DEMOGRAFIE-KONFERENZ 2022 - INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG - Baselland
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INFOHEFT DER KANTONALEN VERWALTUNG NR. 211 | JUNI 2022 MACHEN SIE DAS ESAF AUCH ZU IHREM FEST! DER AUFBAU LÄUFT, DAS FESTWOCHENENDE KOMMT > SEITE 30 DEMOGRAFIE-KONFERENZ 2022 DAS BASELBIET STEHT VOR RIESIGEN HERAUSFORDERUNGEN > SEITE 4 FÜHRUNG WIRD IMMER ANSPRUCHSVOLLER DIE NEUE LEITERIN DES PERSONALAMTS IM INTERVIEW > SEITE 6
SEITE 2 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 EDITORIAL LIEBE LESERIN, LIEBER LESER Eine Heizung in seinem Haus zu ersetzen, ist ein grösseres Projekt. Auffallend ist: Seit Anfang des Jahres werden im Kanton überdurchschnittlich viele Fördergesuche für den Ersatz einer fossilen Heizung mit einem erneuerbaren System eingereicht. Auch die Zahl der gemeldeten Photovoltaik-Anlagen hat einen neuen Rekordwert erreicht. Dies ist im Hinblick aufs Klima eine erfreuliche Tendenz und angesichts der hohen Energiekosten sinnvoll. Mehr dazu lesen Sie auf Seite 26 In zwei Monaten startet das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest in Pratteln. Erwartet werden rund 400’000 Gäste. Gehören auch Sie dazu? Nebst dem Organisationskomitee stehen zwei tatkräftige Kantone und eine engagierte Gemeinde hinter dem Fest. Sie wirken darauf hin, das Wochenende vom 26. bis 28. August zu einem Erlebnis auch für die regionale Bevölkerung werden zu lassen. Mehr dazu finden Sie auf Seite 30 Ausländische Personen, die neu in den Kanton ziehen, haben viele Fragen: «Muss ich eine Krankenversicherung haben?», «Wie finde ich einen passenden Verein?» oder «Wird mein ausländisches Diplom anerkannt?». Während über zehn Jahren hat der Fachbereich Integration mit der «Willkommensbroschüre für Neuzugezogene» in 13 Sprachen zu Themen rund um das Leben im Baselbiet informiert. Nun löst eine eigene zeitgemässe Website www.hallo-baselland.ch in 17 Sprachen die altehrwürdige Broschüre ab. Mehr dazu auf Seite 8 Suchen Sie ein Ausflugsziel? Im Beitrag «Mein schönster Ort» erhalten Sie einen Tipp für einen Ort mit Blick auf den Baselbieter Jura (Seite 15). Falls Sie noch einen Tipp möchten, wie Sie Ihre Suche im Web optimieren, lesen Sie den Beitrag auf Seite 23. Neugierig geworden? Schauen Sie ins neueste «Infoheft». Ich wünsche Ihnen viel Spass bei der Lektüre und einen guten Sommer! Erna Truttmann Redaktorin «Infoheft» P.S. Abonnieren Sie den neuen Newsletter «Infoheft»
NEWSLETTER INFOHEFT NEU SEITE 3 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 Der Newsletter «Infoheft News» informiert Sie über die wichtigsten euigkeiten aus dem aktuellen Personalmagazin der kantonalen N Verwaltung. Der Newsletter erscheint 4-mal pro Jahr, pünktlich zu jeder neuen Ausgabe des Infohefts. > Hier geht es zur Anmeldung INHALT «FÜHRUNG WIRD IMMER ANSPRUCHSVOLLER» 6 Das Personalamt steht seit fünf Monaten unter einer neuen Leitung. Das «Infoheft» geht unter anderem der Frage nach, welche persönlichen Schwerpunkte sich Bettina Buomberger gesetzt hat und auf welchen Pisten sie im Winter anzutreffen ist. Foto: Florian Moritz «ICH LIEBE EINE GUTE ITALIENISCHE GLACÉ» 14 3 Fragen an Anja von Büren, neue Baselbieter Kantonszahnärztin, zum Beispiel die Frage: Ist Glacé essen schädlich für die Zähne? Foto: Adobe Stock SPORTMUFFEL TRIFFT SPORTCRACK. SPRINGT DER FUNKE? 20 In dieser Serie durch alle Direktionen und besonderen Behörden begegnen sich jeweils eine Führungsperson und eine lernende Person der Grundbildung im Gespräch. Dieses Mal mit Thomas Beugger, Leiter Sportamt, und Martina Hablützel, Lernende Kauffrau EFZ in der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion. Foto: zVg IMPRESSUM ARTIKEL Demografie-Konferenz 2022 4 Nummer 211, Juni 2022 52. Jahrgang Hallo-Baselland.ch-Website löst Willkommensbroschüre ab 8 Herausgegeben von der Landeskanzlei Sozialpädagogische Unterstützung für alle Familien mit Bedarf 10 des Kantons Basel-Landschaft Internet: www.bl.ch Bikantonale Kulturförderung 11 Erscheint vierteljährlich Interview mit Dr. Irène Laeuchli, Präsidentin am Strafgericht 12 Redaktionskommission Serie: Mein schönster Ort in der Region 15 Catia Allemann-Gagliano MobileIron: So arbeiten wir sicher auf iPhone und iPad 16 Adrian Baumgartner Bartolino Biondi Vorsicht im Internet – Cyberkriminelle lauern! 18 Michael Lehner Bessere Suchergebnisse 23 Nic Kaufmann Simone Thommen Serie: Einheitliche Schreibweisen: Sprach-Rätsel 24 Rolf Wirz Steigende Nachfrage nach erneuerbarer Energie 26 Redaktorin Therwil: ARA Birsig wird saniert und erweitert 28 Erna Truttmann, Landeskanzlei Der Aufbau läuft, das Festwochenende kommt 30 Rathausstrasse 2, 4410 Liestal Feedback und Anregungen zum Infoheft: Ein Ort der Begegnung: das «Baselbieter Sporthuus» 33 Erna Truttmann, Telefon 061 552 50 33 «Musighanneli»: die Volksmusik-Sammlerin Hanny Christen 34 E-Mail: erna.truttmann@bl.ch Spektakulärer Fund als Belohnung 36 Personalnachrichten Serie: Meine Wahl 38 Luca Capizzi, Dienstleistungszentrum Personal Telefon 061 552 91 50 Impressionen40 E-Mail: infoheft@bl.ch Agenda42 Redaktionsschluss der Nummer 212: Tag der lebendigen Traditionen Nr.°4/5: 45 2. September 2022 Zum Titelbild Schwinger in Zwilchhosen mit dem offiziellen INFO ESAF-Logo. (Foto: ESAF) Beitrag auf Seite 30 Das Heft erscheint digital und wird im Intranet mit den Personalnachrichten und auf der Internetseite ohne die Personalnachrichten des Kantons publiziert. Pensionierte Mitarbeitende, welche die Personalnachrichten als PDF erhalten möchten, schicken bitte eine E-Mail an die Redaktorin (kommunikation@bl.ch).
