Der Fotograf des Präsidenten - Im Weissen Haus bei Barack Obama und Pete Souza - Wahlkampf in den USA: Zwischen Hass und Optimismus - Ringier AG

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Der Fotograf des Präsidenten - Im Weissen Haus bei Barack Obama und Pete Souza - Wahlkampf in den USA: Zwischen Hass und Optimismus - Ringier AG
Wahlkampf in den USA: Zwischen Hass und Optimismus

                                                     Unternehmensmagazin
                                                             Oktober 2016

Im Weissen Haus bei
Barack Obama und Pete Souza

Der Fotograf
des Präsidenten
Der Fotograf des Präsidenten - Im Weissen Haus bei Barack Obama und Pete Souza - Wahlkampf in den USA: Zwischen Hass und Optimismus - Ringier AG
INHALT

                                                          4                                                                                                                                  18              18
4 N
   ur die Privaträume sind tabu
   Fotograf Pete Souza begleitet US-Präsi-
   dent Barack Obama seit acht Jahren.
   In dieser Zeit hat er zwei Millionen Bilder
   gemacht. «Nach fünf Monaten hatte er
   sich an mich gewöhnt.»

14 Wahlkampf in den USA
    Die Kür der Präsidentschaftskandidaten.
    Ringier-Journalisten waren in Cleveland
    und Philadelphia dabei. Und sahen Hass
    bei den Republikanern, Optimismus bei
    den Demokraten.

   Blickpunkt Ringier
   Die besten Pressefotos des Quartals
   entfallen in dieser Ausgabe. Eine Auswahl
   der besten Bilder finden Sie auf der
   Facebook-Seite «DomoRingier».

18 Interview
    Der deutsche Anwalt Christian Schertz
    vertritt prominente Persönlichkeiten
    gegen die Medien. Dafür wird er auch
    mal «Zensur-Taliban» genannt.

22 «Ein Erweckungserlebnis»

                                                                                                                                                                                             26
   Die virtuelle Realität wird die Medienwelt
   revolutionieren, sagt Sebastian
   Pfotenhauer. Sein Team hat die
   BlickVR-App entwickelt.

24 I nhouse
    So einfach funktioniert die VR-App
    der Blick-Gruppe. Cardboard aufsetzen,
    und schon sitzt man im Cockpit!

    ingier trifft Stars
26 R
    DOMO-Autor René Haenig sitzt in
    Los Angeles im Restaurant. Die Frau
    am Nachbarstisch ist ausgesprochen
    hübsch – und zwinkert ihm sogar zu!
    Dass sie ein Weltstar ist, merkt Haenig
    aber nicht.

                                                                Das Oktober-
                                                                                                                   22
28 Michael Ringier
    Der Verleger über Wirtschaftsführer mit
    Tunnelblick. «Einen wie Trump würden
    sie in ihrer Firma nie anstellen. Aber als
                                                                 DOMO als
    Präsidenten wählen, das schon.»                              eMagazin
    nter uns
30 U
    In Pension: Heinz Eugster /
    Buch-Tipps von Marc Walder

                                                                                                                                                                                        14
Coverfoto: Official White House Photo by
Lawrence Jackson

Impressum
Herausgeber: Ringier AG, Corporate Com-
munications. Leitung: Edi Estermann, CCO,
Dufourstrasse 23, 8008 Zürich. Chefredaktor:
Alejandro Velert. Redaktionelle Mitarbeit:
Ulli Glantz und Markus Senn (visuelle Umsetzung),
Bettina Bono, René Haenig, Peter Hossli.
Übersetzer: Xavier Pellegrini/Textes.ch
(Französisch), Claudia Bodmer (Englisch), Ioana
Chivoiu, (Rumänisch), Lin Chao/Yuan Pei
Translation (Chinesisch). Korrektorat: Peter
Hofer, Regula Osman, Kurt Schuiki (Deutsch),
Patrick Morier-Genoud (Französisch), Claudia
Bodmer (Englisch), Mihaela Stănculescu, Lucia
Gruescu (Rumänisch). Layout /Produktion:
Zuni Halpern (Schweiz), Jinrong Zheng (China).
Bildbearbeitung: Ringier Redaktions-Services
Zürich. Druck: Ringier Print Ostrava und SNP
Leefung Printers. Nachdruck (auch auszugsweise)
nur mit Einverständnis der Redaktion. Auflage:
10 000 Exemplare. DOMO erscheint auf Deutsch,
Französisch, Englisch, Rumänisch und Chinesisch.    Fotos: Pete Souza/White House Press, Olaf Blecker, Geri Born, Andrew Angerer, Brett Carlsen und Denise Truscello für Getty Images             DOMO – Oktober 2016   | 3
Der Fotograf des Präsidenten - Im Weissen Haus bei Barack Obama und Pete Souza - Wahlkampf in den USA: Zwischen Hass und Optimismus - Ringier AG
«Pete, hast du
­abgedrückt?»
Acht Jahre lang folgt Pete Souza Mister President auf Schritt
und Tritt. Als Cheffotograf des Weissen Hauses dokumen-
tiert er die Amtszeit von Barack Obama. Ab Januar 2017
gehen sie getrennte Wege. Ein Gespräch mit dem Fotogra-
fen des Präsidenten über seinen Job, seinen Chef und das
Resultat: zwei Millionen Bilder für die Ewigkeit.
Interview: Bettina Bono Fotos: Pete Souza
Der Fotograf des Präsidenten - Im Weissen Haus bei Barack Obama und Pete Souza - Wahlkampf in den USA: Zwischen Hass und Optimismus - Ringier AG
COVER
                                                                                                                                                                                                          Papst Franziskus      uns kennen. Seit er Präsident ist, bin
                                                                                                                                                                                                          betritt in Kürze      ich rund um die Uhr, sieben Tage die
                                                                                                                                                                                                          Neuland – Pete        Woche an seiner Seite. Können Sie
                                                                                                                                                                                                          Souza ist schon       sich vorstellen, was das heisst? Es
                                                                                                                                                                                                          da: Im September      dauerte etwa fünf Monate, bis er
                                                                                                                                                                                                          2015 besucht der      mich als Teil seines Lebens akzep­
                                                                                                                                                                                                          Pontifex zum ers-     tiert hatte.
                                                                                                                                                                                                          ten Mal die USA.
                                                                                                                                                                                                          Empfangen wird        Der Präsident sagte einst in einem
                                                                                                                                                                                                          er auf dem Rollfeld   Interview, Sie schaffen es, sich im
                                                                                                                                                                                                          der Luftwaffenba-     Hintergrund zu halten. Er nehme Sie
                                                                                                                                                                                                          sis Andrews nahe      oft nicht war. Ein Kompliment für Sie?
                                                                                                                                                                                                          Washington von        Ich denke, es ist eines. Ich bin ein fi­
                                                                                                                                                                                                          Präsident Obama       xer Bestandteil des Systems gewor­
                                                                                                                                                                                                          und dessen            den. Ich komme und gehe und tue es
                                                                                                                                                                                                          Familie.              in einer unaufgeregten Art. Er soll
                                                                                                                                                                                                                                seinen Geschäften nachgehen kön­
                                                                                                                                                                                                                                nen, ohne von mir abgelenkt zu
                                                                                                                                                                                                                                werden. Das ist mein Ziel.

                                                                                                                                                                                                                                Gingen Sie bei so viel Diskretion auch
                                                                                                                                                                                                                                schon vergessen?
                                                                                                                                                                                                                                Einmal wurde ein Meeting des Präsi­
                                                                                                                                                                                                                                denten vorverlegt, ohne dass ich
                                                                                                                                                                                                                                darüber informiert wurde. Als ich
                                                                                                                                                                                                                                dann zum ursprünglichen Termin
                                                                                                                                                                                                                                erschien, kamen die Teilnehmer
                                                                                                                                                                                                                                gerade aus seinem Büro. Ich fragte
                                                                                                                                                                                                                                die Assistentin des Präsidenten,
                                                                                                                                                                                                                                warum ich nicht informiert worden
                                                                                                                                                                                                                                sei. Der Präsident hörte uns und
                                                                                                                                                                                                                                wollte wissen, was los sei. Als ich es
                                                                                                                                                                                                                                ihm schilderte, antwortete er über­
                                                                                                                                                                                                                                zeugt: «Aber Sie waren doch dabei.»

