Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 01/17 geht es unter anderem um John ...
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Das ist das KULTURMAGAZIN der Festivals, Museen und Schlösser der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Ausgabe 01/17 geht es unter anderem um John Lennon, an den eine Ausstellung im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg erinnert …
M EI H EN P M EP EI H H S LO G EN LA G R W R H ER Ü M M B S C N O LU P C EI B ST BA R ER H EL D H M AD ER W TH N D S N B T EB EI IG EI Ü A H M R S M M ST H EI M A AD H EI FE N H T EI EN N N W ER G VI IN B FR A Z AN D ET H D KE AC W EN Ü N R H SB H TH K C C O H S AL U EI M B M ED EN K O B EN SC H H AS IF SL FE W O SI R AL ST C N H LD SH AD O EI T R S M W F P IE EY SL ER O C G H ER M N SH ER EU E S M TA I LA D T N D H e s s en AU A N N B ad en -Wür t temb er g W EI LE R Rh einlan d - P falz Entdecken Sie die Kulturregion Rhein-Neckar! Bereits seit 2007 kooperieren die Top-Festivals der Metropolregion Rhein-Neckar. Im Jahr 2013 folgten ins gesamt 13 Institutionen diesem Beispiel und schlossen sich zum Netzwerk der Museen & Schlösser zusammen. Die Akteure im Überblick. NETZWERK DER MUSEEN UND SCHLÖSSER – Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz / Historisches Museum der Pfalz / Kunsthalle Mannheim / Kurpfälzisches Museum Heidelberg / Museen Worms / M useum Sammlung Prinzhorn / Pfalzmuseum für Naturkunde / Reiss-Engelhorn-Museen / Stiftung Hamb acher Schloss / Staatliche Schlösser & Gärten Baden-Württemberg / Staatliche Schlös- ser & Gärten Hessen / TECHNOSEUM / Wilhelm-Hack-Museum DAS NETZWERK DER FESTIVALS – Biennale für aktuelle Fotografie / Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz / Enjoy Jazz / Festival des deutschen Films / Festspiele Ludwigshafen / H eidelberger Frühling / Heidelberger Literaturtage / Heidelberger Schlossfestspiele / Heidelberger Stückemarkt / Internationale Schillertage / Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg / I nternationales Straßentheaterfestival Ludwigshafen / Kultursommer Ludwigshafen / Mannh eimer Mozartsommer / Nibelungen-Festspiele / S chwetzinger SWR Festspiele / Wunder der Prärie
Editorial Impressum Herausgeber Metropolregion Rhein-Neckar GmbH Kulturbüro N 7, 5–6, 68161 Mannheim Postfach 10 21 51, 68021 Mannheim Tel.: 0621 12987-55, Fax: 0621 12987-52 E-Mail: kulturbuero@m-r-n.com www.m-r-n.com/kultur www.kultur-rhein-neckar.de Darauf einen Toast! Konzeption und Herstellung Raum Mannheim – Büro für visuelle Kommunikation, Friesenheimer Str. 18, 68169 Mannheim, Tel.: 0621 1504187 www.raum-mannheim.com Projektleitung Genau zehn Jahre ist es her, dass das Netz- Anna Hahn (MRN) Daniel Grieshaber (Raum Mannheim) Redaktion Astrid Möslinger, Daniel Grieshaber Mitarbeiter dieser Ausgabe werk der Top-Festivals der Kulturregion Rhein-Neckar erstmals mit einem Magazin an Matthias Weber, Annika Wind Art-Direktion Susann El Salamoni, Thomas Wolf Schlusslektorat Dr. Anja Steinhauer den Start ging. Sicher hat sich seitdem einiges Druck Vogel Druck und Medienservice GmbH, Höchberg verändert. Der Kreis der Festivals hat sich von ursprünglich 12 auf inzwischen 16 Mitglieder Titelbild „Imagine John Lennon“ im Kurpfälzischen Museum Heidelberg. „John Lennon NYC“, 1974 © Bob Gruen Auflage und Erscheinungsweise 150.000 Exemplare, drei Ausgaben erweitert. Ende 2013 gründeten zudem die Mu- seen und Schlösser der Kulturregion nach dem pro Jahr Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers und der Redaktion. Vorbild der Festivals ein eigenes Netzwerk, das ebenfalls ein Magazin herausbrachte. Und im vergangenen Jahr sind diese beiden Publi- kationen zum brandneuen KULTURMAGAZIN der Region Rhein-Neckar fusioniert, das drei Mal pro Jahr erscheint und sowohl regional als auch überregional – meist als Beilage von FAZ oder SZ – verteilt wird. Vieles hat sich also geändert – und vor allem weiterentwickelt. Ei- nes jedoch ist gleich geblieben: Auch im inzwi- schen elften Jahr gibt es ein Magazin, das an- schaulich vor Augen führt, wie vielfältig und wie lebendig die Kulturregion Rhein-Neckar ist. Aber sehen Sie selbst – und gehen Sie mit uns auf Entdeckungstour! Ihr KULTURMAGAZIN-Team 3 Kulturmagazin 01/17
Inhalt 19 Der Geist der Revolution Heidelberger Stückemarkt 26 Wir sind so frei Internationale Schillertage 27 Die Nibelungen im Orientexpress Nibelungen-Festspiele 06 Entdeckungen Entdecken Sie die Kulturregion Rhein-Neckar! 28 Alle Festivals, Museen & Schlösser auf einen Blick Luther, Calvin und die Pfalz 22 Schlösser und Gärten Baden-Württemberg Wir wollen konfrontieren und 08 vermitteln Kulturregion Schwetzinger SWR Festspiele Was geht? Interviews, Tipps und Meldungen rund um die Kulturregion Rhein-Neckar 50 Immer gut informiert! Abonnieren Sie kostenlos das Kulturmagazin und fordern Sie weitere Infos von den Top-Fes tivals sowie den Museen und Schlössern an 30 25 Gibt es im Odenwald Elefanten? Mendelssohn meets Luther Schlösser und Gärten Hessen Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz Aufführungen 16 Das Eigene, das Andere und das Fremde Heidelberger Frühling 33 Land der Schätze Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz Bildnachweise S.06–07: Oskar Friedolin Herzberg, „Erklärung über Erduntergang“, vermutlich Enders); S.19–21: Rusya © apparatum (Ruhm der Helden); Valeriya Landar (Dakh vor 1912, Sammlung Prinzhorn, Inv. Nr. 3943; S.08: Thomas Ott, www.o2t.de; S.10: Daughters); Vasyl Osadchyi (Haus der Hunde); S.22–24: Oliver Reuther © SWR/ Torsten Mitsch (Oßwald); Christian Kleiner (Possmann); S.11: Deutsches Drachen- Oliver Reuther (Hoffmann); Thomas Radlwimmer (Godard & Riessler); Lennard museum; S.12: Lisa Valder (Winstone); „Martin Luther“, Collage aus Arbeiten von Rühle (Widmann); Christoph Hellhake (Kammer); Landesmedienzentrum Ba- Lucas Cranach d. Ä., eichfelder-artworks, 2016; S.13: © rem (ZEPHYR); Martin den- Württemberg (Schloss); S.27: Rudolf Uhrig; S.28–29: Illustrationen: Oliver Rattini (Drama Light); S.14: Gunnar Fuchs; S.16–18: Falk Kastell (Appl); Samy Hart Liebeskind © Staatliche Schlösser & Gärten B-W; S.30–32: Walter Sichau; S.33: (Batiashvili); Bernhard Musil (Esfahani); Gregor Hohenberg (Levit); Taeuk Kang Peter Haag-Kirchner © GDKE; S.35: Nikolai Benner; S.36–37: Maria Schumann; 4