SEITE 4 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 Demografie-Konferenz 2022: Das Baselbiet steht vor riesigen Herausforderungen DEMOGRAFIE-KONFERENZ 2022 In der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Muttenz gaben Experten Einblick in ihre zum Teil düsteren Zukunftsszenarien, wiesen aber auch auf Chancen hin. Schwerpunktthema der 1. Demografie-Konferenz war der sich zuspitzende Fachkräftemangel. Präsentierten Fakten und diskutierten Lösungen: Von links Christian Stähelin (Bachem AG), Daniela Visintin (Netzwerkkoordination «Potenzial 50plus», KIGA Baselland), Regierungspräsident Thomas Weber, Regierungsrat Anton Lauber, Manuel Buchmann (Kompetenzzentrum Demografik), Stefan Leist (SECO) und Corinne Hügli (Organisatorin und Leiterin Statistisches Amt). Manuel Buchmann von Demografik, einem unabhängigen denen Bereichen, am meisten diskutiert werden die stei- Kompetenzzentrum für Demografie in Basel, der sich einge- genden Kosten im Gesundheitswesen. Demgegenüber ist hend mit der Situation im Kanton Basel-Landschaft befasst der sich abzeichnende Mangel an qualifizierten Fachkräften hat, liess keinen Zweifel offen: «Die Pensionierung der Baby- ein noch immer vernachlässigtes Thema. «Im Moment ist Boomer hat zwar schon begonnen, aber die grosse Welle es so, dass die Unternehmen in Baselland gerade die offen- kommt noch – zwischen jetzt und 2030.» Verschärfend sichtlichen Massnahmen treffen, aber ein grosses P otenzial kommt hinzu, dass der Kanton im schweizerischen Vergleich liegt noch brach.» Ein solches erkennt Buchmann insbeson- nicht eben gut dasteht. Nach dem Tessin wies er im Jahr dere bei der Rekrutierung von über 55-Jährigen. «Da ist der 2020 mit 38 % den höchsten Altersquotienten auf; damit Leidensdruck einfach noch nicht gross genug. Alle spüren wird das Verhältnis der mindestens 65-Jährigen zu den 20- das Problem, aber wir stehen erst am Anfang.» bis 64-Jährigen bezeichnet. Und dieser Quotient wird bis 2040 noch auf sage und schreibe 53 % steigen. Immer we- Von der Wichtigkeit des Themas nicht mehr überzeugt wer- niger Leute im erwerbsfähigen Alter werden für immer mehr den mussten die rund 90 Interessierten, je etwa zur Hälfte Rentnerinnen und Rentner aufkommen müssen. Auf die aus Verwaltung und Privatwirtschaft, die den Weg in die Gesellschaft warten damit Herausforderungen in verschie- FHNW gefunden hatten. Eingeladen hatte das Statistische
SEITE 5 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 Amt, nachdem in einer ausführlichen Chancen-Risiko-Ana- lyse mit Massnahmenplan bereits 2015 vorgeschlagen wor- den war, regelmässig Konferenzen zur Demografie mit wechselnden Schwerpunktthemen durchzuführen. Zuletzt hatte die Pandemie die für 2020 geplante erstmalige Durch- führung verhindert. EINE CHANCE FÜR UNTERNEHMEN UND DIE GESELLSCHAFT Heute lässt sich sagen: Die Entwicklung ist genau wie seit Die abschliessende Podiumsdiskussion mit Moderatorin Flurina Landis (zweite von links). Jahren vorausgesagt verlaufen. Demografischer Wandel ist eine langfristige Angelegenheit. Vielleicht fällt es gerade deshalb schwer, die Dringlichkeit zu erkennen und ange- Mitarbeitenden brauche ich in Zukunft?» Für solche Fragen messen darauf zu reagieren. Nur: Wie soll das geschehen? hat das KIGA eine Ansprechstelle eingerichtet, die soge- Strategien im Hinblick auf den sich abzeichnenden «War for nannte Demografie-Beratung, die praktische Lösungsvor- Talents» wurden in den Vorträgen und im anschliessenden schläge für die in jedem Unternehmen spezifischen Heraus- Podiumsgespräch aufgezeigt. Soviel lässt sich auf jeden Fall forderungen bereithält. sagen: Der Wandel bietet für Unternehmen und die Gesell- schaft auch Chancen. Stefan Leist, beim Staatssekretariat Wie gelingt es beispielsweise, Angestellte, die vor der Pen- für Wirtschaft (SECO) zuständig für Arbeitsmarktanalyse sionierung stehen, davon zu überzeugen, mit reduziertem und Sozialpolitik, sieht diese unter anderem in einer verbes- Pensum weiterzuarbeiten? Eine Teilnehmerin des Podiums, serten Vereinbarkeit von Familie und Beruf, mit der sich die Daniela Visintin, Netzwerkkoordinatorin des Programms Erwerbsquote von Frauen steigern lässt. Dieses Potenzial «Potenzial 50plus» des KIGA, hat dazu eine klare Botschaft: ist allerdings gerade in den Mangelberufen schon nahezu «Früher anfangen!» Und das kann sogar schon unter 50 ausgeschöpft. beginnen. Attraktive Arbeitsbedingungen ermöglichen so- genannte Bogenkarrieren mit langsamer Reduktion des Auf eine Schlüsselstrategie, mit der ein Unternehmen auf Pensums und bereiten den Boden für die Tätigkeit über 65 den demografischen Wandel reagieren kann, verwies Chris- hinaus. Mit «Knowledge Management» verhindern Unter- tian Stähelin von Bachem, einem stark expandierenden nehmen, dass mit der anrollenden Pensionierungswelle Unternehmen mit derzeit rund 1100 Angestellten in Buben- kaum ersetzbares Wissen verloren geht. Die Herausforde- dorf: «Unser Fokus liegt bei den Mitarbeitenden. Wir brau- rungen in den Unternehmen sind laut Visintin vielfältig: «Wie chen sie, damit wir die Dienstleistung, die wir im Moment schaffen sie eine Kultur, dass der Linienchef vorne, der sei- erbringen, unsern Kunden auch in Zukunft bieten können.» nen Bau managen muss, bei seiner Pensionierung als Nach- Deshalb versucht Bachem, die noch überwiegend jungen folger einen 58-Jährigen nimmt? Hier sind Leute aus dem Mitarbeitenden mit attraktiven Arbeitsbedingungen lang- HR gefordert, aus der Verwaltungsdenke hinaus zu einer fristig an das Unternehmen zu binden. Wesentlich dabei initiativen Denkart zu gelangen.» sind individuelle Förderung und – hier regt er noch mehr Zusammenarbeit mit dem Kanton an – Weiterbildungen. Die nächste Demografie-Konferenz findet voraussichtlich schon 2023 statt. DIE KMU IM FOKUS Allerdings gibt es bedeutende Unterschiede. Regierungs- > Link: präsident Thomas Weber weiss, wo Handlungsbedarf be- https://www.baselland.ch/politik-und-behorden/ steht: «Grosse Konzerne analysieren ihre Demografie selbst. direktionen/finanz-und-kirchendirektion/ Es sind vor allem die mittelgrossen Unternehmen, KMU mit statistisches-amt/schwerpunkt-demografie/ vielleicht 50 oder 100 Leuten, die sich noch zu wenig Ge- demografie_konferenz_2022 danken gemacht haben. Was genau ist das eigentlich: die Altersstruktur meines Mitarbeiterstabs? Wie entwickelt sich Dominic Vögtli für die Finanz- und Kirchendirektion diese? Wie verändert sich mein Geschäftsmodell? Welche (Fotos: foto-mimmo)
