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119. Jahrgang / Heft 1 / März 2010

unterwegs
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                          Auf der hinteren Rosswis über dem Nebelmeer.   Foto: Andreas Leibinger
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                                                                                           6SDUNDVVHQ)LQDQ]JUXSSH

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Editorial

Liebe Mitglieder,
liebe Freunde und Freundinnen der Sektion

W     enn Sie dieses Heft in den Händen halten, wird
      Ihnen der neue Name und eine neu gestaltete
Titelseite auffallen. Wir wollen nicht nur nachträg-
                                                           Gleichzeitig werden die Vorstellungen und Betätigun-
                                                           gen im Alpinismus zunehmend vielfältiger und spe-
                                                           zieller. unterwegs sind wir natürlich unverändert,
lich berichten, sondern uns allen, die wir unterwegs       um den Erhalt, die Pflege und Weiterentwicklung
sind, ein Gefühl der Gemeinschaft geben.                   unserer Hütten und der dazu gehörigen Infrastruktur,
unterwegs sein heißt, ein Ziel zu haben, es heißt          besonders der Wege, zu sichern. Neu ist dabei das
aber auch, sich zu bewegen. Und es bewegt sich viel        Ziel, die Tübinger Hütte zu einer Ausbildungshütte
in unserer Sektion wie auch im Alpenverein insge-          weiter zu entwickeln und die Einrichtung des Kletter-
samt.                                                      gartens fort zu führen.
Für die Sektion ist das Ziel des 7000ten Mitgliedes        unterwegs sind wir auch in einer Erweiterung
in Sicht. Dies ist erfreulich, zeigt sich doch, dass ein   unserer Aktivitäten insgesamt. Wer wusste frü-
ungebrochenes Interesse an alpiner Betätigung und          her schon von Bouldern, Eisklettern, Skaten,
an den Angeboten der Sektion besteht. Es ist aber          Mountainbiking oder Rafting? Heute sind dies
auch eine andauernde Herausforderung für den               alles Aktivitäten, in denen unsere Mitglieder
Verein und diejenigen im Verein, die Verantwortung         unterwegs sind und Erwartungen an den Verein
tragen, wie die Erwartungen der Mitglieder erfüllt         haben.
werden können.
Der Vorstand hat in den letzten Jahren                                  Ein Anliegen ist schon seit Jahren am
– mit sehr viel Einsatz und Initiative des                              Horizont erkennbar: Die Schaffung
Schatzmeisters – seine Buchführung auf                                  einer Kletterhalle mit Bouldermöglich-
ein modernes Rechnungswesen erwei-                                      keit. Nachdem sich Klettern großer Nach-
tert, das insbesondere auch den steuerli-                               frage erfreut und sogar als Schulsport be-
chen Anforderungen in Deutschland und                                   trieben wird, will die Sektion in diesem
Österreich Rechnung trägt. Hauptsäch-                                   Bereich über die bisherigen Möglich-
lich ging es darum, das Risiko eines                                    keiten hinaus tätig sein. Es geht
Verlustes der Gemeinnützigkeit und                                      nicht darum, einigen Mitgliedern
Steuernachforderungen auszuschlie-                                      Klettern      ganzjährig zu        ermög-
ßen. Dies ist weitgehend und – wie es                                   lichen, es geht darum, als Sektion
scheint – erfolgreich gelungen.                                         die Kompetenz in diesem Bereich zu
unterwegs ist die Sektion zur nächsten                                  erhalten und zu erweitern. Wir wollen
Mitgliederversammlung. Es stehen Neuwahlen an              erster und größter Kletterverein der Region bleiben.
und es wäre schön, wenn viele Mitglieder sich an die-      Es zeichnet sich jetzt die Möglichkeit zur Realisierung
ser wichtigen Veranstaltung beteiligen, vielleicht sich    eines derartigen Projekts ab.
sogar für eine Mitarbeit begeistern könnten.
                                                           Vergessen wir aber nicht, dass all unser Tun dem
Vielleicht fragen Sie jetzt: Was hat das mit unse-         Menschen nützen soll, insbesondere auch den
rem Alpenverein zu tun? Nun, wir stehen immer              Generationen, die nach uns Freude an der Vielfalt der
wieder vor der Situation, dass wir bei vielen Mitglie-     Natur haben wollen. Seien wir uns dieser Verantwor-
dern über deren Aktivitäten im Einzelnen nicht allzu       tung bewusst, wenn wir zukünftig unterwegs sind.
viel wissen; und dass eine Kernmannschaft die Ange-        Ich wünsche Ihnen unterwegs viel Freude.
legenheiten des Vereins regelt und hierbei sehr viel
ehrenamtlichen Einsatz zeigt.                                                       Dr. Karl König, Schriftführer
                                                                                     DAV Tübingen 1/2010 1
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 4                                                               27

                                                                 57

                          1    Editorial

                          4    Unterwegs
                          4    Hochtour der JuMa zum Sustenpass
                          7    Sektionsübergreifende Donautalaktion
                          9    JDAV – JuMa: Bergrettungskurs
 16                       10   Im Alleingang durch die Hohen Tauern
                          16   Nacht im Iglu
                          18   Buntes Herbsttreiben auf der
                               Tübinger Hütte

                          21 Aus der Geschäftsstelle
                          21 Portraits der Fachübungsleiter
                          25 Fit und Aktiv: Peru-Abend

                          27 Dufourspitze: Beeindruckend auch
                             ohne Gipfel
                          30 Rückblick auf das Wanderjahr 2009

                          31   Mitgliederwerbung
                          32   Aufnahmeantrag
                          34   Was kostet die Mitgliedschaft
 18
                          35   Spender 2009
  2 DAV Tübingen 1/2010
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54                                                                 54

10

     36   Verstorbene 2009
     36   Tourenänderungen 2010
     37   Einladung Jahreshauptversammlung
     38   Mitgliederversammlung am 7. Mai 2010
     42   Olympia muss herhalten
     46   Neue Mitglieder 2009
     49   Geburtstage                                              58
     50   Buchbesprechungen

     52 Bezirksgruppe Hechingen
     52 Einladung Jahreshauptversammlung

     53 Bezirksgruppe Nagold
     53 Einladung Jahreshauptversammlung
     54 Ski- und Snowboard-Freizeit auf der
        Tschengla
     57 Schneeschuhtour im Oberallgäu

     58 Osterausfahrt 2009 – Klettern quer
        durch Frankreich

     61 Jubilar-Ehrung 2009
     62 Jubilare 2010
                                                                   25
     64 Impressum
                                                 DAV Tübingen 1/2010 3
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Hochtour der JuMa zum Sustenpass

W    ie beschreibt man am besten ein
     perfektes Hochtourenwochenende
am Sustenpass? Gar nicht! Ihr habt ein-
                                             Wir trafen uns alle am 21. August auf dem
                                             Parkplatz am Sustenpass unterhalb vom
                                             Steingletscher. Der Aufstieg zur Tierberg-
fach was verpasst. Damit ihr – liebe Leser   lihütte per Klettersteig lief gut, obwohl
– aber neidisch sein könnt, haben wir die-   das Wetter kurz vor Ende des Steiges et-
sen Bericht geschrieben.                     was gewittrig wurde. Nun ja, die letzten
                                             Meter wurden etwas zügiger zurückge-
                                             legt. Am Nachmittag, wir waren doch ver-
Wir waren eine kleine Gruppe JuMaler, die
                                             schont geblieben, waren wir noch etwas
von einer ebenso kleinen Gruppe Nicht-
                                             Eisklettern im Windkar neben der Hütte.
JuMaler unterstützt wurde, weil zu wenig
Leute Zeit hatten. Aber da Steffen (Otto)    Janosch war am Freitag beruflich leider
Karl (Leonhardt) schon gewonnen hatte,       so eingespannt, dass er erst am Sams-
auch mitzukommen, waren wir von zwei         tagmorgen zu uns stoßen konnte. Daher
FÜs bestens betreut. Janosch und Flo ver-    entschlossen wir uns, morgens ohne Ja-
traten die JuMa, Eva und Konrad verstärk-    nosch aufs Gwächtenhorn zu steigen und
ten uns, weil sie gehört hatten, dass. . .   ihn mittags an der Hütte abzuholen. Das
und außerdem nach dem vielen Urlaub          Wetter und die Leute vom Wetterdienst
vor lauter Erholung am Ende noch eine        hatten sich wohl an diesem Nachmittag
Hochtour fällig war.                         nicht optimal abgesprochen, zumindest

