"Ich glaube an die Zukunft von Zeitschriften" - Diversity & Inclusion: Vielfalt wird bei Ringier zum strategischen Ziel - Ringier AG

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"Ich glaube an die Zukunft von Zeitschriften" - Diversity & Inclusion: Vielfalt wird bei Ringier zum strategischen Ziel - Ringier AG
Diversity & Inclusion: Vielfalt wird bei Ringier zum strategischen Ziel

Unternehmensmagazin
Oktober 2020

                                                Warum Alexander Theobald,
                                                    der CEO von Ringier Axel
                                               Springer Schweiz, optimistisch
                                                         in die Zukunft blickt.

  «Ich glaube an
die Zukunft von
  Zeitschriften»
"Ich glaube an die Zukunft von Zeitschriften" - Diversity & Inclusion: Vielfalt wird bei Ringier zum strategischen Ziel - Ringier AG
INHALT
   Ich bin überzeugt, dass wir
4 «
  richtig aufgestellt sind»
    Alexander Theobald, CEO von Ringier
    Axel Springer Schweiz, im grossen
    Interview mit DOMO. «Ich glaube an die
    Zukunft und den Erfolg von Zeitschrif-
    ten», sagt er.

7 « Wir leben in einer
  ­Pseudo-Realität!»
    Katja Cattapan ist Psychiaterin und
    weiss, wieso wir trotz zurückgewonne-
    nen Freiheiten Mühe mit der Normalität
    haben. «Die Corona-Pandemie ist ein
    grosses psychologisches Experiment.»

10 Die erste Chefin
    Momol. Nach über 100 Jahren hat die
    Schweizer Illustrierte mit Nina Siegrist
    erstmals eine Frau als Chefin.

12 Blickpunkt Ringier
    Die besten Pressefotos des Quartals.

14 Sonderfall Fibo
    Acht Texte von Karl Lüönd über Fibo
    Deutsch, der 60 Jahre bei Ringier
    gearbeitet hat und nun mit 80 Jahren
    (angeblich) in Rente gegangen ist.

                                                                                                       4                12
18 «Es geht weiter»
    Ringier gründet ein Gremium, das die
    Themen Diversität und Inklusion im
    Unternehmen vorantreiben soll.
    Annabella Bassler, CFO Ringier, erklärt,
    wieso Vielfalt ein strategisches Ziel für
    das Unternehmen ist.

                                                        14                                                 20           18
19 «Klosterfrau-Spirit»
    Verleger Michael Ringier schreibt
    darüber, wie gut der Journalismus
    während der Corona-Krise arbeitet:
    «Grosser Applaus und grosses Schulter-
    klopfen für die Medienschaffenden.»

20 Shots und Vampir-Gespräche
    Von Saucen-Spritzen bis zu Vampir-
    Gesprächen: Die vollgepackte Woche
    von Mathieu Gilliand, Creative Director
    des Ringier Brand Studios.

22 Am Puls der Bevölkerung
    Jubiläum: Walter Noser /
    Buch-Tipp von Ringier CEO Marc Walder

Coverfoto: Maurice Haas

Impressum
Herausgeber: Ringier AG, Corporate
Communications. Chefredaktor: Alejandro
Velert. Redaktionelle Mitarbeit: Ulli Glantz und
Markus Senn (visuelle Umsetzung), Bettina Bono,
René Haenig, Karl Lüönd. Übersetzer: Gian Pozzy
(Französisch), Claudia Bodmer (Englisch), Ioana
Chivoiu, (Rumänisch). Korrektorat: Regula
Osman, Kurt Schuiki (Deutsch), Patrick Morier-
Genoud (Französisch), Claudia Bodmer (Englisch),
Lucia Gruescu (Rumänisch). Layout/Produk­
tion: Zuni Halpern (Schweiz). Bildbearbeitung:
Ringier Redaktions-Services Zürich. Druck: Ringier
Print Ostrava und SNP Leefung Printers.
Nachdruck (auch auszugsweise) nur mit dem
Einverständnis der Redaktion. Auflage: 10 000
Exemplare. DOMO erscheint auf Deutsch,
Französisch, Englisch und Rumänisch.
Kontakt: domo@ringier.ch                             Fotos: Oliver Bunic, Maurice Haas, Thomas Meier            DOMO – Oktober 2020   | 3
"Ich glaube an die Zukunft von Zeitschriften" - Diversity & Inclusion: Vielfalt wird bei Ringier zum strategischen Ziel - Ringier AG
INTERVIEW
«Ich glaube an die
Zukunft und den
Erfolg der                                                                               «Ich bin überzeugt,
                                                                                           dass wir richtig
Zeitschriften,
sonst wäre ich
nicht hier», sagt
Alexander
Theobald, CEO

                                                                                           aufgestellt sind»
von Ringier Axel
Springer Schweiz.

                                                                              «Kreativität ist der Treiber für Erfolg», sagt Alexander Theobald. «Deshalb
                                                                            kommen die besten Ideen meist aus den Redaktionen.» Der CEO von Ringier
                                                                           Axel Springer Schweiz über Sparprogramme wegen Corona, sein Engagement
                                                                           für Diversity & Inclusion und die Frage, wie er das Unternehmen in die Zukunft
                                                                                                  führen möchte. Interview: Alejandro Velert Fotos: Maurice Haas

                                                                          Alexander Theobald, in jungen Jahren wollten     Unter der Woche gönnen Sie sich wenig und        unter normalen Bedingungen möglich
                                                                          Sie Journalist werden und arbeiteten einst       betreten den Medienpark, wie man hört,           wäre. Jetzt müssen wir uns die Frage
                                                                          beim Blick, um sich Ihr Studium zu finanzie-     immer als Erster. Wie viele Stunden arbeiten     stellen, was im nächsten Jahr passiert.
                                                                          ren. Viele Artikel von Ihnen findet man in der   Sie an einem normalen Wochentag?
                                                                          Mediendatenbank nicht mehr.                      Ich stehe früh auf. Um 5 Uhr, spätestens         Die Corona-Krise hat auch RASCH – wie die
                                                                          Ich habe zwar auch Artikel geschrieben,          um 7 Uhr bin ich im Büro. Der Erste im           Medienbranche weltweit – hart getroffen,
                                                                          war als Nachrichtenredakteur aber vor            Medienpark bin ich damit allerdings nicht.       sodass ein Sparprogramm notwendig wurde.
                                                                          allem als Rewriter tätig, also als klassischer   Meine Assistentin, Patricia Buck, sorgt          Das Mode- und Lifestyle-Magazin Style muss-
                                                                          Umschreiber. Und dann war ich ja noch            dafür, dass ich nicht zu lange bleibe. So        te gar eingestellt werden. War Style wenig
                                                                          semiprofessioneller Musiker, meine andere        gegen 18 Uhr mache ich Feierabend.               profitabel oder waren die Zahlen rot?
                                                                          Einnahmequelle.                                                                                   Die Zahlen waren rot. Und es ist wirtschaft-
                                                                                                                           Um zu Hause dann permanent das Handy in          lich sehr schnell bergab gegangen. Die
                                                                          Welches Instrument spielen Sie?                  der Hand zu halten?                              Corona-Krise hat auf diese Situation wie ein
                                                                          Fagott, ein Holzblasinstrument. Mein Ziel        Ich habe mir angewöhnt, das Ding um              Booster gewirkt. Auch ohne Corona hätten
                                                                          war immer, Musiker zu werden. Ich musste         20 Uhr wegzulegen und nicht mehr                 wir handeln müssen, weil ein strukturelles
                                                                          jedoch feststellen, dass ich nicht gut genug     anzuschauen. Das klappt ziemlich gut.            Problem bestand. Style ist nicht an den
                                                                          bin. Erst dann wollte ich Journalist werden.     Ich gehe ohnehin wenig später ins Bett.          Inhalten gescheitert. Die Redaktion hat
                                                                          Irgendwann sagte mir ein bekannter                                                                stets einen super Job gemacht. Die
                                                                          deutscher Journalist, meine Schreibe sei         Sie sind bei der Ringier Axel Springer Schweiz   Luxusbranche hat ihr Werbeverhalten
                                                                          okay, aber richtig weit würde ich damit          AG (RASCH) gestartet, als die Corona-Krise       stark verändert, und mit dem Verlust von
                                                                          nicht kommen. Also wechselte ich ins             begann. Wie schwierig war es, das Unterneh-      Werbevolumen hat Style in den vergange-
                                                                          Verlagsgeschäft, und da hat es, glaube ich,      men so kennenzulernen?                           nen vier Jahren rund die Hälfte seiner
                                                                          ganz gut geklappt.                               Langsam wirds besser, weil die Leute             Werbeeinnahmen verloren.
                                                                                                                           wenigstens teilweise an die Arbeitsplätze
                            Zur Person                                    Machen Sie heute noch Musik?                     zurückkehren. Aber es ist immer noch sehr        Hätte man mit einer anderen Strategie das
                                                                          Nein, ich fand gegen Ende meines Studi-          leer im Medienpark. Gerade für mich, der         Ruder noch herumreissen können?
                            Alexander Theobald (*1964) ist seit dem       ums der Geisteswissenschaften, als ich auf       gerne Menschen trifft, ist das schwierig.        Kaum. Vielleicht ist so ein Produkt auch
                            1. April 2020 CEO der Ringier Axel Springer   die Prüfungen lernte und die Liz-Arbeit          Video-Calls können einen persönlichen            irgendwann am Ende seines Lebenszyklus
                            Schweiz AG, dem 2016 gegründeten Joint        schreiben musste, keine Zeit mehr, um            Kontakt nicht ersetzen.                          angekommen. Bei den Frauenzeitschriften
                            Venture von Ringier und Axel Springer         jeden Tag zu üben. Also habe ich das                                                              hat weltweit eine Marktbereinigung
                            Schweiz. Zuvor war er ab 2014 bei Ringier     Instrument von einem Tag auf den anderen         Im Juli sagten Sie in einem Interview, das       stattgefunden. Diese qualitativ sehr
                            für Operations und Business Development       weggelegt und nie mehr angefasst.                Unternehmen RASCH sei profitabel, verdiene       hochwertigen Produkte leben von den
                            verantwortlich und ab 2016 zudem CEO der                                                       Geld, und der Herbst verspreche verheis-         Anzeigenerlösen, nicht von den Nutzer-
                            Blick-Gruppe. Alexander Theobald wuchs        Welche Hobbys haben Sie heute?                   sungsvoll zu werden.                             markterlösen. Und wenn die Werbeeinnah-
                            in Deutschland und der Schweiz auf, wo er     Essen und Trinken. Und ich betätige mich         Die Buchungsstände der Anzeigen waren            men ausbleiben, wird es schwierig.
                            Geisteswissenschaften (Allgemeine             körperlich, damit man es nicht zu fest           positiv. Auch der Sommer war unter den
                            Geschichte, Publizistik und Politologie)      merkt (lacht). Ich mag guten Wein und            gegebenen Umständen gut. Wir haben Geld          Greift das Sparprogramm? Blicken Sie jetzt
                            studierte und 1992 seinen Abschluss           gehe, wie man ja weiss, seit zehn Jahren         verdient. Wenn man liest, was in der             optimistisch in die Zukunft?
                            machte. Er ist glücklich verheiratet und      mit meiner Frau jeden Samstag ins                Wirtschaftswelt sonst so passiert, ist das       Wir mussten schmerzliche Massnahmen
                            wohnt in Baden AG.                            Restaurant Zum Bären nach Birmenstorf.           doch schon einmal eine Leistung. Fest            treffen. Ich bin aber davon überzeugt, dass
                                                                          Das ist ein Luxus, den wir uns gönnen.           steht, dass wir weit weg von dem sind, was       diese notwendig und richtig waren und

