DAS TEAM HINTER DEN STARS

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DAS TEAM HINTER DEN STARS
NR. 7/2015, 20. FEBRUAR 2015                                                                                    DEUTSCHE AUSGABE

                                 Fédération Internationale de Football Association – Seit 1904

                   FC Basel: UEFA-Champions-League

            DAS TEAM                                                                       ZLATAN IBRAHIMOVIC
                                                                                           WERBESPOT FÜR
                                                                                           EINE GUTE SACHE

              HINTER                                                                       SEPP BLATTER
                                                                                           KEINE HALBHEITEN IM
                                                                                           KAMPF GEGEN RASSISMUS

           DEN STARS                                                                       KOLUMBIEN
                                                                                           ATLÉTICO NACIONAL
                                                                                           IST ZURÜCK

                                                                                                         W W W.FIFA.COM/ THEWEEKLY
DAS TEAM HINTER DEN STARS
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L

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              	Das Team im Hintergrund                                                       Nord- und Mittel-     Südamerika
                Im Rampenlicht eines grossen Fussballklubs                                    amerika               10 Mitglieder
                stehen die Spieler und der Trainer der 1. Mann-                               35 Mitglieder         www.conmebol.com
                schaft. Aber was geschieht hinter den Kulissen?                               www.concacaf.com
                Sarah Steiner über die Aufgaben und Arbeiten
                des Teams hinter dem Team beim FC Basel, dem
                Champions-League-Achtelfinalisten.

        18     	Boubacar Barry
                 Der Torhüter der Elfenbeinküste avancierte
                 im Finale des Afrika-Cups zum Helden.
                 “Es sind zu viele Emotionen für mich”,
                 sagt er im Interview.

       23       	 S epp Blatter
                   Nach den rassistischen Äusserungen und
                   Vorfällen von dieser Woche sagt FIFA-Präsident
                   Blatter: “Wir müssen immer und überall eine
                   klare Haltung haben, wenn es darum geht,
                   Diskriminierung zu bekämpfen.”                                                                 24  Frauenfussball
                                                                                                                  Sechs Spielerinnen, sechs
                                                                                                                  aussergewöhnliche Karrieren.

       35      	Günter Netzer
                 Geht es nach unserem Kolumnisten, ist das
                 österreichische Team an der EM 2016 dabei. In
                 seiner Analyse hebt Netzer vor allem die Arbeit
                 von Trainer Marcel Koller hervor.
                                                                       15  Kolumbien
                                                                       Atlético Nacional ist mit
                                                                       Pablo Zeballos auf dem Weg
                                                                       zur Titelverteidigung.

                              Das Team hinter den Stars
                              Die Aufnahme auf dem Cover zeigt
                              jubelnde Basel-Spieler in der Europa
                              League gegen den FC Valencia. Die
                              Partie wurde am 3. April 2014 in Basel
                              vor leeren Rängen ausgetragen.

                              Keystone / Georgios Kefalas
                                                                                                                                             Getty Images (2), imago, Keystone

                         The-FIFA-Weekly-App
                         The FIFA Weekly, das Magazin der FIFA,
                         erscheint jeden Freitag in vier Sprachen
                         und ist auch auf dem Tablet verfügbar.               Frauen-Weltmeisterschaft
                         http://www.fifa.com/mobile                           6. Juni–5. Juli 2015, Kanada

2   T H E F I FA W E E K LY
DAS TEAM HINTER DEN STARS
D I E WO C H E I M W E LT F U S S B A L L

                     Europa                                Afrika                                      Asien                               Ozeanien
                     54 Mitglieder                         54 Mitglieder                               46 Mitglieder                       11 Mitglieder
                     www.uefa.com                          www.cafonline.com                           www.the-afc.com                     www.oceaniafootball.com

                                                             29  Zlatan Ibrahimovic
                                                             Der PSG-Stürmer startet eine
                                                             geniale Kampagne des
                                                             Welternährungsprogramms
                                                             der UN.

17 Südafrika
Einmal mehr fragt sich die Premier Soccer
League: Wer stoppt die Kaizer Chiefs?

     Blue Stars/FIFA Youth Cup              U20-Weltmeisterschaft                     Beach-Soccer-Weltmeisterschaft           U17-Weltmeisterschaft
     13./14. Mai 2015, Zürich, Schweiz      30. Mai–20. Juni 2015, Neuseeland         9.–19. Juli 2015, Portugal               17. Oktober–8. November 2015, Chile

                                                                                                                                             T H E F I FA W E E K LY   3
DAS TEAM HINTER DEN STARS
© 2014 adidas AG. adidas, the 3-Bars logo and the 3-Stripes mark are registered trademarks of the adidas Group.

 THERE
WILL BE
ATERS
DAS TEAM HINTER DEN STARS
UNCOVERED

                                             Teamwork 1936 Arsenals Coach Tom Whittaker massiert Spieler Wilf Copping, links wartet Kollege N. W. Sidey.

                                                           Alles was zählt
                                                    M
                                                          an kennt die Szene aus dem Fernsehen: Der Spieler schaut den Reporter
                                                          mit weit geöffneten Augen an. Er atmet schnell. Schweiss tropft von seiner
                                                          Stirn. Gleich startet er seinen verbalen Siegeszug. Eine ganz besondere
                                                     Erklärung soll es sein, ein szeniger Beschrieb über die Entstehung des Tores
                                                     aus 25 Metern. Stattdessen: Ein langweiliges Zitat, so nüchtern gesprochen wie
                                                     ein Satz aus einer TV-Dokumentation über Mäusebussards. Das Team habe
                                                     gekämpft und tolle Arbeit geleistet, sagt er. Man denkt jetzt: Zum Teufel mit
                                                     dem Team.
                                                          Der Fan will guten Fussball sehen. Dann will er kantige Sprüche hören.
                                                     ­A nekdoten. Freche Analysen. Selbstlosigkeiten erscheinen ihm öde. Dabei ist
                                                     es gerade das, was am Schluss zählt im Fussball: Cristiano Ronaldo ist auf
                                                     einen feinen Passgeber angewiesen. Der wiederum auf einen begabten
                                                     Physiotherapeuten. Der Physiotherapeut liefert jedoch nur gute Arbeit ab,
                                                     wenn ihm der Vereinskoch reichhaltiges Essen kocht. Dieses Netz könnte man
                                                     hier weiterspinnen, bis die letzte Person, das letzte Rädchen im Getriebe,
                                                     seine Erwähnung fände.
H. Allen/Topical Press Agency/Getty Images

                                                          Der FC Basel, der grösste Schweizer Klub, beschäftigt 250 Angestellte. Im
                                                     Rampenlicht stehen jedoch nur die Profispieler, der Cheftrainer, der Manager
                                                     und der Präsident. Unsere Reportage von Sarah Steiner dokumentiert die Auf-
                                                     gaben des Teams hinter dem Team (ab Seite 6). Å

                                                                                                                       Alan Schweingruber

                                                                                                                                                           T H E F I FA W E E K LY   5
DAS TEAM HINTER DEN STARS
FC BASEL

EIN RÄDCHEN GREIFT

VORNAME, NAME: Gustav Nussbaumer II
GEBURTSDATUM: 21. Dezember 1952 II
BEIM FCB TÄTIG ALS: Teammanager II TÄTIG SEIT: 1968 (als Junior) II
AUSBILDUNG: Dipl. Kulturingenieur ETH II HERKUNFT: Schweiz II SEIN FCB-MOMENT: Erster Meistertitel
und Cupsieg nach 22 Jahren und die darauffolgende “Räppli-Parade” in der Steinenvorstadt in Basel II
ZAHL: Organisiert 70 Anlässe pro Monat ausserhalb des Trainings- und Spielbetriebes. II
6   T H E F I FA W E E K LY
DAS TEAM HINTER DEN STARS
FC BASEL

INS ANDERE
                                                                         Im Rampenlicht stehen
                                                                         die Stars. Aber sie alle sind
                                                                         auf eine Mannschaft
                                                                         ­angewiesen, die im Hinter-
                                                                          grund schuftet. Eine Repor-
                                                                          tage aus den Katakomben
                                                                          des Champions-League-Klubs
                                                                          FC Basel.

                                                                         Sarah Steiner (Text) und
                                                                         Kostas Maros (Fotos), Basel

                                                                         B
                                                                                        lau-rote Trikots drehen im
                                                                                        Schaum, die Luft riecht nach e­ iner
                                                                                        Mischung aus Schweiss, ­     R asen
                                                                                        und Waschmittel, das Neonlicht
                                                                                        wirft sein gleissendes Licht auf die
                                                                                        chromstählernen Trockner. Inmit-
                                                                                        ten von Wäsche­    bergen sortiert
                                                                                        Christine Castioni Stulpen und
                                                                                        Hosen. Diejenigen mit den schlim-
                                                                                        men Flecken auf den einen, die
                                                                                        weniger verschmutzten auf den
                                                                                        anderen Haufen. “Klar habe ich so
                                                                         meine Tricks für die argen Flecken”, lacht die
                                                                         49-Jährige. Seit 24 Jahren wäscht sie für den FC
                                                                         Basel. Arbeit gibt es immer, 7 Tage die Woche.
                                                                             Es rumpelt im Gang. Geschrei, Gelächter.
                                                                         Und statt der nächsten Ladung Wäsche kommt
                                                                         im Rollcontainer Teammanager Gustav Nuss-
                                                                         baumer angefahren. Gestossen von Breel Em-
                                                                         bolo und Robin Huser – beide ehemalige Nach-
                                                                         wuchsspieler des FCB, die diese Saison den
                                                                         Sprung in die 1. Mannschaft geschafft haben.
                                                                         Der Wagen kippt, Huser liegt flach auf dem
                                                                         Boden, Nussbaumer sitzt noch halb im Con­
                                                                         tainer, Embolo hält sich vor Lachen den Bauch.
                                                                         Die familiäre Stimmung beim FCB, sie ist nicht
                                                                         gespielt. “Für die Jungen nehme ich eine Art
                                                                         Vaterrolle ein”, sagt Nussbaumer. Es scheint
                                                                         nur logisch, verfolgt er doch ihre Entwicklung
                                                                         jeweils hautnah. 46 Jahre verbinden ihn mit
                                                                         dem Verein. Viele Spieler sind seither gekom-
                                                                         men, auch er selbst war Junior beim FCB, viele
                                                                         sind gegangen – am Schluss tun dies fast alle.
                                                                         Nussbaumer blieb. Und machte daraus seine
                                                                         Lebensaufgabe.

