Unterwegs www.dav-tuebingen.de - DAV Tübingen
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119. Jahrgang / Heft 1 / März 2010 unterwegs www.dav-tuebingen.de Auf der hinteren Rosswis über dem Nebelmeer. Foto: Andreas Leibinger
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Editorial Liebe Mitglieder, liebe Freunde und Freundinnen der Sektion W enn Sie dieses Heft in den Händen halten, wird Ihnen der neue Name und eine neu gestaltete Titelseite auffallen. Wir wollen nicht nur nachträg- Gleichzeitig werden die Vorstellungen und Betätigun- gen im Alpinismus zunehmend vielfältiger und spe- zieller. unterwegs sind wir natürlich unverändert, lich berichten, sondern uns allen, die wir unterwegs um den Erhalt, die Pflege und Weiterentwicklung sind, ein Gefühl der Gemeinschaft geben. unserer Hütten und der dazu gehörigen Infrastruktur, unterwegs sein heißt, ein Ziel zu haben, es heißt besonders der Wege, zu sichern. Neu ist dabei das aber auch, sich zu bewegen. Und es bewegt sich viel Ziel, die Tübinger Hütte zu einer Ausbildungshütte in unserer Sektion wie auch im Alpenverein insge- weiter zu entwickeln und die Einrichtung des Kletter- samt. gartens fort zu führen. Für die Sektion ist das Ziel des 7000ten Mitgliedes unterwegs sind wir auch in einer Erweiterung in Sicht. Dies ist erfreulich, zeigt sich doch, dass ein unserer Aktivitäten insgesamt. Wer wusste frü- ungebrochenes Interesse an alpiner Betätigung und her schon von Bouldern, Eisklettern, Skaten, an den Angeboten der Sektion besteht. Es ist aber Mountainbiking oder Rafting? Heute sind dies auch eine andauernde Herausforderung für den alles Aktivitäten, in denen unsere Mitglieder Verein und diejenigen im Verein, die Verantwortung unterwegs sind und Erwartungen an den Verein tragen, wie die Erwartungen der Mitglieder erfüllt haben. werden können. Der Vorstand hat in den letzten Jahren Ein Anliegen ist schon seit Jahren am – mit sehr viel Einsatz und Initiative des Horizont erkennbar: Die Schaffung Schatzmeisters – seine Buchführung auf einer Kletterhalle mit Bouldermöglich- ein modernes Rechnungswesen erwei- keit. Nachdem sich Klettern großer Nach- tert, das insbesondere auch den steuerli- frage erfreut und sogar als Schulsport be- chen Anforderungen in Deutschland und trieben wird, will die Sektion in diesem Österreich Rechnung trägt. Hauptsäch- Bereich über die bisherigen Möglich- lich ging es darum, das Risiko eines keiten hinaus tätig sein. Es geht Verlustes der Gemeinnützigkeit und nicht darum, einigen Mitgliedern Steuernachforderungen auszuschlie- Klettern ganzjährig zu ermög- ßen. Dies ist weitgehend und – wie es lichen, es geht darum, als Sektion scheint – erfolgreich gelungen. die Kompetenz in diesem Bereich zu unterwegs ist die Sektion zur nächsten erhalten und zu erweitern. Wir wollen Mitgliederversammlung. Es stehen Neuwahlen an erster und größter Kletterverein der Region bleiben. und es wäre schön, wenn viele Mitglieder sich an die- Es zeichnet sich jetzt die Möglichkeit zur Realisierung ser wichtigen Veranstaltung beteiligen, vielleicht sich eines derartigen Projekts ab. sogar für eine Mitarbeit begeistern könnten. Vergessen wir aber nicht, dass all unser Tun dem Vielleicht fragen Sie jetzt: Was hat das mit unse- Menschen nützen soll, insbesondere auch den rem Alpenverein zu tun? Nun, wir stehen immer Generationen, die nach uns Freude an der Vielfalt der wieder vor der Situation, dass wir bei vielen Mitglie- Natur haben wollen. Seien wir uns dieser Verantwor- dern über deren Aktivitäten im Einzelnen nicht allzu tung bewusst, wenn wir zukünftig unterwegs sind. viel wissen; und dass eine Kernmannschaft die Ange- Ich wünsche Ihnen unterwegs viel Freude. legenheiten des Vereins regelt und hierbei sehr viel ehrenamtlichen Einsatz zeigt. Dr. Karl König, Schriftführer DAV Tübingen 1/2010 1
Inhalt 4 27 57 1 Editorial 4 Unterwegs 4 Hochtour der JuMa zum Sustenpass 7 Sektionsübergreifende Donautalaktion 9 JDAV – JuMa: Bergrettungskurs 16 10 Im Alleingang durch die Hohen Tauern 16 Nacht im Iglu 18 Buntes Herbsttreiben auf der Tübinger Hütte 21 Aus der Geschäftsstelle 21 Portraits der Fachübungsleiter 25 Fit und Aktiv: Peru-Abend 27 Dufourspitze: Beeindruckend auch ohne Gipfel 30 Rückblick auf das Wanderjahr 2009 31 Mitgliederwerbung 32 Aufnahmeantrag 34 Was kostet die Mitgliedschaft 18 35 Spender 2009 2 DAV Tübingen 1/2010
Inhalt 54 54 10 36 Verstorbene 2009 36 Tourenänderungen 2010 37 Einladung Jahreshauptversammlung 38 Mitgliederversammlung am 7. Mai 2010 42 Olympia muss herhalten 46 Neue Mitglieder 2009 49 Geburtstage 58 50 Buchbesprechungen 52 Bezirksgruppe Hechingen 52 Einladung Jahreshauptversammlung 53 Bezirksgruppe Nagold 53 Einladung Jahreshauptversammlung 54 Ski- und Snowboard-Freizeit auf der Tschengla 57 Schneeschuhtour im Oberallgäu 58 Osterausfahrt 2009 – Klettern quer durch Frankreich 61 Jubilar-Ehrung 2009 62 Jubilare 2010 25 64 Impressum DAV Tübingen 1/2010 3
Unterwegs Hochtour der JuMa zum Sustenpass W ie beschreibt man am besten ein perfektes Hochtourenwochenende am Sustenpass? Gar nicht! Ihr habt ein- Wir trafen uns alle am 21. August auf dem Parkplatz am Sustenpass unterhalb vom Steingletscher. Der Aufstieg zur Tierberg- fach was verpasst. Damit ihr – liebe Leser lihütte per Klettersteig lief gut, obwohl – aber neidisch sein könnt, haben wir die- das Wetter kurz vor Ende des Steiges et- sen Bericht geschrieben. was gewittrig wurde. Nun ja, die letzten Meter wurden etwas zügiger zurückge- legt. Am Nachmittag, wir waren doch ver- Wir waren eine kleine Gruppe JuMaler, die schont geblieben, waren wir noch etwas von einer ebenso kleinen Gruppe Nicht- Eisklettern im Windkar neben der Hütte. JuMaler unterstützt wurde, weil zu wenig Leute Zeit hatten. Aber da Steffen (Otto) Janosch war am Freitag beruflich leider Karl (Leonhardt) schon gewonnen hatte, so eingespannt, dass er erst am Sams- auch mitzukommen, waren wir von zwei tagmorgen zu uns stoßen konnte. Daher FÜs bestens betreut. Janosch und Flo ver- entschlossen wir uns, morgens ohne Ja- traten die JuMa, Eva und Konrad verstärk- nosch aufs Gwächtenhorn zu steigen und ten uns, weil sie gehört hatten, dass. . . ihn mittags an der Hütte abzuholen. Das und außerdem nach dem vielen Urlaub Wetter und die Leute vom Wetterdienst vor lauter Erholung am Ende noch eine hatten sich wohl an diesem Nachmittag Hochtour fällig war. nicht optimal abgesprochen, zumindest 4 DAV Tübingen 1/2010