 4 DAV Tübingen 1/2010
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regnete es. Doch für den nächsten Tag       nete es gerade und wer weiß schon, ob
versprach uns die Wetterstation optimale    der Wetterbericht recht hat? Aber er hatte
Bedingungen, und sie hat sich daran ge-     recht und so gegen neun hörte der Regen
halten.                                     auf. Da waren wir schon nicht mehr weit
                                            vom Gipfel entfernt. Nur: Wie findet man
Beste Bedingungen, um unseren noch im
                                            einen Gipfel in der Dunkelheit? Diese
warmen Tübingen gefassten Plan umzu-
                                            Frage können wir euch auch nicht beant-
setzen. An einem lauen Sommerabend an
                                            worten. Auf jeden Fall aber, wie man auf
der Paul-Horn-Arena kam folgende Idee
                                            einem Vorgipfel, nur 200 m vom Ziel ent-
auf: Wie wäre es, eine Nacht auf dem Gip-
                                            fernt, einen Biwakplatz findet.
fel zu biwakieren? Der Sonnenaufgang am
folgenden Morgen müsste einen für alles     Damit waren wir auch die ersten, die am
entschädigen, oder? Die gute Wetterpro-     Sonntagmorgen auf dem Gipfel standen.
gnose für Sonntag im Hinterkopf und die     Der Sonnenaufgang war herrlich, die Nu-
schlechten Bedingungen am Samstag vor       tella gefroren und wir kamen allen ande-
Augen, ließen uns zögern: Sollten wir es    ren entgegen, die sich morgens aus der
wagen? Nach Eisklettern am Nachmittag       Hütte aufgemacht hatten. Karl, Eva und
fiel abends die Entscheidung: Wozu soll-    Konrad (die JuMa-Verstärkung also) woll-
ten wir sonst unser Essen auf die Hütte     ten nicht mit biwakieren, sondern zogen
geschleppt haben? Schlechtes Wetter hat     die warme Hütte vor. Wir haben sie abge-
nur was mit falscher Kleidung zu tun –      holt und sind dann von der Tierberglihüt-
oder? So gegen sieben Uhr abends – die      te auf den vorderen Tierberg gestiegen.
Dämmerung war nicht fern – machten wir      Der Aufstieg war ein Steingrat, der alpin
uns auf, das Sustenhorn zu erklimmen.       am laufenden Seil gegangen wurde. Viel-
Manch einer mag uns wohl für „nemmer        leicht lassen sich die Bedingungen so be-
gscheit“ gehalten haben, immerhin reg-      schreiben: Brüchiges Gestein machte das

                                                                DAV Tübingen 1/2010 5
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Steigen zu einem Erlebnis. Die Aussicht
war grandios und das herrliche Wetter
erlaubte noch ein bisschen Eisklettern
am Nachmittag. Und ihr habt recht gele-
sen: Wir haben nun fast alle alpinen Dis-
ziplinen an einem langen Wochenende
kennengelernt/ausprobiert und weiter
vertieft.
Aber was wäre das für ein Wochenende,
wenn nicht auch noch ein bisschen Sport-
klettern dabei wäre? Immerhin waren
wir schon auf allen für uns erreichbaren
Gipfeln. Und die Klettergebiete unten
am Pass sind schön. Also: Am Montag
Abstieg zum Pass. Hier noch etwas sehr
nette Kletterei.
Lieber Steffen und lieber Karl: Vielen
Dank! Liebe Leser: Ihr habt einfach was
verpasst.
                                              Janosch Kuffner

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 6 DAV Tübingen 1/2010
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Sektionsübergreifende Donautalaktion
11. – 12.7.2009
Aktivitäten der JuMa

A   nfang Juli 2009 ging es für junge
    Kletterfreunde aus Reutlingen, Tü-
bingen und Nagold für ein Wochenen-
                                            So wurde der Abend gemeinsam am La-
                                            gerfeuer beschlossen.

de zum Zelten und Klettern ins schöne       Der zweite Klettertag ermöglichte trotz
Donautal. Bei den Tübingern gab es lei-     des anfänglichen Regens einige an-
der einen ungewöhnlichen Schwund:           spruchsvolle Routen für die Cracks und
nach und nach sagten die Teilnehmer ab,     die Gelegenheit für Einblicke ins techni-
so dass von den anfänglichen                            sche Klettern für die weniger
zehn nur noch ein kleines,                              Geübten. Als Weihnachts-
aber feines Dreiergrüppchen                             baum verkleidet wurde so der
übrig blieb.                                            Idiotenüberhang (10-) und
                                                        der Sodomistenweg (9/9+)
Einige Neulinge konnten am                              an der ersten Zinne behan-
ersten Tag bei optimalem Wet-                           gen - pardon - begangen. Zur
ter am Stuhlfels erste Fels-                            Rissverschönerung kamen
kontakte und Erfahrungen                                Keile, Friends, Hexentrix und
mit Mehrseillängen-Touren                               Skyhooks zum Einsatz.
sammeln, inklusive Abseilen
an einer 25-m-Wand. Auch die erfahre-       Insgesamt war es trotz Feuchtigkeit und
neren Kletterer kamen trotz regen Betrie-   kleinerer Probleme bei der Essenszube-
bes am Schaufels auf ihre Kosten. Gegen     reitung ein tolles Kletterwochenende.
Abend tauchte dann noch Verstärkung
aus Hechingen und Tübingen auf.                                      Jana und Adrian

                                                                DAV Tübingen 1/2010 7
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 8 DAV Tübingen 1/2010
Unterwegs

JDAV – JuMa: Bergrettungskurs
20.06.2009

     . . . und wieder einmal kam     ein zweites hoffen und verlängern! Ge-
     vor lauter Aktion der Bericht   sagt, getan. Um ein paar Schleifknoten
     zu kurz! Deshalb nun mit et-    kamen wir dabei nicht herum. Die sollten
     was Verspätung:                 danach bei jedem von uns wieder wie im
                                     Schlaf sitzen.
     Bei der diesjährigen Ausgabe
     war die Hechinger Fraktion      Weiter ging es mit Einmannbergung aus
     mit Philipp, Manuel und Jür-    der Wand. Für die personell etwas besser
     gen vertreten, dazu Thomas      besetzten Klettertouren oder bei beson-
     aus Tübingen. Pünktlich um      ders widerspenstigen Gefährten spiel-
     9 Uhr ging es vom Parkplatz     ten wir auch noch die Zweimannbergung
     an den Hausener Wänden          durch. Dabei sollte uns auch der Würt-
     Richtung Verlobungsfels los.    tembergische Halbmastwurf nicht entge-
     Das Wetter war mal wieder       hen. Wer wissen will, was das ist, ist am
     eher realen Bergbedingun-       besten im nächsten Jahr mit dabei.
     gen angepasst. So brauchte
                                     Zum Abschluss gab es dann bei Regen in
     Uwe Weber sich nicht ganz
                                     der Bergwachthütte Langebrunn noch ein
     so ins Zeug zu legen, um uns
                                     paar Schweizer Flaschenzüge und über-
     möglichst in alpine Rahmen-
                                     dachtes Grillen.
     bedingungen für Rettungssi-
     tuationen zu versetzten.                                Elisabeth Becker
     Zunächst hieß es, was tun
     wenn das Seil mal ausgeht?
     Hmmm, im besten Falle auf