SEITE 6 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 Bettina Buomberger ist seit 1. Februar 2022 neue Leiterin des Personalamts «FÜHRUNG WIRD IMMER ANSPRUCHSVOLLER» Das Personalamt steht seit fünf Monaten unter einer neuen Leitung. Das «Infoheft» geht unter anderem der Frage nach, welche persönlichen Schwerpunkte sich Bettina Buomberger gesetzt hat und auf welchen Pisten sie im Winter anzutreffen ist. Bettina Buomberger, wie geht es Ihnen in Ihrer neuen KURZ UND KNACKIG: Funktion? > Strand oder Berge? Berge: im Sommer und im Winter Danke, gut! Die anspruchsvolle Aufgabe macht mir viel > Kino oder Theater? Ich liebe beides Freude. Ich bin im Personalamt auf ein sehr motiviertes und > Android oder iOs? Android qualifiziertes Team gestossen, das mich gut aufgenommen > Schokolade oder Gummibärchen? Schokolade und eingeführt hat. Dafür bin ich sehr dankbar. Ein beson- > Koffer oder Rucksack? Rucksack derer Dank geht an Ruedi Kurth, der das Amt interimistisch > Kaffee oder Tee? Kaffee geleitet hat. Dank diesem reibungslosen Übergang bin ich > Klassik oder Pop? Pop heute bereits mitten im operativen Geschehen und in den strategischen Projekten involviert und engagiert, zum Bei- spiel in der Restrukturierung der Personalorganisation. hört dazu. Diese Themen finde ich hochspannend. Das Personalamt analysiert solche Entwicklungen, beurteilt und Mit welchen grossen Themen wurden Sie bereits kon implementiert potenzielle Anpassungen in unsere Personal- frontiert? politik. Ich darf mich mit einer Vielzahl gesellschaftlicher und tech- nologischer Veränderungen auseinandersetzen, die einen Haben Sie dabei ein übergeordnetes Ziel? Einfluss auf den Arbeitsmarkt haben. Es sind dies Themen Mein Ziel ist es, aktiv dazu beizutragen, dass der Kanton wie die Auswirkungen des demografischen Wandels, ver- weiterhin ein attraktiver Arbeitgeber bleibt. Die Mitarbei- änderte Familienmodelle oder die Digitalisierung. Auch der tenden sollen optimale Rahmenbedingungen zur Erfüllung Fachkräftemangel in einigen spezialisierten Bereichen ge- ihrer Aufgaben haben. Die kontinuierliche Förderung und
SEITE 7 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 ZUR PERSON Bettina Buomberger, Jahrgang 1981, wuchs im Aargau auf und lebt seit fast 20 Jahren in Zürich. Vor ihrem Amtsantritt als Leiterin des Personalamts war sie bereits seit drei Jahren für den Kanton Basel-Landschaft tätig. Sie leitete in der BKSD die Abteilung Organisationsentwicklung und -beratung Weiterbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind und setzte in dieser Funktion verschiedene Strategie- und für mich ein zentrales Ziel. Und, ja: Wir müssen laufend Transformations-Projekte um. Zuvor leitete sie bei der neue qualifizierte Mitarbeitende gewinnen. Nur mit hoch Unternehmensberatung PwC diverse Projekte auf internationaler Ebene, wo sie sich auch umfassende Führungserfahrung motivierten und qualifizierten Mitarbeitenden können wir aneignete. Bettina Buomberger hat zwei Masterabschlüsse der den Bewohnerinnen und Bewohnern unseres Kantons Universität Zürich (Publizistikwissenschaft und Executive MBA). weiterhin ein breites und qualitativ hochstehendes Angebot an Dienstleistungen anbieten. ihrer eigenen Personalstruktur Rücksicht nehmen können. Sie führen eine Dienststelle mit rund 60 Personen. Was für «One size does not fit all» wird auch hier berücksichtigt ein Führungsverständnis haben Sie? werden. Ganz wichtig ist mir dabei eine gute Kommuni Mit der sich weiter entwickelnden Arbeitswelt verändern kation und Zusammenarbeit mit allen Anspruchsgruppen. sich auch die Anforderungen an die Führungskräfte. Füh- rung wird anspruchsvoller und damit auch spannender. Den Wie können Sie am besten vom Geschäftsalltag abschalten? Führungskräften kommt neben der fachlichen Führung ver- Fast täglich mit dem Zug von Zürich nach Liestal zu pendeln mehrt die Aufgabe zu, die Mitarbeitenden auf dem Weg in hilft. Am Morgen kann ich mich jeweils gut auf den Tag die veränderte Arbeitswelt zu unterstützen, ihr Potenzial vorbereiten. Abends kann ich unterwegs die letzten Pen- abzuholen und sie zu ermutigen, sich laufend weiterzuent- denzen des Tages erledigen. Oft mache ich zurück in Zürich wickeln. Den Mitarbeitenden wird dabei mehr Eigenverant- noch einen Spaziergang durch mein Quartier, das finde ich wortung übergeben. jedes Mal entspannend. Damit dies funktioniert, müssen die Strukturen flexibler Haben Sie noch Zeit für Hobbys? werden. Teamarbeit über Hierarchien und Fachverantwor- Im Winter fahre ich leidenschaftlich gerne Snowboard. Man tungen hinweg – in Form von Arbeitsgruppen – wird in trifft mich beispielsweise auf den Pisten von Davos an, dort vielen Bereichen zu einer wichtigen Arbeitsform. Meine gefällt es mir besonders gut. Für ein weiteres Hobby, das persönliche Erfahrung in verschiedenen Bereichen hat mir Segeln, fehlt mir aktuell die Zeit. Während meiner Studien- immer wieder gezeigt, dass mit solchen unbürokratischen zeit machte ich erfolgreich den Hochseesegelschein – viele Formen der Zusammenarbeit schneller und besser gearbei- wunderbare Erinnerungen an Delfine, fliegende Fische und tet wird. Das Resultat sind oft Lösungen, die gut durchdacht leuchtendes Plankton begleiten mich bis heute. Hoffentlich und fundiert sind und sich vor allem besser und schneller finde ich bald wieder einmal Zeit für einen Segeltörn auf umsetzen lassen. dem Meer! Welche Schwerpunkte haben Sie sich persönlich für Ihr Und zum Schluss noch Ihre Prognose: Was sind die grossen erstes Amtsjahr gesetzt? künftigen Trends im Personalmanagement? Diese Frage ist äusserst wichtig, ich stelle sie mir fast täglich. Die Arbeitswelt von morgen wird voraussichtlich offener Bei der Übernahme einer neuen Führungsfunktion für einen und damit weniger berechenbar: Die Arbeitswelt und die Betrieb mit vielfältigen Funktionen und Anspruchsgruppen Mitarbeitenden werden diverser – das wird sich auch in den besteht die Gefahr, dass man sich leicht verzettelt und am Anstellungsbedingungen wiederspiegeln. Lohnsysteme Schluss vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht. Als werden flexibler und immer mehr direkt mit der individuellen Personalchefin des Kantons muss ich meinen Fokus sicher Leistung und der Teamleistung verknüpft. Und was schon auf strategische Fragen legen. Im Vordergrund steht dabei in den letzten Jahren so war: Eine Erstausbildung reicht das Projekt «Personalorganisation 2021» (PO21), mit wel- nicht mehr ein Leben lang. Jobs sind nicht mehr Lebens- chem eine effiziente Zusammenarbeit aller Personalverant- stellen – auch bei einer Verwaltung nicht. Die Ansprüche an wortlichen im Kanton erreicht werden soll. Dieses Projekt die Führungspersonen werden höher. Karrieren verlaufen ist auf gutem Weg und ich setze mich für einen baldigen nicht mehr gradlinig. Kurz gesagt: Alles wird flexibler und Abschluss der Planungsphase und dann für die zügige Um- fluider! setzung ein. Das Personalamt wird in Zukunft die zentralen Leitlinien der Personalpolitik des Kantons vorgeben, wäh- Simone Thommen, Personalamt, FKD rend die Direktionen bei der Umsetzung auf die Eigenheiten (Foto: Florian Moritz)
