Denn es ist uns unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben! - Denn es ist uns unmöglich, nicht ...
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Hilfskomitee AQUILA e.V. Nr. 2 (112) Unterstützung der Missionsarbeit April – Juni 2019 der Gemeinden in Kasachstan, Kirgistan, Moldawien, Sibirien, Ukraine und Usbekistan. Denn es ist uns unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben! Apostelgeschichte 4,20 Leitartikel: Helfen – mit der Gemeinde und durch die Gemeinde Geschichte: Das Ziffernsystem der Russlandmennoniten Kindergeschichte: Eine ungewöhnliche Freundschaft
In diesem Heft: Impressum Artikel.............................................................................. Seite. .... Karte Herausgeber: Leitartikel Helfen- mit der Gemeinde und durch die Gemeinde.......................4 Hilfskomitee Aquila e.V. Reiseberichte Liebigstr. 8, D-33803 Steinhagen Erweckung auch heute?..............................................................................7.............. 1,4 Telefon: 05204-92494331 Warme Zusammenarbeit............................................................................8.............. 1,4 e-mail: info@hkaquila.de Auch kleine Gruppen haben „Hunger“...................................................9..................2 Auf den Schneewegen im Norden Sibiriens..................................... 11..................3 Erscheint viermal jährlich Frohe Botschaft für die Romakinder.................................................... 12..................6 Ankunft in einer neuen Welt................................................................... 13..................6 Spendenkonto: Hilfskomitee Aquila e.V. Mission der Gemeinden Sparkasse Bielefeld Der Dienst der Schwester......................................................................... 15..................1 IBAN: Auf den Spuren unserer Geschichte DE76 4805 0161 0044 1124 80 Das Ziffernsystem der Russlandmennoniten.................................... 17 SWIFT-BIC: SPBIDE3BXXX Kindergeschichte Die Kraft der Vergebung........................................................................... 23 Ansprechpersonen: Kurzberichte ♦ Steinhagen: Brand in Jakutien......................................................................................... 24..................5 Jakob Penner Abschluss des Schuljahres....................................................................... 24..................6 Eduard Ens Kinderfreizeiten........................................................................................... 24..................4 Mission unter Kasachen............................................................................ 25..................2 ♦ Neuwied: Taufe im Kinderheim.................................................................................. 25..................1 Nikolaj Zuravlev Kinderbibel „Entdecke die Bibel“........................................................... 26..................7 Tel.: 0 26 31 - 95 52 79 Buchvorstellung............................................................................................ 26 ♦ Frankenthal: Dankesbriefe................................................................................................... 27....... 1,2,6,8 Jakob Dyck Meldungen, Gebetsanliegen.................................................................. 28..................7 Tel. 0 62 33 - 48 05 42 Titelbild: Musikorchester während der Evangeli- sation in Schutschinsk 2019, Seite 7 7 5 3 6 8 4 2 1 2 Aquila 2/19
Vorwort „Philippus spricht zu ihm: Herr, zeige uns den Vater, so genügt es uns!“ (Johannes 14,8) W ir leben in einer Zeit, in der es darum geht, möglichst viel zu erleben. In den Nachrichten hören wir gerne Sensationen und möchten gerne etwas Spannendes sehen. Wir suchen etwas aufregendes in der Unterhaltung, im Sport, aber auch im Beruf. Dieses Streben überträgt sich teilweise auch auf unser geistliches Leben. Gottesdienste, in denen man berieselt wird, sind besser besucht, als die stillen Gebetsstunden oder herausfordernden Bibelstunden. Dennoch ist in jedem Christen der Wunsch vor- handen, Gottes Wirken zu erleben. Dieses Verlangen hatte auch Philippus. Jesus antwortete ihm mit einer herausfordernden Gegenfrage: „So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich noch nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen. Wie kannst du da sagen: Zeige uns den Vater?“ (Joh. 14,9). Wie bei Philippus kann es auch bei uns so kommen: Wir erle- ben Gottes Wirken und bemerken dies oft nicht. In diesem Sinne möchten wir in dieser Ausgabe berichten, wie die Gemeinde ihren Auftrag der Nächstenliebe vollbringen kann, wie Geschwister auf den Reisen Gottes Tragen erlebt haben und wie die Gemeinde in der Vergangenheit Gott mit der Musik verherrlichte. Nicht den Menschen, sondern den Vater zu sehen und zu prei- sen, laden wir den Leser herzlich ein! Aquila 2/19 3
Leitartikel Helfen – mit der Gemeinde und durch die Gemeinde Artikel aus der Zeitschrift „Shisn Wery“ (Жизнь Веры), 4/2014 „So geht nun hin und macht zu Jün- nen sie dann andere dazu bewegen, Die Gemeinde dient und hilft gern alle Völker, und tauft sie auf den die Erkenntnis Gottes und Vollkom- Menschen unterschiedlichen Alters, Namen des Vaters und des Sohnes menheit in Christus anzustreben. indem sie folgenden Arbeitsbereichen und des Heiligen Geistes und lehrt besondere Aufmerksamkeit widmet: Praktische Wege des Wirkens sie alles halten, was ich euch befohlen • Erziehung und Belehrung der der Gemeinde habe“ (Mt. 28,19-20a). Kinder; D iese Worte Jesu Christi ver- stehen wir als einen Befehl an jeden Christen. Doch ist es wichtig D ie Gemeinde zeigt ihrem Um- feld Christus, unteranderem dadurch, dass sie in verschiedenen • Aktive Jungschar- und Ju- gendarbeit; • Stärkung der Familie; zu erkennen, dass dieser Befehl nicht Bereichen der Gesellschaft Nächsten- • Dienst an Alleinstehenden, außerhalb der Gemeinde und ohne liebe übt. Verwitweten und auch Ge- Beteiligung der Gemeinde ausgeführt Geleitet vom Heiligen Geist wirkt schiedenen; werden kann. die Gemeinde: • Unterstützung der Senioren. Die Gemeinde ist für alle offen: Für jede Familie, für Eltern und für Kin- der, für Menschen unterschiedlichen Alters und aus verschiedenen sozia- len Schichten, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Familienstand. Für die Gemeinde, wie für jedes Gemeindeglied, ist das Wort Gottes die höchste Autorität in allen Le- bensfragen. Die Gemeinde erkennt in Jesus Christus den Sohn Gottes und das Haupt der Gemeinde an. Er ist allein würdig, Lob und Anbetung zu empfangen. Durch den Heiligen Geist wird die Gemeinde und jeder Christ gemahnt und geführt. Er erweckt und verändert das Leben der Christen und der Gemeinde; durch ihn stehen wir in Gemeinschaft mit dem Vater und Soziale Arbeit beginnt in der Gemeinde dem Sohn. Diese Gemeinschaft „nach oben“ führt uns zur Gemeinschaft miteinander – zur Gemeinde. • durch die Verbreitung und Wir können viel über den Dienst Diese Gemeinde ist