Inhalt 34 40 46 Mutmacher, Macht und Musik Räder über Räder Der Gast vom Zauberberg Hambacher Schloss TECHNOSEUM Museum Sammlung Prinzhorn Ausstellungen 42 36 Die Sonne einfangen Jeder ist ein Erfinder Wilhelm-Hack-Museum Reiss-Engelhorn-Museen Kalender 48 Auf einen Blick Festivals und Ausstellungen von März bis August 38 Stell dir vor Kurpfälzisches Museum Heidelberg 44 Auf Expedition in den Dschungel Historisches Museum der Pfalz Illustrationen: Thomas Wolf (Raum Mannheim); S.38–39: Bob Gruen; S.40–41: 1924, Inv. Nr. 600/15 © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg; Fürstlich Fürstenbergische Sammlungen Donaueschingen (Laufmaschine); Deut- Alfred Kubin: „Der wahnsinnige van Gogh“, um 1910, Inv. Nr. Ha I 3319 © Eber- sches Fahrradmuseum Bad Brückenau (Rover); TECHNOSEUM, Klaus Luginsland hard S pangenberg, München/VG Bild-Kunst, Bonn 2017; Alfred Kubin: „Drohen- (alle anderen); S.42: Museo Aero Solar, 2009, Installationsansicht, Prato, Italien der Zusammenstoß“, 1905, Inv.Nr. 6057 © Eberhard Spangenberg, München/VG © Photography by Studio Tomás Saraceno, 2009; S.44–45: Illustrationen: Micha- Bild-Kunst, Bonn 2017; S.49: Slavodin (Stückemarkt); Bildnis Papst Alexander VI. el Ruppel; Historisches Museum der Pfalz / Foto: Carolin Breckle; S.46–47: August © Musei Vaticani, Governatorato dello Stato della Città del Vaticano; Günther Bay- Klett (bei Prinzhorn: Klotz): „Bildniß des Frhn. Wächter-Lautenbach“ (Blatt 49), erl (Schloss Heidelberg) 5 Kulturmagazin 01/17
Die Erde auf Kollisionskurs. Eine „Erklärung über Erduntergang“ lieferte Oskar Herzberg, der ab 1909 Patient in der psychiatrischen Klinik in Leipzig war, mit diesem vermutlich 1912 entstandenen Aquarell. Zu sehen ist das Blatt in der aktuellen A usstellung „Geistesfrische. Alfred Kubin und die Sammlung Prinzhorn“ im Museum Sammlung Prinzhorn. Der österreichische Schriftsteller und Grafiker besuchte im September 1920 Heidelberg, um die künstlerischen Werke von Psychiatrie- patienten zu begutachten, die der Kunsthistoriker und Psychiater Hans Prinz- horn gesammelt hatte. Die Schau in Heidelberg zeigt Blätter von Künstlern, die Kubin in seinen Notizen erwähnt, und kontrastiert sie mit Kubins eigenen Werken. Weitere Infos zur Ausstellung auf Seite 46 f. 6
Ein Halle- luja für den Tanz EinTanzHaus Mannheim. Aus dem Dunklen blinken T änzer der Kibbutz Contemporary Dance Company die Fenster wie bunte Scheinwerfer. Mitten in den und des Mannheimer Nationaltheaters ein eigenes Mannheimer Quadraten steht dieses Gebäude, das Ensemble gegründet und seither viele erfolgreiche in seinem Inneren ein aufregendes Spiel von Licht Tanzprojekte gestartet. Die Trinitatiskirche soll nicht und Farbe entfaltet. Die Trinitatiskirche, von Architekt nur sein Team beheimaten, die wuchtigen Metalltüren Werner Striffler konzipiert und 1957 eröffnet, gilt als öffnen sich auch für andere Künste und die Anwohner. ein wegweisender Sakralbau der Nachkriegszeit. „Wir wollen das ganze Quartier einbeziehen“, betont Seit vielen Jahren ist die Kirche jedoch geschlossen, Daria Holme, Co-Leiterin der Compagnie. A ußerdem zu wenige praktizierende Protestanten wohnen noch haben die weltlichen Mieter der Kirche einen „Tanz- in der City. Aus diesem Grund entschied sich die Pakt“ mit dem Unterwegstheater in Heidelberg ge- Evangelische Kirche, gemeinsam mit der Stadt einen schlossen und damit eine weitere Kooperation in der Wettbewerb für eine alternative Nutzung auszuloben. Kulturregion Rhein-Neckar auf den Weg gebracht. Den Zuschlag erhielt die Initiative „EinTanzHaus“, Für Ende September ist die Eröffnung geplant. Bis die hier ein Zentrum für zeitgenössischen Tanz etab dahin laufen Renovierung und Umbau des denkmal- liert. Bereits in wenigen Monaten soll hier getanzt, geschützten Hauses auf Hochtouren. „Das Gebäude trainiert und Musik gemacht und der Andachtsraum ist wunderbar, deshalb darf man nicht so stark ein- wieder mit Leben gefüllt werden. Die Trinitatiskirche greifen“, findet Holme. „Diese Atmosphäre, das Spi verwandelt sich zur festen Bühne für die Mannheimer rituelle, das Licht – ich könnte mir vorstellen, dass sich „La Trottier Dance Collective“. Damit erfüllt sich der das auch auf die künstlerische Arbeit überträgt.“ kanadische Choreograf Éric Trottier einen lang ge- hegten Traum. Vor sechs Jahren hat der frühere Weitere Infos unter www.latrottierdance.de VERLÄNGERT! „Irgendwo zwischen Verführung VERLEGT! Das Festival des deutschen Films v erwandelt und Kunst“ verortete die New York Times 1954 die Por- die Ludwigshafener Parkinsel alljährlich zur Oase der Film- träts von Strandschönheiten und Hollywood-Divas, die kunst. Doch die einzigartige Lage des Festivals direkt am der kalifornische Fotograf und Pin-up-Großmeister Peter Rheinufer hat auch ihre Tücken: So ist das Gelände vor allem Gowland in den 1950er-Jahren schuf. Wer die sonnen im Frühsommer häufig von Hochwasser und das Festival vom durchfluteten Porträts von Strandschönheiten und spontanen Abbruch bedroht. Um dem vorzubeugen, haben Hollywood-Divas noch nicht gesehen hat, kann das bis sich die Verantwortlichen entschlossen, das Festival künftig im Anfang Mai nachholen. Spätsommer zu veranstalten. Peter Gowland‘s Girls – verlängert bis 01. 05. 2017, 13. Festival des deutschen Films – NEUER TERMIN: ZEPHYR – Raum für Fotografie, www.zephyr-mannheim.de 30. 08. –17. 09. 2017, www.festival-des-deutschen-films.de 8