SEITE 8 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 HALLO-BASELLAND.CH-WEBSITE LÖST WILLKOMMENSBROSCHÜRE AB Während über zehn Jahren informierte der Fachbereich Integration die Migrationsbevölkerung mit der «Willkommensbroschüre für Neuzugezogene» in 13 Sprachen zu Themen rund um das Leben im Baselbiet. Nun löst eine eigene zeitgemässe Website Hallo Baselland · Informationen für einen guten Start am neuen Wohnort (hallo-baselland.ch) in 17 Sprachen die altehrwürdige Broschüre ab. «Muss ich eine Krankenversicherung haben?», «Wie finde ich einen passenden Verein?» und «Wird mein auslän disches Diplom anerkannt?»: Solche oder ähnliche Fragen stellen sich viele ausländische Personen, wenn sie neu in den Kanton Basel-Landschaft ziehen. Ab Sommer 2022 sind diese Informationen online unter www.hallo-baselland.ch gesammelt. Zu insgesamt 12 Themenbereichen und in 17 Sprachen findet die neuzugezogene sowie bereits wohn- hafte Migrationsbevölkerung alles, was es für einen guten Start am neuen Wohnort braucht. «HALLO-BASELLAND» AUCH FÜR DIE VERWALTUNG Neben der Zielgruppe «Migrationsbevölkerung» ist die S eite auch für Verwaltungs-, Informations- und Beratungsstellen konzipiert. Im Downloadcenter können Informationen indivi duell nach Themengebiet und Sprache als PDF herunterge- laden, verschickt oder ausgedruckt werden. ONLINE STATT PRINT HAT SICH BEWÄHRT Die Umstellung von einem Print- auf ein Onlineprodukt hat sich in anderen Kantonen bereits bewährt. So wurden die Inhalte und das Design vom Kanton Aargau übernommen, mit den Informationen der Baselbieter Willkommensbro- schüre abgeglichen und mit kantonsspezifischen Links er- gänzt. Das Format entspricht dem heutigen Medienkonsum: kurze, in einfacher Sprache verfasste Texte, Verlinkungen,
SEITE 9 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 eine ansprechende und intuitive Bedienungsoberfläche und eine verbesserte Kompatibilität mit dem Smartphone zeich- nen «Hallo Baselland» aus. Dadurch sollen die Informationen einfacher gefunden und besser verstanden werden. Die neue Website ist ein Angebot des Fachbereichs Integ- ration der Sicherheitsdirektion (FIBL), das in Zusammen arbeit mit spezialisierten externen Partnerfirmen, diversen Verwaltungsstellen, der Standortförderung BL und dem Kantonalen Sozialamt entstanden ist. Hakan Gören, Fachbereich Integration, Sicherheitsdirektion (Illustration: FIBL)
SEITE 10 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 SOZIALPÄDAGOGISCHE UNTERSTÜTZUNG FÜR ALLE FAMILIEN MIT BEDARF Elternsein ist herausfordernd. Im Kanton Basel-Landschaft steht für Familien mit Unterstützungsbedarf bereits seit längerem die Sozialpädagogische Familienbegleitung (SFP) zur Verfügung. So sollen auch Kinder und Jugendliche aus belasteten Familien unter möglichst guten Bedingungen aufwachsen können. Neu wird dieses Angebot vom Kanton finanziert und einheitlich geregelt, um den Zugang für alle Familien in schwierigen Situationen zu gewährleisten. Das Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Familie und Gesellschaft ist mit unterschiedlichen Herausforderun- gen verbunden. Meist können die Familien diese mit Unter- stützung des nahen Umfelds oder mit gezielten Beratungs- angeboten gut bewältigen. Manchmal braucht es jedoch mehr. Wenn eine Familie in der Krise steckt, wenn die Er- ziehung den Eltern über den Kopf wächst und die Entwick- lung des Kindes gefährdet ist, kann eine sozialpädagogische Familienbegleitung (SFP) zeitlich befristet Unterstützung bieten. In der SFP suchen sozialpädagogische Fachpersonen die Familien zu Hause auf und unterstützen diese nach dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe. Diese Begleitung zielt darauf ab, dass die Familien ihren Alltag wieder selbstständig be- streiten können und die Lebensbedingungen der betroffe- nen Kinder und Jugendlichen nachhaltig verbessert werden. ZUSTÄNDIGKEIT NEU BEIM KANTON Seit Anfang 2022 ist der Kanton Basel-Landschaft für die Beratungssituation im Rahmen einer Sozialpädagogischen Familienbegleitung (Foto: iStock.com) Regelung und Finanzierung der SFP zuständig. Dadurch er- halten alle Familien mit Wohnsitz im Kanton Zugang zur SPF, sofern diese fachlich angezeigt oder kindesschutzrechtlich bisher über 200 Beitragsgesuche bewilligt und finanziert. angeordnet ist. Die Begleitung wird von einem anerkannten Es sind vielfältige Gründe, die zu einer SFP führen können: Anbieter gemäss kantonaler Leistungsdefinition SPF er- familiäre Krisen während oder nach einer Trennung der bracht. Inzwischen sind 19 Anbieter aus der Region vom Eltern, Überforderung der Eltern mit ihrem Teenager, die Kanton anerkannt. Stellt der Sozialdienst einer Gemeinde psychische Erkrankung eines Elternteils und weitere G ründe. oder eine Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) Eine SPF kann auch parallel zur Unterbringung eines Kindes eine Notwendigkeit für eine SFP fest, kann sie beim zustän- in einer Pflegefamilie beziehungsweise in einem Heim er- digen Amt für Kind, Jugend und Behindertenangebote folgen oder die Rückkehr eines Kindes in die Familie beglei- (AKJB) ein Beitragsgesuch stellen. ten. Während einer SPF finden in den meisten Fällen ein bis zwei Einsätze pro Woche statt. Ein Grossteil der SFP dauert GROSSER BEDARF zwischen 12 und 24 Monaten. UND VIELFÄLTIGE GRÜNDE Die ersten Monate des Jahres 2022 haben gezeigt, dass Andrea Ruder, Amt für Kind, Jugend und Behinderten eine grosse Nachfrage nach SFP besteht. Das AKJB hat angebote, BKSD
SEITE 11 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 BIKANTONALE KULTURFÖRDERUNG Die gemeinsamen Fachausschüsse der Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft unterstützen in den Sparten Tanz & Theater, Musik, Literatur sowie Film & Medienkunst professionelle künstlerische und kulturelle Produktionen in der Region Basel. Diese Förderung ermöglicht hochstehende künstlerische Projekte verschiedenster Art. Sowohl der Kanton Basel-Landschaft als auch der Kanton > «Langsamer Schallwandler» von Autorin Basel-Stadt fördern das regionale Kulturschaffen. Deshalb Vera Schindler-Wunderlich, ein Lyrikband mit existieren in den Sparten Tanz & Theater, Musik, Literatur den neusten Gedichten der Autorin, sowie Film & Medienkunst bikantonale Fachausschüsse, welcher deren grosse Wandlungsfähigkeit aufzeigt. welche die projektbezogene Förderung von professionellen > «Im Nebel – eine Sprachsalve gegen den Krieg» künstlerischen und kulturellen Produktionen in der Region von Matterhorn Produktionen in Kooperation mit der verantworten. Die Fachausschüsse bestehen in der Regel Knabenkantorei Basel, eine Musiktheaterproduktion, aus fünf Mitgliedern mit spezifischen Fachkenntnissen in die sich mit Otto Nebels Textcollage «Zuginsfeld» den jeweiligen Sparten sowie je einer Vertreterin oder von 1918 beschäftigt. https://vimeo.com/300362096 einem Vertreter der Kulturförderabteilungen der beiden > «Parallel Lives» von Frank Matter, ein bewegender Kantone. und bildgewaltiger Film über Menschen unterschiedlichster Herkunft, die alle am selben Tag Die Arbeit der Fachausschüsse basiert auf der «Vereinba- wie der Regisseur geboren wurden. rung über die gemeinsamen Fachausschüsse in den