Der aufbau - 75 JAHRE AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN 1945 - 2020 INNENSTADT ÜBERSEEINSEL KORNQUARTIER SOMMER SUMMARUM

Die Seite wird erstellt Karina Fritsch
 
WEITER LESEN
Der aufbau - 75 JAHRE AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN 1945 - 2020 INNENSTADT ÜBERSEEINSEL KORNQUARTIER SOMMER SUMMARUM
der aufbau

der aufbau
FORUM FÜR STADTENTWICKLUNG
UND REGIONALPLANUNG

INNENSTADT
ÜBERSEEINSEL
KORNQUARTIER
SOMMER SUMMARUM              75. Jahrgang
                                   MAI
                                       21

75 JAHRE AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN
1945 – 2020
Der aufbau - 75 JAHRE AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN 1945 - 2020 INNENSTADT ÜBERSEEINSEL KORNQUARTIER SOMMER SUMMARUM
C A R L E D. SCH
                                                                                              SC H Ü N E MANN
                                                                                                      V E R L A G S H A U S S E I T 1 810

kontinuierlich
                          konstruktiv
                         75 Jahre Aufbaugemeinschaft Bremen e.V.

Seit ihrer Gründung 1945 setzt sich die
Aufbaugemeinschaft für die städtebauliche
Entwicklung Bremens ein und gibt dabei
wichtige Ideen und Impulse für Projekte zur
Gestaltung der Stadt und des Umlands.
Die vielfältigen Aufgaben und Arbeiten des
Vereins werden in dieser Chronik anschau-
lich dargestellt und in den wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Kontext der Stadt-
geschichte eingebunden.
Eine spannende und reich bebilderte Zeit-
                                                                Uwe A. Nullmeyer (Hrsg.), Dr. Lydia Niehoff (Autorin)
reise durch 75 Jahre Stadtentwicklung.                          Stadt gestalten
                                                                Bremens Stadtentwicklung von 1945 bis morgen
                                                                200 Seiten, Hardcover, € 24,90 [D]
Erhältlich im Buchhandel oder unter www.schuenemann-verlag.de   ISBN 978-3-7961-1105-1
Der aufbau - 75 JAHRE AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN 1945 - 2020 INNENSTADT ÜBERSEEINSEL KORNQUARTIER SOMMER SUMMARUM
der aufbau

EDITORIAL                                                                                  INHALT
04 //     75 Jahre Aufbaugemeinschaft Bremen                                                   03
AUFBAUGEMEINSCHAFT
05 //     “Stadt gestalten“: 75 Jahre Aufbaugemeinschaft Bremen

INNENSTADT
07   //   Vom Aktionsprogramm zum wirklichen Aufbruch
09   //   Vitale Innenstadt: Handlungsbedarf für die City
10   //   Aktionsplan Innenstadt
12   //   Das Fairkaufhaus ekofair: Ein Concept Store für die Innenstadt
14   //   Wettbewerb Pop-Up-Store
15   //   Freiraum im Herzen der Stadt: Aufwertung des Domshofs
16   //   Handlauf zur Weser: Entwicklung des Balgequartiers                      16 // Das Balgequartier

18   //   Umfangreich saniert: Das Haus der Bremischen Bürgerschaft

DOMSHEIDE UND GLOCKE                                                              23 // Das Kornquartier
20 //     Mit Blick auf die Glocke: Kritik am Domsheide-Umbau
21 //     Ein Konzerthaus in der City: Neue Perspektiven für die „Glocke“

QUARTIERSENTWICKLKUNG
23   //   Urban und komplett autofrei: Das Kornquartier in Huckelriede
25   //   Die Überseeinsel: Urbanes Quartier am Wasser
27   //   Urbanes Quartier auf dem Gelände der Rickmers Reismühle
28   //   Gemischtes Quartier auf dem Hachez-Gelände
29   //   Stadtentwicklung von Anfang an: 75 Jahre Justus Grosse
30   //   Die Entwicklung des Tabakquartiers schreitet voran

URBANE GEBIETE
31 //     Neue Perspektiven durch „Urbane Gebiete“

GEWERBEENTWICKLUNG
32 //     Auf zu neuen Ufern: Das GEP 2030

BILDUNG
34 //     „Bremen baut Bildung“: Die Stadt plant gegenwärtig 18 Schulneubauten

KULTUR
36 //     „Sommer Summarum“ 2020: Kultursommer trotz Corona

SPARKASSE
37 //     Eröffnung des Verwaltungsgebäudes der Sparkasse Bremen an der Uni

UMLAND                                                                            34 // Schulneubauten

38 //     Vor den Toren von Bremen: Die Gemeinde Stuhr/Brinkum                   Titel:„HPE Hanseatische
                                                                                 Projektentwicklung GmbH“
Der aufbau - 75 JAHRE AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN 1945 - 2020 INNENSTADT ÜBERSEEINSEL KORNQUARTIER SOMMER SUMMARUM
der aufbau

EDITORIAL
04

             75 JAHRE
             AUFBAUGEMEINSCHAFT
             BREMEN
             Liebe Freunde und Förderer,
             liebe Mitglieder unserer Aufbaugemeinschaft,

             Mut zu neuem Denken und Handeln. Das war stets die Maxime der
             Aufbaugemeinschaft in den letzten 75 Jahren. Wir haben die Stadtplanung
             und städtebauliche Entwicklung Bremens und des Umlandes mit einer
             Vielzahl von Studien, Gutachten, Symposien, Wettbewerben, Anregungen und
             Vorschlägen engagiert begleitet, - und werden dies auch weiterhin tun.
             Durch die Corona-Pandemie und ihre Folgen stehen wir vor neuen
             Herausforderungen, wie wir unsere Arbeits- und Lebensumwelt auf sich verändern-
             de Bedingungen umstellen, sei es durch verstärkte Digitalisierung, Homeoffice,
             Telearbeit, CO-Living, Klima-und Umweltschutz. Das hat Konsequenzen für
             die zukünftige Stadtplanung und die Beteiligung der Menschen an diesem
             Prozess. Es stellen sich Fragen: Wie machen wir unsere Städte zukunftsfähig?
             Was macht eigentlich Stadt aus? Sind wir schon auf dem Weg zur Stadt der
             Zukunft? Und welche Rolle wird hierbei der Einzelhandel spielen und welche neue
             Bedeutung werden Arbeiten, Wohnen, Kultur, Bildung und Freizeit erhalten?
             Aus Anlass unseres 75-jährigen Bestehens ist im Schünemann Verlag eine Publikation
             über das Wirken unseres Vereins unter dem Titel „stadt gestalten- Bremens
             Stadtentwicklung von 1945 bis morgen“ erschienen. Autorin ist Dr. Lydia Niehoff.
             Hierüber berichten wir und über viele aktuelle, interessante Projekte für die wei-
             tere Entwicklung unserer Stadt und über die aufstrebende Gemeinde Stuhr.
             Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen.

             Ihr Uwe A. Nullmeyer

             Vorsitzender der Aufbaugemeinschaft Bremen e. V.
Der aufbau - 75 JAHRE AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN 1945 - 2020 INNENSTADT ÜBERSEEINSEL KORNQUARTIER SOMMER SUMMARUM
der aufbau

                                             75 JAHRE AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN
                                                                             05

