DAS NATIONALPARK GESÄUSE MAGAZIN | SOMMER 2020

Die Seite wird erstellt Franziska Geisler
 
WEITER LESEN
DAS NATIONALPARK GESÄUSE MAGAZIN | SOMMER 2020
DAS NATIONALPARK GESÄUSE MAGAZIN | SOMMER 2020
DAS NATIONALPARK GESÄUSE MAGAZIN | SOMMER 2020
INHALT

                                                                  Inhalt                    3
                                                                                              2
                                                                                              2
                                                                                                     Inhalt | Impressum
                                                                                                     Freiwilliger Druckkostenbeitrag
                                                                                                     Vorwort Herbert Wölger, Ursula
                                                                                           		        Lackner und Leonore Gewessler
                                                                                              4      Nationalpark Stipendium
                                                                                              8      Artportrait
                                                                                             12      Die Seite der Landesforste
                                                                                             15      Baumpersönlichkeiten
                                                                                             18      Digiscoping
                                                                                             20      Mensch und Natur
                                                                                             22      Landschaft im Wandel
                                                                                             24      Gesäuse Partner
                                                                                             27      Stille Naturerfahrung
                                                                                             28      Gesäuse Innovationspreis
                                                                                             30      Partnerschulprojekt
                                                                                             32      Fridays for Future
                                                                                             33      Forschungsplattform Eisenwurzen
                                                                                             34      Malerisches Gesäuse
                                                                                             37      Unser Team
                                                                                             38      Angebote für Besucher-/innen
                                                                                             40      Weltweit einzigartig – Endemiten
                                                                                             41      Gut beobachtet
                                                                                             42      Ranger Worldwide
                                                                                             46      Luchs Trail
                                                                                             47      Trans Nationalpark
                                                                                             48      Region
         Impressum                                                                           50      Stift Admont
                                                                                             51      Gseiserl
         Im Gseis Nr. 34, Sommer 2020
         Herausgeber, Medieninhaber und für den Inhalt verantwortlich:

         Nationalpark Gesäuse GmbH
         Anschrift: A-8913 Admont, Weng 2
         Telefon: +43 3613 210 00, Fax: +43 3613 210 00-18
         E-Mail: office@nationalpark.co.at
                                                                                       Freiwilliger
         Internet: www.nationalpark.co.at
                                                                                       Druckkostenbeitrag
         Namentlich gekennzeichnete Beiträge liegen inhaltlich in der Verantwor-
         tung der jeweiligen Autoren. Copyright für alle Beiträge: Nationalpark
         Gesäuse GmbH. Nachdruck nur mit Einwilligung des Herausgebers.                Wir bedanken uns bei allen Leserinnen und Lesern, die
         Layout: fuernholzer design-photography-werbung, St. Gallen                    einen Druckkostenbeitrag leisten! Dadurch kann Im Gseis
         Druck: Printkompensiert gedruckt in der Medienfabrik Graz                     auch weiterhin in gewohnter Qualität erscheinen.

         Gendergerechtes Schreiben erfordert Kompromisse. So sind die bisher übli-     Wenn Sie unser Magazin zum ersten Mal in Händen halten
         chen Begriffe wie Nationalpark Ranger, Besucher etc. gleichberechtigt weib-   und auch weiterhin beziehen möchten, reicht eine Nach-
         lich wie männlich zu verstehen.
                                                                                       richt mit dem Betreff – Im Gseis Bestellung – an
         Titelseite: Naturwald im Sulzkar, Fotograf: Stefan Leitner                    karin.lattacher@nationalpark.co.at
         Seite 2: Wildnis im Sulzkar, Fotograf: Matthias Ledwinka
         Rückseite: Fotograf: Stefan Leitner                                           Bitte überweisen Sie Ihren freiwilligen Druckkostenbeitrag
                                                                                       an:
         ISSN-Nummer: 1993 – 8926 (Printausgabe) / 1993 – 9485 (Webausgabe)
                                                                                       Nationalpark Gesäuse
                                                                                       IBAN: AT31 3800 1010 0009 1900
                                                                                       BIC: RZSTAT2G001
                                                                                       Bank: Raiffeisenbank Admont

2        Im Gseis | Nationalpark Gesäuse
DAS NATIONALPARK GESÄUSE MAGAZIN | SOMMER 2020
VORWORT
Vorwort                                         Das Vorwort gehört diesmal unseren neuen politischen Verantwortungsträgerinnen, Landes-
                                                rätin Ursula Lackner und Bundesministerin Leonore Gewessler. Der Nationalpark Gesäuse
                                                braucht sich international nicht zu verstecken. Damit das zukünftig auch so bleibt, tun wir
                                                vor Ort unser Bestes, sind aber angewiesen auf ausreichende Unterstützung „von oben“.
                                                Angesichts des weltweiten Stillstandes in der ersten Jahreshälfte wird das in den nächsten
                                                Jahren keine leichte Aufgabe werden, seien Sie sich aber maximaler Anstrengung von uns
                                                allen gewiss. Allen Lesern wünsche ich jedenfalls viel Freude beim Lesen, auch wenn das nur
                                                ein unzureichender Ersatz für das der Naturerlebnis draußen sein kann.

                                                Herbert Wölger
                                                Nationalparkdirektor

                                                „Wir brauchen die Natur, jetzt mehr denn je!“   hier deutlich zu erkennen, wie eng verstrickt
                                                 Nun hat diese Aussage zusätzlich an Bedeu-     die Zusammenhänge in unserem Ökosystem
                                                 tung gewonnen: Während der Corona-Krise        sind und welche positiven Auswirkungen der
                                                 erkennen wir noch intensiver die große Be-     Schutz unserer Naturräume auf unterschied-
                                                 deutung unberührter Rückzugsgebiete in der     lichste Bereiche hat.
                                                 Natur.
                                                                                                Als Umweltlandesrätin ist es mir besonders
                                                In der Steiermark haben wir in diesem Punkt     wichtig, die Steiermark auch für kommende
                                                großes Glück: unsere Naturlandschaft ist        Generationen lebenswert zu erhalten. Die
                                                einzigartig. Durch gezielte Förderung un-       gute Zusammenarbeit mit dem Team des
                                                berührter Naturräume wie dem National-          Nationalparks Gesäuse ist dabei ein wichti-
                                                park Gesäuse wird diese auch langfristig        ger Baustein unser aller Arbeit. Durch den
                                                geschützt. Zulassen von Wildnis und ihrer       gewissenhaften und engagierten Einsatz der
                                                natürlichen Entwicklung ist dabei ein wichti-   Expertinnen und Experten vor Ort wird das
                                                ger Bestandteil zum Erhalt des einzigartigen    Juwel Gesäuse, das sich bekanntermaßen
                                                Landschaftsbildes der Steiermark, samt der      vom reißenden Wildfluss bis hin zu dem ein-
                                                damit einhergehenden Pflanzen- und Tier-        zigartigen Hochgebirge erstreckt, bestmög-
                                                welt. Die positiven Auswirkungen auf die        lich betreut.
Ursula Lackner, Landesrätin                     Luftqualität, das Gesamtökosystem und na-
Bild: Land Stmk/Purgstaller                     türlich auch auf das Wohlbefinden der Stei-     Für diese wichtige Tätigkeit gilt dem gesam-
                                                rerinnen und Steirer sind dabei unbestrit-      ten Team mein großer Dank. Ich freue mich
                                                ten. Der dauerhafte Erhalt der Biodiversität    auf die weitere Zusammenarbeit. Meine Un-
In einer Zeit, in der der Klimawandel als       ist dabei besonders wichtig, da eine große      terstützung als Umweltlandesrätin ist Ihnen
Herzensthema bei vielen Menschen an-            Artenvielfalt die Wahrscheinlichkeit von so-    dabei sicher!
gekommen ist, hat der US-amerikanische          genannten Zoonosen, also Krankheiten, die
Schauspieler Harrison Ford vor etwas mehr       aus der Tierwelt auf uns Menschen über-         Ursula Lackner
als 2 Jahren Folgendes treffend festgehalten:   tragen werden, verringert. Wieder einmal ist    Landesrätin

                                                Der Nationalpark Gesäuse ist zwar Öster-      Im Ministerium für Klimaschutz unterstützen
                                                reichs jüngster Nationalpark, aber mittler-   wir die Arbeit der sechs österreichischen
                                                weile längst eine Institution in der Region   Nationalparks, die unter dem Dach von Na-
                                                und weit über die steirischen Grenzen hinaus  tionalparks Austria eng zusammenarbeiten
                                                bekannt.                                      nicht nur ideell, sondern leisten gemeinsam
                                                                                              mit den Ländern auch einen finanziellen Bei-
                                                Insgesamt sind in Österreich rund drei Pro- trag, und stellen damit eine professionelle
                                                zent der Staatsfläche streng als Nationalpark Arbeit aller Nationalparks sicher.
                                                geschützt. Sich bewusst und mit Umsicht
                                                aus den Abläufen der Natur herauszunehmen Die Erhaltung authentischer Natur verdient
                                                ist oft eine größere Herausforderung, als es Wertschätzung, weil es eine außergewöhn-
                                                auf den ersten Blick erscheinen mag. Dazu liche Leistung ist. Das unterstütze ich ge-
                                                braucht es unter anderem entsprechende meinsam mit dem Land Steiermark selbst-
                                                Ressourcen, Fachwissen, Mut, eine gute verständlich.
                                                Kommunikation und Partnerschaften, um die
                                                besonderen Naturschätze im Nationalpark Ich möchte mich beim Direktor und seinem
                                                auch in Wert zu setzen.                       Team für den unermüdlichen Einsatz und die
                                                                                              tolle Arbeit, die Jahr für Jahr für den Erhalt des
Leonore Gewessler, Bundesministerin             Mit dem Partnerkonzept und der Zusammen- Nationalparks Gesäuse geleistet werden, be-
Bild: BKA/Andy Wenzel                           arbeit mit dem Tourismus ist dem National- danken, denn gemeinsam tragen wir Verant-
                                                park Gesäuse in den letzten Jahren ein gro- wortung für das österreichische Naturerbe.
                                                ßer Wurf gelungen. Es wird an einem Strang
                                                gezogen und die Nationalparkwerte werden Leonore Gewessler, BA
                                                gemeinsam geteilt. Ein Erfolg, der für sich Bundesministerin für Klimaschutz, Umwelt,
                                                spricht und auf den man stolz blicken kann. Energie, Mobilität, Innovation und Technologie

