RESTART NOW WIE ÖST ERREICHS INFRAST RUK TUR NACHHALT IGKEIT LEBT - Austrian Roadmap 2050
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MOBILITÄT – Wandel als Erlebnis ENERGIE – Erneuerbar und effizient GRÜNES BAUEN – In smarten Städten ESG – Nachhaltigkeit, neu definiert RESTART NOW WIE ÖSTERREICHS INFRASTRUKTUR N A C H H A LT I G K E I T L E B T ZUKUNFTSMAGAZIN JAHRGANG 2021 ROADMAP2050.AT
AUSTRIAN ROADMAP 2050 HOCHLEISTUNG I PRÄZISION I ZUVERLÄSSIGKEIT © Ralph Seda LIEBE LESERINNEN UND LESER, als Multichanel-Magazin für die österreichi- braucht gezielte Programme, Förderungen und sche Infrastruktur haben wir unser Ohr immer ein breiteres Angebot an Ausbildungsmöglich- nahe an den Branchen Mobilität, Bau, IT, Tele- keiten in den technischen, mathematischen und kommunikation, Energie und deren forschenden naturwissenschaftlichen Disziplinen – und das und ausbildenden Institutionen. unmittelbar nach der Pflichtschule. Aber der Als publizistischer Brückenbauer wollen wir Weg stimmt und in diesem Heft wollen wir und in diesem Schwerpunktheft mit einem ärger- unsere Partner Ihnen einige Erfolgsgeschichten lichen Vorurteil aufräumen: „Die Wirtschaft dazu präsentieren. wehrt sich gegen Maßnahmen, die der Umwelt Noch ein Zusatz zur Nachhaltigkeitsdebatte: und der Gesellschaft nutzen.“ Durch eine ständige Überstrapazierung ist der Denn: Was Österreichs Infrastrukturunter- Begriff Nachhaltigkeit ein wenig zu einem un- nehmen betrifft, ist genau das Gegenteil der konkreten Allerweltsbegriff geworden, der auch Fall. Umweltfreundliche Technologien boomen abschrecken kann. Die wesentlichen Faktoren, Innovation for you – von alternativen Antrieben für Straßenfahr- an denen Betriebe sich heute orientieren, sind Rudi Kobza zeuge über den Einsatz von erneuerbaren Ener- daher viel besser als ESG zusammengefasst: Der Einsatz der E³-Hybrid-Antriebstechnologien steigert das gien bis hin zum Klimaschutz durch CO2-neut- E wie Environment: Handeln für das Klima, potentielle Auftragsvolumen durch neue Einsatzgebiete, wie rales Bauen in den wachsenden Städten. Artenschutz und Ressourcenschonung Tunnel und innerstädtische Bereiche. Elektrisch fahren und Beispiele gefällig? Österreichs Schienenindus- S wie Social: Mitarbeiterförderung, Sicherheit arbeiten reduziert Lärm und CO2-Emissionen. Einsatzer- trie ist auf Platz sechs weltweit, unsere Haupt- und Diversität in der Arbeitswelt fahrungen belegen eine CO2 Verminderung von 27 t pro stadt belegt in Smart-City- und Digitalisie- G wie Governance: Aufsichtsstrukturen, Christoph Mahdalik rungs-Rankings regelmäßig Spitzenplätze und Compliance und Risikomanagement 100 Stunden Arbeit. Das ist ein Wert, der sich nur aus dem unsere Forschungseinrichtungen – von der TU Wir wollen diesen umfassenderen Ansatz mit Arbeitsbetrieb ergibt – der elektrische Überstellbetrieb bringt Wien über das Joanneum und die Montanuni bis unserem Heft unterstützen und hoffen, wir kön- noch erheblich höhere Einsparungen. Der facettenreiche hin zur FH Hagenberg (Liste verlängerbar) – gel- nen Sie ebenfalls inspirieren. Beitrag der E³-Technologie zum Umweltschutz sichert die ten als Visitenkarte für eine nationale oder inter- Vorreiterrolle der Bahn als umweltfreundlicher Verkehrsträger. nationale Karriere in den MINT-Berufen. PS: Abonnieren Sie unseren Newsletter und Nikolaus Pelinka Wir müssen dennoch weiterhin konsequent unsere Social-Media-Kanäle, um regelmäßige Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich Updates aus der Welt der Wirtschaft und Infra- die Wirtschaft weiter in Richtung Nachhaltig- struktur zu erhalten. Wir würden uns freuen, Sie keit und Verantwortung entwickeln kann. Es in der Community begrüßen zu dürfen. plassertheurer.com „Plasser & Theurer“, „Plasser“ und „P&T“ sind international eingetragene Marken 3