dazu berufen, Predigt des Evangeliums; der Gemeinde reden und nachden- das Evangelium allen Menschen zu • durch Unterweisung und ken, doch wenn wir diesen Dienst verkünden – angefangen in der nahen Schulung zum Dienst; nicht beginnen, wird alles beim Alten Umgebung bis an das Ende der Erde. • durch Fürsorge für andere bleiben. Diese Botschaft soll zu den Ungläu- Menschen; Für den Dienst ist die Motivation bigen hinausgetragen werden, damit • durch Mission und Verpflan- wichtig. Es gibt nichts Gefährlicheres zen der Gemeinden an neue für die Gemeinde, als gleichgültige Diese Gemeinschaft Orte; und unmotivierte Menschen. Alle „nach oben“ führt uns zur • durch Gebet und Fürbitte. guten Pläne und Strategien werden Um die gute Nachricht und das auf dem Papier bleiben, wenn die Gemeinschaft miteinander – Wort Gottes zu verbreiten, nutzt die Verantwortlichen es nicht schaffen, zur Gemeinde Gemeinde verschiedene zugängliche die Mitarbeiter auf ein Ziel auszu- Mittel. Sie ist ein Ort, wo jedes Mit- richten und sie von einer Aufgabe zu sie die Errettung und Wiederherstel- glied Teil der Familie ist und aktiv überzeugen. lung finden. am Leben der Gemeinde teilnimmt, Das ganze Leben des Gläubigen, Die Gemeinde hat den Auftrag, indem jeder seine Gaben und Fähig- alle Lebensbereiche werden vom Gläubige zu lehren und zu ermutigen, keiten im Dienst füreinander und für Christus erneuert und vervollständigt. als Jünger Jesu Christi mit Wort und die gesamte Gesellschaft gebraucht So wirkt Er unter den Gläubigen als Tat als gutes Vorbild zu leben. So kön- und weiterentwickelt. „Dienender“ weiter. 4 Aquila 2/19
Leitartikel Durch die verschiedenen Dienste wird die Gemeinde gefüllt mit Men- schen, die wiederum in den Dienst treten. Und hier muss folgendes Leitwort deutlich werden: „Mit der Gemeinde, durch die Gemeinde, für die Gemeinde“. Der Dienst einer Gemeinde muss mindestens an zwei Stellen geschehen: An der geistlichen Verkündigung und an der Hilfstätigkeit in der sozialen Umgebung. Die Hilfstätigkeit muss Mit der Gemeinde, durch die Gemeinde, für die Gemeinde Hilfsdienst an Bedürftigen soll zu Christus führen tivation mitarbeitet und kreativ die ständige Verbindung mit Ihm. einerseits mit Christus und seiner von Christus geschenkten Gaben und Um die Not von Bedürftigen zu Lehre übereinstimmen, und andrer- Talente entfalten. In unserer Zeit ist es verstehen, um uns zu „freuen mit seits der lokalen Realität, den Nöten jedoch auch wichtig, die soziale Not den Fröhlichen und zu weinen mit den der Menschen und den Möglichkeiten in unserer Gesellschaft organisiert Weinenden“ (Röm. 12,15), müssen wir der Gemeinde entsprechen. anzugehen, was nur schwer von Ein- es lernen, eine Solidarität zwischen zelpersonen und durch gelegentliche Hilfeleistenden und Notleidenden Mit der Gemeinde humanitäre Taten geschehen kann. So herzustellen. Man darf nicht zulas- A llein ist es unmöglich den Dienst ist es unabdingbar, dass die Gemeinde zu verrichten: „Denn wir sind jeden Christen dazu ermutigt, Näch- Gottes Mitarbeiter“ (1.Kor. 3,9). Die- stenliebe zu üben. sen, dass eine Seite Macht über die andere ausübt. Nur in gegenseitigem Verständnis kann erreicht werden, se Mitarbeit geschieht nicht durch Der soziale Dienst geht aus einem dass die Liebe Gottes im Segen wei- Einzelgänger, sondern indem Glieder mit Liebe und Barmherzigkeit er- tergegeben wird. des Leibes Christi einander entspre- fülltem Herzen hervor. Keine gut „Nicht, damit andere Erleichterung chende Handreichungen geben. (Eph. organisierte Anstalt mit guter Lei- haben, ihr aber Bedrängnis, sondern 4,16). Das betrifft zunächst die Unter- tungsstruktur und Dokumentation, des Ausgleichs wegen: In der jetzigen stützung im Gebet, der dann sonstige ausgestattet mit neuester Technik und Zeit soll euer Überfluss ihrem Mangel geistliche und auch materielle Hilfe- ausreichenden finanziellen Mitteln leistungen folgen. Die Gemeinde ist kann die Prinzipien der Barmher- die Erbin Christi und führt seinen zigkeit erfüllen, wenn sie nicht von Keine gut organisierte Missionsauftrag weiter aus. So wirkt liebevollen, barmherzigen und mit- Institution kann die Prinzipien sie als ein Leib mit Christus als Haupt. fühlenden Menschen getragen wird, der Barmherzigkeit erfüllen, Die Grundlage für Wohltätigkeit die bereit sind, ihre Liebe zu teilen. wenn sie nicht von liebevollen ist, dass jeder Gläubige mit hoher Mo- Echte Barmherzigkeit kommt aus Menschen getragen wird der Verbindung mit Gott, der die Quelle und der abhelfen, damit auch ihr Überfluss Vollbringer jeder eurem Mangel abhilft, sodass ein Aus- Barmherzigkeit gleich stattfindet“ (2.Kor. 8,13-14). ist. Der Dienst der „Das aber [bedenkt]: Wer kärglich sät, Barmherzigkeit der wird auch kärglich ernten; und wird von Seiner wer im Segen sät, der wird auch im Gnade bewegt und Segen ernten. Jeder, wie er es sich im ist auf Gottes Lie- Herzen vornimmt; nicht widerwillig be gebaut. Deshalb oder gezwungen, denn einen fröhlichen ist das zentrale Geber hat Gott lieb! Gott aber ist mäch- Mittel, die Liebe tig, euch jede Gnade im Überfluss zu Gottes anderen spenden, sodass ihr in allem allezeit Menschen wei- alle Genüge habt und überreich seid In der Gemeinde wird Gott durch verschiedene Dienste verherrlicht terzugeben, die zu jedem guten Werk“ (2.Kor. 9,6-8). Aquila 2/19 5
Leitartikel Durch die Gemeinde von Medien bewusst. Doch dürfen wir Gerechtigkeit in vollem Maße im niemals die Not anderer dazu nutzen, Himmelreich offenbar werden. D as wichtigste Ziel der sozia- len Dienste der Gemeinde ist die Festigung im Bewusstsein der unser Image zu verbessern. Genauso wenig ist der soziale Dienst ein In- strument, um Menschen zu unserem Die Heilige Schrift zeichnet uns ein breites Wirkungsfeld für soziale Dienste auf. Dazu gehört, Hungrigen Gesellschaft, dass der Mensch eine Glauben zu locken. Solche Mittel sind zu essen und Durstigen Wasser zu Würde hat, weil er nach dem Bild der Gemeinde fremd und erniedrigen geben, Entblößte zu kleiden, Frem- Gottes erschaffen wurde. Gemeinden die Würde des Menschen. den Gastfreundschaft zu erweisen haben in der Regel viel Erfahrung und Kranke und Gefangene zu be- Für die Gemeinde mit sozialen Diensten, die nicht nur suchen (vgl. Mt. 25). Die Bibel ruft als Wohltätigkeit der Reichen an den Armen verstanden werden, sondern als Beitrag dazu, das Bild Gottes im „U nd der Herr sprach zu dem Knecht: Geh hinaus an die Landstraßen und Zäune und nötige sie uns dazu auf, uns um Witwen (vgl. Apg. 6,1) und Waisen (vgl. Jak. 1,27) zu kümmern, zu Sündern zu gehen, Menschen wiederherzustellen und hereinzukommen, damit mein Haus diejenigen zu unterweisen, die wenig ihn von der Macht der Finsternis zu voll werde!