Unterwegs regnete es. Doch für den nächsten Tag nete es gerade und wer weiß schon, ob versprach uns die Wetterstation optimale der Wetterbericht recht hat? Aber er hatte Bedingungen, und sie hat sich daran ge- recht und so gegen neun hörte der Regen halten. auf. Da waren wir schon nicht mehr weit vom Gipfel entfernt. Nur: Wie findet man Beste Bedingungen, um unseren noch im einen Gipfel in der Dunkelheit? Diese warmen Tübingen gefassten Plan umzu- Frage können wir euch auch nicht beant- setzen. An einem lauen Sommerabend an worten. Auf jeden Fall aber, wie man auf der Paul-Horn-Arena kam folgende Idee einem Vorgipfel, nur 200 m vom Ziel ent- auf: Wie wäre es, eine Nacht auf dem Gip- fernt, einen Biwakplatz findet. fel zu biwakieren? Der Sonnenaufgang am folgenden Morgen müsste einen für alles Damit waren wir auch die ersten, die am entschädigen, oder? Die gute Wetterpro- Sonntagmorgen auf dem Gipfel standen. gnose für Sonntag im Hinterkopf und die Der Sonnenaufgang war herrlich, die Nu- schlechten Bedingungen am Samstag vor tella gefroren und wir kamen allen ande- Augen, ließen uns zögern: Sollten wir es ren entgegen, die sich morgens aus der wagen? Nach Eisklettern am Nachmittag Hütte aufgemacht hatten. Karl, Eva und fiel abends die Entscheidung: Wozu soll- Konrad (die JuMa-Verstärkung also) woll- ten wir sonst unser Essen auf die Hütte ten nicht mit biwakieren, sondern zogen geschleppt haben? Schlechtes Wetter hat die warme Hütte vor. Wir haben sie abge- nur was mit falscher Kleidung zu tun – holt und sind dann von der Tierberglihüt- oder? So gegen sieben Uhr abends – die te auf den vorderen Tierberg gestiegen. Dämmerung war nicht fern – machten wir Der Aufstieg war ein Steingrat, der alpin uns auf, das Sustenhorn zu erklimmen. am laufenden Seil gegangen wurde. Viel- Manch einer mag uns wohl für „nemmer leicht lassen sich die Bedingungen so be- gscheit“ gehalten haben, immerhin reg- schreiben: Brüchiges Gestein machte das DAV Tübingen 1/2010 5
Unterwegs Steigen zu einem Erlebnis. Die Aussicht war grandios und das herrliche Wetter erlaubte noch ein bisschen Eisklettern am Nachmittag. Und ihr habt recht gele- sen: Wir haben nun fast alle alpinen Dis- ziplinen an einem langen Wochenende kennengelernt/ausprobiert und weiter vertieft. Aber was wäre das für ein Wochenende, wenn nicht auch noch ein bisschen Sport- klettern dabei wäre? Immerhin waren wir schon auf allen für uns erreichbaren Gipfeln. Und die Klettergebiete unten am Pass sind schön. Also: Am Montag Abstieg zum Pass. Hier noch etwas sehr nette Kletterei. Lieber Steffen und lieber Karl: Vielen Dank! Liebe Leser: Ihr habt einfach was verpasst. Janosch Kuffner Sie können lange über die Zukunftssicherheit Ihrer Heizung nachdenken. Oder sie einfach auf Zukunft schalten. Öl Gas Naturwärme Solar Holz Mit Viessmann kann die Zukunft kommen: Entscheiden Sie sich jetzt für unser in Preis und Technik differenziertes Komplettprogramm, das Ihnen zukunftssichere Heiztechnik für alle Energieträger bietet. Denn ganz gleich ob Öl, Gas, Solar, Holz oder Naturwärme – mit Viessmann sind Sie auf morgen vorbereitet. Informieren Sie sich jetzt unter www.viessmann.de. Wir beraten Sie gerne: 6 DAV Tübingen 1/2010
Unterwegs Sektionsübergreifende Donautalaktion 11. – 12.7.2009 Aktivitäten der JuMa A nfang Juli 2009 ging es für junge Kletterfreunde aus Reutlingen, Tü- bingen und Nagold für ein Wochenen- So wurde der Abend gemeinsam am La- gerfeuer beschlossen. de zum Zelten und Klettern ins schöne Der zweite Klettertag ermöglichte trotz Donautal. Bei den Tübingern gab es lei- des anfänglichen Regens einige an- der einen ungewöhnlichen Schwund: spruchsvolle Routen für die Cracks und nach und nach sagten die Teilnehmer ab, die Gelegenheit für Einblicke ins techni- so dass von den anfänglichen sche Klettern für die weniger zehn nur noch ein kleines, Geübten. Als Weihnachts- aber feines Dreiergrüppchen baum verkleidet wurde so der übrig blieb. Idiotenüberhang (10-) und der Sodomistenweg (9/9+) Einige Neulinge konnten am an der ersten Zinne behan- ersten Tag bei optimalem Wet- gen - pardon - begangen. Zur ter am Stuhlfels erste Fels- Rissverschönerung kamen kontakte und Erfahrungen Keile, Friends, Hexentrix und mit Mehrseillängen-Touren Skyhooks zum Einsatz. sammeln, inklusive Abseilen an einer 25-m-Wand. Auch die erfahre- Insgesamt war es trotz Feuchtigkeit und neren Kletterer kamen trotz regen Betrie- kleinerer Probleme bei der Essenszube- bes am Schaufels auf ihre Kosten. Gegen reitung ein tolles Kletterwochenende. Abend tauchte dann noch Verstärkung aus Hechingen und Tübingen auf. Jana und Adrian DAV Tübingen 1/2010 7
Unterwegs JDAV – JuMa: Bergrettungskurs 20.06.2009 . . . und wieder einmal kam ein zweites hoffen und verlängern! Ge- vor lauter Aktion der Bericht sagt, getan. Um ein paar Schleifknoten zu kurz! Deshalb nun mit et- kamen wir dabei nicht herum. Die sollten was Verspätung: danach bei jedem von uns wieder wie im Schlaf sitzen. Bei der diesjährigen Ausgabe war die Hechinger Fraktion Weiter ging es mit Einmannbergung aus mit Philipp, Manuel und Jür- der Wand. Für die personell etwas besser gen vertreten, dazu Thomas besetzten Klettertouren oder bei beson- aus Tübingen. Pünktlich um ders widerspenstigen Gefährten spiel- 9 Uhr ging es vom Parkplatz ten wir auch noch die Zweimannbergung an den Hausener Wänden durch. Dabei sollte uns auch der Würt- Richtung Verlobungsfels los. tembergische Halbmastwurf nicht entge- Das Wetter war mal wieder hen. Wer wissen will, was das ist, ist am eher realen Bergbedingun- besten im nächsten Jahr mit dabei. gen angepasst. So brauchte Zum Abschluss gab es dann bei Regen in Uwe Weber sich nicht ganz der Bergwachthütte Langebrunn noch ein so ins Zeug zu legen, um uns paar Schweizer Flaschenzüge und über- möglichst in alpine Rahmen- dachtes Grillen. bedingungen für Rettungssi- tuationen zu versetzten. Elisabeth Becker Zunächst hieß es, was tun wenn das Seil mal ausgeht? Hmmm, im besten Falle auf DAV Tübingen 1/2010 9