                                                                              Schuhe der Spieler sind tabu
                                                                         Auch Busfahrer Marcel Ammann ist schon
                                                                         seit jeher mit dem Verein verbunden. “Mit sie-
                                                                         ben Jahren war ich das erste Mal im Stadion,
                                                Kostas Maros / 13Photo

                                                                         ­seither ist der FCB mein Verein”, erzählt er.
                                  Entspannt                               Das riesige Logo auf dem Rückfenster lässt
       Teammanager Gustav Nussbaumer (m.)                                 keine Frage offen, welcher Bus hier gefahren
                    mit seinen Schützlingen                               kommt. Ammann trägt als Fahrer eine riesige
           Breel Embolo (l.) und Robin Huser.
                                                                          Verantwortung. “Der Druck ist gross. Aber

                                                                                                   T H E F I FA W E E K LY   7
DAS TEAM HINTER DEN STARS
FC BASEL

                ”Was meine
                 Ziele sind?
           Beim FC Basel bleiben.”
                   Waschfrau
                Christine Castioni

­ igentlich ist es völlig egal, ob Messi oder ein
e
Kindergartenkind im Bus sitzt, mein Job
bleibt derselbe. Ich muss meine Gäste sicher
ans Ziel bringen.” Abertausende von Kilome-
tern ist er schon gefahren, sei es das Team an
Auswärtsspiele in der Schweiz oder das Mate-
rial ins Trainingslager nach Spanien.
     Unmengen an Bällen, Trikots, Schuhen und
weiteren Trainingsutensilien braucht ein Team,
um zu trainieren. Verantwortlich, dass nichts
vergessen geht, ist in Basel unter anderem
Mauro Vivarelli. “Für die Spieler ist das Mate-
rial von höchster Wichtigkeit. Sie müssen da-
mit arbeiten und tragen ihm auch entspre-
chend Sorge”, sagt der 53-jährige Italiener.
Akribisch genau sortiert er Trikots, pumpt
Bälle, zählt Pylonen. Er weiss, welcher Spieler
welches Material braucht. Kommen die Fuss-
baller in die Garderobe, finden sie fein säuber-
lich ihre Sachen aufgereiht vor ihrem Spind.
Einzig die Schuhe sind Sache des Spielers. “Sie
sind ihr wichtigstes Werkzeug und deswegen in
ihrer eigenen Verantwortung”, sagt Vivarelli.

    Verletzungsrisiko minimieren
Wieder ist Gelächter zu hören. Es kommt aus
dem Physiotherapieraum. Drei Spieler liegen
auf den Massageliegen. Muskelbepackte Ober-
schenkel und Rücken werden bearbeitet. Lö-
sen, massieren, aufbauen. Alignment ist der
neue Ansatz der Physiotherapie. “Mit Manipu-
lations- und Mobilitätstechniken versuchen
wir, den Körper des Spielers im Gleichgewicht
zu halten”, erklärt Nico Unternährer. Jeden Tag
stehen vor dem Training Präventionsübungen
auf dem Programm. Das Verletzungsrisiko zu
minimieren, hat oberste Priorität. Sollte sich
ein Spieler trotzdem verletzen, spielen die The-
rapeuten eine Hauptrolle im G­ enesungsprozess.     VORNAME, NAME: Christine Castioni II
“Es ­entsteht eine sehr intensive Beziehung.
                                                    GEBURTSDATUM: 28. Juni 1965 II
Wir sind dann über Wochen oder Monate hin-
weg jeden Tag mit ihm zusammen, arbeiten,
                                                    BEIM FCB TÄTIG ALS: Waschfrau II TÄTIG SEIT: 1991 II AUSBILDUNG: Schuhverkäuferin II
bauen auf. Machen kleine Schritte vorwärts          HERKUNFT: Schweiz II
und versuchen einen Rückschritt zu verhin-          IHR FCB-MOMENT: Der Wiederaufstieg in die Nationalliga A 1994 II
dern. Es kommt vor, dass der Spieler seinen         ZAHL: Wäscht 90 kg Wäsche pro Training. II
8   T H E F I FA W E E K LY
DAS TEAM HINTER DEN STARS
FC BASEL

                                                                                                                  ”Es ist ein Spagat, den
                                                                                                                 wir machen. Wir bewegen
                                                                                                                uns zwischen dem FC Aarau
                                                                                                                     und Real Madrid.”
                                                                                                                          Präsident
                                                                                                                       Bernhard Heusler

                                                                                                         Frust auch an uns auslässt, das ist völlig nor-
                                                                                                         mal”, sagt Unternährer. Die körperliche Ge-
                                                                                                         sundheit geht mit der geistigen einher. Der
                                                                                                         Physio- als Psychotherapeut.
                                                                                                              Wissenschaft und Sport im Doppelspiel.
                                                                                                         Nacho Torreño ist von dieser Kombination über-
                                                                                                         zeugt. Der Spanier hat einen Masterabschluss in
                                                                                                         Athletic Science Research und hat als 1. Assis-
                                                                                                         tenztrainer beim FCB viele Neuerungen einge-
                                                                                                         führt. Dies hat auch bei den Spielern zu einem
                                                                                                         Umdenken geführt. Mit GPS-Geräten und Puls-
                                                                                                         frequenzuhren führt er Messungen des Leis-
                                                                                                         tungspotenzials durch, sogar der Schlaf wird
                                                                                                         analysiert. “Nach anfänglicher Skepsis sind die
                                                                                                         Spieler begeistert. Sie kommen und wollen wis-
                                                                                                         sen: Wie viel bin ich gerannt, wie habe ich mich
                                                                                                         erholt?”, so der 39-Jährige. Seit letztem Jahr
                                                                                                         sind er und der Rest des Trainerstabs beim FCB.
                                                                                                         Gemeinsam haben sie schon in Ungarn und Is-
                                                                                                         rael gearbeitet, sind zu einem eingeschworenen
                                                                                                         Team geworden. “Wir verbringen täglich zwölf
                                                                                                         Stunden miteinander, sieben Tage die Woche –
                                                                                                         sie sind meine zweite Familie”, sagt Torreño.

                                                                                                             Mal Brügglifeld, mal Bernabéu
                                                                                                         So lässt sich beim FCB vieles erklären. Mit
                                                                                                         Gemeinschaft, Verbundenheit, Identität. Es
                                                                                                         verwundert deswegen nicht, wenn Marco
                                                                                                         Streller, Kapitän des Teams und mit Unter-
                                                                                                         brüchen seit 15 Jahren in Basel, sagt: “Wir
                                                                                                         sind gemeinsam zu dem geworden, was wir
                                                                                                         heute sind. Vom kleinen Nationalliga-B-Ver-
                                                                                                         ein zu dem Klub, der heute in der Champions
                                                                                                         League unter den besten 16 Mannschaften
                                                                                                         Europas ist.” Er weiss, dass es dafür nicht
                                                                                                         nur die Fussballer gebraucht hat. “Ohne das
                                                                                                         Team hinter dem Team, wäre es nicht mög-
                                                                                                         lich. Es ist entscheidend.”
VORNAME, NAME: Bernhard Heusler II                                                                           Der Mann, der beim FC Basel die Fäden zu-
                                                                                                         sammenhält, Klubpräsident Bernhard Heusler,
GEBURTSDATUM: 27. Dezember 1963 II
                                                                                                         weiss das nur zu gut. In seiner Verantwortung
BEIM FCB TÄTIG ALS: Präsident II TÄTIG SEIT: 2003, Operativer Leiter seit 2009, Präsident seit 2012 II   liegt es, dass optimale Bedingungen geschaffen
AUSBILDUNG: Anwalt (Dr. iur.) II HERKUNFT: Schweiz II                                                    werden. “Wir müssen dafür sorgen, dass wir die
SEIN FCB-MOMENT: Finalissima in Bern 2010 II ZAHL: 3 Heimsiege gegen Manchester United,                  Kooperation des Teams stärken. Alle ­Mitarbeiter
Chelsea FC und Liverpool FC in den 3 vergangenen Champions-League-Teilnahmen II                          müssen wissen, dass das Interesse des Klubs im

                                                                                                                                  T H E F I FA W E E K LY   9
DAS TEAM HINTER DEN STARS
FC BASEL

                “Es ist völlig egal,
                ob Messi oder ein
           ­Kindergartenkind im Bus
              sitzt, mein Job bleibt
                     ­derselbe.”
                    Busfahrer
                  Marcel Ammann

Vordergrund steht. Denn das Image des Ver-
eins hängt mit der Wirtschaftlichkeit zusam-
men”, erklärt er. Vor allem weil der FC Basel ein
Klub aus der kleinen Schweiz ist, verblüfft sein
internationaler Erfolg. 1988 noch spielte er in
der Nationalliga B, der Wiederaufstieg erfolgte
1994. Seit 2002 holte sich der FCB neun Meis-
tertitel, sechs Cupsiege, war fünfmal in der
Champions League und 2013 im Halbfinale der
Europa League. “Es ist ein Spagat, den wir ma-
chen”, sagt Heusler. “Wir bewegen uns zwi-
schen dem FC Aarau und Real Madrid, zwi-
schen dem kleinen Stadion Brügglifeld und
dem Berna­béu.” Doch dieser Spagat scheint zu
gelingen. Sicher auch weil es Spieler gibt wie
Streller, die Sätze sagen wie: “Wir müssen de-
mütig sein und diese Demut auch den jungen
Spielern mit auf den Weg geben”.