“ (Lk. 14,23). Erkenntnis haben, Zweifelnden Rat zu befreien. Gemäß der Heiligen Schrift Der Dienst an anderen Menschen geben, Ungerechtigkeit zu ertragen, ist der soziale Dienst darauf gerichtet, sollte die Gemeinde vereinigen. In- denjenigen zu vergeben, die uns be- Menschen den Weg zur Erkenntnis Gottes und zur Errettung zu öffnen. Da der Mensch die unmittelbare Gemeinschaft mit dem Schöpfer durch die Sünde verloren hat, ist er darauf angewiesen, dass Gott sich ihm offenbart. Dies geschieht unter anderem durch Menschen, die Ihm in der Nächstenliebe dienen. Die Erkenntnis Gottes und die Errettung des Menschen sind in der Heiligen Schrift eng miteinander verbunden. Somit hat auch der soziale Dienst den offenbarenden und rettenden Charak- ter zur Folge. Damit ist keineswegs gemeint, dass die Errettung durch Werke geschieht. Vielmehr zeugt der soziale Dienst einer Gemeinde von ihrem Glauben. Bedürftige zu sätti- gen, zu kleiden und zu besuchen, ist An sozialer Arbeit kann die ganze Gemeinde teilnehmen, wie z.B. in einem Kinderheim etwas, was wir für den Herrn getan haben (vgl. Mt. 25). In diesem Sinne dem sie Menschen in ihrer Not dient, leidigen und für Freunde und Feinde soll jede Begegnung eines Christen bemüht sich die Gemeinde, das eigene zu beten (vgl. Mt. 5). mit einem bedürftigen Menschen eine Leben in Ordnung zu bringen. Die Dies ist keine vollständige Auf- Begegnung mit Gott sein. Linderung sozialer Nöte erfordert zählung der Aufgaben, vor denen die Der soziale Dienst der Gemein- nicht selten umfangreiche materielle Gemeinde steht; man könnte hier de ist das Sichtbarwerden des un- und finanzielle Mittel. Somit entsteht noch viele andere gesellschaftliche sichtbaren Gottes im Dienst Seiner die Notwendigkeit, die Kräfte vieler Notfälle aufzählen, zu deren Linde- Gemeinde. Dieses Zeugnis offenbart Menschen zu bündeln, um geistliche, rung Christen einen Beitrag leisten humanitäre, soziale, rechtliche und können. Doch stellt sich jedem von Jede Begegnung eines Christen andere Hilfe zu erweisen. uns die Frage: Wer bin ich? Bin ich ein mit einem bedürftigen Menschen Die Gemeinde übt soziale Dienste Einzelkämpfer oder ein Diener mit ausgerichtet auf christliche Eschato- der Gemeinde? Wird die Gemeinde ist eine Begegnung mit Gott logie aus. Sie ist in der Beurteilung durch meinen Dienst gefüllt? Oder der Entwicklungen in der Welt weder stelle ich mich selbst in den Vorder- das Bild des liebenden Herrn durch übertrieben optimistisch noch zu grund? konkrete Erweisung von Barmherzig- pessimistisch. Ihr ist bewusst, dass Wird Gott durch meinen Dienst keit. Die barmherzige Tat darf nicht sie nicht alle Probleme und Nöte geehrt? als Werbung missbraucht werden. lösen kann, doch sie wirkt heute in Alexander Pikalow, Almaty (von der Gerade heute im Zeitalter der moder- hoffnungsvoller Erwartung der Zeit, Redaktion bearbeitet) nen Technologien ist uns der Einfluss wenn Barmherzigkeit, Liebe und 6 Aquila 2/19
Reiseberichte mehr Menschen hinzu, die an Gott Erweckung auch heute? glaubten“. Evangelistischer Einsatz in Kasachstan 29. März – 15. April 2019 In den Orten, wo wir mehrere Tage hintereinander Gottesdienste „Und immer mehr wurden hinzu- noch mit etwas Unsicherheit durch- durchführten, fand auch ein Semi- getan, die an den Herrn glaubten“ geführt, da vieles neu und ungewohnt nar für Gemeindemitarbeiter statt, (Apg. 5,14). erschien. Der Ablauf mit Begrüßung, welches unter dem Thema „Mit Voll- A ls leidenschaftlicher Leser habe ich in meiner Kindheit und Jugendzeit sehr viele Missionsge- Gebet, kurzer Predigt, Gruppenlie- dern, evangelistischer Botschaft mit Übersetzung, Ein- macht leben" stand. Darin ging es um einen vollmächtigen Dienst und schichten und Biografien bekannter ladung zur Chri- christlicher Persönlichkeiten gelesen. stusnachfolge und So wurde ich von Robert C. Chapman, anschließender John Paton, Jim Elliot und vielen an- Seelsorge wurde deren Männern Gottes geprägt. Doch uns aber mit jeder eine Frage stellte sich mir immer Versammlung ver- wieder: „Ist es heute auch möglich, trauter. Die erste dass Sünder in größeren Mengen zum Veranstaltung war Glauben kommen?“ Ich wurde in in Abaj und mit diesem Jahr in meinem Kleinglauben besonderer An- beschämt… spannung verbun- Letztes Jahr, nach einer Evangeli- den. Doch schon sation in unserer Gemeinde entstand hier erlebten wir der Wunsch, mit einem Evangelisten Gottes Wirken, einen Missionseinsatz in Kasachstan als über zehn Per- durchzuführen. Noch während der sonen ihre Sünden Gespräch mit den Menschen, die Frieden mit Gott gefunden haben Evangelist Beat Abry bei uns war, er- bekannten und im gab sich die Gelegenheit, so eine Fahrt Gebet versprachen Christus nachzu- den Einsatz unserer Gaben im Reich für den April zu planen. Wichtig war folgen. Bei der nächsten Versamm- Gottes. Auch diese Gemeinschaften mir, dass auch andere Geschwister lung, die in Saran stattfand, waren wir waren eine Bereicherung sowohl für unserer Gemeinde daran teilnehmen. auch noch angespannt, vor allem weil die Einheimischen, als auch für die So fanden wir uns zu einer Gruppe wir durch die Übersetzung in unserer Reiseteilnehmer. Insgesamt erlebten von sechs Männern zusammen, die Zeit beschränkt waren. Aber auch hier mit Kurzpredigten, Liedern, Gedich- erlebten viele Besucher Gottes Gnade ten und Übersetzung den schweize- und fanden zur Buße und Erneue- Im geistlichen Bereich rischen Evangelisten begleiteten. rung. Nachdem wir solche Wunder möchte ich nicht von Erfolg Es folgte die Planung der Reiserou- ebenso in anderen Gemeinden er- reden, sondern von der te, das Einüben einiger Lieder und die lebten, hatte ich die Befürchtung, dass Gnade, die Gott auch mir Buchung der Tickets. Am 29. März wir Gottes Wirken für selbstverständ- begann die Reise, die von allen Teil- lich nehmen und weniger dafür beten. Kleingläubigen gezeigt hat. nehmern mit Spannung erwartet wur- So machten wir uns der Abhängigkeit de. Die ersten Gottesdienste wurden von unserem himmlischen Vater wir etwa 30 Veranstaltungen, die in immer wieder Abaj, Saran, Karaganda, Aktas, Se- bewusst, in- mipalatinsk, Borodulicha, Pawlodar, dem wir uns Katarkol, Tschistopolje, Priwolnoje im Laufe des und Schutschinsk stattfanden. Tages mehrere Im geistlichen Bereich möchte ich Male die Zeit nicht von Erfolg reden, sondern von nahmen, um der Gnade, die Gott auch mir Klein- für die Ge- gläubigen gezeigt hat. ER allein kann meinden und uns beschenken, wenn wir uns IHM E i n w o h n e r zur Verfügung stellen. So sind auch der einzelnen in unserer Gegenwart Wunder mög- Städte zu be- lich! Gebe Gott, dass sich noch viele ten. Der Herr Menschen hingeben, und wir werden erhörte unser erleben, wie Sünder gerettet werden. F l ehe n u nd Eduard Ens, Augustdorf In Schutschinsk wurde die Evangelisation von einem Orchester begleitet „fügte immer Aquila 2/19 7