                                                                                                                                                                                                                                Zwar ist es der amerikanische
                                                                                                                                                                                                                                Präsident, den Sie hautnah begleiten.
                                                                                                                                                                                                                                Doch während acht Jahren fotografie-
                                                                                                                                                                                                                                ren Sie nun denselben Kopf. Wie
                                                                                                                                                                                                                                schaffen Sie es, neugierig zu bleiben?
                                                                                                                                                                                                                                Erst kürzlich sagte eine Freundin zu
                                                                                                                                                                                                                                mir: «Du musst dich auf den 20. Ja­
                                                                                                                                                                                                                                nuar 2017 freuen. Für dich gibt es im
                                                                                                                                                                                                                                Weissen Haus nichts mehr Neues zu
                                                                                                                                                                                                                                fotografieren.» Zwei Tage später
                                                                                                                                                                                                                                entstanden an der Eröffnung des
                                                                                                                                                                                                                                African American Museums in Wa­
                                                                                                                                                                                                                                shington innert 30 Sekunden zwei
                                                                                                                                                                                                                                einmalige Bilder. Auf einem kniet
                                                                                                                                                                                                                                Vizepräsident Joe Biden neben einer
                                                                                                                                                                                                                                99-jährigen schwarzen Frau. Auf

D    ienstagmorgen, acht Uhr dreis­
     sig, in Washington DC. Am
                                       die Schranke. «Daran gewöhnen Sie
                                       sich schon noch», sagt ein Herr im
                                                                               Herr Souza, Ihr Wandschmuck irritiert
                                                                               mich.
                                                                                                                        Warum so viele?
                                                                                                                        Es ist mein Auftrag, die Amtszeit des
                                                                                                                                                                  Aufnahmen zählt dazu – auch die
                                                                                                                                                                  schlechten. Der Präsident bohrt zwar
                                                                                                                                                                                                                                dem anderen fotografiert Barack
                                                                                                                                                                                                                                Obama gerade George W. Bush, der

                                                                                                                                                                                                                                                                           Foto: Official White House Photo by Chuck Kennedy
North­ west Appointment Gate des       Vorbeigehen und klopft mir freund­      (Lacht) Ja, das glaube ich. Dieses       amerikanischen Präsidenten zu do­         nicht in der Nase, aber auch dieses                           mit einer Familie posiert. Normaler­
Weissen Hauses herrscht reges Trei­    schaftlich auf die Schulter. Beobach­   Büro war früher der «White House         kumentieren. Ich produziere Bilder,       Bild würde aufbewahrt werden.                                 weise treffen ehemalige US-Präsiden­
ben. Wo sich die Tore sonst für Li­    tet von First Dog «Bo» führt mein       Barber Shop». In den 90ern gab es im     die noch in 500 Jahren Gültigkeit                                                                       ten an Beerdigungen aufeinander.
mousinen öffnen, karrt der Gärtner     Weg direkt zum West Wing, zum           Weissen Haus einen Barbier. Als er in    haben und in Geschichtsbüchern            Sie fotografieren Barack Obama seit                           Dass aber der eine dem anderen sein
seine Ausrüstung rein. Die Nacht­      Flügel im Weissen Haus, wo gearbei­     Pension ging, wurde er nicht ersetzt.    erscheinen.                               seiner Wahl zum Senator 2004. Also                            Smartphone in die Hände drückt und
schicht des Secret Service geht nach   tet wird. Hier befindet sich das Büro   Geblieben ist der Spiegel.                                                         bereits vor seiner Präsidentschaft.                           ihn bittet, ihn zu fotografieren, ist
Hause. Und die im Weissen Haus         von Fotograf Pete Souza, 61. Seine                                               Und keine einzige Ihrer Aufnahmen         Wie hat er sich als «Objekt» verän-                           doch eher ungewöhnlich. Der Klub
tätigen Korrespondenten treffen ein.   Fotos zieren die Wände in den Flu­      Was von Ihrer Zeit im Weissen Haus       darf gelöscht werden. Richtig?            dert?                                                         der ehemaligen Präsidenten ist ja
Am X-Ray-Gerät zeigt sich, wer Rou­    ren. Allgegenwärtig sein «Chef»:        bleiben wird, sind über zwei Millionen   So ist es. Das Gesetz, die Presidential   Abgesehen von den grauen Haaren?                              ziemlich exklusiv, es gibt nur 43 da­
tine hat: Man grüsst sich mit Vorna­   Barack Obama, 54, mit Staatsober­       Fotos.                                   Records Act, schreibt dem Präsiden­       Einzig, dass er sich an jemanden ge­                          von. Das sind die Momente, die mir
men, stellt den Kaffee im Pappbe­      häuptern, Obama mit seiner Familie,     Das ist eine Hochrechnung. Im            ten und dem Vizepräsidenten der           wöhnen musste, der ihn ständig fo­                            zeigen, dass mein Job ein Privileg ist.
cher auf den Tisch rechts, legt mit    Obama mit Kindern. In Pete Souzas       Schnitt schiesse ich 250 000 Aufnah­     USA vor, dass jede Korrespondenz          tografiert. Für die «Chicago Tribune»                         Mit der Herausforderung: Sei immer
der Linken die Tasche aufs Band und    Büro hingegen hängt ein giganti­        men pro Jahr.                            archiviert und für die Nachwelt auf­      habe ich ihn in seinem ersten Jahr im                         parat für das Unerwartete.
passiert mit dem Badge in der Hand     scher Spiegel.                                                                   gehoben werden muss. Jede meiner          Senat dokumentiert. So lernten wir                                                                 „

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Der Fotograf des Präsidenten - Im Weissen Haus bei Barack Obama und Pete Souza - Wahlkampf in den USA: Zwischen Hass und Optimismus - Ringier AG
COVER
                                                               Ein Job, der viele Entbehrungen mit       Am 21. Januar 2017. Bis dahin überle­
                                                               sich bringt. Wann vermissen Sie Ihr       gen aber die Anwälte, wie der Über­
                                                               normales Leben?                           trag vonstatten gehen soll. Der mo­
                                                               (Lacht) Das ist der einzige Nachteil      mentane Inhalt gehört in die National
                                                               dieses Jobs. Er beeinträchtigt mein       Archives. Und ich will meinen Na­
                                                               Leben sehr. Aber das trifft auf jeden     men, meinen Account behalten.
                                                               zu, der im Weissen Haus arbeitet. Das
                                                               Privatleben steht still. Doch ich kann    Trotzdem, etwas Persönliches erfährt
                                                               und will mich nicht beklagen – aber       man bereits jetzt über Sie: Sie mögen
                                                               fragen Sie mal meine Frau!                Bo lieber als Sunny!
                                                                                                         Erwischt! Bo ist mein Bestie. Bo war
                                                               Wie regelmässig sehen Sie sich denn?      der erste Hund der Obamas hier im
                                                               Im Vergleich zu meinem Job bei der        Weissen Haus. Sunny folgte ein Jahr
                                                               «Chicago Tribune» bin ich mehr Näch­      später. Ich hatte halt einfach mehr
                                                               te zu Hause. Die längsten Reisen mit      Zeit, Bo kennenzulernen. Ausserdem
                                                               dem Präsidenten dauern etwa zehn          ist er zugänglicher und lässt sich
                                                               Tage. Aber hier ist nichts planbar.       lieber fotografieren.
                                                               Unser Interview ist der Beweis dafür.
                                                               Wann fragten Sie das erste Mal an – vor   Was für eine Beziehung haben Sie
                                                               einem halben Jahr? Ich bin 24 Stun­       zum Präsidenten?
                                                               den, sieben Tage die Woche auf Abruf.     Der Präsident und ich haben eine
                                                                                                         professionelle Beziehung. Er kennt
                                                               Man erzählte mir, Sie hatten in acht      mich sehr gut und neckt mich oft.
                                                               Jahren dreimal eine Woche Ferien.
                                                               Ja, aber ich ging nie weit weg. Das       Und was denkt er über Ihre Fotos?
                                                               Weiteste war Michigan (circa einein­      Geht er durchs Weisse Haus, bleibt er
                                                               halb Flugstunden von Washington           vor zwei Arten von Fotos stehen: vor
                                                               entfernt; Anm. d. Red.). Sogar dort       jenen, auf denen er mit Kindern von
                                                               war ich nervös.                           Mitarbeitern oder Besuchern zu se­
                                                                                                         hen ist, und vor Bildern seiner eige­
                                                               In Jeans und T-Shirt ins Büro zu          nen Kinder. Ich durfte grossartige          Washington, 1. Mai 2011. Der Präsident verfolgt mit seinen Beratern am Videoscreen die Tötung von Osama bin Laden. Ein Kriegsbild
                                                               kommen, ist wohl auch ein zu hohes        Momente von ihm mit Kindern fest­           ohne Krieg, in welchem die Mächtigsten selbst nur Zuschauer sind.
                                                               Risiko?                                   halten. Und ich durfte miterleben,
„ Am 1. Mai 2011 fotografierten Sie       Auf dem Weg          Alles eine Frage der Organisation.        wie seine beiden Töchter grösser
Obama und dessen Berater, wie sie         nach oben: Barack    Wenn ich komme, trage ich Jeans.          wurden. Wer die Bilder sieht, erlebt
am Videoscreen die Tötung von             Obama als Senator    Gleich im Raum hinter mir hängen          das Heranwachsen von Malia und
Osama Bin Laden verfolgen. Wussten        auf den Stufen       acht Anzüge und diverse Krawatten.        Sasha nochmals. Stellen Sie sich vor,
Sie damals, was Sie erwarten würde,       zum Kapitol in Wa-   Leider herrscht ein heilloses Durch­      Sie gehen durch Ihr Haus und sehen
als Sie den Situation Room betraten?      shington. Dieses     einander. Aber sobald ich zum Präsi­      die Bilder Ihrer Kinder an den Wän­
Ja, ich wusste, was kommen würde.         Bild von Pete Sou-   denten hochgehe, bin ich ordnungs­        den. Diese Fotos ziehen ihn immer
Das war kein unerwarteter Moment.         za aus dem Jahre     gemäss gekleidet. Ich freue mich auf      wieder an.
Es war eine Szene, die sich über 45       2005 ziert auch      unsere Reisen im Oktober, um Hilla­
Minuten hinzog. Hier war die Her­         das Cover seines     ry Clinton im Wahlkampf zu unter­         Sie sagen, er neckt Sie oft. Wie denn?
ausforderung, das festzuhalten, was       Bildbandes «The      stützen. Dann, wenn mein Chef kein        (Lacht) Mit eigentlich allem. Er
vor sich ging, und dabei so leise zu      Rise Of Barack       Jackett und keine Krawatte trägt, gilt    macht sich lustig über die Tatsache,
sein, um das, was sie beobachteten,       Obama».              «White House casual» für alle.            dass ich älter bin als er. Selbstver­
nicht zu stören.                                                                                         ständlich halte ich dagegen, meine
                                                               Als @petesouza sind Sie erfolgreich       Haare seien nicht so grau wie seine.
Gibt es Augenblicke, in denen Sie                              aktiv auf Instagram. Werden wir je ein    Aber ich stecke mehr ein, als ich
keinen Zugang haben?                                           Selfie von Ihnen in der Air Force One     austeile – schliesslich ist er der Präsi­
Verlässt der Präsident seine Privat­                           zu sehen bekommen?                        dent der Vereinigten Staaten. Und
räume, bin ich an seiner Seite – bis er                        Nie! Auf meinem Account (über 1800        wenn sich auf einer Reise eine Grup­
sich wieder zurückzieht. Restriktio­                           Bilder; Anm. d. Red.) gibt es eine        pe um ihn herum für ein Bild bereit
nen habe ich keine. Bilder, die den                            einzige Aufnahme, auf der ich zu          macht, dann ist es jeweils mein Chef,
Präsidenten privat mit seiner Familie                          sehen bin. Aber man muss sehr ge­         der ruft: «Pete, hast du das Bild, hast
zeigen, entstehen nach Absprache                               nau hinschauen, um mich zu erken­         du abgedrückt?» Selbstverständlich
mit ihm und der First Lady Michelle                            nen. Ich kann nicht verstehen, dass       ist das Bild, bevor er fragt, bereits im
Obama. Die Obamas entscheiden,                                 es Leute gibt, die es an einer Veran­     Kasten. Aber tatsächlich ist mein Job
welche Familien-Aktivitäten ich für                            staltung bevorzugen, dem Präsiden­        wesentlich einfacher mit jemandem,
sie fotografieren darf. Der Secret                             ten für ein Selfie den Rücken zuzu­       der weiss, was seine Rolle ist.
Service begleitet den Präsidenten                              kehren. Dabei hätten sie doch die
immer, das kann er nicht ändern. Wie                           Chance, ihm in die Augen zu schauen       Ist es mit ein Grund, warum Barack
viel Zugang der Fotograf hat, obliegt                          und die Hand zu schütteln! Und das        Obama auf Ihren Bildern so persön-
aber ihm. Es war meine Bedingung,                              sage ich als Fotograf.                    lich wirkt?
vollen Zugang zu haben, bevor ich                                                                        Viele Leute schielen nach einer Ka­
diesen Job annahm. Obama hätte                                 Wann wird Ihr Instagram Account           mera, wenn sie wissen, dass sie foto­       Washington, 20. Januar 2009. Ein Schnappschuss aus dem Warenlift. Die zärtliche Geste des ersten schwarzen Präsidentenpaares
Nein sagen können, was er nicht tat.                           persönlich?                               grafiert werden, und fühlen sich „          am Abend der Amtseinführung geht ans Herz. Alle Anwesenden schauen diskret weg – ausser Pete Souza.