     Jeder hat einen persönlichen Plan
  Intelligenz spielt im heutigen Fussballgeschäft
eine wichtige Rolle. Der Konkurrenzkampf ist
gross. Die Stars setzen alles daran, die Komple-
xität des Spiels, aber auch des eigenen Körpers,
zu verstehen. Das ist entscheidend. “Sie wollen
so lange wie möglich Profifussball spielen. Da-
mit dies gelingt, müssen sie verstehen, wie ihr
Körper arbeitet, wie sie trainieren, aber auch
sich erholen müssen. Sie müssen lernen, warum
es wichtig ist, früh ins Bett zu gehen und nicht
vor dem TV zu sitzen”, erklärt Torreño. Die In-
tegration der Spieler ist entscheidend. Der
­A ssistenztrainer spricht nicht bloss aus der
 Theorie. Er selbst war Spieler, zwar ohne viel
 Talent, wie er selber sagt, aber er kennt den
 Sport auch aus der Praxis.
     Jedes Wochenende Meisterschaft, dazu
 kommen der Pokal und die internationalen Be-
 gegnungen. Die Doppel- oder gar Dreifachbe-         VORNAME, NAME: Marcel Ammann II
 lastung zehrt an den Kräften. Diese gilt es best-
                                                     GEBURTSDATUM: 2. Juli 1970 II
 möglich einzuteilen. “Jeder Spieler hat seinen
 persönlichen Plan. Die Dosierung muss stim-
                                                     BEIM FCB TÄTIG ALS: Chauffeur der 1. Mannschaft II TÄTIG SEIT: 2005 II AUSBILDUNG: Lastwagenchauffeur II
 men”, sagt Unternährer. Der Physiotherapeut         HERKUNFT: Schweiz II SEIN FCB-MOMENT: Die Einladung des Vereins an das Auswärtsspiel an der
 arbeitet seit über zehn Jahren im Fussballme-       Anfield Road gegen den Liverpool FC II
 tier. Immer schon war es sein Traum, seinen         ZAHL: Fährt 15 000 km pro Saison. II
10   T H E F I FA W E E K LY
FC BASEL

                                                                                                                         “Ich bin nur ein
                                                                                                                       kleines Rädchen im
                                                                                                                     Getriebe. Aber ohne die
                                                                                                                      kleinen funktioniert
                                                                                                                           es ja nicht.”
                                                                                                                            Materialwart
                                                                                                                           Mauro Vivarelli

                                                                                                           Beruf mit dem Sport zu verbinden. “Aber ich
                                                                                                           wusste, es ist sehr unrealistisch, eine Anstel-
                                                                                                           lung zu finden”, erzählt er. Doch der Traum
                                                                                                           erfüllte sich. Beim FC Zürich profitierte er von
                                                                                                           der jahre­langen Erfahrung des Niederländers
                                                                                                           Ad van den Bergh. “Eine gute Ausbildung und
                                                                                                           Erfahrung sind das A und O. Einerseits medi-
                                                                                                           zinisch und therapeutisch, andererseits auch
                                                                                                           menschlich. Denn auch wir stehen unter einem
                                                                                                           grossen Druck”, sagt Unternährer.

                                                                                                               Die 15-Stunden-Tage
                                                                                                           Die Spieler sind inzwischen gegangen. Mauro
                                                                                                           Vivarelli startet seinen letzten Gang durch die
                                                                                                           Kabine. Viel Zeit bleibt ihm nicht, er muss die
                                                                                                           Videoaufnahmen vom Training schneiden.
                                                                                                           Denn zusätzlich zu seinem Materialjob, ist Vi-
                                                                                                           varelli beim FCB zuständig für das Technical
                                                                                                           Filming. “Damit unser Videoanalyst die Spieler
                                                                                                           bewerten, Laufwege anschauen und Situatio-
                                                                                                           nen beurteilen kann, muss er das gesamte Spiel-
                                                                                                           feld sehen”, erklärt er. So baut er bei vielen Trai-
                                                                                                           nings seine Kamera auf und fängt die Spieler
                                                                                                           bei der Arbeit ein. Ein bisschen wie die Jung-
                                                                                                           frau zum Kind sei er zu dieser Aufgabe gekom-
                                                                                                           men. Bei seinem früheren Verein habe eine
                                                                                                           Kamera herumgelegen und der Coach habe ihn
                                                                                                           gefragt, ob er nicht ein Spiel filmen könne. “Aus
                                                                                                           diesem Versuch ist mein Job geworden und so
                                                                                                           kam ich zum FCB. Natürlich bin ich nur ein klei-
                                                                                                           nes Rädchen im grossen Getriebe. Aber ohne
                                                                                                           die Kleinen funktioniert es ja nicht”, lacht er.
                                                                                                               Die Tage sind lang beim FCB. Für alle
                                                                                                           Mitarbeitenden. Dies vor allem auch an
                                                                                                           Spieltagen. Viel Vorbereitung ist notwendig,
                                                                                                           viel Vorlaufzeit. Auch für den Busfahrer be-
                                                                                                           ginnt der Tag an einem Auswärtsspiel früh.
                                                                                                           “15-Stunden-Tage sind keine Seltenheit”, sagt
VORNAME, NAME: Mauro Vivarelli II                                                                          Ammann. Er trägt, serviert, fährt, putzt – ist
                                                                                                           Mädchen für alles. Doch das stört ihn nicht.
GEBURTSDATUM: 21. Januar 1962 II
                                                                                                           “Es macht mich stolz, den FCB zu fahren”,
BEIM FCB TÄTIG ALS: Materialwart, Technical Filming II TÄTIG SEIT: 2011 II AUSBILDUNG: Automechaniker II   sagt er. Und auch wenn sich die Verhältnisse
HERKUNFT: Italien II                                                                                       auf den Strassen in den letzten Jahren geän-
SEIN FCB-MOMENT: Jeder einzelne Tag II                                                                     dert hätten – die Aggressivität im Verkehr sei
ZAHL: Pumpt 40 Bälle pro Training. II                                                                      grösser geworden, jeder wolle Polizist spielen,

                                                                                                                                      T H E F I FA W E E K LY   11
FC BASEL

               ”Erfahrung ist das
           A und O. Einerseits medizi-
           nisch und therapeutisch,
            ­andererseits aber auch
                  menschlich.”
                 Physiotherapeut
                 Nico Unternährer

telefoniere und schreibe SMS – so ist der
Kontakt zu den Spielern und die Herzlichkeit
im Team Lohn genug für den Fahrer. “Und es
ist noch nie etwas Schlimmes passiert, das
ist das Wichtigste.“
    Man hat das Gefühl, dass beinahe jeder
beim FCB seinen Beruf als Berufung sieht.
“Es ist ein grosses Privileg, mit jungen Men-
schen zu arbeiten, die motiviert sind und
alles für ihren Traum geben”, sagt beispiels-
weise Teammanager Nussbaumer. Seine Au-
gen leuchten, wenn er von seiner Arbeit er-
zählt. Sein Pensum ist immens. Er hält dem
Coach den Rücken frei, organisiert die Anrei-
se an die Spiele, die Hotels, die Teamessen,
die Testspiele, beantwortet Anfragen, orga-
nisiert Sprachunterricht für die Spieler,
kümmert sich um Ticketwünsche des Staffs.
Und das alles aus einem Büro in den Kata-
komben des Stadions. Ein kleiner Raum, kein
Fenster, Neonlicht. “Zu mehr hat’s nicht ge-
reicht”, lacht er und relativiert, dass er natür-
lich ein schönes, helles Büro auf der Ge-
schäftsstelle haben könnte, dann jedoch der
Kontakt zur Mannschaft fehlen würde. Und
der sei essenziell. “Es geht nicht nur um Titel
und Erfolge. Für mich sind es die alltäglichen
Erlebnisse und Begegnungen, die ich brau-
che, die Lohn genug sind, für die Arbeit, die
ich mache”, sagt Nussbaumer.

    Fast kitschige Harmonie
Die letzte Wäsche des Tages dreht gerade ihre
Runden im Trockner. Bald ist auch der Arbeits-
tag von Christine Castioni zu Ende. Die Trikots
sind gewaschen, fein säuberlich zusammenge-
legt und versorgt. Alles ist bereit für den neuen
Tag. Auf die Frage, was ihre Ziele seien, ant-
wortet die 49-Jährige: “Noch mehr Spieler in        VORNAME, NAME: Nico Unternährer II
die 1. Mannschaft zu bringen und weiterhin
                                                    GEBURTSDATUM: 17. Oktober 1973 II BEIM FCB TÄTIG ALS: Physiotherapeut II TÄTIG SEIT: 2009 II
internationale Erfolge feiern zu dürfen.” Dass
die Frage auf sie persönlich abgezielt hat,
                                                    AUSBILDUNG: Physiotherapeut und Osteopath D.O.T. II HERKUNFT: Schweiz II
merkt sie im ersten Augenblick nicht. Mit ei-       SEIN FCB-MOMENT: Der gewonnene Elfmeter-Krimi im Viertelfinal-Rückspiel der
nem herzlichen Lachen sagt sie dann: “Sie mei-      Europa League gegen Tottenham Hotspur II
nen meine Ziele? Beim FCB bleiben!”                 ZAHL: Macht 5 Tapes pro Tag. II
12   T H E F I FA W E E K LY
FC BASEL

                                                                                                           “Die Spieler wollen
                                                                                                                 ­wissen:
                                                                                                        Wie viel bin ich gerannt?
                                                                                                       Wie habe ich mich erholt?”
                                                                                                             Assistenztrainer
                                                                                                              Nacho Torreño