„STADT GESTALTEN“: 75 JAHRE
AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN
Seit dem Ende des Zweiten
Weltkrieges begleitet die
Aufbaugemeinschaft Bremen die
städtebauliche Entwicklung der Stadt.
Zum 75jährigen Gründungsjubiläum
im Jahr 2020 hat der Verein jetzt                                                                                 Baubeginn des
das Buch „stadt gestalten – Bremens                                                                               Bürgerschaftshauses,
Stadtentwicklung von 1945 bis                                                                                     August 1963.
morgen“ herausgegeben. Die im                                                                                     Foto:
Schünemann Verlag erschienene                                                                                     "Schmidt,
Publikation der Autorin Dr.                                                                                       Karl Edmund"
Lydia Niehoff bietet eine mit
170 Fotografien, Skizzen und
Dokumenten illustrierte Chronik der
Aufbaugemeinschaft Bremen e. V.
                                            „Wiederaufbaugemeinschaft Stadtmitte       Bremer Westen und in der Vahr, bald auf
Über 75 Jahre lang hat die                  Bremen“, das seit 1964 unter dem Titel     den Aufbau der gesamten kriegszerstör-
Aufbaugemeinschaft Bremen die               „Der Aufbau“ und seit 1967 als „Der        ten Stadt. Das Engagement mündete in
Gestaltung der Stadt unterstützt            Aufbau – Bürger und Stadt“ erschien.       stadtprägende Quartiersentwicklungen,
und begleitet. Die jetzt erschienene                                                   wie die beispielhaft zu nennender
Publikation beschreibt die Anfänge der      Ein Blick zurück: Hervorgegangen ist die   Öffnung der Stadt zum Wasser mit
„ersten Bürgerinitiative in Deutschland“,   heutige Aufbaugemeinschaft Bremen          der Schlachte und dem Teerhof, der
ihr Wirken über Jahrzehnte hinweg           aus einer Gruppe engagierter Anlieger      Überseestadt und dem Stadtwerder. Der
und wagt gleichzeitig einen Ausblick        der Sögestraße um den Kaufmann             Gründungsgedanke, die städtebaulichen
auf die Stadtentwicklung Bremens            Gerhard Iversen. Nach den verheerenden     Bedingungen für die wirtschaftliche und
in den kommenden Jahren. Ganz               Zerstörungen durch die Bomben des          gesellschaftliche Entwicklung Bremens
bewusst wurde dabei das Konzept             Zweiten Weltkrieges trafen sie sich am     zu schaffen und zu verbessern, ist bis
verfolgt, das Engagement und die            21. Dezember 1945 zur Abstimmung           heute Leitmotiv der Bürgervereinigung
unterschiedlichen Aktivitäten der           ihrer Interessen zum gemeinsamen           geblieben. Daraus resultierend gilt das
Aufbaugemeinschaft jeweils im Kontext       Wiederaufbau. Die von ihnen gegründete     Engagement neben der von Anfang an
zeitgeschichtlicher wirtschaftlicher,       „Wiederaufbaugemeinschaft Sögestraße“      wichtigen Entwicklung der Innenstadt
politischer und gesellschaftlicher          war anschließend Vorbild für weitere       auch der Wohnungs-, Verkehrs-,
Wandlungsprozesse zu reflektieren.          Vereinigungen, die sich am 22. Juli        Umwelt- und Gewerbeflächenpolitik
                                            1947 zur „Wiederaufbaugemeinschaft         sowie dem Denkmalschutz. Das rückt die
Im Zusammenspiel entsteht ein               Stadtmitte Bremen“ und schließlich         Themen Überseestadt und Airport-Stadt
wichtiger Beitrag zur Wirtschafts- und      am 23. Juli 1948 mit Interessengruppen     und – über den Tellerrand hinweg – die
Sozialgesichte Bremens und gleich-          anderer bremischer Stadtteile zur          Ansiedlung von Gewerbe im bremischen
zeitig ein umfassender Einblick über        „Wiederaufbaugemeinschaft Bremen“          Umland in den heutigen Fokus.
das Engagement typisch bremischer           zusammenschlossen, die sich fortan
Ausprägung für den Wiederaufbau             „Aufbaugemeinschaft“ nannte.               Begleitet wird die Darstellung
nach dem Zweiten Weltkrieg und                                                         der vielfältigen Aktivitäten und
die weitere Stadtentwicklung bis            Was mit dem Wiederaufbau der               Fragestellungen durch gesondert
heute. Als wesentliche Quelle für das       Sögestraße begann, erstreckte sich         herausgehobene Personenportraits
Buch dient dabei das seit Dezember          mit der Beteiligung an wegweisenden        von wichtigen Personen der
1947 editierte Mitteilungsblatt „Der        Großprojekten, wie dem Bau der             Aufbaugemeinschaft – vom Initiator
Wiederaufbau“ des damaligen Vereins         Siedlungen im Stephaniviertel, im          und ersten Vorsitzenden Gerhard
Der aufbau - 75 JAHRE AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN 1945 - 2020 INNENSTADT ÜBERSEEINSEL KORNQUARTIER SOMMER SUMMARUM
der aufbau

75 JAHRE AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN
06
Iversen über Dr. Franz Rosenberg,           seine dominante Rolle verloren. Der          U-Bahn vom Steintor/Ostertor bis zur
Hans Budde und Simon Reimer bis             Online-Handel, Strukturveränderungen         Überseestadt zu bauen. Damit wären
zum derzeitigen Vorsitzenden Uwe A.         durch die Einkaufsparks am                   nicht nur das Viertel, sondern auch
Nullmeyer. Portraitiert werden auch         Stadtrand, Filialisierung, geändertes        die Innenstadt und das Faulenquartier
einige die Arbeit der Wiederaufbau- bzw.    Konsumverhalten, Abnahme der                 vom Straßenbahnverkehr befreit,
Aufbaugemeinschaft konzeptionell be-        Attraktivität und Aufenthaltsqualität        und es könnte ein neuer attraktiver
gleitenden Architekten und Stadtplaner,     haben unter anderem zu dieser                öffentlicher Raum geschaffen werden.
die mit ihren Vorschlägen prägenden         Entwicklung geführt. Es gibt jedoch          Mittelfristig sollte auch eine Verlegung
Einfluss auf das Stadtbild Bremens          Unternehmen, die Handelskammer,              des Großmarktes aus der Überseestadt
genommen haben. Der Vorstand, die           Verbände wie die Aufbaugemeinschaft,         nachgedacht werden. Damit bestünde
Mitglieder, Architekten, Berater und        und auch Politik und Verwaltung, die be-     die Chance, die Überseestadt unter
Gutachter der Wiederaufbau- bzw.            herzt an die schwierige Aufgabe herange-     anderem mit der Hochschule für
Aufbaugemeinschaft haben sich               hen, der City ein neues Gesicht zu geben.    Künste und Freizeiteinrichtungen
gemeinsam mit vielen anderen für die                                                     weiter zu entwickeln.
Planung der Stadt, des fließenden und       Um hier Impulse zu setzen, hat der Senat
ruhenden Verkehrs, der Grünanlagen          das Aktionsprogramm Innenstadt aufge-        Parallel zur Innenstadt erhalten auch
und mit weiteren Themen befasst, mit        legt, das den Rahmen einer bald blühen-      einige Stadtquartiere ein neues, frisches
Kommentaren und Vorschlägen Stellung        den Innenstadt abbilden könnte. Eine der     Gesicht. Links der Weser entstehen
bezogen und auf diese Weise Einfluss        schwierigsten Aufgaben wird es dabei         mit der Gartenstadt Werdersee, dem
auf stadtplanerische und städtebauliche     sein, den Kernbereich der Innenstadt zu      Tabakquartier, den Weserhöfen, dem
politische Entscheidungen genommen.         entwickeln. Er sollte aus einem Mix aus      Neustadtgüterbahnhof und dem
                                            Einzelhandel, Gastronomie, Tourismus,        Lankenauer Höft innovative, attraktive
Und auch in den kommenden Jahren will       Kultur, Wissenschaft, Dienstleistung         neue Wohn-, Gewerbe-, Dienstleistungs-
die Aufbaugemeinschaft mit visionären       und Wohnen bestehen. Der öffentliche         und Freizeitzentren. Das zeigt Mut,
Ideen, initiativen Vorschlägen und          Raum muss zu einer neuen guten               neue Wege zu wagen und zu gehen
konstruktiver Kritik Impulsgeber für die    Adresse werden, wo allen, auch jungen        und damit auch ein Bekenntnis zum
Zukunft Bremens und der Region sein.        Menschen, attraktive Angebote gemacht        Standort Bremen abzulegen. Und auch
Die vorliegende Publikation versteht sich   werden. Die Frage „Warum eigentlich          in der Airport-Stadt wird auf Zukunft
dabei ganz bewusst auch als Anregung        soll ich in die City fahren?“, sollte sich   gesetzt. In einer Studie „Interspace – Die
für die weitere engagierte Tätigkeit        nicht mehr stellen. Von Einfluss auf die     produktive Stadt“ werden erstmals
des Vereins und der Bürger für die          Entscheidungsfreudigkeit für die City        Zusammenhänge von Arbeit, Wohnen
Stadtentwicklung und Städtebaukultur        ist die Anbindung durch verschiedene         und Freizeit dargestellt und dazu neue
und eine von gemeinsamen Interessen         Verkehrsträger. Das Auto wird weiterhin      Konzepte für die kommenden zehn Jahre
getragene Regionalplanung. In die-          für viele Besucher aus dem Umland und        und darüber hinaus entwickelt. Ein
sem Sinne verbindet sich auch das           aus anderen Städten genutzt werden.          weiteres Projekt sieht als Pilotvorhaben
abschließend von Uwe A. Nullmeyer           Aber das Angebot des ÖPNV sollte aus-        die Erstellung eines Gesundheits- und
formulierte Resümee mit Visionen für        gebaut werden und der Fahrradverkehr         Dienstleistungszentrums für die
die zukünftige Entwicklung Bremens.         sollte einen größeren Stellenwert erhal-     rund 500 Unternehmen und 20.000
Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die   ten, was die Schaffung sicherer Radwege      Beschäftigten vor. Eine zentrale
Corona-Pandemie, die uns schlagartig        und weiterer Abstellplätze voraussetzt.      Aufgabe kommt der Politik mit der
bewusst gemacht hat, wie gefährdet                                                       Aufstellung des Gewerbeflächenplans
die Lebensgrundlagen aller Menschen         Die Aufbaugemeinschaft war nie darum         2030 zu. Dies betrifft insbesondere
sind. Niemand kann aktuell zuverläs-        verlegen, der Stadtentwicklungspolitik       die Airport-Stadt, die gegenwärtig
sige Prognosen über den Fortgang der        in den vergangenen Jahrzehnten immer         über keine ausreichenden Flächen für
Pandemie und deren Auswirkungen             wieder mit ihren Planungsideen,              Unternehmenserweiterungen oder
in den nächsten Monaten machen.             mitunter Visionen, Anregungen zu             Neuansiedlungen von Firmen verfügt.
                                            geben. Ob es sich nun um die schon           Es sollte daher geprüft werden, ob
Fest steht wohl: Die Krise wird un-         erwähnte Umwandlung der Sögestraße           nicht auf den Flächen des Gebietes
sere Städte verändern wie nie zuvor,        in eine Fußgängerzone handelt oder           Flughafen-Süd eine Umnutzung zu einer
insbesondere die Innenstädte werden         um die Verlegung der Straßenbahn             gewerblichen Nutzung anzustreben
sich neu erfinden müssen. Auch für          von Marktplatz, Obernstraße,                 wäre. All diese Prozesse sind Ausdruck
Bremen gilt, dass die City wohl vor ihrer   Hutfilterstraße in die Martinistraße.        einer zukunftsfähigen Stadtentwicklung.
größten Bewährungsprobe der letzten         Aktuell gibt es außerdem den Vorstoß
Jahrzehnte steht: Der Einzelhandel hat      der Aufbaugemeinschaft, eine
Der aufbau - 75 JAHRE AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN 1945 - 2020 INNENSTADT ÜBERSEEINSEL KORNQUARTIER SOMMER SUMMARUM
der aufbau