                                                                                                   Das Nationalpark Gesäuse Magazin | Sommer 2020     3
DAS NATIONALPARK GESÄUSE MAGAZIN | SOMMER 2020
NATIONALPARK STIPENDIUM

                                           Junge Talente im
                                           Nationalpark Gesäuse
                              MATTHIAS LEDWINKA,
                              ARIANE WRUMNIG

                          Nationalparks Austria – die Dachmar-
                          ke der österreichischen Nationalparks –
                          schrieb in den letzten Jahren mehrfach
                          Medienstipendien aus. Dabei konnte
                          man sich in einem der Nationalparks für
                          ein Stipendium aus den Kategorien Lite-
                          ratur, Fotografie oder Videodesign bewer-
                          ben. Letztes Jahr wurden wieder aus über
                          100 BewerberInnen zwei kreative Köpfe
                          für das Gesäuse ausgewählt. Der zwei-
                          wöchige Aufenthalt sollte zu möglichst
                          intensiven Naturerlebnissen führen. Der
                          Nationalpark stellte den jungen Men-
                          schen daher sehr abgeschiedene und ein-
                          same Unterkünfte ohne Strom und sons-
                          tiger Infrastruktur zur Verfügung. Ariane
                          Wrumnig absolvierte ein Stipendium für
                          Literatur, Matthias Ledwinka war als Matthias Ledwinka schreibt als                           besser werden, Neues probieren, meinen
                          Fotograf unterwegs. Wir veröffentlichen Einleitung zu seiner Fotostrecke:                     Stil weiterentwickeln. Lange verfolgte mich
                          hier Teile aus beiden Arbeiten.                                                               ja sogar das Gefühl, ich hätte vielleicht gar
                                                                       Eine Woche auf einer abgelegenen Hütte           keinen Stil oder den falschen (einen schlech-
                                                                       in einem einsamen Hochtal, umgeben von           ten?). Wenn ich Arbeiten von Kollegen in
                                                                       schroffen Kalkfelswänden, das nächstgele-        Magazinen sah, dachte ich oft erst einmal:
                                                                       gene Handynetz etwa eine Gehstunde ent-          Mist, das sieht ganz anders aus als das was
                                                                       fernt, zumindest, soweit ich das austesten       ich mache – gefolgt von einem drängenden
                                                                       konnte. Der Aufenthalt im Gesäuse im Rah-        Gefühl, meine Bilder in Zukunft auch so aus-
                                                                       men des Medienstipendiums der National-          sehen lassen zu müssen. Mein 17-jähriger
                                                                       parks Austria als Fotograf, klang für mich       Neffe meinte letztens: „aber ist doch cool
                                                                       nach DER Gelegenheit, einerseits aus meiner      wauma an eigenen Stil hod”. Wenig später
                                                                       Alltagswelt herauszukommen, und mich an-         schrieb eine Neukundin: „Wir brauchen de-
                                                                       dererseits auch weiterzuentwickeln. Denn         finitiv mehr von dir – deine Arbeit gefällt mir
                                                                       ich merke: je mehr ich als Fotograf arbeite,     ehrlich gesagt viel besser, als das was wir
                                                                       desto weniger beschäftige ich mich bewusst       bisher hatten.“ Da wurde mir (wieder ein-
                                                                       mit Fotografie. Klingt vielleicht absurd, aber   mal) klar: Ich kann doch Stile von Kollegen
                                                                       während eines Jobs herrscht meist Zeitdruck      bewundern, ohne sofort meinen eigenen in
                                                                       und in der Nachbearbeitung ebenso. Da gilt       Frage stellen zu müssen. Ich kann meinen
                                                                       es also Skills abzurufen. Für Experimente        Stil entwickeln, aber ich muss ihn nicht erst
                          Mehr Infos zu Matthias Ledwinka unter:       ist meist wenig Platz. Aber ich möchte auch      suchen, ich habe bereits einen.
                          www.delight-grafik.at

                          Mehr Infos zu Nationalparks Austria unter:
                          www.nationalparksaustria.at

                                                                                                                                                 Auf der Gsengscharte
                                                                                                                                                 Bild: Matthias Ledwinka

   4                      Im Gseis | Nationalpark Gesäuse
DAS NATIONALPARK GESÄUSE MAGAZIN | SOMMER 2020
Blick vom Lugauer ins Radmertal
                                         Bild: Matthias Ledwinka

Wildnis im Sulzkar
Bild: Matthias Ledwinka

                                                 Am Fuße des Lugauers
                                                 Bild: Matthias Ledwinka

                          Das Nationalpark Gesäuse Magazin | Sommer 2020   5
DAS NATIONALPARK GESÄUSE MAGAZIN | SOMMER 2020
NATIONALPARK STIPENDIUM   Aus Ariane Wrumnigs literarischem                 zu dem Augenblick, in dem wir einschlafen,        den. Und jeden Tag für sich neu einzuordnen.
                          Werk „Der Berg in meinem Kopf“                    ist permanent diese Stimme da. Jeden Tag,         Jeder Moment wird neu reflektiert und des-
                                                                            jede Sekunde. Auch während wir träumen,           halb entwickeln wir uns so, wie kein anderes
                          Allein im Wald.                                   zeichnen unsere Gedanken jene Geschich-           Tier. Wir müssen sie schätzen als das, was
                          Ich streife durch das hohe Gras einer Lich-       ten, die nur uns selbst vorbehalten bleiben.      uns macht. Als das, was uns im Prinzip wach-
                          tung, während die Wolken über mir damit           Und obwohl wir manchmal in ihrem Karussell        sen lässt.
                          beginnen, ein Gewitter zu malen. Langsam          gefangen sind, hören wir selten so genau hin.
                          tauche ich ein in die Geräuschkulisse dieser      Wir schieben die Stimme sogar teilweise von       Plötzlich wird die Luft von einem bedrohli-
                          Abgeschiedenheit und der Wind haucht mir          uns weg und verschließen sie sorgfältig ganz      chen Donnergrollen erfüllt, das hier so viel
                          alles ins Ohr, was ich darüber wissen muss.       tief in uns, wo nur noch ein dumpfes Echo zu      eindringlicher zu sein scheint, als in der Groß-
                          Die Laute erinnern mich an eine Sprache,          hören bleibt. Vielleicht, weil wir uns fürchten   stadt. Und mit einem Mal werde ich heraus-
                          die ich einst beherrschte, noch lange bevor       vor dem, was sie uns mitteilen könnte. Weil       gezogen aus dem See meiner Gedanken. Ich
                          meine Lippen lernten, Worte zu formen. Eine       Gedanken meistens die Wahrheit erzählen.          muss mittlerweile schon seit Stunden unter-
                          Sprache, die mittlerweile unter den grauen        Eine Wahrheit, die wir, womöglich aus Angst       wegs sein. Aber genau weiß ich es nicht, weil
                          Phrasen der Großstadt in Vergessenheit ge-        vor deren Essenz, manchmal nicht laut aus-        die Zeit hier nicht in Minuten gezählt wird.
                          raten ist und deren Vokabel ich nun Stück für     sprechen. Wenn wir mit einem Menschen             Als ich in den Himmel blicke, scheint das
                          Stück in den untersten Schubladen meines          reden, dann können wir uns eigentlich nie         Wolkengemälde allmählich vollendet und ich
                          Inneren wiederfinde. Mein Verstand beginnt        sicher sein, was in seinem Innersten vorgeht.     folge meinen Spuren zurück zur Hütte. Da-
                          sich zu entspannen und öffnet einen Raum,         Wir müssen darauf vertrauen, dass er ehrlich      bei versuche ich, meine eben gesponnenen
                          der das Wesentliche willkommen heißt. Für         ist mit uns. Aber vor allem mit sich selbst.      Gedankengänge zu rekonstruieren und wun-
                          das, was zuhause nur ersichtlich ist, wenn        Dass der Mensch auseinandernimmt und zu-          dere mich über deren ungewohnte Intensität.
                          ich bewusst Platz dafür schaffe. Es ist ver-      sammensetzt, um seiner Aussage Relevanz           Hier gibt es nichts, das mich ablenkt.
                          rückt, dass es für so etwas Simples erst          zu geben.
                          einen speziellen Ort braucht. Einen Ort, den                                                        In Wien lebe ich in einer Welt der perma-
                          ich extra aufsuche, um das, was eigentlich        Hast du dir auch schon mal die Frage gestellt,    nenten Ablenkung. Angefangen von offen-
                          immer da ist, wahrzunehmen. Und irgendwie         warum der Mensch existiert und was ihn hier       sichtlichen Dingen wie meinem Handy, dem
                          irritiert es mich ein wenig, dass meine Ge-       hält? Warum wir die Fähigkeit haben, bewusst      Fernseher, Werbebotschaften, die mir über-
                          danken plötzlich so laut sind. Es fühlt sich      zu denken, um damit unsere Gedanken in            all entgegenknallen, oder Nachrichten. Aber
                          fast so an, als würden sie schreien. Vielleicht   Bahnen zu lenken?                                 auch Hobbys, Musik, Bücher, Arbeit, Uni
                          haben sie das schon eine ganze Weile getan,                                                         und Freunde lenken mich, wenn man es ge-
                                                                    Ich glaube, der Sinn liegt darin, dass wir dazu
                          aber da war zu viel im Weg und ich habe sie                                                         nau nimmt, von meinen Gedanken ab. Auch
                                                                    fähig sind, mit dem Herzen zu sehen und all
                          einfach nicht gehört. Oder ich wollte es nicht.                                                     wenn ich mich in vielen dieser Dinge finde.
                                                                    das aufzunehmen, was uns umgibt. Dass es                  Diese Erkenntnis verfestigt sich zunehmend
                          Das Denken ist schon etwas Eigenartiges. ein Wesen gibt, welches das alles sieht und in             während meines Aufenthalts im Gesäuse
                          Von dem Moment, an dem wir aufwachen, bis der Lage dazu ist, sich bewusst zu entschei-              und ich nehme mir fest vor, mir in meinem
                                                                                                                              Alltag mehr bewusste, ablenkungsfreie Zeit
                                                                                                                              zu nehmen. Und dieses – nicht abgelenkt
                                                                                                                              sein – funktioniert eigentlich auch nur, wenn
                                                                                                                              ich alleine bin. Dabei frage ich mich, wann
                                                                                                                              das bei mir das letzte Mal der Fall war. War
                                                                                                                              ich überhaupt schon mal ganz auf mich ge-
                                                                                                                              stellt? Über Tage hinweg keinen Menschen
                                                                                                                              getroffen, kein Wort gesagt und nur dem Ge-
                                                                                                                              spräch mit mir selbst folgend?