                                                         DAV Tübingen 1/2010 9
Unterwegs

Im Alleingang durch die Hohen Tauern

1.Tag                                         Laufe des Nachmittages. Vor der Hütte ist
Nach zügiger Fahrt über Merklingen ging       ein kleiner See und ich habe genügend
es mit dem Auto an Augsburg vorbei,           Zeit, mich am Ufer von der Sonne verwöh-
durch München durch, vorbei an Kiefers-       nen zu lassen.
felden nach Zell am See. In Taxenbach         Zum Abendessen gibt es Omelett und Ap-
verlasse ich die Hauptstraße und fahre        felschorle. Dabei sitze ich neben einem
ins Rauriser Tal bis zur Mautstation und      weiteren Einzelgänger wie ich es bin: er
dann noch 7 km weiter bis zum Parkplatz       ist aus Hamburg. Sein Enkelsohn hätte
Lenzanger. Um 13:15 Uhr mache ich mich        ihn begleiten sollen, dieser wurde aber
gemütlich auf den Weg zum Naturfreun-         kurz vorher am Zehen operiert und für
dehaus Neubau. Es geht vorbei an der          seine Ehefrau war es zu anstrengend, so
Zimmererhütte und dem Knappenhaus             ging er halt alleine. Um 22 Uhr ist Bett-
Kolm-Saigurn: beide Gebäude sind noch         ruhe.
Überbleibsel aus der Goldgräberzeit im
16. Jahrhundert.                              2. Tag
Beim Knappenhaus spielt die Musik und         Um 6 Uhr gibt es Frühstück und eine
viele Leute vergnügen sich bei Speis und      Stunde später mache ich mich auf den
Trank – es ist ja Sonntag. Ich jedoch folge   Weg, immer noch auf Goldgräberwegen.
dem Alpinsteig, vorbei an Wasserfäl-          An den alten Bergwerksanlagen vorbei,
len, hinauf zum Schutzhaus-Neubau auf         hinauf auf der Sonnenseite, zur Rojacher
2.175 m Höhe, der ebenfalls aus der Gold-     Hütte auf 2.719 m, wo ich um 10:30 Uhr
gräberzeit stammt.                            ankomme. Die sehr nette Hüttenwirtin
Die Hüttenleute sind sehr freundlich. Das     kredenzt mir eine frische Radlerhalbe.
übrige Publikum besteht aus drei jungen       Ich steige über den Süd-Ostgrat zum Zit-
Polinnen, die aber noch bis zur Rojacher      telhaus, das auf dem Gipfel des Sonn-
Hütte wollen, und zwei Ehepaaren. Einige      blicks auf 3.105 m Höhe steht. Die Son-
Tagesgäste kommen und gehen noch im           ne scheint. Es ist wolkenlos und warm.
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Unterwegs

Der Rundblick ist grandios! Er geht vom     Winterbetrieb eingestellt. Doch auch hier
Glockner, Venediger, Marmolada, Lienzer     wurde ich freundlich aufgenommen.
Dolomiten, Dachstein, Leoganger Stein-
berge, Ankogel bis zum Wiesbachhorn.        4. Tag
Gegen Abend kommen von Westen erste         Von der Duisburger Hütte mache ich mich
Wolkenhäufchen. Um 17 Uhr bin ich noch      um 8 Uhr auf den Weg. Die Schneefelder,
allein auf der Hütte, aber laut Bedienung   von denen es genügend hat, sind noch
sollen noch einige Gäste kommen. Zuletzt    hart gefroren, und ich lege zeitweise
sind wir 15 Personen. Einige sind vom       Steigeisen an. Mein Weg geht bis zum
Hochtor an der Glocknerstraße aufgestie-    Feldseegletscher immer am Hang entlang
gen. Sie beschrieben den Weg als sehr       – nur einige Rinnen müssen durchstiegen
anstrengend.                                werden. Nun geht es steil zur Feldsee-
Der Sonnenuntergang hier oben ist ein-      scharte hinauf auf 2.714 m.
fach super. Die leichte Bewölkung stei-     Am Weissgerber-Biwak mache ich Rast.
gerte die Stimmung noch.                    Es ist wolkenlos. Nur im Tal ist eine ge-
Mit den andern Gästen zusammen besich-      schlossene Wolkendecke zu sehen, die
tigen wir kurz vor Sonnenuntergang die      sich aber im Laufe des Tages ebenfalls
Wetterwarte. Um 21 Uhr gehe ich ins Bett.   auflöst.
                                            Bisher bin ich ganz allein unterwegs, aber
3. Tag                                      jetzt kommen einige Wanderer von Mall-
Heute Nacht gegen 4 Uhr ging ein Gewit-     nitz herauf. Ich habe nun noch zwei Stun-
ter los, was in dieser Höhe ein besonde-    den bis zur Hagener Hütte. Es geht durch
res Erlebnis ist. Gegen 8:30 Uhr ist der    sehr steile Hänge unterhalb des Geisko-
Spuk endlich vorbei.                        gel. Immer wieder sind Schneerinnen zu
                                            überqueren. Der letzte Anstieg geht über
Bei 10 cm Neuschnee mit Graupel schnal-     Almgelände zur Hütte auf 2.480 m hinauf.
le ich mir die Steigeisen an und mache
mich über den Gletscher auf den Weg zur     Die Hagener Hütte steht direkt am Über-
Rojacher Hütte.                             gang nach Sportgastein. Von hier oben
                                            kann ich schon mein nächtes Ziel, den An-
Nach kurzer Rast steige ich zum Pocher-     kogel, sehen.
haus ab. Mein Weg geht fast bis zum
Schutzhausneubau hinunter, weil der         Es ist eine alte unsanierte Hütte mit ei-
Gletscher um über 80 Höhenmeter abge-       nem herrlichen, aus Zirbenholz ausge-
schmolzen ist. Auf der anderen Talseite     kleideten Gastraum. Abends sitze ich
komme ich an verfallenen Stollen vor-       gemütlich mit zwei Friesen zusammen.
bei und steige zur Niederen Scharte auf     Später kommt noch eine ältere Frau hin-
2.695 m. Zum Hochwurtenspeicher geht        zu. Da wir die einzigen Gäste sind, gibt es
es 600 m hinab und ich erreiche nach        kein Problem mit der Hüttenruhe.
einem weiteren Aufstieg nach sieben
Stunden die Duisburger Hütte auf 2.572 m.   5.Tag
Die Duisburger Hütte liegt mitten im        Um 7:30 Uhr ziehe ich weiter in Rich-
Skigebiet und ist deshalb mehr auf den      tung Hannoverhaus. Ich erlebe einen
                                                                 DAV Tübingen 1/2010 11
Unterwegs

herrlichen Sonnenaufgang. Der heutige
Weg ist mit ca. sieben Stunden angege-
ben. Es sind wieder viele steile Schnee-
felder zu überqueren. Vor mir ist schon
ein Ehepaar aus Linz unterwegs, das ich
aber bald einhole. Sie sind froh, dass ich
gute Spur über die Schneefelder lege. Zur
Mittagspause treffen wir uns an der Min-
dener Hütte in 2.431 m Höhe wieder. Die
Mindener Hütte ist eine richtig gut ein-
gerichtete Selbstversorgerhütte. Sie ist
so einladend, dass ich am liebsten hier
bleiben würde, aber ich muss ja zum ca.
vier Stunden entfernten Hannoverhaus.
Es geht jetzt mehr über große Felsblöcke.
Die ganze Zeit habe ich freie Sicht nach
Mallnitz zur Autoverladung. Ich komme
zum Römerweg und an einem kleinen
Gletschersee vorbei, der in allen Faben
                                              rissen werden soll und stattdessen eine
strahlt: weiß vom Schnee, schwarz ist das
                                              neue Hütte unterhalb der Bergstation
tiefe Wasser, rot ist er vom Saharasand,
                                              gebaut wird. Das alte Haus sei zu alters-
und türkis leuchtet der unter der Wasser-
                                              schwach und eine Restaurierung wäre zu
oberfläche schwimmende Schnee.
                                              teuer.
Eine Familie kommt mir vom Hannover-
                                              Mein Weg führt mich zunächst zur Arnold-
haus kommend entgegen. „Jetzt kann es
                                              kapelle. Hier fanden die Urnen des Er-
nicht mehr weit sein“ denke ich, aber ich
                                              schließers der Ankogelgruppe und seiner
sollte mich täuschen. Ich befinde mich
                                              Gattin die letzte Ruhe.
jetzt auf dem Göttingerweg, der recht steil
hinauf zur Bergstation der Ankogelbahn        Aus dem Nebel taucht plötzlich ein Adler
führt. Von dort aus erreiche ich dann die     auf und zieht seine Kreise am Kamm ent-
Hütte nach einer weiteren Viertelstunde.      lang. Mein Weg führt mich zur Großelend-
Kaum bin ich da, gibt es ein Gewitter, aber   Scharte, wobei der der Ankogel leider in
ich bin ja zum Glück gut untergekommen.       Wolken verschwunden war.
Als Tischnachbarn habe ich wieder die
Linzer und eine junge Frau aus Baden-         Nach einer kurzen Rast steige ich über
Baden, die aber in Österreich lebt. Gegen     steile Geröllfelder ins Fallbachtal zur
21 Uhr gehe ich zu Bett.                      Osnabrücker Hütte auf 2.026 m ab. Unter-
                                              wegs treffe ich auf einen siebzigjährigen
                                              Alleingänger, mit dem ich mich ein wenig
6. Tag                                        unterhalte. Er erzählte mir, dass er schon
Heute früh wird der Nebel über den Kamm       sechs Wochen auf Tour ist und nun geht er
getrieben. Ich lasse mir Zeit und gehe erst   heim, um dann in Kur zu gehen. Mitwan-
um 8 Uhr los. Die Hüttenwirtin erzählt        derer habe er keine mehr – die seien alle
mir beim Frühstück, dass die Hütte abge-      nicht mehr fit.
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Unterwegs

                                         Um 13 Uhr bin ich dort. Nachdem ich mein
                                         Quartier bezogen habe, wird die Wäsche
                                         gewaschen – das muss auch mal sein.
                                         Ich setze mich vor die Hütte. Es ist warm,
                                         obwohl der Himmel bedeckt ist. Zuerst
                                         sind es nur wenige Gäste, aber gegen
                                         später kommt eine Gruppe Slowenen und
                                         einige Leute von der Sektion Osnabrück.
                                         Zum Abendessen gibt es Gamsgulasch,
                                         aber nur, weil der Hüttenwirt Herbert dies
                                         auch gerne mag. Aus der Hüttenbücherei
                                         hole ich ein Buch mit dem Titel ‚Berg auf
                                         Berg ab‘ von Herrmann Magerer. Um 21
                                         Uhr gehe ich ins Bett, wir sind nur zu dritt
                                         im Lager.