                                                AKTIONSBÜNDNIS BREMER INNENSTADT
                                                                              07
VOM AKTIONSPROGRAMM ZUM
WIRKLICHEN AUFBRUCH

Ansichten der Innenstadt. Fotos: „WFB_Studio_B“ „WFB/Jonas Ginter“

Das Aktionsbündnis Bremer                 Das Aktionsbündnis begrüßt die           die Metropole im Nordwesten
Innenstadt begrüßt das                    verschiedenen Maßnahmen, vermisst        Deutschlands und die facettenreichste
Aktionsprogramm Innenstadt,               jedoch wirkliche städtebauliche          Einkaufsstadt der Region zu sein.“
erwartet aber weitreichendere             und immobilienwirtschaftliche
Konzepte und Maßnahmen. Im                Leuchtturmprojekte mit Signalwirkung:    Um die angestrebte Nutzungs- und
Zentrum steht dabei die Forderung         „Frei von parteipolitischen Interessen   Angebotsvielfalt zu realisieren, rückt
nach zusätzlichen Impulsen für            fordern die Unterzeichner die Stadt      das Aktionsbündnis Innenstadt
eine nutzungsgemischte Innenstadt         Bremen und den Senat deshalb auf,        insbesondere die folgenden
mit kleinteiligem Handel, Wohnen,         verbesserte Rahmenbedingungen zu         Themen in den Vordergrund:
Kultur, kleinen Handwerksbetrieben        schaffen und einen ganzheitlichen,
und vielem anderen mehr.                  ressortübergreifenden Masterplan für     • Anbindung der Stadt an ihre
                                          die Innenstadt anzustoßen“, heißt es     Lebensader, die Weser, und Hebung
Das vom Senat beschlossene                in einer gemeinsamen Erklärung. Und      der Bedeutung des Flusses auch und
Aktionsprogramm Innenstadt wird           weiter: „In der aktuellen Diskussion     vor allem in ökologischer Hinsicht
von unterschiedlichen Akteuren in der     über das Heraushalten motorisierter      im Bewusstsein der Bremer und
Stadt überwiegend positiv bewertet.       Verkehre aus der Innenstadt sind die     Butenbremer. Benchmark könn-
Eine wichtige Rolle spielt dabei das      eigentlichen Herausforderungen,          te Basel sein. Dort ist es „chic“,
Aktionsbündnis Bremer Innenstadt,         die Aufenthaltsqualität und              im Rhein zu schwimmen.
das neben der Aufbaugemeinschaft          Verweildauer zu erhöhen, über einen
Bremen noch zahlreiche weitere            attraktiven Geschäftsbesatz und ein      • Die Bremer City muss als „Wohnort“
Vertreter der innerstädtischen            neues Storytelling mehr Leben, mehr      wiederentdeckt werden, entspre-
Wirtschaft, der Arbeitnehmer und          Besucher, mehr Arbeit, mehr Umsatz       chende Rahmenbedingungen und
Architekten sowie Investoren ver-         und mehr Wertschöpfung in die            Investitionen sind voranzutreiben.
tritt, darunter die Handelskammer         Bremer City zu lotsen, nicht aus dem     Mit mehr Bewohnern und deren
Bremen, die CityInitiative Bremen,        Blick zu verlieren. Bremen sollte sich   Kaufkraft ergeben sich neue Impulse
die Architektenkammer Bremen              überzeugt, selbstbewusst und offen-      für Beschäftigung im Einzelhandel.
oder den Deutschen Hotel- und             siv dazu bekennen, eine traditionell
Gaststättenverband DEHOGA Bremen.         weltoffene europäische Zukunftsstadt,
Der aufbau - 75 JAHRE AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN 1945 - 2020 INNENSTADT ÜBERSEEINSEL KORNQUARTIER SOMMER SUMMARUM
der aufbau

AKTIONSBÜNDNIS BREMER INNENSTADT
08
• Bremen ist „Stadt der Wissenschaft“                                                 Ein wichtiger Akteur im Aktionsbündnis
• Die Innenstadt sollte für die                                                       Bremer Innenstadt ist die
Kommunikation zwischen Wissenschaft                                                   Handelskammer Bremen. Auch dort
einerseits und Politik, Wirtschaft und                                                begrüßt man das Aktionsprogramm des
anderen Bereichen andererseits stehen,                                                Senats, betont andererseits aber, dass die
entsprechende Ansiedlungen sind vor-                                                  Maßnahmen bei weitem nicht ausreich-
zunehmen. Hierzu kann die Realisierung                                                ten: „Wir betrachten das Programm
eines City-Campus gehören; auch eine                                                  eher als kurzfristige Maßnahmen, um
Art Hörsaalzentrum wäre denkbar.                                                      in Zeiten von Corona ein bisschen mehr
• Ein Nutzungskonzept für den                                                         Leben in die Innenstadt zu bringen“,
Wall und die Wallanlagen muss                                                         meint dazu Olaf Orb, Geschäftsführer,
entwickelt und umgesetzt wer-              Olaf Orb, Geschäftsführer, Leiter          Leiter Standortpolitik, Häfen und
den, das Aufenthaltsqualität und           Standortpolitik, Häfen und                 Verkehr bei der Handelskammer Bremen.
Handelsinteressen gleichermaßen            Verkehr bei der Handelskammer              „Die wirklich großen Themen der
berücksichtigt; das Gleiche gilt für       Bremen. Foto: „Olaf Orb“                   Innenstadt rund um das Parkhaus Mitte
den Domshof, der Potenziale hat, ein                                                  oder den Brill werden aber leider gar
vitaler Platz mit hoher Aufenthalts-       Um die aufgeführten Ziele zu errei-        nicht behandelt. Deshalb unterstützen
und Erlebnisqualität zu werden.            chen, mahnt das Aktionsbündnis             wir ausdrücklich die weiter gehenden
                                           Innenstadt effektivere Planungs- und       Forderungen, die das Aktionsbündnis
Wichtige Forderung stellt das              Umsetzungsstrukturen an und schlägt        Bremer Innenstadt formuliert hat“.
Aktionsbündnis Innenstadt auch im          außerdem die Einrichtung einer
Hinblick auf Verkehr und Mobilität:        Koordinierungsstelle Innenstadt vor:       Als zentralen Baustein für die weitere
„Eine Metropole braucht eine effiziente    „Geplante Projekte müssen in die           Entwicklung der Innenstadt betrachtet
Erreichbarkeit und Bremen muss sich        Umsetzung gebracht werden, denn            die Handelskammer insbesondere die
mit anderen Metropolen messen lassen       diese dauert in der Regel mehrere Jahre.   Vorschläge für eine nutzungsgemischte
können, auch um Investitionen zu           Die großen privaten Schlüsselprojekte      Innenstadt: „Mit den genannten Punkten
sichern. Verkehr und Mobilität haben       rund um das Parkhaus Mitte und             wollen wir eine lebendige Innenstadt
dabei rein dienende Funktionen und         den Brill, im Ansgariquartier, am          erreichen, die wie in einem Wimmelbild
sind gleichzeitig Voraussetzung für        Wall und im Balgequartier kön-             unterschiedlichste Nutzungen wie klein-
eine wirklich vitale Innenstadt. Bremen    nen nur im Schulterschluss von             teiligen Handel, studentisches Wohnen,
sollte die Chance wahrnehmen, mit          Investoren und Öffentlicher Hand           Kultur, kleine Handwerksbetriebe und
einer intelligenten Verkehrsplanung        gelingen. Innenstadtentwicklung            vieles andere mehr umfasst“, beschreibt
für die gesamte Region zu glänzen, die     ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die         Olaf Orb die Vision. „In der Summe
einerseits mehr Menschen – gerade auch     stetiger Kommunikation, Aushandlung        würden so deutlich mehr Anlässe
aus einem weiteren Einzugsgebiet – in      Commitments bedarf. Wichtig ist, dass      geschaffen, um in die Innenstadt zu
die Stadt bringt und andererseits das      die Stadt aktiv wird und klare Aussagen    kommen.“ Um das Thema weiter zu
Ziel einer nachhaltigen und umweltge-      zu Bauleitplanung, Gebäudehöhen            forcieren, sollte die Politik vorangehen
rechteren Innenstadtentwicklung erfüllt.   und Nutzungsmischung trifft. Auch in       und aufzeigen, welchen Beitrag sie in
Dabei darf die Konkurrenzsituation zu      Werkstatt- und Wettbewerbsverfahren        diesem Zusammenhang leisten will:
den gerade für Pkw-Kunden attraktiven      müssen den Architekturbüros klare          „Das betrifft zum Beispiel die hybride
Shopping-Centern am Stadtrand und          Vorgaben zu konkreten Nutzungen            Nutzung von Innenstadtimmobilien,
im niedersächsischen Umland nicht          gemacht werden. Die Kommunikation          das Thema Innenstadtverkehr, die
außer Acht gelassen werden.“ Und           insgesamt muss intensiviert und            Schaffung eines neuen Servicepunkts
weiter: „Verkehr kann nur als Teil einer   von einer Kultur des Ermöglichens          oder die Aufwertung von öffent-
integrierten Stadtentwicklung gedacht      und Vertrauens getragen werden.“           lichen Plätzen wie dem Domshof
werden. Bremen benötigt demnach ein                                                   oder Domsheide. Ganz wichtig ist
modernes verkehrsträgerübergreifendes      Die Vertreter des Aktionsbündnisses        uns außerdem die Benennung eines
Mobilitätskonzept für den innenstadto-     Bremer Innenstadt sind überzeugt, dass     Innenstadtkoordinators, der optimaler-
rientierten Verkehr. Darin müssen der      die zügige Umsetzung der genannten         weise im Rathaus angesiedelt sein sollte
ÖPNV sowie der Rad- und Fußverkehr         Maßnahmen kurzfristig positive Effekte,    und bei dem sämtliche Fäden zusam-
ebenso wichtige Rollen spielen wie der     Anreize und Entwicklungsimpulse aus-       menlaufen sollten, so dass Investoren
motorisierte Individualverkehr, der        löst, von denen unsere Stadt und unsere    einen zentralen Ansprechpartner
Reisebusverkehr und die City-Logistik.“    Stadtgesellschaft profitieren werden.      für ihre Anliegen haben.“
Der aufbau - 75 JAHRE AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN 1945 - 2020 INNENSTADT ÜBERSEEINSEL KORNQUARTIER SOMMER SUMMARUM
der aufbau

