Ilka Horstmeier Interview: www.vbw-bayern.de Schutzgebühr 6,- Euro

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Ilka Horstmeier Interview: www.vbw-bayern.de Schutzgebühr 6,- Euro
www.vbw-bayern.de
             Schutzgebühr 6,– Euro

                02
Interview:
Ilka
Horstmeier      2021         1
Ilka Horstmeier Interview: www.vbw-bayern.de Schutzgebühr 6,- Euro
Buch
                                   Verlag

                            Farbe
     Herausgeber                   Magazine Lektor
                           Druck
           Broschüre
Urheberrecht                          Cellophanierung                                                      Autor
                      Akquise
      Schriftmuster
Tageszeitung                                                                           Hardcover Papier
           Klammerheftung
                    Bildband
                                   Fotos                                               Workflow

                                                                                        Nr. 1 & 2 | 2020

                                                    MAGAZIN FÜR GESUNDHEIT UND LEBEN

                                                              Landkreis Passau
                                                          Gesundheitseinrichtungen

                                      Tiefer
                                     geblickt.
                                      Neues aus den
                                     Landkreiskliniken

    PNP Sales GmbH
Medienstraße 5      94036 Passau
Tel. 0851/802-594    www.pnp.de
Ilka Horstmeier Interview: www.vbw-bayern.de Schutzgebühr 6,- Euro
EDITORIAL

es gibt einen alten Spruch, den man immer wieder zu
hören bekommt: „Wer nicht mit der Zeit geht, der
geht mit der Zeit.“ Soll ich Ihnen etwas sagen? Ich hal-
te diesen Spruch für platt und völlig untauglich. Als ob
es um irgendwelche ­Moden oder Befindlichkeiten gin-
ge, an die man sich nur halten muss, um stets modern
daher­zukommen. Nein, die wahre Kunst der Führung
ist, zu antizipieren, wohin eine Entwicklung geht, früh-
zeitig zu erkennen, welche Auswirkungen sie hat, und
dann anhand von handfesten Fakten statt Gefühlen die
Entscheidungen zu treffen, die notwendig sind, um in
der Zukunft zu bestehen. Im vorliegenden Magazin ha-
ben wir zwei hervorragende Beispiele, die zeigen, was
ich m ­ eine – dass nämlich kluge Führung deutlich mehr
ist, als die Fahne in die wechselnden Brisen des Zeit-
geistes zu halten.
Die BMW-Personalvorständin Ilka Horstmeier e­ rklärt
im Titelinterview ab Seite 14, wie eng ­Produkt- und
Personalentwicklung verwoben sind: Wer seine Pro-
dukte weiterentwickeln will, muss das auch beim Per-
sonal tun. Und wer Personal entwickeln will, muss wis-
sen, wohin sich die Produkte entwickeln. So schafft
man Zukunft.
Ein anderes Feld ist angesichts der andauernden
­Corona-Krise aus dem Fokus geraten: die Klima-Krise.
 Unser Essay ab Seite 20 zeigt, wie wichtig es ist, jetzt
 die Weichen richtig zu stellen, wenn wir der Klima-
 Krise nicht nur mit Verboten und Einschränkungen
 und in der Folge mit Wohlstandsverlusten begegnen
 wollen. Der Zukunftsrat der Bayerischen Wirtschaft
 hat kluge Vorschläge gemacht, wie Technologie dabei
 eine enorme Rolle spielen könnte.
 In Bayern ist man immer gut damit gefahren, nicht
 ­einfach nur mit dem Zeitgeist zu gehen, sondern ihn
  anzuführen!

Mit besten Grüßen

BERTRAM BROSSARDT, Herausgeber
Ilka Horstmeier Interview: www.vbw-bayern.de Schutzgebühr 6,- Euro
INHALT

6STIL
                                        14
                                        INTERVIEW
                                                                                 20
                                                                                 ESSAY

 Mehr Glanz bei Tisch                   Auch Mitarbeiter                         Verändern statt
 Gebrüder Reiner ist eine der Letzten   weiterentwickeln                         verbieten
 von einst Hunderten Silbermanufak-
                                        BMW-Arbeitsdirektorin Ilka               Neuartige Technologien
 turen in Deutschland. Ihre Produkte
                                        Horstmeier setzt auf Fortbildung.        könnten beim Klimaschutz ein
 kommen gerade wieder in Mode.
                                        Sie fordert Flexibilität und ist über-   Game-Changer werden. Vieles
                                        zeugt, dass Vielfalt den Konzern         muss neu gedacht werden.
                                        voranbringt.

                                                                                                                Foto: Eugen_Zeissl - stock.adobe.com
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INHALT

STANDPUNKT11                     EINE FRAGE NOCH ...               38
                                                                                      IMPRESSUM
MACH(T)RAUM12
                                                                               vbw Unternehmermagazin 02/2021
                                                                                       HERAUSGEBER
                                                                                    vbw – Vereinigung der
                                                                                 Bayerischen Wirtschaft e. V.
                                                                               VR 15888 Amtsgericht München

24                                28
                                                                            Hauptgeschäftsführer: Bertram Brossardt
                                                                              Max-Joseph-Str. 5, 80333 München
                                                                          Büro des Herausgebers: Andreas Ebersperger
                                                                          E-Mail: unternehmermagazin@vbw-bayern.de
                                                                                     HERAUSGEBERBEIRAT
                                                                                       Bertram Brossardt
                                                                                         Holger Busch
                                                                                      Anna Engel-Köhler
 BILDUNG                           BIOLOGIE                                             Michael Forster
                                                                                         Klaus Lindner
                                                                                        Thomas Schmid
                                                                                       Dr. Peter J. Thelen

 Online gut betreut                Maden statt Soja                                       Walter Vogg
                                                                                  GESAMTKOORDINATION
                                                                                        Dr. Peter J. Thelen
 Die Gesellschaft zur Förderung    Die Schwarze Soldatenfliege                         Tel.: 089-551 78-333,
 sozialer Integration bietet       könnte die Landwirtschaft                   E-Mail: peter.thelen@vbw-bayern.de
                                                                                      CHEFREDAKTEUR
 Familien einen bunten Mix aus     nachhaltiger machen. Ihre                       Alexander Kain (V.i.S.d.P.)
 digitalen und analogen Frei-      Maden fressen fast jede Art von                 REDAKTION: Sandra Hatz
                                                                                  AUTOREN: Alexander Kain,
 zeitangeboten. Kinder treffen     Biomüll und werden so zu                         Sandra Hatz, Lisa Plank
 sich im Lockdown am Bild-         hochwertigem Protein, das die           GRAFIK: Johanna Geier, Silvia Niedermeier

 schirm.                           Firma FarmInsect bereits an                   KORRESPONDENTENBÜROS
                                                                            D – 10117 Berlin, Charlottenstraße 35/36,
                                   Nutztiere verfüttert.                               Dr. Peter J. Thelen
                                                                          B – 1000 Brüssel, Rue Marie de Bourgogne 58,
                                                                                      Volker Pitts-Thurm
                                                                          USA – 10174 New York, The Chrysler Building,
                                                                           405 Lexington Ave, 37th Fl., Christoph Kolle
                                                                                           VERLAG
                                                                          vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft
                                                                                    Projektgesellschaft mbH
                                                                               HRB 106556 Amtsgericht München
                                                                                Geschäftsführer: Klaus Kornitzer
                                                                                  KOOPERATIONSPARTNER ·
                                                                            GESAMTABWICKLUNG · ANZEIGEN
                                                                                 Reiner Fürst, PNP Sales GmbH
                                                                                  Medienstraße 5, 94036 Passau
                                                                             Tel.: 0851-802-237, Fax: 0851-802-772
                                                                          Anzeigentechnik E-Mail: josef.feucht@vgp.de
                                                                                TITELFOTO: Astrid Schmidhuber
                                                                                           DRUCK
                                                                            PASSAVIA Druckservice GmbH & Co. KG
                                                                                      Medienstraße 5b
                                                                                        94036 Passau
                                                                                    Tel.: 0851-966 180-0
                                                                             Das vbw Unternehmermagazin erscheint
                                                                             sechsmal im Jahr mit einer Auflage von
                                                                                      70.000 Exemplaren.
                                                                                        ISSN 1866-4989
                                                                             Nachdruck oder Vervielfältigung, auch
                                                                            auszugsweise, nur mit Genehmigung des
                                                                          Herausgebers. Für die ­Zusendung unverlangter
                                                                           Manuskripte oder Bilder wird keine Gewähr
                                                                                         übernommen.
                                                                                      www.vbw-bayern.de
Ilka Horstmeier Interview: www.vbw-bayern.de Schutzgebühr 6,- Euro
STIL

                                      Fotos: Bernhard Weizenegger

    So sehen die Besteckrohlinge
    aus, nachdem sie aus der Presse
    kommen. Dass hier eine Gabel
    entsteht, sieht man schon –
    trotzdem sind noch einige
    Arbeitsschritte nötig.