                                                                                                                              Als ich wieder an der Hütte ankomme und
                                                                                                                              über meine heiße Suppe herfalle, muss ich
                                                                                                                              grinsen. Denn egal, ob man nur zehn Minu-
                                                                                                                              ten oder acht Stunden unterwegs ist, aus
                                                                                                                              dem Wald kommt man immer ein Stückchen
                             Ariane Wrumnig                                                                                   näher bei sich selbst heraus.
                             Bild: Matthias Ledwinka
                                                                                                                              Die Gesamtheit der Werke sind online unter:
                                                                                                                              https://www.nationalpark.co.at/de/news
                                                                                                                              unter dem Titel „Die Ergebnisse der Na-
                                                                                                                              tionalparks Austria Medienstipendien 2019“
                                                                                                                              einsehbar.

                             Österreichische Glockenblume                                                                       Mohrenfalter
                             Bild: Matthias Ledwinka                                                                            Bild: Matthias Ledwinka

   6                      Im Gseis | Nationalpark Gesäuse
DAS NATIONALPARK GESÄUSE MAGAZIN | SOMMER 2020
Die Nordwände der Hochtorgruppe
                                       Bild: Matthias Ledwinka

Auf der Hüpflinger Alm
Bild: Matthias Ledwinka

Im Haindlkar                             Gsengscharte und Haindlkarhütte
Bild: Matthias Ledwinka                  Bild: Matthias Ledwinka

                          Das Nationalpark Gesäuse Magazin | Sommer 2020   7
DAS NATIONALPARK GESÄUSE MAGAZIN | SOMMER 2020
ARTPORTRAIT

                              Alle guten Dinge sind wild
                              und frei – Im Reich des
                              Steinadlers
                  MAGDALENA KALTENBRUNNER

              Kaum ein anderes Wildtier hat die Kul-          wurden knapp und vom Menschen wurde der
              tur des Menschen so stark beeinflusst. In       Steinadler bald nicht mehr als der „König der
              weiten Teilen der Welt gelten Adler als         Lüfte“, sondern als Nahrungskonkurrent und
              Symbol für Macht, Kraft und Eleganz,            Gefahr für die wertvollen Nutztiere gesehen.
              zieren Wappen und Flaggen. Während              Bald wurden staatliche Prämien auf den Ab-
              des 19. und 20. Jahrhunderts jedoch             schuss ausgesetzt, bis der österreichische
              wurden Steinadler vom Wappentier zum            Steinadlerbestand um 1900 auf 2 – 3 Paare
              Feindbild und wie viele andere Raubtiere        geschrumpft war. Der Verfolgung konnte          werden die meisten Horste in Felswänden
              erbarmungslos geschossen, gefangen oder         der Steinadler nur im Hochgebirge an für        angelegt, nur rund 5 % aller bekannten Hor-
              vergiftet. Der Steinadler wäre vor gut          Menschen schwer zugänglichen Hängen ent-        ste befinden sich auf Bäumen. Im National-
              hundert Jahren auch in den Alpen bei-           gehen. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts          park Gesäuse und seiner näheren Umgebung
              nahe ausgerottet worden. Strenge Schutz-        kam schließlich die Trendwende. Greifvögel      wurden bisher 50 Horste gefunden. Zwei
              bestimmungen und die Errichtung von             und andere Raubtiere wurden als wichtiger       davon befinden sich auf alten Fichten, was
              Schutzgebieten waren die Rettung in letz-       Bestandteil des Lebensraums erkannt und         ungefähr dem alpenweiten Durchschnitt ent-
              ter Minute.                                     unter strengen Schutz gestellt. Heute ist der   spricht. Schon im Winter beginnen die Stein-
                                                              Alpenbogen das Kerngebiet der Adlerverbrei-     adler mit dem Bau, wobei sie durchaus einen
                                                              tung in Europa und in Österreich gibt es wie-   Sinn für Altbewährtes haben. Meistens wer-
               Der Steinadler (Aquila chrysaetos) ist ein der etwa 300 – 350 Paare.                           den die Horste über viele Jahre hinweg be-
               Generalist, ein Weltenbürger unter den Greif-                                                  nutzt, ausgebessert und ausgebaut. Aus der
               vögeln – überall daheim und doch so beson- Wenn sich ein Steinadlerpaar einmal gefun-          Schweiz sind nachweislich seit 60 – 80 Jah-
               ders. Er besiedelt auf der ganzen Nordhalb- den hat, bleibt es normalerweise ein Leben         ren bestehende und immer wieder benutzte
               kugel verschiedenste offene und halboffene lang zusammen und hält auch zeitlebens              Horste bekannt. Generationen von Vögeln
               Landschaften in den Hochlagen der asiati- dasselbe Revier. Die Grenzen dieses Revie-           haben Äste und Zweige scheinbar wahllos,
               schen und europäischen Gebirge, der iberi- res werden während der Brutperiode aber             aber doch sehr haltbar, übereinander ge-
               schen Halbinsel, weiter Teile Nordamerikas, v.a. während der Paarungszeit im Spätwin-          türmt. Seltener werden auch neue Horste
               Tundren in Nordasien sowie Steppen und ter durch den sogenannten Girlandenflug                 angelegt. Eine kleine, mit Flechten und Moo-
               Wüsten in Mittelamerika und Nordafrika.        angezeigt und abgesteckt. Dies ist wichtig,     sen ausgepolsterte Mulde in der Mitte bietet
               Früher war der majestätische Vogel auch in um das Nahrungsangebot für sich und den             Platz für Gelege und Junge. Wohnungsknapp-
               Mitteleuropa in tieferen Lagen wie Mooren Nachwuchs zu sichern. Vehement werden                heit kennen Adler nicht. Meist befinden sich
               und Kulturland daheim. Bis ins Mittelalter hi- die Grenzen gegenüber fremden Artgenos-         mehrere Horste innerhalb eines Revieres
               nein machte er sich sogar die großflächigen sen verteidigt, denn die Ansprüche eines Ad-       und das Adlerpaar wechselt ihn mehr oder
               Rodungen zur Gewinnung von Weideland als lerpaares an ihr Revier sind durchaus hoch.           weniger regelmäßig von Jahr zu Jahr. Ob ein
               ergiebiges Jagdgebiet zunutze. Im Laufe der Im Mittelpunkt des Steinadlerlebens und            Horst aktuell beflogen wird, erkennt man an
               Zeit wurden aber immer weniger Weidetiere -jahres steht der Horst, wie das Nest von            den frischen grünen Trieben, die während
               gehalten und vermehrt Wildtiere erlegt. Mit Greifvögeln genannt wird. Er sollte an einer       der ganzen Bruttätigkeit regelmäßig in den
               dem Aufkommen der Schusswaffen wur- ungestörten, am besten vor Wind, Nieder-                   Horst getragen werden.
               den schließlich viele Wildarten derart stark schlag und kletterfreudigen Nesträubern
               zurückgedrängt, dass z.B. das Murmeltier, geschützten Stelle Platz finden und im Früh-         Steinadler wiegen ca. 4 – 5 kg, können aber
               der Steinbock und – heute kaum vorstellbar sommer nicht zu heiß werden.                        Beutetiere bis zu einem Gewicht von 5 kg
              – auch das Rotwild fast zur Gänze aus den Dies können überhängende Felsnischen                  transportieren. Optimalerweise wird der
               Alpen verschwunden war. Die Ressourcen oder hohe, alte Bäume sein. In den Alpen                Horst deshalb in Felswänden unterhalb
                                                                                                              des Hauptjagdgebietes angelegt, damit der
                                                                                                              Steinadler mit seiner Beute gemütlich berg-
                                                                                                              ab segeln kann, anstatt sie mühsam hinauf-
                                                                                                              zutragen. Überhaupt ist die Fähigkeit, die
                                                                                                              Thermik zu nutzen und weite Strecken im Se-
                                                                                                              gelflug zurückzulegen, überlebensnotwendig.
                                                                                                              Der Energiebedarf, die gleiche Strecke im
 8            Im Gseis | Nationalpark Gesäuse
DAS NATIONALPARK GESÄUSE MAGAZIN | SOMMER 2020
Scheinbar schwerelos gleitet der
                                                                                                  König der Lüfte über die Welt
                                                                                                  Bild: Toni Kerschbaumer

Ruderflug zurückzulegen, würde den Ener-
giegewinn aus der Nahrung bei weitem über-
steigen. Die großen, breiten Flügel und die
einzeln beweglichen und weit gespreizten
Handschwingen, die dadurch Turbulenzen
ausgleichen können, sind die optimale An-
passung an diesen Flugstil.