Reiseberichte (Schlafgebäude) auch aus Holz ge- Warme Zusammenarbeit baut war, wurde beschlossen, eine Baueinsätze in Schutschinsk und Karaganda im Sommer 2019 Brandschutzmauer dazwischen zu errichten. Zum Schluss musste der Vor einigen Jahren konnte die für die Durchführung der Gottes- komplette Innenausbau gemacht wer- Gemeinde Schutschinsk das ehema- dienste, und auch für einen größeren den. Zudem sollten in dem Raum, wo lige Betriebsgelände eines landwirt- Speisesaal zu gewinnen. Zudem war früher die Skinija war, Trennwände schaftlichen Betriebes erwerben. Mit das Dach des ehemaligen Betriebsge- eingezogen werden, um drei Schlaf- der Gemeinde Katarkol beschlossen bäudes undicht, sodass es dringend räume für Mitarbeiter herzustellen. sie, das Gelände mit dem draufste- saniert werden musste. Mit diesem Diese Arbeit wurde mit drei Grup- henden Betriebsgebäude für Kin- Anliegen wandten sich die Brüder aus pen geplant, die je zwei Wochen ar- derfreizeiten umzufunktionieren. der Gemeinde Schutschinsk an unsere beiten sollten. Die erste Gruppe sollte Entsprechend den Gegebenheiten Gemeinde (MBG Frankenthal). Wir das Dach abreißen, den Ringanker wurde alles angepasst und renoviert, hatten für sie einige Vorschläge erar- betonieren, die Treppe schalen und um die Durchführung der Kinderfrei- beitet. Nach weni- zeiten zu ermöglichen. Das Gebäude gen gemeinsamen hatte drei Räume, die jetzt als Küche, B esprechungen Speisesaal und Versammlungsraum hatte man sich („Skinija“) genutzt werden sollten. dazu geeinigt, das Es wurde auch ein Nebengebäude als vorhandene Dach abzureißen und ein Dachgeschoss Die gemeinsame Arbeit war mit 1,2m Knie- eine Bereicherung für alle drei stock aufzusetzen. Gruppen, aber auch für die Dieses erforderte Gemeinde vor Ort eine Stabilisierung der vorhandenen Wände, das heißt, Schlafgebäude für die Kinder gebaut. ein Ringanker auf Für die Küchenmitarbeiter wurden den Wänden sollte Das alte Dach musste dem neuen weichen provisorische Trennwände im Speise- betoniert werden. saal und in der Skinija gezogen, hinter Als nächstes musste eine Treppe er- betonieren und die Betonfertigdecke denen die Mitarbeiter schlafen kön- richtet und oberhalb des Ringankers verlegen. Die Aufgabe der zweiten nen. Ein Sprichwort besagt: „Nichts eine Decke eingezogen werden. Erst Gruppe war, die Holzkonstruktion hält solange wie das Provisorium“, so dann konnte man mit dem Aufbau des Obergeschosses aufzubauen, das dienten die provisorischen Wände des Obergeschosses beginnen. Das Dach mit Profilblech einzudecken schon über Jahre hinweg als Abtren- Obergeschoss wurde als Holzkon- und die Brandschutzmauer (11m lang nung für Schlafräume. Dieser Zustand struktion mit zwei Schleppgauben und 6,5m hoch) zu mauern. Für die führte dazu, dass man mehrmals die geplant. Das Dach musste eingedeckt dritte Gruppe war der Innenausbau Tische decken musste, darüber hinaus und das ganze Obergeschoss verklei- vorgesehen: Wände dämmen und mit war es in der Skinija auch sehr eng. det werden. Da das Dachgeschoss OSB-Platten verkleiden, Fußboden Die Brüder vor Ort wünschten und aus einer Holzkonstruktion bestand, mit OSB-Platten und Linoleum verle- suchten eine Lösung, um mehr Platz und das vorhandene Nebengebäude gen. Die Außenfassade mit Profilblech Neue Räume werden geschaffen Die neue geräumige „Skinija“ Brandschutzmauer zwischen den Gebäuden 8 Aquila 2/19
Reiseberichte wir wetterbedingt die Alte, Kranke und Menschen mit Arbeit einstellen muss- verschiedenen Behinderungen, unter ten. In den ersten zwei denen auch einige Kinder waren. Wir Wochen hatten wir sehr sangen einige Lieder und trugen eini- wechselhaftes Wetter ge kurze Denkanstöße und Gedichte mit Sonnenschein, Re- vor. Es folgte eine kurze Predigt. Be- gen, Hagel und Schnee sonders die älteren Betreuer waren und Temperaturen von froh und man sah, dass sie dem Wort -10°C bis 27°C. Die zwei Gottes nicht gleichgültig gegenüber anderen Gruppen hatten waren. es ähnlich erlebt, außer Am Mittwochnachmittag wurden dass es nicht mehr so die Bewohner der Stadt zum Teetrin- Baugruppe aus drei Gemeinden im Kinderlager „Imanuil“ kalt war. ken in das Bethaus von Gorno-Altaisk Nach der Abreise der eingeladen. Es kamen Menschen mit drei Gruppen war noch verschiedenem Hintergrund zusam- verkleiden und Fenster und Türen viel Arbeit für die Geschwister vor Ort men. Zwei Männer waren zum ersten einbauen. geblieben. Wie z.B. die Renovierung Mal dabei. Einer von ihnen, Andrej, Es wurden auch die Gemeinden der Räumlichkeiten im vorhandenen wollte die Gemeinschaft ziemlich Bielefeld-Bracke und Fulda-Aschen- Gebäude und vieles mehr. Diese Ar- schnell wieder verlassen, da er dachte, berg um Mitarbeit angesprochen, beiten haben die Geschwister vor Ort die diesen Dienst bereitwillig ange- in der Woche darauf erledigt. Wir spürten, dass Gott ihn zur nommen und kräftig mitgearbeitet Parallel mit der ersten Gruppe in rechten Zeit die frohe Botschaft haben. Die gemeinsame Arbeit war Schutschinsk ist eine weitere Gruppe eine Bereicherung für alle drei Grup- nach Karaganda geflogen, um dort hören ließ. pen, aber auch für die Gemeinde vor im Kinderlager zu arbeiten. Es wur- Ort. Wir haben viele Wunder Gottes de ein Schlafgebäude repariert und zu schlecht für diese Runde zu sein. erlebt. So kamen z.B. an manchen das Gelände um den Speisesaal und Er wurde ins Gespräch eingebunden, Tagen Geschwister aus Schutschinsk die Küche wurde gepflastert. Auch und als die Geschichte vom verlo- zum Kinderlagergelände, wo wir hier erlebten wir eine warme Zu- renen Sohn erzählt wurde, bemerkte arbeiteten, und sagten uns, dass es sammenarbeit. Hier waren auch drei er, dass das auch sein Schicksal sei. in Schutschinsk in Strömen regnet, Brüder von der Gemeinde Lemgo und Zwei Selbstmordversuche hatte er wir aber konnten bei Sonnenschein zwei Schwestern von der Gemeinde schon hinter sich. Er war durch ganz arbeiten. Es war natürlich nicht alle Neuwied-Gladbach dabei. Russland gereist, fand aber keinen Tage schönes Wetter mit Sonnen- Jakob Dyck, Frankenthal Frieden für seine Seele. Nachdem schein, es gab aber keinen Tag wo wir einige Lieder gesungen hatten, sahen wir, dass es ihm zu Herzen ging. Er hielt es nicht länger aus, stand auf, um den Raum zu verlassen und Auch kleine Gruppen haben "Hunger" sagte: „Ich muss hier weg. Beim ersten Lied hat es mir schon fast die Kehle Unterwegs im Altaigebiet vom 20. Mai 2019 - 03. Juni 2019 zugeschnürt. Ich wollte gestern einen Und seine Jünger antworteten ihm: den wurden sie Woher könnte jemand diese hier in mit Freuden an- der Einöde mit Brot sättigen? genommen. Markus 8,4 In Gorno-Al- A m 20. Mai 2019 flog eine Grup- pe von 16 Personen für zwei Wochen nach Russland, um kleinere taisk wurden wir herzlich von Bru- der Jewgeni Olkov Gruppen Gläubiger im Altaigebiet empfangen. Dort durch Lieder, Predigten und geistli- durften wir ein che Musik zu ermutigen. Bis auf zwei Alten- und Behin- Schwestern aus Paderborn waren die dertenheim besu- Teilnehmer aus der Gemeinde Harse- chen. Im Speise- winkel. Wir hatten auch einige neue saal, der auch für Bücher mitgenommen, um auch auf Veranstaltungen diese Weise einen bleibenden Segen genutzt wird, ver- zurückzulassen. In allen Gemein- sammelten sich Die Teerunde mit Bewohnern der Stadt Aquila 2/19 9