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Der Fotograf des Präsidenten - Im Weissen Haus bei Barack Obama und Pete Souza - Wahlkampf in den USA: Zwischen Hass und Optimismus - Ringier AG
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                                     1 Die beliebteste Unterhaltung bei Sport-
                                     veranstaltungen in Amerika, die «Kiss
                                     Cam», fordert 2012 das US-Präsiden-
                                     tenpaar zum Küssen auf. Und es kommt
                                     dieser Einladung nur zu gerne nach.

                                     2 Lässigkeit im Oval Office: Obama sitzt
                                     auf seinem Schreibtisch und lässt die
                                     Beine baumeln.

                                     3 Der Präsident gilt als ehrgeiziger
                                     Basketballspieler. Auf dem Platz beim
                                     Weissen Haus zeigt er im Match mit Kon-
                                     gressmitgliedern vollen Körpereinsatz.

4                            5   6
                                     4 Eines der Lieblingsbilder von Obama
                                     aus dem Jahr 2012: Der kleine Spider-
                                     Man schaut an Halloween beim grossen
                                     Spinnenmann-Fan im Oval Office vorbei.

                                     5 Im Anschluss an eine Sitzung zum The-
                                     ma Gesundheitswesen beisst Obama im
                                     Kroger Supermarket in Bristol (Virginia)
                                     herzhaft in eine Nektarine.

                                     6 First Dog «Bo» ist gerade mal sechs
                                     Monate alt, als er mit Herrchen Obama
                                     über den Rasen des Weissen Hauses
                                     tollt.

7                            8   9
                                     7 Na, das waren dann doch ein paar Bur-
                                     ger zu viel, Marvin Nicholson, oder? Als
                                     der Reiseverantwortliche des Präsidenten
                                     in der Umkleidekabine der University of
                                     Texas auf die Waage tritt, hilft Obama
                                     dem Zeiger noch etwas weiter nach oben.

                                     8 Ihn kann kein Wässerchen trüben:
                                     Der Präsident 2012 während einer Rede
                                     im Regen in Virginia. Gleich zu Beginn
                                     entschuldigt er sich bei den weibli-
                                     chen Anwesenden für deren zerstörte
                                     Frisuren.

                                     9 Die kleine Ella im Elefanten-Kostüm ist
                                     selbst für den Präsidenten zu süss – und
                                     haut ihn buchstäblich von den Füssen.
                                     Die Tochter seines Sicherheitsbeauf-
                                     tragten schafft dies übrigens ein zweites
                                     Mal – als sie vor dem Resolute Desk im
                                     Oval Office auf dem Teppich krabbelt,
                                     schliesst sich Obama ihr an.

10 |   DOMO – Oktober 2016                          DOMO – Oktober 2016      | 11
Der Fotograf des Präsidenten - Im Weissen Haus bei Barack Obama und Pete Souza - Wahlkampf in den USA: Zwischen Hass und Optimismus - Ringier AG
COVER
                                                                                                            mich, dass ich eine letzte Chance
                                                                                                            habe, dieses Licht einzufangen.

                                                                                                            Wird Ihnen das Weisse Haus fehlen?
                                                                                                            Sie haben hier im Rosengarten sogar
                                                                                                            geheiratet.
                                                                                                            Ich werde die Menschen vermissen.
                                                                                                            Es ist eine sehr familiäre Atmosphä­
                                                                                                            re. Aber ich werde es nicht vermis­
                                                                                                            sen, jeden Tag hierherkommen zu
                                                                                                            müssen. Es gibt da draussen noch ein
                                                                                                            anderes Leben für mich.

                                                                                                            Was werden Sie tun?
                                                                                                            Ich weiss es noch nicht. Sicher weiter
                                                                                                            fotografieren, eventuell unterrichten.

                                                                                                            Wenn Sie sich Ihre Bilder der
                                                                                                            vergangenen acht Jahre anschauen,
Allein und unerkannt – beides ist heute für den Präsidenten undenkbar. Dieses Bild                          was sagen diese Bilder über Sie
zeigt Senator Obama 2005 in den Strassen Moskaus. Ein Bild von Pete Souza damals                            persönlich aus? Über Ihre Entwick-
für die «Chicago Tribune».                                                                                  lung als Fotograf?
                                                                                                            Es gibt einen Mann, der inspiriert
                                                                                                            und fasziniert mich. Es ist dieser hier
                                                                                                            (zeigt auf ein Bild von Bruce Spring­
                                                                                                            steen an der Wand hinter ihm). Er ist
                                                                                                            67 und spielt noch immer vierstün­
                                                                                                            dige Rockkonzerte. Ich war in den
                                                                                                            Fünfzigern, als ich diesen Job an­
                                                                                                            nahm. Und ich durfte zeigen, dass
                                                                                                            man in meinem Alter ein guter Foto­
                                                                                                            graf sein kann. Ehrlich, ich hatte im
                                                                                                            Vorfeld Bedenken. Es ist ein schwie­
                                                                                                            riger Job, der Ausdauer verlangt.
                                                                                                            Doch ich bin heute der intelligentere
                                                                                                            Fotograf, als ich es mit 30 Jahren war.
                                                                                                            Und ich denke, ich habe es geschafft,
                                                                                                            meinem Auftrag, die Amtszeit von
                                                                                                            Barack Obama historisch zu doku­
                                                                                                            mentieren, ein künstlerisches Flair
                                                                                                            zu gegeben. Das war mein Ziel.