                                                                                  AKTIONSPROGRAMM
                                                                                                09

VITALE INNENSTADT:
HANDLUNGSBEDARF FÜR DIE CITY
                                                                                  der Freizeit-, Dienstleistungs- und
                                                                                  Veranstaltungsangebote sowie der
                                                                                  Digitalisierung. Als wichtigstes Motiv
                                                                                  für einen Besuch der Bremer Innenstadt
                                                                                  wurde nach wie vor der Einkaufsbummel
                                                                                  genannt. Das Einzelhandelsangebot wur-
                                                                                  de dabei wie zuletzt mit der Schulnote 3
                                                                                  beurteilt. Das Angebot einiger Branchen
                                                                                  hat sich allerdings in der Wahrnehmung
                                                                                  der Besucher im Vergleich zur Befragung
                                                                                  im Jahr 2018 etwas verschlechtert.
                                                                                  Dazu zählen Bekleidung (von 2,4 auf
                                                                                  2,8) sowie Sport/Spiel/Hobby (von 2,6
                                                                                  auf 3,1). „Gut“ schneiden hingegen
                                                                                  Bücher, Drogeriewaren und Apotheken
                                                                                  ab. Als wichtigste Standortvorteile
                                                                                  Bremens nennt die Studie zum einen die
Bremer Marktplatz. Foto: „Ulamm, CC BY-SA 4.0“                                    Sehenswürdigkeiten (Note 2,1) sowie die
                                                                                  Erreichbarkeit, die ebenfalls überdurch-
Die bundesweite Untersuchung             lokalen Partner zur Durchführung der     schnittlich abschneidet: „Allerdings ist
„Vitale Innenstädte 2020“ des IFH        Studie waren die CityInitiative Bremen   auch klar, dass alle Akteure im Großen
KÖLN zeigt das Potenzial, aber auch      Werbung e.V. die Handelskammer           und im Kleinen Hausaufgaben zu
den Handlungsbedarf für die Bremer       Bremen, die Senatorin für Wirtschaft,    machen haben und dass insbesondere
City auf. Carolin Reuther von der        Arbeit und Europa sowie die Senatorin    Problemfelder wie das Thema Sauberkeit
CityInitiative Bremen betont in diesem   für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität,      nun endlich aktiv angegangen wer-
Zusammenhang die Bedeutung einer         Stadtentwicklung und Wohnungsbau.        den müssen“, so Carolin Reuther.
vielfältigen Nutzungsdurchmischung
für die Bremer Innenstadt.               Im Rahmen der Studie waren               Gleichzeitig ist es wichtig,
                                         Innenstadtbesucher in 107 deutschen      die seit langem besprochene
Wie sieht die Zukunft der deutschen      Städten zur Erreichbarkeit der Stadt,    Nutzungsdurchmischung voran-
Innenstädte aus und was wünschen         zu ihrem Einkaufsverhalten und zu        zutreiben, ein Mehr an Wohnen,
sich Innenstadtbesucher von ihren        ihrem Besuchsanlass gefragt worden.      Bildung, Handwerk, Freizeit und
Stadtzentren? Diese Fragen liegen der    Das Ergebnis: Die Gesamt-Attraktivität   Erlebnis zu schaffen und sich auf die
bundesweiten Untersuchung „Vitale        der Bremer Innenstadt wurde wie          Standortvorteile Bremens zu besinnen
Innenstädte 2020“ des IFH KÖLN           bei der letzten Befragung mit der        sowie diese auszubauen. All das wird
zugrunde, an der Bremen im Herbst        Schulnote 3 bewertet. Aufholbedarf       nur im Zusammenschluss von Behörden
2020 erneut teilgenommen hat. Die        gibt es insbesondere im Bereich          und privaten Akteuren gelingen.“

ANZEIGE

    Bei uns finden Sie Ferienunterkünfte in Strandnähe
    im Ostseeheilbad Graal-Müritz und im Ostseebad Nienhagen.

   www.fewourlaub-ostsee.de • Tel. 0381 / 24 27 838
Der aufbau - 75 JAHRE AUFBAUGEMEINSCHAFT BREMEN 1945 - 2020 INNENSTADT ÜBERSEEINSEL KORNQUARTIER SOMMER SUMMARUM
der aufbau

AKTIONSPLAN
10

               AKTIONSPLAN INNENSTADT
                   BREMER INNENSTADT                    Stand April 2021

                                                           Karstadt/Parkhaus Mitte                                            Fahrradparkhaus
                                                             Kaufhof/Lloydpassage

                                       Brill/Sparkassenquartier
                                                   City Campus

                                                                                                                              Wallanlage mit Café
                                                                                                                              am Theaterberg
                                           Fahrradparkhaus
                                                                                               Bürgerzentrum
                                                                                               Bibliothek
                                                                                                                 Wallkontor

                                                                                               Fahrradparkhaus

                                                                                                            Domshof
                                                                                     Balgequartier

                                                                                                     Glocke-Erweiterung
                                                                                                     Domsheide