Kulturregion 35.000+ Da geht noch was! Museen aus rund 145 Ländern waren 2016 beim Internatio- nalen Museumstag dabei. Und auch in diesem Jahr laden Aus- Langeweile gilt nicht – die Kultur- stellungshäuser und Museen rund um den Globus mit besonderen region Rhein-Neckar hat neben den Top-Festivals des Netzwerks Aktionen und Events zur Entdeckungstour ein. Die Kulturregion noch jede Menge weitere span- Rhein-Neckar ist selbstverständlich ebenfalls am Start: So prä- nende Festivals im Angebot. Die sentiert das TECHNOSEUM zur aktuellen Ausstellung „2 Räder“ Highlights im Frühjahr. Mitmachangebote und Kurzfilme rund ums Fahrrad, in den Reiss- Engelhorn-Museen können sich die Besucher bei einem Workshop Schöner Lügen 16. Chansonfest Heidelberg als steinzeitliche Steinmetze versuchen, das Kurpfälzische Museum 05. 02. – 24. 03. 2017 Heidelberg eröffnet die Ausstellung zum Thema „Heidelberg und www.kulturfenster.de der Heilige Stuhl“ und im Ludwigshafener Wilhelm-Hack-Museum dürfen sich die Besucher bei einem bunten Programm in den Aus- 4. Krimifestival Kurpfalz 08. – 24. 03. 2017 stellungen, dem Atelier und dem hack-museumsgARTen austoben. Verschiedene Orte in der Andere Häuser wie das Historische Museum der Pfalz in Speyer, Kulturregion Rhein-Neckar die Museen in Worms oder das Museum Sammlung Prinzhorn bie- krimifestivalkurpfalz.wordpress.com ten an diesem Tag besondere Führungen und/oder freien Eintritt. B-Seite – Festival für visuelle Kunst und Jetztkultur Internationaler Museumstag, 21. 05. 17, www.museumstag.de 17. – 25. 03. 2017, Mannheim www.jetztkultur.de/bseite Jazz Me 18. – 26. 03. 2017, Eberbach Ausgezeichnet www.eberbach.de Jetztmusikfestival 20. – 30. 04. 2017, Mannheim www.jetztmusikfestival.de Gertrud-Eysoldt-Ring. Jana Schulz ist im deutschsprachigen Raum und wird Sunnisheimer Klaviertage 2016 die Preisträgerin des Gertrud- seit 1986 jährlich in Bensheim vergeben. 29. 04. –20. 05. 2017, Sinsheim Eysoldt-Rings, mit dem die Stadt Bens- Zu den bisherigen Preisträgern gehören heim und die Deutsche Akademie der unter anderem Klaus Maria Brandauer, Hanami – Con meets Festival Darstellenden Künste jedes Jahr heraus- Cornelia Froboess, Corinna Harfouch, 06. & 07. 05. 2017, Ludwigshafen hanami-ludwigshafen.de ragende schauspielerische Leistungen Nina Hoss, Ulrich Mühe und Tobias Mo- an einer deutschsprachigen Bühne retti. Die junge deutschsprachige Thea LA.MEKO 2017 würdigen. „Jana Schulz sucht mit aller terszene steht darüber hinaus bei der Internationales Kurzfilmfestival Radikalität, mit kämpferischem Elan „Woche junger Schauspieler“ im Fokus, 08. – 13. 05. 2017, Landau und größter Leidenschaft die je eigene die die Stadt Bensheim jedes Jahr ver- www.filmfestival-landau.de Menschlichkeit ihrer Figuren. Sie sprengt anstaltet. Bei dem Theaterfestival stellen in den vielen weiblichen und männlichen sich junge Ensembles aus deutschen Junges Theater im Delta Hauptrollen die Grenzen jedes gender Theatern und Studentengruppen aus den 19. – 24. 05. 2017, Heidelberg gebundenen Spiels“, heißt es in der Be- einschlägigen Schauspielschulen vor. www.theaterheidelberg.de gründung der Jury. Schulz ist seit 2011 am Schauspielhaus Bochum engagiert, Verleihung Gertrud-Eysoldt-Ring – Queer Festival 17. – 30. 05. 2017, Heidelberg steht aber auch immer wieder an an- 18. 03. 2017, Parktheater Bensheim queer-festival.de deren bedeutenden Häusern wie dem Woche junger Schauspieler – Wiener Burgtheater oder dem Hambur- 06. –28. 03. 2017, Parktheater Bensheim Vielerorts ger Thalia Theater auf der Bühne. Ladenburger Literaturtage Der Gertrud-Eysoldt-Ring gilt als Weitere Infos unter: 25. – 27. 05. 2017 einer der bedeutendsten Theaterpreise www.stadtkultur-bensheim.de www.ladenburger-literaturtage.de 9 Kulturmagazin 01/17
„Wir wollten den Weg für Neues frei machen“ Gabriele Oßwald, Wolfgang Sautermeister und Tilo Schwarz haben zeitraumexit in 15 Jahren zu einer wich- tigen Adresse für neue Formen von Kunst, Theater und Performance gemacht. Ende 2016 haben sie die Leitung an Jan-Philipp Possmann übergeben. Ein Gespräch über einen etwas anderen Wechsel. und kleinere Veranstaltungen durch GO: So lange wollte ich nicht warten. öffentliche Zuschüsse gedeckt sind. Wir haben zeitraumexit vor 15 Jahren Leider haben wir das nicht erreicht. gegründet, aufgebaut und an einen Welche Richtung werden Sie bestimmten Punkt gebracht. Jetzt ist zukünftig einschlagen, Herr es Zeit für einen Generationenwechsel. Possmann? Wir haben das in allgegenseitigem JPP: Es ist keine ganz andere Rich- Einverständnis beschlossen. Wir Frau Oßwald, obwohl Sie offiziell tung, sondern ich führe eine Tendenz wollten rechtzeitig den Weg für etwas ausgestiegen sind, arbeiten Sie fort, die es bei zeitraumexit schon Neues frei machen. immer noch mit. gibt. Es geht mir darum, den Kunst- GO: Neben der künstlerischen Leitung begriff auszuweiten und mich in die zeitraumexit und Geschäftsführung war ich auch gesellschaftlichen und politischen Hafenstraße 68–72 eine Art Libero, da ich zeitraumexit mit Debatten einzumischen. Wir wollen 68159 Mannheim/Jungbusch aufgebaut habe. Mit der Übergabe immer wieder auch neue Formate www.zeitraumexit.de wird jetzt manches systematisiert. Da erfinden. ist ein fließender Wechsel vorteilhaft. Sehen Sie sich als Künstler in der Herr Possmann, Sie haben hier Lage, Antworten etwa auf den schon früher Projekte realisiert. Rechtspopulismus zu bieten? Jetzt sind Sie alleiniger Leiter. JPP: Wir können forschend und fra- War es eine leichte Entscheidung? gend tätig sein. Im Herbst wird es bei JPP: Ich habe das Haus schon immer uns ein europäisches Netzwerktreffen gemocht und auch Lust, eine Institu zu der Frage geben, welches unsere tion zu leiten. Die Frage war jedoch, Rolle in der Demokratiekrise sein ob die institutionelle Förderung erhöht könnte. Politische Themen greifen wir wird. zeitraumexit ist ja kein Wirt- ästhetisch auf. Das hat den Vorteil, schaftsunternehmen, sondern eine dass wir weitergehen können und die Kultureinrichtung, die von öffentlichen Möglichkeit haben, Dinge zu hinter- Mitteln abhängig ist. Die Gespräche fragen, die man normalerweise nicht mit der Stadtverwaltung und Ober- hinterfragen darf. bürgermeister Peter Kurz haben uns in Frau Oßwald, Sie hören auch dieser Hinsicht den Rücken gestärkt. aus Altersgründen auf. Dabei wäre GO: Wir hatten uns immer eine ge- noch Luft nach oben gewesen: sicherte Finanzierung gewünscht, Bernie Ecclestone musste mit 86 das heißt, dass die laufenden Kosten zum Rücktritt gezwungen werden. 10
