Der Mensch und der See - Ausstellung im Jahr der Volkskultur - Nationalpark Neusiedler See

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Ausstellung
                       im Jahr der Volkskultur

Der Mensch und der See
Nationalpark-Informationszentrum Illmitz
      18. April – 31. Oktober 2004

                              FISCH • SCHILF • FREIZEIT • KUNST • NATURSCHUTZ
                              Seit Beginn der Neuzeit hat die Wechselwirkung zwischen den Menschen
                              in den umliegenden Dörfern und dem Neusiedler See auf verschiedensten
                              Ebenen stattgefunden – und sich immer wieder verändert.
                              Dieser Steppensee war mit seinem Fischreichtum zunächst Nahrungsgrundlage,
                              wurde aber gleichzeitig als unberechenbar gefürchtet. Sein Einfluß auf das
                              Mikroklima, die Entwicklung der Schilfbewirtschaftung, seine Eroberung durch
                              die Freizeitgesellschaft und schließlich seine Bedeutung für den Naturschutz
                              werden in dieser Ausstellung thematisiert.

 Eine Ausstellung des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel mit Unterstützung des Vereins Jahr der Volkskultur
Der Mensch und der See
                                                                 DER ENTSTEHUNG DES LACUS PEISO AUF DER SPUR
VOM MEER ZUM LAND IN JAHRMILLIONEN                                                                                                                                                                 lacus vertowe                                                                                                      In der „Steppe der Boier“
Wer der Entstehung des Sees auf die Spur kommen will,                                                                             DER STECKBRIEF DES STEPPENSEES                                       ferthev
muß weit in der Zeit zurückgehen:                                                                                                                                                                           fertow                                                                                                    Seine erste Erwähnung fand der See in der Historia naturalis
Vor 16,5 Mio. Jahren kam es zu einer Zerrung zwischen                                                                             Heutige Größe               ca. 320 km2                                        ferteu                                                                                               bei Plinius, dem Älteren im 1.Jhdt. n. Chr.
Alpen und Karpaten. Staffelweise Absenkungsvorgänge                                                                               Durchschnittliche Tiefe     1,1m                                                    Fertö                                                                                           Der römische Geschichtsschreiber bezeichnete ihn als Lacus
waren die Folge und ließen das Wiener Becken entstehen.                                                                           Einzugsgebiet               1.120 km2                                                   Esterházer See                                                                              Peiso: „Noricus juguntur lacus Peiso, deserta Boiorum, iam
Aus dem Meer, das diesen Raum überflutete und in Ver-                                                                                                                                                                                                                                                                 tamen colonia Divi Claudii Sabaria et oppida Scarabantia
bindung mit Mittelmeer und Indischem Ozean stand,                                                                                 Pegelwasserstand             Ø 115,5 m.ü.A., ca. 17m       Der Name „Lacus Peiso“ stammt vermutlich von einem Volk,                                                                 Julia habitantur.“
ragten nur das Leithagebirge und das Ruster Hügelland als                                                                                         unter dem Donaupegel bei Pressburg         das in dieser Region lebte: die Römer nannten sie Pei, davon                                                             „An Noricum schließt der Neusiedler See an, die Steppe der
Inseln heraus.                                                                                                                    Gesamtvolumen bei Mittelwasser 200 – 250 Mio. m3           leitet sich in Folge Peise und später Peiso ab.                                                                          Boier, ferner bewohnt man dort Steinamanger, die Kolonial-
Durch die spätere Abschnürung vom Mittelmeer entstand                                                                             Jahresgang der Wasserführung Hochstand im April,                                                                                                                                    stadt des Kaisers Claudius, und Ödenburg.”
ein Binnenmeer, die Paratethys. Der Salzgehalt nahm                                                Das Binnenmeer entstand                        Tiefstand im Oktober (Differenz Ø 30 cm)   Die Bezeichnung „Fertö“ – bedeutet im Ungarischen soviel
durch die ständigen Süßwasserzuflüsse stetig ab und                                                 durch Abschnürung der         Wassertemperatur             Ø 11°C,                       wie Sumpf und bezieht sich auf die zahlreichen sumpfigen                                                                 Die extrem wechselnden Wasserstände führten zu verschie-
                                                                                                     Tethys vom Mittelmeer
wies schließlich nur mehr zwischen 17 und 30 ‰ auf.                                                                                                            Höchstwerte bis zu 30°C       Stellen im Gebiet.                                                                                                       denen Bezeichnungen in der Literatur. Der See wurde
Vor rund 10 Mio. Jahren zerfiel das Meer in Teilbereiche,        Bei der Altersbestimmung des Sees ist somit der Hanság ein-      Temperaturschwankungen bis zu 8°C am Tag                                                                                                                                            bisweilen als „lacus“ bzw. „stagnum“ (=See, 1317), „palus“
süßte aus und die langsame Verlandung führte schließlich         zubeziehen – in Ungarn wird er nicht umsonst als „Mutter des     Salzgehalt                   ca. 1,0 – 1,2 g /Liter        In der Geschichte des Sees wurden an seinen Ufern                                                                        (=Sumpf, 1096), oder gar als „fluvius“ (=Fluß, 1318, 1324)
dazu, daß der Raum um den See landfest wurde.                    Fertö“ bezeichnet.                                                               (Mondsee 0,2 g/l, Meerwasser 30 g/l), im   immer wieder Siedlungen errichtet und durch Kriege bzw.                                                                  beschrieben.
                                                                 Die Wasserstände im nacheiszeitlichen See lagen zeitweise                        Südteil höhere Konzentration wegen auf-    Überschwemmungen vernichtet. Der Name „Neusiedler See“
Zuerst die Donau, dann der See                                   bis zu 5m über dem gegenwärtigem Seespiegel.                                     steigender salzhältiger Mineralwässer,     rührt demnach von den Neubesiedelungen am Seeufer her.         Der heutige Seedamm entstand
In den ältesten Eiszeiten (2 Mio. bis 290.000 Jahre vor heute)                                                                                    abhängig von Wasserstand                                                                                  vor etwa zweitausend Jahren und
                                                                                                                                                                                                                                                            besteht aus Fein- und Grobsand
floß die Donau durch die Pforte zwischen Leithagebirge           Eis, Wind und Sand                                               ph-Wert         >8                                                                                                        sowie Schotter
und den letzten Ausläufern der Karpaten und schüttete mit        Die Dynamik des Sees sorgt aber auch heute noch für              Wassereintrag ca. 80% aus Niederschlägen,
zahlreichen Nebenarmen Schotterpakete auf die früheren           Veränderung: Der Seedamm etwa ist ein natürlicher Ufer-                          der Rest aus Zuflüssen und Grundwasser
Meeresablagerungen. Zu dieser Zeit lag die Fläche des            wall, der an der östlichen Seeseite das Ufer von Weiden bis      Verdunstung 400 – 700 l/m2
heutigen Sees höher als die Parndorfer Platte.                   ins Sandeck in Illmitz ca. 25 km lang begleitet.                                 zwischen April und Oktober                                                                                ZUR VERLANDUNG BESTIMMT
Erst nachdem die Donau den Seewinkel verlassen hatte,            Entstanden ist der aus Grob- und Feinsand sowie Schotter
erfolgte durch tektonische Einsenkung vor rund 13.000            bestehende Damm durch viele Eisschübe und den vorherr-                                                                                                                                     Das natürliche Schicksal des Sees ist die Verlandung,
Jahren die Entstehung des Neusiedler Sees und des Hanság.        schenden Nordwestwind, womit sich Material am Ostufer                                                                                                                                      die beeinflußt durch menschliche Aktivität noch
Der späteiszeitliche See überflutete aber hauptsächlich den      angelagert hat. Neuerliche Eisschübe tragen also weiter zur                                                                                                                                rascher voranschreitet. Jahrzehntelange Nährstoff-
Hanság, während ca. 1.000 Jahre später durch eine erneute        Entstehung neuer Seedämme – und damit zur Verlandung                                                                                                                                       anreicherung im See hat den Schilfgürtel enorm
Einmuldung der See in seiner heutigen Ausdehnung entstand.       dieses Steppensees – bei.                                                                                                                                                                  wachsen lassen. Die jährlich niederbrechenden, ver-
                                                                                                                                                                                                                                                            rottenden Schilfhalme lassen den Boden in die Höhe
                                                                                                                                                                                                                                                            wachsen, im ruhigen Wasser zwischen den Halmen
                                                                                                                                                                                                                                                            setzten sich Schwebstoffe ab.