                                         7. Tag
                                         Heute morgen bin ich um 7 Uhr aufgebro-
Oberhalb des Wasserfalls muss ich den    chen. Ich bin einer der letzten und muss
Gletscherbach überqueren, dann geht es   mich sputen, denn die Touren hier oben
auf einem Steig mit Seilversicherungen   sind alle recht weit. Eine Gruppe Berg-
entlang des Wasserfalls und durch blu-   steiger kommt schon vom Tal herauf. Der
menreiche Matten vollends zur Hütte.     Wetterbericht sagt schönes, beständiges

                                                              DAV Tübingen 1/2010 13
Unterwegs

Sommerwetter voraus. Mit meinem viel          Ruhe genießen. Es ist niemand mehr ge-
zu schweren Rucksack marschiere ich           kommen.
fünf Kilometer am Kölnbeinspeicher ent-
lang bis zum Abzweig ins Kleinelendtal.       Die Sonne geht glutrot am Hohen Dach-
Bald verlasse ich den Fahrweg und laufe       stein unter. Ein Adler zieht am Tischkar-
auf einem schmalen Steig steil und stetig     kopf seine Kreise. Ich lese im Hüttenbuch
bergan. Unterwegs komme ich mit einem         folgendes Gedicht:
Senner ins Gespräch, der für seine Tiere               Schaffe dir einen Ort,
Schutzzäune aufbaut. Mein Weg führt                   an dem du einsam bist .
mich durch grasige Hänge, manchmal                  Denn, so sagt der Philosoph,
über Felsen und Geröll, durch Wasser-                  alles Unglück der Welt
rinnen und zuletzt auf dem Gletscher zur                   beginnt damit,
Kleinelendscharte auf 2.660 m. Gegen 12                   dass der Mensch
Uhr erreiche ich das Ali-Lanti-Biwak. Ich            nicht eine einzige Stunde
bin ganz allein und hoffentlich bleibt es            mit sich allein sein kann.
so. Die Sonne scheint unerbittlich. Meine                 Sei also einsam,
Aussicht reicht von der Hochalmspitze,                     halte dich aus.
dem Ankogel, Keeskogel, Tischlerkar-                  Die Dämonen kommen,
kopf, Tischerspitze bis zur Zwölferspitze –                  sehen dich
alle so um die 3.000 m – und hinunter bis                    und gehen.
nach Bad Gastein.                                         Die Freude bleibt.
Die Hütte ist wunderbar und sehr ge-          Das Wetter ist immer noch schön. Quell-
pflegt. Auf den vier Lagern liegen saube-     wolken kommen aus den Tälern. Der Wind
re Schlafsäcke. Es ist Notproviant – z.B.     ist etwas frischer und er pfeift manchmal
Schweizerkäse, Speck, Tee, Kaffee und         zur Tür herein. Die Leute, die die Hütte be-
Schnaps vorhanden. Auch Gas und Was-          treuen, sind wirkliche Idealisten. Um Licht
ser gibt es. Den Nachmittag und Abend         zu sparen lege ich mich nach Sonnenun-
kann ich in meiner Einsamkeit in aller        tergang ins Bett.
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Unterwegs

8. Tag                                         ihrem Kreis schon aufgenommen. Eine
Heute morgen ist der Himmel blitzblank.        Gruppe von Niedersachsen kommt gera-
Die Sonne geht um 5:30 Uhr an der Hoch-        de noch vor einem Abendgewitter an. Zum
almspitze auf. Ich frühstücke in aller Ruhe,   Abendessen gibt es Kaiserschmarrn.
räume die Hütte auf, lüfte den Schlafsack      9. Tag
und mache mich um 7 Uhr an den Ab-
                                               Heute sieht das Wetter nicht so gut aus,
stieg. Zunächst steige ich über ein steiles
                                               aber laut Wetterbericht soll es bis Mittag
Schneefeld, das einst zu einem Gletscher
                                               halten, und so beschließe ich, nicht zum
gehört hat, ab. Meine Steigeisen tun gute
                                               Niedersachsenhaus zu gehen. Am Pock-
Dienste. Die Wegmarkierung ist sehr dürf-
                                               karsee entlang steige ich zur Pockkar-
tig, doch mit Hilfe der Karte finde ich den
                                               scharte auf. Der Weg ist interessant, geht
Weg ins Tal und hier sind auch wieder
                                               er doch durch ein Goldgräbertal. Überall
Wegmarkierungen. Der Talboden ist so
                                               sind noch Überreste vergangener Goldgrä-
einsam und schön. Der Bach schlängelt
                                               bertätigkeiten zu sehen. Eine Quelle spru-
sich durch ein Hochmoor kreuz und quer
                                               delt unter einer Abraumhalde hervor, die
durch Blumenwiesen. Manchmal ist fast
                                               heute noch von Quecksilber verseucht ist.
kein Weg zu erkennen, so wenig wird er
                                               Nach zwei Stunden bin ich an der Pockkar-
begangen. Ich komme durch mehrere Tal-
                                               scharte. Das Wetter hat sich verschlech-
ebenen und gegen 12:15 Uhr erreiche ich
                                               tert. Wind kommt auf. Die Gipfel sind in
pünklich zum Mittagessen den Gasthof
                                               Wolken gehüllt. Aus dem Tal steigen Wol-
Prossau. Hier wimmelt es von Touristen.
                                               kenfetzen auf. Im Rauriser Tal sehe ich
Um 13:30 Uhr fahre ich mit dem Bus nach
                                               vier Adler ihre Kreise ziehen. Ich steige
Bad Gastein. Hier muss ich umsteigen,
                                               jetzt durch den Rauriser Urwald ab. Der
um nach Sport-Gastein weiter zu kom-
                                               Urwald ist ein dichter Tannenwald, der
men: ich will ja noch zur Bockkarhütte!
                                               unter Naturschutz steht.
Nach einstündigem Anstieg erreiche ich
                                               Kaum bin ich am Parkplatz Lenzanger an-
das Berggasthaus und bekomme ein
                                               gekommen und mit Umziehen und Einla-
schönes Zimmer. In der Gaststube sit-
                                               den fertig, fängt es auch schon an zu reg-
zen Jäger, Waldarbeiter und Fischer am
                                               nen. Glück gehabt!
Stammtisch. Sie wollen von mir wissen,
wo ich herkomme und somit bin ich in                   Bericht und Bilder: Werner Nagel

