eine angeborene        Ambulanz. Kinder wie Luca werden in
Blutgerinnungsstörung, die zwar von        der Klinik für Pädiatrische Onkologie    Kontakt   Klinik für Pädiatrische
                                                                                              Onkologie und Hämatologie/
Frauen übertragen werden kann, aber        und Hämatologie (Direktor: Prof. Nor­              Kinderhämostaseologie
nur an Jungen vererbt wird (vgl. auch      bert Graf) betreut.                      Telefon   0 68 41 - 16 - 2 84 09
                                                                                    E-Mail    sabine.heine@uks.eu
S. 11).
                                              Luca lebt also dank moderner Me­
   Die Hämophilie ist eine nicht heil-     dizin und seiner Ärztin, Dr. Sabine
bare lebenslang andauernde Er­kran­-       Heine fast genauso unbeschwert wie
kung, die jedoch gut be­handelt wer-       andere Jungen. Und wenn doch mal
den kann. Dank moderner Therapien          was passiert? Dann kommt Luca so
können Bluter ein normales Leben           schnell wie möglich in die Ambulanz.
führen, soweit sie einige Verhaltens­
regeln beachten.

                                            Kinderhämostaseologie

  Die Kinderhämostaseologie des UKS ist die ein­-              Zu Sabine Heine und ihren Kollegen kommen nicht
  zige Abteilung dieser Art im Saarland und der süd-           nur Kinder wie Luca, die unter der Bluterkrankheit
  westlichen Pfalz; Dr. Sabine Heine ist Fachärztin            leiden – deren Blut bei Verletzungen also nicht
  auf diesem Gebiet. Die Abteilung ist der Klinik              schnell genug gerinnt. Hierher kommen auch
  für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie                   Kinder, deren Blut zu schnell gerinnt. Sie laufen
  angeschlossen und immer dann zuständig, wenn                 Gefahr, eine Thrombose zu erleiden: das Blut bil-
  Kinder von Blutgerinnungsstörungen betroffen                 det kleine Klümpchen und verstopft die Blutgefäße.
  sind – gleichgültig, wo das Kind gerade stationär
  oder ambulant behandelt wird. Hier werden die                Sabine Heine erklärt, warum Kinder eine eigene
  entsprechenden Diagnosen gestellt, die notwen-               Abteilung für Hämostaseologie brauchen: „Kinder
  digen Therapien eingeleitet, die Behandlungen                sind nicht einfach kleine Erwachsene mit wesent-
  überwacht und die betroffenen Kinder regel-                  lich kleineren Gefäßen. Sie haben darüber hinaus
  mäßig betreut. Dies alles geschieht in enger                 auch gänzlich andere physiologische Bedingungen
  Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen                     und Voraussetzungen. Für sie gelten andere Blut­
  des UKS, etwa mit dem Zentrallabor, das rund                 werte und ihre Blutbilder sind anders zu bewerten.“
  um die Uhr besetzt ist.

                                                                                                                    UKS    report   II 2014    15
Aus den Kliniken

                   Dr. Nora Diehl,
                   Dr. Christian Müller,
                   ein Studienteilnehmer,
                   Prof. Dieter Kohn

                                             Mobil mit künstlichen Gelenken
                                             Bitte einsteigen, Hände ans Lenkrad, Füße an die Pedale - auf geht’s, zu einer Spritztour nach Saarbrücken.
                                             Das kleine rote Auto sieht von außen so aus, wie andere kleine Autos auch. Aber es ist ein besonderer
                                             Wagen, ausgestattet mit einer besonderen Technik und einer speziellen Software. Er wurde so präpariert,
                                             dass er zu Forschungszwecken eingesetzt werden kann. Der kleine rote Wagen steht im Hörsaalgebäude der
                                             Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie des UKS. Wer hier einsteigt, nimmt an einer Studie der
                                             Klinik teil. Er kann sich mit dem Auto keinen Meter wegbewegen, sondern folgt einer Simulation.