                                                                                                   Und so scheint das Motto der Muttenzer-
                                                                                               kurve – der treusten Fans des FC Basel – auch
                                                                                               im Verein zu leben. “Rot ist unsere Liebe –
                                                                                               blau die ewige Treue.” Es ist fast ein bisschen
                                                                                               kitschig, man mag es beinahe nicht glauben
                                                                                               und sucht den Fehler. Doch man findet ihn
                                                                                               nicht. Das Team hinter dem Team harmo-
                                                                                               niert, arbeitet und funktioniert. Die Rädchen
                                                                                               drehen sich, und eines greift ins andere.
                                                                                               ­Jeden Tag. Immer wieder. Å

                                                                                                FC BASEL 1893
                                                                                                Zahlen und Fakten

                                                                                                Gründung:	15. November 1893
                                                                                                Stadion:	
                                                                                                         St. Jakob-Park, 38 512 Plätze
                                                                                                Trainer:	
                                                                                                         Paulo Sousa
                                                                                                Präsident:	
                                                                                                           Bernhard Heusler
                                                                                                Schweizer Meister: 1953, 1967, 1969, 1970,
                                                                                                1972, 1973, 1977, 1980, 2002, 2004, 2005,
                                                                                                2008, 2010, 2011, 2012, 2013, 2014
                                                                                                Schweizer Pokalsieger: 1933, 1947, 1963,
                                                                                                1967, 1975, 2002, 2003, 2007, 2008, 2010, 2012
VORNAME, NAME: Nacho Torreño II                                                                 Internationale Erfolge (Auswahl):
                                                                                                Champions League:
GEBURTSDATUM: 21. Januar 1976 II BEIM FCB TÄTIG ALS: Assistenztrainer II TÄTIG SEIT: 2014 II    2002 Zwischenrunde
AUSBILDUNG: Master in Athletic Sciences Research II                                             2008, 2010, 2014 jeweils Gruppenphase
HERKUNFT: Spanien II                                                                            2011 Achtelfinale
                                                                                                Europa League:
SEIN FCB-MOMENT: Steht uns vielleicht noch bevor. II                                            2013 Halbfinale
ZAHL: Analysiert 25 Spieler pro Tag. II
                                                                                                                        T H E F I FA W E E K LY   13
BLICK IN DIE LIGEN

                                              I                         N                           S                            I                       D                                    E
                                              Kolumbien: Categoría Primera A                  Nacional siegte 2:1, weil Osorio so gut einge-   Nacionals Torhüter Franco Armani zu und
                                                                                              wechselt und Zeballos so zuverlässig seinen      schob den Ball doch ein paar Zentimeter
                                              Na c io n a l w i e d e r                       Job erledigt hatte. Der 28 Jahre alte Stürmer    am linken Pfosten vorbei. Was folgte, war
                                                                                              aus Paraguay, im Dezember von Botafogo           vier Minuten vor Schluss die perfekte
                                              i n der Spu r                                   verpflichtet, war zuvor schon als Schütze        Zusammenarbeit zwischen Copete und
                                                                                              zum 1:0 für die Mannschaft aus Medellín in       Zeballos. Sie katapultierte Nacional an die
                                                             Sven Goldmann ist Fussball-­     Erscheinung getreten.                            Tabellenspitze.
                                                             experte beim “Tagesspiegel” in
                                                             Berlin.                          Nach vier Spieltagen steht der kolumbiani-       Ein bisschen dient dieses Zwischenhoch auch
                                                                                              sche Rekordmeister schon wieder da, wo er        als Kompensation für die Enttäuschungen der
                                                              Am Ende war auch ein            dem eigenen Selbstverständnis nach hinge-        vergangenen Wochen und Monate. Die
                                                              bisschen Glück im Spiel. Es     hört, nämlich auf Platz 1 der 20 Klubs           schwarze Serie begann schon im Dezember,
                                              begann damit, dass Juan Carlos Osorio Mitte     starken Liga. Es war allerdings nicht gerade     als Nacional sich im Finale der Copa Sudame-
                                              der zweiten Halbzeit eine Eingebung hatte       ein glanzvoller Sieg. Envigado, das Überra-      ricana Argentiniens Meister River Plate
                                              und Jonathan Copete als Joker ins Spiel         schungsteam dieser frühen Phase des              geschlagen geben musste. Es folgten zwei
                                              brachte. Da hatte der Trainer von Atlético      Torneo Apertura, hatte vor 8000 Zuschau-         Niederlagen binnen einer Woche in den
                                              Nacional ein feines Händchen, denn der          ern daheim im Estadio Polideportivo Sur          entscheidenden Spielen in der Endrunde des
                                              Flügelstürmer Copete machte genau das, was      keineswegs weniger vom Spiel. Die erste          Torneo Clausura gegen Atlético Huila und
                                              er machen sollte: dribbeln und flanken. Kurz    Saisonniederlage nach zwei Siegen und            Independiente Santa Fe aus der Hauptstadt
                                              vor Schluss hob er den Ball von der linken      einem Unentschieden kam recht unglück-           Bogotá. Die nächste Enttäuschung folgte im
                                              Seite so geschickt in den Strafraum des         lich zustande. Denn nachdem Zeballos             Januar. Im Finale der Superliga de Colombia
                                              Envigado Fútbol Club, dass sein Kollege         schon in der Anfangsphase die erste Chan-        triumphierte nach zwei schwer umkämpften
                                              Pablo Zeballos nur noch den Fuss hinhalten      ce zum Führungstor für Nacional genutzt          Spielen die Konkurrenz von Santa Fe. Erst im
                                              musste. Und das, obwohl er doch von drei        hatte, schaffte Yony González schnell den        Februar wendeten sich die Dinge mit dem
                                              Gegenspielern umzingelt war. Kurz darauf        Ausgleich. In der zweiten Halbzeit bot sich      Start in die Categoría Primera A zum Besse-
                                              zappelte der Ball im Netz, und vier Minuten     Cristian Arango sogar die grosse Chance          ren. Dank der ersten beiden Saisontore von
                                              später war das Spitzenspiel der Categoría       zum Führungstor für Envigado. Aus halb-          Pablo Zeballos, dem neuen Torjäger aus
                                              Primera A auch schon vorbei. Atlético           rechter Position lief er unbedrängt auf          Paraguay. Å
Leon Monsalve / LatinContent / Getty Images

                                                                                                                                                            Auftrag erfüllt Neuzugang Pablo
                                                                                                                                                            Zeballos trifft für Atlético Nacional.

                                                                                                                                                                         T H E F I FA W E E K LY     15
Österreich: Bundesliga

F ü n f E l f m e te r i n
z we i S p i e l e n
                    Andreas Jaros ist freier Autor
                    und lebt in Wien.

                  Neun Wochen dauerte die
                  Winterpause in Österreich.
                  Gegen Ende wurde die Warte-
zeit mit einem Schuss Aktionismus verkürzt.
Rekordmeister Rapid inszenierte den Spaten-
stich für sein in der Saison 2016/17 bezugsfer-
tiges Allianz-Stadion als Staatsakt: Bundes-
präsident Heinz Fischer, ranghöchster
Anhänger der Grün-Weissen, tanzte an und
schwang die Schaufel, was als Aufwärmen für
seinen abendlichen Opernball-Besuch viel-
leicht gar keine so üble Idee war.

Und auch die Liga selbst bastelt an ihrer
Zukunft. In einer gläsernen Event-Box, hoch
über Wien, verkündete Vorstand Reinhard
Herovits seine Visionen: “Ein fixer Startplatz
in der Champions League, ein Zuschauer-
schnitt von 10 000 und ein Imagewandel – weg
von der Operettenliga, hin zum Vorbild im
österreichischen Sport”. Ergänzend ahnte
Liga-Präsident Hans Rinner: “Die Infrastruk-
tur ist der Schlüssel zum Erfolg.”

Natürlich geschehen Revolutionen nicht über
Nacht. Daher setzte es nur wenige Tage nach
dem Talk im Turm die erste Spielabsage:
Grödig, ein ambitionierter Dorfverein ohne
Rasenheizung, bekam Schnee und Eis nicht
rechtzeitig vor dem Spiel gegen Sturm Graz
vom Grün. Frustriert darüber, entzog die Liga        Viel Arbeit Schiedsrichter Dominik Ouschan zeigt Ried-Spieler Gernot Trauner die Rote Karte.
Grödig am 18. Februar mit sofortiger Wir-
kung die Zulassung für Bewerbsspiele der
höchsten Spielklasse!

Ebenso turbulent ging es zum Auftakt an              Austria, gepfiffen – allerdings wurden beide               Punkte Rückstand. Die Mozartstädter, die
zwei weiteren Schauplätzen zu: Im Wiener             vergeben. Sowohl Alexander Grünwald als                    im Winter die Stützen Kevin Kampl (Borus-
Happel-Stadion profitierte Rapid beim 3:0            auch Deutschland-Heimkehrer Raphael                        sia Dortmund) und Alan (Guangzhou Ever-
gegen Lieblingsgegner Ried von unglaubli-            Holzhauser scheiterten am famosen Wolfs-                   grande/China) verloren, begnügten sich beim
chen drei Elfmetern innerhalb von 28 Minu-           berg-Torhüter Alexander Kofler. Für Wolfs-                 Spiel gegen Wiener Neustadt mit einem 2:0,
ten und von zwei Ausschlüssen. Deni Alar             berg bedeutete das erste Tor von Michael                   dem zehnten Sieg en suite gegen die Nie-
(2) und Robert Beric verwandelten die                Berger in seinem 33. Bundesligamatch das                   derösterreicher. Jonatan Soriano gelang ein
Elfmeter, womit die Premiere des Frei­               erste Drei-Punkte-Spiel nach acht Meister-                 Doppelpack für die Bullen. Auch die besse-
stosssprays ziemlich unterging und den               schaftspartien und nach einem vorangegange-                ren Teams werden den Spanier nicht stoppen
schäumenden Oberösterreichern auch im                nen 4:0 und 2:0 den dritten Zu-Null-Saisoner-              können – der 29-jährige Ballermann wird im
36. (!) Anlauf der erste Meisterschaftssieg          folg gegen den Meister von 2013.                           Mai wieder den Meisterteller und den Schüt-
bei Rapid verwehrt blieb.                                                                                       zentitel abstauben. Å
                                                     Wie auch Altach aus Vorarlberg (2:0 gegen
In Klagenfurt wurden immerhin zwei Straf-            Admira) haben die Kärntner als erster
                                                                                                                                                              imago

stösse für den zweiten Wiener Grossklub, die         Verfolger von Red Bull Salzburg weiter acht