                                                                   DAV Tübingen 1/2010 15
Unterwegs

Nacht im Iglu
Biwakkurs 07.– 08.03.2009

U    wes Biwakkurse haben ja schon ei-
     nen gewissen Bekanntheitsgrad un-
ter DAVlern. Man braucht nur mal ein paar
                                              als recht komfortabel herausstellen soll-
                                              ten) auf. Nach dem Sondieren der zwei
                                              tiefsten Stellen ging es nun fleißig ans
Teilnehmer der ehemaligen Versionen           Schaufeln. Spätestens hier wurde je-
danach fragen und sie wissen immer viel       dem von uns richtig warm und nach vier
davon zu berichten.                           Stunden schaufeln was die „Handschuhe
                                              oder Schaufeln halten“ (einige wissen
Dieses Jahr sollte es aufgrund der doch
                                              vielleicht schon, dass Uwe den Rekord
recht imposanten Schneebedingungen
                                              im Lawinenschaufeln-Einschicken hält)
eine leicht ungewöhnliche Version ge-
                                              ließen sich doch schon zwei rudimentä-
ben. Statt des üblichen etwas längeren
                                              re Schneehügel erkennen, die nur noch
Zustiegs sollte es dieses Jahr nur ein paar
                                              eines ordentlichen Innenausbaus bedurf-
wenige hundert Meter sein. Denn bei LWS
                                              ten.
zwischen 3-4 hatte sich Uwe entschieden,
nach Schröcken zu einer ihm seit langem       Nun hieß es also innen aushöhlen und
bekannten Bergbauernfamilie zu fahren.        außen schön platt treten, damit der
Unser Lagerplatz, ein paar wenige Meter       Schnee sich setzt und man nachts nicht
vom Hof entfernt, wies in einer kleinen       von „Wumm“-Geräuschen überrascht
Mulde ideale Schneehöhen für unsere           wird, die einen etwas an der Stabilität
Notunterkünfte (die sich im nachhinein        zweifeln lassen. Doch diesmal hat der
                                              Schnee schon richtige Frühjahrsqualität,
                                              da kann das Dezember-Iglu lange nicht
                                              mithalten. Am Abend hatten wir zwei
                                              wunderbare Iglus mit Koch- und Lager-
                                              plätzen geschaffen und konnten zum ge-
                                              mütlicheren Teil übergehen. Nach einem
                                              wohlverdienten Mahl wurden alle doch
                                              recht ruhig. Tja, das Schaufeln powert
                                              fast mehr aus als eine Skitour. Letztend-
                                              lich lassen uns jedoch auch die Tempera-
                                              turen schnell ins Iglu verschwinden, wo es
                                              um die 0° recht angenehm warm ist. Wer
                                              jetzt noch Zweifel hat, ob er die Nacht in
                                              diesen dunklen Löchern wohl überstehen
                                              wird, der braucht sich nur die Kinder der
                                              Bergbauernfamilie anschauen, die über
                                              die Jahre schon einige Male in Iglus über-
                                              nachtet haben und sich immer wieder wie
                                              wild darauf freuen. Da sind die letzten
 16 DAV Tübingen 1/2010
Unterwegs

Zweifel schnell aus dem Weg geräumt.            den. Die Abfahrt dürfte eine der schönsten
Am nächsten Tag dürfen wir noch ein rich-       des Jahres gewesen sein und so mancher
tig tolles Frühstück mit frisch gemolkener      mag zumindest in Gedanken vor Freude
Milch im Bergbauernhaus genießen, so            gejuchzt haben. Nach einer ausgiebigen
genannte „hausgemachte“ Milch. Das              Brotzeit und einem tollen Wochenende
war wohl bisher die Premiere bei Uwes           ging es zurück nach Tübingen.
Biwakkursen.
                                                                         Elisabeth Becker
Am Sonntag sollte es noch eine kleine
Skitour vom Hochtannbergpass zur Wid-
dersteinalm sein. Ein traumhafter Schnee.
Bei den Neuschneemengen musste das
richtige Gelände jedoch gut gewählt wer-

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Unterwegs

Buntes Herbsttreiben auf der
Tübinger Hütte
Fachübungsleiter im Einsatz – September 2009

I n den letzten Septembertagen liegt die
  Tübinger Hütte meistens ruhig in der
Herbstsonne, ganz hinten im Garnera-
                                              Abend, als der Rest der Truppe auf der
                                              Hütte eintraf, schon stolz verkünden:
                                              „Das Meiste ist geschafft!“
tal über Gaschurn. Meistens – aber nicht
                                              Inzwischen hatte dichter Nebel die Hütte
am letzten Septemberwochenende des
                                              eingefangen und es war in der geheizten
vergangenen Jahres, denn eine Gruppe
                                              Stube so richtig gemütlich geworden.
von munteren Fachübungsleitern unse-
                                              Wen wundert es da, dass alle mit Eifer
rer Sektion machte sich auf den Weg zu
                                              dabei waren, den nächsten Tag zu planen.
„unserer“ Hütte, z.T. unterstützt von ihren
                                              Schnell fand jeder etwas für seinen Ge-
ebenso aktiven Partnerinnen.
                                              schmack.
„Zusammen auf Tour gehen“, „den Klet-
tersteig fertig machen“, „klettern“, „mal     So packten Martin, Bärbel und Jürgen am
was Neues ausprobieren“ oder „einfach         Samstagmorgen als erste ihre Klettersa-
was schaffen“ waren die Pläne für das         chen und zogen los in Richtung Hochma-
Wochenende. Kein Wunder, dass reges           derer. Ziel war der Südostpfeiler mit sei-
Treiben um die Hütte zu erwarten war.         nen acht Seillängen im 5. Grad. Nur wenig
                                              später folgten ihnen Heiko und Brigitte,
Bereits am frühen Freitagmorgen legten        die sie während der Vesperpause einhol-
Matthias und Roland los. Der Übungs-          ten. Wie dies bei uns Alpinisten so ist, gab
klettersteig, an dem bereits im Sommer        sich die Gruppe nicht damit zufrieden, am
gebohrt und geschraubt worden war, soll-      Ende der Route – kurz unterhalb des Gip-
te schließlich noch vor dem Winter fertig     fels – wie im Führer beschrieben abzusei-
werden. Und so konnten die beiden am          len, sondern sie kletterten weitere drei
                                              SL, bis sie den Gipfel erreicht hatten!
                                              „Wir wollen mal schauen, ob der Gipfel
                                              des Hochmaderers auch familientauglich
                                              ist!“, meinten Eva und Dieter, die zusam-
                                              men im kommenden Sommer einen Fami-
                                              lienkurs auf die Hütte führen. Begleitet
                                              von Herta zogen auch sie los.
                                              Der Rest der Truppe, also Oswald, Mat-
                                              thias, Roland, Eddi und ich statteten als
                                              erstes dem Übungsklettersteig einen
                                              Besuch ab. Auf dem Weg dorthin wurden
                                              natürlich die Kletterrouten, die bereits im
                                              letzten Jahr eingerichtet worden waren,
                                              in Augenschein genommen. Roland und
 18 DAV Tübingen 1/2010
Unterwegs

Matthias machten sich auch gleich wieder
ans Werk, den Klettersteig zu vollenden,
während wir drei weiter zogen. Durch ein
Hochkar, angefüllt mit riesigen Granitblö-
cken, ging es zum Fuße des Bloodigturm,
einem markanten Gipfel in Sichtweite der
Hütte. Für Eddi und mich gab es jetzt kein
Halten mehr, wir schlüpften schnell in die
Kletterlatschen und dann los! Da noch
keine Routen in den herrlichen, geneigten
Platten eingebohrt sind, mussten wir - um
bessere Sicherungen legen zu können
- den Rissen folgen und deshalb auf die
ein oder andere schöne Platte verzichten.
Nach zehn SL erreichten wir durch einen
feuchten, aber wunderschön zu klettern-
den Kamin den ausgesetzten Gipfelgrat
und das Gipfelkreuz im Sonnenschein.
Von dort waren schon die heranziehen-
den Regenwolken zu sehen und wir muss-
ten uns schleunigst auf den Rückweg
machen.
Leider erwischte uns, wie auch die an-
deren Gruppen, die nicht frühzeitig zur
Hütte zurückgekehrt waren, ein kräftiger
Regenschauer mit Graupeln.
Auf der Hütte erwarteten uns neben Na-
tascha und Harry, dem Hüttenteam, auch