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Ilka Horstmeier Interview: www.vbw-bayern.de Schutzgebühr 6,- Euro
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                                                                                                 HANDWERK

                Glänzende
                           Aussichten
Seit dem Jahr 1874 wird in der Silbermanufaktur Gebrüder Reiner Silberbesteck
hergestellt. Das Unternehmen steht für Beständigkeit und Ästhetik. Es steht im
Gegensatz zur Konsumlust unserer Zeit, ohne den Sinn für Luxus zu verlieren

Früher gab es in Deutschland Hun-        Firma Gebrüder Reiner entsteht. Aus       dass das Gebäude immer wieder er-
derte Silbermanufakturen, heute sind     dem kleinen Handwerksbetrieb wur-         weitert wurde“, erklärt Robert
es nur noch vier. Eine davon ist die     de über die Jahre ein Unternehmen         ­Liebenberg, als er durch die Manu-
Silbermanufaktur Gebrüder Reiner in      mit über hundert Mitarbeitern.             faktur geht. Jedes Mal, wenn er auf
Krumbach. Hier entstehen seit 1874       Mittlerweile wird die Silbermanufak-       seine Mitarbeiter trifft, grüßt er sie
Silberwaren – in Handarbeit und mit      tur Gebrüder Reiner in der fünften         mit Namen. Fast alle Mitarbeiter sind
viel Liebe.                              Generation geführt. Die Beständig-         seit Jahrzehnten in der Silber­
Geleitet wird die Silbermanufaktur       keit des Unternehmens zeigt sich           manufaktur beschäftigt. Sie kennen
von Dr. Rainer Liebenberg und sei-       auch in den Räumlichkeiten der Ma-         ihr Handwerk, jeder Handgriff sitzt.
nem Sohn Robert Liebenberg. Seit         nufaktur – hier scheint die Zeit still-    Mit der Fortführung des Familien­
der Gründung des Unternehmens im         zustehen. Die Manufaktur befindet          unternehmens haben Dr. Rainer
Jahr 1874 durch Josef Reiner ist es im   sich in einem stattlichen Gebäude          ­Liebenberg und sein Sohn Robert
Familienbesitz. „Josef Reiner hat sein   mitten im Ortskern von Krumbach.            eine schwierige Aufgabe angenom-
Handwerk in Augsburg gelernt, der        An den Außenwänden rankt der                men. Sie wollen das Silberhandwerk
damaligen Silberhochburg“, erzählt       Efeu, durch eine schwere Holztür            zukunftsfähig machen. „Heute sind
Robert Liebenberg. Nach seinen           geht es in die Manufaktur. Enge Gän-        nur noch kleine Unternehmen auf
Lehr- und Wanderjahren eröffnete er      ge und alte Holztreppen führen durch        dem Markt. Das sind Manufakturen,
die Bayerische Silberwarenfabrik in      das Gebäude, die Innenwände wer-            die auch besondere Wünsche erfül-
Krumbach, 25 Jahre später steigen        den immer wieder von großen Fens-           len“, erklärt Robert Liebenberg. Die
seine beiden Söhne Wilhelm und           tern unterbrochen. „Hier sieht noch         beiden Unternehmer erhalten Tradi-
Josef jr. in das Unternehmen ein – die   alles aus wie früher. Man kann sehen,       tionen, setzen aber auch eigene Ak-

                                                                                                                                7
Ilka Horstmeier Interview: www.vbw-bayern.de Schutzgebühr 6,- Euro
PORTRÄT

                                                        zente. Dass das kein leichtes Unter-
                                                        fangen ist, merkt man beim
                                                        Gedanken an die eigene Besteck-
          Die Zinken der Gabel sind bereits aus-
          gestanzt, jetzt fehlt noch der Schliff: Der   schublade. Dort, wo in bürgerlichen
          erste Schliff an einem speziellen Schleif-    Haushalten früher noch echtes Silber
          gerät (oben und Mitte), der Feinschliff mit   zu finden war, liegen heute Messer
          einem sich drehenden Filzrad und einem        und Gabeln aus Edelstahl. „Junge
          Bimsstein (unten).
                                                        Leute kennen Silberbesteck meistens
                                                        nur noch von ihren Großeltern“, sagt
                                                        Robert Liebenberg. Mit dem Vorur-
                                                        teil, Silberbesteck sei umständlich zu
                                                        reinigen, räumt er aber auf. Entgegen
                                                        der Vorurteile sei das Besteck der Sil-
                                                        bermanufaktur Gebrüder Reiner
                                                        spülmaschinenfest. Das Credo der
                                                        beiden Unternehmer: „Benutzen statt
                                                        putzen.“ Denn wer das Besteck regel-
                                                        mäßig benutzt, müsse es auch selte-
                                                        ner polieren.
                                                        Für frühere Generationen gab es gute
                                                        Gründe, Wert auf echtes Silberbesteck
                                                        zu legen. Edelstahl existierte noch
                                                        nicht, die einzige Alternative zu Silber
                                                        war Besteck aus Holz, Zinn und einfa-
                                                        chem Blech. Hygienischer, langlebiger
                                                        und ästhetischer ist das Besteck aus

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Ilka Horstmeier Interview: www.vbw-bayern.de Schutzgebühr 6,- Euro
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       dem Edelmetall. Es glänzt, es kann fein verarbeitet und            „Diese Fähigkeiten sind selten, das Gravieren und das Lö-
       graviert werden und es hat eine antibakterielle Wirkung.           ten können heute nicht mehr viele. Dass wir das noch ma-
       Wer es sich leisten konnte, aß mit Silberbesteck – und Sil-        chen, ist etwas Besonderes“, erklärt Dr. Rainer Liebenberg.
       berbesteck wurde zum Statussymbol.                                 In der Silbermanufaktur in Krumbach werden jedoch
       Heute ist die Situation eine andere. In jedem Möbelhaus            nicht nur neue Silberwaren hergestellt, sondern auch alte
       gibt es günstiges Besteck aus Edelstahl. Doch Silber ist be-       aufbereitet. „Viele Familien haben Familiensilber: ein Be-
       sonders langlebig und es besticht durch seinen Glanz so-           steckset, das von Generation zu Generation weitergegeben
       wie die Möglichkeit, es individuell zu bearbeiten. Die Pro-        wird“, erklärt Robert Liebenberg. Vergilbtes oder beschä-
       dukte der Silbermanufaktur Gebrüder Reiner sind deshalb            digtes Silberbesteck wird in der Silbermanufaktur aufbe-
       gefragt. „Unser Markt ist klein, doch er ist da“, sagt Robert
       Liebenberg.
       Sehr beliebt sind Tauf- und Geburtslöffel. Die Kunden
       schenken diese Löffel Neugeborenen oder Täuflingen, in                      DAS CREDO: BENUTZEN
       der Silbermanufaktur werden der Name des Kindes sowie                               STATT PUTZEN
       seine Geburtsdaten in präziser Handarbeit eingraviert.
       Und auch international hat Reiner einen Namen: Die Sil-
       bermanufaktur aus Krumbach stattete die Deutsche Bot-
       schaft in Washington mit Silberbesteck des Musters                 reitet – und glänzt danach wie am ersten Tag. „Wenn je-
       „Atelier“ aus – in alle Teile wurde der Bundesadler gra-           mand einmal ein Besteckset bei uns kauft, wird er ein
       viert. Und auch wohlhabende Familien legen Wert auf                Leben lang Freude daran haben. Und nach ihm noch viele
       hochwertiges Silber. „Adelshäuser gehören zu unseren               weitere Generationen“, sagt er. Statt zu versuchen, ihre
       treuen Kunden, dort hat die Tischkultur noch mehr Tradi-           Kunden jedes Jahr zu einem weiteren Kauf zu animieren,
       tion“, sagt Robert Liebenberg. Familienwappen gravieren            setzen sie auf Langlebigkeit. „Das macht unser Geschäft
       die Spezialisten in der Werkstatt ein oder löten sie auf.          natürlich schwierig. Aber wir stehen für Qualität, unsere