Reiseberichte Versammlungs- Waldwege nach Michajlowskoje, durf- raum fortgesetzt. ten wir Zeugen sein wie ein Bruder Es ist eine klei- wieder zu Gott zurückgefunden hat. ne Gruppe, die In Ananjewka fiel uns der zwölf- hauptsächlich aus jährige Stepan mit seiner großen Bibel Alten Schwestern auf. Die Gruppe der Gläubigen dort besteht. ist sehr klein und unter den wenigen Einen be- Kindern ist er der einzige Junge. Im sonderen Segen Gottesdienst sagte Stepan einen Psalm erlebten wir am auf. Eine Schwester verriet uns nach- Sonntag in Kras- her, dass er das jeden Gottesdienst noschjokowo. macht. Er besucht die Gottesdienste Mitten im Got- mit seiner Oma, obwohl seine Eltern tesdienst bekehr- dagegen sind. Lasst uns für ihn und te sich ein junger für diese kleine Gruppe beten. Man n name ns Die Geschwister aus Priobskoje freuten sich über den Besuch Daniil. Wie froh waren wir, und Menschen umbringen.“ Wir spürten, besonders seine Mutter und die we- dass Gott ihn zur rechten Zeit die fro- nigen Schwestern, die zu der kleinen he Botschaft hören ließ. Unser Gebet Gruppe gehören! Für ihn wurde schon ist, dass er nicht das letzte Mal unter viel gebetet. Seit seinem Militärdienst das Wort Gottes gekommen ist, und im letzten Jahr hatte er die Mahnung, das Gehörte ihm zur Rettung dient. sich zu bekehren, und so dankte er Gott, dass Er ihm diesmal die Kraft dazu geschenkt hatte. Im Laufe des Mitten im Gottesdienst bekehrte Gottesdienstes baten eine weitere sich ein junger Mann. Schwester sowie ein Mann namens Alexej um Vergebung. Alexej war kurz zuvor zum fünften Mal aus dem In Priobskoje wurde eine kurze Gefängnis entlassen worden, wo er Versammlung auf einem Sportplatz insgesamt 17 Jahre verbracht hatte. durchgeführt, weil einige Einwohner Lasst uns für ihn, für Daniil und die nicht in den Versammlungsraum im Schwester beten, damit sie im Glau- Haus des leitenden Bruders, Andrej ben wachsen und stark werden. Feer, kommen wollten. Nach einem Nach dem Gottesdienst in Osero leckeren Mittagessen wurde die Ver- Kusnezowo durfte ein Mann den Frie- sammlung für die wenigen Gemein- den mit Gott schließen. Nach der an- Freude über ein neues Kinderbuch demitglieder und einige Besucher im strengenden Autofahrt über sandige In Woltschicha durften wir ein Altenheim besuchen, wo die Herzen der Menschen besonders offen waren. Es wurden gerade Malerarbeiten im Nebenraum durchgeführt, und auch die Arbeiter hörten den Liedern und der Botschaft zu. Insgesamt führten wir 24 Ver- sammlungen durch und sind Gott dankbar, dass Er uns auf der 3.700 Kilometer langen Strecke vor grö- ßeren Pannen bewahrt und reich gesegnet hat. Lasst uns für den erlebten Segen danken und dafür beten, dass das Wort Gottes in den Herzen der Hörer Frucht bringt. Das Programm bestand aus Liedern, Musikstücken, Gedichten und Predigten. Andreas Penner, Anita und Katharina Friesen 10 Aquila 2/19
Reiseberichte Bibliothek um einige Bücher und die Auf den Schneewegen im Norden Klubverantwortliche wünschte sich eine Kinderbibel für ihre Enkelin! Sibiriens Froh fuhren wir nach Wanawar zu- Besuche der Gemeinden an der Angara rück, wo wir erst spät in der Nacht eintrafen. „Ich suche meine Brüder…“ In Bogutschany wurde das Ge- Der Höhepunkt unserer Reise war 1. Mose 37, 16 meindehaus von einigen älteren die Jubiläumsfeier der Gemeinde im D er Herr schenkte Anfang März 2019 wieder eine Möglichkeit das Krasnojarskgebiet zu besuchen. Geschwistern aufgebaut und 2011 eingeweiht. Jetzt ist es wieder reno- entlegenen Dorf Jarkino. Schon 60 Wir flogen mit einigen Brüdern aus vierungsbedürftig Hüllhorst in diese Gegend. Von Kansk geworden. Von aus ging es Richtung Norden in die der G emeinde Gegend von Angara, einem riesigen Harsewinkel ist sibirischen Fluß. Die Temperaturen im Juni 2019 eine lagen noch bei -20°C, sodass die Baugruppe hin- Winterwege auch nördlich der Angara gereist, um diese passierbar waren. Ab April kann man Arbeiten zu ver- diese Gegend nur auf dem Wasser richten. mit Booten oder per Hubschrauber Von dort fuh- erreichen. ren wir auf den Mit zwei Fahrzeugen fuhren wir Eiswegen über nach Bogutschany. Da hatten wir Ko d i n s k n a c h eine Abendversammlung. Es war Wanawar. Es ist auch der schon betagte Bruder Ale- eine kleine Stadt Nach der Versammlung im Klub mit einigen Zuhörern xej Tschurikow zugegen. Er war mit in Evenkija. Hier seiner Frau und drei kleinen Kindern wirkt eine Missionsfamilie aus Zen- Jahre hat der Herr hier in der wei- im April 1974 von Krasnojarsk nach tralrussland. Mit der Zeit ist dort auch ten Taiga Seine Schäfchen, die auch Bogutschany gezogen, um dort den eine kleine Gemeinde entstanden. durch Trübsale und Schwierigkeiten Menschen den Herrn Jesus zu be- Auch hier hatten wir eine gesegnete gegangen sind. Die Jubiläumsveran- zeugen. Davon schrieb er in seinen Versammlung. staltung fand im Klub statt. Mehrere Erinnerungen, welche im Verlag Der verantwortliche Bruder schlug Dorfeinwohner waren zugegen. Aber Samenkorn veröffentlicht wurden. uns vor, ein Dorf, das noch 200 km Dieses Buch mit dem Titel „Auch das nördlicher liegt, mit einem evange- Ab April kann man diese Gegend Angaragebiet ist des Herrn Feld“ (И listischen Einsatz zu besuchen. Die Приангарье Божья нива) schenkten mühsame Reise auf Wegen für Wald- nur auf dem Wasser mit Booten wir ihm. Er war bis zu Tränen gerührt maschinen dauerte sechs Stunden. oder per Hubschrauber erreichen. und mit Dankbarkeit nahm er das Wir holten uns beim Klubvorsteher Buch an. Er bat aber auch für alle seine eine Genehmigung für eine Abend- auch viele Gäste aus den Nachbarge- Verwandte um dieses Buch. versammlung und teilten uns in einige meinden waren anwesend. Gruppen auf, um Die Freude der Gemeinschaft die Bewohner des erlebten auch die Geschwister an der Dorfes einzuladen. Angara, die in den Dörfern und Städ- Zu unserem Erstau- ten wie Ordshenikidse, Motygino, nen kamen mehrere Kodinsk und noch einigen kleinen Erwachsene und Dörfern leben. Sie bekommen nur einige Kinder, um sehr selten Besuch. Der Segen ist das Wort Gottes zu auch auf uns übergelaufen. Besonders hören. Zum Schluss freuten sich die Kinder. Sie bemühen verteilten wir Zei- sich auch auf Musikinstrumenten den tungen und ver- Herrn verherrlichen. schenkten Bücher, Nach zwei Wochen kehrten wir unter anderem auch wieder zu unseren Familien und das Buch „Entde- Gemeinden zurück. Lasst uns die cke die Bibel“. Die zerstreuten Gläubigen nicht vergessen Dorfbibliothekarin und ihrer im Gebet gedenken. Alexej mit Tatjana Tschurikow bat auch für die Jakob Penner, Harsewinkel Aquila 2/19 11