«Touch it, dude!» Dieser Aufforderung kann der fünfjährige Jacob nicht widerstehen                          Wie stehts um das Ziel, Ihr Gitarren-
und streicht dem Präsidenten übers Haar. Und erhält so die Antwort auf seine Frage,                         spiel voranzutreiben?
ob sich das Haar von Barack Obama gleich anfühlt wie seines. Jacob ist der Sohn eines                       Woher wissen Sie das denn? Leider
Mitarbeiters des Weissen Hauses.                                                                            hat man Ihnen verschwiegen, dass
                                                                                                            ich zwar als Sechsjähriger mit Gitar­
                                                                                                            respielen angefangen habe – leider
„ unwohl. Nicht Barack Obama. Die           Haare des Präsidenten gleich anfüh­                             aber nie viel besser geworden bin.
Kamera hat keinerlei Wirkung auf            len wie seine. Dieses Bild ist in seiner                        Ein paar Akkorde beherrsche ich
ihn. Das war schon vor seiner Präsi­        Aussage ganz klar. Aber das hat ein­                            recht gut, das wars dann aber.
dentschaft so. Bilder wie damals, als       zig mit Obama zu tun. Und ich habe
er unerkannt über den Roten Platz in        das Glück, ihn fotografieren zu dür­                            Dann doch eher Tourfotograf als
Moskau schlendert, werden nie mehr          fen. Wenn er es dem Jungen nicht                                Gitarrist von Bruce Springsteen?
möglich sein. Denn heute ist Barack         erlaubt hätte, gäbe es dieses Bild                              Das würde ich mir auf jeden Fall
Obama wohl der meistfotografierte           nicht. Also sagt das Bild mehr über                             überlegen. Eine ganze Tour wäre mir
Mensch der Welt. Und obwohl es              den Menschen Obama aus als über                                 wohl zu viel. Aber so zehn Shows
immer heisst, Muhammad Ali sei der          mich als Fotografen.                                            würden mich sehr reizen.
Bekannteste, denke ich, dass das
mittlerweile Obama ist. Trotzdem,           Wann ist das Licht im Oval Office                               Und mit dem Gesangstalent, das der
die Kamera kümmert ihn noch im­             eigentlich am schönsten?                                        Präsident offenbar hat, könnten sich
mer nicht. Meine Bilder zeigen einen        Im Winter. Dann steht die Sonne tief,                           Ihre Wege gar auf einer Showbühne
zugänglichen Präsidenten.                   die Bäume tragen keine Blätter mehr.                            wieder kreuzen?
                                            Das Licht fällt direkt ins Oval Office.     Bettina Bono für    (Lacht) Er könnte problemlos als
Wie das vom kleinen Jungen, der dem         Von November bis Januar ändert sich         DOMO auf Besuch     Gaststar einen Al-Green-Song über­
Präsidenten ins Haar fasst?                 die Intensität des Lichtes tagsüber.        bei Pete Souza im   nehmen – und ich würde ihn dabei          «Hey, du hast da was», scheint Malia ihrem Vater zu sagen und wischt ihm etwas aus dem Gesicht. Beobachter dieses herzlichen
Der Kleine wollte wissen, ob sich die       Bald ist es wieder so weit. Ich freue       Weissen Haus.       bestimmt fotografieren.                  Moments an einem Nachmittag im Februar 2015 im Oval Office ist Pete Souza.

12 |   DOMO – Oktober 2016                                                                                                                                                                                                                                         DOMO – Oktober 2016   | 13
Der Fotograf des Präsidenten - Im Weissen Haus bei Barack Obama und Pete Souza - Wahlkampf in den USA: Zwischen Hass und Optimismus - Ringier AG
US-WAHLKAMPF

                                                 Ganz nah
                                                 dran
                                                 Die US-Präsidentschaftswahlen sind das
                                                 aufregendste Ereignis des Jahres. Ringier-
                                                 Journalisten erleben es aus nächster Nähe.
                                                 Text: Peter Hossli Fotos: Stefan Falke

                                                 D    er Fotograf packt mich am Arm.
                                                      Schlecht und wenig geschlafen
                                                 hat er. Wach hielten ihn Bettwanzen,
                                                                                           Konfetti mit Hillary Clinton (68) erst-
                                                                                           mals eine Frau als Kandidatin fürs
                                                                                           höchste Amt im Land.
                                                 im überteuerten, aber herunterge-             Eine Woche zuvor kürten die Re-
                                                 kommenen Hotel am Stadtrand von           publikaner in Cleveland, Ohio, den
                                                 Philadelphia. Nun ist ihm heiss. Es       New Yorker Tycoon Donald Trump
                                                 geht weder vor- noch rückwärts. Vor       (70) zu ihrem Kandidaten. Ebenfalls
                                                 jedem Eingang zur Halle harrt ein         mit Rock, Ballonen und Konfetti und
                                                 Bodyguard mit dickem Hals und             fast so vielen Menschen.
                                                 dunkler Brille. «No», sagen sie alle.         Es sind die beiden lautesten Mo-
                                                 Nein, hier kommt keiner mehr rein.        mente eines lauten und sehr teuren
                                                 «Du», sagt Stefan, der Fotograf, der      Spektakels, das sich alle vier Jahre
                                                 hinter mir geht, kein Bild machen         wiederholt: die Präsidentschaftswah-
                                                 kann, weil er umzingelt ist von Men-      len der USA. Je eine Milliarde Dollar
                                                 schen, die er nicht fotografieren will,   ­geben die Demokraten und die Repu-
                                                 der mich am Arm hält, «nie wieder          blikaner für den Wahlkampf aus.
                                                 machen wir das». Ich schaue zurück.           Er beginnt mit Spekulationen über
                                                 «Nein, nie wieder.» Journalismus ist       mögliche Kandidaten. Mal pompöser,
                                                 unmöglich, wenn einem Bodyguards           mal armseliger künden sie ihre Kan-
                                                 die Wege dorthin versperren, wo das        didaturen an. Sie sammeln Geld für
                                                 passiert, das man zeigen sollte.           die Vorwahlen. Und geben dann auf,
                                                     Auf der Bühne spricht gerade US-       wenn ihre Werte bei den Umfragen
                                                 Präsident Barack Obama (54). Schief-       mies oder die Kassen leer sind. Zuletzt
                                                 gehen darf da nichts, wissen Body-         bleiben zwei übrig, heuer eben die
                                                 guards. Wir müssen auf die Tribüne.        Demokratin Clinton und der Republi-
                                                     Es ist Wahlkampf in Amerika, und       kaner Trump.
                                                 das ist wahrlich ein Kampf. Für die
                                                 Kandidaten wie für die vielen Repor-      Reportage ohne Filter
                             Vor allem Hass      ter, die ihnen nachstellen.               Die Medien schauen früh und immer
                             gegen Hillary           Über 15 000 Journalisten zwängen      hin. Nie so intensiv wie während den
                             Clinton: Impres­    sich in die Wells Fargo Arena in Phil-    Parteitagen. Der Weg dorthin ist für
                             sionen vom          adelphia, nochmals so viele Delegier-     Reporter lange. Er beginnt im Januar.
                             Parteikonvent der   te, Politikerinnen und Helfer – und       Videojournalistin, Fotograf und A
                                                                                                                           ­ utor
                             Republikaner in     eben Bodyguards. Es ist Ende Juli, die    der Blick-Gruppe melden sich bei
                             Cleveland. Alle     Demokraten halten hier i­ hren Partei-    verschiedenen Stellen an. Die Veran-
                             Fotos entstanden    konvent ab, nominieren zu satter          stalter weisen ihnen Hotelzimmer zu.
                             mit dem iPhone.     Rockmusik, fallenden Ballonen und         Zuletzt überprüfen noch Beamte „

14 |   DOMO – Oktober 2016                                                                           DOMO – Oktober 2016     | 15
Der Fotograf des Präsidenten - Im Weissen Haus bei Barack Obama und Pete Souza - Wahlkampf in den USA: Zwischen Hass und Optimismus - Ringier AG
US-WAHLKAMPF
„ des Secret Service jede Anmeldung,       lange nach Mitternacht. Vor- und                                hüller Carl Bernstein (72), den hollän-
also jene Bundespolizisten, die sonst      nachmittags treffen wir in Cleveland                            dischen Rechtspopulisten Geert Wil-
Leib und Leben des Präsidenten             Töfffahrer, die Trump schützen;                                 ders (52). Senator Carl Levin (82)
schützen. Bis in der Woche vor dem         Waffen­ narren, die Clinton ins Ge-                             erzählt, wie er das Schweizer Bank-
Start des ersten Konvents in Cleve-        fängnis stecken wollen; Demonstran-                             geheimnis zu Fall brachte.
land ist noch unklar, ob es wirklich       ten, die Trump verteufeln. Ohnehin                                 Wer viel arbeitet, muss Spass ha-
klappt mit dem Akkreditieren. Dann         schlafen wir kaum, zumal in Phila-                              ben. Wir testen für ein Video die Fan-­
der Entscheid: Angenommen. Aber:           delphia uns die Bettwanzen die Ruhe                             Artikel von Hillary und Trump, die
Die Akkreditierungen müssen zu             rauben.                                                         Mützen und Leibchen, Poster, Tassen
einer fixen Stunde abgeholt werden.            Wir befragen republikanische                                und Schlüsselanhänger. Trump, so
Wer das nicht schafft, verliert den        Delegierte in Cleveland, was sie von                            das Verdikt, bietet seinen republika-
Zugang.                                    ­Donald Trump halten. Und lernen: Es                            nischen Anhängern eine grellere und
    Der journalistische Ansatz ist          ist den meisten wichtiger, Hillary                             vielfältigere Auswahl. Wohingegen
klar: Wir sind zu dritt vor Ort, berich-    Clinton zu verhindern, als Trump ins                           sich Demokraten dezenter und edler
ten über das, was wir selber sehen,         Weisse Haus zu bringen.                                        kleiden. Pikantes Detail: Viele
­hören, erleben, gehen so nahe ran             Wir befragen demokratische Frau-                            Trump-Souvenirs sind in Asien und
 wie möglich, berichten ohne Filter.        en in Philadelphia, wie wichtig es                             Lateinamerika fabriziert – obwohl
    Dabei gilt es alle vier Blick-Kanäle    denn sei, dass nun erstmals eine Frau                          Trump doch verspricht, die Arbeits-
 zu bedienen. Was bei sechs Stunden         als Kandidatin nominiert wird – und                            plätze aus China und Mexiko zurück
 Zeitdifferenz zwischen Ort der Ereig-      lernen, dass vor allem die älteren                             in die USA zu bringen.
 nisse und der Schweiz nicht ganz           Frauen stolz darauf sind, die jüngeren                            Vier Tage feiern sich die Republi­
                                                                                                           kaner bei Hummer und Zigarren in
                                                                                                           Cleveland. Rund 300 Millionen Dollar
                                                                                                           bringt der Parteikonvent der Stadt.
                                                                                                           Zehn Minuten von der Arena entfernt
                                                                                                           finden wir East Cleveland, eine der
                                                                                                           ärmsten und gefährlichsten Gegen-
                                                                                                           den der USA. Fast jeder Einwohner ist
                                                                                                           schwarz. Das durchschnittliche Jah-
                                                                                                           reseinkommen liegt bei 12 600 Dollar.
                                                                                                           Häuser zerfallen, Autos verrosten.
                                                                                                           Ein Barbier erzählt uns, dass kein
                                                                                                           müder Cent der Republikaner zu ih-
                                                                                                           nen fliesse: eine perfekte Geschichte,
                                                                                                           um Amerika aus­serhalb der Arena zu
                                                                                                           schildern.
                                                                                                              Es ist Donnerstag. Noch fehlt et-
                                                                                                           was für Sonntag. Eine Stunde von
                                                                                                           Cleveland entfernt liegt Warren, die
                                                                                                           Hauptstadt jenes Bezirks in Ohio mit
                                                                                                           der höchsten Anteil an Trump-Wäh-
                                                                                                           lern in den Vorwahlen. Noch vor vier
                                                                                                           Jahren gewann hier Obama – es ist
                                                                                                           dieser perfekte kleine Ort für
                                                                                                           Reporter, um zu zeigen, warum
                                                                                                           ­
                                                                                                           Trump so viele Stimmen holt.