                                                                                                                                        Anzeige

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Ilka Horstmeier Interview: www.vbw-bayern.de Schutzgebühr 6,- Euro
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                             Produkte sollen deshalb möglichst lange halten“,      Tischkultur hatte damals einen ganz anderen
                             sagt Robert Liebenberg.                               Wert als heute“, sagt Dr. Rainer Liebenberg.
                             Die Langlebigkeit der Silberprodukte steht im         Heute wird unterwegs oder abends im Restaurant
                             Gegensatz zu ungezügelter Konsumlust – und            gegessen. Welches Besteck man zu Hause hat, ist
        ECKDATEN             entspricht damit auch dem aktuellen Zeitgeist,        weniger wichtig. Das ändere sich im Moment aber
 ZUR SILBERMANU-             der inzwischen wieder mehr vom Wunsch nach            wieder – wegen der Pandemie. „Die Häuslichkeit
          FAKTUR
                             Nachhaltigkeit und Beständigkeit geprägt ist. „Im     wird wiederentdeckt“, stellt Robert ­Liebenberg
 STANDORT Krumbach           letzten Jahr haben wir gemerkt, dass sich auch        fest. „Die Leute sind wieder viel öfter daheim.
       GRÜNDUNG 1874         junge Menschen für Silberbesteck interessieren“,      Deshalb wollen sie, dass dort alles schön ist.“
                             sagt Robert Liebenberg. Das liege zum einen am        Doch die Pandemie hat auch negative Seiten, we-
         MITARBEITER 10
                             Wunsch vieler Menschen, nachhaltiger zu leben.        gen der Geschäftsschließungen leidet auch die
 JÄHRLICHER UMSATZ           Statt sich über die Jahre immer wieder Produkte       Silbermanufaktur in Krumbach unter geringerem
     rund 500.000 Euro
                             aus Edelstahl zu kaufen, investieren sie lieber ein   Absatz. Doch die beiden Unternehmer haben
             PRODUKTE        einziges Mal in gute Qualität. Das gleicht auch       schnell auf die neue Situation reagiert. „Wir ha-
 25 Besteckmuster in der     den höheren Preis der Silberprodukte aus.             ben aber mittlerweile einen Onlineshop. Dort
     aktuellen Kollektion
                             Dass das Interesse an Silberbesteck in der Vergan-    kann man die Produkte ganz einfach bestellen.
                             genheit nachgelassen habe, liege an einem kultu-      Und das Silberbesteck, das wir aufarbeiten sollen,
                             rellen Wandel. „Früher haben sich die Frauen aus-     kann man uns einfach zuschicken“, erklärt Robert
                             schließlich um den Haushalt gekümmert. Die            Liebenberg.                                      

     Dr. Rainer Liebenberg (links) und sein Sohn
     Robert Liebenberg vor dem Herzstück der
     Silbermanufaktur: den Formen für die vielen
     verschiedenen Bestecke. In diese Formen werden
     Metallplatten eingespannt und gepresst, danach
     werden sie geschliffen und versilbert.

10
STANDPUNKT

Standortfaktor Impfen
Bayerns Gesundheitsminister KLAUS HOLETSCHEK wirbt für die Corona-Impfung –
gerade auch in Bayerns Betrieben

Beim Thema Impfen ist Tempo ent-          Impfangebot optimal an die Arbeits­     ärzten nicht anders. In den kommen-
scheidend, und wenn der Bund die          umgebung der Mitarbeiter anpassen.      den Monaten soll zunehmend mehr
zugesicherten Impfstoffmengen lie-        Und umgekehrt kennen die Mitarbei-      Impfstoff nach Bayern kommen. Die
fert, dann können wir bald noch mehr      ter die Abläufe oft schon von der       Weichen hierfür müssen schon jetzt
Menschen ein Impfangebot machen.          Grippeschutz-Impfung. Ich glaube,       gestellt werden. Vom Großunterneh-
Wir haben in Bayern zwei gute und         auf dieses Vertrauensverhältnis, ge-    men bis hin zu den kleinen Firmen,
wichtige Säulen, auf denen die bayeri-    nau wie es Haus- und Fachärzte zu       die selbständige ­Betriebsärzte einset-
sche Impfstrategie steht: die Impfzent-   ihren Patienten haben, müssen wir       zen: Für jede Situation brauchen wir
ren mit ihren mobilen Impfteams und       aufbauen.                               eine praktikable und durchdachte
ab 1. April die niedergelassenen Haus-    Ich bin überzeugt, dass wir hier ver-   ­Lösung. Die vbw und viele Unter­
und Fachärzte. Aber wir planen vor-       stärkt auf unbürokratischere Lösun-      nehmen arbeiten bereits an der Orga-
aus und wollen so bald wie möglich        gen setzen müssen. Wir haben schon       nisation und wir unterstützen die vbw
die Betriebsärzte miteinbeziehen. Da-     bei den Impfungen durch die nieder-      bei der Erarbeitung von Konzepten.
für setze ich mich auch bei Bundesge-     gelassenen Ärzte darauf gedrungen,       Ich bin sicher, dass wir so bald noch
sundheitsminister Jens Spahn ein,         die Dokumentation zu verschlanken,       mehr Menschen in Bayern ein Impf­
denn der Bund muss die Rechts-            und das machen wir bei den Betriebs­     angebot m­ achen können.
grundlage dafür schaffen.
Zusätzliche Impfungen durch Be­
triebsärzte sind insbesondere für die
Industrie und die Logistikbranche,
aber auch darüber hinaus sinnvoll
und notwendig. Wir reden hier von
100.000 Menschen allein in den baye-
rischen Großbetrieben, denen wir ein
Impfangebot machen wollen. Wenn
mehr Menschen geschützt sind, ist
das auch ein gutes und wichtiges Sig-
nal für die bayerische Wirtschaft.
Mit den Betriebsärzten besteht eine
gute Chance, die Impfungen in noch
größerem Umfang zu den Menschen
zu bringen. Mit der vbw und Groß-
unternehmen stehe ich in engem
Austausch, um Rechtsfragen, Logistik
und Kosten einer möglichen Einbin-
dung von Betriebsärzten in die Impf-
kampagne zu klären. Dieser Aus-
tausch stellt die Weichen für künftige
mögliche Impfangebote in den Be-
trieben. Denken wir an die Industrie:
Hier sind die Arbeitsprozesse straff,       Der Jurist Klaus Holetschek ist
es braucht wirklich ein niedrig-            seit 2013 Mitglied des Bayeri-
schwelliges und mitarbeiterzentrier-        schen Landtags und seit Januar
tes Angebot. Da setzen wir natürlich        2021 Staatsminister für Gesund-       Foto: Bayerisches Staatsministerium für
auf die Betriebsärzte: Sie können ein       heit und Pflege.                      Gesundheit und Pflege

                                                                                                                            11
Mach(t)Raum

                                                                                                                                            Fotos: Europäisches Patentamt
                                      António Campinos leitet seit 2018 das Europäische Patentamt,
                                             in dem etwa 7.000 Menschen beschäftigt sind.

               Der Portugiese hat eine Af-
              finität zur zeitgenössischen                                                                Zur Erinnerung: „Dies ist ein
                Malerei. Bilder der Maler                                                              Foto von mir mit der Besetzung
              Reichert und Mohr hängen in                                                                 eines Films, der im Amt der
                       seinem Büro.                                                                     ­Europäischen Union für geisti-
                                                                                                         ges ­Eigentum spielt, wo ich als
                                                                                                     ­E xekutivdirektor tätig war, bevor
                                                                                                            ich zum EPA wechselte.“

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                                                                                       Anzeige
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    ­Brüssel, sondern in München. Für   ANTÓNIO CAMPINOS,   Präsident
     des   EUROPÄISCHEN PATENTAMTS (EPA),   ist Deutschland ein pro-
     duktiver Innovator. Für ihn zeichnet sich das Land durch eine sehr star-
     ke Tradition aus, sein geistiges Eigentum zu schützen; und es schreitet
     jetzt mit Gründlichkeit in den digitalen Technologien voran, die die glo-
     bale Wirtschaft transformieren. Dass das EPA seinen Sitz in München
                                                                                                                                                     e
                                                                                                                                   www.vbw-bayern.d
                                                                                                                                 Schutzgebühr 6,– Euro

     hat, verdankt es zudem dem starken politischen Engagement Deutsch-
     lands für die Schaffung eines europäischen Patentsystems und seiner
     einzigartigen Expertise im Bereich Patente und Hightech. „Berücksich-
     tigt man die Anzahl der hier ansässigen patentbezogenen Institutionen,
     könnte man sagen, dass München heute eine Drehscheibe von Weltrang
     für geistiges Eigentum ist“, so Campinos. Darüber hinaus ist Deutsch-
     land eindeutig das europäische Kraftzentrum für Erfindungen: Auf die
     Bundesrepublik entfallen die meisten europäischen Patentanmeldungen
     nach den USA und Japan. Bayern sei das „Silicon Valley“ Europas,
     ­sowohl bei den Patentanmeldungen als auch bei den Schlüsseltechnolo-
      gien. Betrachte man Europa, so Campinos, liegt die Stärke im diversifi-
      zierten Technologieportfolio. Europäische Unternehmen sind traditio-
      nell stark in Bereichen wie Fahrzeuge, Energietechnologien oder
                                                                                                    Interview :
                                                                                                    Dr. Markus
                                                                                                                                                020120           www.vbw-bayern.d
                                                                                                                                                                                   e
                                                                                                                                                               Schutzgebühr 6,– Euro

      Biowissenschaften. Und derzeit wird in schnell wachsende digitale                             Söder
                                                                                                                                                         1

      ­Bereiche wie Künstliche Intelligenz investiert. Europa ist außerdem ein
       wichtiger Markt für globale Technologieunternehmen aus aller Welt.
       „Aber wir müssen unser Patentsystem verbessern und das Einheits­
       patent einführen, das einen völlig barrierefreien Patentschutz innerhalb
       der EU bietet. Das wird dem europäischen Technologiemarkt einen
       Schub geben“, sagt Campinos.