Reiseberichte laut Gott für diese schönen segens- Frohe Botschaft für die Romakinder reichen Tage dankten. Kinderarbeit unter den Roma in Transkarpatien Nach unserer Reise erreichten uns mehrere Dankesbriefe von den E s ist ein wunderbares Bild, das lange in Erinnerung bleibt: wil- de, schwarzhaarige Romakinder mit jeweils zwei Bibel- und Basteltage in den christlichen Schulen in Podwino- gradowo und Korolewo durchzufüh- Schülern. Hier ein Ausschnitt aus dem Brief des 13-jährigen Veniamin Bogar: "Danke, danke für euren schmutzigen Gesichtern, zerzausten ren. Unsere Gruppe Haaren, meist notdürftig gekleidet, bestand aus sieben sitzen ruhig in Reihen und lauschen Geschwistern aus mit offenem Mund gespannt der Harsewinkel, einem Botschaft zu ... Ihre schwarzen, glän- Bruder aus Emden zenden Augen sind so ausdrucksvoll und Schwester Gali- und spiegeln alles, was in ihrem na Gura (die Au- Herzen vorgeht. Sie leuchten vor torin des Buches Freude und Neugier auf, wenn eine "Großvaters Buch") aus den USA. Schon Oft sangen die Romakinder einige Monate zuvor während sie bastelten mit ihren wurden in Deutsch- land Bastelsachen kräftigen, lauten Stimmen. für etwa 700 Kin- der vorbereitet Wie viele dieser Kinder haben verstanden, dass Jesus sie liebt? Überraschung angekündigt wird ... Sie und verpackt. gucken listig, wenn sie etwas heimlich Die Bastelak- angestellt haben und es verbergen tivitäten fanden in den Klassen der Besuch, für die Geschenke, die Auf- wollen ... Man kann von einigen Schule statt. Der Unterricht begann merksamkeit und die neue Schule. Kinderaugen Verzweiflung, Kummer immer mit einem Gebet, einer bibli- Als die Menschen in der Stadt es oder Zorn ablesen ... Die Romakinder, schen Geschichte und Gesang. Für die erfuhren, dass man für die Zigeuner die meist von anderen verstoßen und Kinder war es ein besonderes Ereignis, eine Schule gebaut hat, waren viele etwas mit den ei- von ihnen verwundert und empört: genen Händen zu "Wie? Für wen? Für diese?" Wir schaffen und nach sind hier unbeliebt ... Und plötzlich Hause mitnehmen erfahren wir Liebe, von wo es keiner zu dürfen. Schwe- erwartet hat: aus dem entfernten und ster Galina Gura unbekannten Deutschland, von dem erzählte während wir nur etwas von unseren Freunden, der Bastelstunden die uns besuchten, kannten. Wenn ich in jeder Klasse eine groß werde, will ich auch so nett wie lehrreiche christ- die deutschen Brüder werden. Bitte liche Geschichte, betet auch weiter für mein Volk ..." der die Kinder mit Zum zweiten Einsatz, der vom 23. großem Interesse Mai bis zum 1. Juni stattfand, fuhr Die wilden Romakinder hören gerne der frohen Botschaft zu zuhörten. Oft san- eine Gruppe mit 16 Geschwistern gehasst werden, sehnen sich beson- gen die Roma- ders nach Liebe, Aufmerksamkeit kinder während und Anerkennung. Deshalb nehmen sie bastelten mit sie mit Freude die Botschaft an, dass ihren kräftigen, es einen gibt, der das Romavolk liebt lauten Stim- und auch für sie gestorben ist. men christliche Der Herr schenkte uns die Gele- Lieder. Der Un- genheit im Frühling zwei Einsätze in terricht wurde der Ukraine durchzuführen, um den immer mit einer Romakindern von der Liebe Gottes regen Gebets- zu erzählen und ihnen Liebe und gemeinschaft Herzenswärme zu erweisen. abgeschlossen, Das Ziel der ersten Reise, die vom in der viele Kin- 11. bis zum 19. April dauerte, war, derstimmen Beim spielen in Malaja Beganj 12 Aquila 2/19
Reiseberichte unsere Einladung Matthäus 5,8: „Selig sind, die reines hin kamen etwa Herzens sind; denn sie werden Gott 70 Kinder und schauen" auswendig. Wie viele von Er wachsene zu ihnen haben die Botschaft verstan- einer Wiese, um den? In wie vielen Herzen wird der das Wort Gottes gestreute Samen Frucht tragen? zu hören und mit Konnten wir genug Liebe und Zunei- uns Gemeinschaft gung während der Bastelaktivitäten zu haben. "Es hat und den Spielen im Freien diesen uns noch keiner verwahrlosten, von vielen gehassten besucht, ihr seid Kindern erweisen und in der Tat die ersten, die uns beweisen, dass Gott die Herzen ver- Die Roma in Werchni Remeti warten mit Sehnsucht auf Besuch . von Gott erzählt wandeln kann? Nur der Höchste kann haben!", sagten uns in der Ewigkeit die Antwort auf aus Harsewinkel. Das Ziel dieser einige Kinder. "Bitte kommt zu uns diese Fragen geben. Reise war, in verschiedenen Tabors jeden Freitag! Wir werden auf euch Unser größter Wunsch ist, dass mit den Romakindern jeweils einen warten!" Mit Tränen in den Augen diese Romakinder persönlich erle- Kindertag durchzuführen. Insgesamt und herzlichen Umarmungen nah- ben, wie der Herr die Sünden vergibt wurden in diesen Tagen über 4.000 men die Kinder von uns Abschied. und ihre schwarzen Herzen in weiße Kilometer zurückgelegt, zehn Tabors Wird es noch ein Wiedersehen geben? verwandelt und dass ihre ausdrucks- (Beregowo, Januschi, Malaja Beganj, Über 1.500 Romakinder hörten vollen Augen den Frieden und die Ushgorod, Poroschkowo, Ordanowo, in diesen Tagen, wie ein schwarzes, Freude ausstrahlen, die nur der Herr Seredne, Korolewo, Podwinogradowo sündbeladenes Herz weiß werden schenken kann. Lasst uns dafür beten! und Werchni Remeti) besucht und kann und lernten den Bibelvers aus Nelly Hildebrant, Harsewinkel den ca. 1.500 Kindern von der Liebe Gottes erzählt. Jeder Tag brachte neue Überra- Ankunft in einer neuen Welt schungen, Gebetserhörungen und Besuch einer Kinderbuchautorin in den Schulen im Frühjahr 2019 Segnungen mit sich. Wir durften die Gebete der Geschwister in Deutsch- land verspüren und erfahren, wie Z igeuner-Tabor… welche Bedeu- grün, rot, gelb und vielen anderen tung haben diese zwei Worte? In Farben ist alles dabei. Auch die Gott seine schützende Hand über Transkarpatien biege ich in das Dorf Fenster haben unterschiedliche Tö- uns hielt. Trotz unerfreulichen Wet- Podwinogradowo auf eine gepfla- nungen und Spiegelungen. Die Zäune terprognosen, hatten wir immer das sterte Straße ab. Entlang der Straße sind ebenso besondere Kompositi- passende Wetter für die Durchfüh- stehen zu beiden Seiten zwei- bis onen der Kunst. Sie sind goldfarben rung unseres Programms. Auch als dreigeschossige Paläste mit unvor- lackiert. Die Höfe scheinen pompös anstatt der erwartenden 50 Kinder stellbarer Architektur aus Türmchen mit Springbrunnen und manche etwa 260 kamen, half der Herr uns und Dächern, die mit Dachpfannen haben sogar einige Pflanzen. Doch aus der Enge: die eingekauften Snacks oder anderen glänzenden Materialien nicht viel. Sehr bescheiden. Auf der und die Geschenke reichten für alle, eingedeckt sind. Die Wände sind in Straße ist viel Müll und Dreck. Aber spontan bekamen wir Ideen, wie wir den grellsten Farben gestrichen, von am Samstag wird alles ausgefegt. das geplante Programm wegen der großen Anzahl der Besucher umge- stalten konnten, damit alle zufrieden waren. Und letztendlich wurden auch wir dadurch sehr reich gesegnet! Als wir in einem anderen Tabor in der Gefahr waren, die Kontrolle über etwa 200 aufgeregte Kinder zu verlieren, überfiel uns plötzlich ein heftiger Regen, der alle Romas nach Hause trieb und wir problemlos den Tabor verlassen konnten. Am letzten Tag durften wir den Tabor Werchnij Remeti besuchen. In dieser Siedlung gibt es noch kei- ne Gemeinde, auch Kinderstunden werden hier nicht durchgeführt. Auf Galina Gura mit einer Gruppe Schüler im Schulgebäude Aquila 2/19 13