Unterwegs Im Alleingang durch die Hohen Tauern 1.Tag Laufe des Nachmittages. Vor der Hütte ist Nach zügiger Fahrt über Merklingen ging ein kleiner See und ich habe genügend es mit dem Auto an Augsburg vorbei, Zeit, mich am Ufer von der Sonne verwöh- durch München durch, vorbei an Kiefers- nen zu lassen. felden nach Zell am See. In Taxenbach Zum Abendessen gibt es Omelett und Ap- verlasse ich die Hauptstraße und fahre felschorle. Dabei sitze ich neben einem ins Rauriser Tal bis zur Mautstation und weiteren Einzelgänger wie ich es bin: er dann noch 7 km weiter bis zum Parkplatz ist aus Hamburg. Sein Enkelsohn hätte Lenzanger. Um 13:15 Uhr mache ich mich ihn begleiten sollen, dieser wurde aber gemütlich auf den Weg zum Naturfreun- kurz vorher am Zehen operiert und für dehaus Neubau. Es geht vorbei an der seine Ehefrau war es zu anstrengend, so Zimmererhütte und dem Knappenhaus ging er halt alleine. Um 22 Uhr ist Bett- Kolm-Saigurn: beide Gebäude sind noch ruhe. Überbleibsel aus der Goldgräberzeit im 16. Jahrhundert. 2. Tag Beim Knappenhaus spielt die Musik und Um 6 Uhr gibt es Frühstück und eine viele Leute vergnügen sich bei Speis und Stunde später mache ich mich auf den Trank – es ist ja Sonntag. Ich jedoch folge Weg, immer noch auf Goldgräberwegen. dem Alpinsteig, vorbei an Wasserfäl- An den alten Bergwerksanlagen vorbei, len, hinauf zum Schutzhaus-Neubau auf hinauf auf der Sonnenseite, zur Rojacher 2.175 m Höhe, der ebenfalls aus der Gold- Hütte auf 2.719 m, wo ich um 10:30 Uhr gräberzeit stammt. ankomme. Die sehr nette Hüttenwirtin Die Hüttenleute sind sehr freundlich. Das kredenzt mir eine frische Radlerhalbe. übrige Publikum besteht aus drei jungen Ich steige über den Süd-Ostgrat zum Zit- Polinnen, die aber noch bis zur Rojacher telhaus, das auf dem Gipfel des Sonn- Hütte wollen, und zwei Ehepaaren. Einige blicks auf 3.105 m Höhe steht. Die Son- Tagesgäste kommen und gehen noch im ne scheint. Es ist wolkenlos und warm. 10 DAV Tübingen 1/2010
Unterwegs Der Rundblick ist grandios! Er geht vom Winterbetrieb eingestellt. Doch auch hier Glockner, Venediger, Marmolada, Lienzer wurde ich freundlich aufgenommen. Dolomiten, Dachstein, Leoganger Stein- berge, Ankogel bis zum Wiesbachhorn. 4. Tag Gegen Abend kommen von Westen erste Von der Duisburger Hütte mache ich mich Wolkenhäufchen. Um 17 Uhr bin ich noch um 8 Uhr auf den Weg. Die Schneefelder, allein auf der Hütte, aber laut Bedienung von denen es genügend hat, sind noch sollen noch einige Gäste kommen. Zuletzt hart gefroren, und ich lege zeitweise sind wir 15 Personen. Einige sind vom Steigeisen an. Mein Weg geht bis zum Hochtor an der Glocknerstraße aufgestie- Feldseegletscher immer am Hang entlang gen. Sie beschrieben den Weg als sehr – nur einige Rinnen müssen durchstiegen anstrengend. werden. Nun geht es steil zur Feldsee- Der Sonnenuntergang hier oben ist ein- scharte hinauf auf 2.714 m. fach super. Die leichte Bewölkung stei- Am Weissgerber-Biwak mache ich Rast. gerte die Stimmung noch. Es ist wolkenlos. Nur im Tal ist eine ge- Mit den andern Gästen zusammen besich- schlossene Wolkendecke zu sehen, die tigen wir kurz vor Sonnenuntergang die sich aber im Laufe des Tages ebenfalls Wetterwarte. Um 21 Uhr gehe ich ins Bett. auflöst. Bisher bin ich ganz allein unterwegs, aber 3. Tag jetzt kommen einige Wanderer von Mall- Heute Nacht gegen 4 Uhr ging ein Gewit- nitz herauf. Ich habe nun noch zwei Stun- ter los, was in dieser Höhe ein besonde- den bis zur Hagener Hütte. Es geht durch res Erlebnis ist. Gegen 8:30 Uhr ist der sehr steile Hänge unterhalb des Geisko- Spuk endlich vorbei. gel. Immer wieder sind Schneerinnen zu überqueren. Der letzte Anstieg geht über Bei 10 cm Neuschnee mit Graupel schnal- Almgelände zur Hütte auf 2.480 m hinauf. le ich mir die Steigeisen an und mache mich über den Gletscher auf den Weg zur Die Hagener Hütte steht direkt am Über- Rojacher Hütte. gang nach Sportgastein. Von hier oben kann ich schon mein nächtes Ziel, den An- Nach kurzer Rast steige ich zum Pocher- kogel, sehen. haus ab. Mein Weg geht fast bis zum Schutzhausneubau hinunter, weil der Es ist eine alte unsanierte Hütte mit ei- Gletscher um über 80 Höhenmeter abge- nem herrlichen, aus Zirbenholz ausge- schmolzen ist. Auf der anderen Talseite kleideten Gastraum. Abends sitze ich komme ich an verfallenen Stollen vor- gemütlich mit zwei Friesen zusammen. bei und steige zur Niederen Scharte auf Später kommt noch eine ältere Frau hin- 2.695 m. Zum Hochwurtenspeicher geht zu. Da wir die einzigen Gäste sind, gibt es es 600 m hinab und ich erreiche nach kein Problem mit der Hüttenruhe. einem weiteren Aufstieg nach sieben Stunden die Duisburger Hütte auf 2.572 m. 5.Tag Die Duisburger Hütte liegt mitten im Um 7:30 Uhr ziehe ich weiter in Rich- Skigebiet und ist deshalb mehr auf den tung Hannoverhaus. Ich erlebe einen DAV Tübingen 1/2010 11
Unterwegs herrlichen Sonnenaufgang. Der heutige Weg ist mit ca. sieben Stunden angege- ben. Es sind wieder viele steile Schnee- felder zu überqueren. Vor mir ist schon ein Ehepaar aus Linz unterwegs, das ich aber bald einhole. Sie sind froh, dass ich gute Spur über die Schneefelder lege. Zur Mittagspause treffen wir uns an der Min- dener Hütte in 2.431 m Höhe wieder. Die Mindener Hütte ist eine richtig gut ein- gerichtete Selbstversorgerhütte. Sie ist so einladend, dass ich am liebsten hier bleiben würde, aber ich muss ja zum ca. vier Stunden entfernten Hannoverhaus. Es geht jetzt mehr über große Felsblöcke. Die ganze Zeit habe ich freie Sicht nach Mallnitz zur Autoverladung. Ich komme zum Römerweg und an einem kleinen Gletschersee vorbei, der in allen Faben rissen werden soll und stattdessen eine strahlt: weiß vom Schnee, schwarz ist das neue Hütte unterhalb der Bergstation tiefe Wasser, rot ist er vom Saharasand, gebaut wird. Das alte Haus sei zu alters- und türkis leuchtet der unter der Wasser- schwach und eine Restaurierung wäre zu oberfläche schwimmende Schnee. teuer. Eine Familie kommt mir vom Hannover- Mein Weg führt mich zunächst zur Arnold- haus kommend entgegen. „Jetzt kann es kapelle. Hier fanden die Urnen des Er- nicht mehr weit sein“ denke ich, aber ich schließers der Ankogelgruppe und seiner sollte mich täuschen. Ich befinde mich Gattin die letzte Ruhe. jetzt auf dem Göttingerweg, der recht steil hinauf zur Bergstation der Ankogelbahn Aus dem Nebel taucht plötzlich ein Adler führt. Von dort aus erreiche ich dann die auf und zieht seine Kreise am Kamm ent- Hütte nach einer weiteren Viertelstunde. lang. Mein Weg führt mich zur Großelend- Kaum bin ich da, gibt es ein Gewitter, aber Scharte, wobei der der Ankogel leider in ich bin ja zum Glück gut untergekommen. Wolken verschwunden war. Als Tischnachbarn habe ich wieder die Linzer und eine junge Frau aus Baden- Nach einer kurzen Rast steige ich über Baden, die aber in Österreich lebt. Gegen steile Geröllfelder ins Fallbachtal zur 21 Uhr gehe ich zu Bett. Osnabrücker Hütte auf 2.026 m ab. Unter- wegs treffe ich auf einen siebzigjährigen Alleingänger, mit dem ich mich ein wenig 6. Tag unterhalte. Er erzählte mir, dass er schon Heute früh wird der Nebel über den Kamm sechs Wochen auf Tour ist und nun geht er getrieben. Ich lasse mir Zeit und gehe erst heim, um dann in Kur zu gehen. Mitwan- um 8 Uhr los. Die Hüttenwirtin erzählt derer habe er keine mehr – die seien alle mir beim Frühstück, dass die Hütte abge- nicht mehr fit. 12 DAV Tübingen 1/2010