4 |   DOMO – Oktober
             August 2020
                     2020                                                                                                                                                                    DOMO – Oktober 2020      | 5
"Ich glaube an die Zukunft von Zeitschriften" - Diversity & Inclusion: Vielfalt wird bei Ringier zum strategischen Ziel - Ringier AG
INTERVIEW

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uns für die kommenden Jahre Ruhe geben         Die Bezahlschranke, also Paid Content, das       markter guckt immer auf seine Kommissi-
werden. Nun ist mir wichtig, dass wir den      alleine wird vermutlich nicht reichen.           on, der Inventargeber schaut hingegen auf
Fokus stark auf unsere Nutzerinnen und         Ja, das ist richtig. Auch hier schauen wir       die Maximierung seines Umsatzes. Es ist
Nutzer richten und intensive Diskussionen      intensiv, wie der Markt funktioniert und         relativ einfach: Wenn ein Drittvermarkter

                                                                                                                                                  Pseudo-Normalität»
mit den Redaktionen über die Qualität der      welche Möglichkeiten sich bieten. Ende           eine Million mehr Umsatz machen kann,
Produkte führen. Das als erster Punkt.         dieses Jahres werden wir entsprechende           dann wird er dafür eine Person anstellen.
                                               Ansätze präsentieren.                            Ein Inventargeber kann für eine Million
Und zweitens?                                                                                   Umsatz vier Mitarbeitende einstellen.
Es werden immer weniger Zeitschriften          Halten Sie das Modell, Redaktionen zusam-        Deshalb macht es Sinn, wenn die Vermark-
abonniert und immer weniger gelesen.           menzulegen – so wie es andere Medienhäuser       tung von Digital und Print wieder ganz
Diesem Trend müssen wir entgegenwirken.        praktizieren –, für eine gute Lösung?            nahe beim Inventargeber ist.
                                               Davon halte ich nichts. Es können in den
                                               Kernthemen nicht dieselben Leute eine
Wie gelingt das?
Ich bin überzeugt, dass es Zeitschriften       Schweizer Illustrierte und eine GlücksPost
                                                                                                 Sie engagieren sich als Mitglied im neu
                                                                                                ­ eschaffenen Diversity & Inclusion Board
                                                                                                g                                                      Das Leben nach dem Lockdown hat es in sich: Verschwörungstheorien,
noch sehr lange geben wird und diese auch
erfolgreich sein können. Sonst wäre ich
                                               produzieren. Gleiches gilt für Handels­
                                               zeitung und BILANZ. Jedes Produkt hat
                                                                                                der Ringier AG. Wie hoch ist der Anteil
                                                                                                ­tonangebender Frauen bei RASCH?                    ­Superspreader, Post-Lockdown-Anxiety. Trotz zurückgewonnener Freiheiten
nicht hier. Alles, was wir bei RASCH tun,
können wir noch besser machen. Verbesse-
                                               seine Identität, seine Seele. Davon lebt eine
                                               Marke. Diese Eigenständigkeit muss sein.
                                                                                                 Wir müssen uns nicht verstecken, dennoch
                                                                                                 könnte der Anteil höher sein. Die Schweizer         im Alltag bereitet das «neue Normal» Mühe. Woran das liegt, wie man damit
rungspotenzial sehe ich in jedem Bereich,
bei den Produkten, beim Marketing und          Sie betonen in Interviews gerne, neue Ideen
                                                                                                 Illustrierte hat einen einmalig hohen Anteil
                                                                                                 an Frauen, das freut mich. Dass wir in allen
                                                                                                                                                     umgehen kann und wo die Fallen liegen – Professor Dr. Katja Cattapan weiss,
beim Verkauf.                                  müssten von den Redaktionen kommen. Ist
                                               das nicht der Job der Medienmanager? Jour-
                                                                                                 Bereichen mehr Frauen nach vorne brin-
                                                                                                 gen, ist mir ein persönliches Anliegen.
                                                                                                                                                                   was Verunsicherung mit unserer Psyche macht.
Wird das reichen?                              nalisten sollen gute Geschichten abliefern.                                                                                                                       Interview Bettina Bono
Nein. Deshalb ist es mein Anspruch,            Kreativität ist fast immer der Treiber für       Weshalb?
Neuheiten zu entwickeln und zu lancieren.      den Erfolg! Ich glaube nicht daran, dass         Weil Frauen anders funktionieren als
Bisher hat man vor allem versucht, die         man mit Marktanalysen noch irgend­welche         Männer. Ich habe immer wieder mit                 Frau Cattapan, beim Coiffeur, im Restaurant,
Inhalte der gedruckten Produkte mehr oder      Nischen findet. Wir arbeiten bei RASCH           beeindruckenden Frauen zusammengear-              am Arbeitsplatz – überall sind wir wieder
weniger attraktiv online zur Verfügung zu      gerade an einem neuen Zeitschriften-Pro-         beitet. Beispielsweise mit Maili Wolf, die        willkommen. Für viele fühlt es sich aber
stellen oder zu ergänzen. Und das ist aber     jekt für den TV-Bereich. Und woher kam die       einst bei Ringier meine Chefin war. Frauen        nicht so an. Woran liegt das?
nur beschränkt erfolgreich gewesen.            Idee dazu? Aus der Redaktion. Medienma-          bringen eine andere Sicht und eine andere         Es ist objektiv gesehen eine Pseudo-Nor-
                                               nager können Opportunitäten abschätzen,          Arbeitsmethodik an den Tag. Man darf nie          malität. Zu Beginn des Lockdowns hatte
Also braucht es neue Einnahmequellen.          Kalkulationen erstellen und Projekte             den Fehler machen, nur Leute um sich              man das Gefühl, wir verziehen uns in
Und neue Ideen. Wir müssen uns in allen        umsetzen. Aber die gute Idee kommt               herum zu dulden, die die gleiche Denke wie        unsere Wohnungen – und wenn wir
Bereichen fragen, welche Kompetenzen wir       meistens von den Leuten, die sich tagtäg-        man selbst haben.                                 wieder rauskommen, ist die Gefahr, das
haben, die wir digitalisieren oder wo wir      lich mit ihrem Produkt auseinandersetzen.                                                          Virus weg. Oder es gibt eine wirksame
Geschäftsfelder aufbauen können. Jenseits                                                       Es fanden kürzlich die ersten Workshops zu        Therapie, gar eine Impfung.
von dem, was wir bisher ge­macht haben.        Wechseln wir den Fokus. Neben Ihrer Tätig-       Diversity & Inclusion statt, drei Themen wur-
Das können wir, und daran arbeiten wir.        keit als CEO von RASCH sind Sie seit vier Jah-   den vertieft: Teilzeitarbeit, Geschlechterver-    So ist es aber nicht. Das Virus ist weiter da,
                                               ren auch Chief Operating Officer von Ringier     hältnis und Altersstruktur. Welches Thema ist     unsichtbar.
Können Sie das konkretisieren?                 Schweiz. In dieser Funktion tragen Sie die       Ihnen persönlich am nächsten?                     Genau. Wenn man kein grossartiger
Ich gebe Ihnen ein Beispiel. Beim Beobach-     Verantwortung für die neue Vermarktungs-         Das Thema Altersstruktur. Das betrifft            «Verdränger» ist, fühlt es sich heute
ter haben wir eine sehr hohe Beratungs-        einheit Ringier Advertising, die soeben ihre     mich direkt, weil ich 56 Jahre alt bin.           anders an, zum Coiffeur, ins Fitness und
kompetenz mit viel Service-Charakter.          Arbeit aufgenommen hat. Die Vermarktung          Und in diesem Alter fängt man an, anders          ins Büro zu gehen. Ich bin sehr erstaunt,
Diesen Bereich werden wir verstärkt            ist ein Bereich, der in den vergangenen Jahren   über gewisse Dinge nachzudenken.                  wie oft ich das Wort «Normalität» höre.
digitalisieren. Deshalb haben wir auch die     kaum zur Ruhe gekommen ist.                                                                        Als wolle man etwas beschwören, das
Plattform «GetYourLawyer» gekauft, die         Die Verwerfungen in der Werbevermark-            Inwiefern?                                        nicht ist. Dabei ist die Gefahr einer
digitale Schweizer Anwaltsplattform.           tung sind gross, da ist Veränderung kaum         Man hat andere Werte, die Perspektive             Ansteckung weiterhin gegeben. Unsere
Hier können wir ein Geschäftsmodell            zu vermeiden. Bei der 100-Prozent-Über-          ändert sich. Ich gebe Ihnen ein Beispiel,         Aufgabe besteht jetzt darin, einen Weg
aufbauen, das mit unseren Kompetenzen          nahme von Admeira durch die Ringier AG           auch wenn mein Chef das nicht gerne lesen         zu finden, weitere Ansteckungen zu
zu tun hat. Auch Cash, unser Wirtschafts-      im Februar 2020 gaben wir bekannt, dass          wird (lacht). Ich würde gerne einmal ein          vermeiden, ohne Faktoren wie Wirt-
und Finanzportal, ist ein hochinteressan-      die Vermarktung der Ringier- und RASCH-          Sabbatical machen, das fände ich toll. Vor        schaftlichkeit, soziale Kontakte und
tes Modell. Das Portal ist rentabel, unter     eigenen Print- und Digitalange­bote künftig      zehn Jahren hatte ich ganz andere                 Genuss ausser Acht zu lassen. Es hilft, sich
anderem durch die enge Kooperation mit         in Eigenregie erfolgt und sich Admeira auf       Interessen. Ebenfalls fragt man sich im           über unsere wiedergewonnenen Freihei-
der bank zweiplus. Wir profitieren hier        die TV-Vermarktung konzentriert. Die             Alter, ob die aktuelle die letzte Arbeitsstelle   ten zu freuen. Wie beispielsweise wieder         Prof. Dr. med. Katja Cattapan, Fachärztin FMH für Psychiatrie und Psychotherapie, arbeitet als
von Leads und neuen Kontoeröffnungen.          entsprechenden Teams sind in die neu             ist oder nicht. Bei mir ist das hoffentlich der   Blumen kaufen zu können und in einem             Stv. Ärztliche Direktorin und Chefärztin Privatstationen am Sanatorium Kilchberg.
                                               gegründete Vermarktungsunit Ringier              Fall, denn ich habe ja gerade erst als CEO        Restaurant im Freien etwas zu trinken.
Funktioniert das bei den Wirtschaftsmedien?    Advertising gewechselt. Um den komple-           von RASCH angefangen. Aber auch hier
Beim Wirtschaftsportal HZ+ auf die             xen Prozess abzuschliessen, hat es mehrere       ändern sich mit zunehmendem Alter die             Trotz Freiheiten sehnen sich manche nach
Bezahlschranke zu setzen, war richtig.         Monate gebraucht. Ich bin überzeugt, dass        Perspektive und die Denke.                        dem Lockdown zurück.                             hatten und während des Lockdowns viel               Lockdown, liegt es vor allem in der
Die Wirtschaftsmedien stehen im Moment         wir in dieser Konstellation richtig aufge-                                                         Einige hatten im Lockdown ein Aha-               besser zur Ruhe gekommen sind.                      Selbstverantwortung jedes Einzelnen,
sehr unter Druck, und unser qualitativer       stellt sind und sich Ringier Advertising im      Egal, was man Sie fragt, nervös scheinen          Erlebnis. Ich kenne Väter, die früher ihre                                                           wie er sein Leben gestaltet.
Anspruch ist hoch. Diese Titel haben für       Markt schnell etablieren wird.                   Sie nie zu werden. Deshalb zum Schluss:           Kinder fast nie gesehen haben, weil sie          Die Entschleunigung und die verringerte
uns einen grossen Wert, weil sie eine grosse                                                    Was macht Sie nervös?                             ständig auf Geschäftsreisen waren. Diese         ­ obilität hatten also ihr Gutes?
                                                                                                                                                                                                   M                                                   Selbstverantwortung kannten wir schon vor
Strahlkraft haben. RASCH ohne BILANZ,          Welche Vorteile versprechen Sie sich von         Im Geschäft: schlechte Zahlen.                    Männer wollen nicht wieder in die alten          Unbedingt. Ausserdem war im Lockdown                Corona. Wieso tun wir uns so schwer damit?
das wäre eine andere Firma.                    dieser neuen Lösung?                                                                               Muster zurück. Genauso geht es Men-              fast alles geregelt. Hielt man sich an die          Die Gefahr einer Ansteckung betrifft
Aber auch hier gilt, dass wir kein Geld        Zentral ist, dass die Vermarktung wieder         Und im Privaten?                                  schen, die aufgrund ihres unruhigen              Richtlinien, war man vor einer Anste-               praktisch noch immer alle Lebensberei-
verlieren wollen.                              viel näher beim Inventar ist. Ein Drittver-      Wenn meine Frau böse auf mich ist.               Lebenswandels starke Schlafstörungen             ckung ziemlich sicher. Jetzt, nach dem              che. Etwas in dieser Dimension war