                                             DAV Tübingen 1/2010 19
Unterwegs

noch Karl und Traude, sowie unser Hüt-      meinsame Begehung des neuen, fertigen
tenreferent Klaus und die Hüttenhelfer      Übungsklettersteiges.
Werner und Klaus, die ebenfalls zur Hütte
                                            Viel zu schnell mussten wir unsere Sa-
aufgestiegen waren.
                                            chen packen und uns auf den Heimweg
Nach einer warmen Dusche und einem          machen. Im Gepäck jede Menge Ideen
kräftigen „Bergsteigeressen“ war selbst     und Pläne, was wir in den nächsten Jah-
ich schnell wieder erholt und wir tausch-   ren rund um die Hütte bewegen und un-
ten in den Abend hinein unsere Erlebnisse   ternehmen könnten. . .
und Planungen für den nächsten Tag aus.
Kein Wunder, dass es etwas später wurde.                              Birgit Stefanek
Trotzdem waren alle am Sonntag so fit,
dass wieder geklettert und gearbeitet
werden konnte. Gemeinsam zogen wir
mit Schaufel, Spitzhacke und Farbe los,     PS: Durch die Erschließungsmaßnahmen
um Wegearbeiten und -markierungen zu        und Veränderungen eignet sich die Tübin-
erledigen. Trotz aller harter Arbeit kam    ger Hütte inzwischen hervorragend als
der Spaß nicht zu kurz, und wir wurden      Stützpunkt für eine Vielzahl von verschie-
zumindest zeitweise von der herbstlichen    denen Touren und Kursen.
Sonne unterstützt.
                                            In der Umgebung gibt es noch jede Menge
Martin und Bärbel statteten dem Noris-      Potential, diese Möglichkeiten zu erwei-
turm, einer markanten Felsnadel unweit      tern. Deshalb wollen wir an der Weiterent-
der Hütte, einen Kletterbesuch ab und       wicklung arbeiten und bieten u. a. in der
waren erstaunt, dass dort uns bisher        kommenden Sommersaison zwei Arbeits-
unbekannte Erschließer am Werk sind         einsätze unter Leitung von Matthias an,
und erste Bohrhaken gesetzt haben. Wer      an denen sich alle neugierigen und inte-
hierüber etwas weiß: Bitte Informationen    ressierten Mitglieder beteiligen können.
an uns!                                     Nähere Infos hierzu im Sommertouren-
Die Krönung zum Abschluss des Wo-           programm im Dezemberheft 2009 oder
chenendes war dann sicherlich die ge-       unter www.dav-tuebingen.de.

 20 DAV Tübingen 1/2010
Information

Portraits der Fachübungsleiter
In den kommenden Ausgaben von unterwegs werden sich die Fachübungsleiterinnen und Fach-
übungsleiter der Sektion nach und nach bei Euch vorstellen. So könnt Ihr einen Eindruck ge-
winnen von den Menschen, die Euch ins Gebirge führen und die Grundlagen der verschiedenen
alpinen Disziplinen vermitteln.

 Dieter Hereth, DAV Fachübungsleiter Bergsteigen seit 1987,
 70 Jahre, verheiratet, 4 Kinder, wohnt in Schorndorf im Remstal

  Seit wann bist du im Alpenverein und seit wann in der
  Sektion Tübingen?
  Seit 1977 in der Sektion Frankenland. Erste schmerzhaf-
  te Kletterfahrung nur mit Seil-Brustgurt und Abseilen
  im Dülfersitz. Mitarbeit bei der Sektion Tübingen seit
  ca. 1984.
  Welches sind deine alpinsportlichen Interessen?
  Mein Interesse liegt nicht so sehr im sportlichen Be-
  reich. Mein Interesse gilt Klettersteigen, Bergwandern,
  Weitwanderungen mit Gebietsdurchquerungen und
  Schneeschuhgehen im leichten Gelände.
  Was ist deine Motivation, dich bei uns in der Sektion
  ehrenamtlich zu engagieren?
  Die Freude, mit Gleichgesinnten in den Bergen unterwegs zu sein. Weitergabe von
  alpinen Wissen, damit die Tour ein Erlebnis bleibt.
  Dein Tourenangebot 2010?
  – Schneeschuhtour am Schliersee im Februar
  – Bergsteigen mit Kindern gemeinsam mit Eva Küpfer auf der Tübinger Hütte
  – Bergsteigen im Oberengadin im August
  Dein bisher schönstes Bergerlebnis?
  Gerne erinnere ich mich an meine erste große Kletterei an der Dibonakante auf die
  große Zinne. Die Überschreitung des Monarchen mit meiner Frau war für uns die
  Erfüllung eines Traumes.
  Deine alpinistischen Ziele für die nächsten 2 bis 3 Jahre?
  Ich plane immer nur fürs nächste Jahr. Aber ein Wandern und Bergsteigen wird
  immer dabei sein, bei all meinen Vorhaben.
  Deine Hobbies und Interessen außerhalb alpinistischer Betätigung?
  Meine bevorzugten Interessen sind neben Bergsteigen und Weitwandern das
  Radfahren, Pilze bestimmen und Freude an Blumen. Auch befasse ich mich gerne
  mit Geschichte und alten Kulturen.

                                                                    DAV Tübingen 1/2010 21
Information

 Werner Nagel, DAV Fachübungsleiter Bergsteigen seit 1978
 67 Jahre, verheiratet, 2 Kinder und 4 Enkel, wohnt in Kusterdingen

   Seit wann bist du im Alpenverein und seit wann in der
   Sektion Tübingen?
   Seit 1972.
   Welches sind deine alpinsportlichen Interessen?
   Alpines Weitwandern im Sommer. Im Winter Wandern
   mit und ohne Schneeschuhe, bei Tag und Nacht.
   Was ist deine Motivation, dich bei uns in der Sektion
   ehrenamtlich zu engagieren?
   Es freut mich immer wieder, mit anderen Leuten unter-
   wegs zu sein und es macht Spaß, immer wieder neue
   Routen auszuarbeiten, die ich dann beim Tourenange-
   bot einbringen kann. Außerdem haben wir in der Sek-
   tion über lange Jahre eine sehr schöne Kameradschaft.
   Dein Tourenangebot 2010?
   Mehrere Angebote zum Winterwandern mit und ohne Schneeschuhe
   Dein bisher schönstes Bergerlebnis?
   – Eine Reise in die östliche Türkei mit der Besteigung des Ararat
   – Eine Woche von Meiringen durchs Berner Oberland nach Gstaad über 120 km
     Länge und 8.800 Höhenmeter
   – Auf den Lofoten von 0 auf 1.000 m
   – Und immer wieder die Touren, die etwas Besonderes mit sich brachten
   Deine alpinistischen Ziele für die nächsten 2 bis 3 Jahre?
   – Überschreitung der Zugspitze
   – Schluchtensteig im Schwarzwald
   – Berchtesgadener Nationalpark
   Deine Hobbies und Interessen außerhalb alpinistischer Betätigung?
   Oldtimer Traktoren und Motorräder.

 22 DAV Tübingen 1/2010
Information

Heiko Pörtner, DAV Fachübungsleiter Hochtouren

 – Leicht angerostetes Auslaufmodell (Baujahr 46)
 – Lehrer am Kepi (Mathe, Sport)
 – Goldene Hochzeit 2022
 – 3 pflegeleichte, erwachsene Kinder
 – militanter Nichtraucher
 – 1973 Eintritt in die Sektion als exakt 3000stes
   Mitglied

 Hobbies:
 – Schlafen
 – Singen
 – Wahre(!) Geschichten erzählen („all germans are
   good jumpers“)
 – Über die uns verblödenden Medien (auch die öffentlich-rechtlichen) schimpfen

 Bergerfahrung:
 – Fast alle Bücher von Reinhold Messner gelesen
 – Schönste Bergtour: Mount Kenya Umrundung mit SW-Grat zum Nelian/Batian
   (5199 m, 24 SL; 4+)
 – Ca. 45 Viertausender (manche mehrfach auf verschiedenen Routen) mit und
   ohne Ski
 – Diverse anspruchsvolle alpine Klassiker (u.a. Badile NW-Wand, Frendo-Pfeiler,
   Bumiller-Pfeiler, Weißhorn Schalli-Grat, Salbit-W-Grat, Jungfrau Guggi-Route,
   Aiguille Noire S-Grat u.a.)
 – Ungezählte Plaisirklettertouren, Klettersteige und Wanderungen
 – Mindestens 15 meist saukalte Biwaks, davon 10 ungeplant und
   selbstverschuldet
 – 10-m-Flug in der Watzmann-Ostwand (Salzburger Pfeiler)
 – Mehrere (echte) Spaltenstürze meiner Partner
 – Höchster erreichter Punkt: Uhuru-Peak (Kilimanjaro) 5.895 m
 – Schwierigste Bergtour: Eiger-Nordwand (Heckmaier)

 Ziele:
 – Nie wieder biwakieren müssen
 – Im Wallis fehlen noch Täschhorn-Dom-Überschreitung, Bietschhorn und
   Lyskamm
 – Ein Rentner Hochgipfel über 6.500 m (Huascaran? Alpamyo? Aconcagua?)
 – So lange es geht durchhalten
 – Möglichst viele Plaisirklettertouren in Wechselführung mit meiner Frau

                                                               DAV Tübingen 1/2010 23
Information

 Lukas Clade, DAV Trainer C Sportklettern (Breitensport) –
 in Ausbildung, 25 Jahre, wohnt in Tübingen-Unterjesingen

   Seit wann bist du im Alpenverein und seit wann in der
   Sektion Tübingen?
   Mitglied im DAV bin ich seit 14 Jahren in der Sektion
   Neustadt an der Weinstraße und war dort beim Klettern,
   Canyoning und Kajakfahren dabei. Der Wechsel zur Sek-
   tion Tübingen erfolgte zum Jahresbeginn 2010.