Kulturregion Die 5.000-Einwohner-Gemeinde Lindenfels bringt sich selbst auch in Verbindung mit einem berühmten Drachentöter. Im sogenannten Teufelsloch kurz hinter der Ortsgrenze soll sich die Quelle befinden, an der Hagen von Tronje den Mord an Siegfried beging. Bis heute pflegt das Odenwald-Städtchen seine Nähe zur Nibelungensage: Der Nibelungensteig führt direkt daran vorbei und im Drachenmuseum lässt sich ein Faksimile der ältesten Fassung des mittelalterlichen Heldenepos bewundern. Das Haus begibt sich jedoch auch ganz grundsätz lich auf die Spur des geheimnisvollen Mythos der schlangenartigen Mischwesen. Die Sammlung besteht aus fast 700 Exponaten – neben Porzellan, Schmuck und Gebrauchsgegenständen finden sich auch Ge- mälde, Skulpturen und Artefakte. Vieles kommt aus den Wohnzimmerschränken von Einheimischen wie etwa ein Rollsiegel, dem ein Drachenmotiv eingraviert wurde. Es ist über 2.700 Jahre alt und stammt aus dem heutigen Irak. So hat jedes Exponat seine Geschichte. Untergebracht ist das Museum in einem historischen Gebäude unterhalb der Burgruine. Es gehörte früher Hey, Dragon! einer Pfarrersfamilie und konnte dank EU-Fördermit- teln renoviert werden. Durch die Fenster sieht man die sanft geschwungenen Hänge des Odenwalds. „Man sagt, dass dieser Hügel ein schlafender Drache mit Deutsches Drachenmuseum in Lindenfels. Harry Buckel und Schwanz ist“, versichert Woitge. Lindenfels, lässt das alles kalt – auch die neugierigen Blicke der bewacht von einem freundlichen Ungeheuer – wie Besucher. Flach und reglos fläzt sich sein schmäch könnte es auch anders sein? tiger Körper auf dem Sand. Harry ist ein Abkömmling der australischen Bartagamen und der einzige leben- Deutsches Drachenmuseum de Bewohner des Deutschen Drachenmuseums. Im Lindenfels im Odenwald Moment hält der leibhaftige Drache allerdings Winter- Öffnungszeiten: Samstag, Sonntag & schlaf. „Er frisst kaum und hat so ziemlich alles ein- Feiertage 14–17 Uhr gestellt, auch die Verdauung“, sagt Peter Woitge. Der www.deutsches-drachenmuseum.de frühere Bürgermeister von Lindenfels ist Vorsitzender des Vereins, der das Museum 2010 gegründet hat und Aktuelle Ausstellung: jetzt betreibt. Fliegende Juwelen – exotische Schmetterlinge WUNDERHOEREN 2017. Renaissance und Reformation stehen in diesem Jahr beim Wormser Musik- und Literaturfestival „wunderhoeren“ im Mittelpunkt. Auch bei der vierten Ausgabe sind die Besucher wieder eingeladen, Musik und Literatur früherer Epochen im historischen Ambiente vom Dom sowie von anderen Bauten in und um Worms zu erleben. Zum Auftakt des Festivals am 04. März nimmt das Duo „Marais Consort“ die Zuhörer mit Gambe und Stummorgel auf eine musikalische Reise vom Abschied des Mittelalters über die Lutherzeit bis in das 16. Jahrhundert mit. Am 26. März feiert das re- nommierte Baseler Renaissancetanz-Ensemble „RenaiDanse“ unter der Leitung von Véronique Daniels mit seiner Inszenierung „Mit Züchten und mit Ehren“ Premiere in Worms. Weitere Termine folgen. wunderhoern 2017, ab 04. 03. 2017, verschiedene Orte in Worms, www.wunderhoeren.de 11 Kulturmagazin 01/17
Jede Vom Ketzer zum Helden Stimme zählt Neuer Deutscher Jazzpreis 2017. Das Herz der deutschen Jazzszene schlägt Anfang April wieder in Mannheim. Be- reits zum zwölften Mal verleiht die IG Jazz in Kooperation mit der Alten Feuer- wache den Neuen Deutschen Jazzpreis. Mehr als 200 Bands und Gruppen be- werben sich Jahr für Jahr. Eine Vorjury wählt zehn Kandidaten aus, die an den jährlich wechselnden Kurator weiterge- reicht werden, der wiederum drei Fina- Luther in Worms. „Hier stehe ich und kann nicht listen bestimmt. In diesem Jahr fällt die- se kuratorische Aufgabe der britischen anders“ – so kompromisslos hat sich Martin Luther Sängerin Norma Winstone (Foto) zu, die der Legende nach auf dem Reichstag zu Worms selbst schon zahlreiche internationale Preise, darunter den BBC Jazz Award so- im Jahr 1521 geweigert, seine Thesen zu widerrufen. wie eine Grammy-Nominierung, verbu- Ob der Reformator, in jenen Jahren als Ketzer chen konnte. Die drei Finalisten spielen schließlich am Jazzpreis-Wochenende in geächtet, tatsächlich diese Worte in den Mund der Alten Feuerwache auf. Wer letztlich genommen hat, ist fraglich. Als sicher gilt jedoch, den Jazzpreis für sich reklamieren darf, bestimmt das Publikum. Der Neue Deut- dass er in Worms vor Kaiser Karl V., seine Über- sche Jazzpreis ist damit nicht nur der zeugungen mutig verteidigte. An dieses Ereignis höchstdotierte Bandpreis in Deutsch- land, sondern auch der einzige Publi- erinnert nun das Museum Heylshof. Anlässlich des kumspreis der deutschen Jazzszene. Als 500. Jahrestages der Reformation präsentiert besonderes Schmankerl gibt’s auch die Kuratorin selbst zu hören, die mit ihrem es die Ausstellung „Luther in Worms 1521 – Der Trio gastieren wird. Ort des Geschehens“. Mithilfe von aufwendigen Neuer Deutscher Jazzpreis 2017 3-D-Animationen erwacht das alte Worms wieder 07. – 08. 04. 2017 zum Leben. Viele Gebäude der damals blühenden Alte Feuerwache, Mannheim www.ig-jazz.de Metropole des Heiligen Römischen Reichs exis tieren heute nicht mehr. Gleichwohl haben die 3-D-Programmierer die einstigen baulichen Juwelen wie das Haus der Münze oder die Johanneskirche am Dom auf verblüffende Weise rekonstruiert. Die Besucher der Ausstellung können auch einen Blick auf das Innere des Bischofsdoms werfen, wo der einfache Mönch Luther „sachlich, klug und überlegt“ den versammelten Reichstag düpierte. bis 29. 05. 2017, Museum Heylshof, Worms, www.heylshof.de 12
Kulturregion Der andere Blick ZEPHYR – Raum für Fotografie. Flughafen Frankfurt: für Schirmböck mit druckfrischen Bildern. Seinen Netz- 74 Kilometer sind es von Mannheim bis hierher. 