16   T H E F I FA W E E K LY
Südafrika: Premier Soccer League                  Erfolg verpassten sie nur knapp eine neue        Auch die Sundowns legten einen eher
                                                                                  Rekord-Siegesserie in der Liga. Einen Spieltag   schwachen Start in die Champions League
                                Si n d d i e C h i e fs                           vor Schluss machten sie den Titel perfekt.       2015 hin. Im Hinspiel der ersten Runde
                                                                                                                                   gegen die Teilzeitfussballer von St. Michel
                                n o c h e i n z u h o l e n?                      Das Kartenhaus der Chiefs fiel durch Verlet-     United (Seychellen) kam man auswärts
                                                                                  zungen von Schlüsselspielern und die Kon-        über ein 1:1 nicht hinaus. In der heimischen
                                                Mark Gleeson ist Journalist und   zentration auf die CAF-Champions-League          Liga kommt der Klub jedoch langsam
                                                Fussball-Kommentator und lebt     2014 in sich zusammen. Die Reisen durch den      wieder in Fahrt und konnte die letzten drei
                                                in Kapstadt.                      gesamten Kontinent brachten Verletzungen         Spiele für sich entscheiden. Ausserdem
                                                                                  und Erschöpfungserscheinungen mit sich.          haben die Sundowns einen viel breiter
                                                Normalerweise ist es kaum         Diese Erfahrung hat das Team gezeichnet,         aufgestellten Kader, sodass es ihnen leich-
                                                vorstellbar, dass ein Klub, der   und so geht man nun nach achtwöchiger            ter fallen dürfte, sich gleichzeitig auf das
                                nach gut der Hälfte der Saison mit 15 Punkten     Pause mit etwas Vorsicht in die restlichen       Rennen in der heimischen Liga und die
                                Vorsprung an der Tabellenspitze rangiert, die     Saisonspiele. Seit der Wiederaufnahme des        ersten K.-o.-Runden in der Champions
                                Meisterschaft noch verspielt. In der Regel ist    Spielbetriebs haben die Chiefs bereits Punkte    League zu konzentrieren.
                                das ein grundsolides Polster. Doch beim weit      liegen lassen, und der Vorsprung beträgt nur
                                enteilten südafrikanischen Tabellenführer         noch 10 Punkte. Allerdings sind sie elf Spiel­   Aussenseiterchancen dürfen sich im Titel-
                                Kaizer Chiefs wird man sich noch lebhaft          tage vor Schluss noch immer ungeschlagen.        kampf der südafrikanischen Liga auch noch
                                daran erinnern, dass man in der letzten                                                            Bidvest Wits auf Platz 3 und die Orlando
                                Saison einen ähnlich hohen Vorsprung              Auch in diesem Jahr nimmt der Klub wieder an     Pirates auf Platz 4 ausrechnen. Allerdings
                                verspielte und am Ende mit leeren Händen          der Champions League teil und erreichte im       müssten sie praktisch alle verbleibenden
                                dastand. Den Titel in Südafrikas Premier          Hinspiel der ersten Runde gegen die Township     Spiele gewinnen, um die Chiefs noch einzu-
                                Soccer League holten sich nach einer fulmi-       Rollers aus dem benachbarten Botswana einen      holen. Eric Tinkler, der Trainer der Pirates,
                                nanten Aufholjagd die Mamelodi Sundowns.          knappen 2:1-Heimsieg. Dieses Mal sind die        brachte es in der vergangenen Woche auf
                                                                                  Sundowns allerdings ebenfalls im afrikani-       den Punkt: “Der Klub, der die Liga gewinnt,
                                In der letzten Saison hatten die Chiefs bereits   schen Wettbewerb vertreten, während sie vor      verliert normalerweise in der Saison etwa
                                elf Punkte Vorsprung vor den Sundowns             zwölf Monaten keine weiteren Verpflichtungen     vier bis fünf Spiele. Die Chiefs haben bis-
                                gehabt, mussten ihre Hoffnungen auf die           hatten und sich ganz auf die Aufholjagd in der   lang noch kein einziges verloren. Wenn
                                Titelverteidigung am Ende aber doch noch          Liga konzentrieren konnten, die schliesslich     irgendjemand noch die Chance haben soll,
                                begraben. Stattdessen setzten sich die            mit dem ersten Titelgewinn seit sieben Jahren    sie einzuholen, müssten sie bald mit dem
                                Sundowns die Krone auf. Auf dem Weg zum           enden sollte.                                    Verlieren beginnen.” Å
Sydney Mahlangu / BackpagePix

                                                                                                                                                     CAF-Champions-League
                                                                                                                                                     Bernard Parker (rechts) von den
                                                                                                                                                     Kaizer Chiefs im Zweikampf mit
                                                                                                                                                     Sekhana Koko (Township Rollers,
                                                                                                                                                     Botswana).

                                                                                                                                                           T H E F I FA W E E K LY   17
DAS INTERVIEW

“Wann Afrika die WM gewinnt?
   Der Tag wird kommen”
                              Er sorgte im Finale des Afrika-Cups für die grosse Show.
                     Ein Gespräch mit dem ­ivorischen Torhüter Boubacar Barry, der gegen Ghana
                                    den 21. Elfmeter hielt und den 22. verwertete.

Boubacar Barry, wie fühlt man sich als             haben. Mir selbst jedenfalls ist noch gar      Ist es eine Fügung, dass Sie den Afrika-Cup
Nationalheld?                                      nicht richtig bewusst geworden, was da         ohne Didier Drogba gewonnen haben?
    Boubacar Barry: Drei Jahre lang hat das        passiert ist. Das sind einfach zu viele            Nein! Drogba ist ein grossartiger Spieler,
Land auf diesen Titel gewartet, seit der           Emotionen für mich. Mir ist wichtig, dass      der sehr viel zum Erfolg beigetragen hat.
Finalniederlage gegen Sambia, und sogar            die Menschen in der Heimat glücklich sind.     Auch wenn er nicht dabei war, ist vieles
23 Jahre, wenn man die Zeit seit unserem           Die Leute sind auf die Strassen und Plätze     ihm und seinen grossartigen Leistungen in
letzten Triumph rechnet. Wir sind natürlich        geströmt und haben gefeiert.                   der Vergangenheit zu verdanken. Nun hat
alle überglücklich, denn wir haben als                                                            Gott entschieden, dass er nicht mit von der
Gruppe und Mannschaft hart dafür gearbei-                                                         Partie sein sollte. Aber auch diejenigen, die
tet, diesen historischen Erfolg zu schaffen.                                                      nicht dabei waren, haben im Hintergrund

Können Sie mit eigenen Worten den Moment
                                                         “Es sind zu viele                        gearbeitet und etwas beigetragen. Das ist
                                                                                                  Schicksal.
des entscheidenden Elfmeters beschreiben?
    In einem solchen Moment denkt man
                                                      ­E motionen für mich.                       Wem wollen Sie diesen Sieg und diesen Titel
nicht an das, was danach passiert. Man
darf sich einfach nicht zu viele Gedanken            Mir ist wichtig, dass                        widmen?
                                                                                                      Allen, die an uns geglaubt haben. Aber
machen: Wenn dein Moment gekommen ist,                                                            vor allem möchte ich ihn meiner Mutter
musst du einfach handeln. Ich habe ver-
sucht, es schnell und mit Konzentration
                                                     die Menschen daheim                          widmen. Å

hinter mich zu bringen und den Ball ins Tor
zu jagen. Ich danke dem lieben Gott dafür,
                                                          glücklich sind.”                                          Mit Boubacar Barry sprach
                                                                                                                          Emanuele Giulianelli
dass es geklappt hat.

Stellt dieser Sieg für Sie eine Art Revanche für   Eine ganz allgemeine Frage: Wann wird die
die Finalniederlage von 2012 dar?                  erste afrikanische Mannschaft die Weltmeis-
    Nein, es ist keine Revanche, sondern           terschaft gewinnen?
eigentlich eher eine Fortsetzung. Wenn                 Was zählt, ist Geduld. Seit dieser
man im Leben gewinnen will, muss man               Finalniederlage haben wir als Spieler der
den Blick stets nach vorn richten. Daher           Elfenbeinküste drei Jahre lang auf den
mache ich immer weiter und trainiere,              Titelgewinn beim Afrika-Cup gewartet.
trainiere, trainiere.                              Man darf im Leben den Glauben niemals
                                                   verlieren. Die WM zu gewinnen, ist kein
Woher kommt der Spitzname Copa?                    Jux. Ich denke, Gott wird eines Tages                                                      Name
    Das war der Name der Mannschaft,               entscheiden, wann es so weit ist. Dieser Tag                           Boubacar “Copa” Barry
für die mein Bruder in den 1980er-Jahren           wird kommen. Der Tag wird von Gott                                    Geburtsdatum, Geburtsort
spielte. Ich habe immer das Trikot seiner          bestimmt werden, und niemand weiss,                                         30. Dezember 1979
Mannschaft getragen, wenn ich in meinem            wann es so weit sein wird.                                             Abidjan, Elfenbeinküste
Viertel zum Spielen rausgegangen bin. Da                                                                                                   Position
haben meine Freunde angefangen, mich               Wann ist Ihnen klar geworden, dass Sie das                                             Torhüter
Copa zu nennen. Dieser Spitzname ist mir           Turnier gewinnen können?                                                    Stationen als Spieler
bis heute erhalten geblieben.                          Daran denkt man nicht. Die Menschen                              1999–2001 ASEC Mimosas
                                                                                                                          2001–2003 Stade Rennes
                                                   glauben an uns, sie haben uns immer                                    2003–2007 KSK Beveren
Wie haben Sie den Sieg gefeiert?                   unterstützt und wir haben bei jedem ein-                            Seit 2007 Sporting Lokeren
   Eigentlich können wir immer noch nicht          zelnen Spiel an unsere Chance geglaubt. So                          Nationalteam Elfenbeinküste
glauben, dass wir tatsächlich gewonnen             haben wir unser Ziel erreicht.                                               86 Einsätze, 1 Tor