Unterwegs Um 13 Uhr bin ich dort. Nachdem ich mein Quartier bezogen habe, wird die Wäsche gewaschen – das muss auch mal sein. Ich setze mich vor die Hütte. Es ist warm, obwohl der Himmel bedeckt ist. Zuerst sind es nur wenige Gäste, aber gegen später kommt eine Gruppe Slowenen und einige Leute von der Sektion Osnabrück. Zum Abendessen gibt es Gamsgulasch, aber nur, weil der Hüttenwirt Herbert dies auch gerne mag. Aus der Hüttenbücherei hole ich ein Buch mit dem Titel ‚Berg auf Berg ab‘ von Herrmann Magerer. Um 21 Uhr gehe ich ins Bett, wir sind nur zu dritt im Lager. 7. Tag Heute morgen bin ich um 7 Uhr aufgebro- Oberhalb des Wasserfalls muss ich den chen. Ich bin einer der letzten und muss Gletscherbach überqueren, dann geht es mich sputen, denn die Touren hier oben auf einem Steig mit Seilversicherungen sind alle recht weit. Eine Gruppe Berg- entlang des Wasserfalls und durch blu- steiger kommt schon vom Tal herauf. Der menreiche Matten vollends zur Hütte. Wetterbericht sagt schönes, beständiges DAV Tübingen 1/2010 13
Unterwegs Sommerwetter voraus. Mit meinem viel Ruhe genießen. Es ist niemand mehr ge- zu schweren Rucksack marschiere ich kommen. fünf Kilometer am Kölnbeinspeicher ent- lang bis zum Abzweig ins Kleinelendtal. Die Sonne geht glutrot am Hohen Dach- Bald verlasse ich den Fahrweg und laufe stein unter. Ein Adler zieht am Tischkar- auf einem schmalen Steig steil und stetig kopf seine Kreise. Ich lese im Hüttenbuch bergan. Unterwegs komme ich mit einem folgendes Gedicht: Senner ins Gespräch, der für seine Tiere Schaffe dir einen Ort, Schutzzäune aufbaut. Mein Weg führt an dem du einsam bist . mich durch grasige Hänge, manchmal Denn, so sagt der Philosoph, über Felsen und Geröll, durch Wasser- alles Unglück der Welt rinnen und zuletzt auf dem Gletscher zur beginnt damit, Kleinelendscharte auf 2.660 m. Gegen 12 dass der Mensch Uhr erreiche ich das Ali-Lanti-Biwak. Ich nicht eine einzige Stunde bin ganz allein und hoffentlich bleibt es mit sich allein sein kann. so. Die Sonne scheint unerbittlich. Meine Sei also einsam, Aussicht reicht von der Hochalmspitze, halte dich aus. dem Ankogel, Keeskogel, Tischlerkar- Die Dämonen kommen, kopf, Tischerspitze bis zur Zwölferspitze – sehen dich alle so um die 3.000 m – und hinunter bis und gehen. nach Bad Gastein. Die Freude bleibt. Die Hütte ist wunderbar und sehr ge- Das Wetter ist immer noch schön. Quell- pflegt. Auf den vier Lagern liegen saube- wolken kommen aus den Tälern. Der Wind re Schlafsäcke. Es ist Notproviant – z.B. ist etwas frischer und er pfeift manchmal Schweizerkäse, Speck, Tee, Kaffee und zur Tür herein. Die Leute, die die Hütte be- Schnaps vorhanden. Auch Gas und Was- treuen, sind wirkliche Idealisten. Um Licht ser gibt es. Den Nachmittag und Abend zu sparen lege ich mich nach Sonnenun- kann ich in meiner Einsamkeit in aller tergang ins Bett. 14 DAV Tübingen 1/2010
Unterwegs 8. Tag ihrem Kreis schon aufgenommen. Eine Heute morgen ist der Himmel blitzblank. Gruppe von Niedersachsen kommt gera- Die Sonne geht um 5:30 Uhr an der Hoch- de noch vor einem Abendgewitter an. Zum almspitze auf. Ich frühstücke in aller Ruhe, Abendessen gibt es Kaiserschmarrn. räume die Hütte auf, lüfte den Schlafsack 9. Tag und mache mich um 7 Uhr an den Ab- Heute sieht das Wetter nicht so gut aus, stieg. Zunächst steige ich über ein steiles aber laut Wetterbericht soll es bis Mittag Schneefeld, das einst zu einem Gletscher halten, und so beschließe ich, nicht zum gehört hat, ab. Meine Steigeisen tun gute Niedersachsenhaus zu gehen. Am Pock- Dienste. Die Wegmarkierung ist sehr dürf- karsee entlang steige ich zur Pockkar- tig, doch mit Hilfe der Karte finde ich den scharte auf. Der Weg ist interessant, geht Weg ins Tal und hier sind auch wieder er doch durch ein Goldgräbertal. Überall Wegmarkierungen. Der Talboden ist so sind noch Überreste vergangener Goldgrä- einsam und schön. Der Bach schlängelt bertätigkeiten zu sehen. Eine Quelle spru- sich durch ein Hochmoor kreuz und quer delt unter einer Abraumhalde hervor, die durch Blumenwiesen. Manchmal ist fast heute noch von Quecksilber verseucht ist. kein Weg zu erkennen, so wenig wird er Nach zwei Stunden bin ich an der Pockkar- begangen. Ich komme durch mehrere Tal- scharte. Das Wetter hat sich verschlech- ebenen und gegen 12:15 Uhr erreiche ich tert. Wind kommt auf. Die Gipfel sind in pünklich zum Mittagessen den Gasthof Wolken gehüllt. Aus dem Tal steigen Wol- Prossau. Hier wimmelt es von Touristen. kenfetzen auf. Im Rauriser Tal sehe ich Um 13:30 Uhr fahre ich mit dem Bus nach vier Adler ihre Kreise ziehen. Ich steige Bad Gastein. Hier muss ich umsteigen, jetzt durch den Rauriser Urwald ab. Der um nach Sport-Gastein weiter zu kom- Urwald ist ein dichter Tannenwald, der men: ich will ja noch zur Bockkarhütte! unter Naturschutz steht. Nach einstündigem Anstieg erreiche ich Kaum bin ich am Parkplatz Lenzanger an- das Berggasthaus und bekomme ein gekommen und mit Umziehen und Einla- schönes Zimmer. In der Gaststube sit- den fertig, fängt es auch schon an zu reg- zen Jäger, Waldarbeiter und Fischer am nen. Glück gehabt! Stammtisch. Sie wollen von mir wissen, wo ich herkomme und somit bin ich in Bericht und Bilder: Werner Nagel DAV Tübingen 1/2010 15
Unterwegs Nacht im Iglu Biwakkurs 07.– 08.03.2009 U wes Biwakkurse haben ja schon ei- nen gewissen Bekanntheitsgrad un- ter DAVlern. Man braucht nur mal ein paar als recht komfortabel herausstellen soll- ten) auf. Nach dem Sondieren der zwei tiefsten Stellen ging es nun fleißig ans Teilnehmer der ehemaligen Versionen Schaufeln. Spätestens hier wurde je- danach fragen und sie wissen immer viel dem von uns richtig warm und nach vier davon zu berichten. Stunden schaufeln was die „Handschuhe oder Schaufeln halten“ (einige wissen Dieses Jahr sollte es aufgrund der doch vielleicht schon, dass Uwe den Rekord recht imposanten Schneebedingungen im Lawinenschaufeln-Einschicken hält) eine leicht ungewöhnliche Version ge- ließen sich doch schon zwei rudimentä- ben. Statt des üblichen etwas längeren re Schneehügel erkennen, die nur noch Zustiegs sollte es dieses Jahr nur ein paar eines ordentlichen Innenausbaus bedurf- wenige hundert Meter sein. Denn bei LWS ten. zwischen 3-4 hatte sich Uwe entschieden, nach Schröcken zu einer ihm seit langem Nun hieß es also