                                                                                                                                                             020 1
                                                                                                                  Interview :
                                                                                                              Tanja Jursa
                                                                                                                                                               21 1

                                                                                                 Das vbw Unternehmermagazin ist die Premium-
                                                                                                 Publikation für Menschen aus der bayerischen
                                                                                                 Wirtschaft und Politik. Das sind Unternehmer,
                                                                                                 Führungskräfte in den Betrieben, politische Mei-
                                                                                                 nungsbildner, Entscheider aus den Verbänden sowie
                                                                                                 Multiplikatoren gesellschaftlich relevanter Gruppen.
                                                                                                 Wir wollen Ihnen mit dem vbw Unternehmer-
                                                                                                 magazin alle zwei Monate nutzwertorientierte
                                                                                                 Inhalte geben, darunter Best-Practice-Beispiele aus
                                                                                                 bayerischen Unternehmen, Wirtschaftspolitik,
                                                                                                 Recht, Soziales, Forschung und Technik, Bildung
                                                                                                 und Lifestyle.
                                                                                                 Wenn Sie auch zu diesem Leserkreis gehören wollen,
 Campinos bleibt gerne in Be-                                                                    bestellen Sie ein kostenloses Abonnement. Senden
 wegung. Bei seinem Fitness­                                                                     Sie uns einfach eine kurze E-Mail mit Ihren Adress-
  training genießt er eine der                                                                   daten an unternehmermagazin@vbw-bayern.de
besten Aussichten in München.

                                                                                                 Ihre personenbezogenen Daten werden ausschließlich für
                                                                                                 die Zusendung des vbw Unternehmermagazins verarbeitet.
                                                                                                 Informationen zum Datenschutz gem. Art. 13, 14
                                                                                  13             DS-GVO finden Sie unter www.vbw-bayern.de/01dsv
Fotos: Astrid Schmidhuber
INTERVIEW

                   „Das Silicon Valley
                der Fahrzeugindustrie
                    ist im Isar-Valley“
     BMW-Personalvorständin ILKA HORSTMEIER spricht im Interview darüber, wie
     Corona, E-Mobilität und „New Work“ den bayerischen Autobauer verändern

Gerade kommt es besonders hef-          Wird sich das ändern?                     den Büros liegen, so verbinden wir
tig – von der Corona-Pandemie           Nein. Die Welt wird vernetzt bleiben.     Brain- und Hardware in einzigartiger
bis zu einer Vielzahl disruptiver       Lieferketten lassen sich nicht nach Be-   Weise. Denn Kreativprozesse finden
Veränderungen im Mobilitätsbe-          lieben umstellen. Unsere Liefer­ketten    heute nicht mehr in Einzelbüros statt.
reich. Muss man sich Sorgen ma-         verzweigen sich vielfältig und global     Und natürlich spielt mobiles Arbeiten
chen um BMW?                            sind Zehntausende Lieferanten Dut-        bei uns auch schon seit langer Zeit
Absolut nicht! Die BMW Group sieht      zender Ebenen darin eingebunden.          eine große Rolle. Wir haben bereits
auf eine 100-jährige Erfolgsgeschich-                                             seit 2013 eine Mobilarbeits-Vereinba-
te. Die Fähigkeit zur Veränderung ist   Wie hat Corona die Arbeitswelt            rung. Diese hat die bis dahin geltende
eine ganz wichtige Eigenschaft von      verändert?                                Vereinbarung zur Telearbeit von 1995
BMW – sie ist Teil unserer DNA. Um      Bei der BMW Group haben wir               abgelöst. Mobiles und vernetztes Ar-
die Zukunft von BMW mache ich mir       schon lange vor Corona begonnen,          beiten in modernen Arbeitswelten
deshalb überhaupt keine Sorgen.         moderne Arbeitswelten zu entwi-           hatten wir bei BMW also vor Corona
                                        ckeln. Nehmen Sie zum Beispiel un-        schon.
Eine Krise, aus der man nichts          ser neues Projekthaus im Forschungs-
lernt, ist eine verschenkte             und Innovationszentrum (FIZ). Mit         Und nach Corona bleiben bei Ih-
­Chance. Was lernen wir aus der         der beeindruckenden Architektur ha-       nen deshalb jetzt viele Mitarbei-
 Corona-Krise?                          ben wir Raum geschaffen für Inspira-      ter weiterhin im Homeoffice?
Corona hat uns gezeigt, wie extrem      tion und Vernetzung unserer Mitar-        Die Diskussion zur Anzahl von Tagen
vernetzt die Welt tatsächlich ist. Im   beiter und damit für unsere               im Homeoffice ist mir viel zu eindi-
Januar des vergangenen Jahres haben     Innovationskraft. 5.000 Mitarbeite-       mensional. Angesichts der Unter-
viele hierzulande noch geglaubt, ein    rinnen und Mitarbeiter arbeiten fach-     schiedlichkeit der Aufgaben, die wir
Ereignis wie der Corona-Ausbruch in     bereichsübergreifend an den Zu-           bei der BMW Group zu erledigen ha-
China bleibe auf die dortige Region     kunftsfragen, es gibt viel Raum für       ben, kann es kein „One-Size-fits-all“,
beschränkt. Doch dafür sind die Wa-     Zusammenarbeit und ein breites            keine Einheitsregel, die für alle passt,
ren- und die Menschenströme heut-       Spektrum an Services. Dazu kommt,         geben. Zumal gerade die kreativen,
zutage viel zu vernetzt.                dass die Werkstätten gleich neben         innovativen Prozesse, die wir brau-

                                                                                                                             15
INTERVIEW

     chen, um die Zukunft der BMW             Jahre zurück. Das Hochhaus besteht      Ist Corona ein Treiber für Ent-
     Group zu gestalten, nur hoch-kolla-      überwiegend aus Großraumbüros           wicklungen, die ohnehin gekom-
     borativ funktionieren und auch nur       und war damals wegweisend für neue      men wären?
     an einem Ort, an dem sich die Men-       Formen der Zusammenarbeit. Wir          Nun, zumindest was den Umgang mit
     schen treffen und vernetzen können.      begeben uns jetzt in der Tat auf den    modernen Kommunikationstechno-
     Die Diskussion um „New Work“, also       Weg, die modernen Arbeitswelten         logien angeht, haben wir das während
     die neue Arbeitswelt, lässt sich nicht   hier einfließen zu lassen. Es wird in   Corona gut geübt – und dabei ge-
     reduzieren auf die Frage, wie viele      diesen neuen Arbeitswelten natürlich    lernt, dass man nicht überall hinflie-
     Tage man künftig im Homeoffice ver-      weiterhin Rückzugsmöglichkeiten für     gen und sich physisch treffen muss.
     bringt. Da geht es um ein attraktives    konzentrierte Einzelarbeiten geben.     Gerade bei den internationalen The-
     Arbeitsumfeld, moderne Kommuni-          Aber es wird auch ein hohes Maß an      men ist das digitale Meeting wahn-
     kationsformen, neue Formen der                                                   sinnig effizient. Das wird ein wesent-
     Vernetzung, die Möglichkeiten der                                                licher und integraler Bestandteil der
     Digitalisierung und natürlich Füh-                                               neuen Arbeitswelt bleiben. Interes-
     rung.                                                                            sant ist zudem eine andere Erfah-
                                                „Bei den internationa-                rung: Nach dem Lockdown sind viele
     Wir sitzen hier in der BMW-Zen-              len Themen ist das                  Mitarbeiter unglaublich gerne wieder
     trale, im berühmten Vierzylinder                                                 zurückgekommen in ihre Büros und
     in München am Petuelring. In                   digitale Meeting                  Abteilungen – weil es zu Hause nicht
     diesem Gebäude gibt es jede                                                      immer möglich war, adäquat zu ar-
                                                 wahnsinnig effizient“
     Menge Einzelbüros, die Corona­                                                   beiten, weil die Arbeitskollegen einen
     bedingt im Moment vermutlich                                                     enorm wichtigen Sozialkontakt dar-
     nicht genutzt werden. Trotzdem                                                   stellen und schlicht weil es jeden Mit-
     funktioniert BMW. Bedeutet                                                       tag eine warme Mahlzeit gibt.
     „New Work“ also, dass es künf-           Kollaborationsflächen geben, wo
     tig viel weniger Einzelbüros             Menschen miteinander, vor Ort oder      Wie werden wir wohl in fünf oder
     braucht – und stattdessen so et-         digital, kreativ arbeiten. Und dazu     zehn Jahren arbeiten?
     was wie unternehmensinterne              braucht es auch Flächen, wo man         Elektrifizierung, Digitalisierung,
     Konferenzzentren?                        geistig wieder auftanken kann – wie     Nachhaltigkeit – all das sind Dinge,
     Das BMW-Hochhaus wird bald 50            etwa in einer guten, nachhaltigen Be-   die gerade uns in der Mobilitätsin-
     Jahre alt, die letzte Sanierung liegt    triebsgastronomie.                      dustrie besonders angehen. Sie be-