                                                                                                                                                                                                                                                            Der Verlandungsprozess wird durch die
                                                                                                                                                                                                                                                            Verringerung des Schilfschnittes und die fehlende
                                                                                                                                                                                                                                                            Dynamik der Wasserstände noch beschleunigt.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    „ Die Länge des Sees
                                                                                                                                                                                                                                                            Das starke Wachstum des Schilfs führte sogar zu der
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    beträgt 45.000 Schritte, die
                                                                                                                                                                                                                                                            Prognose, der See würde im Jahr 2120 zugewachsen
                                                                                                                                                                                                                                                            sein. Bewahrheiten wird sich diese Vorhersage nicht,
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    Breite 1.500, sein Umfang
                                                                                         Im Spätwinter entstehen Eisstöße
                                                                                                                                                                                                                                                            denn mit der Anhebung des Seespiegels 1965 hat
                                                                                                                                                                                                                                                            sich die seeseitige Ausbreitung des Schilfs verlang-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                    aber 100.000 Schritte.                      “
                                                                                          in Nord-Süd-Richtung, die stetig                                                                                           Noch im 17. Jahrhundert wird der
                                                                                                                                                                                                                                                            samt.
                                                                                         zur Bildung von Seedämmen bei-                                                                                                Neusiedler See in einer NW-SO-
                                                                                                                                                                                                                              Ausrichtung dargestellt
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Aventius, Annales Boiorum, 1501
                                                                                                                   tragen

                                                                                                                                Eine Ausstellung des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel mit Unterstützung des Vereins Jahr der Volkskultur
                                                                                                                                                                         18. April – 31. Oktober 2004
Der Mensch und der See
                                                                        MIT TIEFGANG: MINERALWASSER UNTERM SEE
SÜSSWASSER UNTERM SALZIGEN WASSER                               •     Der Mönchhofer Fischerhüttenbruch                                                                                          Breite Nutzung nur in Ungarn
Viel wurde besonders in letzter Zeit über das wenige Wasser           von Mönchhof über Illmitz nach Ungarn,                                                                                     Im Gegensatz zur eher stiefmütterlichen Behandlung der                 DIE BARTHOLOMÄUSQUELLE IN ILLMITZ
im See diskutiert, wenig ist dagegen vom vielen Wasser unter          mit 100 m Sprunghöhe.                                                                                                      Wasserquellen auf österreichischer Seite des Sees nutzt man in
dem See die Rede.                                                                                                                                                                                Ungarn die vorkommenden Mineralwässer sogar industriell.               Die Lager der beiden Bruchlinien in der Nationalpark-            Grund genug, um einen artesischen Brunnen mitten im
1955 stieß man zufällig beim Bau des Mörbischer Seehotels       Heilwässer in zwei Tiefen                                                                                                        Das bekannteste handelsübliche Mineralwasser vom Ufer des              region wurden bisher nur an wenigen Stellen angezapft.           Dorf bohren zu lassen. Fündig wurde man bei der Bohrung
auf eine Süßwasserquelle. Seither konnten eine Reihe weiterer   Eigentlich sind es zwei getrennte Stockwerke, in denen im                                                                        Neusiedler Sees ist seit den 30er Jahren das Balfi Asvanyviz           Allein in Illmitz gibt es vier interesante Mineralquellen.       schließlich in den Sedimenten des Mittelpannon auf einer
Mineralwässer unter dem Seebecken nachgewiesen                  Raum Neusiedler See Mineralwässer vorkommen. Das obere                                                                           aus Balf (Wolfs) in der Nähe von Sopron (Ödenburg).                    Das Wasser der stark schwefelhältigen Sulfina Quelle im          Tiefe von 178,5 bis 188,5m. Die Quelle, ein „Natrium-
werden. Die Größe dieses Vorkommens ist nicht nur für           reicht in eine Tiefe von etwa 150 m und liefert hochkonzen-                                                                                                                                             Gebiet der „Hölle“ wurde bis in die 1960er Jahre sogar als       Hydrogenkarbonat-Trinksäuerling“ befindet sich im
Österreich beeindruckend: mit einem Ausmaß von 250 km2 ist      trierte Natrium- und Magnesiumsulfatwässer, deren Salz-                                                                          Traditionell stark genutzt werden in Ungarn die Heil- und              Versandheilwasser abgefüllt.                                     System des Mönchhofer Fischerhüttenbruchs.
es die größte Mineralwasserlagerstätte in Europa!               gehalt mehr als 37 g/l erreichen kann. Die Heilwirkung dieser                                                                    Thermalwässer in Bädern: allein im Umfeld des Neusiedler
                                                                Wässer ist bei Leber- und Gallenleiden, aber auch bei Durch-                                                                     Sees gibt es 6 erbohrte und genutzte Heilquellen:                      Im Ortszentrum von Illmitz liegt die wohl bekannteste            Seit 1931 steht das Mineralwasser der Öffentlichkeit
Das Erbe der Erdbeben                                           fallerkrankungen nachgewiesen.                                                                                                   • Balf-Sopron (Hallenbad)                                              Quelle: die Bartholomäus - Quelle.                               unentgeltlich zur Verfügung und wird von den Illmitzern
Entscheidend für das reiche Mineralwasservorkommen um und                                                                                                                                           Balf war schon zur Römerzeit ein populärer Badeort.                 Als das Wasser noch nicht aus der Leitung kam, gab es            intensv genutzt. Zwischen 800 und 1.500 Liter Wasser
unterm See ist die lebhafte Bruchtektonik, deren Aktivität      Im selben Stockwerk liegt auch der zweite Grundwasser-                                 Kommerziell genutzt wird Mineral-            Nach seiner Erklärung zum Heilbad 1900 gehörte es zu                früher in jedem Haus einen Hausbrunnen zur Wasser-               sollen pro Tag gezapft werden.
                                                                                                                                                         wasser derzeit nur in Balf (Wolfs),
von der Badenien-Zeit vor 15 Mio. Jahren bis in die letzte      horizont (30 bis 100 m Tiefe) der häufig gespannte Wässer                            Thermalbäder gibt es am Südufer des            den beliebtesten Badeanstalten der Monarchie.                       versorgung. Die Wasserqualität der Brunnen litt jedoch
Eiszeit vor 290.000 Jahren reichte.                             mit Verweilzeiten von 100 bis 30.000 Jahren enthält.                                             Sees hingegen mehrere
                                                                                                                                                                                                 • Csorna (Freibad)                                                     unter der Beeinträchtigung durch die Viehzucht.                  Die Heilwirkung der Bartholomäus-Quelle ist seit einem
Entlang dieser Linien steigen nämlich die Mineralquellen auf.                                                                                                                                    • Hegykö (Freibad, 58°C, 1.434 m)                                      Infolge der unhygienischen Trinkwasserverhältnisse kam es        Beschluß der Burgenländischen Landesregierung 1996
                                                                Im unteren Stockwerk (bis 800 bzw. 1.200 m tief) wurden                                                                          • Kapuvár (Frei- und Hallenbad)                                        daher im Sommer immer wieder zu massenhaften Magen-              sogar amtlich. Vor allem bei Magen-Darm-Krankheiten
Gleich vier Brüche beherrschen den Raum um den See.             fluorreiche Kochsalzwässer angetroffen, die zur Regulation                                                                       • Mosonmagyaróvár (Frei- und Hallenbad, 74°C, 2.000m)                  und Darmerkrankungen der Bevölkerung.                            kommt das Heilwasser zum Einsatz.
•     Der Mörbischer Bruch zwischen Mörbisch und Rust,          der Magensäure geeignet wären. Ihre Entstehung ist auf ehe-                                                                      • Petöháza (Freibad)
      mit 800 m Sprunghöhe, die die vertikale Verschiebung      malige – jungtertiäre – Meereswässer zurückzuführen.
      an der Bruchfläche anzeigt.
•     Der Oggauer Randbruch                                     Die wasserführenden Schichten stehen unter artesischem
•     Der Neusiedler Bruch von Neudorf über Neusiedl bis        Druck und steigen an Klüften auf, wo sie sich mit Grund-
      in den See, hier beträgt die Sprunghöhe 200 m.            wasser mischen.
                                                                                                                                                                                                                                                                  „ Am 15.3.1930 war das
                                                                                                                                                                                                                                                                  abfließende Wasser zunächst
                                                                                                                                                                                                                                                                  völlig klar, enthielt aber
                                                                                                                                                                                                                                                                  manchmal noch feinen
                                                                                                                                                                                                                                                                  Sand. Im Trinkglas aufge-
                                                                                                                                                                                                                                                                  fangen, bildeten sich viele
                                                                                                                                                                                                                                                                  Kohlensäurebläschen und es
                                                                                                                                                                                                                                                                  macht so den Eindruck eines
                                                                                                                                                                                                                                                                  schwachen Sodawassers.
                                                                                                                                                                                                                                                                  Der Geschmack des Wassers
                                                                                                                                                                                                                                                                  war prickelnd, nebenbei aber
                                                                                                                                                                                                                                                                  deutlich nach Eisen.“
                                                                                                                                                                                     Entlang der geologischen Bruchlinien                                                                                                      Seit 1931 wird das „Arteserwasser“ in
                                                                                                                                                                                     gibt es in Ostösterreich bzw. Westungarn                                     Erste amtliche Untersuchung der                              Illmitz genutzt, 2004 beauftragte die
                                                                                                                                                                                     eine Vielzahl an erbohrten Mineralwasser-                                    Bartholomäusquelle                                           Gemeinde eine Neubohrung dieser
                                                                                                                                                                                     und Thermalwasserlager                                                                                                                    staatlich anerkannten Heilquelle (Tiefe
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                               188 m)