Die Bremer Innenstadt steht nicht                     dritten Konzertsaal. Bei dem disku-                                 Ankernutzung eine moderne und kun-
nur aufgrund der erheblichen                          tierten Umbau der Domsheide kann es                                 denfreundliche Zusammenfassung sämt-
Auswirkungen der Corona-Pandemie,                     daher jetzt nicht mehr allein um die                                licher Bürger-Services an einem neuen
sondern auch, was den Einzelhandel                    Optimierung der Haltestellenanlagen                                 zentralen Ort. Hier könnten die folgen-
betrifft, infolge des zunehmenden                     gehen. Vielmehr muss durch eine neue                                den Dienstleistungen gebündelt werden:
Online-Handels sowie Veränderungen                    Platz- und Umfeldgestaltung unbedingt                               Zentraler Servicepunkt der öffentlichen
des Besucherverhaltens in                             auch die städtebauliche Einordnung                                  Verwaltung, Kinderbetreuung, öffentli-
unseren Städten vor großen                            und neuen Nutzungsoptionen des                                      che Toilette, Paketstation, Schließfächer,
Herausforderungen. Die                                Konzerthauses insgesamt gestärkt                                    Radstation mit Reparaturservice,
Aufbaugemeinschaft begleitet                          werden. Das benachbarte Parkhaus Am                                 ggf. Stadtbibliothek etc.
diese Entwicklung seit Jahren                         Dom (Violenstraße) ist zu erhalten.
intensiv durch Gutachten, Studien,                                                                                        Balgequartier
Anregungen und Vorschläge.                            Karstadt/Parkhaus Mitte/                                            Das Balgequartier mit seinem
                                                      Kaufhof/Lloydpassage                                                einzigartigen Zusammenspiel von
Aus Anlass des 2. Bremer Innenstadt-                  Auf diesen zentralen Arealen soll                                   Rekonstruktion, Historie und Moderne
Gipfels am 30. April 2021 legte                       ein neues Gebäudeensemble und ein                                   verspricht eine hohe architektonische
die Aufbaugemeinschaft einen                          neuer Anziehungsort entstehen, der                                  Qualität mit großer Strahlkraft. Das
Aktionsplan Innenstadt mit zehn                       Einzelhandel, Büros, Wohnungen                                      Gesamtinvestitionsvolumen soll rund ei-
Themenfeldern vor, die Grundlage                      und öffentliche Nutzungen neu-                                      ne Milliarde Euro betragen. Eingerahmt
einer weiterführenden Diskussion                      artig verknüpft und die Bremer                                      vom Bremer Marktplatz, der Obernstraße
und zügigen Umsetzung bedürfen.                       Innenstadt zu einem spannenderen                                    und der Weser soll ein modernes
                                                      Aufenthalts- und Erlebnisort macht.                                 Quartier mit attraktiven Einzelhandels-
Aktionsplan Innenstadt                                                                                                    und Gastronomiekonzepten entstehen.
Glocke-Erweiterung und Domsheide                      Bürgerzentrum                                                       Im Zentrum stehen dabei die fünf
Für die Glocke als Musikhaus und                      Die nutzungsgemischte und                                           eindrucksvollen Gebäude am Standort:
Kulturort von Rang besteht die Aussicht               Besuchsanlässe liefernde Innenstadt                                 das neu eröffnete Johann-Jacobs-Haus,
auf eine bauliche Erweiterung um einen                benötigt als eine wesentliche öffentliche                           die Stadtwaage, das Essighaus, das
der aufbau

                                                                                                                       AKTIONSPLAN
                                                                                                                                11
Justus-Grosse-Haus und das Kontorhaus. Umgesetzt werden               Wallanlagen mit Café am Theaterberg
soll hier auch das Konzept eines ‚Stadtmusikantenhauses‘              Für die Wallanlagen muss ein Nutzungskonzept entwickelt
als multifunktionaler Veranstaltungs-, Ausstellungs- und              und umgesetzt werden, das die Aufenthaltsqualität betont
Begegnungsort für Einheimische und für Touristen. Im                  und die Parkanlage sinnvoller mit der Innenstadt verknüpft.
Zusammenspiel der verschiedenen Bauten soll schließlich               Elemente hierfür können permanente Möbel und Bühnen,
ein „Handlauf zur Weser“ entstehen, der eine entschei-                eine Gastronomie auf einem neugefassten Theaterberg,
dende Rolle für die Quartiersentwicklung der Bremer                   eine zusätzliche Querung des Wallgrabens zwischen
Innenstadt spielen und einen Brückenschlag von der                    Hillmannplatz und Mühle sowie neue Querungen der
Obernstraße bis hin zur Schlachte ermöglichen soll.                   Straße Am Wall in Höhe Wallkontor sowie zwischen Mühle
                                                                      und der kleinen Passage zur Knochenhauerstraße sein.
Brill/Sparkassen-Areal, City-Campus
Bremen ist „Stadt der Wissenschaft“; dies sollte in der               Fahrradparkhäuser, Fußgänger- und Fahrradbrücken
Innenstadt sichtbarer werden. Die Realisierung eines City-            Die Erreichbarkeit der Innenstadt mit dem Fahrrad ist weiter zu
Campus am Brill, zu dem auch eine Art Hörsaalzentrum                  verbessern. Hierzu ist die Schaffung ausreichender, zentraler
gehören könnte, würde die Innenstadt beleben und ver-                 und sicherer Parkstände – auch nach niederländischem Vorbild
jüngen. Das Projekt würde positiv auf die Hutfilterstraße             modern und inhäusig – erforderlich, die nicht als Barrieren das
und das Stephaniviertel ausstrahlen und könnte auch eine              eigentliche Ziel einer aufenthalts- und fußgängerfreundlichen
Klammer zwischen Innenstadt und Überseestadt bilden.                  Innenstadt konterkarieren. Hierfür kommen der ehemalige
                                                                      Brilltunnel, das Parkhaus Katharina, der Domshofbunker sowie
Wallkontor                                                            der Garagenbunker unter dem Bahnhofsvorplatz in Betracht.
Das neue Geschäftsgebäude setzt einen wichtigen städ-                 Die Kombination zweier neuer Radfahrer- und
tebaulichen Akzent am Wall und wird mit einer Passage                 Fußgängerbrücken über Kleine Weser und Weser zwi-
zur Museumsstraße auch in Richtung Schüsselkorb                       schen der Neustadt und der Altmannshöhe (Altenwall/
und Domshof ausstrahlen. Das Wallkontor wird mit                      Kunsthalle) bedeutet ebenfalls eine Qualitätsverbesserung
rund 5.500 Quadratmetern Gewerbefläche Platz für                      für den innenstadtorientierten Radverkehr.
Einzelhandel und Büros bieten. Die Fertigstellung ist
für 2022 geplant. Der Neubau ersetzt drei Gebäude, die               ANZEIGE
2015 durch ein Feuer vollständig zerstört wurden.

Domshof
Der Domshof hat das Potenzial, ein vitaler Platz mit
hoher Aufenthalts- und Erlebnisqualität zu werden.
Hierfür sind aber Maßnahmen erforderlich, die über
Möblierung und Bespielung hinausgehen. Erforderlich
sind eine städtebauliche und adressbildende Inszenierung,
eine grundsätzliche Überarbeitung des Erscheinungsbildes
sowie eine Qualitätsanhebung des Wochenmarktes.

Martinistraße
Die Martinistraße ist eine wichtige Erschließungsstraße,
die die zentrale Innenstadt von der Schlachte trennt und
wenig Aufenthaltsqualität besitzt. Erforderlich ist eine
städtebauliche Aufwertung des gesamten Straßenraumes,
die auch neue immobilienwirtschaftliche Chancen skizziert.
Gleichzeitig ist das Queren der Martinistraße zu verbessern.
Dies kann ggf. durch die Reduzierung des Verkehrsraumes
auf eine Fahrspur je Richtung, eine Tempolimit von 30 km/h
sowie eine besondere Inszenierung der zentralen Querung
                                                                                                  PARKEN À LA CARD!
                                                                                                  BEQUEM UND BARGELDLOS
Pieperstraße/Heimlichenstraße unterstützt werden.
Die Verlegung der Straßenbahn aus der Obern­                                                      • prepaid-Karte – einfach aufladen
                                                                                                  • easy-Karte – bezahlen auf Rechnung
straße in die Martinistraße muss zeitnah ein
                                                                                                  • Keine Vertragsbindung, keine Grundgebühr
wichtiges Ziel der Stadtplanung sein.
                                                                                                  Einfach näher dran parken.
                                                                                                  Weitere Infos erhalten Sie unter www.brepark.de

                                                                                                                                    www.brepark.de

                                                               brep_AZ-easy+prepaid 88x115.indd                                                     24.03.2015
der aufbau

CONCEPT STORE
12

An einem Strang für ein neues Konzept in der Bremer City (v.l.n.r.): Erik Wankerl, ekofair, Staatsrat Sven Wiebe, Senatorin für
Wirtschaft, Arbeit und Europa, Alexander Ruddat, Ruddat Grundbesitz GmbH & Co. KG, Urs Siedentop, ekofair, Andreas Heyer,
WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH und Felix Halder, ekofair, vor der Unterzeichnung der Mietverträge auf der Ladenfläche
des Fairkaufhauses. Foto: „WFB / Frank Pusch“