16
INTERVIEW

stimmen den Transformationspro-           Arbeitsplätze geschaffen, weil unsere   Produktionsnetzwerk einbringt. Und
zess. Wir müssen das, was passieren       Mitarbeiter Lösungen entwickelt ha-     da ist Dingolfing und damit der
wird, rechtzeitig antizipieren – um zu    ben, die unsere E-Antriebe von Wett-    Standort Bayern mit der Elektromo-
klären, was davon für uns, für unsere     bewerbern unterscheiden. Daher          bilität ganz weit vorne. Wenn ich mir
Kunden und unsere Mitarbeiter             werden in unserem Kompetenzzent-        den neuen BMW iX ansehe, dann
wichtig ist. Nur dann können wir un-      rum für Elektromobilität im bayeri-     sage ich Ihnen: Das Silicon Valley der
sere Kompetenzen und Ressourcen           schen Dingolfing mittelfristig bis zu   Fahrzeugindustrie ist im Isar-Valley.
intelligent einsetzen. Das ist das Herz   2.000 Mitarbeiter an E-Motoren, Bat-
der Personalarbeit, vorauszuschauen,      teriemodulen und Hochvoltspeichern      Und wie bekommt man nun die
welche Entwicklungen es da draußen        arbeiten können.                        Menschen von heute in die Ar-
gibt und frühzeitig und konsequent
handeln.

Diese Verantwortung hätte man
früher wohl eher nicht bei einem                 „Im Personalwesen haben wir enormen Einfluss
Personalvorstand gesehen.
                                                     auf die Transformation unserer Industrie“
Im Personalwesen haben wir enor-
men Einfluss auf die Transformation
unserer Industrie. Wir haben den
Anspruch, nicht mehr nur Business
Partner sondern Business Developer        Das Werk im niederbayerischen           beitswelt von morgen? Das ist ja,
zu sein. Dafür müssen wir auf Augen-      Dingolfing war mal das größte           um im Bild zu bleiben, wie beim
höhe mitdiskutieren können – das          BMW-Werk. Heute sind die Wer-           Umstieg vom Verbrenner zum
Business gut verstehen und vor allem      ke in Spartanburg in den USA            Elektromotor …
die Fähigkeiten unserer Mitarbeiter       und Shenyang in China größer.           Bei der Elektromobilität haben wir
kennen. Es geht darum, welche Ar-         Vielleicht, wenn man Autos zählt.       mit dem BMW i3 diese Reise sehr
beitsplätze wir für die Zukunft schaf-    Aber Größe macht sich für die BMW       früh begonnen und werden bis zum
fen – und das hängt natürlich mit den     Group nicht mehr alleine an der Zahl    Jahr 2023 ein Portfolio mit 25 elekt-
Produkten der Zukunft ganz eng zu-        der produzierten Fahrzeuge fest. Für    risch angetriebenen Fahrzeugen ha-
sammen. Wir haben bei der Elektro-        die Zukunft geht es darum, welche       ben. Auf diesem Weg gilt es die Mit-
mobilität beispielsweise jede Menge       Kompetenzen ein Werk in das globale     arbeiter mitzunehmen. Und

                                                                                                                           17
INTERVIEW

      insbesondere die Qualifizierung un-      Vor 40 Jahren gab es bei BMW              die wir Unternehmen haben: uns
      serer Mitarbeiter voranzutreiben. Seit   noch Dengler und Leute, die die           nicht nur um die Weiterentwicklung
      2009 haben wir mehr als 50.000 Mit-      Ventile der Motoren eingestellt           beim Produkt zu kümmern, sondern
      arbeiter im Bereich der Elektromobi-     haben. Heute werden Kompo-                auch bei unseren Mitarbeitern.
      lität geschult. Und in diesem Jahr       nenten zusammengefügt. Aber
      werden wir beim Thema Qualifizie-        wie sieht die Zukunft aus?                Wie bekommen wir all das am
      rung nochmals richtig anschieben.        Kommt dann der BMW aus dem                Standort Deutschland hin – ver-
      Wir sind mitten in der größten Wei-      3-D-Drucker – und wo bleibt               glichen mit anderen Standorten
      terbildungsoffensive, die wir je im      dann der Mitarbeiter?                     in Europa, Asien oder Amerika?
      Unternehmen hatten: 75.000 Teilneh-      Das Prinzip des Autos hat sich in den     Die BMW Group agiert in der ganzen
      mer bei entsprechenden Seminaren         letzten 100 Jahren gar nicht so sehr      Welt. Wir bemühen uns, die unter-
      und Schulungen in 2021. Dabei geht       verändert – eine Karosserie und vier      schiedlichen Kompetenzen, Mentali-
      es natürlich um das Thema Elektro-       Räder. Aber natürlich haben sich der      täten und Denkweisen, die es in der
      mobilität, aber auch um Digitalisie-     Antrieb, die Elektronik und die Kom-      Welt gibt, zu nutzen. Der Anspruch
      rung und Data Analytics.                 ponenten verändert. Verändert hat         ist, dass am Ende immer ein erstklas-
                                                                                         siger BMW, MINI oder Rolls-Royce
                                                                                         rauskommt – wie es unsere Kunden
                                                                                         von uns erwarten. Unser Anspruch
                                                                                         ist es, überall auf der Welt die gleiche
                                                                                         Qualität abzuliefern. So haben wir
     „Wir sind mitten in der größten Weiterbildungs-                                     das Erfolgsmodell der dualen Berufs-
      offensive, die wir je im Unternehmen hatten“                                       ausbildung über Deutschland hinaus
                                                                                         bereits in acht weiteren Ländern an
                                                                                         zwölf Standorten etabliert. In unse-
                                                                                         rem weltweiten Ausbildungsnetzwerk
                                                                                         schulen wir rund 4.500 junge Leute
                                                                                         und sichern so weltweit top ausgebil-
      Was bedeutet all das für den             sich auch, wer was in der Produktion      dete Nachwuchskräfte für unser Pro-
      klassischen Industriearbeits-            macht, was selbst produziert wird         duktions- und Vertriebsnetzwerk.
      platz?                                   oder von Lieferanten. Das wird auch
      Bei der BMW Group arbeiten welt-         in Zukunft so sein. Eine Einheitska-      Müssen wir uns um unseren
      weit 60.000 Mitarbeiter in der Pro-      rosse aus dem Drucker, in die nur         Standort sorgen?
      duktion. Die erfahren in der Tat ge-     noch unterschiedliche Komponenten         Ganz und gar nicht. Der Standort
      nauso eine Änderung durch die            eingebaut werden, ist eine Vision, die    Deutschland hat außerordentliche
      Digitalisierung wie die Mitarbeiter in   noch weit weg ist. Aber klar ist: Jedes   Fähigkeiten, was die Kompetenzen
      der Planung und Entwicklung und in       Einzelteil wird sich weiter verändern.    der Mitarbeiter angeht. Wenn wir es
      der Verwaltung. In erster Linie geht     Und damit die Tätigkeiten, die bei        schaffen, mit diesen Kompetenzen
      es bei Transformationen um unter-        der Produktion eines Autos notwen-        und der nötigen Veränderungsbereit-
      nehmerische Entscheidungen. Dabei        dig sind. Umgekehrt profitieren wir       schaft neue Produkte zu entwickeln,
      wird man nie alle Mitarbeitermei-        von unserer jahrzehntelangen Erfah-       und lernen, dabei auch die Fähigkei-
      nungen berücksichtigen können.           rung, etwa, wie man eine Produktion       ten anderer gezielt zu nutzen – etwa
      Aber wenn einmal eine Entscheidung       hochfährt, wie man sie weiterentwi-       bei der Digitalisierung – dann mache
      getroffen wurde, dann muss man sich      ckelt und optimiert, wie man In-          ich mir gar keine Sorgen. Allerdings
      um die Mitarbeiter kümmern – und         standhaltung organisiert. Dieses un-      müssen wir aufpassen, dass wir uns
      zwar um jeden einzelnen. Was nun         abdingbare Wissen ist in den              nicht weiter überfrachten mit unnöti-
      den Produktionsbereich angeht, bie-      allermeisten Fällen auch auf neue         ger Bürokratie. Wir müssen mehr
      tet Industrie 4.0 eine große Chance,     Technologien übertragbar. Aber das        Flexibilität in der Arbeitswelt zulas-
      um Komplexität zu managen, die           muss organisiert werden. So, wie es       sen. Etwa wenn es um die Regulie-
      Qualität voranzubringen und die          eine technologische Transformation        rung von Arbeitszeitmodellen geht –
      Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten.        in Form neuer Modelle und neuer           wir können nicht auf der einen Seite
      Durch neue Technologien können           Fähigkeiten der Autos gibt, so muss       mehr Mobilarbeit fordern und zu-
      wir die Mitarbeiter in der Produktion    es eine Transformation bei den Fä-        gleich mehr Regularien zu deren Be-
      ergonomisch und bei repetitiven Tä-      higkeiten der Mitarbeiter geben. Und      antragung und Dokumentation
      tigkeiten entlasten.                     das ist ganz eindeutig eine Aufgabe,      ­schaffen. Zudem müssen wir das Ar-