                                                                                                                                Eine Ausstellung des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel mit Unterstützung des Vereins Jahr der Volkskultur
                                                                                                                                                                         18. April – 31. Oktober 2004
Der Mensch und der See
                                                                                       UNBERECHENBAR. LAUNISCH. GEFÄHRLICH.
AUS FRÜHEN QUELLEN                                                                                                                       Berichte von der jüngsten Trockenperiode                                                                                                                                                 Torfbrände
Die abwechslungsreiche Entwicklung des Neusiedler Sees in                                                                                Als der Wasserstand im See Ende des 19. Jahrhunderts immer                                                                                                                               Nicht nur das Wasser des Sees konnte fürchterliche Schäden
historischer Zeit läßt sich aufgrund zahlreicher Angaben in                                                                              mehr zurückging und der See schließlich ganz austrocknete,                                                                                                                               anrichten: Auch Brände wirkten sich in der Gegend um den
Urkunden und Reisebeschreibungen recht gut dokumentieren:
Winter 1270
                                                                                                                                         kam 1868 der Plan einer landwirtschaftlichen Nutzung zur
                                                                                                                                         Ausführung. „Bei Winden wuchs der schönste Weizen und
                                                                                                                                                                                                                                                                          „ Der Bodenschlamm                                      See vernichtend aus. Der Hansag ist als Niedermoor mit
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  einer Mächtigkeit von 20 cm bis 2 m leicht entzündbar und
40 Reiter und 300 Knappen des Böhmerkönigs Ottokars                                                                                      bis Wolfs hatten Frucht und Rüben reichen Ertrag. Zugleich                                                                       trocknete und beim leisesten                            geriet nach seiner Trockenlegung durch Selbstentzündung
wollen den zugefrorenen See überqueren, doch das tückische                                                                               entwickelte sich ein reger Verkehr zwischen den Ortschaften                                                                                                                              in Brand. Der verheerende Moorbrand brach 1945 auf ungari-
Eis hält der Belastung nicht stand, zerbirst, und alle Soldaten                                                                          diesseits und jenseits des Seebeckens.“
                                                                                                                                                                                                                                                                          Wind lagerte der feine Zick-                            scher Seite aus und griff 1947 auf den burgenländischen Teil
ertrinken in den eisigen Fluten…                                                                                                                                                                                                                                          staub wie Rauchwolken über                              des Waasen über.
1501                                                                                                                                     Es wurde aber auch wahrgenommen „daß sich mit den Ver-                                                                                                                                   Erst im November 1947 konnte der Brand gelöscht werden.
In seinen „Annales Boiorum“ gibt Aventius folgende Ausmaße
                                                                  Überraschend schnell aufziehen-
                                                                                                                                         schwinden der Wasserfläche Flugsandstürme und Hagel-                                                                             dem Becken. Von ihm wurden                              Nicht nur Wiesenboden wurde auf weiter Strecke durch das
für den See an: „ Die Lange des Sees beträgt 45.000 Schritte,                                                                            wetter vermehrten.“ Dies ließ die Erträge besonders in den                                                                                                                               Feuer verwüstet, auch Zuckerrübenfelder verloren auf Jahre
                                                                                                                                                                                                                                                                          Weingärten und Äcker über-
                                                                  de Stürme werden immer wieder
die Breite 1.500, sein Umfang aber 100.000 Schritte.“
                                                                  Wassersportlern zum Verhängnis
                                                                                                                                         Weinbaugebieten schrumpfen. Die Bewohner des Seewinkels                                                                                                                                  ihren Ertrag. Durch die vom Wind vertragene Asche wurden
1554                                                                  Anpassung an Wasserstandsschwankungen                              klagten außerdem über Augenentzündungen und Atem-                                                                                lagert und die Uferbewohner                             die Entwässerungsgräben verstopft und dadurch einer neuerli-
Ein Steigen des Wassers bei Podersdorf wird vermerkt.                 Der See war nicht nur direkte Bedrohung, er zwang auch             beschwerden, die der feine Zickstaub – durch den Wind vom                                                                                                                                chen Versumpfung Vorschub geleistet.
1568                                                                  zu dynamischer Wirtschaftsweise wie ein Beispiel aus der           trockenen Seebecken aufgewirbelt – verursachte.                 Auch die Oggauer Bauern                                          litten an Augenentzündung.                      “
Eine Kommission berichtet, dass der See um einige hundert
                                                                                                                                                                                                         reagierten rasch auf die
                                                                      Gemeinde Wallern zeigt, die heute ca. 20 km Luftlinie vom                                                                                                                                                                                                   Winde
                                                                                                                                                                                                                                                                          Landestopografie
                                                                                                                                                                                                         neuen Verhältnisse, wie
Klafter zurückgegangen ist und der Fischbestand sich dement-          See entfernt liegt: Bis in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts      Doch die Trockenheit dauerte nicht lange, der See füllte sich   die Gemeindeweide auf                                                                                                    Durch starken Wind tritt öfters eine Schrägstellung des Wasser-
                                                                                                                                                                                                         Seegrund zeigt
sprechend verringert hat.                                             fand im Hansag in Abhängigkeit von den schwankenden                1871 wieder mit Wasser und machte die Hoffnungen auf eine                                                                                                                                spiegels auf. 1888 wurde zwischen Holling am Südufer und
1677                                                                  Wasserständen einen recht vielfältige Nutzung statt.               blühende Landwirtschaft am Seegrund zunichte. Die Gebäude                                                                                                                                Neusiedl am Nordufer ein Wasserspiegelunterschied von 81
Am Ruster Stadtturm wird die Breite des See mit 3.860                 „In trockener Zeit weidet Vieh oder stehen Heukegel                der mittlerweile in Neu-Mexico entstandenen fürstlichen                                                                                                                                  cm gemessen. Im Oktober 1926 wurde während eines fünf
Klaftern vermerkt.                                                    an Stellen, wo einige Wochen später der Fischer seine              Kolonie stürzten in die Fluten, um „vielleicht Stoff für der-   Auf einer Länge von 27 km, mit 4,8 m Tiefe und an der         Verschollen im See                                         Tage anhaltenden Sturmes eine Fläche von 80 km2 freigelegt,
1683                                                                  Netze auswirft.“                                                   einstige Sagen von einer untergegangenen Stadt zu bieten.“      Sohle 15 m breit führt der Kanal von Pamhagen bis zur         Durch seine Grenzlage hatte der Raum um den See mehr       sodaß eine große Menge von Fischen zugrunde ging.
Die Tartaren können durch das trockene Seebett bis Halbthurn                                                                                                                                             Rabnitz.                                                      als andere Landesteile unter Kriegshandlungen zu leiden,
vordringen und metzeln die Bevölkerung der ganzen Heide-              Bis zu dieser Zeit war der Haupterwerbszweig der dortigen          Des Widerspenstigen Zähmung –                                   Mit dem Bau des Einser Kanals konnte eine Senkung des         denen gleich mehrere Siedlungen zum Opfer fielen. Doch     Schilfbrände
gegend nieder…                                                        Bevölkerung die Fischerei, denn die Überschwemmungs-               der Einser Kanal                                                Wasserspiegels um 50 cm erreicht werden, aber der Versuch     auch der unberechenbare Neusiedler See selbst trug zum     Die gute Brennbarkeit von trockenem Schilf zeigt sich auf ein-
1797                                                                  gebiete des Sees reichten im Hansag bis vor die Gemeinde-          Vor dem Bau des Einser Kanals war der See durch extreme         den ganzen See zu entwässern schlug fehl.                     Verschwinden von einigen Ortschaften bei.                  drucksvolle, aber auch bedrohliche Weise bei Schilfbränden.
Ing. Hegedüs berichtet, es seien am See tausend Joch Landes           grenze. Von den Haustüren der letzten Häuser fuhr man              Wasserstandsschwankungen                                                                                                                                                                 Der letzte spektakuläre Brand ereignete sich im Sommer
überschwemmt.                                                         in Zillen zum ertragreichen Fischfang. Die Fische wurden           und sich stark ändernde Aus-                                                                                                  Hannifthal bzw. Kendervölgye lag zwischen Neusiedl und     2002 bei Rust, als Teile des Schilfgürtels samt Badehütten in
1869                                                                  auf den Markt nach Preßburg und Wien gebracht. Auf den             dehnung gekennzeichnet. Es                                                                                                    Jois und wurde 1230 überflutet                             Flammen aufgingen.
Auf dem Seegrunde des oberen Theiles ist ein regelmäßi-               unter Wasser stehenden Flächen wurde außerdem noch Rohr            wechselten Zeiten, in denen                                                                                                   Krottenthal bzw. Sarvölgye wurde 1230 überflutet. Es
ger Landverkehr im Gange und 1870 beginnt man auf den                 geerntet, die höher gelegenen Flächen wurden zum Heu               der See völlig ausgetrocknet                                                                                                  gibt jedoch keine zeitgenössischen Berichte darüber.
Strecken des früheren Röhrichts Weizen zu säen.                       machen genutzt.                                                    war mit Hochwasserperioden,                                                                                                   St. Jakob bzw. Jakabfalva lag in der Südostecke des Sees
                                                                                                                                         als ganze Ortschaften über-                                                                                                   und galt 1425 als öd.
                                                                                                                                         schwemmt wurden.                                                                                                              Schwarzlacken oder Feketeto, nordwestlich von Wallern,
                                                                                                                                                                                                                                                                       wurde ebenfalls durch den See verwüstet.
                                                                                                                                         Schon in frühester Zeit trach-                                                                                                See (Ferthew), wahrscheinlich südwestlich von Neusiedl
                                                                                                                                         tete man danach, dem See                                                                                                      gelegen, wurde 1230 überschwemmt.
                                                                                                                                         Land abzuringen und die                                                                                                       Tard bzw. Tord lag westlich von Apetlon und ist durch
                                                                                                                                         sumpfige Wildnis zu kulti-                                                                                                    Überschwemmung „abgekommen“, wird nach 1400 nicht
                                                                                                                                         vieren. Doch scheiterten die                                                                                                  mehr erwähnt.
                                                                                                                                         Versuche, den gesamten See trocken zu legen, meist an der
                                                                                                                                         Unfinanzierbarkeit dieser Projekte. Erst mit der Gründung       1956 wurde der Gewässervertrag zwischen Österreich und        „Sichere Nachrichten bestätigen, daß 18 Dörfer von dem
                                                                                                                                         der Raab-Regulierungsgesellschaft 1873 wurde der Bau            Ungarn abgeschlossen, die Grenzgewässerkommission             See verschlungen worden, deren Zehendregister sich noch
                                                                                                                                         des Einser Kanals endgültig beschlossen und von 1893            regelt seither die Bedienung der Schleuse. Mit der Regelung   im fürstlichen Esterhazy`schen Archive befinden.“          Besonders bei böigem Südwind
  1996 gibt es großflächige Überschwemmungen im                                                      … 2002 liegen weite Teile des
  Hanság beim Einser Kanal …                                                                        Schilfgürtels bei Illmitz trocken.   – 1909 realisiert.                                              von 1965 wurde der Wasserspiegel um 40 cm angehoben.          (Das Ödenburger Komitat, 1840)                             sind Schilfbrände nicht mehr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  unter Kontrolle zu bringen