Kanto- https://vimeo.com/646379984 nen Basel-Stadt und Basel-Landschaft für die projektorien- tierte Kunst- und Kulturförderung» (SGS 149.61). Sie regelt SPEZIALFALL «FACHKOMMISSION KUNST» Aufgaben, Organisation und Mittel der Fachausschüsse. Die Für die Förderung der Bildenden Kunst ist die beim Kanton Abteilung Kulturförderung des Kantons Basel-Landschaft Basel-Landschaft angesiedelte Fachkommission Kunst ist zuständig für die Geschäftsführung der Fachausschüsse zuständig. Da deren Tätigkeit kantonale Eigentumsrechte Tanz & Theater sowie Musik. Die beiden anderen Fachaus- betrifft – namentlich bei Ankäufen für die Sammlung Kunst- schüsse werden von der Abteilung Kultur des Kantons kredit Baselland – ist eine Zusammenarbeit mit dem Kanton Basel- Stadt geführt. Basel-Stadt nicht zielführend. Die Fachausschüsse vergeben auf Gesuch hin Beiträge an Ergänzende Informationen auf der Homepage der Abteilung Einzelprojekte. Sie tagen in der Regel dreimal im Jahr und Kulturförderung prüfen die eingegangenen Gesuche unter Berücksichtigung der spartenspezifischen Förderbestimmungen. Erfüllt ein Rolf Wirz, Abteilung Kulturförderung, BKSD Gesuch die formalen und qualitativen Anforderungen und stehen ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung, kann ein Beitrag ausgerichtet werden. Eine wichtige Bedingung dabei ist, dass das Projekt einen starken Bezug zur Region Basel aufweist. Die Fachausschüsse überprüfen ihre Förder bestimmungen periodisch und schlagen bei Bedarf sparten spezifische Anpassungen an die aktuellen Produktionsver- hältnisse vor. NACHFOLGEND EINIGE BEISPIELE FÜR PROJEKTE, DIE MIT BEITRÄGEN GEFÖRDERT WURDEN: > «Dr Churz, dr Schlungg und dr Böös» von Johanna Heusser, eine performative Auseinandersetzung zu Körper- und Geschlechterbildern, die rituell beim Schwingen produziert werden, aus gesellschafts «Dr Churz, dr Schlungg und dr Böös» von Johanna Heusser kritischer Perspektive. https://vimeo.com/656150512 (Foto: Hitzigraphy)
SEITE 12 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 «ALS RICHTERIN GEHT ES MIR IMMER DARUM, DEN FALL UND DIE MENSCHEN IM MITTELPUNKT ZU HABEN» Dr. Irène Laeuchli, Präsidentin am Strafgericht, geht am 30. Juni 2022 nach 33 Jahren im Dienst der Baselbieter Justiz in Pension. Sie lässt uns in ihre spannende Tätigkeit und die Entwicklungen des Gerichtswesens einblicken. Irène Laeuchli, wohin geht Ihre erste Reise nach der Pensio Was konnten Sie als Präsidentin des Strafgerichts und des nierung? Jugendgerichts bewirken? Die erste Reise geht nach Australien. In einem Jahr einmal Als Richterin geht es mir immer darum, den Fall und die rund um Australien. Menschen im Mittelpunkt zu haben. Ich hoffe, dass ich mit dieser Haltung einen respektvollen Umgang mit den oft sehr Am 30. Juni 2022 werden Sie 60 Jahre alt: Ist die Pensio- schwierigen Situationen schaffen konnte. nierung Ihr persönliches Geschenk an Sie selbst? In meinem Alter stellt sich die Frage, wie lange bin ich noch Gab es je eine Gerichtsverhandlung oder ein Urteil, das Sie gesund und fit. Ich habe ausser dem Beruf noch so viele fällen mussten, das Ihnen Bauchschmerzen bereitet hat und Interessen wie etwa das Reisen, Kultur, Sport, die ich jetzt weshalb? verwirklichen möchte. So gesehen ist die Pensionierung ein Ja, einige Fälle haben mir schlaflose Nächte bereitet, bei- Geschenk. spielsweise bei unklarer Beweislage oder bei Fällen, hinter
SEITE 13 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 ZUR PERSON Irène Laeuchli wurde am 30. Juni 1962 in Basel geboren und absolvierte die Matura am Gymnasium Liestal. Anschliessend studierte sie Rechtswissenschaft an der Universität Basel und wurde 1989 promoviert. Nach diversen Volontariaten wurde sie Gerichtsschreiberin beim Bezirksgericht Liestal und erlangte 1994 das Anwaltspatent. Per 1. Januar 1996 wurde denen menschliche Tragödien standen und bei denen ich sie Gerichtsschreiberin am damaligen Obergericht und wusste, egal wie entschieden wird, alle werden verlieren. dann am 1. April 2002 die erste Leitende Gerichtsschreiberin des neu geschaffenen Kantonsgerichts. Seit dem Es wird oft gesagt, dass der Strafprozess seit der Einführung 1. April 2004 amtete sie als Präsidentin am Strafgericht und war in dieser Funktion Mitglied der Gerichtskonferenz, der Eidgenössischen Strafprozessordnung deutlich komple- dem obersten Leitungsorgan der Gerichte. Irène Laeuchli ist xer geworden ist. Wie beurteilen Sie das? Welches sind die verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Gründe dafür? Die Eidgenössische Strafprozessordnung regelt das Straf- verfahren umfassender als das damalige kantonale Recht. gesellschaftlicher Probleme zu erwarten. Die Rechtspre- Die Stärkung der Parteirechte beinhaltet auch, dass alle chung hinkt aber immer hinterher und versucht, g eschehenes Parteien bei (fast) allen prozessrechtlichen Schritten ange- Unrecht zu beseitigen. Die Gesellschaft ändern kann sie hört werden und auch Rechtsmittel haben. Dies ist zwar für nicht. die Strafverfolgungsbehörden aufwändiger, aber meiner Meinung nach richtig. Sie sind ja auch Mitglied der Gerichtskonferenz, des obers- ten Leitungsorgans der Gerichte: Hat sich die Justizrevision Wie beurteilen Sie die Effektivität des heutigen Jugend- und Schaffung des Kantonsgerichts aus Obergericht und strafrechts? Verwaltungsgericht vor genau 20 Jahren bewährt? Das Jugendgericht hat seit Jahren nur etwa 10 Fälle pro Seit 20 Jahren spricht die Justiz mit einer Stimme und hat Jahr zu beurteilen. Die Jugendanwaltschaft leistet hier aus- so als dritte Gewalt an Gewicht gewonnen. Auch der Ausbau gezeichnete, auch präventive Arbeit und versteht es, die der Gerichtsverwaltung hat die richterliche Unabhängigkeit Jugendlichen auf den richtigen Weg zurückzubringen. gestärkt. Auf die Besonderheiten der Gerichte wird seitens der kantonalen Verwaltung mehr Rücksicht genommen. Was an Ihrer jetzigen Tätigkeit als Präsidentin des Strafge- richts werden Sie vermissen, was weniger? Welche Herausforderungen kommen Ihrer Ansicht nach auf Vermissen werde ich sicher das Lösen spannender Fälle, die Justiz zu? die Diskussionen darüber, die Gerichtsverhandlungen mit Die Umstellung von Papierakten auf rein elektronische Ak- den Überraschungen, die Urteilsberatungen und natürlich ten wird sicher interessant und anspruchsvoll. Auch wird auch die Kaffeepause mit dem menschlichen und fachlichen sich in Zukunft immer wieder die Frage stellen, ob das Laien Austausch. Gar nicht fehlen wird mir die tägliche Konfron- richtertum noch zeitgemäss ist, vor allem am Kantons tation mit menschlichem Leid. gericht, der höchsten kantonalen gerichtlichen Instanz. Und nicht zuletzt wird die Weiterentwicklung des medialen Auf- Bevor Sie zur Präsidentin ans Strafgericht gewählt wurden, tritts der Gerichte herausfordernd sein. waren Sie erst Gerichtsschreiberin am Bezirksgericht Liestal, ab 1996 Gerichtsschreiberin am damaligen Obergericht und Was wünschen Sie der Baselbieter Justiz für die Zukunft? mit der Schaffung des Kantonsgerichts per 1. April 2002 Ich wünsche eine gute Diskussionskultur, die den Men- Leitende Gerichtsschreiberin der Geschäftsleitung des schen in den Mittelpunkt stellt, sei es betriebsintern oder Kantonsgerichts. Wie hat sich die Justiz in diesen 33 Jahren in Gerichtsverhandlungen. Nur so dient die Rechtsprechung verändert? den Menschen des Baselbiets. Die Digitalisierung und Professionalisierung haben auch vor der Justiz nicht Halt gemacht. Parallel dazu haben sich auch Mit Irène Laeuchli sprach Julia Reidemeister, die gesetzlichen Vorschriften – gefühlt – vervielfacht. Es Leiterin Rechtsdienst und Kommunikationsbeauftragte besteht die Tendenz, vor allem von der Strafjustiz die Lösung der Gerichte (Foto: Dominik Plüss)