innen aushöhlen und bekannten Bergbauernfamilie zu fahren. außen schön platt treten, damit der Unser Lagerplatz, ein paar wenige Meter Schnee sich setzt und man nachts nicht vom Hof entfernt, wies in einer kleinen von „Wumm“-Geräuschen überrascht Mulde ideale Schneehöhen für unsere wird, die einen etwas an der Stabilität Notunterkünfte (die sich im nachhinein zweifeln lassen. Doch diesmal hat der Schnee schon richtige Frühjahrsqualität, da kann das Dezember-Iglu lange nicht mithalten. Am Abend hatten wir zwei wunderbare Iglus mit Koch- und Lager- plätzen geschaffen und konnten zum ge- mütlicheren Teil übergehen. Nach einem wohlverdienten Mahl wurden alle doch recht ruhig. Tja, das Schaufeln powert fast mehr aus als eine Skitour. Letztend- lich lassen uns jedoch auch die Tempera- turen schnell ins Iglu verschwinden, wo es um die 0° recht angenehm warm ist. Wer jetzt noch Zweifel hat, ob er die Nacht in diesen dunklen Löchern wohl überstehen wird, der braucht sich nur die Kinder der Bergbauernfamilie anschauen, die über die Jahre schon einige Male in Iglus über- nachtet haben und sich immer wieder wie wild darauf freuen. Da sind die letzten 16 DAV Tübingen 1/2010
Unterwegs Zweifel schnell aus dem Weg geräumt. den. Die Abfahrt dürfte eine der schönsten Am nächsten Tag dürfen wir noch ein rich- des Jahres gewesen sein und so mancher tig tolles Frühstück mit frisch gemolkener mag zumindest in Gedanken vor Freude Milch im Bergbauernhaus genießen, so gejuchzt haben. Nach einer ausgiebigen genannte „hausgemachte“ Milch. Das Brotzeit und einem tollen Wochenende war wohl bisher die Premiere bei Uwes ging es zurück nach Tübingen. Biwakkursen. Elisabeth Becker Am Sonntag sollte es noch eine kleine Skitour vom Hochtannbergpass zur Wid- dersteinalm sein. Ein traumhafter Schnee. Bei den Neuschneemengen musste das richtige Gelände jedoch gut gewählt wer- Reutlinger Straße 6 / Ecke Hechinger Straße / 72072 Tübingen Tel. 0 70 71- 3 55 88 / Fax 0 70 71- 36 02 99 Ihre freundliche Apotheke Verleih von am Eingang zur Südstadt Expeditionsapotheken Ihr Ansprechpartner Kostenlose Überprüfung für Reise- und Bergmedizin Ihrer Rucksackapotheke DAV Tübingen 1/2010 17
Unterwegs Buntes Herbsttreiben auf der Tübinger Hütte Fachübungsleiter im Einsatz – September 2009 I n den letzten Septembertagen liegt die Tübinger Hütte meistens ruhig in der Herbstsonne, ganz hinten im Garnera- Abend, als der Rest der Truppe auf der Hütte eintraf, schon stolz verkünden: „Das Meiste ist geschafft!“ tal über Gaschurn. Meistens – aber nicht Inzwischen hatte dichter Nebel die Hütte am letzten Septemberwochenende des eingefangen und es war in der geheizten vergangenen Jahres, denn eine Gruppe Stube so richtig gemütlich geworden. von munteren Fachübungsleitern unse- Wen wundert es da, dass alle mit Eifer rer Sektion machte sich auf den Weg zu dabei waren, den nächsten Tag zu planen. „unserer“ Hütte, z.T. unterstützt von ihren Schnell fand jeder etwas für seinen Ge- ebenso aktiven Partnerinnen. schmack. „Zusammen auf Tour gehen“, „den Klet- tersteig fertig machen“, „klettern“, „mal So packten Martin, Bärbel und Jürgen am was Neues ausprobieren“ oder „einfach Samstagmorgen als erste ihre Klettersa- was schaffen“ waren die Pläne für das chen und zogen los in Richtung Hochma- Wochenende. Kein Wunder, dass reges derer. Ziel war der Südostpfeiler mit sei- Treiben um die Hütte zu erwarten war. nen acht Seillängen im 5. Grad. Nur wenig später folgten ihnen Heiko und Brigitte, Bereits am frühen Freitagmorgen legten die sie während der Vesperpause einhol- Matthias und Roland los. Der Übungs- ten. Wie dies bei uns Alpinisten so ist, gab klettersteig, an dem bereits im Sommer sich die Gruppe nicht damit zufrieden, am gebohrt und geschraubt worden war, soll- Ende der Route – kurz unterhalb des Gip- te schließlich noch vor dem Winter fertig fels – wie im Führer beschrieben abzusei- werden. Und so konnten die beiden am len, sondern sie kletterten weitere drei SL, bis sie den Gipfel erreicht hatten! „Wir wollen mal schauen, ob der Gipfel des Hochmaderers auch familientauglich ist!“, meinten Eva und Dieter, die zusam- men im kommenden Sommer einen Fami- lienkurs auf die Hütte führen. Begleitet von Herta zogen auch sie los. Der Rest der Truppe, also Oswald, Mat- thias, Roland, Eddi und ich statteten als erstes dem Übungsklettersteig einen Besuch ab. Auf dem Weg dorthin wurden natürlich die Kletterrouten, die bereits im letzten Jahr eingerichtet worden waren, in Augenschein genommen. Roland und 18 DAV Tübingen 1/2010
Unterwegs Matthias machten sich auch gleich wieder ans Werk, den Klettersteig zu vollenden, während wir drei weiter zogen. Durch ein Hochkar, angefüllt mit riesigen Granitblö- cken, ging es zum Fuße des Bloodigturm, einem markanten Gipfel in Sichtweite der Hütte. Für Eddi und mich gab es jetzt kein Halten mehr, wir schlüpften schnell in die Kletterlatschen und dann los! Da noch keine Routen in den herrlichen, geneigten Platten eingebohrt sind, mussten wir - um bessere Sicherungen legen zu können - den Rissen folgen und deshalb auf die ein oder andere schöne Platte verzichten. Nach zehn SL erreichten wir durch einen feuchten, aber wunderschön zu klettern- den Kamin den ausgesetzten Gipfelgrat und das Gipfelkreuz im Sonnenschein. Von dort waren schon die heranziehen- den Regenwolken zu sehen und wir muss- ten uns schleunigst auf den Rückweg machen. Leider erwischte uns, wie auch die an- deren Gruppen, die nicht frühzeitig zur Hütte zurückgekehrt waren, ein kräftiger Regenschauer mit Graupeln. Auf der Hütte erwarteten uns neben Na- tascha und Harry, dem Hüttenteam, auch DAV Tübingen 1/2010 19