einfach ist. Zumal am Parteikonvent        aber Hillary nicht für die richtige Frau   Videojournalistin    Late Night Snack
jeweils weit nach Redaktionsschluss        halten.                                    Stephanie Seliner    Donnerstagnacht in Philadelphia,
das passiert, was wirklich packt – der                                                filmt Peter Hossli   eigentlich schon Freitagmorgen. Die
skurrile Auftritt von Trump-Gattin         Perfekte Politik-Shows                     bei einem            letzten Ballone fallen. Satter Rock
Melania (46), der eloquente Nachruf        Die Parteitage? Es sind perfekte Poli-     Kommentar.           tönt aus den Lautsprechern. Eine
auf die eigene Amtszeit von Präsident      tik-Shows. Die Präsidenten Clinton                              letzte Einschätzung auf Video, ein
Barack Obama, die Liebeserklärung          und Obama reden bei den Demokra-                                letzter Text, dann geht es zu Fuss
von Bill Clinton (70) an Hillary. Die      ten, ein dritter, Jimmy Carter (91),                            rund drei Kilometer zum Hotel. Die
Tageszeitung aber soll doch ­a ktuell      meldet sich per Video. Mit den Hän-                             Arbeit ist gemacht, der Hunger
sein, hintergründig, über­raschend –       den greifen lässt sich die aufgekratz-                          kommt. Zeit zu essen, blieb in den
und sich vom Meer der Nachrichten          te Stimmung im Saal. Feste Plätze                               letzten 14 Tagen wenig. Morgens um
abheben. Genau wie der Sonntags-           haben die Reporter nur auf der Tribü-                           3 sitzen wir bei Hamburgern und
Blick, der mit latent aktuellen Repor-     ne. Um in den Saal zu gelangen,                                 Pommes bei Checkers. Es duftet nach
tagen brillieren soll.                     braucht es eine spezielle Bewilligung.                          schlechtem Frittier-Öl, wirkt wie in
    Es gibt nur eine Möglichkeit: na-      Gültig: eine Stunde. Wer sie bis dann                           einem Gemälde von Edward Hopper.
hezu rund um die Uhr zu produzie-          nicht zurückbringt, verliert den Zu-                               Ja, es war toll, intensiv zu arbei-
ren, abends Reden zu hören, darüber        gang zur Halle.                                                 ten, ungefiltert Politik zu konsumie-
zu schreiben. Stefan Falke fotogra-            Der Aufwand lohnt sich. Im Saal                             ren. Dann fällt der Satz: «Vielleicht
fiert, Stephanie Seliner dreht Videos.     trifft man zum kurzen Schwatz und                               gehen wir in vier Jahren wieder hin.      Mehr Optimismus als Hass: Impressionen vom Parteikonvent der Demokraten in Philadelphia. Rechts unten: Videojournalistin Stephanie Seliner,
Jeder Tag beginnt früh und endet           zum Interview: den Watergate-Ent-                               Vielleicht.»                             Autor Peter Hossli und Fotograf Stefan Falke mit ihrer Akkreditierung (v.l.).

16 |   DOMO – Oktober 2016                                                                                                                                                                                                                                                  DOMO – Oktober 2016    | 17
Der Fotograf des Präsidenten - Im Weissen Haus bei Barack Obama und Pete Souza - Wahlkampf in den USA: Zwischen Hass und Optimismus - Ringier AG
INTERVIEW

  Anwalt Schertz!
  Geht es um Berichte über Prominente, sollten Journalisten es sich
  mit ihm nicht verscherzen. Böse Zungen nennen den Medienanwalt
  «Zensur-Taliban». Dabei kämpft Christian Schertz nur für die Privat-
  sphäre seiner Klienten und gegen unwahre Aussagen – nicht nur in
  der Boulevardpresse.
  Interview: René Haenig Fotos: Olaf Blecker

Herr Schertz, wie sah Ihr Zimmer aus,          Ja, aber nicht mehr mit 14. Da ver-     über Personen oder Unternehmen         Es gibt die Unterteilung in absolute    Zeit in der Öffentlichkeit stehen. Die,   Christian Schertz    Wie weit geht das Informationsrecht
als Sie 14 Jahre alt waren?                    schlang ich Bücher über die Beatles:    vor oder gegen Verletzungen der Pri-   Personen der Zeitgeschichte und re-     die wirklich eine zeitgeschichtliche      bei der Zeitungs-    der Öffentlichkeit?
Christian Schertz: Ein typisches Ju-           Wo waren sie im Studio? Wer schrieb     vat- und Intimsphäre. Ich setze nur    lative – solche, die kurze Zeit durch   Relevanz haben, sind überschaubar.        lektüre im Büro.     Das ist ein Abwägen zwischen Infor-
gendzimmer – dazu eine Gitarre, po-            welchen Song? Wovon war er inspi-       durch, was jedem Individuum zu-        einen Schicksalsschlag oder ein Er-     Gilt das auch für Politiker?              Die Anwaltskanzlei   mations- und Pressefreiheit sowie
litische Plakate wie «Frieden schaf-           riert? Wobei ich natürlich auch das     steht. Wer hier von Zensur spricht,    eignis in den öffentlichen Blickwin-    Politiker müssen mehr hinnehmen           Schertz Bergmann     dem Persönlichkeitsrecht des Einzel-
fen ohne Waffen» an der Wand und               Bedürfnis hatte, mehr über die Perso-   hat den Begriff nicht verstanden und   kel geraten. Zu ersteren zählt, wer     als Sänger, Moderatoren oder Sport-       residiert am         nen. Ich formuliere es mal so: Die Öf-
Poster von den Beatles ...                     nen dahinter zu erfahren.               verharmlost das Schicksal von Perso-   durch sportliche oder künstlerische     ler. Sie verwalten Interessen des Vol-    Berliner Kurfürs-    fentlichkeit hat ein Interesse daran,
... aus dem Jugendmagazin «Bravo»?             Heute verhindern Sie Berichterstat-     nen, die unter Diktaturen darunter     Leistungen oder durch eine politi-      kes und müssen sich harte Fragen          tendamm und zählt    informiert zu werden über politische
Nein. Aus dem «White Album» der                tung über Prominente und haben den      leiden.                                sche Funktion in den Köpfen der         gefallen lassen – und mehr Eingriffe      zu den Top 3 der     Dinge, auch über das Schaffen von
Beatles.                                       Ruf eines «Zensur-Taliban».             Wann ist jemand überhaupt eine         Menschen bleibt. Nicht dazu zählen      in ihre Persönlichkeitsrechte als ein     deutschen Presse-    Stars, aber es gibt Grenzen.
Aber «Bravo» haben Sie gelesen?                Ich gehe nur gegen unwahre Berichte     Person des öffentlichen Lebens?        C- oder D-Promis, die eine gewisse      «normaler» Promi hinnehmen.               rechtskanzleien.     Die wo beginnen?                    „