Reiseberichte Es begrüßt mich eine große Menge selten Ratten zu finden sind. In den beigebracht. Die Eingangstüren wer- Kinder unterschiedlichen Alters. Die Häusern der Armen gibt es so gut wie den nach Beginn des Unterrichts ver- Frauen sitzen vor den Grundstücken keine Möbel. Es steht in der Mitte des schlossen, wobei die Lehrer dennoch in ihren breiten und sehr farbigen Raumes ein provisorischer Ofen, auf ihre verspäteten Schüler hereinlassen, Röcken. Die Männer stehen in Grup- dem das Essen zubereitet wird, der weil diese dann aus vollen Leibeskräf- pen, knacken Sonnenblumenkerne gleichzeitig zum Heizen des Hauses ten vor dem Fenster die Namen ihrer und unterhalten sich. Viele der hier verwendet wird. Bei Kälte versammelt Lehrer brüllen. lebenden Männer fahren für Saison- sich hier die ganze Familie oder bei Die Kinder kommen zu unter- arbeiten nach Russland, um dort Geld etwas mehr Platz mehrere Familien schiedlichen Zeiten zur Schule. Man- zu verdienen. aus der Nachbarschaft. Es wird auf dem che eine Stunde vor dem Unterricht, Doch kaum biegt man von dieser Boden auf Matratzen geschlafen und die anderen eine Stunde zu spät. Sie Straße in eine Nebengasse ein, malt gegessen. Dazu bemüht man sich nicht haben in ihren Häusern einfach keine sich ein völlig anderes Bild vor un- unbedingt um eine saubere Unterlage. Uhren. Selbst wenn sie welche hätten, seren Augen. Armselige würden die meisten sie und heruntergekommene nicht lesen können. Die Häuschen mit billigen Roma gehen sehr spät Schiefer- und Metalldä- schlafen und schlafen chern. Manche sich auch auch dementsprechend einfach nur mit einer lange. Es kümmert nie- Folie abgedeckt. Auch manden, ob das Kind zur die Fenster sind dreckig, Schule gegangen ist oder wobei auch hier viele nicht. Glasscheiben durch dun- Zum Gemeindehaus kle Folien ersetzt wurden. kommen sie meistens Neben den Häusern häu- gut gekleidet. Es gibt fast fen sich Berge von Müll. auf jedem Gottesdienst Es gibt keine Toiletten, Bekehrungen. Dazu kom- was zur Folge hat, dass men sie nach vorne und dieser Dreck direkt vor knien sich nieder. Wenn der Haustür liegt. die Gemeinde anfängt Auf der Straße im Tabor herrscht reges Treiben Auch neben diesen zu singen, bekommt man Häusern sitzen oder ste- eine Gänsehaut. Es ist hen Zigeuner, die Frauen auch in brei- Als ich an der Schule ankam, wel- wunderschön! Sie sind alle begabt und ten Röcken, jedoch nicht solch teuren. che von Christen aus Deutschland lieben den Gesang. Die Reichen geben für solche Kleider mitaufgebaut wurde, sah ich daneben Ich verbrachte dort drei Wochen sogar über 800 Dollar aus. Hier gibt es das Gemeindehaus. Leider sind die und besuchte eine Klasse nach der an- mehr Kinder. Obwohl sie dreckig sind, meisten Zigeuner Analphabeten, deren und erzählte dort Geschichten. sind ihre Augen genauso lebendig und obwohl diese Gemeinde schon ihr Wie sie zuhören können! Man sollte 40-jähriges Jubiläum gefeiert hat. Im diese liebenswürdigen, neugierigen Ohne auf ihr Äußeres zu schauen, anderen Tabor, Podwinogradowo, ist und glänzenden Augen mal sehen! die Gemeinde auch schon etwa 25 Zum ersten September, dem Schul- möchte man sie einfach nur Jahre alt. start, gab es etwa 700 Schüler. Jetzt umarmen. In der einen Schule unterrichten sind es deutlich weniger, weil die Mäd- fünf und in der anderen vier Lehrer. chen, nachdem sie geheiratet haben, neugierig. Wie schön die doch sind, Die Schwestern kommen alle aus der nicht mehr zur Schule kommen. Dies diese zigeunischen Kinder. Ohne auf Ukraine. In meinen Augen sind sie passiert im Alter von zehn bis zwölf ihr Äußeres zu schauen, möchte man schon jetzt Helden unserer Zeit. Wenn Jahren. Ihre Männer sind nur wenige sie einfach nur umarmen, sie in ihrem man sie bei ihrer Arbeit beobachtet, Jahre älter. Manche von ihnen beenden Spielen beobachten. Sie sind so leben- wie sie in den unterschiedlichen für eine kurze Zeit den Schulbesuch, dig, laut, anschmiegsam und aufdring- Klassen unterrichten, besonders bei kommen aber später wieder. Diese Jun- lich zugleich. Es ist fast unmöglich, sie den Kleinsten, die die russische Spra- gen werden sehr schnell erwachsen, nicht lieb zu gewinnen. Unabhängig che nicht verstehen, wird dies nur sodass man das Gefühl für ihr Alter von der Größe der Grundstücke, gibt bestätigt. Der Unterricht dauert von verliert. Es gibt eine Klasse, in der die es in keinem Hof Pflanzen. Es ist ein einer bis zweieinhalb Stunden und zukünftigen Diener der Gemeinde im freiheitsliebendes Volk und für sie dies in zwei bis drei Schichten an vier Alter von 15 bis 27 Jahren lesen und ist es eine Erniedrigung, in der Erde Tagen in der Woche. In dieser Zeit schreiben lernen. Von der Fibel gehen zu graben. Vieles ist einfach nur werden Lesen, Rechnen, biblische sie zur Bibel über. zugemüllt, sodass dazwischen nicht Geschichten, Gesang und das Gebet Galina Gura, Nebraska, USA 14 Aquila 2/19
Mission der Gemeinden singen im Chor, spielen verschiedene Der Dienst der Schwester Musikinstrumente, tragen Gedichte Im November 2018 ist Taissia Shurawlewa aus der Gemeinde „Wiflejemskaja vor und beten. Einen sehr unauf- Swesda“ der Stadt Karaganda heimgegangen. Sie war die Frau von Wjatsches- fälligen Dienst verrichten unsere lav Shurawlew, Mutter von 5 Kindern und ein treues Vorbild für viele Frauen. „Martas“. Im Jahr 1926 fand in Kiew der Der vorliegende Artikel (redaktionell gekürzt) wurde von ihr in russischer erste Kongress von Schwestern statt, Sprache in der Zeitschrift „Shisnj Wery“ veröffentlicht. an dem sich 48 Frauen beteiligten. Es wurden Fragen besprochen, die „Kann man von irgendetwas sagen: nachdem sie Jesus in ihr Herz auf- mit dem Zeugnis von Christus, den „Siehe, das ist neu?“ Längst schon genommen hatte, begann sie ihren Besuch von Kranken, der Versorgung war es in unbekannten Zeiten, die Wohltätigkeitsdienst und besuchte die von betagten Mitgliedern der Ge- vor uns gewesen sind!“ (Pred. 1,10) Gefängnisse der Hauptstadt, suchte meinde, der Führsorge von Witwen Sterbende auf, spendete viel für den und Waisen und der Hilfe für Bedürf- F rauendienst… Es ist nichts Neues oder Unbekanntes. Ihn gab es auch schon zur Zeit des Alten Bundes, Druck geistlicher Literatur. Julia Sasetzkaja, die Tochter des Partisans Denis Davidov, hat die tige verbunden waren. Einen sehr unauffälligen Dienst als die Frauen weniger Rechte hatten Bücher von John Bunjan „Die Pilger- verrichten unsere „Martas“. als heutzutage. Der Herr gab damals reise“ und „Der Heilige Krieg“ in die den Frauen die Möglichkeit, im russische Sprache übersetzt. Sie war geistlichen und sozialen Leben des die erste, die in Sankt-Petersburg eine Die Frage der Kindererziehung Volkes Israel teilzunehmen. Einige der Herberge für Obdachlose einrichteteim christlichen Sinn war immer die Frauen belegten sogar hohe Posten. und verwaltete, was ihr viel Ärger Hauptaufgabe einer christlichen Frau. Beispiele dafür sind Mirjam die Dich- bereitete. Die Gräfin Elena Schuwalo- Wieviel Leid mussten christliche Fa- terin und Prophetin und Debora die wa, die bis 1900 in Moskau wohnte, milien in den Jahren der Repression Prophetin und Richterin. Im Stamm- betreute eine Gruppe Neubekehrter. ertragen – man beraubte sie ihrer baum von Jesus sind einige Frauen Es gab viele Frauen, die