                                                                                                                                         Eine Ausstellung des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel mit Unterstützung des Vereins Jahr der Volkskultur
                                                                                                                                                                                  18. April – 31. Oktober 2004
Der Mensch und der See
                                                                  KONKURRENZLOSES SÜSSGRAS AM SALZIGEN SEE
                                                                                                                                 EIN GEFLECHT VON LEBENSRÄUMEN
                                                                                                                                 Was für Menschen von außen betrachtet eine endlose grüne
                                                                                                                                 Wüste ist, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als dichtes
                                                                                                                                                                                                   In Schilfburgen halten die eingewanderten Bisamratten Hof.                                      „ Daß der See trotz
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Belastungen wie dem Nähr-
                                                                   STECKBRIEF DER SCHILFPFLANZE
                                                                                                                                 Geflecht unterschiedlich strukturierter Lebensräume:              Der kleinste Säuger im Schilf ist die Zwergmaus, die sich mit
                                                                                                                                 Wasser und Land stehen im Schilfgürtel in enger Wechsel-          Händen und Füßen – und Schwanz – durch den Rohrwald
                                                                                                                                                                                                                                                                                                stoffeintrag aus Landwirtschaft
                                                                   Botanischer Name
                                                                        Phragmites australis, Familie der Süßgräser              beziehung und bringen durch ihre enge Verzahnung eine hohe        hantelt. Für die Aufzucht der Jungen baut sie Kugelnester, die
                                                                                                                                 Artenvielfalt mit sich. Die dichte Besiedelung wird durch den     zwischen mehreren Halmen verankert sind.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                und Tourismus bis heute eine
                                                                   Vermehrung
                                                                         Hauptsächlich ungeschlechtlich über Wurzelausläufer     stockwerksartigen Aufbau des Rohrwaldes ermöglicht.
                                                                                                                                                                                                   Vor lästigen Untermietern ist selbst das so widerstandsfähige
                                                                   Transpiration
                                                                         Ein Quadratmeter Schilf verdunstet rund 1000 l
                                                                                                                                 Unterschiedlichste Tiere können hier ohne einander zu beein-      Schilf nicht ganz gefeit. Die Mehlige Pflaumenblattlaus, mit                                 gute Wasserqualität aufweist,
                                                                                                                                 trächtigen leben. Für die Tierwelt ist der Schilfgürtel Speise-   Hauptwohnsitz auf diversen Schlehenarten, bezieht auf der
                                   Die Bartmeise, ein häufiger
                                                                         Wasser pro Vegetationsperiode
                                                                                                                                 kammer, Jagdrevier, Kinderstube und Schlafplatz in                Schilfpflanze ihren sommerlichen Zweitwohnsitz. Im Hoch-                                     verdankt er nicht zuletzt dem
                                                                   Wuchsleistung                                                 einem.                                                            sommer können dann bis zu 60.000 Läuse auf einem Halm
                                                                                                                                                                                                                                                                                                Schilf.
                                   Brutvogel des Schilfgürtels,
                                nutzt den Neusiedler See auch
                                                 als Rastplatz         Von April bis Juni über 2 m                                                                                                 schmarotzen.
                                                                                                                                 In den urwaldartigen Altschilfbeständen mit ausgeprägter          Auch Zikaden, Schilflaufmilben und Schilfschildläuse haben
                                                                                                                                                                                                                                                                                                       Der Schilfgürtel fungiert
                                                                   Stoffproduktion
                                                                         Für die Produktion von 1g Pflanzenmasse                 Knickschicht leben Vogelarten wie die Bartmeise und der           das Schilf zum Fressen gern, richten aber keine großen
                                                                         verbraucht Schilf ca.330 g Wasser                       Mariskensänger, die sich kletternd entlang der Schilfhalme        Schäden an.

SCHILF IST EIN ECHTER KOSMOPOLIT…                                  Biomasseproduktion
                                                                                                                                 bewegen.                                                                                                                                                       als Filter, der die Nährstoffe
                                                                                                                                                                                                   In den Unterwasseretagen besiedeln Kleinstorganismen wie
… und kommt außer in der Antarktis überall auf der Welt vor.
Die konkurrenzstarke Pflanze besiedelt als Pionier Feucht-
                                                                         120 t Trockenmasse/Jahr und ha
                                                                                                                                 Die vegetationsärmeren Blänken und Kanäle im Schilf wer-          Algen, Rädertierchen oder Kleinkrebse Schilfhalmreste und                                    aus den oberflächlichen
                                                                                                                                 den von fischfressenden Vögeln wie den Reihern als Jagd-          Rhizome.
lebensräume und kann in kurzer Zeit Monokulturen ausbilden.        In Abhängigkeit von Nährstoffbelastung des Wassers, Klima
                                                                   und Wachstumsbedingungen kann 1 ha Schilfrohr ca. 250
                                                                                                                                 revier genutzt. Auch Haubentaucher und Zwergtaucher findet        Räuberische Wanzen und Wasserkäfer wie der Gelbrandkäfer                                     Zuflüssen zurückhält und trägt
                                                                                                                                 man hier.                                                         patroullieren in den seichten Randzonen der Blänken und
In 6 Wochen auf 2 Meter
Der Grund für den Erfolg dieser Pflanze liegt zum Teil in ihrer
                                                                   - 800 kg Stickstoff, 4 - 80 kg Phosphor, 75 - 130 kg Kalium
                                                                   und 42 kg Kalzium pro Jahr in Biomasse einbauen.
                                                                                                                                                                                                   erbeuten dort andere Wasserinsekten.                                                         damit wesentlich zur Rein-
beachtlichen Wuchsleistung: Schilf wird in nur 6 Wochen von
April bis Juni über 2 m hoch. Die dabei entfaltete Blattfläche
                                                                                                                                 In den Mähflächen und
                                                                                                                                 Jungschilfbeständen, wo
                                                                                                                                 kräftige, gleichmäßig hohe
                                                                                                                                                                                                                                                                                                haltung des Sees bei.           “
ist 6x so groß wie die von der Pflanze eingenommene Boden-                                                                       Halme wachsen, siedeln sich                                                                                                        Über die im nassen Boden
oder Wasserfläche, dadurch wird das Schilfröhricht schwer                                                                        Drosselrohrsänger und Rohr-
                                                                                                                                                                                                                                                                    liegenden Rhizome breitet
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Der reich strukturierte Schilfgürtel
                                                                                                                                                                                                                                                                    sich die Schilfpflanze
durchdringbar. Anderen Pflanzen gelingt es nur schlecht sich                                                                     ammer an.                                                                                                                          erfolgreich aus
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                bietet zwischen offenem See und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                            Land Lebensräume für eine Reihe von
in ihrem Schatten zu etablieren.                                                                                                                                                                                                                                                                                                 Schilfsingvögeln

                                                                                                                                 Aber nicht nur fliegenden
Einige Pflanzen tropischer und subtropischer Herkunft wie                                                                        Zeitgenossen bietet Schilf
Mais, Zuckerrohr, Hirse oder Amaranthusarten besitzen die                                                                        einen wichtigen Lebensraum.
Möglichkeit, selbst geringste CO2-Konzentrationen zu nutzen.                                                                     Auch „haarige Typen“ fin-
Schilf gehört zu diesen so genannten C 4 Pflanzen und kann                                                                       den Zuflucht im Rohrwald.
das Sonnenlicht 3x besser nutzen als andere Pflanzen, höhere                                                                     Füchse und Hirsche wech-
CO2 Aufnahme bzw. Sauerstoffabgabe sind die Folge.                                                                               seln im Frühjahr vom
                                                                                                                                 Leithagebirge ins Schilf,
Ein anderer wichtiger Bestandteil der Schilfpflanze, der zum                                                                     Wildschweine fühlen sich hier sauwohl und Rehe bringen im
raschen Wachstum beiträgt, ist das Rhizom: Ein dichtes, unter-                                                                   Schutz des Röhrichts ihre Jungen zur Welt.
irdisches Wurzelgeflecht, das aus mehrere Zentimeter dicken        Nicht nur Vogelarten und
                                                                                                                                 Die räuberischen Steppeniltisse und Mauswiesel halten in den
schlauchartigen Hohlräumen besteht. Es bildet bis in einen         Amphibien, sondern auch
                                                                   Säugetiere wie Rehe, Rothirsche                               Randzonen des Schilfgürtels nach Beute Ausschau.
halben Meter Tiefe ein dicht verfilztes Wurzelsystem, wo ab        und Wildschweine nutzen den
                                                                   Schilfgürtel als
dem Sommer Nährstoffe und Photosyntheseprodukte (Stärke)           ungestörten Lebensraum
gespeichert werden. Im Frühjahr steht dann den jungen
Sprossen dieser Nährstoffcocktail zur Verfügung.