6 |   DOMO – Oktober 2020                                                                                                                                                                                                                                                  DOMO – Oktober 2020      | 7
"Ich glaube an die Zukunft von Zeitschriften" - Diversity & Inclusion: Vielfalt wird bei Ringier zum strategischen Ziel - Ringier AG
INTERVIEW                                                                                                                                                                                                                                                                               INTERVIEW
schlicht unvorhersehbar. Ausserdem              Ab welchem Punkt ist in Zeiten einer              rungen mit früheren Erlebnissen von
scheint diese Situation endlos. In unserer
Kultur, in der alles so geordnet und
                                                Pandemie eine Angst nicht mehr nur eine
                                                Befürchtung?
                                                                                                  Unsicherheit. Aber auch dem allgemeinen
                                                                                                  Stressniveau, der Fähigkeit, sich neuen
                                                                                                                                                                                                                                                                              Buchtipp
abgesichert war, sind Unsicherheit und          Etwas Furcht ist aktuell notwendig, um            Situationen anzupassen, und dem                                                                                                                                                                 Meistern Sie Angst und
Kontrollverlust schwer erträglich.              weiter vorsichtig zu sein. Wer sich               Vorhandensein von sozialer Unterstüt-                                                                                                                                                           Sorgen! Wenn es doch nur
                                                aufgrund seiner Ansteckungsängste gar             zung. Manche Menschen, die sonst sehr                                                                                                                                                           so einfach wäre, sich seiner
Genauso wie Social Distancing. Begrüssungs­     nicht mehr aus dem Haus traut, nicht zur          stabil im Leben stehen, die aber in ihrer                                                                                                                                                       Sorgen zu entledigen. Die
küsschen und Händeschütteln waren uns           Arbeit geht, nicht mehr schlafen kann,            Kindheit erlebt haben, wie es ist, schutz-                                                                                                                                                      Betroffenen fühlen sich ihren
antrainiert.                                    sehr angespannt und irritierbar ist, der          los ausgeliefert zu sein, fallen jetzt ins                                                                                                                                                      Befürchtungen ausgeliefert,
Sie sind ein Teil unserer Kultur, ein Ritual.   sollte das als Zeichen für das Vorliegen          Bodenlose. Andere Menschen, deren                                                                                                                                                               und ihre Gedanken drehen
Mit Handgeben, Umarmen und Busserln             einer Angst nehmen, die man behandeln             Leben immer sehr kontrolliert verläuft,                                                                                                                                                         sich wie ein Karussell. Das
zeigen wir Nähe. Noch immer erwischen           lassen sollte.                                    sind nun nicht in der Lage, sich auf die                                                                                                                                                        Patientenmanual erklärt
sich Leute dabei, zur Begrüssung ganz                                                             neue Situation einzustellen.                                                                                                                                                Ursachen und Hintergründe, liefert Fallgeschich­
automatisch die Hand auszustrecken, um          Covid-19 macht also auch Nichtinfizierte                                                                                                                                                                                      ten und umfasst alle wichtigen Übungen,
sie dann abrupt wieder zurückzuziehen.          krank, zumindest deren Psyche?                    Wie sieht ein gesundes Angstmanagement                                                                                                                                      Protokolle und Arbeitsblätter.
Irritierend ist es ausserdem, mit Men-          Die Corona-Pandemie ist in der Tat ein            aus?
schen zu sprechen, die eine Maske tragen.       grosses psychologisches Experiment. Ich           Wir unterscheiden zwischen «heissen»                                                                                                                                        Hogrefe Verlag, ab CHF 26.–
Ein grosser Teil der Mimik fällt weg. Das       erlebe viele Menschen, die das wirklich           und «kalten» Gedanken. Die «heissen»                                                                                                                                        ISBN 978-3-456-85533-2
schafft Distanz. Menschliche Kontakte           gut meistern. Aber welche psychischen             Gedanken bringen Sorgenschleifen mit
sind lebenserhaltend, doch jetzt haftet         Folgeschäden die Pandemie haben wird,             sich, und die damit verbundene Angst
ihnen immer der Schatten einer potenziell       werden wir wohl erst nach einigen Jahren          dominiert alle Lebensbereiche. Meist
gefährlichen Ansteckung an. In Zeiten           wirklich sagen können. Es gibt auf jeden          erscheinen sie verbunden mit vegetativen
von Corona müssen wir aber lernen,              Fall Menschen, die bisher sehr stabil             Symptomen wie schneller Atmung,                                                                                                                                             Hängt damit auch die zu beobachtende
unsere Umgangsformen neu zu interpre-           waren und jetzt eine Angsterkrankung              erhöhtem Puls und Ruhelosigkeit. Das Ziel                                                                                                                                   Unlust, Hygiene- und Abstandsregeln einzu­
tieren. Generell finde ich den Begriff          oder Depression entwickelt haben.                 ist, die «heissen» in «kalte» Gedanken                                                                                                                                      halten, zusammen?
«physical distancing» eigentlich passen-                                                          umzuwandeln. Dazu stellen wir uns                                                                                                                                           Sie ist ein nichtrationales und nichtver-
der. Sozial sollten wir uns weiter verbun-      Den einen plagen Existenzängste, der ande­        folgende Frage: Ist meine Einschätzung                                                                                                                                      antwortungsvolles Verharren in der «alten
den fühlen. Freundschaft und Solidarität        re freut sich über die freien Plätze morgens      der Gefahr und Bedrohung realistisch und                                                                                                                                    Normalität». Wer niemanden persönlich
sind vor allem in Krisenzeiten wichtige         in der S-Bahn. Sind gewisse Menschen              gelingt es mir, aufgrund von Fakten die                              Rund um den Globus wird Abstand gehalten. Wie hier in Peru vor der lokalen Markthalle                  kennt, der schwer erkrankt ist, kann die
Werte. Werden diese vernachlässigt,             einfach krisenresistenter?                        Sorgen neu zu bewerten und abzuschwä-                                der Stadt Piura.                                                                                       Situation besonders erfolgreich verdrän-
können Verunsicherung und Angst an              Die Resilienz – die seelische Widerstands-        chen? Eine Maske zu tragen und sich die                                                                                                                                     gen. Doch am Ende tragen wir alle die
Raum gewinnen.                                  fähigkeit – hängt ab von genetischen,             Hände zu waschen, hilft im Endeffekt                                                                                                                                        Konsequenzen.
                                                epigenetischen und biografischen                  doch mehr, als wegen Katastrophen­
Ist ein mulmiges Gefühl bereits ein erstes      Faktoren wie Erziehungsstil und Erfah-            fantasien schlaflose Nächte zu haben.                                möglicher Arbeitsplatzverlust. Kann der            wundern werden, wenn die Krise vorbei               In Krisenzeiten boomen Verschwörungs­
Anzeichen einer Post-Lockdown-Anxiety?                                                            Ausserdem ist es erwiesen, dass wir                                  Arbeitgeber hierzu Klarheit und Transpa-           ist». So eine veränderte Perspektive kann           theorien. Sucht der Mensch nach einfachen
Sollte sich dieses Gefühl auf alle Lebens-                                                        unsere Anspannung sehr gut durch                                     renz bieten, führt dies zur Entlastung.            positive Kräfte mobilisieren. (Siehe Box            Wahrheiten, wenn ihm die Welt zu kompli­
bereiche beziehen, könnte es ein Vorzei-                                                          regelmässige Entspannungs- und                                                                                          links.)                                             ziert wird?
chen sein. Post-Lockdown-Anxiety steht                                                            Achtsamkeitsübungen positiv beeinflus-                               Tatsache bleibt, dass unser «altes» Leben                                                              Wenn Menschen keine Kontrolle über die
für eine andauernde und beeinträchtigen-
de Angstreaktion. Die typischen Anzei-
                                                 Die Corona-Rückwärts-                            sen können. (Siehe Buchtipp rechts.)                                 bedeutend schöner und leichter war. Die
                                                                                                                                                                       Parole lautet jetzt: Durchhalten! Das ist an­
                                                                                                                                                                                                                          Die Aussicht auf einen persönlichen Vorteil
                                                                                                                                                                                                                          war bislang immer ein Anreiz, das eigene
                                                                                                                                                                                                                                                                              Situation, in der sie sich befinden, haben,
                                                                                                                                                                                                                                                                              sind sie anfällig für Verschwörungs­
chen gleichen denen gesundheitsbezoge-           Prognose                                         Entschleunigung ist also wichtiger denn je?                          strengend – auch aus psychologischer Sicht?        Verhalten zu ändern. Die eigene Gesundheit          theorien. Es gibt dazu ein spannendes
ner Ängste: Sorgenschleifen, schnelle                                                             Richtig. Im Alltag, im Büro zwischen-                                Absolut. Durchhalteparolen sind für einen          scheint vielen nicht Motivation genug?              Experiment, das die Psychologen Whitson
                                                 Wie wird das Coronavirus unser Leben,
Erregbarkeit, Irritierbarkeit und Anspan-                                                         durch kleine Pausen einzubauen und den                               längeren Zeitraum nicht geeignet. Im               Nicht krank zu werden, ist ein Vermei-              und Galinsky 2008 in der Fachzeitschrift
                                                 unsere Gesellschaft verändern? Der
nung mit verschiedenen körperlichen                                                               Kontakt zu den Kollegen zu pflegen, hilft.                           Wissen, dass danach eine Erholung                  dungsziel. So ähnlich wie nicht mehr zu             «Science» veröffentlicht haben. Sie
                                                 Zukunftsforscher Matthias Horx hat eine
Symptomen.                                                                                        Es ist wichtig, ein Bewusstsein dafür zu                             kommt, mag das über kurze Zeit funktio-            rauchen oder weniger zu essen. Vermei-              entdeckten, dass Kontrollverlust unser
                                                 kleine Zeitreise unternommen und darüber
                                                                                                  haben, dass wir «in besonderen Zeiten»                               nieren. Jetzt scheint es mir sinnvoller,           dungsziele sind in ihrer Umsetzung oft              Gehirn Strukturen suchen lässt, die gar
                                                 einen Text geschrieben:
Was sind gesundheitsbezogene Ängste?                                                              leben. Wir müssen vorsichtig mit uns                                 darüber nachzudenken, der neuen                    wenig effektiv.                                     nicht vorhanden sind. Dies kann dann zu
                                                 «Ich werde derzeit oft gefragt, wann Corona
Wir unterscheiden generell zwischen                                                               umgehen, gerade weil die Situation wohl                              Situation mit verändertem Verhalten zu                                                                 fatalen Fehleinschätzungen und überge-
                                                 denn vorbei sein wird und alles wieder zur
realen Befürchtungen und krankhaften                                                              noch länger dauern wird.                                             begegnen – statt in der überfüllten                                                                    ordnet zu Verschwörungstheorien führen
                                                 Normalität zurückkehrt. Meine Antwort:
Ängsten. Erstere sind überlebenswichtig.                                                                                                                               Kantine mit Abstandsregeln zu essen,                                                                   – indem man Dinge miteinander in Bezug
                                                 Niemals. Es gibt historische Momente, in
Sie schützen uns. Beispiel: Wir springen                                                          Gibt es Hilfestellungen, die der Arbeitgeber                         über Mittag in den naheliegenden Park                                                                  setzt, die eigentlich in keinem Zusam-
nicht von einem Felsen, wenn wir nicht
                                                 denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir
                                                 nennen sie Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind
                                                                                                  leisten kann?                                                        gehen und sich etwas vom Take-away                  Katja Cattapan                                     menhang stehen, zum Beispiel zwischen
wissen, ob das Wasser darunter tief genug                                                         Klare Vorgaben bezüglich der Hygiene-                                holen. Oder wenn ich Freunde treffen will,          Prof. Dr. med. Katja Cattapan, 51, hat in          5-G-Antennen, Bill Gates oder Kondens-
                                                 jetzt. Die Welt, wie wir sie kennen, löst sich
ist. Dem gegenüber stehen Ängste mit                                                              und Sicherheitsregeln sind essenziell.                               dann vielleicht auf einem gemeinsamen               Deutschland Medizin studiert. Die Psychia­terin    streifen am Himmel und Corona.
                                                 gerade auf. Aber dahinter fügt sich eine neue
Krankheitscharakter. Diese nehmen ein                                                             Die Rückkehr aus dem Homeoffice an den                               Spaziergang oder auf der Terrasse.                  lebt seit 25 Jahren in der Schweiz und
                                                 Welt zusammen, deren Formung wir
solches Ausmass an, dass unser Leben                                                              Arbeitsplatz sollte möglichst schrittweise                                                                               war u. a. Oberärztin an den Universitären          Würden wir die tröstenden Worte «Alles
                                                 zumindest erahnen können. Dafür möchte ich
stark beeinträchtigt wird. Die damit                                                              erfolgen. Das neue «Zusammenleben»                                   Sie appellieren an unsere Kreativität.              Psychiatrischen Diensten Bern.                     kommt gut» hören, wäre doch eigentlich
                                                 Ihnen eine Übung anbieten, mit der wir in
verbundenen Sorgen stehen in keiner                                                               bewusst positiv zu gestalten, hilft                                  Menschen, die für sich kreative, flexible           Heute arbeitet sie als Stv. Ärztliche Direktorin   alles ganz einfach, oder?
                                                 Visionsprozessen bei Unternehmen gute
Relation mehr zur realen Bedrohung.                                                               ebenfalls. Wichtig erscheint mir auch die                            Lösungen finden, sind zufriedener als die,          und Chefärztin Psychotherapie und Privat­          Ja, unser «inneres Kind» wünscht sich
                                                 Erfahrungen gemacht haben. Wir nennen sie
Dauern solche Ängste länger an, werden                                                            Diskussion zu den Themen: Was war im                                 die dem «alten Leben» nachtrauern. Ich              stationen am Sanatorium Kilchberg ZH und ist       natürlich, getröstet zu werden. Doch ich
                                                 die RE-Gnose. Im Gegensatz zur PRO-Gnose
sie chronisch und beeinträchtigen den                                                             Lockdown, im Homeoffice besser? Wohin                                bin ausserdem sicher, dass viele auch in            Titularprofessorin der Universität Bern. Zu        gehe davon aus, dass uns das Thema noch
                                                 schauen wir mit dieser Technik nicht in die
Alltag wie Beruf, Familie, Freizeit.                                                              wollen wir nicht wieder zurück? Sehr viele                           dieser speziellen Zeit positive Erfahrun-           ihren klinischen Schwerpunkten zählen die          länger beschäftigen wird. Wir brauchen
                                                 Zukunft – sondern von der Zukunft aus zurück
                                                                                                                                                  Foto: Getty Images