18   T H E F I FA W E E K LY
Jonas Hamers / Afp

                     T H E F I FA W E E K LY   19
First Love
                Ort: Herat, Afghanistan
                Datu m: 1 . Januar 2015
                U hrzeit: 16.53 Uhr
                Fotog ra f: A ref Ka r im i

20   T H E F I FA W E E K LY
Afp

      T H E F I FA W E E K LY   21
THIS IS THE ONE
             Introducing

        Official Mascot for the
FIFA U-20 World Cup New Zealand 2015

    @FIFAcom #Wooliam      /fifau20worldcup
DEBAT T E                                                           PRESIDENTIAL NOTE

        Die Meinungen der
   FIFA.com-User zu Rassismus:

Ich kann nicht verstehen, dass es auf der Welt immer noch Rassis-
mus gibt – und ich rede nicht nur vom Sport. Warum leben die Leute
 noch in der Vergangenheit? Die Welt ist sehr viel schöner, wenn wir
  alle einig sind. Letztlich brauchen wir einander, um zu überleben.
                           dSteppa, St. Lucia

                                                                                         Klare Haltung
Die FIFA-Kampagnen für Fairplay und gegen Diskriminierung sind
    grossartig für die Vielfalt im Fussball und darüber hinaus.                       zum Thema Rassismus
                       So kann es weitergehen.

                                                                           D
                       22792RS, Grossbritannien                                er Kampf gegen Rassismus duldet keine Halbheiten, auch keine ver-
                                                                               balen. Entweder ist man auf dieser Seite oder auf der anderen.
                                                                               Missverstanden worden zu sein, ist keine Entschuldigung, wenn man
Seit Jahren kämpfen wir gegen Rassismus. Dann kommt Dani Alves             Sätze sagt wie jene, die ein ehemaliger Nationalcoach und erfolgreicher
und isst eine Banane, die nach ihm geworfen wurde. Das war das erste       Klubtrainer diese Woche formulierte.
 Mal, dass ich eine solche Reaktion eines Rassimus-Opfers gesehen              Es geht hier nicht darum, eine einzelne Person an den Pranger zu
habe. Statt wütend in die Luft zu gehen, hat der brasilianische Vertei-    stellen. Aber wer bekannt ist und somit eine Vorbildfunktion hat, darf
  diger seine Verachtung mit einem gewissen Sinn für Humor zum             keinen Interpretationsspielraum bieten, wenn er sich über “zu viele
     Ausdruck gebracht. Das war wirklich eine aussergewöhnliche            schwarze Spieler” beklagt, die in der heimischen, westeuropäischen
     Reaktion, die zur Ausrottung des Rassismus beitragen kann.            Jugendauswahl spielen und beifügt, dass “Würde und Ehre” damit verlo-
                        tioborowski, Indonesien                            ren gingen.
                                                                               Es ist eine Lektion für uns alle: immer wachsam zu bleiben. Persönlich
                                                                           glaube ich nicht, dass der Unglückliche gemeint hat, was er gesagt hat. Ich
   Man stelle sich eine Welt vor, in der alle Früchte dieselbe Form,       möchte ihm das nicht unterstellen. Aber er hat es gesagt. Anders liegt die
 denselben Geschmack, dieselbe Grösse und dieselbe Farbe haben.            Sache beim Vorfall in Paris, als Chelsea-Supporters sich selber und expli-
Das wäre doch ungemein langweilig. Wir haben verschiedene Obstsor-         zit als Rassisten bezeichneten, nachdem sie einen Schwarzen aus der
 ten mit unterschiedlichen Formen, Grössen, Geschmacksrichtungen           U-Bahn gestossen hatten. Unfassbar.
 und Farben! Wie interessant! Dasselbe gilt für die Menschheit. Es ist         Die FIFA engagiert sich seit Jahren gegen jede Form von Diskriminie-
  reine Torheit, etwas zu verpönen, was eigentlich reizvoll sein sollte:   rung. Nicht immer mit dem erhofften Erfolg, aber wir tun es trotzdem –
                     die unterschiedlichen Rassen.                         oder erst recht. Den Mitmenschen zu respektieren, das Andersartige zu
                          Djenko Esse, Nigeria                             schätzen, die Vielfältigkeit zu fördern – das ist das Spiel, das wir gewin-
                                                                           nen müssen. Jeden Tag aufs Neue.
                                                                               Es gibt Wissenschaftler, die behaupten, der Keim rassistischen Denkens
Der Rassismus hält die Menschen davon ab, sich auf die wichtigsten         stecke in jedem von uns. Sie basieren ihre Erkenntnisse auf der Erforschung
 Dinge im Leben zu konzentrieren. Mit anderen Worten: Je mehr du           der menschlichen Evolution. Die Angst vor dem Fremden, das Misstrauen
  über Dinge wie Rassismus nachdenkst, desto weniger Zeit hast du,         gegenüber dem Unbekannten sei ein Urinstinkt, der zur Überlebensstrate-
 dich auf deine Alltagsaktivitäten zu konzentrieren. Rassismus lenkt       gie zählte zu Zeiten, als Mammuts zum Frühstück gereicht wurden.
deine Aufmerksamkeit auf die Frage, warum der Täter solche Dinge zu            Seither sind zehntausende von Jahren vergangen, der Urinstinkt sei
     dir sagt. Rassisten glauben, sie könnten mit ihren abfälligen         aber geblieben, so die Forscher. Stimmt das, dann ist das beunruhigend.
  Bemerkungen durchkommen, aber das gelingt nur, wenn die Opfer            Denn es hiesse, dass wir alle aufgrund unserer DNA Rassisten sind. Im-
                      kein Selbstvertrauen haben.                          merhin, so die Evolutionsforscher, gäbe es ein Gegenmittel. Den Intellekt.
                           tonon10, Südsudan                               Er unterdrücke das Bauchgefühl, unterscheide uns vom Tier, mache uns
                                                                           zum Menschen. Mit klaren Wertprinzipien.
                                                                               Das bedeutet nicht, dass intelligentere Menschen weniger anfällig
 Rassismus ist wie eine Krankheit, die viele Menschen befällt und          sind. Oder umgekehrt (was der Vorfall in Paris allerdings vermuten lässt).
  sich ausbreitet wie ein Lauffeuer. Leider wird er nie ausgelöscht        Es zeigt vielmehr, dass wir immer und überall eine klare Haltung haben
           werden, genauso wenig wie viele Krankheiten.                    müssen, wenn es darum geht, Diskriminierung in all ihren Facetten zu
                       tumo2010, Republik Irland                           bekämpfen. Das beginnt damit, dass wir keine Zweifel aufkommen lassen
                                                                           dürfen, wenn wir reden, wie wir reden, was wir reden. Vor allem: Wie wir
                                                                           handeln.

  “Die Welt ist sehr viel schöner,
     wenn wir alle einig sind.”                                                                        Ihr Sepp Blatter

                                                                                                                              T H E F I FA W E E K LY   23
FUSSBALL-LEGENDEN

                               “Gut wie ein
                                alter Wein”   Rebellin, Ikone, Pionierin:
                               Wir blicken auf sechs aussergewöhnliche
                                             Nationalteam-Karrieren im
                                                 Frauenfussball zurück.

                                                             Rainer Hennies

24   T H E F I FA W E E K LY
FUSSBALL-LEGENDEN

                                               FORMIGA – DIE AMEISE
                                               Normalerweise trägt sie das Trikot mit der Rückennummer 8 in der Seleção. In Brasilien, beim internatio-
                                               nalen Turnier des Frauenfussballs letzten Dezember, aber wurde der Mittelfeldspielerin die 20 zugeteilt.
                                               Eine Homage des Verbandes an eine aussergewöhnliche Fussballerin: Miraildes Maciel Mota. Besser
                                               unter ihrem Künstlernamen Formiga, zu Deutsch die Ameise, bekannt. Die nur 1,63 m grosse Spielerin
                                               blickt auf 20 Jahre im Nationalteam zurück.
                                               Brasilien gewann das Turnier vor den USA, China und Argentinien. Formiga selbst krönte ihre Ehrung beim
                                               4:0-Sieg über Argentinien im Stadion Mané Garrincha in Brasília nach einem Lattenkracher mit zwei
                                               Toren. Sie liess sich von den Fans feiern und von ihren Mitspielerinnen mit Lobeshymnen überschütten.
                                               “20 Jahre in der Auswahl und Formiga wird immer besser – wie ein guter Wein”, meinte etwa die fünffache
                                               Weltfussballerin Marta.
                                               Fünf Weltmeisterschaften hat Formiga seit ihrem Debüt 1995 bestritten. Kanada 2015 soll ihr sechstes
                                               Turnier werden. Mehr Teilnahmen kann keine Spielerin aufweisen. Rio 2016 wären zudem die sechsten
                                               Olympischen Spiele und ein traumhafter Karriereabschluss im eigenen Land. “Es wäre grossartig, dann
                                               mit einem Erfolg von der Bühne abzutreten”, träumt Formiga.
                                               Bisher wurden die Brasilianerinnen weder Weltmeister noch gewannen sie Olympia-Gold. 2004 in Athen
                                               gab es Silber, ebenso 2008 in Peking. Bei der WM 2007 erreichten die Brasilianerinnen Platz 2.
                                               Für Formiga bleibt aber die WM 1999 in besserer Erinnerung: Nach torlosem Spiel im Pasadena Rose
                                               Bowl Stadium erzielte sie im Elfmeterschiessen gegen Norwegen den entscheidend Treffer zum 5:4 und
                                               sicherte Brasilien so den 3. Platz. Å
Buda Mendes / Getty Images, Bob Thomas / Getty Images, Bongarts / Getty Images, imago