SEITE 14 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 3 Fragen an … Anja von Büren, neue Baselbieter Kantonszahnärztin «ICH LIEBE EINE GUTE ITALIENISCHE GLACÉ» Frau von Büren, gehen Sie gerne zum Zahnarzt? Klar, schliesslich arbeite ich dort und bin wirklich gerne Zahnärztin! Menschen zu helfen, Ihnen die Angst vor einer Behandlung zu nehmen, empfinde ich als eine erfüllende Aufgabe. Wenn Sie mich jetzt aber fragen, ob ich als Patientin gern zum Zahnarzt gehe, dann fällt meine Antwort etwas weniger enthusiastisch aus. Ich habe keine Angst und dank moder- ner Behandlungsmethoden empfinde ich die Behandlungen auch nicht als schmerzhaft. Allerdings fällt es mir schwer, lange still zu liegen und passiv zu sein. Vielleicht sollte ich dem Beispiel von manchen Patienten folgen und mir bei der nächsten Behandlung ein Hörbuch anhören. Der Sommer steht vor der Türe und damit auch die Glacé- saison. Ist Glacé essen schädlich für die Zähne? Ich liebe eine gute italienische Glacé! Und das tolle ist, aus zahnärztlicher Sicht kann ich davon so viel essen wie ich möchte. Nur nicht so oft ich möchte … Zucker führt zu Karies, das weiss jedes Kind. Allerdings geht es nicht um die Menge, sondern darum, wie häufig und in welchen Ab- und zu eine schön grosse Portion Glacé, als immer wieder ständen Zucker auf die Zähne trifft. Allen Glacé-Liebhabe- ein Löffelchen. Das gleiche gilt übrigens auch für Schoggi … rinnen und -Liebhabern empfehle ich deswegen: lieber ab Was ist das Wichtigste, damit die Zähne gesund bleiben? Eine gut auf die eigenen Bedürfnisse angepasste Prophy- laxe! Finden Sie eine zahnärztliche Praxis, der Sie vertrauen können, erarbeiten Sie eine für Sie geeignete Strategie und bleiben Sie konsequent dabei. Der beste Zahnarzt nützt nichts, wenn die tägliche Pflege zu Hause nicht optimal ist. Und wer so wie ich immer im Schuss ist: Die tägliche Zahn- putzroutine kann man auch als Bewusstseinsarbeit nutzen, um einen kurzen Moment zu entschleunigen. Interview: Rolf Wirz, Kommunikation Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion (Foto: Adobe Stock; zVg)
SEITE 15 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 MEIN SCHÖNSTER ORT IN DER REGION ENTSPANNTER BLICK AUF DIE KONTUREN Wenslingen, Kilchberg oder DES BASELBIETER JURAS Rünenberg, weiter hinten Schon immer hat es mich nach draussen in die Natur gezo- der Wisenberg, das Böl- gen. Die frische Luft und Bewegung tun mir, der seinen chengebiet und die Region Arbeitstag im Büro verbringt, einfach gut und ist Erholung Wasserfallen. Beste Aus- pur. Ich habe das Glück, mit dem Oberbaselbiet in einer sicht hat man auch auf das Gegend zu wohnen, bei der die Natur praktisch vor der Wetter: ein aufkommendes Haustüre beginnt. Und erst vor ein paar Jahren habe ich Sommergewitter, vom Mit- einen Ort entdeckt, an den es mich seither immer wieder telland über die Jurakette magisch hinzieht. schleichender Herbstnebel oder die Abenddämmerung Unterwegs von Anwil oder Oltingen herkommend in Rich- inklusive eines schönen tung Schnäpfeflüehli und weiter oben zur bekannten Schaf- Sonnenuntergangs. Und mit etwas Glück kann man Wild- matt mit dem Naturfreundehaus und der Sternwarte, ist tiere beobachten wie erst kürzlich, als ein Reh mit ihrem diese kleine Felskanzel (der genaue Ort sei hier absichtlich Kitz in der Abenddämmerung einen Erkundungsgang auf nicht verraten …) ein wunderbarer Ort, um abzuschalten der Waldlichtung machte. und den Moment zu geniessen. Es ist einer dieser Orte, den ich mit dem Mountainbike erreiche, bei einer Wanderung Da braucht es für einmal keine technischen Hilfsmittel wie einen Zwischenhalt mache oder gezielt abends nach einen Smartphones, Tablets oder gar Homecinema, die Natur bie- Bürotag mit einem Picknick im Rucksack anpeile. tet das grosse Spektakel! Von diesem schönen Aussichtspunkt hat man einen weiten Beat Flükiger, Mitarbeiter Team IT / Kommunikation, Blick gegen Westen. Im Vordergrund die Dörfer Oltingen, Landeskanzlei
SEITE 16 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 Nach der Umstellung sorgt ZI-Mitarbeiter Dennis Hörling mit seinem professionellen Service für eine weiterhin hohe Stabilität und Weiterentwicklung der zentralen MobileIron-Serverumgebungen. MOBILEIRON: SO ARBEITEN WIR SICHER AUF IPHONE UND IPAD Die Polizei arbeitet schon länger mit der Plattform von MobileIron. Nun stellt die Zentrale Informatik (ZI) auch allen anderen Kantonsangestellten eine Lösung für das iPhone oder iPad zur Verfügung, mit deren Apps sie ihr Gerät für Geschäftszwecke sicher nutzen sowie Geschäftliches von Privatem einfach trennen können. Es ist vielen zur Gewohnheit geworden: Mit dem Smart- die geschäftlichen Mails und Kalendereinträge in der Email+ phone oder Tablet unterwegs oder zuhause für die Arbeit App verwalten können und nicht mehr wie bisher in den noch eine E-Mail beantworten, Dokumente studieren und Apple Apps «Mail» und «Kalender». Die Apps auf den mo- mehr. Damit die Mitarbeitenden des Kantons Basel-Land- bilen Geräten sind über MobileIron mit dem MDM-Server schaft dies sicher, unkompliziert und regelkonform tun kön- des Kantons verbunden und gewährleisten die Sicherheit nen, stattet das Team Workplace der ZI die rund 2100 der geschäftlichen Daten und die Trennung zwischen ge- iPhones und iPads, die es verwaltet, mit sicheren Apps aus. schäftlichen und privaten Daten. Das Projekt nennt sich Mobile Devices Secure Apps, kurz MDSA-BL. Das Anliegen, die private Nutzung vom Geschäftsgebrauch zu trennen, ist nicht neu. Für die Polizei hat die ZI im Rahmen WAS KÖNNEN WIR des Projekts Mobile Computing bereits 2017 MobileIron VON MOBILEIRON ERWARTEN? eingeführt. Die Lösung hat sich in der Zwischenzeit weiter- Die MobileIron-Lösung bietet den Nutzerinnen und Nutzern entwickelt und ist noch benutzerfreundlicher und besser für ihre Arbeit sichere Apps für das mobile Gerät, zum Bei- geworden. Dass MobileIron damals eine gute Wahl war, spiel Email+, Docs@Work, Threema Work oder auch zeigt die Tatsache, dass dieses Produkt inzwischen interna- Webex. Das bedeutet beispielsweise, dass die Nutzenden tional zu den wenigen marktführenden Lösungen gehört.