Die Folgeschäden daraus können Schlaf-                                                            spannende Punkte, die es zu beleuchten                               gen gemacht haben. Und auf diese lohnt es           Therapie von Stress­verarbeitungs­störungen,       also einen langen Atem und gute Strategi-
                                                 ins Heute.»
störungen, Schmerzen, Depress­i­onen und                                                          gilt! Jetzt ist es sinnvoller denn je,                               sich zu fokussieren. Grossen Anklang hat            Depressionen und Angst­stör­ung­en.                en, um mit den Belastungen umzugehen.
                                                 Neugierig geworden? Lesen Sie den ganzen
Suchtmittelgebrauch sein.                                                                         Mitarbeitergespräche zu führen, um die                               der Text des Trendforschers Matthias                Frau Cattapan ist verheiratet und lebt mit         Wichtig ist, dass wir uns auf grundlegen-
                                                 Text: www.horx.com/48-die-welt-nach-corona
                                                                                                  Situation jedes Einzelnen zu erfassen.                               Horx gefunden mit dem Titel «Die                    ihrem Partner und ihrem Sohn in Horgen ZH.         de, existenzielle Werte konzentrieren, die
                                                                                                  Eine wichtige Frage, die viele quält, ist ein                        Cor­ona-­Rückwärts-Prognose: Wie wir uns                                                               einem persönlich wichtig sind. 