51 Minuten werken ist es auch zu verdanken, dass „The Look of Sound“ ist man mit dem Auto laut Routenplaner unterwegs, zu zustande kam, die weltweit erste große Präsentation der einem der größten Umschlagplätze der Welt für Güter, Fotos von Norman Seeff, einem der berühmtesten US-Porträt- Touristen, Geschäftsleute – und Gefangene der US- fotografen, der Aufnahmen von Tina Turner, den Rolling Regierung. Terrorverdächtige, die man von hier aus in Stones oder Andy Warhol zeigte. geheime Foltercamps brachte. Der britische Fotograf An welchen Orten lebt die Mafia in Italien? Wie wohnt Edmund Clark dokumentierte in seiner Ausstellung, die er es sich an einem Ort, der eigentlich verboten ist? Warum im vergangenen Jahr bei ZEPHYR zeigte, die dunkle Seite fotografierte Julius Shulman in den 60er-Jahren Häuser, in des US-Militärs mit einer solchen Nüchternheit, dass es denen Frauen mit Dosenöffnern Gurken schneiden? Zu all geradezu wehtat. „Terror Incognitus“ war damit eine Schau diesen Fragen zeigte Schirmböck Fotografien – etwa die von geradezu tagesaktueller Brisanz. Wie so oft bei „Tat/Orte“ der Mafia, die Tommaso Bonaventura, Alessan- ZEPHYR, dem Raum für Fotografie der Reiss-Engelhorn- dro Imbriaco und Fabio Severo recherchiert hatten. Oder Museen, der seit 2005 zeitgenössischen Künstlern eine von Andrej Krementschouk, der im Grenzgebiet von Bühne gibt – und damit Kritischem und Kontroversem. Tschernobyl unterwegs war. Mit Julius Shulman hatte „Wir machen gern Entdeckungen“, sagt die kuratorische Schirmböck den Nachlass eines bedeutenden Architektur- Assistenz Sylvia Ballhause. So ist es in der Tat: 2005 war fotografen aufgearbeitet. Das Überraschende: Erstmals der Kunstraum mit Arbeiten von Ori Gersht eröffnet worden, waren seine Fotos nicht mehr als reine Illustrationsbilder dessen Werke kürzlich das Getty Museum in Los Angeles für Architekten zu sehen, sondern als eigenständige Kunst- angekauft hat. Die junge Londoner Fotografin Esther werke. Und als Zugabe gibt es zu jeder Schau Editionen – Teichmann stellte hier zum ersten Mal in einem Museum in kleinen Auflagen und zu einem fairen Preis. aus. Zuvor hatte Ausstellungsleiter Thomas Schirmböck ihr Werk jahrelang beobachtet. Fotografen wie Edmund ZEPHYR – Raum für Fotografie, Reiss-Engelhorn- Clark oder Martin Kollar bestückten ihre Ausstellungen Museen, www. zephyr-mannheim.com. Zappenduster wird es beim Impro-Theaterabend von Drama Light (Foto), der am 15.03.17 im Schwarzen Salon der Schloss-Schule Ilvesheim steigt. Schuld daran sind ausnahmsweise nicht die Technik und ihre Tücken, son- dern das Konzept von Kultur im Dunkeln. Die Veran staltungsreihe der Schule für sehbehinderte und blinde Kinder und Jugendliche lädt alljährlich zu einer faszi nierenden Entdeckungsreise: Ob Konzerte, Theater oder Lesungen – alle Veranstaltungen finden in absolu- ter Dunkelheit statt und fordern so alle anderen Sinne. Zum Abschluss der Saison 2016/17 präsentiert das Mannheimer Ensemble Drama Light seine Version von „Frühlingserwachen“. Kultur im Dunkeln, Impro-Theater mit Drama Light, 15. 03. 2017, 20 Uhr, Schloss-Schule Ilvesheim 13 Kulturmagazin 01/17
Kulturregion Kunst Denkfest 2017. Applaus tut der braucht der Fall, wenn es mit seinen Künstlerseele gut, reicht aber nicht verschiedenen Programmpunk- ten in den Ludwigs hafener Raum zum (Über-)Leben. Das nächste Denkfest rückt deshalb die alltäg- Kulturinstitutionen dasHaus, Pfalz- lichen Bedürfnisse von Kulturschaf- bau, Wilhelm-Hack-Museum und fenden in der Rhein-Neckar-Region Ernst-Bloch-Zentrum zu Gast ist. und ihre Förderung auf unterschiedlichen Ebenen Parallel zur Kulturkonferenz lädt die „Human Library“, in den Mittelpunkt. Welche Forderungen stellen die die „menschliche Bibliothek“, Besucherinnen und Künstlerinnen und Künstler der Region bezüglich Besucher in Ludwigshafen ein, über Gespräche in ihrer Lebens- und Arbeitssituation? Was wünschen die Geschichten von Menschen einzutauchen, und sie sich für ihre professionelle Entwicklung? Fra- das an Alltagsorten in der ganzen Stadt. Das Pro- gen wie diese stehen über der vom Kulturbüro der jekt ist Teil der Kultursommer-Eröffnung und eine Metro polregion Rhein-Neckar zusammen mit den Kooperation der beiden Kulturbüros Ludwigshafen Festivals, Museen und Schlössern der Region ver- und der Metropolregion Rhein-Neckar. anstalteten Kulturkonferenz am 01. und 02. Juni in Ludwigshafen. Denkfest 2017 Konkret geht es etwa darum, welche Vorausset- Termin: 01. & 02. 06. 2017 zungen Räume erfüllen müssen, damit sie als Atelier Ort: Ludwigshafen am Rhein oder Proberaum genutzt werden können. Möglich- Infos und Anmeldung: keiten bieten dabei zum Beispiel Leerstände. Eben- www.m-r-n.com/denkfest so wichtig sind Orte, an denen Kunst präsentiert werden kann. „Mit den Teilnehmerinnen und Teil- nehmern des Denkfests wollen wir zum einen ana- lysieren, welche Bühnen und Ausstellungsflächen die Region bereits bietet, und zum anderen heraus- finden, welche Orte noch erobert werden könnten“, sagt Thomas Kraus, Leiter des Kulturbüros. Auch das Konzept, nach dem sich Räume, Technik oder Personal teilen lassen, Stichwort „Coworking“, wird auf dem Denkfest diskutiert. Dazu braucht es Wissen über die Kulturregion Rhein-Neckar und ihre Akteure sowie die Möglichkeit, Verbindungen zwischen potenziellen Partnern herzustellen. Resi- denzen, Stipendien und Patenschafts-Programme sind ein weiterer Anreiz, um Künstlerinnen und Künst- ler in die Region zu ziehen oder diese hier zu halten. „Bei allen Themen liegt der Fokus auf pragma- tischen Ansätzen“, betont Kulturbüro-Mitarbeite- rin Alexandra Theobalt, die das Denkfest organi- siert. „Wir möchten auf vorhandene Strukturen aufbauen, gemeinsam Modelle zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Künstle- rinnen und Künstlern in Rhein-Neckar entwickeln und die regionalen Kulturakteure dabei aktiv ein- binden.“ Praktisch ist das schon beim Denkfest 14
BASF-KULTURPROGRAMM 2016/2017 Höhepunkte GRIGORY SOKOLOV 08.03.2017 I 20.00 Uhr I BASF-Feierabendhaus, LU KINDERKONZERT: „Ach, Bach!“ 11.03.2017 I 14.30 und 16.30 Uhr I Theater im Pfalzbau, LU MERCATOR ENSEMBLE | POETRY SLAMMER: „Chill-out-Konzert – Poesie-Album“ 21.03.2017 I 19.30 Uhr I BASF-Gesellschaftshaus, LU SABINE MEYER I KING’S SINGERS: „An der schönen blauen Donau“ 23.03.2017 I 20.00 Uhr I BASF-Feierabendhaus, LU AKUA NARU: „Black Noise Tour 2017” 24.03.2017 | 20.00 Uhr I Kulturzentrum dasHaus, LU FRANUI: „Tanz Boden Stücke” 30.03.2017 I 20.00 Uhr I BASF-Feierabendhaus, LU FRIEDRICH LIECHTENSTEIN TRIO: „Schönes Boot aus Klang“ 31.03.2017 I 20.00 Uhr I BASF-Gesellschaftshaus, LU TINE THING HELSETH | AKADEMIE FÜR ALTE MUSIK BERLIN 26.04.2017 I 20.00 Uhr I BASF-Feierabendhaus, LU HARRIET KRIJGH | BRUCKNER ORCHESTER LINZ DENNIS RUSSELL DAVIES 03./04.05.2017 I 20.00 Uhr I BASF-Feierabendhaus, LU Informationen und Tickets erhalten Sie unter Tel. 0621 60-99911, an allen eventim-VVK-Stellen, unter www.basf.de/kultur oder auf www.facebook.de/BASF.Kultur.