Um praktische Jagdgebiete und ausreichend
Beutetiere über das ganze Jahr, sowie einen
optimalen Standort für den Horst zu ver-
einen, ist ein Steinadlerrevier relativ groß,
und zwar zwischen 30 und 100 km2. Direkt
im Nationalpark befinden sich die Territorien
von drei Steinadlerpaaren. Aber auch die Ge-
biete außen herum sind optimal besetzt. Im
Bereich zwischen St. Gallen, Admont, Rad-
mer und Hieflau lassen sich zehn Reviere er-
kennen. Die tatsächliche Größe richtet sich
nach dem Angebot und der Struktur und va-
riiert stark. Im Gesäuse sind die Reviere mit
durchschnittlich 49 km2 eher klein, und da-
mit wohl solche Reviere, die selbst auf klei-
ner Fläche genügend Nahrung bieten.
Ein größeres Revier bedeutet nämlich nicht
zwangsläufig eine bessere Erfolgschance,
denn je größer das Revier ist, umso schwieri-
ger ist die Verteidigung seiner Außengrenzen.
Wenn revierlose Jungadler eindringen, wer-
den die Elternvögel zu oft gezwungen, den
Horst zu verlassen, um die Fremden zu ver-
jagen. Und das hat seinen Preis. Dann kann
es passieren, dass das Gelege nicht ausrei-
chend bebrütet oder das Junge nicht gut ver-
sorgt wird und der Bruterfolg sinkt. Auf diese
Weise reguliert sich eine Adlerpopulation
selbst.                                          Der goldene Schimmer der Nackenfedern verhalf dem Steinadler
                                                 zu seinem englischen Namen „The Golden Eagle“
Normalerweise erreichen Adler in freier Wild-    Bild: Herfried Marek
bahn ein maximales Alter von 30 – 40 Jah-
ren, in Gefangenschaft aber auch durchaus
                                                                               Das Nationalpark Gesäuse Magazin | Sommer 2020        9
DAS NATIONALPARK GESÄUSE MAGAZIN | SOMMER 2020
ARTPORTRAIT   deutlich älter. Alfred Flückiger erzählt in
              seinem Buch „Uhu und Steinadler“ von ei-
              nem besonderen Fall. Ein Steinadler, der im
              Kaukasus zur Beizjagd abgerichtet und dort
              besonders wertvoll war, entwischte wäh-
              rend der Jagd und wurde 1845 in Frankreich
              abgeschossen. Nicht nur die weite Reise war
              außergewöhnlich, sondern auch das golde-
              ne Halskettchen, das der Adler umhatte. Die
              Inschrift lautete: „Der Kaukasus ist meine
              Heimat, Blitz mein Name, Badinsky mein
              Meister, 1750“. Dieser Vogel ist also 95 Jah-
              re alt geworden – ein wahrer Methusalem
              unter den Steinadlern. Der Wahrheitsgehalt
              kann heute aber nicht mehr hundertprozen-
              tig überprüft werden.

              Die Populationsdichte der Adler hängt ne-
              ben dem Alter auch vom Bruterfolg ab. Der
              Durchschnitt ausgeflogener Jungadler pro
              Jahr liegt im Alpenraum zwischen 0,13 und
              0,79. Für den Nationalpark lässt sich für die
              letzten 10 bis 15 Jahre ein mittlerer Wert von
              54 % errechnen. Jedes Paar zog also durch-
              schnittlich alle zwei Jahre ein Junges groß.     Horste befinden sich gut geschützt und getarnt in den Felswänden und Nischen. Wäre nicht
                                                               gerade ein Adler gelandet, könnte man ihn kaum von der Umgebung unterscheiden.
              Bereits im späten Winter wird der passende       Bild: Alexander Maringer
              Horstplatz für das bevorstehende Jahr aus-
              gesucht. Die Paarung erfolgt von Februar bis
              März und bald darauf auch die Eiablage. An-
              schließend muss sich ein Elternteil für ein-
              einhalb Monate rund um die Uhr dem Brut-
              geschäft widmen. Hauptsächlich übernimmt
              das Weibchen diese Aufgabe. Immer wieder
              wird jedoch gewechselt, um auch ihm die
              Jagd zu ermöglichen.

              Der zeitige Beginn im Frühjahr ist besonders
              wichtig, aber nicht ganz ungefährlich. Zwar
              fällt die Aufzucht der Jungvögel in die beute-
              reichste Zeit des Jahres, ein später Winter-
              einbruch kann den frisch geschlüpften oder
              wenige Wochen alten Adlern das Leben aber
              ziemlich schwer machen. Sie besitzen näm-
              lich noch kein wasserabweisendes Großge-
              fieder, sondern warme, aber bei Regen un-
              praktische weiße Daunen. Nichtsdestotrotz,
              wer bis zum nächsten Wintereinbruch so viel
              wie möglich von den Eltern lernen soll, um
              selbstständig überleben zu können, braucht
              so viel Zeit wie möglich.
              Frisch geschlüpfte Jungadler sind sehr for-
              dernd und für die Eltern beginnt eine stres-
              sige Zeit.