8 |   DOMO – Oktober 2020                                                                                                                                                                                                                                                                        DOMO – Oktober 2020      | 9
"Ich glaube an die Zukunft von Zeitschriften" - Diversity & Inclusion: Vielfalt wird bei Ringier zum strategischen Ziel - Ringier AG
SCHWEIZER ILLUSTRIERTE                                                                                                                             SCHWEIZER ILLUSTRIERTE

                                                                                                                                 Topbanker tat. Als der Credit-Suisse-      Nina Siegrist (2. v. l.)   Gründlichkeit und Zuverlässigkeit.
                                                                                                                                 Mann von Siegrist interviewt wurde,        führt zusammen             Stefan Regez, Leiter Publikumszeit-
                                                                                                                                 antwortete er auf eine ihrer Fragen:       mit Kollege Werner         schriften der Ringier Axel Springer
                                                                                                                                 «Da spielt der Leverage-Effekt eine        De Schepper (r.)           Schweiz AG, der sie als Wirtschafts­
                                                                                                                                 Rolle.» Und fügte an: «Aber Sie wis-       die Schweizer              chefin im SI-Nachrichtenressort ken-
                                                                                                                                 sen vermutlich nicht, was das ist.»        Illustrierte. «Sie         nenlernte, erinnert sich, dass Nina in
                                                                                                                                 Nina lacht noch heute, wenn sie an         ist ein Mensch, auf        der ersten Woche klar sagte, was für
                                                                                                                                 seinen Gesichtsausdruck denkt. In          den man zählen             eine Erwartungshaltung sie an die
                                                                                                                                 breitem Schaffhauser Dialekt ant-          kann», sagt                Chefredaktion habe. «Sie ist zielstre-
                                                                                                                                 wortete sie: «Momol, der beschreibt        Stefan Regez               big, zuverlässig und verbindlich – auf
                                                                                                                                 die Hebelwirkung von Fremdkapital          (2. v.r.), Leiter          fachlicher wie auf menschlicher
                                                                                                                                 auf die Eigenkapitalrendite.» Sie sei      Publikumszeit-             Ebene. Sie macht keine leeren Ver-
                                                                                                                                 nicht dumm, nur weil sie die Frau          schriften Ringier          sprechungen.» Auch der langjährige
                                                                                                                                 von der Schweizer Illustrierten sei,       Axel Springer              Ringier-Zeitschriftenchef Urs Heller,
                                                                                                                                 sagt sie selbstbewusst.                    Schweiz, über die          67, lobt. «Nina ist ein Talent. Als
                                                                                                                                     Das Selbstbewusstsein bekommt          41-Jährige.                Schreiberin, als Macherin, als Lea-
                                                                                                                                 die Journalistin aus ihrem «eher                                      der. Wir haben sie früh entdeckt
                                                                                                                                 hippiemässig sozial orientierten,                                     und gefördert. Dass sie jetzt Chef­
                                                                                                                                 aber auch gut schweizerischen                                         redaktorin ist, macht mich stolz.»
                                                                                                                                 ­Elternhaus» mit. «Konflikte wurden                                       Nina Siegrist teilt sich die Chef­
                                                                                                                                  ausdiskutiert.» Der Vater ist Schul-                                 redaktion mit Werner De Schepper,
                                                                                                                                  hausvorsteher, die Mutter Lehrerin.                                  55. Beide arbeiten im 80-Prozent-
                                                                                                                                  «Wenn ich im Unterricht vor der Tür                                  Pensum. Nina ist Mutter von dreijäh-
                                                                                                                                  landete, bekam es mein Vater garan-                                  rigen Zwillingstöchtern, ihr Kollege
                                                                                                                                  tiert mit. Und als mich meine Mutter                                 hat neben zwei erwachsenen Kin-
                                                                                                                                  unterrichtete, nahm sie mich trotz                                   dern noch einen kleinen, zweijähri-
                                                                                                                                  Aufstrecken nie dran, weil sie mich                                  gen Sohn. Von De Schepper ist über-
                                                                                                                                  nicht bevorzugen wollte.» Obschon                                    liefert, dass ihm bei Nina, als er ihr
                                                                                                                                  Nina eine gute Schülerin ist, in die                                 2015 erstmals bei der SI begegnete,
                                                                                                                                  Fussstapfen der Eltern will sie kei-                                 gleich auffiel, dass sie «deutlich ihre
                                                                                                                                  nesfalls treten. Der Berufsberater rät:                              Meinung kundtat und Haltung zeig-
                                                                                                                                  «Studieren Sie Medizin.» Aber Nina                                   te». Eine Eigenschaft, die er enorm
                                                                                                                                  will nach der Matur «schaffen»,                                      schätze, sagt De Schepper. Und die
                                                                                                                                  macht eine KV-Schnellbleiche, wie                                    für einen Chef, egal ob Mann oder
                                                                                                                                  sie es nennt, und heuert als Sekre­                                  Frau, wichtig sei. Gerade bei Diskus-
                                                                                                                                  tärin bei Baker McKenzie an, einer                                   sionen um die Cover-Schlagzeile
                                                                                                                                  Zürcher Wirtschaftskanzlei. «Bis ich                                 zeige sich immer wieder: «Nina lässt
                                                                                                                                  merkte, dass es das nicht sein kann.»                                nichts durchgehen, was nach Kli-
                                                                                                                                     Sie studiert Publizistik, Wirt-                                   schee schmeckt oder nicht gender-
                                                                                                                                  schafts- und Filmwissenschaften                                      gerecht ist.»
                                                                                                                                  in Zürich und Hamburg («Ich liebe                                        Der Job als Chefredaktorin ver-
                                                                                                                                  die Stadt»), «Medien interessierten                                  langt Siegrist gleich zu Beginn eini-
                                                                                                                                  mich», sagt sie. Für Wirtschaft ent-                                 ges ab. Aufgrund von Sparmass­
                                                                                                                                  scheidet sie sich, «weil BWL etwas                                   nahmen werden die Redaktionen
                                                                                                                                  Solides ist». Und Film ist ihre Leiden-                              von Schweizer Illustrierte und SI
                                                                                                                                  schaft. Um sich das Studium zu                                       Online verkleinert und zusammen-
                                                                                                                                  finanzieren, schreibt sie für die
                                                                                                                                  ­                                                                    geführt. Nina muss mit ihren Kolle-
                                                                                                                                  «Schaffhauser Nachrichten» – vor                                     ginnen und Kollegen Kündigungsge-

  Die erste Chefin
                                                                                                                                  allem über Theater, Kunst und                                        spräche ­f ühren. «Ich versuchte, mich

                                                                                      D      ie Frau ist für man(n)che Über-
                                                                                             raschung gut. Als Nina Siegrist,
                                                                                      41, die neue Co-Chefredaktorin
                                                                                                                                  Musik. «Anfangs musste ich alles
                                                                                                                                  ­
                                                                                                                                  googeln.» Schon bald übernimmt
                                                                                                                                  Nina die Leitung der Wochen-Beilage
                                                                                                                                                                                                       sehr gut vorzubereiten und dann aus
                                                                                                                                                                                                       dem jeweiligen Moment heraus zu
                                                                                                                                                                                                       agieren», sagt sie und gesteht: «Es
                                                                                      der Schweizer Illustrierten, nach           «Express», wechselt zum SRF-Peop-                                    gab Augenblicke, in denen es mich
                                                                                      Amtsantritt Anfang Juli zu einem            le-Magazin «Glanz & Gloria». Doch                                    emotional durchgeschüttelt hat.» Ihr
                                                                                      Kundenmeeting mit einem «Züri               Schreiben liegt ihr mehr, und Anfang                                 grösster Wunsch: «So einen schmerz-
                                                                                      rollt»-Leihvelo vorfährt, fallen Sprü-      2008 landet sie bei Ringier. Für ihre                                haften Prozess dem Team nicht noch
                                                                                      che. «Das ist einer Chefredaktorin          erste Story zu einem Lawinendrama                                    mal zumuten zu müssen.» Sie soll