18
INTERVIEW

beitszeitgesetz an die neuen flexiblen    Was bedeutet das für BMW?                 in der Ausbildung bemühen wir uns
Arbeitsformen anpassen. Wer im            Wir sehen unsere Aufgabe darin indi-      sehr intensiv um junge Frauen. Beim
­Homeoffice ein Meeting auf den           viduelle Mobilität in ein neues Zeit­     Nachwuchs liegen wir zwischen 30
 Abend verlegt, um sich in der Zwi-       alter zu führen – sie nachhaltiger zu     und 50 Prozent Anteil weiblicher Ta-
 schenzeit um die Kinder kümmern          machen, vernetzter – und sicherer.        lente – von der Ausbildung bis zu den
 zu können, der kann schwerlich die       Wenn das keine sinnvolle Aufgabe für      Masterprogrammen. Und wir werden
 elfstündige Pause einhalten, die das     junge Menschen ist, dann weiß ich es
 Gesetz eigentlich vorsieht. Dies steht   auch nicht. Und man kann bei BMW
 im krassen Gegensatz zu dem, was         wirklich etwas tun und die Welt ver-
 heute in der Unternehmenspraxis ge-      ändern: Eine junge Mitarbeiterin, die
 fordert wird: Die Beschäftigten selbst   große Sympathie für Fridays for Fu-
 sind es, die sich mehr Freiräume         ture hat, hat als Materialentwicklerin
                                                                                           „Man kann bei BMW
 nicht nur wünschen, sondern diese        eine neue Fußmatte aus 100 Prozent              wirklich etwas tun und
 auch vermehrt einfordern. Und na-        recyceltem und recycelbarem Materi-
 türlich müssen wir einen Blick auf die   al entwickelt. Klingt erstmal nicht              die Welt verändern“
 Arbeitskosten haben – das Thema So-      groß, aber diese Matte ist in die Serie
 zialversicherungsbeiträge müssen wir     eingeflossen und wird über die Lauf-
 bei 40 Prozent stabilisieren, um nega-   zeit in mehr als drei Millionen Fahr-
 tive Folgen für Wirtschaft und Be-       zeugen verbaut. Das spart enorme
 schäftigte zu vermeiden.                 Mengen CO2 und Plastikmüll.               nicht stehenbleiben. Ich bin zutiefst
                                          Das ist dann plötzlich sehr relevant.     überzeugt, dass Vielfalt ein wirklich
Welchen Blick haben Sie auf die           Als Personalvorständin möchte ich es      hohes Gut ist für ein Unternehmen:
Generation Z?                             schaffen, dass Menschen, die etwas        Männer, Frauen, Junge, Alte, Men-
Mittlerweile arbeiten fünf Generati-      bewegen wollen, zu uns kommen, um         schen mit und ohne Behinderung,
onen bei BMW. Wir setzen alle stär-       hier den Unterschied zu machen.           Nationalitäten, Kulturen, Erfahrun-
kenorientiert ein: junge Menschen                                                   gen, sexuelle Orientierung und Iden-
beispielsweise in Sachen Digitalisie-     Zum Abschluss: Wie ausbaufähig            tität – ich möchte das bei der BMW
rung als Mentoren für die erfahrene-      ist bei BMW die Frauenquote?              Group weiterentwickeln und fördern.
ren Kollegen. Das kann eine tolle         Die BMW Group hat da einen enor-          Vielfalt macht ein Unternehmen ge-
Symbiose sein. Auf der einen Seite        men Weg hinter sich. Wir haben die        rade in herausfordernden Zeiten er-
die „Digital Natives“, auf der anderen    Anzahl von Frauen in Führungsposi-        folgreich.                           
Seite die Lebens- und Arbeitserfah-       tionen in den letzten zehn Jahren ver-
renen. Was auffällt: Den jungen           doppelt. Und wenn ich heute in die
Menschen ist zunehmend wichtig,           Werke schaue, dann sehe ich da
für etwas zu arbeiten, das ihnen Sinn     junge Vorarbeiterinnen und
gibt.                                     junge Meisterinnen. Gerade

           ZUR PERSON
           Die studierte Diplomkauffrau Ilka Horstmeier
           ist seit 25 Jahren bei BMW. 2019 wurde sie als
           Arbeitsdirektorin in den Vorstand berufen,
           davor war sie unter anderem Leiterin der
           Produktion und Planung von Motoren und
           ­
           E-Antrieben und Leiterin des BMW-Werkes
           in Dingolfing.

                                                                                                                              19
XXX

      Suche nach dem
      Game-Changer
        Mit Verboten alleine lässt sich der Klimawandel kaum aufhalten – Nur durch
        neuartige Technologien lassen sich die Grundlagen des Wohlstandes und der
                    soziale Frieden erhalten – Der Standort Bayern kann profitieren

20
XXX

Ein Essay von Alexander Kain             zügig die Rückkehr zum Pariser Kli-       Zwar würde beispielsweise der gänzli-
4,8 Grad – um so viel könnte die         maschutzabkommen eingeläutet hat,         che Verzicht auf Mobilität zu einer
Durchschnittstemperatur in Bayern        hat nicht nur symbolische Bedeutung:      nennenswerten Einsparung bei den
bis zum Ende dieses Jahrhunderts         Die USA waren 2019 nach China der         fossilen Emissionen führen – derlei
steigen, wenn keine Klimaschutz-         zweitgrößte Emittent des klimaschäd-      wäre aber ebenso lebensfremd wie es
maßnahmen ergriffen würden. Diese        lichen Treibhausgases Kohlendioxid –      etwa der Verzicht aufs Heizen im
Zahl verkündete Umweltminister           14,5 Prozent der insgesamt 34.169         Winter wäre. Ebenso ist es mit dem
Thorsten Glauber jüngst anlässlich       Millionen Tonnen gehen auf ihr Kon-       Gebrauch technischer Geräte wie
der Vorstellung des „Klimareports        to. Der deutsche Beitrag zu den welt-     Computer und Smartphone oder der
Bayern 2021“.                            weiten Kohlendioxid-Emissionen            Nutzung ganzer Technologien wie
4,8 Grad – das klingt nicht nach viel.   liegt bei zwei Prozent, etwa ein Zehn-    dem Internet: Sie verbrauchen enorm
Ist es aber. Nur zum Vergleich: Von      tel davon entfällt auf Bayern.            viel Energie – sind aber aus dem all-
1951 bis 2019 stieg die Durchschnitts­   Derlei Zahlen zeigen zweierlei ganz       täglichen Leben der Menschen nicht
temperatur in Bayern um 1,9 Grad –       deutlich. Erstens: Verhaltensänderun-     mehr wegzudenken. Nicht alles, was
mit schon jetzt feststellbaren fatalen   gen und Einsparmaßnahmen reichen          auf das Konto des Klimaschutzes ein-
Folgen wie dem Verschwinden von          nicht aus. Und zweitens: Klimaschutz      zahlen würde, ist also mit den Be-
Gletschern und dem Auftauen von          ist eine globale Aufgabe – alleine        dürfnissen der Menschen nach mo-
Permafrostböden in den Alpen sowie       können wir ihn selbst durch eine          dernem Leben und Arbeiten und
riesigen ausgetrockneten Waldflächen     noch so vorbildliche Erfüllung der        nach Fortschritt vereinbar.
in Franken.                              Klimaziele nicht aufhalten.               Klar ist: Die Lösung muss klüger sein.
Der Kampf um das Klima ist, das zeigt    Entscheidend ist zudem, das Errei-        Den Verbrauch fossiler Energien zu
sich immer deutlicher, die große Her-    chen der Klimaziele so zu gestalten,      vermindern und irgendwann sogar
ausforderung für diese Generation.       dass die Grundlagen des Wohlstandes       ganz zu vermeiden, die Emission von
Dass die USA unter der neuen Admi-       und der soziale Frieden nachhaltig        Kohlendioxid also gar nicht erst ent-
nistration von Präsident Joe Biden       gesichert bleiben. Denn eines ist klar:   stehen zu lassen – das ist wichtig,