              Die Jungen wollen gewärmt und die ersten
              30 Tage mit schnabelgerechten Fleischstü-
              cken gefüttert werden. Später sind sie sel-
              ber in der Lage, die Beute zu zerkleinern und
              zu fressen. Ab dieser Zeit lassen sich die
              Eltern immer seltener am Horst blicken und
              die Jungen sind die meiste Zeit alleine. Nur
              Futter wird ständig vorbeigebracht. Die Jun-
              gen werden regelrecht überfüttert und leben
              im Überfluss, aber sie müssen sich ja auch
              innerhalb von eineinhalb Monaten vom klei-
              nen flauschigen Daunenknäuel zum statt-
              lichen, großen Raubvogel entwickeln. Nach
              ca. zwei Monaten schauen die Jungen ihren
              Eltern schon ziemlich ähnlich, die Entwick-      Das kastanienbraune und glänzende Großgefieder schützt vor Wind
              lung des Großgefieders ist so gut wie ab-        und Wetter und erlaubt das elegante Kreisen in der Thermik.
              geschlossen. Jetzt kommt bald der Tag des        Bild: Hubert Keil
10            Im Gseis | Nationalpark Gesäuse
ARTPORTRAIT
Jungfernflugs. In den Tagen davor sind die
Jungadler sehr nervös und werden nur mehr
spärlich gefüttert, denn sie müssen wieder
etwas an Gewicht verlieren, damit der ers-
te Flug gelingt. Außerdem können hungrige
Jungvögel viel eher auf einen nahegelegenen
Baum gelockt werden, an dem ein Elternteil
mit frischer Beute wartet. Nach dem ersten
waghalsigen Sprung in die Tiefe beginnt
die eigentliche Lehrzeit. Auf dem Stunden-
plan stehen Jagdtechnik, Thermik und das
Erkennen von Gefahren. Auf ausgedehnten
Flügen mit ihren Eltern erkunden die Jungen
die Welt um sich herum. Da das Erlernen
der Jagd etwas Zeit in Anspruch nimmt, sind
sie noch einige Monate auf die Versorgung
durch die Eltern angewiesen. Weitere fünf
Monate später, sobald die Altvögel wieder
mit den Vorbereitungen für die neue Brutsai-
son beginnen, werden die Jungvögel aus dem                                                  Junge Adler wollen andauernd gewärmt und gefüttert werden.
Revier der Eltern vertrieben. Die nächsten                                                  Unermüdlich bringen die Eltern Beute in den Horst.
Jahre werden sie weit herumkommen, strei-                                                   Bild: Hubert Keil
fen im Sommer einzelgängerisch, im Winter
in kleineren Gruppen weit über den Alpen-
raum. Aber die Wanderjahre sind kein Ho-          Die bedingungslose Bejagung gibt es dank
nigschlecken. Immer wieder werden sie von         guter Gesetze und einem Umdenken in
Altvögeln aus den besten Territorien vertrie-     der Gesellschaft heutzutage nicht mehr.
ben und die ergiebigsten Jagdgebiete bleiben      Dennoch geht der Bruterfolg doch Hand in
ihnen verwehrt. Nur wer den Gefahren der          Hand mit einem ruhigen, vor Störungen ge-
Umwelt trotzt, kann ab der Geschlechtsreife       schützten Horst und Gebiet. Steinadler sind
mit vier bis fünf Jahren selbst erfolgreich ein   sehr empfindlich gegenüber Unruhen ver-
Revier gründen und Junge großziehen.              schiedenster Art und lassen vor Schreck oft
                                                  Jungvögel oder Bruten endgültig zurück, um
Dann gleiten die stolzen Tiere in großer Höhe     eiligst zu entkommen. Dahingehend stellen
über die Kämme und Gipfel und können mit          auch hier im Nationalpark bzw. in der Region
ihren sprichwörtlichen „Adleraugen“ Beute         Kletterer, Flugsportler, Hubschrauberflüge
von der Größe eines Huhns auf eine Ent-           zur Versorgung von Schutzhütten, aber auch        Die sprichwörtlichen Augen des Adlers. Dagegen
fernung von bis zu 3 Kilometer deutlich er-       Forstarbeiten, Stromleitungen, Seilbahnen,        sind wir fast blind wie ein Maulwurf.
kennen. Die Sehkraft der Adler ist beeindru-      aufdringliche Naturfotografen oder Drohnen-       Bild: Metod Macek
ckend. Wie durch ein Fernglas im Vergleich        piloten eine neue Bedrohung dar. Aufklärung
mit uns Menschen. Kleinste Bewegungen             und Lenkungs- sowie Schutzmaßnahmen
entgehen dem Adler nicht. Durch das zeitlich      halten diese Störungen zum Glück im Zaum.
viel raschere Bildauflösungsvermögen würde
ein Adler einen Film wie einen Diavortrag,         Um das majestätische Tier zu schützen und
als Aneinanderreihung von Standbildern,           – v.a. in der heiklen Brut- und Aufzuchtphase
wahrnehmen. Dies trägt dazu bei, dass ein          nicht zu stören – ist es notwendig zu wissen,
Adler selbst bei rasanten Flugmanövern oder        wie viele Adler bzw. Brutpaare es gibt und
Sturzflügen die Beute nicht aus den Augen          wo sich ihre Horste befinden. Darum wird
verliert und zielsicher erbeuten kann. Auch        im Nationalpark Gesäuse jährlich ein Moni-
die Griffkraft ist enorm. Die extrem kräfti-       toring, das ist eine systematische Erfassung,
gen und geschickten Fänge, wie die krallen-        der Steinadler durchgeführt. Am besten eig-
bewehrten Füße genannt werden, können              net sich dazu die Zeit der Reviersuche, Brut
mit einer Kraft von bis zu 70 kg pro Quad-         und Jungenaufzucht, also die Zeit von Mitte      Die Fänge des Steinadlers sind so groß wie die
ratzentimeter zupacken. Mit ihnen wird die         März bis Ende Juli.                              kräftigen Hände eines ausgewachsenen Mannes.
Beute gefangen und erdolcht. Ein einziger                                                           Bild: Metod Macek
Griff kann den Schädelknochen von Gämsen          Um den Steinadlern hier den bestmögli-
durchbohren. Gamswild wird aber nur selten        chen Schutz zukommen zu lassen, wurde
erbeutet und wenn, dann nur vom deutlich          der Fachbereich Naturschutz & Forschung
größeren und kräftigeren Weibchen.                in den vergangenen Jahren von einer Grup-
                                                  pe slowakischer Experten beim Beobachten
Der Speiseplan besteht je nach Angebot            der Adler und Deuten ihrer Verhaltenswei-
eher aus mittelgroßen Säugetieren wie Füch-       sen unterstützt. Der Steinadler gilt als Leit-
sen, Rehkitzen, Murmeltieren, Hasen oder          art für das Management von Großschutzge-
auch Vögeln und Schlangen. Wählerisch sind        bieten wie Nationalparks. Aufgrund seiner
die Adler jedenfalls nicht. Wichtig ist aber      hohen Ansprüche an den Lebensraum wird
eine tägliche Ration von mindestens 200 g         er stark mit Wildnis und unberührter Natur
Fleisch. Im Winter geht das Angebot an Beu-       in Verbindung gebracht. Wer etwas für den
tetieren stark zurück. Dann müssen sie sich       anspruchsvollen Steinadler tut, schützt auch
mit Aas begnügen. In Lawinen umgekom-             viele andere Arten mit ähnlichen Ansprüchen       Die optimale Zeit, um mit dem Steinadlermonitoring
mene Gämsen – in anderen Gebieten auch            und sorgt so für die Aufrechterhaltung einer      zu beginnen, ist im beginnenden Frühjahr, die Zeit der
Steinböcke – bilden die Winternahrung.            intakten, wilden Natur!                           Reviersuche und Paarung. Bild: Blažena Sedláková

                                                                                                      Das Nationalpark Gesäuse Magazin | Sommer 2020             11
LANDESFORSTE

                                Die Seite des Waldes
                   ANDREAS HOLZINGER

               Im klaren Wasser des Bächleins spiegeln
               sich die gelben, weißen und zartrosa Blü-
               tenspitzen der Bachbegleitflora – noch be-
               kommen sie ausreichend Sonnenlicht, da
               das Blätterdach im Frühling noch nicht
               ganz ausgebildet und geschlossen ist. Was-
               ser ist zugleich Lebensader in der Natur:
               Vom kleinen Rinnsal über muntere Bäch-
               lein bis zur träger fließenden Enns – Flora
               und Fauna im Gleichklang der frühlings-
               frischen Jahreszeit.

               Auf ein Neues

               Im Vergleich zu den letztjährigen Schnee-
               massen war der heurige Winter eher schnee-
               arm, aber auf alle Fälle viel zu warm! Da der
               Boden kaum gefroren war und damit keine le-
               talen Verhältnisse im Oberboden für Schäd-
               linge, Borkenkäfer und Konsorten herrsch-
               ten, ist unmittelbar nach Schneeschmelze
               mit hoher Wahrscheinlichkeit ein rascher
               Befall zu erwarten. Und das nicht nur beim
               bekanntesten Fichten-Schädling, dem Buch-
               drucker, sondern auch bei etlichen anderen.

               Das Fraßbild des Ulmensplintkäfers Scolytus
               scolytus – 2019 in den Ennsauen aufgenom-
               men – zeigt, dass die letzten gesunden Ex-
               emplare der Ulme auch wieder ums Überle-
               ben zittern müssen.                                                                                                    Ulmensplintkäfer –
                                                                                                                                      charakteristisches Fraßbild
               Und die zunehmend höheren Temperaturen                                                                                 Bild: Landesforste
               (der Februar war der wärmste seit Jahren)
               stellen die Natur selbst und den betreuenden
               Waldbauern vor regelrechte Quizfragen: Geht      Vortrag über die Auswirkungen des Klimas         Im heurigen schneearmen Winter haben die
               eine Anpassung der Organismen schnell ge-        auf den Wald gesprochen und uns die Zu-          Landesforste im Sulzenwald eine derartige
               nug, ist das Einwandern der Laubhölzer aus       sammenhänge sehr bildhaft vor Augen ge-          Bestandesumwandlung durchgeführt, die
               dem Talboden in die montane Bergwaldstufe        führt: Auf nahezu allen unterschiedlichen        nach der Entnahme von vornehmlich Fichten
               schon spürbar, wie sehr reduziert der in der     Standorten – ob Kalk, ob Dolomit, ob Schatt-     und Begünstigung aller vorhandenen Misch-
               Naturzone auftretende Borkenkäfer die Fich-      seite oder Sonnseite, ob tiefgründig oder        baumarten Lärche, Kiefer, Buche und Berg-
               te und wie und in welchen Intervallen ver-       flachgründig, ob trocken oder feucht – wird      ahorn ein interessantes Waldbild ergab. Bei
               läuft die Fruktifikation, also die so wichtige   sich eine strukturierte, ungleichaltrig – also   sehr eng gehaltenen Seiltrassen wurde nach
               Samenproduktion der gewünschten Misch-           im klassischen Sinne plenterartige – Struk-      dem Eingriff die forstliche Biomasse (Äste,
               baumarten Tanne, Buche und Bergahorn? Dr.        tur mit stabilen Mischbaumarten (Tiefwurz-       Wipfel, Blattmasse und Zweige) mit dem
               Georg Frank vom Wiener Forschungsinstitut        lern oder Herzwurzlern) als am besten an         Seilkran vom Prozessor auf der Forststraße
               BFW hat im Jänner in einem interessanten         das Klima angepasste Waldform erweisen,          wieder in den Bestand rücktransportiert, um
                                                                gleichsam schon der „klimafitte Wald“.           so die wertvollen Nährstoffe dem Waldboden
                                                                                                                 zurückzugeben.
                                                                 Forstlicher Nachhilfeunterricht –
                                                                „Lenken und leiten“                              Ein weiterer Ansatz ist der Erhalt des Trauf-
                                                                                                                 bereiches der Bestände, da die Bestandes-
                                                                 Entscheidend für die Entwicklung der Ver-       ränder lichtbegünstigt, tief beastet und da-
                                                                 jüngung bei der Bestandesüberführung ist        mit stabil sind. Darüber hinaus verhindert
                                                                 die zeitgerechte und vorsichtige Öffnung des    ein funktionaler Trauf die Austrocknung des
                                                                 Kronendaches – im Waldbau-Jargon also das       Waldbodens im Innengefüge des Bestandes
                                                                „Auflichten“ im eigentlichen Sinne des Wortes.   und hat auch ästhetischen Wert!
12             Im Gseis | Nationalpark Gesäuse
Frühlingsgrün mit bunten
                                                            Farbtupfern
                                                            Bild: Ernst Kren