  Über 100 Jahre hatten Männer das Sagen bei der Schweizer Illustrierten. Seit Juli   unwürdig.» Der Kommentar ringt
                                                                                      ihr nur ein Augenrollen ab.
                                                                                                                                  interviewt sie für die Schweizer Illus-
                                                                                                                                  trierte den legendären Ski-Experten
                                                                                                                                                                                                       nun eine konvergente Redaktion
                                                                                                                                                                                                       aufbauen, «von null auf hundert» –

ist Nina Siegrist Co-Chefredaktorin des People-Magazins. Gleich zu Beginn muss sie         Die erste Chefin des Schweizer
                                                                                      People-Magazins misst sich nicht
                                                                                                                                  Art Furrer.
                                                                                                                                     Nina Siegrists erfrischende Art
                                                                                                                                                                                                       und mit weniger Personal. Bis Ende
                                                                                                                                                                                                       Jahr soll auch die neue Online-Stra-
 zahlreiche Stellen abbauen. «Das schüttelte mich emotional durch!» Jetzt führt sie   an Statussymbolen. Man kann sie
                                                                                      für ihr unprätentiöses Auftreten
                                                                                                                                  fällt auf. Wer mit ihr zusammen­
                                                                                                                                  arbeitet, schätzt ihre analytische und
                                                                                                                                                                                                       tegie stehen. Ihr Appell: «Jetzt müs-
                                                                                                                                                                                                       sen alle Nerven zeigen, Geduld haben
                     Print und Online zusammen. Text: René Haenig Foto: Geri Born     ­be­lächeln. Aber man sollte sie keines-
                                                                                       falls u
                                                                                             ­ nterschätzen, wie das einst ein
                                                                                                                                  strukturierte Herangehensweise an
                                                                                                                                  Aufgaben. Zu ihren Stärken zählen
                                                                                                                                                                                                       und auch mal improvisieren. Dann
                                                                                                                                                                                                       schaffen wir es!» 

10 |   DOMO – Oktober 2020                                                                                                                                                                                       DOMO – Oktober 2020    | 11
"Ich glaube an die Zukunft von Zeitschriften" - Diversity & Inclusion: Vielfalt wird bei Ringier zum strategischen Ziel - Ringier AG
BLICKPUNKT RINGIER                                                                                                                                           An dieser Stelle stellt DOMO regelmässig die besten Fotos vor, die im vergangenen Quartal in Ringier-Titeln publiziert wurden.

Ringier-Fotos des Quartals
Fünf Bilder und ihre Geschichte: Corona-Armut, Corona-Wut und Corona-
Völlerei. Dazu ein harter Job in der Kiesgrube und Kurzarbeit auf dem Gipfel.

SCHWEIZER ILLUSTRIERTE                              SCHWEIZER ILLUSTRIERTE                              BEOBACHTER
NICOLAS RIGHETTI                     Fotografin    KURT REICHENBACH                        Fotograf   ANNE SEEGER                          Illustration
NICOLE SPIESS                     Bildredaktion    NICOLE SPIESS                      Bildredaktion                    Kann man der Leserschaft
                Früher war René Huonder                                 Eigentlich hat sich Fotograf                     während der Corona-Krise auch
                Architekt. «Bis mir das Leben                           Kurt Reichenbach auf einen                       ein wenig Humor auftischen?
                entglitt.» Nun wohnt der                                langen Arbeitstag auf dem                        Ja, findet Anne Seeger von der
                79-Jährige allein in einer                              1963 Meter hohen                                 Zeitschrift Beobachter, als
                Abbruchliegenschaft in Zürich-      Niederhorn eingestellt. Für die Schweizer                            sie während des Lockdowns
                Altstetten. Während des             Illustrierte soll er die schönsten Bergseen         einen Text mit dem Titel «So nimmt man
Lockdowns stand er täglich in der Schlange          der Schweiz fotografieren. Da darf das Seelein      im Homeoffice nicht zu» illustrieren soll.
für die Essensausgabe im Hope House der             beim Gipfel des Niederhorns nicht fehlen.           Schliesslich haben während des Lockdowns
Heilsarmee in Zürich. Diese gab während der         Schliesslich wohnt Kurt Reichenbach in der          (fast) alle das gleiche Problem: Man arbeitet
Corona-Pandemie täglich Gratis-Mittagessen          Nähe und weiss um das atemberaubende                fleissig von zu Hause aus, macht aber keine
an Obdachlose und weitere Menschen am               Panorama. «Gleich zu Beginn schoss ich ein          fünf Schritte am Tag – und nimmt zu. «Ich habe
Rande der Gesellschaft aus – weil andere            paar Bilder mit ein paar Wanderern. Aber der        zunächst ein paar Ideen skizziert und auch
soziale Institutionen wegen Corona geschlos-        eigentliche Plan war, bei Sonnenuntergang zu        an Spaghetti auf einem Teller in der Form
sen waren. Für René Huonder ist der soziale         fotografieren und den Weg ins Tal nachts mit        des Coronavirus gedacht», so Infografikerin
Kontakt bei der Essensausgabe der schönste          der Stirnlampe zu absolvieren.» Doch schon          Anne Seeger. Das Rennen macht aber der
Moment im Tag. «Sonst habe ich ja nieman-           nach zehn Minuten läuft Reichenbach ein             Hamburger mit Corona-Brötchen obendrauf.
den», sagt er. Im Sack: eine Portion Älplermag-     Steinbock vor die Linse. «Das hatte ich dort        «Der visuelle Effekt dieses Fleisch-Turms
ronen und Salat, ein Apfel und ein Fläschchen       noch nie erlebt! Mir war sofort klar: Bergsee       war sehr gut und die Verbindung von
Mineralwasser. Fotograf Nicolas Righetti            mit Eiger, Mönch und Jungfrau im Hintergrund        Junk-Food und Corona ebenfalls treffend.
fotografierte Huonder für die Schweizer             plus Steinbock – besser kann es nicht mehr          Und ein wenig Humor kann in schwierigen
Illustrierte im Rahmen einer Reportage über         werden.» Und so ist Reichenbachs Arbeitstag         Zeiten nicht schaden.»
die Corona-Krise. Ein Bild, das unter die           – Glück muss man haben – nach ein paar
Haut geht.                                          Minuten bereits wieder vorbei.

BOLERO                                              BLIC
KIPLING PHILLIPS                      Fotografie   OLIVER BUNIC                            Fotograf
SUSANNE MÄRKI                     Bildredaktion    MLADEN SURJANAC                    Bildredaktion
                «Der Wind, der Wind, das                               Mittendrin statt nur dabei.
                himmlische Kind», heisst es                            Fotograf Oliver Bunic steht
                im Märchen von Hänsel und                              in Belgrad zwischen den
                Gretel. Doch nicht himmlisch,                          Fronten, als er für die
                sondern stürmisch ist der Wind      Zeitung Blic Bilder von den Krawallen vor dem
                während des Shootings für           Parlamentsgebäude macht. Ungefährlich ist es
die Modestrecke «Dark Moves» im Magazin             nicht. Denn die Emotionen gehen hoch,
Bolero. Die Produktion entstand in einer            als die serbische Regierung eine Wochenend-
Kiesgrube in der Nähe von Kapstadt an einem         Ausgangssperre verkündet, um die steigenden
glühend heissen Tag. «Schatten? Fehlanzei-          Covid-19-Infektionen in den Griff zu bekom-
ge. Und der Wind hat geballert, wie man es          men. Am dritten Tag der Demonstrationen
hierzulande selten erlebt», so Redaktorin           gegen die Regierung von Aleksandar Vucic
Kristin Müller. In einem mehr oder weniger          gelingt es einer Gruppe von Demonstranten, in
windstillen Moment kann Fotograf Kipling            das serbische Parlamentsgebäude einzudrin-
Philipps seine Drohne steigen lassen, um            gen. Die Polizei antwortet mit Knüppeln und
Model Ashley im eng anliegenden, wadenlan-          Tränengas – und drängt die Demonstranten
gen Rüschenkleid von Miu Miu abzulichten.           zurück. Diese wiederum werfen Steine,
«Die Kommandos mussten wir Ashley aus der           Feuerwerkskörper und Flaschen. «Es war hart
Distanz richtiggehend zubrüllen. Alles in allem     und riskant, im Getümmel zu stehen. Mehrere
ein harter Tag», so Müller.                         Berufskollegen wurden übel verletzt», so
                                                    Fotograf Bunic.