Unterwegs noch Karl und Traude, sowie unser Hüt- meinsame Begehung des neuen, fertigen tenreferent Klaus und die Hüttenhelfer Übungsklettersteiges. Werner und Klaus, die ebenfalls zur Hütte Viel zu schnell mussten wir unsere Sa- aufgestiegen waren. chen packen und uns auf den Heimweg Nach einer warmen Dusche und einem machen. Im Gepäck jede Menge Ideen kräftigen „Bergsteigeressen“ war selbst und Pläne, was wir in den nächsten Jah- ich schnell wieder erholt und wir tausch- ren rund um die Hütte bewegen und un- ten in den Abend hinein unsere Erlebnisse ternehmen könnten. . . und Planungen für den nächsten Tag aus. Kein Wunder, dass es etwas später wurde. Birgit Stefanek Trotzdem waren alle am Sonntag so fit, dass wieder geklettert und gearbeitet werden konnte. Gemeinsam zogen wir mit Schaufel, Spitzhacke und Farbe los, PS: Durch die Erschließungsmaßnahmen um Wegearbeiten und -markierungen zu und Veränderungen eignet sich die Tübin- erledigen. Trotz aller harter Arbeit kam ger Hütte inzwischen hervorragend als der Spaß nicht zu kurz, und wir wurden Stützpunkt für eine Vielzahl von verschie- zumindest zeitweise von der herbstlichen denen Touren und Kursen. Sonne unterstützt. In der Umgebung gibt es noch jede Menge Martin und Bärbel statteten dem Noris- Potential, diese Möglichkeiten zu erwei- turm, einer markanten Felsnadel unweit tern. Deshalb wollen wir an der Weiterent- der Hütte, einen Kletterbesuch ab und wicklung arbeiten und bieten u. a. in der waren erstaunt, dass dort uns bisher kommenden Sommersaison zwei Arbeits- unbekannte Erschließer am Werk sind einsätze unter Leitung von Matthias an, und erste Bohrhaken gesetzt haben. Wer an denen sich alle neugierigen und inte- hierüber etwas weiß: Bitte Informationen ressierten Mitglieder beteiligen können. an uns! Nähere Infos hierzu im Sommertouren- Die Krönung zum Abschluss des Wo- programm im Dezemberheft 2009 oder chenendes war dann sicherlich die ge- unter www.dav-tuebingen.de. 20 DAV Tübingen 1/2010
Information Portraits der Fachübungsleiter In den kommenden Ausgaben von unterwegs werden sich die Fachübungsleiterinnen und Fach- übungsleiter der Sektion nach und nach bei Euch vorstellen. So könnt Ihr einen Eindruck ge- winnen von den Menschen, die Euch ins Gebirge führen und die Grundlagen der verschiedenen alpinen Disziplinen vermitteln. Dieter Hereth, DAV Fachübungsleiter Bergsteigen seit 1987, 70 Jahre, verheiratet, 4 Kinder, wohnt in Schorndorf im Remstal Seit wann bist du im Alpenverein und seit wann in der Sektion Tübingen? Seit 1977 in der Sektion Frankenland. Erste schmerzhaf- te Kletterfahrung nur mit Seil-Brustgurt und Abseilen im Dülfersitz. Mitarbeit bei der Sektion Tübingen seit ca. 1984. Welches sind deine alpinsportlichen Interessen? Mein Interesse liegt nicht so sehr im sportlichen Be- reich. Mein Interesse gilt Klettersteigen, Bergwandern, Weitwanderungen mit Gebietsdurchquerungen und Schneeschuhgehen im leichten Gelände. Was ist deine Motivation, dich bei uns in der Sektion ehrenamtlich zu engagieren? Die Freude, mit Gleichgesinnten in den Bergen unterwegs zu sein. Weitergabe von alpinen Wissen, damit die Tour ein Erlebnis bleibt. Dein Tourenangebot 2010? – Schneeschuhtour am Schliersee im Februar – Bergsteigen mit Kindern gemeinsam mit Eva Küpfer auf der Tübinger Hütte – Bergsteigen im Oberengadin im August Dein bisher schönstes Bergerlebnis? Gerne erinnere ich mich an meine erste große Kletterei an der Dibonakante auf die große Zinne. Die Überschreitung des Monarchen mit meiner Frau war für uns die Erfüllung eines Traumes. Deine alpinistischen Ziele für die nächsten 2 bis 3 Jahre? Ich plane immer nur fürs nächste Jahr. Aber ein Wandern und Bergsteigen wird immer dabei sein, bei all meinen Vorhaben. Deine Hobbies und Interessen außerhalb alpinistischer Betätigung? Meine bevorzugten Interessen sind neben Bergsteigen und Weitwandern das Radfahren, Pilze bestimmen und Freude an Blumen. Auch befasse ich mich gerne mit Geschichte und alten Kulturen. DAV Tübingen 1/2010 21
Information Werner Nagel, DAV Fachübungsleiter Bergsteigen seit 1978 67 Jahre, verheiratet, 2 Kinder und 4 Enkel, wohnt in Kusterdingen Seit wann bist du im Alpenverein und seit wann in der Sektion Tübingen? Seit 1972. Welches sind deine alpinsportlichen Interessen? Alpines Weitwandern im Sommer. Im Winter Wandern mit und ohne Schneeschuhe, bei Tag und Nacht. Was ist deine Motivation, dich bei uns in der Sektion ehrenamtlich zu engagieren? Es freut mich immer wieder, mit anderen Leuten unter- wegs zu sein und es macht Spaß, immer wieder neue Routen auszuarbeiten, die ich dann beim Tourenange- bot einbringen kann. Außerdem haben wir in der Sek- tion über lange Jahre eine sehr schöne Kameradschaft. Dein Tourenangebot 2010? Mehrere Angebote zum Winterwandern mit und ohne Schneeschuhe Dein bisher schönstes Bergerlebnis? – Eine Reise in die östliche Türkei mit der Besteigung des Ararat – Eine Woche von Meiringen durchs Berner Oberland nach Gstaad über 120 km Länge und 8.800 Höhenmeter – Auf den Lofoten von 0 auf 1.000 m – Und immer wieder die Touren, die etwas Besonderes mit sich brachten Deine alpinistischen Ziele für die nächsten 2 bis 3 Jahre? – Überschreitung der Zugspitze – Schluchtensteig im Schwarzwald – Berchtesgadener Nationalpark Deine Hobbies und Interessen außerhalb alpinistischer Betätigung? Oldtimer Traktoren und Motorräder. 22 DAV Tübingen 1/2010
Information Heiko Pörtner, DAV Fachübungsleiter Hochtouren – Leicht angerostetes Auslaufmodell (Baujahr 46) – Lehrer am Kepi (Mathe, Sport) – Goldene Hochzeit 2022 – 3 pflegeleichte, erwachsene Kinder – militanter Nichtraucher – 1973 Eintritt in die Sektion als exakt 3000stes Mitglied Hobbies: – Schlafen – Singen – Wahre(!) Geschichten erzählen („all germans are good jumpers“) – Über die uns verblödenden Medien (auch die öffentlich-rechtlichen) schimpfen Bergerfahrung: – Fast alle Bücher von Reinhold Messner gelesen – Schönste Bergtour: Mount Kenya Umrundung mit SW-Grat zum Nelian/Batian (5199 m, 24 SL; 4+) – Ca. 45 Viertausender (manche mehrfach auf verschiedenen Routen) mit und ohne Ski – Diverse anspruchsvolle alpine Klassiker (u.a. Badile NW-Wand, Frendo-Pfeiler, Bumiller-Pfeiler, Weißhorn Schalli-Grat, Salbit-W-Grat, Jungfrau Guggi-Route, Aiguille Noire S-Grat u.a.) – Ungezählte Plaisirklettertouren, Klettersteige und Wanderungen – Mindestens 15 meist saukalte Biwaks, davon 10 ungeplant und selbstverschuldet – 10-m-Flug in der Watzmann-Ostwand (Salzburger Pfeiler) – Mehrere (echte) Spaltenstürze meiner Partner – Höchster erreichter Punkt: Uhuru-Peak (Kilimanjaro) 5.895 m – Schwierigste Bergtour: Eiger-Nordwand (Heckmaier) Ziele: – Nie wieder biwakieren müssen – Im Wallis fehlen noch Täschhorn-Dom-Überschreitung, Bietschhorn und Lyskamm – Ein Rentner Hochgipfel über 6.500 m (Huascaran? Alpamyo? Aconcagua?) – So lange es geht durchhalten – Möglichst viele Plaisirklettertouren in Wechselführung mit meiner Frau DAV Tübingen 1/2010 23