18 |   DOMO – Oktober 2016                                                                                                                                                                                                                    DOMO – Oktober 2016    | 19
INTERVIEW
„ Bei der Privatsphäre. Die ist grund-                              vardmedien, ob sie der Verrohung im                                                                                                                                                                                                      richte zu ihrer Krebserkrankung ins
sätzlich auch für Prominente ge-                                    Netz hinterherschreiben wollen oder                                                                                                                                                                                                      Netz stellen. Viele Menschen geben
schützt. Es gibt weder ein Recht auf                                ob sie nicht lieber positive Geschich-                                                                                                                                                                                                   alles von sich preis und sind sich
Sensationsgier noch darauf, durchs                                  ten bieten, bei denen sie Promis nicht                                                                                                                                                                                                   nicht bewusst, dass sie ihren Rechts-
Schlüsselloch gucken zu dürfen. Die                                 vorführen. Zudem brauchen People-                                                                                                                                                                                                        schutz faktisch verlieren und einen
Gerichte haben immer wieder klarge-                                 Magazine Prominente mehr als um-                                                                                                                                                                                                         Sachverhalt schaffen, den sie nie wie-
macht, dass berühmte Personen eine                                  gekehrt, da diese inzwischen eigene                                                                                                                                                                                                      der rückgängig machen können.
Berichterstattung über ihr Auftreten                                Kanäle wie Instagram & Co. haben,                                                                                                                                                                                                        Sie sprechen offenbar aus Erfahrung?
und ihre Arbeit oder Leistung dulden                                um sich mitzuteilen.                                                                                                                                                                                                                     Ich hatte tragische Fälle, wo alles,
müssen. Nicht aber darüber, wie ihre                                Wer sucht wann Ihren Rat als                                                                                                                                                                                                             was Leute im Netz erzählten, ihnen
familiären Verhältnisse sind oder wie                               Medienanwalt – und warum?                                                                                                                                                                                                                später auf die Füsse fiel. Es sind Fälle
und wo wer mit wem wohnt. Vor al-                                   Der späteste Zeitpunkt ist, wenn ir-                                                                                                                                                                                                     von Suizid bekannt, gerade unter
lem, wenn man diese Dinge nicht                                     gendwo eine Schlagzeile prangt, die                                                                                                                                                                                                      Schülern. Deshalb warne ich in Vorle-
selbst preisgibt.                                                   eine Rechtsverletzung beinhaltet.                                                                                                                                                                                                        sungen Jugendliche und Studenten
Was manche Prominente jedoch tun.                                   Wir werden aber in vielen Fällen im                                                                                                                                                                                                      davor, im Netz allzu viel Persönliches
Vor allem B- und C-Promis, die oft                                  Vorfeld beauftragt, etwa weil jemand                                                                                                                                                                                                     preiszugeben.
durch Vermarktung ihrer Privatsphä-                                 krank ist, vom Partner getrennt oder                                                                                                                                                                                                     Nutzen Sie selbst soziale Medien wie
re bekannt werden. Ein A-Promi, der                                 ein Vorwurf erhoben wurde. Dinge,                                                                                                                                                                                                        Facebook, Twitter & Co.?
die Tür zu Privatem verschlossen                                    die möglicherweise öffentlich wer-                                                                                                                                                                                                       Ich habe mich mal bei Facebook an-
hält, keine Homestorys und derglei-                                 den und zu einer Beschädigung oder                                                                                                                                                                                                       gemeldet, um es mir anzuschauen
chen macht, muss Eingriffe in seine                                 einem Rechtsverlust führen könnten.                                                                                                                                                                                                      und für ein Buch zu recherchieren.
Privatsphäre nicht dulden. Das gilt                                 Können Sie ein Beispiel nennen?                                                                                                                                                                                                          Inzwischen bin ich wieder abgemel-
für sein Haus oder Grundstück und                                   Ja. Wenn ein Prominenter schlimm                                                                                                                                                                                                         det, ich empfand es auch als einen
auch, wenn er essen geht, egal in wel-                              erkrankt und für den Heilungspro-                                                                                                                                                                                                        unfassbaren sozialen Stress. Einen
cher Begleitung.                                                    zess mediale Ruhe benötigt. Wenn                                                                                                                                                                                                         Twitter-Account haben wir als Kanz-
Teilweise liest man als Journalist von                              dann auch noch die Boulevardmedi-                                                                                                                                                                                                        lei, nutzen ihn aber zurückhaltend.
Ihnen, noch ehe man begonnen hat zu                                 en hinterherhecheln, wie das nach                                                                                                                                                                                                        «Bild», «Bunte» oder «Gala» lesen Sie
schreiben?                                                          Michael Schumachers Skiunfall zu                                                                                                                                                                                                         nur aus beruflichen Gründen?
Richtig! Wir haben ein Instrument,                                  beobachten war, – wobei ich da nicht                                                                                                                                                                                                     Auszugsweise lese ich sie auch, um
das sich presserechtliches Informati-                               anwaltlich involviert war – ist das so-                                                                                                                                                                                                  zu sehen, wie eine Zeitung gerade
onsschreiben nennt. Das dient der                                   wohl physisch als auch psychisch                                                                                                                                                                                                         ein Thema öffentlich begleitet. Das
Information bestimmter Medien,                                      kontraproduktiv. In solchen Fällen                                                                                                                                                                                                       ist zwar keine Fachlektüre, aber
dass ein Bericht, der in einer Zeitung                              sprechen wir mit Ärzten und Kran-                                                                                                                                                                                                        ­Material, mit dem ich arbeite.
oder einem TV-Beitrag erschienen                                    kenhauspersonal darüber, wie sie                                                                                                                                                                                                          Ist der Anspruch auf das «Recht am
und rechtswidrig ist, nicht übernom-                                reagieren, wenn sich Medien melden.                                                                                                                                                                                                       ­eigenen Bild» in Zeiten von Leser-
men werden darf. Eine Art Früh-                                     Oft finden auch Hintergrundgesprä-                                                                                                                                                                                                         Reportern mit Handykameras,
warnsystem, mit dem wir Erst-                                       che mit Chefredaktoren statt.                                                                                                                                                                                                              Facebook und Internet noch gegeben?
Schlagzeilen im Keim ersticken.                                     Haben Sie schon prominente Mandan-                                                                                                                                                                                                         Gerade wegen dieser Entwicklung
Mögen Sie eigentlich Journalisten?                                  ten abgelehnt?                                                                                                                                                                                                                             mehr denn je. Heute kann jeder jeden
Ich finde Medien wichtig, und es                                    Ja! Ich übernehme so gut wie keine                                                                                                                                                                                                         heimlich fotografieren oder filmen
braucht unbedingt investigativen                                    Fälle, wo jemand nach dem Medien-         I­ hnen nicht gelungen ist, deren                                                                                                                                                                und das sofort weltweit verbreiten.
Journalismus, der Missstände in Po-                                 anwalt schreit, der jahrelang seine        HIV-Erkrankung aus den Medien                                                Persönlich                                                                                                         Und nur weil es faktisch extrem viele
litik und Wirtschaft aufdeckt. Nur           Christian Schertz,     Privatsphäre vermarktet, alle Medien       heraus­zuhalten, weil die Staatsanwalt-                                                                                                                                                         Rechtsverletzungen diesbezüglich
                                                                                                                                                                                            Christian Schertz zählt seit Jahren zu den renommiertesten Medienrechtlern in Deutschland, lehrt als
wundere ich mich häufig, dass man            50, entstammt          zu sich nach Hause eingeladen und          schaft selbst der Meinung war,                                                                                                                                                                  gibt, darf man nicht davon ausgehen,
                                                                                                                                                                                            Honorarprofessor an der Technischen Universität Dresden und ist immer wieder Gast in politischen
sich in dem Beruf mit dem Tun ande-          einem alten            damit sein Geld verdient hat.              Presseerklärungen abgeben zu                                                                                                                                                                    dass es hinzunehmen ist.
                                                                                                                                                                                            Talkshows. Seine Kanzlei am Berliner Kurfürstendamm gründete er zusammen mit Simon Bergmann vor elf
rer beschäftigt, mit dem Ziel nur run-       Berliner Juristen-     Gibt es Situationen, in denen Sie durch    müssen?                                                                                                                                                                                         Mussten Sie schon in eigener Sache
                                                                                                                                                                                            Jahren. Heute beschäftigen die beiden sieben Anwälte. Schertz vertritt den Satiriker Jan Böhmermann
terzuschreiben und zu kritisieren.           clan. Sein Vater       die Decke gehen könnten, weil sich         Ich bin bis heute fassungslos. Leider                                        derzeit gegen den türkischen Präsidenten Erdogan. Böhmermann veräppelte zuvor in seiner TV-Show «Neo               gegen Medien vorgehen?
Diese Tendenz sowie die Meinung,             war Richter und        Mandanten nicht an Ihren Rat halten?       ist immer wieder festzustellen, dass                                         Magazin Royale» seinen Anwalt, indem er einen Kleinwüchsigen als «Scherz-Anwalt Dr. Christian Witz»                Vielfach – weil auch schon über mich
dass nur ein kritischer Journalist ein       Polizeipräsident       Es kam schon vor, dass ich am Wo-          Ermittlungsbehörden Medien Details                                           auftreten liess. Schertz selbst nimmt diese Persiflage als Kompliment.                                             Unwahrheiten verbreitet oder meine
guter Journalist ist, finde ich gerade       von Berlin. In         chenende an der Tankstelle Schlag-         und Intimitäten kundtun und damit                                                                                                                                                               Privatsphäre verletzt wurde.
heute gefährlich für den gesellschaft-       seiner Jugend          zeilen lesen musste, wo ein Mandant        nicht selten zu einer Vorverurteilung                                                                                                                                                           Apropos Privates: Sie und die Eiskunst-
lichen Zusammenhalt.                         spielt Schertz in      entgegen meinem Rat in einem Ex-           beitragen. Wobei in jüngster Zeit ein                                                                                                                                                           lauf-Legende Katharina Witt ­sollen ein
Glauben Sie, dass sich das je zum            einer Rockband         klusivinterview mit der Presse über        Umdenken stattfindet.                                                                                                                                                                           Paar sein.
Besseren ändern wird?                        Gitarre. Er studiert   sein Privatleben geredet hat.              Wie ist es aus Ihrer Erfahrung grund-                                                                                                                                                           Sie glauben nicht ernsthaft, dass ich
Das hat es schon. Die Art, wie «Bild» in     Rechtswissen-          Nehmen Sie als Mensch Anteil an der        sätzlich in unserer Gesellschaft um die                                                                                                                                                         Mandanten empfehle, sich nicht zu
den 1990er-Jahren und Anfang dieses          schaften in Berlin     Blossstellung Ihrer Mandanten?             Privatsphäre bestellt?                                                                                                                                                                          ihrem Privatleben zu äus­sern, und es
Jahrtausends berich­tete und Persön-         und München,           Einige Leute kommen wegen schwe-           Ich glaube, die Privatsphäre ist nach                                                                                                                                                           dann selbst tue – unabhängig davon,
lichkeitsrechte verletzte, stelle ich heu-   absolviert sein        rer Schicksalsschläge zu mir oder          wie vor unbedingt schützenswert.                                                                                                                                                                ob die Mutmassungen richtig sind.
te so nicht mehr fest. Das gilt auch für     Referendariat in       weil sie Angst haben vor öffentlicher      Aber durch Facebook hat sich viel                                                                                                                                                               Insofern: Nice try!
                                                                                                                                                         Fotos: Getty Images (3), Handout