dem Herrn Kinder, Mütter und Väter wurden eingetragen – Tamar, Rahab, Ruth. folgten und Ihm mit allem, was ihnen verhaftet. Auch im neuen Testament sehen wir zur Verfügung stand, dienten. Über allIn den Jahren schwerer Verfol- nicht wenige Frauen, die dem Herrn diese Frauen können wir unmöglich gung, als es an Dienern mangelte, nachfolgten. Jesus lobt den Glauben auf diesen Seiten berichten. waren es die Schwestern, die die Ge- der einen Frau aus Matthäus 15,28, In den heutigen großen Gemein- meinden und christlichen Gruppen Frauen begleiteten Jesus auf seinem den sind es die Schwestern, die dieerhalten haben. Leidensweg und Frauen hatten die große Masse ausmachen; meistens Ab dem Jahr 1988 gab es für die Ehre als erste von der Schwestern die Möglichkeit, Auferstehung Jesu zu an Evangelisationen teilzu- erfahren und es den nehmen. Zusammen mit den Jüngern weiterzusagen. Brüdern haben die Schwe- Wenn man in die stern an längeren Evangeli- Vergangenheit schaut, sationsreisen teilgenommen. dann liest man auch von Im Jahr 1990, 54 Jahre vielen Frauen und ih- nach dem ersten Frauenkon- rem selbstlosen Dienst. gress in Kiew, versammelten Denkt nur an die Missi- sich die Schwestern zur onarinnen Emy Carmi- Konferenz unter dem Motto chael, Henrietta Mirs, „Rufe mich an, so will Ich dir Gladys Aylwards und antworten“ (Jer. 33,3). An Mathilda Wrede, die als der Konferenz nahmen 140 „Engel der Gefangenen“ Schwestern aus 80 Gemein- bezeichnet wurde. den teil […]. Auch unsere rus- In unserer Gemeinde sischen Schwestern ha- begann der Dienst unter den ben dem Herrn viel Taissia Shurawlewa (2.v.L) mit Ehemann und Glaubensgeschwistern Schwestern im Jahr 1994 mit gedient. Der Tod des der Frage von jungen Schwe- Ehemannes und ihrer stern: „Zu wem können wir beiden Söhne forderten die Fürstin sind es mehr als zwei Drittel. Sie neh- uns mit unseren Fragen und Proble- Elisabeth Tschertkow auf, den Trost men an verschiedenen Diensten Teil: men wenden?“ Daraufhin stellten die bei Gott zu suchen. Im Jahr 1874, unterrichten in der Sonntagsschule, Brüder einen Schwesternrat auf, der Aquila 2/19 15
Mission der Gemeinden aus fünf Schwestern bestand. Eine schaft durchführen sollte. Über diese der Gemeinde von 15 Personen und Mutter mit neun Kindern, eine Mutter Nachricht war ich nicht sehr erfreut. ca. 40 Besuchern gibt, leitet sie den mit vier erwachsenen Kindern, eine Als ich aber anfing zu beten, wurde Gottesdienst mit Gesang und Predigt. Mutter mit sechs kleinen Kindern, mein Herz mit Freude, Friede und Außerhalb der Gottesdienstzeiten be- eine junge Schwester mit drei Kindern Licht erfüllt, sodass ich den Wunsch antwortet sie Fragen, besucht Kranke und eine ledige Schwester von ca. 35 hatte, abgesehen vom Alter, zu laufen, und tröstet sie. Wir versprachen, ih- Jahren gehörten zu dem Schwestern- zu singen und zu dienen. Ich sah in ren Dienst im Gebet zu unterstützen. rat. Der Schwesternrat sollte aus Ge- meinem Dienst endlich den Willen Wir hörten noch einige Berichte meindemitgliedern bestehen, die eine Gottes. Wie gut ist es zu wissen, dass über die Gemeinden Abaj, Pawlodar, gewisse geistliche Erfahrung hatten, dein Dienst vom Herrn gesegnet Karaganda und Topar. vom Bruderrat vorgeschlagen und wird! Ich sagte: „Herr, ich danke dir! In dieser Gemeinschaft wurden von der Gemeinde bestätigt wurden. Jetzt bin ich bereit zu dienen. Gehe wir ermutigt, noch mehr für das Der Schwesternrat konnte sich mit Du voran und zeige Du mir, was ich Reich Gottes zu tun und Ihm mehr Fragen und Vorschlägen seitens der machen soll“. zu dienen. Frauen an den Bruderrat wenden. Zwölf Schwe- Geistliches und familiäres Leben, stern kamen zu- Eheschließung, Kindererziehung, sammen, die sich Beziehung unter Eheleuten, Keusch- untereinander we- heit und Dienst standen auf dem nig oder gar nicht Programm. Dabei hielt der Schwe- kannten. Doch sternrat regelmäßig Rücksprache mit wir hatten einen den leitenden Brüdern der Gemeinde. gemeinsamen Die Arbeit der Schwestern hat sich im Wunsch – den Laufe der Jahre bewährt und bestätigt. Willen des Vaters Viele Fragen der Schwestern wurden zu erfüllen – und dank dem Schwesternrat geregelt. der Herr segnete Im Jahr 2001 beschloss die Leitung diese Gemein- der Regionalvereinigung der EChB schaft. Gottes un- eine Schwester zu wählen, die die sichtbare Liebe Verantwortung für den Dienst unter vereinte uns alle Schwestern in der Zentralregion von und die Zeit ge- In der Arbeit mit Kindern sind Schwestern oft sehr nützlich Kasachstan übernimmt. Als mein meinsam verging Name genannt wurde, lehnte ich sehr schnell. Die Schwestern teilten Später wurde ein Fragebogen zu- sofort ab, weil ich den Willen Gottes miteinander ihre Freuden und Sorgen sammengestellt, in dem verschiedene darin nicht sofort erkannt habe. Doch und erzählten über ihren Dienst. Arten von Diensten für Schwestern es blieb bei der Entscheidung der Es war angenehm zu hören, aufgeführt wurden. Der sollte den Brüder und ich musste mich dieser wieviel Gutes und nützliches unsere Schwestern helfen, den richtigen Schwestern leisteten. Eine Schwester Dienst zu finden. Auch heute gibt erzählte, wie sie zu zweit mit einer es Gemeinden, in denen Schwestern Die Schwestern teilten Bibliothek auf die Straßen gehen, von […] verschiedenen Pflichten nach- miteinander ihre Freuden und Jesus erzählen, Fragen beantworten gehen, außer Brotbrechen, Taufen Sorgen und erzählten über und Menschen ins Bethaus einladen. und Trauen. ihren Dienst. Olga Tissen berichtete über die Arbeit Viele Schwestern nehmen am im Kinderheim „Preobrashenije“, Gebetsdienst teil, indem sie bestän- sowie die Probleme und Nöte, die dig für Diener, Missionare, Kinder, gehorsam fügen. Ich konnte mir damit verbunden sind. Sie erzählte Jugend und verschiedene Bedürfnisse meine Pflichten als Verantwortliche über Kinderschicksale, die von Sünde der Gemeinde beten. schlecht vorstellen, wusste nicht, wo gezeichnet sind und darüber, wieviel Es ist die letzte Zeit, das Kom- ich beginnen sollte und hatte keine Liebe diese Kinder brauchen. Wir men des Herrn ist nahe! Wie wird Ziele für die Zukunft bezüglich der hörten auch über die schwierige Er uns vorfinden? Wo dienst du, Arbeit unter Schwestern. und dennoch freudige Arbeit in der liebe Schwester, in deiner Gemeinde? Ein Jahr verging und ich hatte wohltätigen Kantine „Hoffnung“ Oder weißt du nicht, womit du dich immer noch nichts gemacht. Anfang (RTI, Saran). beschäftigen sollst bzw. welche Gabe des Jahres 2002 teilte man mir mit, Als Schwester Irina O. über die du hast? dass für den 25 Januar in Saran Besuch Arbeit des Bibel- und Gebetskreises Liebe Schwestern, möge der Herr erwartet wird. Es sollten Schwestern in Saran erzählte, waren wir von uns in dieser letzten Zeit segnen und aus verschiedenen Gemeinden kom- Schwester Natascha Lomakina sehr zu lebendigen Steinen machen, die men, mit denen ich eine Gemein- berührt. Weil es keine Brüder in Seine Gemeinde bilden. 16 Aquila 2/19
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