Information Lukas Clade, DAV Trainer C Sportklettern (Breitensport) – in Ausbildung, 25 Jahre, wohnt in Tübingen-Unterjesingen Seit wann bist du im Alpenverein und seit wann in der Sektion Tübingen? Mitglied im DAV bin ich seit 14 Jahren in der Sektion Neustadt an der Weinstraße und war dort beim Klettern, Canyoning und Kajakfahren dabei. Der Wechsel zur Sek- tion Tübingen erfolgte zum Jahresbeginn 2010. Welches sind deine alpinsportlichen Interessen? Mein sportliches Interesse hat sich bisher auf Sport- klettern, Kajak, Mountainbike, Rennrad, Tauchen, etc. beschränkt. Das Sportklettern habe ich mit 12 Jahren in der Pfalz angefangen und bin seit 2007 mit Feuereifer dabei. Das „Alpin“ in alpinsportlich lerne ich erst ken- nen, seit ich 2009 die Alpen ins Visier genommen habe. Dafür frische ich gera- de meine Kenntnisse im Skifahren auf und plane für das kommende Jahr meinen ersten 4000er. Eisklettern, Alpinklettern, Hochtouren stehen auch noch auf dem Programm zum Kennenlernen! Was ist deine Motivation, dich bei uns in der Sektion ehrenamtlich zu engagieren? Sportklettern ist eine Möglichkeit, verhältnismäßig sicher an seine körperlichen und psychischen Grenzen zu gelangen und über diese hinaus wachsen zu können. Dies möglichst vielen Interessierten sicher zu ermöglichen, motiviert mich dazu, in der Sektion aktiv zu werden. Außerdem möchte ich meine Begeisterung für Fel- sen und Berge und die vielen verschiedenen Arten von Outdoorsport mit Anderen teilen. Dein bisher schönstes Bergerlebnis? Alleine in einem Steilhang in den Pyrenäen unter der knorrigsten Kiefer Rast zu ma- chen, die ich je gesehen habe, oder zusammen mit Freunden mit Bratpfanne und Salatschüssel die Feldbergpisten morgens um drei runter zu sausen oder in Finale 2 Meter über den Wellen zu klettern . . . Ich freue mich auf alles, was noch folgen wird! Deine alpinistischen Ziele für die nächsten 2 bis 3 Jahre? Noch am 9. Schwierigkeitsgrad kratzen beim Sportklettern und sonst möglichst alles, was es rund um Bergsport gibt, mal auszuprobieren. 24 DAV Tübingen 1/2010
Information FIT UND AKTIV: PERU-ABEND am Mittwoch, den 24. März 2010, 19.30 Uhr von Harald Pfeiffer mit 6 x 6 Dias in Überblendetechnik TREKKING INS REICH DER INKA AREQUIPA – COLCA-CANYON – TITICACA-SEE – CUSCO 1. Trekking: Salcantay-Trail nach Macchu Picchu 2. Trekking: in die Cordillera Vilcanota von Tinki zum Sibinacocha-See auf 4.850 m zwischen vielen 6.000dern Zur Tourenvorbereitung auf die Anden: eine Tourenwoche auf dem Venediger Höhenweg im Naturpark Hohe Tauern. Gäste sind herzlich willkommen! Vereinsheim Krumme Brücke, Kornhausstraße 21 (Eingang von der Judengasse) DAV Tübingen 1/2010 25
Nill: Das Wort für Sport 4LJ 4OPXCPBSE 'BTIJPO 8848 Jet Set Poivre Blanc Alprausch Kjus Roxy Burton Mammut Toni Sailer 4,INI--(NCH Bogner Montura Vist RFVUMJOHFS4US.23 Frauenschuh Nitro Zimtstern 72147NFISFO Haglöfs Peak Performance 5FM.07473/94280 XXX.TLJOJMM.EF ÖGGOVOHTzFJUFO: Unser spezieller EXTRA-Service für unsere Kunden MP'S 919UIS t$PNQVUFSHFTUFVFSUF'VWFSNFTTVOH "OBMZTF 4BNTUBH915UIS t4PIMFOBOQBTTVOH 4DIVIBOQBTTVOH (4PNNFS) t4LJTUJFGFMTDIÊVNFO 4BNTUBH916UIS (WJOUFS) t1FSGFLUFT#FMBH ,BOUFO5VOJOHGàS4LJ 4OPXCPBSE-BOHMBVG t(SPFT7FSMFJIDFOUFSGàS4LJ 4OPXCBSE
Unterwegs Dufourspitze: Beeindruckend auch ohne Gipfel Dufourspitze 05.– 06.09.2009 Auf dem Monte-Rosa-Gletscher Am Vorgipfel P.4499 – Auf Augenhöhe mit dem Liskamm Samstag, 5. September – mals die Steigeisen zum Einsatz. Nach Anfahrt und Hüttenaufstieg insgesamt 3,5 Stunden hatten wir es ge- schafft; die alte Monte-Rosa-Hütte (die ei- Pünktlich um 12:30 Uhr standen neun nem Neubau weicht und nächstes Jahr ab- von zehn Teilnehmern abfahrbereit am gerissen wird) war erreicht. Nachdem die Bahnsteig von Randa – Uli, der schon tags Lager bezogen waren, gönnten wir uns auf zuvor angereist war, wartete bereits in der Terrasse noch ein Bier, aber die Kälte Zermatt. Es war – trotz herrlichem Wetter trieb uns schließlich – trotz schönstem – recht kühl, so dass wir uns schon ein- Sonnenschein – in den Gastraum. Der Hüt- mal auf ungemütliche Temperaturen ein- tenwirt berichtete uns von einem Bergfüh- stellen konnten. Nach einiger Wartezeit rer, der heute am Gipfel der Dufourspitze kam schließlich die Bahn und brachte uns -25°C gemessen hatte. Zum Trost meinte nach Zermatt. Von dort ging es weiter mit er, dass es morgen um 4 Grad wärmer der Zahnradbahn Richtung Gornergrat. wird. Das konnte ja heiter werden. . . Schon bei der Anfahrt zog uns das nahe Da bereits um 2:00 Uhr geweckt wurde Matterhorn in seinen Bann. Je mehr wir und alle noch ein bisschen Schlaf brauch- uns der Station Rotenboden näherten, ten, war der Hüttenabend gleich nach desto mehr Fels- und Eisriesen kamen dem Abendessen beendet. hinzu. Diese Szenerie ist immer wieder faszinierend. Sonntag, 6. September – Versuch Dufourspitze Ein schöner Wanderweg führte uns mit gutem Ausblick auf das morgige Ziel zum Eigentlich ist es ja unvernünftig, mitten in Monte-Rosa-Gletscher. Dort war der Wei- der Nacht unter der warmen Decke hervor- terweg zur Monte-Rosa-Hütte bereits mit zukriechen, um sich dann 15 Stunden lang Stangen markiert. Da der Gletscher aper mit großen Höhenunterschieden, eisigem und anfangs recht steil war, kamen erst- Wind, schweren Rucksäcken, verdeckten DAV Tübingen 1/2010 27
Unterwegs Gletscherspalten und verschiedenen an- fest, dass er sich zwischen unsere beiden deren Widrigkeiten herumzuschlagen. Seilschaften geschlichen hatte, um so von Wäre da nicht das Monte-Rosa-Massiv mit Helmuts Spürsinn zu profitieren. seinen gewaltigen Bergen und den Glet- Aufgrund der Kälte wollten wir relativ schern von arktischer Größe und Schön- wenig Pausen einlegen, Helmut schlug heit. Wer nicht in die Berge geht, wird das deshalb ein angenehmes Tempo an, das nie verstehen. Wir aber stehen eben auf einem nicht gleich das Letzte abverlangte. und freuen uns auf große Eindrücke, mit Mit zunehmender Dauer der Tour wurde es denen man in solchen Gegenden immer heller, bis wir irgendwann am Matterhorn rechnen darf. die ersten Sonnenstrahlen des Tages ent- deckten. Man hätte bei diesem Tagesan- Helmut und Micha hatten bereits am Vor- bruch Stunden mit Fotografieren verbrin- abend das Ziel ausgegeben, um 3:00 Uhr gen können, faszinierende Motive gab es los zu marschieren. Wie es sich für an- mehr als genug. Aber irgendwann musste ständige Teilnehmer gehört – pünktlich es auch weitergehen, und die Temperatu- um 3:00 Uhr standen alle abmarschbereit ren waren alles andere als gemütlich. So vor der Hütte. Lediglich zu wenig Biwak- erreichten wir schließlich die Satteltole, säcke waren im Gepäck – egal, es war so- wo der Weg zum Nordend abzweigt. Auch wieso zu kalt zum Biwakieren. die Dufourspitze erschien nun zum Grei- Nach einer guten Stunde mit unerquick- fen nahe, obwohl immer noch gut 500 Hö- lichem Blockgestolper gelangten wir henmeter zwischen uns und dem ersehn- schließlich zum Grenzgletscher, wo wir ten kleinen Gipfelkreuz lagen. anseilten. Zunächst war ein Bruch mit der Über einen steilen Firnhang mit spannen- unsäglichen Suche durch das Spaltenlaby- dem Bergschrund gelangten wir schließ- rinth zu überwinden. So verging eine wei- lich zum Sattel, wo uns die Sonne erwar- tere Stunde ohne großen Höhengewinn, tete. Gemütlicher wurde es dadurch aber bis wir in friedlicheres Gelände kamen. nicht; die wärmenden Strahlen wurden Am Vorabend hatte der Hüttenwirt schon durch einen schneidenden Wind mehr als angefragt, ob wir einen Italiener mitneh- ausgeglichen. So standen wir auch hier men könnten, der allein auf die Dufour- nicht lange herum und machten uns gleich spitze wollte. Wir hatten dankend abge- an den Steilhang und den anschließenden lehnt. Jetzt, im Gletscherbruch stellten wir Grat, der zum Vorgipfel P. 4499 führte. 28 DAV Tübingen 1/2010