Vitaler Bergahorn in der Verjüngung
bei ausreichend Licht
Bild: Ernst Kren

        Forstfacharbeiter André bei
        der Astung der Fichten                              Buche als Hoffnungsträger
        Bild: Martin Zorn                                   Bild: Ernst Kren

                                      Das Nationalpark Gesäuse Magazin | Sommer 2020    13
LANDESFORSTE   Im Wildtiermanagement die
               Hausaufgaben gemacht

               Jeder Winter stellt die Berufsjäger vor beson-
               dere Herausforderungen: Da im Nationalpark
               nur mehr Rotwild an zwei Standorten – im
               Gseng und beim Gstatterbodenbauer (Be-
               obachtungsfütterung) – gefüttert wird und
               die letzte Rehwildfütterung heuer auch das
               letzte Mal beschickt wurde, konzentrieren
               sich die Aufgaben der beiden Berufsjäger
               Christian und Hubert auf die Beschickung
               der beiden Rotwildfütterungen mit qualitati-
               vem Futter und Heusilage. Ein unerlässlicher
               Teil ist dabei die saubere Schneeräumung:
               Erstens wegen der erforderlichen Erreich-
               barkeit und zweitens, weil mit der Räumung
               des Altschnees zwischen den Futterraufen
               gleichzeitig der Kot der Tiere entsorgt wird
               und nicht Losung gemeinsam mit Heubü-
               scheln aufgenommen wird.

               Sobald es die Vegetation außerhalb der Füt-
               terungsstandorte erlaubt, werden die Fütte-
               rungen geöffnet und Wild kann ungehindert
               Richtung Sommereinstände ziehen, wo dann
               auch die beschlagenen weiblichen Tiere ihre                                     Respektables Ergebnis des
               Kälber in der freien Wildbahn setzen können.                                    Lichtungshiebes
               Probleme beim Fütterungsablauf spielen lei-                                     Bild: Martin Zorn
               der immer wieder unbefugte Leute im Gatter,
               parkende Autos bei der Zufahrt oder sogar
               übernachtende Camper im Bus vor dem Gat-
               ter oder freilaufende Hunde!

                Verbesserungen am Campingplatz
               „Forstgarten“

               Durch die erfreuliche Steigerung der Besu-
               cherzahlen am Campingplatz „Forstgarten“,
               der viele Besucher in den Nationalpark lockt,
               werden heuer Adaptierungen fällig: So ist an
               der östlichen Zufahrt ein sauber geschotter-
               ter Parkplatz mit Parkeinteilung angedacht,
               am Südrand im Waldstreifen beschattete
               Abstellplätze für Campingbusse und auch
               die sanitären Anlagen sollen modernisiert
               werden!
               Na dann, gemma's an!

                                                                                              Vitaler Bestandestrauf mit
                                                                                              Wildobstblüten
                                                                                              Bild: Ernst Kren

                                                          Revierjäger beim morgendlichen   20 neue Parkplätze außerhalb
                                                          Kontrollgang                     der Grünflächen
                                                          Bild: Ernst Kren                 Bild: Viktoria Hadler

14             Im Gseis | Nationalpark Gesäuse
BAUMPERSÖNLICHKEITEN
  Baumpersönlichkeiten im
  Nationalpark Gesäuse –
  Wunderwerke der Natur
                                                                                                              Uralte Riesenfichte in Gstatterboden
   ANDREAS HOLZINGER                                                                                          Bild: Herbert Wölger

Waren in den letzten Jahren immer unsere       Hauptbaumarten und zugleich                    bunt gemischt und – zeitgemäß interpretiert
Wildtiere die „Stars in der Manege“ –          Namensgeber                                   – genial vorausdenkend klimafit.
der balzende Spielhahn auf den letzten         für die sogenannte natürliche Waldgesell-
Schneeflecken rund um die Ennstalerhüt-        schaft auf Kalk im montanen Bereich des       Aber nun einmal schön der Reihe nach!
te, das rote Reh und die neugierige Gams       Bergmischwaldes sind die dunkelgrüne,
auf den Almen und zwischen den Lat-            frischduftende Tanne, die im Frühjahr samt-   Wenn wir am Talboden, an den Ufern von
schenfeldern entlang des Steiges auf den       grüne Buche und die stichnadelige, nervös     Enns und Johnsbach lustwandeln, begegnet
Tamischbachturm oder der König des Wal-        flachwurzelnde Fichte. Diese drei Leitbaum-   uns erst einmal die Weide in all ihren Far-
des, der Rothirsch in der „Hohen Zeit der      arten geben dem Fichten-Tannen-Buchen-        ben und Formen: Von der Silberweide der
Brunft“, im Winter dann lammfromm              wald den Namen und bilden – so belehrt uns    Lettmair Au über Mandel-, Bruch-, Korb-,
bei der Fütterung in Gstatterboden oder        die Forstwissenschaft – die Schlusswaldge-    Grauweide, wie sie alle heißen, bis zur wohl
als begehrtes Fotomotiv bei der Fotopirsch     sellschaft und zugleich das Hauptgerüst der   bekanntesten Weide mit leicht sakralem An-
unserer geführten Wanderungen!? Künf-          Bestände, sofern der Mensch nicht verän-      strich, der Salweide oder Palmweide, die ja
tighin werden es Waldbäume sein, die           dernd eingreift.                              bereits jedem Kleinkind dank ihrer samtig
uns die Ehre geben: Die Fichte, die Tan-                                                     weichen Kätzchen als Zierde der Palmbu-
ne, die Buche, die Lärche, die, die... fällt   Natürlich spielen auch die Standortfaktoren   schen bekannt ist. Das Naheverhältnis zum
Ihnen eigentlich auf, dass sie alle weiblich   wie Exposition, Wasserhaushalt, Bodengrün-    Himmel beweist ja auch unser grüner Wei-
sind, unsere Bäume? Ja? Wissen sie auch,       digkeit und Humus eine gestaltende Rolle      dendom, der mit seinen Kuppeln in die Höhe
welche 2 strammen Burschen da die Ehre         und begünstigen etwa auf trockenen süd-       strebt und somit gewissermaßen das Wasser
der Männerwelt retten? Ja, genau: Der          seitigen Rücken die genügsame Kiefer, als     der Erde zum Himmel schickt.
Bergahorn und der Wacholder!                   Pioniere die anmutige Birke oder die licht-
                                               hungrige Lärche. Auf schattendunklen Nord- Besonders berühmt im Jahr 2020 als
                                               hängen verstecken sich Eiben im Nebenbe- „Baum des Jahres“ – Die Erle
                                               stand, in wasserzügigen Gräben dominiert
                                               die Erle, im lichtbegünstigten Trauf des Alt- Nachdem alle drei Schwestern im Gesäuse
                                               holzes tummeln sich Strauchartige wie Hasel, vorkommen: Die strauchartige, hochsubalpi-
                                               Eberesche, Holunder, Weißdorn und Berbe- ne Grünerle, die an Bachläufen gesellig leben-
                                               ritze – während an der Waldkrone Latschen de Grauerle und die hochstämmige, dunkle
                                               und Zirben wetterzerzaust auf ihre Schwes- Schwarzerle oder Roterle, wollen wir auf die-
                                               tern im Tal buchstäblich hinunterschauen. sen Baum des Wassers kurz näher eingehen!
                                               Ein heiteres Sammelsurium an Baumarten –
                                                                                                 Das Nationalpark Gesäuse Magazin | Sommer 2020             15
BAUMPERSÖNLICHKEITEN

                                                                  Vitale Alttanne – überragend in
                                                                  ihrer Frische und Mächtigkeit                                                       Rotbuche im Rohr
                                                                  Bild: Viktoria Hadler                                                               Bild: Ernst Kren

                                                                 Säulenfichte auf der Neuburgalm                                              Weidendom im Winterkleid
                                                                 Bild: Landesforste                                                           Bild: Ernst Kren