                                                                                                                                  Eine Ausstellung des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel mit Unterstützung des Vereins Jahr der Volkskultur
                                                                                                                                                                           18. April – 31. Oktober 2004
Der Mensch und der See
                                                 DER SCHILFGÜRTEL – ROHSTOFFLAGER FÜR DIE ZUKUNFT
JUNG AM NEUSIEDLER SEE
Mit einer Ausdehnung von 180km2 besitzt der Neusiedler See          Andere Formen der Nutzung sind jetzt                                  WAS LÄSST SICH AUS SCHILF HERSTELLEN ?                                                                                                                                        SCHILFMANAGEMENT oder:
die größte geschlossene Schilffläche in Mitteleuropa. Die Ent-      gefragt. Schilf könnte in Zukunft einen industriellen                 Seine herausragenden mechanischen und physiologischen                                                                                                                         Vom Kampf gegen die Verschilfung
                                                                                                                                                                                                       Man verwendet Schilfprodukte bei der
stehung des Schilfgürtels in diesen Dimensionen ist allerdings      Aufschwung erleben. Ein riesiges Potenzial an Altschilf, das          Eigenschaften machen Schilf zu einem
                                                                                                                                                                                                       Herstellung von …
erst eine Entwicklung des 20. Jahrhunderts.                         bisher noch keiner wirtschaftlichen Verwertung zugeführt              vielfältig einsetzbaren Rohstoff.                                                                                                                                             Durch die Umstellung der extensiven Weidewirtschaft auf intensive Acker-
                                                                                                                                                                                                       … Fußböden, Trittschalldämmung
Ende des 19. Jahrhunderts bestanden größere zusammen-               wurde, wartet darauf genutzt zu werden.                                                                                                                                                                                                             und Weinwirtschaft wurden in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts vermehrt
                                                                                                                                                                                                       … Baupreßplatten, Dämmplatten
hängende Schilfflächen nur im Süd- und Westteil des Sees, das                                                                             In der Baubranche schätzt man seine…                                                                                                                                          Nährstoffe aus Düngemitteln in den See eingebracht.
                                                                                                                                                                                                       … Dachdeckung
Ostufer zwischen Podersdorf und Sandeck war dagegen weit-                                                                                 … hohe Festigkeit                                                                                                                                                             Das Schilf profitierte vom erhöhten Nährstoffangebot und breitete sich seeseitig
                                                                                                                                                                                                       … Furnierplatten
gehend schilffrei.                                                                                                                        … schall- und wärmedämmende Wirkung                                                                                                                                           stärker aus. Mit der Anhebung des Wasserspiegels um ca. 40 cm im Jahre 1965
                                                                                                                                                durch Lufteinschlüsse im Halm                          … Fertigteilwände
Zur Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert bestand der Schilf-                                                                                                                                                                                                                                                           verlangsamte sich das seeseitige Wachstum. Das Schilf drang nun in Richtung
gürtel noch aus einem schmalen Ufersaum.                                                                                                  … wasserabweisende Eigenschaften                                                                                                                                              der landseitigen Wiesen vor.
                                                                                                                                                durch Kieselsäureeinlagerung                           Sonstige (mögliche) Einsatzbereiche
Rasant breitete sich die Schilffläche erst seit etwa 1935 aus.
                                                                                                                                           … hohe Beständigkeit gegen Feuchtigkeit und Fäulnis         Sichtschutzmatten, Dünger, Mulchsubstrat, Pellets,
Verantwortlich für das enorme Wachstum waren der Eintrag                                                                                                                                                                                                                                                                Um die Uferwiesen als wertvollen Lebensraum schilffrei zu erhalten bzw.
                                                                                                                                          … Brandsicherheit in Verbindung mit Zement                   Biogas; Schilfkläranlagen.
von Nährstoffen aus Landwirtschaft und Tourismus, aber auch                                                                                                                                                                                                                                                             zurückzugewinnen, setzt man im Nationalpark auf gezielte Pflegemaßnahmen
das Ende der extensiven Landwirtschaft im Seevorgelände –                                                                                                                                                                                                                                                               wie die Beweidung des Seevorgeländes durch Herden von Graurindern,
ohne Heumahd und Weidenutzung konnte sich der Schilfgürtel                                                                                                                                                                                                                                                              Aberdeen Angus, Przewalski- und Warmblut-Pferden sowie mit Weißen Eseln.
                                                                                                                                                                                                                                                                        Mit großem Aufwand müssen Kanäle
landseitig ausdehnen.                                                                                                                                                                                                                                                    im Altschilf offen gehalten werden,            Durch Fraß und Tritt werden die empfindlichen Rhizome der Pflanze am
                                                                                                                                                                                                                                                                          um den Wasseraustausch mit dem
                                                                                                                                                                                                                                                                                       offenen See zu sichern           Wachstum gehindert und so das landseitige Vordringen des Schilfs unterbunden.

                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Auf Nationalparkflächen wird auch Schilfschnitt durchgeführt, bei dem die
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        privaten Nutzer keine Flächenpacht, dafür aber eine Abgabe pro geerntetem
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        Meterbund Schilf zahlen. Und schließlich trägt in kleinem Ausmaß das
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                        punktuelle Abbrennen zur Schilfkontrolle bei.

                         1872                                1901                          1957                                1967

Das Wachsen des Schilfgürtels wurde begünstigt durch                Energie aus Altschilf?
Nährstoffeintrag infolge der Intensivierung in der Land-
                                                                    Eine Möglichkeit wäre die thermische Verwertung in dezentra-                   Eine Möglichkeit der effizienten Altschilfernte
                                                                                                                                                  bestünde im Einsatz von Luftkissenfahrzeugen
wirtschaft, aber auch durch eine Reihe von Niedrigwasser-
ständen zu Beginn des 20. Jahrhunderts                              len Fernwärmenetzen oder kleinen Feuerungsanlagen, wie sie                                 – wie bereits 2002 anhand eines
                                                                                                                                                                 Modellversuchs gezeigt wurde
                                                                    etwa in Dänemark schon vielerorts in Betrieb sind.
                                                                    Selbst vorsichtige Schätzungen ergeben eine jährliche Ernte-
                                                                    menge, die bei dieser Art der Nutzung mehr Wärme erzeugen         Als Vorteil kann die Tatsache angesehen werden, daß              Zum Dämmen und Verputzen                                         Im Erfolgsfall gäbe es gleich mehrere Gewinner bei der Nutzung
                                                                    würde als alle heute existierenden Wärmenetze des Burgen-         solche Anlagen sehr flexibel einsetzbar sind, also auch andere   Aufgrund herausragender mechanischer und physiologischer         von Schilf: Zum einen die Natur, weil die Entnahme großer Alt-
                                                                    lands zusammen.                                                   Grundstoffe für die Verbrennung angewandt werden können          Eigenschaften ist Schilf ein interessanter Baustoff.             schilfmengen den Nährstoffeintrag in den See spürbar verringern
                                                                    Erste erfolgreiche Versuche in diese Richtung gab es bereits,     (z.B. Heckenschnitt, Stroh) und als Restprodukt Schilfasche      Als Stukkaturrohr (Putzträger) findet es schon längere Zeit      würde. Dazu kommt ein verbesserter Nährstoffaustausch inner-
                                                                    obwohl einige Schilfexperten es für Rohstoffvergeudung hal-       zurückbleibt, die sich als Düngemittel einsetzen läßt.           Verwendung in der Bauindustrie. Mit dem Trend zum ver-           halb des Schilfgürtels. Die kostspielige Durchlüftung des Schilf-
Für Haus und Stall                                                  ten, Schilf „nur“ zu verheizen.                                                                                                    mehrten Einsatz von Fertigteilen in der Baubranche könnten mit   gürtels könnte dadurch eingespart werden.
Die Nutzung von getrocknetem Jungschilf als Baustoff und                                                                              Schilf zu Wellpappe                                              Schilfhäcksel gefüllte Bauelemente einen Aufschwung erleben.     In den abgeernteten Altschilfbeständen wächst auch das gefragte
von grünem Schilf als Futter und Einstreu war Jahrhunderte          Problematisch sind der relativ niedrige Wirkungsgrad und die      Ein weiteres Beispiel für die erfolgreiche Verwendung von        Die guten Wärmedämmungseigenschaften machen sich Her-            Jungschilf besser nach, ein Vorteil für die Schilfschneider also.
lang Tradition. Doch die Nachfrage nach Schilf für die tra-         anfallenden Abgase, welche eine Nachverbrennung erfordern.        Schilf kommt aus Osteuropa: in Rumänien und der ehemaligen       steller von Schilfdämmplatten zunutze, die es auch in der        Und schließlich profitiert die Umwelt, wenn ohne lange Trans-
ditionellen Formen der Nutzung – für Schilfdächer etwa – ist        Dem gegenüber steht die „CO2-Neutralität“ dieser Art von          Sowjetunion wird Schilf seit Jahrzehnten als Grundstoff          Region gibt.                                                     portwege umweltbelastende Stoffe regional durch Schilfprodukte
regional zur Zeit gering. Die Kosten sind aufgrund der arbeits-     Energieerzeugung. Bei der Verbrennung wird soviel CO2 frei-       für die Zelluloseproduktion verwendet. Zu Mehl gemahlen,                                                                          ersetzt werden könnten. Nicht zuletzt sei auch auf die zusätzlich
intensiven Ernte sehr hoch und zusätzlich fallen hohe Prämien       gesetzt, wie von den Pflanzen während ihres Wachstums auf-        wird Schilf bei der Herstellung von Pappe, Wellkarton und                                                                         entstehenden Arbeitsplätze durch die Schilfverarbeitung
für die Feuerversicherung an.                                       genommen wurde.                                                   Papierzellulosefaser verarbeitet.                                                                                                 hingewiesen.