                                                                                                                              21
ESSAY

         richtig, notwendig. Aber es ist nur          gehört dazu, ebenso neuartige und                                      kunft sein. Aber würde in der heuti-
         der erste Schritt hin zu einer Lösung.       immens verbesserte Energiespeicher,                                    gen Zeit, in der noch viele Verbrenner
         Um es einmal anhand eines ganz ein-          Künstliche Intelligenz, völlig neuarti-                                unterwegs sind, jeder Autofahrer vor
         fachen Beispiels zu sagen: Dem durch         ge enorm wirksame Dämmstoffe,                                          Antritt der Fahrt sein Ziel ins Naviga-
         Luftverschmutzung entstandenen so-           schwimmende Windkraftanlagen –                                         tionsgerät eingeben und dieses sich
         genannten „sauren Regen“, der in den         und Technologien bis hin zur Kernfu-                                   mit einem großen Server abstimmen,
         1970er und 1980er Jahren in Deutsch-         sion. Alleine: Über deren Potenziale                                   wüsste der frühzeitig, wo demnächst
         land ganz erheblich zum Baum- und            lässt sich heute nur spekulieren –                                     mit Staus und Stillstand zu rechnen
         Waldsterben beigetragen hatte, wurde
         man nicht etwa dadurch Herr, dass
         man die Autos abgeschafft und die In-
         dustrie stillgelegt hätte. Sondern viel-        VIELES MUSS VOR DEM HINTERGRUND DES
         mehr durch den klugen Einsatz von                KLIMAWANDELS NEU GEDACHT WERDEN
         Technologie – von Filteranlagen über
         die Einführung von bleifreiem Benzin
         bis zum Autokatalysator.
         Das ist, gedanklich und nur im Klei-         weshalb es klug ist, auf sie zu setzen,                                wäre. Entsprechend könnten Routen
         nen, die Blaupause für die anstehen-         aber unklug, sich auf sie zu verlassen.                                verändert und Ampelschaltungen op-
         den Herausforderungen.                       Vieles aber muss vor dem Hinter-                                       timiert werden – und damit die Ver-
         Wissenschaft und Forschung, Wirt-            grund des Klimawandels schlicht neu                                    bräuche. Wie lässt sich diesbezüglich
         schaft und Industrie sind also Teil der      gedacht werden – ehe daraus Lösun-                                     überhaupt urbane Logistik voranbrin-
         Lösung, wenn es darum geht, dem              gen entstehen, die auch den Standort                                   gen? Die Fragen, die die Gesellschaft
         Klimawandel möglichst ohne Einbu-            stärken.                                                               sich dabei selbst stellen (und natürlich
         ßen der individuellen Lebensqualität         Um beim Beispiel der Mobilität zu                                      bald auch einmal beantworten) muss:
         zu begegnen. Diese Lösung liegt frei-        bleiben, lässt sich leicht zeigen, welche                              Ist sie bereit, die Infrastruktur dafür
         lich noch nicht da wie ein ausgeroll-        Potenziale in moderner Antriebstech-                                   zu schaffen? Und wie will sie mit den
         ter Teppich, den man nur noch ent-           nologie, zukunftsweisender Infra-                                      (Navigations-)Daten umgehen? Selbst
         langschreiten müsste.                        struktur und Künstlicher Intelligenz                                   derlei Herausforderungen gehören
         Natürlich gibt es das, was Experten          stecken: Nicht nur, dass Fahrzeuge                                     schließlich zum Kampf um das Klima.
         „Game-Changer-Technologien“ nen-             zunehmend umweltbewusster und                                          Überhaupt, so heißt es in einer Studie
         nen – Technologien, die zumindest            klimafreundlicher produziert werden                                    des Zukunftsrates der Bayerischen
         auf ihrem Feld einen ganz erhebli-           und Antriebstechnologien wie Strom                                     Wirtschaft, müsse man den Kampf
         chen Beitrag leisten könnten, um den         und Wasserstoff klar in die Zukunft                                    gegen den Klimawandel als Quer-
         Klima-Herausforderungen zu begeg-            zeigen – schon die tägliche Fahrt                                      schnittsaufgabe begreifen. Sie beginnt
         nen: Wasserstoff-Direktproduktion            kann eine in eine bessere Klima-Zu-                                    damit, mehr Wissen zu schaffen. Wie
                                                                                                                             ist beispielsweise der CO2-Fußab-
 Wichtig ist eine fortschrittliche Infrastuktur für                                                                          druck der Digitalisierung und der da-
                                                                                            Foto: jesada - stock.adobe.com

 Erneuerbare Energien und intelligente Mobilität.                                                                            zugehörigen Hardware? Wie könnte
                                                                                                                             eine „Green IT“ funktionieren? Und
                                                                                                                             wie eine „Green KI“, also „grüne
                                                                                                                             Künstliche Intelligenz“?
                                                                                                                             Ein weiteres Schlagwort, das es im
                                                                                                                             Kampf um das Klima zunehmend mit
                                                                                                                             Leben zu füllen gilt, ist „Sustainabili-
                                                                                                                             ty by Design“. Wieder ein Beispiel aus
                                                                                                                             der Mobilität: Wird ein Elektrofahr-
                                                                                                                             zeug produziert wie im herkömmli-
                                                                                                                             chen Fahrzeugbau? Oder mithilfe von
                                                                                                                             grünem Strom, nachhaltigen und gut
                                                                                                                             recycelbaren Materialien? Derlei zahlt
                                                                                                                             am Ende in eine ehrliche Ökobilanz
                                                                                                                             ein. Nur am Rande bemerkt: Der
                                                                                                                             Standort Bayern ist hier schon her-
                                                                                                                             vorragend dabei.

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                                                                             ESSAY                                                    Kuratorium der
                                                                                                                                      Bayerischen Wirtschaft

                                                                                     Foto: V i n h D. photography - stock.adobe.com
 Mit den Daten aus den Navigationsgeräten
 können Ampelanlagen und Routen optimiert
 werden, so dass der Verkehr ohne Stau fließt
 und so weniger Energie verbraucht wird.

                                                                                                                                      Ehrenmedaille
                                                                                                                                      für vorbildlichen
                                                                                                                                      Einsatz

Andere Beispiele getraut man sich               Wirtschaft und Wissenschaft gemein-
kaum mehr zu nennen, weil man bis-              sam an großen Herausforderungen
weilen das Gefühl hat, es gehe nicht            arbeiten“, heißt es in einem Papier des
wirklich etwas voran – etwa beim                Zukunftsrates.
Bauen mit neuen Materialien, vor al-            Im angelsächsischen Raum, insbeson-
lem Holz. Zu hören ist viel Kritik am           dere in den USA hat derlei Tradition
Eigenheim, aber wenig davon, dass               und zuletzt Beachtliches hervorge-
der Holzbau in den Innen- und                   bracht: Schon lange gibt es die unter
Großstädten erheblich vorangebracht             Technik-Universitäten ausgetragenen
würde. Erinnert sei dabei an das Zen-           Roboter-Wettkämpfe – von Robo-
trum für nachwachsende Rohstoffe in             ter-Fußball bis Roboter-Boxen. Derlei
Straubing – übrigens der Heimatort              hat zweifellos – und zwar spielerisch
von Joseph von Fraunhofer.                      und fantasiereich – die Robotertech-
In der Industrie schaffen vernetzte             nologie enorm nach vorne gebracht.
Fabrikation und 3-D-Druck, nach-                Mit dem Lunar X-Prize (GLXP)
haltige Verpackung und Recycling                waren bis 2018 insgesamt 40 Millio-
völlig neue Möglichkeiten. Im Ener-
gie-Bereich sind es Wasserstoff-Her-
                                                nen Dollar für eine neuerliche Lan-
                                                dung auf dem Mond ausgelobt ­worden                                                   Sagen
                                                                                                                                      Sie „Danke!“
stellung und Brennstoffzelle, syntheti-         – was den privaten Raumfahrtbestre-
sche Treibstoffe und intelligentere             bungen unzweifelhaft einen enormen
Stromnetze, organische Solarzellen              Schub verpasst hat. Der Technolo-
sowie Solar- und Geothermie.                    gie-Pionier Elon Musk wiederum,                                                       Mit der neuen Ehrenmedaille für vorbildlichen
Kaum ein Bereich, in dem sich die               selbst einer, der sich in der privaten                                                Einsatz können Sie Arbeitnehmer*innen für he-
Zukunft nicht neu denken ließe –                Raumfahrt etabliert hat, hat schon                                                    rausragende Leistungen in besonders schwieri-
und der zudem dem Standort Bayern               mehrfach einen Hyperloop-Preis aus-                                                   gen Situationen wie z. B. der Corona-Pandemie
hervorragende neue Möglichkeiten                geschrieben – für den schnellsten                                                     ehren. Zeigen Sie Ihre Anerkennung und moti-
eröffnet.                                       Transport von Gütern und Menschen                                                     vieren Sie für die Zukunft. Die Medaille wird zu-
                                                                                                                                      sammen mit der Ehrennadel im Etui und mit
Trotzdem raten Experten wie der Zu-             in einer Vakuumröhre. Zum wieder-
                                                                                                                                      einer Urkunde geliefert.
kunftsrat der Bayerischen Wirtschaft            holten Mal übrigens haben Studenten
zu mehr Mut – dem Mut zum Experi-               der TU München hier abgeräumt. Zu-
mentieren. Und dem Mut zum Wett-                letzt hat Musk sogar ein Preisgeld von
bewerb. Letzteres übrigens ziemlich             100 Millionen Dollar ausgelobt – für
wörtlich: „In Bayern sollten regelmä-           eine preiswerte Methode, um CO2 aus
                                                                                                                                                Einfach online bestellen
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Wettbewerbe stattfinden, in denen               mawandel zu bekämpfen.                
                                                                                                                                                oder per E-Mail an
                                                                                                                                                ehrung@kuratorium-bayern.de
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     GANZTAG@HOME

     Schulfreunde treffen
     geht auch online

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                                            Mit dem Angebot „ganztag@home“
                                            der Gesellschaft zur Förderung beruf-
                                            licher und sozialer Integration können
                                            sich Kinder und Jugendliche an Offenen
                                            Ganztagsschulen virtuell mit Freunden
                                            zum Spielen verabreden.