Aufführungen Cairo Jazz Station „In der Fremde“ … diese Zeile, mit der Robert Schumann einst seinen Zyklus „Liederkreis“ eröffnete, weckt ganz unterschiedliche Assoziationen – Ängste und Befürchtungen vor dem Ungewissen genauso wie Vor- freude auf fremde Länder, Menschen und Erfahrungen. Das Musikfestival Heidelberger Frühling spannt in diesen Bedeutungsraum seinen diesjährigen Themenschwerpunkt – ohne Schumanns Zusatz „Aus der Heimat“ dabei aus den Augen zu verlieren. › „Heimat – das ist da, wo man sich nicht erklären muss, wo man sich geborgen fühlt“, sagt Benjamin Appl. Der junge Bariton weiß sehr gut, wovon er spricht – denn wie viele seiner Musikerkollegen führt er eine Nomadenexistenz par excel- lence: heute Glasgow, morgen Utrecht, übermorgen London, München, Mumbai. Heimat – das ist oft vor allem das, was ganz weit weg ist. Sein Programm beim Musikfestival „Heidelberger Frühling“ spürt diesem Gefühl nach. Es geht da um räumliche Heimat, um Menschen, die Heimat ausmachen, um Auf bruch, Heim- 16
Heidelberger Frühling das Eigene, das Andere und das Fremde Benjamin Appl weh, Pilgerschaft. Dinge, von denen schon Franz Schubert und Johannes Brahms, Edvard Grieg und Max Reger das buchstäbliche Lied singen konnten. Von denen gerade über- haupt zu viele Menschen zu viele Lieder singen können: Lisa Batiashvili Menschen, denen von ihrer Heimat nicht viel mehr als das Gefühl geblieben ist – aufgrund von Bürgerkrieg, Armut, und Vertreibung. Auch darum ist das Jahresthema des „Heidelberger Früh- ling“ so virulent: „In der Fremde“ – als Auftakt einer Festi- val-Trilogie über Motive der Auf klärung. Es greift eine Er- fahrung auf, die uns allen gemein ist: Fremdheit – in ihrer Existenzialität und Vielschichtigkeit. Und in ihrer Notwen- digkeit, denn ohne das „Andere“, „Fremde“ wäre die Her- ausbildung einer eigenen Identität schlichtweg nicht mög- lich. Dem „Anderen“ und „Fremden“ offen zu begegnen ist die Grundlage aufgeklärten Denkens und Handelns. Werte wie Menschenrechte, Demokratie, Meinungsfreiheit, Ge- Mahan Esfahani waltenteilung, Gleichberechtigung, gesellschaftlicher Fort- schritt sind die Schlüssel dazu. Ähnlich wie Appl mit seinem Liederabend die verschiede nen Facetten von Heimat beleuchtet, zieht sich die pro- duktive Auseinandersetzung mit den Schattierungen von Fremdheit durch das Programm des „Frühling“. Das K ammermusikfest „Standpunkte“ etwa vereint namhaf- te Künstler, die qua Biografie in mehreren Kulturen zu Hause sind: Lisa Batiashvili, die gebürtige Georgierin, die mit ihrem französischen Mann in München lebt; Mahan Esfahani, der Cembalist aus Teheran, der heute in England wohnt; Igor Levit, geboren im russischen Nischni Now- Heidelberger Frühling gorod und als Achtjähriger nach Deutschland übergesie- delt; Cellist Isang Enders, der in Frankfurt als Sohn einer Termin – 25. März bis 29. April 2017 Koreanerin und eines Deutschen zur Welt kam; Uri Caine, Orte – Stadthalle Heidelberg, Alte Aula der Universität der amerikanische Pianist und Komponist, dessen Eltern und zahlreiche weitere Spielorte in Heidelberg Internet – www.heidelberger-fruehling.de mit ihm Hebräisch sprachen; die Musiker der Cairo Jazz Station, die aus Portugal, der Türkei, Italien und Ägypten stammen und sich auf die Suche nach der gemeinsamen Herausragende Künstler, mehrere Ko- und Eigenproduk- kulturellen Identität ihrer Heimatländer am Mittelmeer ge- tionen und neue Konzertformate machen den Heidel- berger Frühling mit rund 44.000 Besuchern pro Jahr zu macht haben. einem der führenden Musikfestivals in Deutschland. 17 Kulturmagazin 01/17
Aufführungen Das KULTURMAGAZIN auch Heidelberger Frühling online: kultur-rhein-neckar.de Igor Levit Sie alle stellen in Heidelberg ihre Multikulturalitäts erfahrungen in verschiedenen Konzertformaten in den Mittelpunkt: In Veranstaltungen unter dem Titel „Er- zählungen“ kommen sie darum nicht nur musikalisch zu Wort. In den „Begegnungen“ treffen Kammermusiken aus zwei Kulturen aufeinander; und in den „ Erkundungen“ werden die (vermeintlichen) Grenzen der klassischen Musik weit in alle Stilrichtungen geöffnet. Den Festival-Leitgedanken greift auch der musikalisch- kulinarische Abend „Jerusalem“ auf. Eine Suche nach den Spuren, die die uralte Stadt in der M usikgeschichte und in der Küche hinterlassen hat. Ein Abend, der der Isang Enders Begegnung mit dem Fremden gewidmet ist – eben weil die Geschichte Jerusalems nichts anderes ist als eine per- manente Begegnung mit dem Fremden. Das für seine „raffinierte Mischung der Aromen, eine wechselseitige Durchdringung und Bereicherung der Klangwelten“ ge- feierte Pera Ensemble unter Leitung von Mehmet C. Yeşilçay setzt auf die Begegnung von jüdischen Piyutim, orientalischen Klängen im barocken Gewand, Musik von Alfonso el Sabio, Georg Friedrich Händel, Antonio V ivaldi, Domenico Scarlatti und vielen mehr. Zutaten wie Tahini, Za’atar, Sumach, Kardamom und Hummus liefern anschließend den kulinarischen Konterpart. Und „Heidelberg singt“ schließlich, jenes Projekt, das 2016 erstmals rund 500 Sängerinnen und Sänger bewog, Heidelbergs Erbe als Liedstadt an einem Tag neu zu be leben, setzt in diesem Jahr noch stärker auf die Begeg- nung mit dem und den Anderen, Fremden. Am Sonntag, dem 9. April, wird wieder an zahlreichen öffentlichen DAS SOLLTEN SIE NICHT VERPASSEN und privaten Orten in der ganzen Stadt gesungen – und zwar im Austausch von Musikern mit hiesigen und Kristjan Järvi & SWR Symphonieorchester — Wenn es in der auswärtigen Wurzeln. Einen Überblick über alle kosten- Szene einen gibt, der gerade Genregrenzen im Akkord einreißt, losen Konzerte gibt eine Karte unter www.hdsingt.de. dann ist das Kristjan Järvi. Am Pult des neuen SWR Symphonie- orchesters dirigiert er neben Strawinskys Rhythmus-satter „Feuervogel-Suite“ und Beethovens Streichquartett op. 95 in Wenn „Heidelberg singt“ dann am Abend mit einem ge- einer Orchesterbearbeitung von Gustav Mahler eine Urauffüh- meinsamen Singen aller Beteiligten ausklingt, kommt rung nach Motiven aus der Heidelberger Liedersammlung „Des man dabei vielleicht auch auf Heimat zu sprechen – dieses Knaben Wunderhorn“, die der Heidelberger Frühling bei niemand Gefühl, das manchmal einen Ort meint, manchmal e inen Geringerem als Uri Caine in Auftrag gegeben hat. Menschen, manchmal eine Atmosphäre. Das in Glas- 22. April, 19.30 Uhr, Stadthalle Heidelberg gow und London „home“ heißt, in Utrecht „bakermat“, Nemanja Radulović & Laure Favre-Kahn — Seine Mähne stünde „dahoam“ in München und „Ghar“ in Mumbai. Und viel- manchem Heavy-Metal-Sänger nicht schlecht zu Gesicht – leicht für manche „Heidelberg“. ‹ trotzdem (oder gerade deshalb?) hat sich Stargeiger Nemanja Radulović für seine jüngste Einspielung Übervater Bach vorge- knöpft. Auch bei seinem Debüt beim „Frühling“ darf der große Johann Sebastian nicht fehlen. Gemeinsam mit Laure Favre- Kahn am Klavier reichert er das Programm um Kollegen jünge- rer Generation wie Richard Strauss und Sergej Prokofjew an. 26. April, 19.30 Uhr, Stadthalle Heidelberg 18
Heidelberger Stückemarkt DER GEIST DER RE- VOLUTION Mit der Ukraine ist beim Heidelberger Stückemarkt ein krisen geschütteltes, aber auch widersprüchliches Gastland eingeladen. Einerseits leidet es unter den Folgen des Kriegs, andererseits hat es ein extrem spannendes Kulturleben, zu dem nicht zuletzt auch die pulsierende Theaterszene beiträgt. 19 Kulturmagazin 01/17