die «Bunte», die von «Vorführungsge-         New York und           Vorführung. Da bringt es nichts, als       verändert. Mark Zuckerberg erkann-                                                                                                                                                              Zum Schluss: Sie sagten mal in einem
schichten» und schweren Eingriffen in        arbeitet unter         Anwalt mitzuweinen, sondern zu             te, dass es das Bedürfnis der Men-                                                                                                                                                              Interview, dass Sie die Zehn Gebote
die Privatsphäre immer mehr Abstand          anderem für den        helfen und zu schützen. Aber es gibt       schen gibt, öffentlich stattzufinden.                                                                                                                                                           nicht immer einhalten. Mit welchem
genommen hat.                                Rundfunksender         immer wieder Fälle, die mich emoti-        Daraus hat er ein Milliardengeschäft                                                                                                                                                            Gebot haben Sie am meisten Mühe?
Haben Sie dafür eine Erklärung?              RIAS Berlin.           onal mitnehmen, weil sie tragisch          gemacht – mit der Folge, dass Millio-                                                                                                                                                           Mit «Du sollst den Feiertag heiligen».
Das mag mit der Verrohung im Inter-          Privat sammelt         sind oder ich es nicht schaffe, sie aus    nen permanent alles Mögliche von                                                                                                                                                                Weil ich an diesen Tagen oftmals
net zu tun haben und der damit ver-          Schertz Foto-          der Öffentlichkeit herauszuhalten.         sich preis­ geben. Es geht sogar so                                          Vertrauen auf Schertz’ Beistand als Anwalt (v. l.): Schwedens Prinzenpaar Carl Philip und Sofia, Satiriker Jan     arbeite. Das bringt mein Job mit
bundenen Frage für Premium-Boule-            kunst.                 So wie im Fall einer Sängerin, wo es       weit, dass Leute Untersuchungsbe-                                            Böhmermann, Homeland-Star Claire Danes, oder Oscar-Preisträger Christoph Waltz.                                    sich. 

20 |     DOMO – Oktober 2016                                                                                                                                                                                                                                                                                            DOMO – Oktober 2016     | 21
INTERVIEW – VIRTUAL REALITY

«Plötzlich im Cockpit»
Die Blick-Gruppe präsentiert ihre Apps für Virtual Reality. Projektleiter Sebastian
Pfotenhauer ist vom Erfolg der Technologie überzeugt: «Wer die virtuelle Reali-
tät zum ersten Mal erlebt, hat ein Erweckungserlebnis.»
Interview: Alejandro Velert Foto: Geri Born

Sebastian Pfotenhauer, die Technologie-          Das ist die richtige Strategie. Das digitale    aus jeder Perspektive, wortwörtlich.
Branche verkündet mal wieder «The next           Geschäft wird für Ringier immer wichtiger.      Könnten Sie live von einem Katastrophenge-
big thing» – das nächste grosse Ding. Dieses     Deshalb müssen wir viel mehr Geschichten        biet berichten? Ist das technisch möglich?
Mal ist es Virtual Reality (VR). Ist das nicht   und Produkte digital anbieten – und dabei       Nein. Für ein gutes VR-Video brauchen wir
nur ein neuer Hype?                              spielen Videos eine zentrale Rolle. Wir ha-     derzeit noch eine kleine Vorlaufzeit. Eine
Das ist weit mehr als nur ein Hype, das ist      ben beim Blick unsere Video-Abrufe inner-       Live-Berichterstattung vor Ort scheitert
in meinen Augen die Videotechnologie der         halb eines Jahres mehr als verdreifacht.        auch an den enormen Datenmengen, die
Zukunft. VR wird die Art und Weise, wie wir      Doch die Konkurrenz schläft nicht. Also         übertragen werden müssen.
Bewegtbilder konsumieren, völlig verän-          müssen wir immer einen Schritt schneller        Was planen Sie für die Zukunft?
dern. Das berühmte Holodeck aus dem              sein, Trends frühzeitig wahrnehmen und          «Blick VR» ist der Startschuss ins virtuelle
Raumschiff Enterprise wird dank VR ir-           ausprobieren – so wie bei Virtual Reality.      Abenteuer. Wir werden berichten und das
gendwann Realität werden.                        Wie gehen Sie und Ihr Team bei der Entwick-     Thema intensiv begleiten, seit kurzem in
Die TV-Serie Raumschiff Enterprise spielt        lung vor? Es gibt ja keine Erfahrungswerte.     einem eigenen Navigationsbereich bei
allerdings in einer weit entfernten Zukunft.     Nicht ganz. Dem Thema 360 Grad widmet           Blick.ch. Und bereits 2017 möchten wir etwa
Natürlich, die Technik steckt noch in den        sich der Blick schon seit über sechs Jahren.    Konzerte live in VR übertragen.
Anfängen, aber die Entwicklung ist rasant        Am Anfang als 360-Grad-Fotografie, seit         Werden solche Dienstleistungen für die
– und die fast schon kindliche Begeisterung      anderthalb Jahren auch als Video. Die Er-       User kostenpflichtig sein?
ist bei jedem zu spüren, der sich zum ersten     fahrung ist also da – vor allem in der Person   Zunächst ist alles gratis. Langfristig sehe
Mal eine VR-Brille aufsetzt. Plötzlich sitzt     von Dominik Baumann, der ein weltweit           ich VR als Möglichkeit, Paid Content im
man in einem Flugzeug-Cockpit oder steht         anerkannter Experte ist. Nur – und da haben     digitalen Bereich durchzusetzen. Nehmen
in der Sixtinischen Kapelle!                     Sie recht – auch Dominik und mit ihm unser      wir ein Finale der Fussball-WM: Mit VR
Was ist VR eigentlich genau, wie lässt sich      Videoteam lernen jeden Tag dazu. Etwa bei       kann der Zuschauer von seinem Sofa aus
die Technologie umschreiben?                     der Frage, wie man am besten Geschichten        das Spiel im Stadion erleben. Oder mit Ma-
Im Grunde steckt dahinter nichts anderes         in Virtual Reality erzählt.                     nuel Neuer im Tor stehen, wenn Ronaldo
als die 3-D-Brille, die wir alle als Kinder      Arbeiten Sie auch mit anderen Unterneh-         einen Freistoss schiesst. Ich glaube fest
genutzt haben. Das Geheimnis besteht             men zusammen?                                   daran, dass dafür viele Fans zahlen wür-
darin, für jedes Auge ein eigenes Bild zu        Der Austausch in diesem für alle noch sehr      den.
kreieren. Unser Gehirn macht daraus ein          jungen Feld ist immens wichtig. Nur, wenn       Welches sind die nächsten technischen
Gesamtbild und erzeugt eine Art von Drei-        wir mit anderen Unternehmen reden, kön-         Hürden, die es zu überwinden gilt?
dimensionalität. Zusätzlich haben wir bei        nen wir Fehler vermeiden und von den Er-        Wenn ein User in eine Richtung blickt oder
unseren VR-Videos beim Blick – erzeugt           fahrungen anderer profitieren. Das ist ein      läuft, müssen sich auch die Geräuschkulis-
durch mindestens zwei Kameras – ein              Geben und Nehmen. Wir arbeiten etwa eng         se und die Töne verändern. Das möchten
360-Grad-Panorama und können in alle             mit der «Los Angeles Times» zusammen,           wir irgendwann auch beim Blick anbieten.
Richtungen schauen. So, als wären wir            aber auch mit Youtube, die unsere               Eine andere grosse Hürde sind die Daten-
tatsächlich an diesem Ort.                       360-Grad-Videos so gut fanden, dass sie         mengen, die die VR-Technologie erfordert.
Was entwickeln Sie zusammen mit der Blick-       selbst eine Kooperation vorschlugen.            Neue Technologien wecken Ängste. Was ist,
Gruppe genau?                                    Wie reagieren die User in den Tests?            wenn die Menschen nicht mehr zwischen
Wir haben mit «Blick VR» zwei Apps für eine      Niemand will die Brille absetzen! Man kann      VR und der Realität unterscheiden können?
Cardboard-Nutzung entwickelt: eine Versi-        viel über VR schreiben oder erzählen, aber      Oder sich in der virtuellen Realität verlieren,
on fürs iPhone und eine für Android-Geräte.      man muss es ganz einfach erlebt haben.          weil sie viel angenehmer ist?
Hinzu kommt eine dritte App, speziell für        Wie wird sich die journalistische Arbeit        Die Furcht vor etwas Neuem ist menschlich.
Samsung Gear VR. Diese Brille bietet noch        verändern?                                      So wie man sich einst vor den ersten Auto-        Sebastian
einmal ein viel intensiveres Erlebnis und        Von nun an sind nicht mehr nur die Journa-      mobilen fürchtete. Die Menschen müssen            Pfotenhauer,
kostet nicht mal hundert Franken. Zum            listen, sondern auch unsere User direkt am      VR ausprobieren und selber entscheiden,           Head of Video
Start gibt es mehr als 40 Videos, und jede       Geschehen. Diese Unmittelbarkeit ist ein        ob sie es nutzen möchten oder nicht. Meine        Ringier AG, mit
Woche kommt ein neuer Beitrag hinzu.             riesiger Pluspunkt. Und eine ebenso grosse      Erfahrung ist: Wer einmal eine solche Bril-       der Samsung Gear
Ringier nimmt in der Medienbranche eine          Herausforderung. Denn die Konsumenten           le aufsetzt, hat so etwas wie ein Erwe-           VR. «Virtual
Vorreiterrolle ein und investiert sehr früh in   werden Nähe, Emotionalität und die rele-        ckungserlebnis und möchte mehr davon.             Reality wird alles
diese Technologie.                               vanten Informationen verlangen. Und dies        Und dieses Mehr wollen wir anbieten!             verändern.»