Foto: contrastwerkstatt - stock.adobe.com

Unterricht zu Hause, ohne Klassenkamera-                                             Auf zwei Stunden in der Woche freut
                                                                                     sich der 13-jährige Maxim ganz be-
den und ohne spielerischen Austausch: Die                                            sonders: Dienstags und donnerstags
Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen                                             schaltet der Siebtklässler nachmittags
                                                                                     den Computer an und trifft per Link
vor allem auch Kinder und Jugendliche. Eine                                          Freunde zum virtuellen Spielen:
Lösung: das Format „ganztag@home“ der                                                „ganztag@home“ heißt das Projekt,
                                                                                     mit dem Maxim und andere Kinder
Gesellschaft zur Förderung beruflicher und                                           an der Offenen Ganztagsschule
sozialer Integration (gfi) – ein Unternehmen                                         (OGS) in Gersthofen bei Augsburg
                                                                                     während der Pandemie besser über
des Bildungswerks der Bayerischen Wirt-                                              die Runden kommen.
schaft (bbw). Das Online-Angebot bietet                                              Neben der Familie ist dies gerade sei-
                                                                                     ne einzige Möglichkeit zum Aus-
Eltern Entlastung und Kindern soziale Kon-                                           tausch mit Gleichaltrigen. Mutter
takte                                                                                ­Ludmilla Gertner freut es daher be-

                                                                                                                              25
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     Von Rätseln und sicheren Internetspielen über
     kreative Aufgaben und handwerkliche Bastel­
     ideen bis hin zu sportlichen Aktivitäten: Bei
     ganztag@home ist für jeden Geschmack etwas
     dabei.

                                                                       Foto: Lakshmiprasad - stock.adobe.com

                          sonders, dass ihr Sohn zweimal in der    Mitarbeiter der gfi rund 22.000 Schü-
                          Woche unbeschwert aus den sozialen       lerinnen und Schüler in 420 Schulen.
                          Tiefen des Lockdowns herauskommt.        „Neben der Unterstützung der Eltern
                          Vormittags sitzt Maxim zwar im On-       wollten wir auch den Kindern und
                          line-Unterricht vor dem Rechner.         Jugendlichen einen Anreiz geben,
                          Doch am Nachmittag fehlte oft eine       sich am Nachmittag sinnvoll und mit
                          sinnvolle Beschäftigung. Ob neue         Spaß zu beschäftigen. Deswegen ha-
                          Spiele, Basteleien oder einfach nur      ben wir ganztag@home in Absprache
                          Gespräche – sie hat den Eindruck,        mit den Schulen und dem bayeri-
                          dass der Austausch dem Sohn guttut.      schen Kultusministerium konzipiert“,
                          „Ich bin sehr zufrieden damit. Auch      sagt Worbach. „Über 200 Schulen in
                          wenn ich mir wünschen würde, dass        Bayern nehmen das kostenlose Ange-
                          dies öfter stattfindet“, sagt Ludmilla   bot mittlerweile wahr – Tendenz stei-
                          Gertner.                                 gend“, erläutert Worbach. Bezahlt
                          Hinter ganztag@home steht die Ge-        wird das Projekt vom Freistaat Bay-
                          sellschaft zur Förderung beruflicher     ern und den Schulaufwandsträgern,
                          und sozialer Integration (gfi). „Das     die dafür bereits budgetierte Beträge
                          Projekt war eher eine spontane Idee.     für die Mittags- und Ganztagsbetreu-
                          Wir haben uns gefragt: Wie können        ung verwenden.
                          wir weiterhin im Lockdown für die        Von Anfang an mit dabei war auch
                          Eltern da sein und ihnen helfen, Fa-     bbw-Bereichsleiter Digitalisierung
                          milie und Beruf zu vereinbaren“, be-     Wilfried Berg. Er hat sowohl tech-
                          richtet Uwe Worbach, Produktmana-        nisch als auch konzeptionell bei der
                          ger bei der gfi.                         Umsetzung unterstützt. Nur deshalb
                          Eine Herausforderung: Normalerwei-       konnte das Angebot so schnell an den
                          se begleiten die Mitarbeiterinnen und    Start gehen. Und das nicht zu früh:

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      Denn der Bedarf nach nachmittägli-               und Jugendlichen nicht auf sich allei-           in die Nachmittagsbetreuung. Nach
      cher Betreuung unter Aufsicht und                ne gestellt. Unterstützung erhalten sie          der ersten Corona-Welle haben die
      mit ansprechenden Formaten ist vor-              bei Bedarf per Hotline: Die gfi-Be-              Erzieherinnen und Erzieher brieflich
      handen. Kinder sind im Lockdown                  treuerinnen und Betreuer helfen tele-            versucht, Kontakt zu halten. „Dann
      oft auf sich gestellt: In Deutschland            fonisch bei Aufgaben, beantworten                sind wir auf die Online-Betreuung
      arbeiten in knapp 3,2 Millionen Fa-              Fragen. Oder sie hören einfach zu,               über ganztag@home umgestiegen“,
      milien mit Kindern beide Elternteile.            wenn Kinder laut Lesen üben oder                 erzählt Beier. In kurzer Zeit standen
      Hinzu kommt eine halbe Million                   sich abfragen lassen wollen. „Gerade             die ersten Videos und Präsentationen
      Alleinerziehende – überwiegend                   in dieser außergewöhnlichen Zeit war             mit spielerischen Angeboten sowie
      Frauen –, die erwerbstätig sind.                 uns wichtig, dass die gewohnten Be-              Quiz-Formaten für die Kinder bereit.
      Mit täglichen Beschäftigungsideen,               zugspersonen weiterhin zur Verfü-                Sogar gemeinsam gekocht wurde in
      die anregen, aber nicht überfordern,             gung stehen – wenn eben auch rein                den Online-Stunden.
      bietet ganztag@home Abhilfe. Die                 virtuell“, erklärt Worbach.                      Mit dem Ende des ersten Lockdowns
      „Daily Challenges“ sind mit einfa-               In Maxims Fall ist Agnes Beier aus               wurden die Inhalte von ganztag@
      chen Mitteln umsetzbar und ver-                  Gersthofen bei Augsburg diese Be-                home auf der gfi-Webseite hinterlegt.
      schaffen ohne Hilfe der Eltern ein Er-           zugsperson. Zusammen mit zwei an-                So konnte das Projekt schnell wieder
      folgserlebnis. Entstanden ist ein Mix            deren Mitarbeitern an der Augsbur-               reaktiviert werden, als es im Dezem-
      aus digitalen und analogen Frei-                 ger Ganztagsschule sorgt sie für den             ber 2020 zum zweiten Lockdown kam.
      zeitangeboten: von Rätseln und siche-            nötigen Input am Bildschirm. Sozio-              Wie dringend notwendig das ist,
      ren Internetspielen über kreative Auf-           logie, Psychologie und Pädagogik hat             merkt Agnes Beier gelegentlich am
      gaben und handwerkliche Bastelideen              sie studiert und betreut Kinder an der           Bildschirm: „Wir holen Kinder aus der
      bis hin zu sportlichen Aktivitäten.              Gersthofener OGS seit 15 Jahren.                 Isolation, die keine andere Möglich-
      Auch beim Lernen sind die Kinder                 Normalerweise kommen 33 Kinder                   keit zu sozialem Austausch haben.“ 

                                                                                                                                                Anzeige

„Der Weg zum kompetenten Leser führt in Bayern
primär über den gedruckten Text.“
(Prof. Dr. Michael Piazolo)

Kernaussagen:
 Print ist weiterhin das bevorzugte Medium zum Lesen längerer Texte
 Print unterstützt im Gegensatz zum Digitalen das Leseverständnis sowie die Erinnerung an das Gelesene
 Für das Stärken kognitiver Leistungen wie Konzentration oder den Aufbau des Wortschatzes
 bleibt das Medium Print von unschätzbarem Wert
 „Flüchtiges Überfliegen“ ist bei gedruckten Texten im Gegensatz zu Online-Beiträgen eher eine Seltenheit
(Quelle: https://www.vdmb.de/startseite-top-news/der-weg-zum-kompetenten-leser-fuehrt-in-bayern-primaer-ueber-den-gedruckten-text/

Mit der Produktion von jährlich über 3 Mio. Schulbüchern und Schulheften
leistet PASSAVIA einen aktiven Beitrag zur Bildung!
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