12 |   DOMO – Oktober 2020                                                                                                                                                                                                                                    DOMO – Oktober 2020    | 13
"Ich glaube an die Zukunft von Zeitschriften" - Diversity & Inclusion: Vielfalt wird bei Ringier zum strategischen Ziel - Ringier AG
BLICKPUNKT RINGIER   An dieser Stelle stellt DOMO regelmässig die besten Fotos vor, die im vergangenen Quartal in Ringier-Titeln publiziert wurden.
"Ich glaube an die Zukunft von Zeitschriften" - Diversity & Inclusion: Vielfalt wird bei Ringier zum strategischen Ziel - Ringier AG
FIBO DEUTSCH                                                                                                                                                                                                                                      FIBO DEUTSCH

  Sonderfall Fibo
                                                                                                                                                  Als Fibo Seline Kalberer war
                                                                                                                                                  Manchmal fehlte es an knackigen
                                                                                                                                                  Leserbriefen, dann griff Fibo in die
                                                                                                                                                  Harfe und erfand Frauenthemen.
                                                                                                                                                  Zum Beispiel: «Mein Mann ist ja sonst
                                                                                                                                                  ein Lieber, aber er schämt sich, beim
                                                                                                                                                  Sonntagsspaziergang den Kinder­
                                                                                                                                                  wagen zu stossen. Was soll ich tun?»
Mit knapp 20 bekam er seinen ersten Job beim jungen Blick. Und be­an­t­wortete                                                                       Die Antwort erteilte Seline Kalbe-
                                                                                                                                                  rer. Das war Fibos Pseudonym für die
für Fr. 2.50 pro Stunde Leserbriefe. Seine Karriere endete in der ­Konzernleitung.                                                                Blick-Lebensberaterin, die es damals
                                                                                                                                                  noch nicht gab. Die virtuelle Seline
  Acht Texte über Hans Jörg «Fibo» Deutsch, der mit 80 Jahren (angeblich) in                                                                      moderierte – ein halbes Jahrhundert

                          Rente gegangen ist. Von Karl Lüönd                                                                                      vor Facebook und der Erfindung des
                                                                                                                                                  Shitstorms – die heftige Leserdiskus-
                                                                                                                                                  sion und goss fleissig Öl ins Feuer. Bis
                                                                                                                                                  sich in der Blick-Redaktion an der
                                                                                                                                                  Zürcher Dianastrasse die ersten Le-
Wie Fibo zu Fibo wurde                                                                                                                            serinnen einfanden, die unbedingt
Vor sechzig Jahren gab es viele Arten,                                                                                                            bei dieser Frau Kalberer ihr Herz
Journalist zu werden. Dank fetter                                                                                                                 ausschütten wollten. Rosy Weiss,
Inserate wurden die Zeitungen im-                                                                                                                 frühere Redaktorin des «Kirchen­
mer dicker. Folglich wuchsen auch                                                                                                                 boten» und nun für das Feuilleton
die redaktionellen Umfänge. Manche                                                                                                                im Blick verantwortlich, übernahm
Redaktionen nahmen jeden, der                                                                                                                     die Rolle. Sie war die einzige Frau in
­einen geraden Satz schreiben konn-                                                                                                               der Redaktion.
 te. Schriftsetzer zum Beispiel, die
 nach Höherem strebten. Lehrer,
 ­denen es zu langweilig war. Foto­
  grafen, die auch des Verfassens von
  Bildlegenden kundig waren.
       Beim Blick, der Pfui-Zeitung der                                                                                                           Virtuose am Telefon
  frühen 60er-Jahre, versammelten                                                                                                                 Als Nachrichtenchef sass Fibo wie die
  sich auch schräge Existenzen: ent-                                                                                                              Spinne im Netz und scheuchte seine
  laufene Priester, ehemalige Frem-                                                                                                               Reporter durch die Gegend. Als der
  denlegionäre, abgebrannte Grafiker.                                                                                                             Schweizer Radstar und Frauenlieb-
  Ein ehemaliger Catcher mit prima                                                                                                                ling Hugo Koblet bei einem Autoun-
  Beziehungen zum Milieu machte                                                                                                                   fall zu Tode kam, begründete Fibo
  den Polizeireporter.                                                                                                                            seinen sagenhaften Ruf als Telefon-
       Und immer wieder diese abgebro-                                                                                                            rechercheur. Er rief Dutzende von
  chenen Studenten! Das hatte damit                                                                                                               Bauern an, die zwischen Uster und
  zu tun, dass es eine geregelte Jour­                                                                                                            Mönchaltorf siedelten. Dann rückte
  nalistenausbildung damals schlicht                                                                                                              er trotz Behinderung mit seinem
  nicht gab. Journalist wurde damals                                                                                                              Auto aus. Er fuhr die Unfallstelle so
  eigentlich, wer Journalist werden                                                                                                               lange auf und ab, bis er einen Augen-
  wollte.                                                                                                                                         zeugen fand, der ihm bestätigte:
       Auch Fibos Einstieg in den Jour-                                                                                                           «Genau so ist Koblet gestern hin und
  nalismus war ein Werk des Zufalls. Er    abends eilige Sportfotos entwickeln.    Fibo Deutsch          60 Ringier-Jahren Ausläufer, Polizei­    her gefahren und dann ungebremst
  war mit einem Sohn des Blick-Chef-       Eines Tages sagte eine mütterliche      (Dritter von links)   reporter, Nachrichtenchef, Chef­         in einen Baum gerast.» Als Blick die
  redaktors Werner Schollenberger zur      Kollegin zu ihm: «Eigentlich bist du    liest 1968 an         redaktor, Zeitungsgründer, Feuer­        sensationelle Nachricht brachte,
  Schule gegangen und begann, dem          unser Fibo.» Der Betroffene selbst      einer Redaktions­­-   wehrmann in allen erdenklichen           musste die Selbsttötung des finan­
  väterlichen Wunsche folgend, Medi-       macht sich auch heute noch keine        kon­ferenz den        Krisen, später Konzernsprecher,          ziell und familiär an­ge­schl­a­genen
  zin zu studieren. Zugleich suchte        Illusionen über den Hintergrund         Nachrichtenüber-      Mitglied der Unternehmensleitung,        Publikumslieblings bestätigt werden.
  er einen Nebenverdienst. Schollen-       seines Spitznamens: «Die haben          blick des Tages       Pionier des Medizinjournalismus
  berger junior vermittelte ihn zur        einfach ein Wort gesucht für einen,     vor. Die Sitzung      und des Privatfernsehens – ein Mann
  Leserbrief-Abteilung des Blick.          der immer alles apportierte. Also       wird mit Fernseh-     wie eine Wundertüte: immer überra-
       Der junge Mann, gehbehindert        einen Hundenamen: Fibo!»                kameras live in       schend, hellwach, instinkt­    sicher,                                              drängte Fibo, damals Nachrichten-       Der Blick vom         verboten zurück. Schon 1969 wurde
  wegen einer früh durchlittenen               Beim Blick war es definitiv kurz-   einen Nebenraum       loyal und zugleich mein­un­gs­freudig.                                              chef, auf die Besetzung von Marktlü-    3. November 1964.     Fibo zum Vater eines neuen Zei-
  ­K inderlähmung, war flink, freund-      weiliger als an der Uni; also brach     übertragen, wo           Als er pensioniert werden sollte,      Nachts in einem Münchner                  cken. Die grösste klaffte am Sonntag.   Am Tag zuvor          tungstyps. Er und der ­Berater Fred
   lich zu allen und besorgte, was sonst   er sein Medizinstudium ab.              30 Gäste des          versprach ihm Michael Ringier: Du        ­Hotelzimmer                               Immer mehr Spor­tanlässe, vor allem     verunfallte Radstar   Baumgärtel erfandenan einem einzi-
   niemand machen wollte. Er wechsel-          Fibo ist längst zu einem Mar­       nordwestschwei-       kannst so lange bei uns bleiben,         Blick brauchte zehn Jahre, um die          Fuss­ballspiele, fanden an Samstagen    Hugo Koblet mit       gen Wochenende in e ­ inem Hotelzim-
   te die Papierrollen an den Fern-        kenzeichen im Schweizer Jour­           zerischen             wie du willst. Damit hat er nicht nur    schwarzen Zahlen zu erreichen.             statt, aber die meisten Verleger        dem Auto. Fibo        mer beim Münchner Hauptbahnhof
   schreibapparaten aus, tippte die        nalismus geworden. Fibo, eigentlich     Pressevereins         Fibo ein grosses Geschenk gemacht,       Schon als der wirtschaftliche Dauer-       scheuten vor den strengen Laden-        Deutsch enthüllt:     den erstem SonntagsBlick: Tabloid-
   Fernsehprogramme ab und half            Hans Jürg Deutsch, war in seinen        zuschauen.            sondern auch seiner Firma!               erfolg des Blatts noch nicht feststand,    schlussbestimmungen und Verkaufs-       Es war Absicht.       format, keine harten Boulevardge­

14 |   DOMO – Oktober 2020                                                                                                                                                                                                                                          DOMO – Oktober 2020   | 15
"Ich glaube an die Zukunft von Zeitschriften" - Diversity & Inclusion: Vielfalt wird bei Ringier zum strategischen Ziel - Ringier AG
FIBO DEUTSCH                                                                                                                                                                                                                                 FIBO DEUTSCH
                                                                                                                                               enden Verlagsgruppe brannte.
                                                                                                                                               Nach einer der grössten Lan­      cie­
                                                                                                                                               rungskampagnen der Sch­weiz­er
                                                                                                                                               ­Mediengeschichte startete 1981 das
                                                                                                                                                Nach­r ichtenmagazin «Die Woche»
                                                                                                                                                mit dem franz­     ösischsprachigen
                                                                                                                                                Schwes­tertitel L’Hebdo. Nach dem
                                                                                                                                                frühzeitigen Abgang des Chef­
                                                                                                                                                redaktors Hanspeter Lebrument
                                                                                                                                                sprang Fibo Deutsch ein – zu spät.
                                                                                                                                                Nach einem Jahr wurde das Blatt mit
                                                                                                                                                hohen Verlusten eingestellt. «Es ist
                                                                                                                                                nicht am Geld gescheitert», sagte
                                                                                                                                                nachher ein Insider, «sondern an
                                                                                                                                                enttäuschter Liebe und an den Egos
                                                                                                                                                der Beteiligten.» Als «Die Woche»
                                                                                                                                                einging, während L’Hebdo bis 2017
                                                                                                                                                durchhielt, war Fibo längst zu neuen
                                                                                                                                                Projekten unterwegs. Privates Fern-
                                                                                                                                                sehen wurde zum grossen ­Thema,
                                                                                                                                                denn die Zukunft war multimedial.