   Welches sind deine alpinsportlichen Interessen?
   Mein sportliches Interesse hat sich bisher auf Sport-
   klettern, Kajak, Mountainbike, Rennrad, Tauchen, etc.
   beschränkt. Das Sportklettern habe ich mit 12 Jahren in
   der Pfalz angefangen und bin seit 2007 mit Feuereifer
   dabei. Das „Alpin“ in alpinsportlich lerne ich erst ken-
   nen, seit ich 2009 die Alpen ins Visier genommen habe. Dafür frische ich gera-
   de meine Kenntnisse im Skifahren auf und plane für das kommende Jahr meinen
   ersten 4000er. Eisklettern, Alpinklettern, Hochtouren stehen auch noch auf dem
   Programm zum Kennenlernen!

   Was ist deine Motivation, dich bei uns in der Sektion ehrenamtlich zu
   engagieren?
   Sportklettern ist eine Möglichkeit, verhältnismäßig sicher an seine körperlichen
   und psychischen Grenzen zu gelangen und über diese hinaus wachsen zu können.
   Dies möglichst vielen Interessierten sicher zu ermöglichen, motiviert mich dazu,
   in der Sektion aktiv zu werden. Außerdem möchte ich meine Begeisterung für Fel-
   sen und Berge und die vielen verschiedenen Arten von Outdoorsport mit Anderen
   teilen.

   Dein bisher schönstes Bergerlebnis?
   Alleine in einem Steilhang in den Pyrenäen unter der knorrigsten Kiefer Rast zu ma-
   chen, die ich je gesehen habe, oder zusammen mit Freunden mit Bratpfanne und
   Salatschüssel die Feldbergpisten morgens um drei runter zu sausen oder in Finale 2
   Meter über den Wellen zu klettern . . . Ich freue mich auf alles, was noch folgen wird!

   Deine alpinistischen Ziele für die nächsten 2 bis 3 Jahre?
   Noch am 9. Schwierigkeitsgrad kratzen beim Sportklettern und sonst möglichst
   alles, was es rund um Bergsport gibt, mal auszuprobieren.

 24 DAV Tübingen 1/2010
Information

FIT UND AKTIV: PERU-ABEND
am Mittwoch, den 24. März 2010, 19.30 Uhr
von Harald Pfeiffer mit 6 x 6 Dias
in Überblendetechnik

         TREKKING INS REICH DER INKA
            AREQUIPA – COLCA-CANYON – TITICACA-SEE – CUSCO

               1. Trekking: Salcantay-Trail nach Macchu Picchu
               2. Trekking: in die Cordillera Vilcanota von Tinki
                  zum Sibinacocha-See auf 4.850 m zwischen
                  vielen 6.000dern
               Zur Tourenvorbereitung auf die Anden:
               eine Tourenwoche auf dem Venediger Höhenweg
               im Naturpark Hohe Tauern.

                    Gäste sind herzlich willkommen!

  Vereinsheim Krumme Brücke, Kornhausstraße 21 (Eingang von der Judengasse)

                                                                DAV Tübingen 1/2010 25
Nill: Das Wort
      für Sport
4LJ
4OPXCPBSE
'BTIJPO

                         8848             Jet Set                   Poivre Blanc
                         Alprausch        Kjus                      Roxy
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Unterwegs

Dufourspitze: Beeindruckend auch
ohne Gipfel
Dufourspitze 05.– 06.09.2009

 Auf dem Monte-Rosa-Gletscher                Am Vorgipfel P.4499 – Auf Augenhöhe mit
                                             dem Liskamm

Samstag, 5. September –                     mals die Steigeisen zum Einsatz. Nach
Anfahrt und Hüttenaufstieg                  insgesamt 3,5 Stunden hatten wir es ge-
                                            schafft; die alte Monte-Rosa-Hütte (die ei-
Pünktlich um 12:30 Uhr standen neun
                                            nem Neubau weicht und nächstes Jahr ab-
von zehn Teilnehmern abfahrbereit am
                                            gerissen wird) war erreicht. Nachdem die
Bahnsteig von Randa – Uli, der schon tags
                                            Lager bezogen waren, gönnten wir uns auf
zuvor angereist war, wartete bereits in
                                            der Terrasse noch ein Bier, aber die Kälte
Zermatt. Es war – trotz herrlichem Wetter
                                            trieb uns schließlich – trotz schönstem
– recht kühl, so dass wir uns schon ein-
                                            Sonnenschein – in den Gastraum. Der Hüt-
mal auf ungemütliche Temperaturen ein-
                                            tenwirt berichtete uns von einem Bergfüh-
stellen konnten. Nach einiger Wartezeit
                                            rer, der heute am Gipfel der Dufourspitze
kam schließlich die Bahn und brachte uns
                                            -25°C gemessen hatte. Zum Trost meinte
nach Zermatt. Von dort ging es weiter mit
                                            er, dass es morgen um 4 Grad wärmer
der Zahnradbahn Richtung Gornergrat.
                                            wird. Das konnte ja heiter werden. . .
Schon bei der Anfahrt zog uns das nahe      Da bereits um 2:00 Uhr geweckt wurde
Matterhorn in seinen Bann. Je mehr wir      und alle noch ein bisschen Schlaf brauch-
uns der Station Rotenboden näherten,        ten, war der Hüttenabend gleich nach
desto mehr Fels- und Eisriesen kamen        dem Abendessen beendet.
hinzu. Diese Szenerie ist immer wieder
faszinierend.                               Sonntag, 6. September –
                                            Versuch Dufourspitze
Ein schöner Wanderweg führte uns mit
gutem Ausblick auf das morgige Ziel zum     Eigentlich ist es ja unvernünftig, mitten in
Monte-Rosa-Gletscher. Dort war der Wei-     der Nacht unter der warmen Decke hervor-
terweg zur Monte-Rosa-Hütte bereits mit     zukriechen, um sich dann 15 Stunden lang
Stangen markiert. Da der Gletscher aper     mit großen Höhenunterschieden, eisigem
und anfangs recht steil war, kamen erst-    Wind, schweren Rucksäcken, verdeckten
                                                                      DAV Tübingen 1/2010 27
Unterwegs

Gletscherspalten und verschiedenen an-         fest, dass er sich zwischen unsere beiden
deren Widrigkeiten herumzuschlagen.            Seilschaften geschlichen hatte, um so von
Wäre da nicht das Monte-Rosa-Massiv mit        Helmuts Spürsinn zu profitieren.
seinen gewaltigen Bergen und den Glet-         Aufgrund der Kälte wollten wir relativ
schern von arktischer Größe und Schön-         wenig Pausen einlegen, Helmut schlug
heit. Wer nicht in die Berge geht, wird das    deshalb ein angenehmes Tempo an, das

nie verstehen. Wir aber stehen eben auf        einem nicht gleich das Letzte abverlangte.
und freuen uns auf große Eindrücke, mit        Mit zunehmender Dauer der Tour wurde es
denen man in solchen Gegenden immer            heller, bis wir irgendwann am Matterhorn
rechnen darf.                                  die ersten Sonnenstrahlen des Tages ent-
                                               deckten. Man hätte bei diesem Tagesan-
Helmut und Micha hatten bereits am Vor-
                                               bruch Stunden mit Fotografieren verbrin-
abend das Ziel ausgegeben, um 3:00 Uhr
                                               gen können, faszinierende Motive gab es
los zu marschieren. Wie es sich für an-
                                               mehr als genug. Aber irgendwann musste
ständige Teilnehmer gehört – pünktlich
                                               es auch weitergehen, und die Temperatu-
um 3:00 Uhr standen alle abmarschbereit
                                               ren waren alles andere als gemütlich. So
vor der Hütte. Lediglich zu wenig Biwak-
                                               erreichten wir schließlich die Satteltole,
säcke waren im Gepäck – egal, es war so-
                                               wo der Weg zum Nordend abzweigt. Auch
wieso zu kalt zum Biwakieren.
                                               die Dufourspitze erschien nun zum Grei-
Nach einer guten Stunde mit unerquick-         fen nahe, obwohl immer noch gut 500 Hö-
lichem Blockgestolper gelangten wir            henmeter zwischen uns und dem ersehn-
schließlich zum Grenzgletscher, wo wir         ten kleinen Gipfelkreuz lagen.
anseilten. Zunächst war ein Bruch mit der      Über einen steilen Firnhang mit spannen-
unsäglichen Suche durch das Spaltenlaby-       dem Bergschrund gelangten wir schließ-
rinth zu überwinden. So verging eine wei-      lich zum Sattel, wo uns die Sonne erwar-
tere Stunde ohne großen Höhengewinn,           tete. Gemütlicher wurde es dadurch aber
bis wir in friedlicheres Gelände kamen.        nicht; die wärmenden Strahlen wurden
Am Vorabend hatte der Hüttenwirt schon         durch einen schneidenden Wind mehr als
angefragt, ob wir einen Italiener mitneh-      ausgeglichen. So standen wir auch hier
men könnten, der allein auf die Dufour-        nicht lange herum und machten uns gleich
spitze wollte. Wir hatten dankend abge-        an den Steilhang und den anschließenden
lehnt. Jetzt, im Gletscherbruch stellten wir   Grat, der zum Vorgipfel P. 4499 führte.
 28 DAV Tübingen 1/2010
Unterwegs