SEITE 17 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 Bei den 600 Geräten der Polizei gilt es lediglich, die bereits genutzte Lösung dahingehend anzupassen, dass die neuen kantonalen Vorgaben zur IT-Sicherheit und deren notwen- dige Sicherheitseinstellungen zur Anwendung gelangen können. WO LIEGT UNSER BENEFIT? Mit MobileIron können die Mitarbeitenden auch mit dem iPhone oder iPad ganz einfach und ohne ein privates Zweit- gerät Geschäftliches von Privatem trennen. Die Lösung sichert den mobilen Zugang auf geschäftliche Daten und Applikationen wie E-Mail, Kalender, Aufgaben. Neu erhalten die Mitarbeitenden über ihre mobilen iOS-Geräte auch den Zugriff auf die Gruppenlaufwerke und die persönlichen Datenablagen sowie auf das Intranet und andere interne Webseiten. Ebenfalls neu mit dieser Einführung erhalten die Nutzerinnen und Nutzer eine Capture-App. Mit dieser App können Fotos und Videos erstellt werden, die in einem gesicherten ge- schäftlichen Bereich verbleiben. Besonders interessant ist die Möglichkeit, Dokumente zu scannen. MobileIron ist eine unterstützte Servicedienstleistung der ZI. Nebst dem sicheren Arbeiten legt die ZI viel Wert auf die hohe Benutzerfreundlichkeit im Umgang mit MobileIron. Bei Fragen oder Unklarheiten erhalten die Mitarbeitenden Mit der Installation von MobileIron sind die geschäftlichen Daten Unterstützung durch den Helpdesk der zentralen Informatik. in sicheren Händen. WARUM SOLLTE ICH EIN VON WANN ERHALTE ICH MEINE SECURE APPS? DER ZI VERWALTETES GERÄT NUTZEN? Die Phase der Realisierung ist nun abgeschlossen. Das Pro- Nicht nur die Polizei, sondern die meisten Dienststellen des jekt MDSA-BL hat in guter Zusammenarbeit mit allen in Kantons arbeiten mit besonders schützenswerten Daten. volvierten Stellen und den Vertreterinnen und Vertretern Würden die streng vertraulichen Informationen veröffent- aus den verschiedenen Dienststellen die spezifischen licht oder in falsche Hände gelangen, könnten die möglichen Anforderungen definiert und umgesetzt sowie den Rollout Folgen für die betroffenen Personen gravierend sein. Die ZI koordiniert. Zudem sind Feedbacks aus dem Projekt M obile ist dafür verantwortlich, den Mitarbeitenden des Kantons Computing der Polizei aus dem Jahr 2017 eingeflossen. eine sichere IT-Umgebung zu bieten, damit sie im Einklang mit den Gesetzen und Verordnungen zum Daten- und Mitte Juni hat der Rollout bei den so genannten Early Adop Informationsschutz ihrer Arbeit nachgehen können. Die ZI ters aus allen Organisationseinheiten begonnen. Jetzt folgt informiert und sensibilisiert die Mitarbeitenden auch regel- immer dienstags und donnerstags jeweils die Umstellung mässig zu Gefahren, welche die Digitalisierung mit sich von 50 Geräten. Während der Sommer- und Herbstferien bringt. Mit dem Smartphone und Tablet geschäftliche ist kein Rollout vorgesehen. Bis Ende 2022 werden alle in Aktivitäten zu erledigen, ist zwar praktisch, aber nicht ganz MobileIron verwalteten iOS-Geräte umgestellt sein. Mehr unproblematisch. Denn mobile Geräte sind anfälliger für Informationen zum Zeitplan der Umstellung in den verschie- Datenverluste als der Computer im Büro. Hier bietet Mobile denen Direktionen sind im InfoBLITS zu finden. Iron eine sichere, benutzerfreundliche Möglichkeit, um mit iPhone und iPad sicherheitskonform zu arbeiten. Isabelle Pryce für die Finanz- und Kirchendirektion
SEITE 18 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 VORSICHT IM INTERNET – CYBERKRIMINELLE LAUERN! Nicht nur im Baselbiet, auch in der übrigen Schweiz steigen die Zahlen von Verbrechen im und mit dem Internet – Cybercrime grassiert. Mit Sensibilisierungsveranstaltungen von Mai bis September für die Bevölkerung, für die Gemeinden und für interessierte Unternehmen im Baselbiet fördert die Sicherheitsdirektion die nötige Aufmerksamkeit und Skepsis, um es den Cyberkriminellen nicht allzu leicht zu machen. Aus den dunklen Tiefen des Internet agieren die Cyberkriminellen mit einer Palette vom «simplen» Betrug bis hin zu gehackten Systemen und Daten-Erpressung. (Foto: Polizei BL) Mal winkt ein unerwarteter Lottogewinn, mal eine Erbschaft blockiert und nur gegen teures «Lösegeld» wieder freige- – gegen Vorauszahlung einer satten «Gebühr» natürlich. geben. Zielgruppe: Privatpersonen, Firmen, Verwaltungen. Oder es muss ein Restporto überwiesen werden, damit ein Paket geliefert werden kann. Oder ein bestellter und bereits «Wir haben es bis zu einem gewissen Grad in den eigenen bezahlter Artikel wird nie geliefert. Im schlimmsten Fall Händen: Seien Sie aufmerksam! Seien Sie vorsichtig und werden ganze Informatiksysteme «gehackt», alle Daten skeptisch! Melden Sie allfällige Verstösse umgehend», ap-
SEITE 19 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 pelliert Regierungsrätin und Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer. Denn der wirtschaftliche Schaden geht allein in der Schweiz wohl in die Hunderte von Millionen Franken, jedes Jahr. Der emotionale Schaden bleibt dabei aussen vor: blockierte und gestohlene Erinnerungsfotos, die Ent- täuschung über die grosse Internet-Liebe, welche sich letzt- lich als kalte Abzocke erwies. So viel uns das Internet mit seinen Möglichkeiten erleichtert, so dunkel sind dann auch die Schattenseiten: Fake-Profile auf Dating-Seiten mit herzerweichenden Geschichten, wenn jemand angebissen hat, bis hin zu hohen Überwei- sungen – und anschliessender Funkstille. Auch mit äusserst clever gefälschten Websites und quasi Original-Logos ver- suchen die Cyberkriminellen an Passwörter und Konti zu kommen. Doch haben Sie wirklich ein Konto dort? Sind Sie wirklich Kundin bei diesem vermeintlichen Kreditkartenins- titut? Erwarten Sie wirklich ein Paket von diesem oder jenem Unternehmen? Und woher hat der Absender die Natel- Nummer für die SMS? «Achten Sie auf die Absenderadresse», rät denn auch M ichel Sicherheitsdirektorin Kathrin Schweizer sensibilisiert Vertreterinnen und Vertreter Baselbieter Gemeinden: «Seien Sie skeptisch»! Meier, Leiter der Abteilung Cybercrime bei der Polizei Basel- (Foto: Polizei BL) Landschaft. «Bereits ein Komma oder ein Bindestrich am falschen Ort kann ein untrüglicher Hinweis sein, dass es nicht der vordergründige Absender ist!» Deshalb: Vertrauen Sie niemandem, den Sie nur via Internet kennen. Überweisen Sie kein Geld oder Dokumente an Weil das Internet keine Landesgrenzen kennt und die Kri- Ihnen unbekannte Personen. Geben Sie niemals Passwörter minellen selten aus einem Büro gleich um die Ecke agieren, bekannt und verwenden Sie nur starke Passwörter. Ge- gestalten sich Ermittlungen häufig langwierig. Dabei geht burtsdaten, Namen, «Passwort» oder «123456» gehören es nicht ohne internationale Beziehungen, auch mal auf dem definitiv nicht dazu! Und: Halten Sie Ihren Computer, Ihr «kleinen Dienstweg». Philippe von Planta, Baselbieter Tablet und Ihr Natel stets mit Updates auf dem neuesten Staatsanwalt und Leiter Fachstelle Cybercrime bringt es auf Stand. den Punkt: «Wer Cybercrime gernhat, muss Rechtshilfe lieben.» Denn je nach Land dauern Rechtshilfegesuche > Am 7. September findet im Gemeindesaal Gelterkin- Monate bis Jahre – oder eine Anfrage aus der Schweiz ver- den um 19 Uhr nochmals ein Sensibilisierungsanlass sandet schlicht antwort- und ergebnislos. Kurz: In den aller- für die Bevölkerung statt. meisten Fällen bleiben die Opfer auf ihrem finanziellen Schaden sitzen. Adrian Baumgartner, Kommunikation Sicherheitsdirektion