22 |     DOMO – Oktober 2016
INHOUSE – VIRTUAL REALITY                                                              An dieser Stelle berichtet DOMO regelmässig über Projekte und Teams aus der Ringier-Welt

Blick in die
Zukunft
Auf in die virtuelle Realität! Mit der neuen BlickVR-App
lassen sich neue Welten ins Wohnzimmer holen. Cardboard
oder GearVR-Brille aufsetzen und schon bald sind Sie Pilot,
Fallschirmspringer oder Rennfahrer.

                   Wie kann ich mir 360-Grad-Videos
                   mit einer Cardboard-Brille anschauen?
                   Einfach Video im Brillen-Modus aufstarten, Smartphone
                   reinstecken und schon gehts los. Man kann sich
                   wie in der Realität umschauen, einfach den Kopf drehen.
                   Ermöglicht wird der räumliche Eindruck, weil die App auf jedes
                   Auge ein anderes Bild schickt. Einfache Cardboard-Brillen
                   aus Karton kosten im Handel rund sieben Franken. Es gibt auch
                   stabilere Varianten aus Plastik mit unterstützender Optik.

                   Funktionieren die Videos auch ohne Brille?
                   Auf jeden Fall – wenn auch das Erlebnis nicht ganz so eindrück-
                   lich ist. Um sich umzuschauen, das Smartphone rundherumdre-
                   hen oder ganz einfach mit dem Finger rechts und links bzw.
                   nach oben und unten wischen.

                   Warum ist das Bild in der Brille nicht so gut
                   wie direkt auf dem Display?
                   Da für das Cardboard der Bildschirm in der Mitte halbiert ist,
                   steht auch nur die halbe Auflösung zur Verfügung. Je
                   besser das Smartphone-Display, desto schärfer und besser wirkt
                   das 360-Grad-Video in der Brille.

                   Wie hoch ist der Datenverbrauch?
                   Benutzen Sie wenn möglich die App im WLAN oder mit
                   Daten-Flatrate. Der Datenverbrauch ist rund fünf- bis sechsmal
                   höher als bei normalen Videos.

                   Wofür ist die spezielle App für die Samsung Gear VR?
                   Diese App lässt sich nur mit der Samsung-Brille nutzen und
                   bietet ein noch intensiveres VR-Erlebnis. Die Inhalte sind gleich
                   wie in der normalen App. Wenn die Brille aufgesetzt wird, ist das
                   Menü direkt in der 360-Grad-Umgebung zu sehen. Der Cursor
                   bewegt sich synchron mit dem Kopf, ein Video oder ein
                   Menüpunkt kann mit einem Klick auf das Touchpad seitlich an                                                                                            Gestaltung:
                   der Brille geöffnet werden.                                                                                          Angelina Arquint (Polygrafin Ringier 3. Lehrjahr)
                                                                                                                                              Leo Faccani (Polygraf Ringier 2. Lehrjahr)

24 |   DOMO – Oktober 2016                                                                                                                            DOMO – Oktober 2016        | 25
RINGIER TRIFFT STARS

Der Po und ich
Oft wird Männern unterstellt, dass sie Frauen nur auf den Hintern schauen.
DOMO-Autor René Haenig hats nicht getan. Und so checkt er nicht, mit
wem er in Los Angeles flirtet. Doch wer rechnet damit, im Restaurant neben
Jennifer Lopez zu sitzen?
Text: René Haenig

S    eit Minuten werde ich das Gefühl
     nicht los, diese Frau zu kennen.
Nur woher? Seit sie mit Freundinnen
                                             zweiten Tag lädt mich das Paar zum
                                             Abendessen ein. Für 20 Uhr ist ein
                                             Tisch reserviert. Solveig gibt mir die
                                                                                      Platz nehmen, zwinkert die eine mir
                                                                                      zu: «Hi, how are you?» Gut gehts,
                                                                                      antworte ich, und sie merkt sofort an
lauthals lachend und schäkernd das           Adresse: 8764 Melrose Ave, West          meinem (deutschen) Akzent, dass ich
Restaurant betreten hat und sich an          Hollywood.                               nicht von hier bin. «Where do you
den Nebentisch setzte, plaudert sie                                                   come from?» – «From Switzerland,
mit mir. Sie ist nett. Sie ist sexy. Ver-    Promi-Auflauf im Restaurant              Zürich.» – «Oh, Maybe I’ll come some-
dammt sexy. Verzweifelt werfe ich            Eine halbe Stunde vorher rufe ich ein    time for a concert to Switzerland!»
meinen Gastgebern Blicke zu: «Helft          Taxi. Nachdem der Fahrer mich im
mir, wer ist sie?» Martin und seine          Hotel Le Méridien Delfina in Santa       «The most famous ...»
Frau Solveig amüsieren sich darüber,         Monica aufgegabelt und ich ihm die       Während sie mich weiter über die
dass ich nicht draufkomme.                   Adresse genannt habe, erklärt er mir,    Schweiz und Zürich ausfragt, frage
     Eigentlich ist diese Geschichte         dass das «Cecconi’s» das an­ge­sag­      ich mich, woher mir diese Frau be-
nicht gerade rühmlich für mich als           teste Promi-Restaurant in der Stadt      kannt vorkommt. Ihr Bemerkung mit
People-Journalisten. Preiszugeben,           sei. Als er aus mir rausbekommen         dem Konzert hätte mich stutzig ma-
dass ich in Hollywood mal neben              hat, dass ich mit Bond-Regisseur         chen müssen. Doch irgendwie sitze
Jennifer Lopez gesessen bin und              Martin Campbell zum Essen ver­           ich auf der Leitung. Martin und seine
dabei keinen blassen Schimmer hat-           abredet bin, will er wissen, ob ich      Frau amüsieren sich über meine ver-
te, mit welchem Star ich gerade              Schauspieler sei. Sorry für die Frage,   zweifelten, Hilfe suchenden Blicke.
Smalltalkbetrieb.                            er kenne mich nicht. «No problem!»       Irgendwann kann ich ihm zuflüstern:
Mir musste erst auf die Sprünge ge-          Ich bin nur ein Journalist, aus der      «Wer ist sie? Ich habe sie schon
holfen werden. Doch der Reihe nach.          Schweiz. Immerhin, Letzteres beein-      mal gesehen!» Sekunden später, als
     Im April 2007 bin ich im Auftrag        druckt ihn ein wenig.                    keiner schaut, sagt er nur: «The most
 der Schweizer Illustrierten in Los             Vorm «Cecconi’s» ist kurz warten      famous ...», formt dazu mit seinen
 Angeles. Für eine Homestory bei             angesagt. Aus einer Stretchlimousine     Händen einen Po. Endlich machts bei
Hollywood-Starregisseur           Martin     lässt ein Chauffeur ein älteres Paar     mir Klick. Den berühmtesten, kna-
Campbell und dessen Schweizer                aussteigen. Ich folge den beiden ein-    ckigen Po hat zu dieser Zeit nur eine:
Ehefrau Solveig Romero. Sie werden           fach – und entdecke an der Bar Mar-      Jennifer Lopez. US-amerikanische
bald Eltern ihres erstes Kinds. Camp-        tin. Wir warten noch auf Solveig.        Sängerin mit puerto-ricanischen
bell gehört in der Traumfabrik zur           Martin erklärt mir so lange, wer         Wurzeln. Berühmt durch Hits wie «If
Riege der Top-Regisseure. Der ge­            schon alles hier ist: An einem Tisch     You Had My Love», «Love Don’t Cost
bürtige Neuseeländer drehte Kas-             lacht Danny DeVito, ein paar Tische      a Thing» und «Jenny from the Block».
senschlager wie die James-Bond-              weiter nippt Al Pacino an einem          Zudem erfolgreich als Schauspiele-
Streifen «Golden Eye» und «Casino            Weinglas. Ein Filmproduzent ist auch     rin. Aber eben: Ich hatte ihr ja auch
Royale» sowie die Action-Abe­­nt­­­­ euer    da, seinen Namen habe ich allerdings     nicht auf den Hintern geguckt. Mit
«Die Maske des Zorro» und «Die Le-           vergessen. So oder so: Einen solchen     Pferdeschwanz und dezent ge-
gende des Zorro».                            Promi-Auflauf habe ich noch nicht        schminkt sieht Lopez zudem ganz
     Das Paar lebt in den Hügeln von         erlebt.                                  anders aus, als ich sie von Bildern her
­Malibu. Dort, wo sich eine Millionärs-         Als Solveig kommt, gehen wir zu       kenne.

                                                                                                                                Foto: Alix/Allpix/Laif
 villa an die andere reiht, alle mit Blick   unseren reservierten Plätze. Wir             Und ausserdem: Wer rechnet denn
 auf den Pazifik. Zwei Tage lang zeigen      lassen die letzten Tage Revue passie-    schon damit, im Restaurant neben
 mir Martin und Solveig, wie sie leben.      ren, als die eingangs erwähnten          «J. Lo» zu sitzen und von ihr angeflir-
 Inklusive Privatstrand am Meer. Den         Frauen den Nachbartisch ansteuern.       tet zu werden? Okay, in Amerika ist
 hat auch nicht jeder Millionär. Am          Sie lachen – und als sie neben uns       eben alles möglich ... 

26 |    DOMO – Oktober 2016
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