                       Die in Trupps oder Gruppen am Wasser ste-        vom Dichterfürsten persönlich stammt, kön-      wir pilgern zu ihnen, wir treten in ihre Aura,
                       henden Schwarzerlen haben hohe, bis 20 m         nen wir beruhigt das Fabelende feenhaft um-     um ein besonders unvergessliches Walder-
                       astfreie, dunkle Schäfte, schlank, anmutig,      dichten und erzählen, dass sie somit voll re-   lebnis zu haben!
                       haben weiches Holz, das aber unter Wasser        habilitiert und ein schöner, anmutiger Baum
                       nicht verrottet, sondern konserviert – halb      ist, die ERLE, der Baum des Jahres 2020!        Wer sind sie nun, unsere Helden?
                       Venedig steht auf Erlenpfählen (solange es
                       noch steht!).                                    Mächtige Breite des Bergmischwaldes              Vielleicht die bereits vielfach bekannte
                       Sie neigt zur Entwicklung eines Erlenbruch-                                                      „Himmelstoßtanne“ auf dem Weg zum Johns-
                       waldes und genau hier beginnt die Mystik:        Vom Tal über die Bergflanken bis zu den Al-      bachsteg, benannt nach dem legendären
                       Wer über die Erle erzählen will, gleitet un-     men erstreckt sich der Bergmischwald. Und        Forstdirektor Franz Himmelstoß… oder die
                       gewollt sofort ins Mystische, Geheimnisvolle.    genau hier finden wir immer wieder einzel-       Säulenfichten auf der Neuburg, die Wetter-
                       Viele prominente Lyriker, Erzähler und Dich-     ne, ganz besondere Bäume. Etwa wegen             zirben am Haselkogel, der bis zu 2 m ein-
                       ter haben die Erlen besungen – meist als ge-     ihrer beachtlichen Durchmesser oder nicht        geschüttete Bergahorn im Witterschutt des
                       heimnisvolle, lasterhafte Elsen am Flussufer,    enden wollenden Höhe oder knorrigen Äste         Weissenbachls, sein Bruder und Wächter
                       im amphibischen Zwischenreich von Wasser         und Stammform, der bemoosten Rinde, we-          (mit Marterl) am Eingang zur Sulzkaralm, die
                       und Erde – mit ihrem düster grünen Laub,         gen der vielen Spechtlöcher, die auch schon      tausendjährige Urwaldeibe im Gofergraben,
                       ihrer Wahlverwandtschaft zum gefährlich lo-      vom Waldkauz besucht werden – sie alle           die flechtenbehangene Bergulme im Hartels-
                       ckenden Element des Wassers – gilt sie als       flößen uns Ehrfurcht ein und Respekt. Sie        graben oder die monumentale Almfichte auf
                       Baum der Wildnis, der Sümpfe, des Unlands.       können hunderte Jahre alt sein, wurden nie       der Hochscheibe?
                                                                        genutzt, vielleicht nur vergessen, von Wind
                       Im Erlenbruch lebt die Else, leben Baumfrau-     und Wetter geprägt, zerzaust, manche Krone      Viele schöne und ehrwürdige Baumriesen
                       en, frivol und lasterhaft, die den Wanderer      gebrochen, wieder verzweigt und verzwieselt,    in den Gesäusewäldern, die es zu besuchen
                       im nebeldurchgeisterten Dickicht in die Irre     dann wieder aufgerichtet, aber niemals auf-     und entdecken gilt – kommen Sie mit uns auf
                       führen, in die Tiefe ziehen… borkenrissig die    gegeben, gut geerdet und verwurzelt – im        eine Reise in die Welt der Urwaldriesen! Wir
                       Haut, flechtenverhangen das rote Haar…           wahrsten Sinne des Wortes! Solcherart Vor-      führen Sie gerne!
                                                                        bilder für uns selbst.
                        Dass des großen Dichterfürsten Goethes          Diesen Ehrfurcht gebietenden Wesen – die
                       „Erlkönig“, der mit seinen Töchtern zwischen     noch Köhler und Kaiser gekannt haben – gilt
                        Wasser und Nebelstreif tanzt und letztlich      unsere Achtung und Respekt – wir nennen
                        dem Kind den Tod bringt, seinen Namen von       sie einfach Baumpersönlichkeiten, auf die
                        der Erle habe, scheint auf den ersten Blick     wir besonders stolz sind und die wir Euch auf
                        schlüssig. Irgendwie beruhigend aber, dass      einer Wanderung gerne zeigen wollen.
                        die Übersetzung aus dem Dänischen auf den       Wir „nehmen sie nicht mit“ – etwa ganz bei-
                       „Ellenkonige“ zurückgeht und schlicht: „Elfen-   läufig auf dem Weg unterwegs zur Schutzhüt-
                        könig“ bedeutet! Da der Übersetzungsfehler      te oder zu einer Alm. Nein, wir besuchen sie,
16                     Im Gseis | Nationalpark Gesäuse
BAUMPERSÖNLICHKEITEN
                                               Karg der Standort – bestens die Übersicht
                                               Bild: Ernst Kren

Bergahorn als Wächter der Sulzkaralm
Bild: Viktoria Hadler

                                                           Schwarzerlen am Ennsboden
                                                           Bild: Maximilian Aujesky

Vitale Wetterzirbe an der Baumgrenze         Er trotzt dem Witterschutt im Weissenbachl
Bild: Ernst Kren                             Bild: Ernst Kren

                                       Das Nationalpark Gesäuse Magazin | Sommer 2020             17
DIGISCOPING

                         Tiere und Natur direkt
                         vor Augen – und auf der
                         Speicherkarte
              Raus in die Natur. Eintauchen in das
              Zwitschern der Vögel, das Rascheln im
              Unterholz und die Eichhörnchen dabei
              beobachten, wie sie ihre Nüsse knacken.
              Ob in den weiten Wäldern, auf den um-
              liegenden Feldern oder am nahegelege-
              nen Fluss: Draußen in der Natur lassen
              sich viele einmalige Augenblicke erleben
              – mit einem Fernglas auch die weit ent-
              fernten. Noch schöner ist es, wenn Beob-
              achter diese Momente nicht nur mit den
              eigenen Augen sehen, sondern auch auf
              Bildern festhalten können.               sollten vorab entfernt werden, um unnötige Kompaktkameras sind einfach in der Be-
                                                                Schwingungen durch Baumeln von Trage-          dienung, da viele Einstellungen automa-
                                                                gurten oder Ähnlichem zu vermeiden. Mit ein    tisch durchgeführt werden. Außerdem sind
              Digiscoping – was auf den ersten Blick kom-       wenig Übung gelingen nach den ersten Ver-      geringe Größe und Gewicht meist kaufent-
              pliziert klingt, ist mit etwas Übung leicht um-   suchen schnell beeindruckende Motive.          scheidende Kriterien. Zunehmend setzen
              zusetzen und eine perfekte Möglichkeit, die       Digiscopie hebt die Naturfotografie also auf   Kamerahersteller aber auch auf sogenannte
              Tier- und Pflanzenwelt zu beobachten und          eine ganz neue Ebene. Wer die Kombination      Systemkameras, eine Mischform zwischen
              gleichzeitig fotografisch zu erfassen. Bei        von Teleskopen mit Adaptern und Kameras        Spiegelreflex- und Kompaktkamera. Diese
              dieser Methode werden zwei Funktionen ge-         nutzt, hat auch einen recht praktischen Vor-   sind ebenfalls mit vielen Sonderfunktionen
              koppelt und so besondere Erlebnisse sowohl        teil gegenüber der klassischen Fotografie.     ausgestattet, aber vor allem spiegellos, was
              mit einem Fernglas direkt vor den eigenen         Hier übliche Teleobjektive mit vergleichba-    sich sehr positiv hinsichtlich Vibrationen
              Augen gesehen als auch gleichzeitig per Ka-       ren Brennweiten (>800 mm) sind meist mit       während der Aufnahme auswirkt.
              mera festgehalten. Digiscoping ist also Be-       sehr hohen Anschaffungskosten verbunden
              obachten und Fotografieren in einem. Dafür        und nicht zum Beobachten, sondern aus-         Wie alle Digital- und Smartphone-Aufnahmen,
              bedarf es eines Teleskops oder Fernglases,        schließlich zum Fotografieren geeignet. Die    lassen sich auch Digiscoping-Aufnahmen im
              einer Digitalkamera, beziehungsweise eines        Vorteile der Teleobjektive hingegen liegen     Anschluss am Computer auswerten und ver-
              Smartphones, und eines entsprechenden             im Autofokus und der wählbaren Blende. Bei     senden, auf Social Media teilen oder in Form
              Adapters. Bei letzterem spricht man im Fach-      einigen Modellen ist auch Bildstabilisierung   von Fotobüchern festhalten.
              jargon vom Phonescoping.                          verfügbar. Jedoch punktet die Teleskop-Kom-
                                                                bination mit einem zweiten entscheidenden     Als langjähriger Partner des Nationalparks
              Für den Einstieg empfiehlt sich das Be-           Vorsprung: dem Gewicht. Das Objektivmodul     ist das Unternehmen SWAROVSKI OPTIK bei
              trachten und Erfassen von ruhigen Motiven,        SWAROVSKI OPTIK ATX 85 für das Teleskop       Veranstaltungen wie dem Fotofestival Ge-
              beispielsweise die heimische Pflanzenwelt         wiegt beispielsweise nur 1.910 Gramm. Gän-    säuse (fällt dieses Jahr leider aus) mit seinem
              im Garten oder eine Gruppe Rehe bei der           gige 800 mm Teleobjektive hingegen bringen    Mobile Experience Bus vor Ort und vermittelt
              Winterfütterung im Wald. Umfangreiches            mit rund fünf Kilogramm mehr als das Dop-     allen Interessierten die ersten Schritte zur
              technisches Equipment ist für Anfänger und        pelte auf die Waage.                          Tier- und Naturbeobachtung inklusive Foto-
              Amateure nicht zwingend notwendig, auch                                                         grafie. Dabei erfahren die Teilnehmer, was
              fortgeschrittene Digiscoper nutzen oft ein        In der Fotografie wie in der Fernoptik werden es bedeutet, Flora und Fauna bis ins Detail
              kompaktes Fernglas wie das CL Companion           verschiedene Systeme und Technologien zu entdecken, Pflanzen und Lebewesen aber
              von SWAROVSKI OPTIK und verbinden die-            einfach miteinander kombiniert. So kön- zugleich nicht zu nahe zu treten.
              ses via variablen Adapter (VPA) „nur“ mit ih-     nen für Digiscoping-Anwendungen sowohl
              rem Smartphone. Wer im Umgang mit Fern-           digitale Kompaktkameras als auch System- Denn die hochwertigen Produkte des öster-
              glas und weiterem Equipment noch nicht so         kameras mit den entsprechenden Adaptern reichischen Fernoptik-Herstellers sind nicht
              versiert ist, verwendet anfangs am besten         verwendet werden. Passionierte Digiscoper nur aus Liebe zum Entdecken der Natur ent-
              ein Stativ und arbeitet mit Kabel-, Funk- oder    fotografieren häufig mit digitalen Spiegel- standen, sondern sollen ihre Nutzer auch
              Selbstauslöser – so wird die Gefahr von Vib-      reflexkameras. Letztere bestechen bei den inspirieren, ihr mit Achtung und Respekt zu
              rationen während des Drückens des Auslö-          neuesten Modellen durch ihre technologi- begegnen. Mit hohen Vergrößerungen durch
              sers minimiert. Wichtig ist, dass das Stativ      schen Raffinessen, ihre leichtere und kom- lange Brennweiten schaffen Ferngläser und
              sicher und stabil steht und niedrig eingestellt   paktere Bauweise und durch ihre fast unbe- Teleskope die nötige Distanz, um Tiere in
              ist. Auch Gurte und Bänder einer Kamera           grenzten Einstellmöglichkeiten.               ihrem natürlichen Umfeld nicht zu stören
18            Im Gseis | Nationalpark Gesäuse
Wildes Wasser – Steiler Fels
                                                                                                                       Bild: Stefan Leitner