SEITE 20 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 Sportmuffel trifft Sportcrack SPRINGT DER FUNKE? In dieser kleinen Serie durch alle Direktionen und besonderen Behörden begegnen sich jeweils eine ührungsperson und eine lernende Person der Grundbildung im Gespräch. Sie geben uns einen Einblick F in ihren Alltag und was sie sonst noch bewegt. Martina Hablützel ist 16 Jahre alt. Sie lebt mit ihren Eltern lehrer sie dann in den Schwimmclub aufnehmen wollte, hat und einem holländischen Hirtenhund in Buus in der Nach- sie – im Hinblick auf die zu absolvierenden Wettkämpfe – auf barschaft von Regierungsrat Thomas Weber. Sie ist im einen Beitritt verzichtet. In den letzten Tagen hat sie sich 1. Lehrjahr als Kauffrau EFZ in der Bildungs-, Kultur- und für ein Probetraining im Fitnesszentrum angemeldet. Dass Sportdirektion und absolviert die Lehre mit Berufsmatur. Sie es ein «kantonales Sportamt» gibt, hat sie erst beim Start bezeichnet sich selber als Sportmuffel. Sie joggt, wenn sie ihrer Lehre erfahren. In ihrer Freizeit malt Martina gerne, Lust dazu hat oder wenn sie findet, es sei mal wieder nötig. spielt E-Gitarre oder trifft sich mit Freunden. Ihr Traumberuf Ihr war es wichtig, schwimmen zu können. So hat sie alle war ursprünglich Polizistin, bis ihr jemand sagte, sie sei zu Schwimmtests und -abzeichen gemacht. Als der Schwimm- klein dafür.
SEITE 21 | INFOHEFT | 211 | JUNI 2022 Thomas Beugger ist in Zeglingen aufgewachsen und ist am Abend fast leer sein. Wenn alles aufgeschrieben ist, auch heute noch dort wohnhaft. Seit er sich erinnern kann, kannst du es in der Nacht loslassen. Im Sportamt sind hat ihn alles, was mit Sport zu tun hat, interessiert. Er war inzwischen alle Prozesse digital hinterlegt. Gewisse Doku- früh Mitglied im Turn- und im OL-Verein. Viele Jahre war er mente brauche ich dennoch auf Papier. Beispielsweise, Jugileiter, hat von Montag- bis Freitagabend Trainings ge wenn es darum geht, einen Regierungsratsbeschluss vor- leitet. Die meisten Wochenenden war er an Wettkämpfen. zubereiten und gegenzulesen. Bereits ab dem Alter von 16 Jahren war er in seiner Freizeit für die «Volksstimme» als Sportjournalist unterwegs. So Musst du viel telefonieren als Leiter Sportamt? erstaunt es nicht, dass sein Traumberuf zuerst S portreporter Heute wird viel mehr gemailt. Oftmals müssen auch noch beim Schweizer Fernsehen war. Später entschied er sich Unterlagen mitgeschickt werden. So erhalte ich an die jedoch zu einer Ausbildung als Sekundarlehrer. 50 – 100 E-Mails pro Tag. Mein Ziel ist es, abends nicht mehr als 10 offene Mails zu haben. Gerade an Tagen, an welchen Für den Morgenmenschen Thomas startet der Tag um fünf ich sehr viel unterwegs bin, wird das schwierig. Briefpost Uhr früh mit einer Stunde Sport – sei es Krafttraining, Be- gibt es nur noch vereinzelt, z. B. Einladungen an Sportanlässe. weglichkeitstraining oder Joggen. Das ist für ihn die opti- male Vorbereitung für den langen Arbeitstag, welcher oft Wenn du eine Woche lang Lernender bei der kantonalen bis 20 Uhr oder manchmal auch länger dauert. Seine Funk- Verwaltung wärst, wo würdest du gerne einen Einblick er- tion ist mit vielen Abend- und Wochenendterminen verbun- halten? den. Am Interviewtag stand unter anderem kurz vor 22 Uhr Spannend wäre für mich die Polizei oder ein Generalsekre- noch ein Kurzreferat an. Aktuell ist Thomas Beugger als tariat. Ich stelle mir vor, dass ich dort Einblicke in viele poli einer von drei OK-Vizepräsidenten stark engagiert für das tische Themen erhalten würde. Eidgenössische Schwing- und Älplerfest (ESAF) in Pratteln. In dieser Funktion arbeitet er eng zusammen mit OK-Präsi- Wenn du ein Politiker oder sonst eine andere Person sein dent Thomas Weber. Sein wöchentliches Ritual: Spätestens könntest, wer wäre das? am Sonntagabend um 20 Uhr hat er alle Sportresultate Beeindruckt hat mich Adolf Ogi. Als Politiker und Sport angeschaut und ist wieder auf dem aktuellsten Stand. minister hat er den Sport stark geprägt. Bevor er Bundesrat wurde, war er Sportdirektor beim Schweizerischen Ski MARTINA FRAGT THOMAS verband. Er stand täglich um 4 Uhr auf und hat sich stets Wie wird man Leiter Sportamt? stark für die Sportförderung eingesetzt. Sportliche Erfolge Ich war bereits ein paar Jahre als Sekundarlehrer tätig, als sind auch wichtig für die Schweiz. ich die offene Stelle im Sportamt gesehen habe. Die ersten Jahre war ich stellvertretender Leiter Sportamt und seit Gibt es einen Sport, den du gar nicht magst? etwas mehr als 20 Jahren bin ich Leiter. Ein wenig sport Das würde ich nicht so formulieren. Schwimmen liegt mir begeistert muss man schon sein, um hier zu arbeiten. Bei weniger. Ich habe es erst mit 12 Jahren gelernt und beherr- mir dreht sich alles um den Sport. Was nicht heisst, dass sche es auch heute nicht wirklich gut. nicht auch du während deiner Lehre ein halbes Jahr bei uns sein könntest. Wer weiss, vielleicht würdest auch du deine Wenn du heute im Sport etwas Neues ausprobieren könn- Begeisterung für den Sport entdecken? test, was wäre das? Ich bin nicht so der Spielertyp und mache lieber Einzel- oder Führst du eine Pendenzenliste oder wie organisierst du dich? Ausdauersport. Klettern, Bouldern, das würde mich noch Früher habe ich alles in ein Buch eingeschrieben. Heute reizen. Tatsache ist, dass es neben meinen sportlichen Ak- sende ich mir selber E-Mails mit meinen Pendenzen. Daraus tivitäten wenig Zeit und Möglichkeiten gibt, noch anderes ergibt sich meine To-Do-Liste. Idealerweise sollte die Liste auszuprobieren.
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