Aufführungen Hunde und Helden – Die ukrainische Theater szene präsentiert sich beim Heidelberger Stückemarkt mit einer Vielzahl an engagierten und spannenden Produktionen. › Die ganze Welt blickt im Winter 2013/14 nach Kiew, als dort der Maidan brennt. Viktor Janukowytsch, dama- liger Präsident der Ukraine, wird aus dem Land gejagt und sein korruptes Regime gestürzt. Die M itgliedsstaaten der Europäischen Union, selbst von einer tiefen Krise erfasst, beobachten mit Spannung, wie an der östlichen Peripherie Europas für Freiheit, Gerechtigkeit und De- mokratie gekämpft wird. Drei Jahre später ist der Maidan leer und aufgeräumt, nur am Rande des Platzes erinnern Kerzen und Blumen vor der Tafel der „Himmlischen Hundert“ an die O pfer der Scharfschützen. Die Ukraine ist aus dem Blickfeld der Weltöffentlichkeit gerückt, dabei befindet sich das Land noch immer in einer schweren Krise. Die Halbinsel Krim gilt als an Russland verloren, im Osten des Landes herrscht ein Krieg, dem bereits mehr als 10.000 Menschen zum Opfer fielen, und freie Gruppen erhalten sie keinerlei finanzielle Unterstützung zurzeit ist die Ukraine laut Transparency International das seitens des Staates, weshalb neue Stücke oft nur in szenischen korrupteste Land Europas. Lesungen vorgestellt werden können. Zugleich ist es in der postrevolutionären Ukraine schwer, mit der sich ständig verän- Wie sich Theater in einer solchen Extremsituation verhält, dernden Lage Schritt zu halten. Zunehmend wichtiger wird da- fragt das Theater und Orchester Heidelberg, das die Ukraine her dokumentarisches Theater. Dabei tritt die Ästhetik zuguns- als Gastland zum 34. Heidelberger Stückemarkt eingeladen ten von Augenzeugenberichten in den Hintergrund. hat. Die Besucher können dort nicht nur neue ukrainische Dramatik in szenischen Lesungen, sondern auch ästhetisch Diese Form nutzt auch das PostPlay Theatre, dessen spannende und politisch brisante Inszenierungen erleben. Produktion „The Case of 26th February“ in einer szeni- Darüber hinaus gibt es selbstverständlich wieder reichlich schen Installation beim Stückemarkt präsentiert wird. G elegenheit, sich bei Begegnungen und Gesprächen mit den „The Case of 26th February“ ist eine kaleidoskopische ukrainischen Gästen über die aktuelle Lage des Theaters in Zusammenstellung von Erinnerungen an die Annek- der Ukraine zu informieren. tierung der Krim, die das PostPlay Theatre gesammelt und arrangiert hat. Galina Dzikaeva, selbst Teil der „Der Geist der Revolution hat auch das ukrainische Theater be- Gruppe, versucht, mit dieser Arbeit auch ihr e igenes seelt“, erklärt Pavlo Arie, Scout des Gastlandprogramms. Eine Schicksal zu bewältigen. Die russische Regierung aufstrebende Generation von jungen Autoren und Theater- zwang die Theatermacherin aus Simferopol nach der machern versuche, so Arie weiter, mit gesellschaftskritischen Annektierung der Krim dazu, die Halbinsel innerhalb und politischen Themen die Bühnen zu erobern. „Allerdings von nur wenigen Stunden zu verlassen. sind die Strukturen der Stadt- und Staatstheater nach wie vor äußerst konservativ, die Die größte Tragödie der ukrainischen Geschichte neue Dramatik und jun- Gleich zwei der eingeladenen Gastspiele beleuchten die Gegen ge Theatermacher fin- wart der Ukraine vor der Folie ihrer Geschichte. Das Stück den nur schwer Einzug „Der Getreidespeicher“ von Natalia Vorozhbyt spielt vor dem in die Häuser“, berichtet Hintergrund der wohl größten Tragödie der ukrainischen Ge- der Theaterexperte. Als schichte des 20. Jahrhunderts: Holodomor, einer Hungersnot 20
Heidelberger Stückemarkt Unbeweglichkeit“ und soll das Publi- kum an die eigene Pflicht zu handeln erinnern: „Wir müssen uns wehren, selbst etwas tun und nicht auf die Hilfe in den Jahren 1932 und 1933, die – so sehen es viele His- des Staates warten!“ toriker nicht nur in der Ukraine – vorsätzlich von Stalin verursacht wurde und der nach Schätzungen insgesamt Den Auftakt geben die „Dakh Daugh- rund 3,5 Millionen Menschen zum Opfer fielen. Das ers- ters“ – sieben puppenblass geschminkte te ukrainische Kinder- und Jugendtheater aus Lwiw wagt Frauen, die als Galionsfiguren der Mai- es, dieses Stück mit der heiklen Thematik auf der großen dan-Proteste gelten. Virtuos spielen sie Bühne zu zeigen und initiiert zugleich die erste Koproduk Kontrabass, Cello, Klavier, Akkordeon, tion eines staatlichen Theaters mit freien Künstlern. Percussion und Glockenspiel, kombi- Mit einer reduzierten Bühnenästhetik inszeniert nieren Folkloregesang, Rap, Heavy Metal und Szenekenner – Stas Zhyrkov „Ruhm den Helden“ von Pavlo Arie, ein Chansons. Zwischen brennenden Autoreifen san- Der Theaterautor Pavlo Arie hat als Stück über zwei Kriegsveteranen, die sich auf ihrem gen die „Dakh Daughters“ von Utopien und neuer Gastland-Scout für Sterbebett mit den undurchsichtigen Verstrickungen politischer Realität, von postsowjetischen Tragö- den Stückemarkt von Macht und Korruption konfrontiert sehen. dien und der vielschichtigen Identität ihres Lan- die ukrainischen des. Mittlerweile präsentieren die kühnen Damen Produktionen „Wir müssen uns wehren!“ ihr künstlerisch-skurriles, musikalisch-theatrales ausgewählt. Ein weiteres Highlight des Gastlandprogramms sind Freak-Kabarett in Polen, Frankreich, Brasilien – die Vorstellungen des Dakh Theatre, eines bedeuten und eben auch beim Stückemarkt in Heidelberg. ‹ den nicht-kommerziellem Zentrums für zeitgenössi- sche Kunst in Kiew. Beim Heidelberger Stückemarkt werden gleich zwei Performances dieses Theaters zu se- hen sein. „Haus der Hunde“ ist eine Inszenierung, die Heidelberger Stückemarkt beim Zuschauer allein durch ihre Bildsprache Beklem- mung auslöst. Die Zuschauer sitzen auf einem stählernen Termin – 28. April bis 07. Mai 2017 Käfig und blicken auf die Insassen herab, die hinter den Veranstalter – Theater und Orchester Heidelberg Gittern ihren Alltag fristen. Der Käfig, als Symbol für die Internet – www.heidelberger-stueckemarkt.de Ukraine, ist für den Regisseur Vladislav Troitskyi „ein szenografisches Experiment über politische und geistige Kulturmagazin 01/17
Aufführungen „Wir wollen konfrontieren und vermitteln“ Die Schwetzinger SWR Festspiele 2017 stehen unter dem Motto „Leidenschaft“. Heike Hoffmann, die seit diesem Jahr als neue künstlerische Leiterin das Programm verantwortet, über die dunkle Seite der Leidenschaft, die Beziehung zwischen Neuem und Altem und den Unterschied zwischen Grenzgängen und Crossover. Grenzgänger – Der französische Jazzmusiker Michel Godard spielt neben Tuba und Bass auch das historische Blechblasinstrument Serpent, mit dem er bei den Festspielen in der Reihe „Grenzgänge“ zu erleben sein wird. 22