                                                                                        MORACE – DIE PIONIERIN
                                                                                        Gerade mal 14 Jahre und 8 Monate war ­Carolina Morace alt, als sie für die
                                                                                        italienische Nationalmannschaft ihr erstes Spiel bestritt. Von 1978 bis 1997
                                                                                        absolvierte sie 153 Partien und schoss dabei 105 Tore. Die heute 50-Jährige
                                                                                        ist damit eine von nur zehn Spielerinnen, die in ihrer Nationalmannschafts­
                                                                                        karriere über 100 Tore erzielte.
                                                                                        Nach ihrer Karriere als Spielerin wurde Morace Trainerin. Als erste Frau
                                                                                        überhaupt coachte sie ein italienisches Männerteam – die Mannschaft des
                                                                                        Drittligisten AS Viterbese Calcio. Aufgrund des starken Mediendrucks trat sie
                                                                                        aber nach nur zwei Spielen zurück. Beim darauffolgenden Engagement führte
                                                                                        sie die italienische Frauennationalmannschaft an zwei Europameisterschaften.
                                                                                        Weniger Erfolg hatte sie mit dem kanadischen Team: An der WM 2011 verlor
                                                                                        sie alle drei Spiele und schied mit der schlechtesten Tordifferenz aller Mann-
                                                                                        schaften bereits nach der Vorrunde aus. Mittlerweile wurde die zwölfmalige
                                                                                        italienische Meisterin, die elf Jahre in Folge Torschützenkönigin war, als
                                                                                        erste Frau in die Hall of Fame des italienischen Fussballs aufgenommen.
                                                                                        Die Rechtsanwältin leitet heute die Fussballschule Juventus Roma in Salaria
                                                                                        im Norden Roms. Å

                                                                                                                                                                            T H E F I FA W E E K LY   25
FUSSBALL-LEGENDEN

                     DEVI – DIE REBELLIN
 Einen besseren Moment für ihren Rücktritt hätte
   sich Oinam Bembem Devi (34) nicht aussuchen
        können. Ende November 2014 besiegte die
  Inderin mit ihrem Team im Finale Nepal 6:0 und
 sicherte sich so die dritte Südasienmeisterschaft
     als Kapitänin. “Ich bin überglücklich, in einem
                  passendem Moment abzutreten.”
 Nun will Devi Trainerin werden. Sie sieht Indiens
 Frauen angesichts vieler junger Talente vor einer
grossen Zukunft. “Wenn wir hart arbeiten, bin ich
     felsenfest davon überzeugt, dass wir es in die
               Top-Ten der Weltrangliste schaffen.”
        20 Jahre spielte Devi für ihr Nationalteam,
      mit 15 gab sie ihren Einstand. Als Kind hatte
    sie einst gegen die Widerstände im Elternhaus
       Fussball gespielt, aber im Laufe der Zeit mit
      ihrem Talent sogar den skeptischen Vater als
 Unterstützer gewonnen. “Meine Liebe zum Spiel
           und meine Beharrlichkeit haben letztlich
        überzeugt, gleichwohl hat mein Vater mich
 immer wieder daran erinnert, meine Ausbildung
       nicht zu vernachlässigen.” 17-mal wurde sie
 mit Manipur indischer Meister, 2014 gewann sie
als Legionärin die maledivische Meisterschaft. Å

                                                       HAMM – DIE IKONE
                                                       Technisch perfekt, Zauberin am Ball, Beherrscherin des
                                                       Mittelfelds oder gefährlich vor dem Tor – keine dieser

                                                                                                                       Anadolu Agency, AIFF, Will Mcintyre / Getty Images, Bongarts / Getty Images, imago, NC State Media Relations
                                                       Beschreibungen wird dem Phänomen Mia Hamm (42)
                                                       auch nur annähernd gerecht. Ihr Name ist zum Synonym
                                                       für die rasante Entwicklung und die grossen Erfolge des
                                                       US-Frauenfussballs geworden. Als jüngste Debütspielerin
                                                       der USA, spielte sie 1987 ihre erste Partie im Nationaldress.
                                                       Es folgten 274 weitere, in denen sie 158 Tore schoss.
                                                       Olympia Gold, WM-Titel, Spielerin des Jahres in den USA,
                                                       Weltfussballerin, erste Frau im FIFA-100-Team, Platz in der
                                                       Soccer Hall of Fame – es gibt kaum eine Auszeichnung,
                                                       die Mia Hamm nicht gewonnen hat.
                                                       Inzwischen gehört sie zum Board of Directors bei der
                                                       AS Roma und ist mit ihrem ­Ehemann, Baseball-Star Nomar
                                                       Garciaparra, sowie der Basketball-Legende Earvin “Magic”
                                                       Johnson Teil jener Gruppe, die ab 2017 das neue MLS-Team
                                                       Los Angeles FC führt. Å

26   T H E F I FA W E E K LY
FUSSBALL-LEGENDEN

                       SAWA – DIE BESCHEIDENE
       Wenn man in Japan von Frauenfussball spricht, fällt früher
 oder später ihr Name: Homare Sawa (36) gilt als beste Spielerin
    des Landes und ist in den letzten 20 Jahren, in denen sie ihre
       Fussballschuhe für Japan schnürt, zur Legende geworden.
 Bereits mit 12 Jahren erzielte sie für ihren Verein Yomiuri Beleza
in 13 Spielen fünf Tore und verhalf dem Klub so zum Titelgewinn.
 Nur drei Jahre später debütierte sie in der N­ ationalmannschaft.
     Fünf Weltmeisterschaften und vier Olympische Spiele hat sie
   seither erlebt. 2011 krönte sie ihre Karriere mit dem WM-Titel
       und gleich drei Auszeichnungen: dem Goldenen Schuh als
     beste Torschützin und dem Goldenen Ball als beste Spielerin
        des Turniers sowie der Auszeichnung als Weltfussballerin
 des Jahres. Die Spielführerin ist bescheiden geblieben und sagt:
   “Ich bin immer noch begeistert, dass die Menschen würdigen,
                     was ich in meiner Karriere erreicht habe.” Å

                                                                      HOOPER – DER OLDIE
                                                                      Geboren in Guyana, fing Charmaine
                                                                      Hooper (47) in Zambia, wo ihr Vater
                                                                      als Diplomat stationiert war, das
                                                                      Fussballspielen an. In ihrer späteren
                                                                      Heimat Kanada ging sie dann als eine
                                                                      der torgefährlichsten Stürmerinnen
                                                                      aller Zeiten in die Geschichtsbücher
                                                                      des Frauenfussballs ein.
                                                                      1986 war sie eine der 23 Spielerinnen,
                                                                      die am ersten Frauenfussball-Trainings-
                                                                      lager der Kanadierinnen teilnahm.
                                                                      Es folgten 129 Einsätze und 71 Tore
                                                                      für das kanadische Nationalteam.
                                                                      Dreimal nahm sie an der WM teil
                                                                      (1995, 1999, 2003). An der letzten
                                                                      erzielte sie als bisher älteste Spielerin
                                                                      mit 35 Jahren und 261 Tagen ein Tor.
                                                                      Charmaine Hooper beendete 2006
                                                                      ihre Nationalmannschaftskarriere,
                                                                      zwei Jahre später hängte sie ihre
                                                                      Fussballschuhe ganz an den Nagel.
                                                                      Heute lebt sie in Waco (USA) und
                                                                      trainiert nebenbei ihre zehnjährige
                                                                      Tochter in einem kleinen lokalen
                                                                      Team. Å

                                                                                         T H E F I FA W E E K LY   27
Den Fussball überall und
    für alle entwickeln

                                          Mitreissende Turniere
                                          organisieren

                                                                                                 Der Gesellschaft und der
                                                                                                 Umwelt Sorge tragen

Für das Spiel. Für die Welt.
Die FIFA will den Fussball zum Wohl aller entwickeln. Unsere Mission lautet:

Das Spiel entwickeln                                               Eine bessere Zukunft gestalten
Oberstes Ziel der FIFA ist, den Fussball für ihre 209 Mitglieds-   Der Fussball ist viel mehr als ein Spiel. Mit seiner weltweiten
verbände zu entwickeln. Dank den Einnahmen aus der FIFA            Ausstrahlung und Reichweite besitzt er eine einzigartige Kraft,
Fussball-Weltmeisterschaft™ können wir täglich USD 550 000         die sorgsam einzusetzen ist. Die FIFA fühlt sich der Gesellschaft
in die weltweite Fussballförderung investieren.                    weit über den Fussball hinaus verpflichtet.

Die Welt berühren
Die FIFA will die Menschen weltweit mit ihren internationalen
Fussballturnieren und -veranstaltungen bewegen, zusammen-
führen und begeistern.