Unterwegs Der Grat war recht ausgesetzt, mit be- Nach einer kleinen Stärkung und dem eindruckenden Tiefblicken nach beiden wohlverdienten Bier nahmen wir uns noch Seiten. Hier nahmen wir einen allein ge- die letzten 2 1/2 Stunden Fußmarsch vor, henden Engländer ans Seil, den etwas der um wieder zur Station Rotenboden der Mut verließ. Zahnradbahn zu gelangen. Eigentlich hat- ten inzwischen alle genug, deshalb waren Am Vorgipfel erwartete uns ein bisschen wir froh, als wir es gegen 18:30 Uhr end- Blockkletterei, was mit den Steigeisen lich geschafft hatten. Nach einigem Frie- und der großen Gruppe auch relativ viel ren und der Suche nach den wärmenden Zeit kostete. Wir hatten nun einen guten Sonnenstrahlen kam schließlich der Zug Blick auf den letzten und entscheidenden und brachte uns nach Zermatt zurück. Lei- Grat zum Hauptgipfel. Es war offensicht- der scheiterte das abschließende gemein- lich, dass dieser Schlussanstieg stark same Express-Pizza-Essen in Zermatt am vereist war. Ohne den (zeitaufwändigen) Bedienungspersonal. So gelangten wir Einsatz von Eisschrauben wäre dies nicht nach einiger Wartezeit wieder zu den Au- zu verantworten gewesen. So war die Ent- tos nach Randa, konnten gegen 21:00 Uhr scheidung klar – 130 Hm vor dem Gipfel- die Heimfahrt antreten und kamen mitten kreuz umkehren. Schade – aber die einzig in der Nacht wieder zu Hause an. richtige Möglichkeit. Auch wenn wir den Gipfel nicht ganz er- Beim Rückweg hatte Andy – so hieß unser reicht haben und somit in der persönli- Engländer – in den Blöcken wieder erheb- chen Bilanz wieder eine „Baustelle“ mehr liche Schwierigkeiten und benötigte viel entstanden ist – es war eine unglaublich Hilfe. Er nahm diese aber an und gewann beeindruckende und auch sehr schöne bald auch wieder Vertrauen und Sicher- Tour. Die harten Anstrengungen sind zwei heit, so dass wir gemeinsam ohne Proble- Tage danach schon wieder fast vergessen, me zum oberen Sattel zurück gelangten. und irgendwann wird es auch mit diesem Der weitere Abstieg ging dann weitge- Gipfel noch klappen. Ein herzliches Dan- hend über einfaches und spaltenarmes keschön gilt deshalb unseren beiden Tou- Gletschergelände. In der untersten Spal- renleitern Helmut Scherzer und Michael tenzone, die uns am Vormittag viel Zeit Groh, die uns diese besonderen Eindrü- gekostet hatte, fand Micha schnell und cke ermöglicht und die Gruppe auch – sicher die Ideallinie, bis wir wieder festen wieder einmal – ganz toll und harmonisch Boden unter den Füßen hatten. Der Rest geführt haben. bis zur Hütte war dann nur noch Form- Michael Kraft sache, auch wenn das Blockgelände uns noch einige Kräfte abverlangte. DAV Tübingen 1/2010 29
Unterwegs Rückblick auf das Wanderjahr 2009 Wandergruppe Tübingen I m Januar fand eine gemeinsame Wande- rung mit dem Schwäbischen Albverein Tübingen von Entringen über Breitenholz und Wutachschlucht zur Unterkunft Schat- tenmühle. Am zweiten Tag gings weiter durch die Wutach- und Haslachschlucht nach Hagelloch statt. Ende Februar führte zum Hochfirst, danach zum Ziel Titisee. uns unsere neue Wanderführerin Chris- Unser Wanderführer Gerhard Fritz wan- tel Reichert bei winterlichen Bedingun- derte mit uns im November von Walden- gen von Dettenhausen über den Uhlberg buch durchs Aichtal in den Böblinger Wald durchs Schaichtal wieder nach Detten- mit einer gemütlichen Schlusseinkehr. hausen. Anfang März startete die Wan- Die Adventswanderung führte uns in derung in Metzingen, mit einer Pause in diesem Jahr von der Haltestelle Uracher Oferdingen mit einer guten Bewirtung bei Wasserfall vorbei an den Gütersteiner unserem Wanderer Fritz, danach gings Wasserfällen zur Rohrauer Hütte, von da weiter nach Kirchentellinsfurt und Tübin- zum Rutschenfels und Hohenurach, wo gen. Die zweite Wanderung im März, auch es als kleine Überraschung Kaffee und gemeinsam mit dem Albverein und Wer- Kuchen gab, und weiter zum Bahnhof ner Hellstern, von Niedernau, Weiler, am Bad Urach. Im Dezember fand die Weih- Rammertrand entlang nach Kiebingen. nachtsfeier wie immer in der Alten Krone Im April fand eine Schwarzwaldwande- Lustnau statt, davor wanderten wir von rung mit unseren Wanderfreunden von Hagelloch über Bebenhausen nach Lust- der Bezirksgruppe Nagold und Wander- nau. Anschließend gab es die Programm- führer Rudi Kieweg von Sasbachwalden vorschau für das Jahr 2010. zu den Wasserfällen Gaishölle statt. Eine Wie immer am dritten Weihnachtstag Albwanderung im Mai machte die Christel war die Abschlusswanderung, die uns mit uns ab Lochenstein über den Pletten- von Tübingen über den Spitzberg zur berg nach Schömberg. Ende Juni führte Wurmlinger Kapelle führte, mit Einkehr uns Roland Kummer von Bad Teinach über in Hirschau, danach ging es zurück nach Neubulach nach Wildberg. Tübingen. Bei der ausgiebigen Wanderung im Juli von Einen ganz herzlichen Dank möchte ich über sieben Stunden wagten sich 17 Wan- an unsere Wanderführer aussprechen, derer von Spaichingen, Hohenkarpfen, die das Wanderjahr so gut mitgestaltet Lupfen, R. Konzenberg nach Tuttlingen. haben. Wir Wanderführer wünschen uns, Leider konnte die Wanderwoche im Wallis dass unsere Sektionsmitglieder vom Val d’Anniviers mit unserem Hans-Jürgen Wanderprogramm mehr angesprochen Freuer wegen eines Missverständnisses werden. des Hotelbesitzers nicht durchgeführt Herzlichen Dank auch an die Geschäfts- werden. stelle, Frau Wiehr und Mitarbeiter, für die Doch konnte uns Hans-Jürgen Ende Ok- Mitarbeit bei den Anmeldungen. tober mit einer schönen Zweitageswan- Ich wünsche für das Wanderjahr 2010 derung im Schwarzwald beglücken, und alles Gute! zwar von Döggingen durch die Gauchach- Werner Göhring, Wanderwart 30 DAV Tübingen 1/2010
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