                                                                                                                                       Eine Ausstellung des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel mit Unterstützung des Vereins Jahr der Volkskultur
                                                                                                                                                                                18. April – 31. Oktober 2004
Der Mensch und der See
                                                                                        SCHILF: SCHNEIDEN, PUTZEN, BÜNDELN
DER TRADITIONELLE SCHILFSCHNITT                                 Die Bauern ersteigerten von den Grundherren etwa            Reißen und Stoßen

                                                                                                                                                                                                                                                      „ Von dem Rohrwerk
                                                                                                                                                                                                                              Bündel mit einem                                                                    BRANDKATASTROPHEN
Im Burgenland findet man heute nur mehr wenige schilf-          20 m breite Streifen und mähten das Rohr auf den strei-     Rund um den Neusiedler See war das Schilfschneiden eine                                           Meter Umfang waren
gedeckte Häuser, andere traditionelle Nutzungen des             fenförmigen Losen – Lusten genannt – von den trocke-        typische Winterarbeit Einheimscher.                                                               die Einheitsgröße
                                                                                                                                                                                                                              für den Großteil des                                                                In vielen Seegemeinden, speziell aber in Illmitz kam es oft
Rohstoffs Schilf sind ganz verschwunden. Das war nicht          nen Uferwiesen bis 300 m weit in den Schilfgürtel hinein.                                                                                                     Exports
immer so, denn Schilf gehörte Jahrhunderte lang zu den          Gebraucht wurde das grüne Schilf vor allem als Notfutter    War der Winter kalt und der See mit einer tragfähigen                                                                     ziehen die angränzenden                                     zu Brandkatastrophen, die sich umso verheerender aus-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  wirkten, als die Häuser noch mit Schilf gedeckt waren.
wichtigsten Baumaterialien in der Region – und war noch         und als Einstreu für die Viehställe.                        Eisschicht bedeckt, konnten die Bauern das Rohr mit
dazu in ausreichendem Maße vorhanden. Ganze Ortsbilder                                                                               einem Rohrreißer bzw. Stoßschlitten direkt                                                                       Ortschaften jährlich einen                                  Geriet einmal ein Schilfdach in Brand, fachte der Wind das
prägte der Rohstoff Schilf in den Dörfern um den See.                                                                                auf der Eisdecke abschneiden. Zu Garben gebün-
                                                                                                                                     delt wurde es dann mit Pferdeschlitten zum tro-                                                                  beträchtlichen Nutzen.                                      Feuer noch zusätzlich an und ließ es auf die benachbarten
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Gebäude übergreifen. 1861 wurden so 20 Häuser samt
Grün und Winter                                                                                                                      ckenen Lagerplatz abtransportiert.
Beim traditionellen Schilfschnitt unterscheidet man grund-                                                                                                                                                                                            Es dienet zur Deckung der                                   Scheunen ein Raub der Flammen. Am 18.3.1862 brach in
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  der Söldnergasse ein Brand aus, der zunächst 18 Häuser
sätzlich zwischen dem Futterrohrschnitt im Juni/Juli                                                                                 War der Winter mild und der See offen, dann
und dem gewerblichen Winterschnitt.                             Durch den Schnitt übten sie nachhaltigen Druck auf das               wurde die ohnehin mühsame Arbeit noch                                                          Kreuzstadel mit
                                                                                                                                                                                                                                                      Häuser und zur Feuerung.                                    einäscherte. Von hier aus griff das Feuer auf ganze Orts-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  teile über. 118 Häuser, fast die Hälft des gesamtem Bau-
                                                                Wachstum der landseitigen Schilfbestände aus. Mit der       schwieriger. Die Bauern mußten mit dem Reißer das                                                    Schilfdeckung gibt

Der sommerliche Grünschnitt für die Gewinnung von Bei-          Einstellung der Viehwirtschaft kam auch das Ende des        Rohr von der Zille aus reißen und per Boot zur weiteren
                                                                                                                                                                                                                               es heute nur mehr in
                                                                                                                                                                                                                                            Ungarn    Der Überschuß wird mit                                      bestandes, brannten nieder.

futter mit anschließender Nachbeweidung war noch bis in         Futterrohrschnitts. Fazit: in den 50er Jahren vergrößerte   Verarbeitung an Land bringen.
die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts von wirtschaftlicher        sich der Schilfbestand um etwa 13 km2 zur Landseite hin.                                                                                                                              vielem Vortheil verhan-                                     Noch 1955 wurden in der Breitegasse und Triftgasse 26

                                                                                                                                                                                                                                                               “
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Häuser vernichtet. Danach kam es nur noch selten zu gro-
Bedeutung.                                                                                                                  Zum Trocknen werden die Garben heute wie damals
                                                                                                                            in Form von Kegeln, zu den so genannten Schilfmandln                                                                      delt.       KORABINSKY, 1786
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  ßen Bränden, da das Schilf als Dachdeckungsmaterial von
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ziegeln abgelöst wurde.
                                                                                                                            aufgestellt, die das unverwechselbare Landschaftsbild des
                                                                                                                            Seewinkels prägen.
   NUR EIN ZEHNTEL WIRD BEERNTET                                                                                            Mit einer Gabel erfolgt die Sortierung der Schilfhalme
   Ihren Höhepunkt erreichte die Schilfernte in den 50er und                                                                der Länge nach händisch. Je nach Verwendungszweck
   60er Jahren des 20. Jahrhunderts.                                                                                        und Länge bündelt man die Halme zu einem Meterbund
   Heute wird aber trotz fortschreitender Technisierung                                                                     – Umfang 1 m – oder zu 18 cm starken Bündeln.
   weniger Schilf geschnitten als noch vor 40 Jahren. Nur ca.
   10 – 15% der gesamten Schilffläche werden wirtschaftlich
   genutzt.                                                                                                                                                                               Altes Schilf: bisher ohne Wert
                                                                                                                                                                                          Was für zahlreiche Brutvögel im Schilfgürtel einen wert-
   In den 70er Jahren kamen Raupenfahrzeuge, die so                                                                                                                                       vollen Lebensraum darstellt, ist für den Schilfschneider
   genannten „Seekühe“ zum Einsatz, die mit ihren großen,                                                                                                                                 uninteressant. Altes Schilf ist aufgrund seiner reichen
   luftgefüllten Reifen auf Eis und in bis zu 40 cm tiefem                                                                                                                                Struktur nur schlecht verwertbar, zudem verlieren die
   Wasser einsetzbar waren. Heute wird überwiegend mit                                                                                                                                    Halme unter Einfluß von Wind, Wetter und der Zer-           „ Die südliche Spitze
   speziellen Kettenraupen-Mähern gearbeitet, weil sie mit                                                                                                                                setzungsarbeit von Pilzen immer mehr an Qualität.           des Sees endigt sich in
   weniger Schlupf auf nassem Untergrund fahren und zudem                                                                                                                                                                                             einem Rohrwerk, und
   die Rhizome des Schilfs nicht zerstören.                                                                                                                                               Gefragt ist einjähriges Schilf, dessen gleichmäßig hohe     endlich in einem
   Bei schlechter Vereisung und auf kleineren Ernteflächen                                                                                                                                Halme im Baugewerbe verwertet werden. Im Frühjahr           schwimmenden Rasen,                                                        Ganze Häuserzeilen mit Schilfdächern brann-
                                                                                                                                                                                          wurde daher das alte Schilf in Brand gesetzt, um Platz                                                                                            ten in den Seewinkeldörfern bei
   schneidet man noch immer mit handgeführten Balken-                                                                                                                                                                                                 auf welchem viele
                                                                           Als der Schilfschnitt noch mit dem Stoßeisen                                                                                                                                                                                                             starkem Wind ab, wie dieses Bild von der
   mähern.                                                                 oder mit kleinen Mähbalken erfolgte, wurden      Am Dach, im Ofen, am Haus                                     für die jungen Halme zu machen. Bis nach dem Zweiten        hundert Fuhren Heu                                                           Brandkatastrophe in Illmitz aus 1955 zeigt
                                                                           größere Flächen beerntet als heute mit dem
                                                                                                                            Verwendet wurde das Schilf in der Region als Dach-            Weltkrieg geschah dies überwiegend zur Brutzeit der         gemacht werden.
                                                                           Einsatz von Raupenfahrzeugen
   Export                                                                                                                   deckungsmaterial, aber auch als Unterzündmaterial beim        Vögel im Frühjahr – was natürlich einen wesentlichen        Ist der Winter scharf und streng, so pfle-   und Hornvieh hingetrieben, welche
   Der Großteil des geernteten Schilfs wird nach Holland,                                                                   Heizen. Weiterverarbeitet zu Stukkaturrohr (Schilf ist sehr   Gefährdungsfaktor für die Vogelwelt darstellte. Heute       gen die Besitzer dieser Wiesen ihr Rohr-     hier überwintern und den Vorrath des
   Norddeutschland und Dänemark exportiert. Dort ist Schilf                                                                 widerstandfähig aufgrund seiner Kieselsäureeinlagerung)       darf Schilf nur mit einer behördlichen Genehmigung im       werk und Heu bei frostiger Witterung         Heues verzehren, weil man mit keinem
   vom Neusiedler See aufgrund seiner hervorragenden                                                                        ergab Schilf einen begehrten Baustoff, wie man ihn heute      Zeitraum von Anfang November bis Anfang März abge-          nach Hause zu führen. Ist der Winter         Lastwagen im Stande ist diesen Rasen zu
   Qualität als traditionelles Dachdeckungsmaterial gefragt                                                                 noch in wenigen Ländern Europas schätzt und verwendet.        brannt werden.                                              aber gelinde, so werden nur Schaafe          befahren.“                                  KORABINSKY, 1786
   und erzielt stabile Preise.