FIFA.com
SPLIT TER

                    A
                        ll den jungen Menschen unter 30 sei gesagt: Es gab mal eine Zeit, da waren Tattoos eine richtige Besonderheit. Seeleute, Truckfahrer, Türsteher
                        und Rocker liessen sich Angst einflössende Bilder unter die Haut stechen. Das sah dann richtig böse aus. Heute gehört es fast schon zum guten
                        Ton, dass ein Fussballer 20 oder mehr Tattoos mit allen möglichen Sujets trägt. Zlatan Ibrahimovic von Paris Saint-Germain hat es trotz dieser
                    eigenartigen Salonfähigkeit geschafft, dass nun alle Welt von seinem bemalten Oberkörper spricht – für eine gute Sache: Entblösst sind auf seiner
                    Brust, seinem Bauch und seinem Rücken die Namen von 50 Menschen zu lesen, die an Hunger leiden. Eine geniale Kampagne des Welternährungs-
                    programms der UN. “Wann immer ihr mich seht, dann seht ihr auch sie”, sagt der Schwede im Werbespot. Die Tätowierungen sind abwaschbar und
                    sollen an die 805 Millionen Menschen erinnern, die jeden Tag hungern. Å
                                                                                                                                                   Alan Schweingruber
                    “Der UN-Werbefilm mit Ibrahimovic”  http://tinyurl.com/lnmw3vz

                    D                                                                              J
                        er Fussball wird im dritten Jahrtausend immer schneller, und                   ude Branson ist sechs Jahre alt und glühender Aston-Villa-Fan.
                        nicht immer liegt das nur an seinen Interpreten. Am 21. Spieltag               Doch sein Team hat schon bessere Zeiten erlebt. Die Mannschaft
                        der Bundesliga fiel im Berliner Olympiastadion ein Tor, wie es so              aus Birmingham befindet sich auf dem 18. Tabellenrang und so-
                    nur selten fällt. Auf der linken Seite trug der Gast vom SC Freiburg           mit auf einem direkten Abstiegsplatz, Coach Paul Lambert wurde
                    beim Stand von 0:0 einen Konter vor, der schon beendet zu sein                 entlassen. Jude schwebte also die Rettung seines Vereins vor – und
                    schien, weil der Ball ins Aus trudelte. Doch noch bevor sich die Ver-          er hielt auch gleich die Lösung bereit. Kein Geringerer als José Mou-
                    teidigung von Hertha BSC sortiert hatte, warf ein Balljunge den Ball           rinho sollte Villa wieder auf die Erfolgsstrasse führen. In einem
                    dem angreifenden Freiburger in die Hände, sodass es nahezu ohne                Brief an den Erfolgscoach schrieb der Junge: “Lieber Herr Mourinho,
                    Tempoverlust weiterging. Ein paar Sekunden später lag der frisch               mein Name ist Jude. Ich bin sechs Jahre alt und bin Fan von Aston
                    zugeworfene Ball im Berliner Tor, und der übertragende Fernsehsen-             Villa. Sie sind mein Lieblingstrainer. Könnten Sie bitte Villa trainie-
                    der verwendete einen bemerkenswerten Teil seiner Sendezeit darauf,             ren und auch gleich Costa mitbringen? Wir brauchen Hilfe. Vielen
                    die Rolle des unfreiwilligen Helfers jenseits der Kreidelinie heraus-          Dank!” Das Video vom kleinen Fan, der seinen Brief vorliest, lande-
                    zuarbeiten. Für Hertha BSC war es der Anfang vom Ende. Das Spiel               te schliesslich sogar auf dem Bildschirm des Portugiesen. Dieser
                    ging 0:2 verloren, die Berliner stürzten auf den vorletzten Tabellen-          konnte Jude seinen Wunsch zwar nicht erfüllen, doch für eine per-
                    platz, und im Internet postete ein enttäuschter Fan: “Der reaktions-           sönliche Nachricht reichte es allemal. Als der Villa-Anhänger von
                    schnellste Herthaner war der Balljunge!” Å                                     der Schule nach Hause kam, wartete eine unterschriebene Auto-
Keystone / MAXPPP

                                                                         Sven Goldmann             grammkarte mit persönlicher Widmung auf ihn. Aston Villa ist mitt-
                                                                                                   lerweile selbst fündig geworden: Tim Sherwood (zuletzt Tottenham
                                                                                                   Hotspur) hat bis 2018 unterschrieben. Å
                                                                                                                                                          Sarah Steiner

                                                                                                                                                  T H E F I FA W E E K LY   29
6 June - 5 July
                  ©2014 FIFA TM
FREE KICK                                                       SPOTLIGHT ON

                                                                                                           ALLGEMEINE
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                                                                                                              FIFA-Kürzel:

      Auf der Viehweide
                                                                                                                  MWI
                                                                                                                  Land:
                                                                                                                Malawi
                                                                                                            Offizieller Name:
                                                                                                          Republic of Malawi
                                          David Winner                                                     Dziko la Malawi
                                                                                                               Kontinent:

N
    och vor einer Generation hätte das leicht       oftmals ballgewandten Spieler auf den Aussen-                Afrika
    matschige Spielfeld, auf dem der Drittligist    bahnen, wo die Schäden am Rasen noch am ge-               Hauptstadt:
    Bradford City einen 2:0-Sieg gegen den Pre-     ringsten waren.                                            Lilongwe
mier-League-Klub Sunderland feierte, keinerlei          Roy Hartle, der in den 1950er-Jahren für die
Aufsehen erregt.                                    Bolton Wanderers spielte, erinnert sich: “Es
    Doch der englische Fussball hat sich mitt-      hatte keinen Sinn, artistischen Fussball spielen     GEOGR APHISCHE
lerweile weit von seinen Wurzeln entfernt und       zu wollen, wenn der Untergrund matschig und          INFORMATIONEN
so brachte der Favoritensturz im FA Cup eher        der Ball schwer und vollgesogen war. Wir haben            Landesfläche:
das Gefühl eines kurzzeitigen Triumphs der          den Ball nur selten gestoppt, denn wenn er ein-
                                                                                                             118 480 km²
Vergangenheit über die Gegenwart mit sich. Im       mal lag, war es nicht leicht, ihn wieder in Bewe-
                                                                                                             Höchster Punkt:
Vorfeld der Partie hatte Sunderlands Trainer        gung zu bringen.”
                                                                                                         Sapitwa 3002 m ü. M.
Gustavo Poyet den Platz im Valley Parade Sta-           C. B. Fry, ein Universalgelehrter und Sport-
                                                                                                        Nachbarmeere und -ozeane:
dium von Bradford als “einen der schlechtesten      held der viktorianischen Zeit, schwärmte von
                                                                                                                 Keine
in Grossbritannien” bezeichnet. Er kündigte         “zünftigen und zermürbenden” Partien auf Plät-
sogar an, einen der Trainingsplätze in Sunder-      zen, die heute schlichtweg als unbespielbar gel-
land ebenfalls in einen schlammigen Acker zu        ten würden. “Der Untergrund war durchweicht
                                                                                                        FUSSBALL MÄNNER
verwandeln, damit sich seine Spieler besser auf     und an einigen Stellen stand das Wasser in gro-
                                                                                                              FIFA-Ranking:
die Partie vorbereiten könnten.                     ssen Pfützen auf dem Platz”, berichtete er von
                                                                                                                93. Rang
    Doch es half nichts. Die feuchtkalte Witte-     einer Partie g egen Aston Villa, “Es entwickelte
                                                                                                           Weltmeisterschaften:
rung und der spärliche Rasen verursachten bei       sich ein heldenhaftes Spiel.”
                                                                                                        Bisher keine Teilnahmen
den Black Cats wohl mindestens ebenso viel              Der Matsch wurde sogar als Waffe gegen
Verunsicherung wie das energische Auftreten         starke Gegner aus dem Ausland eingesetzt. 1954
Bradfords und die überaus leidenschaftlichen        besiegten die Wolverhampton Wanderers den
und lautstarken Fans des Gastgebers.                ungarischen Spitzenklub Honved Budapest,             FUSSBALL FR AUEN
    Aus historischer Sicht mutet dies allerdings    nachdem man den Platz gewässert hatte, bis er             FIFA-Ranking:
seltsam an, denn früher fanden in England die       “einer völlig zertrampelten Viehweide nach vier            133. Rang
meisten Winterspiele auf durchweichtem Un-          Tagen Dauerregen” ähnelte. Dann jedoch bra-            Weltmeisterschaften:
tergrund statt. Tatsächlich machte der Matsch       chen die modernen Zeiten an. Beginnend mit          Bisher keine Teilnahmen
lange Zeit einen Grossteil des Charmes und der      den 1980er-Jahren wurden, durch die nun wis-
Schönheit des Fussballspiels aus. Schliesslich      senschaftlich betriebene Platzpflege und besse-
hatte sich das Spiel auf glitschigen Lehmböden      re Drainageeinrichtungen, die matschigen eng-             BIG COUNT
entwickelt und die damaligen Profifussballer        lischen Spielfelder nach und nach verdrängt.                Alle Spieler:
mussten wohl oder übel mit den Untergründen         Gleichzeitig verbesserten sich die technischen               515 800
vorlieb nehmen, die angesichts der wechseln-        Fähigkeiten der Spieler und die Taktik.                Registrierte Spieler:
den Jahreszeiten und der noch recht rudimen-            Die meisten Fans sind mit der Ankündi-                    20 100
tären Spielfeldpflege üblich waren.                 gung Bradfords, das Spielfeld im Sommer eben-        Nicht registrierte Spieler:
    Entsprechend entwickelte sich auch die kraft-   falls zu verbessern, sehr einverstanden. Doch                495 700
betonte englische Spielweise. Stattliche Stürmer    wenn es so weit ist, wird mit dem Matsch auch                 Vereine:
und Verteidiger trugen dicke, knöchelhohe Stiefel   ein weiteres Bindeglied zur glorreichen Vergan-                  70
und entwickelten sich zu Meistern darin, den Ball   genheit verschwunden sein. Å                                 Offizielle:
direkt zu spielen und kraftvoll voranzutreiben,                                                                    2400
statt ihn zu kontrollieren. Auch die meist stäm-
migen Spieler im Halbfeld trieben den Ball eher     Die wöchentliche Kolumne aus der                    Informationen zum Verband:
rustikal voran. Einzige Ausnahme waren die          The-FIFA-Weekly-Redaktion                            http://tinyurl.com/plk zvr8

                                                                                                                  T H E F I FA W E E K LY   31
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