                                      Tier- und Pflanzenwelt beobachten                                                    Adlermonitoring mit
                                      mit SWAROVSKI OPTIK                                                                  SWAROVSKI OPTIK
                                      Bild: Reinhard Thaller                                                               Bild: Reinhard Thaller

und sie dennoch aus „nächster“ Nähe zu be-      SWAROVSKI OPTIK mit Sitz in Absam, Tirol, ist Teil
wundern. In Verbindung mit einer Kamera         der Unternehmensgruppe Swarovski. Das 1949
halten Outdoor-Fans so besondere Szenen         von Wilhelm Swarovski gegründete österreichische
fest, ohne die Lebewesen in ihrem natürli-      Unternehmen ist auf die Entwicklung und Herstel-
chen Verhalten zu beeinflussen. Nach dem        lung fernoptischer Geräte von höchster Präzision
Einstieg mit ruhigen Motiven lernen Fortge-     spezialisiert. Die Ferngläser, Teleskope, Zielfern-
schrittene schnell, auch Bewegungsabläufe       rohre und optronischen Geräte werden weltweit
zu erfassen – zum Beispiel Vögel beim Nest-     von anspruchsvollen Anwendern bevorzugt. Der
bau, Eichhörnchen auf der Suche nach Nah-       Erfolg des Unternehmens basiert auf seiner Inno-
rung oder Bäume und Pflanzen im Wind.           vationskraft, auf der Qualität und Werthaltigkeit
                                                der Produkte, sowie auf ihrem funktionalen und
Da in diesem Jahr unsicher ist, ab wann         ästhetischen Design. Die Wertschätzung der Natur Informationen & Kontakt:
Events und Workshops wieder stattfinden         ist wesentlicher Bestandteil der Firmenphilosophie
können, empfiehlt sich alternativ ein Blick     und findet ihren Ausdruck in der vorbildlich um- SWAROVSKI OPTIK KG
auf die Website des Tiroler Familienunter-      weltschonenden Produktion und in einem nachhal- Daniel-Swarovski-Straße 70
nehmens. Hier wird Digiscoping in Tutorials     tigen Engagement im Rahmen ausgewählter Natur- A-6067 Absam
ausführlich erklärt und mit Tipps von Exper-    schutzprojekte. 2019 lag der Umsatz bei 159 Mio. E-Mail: customerservice@swarovskioptik.com
ten ergänzt:                                    Euro (Vorjahr 156,3 Mio.) und die Exportquote bei http://www.swarovskioptik.com
https://at.swarovskioptik.com/outdoor/          91 Prozent. Das Unternehmen beschäftigt weltweit Telefon: 00800 3242 5056
tutorials_und_tipps                             rund 980 Mitarbeiter.

                                                                                                  Das Nationalpark Gesäuse Magazin | Sommer 2020      19
MENSCH UND NATUR

                                    Die Jagd nach der
                                    DNA-Doppelhelix
                       ALEXANDER MARINGER

                   Die Wissenschaftsgeschichte wurde von
                   Männern geschrieben. Erfolgreiche Frau-
                   en werden mitunter bis heute konsequent
                   übersehen. Selbst als es um unsere eige-
                   nen Gene ging, verdrängten Männer ihre
                   weibliche Mitstreiterin und gaben das
                   später nur zögerlich zu.

                                                                 Rosalind Franklin wurde 1920 im Londo-           Nach Kriegsende nahm Franklin 1947 eine
                                                                 ner Stadtteil Notting Hill geboren und hegt      Forschungsstelle in Paris an und kehrte erst
                                                                 schon früh den Wunsch, Wissenschaftlerin         1950 nach England an das Londoner King’s
                                                                 zu werden. Doch in den 1930er Jahren war         College zurück. Dort erstellte sie Röntgen-
                                                                 das für ein Mädchen noch ein sehr außerge-       diagramme von Desoxyribonukleinsäuren,
                                                                 wöhnlicher Traum. Ihre Eltern ermöglichten       kurz „DNA“, geriet aber in einen Kompetenz-
                                                                 Rosalind den Besuch der St. Paul’s Mädchen-      streit mit dem stellvertretenden Laborleiter
                                                                 schule. Dieses Internat hatte den Ruf, guten     Maurice Wilkins. Darin begründet sieht man
                                                                 naturwissenschaftlichen Unterricht anzubie-      heute die Ereignisse, die sie als Wissen-
                                                                 ten und legte großen Wert darauf, Mädchen        schaftlerin in den Hintergrund drängten und
                                                                 neben der Ehe noch andere Ziele zu vermit-       ihre Rolle bei der Entschlüsselung der DNA-
                                                                 teln. So konnte Franklin im Oktober 1938 in      Strukturen übersah. In wissenschaftlichen
                                                                 Cambridge inskribieren und qualifizierte sich    Aufsätzen standen ihre männlichen Kollegen
                                                                 durch hervorragende Noten sogar für ein Sti-     im Vordergrund, ihr Rolle wird damals als As-
                                                                 pendium. Sie erforschte die Struktur und das     sistentin und nicht als vollwertige Forscherin
                                                                 Verhalten von Atomen und Molekülen und           beschrieben.
                                                                 schloss ihr Studium 1941 ab.
                                                                 Die konservativen Strukturen in Cambridge        Die Jagd nach der Doppelhelix
                                                                 waren zu dieser Zeit noch ausgeprägt. Ob-
                   Rosalind Franklin vor dem Mikroskop           wohl Frauen dort seit 1860 zum Studium zu-       Anfang der 1950er Jahre war man der Ent-
                   im Jahr 1955.                                 gelassen waren, wurden sie nicht als vollwer-    schlüsselung der DNA-Struktur schon sehr
                   Bild: MRC Laboratory of Molecular Biology     tige Universitätsangehörige akzeptiert. Etwa     nahe. Theoretische Modelle wurden vorge-
                                                                 bei traditionellen Zeremonien erwartete man,     schlagen und Rosalind Franklin experimen-
                                                                 dass sie bei den Ehefrauen des Lehrkörpers       tierte mit hochreiner DNA, um die Anord-
                                                                 saßen und nicht den Platz neben ihren Kolle-     nung der Atome in diesen Ketten erklären zu
                                                                 gen einnahmen, der ihnen zustand.                können.
                      Leidenschaft für                           Die Familie wurde dann in den Sog des Zwei-      Dabei lernte sie an der Universität Cam-
                                                                 ten Weltkriegs gerissen. Die drei Brüder der     bridge die jungen Wissenschaftler James
                      Natur                                      Familie dienten im Militär und der Vater ver-    Watson und Francis Crick kennen, die da-
                                                                 schrieb sich der Unterstützung geflohener        mals am Anfang ihrer Karriere standen. Sie
                      Sie beeinflussen unser Denken, sie         deutscher Juden. Rosalind Franklin sah sich      gingen 1952 von drei Spiralketten aus, die
                      prägen unsere Sicht der Dinge und sie      in ihrer Familie dem Vorwurf ausgesetzt,         die DNA bilden sollten. Über Kollegen er-
                      inspirieren uns bis heute. Eine Spuren-    dass sie lieber forschen wolle, als ebenfalls    hielten Watson und Crick Zugang zu unver-
                      suche durch die Jahrhunderte fördert       Kriegsdienst etwa als Krankenschwester zu        öffentlichten Forschungsergebnissen von
                      klingende Namen zutage. Diese Men-         leisten. In einem Brief an ihren Vater erklärt   Rosalind Franklin und kombinierten rasch.
                      schen haben die Schönheit in der Na-       sie, dass sie angeboten hätte, ihre Promo-       Im April 1953 wurde von ihnen im renom-
                      tur für sich entdeckt und ihre Begeiste-   tion zu verschieben, jedoch ihre Forschungs-     mierten Fachjournal Nature die DNA-Doppel-
                      rung in berühmt gewordenen Werken          arbeit als kriegswichtig eingestuft worden       helix beschrieben. Dabei handelt es sich um
                      hinterlassen.                              wäre. Zu dieser Zeit arbeitete sie in einer      zwei schraubenförmige Molekülketten, die
                                                                 Forschungsgruppe, die sich mit der effizien-     ineinander verschlungen und durch Querver-
                                                                 ten Nutzung von Kohle auseinandersetzte.         bindungen stabilisiert sind.
20                 Im Gseis | Nationalpark Gesäuse
Sie können auch lesen