Das KULTURMAGAZIN auch Schwetzinger SWR Festspiele online: kultur-rhein-neckar.de Heike Hoffmann … hat viele Jahre Programme gemacht, Konzerte orga- nisiert, verschiedene Festivals geleitet und war 14 Jahre lang künstlerische Direktorin am Konzerthaus Berlin. Zuletzt war Hoffmann als künstlerische Leiterin der Salzburg B iennale tätig, bevor sie im vergangenen Jahr ihr Engagement in Schwetzingen antrat. Europa-Premiere – Insgesamt 2.500 Spieldosen sind bei der Klanginstalla tion „Myriad“ von Rebecca Saunders und Martin Rein- Cano im Einsatz, die erstmals in Europa zu erleben ist. › Frau Hoffmann, die Schwetzinger SWR Festspiele locken Erstmals in der Geschichte der Festspiele macht ein Besucher nicht nur durch ihr hochkarätiges Musikprogramm, künstlerischer Leiter beides: Konzert und Oper. Wie fühlt sondern auch durch das einzigartige Ambiente des Schwet- sich das an? zinger Schlossgartens. Haben Sie schon einen persönlichen (lacht) Vor allem nach sehr viel Arbeit. Diese personelle Lieblingsort für sich entdeckt? Verk nüpfung bietet aber auch die Chance einer inhaltlichen Da muss ich nicht lange nachdenken: Der Schlossgarten bietet Verknüpfung der beiden Bereiche. Und sie schließt – ganz zwar ganz viele wunderschöne Ecken und spannende Ausblicke, pragmatisch gedacht – logistische Kollisionen zwischen mein absoluter Lieblingsort ist aber der Obstgarten zur Zeit von Opern- und Konzertplanung aus. Kirsch- und Narzissenblüte. Was werden Sie als neue künstlerische Leiterin der Fest- In Ihrer ersten Saison steht das Festivalprogramm unter spiele bewahren? dem Motto „Leidenschaft“. Wie kam es zu dieser Entschei- Den Leitgedanken der Schwetzinger SWR Festspiele: „Altes dung? wiederentdecken, Neues wagen, dem Nachwuchs eine Chance“. Ein Festival, das sich wie die Schwetzinger SWR Festspiele über Dabei ist es mir allerdings wichtig, dass Altes und Neues nicht mehrere Wochen erstreckt und noch dazu unterschiedliche bloß unvermittelt nebeneinanderstehen, sondern miteinander Genres präsentiert, braucht meiner Meinung nach einen roten verschränkt werden. So wollen wir mit unserem Programm Faden, ansonsten besteht die Gefahr der Beliebigkeit und Kontinuitäten und Brüche in der Musikgeschichte themati Orientierungslosigkeit. Ich arbeite gerne anhand definierter sieren und auch deutlich machen, dass das eine ohne das andere Themen, weil sie mich zum einen zum Denken anregen und nicht geht. Der Rückzug auf die Tradition macht ein Festival zur Disziplin zwingen, zum anderen können sie in der Kom zum Museum und die ausschließliche Fokussierung auf das munikation nach außen hilfreich sein. Neue sollte speziell profilierten Festivals wie den Donau eschinger Musiktagen oder den Wittener Tagen für Neue Kam- Und wie kamen Sie konkret auf die Leidenschaft? mermusik vorbehalten bleiben. Ich plädiere für dramaturgisch Das Motto „Leidenschaft“ ist von unserer Musiktheaterurauf durchdachte Programme, die gleichermaßen konfrontieren und führung inspiriert, bei der es um den leidenschaftlichen, exis- vermitteln, und ich spüre auch bei den Interpreten eine zu- tenziellen Konflikt zweier Liebender geht. Selbstverständlich nehmende Sehnsucht in diese Richtung, weg vom Spezialisten- fassen wir das Thema aber weiter. Schließlich gelingt ganz tum. Ich denke, die Programme meines ersten Jahrgangs zeigen allgemein ohne leidenschaftliche Hingabe an eine Aufgabe ganz gut, in welche Richtung es geht. nichts Großes – wer wüsste das besser als Komponisten, Sänger oder Instrumentalisten? Der Begriff umfasst aber auch eine andere, eine dunkle Seite: Leiden, Schmerz, Triebe, Eifersucht und Dramen – genau der Stoff, aus dem Opern sind. In diesem Schwetzinger SWR Festspiele Spannungsfeld bewegt sich das Festspielprogramm in diesem Termin – 28. April bis 27. Mai 2017 Jahr. Als Besucher muss man dieses Vorwissen nicht unbedingt Veranstalter – Schwetzinger SWR Festspiele gGmbH haben, um unser Programm genießen zu können, aber vielleicht Internet – www.schwetzinger-swr-festspiele.de ist dieser rote Faden für den einen oder anderen auch ein Anreiz zum genaueren Hinhören. 23 Kulturmagazin 01/17
Aufführungen Schwetzinger SWR Festspiele 2017 wird es zum ersten Mal einen „Musikalischen Parcours“ geben, bei dem Musiker in Geschäften der Carl-Theodor- Straße in Schwetzingen Kurzkonzerte geben. Wie kam es zu dieser Idee? Ich denke, die Festspiele sollten sich öffnen und der Stadt, die uns diese wunderbare Kulisse bietet, auch etwas zurückgeben – für alle und bei freiem Eintritt. Die Carl-Theodor-Straße mit ihren Das sollten Sie nicht verpassen … akkurat beschnittenen Linden führt in schönster barocker Sym- metrie und Geradlinigkeit direkt zum Schloss, dem Festspiel Tre Volti – Drei Blicke auf Liebe und Krieg. Musiktheater mit Monteverdi (Uraufführung) zentrum. Und den Weg dahin musikalisch zu gestalten, schien Jedes Jahr entsteht im Auftrag der Schwetzinger SWR Fest mir eine reizvolle Idee, die ausgesprochen positive Resonanz spiele eine neue Oper. Das kreative Team 2017: die Kompo- gefunden hat. nistin Annette Schlünz, die Schriftstellerin Ulrike Draesner und der musikalische Leiter Jeremias Schwarzer. Dabei das Welche weiteren neuen Formate wird es geben? Barockensemble Concerto Köln, Sänger und Instrumental- Zum Beispiel eine kleine Reihe in der Orangerie, einem Raum solisten sowie Tänzer. mit ganz speziellem Charakter. Die Konzerte stehen unter dem 28. April, 19 Uhr, und 30. April, 18 Uhr, Rokokotheater/ Titel „Grenzgänge“ und laden zu späterer Stunde ein, Künstler Schloss Schwetzingen von internationalem Format zu erleben, die souverän zwischen den musikalischen Welten pendeln, in der klassischen und neuen Musik genauso zu Hause sind wie im Jazz oder in der improvi Grenzgänge Zu erleben sind in dieser neuen sierten Musik. In den nächsten Jahren werden wir hier auch Konzertreihe internationale Aus- Musiker aus anderen Kulturen erleben. Dabei ist mir wichtig, nahmemusiker wie Michael Riessler, dass es sich um Künstler handelt, die diese Grenzgänge auch Michel Godard oder Michel Portal. wirklich ernsthaft betreiben und nicht nur mehr oder weniger In Klassik und Jazz gleichermaßen planlos in Nachbars Garten wildern, wie es sich leider allzu oft zu Hause, spielen sie in Schwetzingen mit gleichgesinnten beobachten lässt, wenn der Begriff „Crossover“ ins Spiel kommt. ‹ Kollegen Musik zwischen Komposition und Improvisation. 30. April, 5. Mai und 13. Mai, jeweils 21.30 Uhr, Tipp: Ab 2017 sind die Festspiele im Netz so präsent wie nie. Orangerie/Schloss Schwetzingen Auf dem Portal »SWR Classic« können Sie Konzerte und Auf führungen auch online in hoher Klang- und Bildqualität erleben. Kafka – Fragmente Eine knappe Stunde Musik nur für Stimme und Geige, ein Zyklus von 40 musikalischen Miniaturen, die uns mitnehmen auf eine Reise durch den klanglichen Kosmos des großen Komponisten György Kurtág. In der kongenialen Interpretation von Salome Kammer und Carolin Widmann ein Hör-Abenteuer und mitreißendes Vergnügen. 18. Mai, 19.30 Uhr Mozart-Saal/ Schloss Schwetzingen Myriad Eine Novität: die Klanginstallation von Rebecca Saunders und Martin Rein-Cano vom Büro für Landschaftsarchitektur Topotek 1. Konstruiert aus mehr als 2.500 mechanischen Spieldosen lädt sie die Besucher zum Staunen und zur inter aktiven Mitarbeit ein. Nach Stationen in Hong Kong und Seoul ist die Installation erstmals in Europa zu erleben. 28. April bis 27. Mai, Kammermusiksaal/Schloss Schwetzingen, Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 15.30–19 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen 10.30–19.30 Uhr 24
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