                                                                                                                            Eine Ausstellung des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel mit Unterstützung des Vereins Jahr der Volkskultur
                                                                                                                                                                     18. April – 31. Oktober 2004
Der Mensch und der See
                                                    VOM AAL ZUM ZANDER – WER WO IM WASSER WOHNT
                                                                 Und nicht zuletzt brachten die Besatzmaßnahmen der
                                                                                     Berufsfischer eine Veränderung der
                                                                                                                                     „ Zu den Verlusten an Lebensräumen tragen sicher die zuneh-                                                                                                               LAICHEN IM SCHILF

                                                                                     ursprünglichen Artengarnitur mit sich. Ab   mende Verschilfung des Sees und die geringen Wasserstände bei.                                                                                                                Viele Fischarten laichen in überschwemmten Wiesen oder im
                                                                                     1950 wurden Zuchtformen des Karpfens                                                                                                                                                                                      Wasserpflanzengürtel,, der dem Schilfgürtel seeseitig vorge-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                               Wasserpflanzengürtel
                                                                                     in größeren Mengen eingesetzt. 1958         Unter den Besatzmaßnahmen ist vor allem das Einbringen von                                                                                                                    lagert ist, ab.
                                                                                     erfolgte erstmals der Besatz mit Aalen.
                                                                                                                                 Aal und Graskarpfen sowie das Einschleppen von Sonnenbarsch,                                                                                                                  Ihre Brut wandert erst allmählich in Richtung See.

                                                                                                                                                                                                                 “
                                                                                     Das Einbringen nicht heimischer Arten
                                                                                     erwies sich vor allem für einige Klein-     Blaubandbärbling und Gibel zu erwähnen. Univ.Prof.Dr. Alois HERZIG                                                                                                            Am Beispiel des Wildkarpfens wird die Besiedelung unter-
                                                                                     fischarten des Schilfgürtels als fatal:                                                                                                                                                                                   schiedlicher Lebensräume im Laufe eines Fischlebens deutlich.
                                                                                     Hundsfisch, Schmerle, Schlammpeitzger                                                                                                                                                                                     Mitte April laichen die Wildkarpfen in den vegetationsreichen
                                                                                     und Marmorierte Grundel sind als Folge                                                                                                                                                                                    Verlandungszonen ab. Die geringe Wassertiefe ermöglicht eine
                                                                                     von Räuberdruck und Konkurrenz der                                                                            EIN SEE, VIELE FISCH-LEBENSRÄUME                                                                            schnelle Frühjahrserwärmung. Gleichzeitig mit dem Tempera-
     Für viele Fischarten überlebensnotwendig                                        eingesetzten Arten, aber auch durch eine                                                                      Etwa 20 Fischarten können heute im Neusiedler See als                                                       turanstieg explodiert auch das Futterangebot in Form von
     sind die Frühjahrshochwässer, die den land-
     seitigen Schilfgürtel und die Feuchtwiesen                  direkte Verschlechterung des Lebensraumes (Eutrophierung         „NUR EIN TOTER AAL IST EIN GUTER AAL“                            heimisch bezeichnet werden. Die Artenzusammensetzung der                                                    Wasserflöhen. Nach einigen Wochen müssen die Jungkarpfen
     überfluten
                                                                 und Verlust an Habitätsdiversität) verschwunden.                                                                                  Fischfauna ist durch eine Dominanz von Cypriniden (Karpfen-                                                 den Schilfgürtel in Richtung See verlassen, um nicht in den
                                                                                                                                  Der Aal (Anguilla anguilla) war vor Beginn des regelmäßigen      fischen) charakterisiert.                                                                                   langsam austrocknenden Schilflacken zu verenden.
                                                                 Der in den 70er Jahren eingesetzte Graskarpfen dezimierte        Besatzes ein seltener Irrgast im Neusiedler See. Die einzelnen
EIN GEFÄHRLICHES GEWÄSSER FÜR FISCHE                             die Bestände untergetauchter Schwimmpflanzen. Als Resultat       Individuen gelangten vermutlich über den Einserkanal in den      Die größte Artenzahl und Individuendichte weisen die see-                                                   Im späten Frühjahr und Frühsommer halten sich im Schilf
Der Fischbestand des Neusiedler Sees war durch die ständi-       verschwanden Laichplätze und Schutz für Fische sowie die         See.                                                             seitigen Schilfränder auf. Der Laichkrautgürtel und beson-                                                  auch Rotfedern, Rotaugen, Flussbarsche und Güster auf, die
gen Fluktuationen des Wasserstands, des Salzgehalts und des      Kinderstube von Jungfischen. Erst seit wenigen Jahren, nach                                                                       ders die Freiwasserzone sind wesentlich fischärmer.                                                         hier ihr erstes Lebensjahr verbringen.
Schilfgürtels immer schon Veränderungen ausgesetzt.              einem Bestandsrückgang der Graskarpfen, der sich nicht im        Der 1958 begonnene Aalbesatz erreichte 1970 einen Höhe-
                                                                 See vermehrt, erholt sich die Vegetation wieder.                 punkt und blieb bis Ende der 80er Jahre konstant. Durch          Den Freiwasserraum des Sees bewohnen der Sichling und
Natürliche Katastrophen wie das Austrocknen des Sees 1865                                                                         direkten Räuberdruck, als Laichräuber und als Nahrungs-          die flexible Laube – beides Arten, die vom erhöhten Plankton-
– 1870 und das völlige Durchfrieren des Sees im Winter                                                                            konkurrent beeinflusst der Aal die ursprüngliche Arten-          angebot profitiert haben. Auch der bodengebundene Kaul-
1928/1929 führten zwar zu einer drastischen Reduktion des                                                                         zusammensetzung im See. Die Fangzahlen von Hecht,                barsch lebt im offenen See und stellt für den Zander eine
Fischbestands, veränderten aber die Artenzusammensetzung                                                                          Zander, Schleie und Karausche gingen drastisch zurück.           wichtige Nahrungsgrundlage dar.
nicht wesentlich.
                                                                                                                                  Da sich der Aal im Neusiedler See nicht vermehrt, wurden bis     Am Schilfrand liegen die Lebensräume von eher substrat-
Der Einfluß des Menschen                                                                                                          zu 4 Mio. Stück Glasaale pro Jahr in den See eingebracht.        orientierten Arten wie der Brachse, Güster und dem aus Asien
Erst durch menschliche Eingriffe in das Ökosystem des Sees                                                                        Der jährliche Ertrag lag 1989 bei 140t (Ö+U), 1992 bei 45t       stammenden Gibel.
wurde auch die ursprüngliche Fischfauna nachhaltig verändert.        Der Hundsfisch                                               auf österreichischer Seite und ca. 7t in Ungarn. Damit war
Die Errichtung des sogenannten Einserkanals zur Wende vom            (Umbra krameri),                                             der Aal die bis vor kurzem wirtschaftlich wichtigste Fischart    Schilfkanäle sind das Jagdrevier des Hechts, der als optischer
                                                                     im Neusiedler See und den angren-
19. auf das 20. Jhdt. brachte ein künstliche Verbindung              zenden Seichtgewässern seit                                  des Neusiedler Sees.                                             Jäger auf klare Sichtverhältnisse angewiesen ist. Seine Ver-
zwischen dem See und der Donau über das Raab - Rabnitz -                                                                                                                                           mehrung wurde durch den Verlust der Feuchtwiesen, die ihm
                                                                     Jahrzehnten verschwunden, wurde
                                                                     2003 im Rahmen eines Forschungs-
System. Einige Arten, z.B. der Sichling, konnten dies als eine       projekts im Hanság wieder einge-                             In einem Vertrag mit dem Burgenländischen Fischereiverband       bei Frühjahrshochwässern als Laichgrund dienten, stark einge-
                                                                     bürgert
Zuwanderungsmöglichkeit nutzten.                                                                                                  wurde im Dezember 2003 das Ende des Aals im See besie-           schränkt.
                                                                                                                                  gelt. Die Kosten für den Umstieg auf andere, autochthone
Mit dem Umstieg von der extensiven Weidewirtschaft auf                                                                            „Brotfisch-Arten“ für die Berufsfischer tragen der National-     Dem Zander bereitet das trübe Wasser keine Schwierigkeiten
intensiven Acker- und Weinbau kam es durch den Eintrag von                                                                        park, das Land Burgenland, die Republik Österreich und die       bei der Jagd, denn er fischt nachts und benützt dabei eher
Düngemitteln zu einer Eutrophierung des Sees. Das kam                                                                             Europäische Union.                                               seinen Geruchssinn als das Auge.
dem Schilf und den wirtschaftlich ungenutzten Weißfischarten
entgegen, denn sie profitierten am meisten vom verbesserten                                                                                                                                                                                                         Rund 20 autochthone Fischarten leben im
                                                                                                                                                                                                                                                                    Neusiedler See und haben ihre Reviere im
Nahrungsangebot.                                                                      Der von gedankenlosen Aquarianern ein-
                                                                                                                                                                                                                                                                    breiten Streifen zwischen Freiwasser
                                                                                                   geschleppte Sonnenbarsch
                                                                                       vermehrte sich ungehindert und gilt als                                                                                                                                      und Verlandungszone
                                                                                        Nahrungskonkurrent heimischer Arten