Der Grat war recht ausgesetzt, mit be-         Nach einer kleinen Stärkung und dem
eindruckenden Tiefblicken nach beiden          wohlverdienten Bier nahmen wir uns noch
Seiten. Hier nahmen wir einen allein ge-       die letzten 2 1/2 Stunden Fußmarsch vor,
henden Engländer ans Seil, den etwas der       um wieder zur Station Rotenboden der
Mut verließ.                                   Zahnradbahn zu gelangen. Eigentlich hat-
                                               ten inzwischen alle genug, deshalb waren
Am Vorgipfel erwartete uns ein bisschen
                                               wir froh, als wir es gegen 18:30 Uhr end-
Blockkletterei, was mit den Steigeisen
                                               lich geschafft hatten. Nach einigem Frie-
und der großen Gruppe auch relativ viel
                                               ren und der Suche nach den wärmenden
Zeit kostete. Wir hatten nun einen guten
                                               Sonnenstrahlen kam schließlich der Zug
Blick auf den letzten und entscheidenden
                                               und brachte uns nach Zermatt zurück. Lei-
Grat zum Hauptgipfel. Es war offensicht-
                                               der scheiterte das abschließende gemein-
lich, dass dieser Schlussanstieg stark
                                               same Express-Pizza-Essen in Zermatt am
vereist war. Ohne den (zeitaufwändigen)
                                               Bedienungspersonal. So gelangten wir
Einsatz von Eisschrauben wäre dies nicht
                                               nach einiger Wartezeit wieder zu den Au-
zu verantworten gewesen. So war die Ent-
                                               tos nach Randa, konnten gegen 21:00 Uhr
scheidung klar – 130 Hm vor dem Gipfel-
                                               die Heimfahrt antreten und kamen mitten
kreuz umkehren. Schade – aber die einzig
                                               in der Nacht wieder zu Hause an.
richtige Möglichkeit.
                                               Auch wenn wir den Gipfel nicht ganz er-
Beim Rückweg hatte Andy – so hieß unser
                                               reicht haben und somit in der persönli-
Engländer – in den Blöcken wieder erheb-
                                               chen Bilanz wieder eine „Baustelle“ mehr
liche Schwierigkeiten und benötigte viel
                                               entstanden ist – es war eine unglaublich
Hilfe. Er nahm diese aber an und gewann
                                               beeindruckende und auch sehr schöne
bald auch wieder Vertrauen und Sicher-
                                               Tour. Die harten Anstrengungen sind zwei
heit, so dass wir gemeinsam ohne Proble-
                                               Tage danach schon wieder fast vergessen,
me zum oberen Sattel zurück gelangten.
                                               und irgendwann wird es auch mit diesem
Der weitere Abstieg ging dann weitge-          Gipfel noch klappen. Ein herzliches Dan-
hend über einfaches und spaltenarmes           keschön gilt deshalb unseren beiden Tou-
Gletschergelände. In der untersten Spal-       renleitern Helmut Scherzer und Michael
tenzone, die uns am Vormittag viel Zeit        Groh, die uns diese besonderen Eindrü-
gekostet hatte, fand Micha schnell und         cke ermöglicht und die Gruppe auch –
sicher die Ideallinie, bis wir wieder festen   wieder einmal – ganz toll und harmonisch
Boden unter den Füßen hatten. Der Rest         geführt haben.
bis zur Hütte war dann nur noch Form-
                                                                           Michael Kraft
sache, auch wenn das Blockgelände uns
noch einige Kräfte abverlangte.

                                                                   DAV Tübingen 1/2010 29
Unterwegs

Rückblick auf das Wanderjahr 2009
Wandergruppe Tübingen

I m Januar fand eine gemeinsame Wande-
  rung mit dem Schwäbischen Albverein
Tübingen von Entringen über Breitenholz
                                            und Wutachschlucht zur Unterkunft Schat-
                                            tenmühle. Am zweiten Tag gings weiter
                                            durch die Wutach- und Haslachschlucht
nach Hagelloch statt. Ende Februar führte   zum Hochfirst, danach zum Ziel Titisee.
uns unsere neue Wanderführerin Chris-       Unser Wanderführer Gerhard Fritz wan-
tel Reichert bei winterlichen Bedingun-     derte mit uns im November von Walden-
gen von Dettenhausen über den Uhlberg       buch durchs Aichtal in den Böblinger Wald
durchs Schaichtal wieder nach Detten-       mit einer gemütlichen Schlusseinkehr.
hausen. Anfang März startete die Wan-       Die Adventswanderung führte uns in
derung in Metzingen, mit einer Pause in     diesem Jahr von der Haltestelle Uracher
Oferdingen mit einer guten Bewirtung bei    Wasserfall vorbei an den Gütersteiner
unserem Wanderer Fritz, danach gings        Wasserfällen zur Rohrauer Hütte, von da
weiter nach Kirchentellinsfurt und Tübin-   zum Rutschenfels und Hohenurach, wo
gen. Die zweite Wanderung im März, auch     es als kleine Überraschung Kaffee und
gemeinsam mit dem Albverein und Wer-        Kuchen gab, und weiter zum Bahnhof
ner Hellstern, von Niedernau, Weiler, am    Bad Urach. Im Dezember fand die Weih-
Rammertrand entlang nach Kiebingen.         nachtsfeier wie immer in der Alten Krone
Im April fand eine Schwarzwaldwande-        Lustnau statt, davor wanderten wir von
rung mit unseren Wanderfreunden von         Hagelloch über Bebenhausen nach Lust-
der Bezirksgruppe Nagold und Wander-        nau. Anschließend gab es die Programm-
führer Rudi Kieweg von Sasbachwalden        vorschau für das Jahr 2010.
zu den Wasserfällen Gaishölle statt. Eine   Wie immer am dritten Weihnachtstag
Albwanderung im Mai machte die Christel     war die Abschlusswanderung, die uns
mit uns ab Lochenstein über den Pletten-    von Tübingen über den Spitzberg zur
berg nach Schömberg. Ende Juni führte       Wurmlinger Kapelle führte, mit Einkehr
uns Roland Kummer von Bad Teinach über      in Hirschau, danach ging es zurück nach
Neubulach nach Wildberg.                    Tübingen.
Bei der ausgiebigen Wanderung im Juli von   Einen ganz herzlichen Dank möchte ich
über sieben Stunden wagten sich 17 Wan-     an unsere Wanderführer aussprechen,
derer von Spaichingen, Hohenkarpfen,        die das Wanderjahr so gut mitgestaltet
Lupfen, R. Konzenberg nach Tuttlingen.      haben. Wir Wanderführer wünschen uns,
Leider konnte die Wanderwoche im Wallis     dass unsere Sektionsmitglieder vom
Val d’Anniviers mit unserem Hans-Jürgen     Wanderprogramm mehr angesprochen
Freuer wegen eines Missverständnisses       werden.
des Hotelbesitzers nicht durchgeführt       Herzlichen Dank auch an die Geschäfts-
werden.                                     stelle, Frau Wiehr und Mitarbeiter, für die
Doch konnte uns Hans-Jürgen Ende Ok-        Mitarbeit bei den Anmeldungen.
tober mit einer schönen Zweitageswan-       Ich wünsche für das Wanderjahr 2010
derung im Schwarzwald beglücken, und        alles Gute!
zwar von Döggingen durch die Gauchach-                   Werner Göhring, Wanderwart
 30 DAV Tübingen 1/2010
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