DAS FAIRKAUFHAUS EKOFAIR:
EIN CONCEPT STORE FÜR DIE
INNENSTADT
Mit dem ekofair entsteht mitten in der     hat das erste Fairkaufhaus in Bremen        Ausgangspunkt für das Projekt war der
Obernstraße das erste Fairkaufhaus         seine Pforten aber öffnen können. Das       Wettbewerb „Concept-Store“, mit dem
für Bremen. Das Projekt hatte sich         Angebot umfasst Mode und Angebote           die Wirtschaftsförderung Bremen GmbH
im Wettbewerb „Concept-Store“              rund um das Thema „Upcycling“               nach kreativen Ideen gesucht hatte, um
der Wirtschaftsförderung Bremen            ebenso wie Naturkosmetik, Schmuck           die leer stehende Ladenfläche in der
durchgesetzt und ist Teil des              und Wohnaccessoires, ein Café, fair         Obernstraße 39-43 mit neuem Leben
Aktionsprogramms Innenstadt, mit           produzierte und regionale Lebensmittel,     zu füllen. Der Begriff „Concept-Store“
dem der Senat innovative Projekte          lokale zeitgenössische Kunst,               bezeichnet im Einzelhandel einen Laden
für eine attraktive Bremer City fördert.   Grünpflanzen, nachhaltig produzierte        mit einer ungewöhnlichen, meist hoch-
                                           Möbel sowie Konzerte, Ausstellungen         wertigen Kombination von Sortimenten
Eigentlich hätte das ekofair ja schon im   und weitere Veranstaltungen. Zu den         und Marken und auch Dienstleistungen
Dezember 2020 starten sollen. Aufgrund     Kooperationspartnern des Projekts zäh-      und Produktion. Der Wettbewerb richte-
der geltenden Corona-Einschränkungen       len unterschiedlichste Akteurinnen und      te sich an Existenzgründende und Start-
musste dieser Termin jedoch ins            Akteure aus dem gesamten Stadtgebiet.       ups ebenso wie an kreative und etablierte
Frühjahr verschoben werden. Inzwischen                                                 Anbieterinnen und Anbieter, die noch
der aufbau

                                                                                              CONCEPT STORE
                                                                                                         13
nicht in der Bremer Innenstadt vertre-     auch Geschäftsführer der Fairtragen        zeugt, weil die Bewertungskriterien in
ten sind. Zu den Bewertungskriterien       GmbH ist, und dem Markenstrategen          besonderer Weise erfüllt wurden. Dazu
gehörten die Stimmigkeit des Konzepts,     und Designer Erik Wankerl umsetzt.         gehören unter anderem eine sehr hohe
Innovationsgrad und Frequenz-Relevanz,     Begleitet werden die drei Gründer durch    Nutzungsvielfalt, die Nachhaltigkeit
Innenstadttauglichkeit, Nutzungsvielfalt   die Beraterin Dr. Laura Beck: „Unsere      der angebotenen Produkte, das
und Alleinstellungsmerkmal, zudem          Idee ist ein kleines, feines Kaufhaus      Mobilitätskonzept und auch die
wurden die wirtschaftliche und die         mit nachhaltigen und hochwertigen          kulturellen Angebote ebenso wie ein
ökologische Nachhaltigkeit bewertet.       Produkten aus dem Textil-, Kosmetik-       wirtschaftlich schlüssiges Konzept.“
                                           und Lebensmittelbereich, das außerdem
Aus insgesamt 33 eingereichten             ein Erlebnisraum, ein Ort des gesel-       Der Wettbewerb stieß bundesweit auf
Konzepten hatte sich die Jury für          ligen Austauschs und eine Bühne für        Resonanz, positive Rückmeldungen
das Projekt ekofair entschieden. Die       kulturelle Veranstaltungen und lokale      gab es unter anderem aus Nürnberg,
Macher des erstes Fairkaufhauses für       Künstlerinnen und Künstler sein soll.“     Würzburg und Hamburg. Und auch von
Bremen haben damit die Chance, ihre                                                   Vermieterseite gab es hoffnungsvolle
Geschäftsidee 13 Monate lang miet- und     Ebenso positiv fällt die Reaktion          Signale: „Zahlreiche Immobilienbesitzer
nebenkostenfrei umzusetzen und             auch auf Seiten der Politik aus: „Wir      haben uns während der Wettbewerbs-
dabei von weiteren Zuschüssen zu           sind begeistert, wie viele gute Ideen      Phase angesprochen und in Aussicht
profitieren: „Natürlich freuen wir uns     uns erreicht haben“, erklärte Sven         gestellt, uns ihre Flächen für kommende
riesig, dass wir die Jury mit unserem      Wiebe, Staatsrat für Wirtschaft bei der    Aktionen zur Verfügung zu stellen“,
Projekt überzeugen konnten“, so            Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und       berichtet Andreas Heyer, Vorsitzender
Diplom-Kaufmann Urs Siedentop, der         Europa im Rahmen der Jury-Auslobung:       der Geschäftsführung der WFB
ekofair gemeinsam mit seinen Partnern,     „Die Entscheidung fiel nicht leicht. Das   Wirtschaftsförderung Bremen GmbH.
dem Diplom-Biologen Felix Halder, der      Gewinnerkonzept hat die Jury über-

ANZEIGE

   Ein Unternehmen der NORD/LB
                                      Gemeinsam in Bremen
   • Development
   • Vermietung
   • Investment

                                                                                                     Ein Unternehmen der NORD/LB

                                                                                                     • Vermittlung
                                  Kleine Waagestraße 3 • 28195 Bremen
                                                                                                     • Projekte
                                 Tel. 0421 33927-0 • Fax 0421 33927-40
                                                                                                     • Immobilien-
                                 www.blb-immobilien.de • www.nordfm.de                                 Management
der aufbau

POP-UP-STORE
14

WETTBEWERB „POP-UP-STORE“
                                                                              Mittlerweile bauen die Gewinnerinnen und
                                                                              Gewinner die Flächen nach ihren Bedürfnissen
                                                                              um und machen sich für den Start bereit. In der
                                                                              Sögestraße 56 (ehemals Schuhhaus Meinecke)
                                                                              bringt der FAEX Pop Up Store der gip marketing
                                                                              & events GmbH ein Konzept, das schon über
                                                                              bundesweite Veranstaltungen erfolgreich am
                                                                              Markt unterwegs ist, auf die stationäre Ebene.
                                                                              Ebenfalls um Mode geht es künftig auch in der
                                                                              in der Obernstraße 22-24 (ehemals Görtz). Dort
                                                                              findet das aus Dänemark stammende Konzept
                                                                              „Hello Good Buy“ eine Heimat für seinen ersten
                                                                              Ableger in Deutschland – mit einem etwas
                                                                              anderen Ansatz für hochwertige saisonale
                                                                              Second-Hand-Damenmode im skandinavischen
                                                                              Stil. „Mehr Licht“ verspricht außerdem das
                                                                              in der Knochenhauerstraße 18-19 (ehemals
                                                                              L’UOMO) neu ansässige Team von m:pura.
                                                                              Das Unternehmen entwickelt 3D-Lichtobjekte
                                                                              und LED-Leuchtkästen, die Räumen einen
                                                                              eigenständigen Charakter verleihen und
                                                                              eine besondere Atmosphäre schaffen.
Neue Mode für Bremen – das verspricht der FAEX Pop Up Store:
Andreas Heyer, WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, FAEX-Gründer               Der Wettbewerb „Pop-up-Stores“ ist wie
Ingo Müller-Dormann, Stefan Storch, Immobilieneigentümer,                       der Wettbewerb „Concept-Store“ Teil des
Gabriele Warszinski, FAEX GmbH, und Kristina Vogt, Senatorin für                Bremer „Aktionsprogramms Innenstadt“
Wirtschaft, Arbeit und Europa. (v.l.n.r.). Fotos: „WFB / Frank Pusch“           und wird von der WFB in Auftrag der
                                                                                Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa
                                                                                umgesetzt. Die WFB hat die leerstehenden
Neben dem ekofair werden demnächst auch drei Pop-up-            Flächen für 50 Prozent der zuletzt vereinbarten Kaltmiete
Stores in der Innenstadt eröffnen. Auch sie dürfen ihre         angemietet und vergibt sie über Untermietverträge kos-
Ideen im Rahmen des Aktionsprogramms Innenstadt für             tenfrei an die Gewinner und Gewinnerinnen weiter.
zehn Monate kostenfrei in der Innenstadt ausprobieren.