                                                                                                                                       Eine Ausstellung des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel mit Unterstützung des Vereins Jahr der
                                                                                                                                                                     Volkskultur 18. April – 31. Oktober 2004
Der Mensch und der See
                                     VISCHWASSER UND ABGABEN: DES WASSERS GERECHTIGKEIT
VOM RECHT ZU FISCHEN
Die Fischerei ist im Allgemeinen uralt und zählt zu den
                                                                                                                                 „ Ende des vorigen Jahrhun-
                                                                                                                                 derts, als der See hart an Illmitz
                                                                                                                                                                                                                                                       FISCHHANDEL VOR ORT
ältesten Beschäftigungen der Menschheit. Es ist anzunehmen,
daß sie bereits seit den ersten Ansiedelungen am See betrieben
                                                                                                                                                                                                                                                       Der Fischhandel war lange Zeit auf die lokalen Märkte
                                                                                                                                 im Wieselburger, sowie Rust
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  1637 kosteten…
wurde. Wie die Jagd und die Waldnutzung stand sie ursprün-
                                                                                                                                                                                                                                                       beschränkt, der Fang musste also zuerst öffentlich im
glich jedermann frei. Erst mit der Entstehung des Feudal-
                                                                                                                                                                                                                                                       Heimatdorf angeboten werden. Wollte ein Fischer oder       Schaiden (Wels) das Pfund            7 Kreuzer
wesens wurden die Rechte der Nutzer stark beschränkt.
                                                                  Fischstürzen strengstens verboten
                                                                                                                                 und Wolfs im Ödenburger                                                                                               Händler die Fische woanders anbieten, so musste er
                                                                                                                                                                                                                                                       dem Dorfrichter Maut und ein „Essen Fisch“ zahlen.         Hechten                              7 Kr
                                                                  Im Mittelalter kam es zu einem Anstieg der Bevölkerung, die
                                                                  Binnenfischerei gewann deshalb in den Orten rund um den
                                                                                                                                 Komitat reichte, fischten die                                                 Mit einer sog. „Gade“ aus Schilf wur-
                                                                                                                                                                                                                                                       Welche Fischarten damals zum Verkauf angeboten             Karpfen überpfündig                  4 Kr
                                                                  Neusiedler See an Bedeutung.
                                                                                                                                 dortigen Einwohner 60 bis 90
                                                                                                                                                                                                                   den die Fische über Leitzäune in

                                                                  Die Fischerei wurde nämlich hauptsächlich in hauseige-
                                                                                                                                                                                                                           Richtung Reuse geleitet
                                                                                                                                                                                                                                                       wurden und wie viel dafür bezahlt werden musste,
                                                                                                                                                                                                                                                       regelte die „Vischordnung“ in der Gemeinde.                Karpfen unterpfündig                 3 Kr
                                                                  nen, sogenannten „Vischwassern“ ausgeübt. Das waren
                                                                  dem Neusiedler See vorgelagerte Wasserflächen, die mit
                                                                                                                                 Kilo schwere Fogosch und
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Garreiß (Karausche)                  5 Kr
Zehent, Geld und ein „Essen Fisch“
Erste Berichte über die Fischerei stammen aus der Mitte des
                                                                  Seewasser dotiert wurden. Sank der Wasserspiegel des Sees,
                                                                  so sank er auch im „Vischwasser“. In diesem Fall mußte ein
                                                                                                                                 Karpfen und ebenso sammelten
16. Jahrhunderts. Das Fischereirecht lag in den Händen der
Grundherren, und wurde an die in Genossenschaften organi-
                                                                  „Pruch“ gegraben werden, um die Fische vom See in das
                                                                  Wasser zu bekommen.
                                                                                                                                 sie in den 60er Jahren unseres
sierten Bauern weiterverpachtet. Wer das Netz benutzte, hatte
ein Zehent und einen gewissen Geldbetrag an die Herrschaft
                                                                  Es gab aber auch abgeschlossene Vischwasser im See, die von
                                                                  den anderen nicht benützt werden durften.
                                                                                                                                 Jahrhunderts die 20 bis 25 Kilo                                                                                                                                                  … da fallen einem die Schuppen

                                                                                                                                 schweren Welse (Schaiden),
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  von den Lauben …
zu entrichten. Jegliche Übertretung der herrschenden Ordnung
wurde schwer bestraft. Dazu kam noch, dass die ansässige          Von 24. April bis 29. September blieben die Fischgewässer
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Ausgerechnet ein kleiner, unscheinbarer Fisch wurde bis ca.
Bevölkerung immer wieder um ihre Fischereirechte zu kämp-
fen hatte.
                                                                  verschlossen. An Sonntagen und Feiertagen war das Fischen
                                                                  verboten – wer sich nicht daran hielt, der mußte mit einer
                                                                                                                                 wie der Wind sie ans Land                                                                                                                                                        1910 zu einer kuriosen Form der Nutzung herangezogen:
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Die Laube, eine 10 – 15cm lange Weißfischart, wurde vor-

Die erste Urkunde, die die Fischerei unter ein Herrschaftsrecht
                                                                  Geldbuße rechnen.
                                                                                                                                 trieb, förmlich haufenweise,                                                                                                                                                     nehmlich in Oggau, am Westufer des Sees, wegen ihrer stark
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  glänzenden Schuppen gefangen.
stellt, stammt aus dem13. Jahrhundert.                            Das Fischstürzen war ebenfalls bei Strafe verboten.
                                                                  Es handelt sich dabei um eine besonders bei Kindern beliebte
                                                                                                                                 so dass selbst Schweine damit
1675 bestand die Abgabenlast, die die Fischer zu entrichten
hatten in „ain halben centen guaten fisch, auf ihren aigen
                                                                  Methode des Fischfangs: Mit dem Stürzkorb wurden Fische
                                                                  hautsächlich während der Laichzeit überlistet. Man pirschte
                                                                                                                                                             “
                                                                                                                                 gefüttert wurden. Aus dem sog. Kronprinzen-Werk, um 1890
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Diese fanden in der Wiener Kunstperlenindustrie so großen
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Anklang, dass an einem Tag oft 700kg Lauben aus dem See
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  gefischt wurden.
Wagen, wohin die Herrschaft verlangt, hinzubringen, in der        sich dabei im Wasser watend an die Hechte und Karpfen, die
Fasten aber in jeder Wochen ain halben cent Fisch zu liefern“.    in überschwemmten Wiesen ablaichen, heran und stürzte den
                                                                  Korb darüber.                                                                                                                                                                                                                                   Im Dorf wurden die kleinen Fische ausschließlich von den
Außerdem waren die Fischer dem Dorfrichter zum Neuen Jahr
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  Frauen mit einem Messer oder einer Schere geköpft und abge-
ein „Essen Visch“ schuldig.
                                                                  Von einer gottesgerichtlichen Strafe der besonderen Art wird                                                                                                                                                                                    schuppt.

Die oftmaligen Schwankungen des Wasserstandes bedroh-             1546 im Banntaiding (Ortsrecht) von Pamhagen berichtet.
                                                                  Wenn jemand beim Fischdiebstahl ertappt wird, so „soll man                                                                                                                                                                                      Die Schuppen wurden in Leinensäcken gesammelt und die
ten ständig den Fischreichtum und damit die Lebensgrundlage
                                                                  denselben, der die fisch gestollen hat, in ain Korb schieben                                                                                                                                                                                    abgeschuppten Fische im Dorf verschenkt oder verkauft.
der Fischer in den Seegemeinden. Sowohl das plötzliche
                                                                  und soll im ain abgebrochenes messer in die handt geben, und                                                                                                                                                                                    30 Kilo Lauben ergaben ein Kilo Schuppen, deren Glanz in
Ansteigen des Wasserspiegels als auch das Zurückweichen des
                                                                  wierdt er ledig, so ist er der sachen muessig.“                                                                                                                                                                                                 einer Perlenbläserei durch ein spezielles Verfahren in Glas-
Wassers stellte für die Fische und ihre Brut eine Gefahr dar.
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  perlen übertragen wurden.
                                                                  Die am häufigsten angewandtne Methoden der Fischerei
                                                                  waren die Reusen- und die Schleppnetzfischerei.                                                                                                                                                                                                 Übrigens trug die Laubenfischerei den Oggauern den Spott-
                                                                                                                                                                                                                                                                                                                  namen „Laubenhengste“ ein.
                                                                                                                                                                                                                                                                                 Diese Karte dokumentiert den
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                                                                                                                                                                                                                                                                                                          Sees
                                                                                                                                                                                                                                                                                    (Ende des 18. Jahrhunderts)

                                                                                                                                 Eine Ausstellung des Nationalparks Neusiedler See - Seewinkel mit Unterstützung des Vereins Jahr der Volkskultur
                                                                                                                                                                          18. April – 31. Oktober 2004
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