                                                                                                                                               Fernsehen – der begrenzte Konflikt
                                                                                                                                               Das Sein bestimmt das Bewusstsein.
                                                                                                                                               Der Satz ist zwar von Karl Marx, aber    Schweiz die Liberalisierung der          Einzigartige        sich Ringier aus dem Joint Venture
                                                                                                                                               er stimmt trotzdem, wie am Beispiel      ­audiovisuellen Medien zögernd be-       Karriere: Vom       mit dem deutschen Privatsender
                                                                                                                                               von Fibo Deutsch gezeigt werden           gann, verhielt sich Ringier betont      Sandwich-Ausläu-    zurück. Fibo hätte immer gern mehr
                                                                                                                                               kann. Seine persönliche, mit viel         vorsichtig: zugleich als Chronist,      fer zum Konzern-    Schweizer Programm gemacht. Er
                                                                                                                                               Selbstdisziplin bewältigte Krank­         Kritiker, Partner, Konkurrent, Pro-     leitungsmitglied.   war der Treiber in diesem kleinen
                                                                                                                                               heitsgeschichte motivierte ihn zu         grammlieferant und Kunde der SRG.       Nun, im Alter von   Markt. Dass der Schweizer Markt
                                                                                                                                               einem zeitweise starken Engagement        Auf der zweiten Senderkette und mit     80 Jahren, geht     am Ende zu klein war für ehrgeizi-
schi­chten, dafür vierfarbige Ma­ga­    Versuch,1984           ausländischen Magazinen kannte:         Missglückte Familienplanung             in der Gesundheits-Publizistik und        der Konstruktion «Presse-TV» produ-     Fibo Deutsch in     ge Programmvorhaben, lag nicht
zinstoffe und viele Service-Themen,     gemeinsam              Homestorys zum Beispiel. Bundesrat      beim Blick                              zum Einsatz für das grosse Sozial-        zierte Fibo mit den Druckmedien         Pension. Nach       an ihm.
ganz nach den bekannten alten           Privatfernsehen        Nello Celio verriet sein Risotto­       Zum realistischen Fibo-Bild gehören     werk des Schweiz­     er Paraplegiker-    vernetzte Sparten­  programme wie       60 Jahren bei
Stärken der Ringier-Publizistik. We-    zu machen. Fibo        rezept. Der als spröde bekannte Aus­    auch die Misserfolge. Zum Beispiel      Zentrums und dessen Stiftung in           «Motor-Show», «Gesundheit Sprech-       Ringier.
gen Quali­tät­sp
               ­ ro­blemen beim Farb-   Deutsch (l.) mit       senminister Pierre Graber zeigte sein   der mehrmals misslungene Versuch,       Nottwil. Die zweite Hälfte seiner         stunde» oder «Konsum TV». Zugleich
druck wurde das Blatt aber schon        Roger Schawinski       Ferienhaus im Wallis. Und die SI        um die erfolgreichen Titel Blick und    Ringier-Karriere – etwa ab Mitte der      wurde mit Teleclub eine kommerziell
bald auf eine nor­male siebte Wochen-   und Verleger           wurde zur «schnellsten Illustrierten    SonntagsBlick herum eine ganze          80er-Jahre – widmete er dem Medi-         wichtige Position aufgebaut.
ausgabe im Zeitungsformat zurück-       Michael Ringier (r.)   der Welt». Deutsch und Balsiger         Zeitungsfamilie zu gründen. Zwei        um, das gerade dem Behinderten die           Fibo Deutsch war über Jahrzehn-
geführt. 1978 konnte mit dem neuen      lancieren den          ­motivierten die Tiefdruck-Könner in    Versuche, mit der Regionalausgabe       Welt ins Haus bringt: Fibo war wäh-       te hinweg einer der wichtigsten Re-                         Fibo in Zukunft
Offset-Zentrum in Adligenswil ein       Lokalsender             Zofingen zu Nachtschichten und         der Tageszeitung zusätzliche Lese-      rend mehr als dreissig Jahren immer       gisseure     der    Ringier-Fernseh­                        80 Jahre Fibo Deutsch!
neuer Versuch gewagt werden, und        Zürivision.             zeigten fortan den Fussball-Cupfinal   rinnen und Leser zu gewinnen,           wieder federführend in manchen            strategie. Als einer der wenigen                            Einen speziellen und herzlichen
dieses Mal funktionierte das Son­n­     Während fünf            schon 18 Stunden nach dem Schluss-     misslangen. 1976 scheiterte «Blick      privaten Video- und Fernsehprojek-        hatte er direkten Zugang zum deut-                          Dankesgruss an seine langjährige
tagsmagazin. Seither ist der Sonn-      Tagen sendet            pfiff auf acht Farbseiten. Wurde ir-   Zürich» wegen Misserfolgs im Anzei-     ten des Hauses Ringier.                   schen Medien-Grossunternehmer                               Gefährtin Ruth Deutsch-Naegeli!
tagsBlick aus der Schweizer Medien-     man ein Versuchs-       gendwo ein Schweizer entführt,         gengeschäft; die damalige Niedrig-          Schon in den 30er-Jahren hatte        Leo Kirch, was 1999 zur 50-Prozent-                            Es war ein steiler, manchmal stei-
landschaft nicht mehr wegzudenken.      programm aus            jagten die SI-Reporter rund um den     preispolitik der lokalen Platzhirsche   der alte Paul August Ringier die Stra-    Beteiligung von Ringier an Sat.1                            niger Weg vom Sandwich-Ausläufer
                                        Zürich Oerlikon.        Erdball hinter der Aktualität her.     verhinderte den Markteintritt. 1988     tegie des begrenzten Konflikts mit        (Schweiz) AG führte. Im März 2000                           zum Fernseh-Manager, der mit den
                                                                Reporter Rudolf Rohr flog einmal nur   wurde unter der Leitung von Fibo        dem Monopolisten SRG verfolgt. Er         startete das Schweizer Sat.1-Fenster,                       Grössen der Branche auf Augenhöhe
                                                                mit der Kamera und ohne Gepäck         Deutsch mit sehr viel mehr Systema-     spielte die lokalpatriotisch motivier-    das sich stark auf aktuelle Fussball­                       verhandelt.
                                                                nach Tokio, interviewte auf dem        tik und Startkapital «Blick Basel»      ten Radio­gesell-schaften von Zürich,     berichterstattung stützen wollte.                              Nase, Gespür, Hartnäckigkeit,
                                                                dortigen Flughafen einen Seemann       lanciert, doch auch hier klappte es     Bern und Basel so lange gegeneinan-       Nach anfänglichen Enttäuschungen                            Disziplin – und immer die berühmte
Die schnellste Illustrierte der                                 aus dem Emmental, der in einem         mit dem Anzeigen­geschäft nicht. Der    der aus, bis er ab 1936 als Generalun-    habe sich, so eine Ringier-Verlautba-                       Extra-Meile, sei es zu Fuss oder im
Welt                                                            entführten Flugzeug gesessen hatte     «Auto-Blick» war der kurzlebige         ternehmer für die «Schweizer Radio-       rung aus dem Jahr 2008, das Engage-                         Rollstuhl!
1972 übernahm Heinrich Oswald die                               und düste mit der nächsten Maschi-     Versuch, nach dem Muster von «Bild»     Zeitung» dastand. Damit war der           ment bei Sat.1 als «rundum positiv»                            Eine Karriere, wie sie nicht in je-
Ringier-Unternehmensleitung. Sein                               ne und dem aktuellen Material nach     in lohnende T   ­hemenkreise vor­       Grundstein gelegt für die jahrzehn-       erwiesen. Schon 2005 erzielte Rin-                          der beliebigen Firma möglich wäre.
erstes grosses Projekt war die Zusam-                           Hause. Und Bundesrat Ernst Brugger     zudringen. «Blick für die Frau», ge-    telang erfolgreichen Programmpub-         gier mit Fernsehen, vorwiegend mit                          Ringier lässt machen. Das patronale
menführung der Schweizer Illust-                                staunte, als er von einem Staats­      gründet 1989, erreichte zwar die        likationen (zuletzt «Tele» und            Produktionen, einen Umsatz von                              Unternehmen gestattet solche Sou-
rierten mit der abgemagerten Sie &                              besuch in Russland zurückkehrte        Auflagenziele, nicht aber das Anzei-    «TV Star»). Die Ver­lagsrechte blieben    46,5 Millionen Franken. Während                             veränität und ermöglicht Leistun-
Er. Fibo Deutsch und Peter Balsiger                             und ihm der mitgereiste, aber früher   genbudget. Mit diesen beiden Pro-       bei den Regionalfürsten, die Profite      andere Verlage immer wieder mit                             gen, die nicht im Büchlein stehen.
wurden zu Co-Chef­redaktoren der                                zu­r ückgekehrte Peter Balsiger auf    jekten hatte Fibo nichts zu tun; er     aus dem Abo- und dem Anzeigenge-          teuren Kon­kur­renzprojekten gegen                          Chapeau!
neuen Schweizer Illustrierten beru-                             dem Flughafen Kloten die druck­        wurde aber immer wieder als Feuer-      schäft flossen zu Ringier.                die politisch privilegierte SRG Geld                           HAPPY BIRTHDAY, FIBO!
fen. Sie führten Formate und Erzähl-                            frische SI mit farbigen, aktuellen     wehrmann eingesetzt, wenn es                Als mit der Freigabe der Lokal­       verloren, verdiente Ringier mit Pro-                           Du wirst uns weiter überraschen.
formen ein, die man bisher nur von                              Bildern aus Moskau überreichte.        irgendwo in der dynamisch wachs­        radios in den 80er-Jahren in der          gramm-Kooperationen. Später zog                                Sagen wir mal: bis 120! 

16 |   DOMO – Oktober 2020                                                                                                                                                                                                                                    DOMO – Oktober 2020    | 17
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