Um verfügbare Flächen zu beleben, die Angebotsvielfalt
verbessern und neue Akteurinnen und Akteure für die
Innenstadt zu gewinnen, hat die Wirtschaftsförderung Bremen
im Anschluss an den Wettbewerb „Concept-Store“ im Januar
2021 auch den Wettbewerb „Pop-up-Store“ ausgeschrieben.
Dabei standen gleich drei Ladenflächen zur Auswahl, auf denen
unterschiedliche Macher und Macherinnen ihre Ideen für
zehn Monate kostenfrei direkt in der Innenstadt ausprobieren
können. Insgesamt waren daraufhin 29 Bewerbungen bei
der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH eingegangen.
Mitte Februar stand dann schließlich fest, wer gewonnen
hat: FAEX mit einem stetig wechselnden Angebot an Mode
von Designern, Hello Good Buy, ein skandinavisches              Andreas Heyer, WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH, und
Second-Hand-Konzept, und m:pura mit 3D-Lichtobjekten.           Kristina Vogt, Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa.
der aufbau

                                                                                                              DOMSHOF
                                                                                                                   15

FREIRAUM IM HERZEN DER STADT:
AUFWERTUNG DES DOMSHOFS
Seit Jahren wollen Bürger,
Architekten, Stadtplaner und               Im Jahr darauf schalteten sich dann auch
Verwaltung den Domshof aufwerten.          die Architektenkammer und der Bund
Das im Juli 2020 beschlossene              Deutscher Architekten in die Diskussion
Aktionsprogramm Innenstadt sieht           ein: Der Domshof brauche „im Sinne
dazu jetzt konkrete Maßnahmen vor.         des Ringens um die bestmögliche Idee
                                           eine besondere Planungskultur“, hieß
„Trotz Dom und Rathaus, trotz des          es damals in einer gemeinsam verab-
international gerühmten Landesbank-        schiedeten Erklärung; nicht zuletzt, um
Neubaus (jetzt: Nord-LB), trotz neuer      der umliegenden Bebauung mit dem
Markthalle und trotz der Ansiedlung des    Weltkulturerbe Rathaus, seiner städte-
Warenhauses ‚Manufactum‘ im frühe-         baulichen Relevanz und der Geschichte
ren Bremer Bank-Bau wirkt der Platz        des Orts gerecht zu werden. Gefordert
unstimmig, nicht zu Ende gedacht“,         wurde außerdem, die Entwicklung des
hatte die Kreiszeitung aus Syke 2017       Domshofs programmatisch und zeitlich
über den Domshof geschrieben. „Ist der     in die anstehenden Veränderungen
Wochenmarkt da, bestimmen parkende         der Innenstadt einzubinden.
Lieferwagen und schäbige Kistenstapel
vielerorts das Bild. Ist der Markt weg,    Nachdem anschließend nur wenig
wirkt die freie Fläche nicht wie eine      geschehen ist, wurde die Idee einer           Domshof mit Neptunbrunnen.
Oase von Luft und Licht inmitten des       solchen Einbindung zuletzt beim               Foto: „Geopardenforellenfischer, CC BY-SA 2.5“
City-Trubels, sondern sperrig und grau.“   Bremer Innenstadt-Gipfel im Juli 2020
                                           weiter aufgegriffen. Das beschlossene         dem Label „Science in the City“ als
Um den Status Quo zu verbessern            Aktionsprogramm Innenstadt umfasst            bundesweit einzigartiges Projekt
und die weitere Entwicklung des so         ein umfangreiches Maßnahmenpaket in           wissenschaftliche Themen auf einer
wichtigen innerstädtischen Platzes         Höhe von 13 Millionen Euro, das neben         transparenten Projektionsfläche
voranzutreiben, hatte sich bereits         der Umgestaltung der Martinistraße und        vorzustellen. Ebenso vorgesehen ist,
vor Jahren eine private Initiative von     zahlreichen weiteren Projekten auch eine      dass der Markt am Domshof künftig
Anrainern gegründet. Die Gruppe hatte      Aufwertung des Domshofs umfasst.              noch stärker auf Nachhaltigkeit, Bio-
seinerzeit in privater Initiative und                                                    Produkte und regionale Erzeugnisse
aus eigenen Mitteln das renommierte        Um die Aufenthaltsqualität vor Ort zu         setzt und dass die entsprechenden
Büro für Landschaftsarchitektur            erhöhen und den Innenstadtbesuch noch         Angebote ausgebaut und ein regionales
und Stadtplanung Latz + Partner aus        attraktiver machen, ist unter anderem         Marktplatzfest („Erntedank“) ausge-
Süddeutschland mit der Erstellung          die Errichtung eines temporären               richtet werden soll. Um zusätzliche
konkreter Umbaupläne beauftragt.           Bauwerks geplant, das für verschiedene        Besucherinnen und Besucher anzu-
Die Entwürfe sahen vor, den Platz in       Veranstaltungen wie die Open-Space-           ziehen, sind außerdem ein Food Court
eine obere Zone (Neptunbrunnen) und        Veranstaltungsreihe genutzt werden            sowie Thementage und Koch-Events
eine untere Zone („Alex“) zu unterglie-    soll. Parallel dazu soll eine transportable   vorgesehen. Umgesetzt ist bislang noch
dern. Der Wochenmarkt sollte dabei         Großbildleinwand auf dem Domshof              keine der Ideen. Aber immerhin werden
unter Bäumen am Brunnen aufgebaut          aufgebaut werden, um Besucherinnen            die unterschiedlichen Konzepte aktuell
werden, die untere Zone sollte durch       und Besuchern ein Kulturprogramm              weiter ausgearbeitet und priorisiert.
Wasserfontänen attraktiver gestaltet       mit Übertragungen von Konzerten,
werden. Im Verbund mit zusätzlichen        Kinofilmen, Dokumentationen und
Sitzbänken sollte der Platz so mehr        vielem mehr zu bieten. Die Gesellschaft
Emotion vermitteln und eine deutlich       der Freunde der Universität und der
verbesserte Aufenthaltsqualität bieten.    Jacobs University beabsichtigen unter
der aufbau

BALGEQUARTIER
16

„HANDLAUF ZUR WESER“:
ENTWICKLUNG DES BALGEQUARTIERS
                                                               das Areal rund um die    Schweizer Chocolatier Läderach einge-
                                                               ehemalige Balge neu      zogen. Auf den beiden oberen Ebenen
                                                               belebt werden, um        des Neubaus schließen sich die Räume
                                                               so die Attraktivität     der Jacobs-Akademie mit hauseigener
                                                               der Innenstadt und       Rösterei an, die Seminare für private
                                                               ihre Anbindung der       Kaffeeliebhaber sowie professionelle
                                                               Innenstadt ans Wasser    Barista-Kurse für Gastronomen anbietet.
                                                               nachhaltig zu stärken.
                                                               Eingerahmt vom           Ein wichtiger Bestandteil des Projekts
                                                               Bremer Marktplatz,       ist der neu gestaltete, über eine
                                                               der Obernstraße und      Treppe von der Oberstraße aus direkt
                                                               der Weser soll ein       erreichbare und mit Schirmen, Tischen
                                                               spannungsreiches         und Stühlen möblierte Innenhof zur
                                                               Quartier mit moder-      Bremer Stadtwaage („Jacobs Hof“). Die
                                                               nen Einzelhandels-,      prächtige Backsteinbau stammt noch
                                                               Bildungs- und Gastro­    aus der wirtschaftlichen Blütezeit im
                                                               nomiekonzepten           15. und 16. Jahrhundert. Alle Händler,
                                                               entstehen. Im            die einst mit ihren Weserkähnen
Blick auf das Neue Essighaus in der Langenstraße.              Zentrum stehen           an der Balge festmachten, brachten
Visualisierungen: „HPE Hanseatische Projektentwicklung         dabei zunächst die       ihre Waren hierher, um sie einheit-
GmbH“                                                          fünf eindrucksvollen     lich wiegen und verzollen zu lassen.
                                                               Gebäude am Standort;     Bislang wurde das nach dem Krieg
Die Innenstadt rückt wieder näher           das neu  eröffnete Johann-Jacobs-           unter Verwendung der alten Steine und
an die Weser. Ausgehend von den             Haus,  die historische Stadtwaage des       Spolien in seiner ursprünglichen Form
fünf eindrucksvollen Gebäuden am            Baumeisters   Lüder  von Bentheim, das      rekonstruierte Haus von der Deutschen
Standort entsteht ein attraktives           Neue  Essighaus,  das Justus-Grosse-        Kammerphilharmonie genutzt, nach
Quartier mit großer Anziehungskraft.        Haus und das stadtbildprägende              Fertigstellung voraussichtlich Ende
Das einzigartige Zusammenspiel              Kontorhaus. Investor des Quartiers ist      2024 wird hier ein vielseitiges Retail-
von Rekonstruktion, Historie und            der Bremer Unternehmer Dr. Christian        und Gastronomiekonzept einziehen.
Moderne unter Einbindung des                Jacobs, für die Umsetzung zeichnet
Öffentlichen Raumes verspricht              die Hanseatische Projektentwicklung         Ähnlich prachtvoll präsentiert sich
eine hohe architektonische                  GmbH verantwortlich.                        auch das benachbarte „Essighaus“.
Qualität mit großer Strahlkraft.                                                        Das Gebäude war 1618 im Stil der
                                            Als erster Baustein des neuen Quartiers     Weserrenaissance errichtet worden
Die Balge war einst der erste Hafen         wurde im vergangenen Jahr das Johann        und formte 200 Jahre lang die politi-
von Bremen. Als Seitenarm der Weser         Jacobs Haus neu eröffnet. Der nach          schen Geschicke der Stadt. Nach der
beförderte sie seit dem Mittelalter die     Plänen des Berliner Architekturbüros        Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wur-
Entwicklung der Langenstraße, der           Felgendreher Olfs Köchling realisierte      den die ebenerdigen Erker und das Portal
seinerzeit wichtigsten Kaufmannstraße       Neubau ist als zeitgemäße Interpretation    rekonstruiert und die Obergeschosse
der Stadt. 1838 war der Arm zugeschüttet    eines hanseatischen Lagerhauses             neu gestaltet. Seitdem wurde das
worden, seit den 1950er-Jahren wurde        konzipiert und macht auf sechs Ebenen       Haus abwechselnd als Restaurant,
die Verbindung zwischen Innenstadt          Bremer Kaffeegeschichte wieder              Gasthaus und Bankhaus genutzt. Um der
und Wasser durch den Ausbau der             erlebbar: Das Erdgeschoss und die Hälfte    Bedeutung des Standortes gerecht zu
Martinistraße weiter unterbrochen.          des Untergeschosses stehen als luftiges     werden, soll die Fassade des Gebäudes
Jetzt, rund sechs Jahrzehnte später, soll   Café offen, direkt angrenzend ist der       jetzt aufwändig rekonstruiert werden.
der aufbau