                                             text   christiane roos foto claus drumm

                                                 Die Studie reagiert auf den                 Wie Klinikdirektor Prof. Dieter          Sie haben die Grundlagen dafür
                                             demografischen Wandel: Immer                  Kohn betont, stellen künstliche          geschaffen, dass die Orthopäden be-
                                             mehr ältere Pa­t ienten leiden unter          Gelenke grundsätzlich die Mobilität      lastbare Daten darüber erhalten, wie
                                             Gelenk­ver­schleiß und zunehmend              der von Verschleiß­er­s chei­nungen      Patienten beim Autofahren reagieren,
                                             müssen künstliche Hüft- und Knie­             betroffenen Patienten wie­der her. Zur   wie sich beispielsweise die Beein­
                                             gelenke ein­gesetzt werden.                   Mobilität zähle jedoch auch die ob-      träch­tigung durch eine Arthrose oder
                                                                                           jektive und subjektive Sicher­heit bei   nach einer Operation auf die Reak­
                                                Mit der von der Assistenzärztin Dr.        der Teilnahme am Straßen­verkehr.        tionszeit beim Bremsen auswirkt.
                                             Nora Diehl medizinisch betreuten              Ziel der Studie sei es, „Patienten zu-
                                             Studie soll erforscht werden, wie             künftig nicht alleine aufgrund von          Die Studie soll dabei helfen, die
                                             entsprechende Erkrankungen und                Erfahrungswerten sondern anhand          Balance zwischen Lebensqualität
                                             Operationen sich auf die Teilnahme            gesicherter wissenschaftlicher Fak­      durch Mobilität und Sicherheit im
                                             am Straßenverkehr auswirken - spe-            ten zu beraten“, so Kohn.                Straßenverkehr zu finden.
                                             ziell die Frage, ob und wie lange
                                             operierte Patienten als Autofahrer               Die Aufrüstung des kleinen roten
                                             eine Gefahr für sich und andere dar-          Autos mit Technik und Software ha-       Kontakt
                                                                                                                                    Klinik für Orthopädie
                                             stellen.                                      ben Mitarbeiter des Deutschen For­-      und Orthopädische Chirurgie
                                                                                           schungszentrums für künstliche           Dr. Nora Diehl
                                                                                                                                    Telefon        0 68  41 - 16 - 2 45 20
                                                                                           Intelligenz/DFKI übernommen.
                                                                                                                                    E-Mail         nora.diehl@uks.eu

                                                                                       Kooperationspartner

                                                Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
                                                Direktor: Prof. Dieter Kohn; Betreuerin der Studie: Dr. Nora Diehl

                                                Deutsches Forschungszentrum für künstliche Intelligenz – DFKI
                                                Leiter: Prof. Wolfgang Wahlster; Betreuer der Studie: Dr. Christian Müller;
                                                Fahrprogramm und Simulation: Rafael Math; Psychologische Betreuung und
                                                Bewertung der Lerneffekte: Simon Lindner

                   16       UKS   report    II 2014
Aus den Kliniken
Davon profitieren alle:
Luxemburger OP-Pfleger
lernen in der Homburger
Hornhautbank
Seit knapp zwei Jahren besteht zwischen der Lions-Hornhautbank
der Augenklinik des UKS und dem Centre Hospitalier de Luxembourg
(CHL) ein Kooperationsvertrag. Er wurde mit dem Ziel geschlossen,
die Großregion besser mit Spenderhornhäuten zu versorgen.

Zu dieser Kooperation, der sich weitere luxemburgische Kliniken
angeschlossen haben, gehört auch die Ausbildung von Mitarbeitern
aus den beteiligten Häusern.

text   christiane roos foto marc müller

    „Persönlich und beruflich war           Er kann das Gewebe entnehmen,
das für mich eine tolle Erfahrung“,       er kann die Hornhäute aufbereiten,
versichert Oliver Buchardt. Für zwei      er weiß, wie sie transportiert, behan-
Wochen hatte der OP-Pfleger den           delt und bis zu einer Transplantation
Arbeitsplatz gewechselt: Von der          in verschiedenen Nährlösungen ge-
Zitha-Klinik in Luxemburg-Stadt war       lagert werden müssen.
er an die Augenklinik des UKS in
Homburg gekommen, um hier - eben-            Vor seiner Rückkehr nach Luxem­
so wie vier luxemburgische Kollegen       burg erhielt er von Klinikdirektor Prof.
vor ihm - eine ganz spezielle Aus­        Berthold Seitz ein Zertifikat, das ihm     Vor der Kooperation waren zwar vie-           Oliver Buchardt
bildung zu erhalten. Zunächst hat er      bescheinigt, den hohen Standard der        le Luxemburger Patienten in Homburg           vor einem
                                                                                                                                   Schrank voller
zugeschaut: im OP der Augenklinik,        Homburger Hornhautbank zu erfül-           transplantiert worden, aber Horn-­            Kostbarkeiten:
in der Hornhautbank und bei Ent­          len. Jetzt kann er zusammen mit den        häute aus Luxemburg standen nicht             Spenderhorn-
                                                                                                                                   häute in
nahmen von Spenderhornhäuten.             anderen in Homburg ausgebildeten           zur Verfügung, weil das Personal
                                                                                                                                   Nährlösung
                                          Kollegen sicherstellen, dass auch          noch nicht entsprechend ausgebil-
   Später hat er unter Aufsicht der       Hornhäute von luxemburgischen              det war.
Homburger Kollegen selbst Horn­           Spen­dern der Lions-Hornhautbank
häute entnommen und jetzt, am Ende        zur Verfügung gestellt werden. „Damit
seiner Fortbildung, kann er völlig        kann Luxemburg etwas zurückgeben“,         Kontakt
                                                                                     Hornhautbank der Augenklinik
selb­ständig arbeiten.                    erklärt Buchardt.                          Telefon     0 68  41 - 16 - 2 23 53
                                                                                     E-Mail      lions.hornhautbank@uks.eu

A n z eige
A n z ei ge

                                                                                                                        UKS   report   II 2014       17
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