                                                                                              BALGEQUARTIER
                                                                                                         17
Ähnlich eindrucksvoll präsentiert sich    Zugang, der den Stadtgrundriss im
auch das benachbarte „Neue Essighaus“.    wahrsten Sinne des Wortes „repariert“.
Das ursprüngliche Gebäude war 1618
im Stil der Weserrenaissance errichtet    Mit einem Umbau in den Jahren
worden und prägte 350 Jahre lang das      2000 bis 2002 wurde versucht, das
Gesicht der Langenstraße. Angelehnt       1. Obergeschoss oberhalb des alten
an die niederländische Architektur        Safes als Ladenpassage auszubilden,
Antwerpens kann das Haus als das          um das Quartier zu beleben. Der
prächtigstes Beispiel eines hanseati-     erhebliche Höhenversprung von bis
schen Kontorhauses gelten. Nach der       zu 15 Stufen stand diesem Ziel aber
Zerstörung im Zweiten Weltkrieg blie-     letztlich entgegen. Das künftige Konzept
ben nur die ebenerdigen Luchten und das   orientiert sich stattdessen wieder an
Portal erhalten. Der heutige Baukörper    dem gewachsenen Stadtgrundriss. Der
wurde unter Verwendung des Giebels        Safe wird abgebrochen, das Kontorhaus
der früheren Sonnenapotheke aus der       wird ebenerdig querbar sein, so dass
Sögestraße neu aufgebaut. Seitdem wur-    die fußläufigen Beziehungen zwischen
de das Haus abwechselnd als Restaurant,   dem Geesthang in der Obernstraße mit
Gasthaus und Bankhaus genutzt. Um         der Bredenstraße und dem Weserufer
der Bedeutung des Standortes gerecht      wiederhergestellt werden. Eine mar-
zu werden, soll die Fassade des künftig   kante über zwei Geschosse verlaufene
wieder dreiständigen Gebäudes jetzt auf   Halle bildet dabei den zentralen Punkt.
der dem Parkhaus Pressehaus zuge-         Umgesetzt werden soll hier auch das
wandten Seite dem Renaissancevorbild      Konzept eines ‚Stadtmusikantenhauses‘
nachempfunden werden. Auch der            als multifunktionalem Veranstaltungs-,
Giebel der Sonnenapotheke findet          Ausstellungs- und Begegnungsort für
erneut einen Platz auf der Ecke           Einheimische und für Touristen. „Im
Große Waagestraße. Dahinter sollen        Zusammenspiel der verschiedenen
zeitgemäße Büro- und Ladenflächen         Bauten soll schließlich ein ‚Handlauf zur   Ansicht von Jacobs-Hof und Stadtwaage.
sowie für Gastronomiekonzepte             Weser‘ entstehen, der eine entscheidende
in Anbindung an den benachbar-            Rolle für die Quartiersentwicklung der
ten „Jacobs Hof“ entstehen.               Bremer Innenstadt spielen und einen
                                          Brückenschlag von der Obernstraße bis
Schräg gegenüber des Neuen                hin zur Schlachte ermöglichen soll“, er-
Essighauses liegt das Justus-Grosse-      klärt Melanie Landahl, Geschäftsführerin
Haus mit dem Café Weserstrand, in         der Hanseatischen Grundinvest, die
Richtung Marktplatz trifft der Blick      das Vorhaben später betreiben wird.
auf das Kontorhaus, das mit seiner
Lage zwischen Langenstraße und            Last but not least werden in
Bremer Marktplatz künftig als Entrée      Zusammenarbeit mit der Stadt die
zum Balgequartier fungieren wird.         öffentlichen Räume um die Gebäude
Der repräsentative Bau wurde 1911 in      in das Gesamtkonzept mit einbezo-
zwei Baukörpern für die Disconto Bank     gen, neu beleuchtet und möbliert.
entwickelt, um eine spannungsreiche       Mehr als 400 Außensitzplätze, die
Körnung des städtischen Raumes zu         verkehrsberuhigte Langenstraße, der
erreichen. Die nach florentinsichem       neu entstandene Jacobs Hof und eine
Vorbild nachempfundene Arkade prägt       elegante Beleuchtung der Baukörper
den Baukörper zum Markt hin. Das große    sorgen für eine neue Aufenthaltsqualität,
Portal an der Langenstraße ist Zugang     die den Bürgerinnen und Bürgern der
für den neobarocken Baukörperteil. Die    Stadt in Nachbarschaft zu Rathaus,
Fuge zwischen den Baukörpern liegt        Roland und Dom ihr historisches
genau gegenüber der Hakenstraße,          Zentrum ein Stück weit zurück gibt.
die den Liebfrauenkirchhof an den
Ort bindet. Genau hier entsteht in
Blickachse zu den Domstufen ein weiter                                                Passage zwischen Stadtwaage und Jacobs-Hof.
der aufbau

BÜRGERSCHAFT
18

UMFANGREICH SANIERT: DAS HAUS
DER BREMISCHEN BÜRGERSCHAFT
                                                         Seit 1966 wird der Marktplatz
                                                         nach Südosten durch das Haus
                                                         der Bremischen Bürgerschaft
                                                         eingefasst. Zuletzt musste das
                                                         Gebäude aufgrund von Defiziten
                                                         im baulichen Brandschutz und der
                                                         Sicherheitstechnik umfangreich
                                                         saniert werden. Dabei wurde
                                                         auch die technische Ausstattung
                                                         grundlegend erneuert.

                                                         Ein Ort mit wechselvoller Geschichte:
                                                         Bis in die 1860er-Jahre hinein wurde der
                                                         Bremer Marktplatz in Richtung Osten
                                                         durch ein Ensemble von 17 mittelalterli-
                                                         chen Giebelhäusern umsäumt. Zwischen
                                                         1860 und 1863 wurde das kleinteilige
                                                         Ensemble dann komplett abgebrochen
                                                         und an gleicher Stelle die Neue Börse
                                                         fertiggestellt. Kaum achtzig Jahre später
                                                         wurde der neogotische Bau bei einem
                                                         Bombenangriff im Dezember 1943
Ansichten des Plenarsaals, während und nach dem Umbau.   weitgehend zerstört. In den 1950er-Jah-
Foto: „Bremische Bürgerschaft, Foto: Michael Dieck”      ren wurde daraufhin beschlossen, die
                                                         Ruine des Hauptgebäudes komplett
                                                         abzubrechen und an gleicher Stelle das
                                                         Haus der Bremischen Bürgerschaft neu
                                                         zu errichten. Der Neubau wurde 1966
                                                         nach Plänen des Berliner Architekten
                                                         Wassili Luckhardt in bewusst moderner
                                                         Architektursprache realisiert. Seit 1992
                                                         steht er als Teil des Ensembles Bremer
                                                         Marktplatz unter Denkmalschutz.

                                                         Nach über 50-jähriger Nutzung musste
                                                         das Haus der Bremischen Bürgerschaft
                                                         zuletzt umfangreich saniert werden.
                                                         Im Rahmen der 18-monatigen, unter
                                                         der Leitung von Immobilien Bremen
                                                         (IB AöR) durchgeführten Maßnahme
                                                         wurden unter anderem der Brandschutz
                                                         und die Haustechnik auf den neuesten
                                                         Stand gebracht. Zusätzlich wurden
                                                         die Medientechnik erneuert und ein
                                                         digitales Besucherinformationssystem
Foto: „Bremische Bürgerschaft“                           installiert. Außerdem wurde die
Sie können auch lesen