AUSTRIAN ROADMAP 2050 INHALT 5 VORWORT ÖVG-Präsident Andreas Matthä © ÖBB/Marek Knopp VORWÄRTS AN 6 RESTART NOW Erstes Roadmap-Event des Jahres MOBILITÄT 2050 DIE SPITZE - ÖSTERREICH 10 MOBILITÄT.2050 GRÜNES BAUEN 2050 Wandel als Erlebnis 36 GRÜNES BAUEN.2050 IST BEREIT. 12 MOBILITÄTSWENDE In smarten Städten Barbara Laa und die CHANGE!-Studie 38 INNOVATIV, KLIMASCHÜTZEND 14 ASFINAG UND NACHHALTIG Nachhaltige Mobilität auf der Autobahn 12 Thesen für die Bau- und Immobilienwirtschaft 16 KLIMA- UND ENERGIEFONDS Emissionsfreier Wintertourismus 40 AUSTRIAN REAL ESTATE Das Motto der Austrian Roadmap 2050 im Jahr Nachhaltiges Denken braucht es auch bei Klimafitness für Gebäude 17 VARTA 18 Michael Tojner im Roadmap-Interview ARTHUR D. LITTLE 43 ALUKÖNIGSTAHL Aluminium und Stahl weitergedacht S. 6 2021 lautet: „Vorwärts an die Spitze!“ – dorthin, wo viele unserer „Hidden Champions“ bereits sind, dorthin, wo unsere Forschung und Ausbil- technischen Ausbildungen, denn das ist die beste Voraussetzung für beruflichen Erfolg. Wir müssen große „Lust auf technische Bil- E-Mobilität und Klimaschutz 44 URBAN MINING ENDLICH WIEDER dung das Potenzial haben zu sein und dorthin, wo dung“ machen, die nicht nur von der Verwal- 21 INTERNATIONALE Nachhaltig Ressourcen nutzen LIVE-EVENTS – DIE unsere Klimabilanz im Verkehr und der Anteil al- ternativer Energien und Antriebe sein sollen. tung und der Bildungskommunikation ausge- hen kann. Sie muss mithilfe der Medien in den LEUCHTTURMPROJEKTE 45 LUKOIL Martin Ohneberg im Roadmap-Interview Green Office als Zukunftskonzept ROADMAP FEIERT Die Österreichische Verkehrswissenschaftli- Sprachschatz der Gesellschaft und in die Un- terhaltungen in den Familien eingehen. 22 AUSTRIAN INSTITUTE OF TECHNOLOGY „RESTART NOW“ che Gesellschaft (ÖVG) ist die Kompetenzpart- nerin und Mitgründerin der Plattform Roadmap Die Pandemie hat gezeigt und zeigt immer Der EMPA-Trac 2050. In der „DNA“ der ÖVG angelegt ist auch noch, wie zentral und sensibel unsere Infra- ESG 2050 24 HOLDING GRAZ die Gründung eines Dialoginstruments: Sie strukturen sind – und welche hohe Qualität sie Grazer Metro im Roadmap-Check ist eine unabhängige Vereinigung von Persön- schon haben und auch in dieser schwierigen 46 ESG.2050 26 JUNGE ÖVG Nachhaltigkeit neu definiert ES GEHT AUCH lichkeiten aus Wissenschaft, Wirtschaft, Poli- Zeit unser Land am Laufen gehalten haben. Die neue Generation der Mobilität tik sowie zahlreichen Privatpersonen, die sich Das liegt an gut ausgebildeten Technikerinnen 27 WOMEN IN MOBILITY 48 RETHINK RESPONSIBILITY Das Roadmap-Event mit A1 DIGITAL: ROADMAP- umfassend mit Zukunftsfragen der Mobilität und Technikern, an der steten Forschung an In- Ist Mobilität geschlechtsneutral? 51 NACHHALTIGKEIT IST STREAMING-EVENT befasst. Insbesondere wirkt sie als Bindeglied und Forum für den ständigen Dialog zwischen novationen und am Messen mit den besten der Welt. Damit unser Land auch weiterhin vorne VORSTANDSTHEMA Michael Hilbert im Roadmap-Interview MIT A1: „RETHINK Forschung und Praxis. mitspielt, vielleicht noch mehr zum Trendsetter und vorrausschreitendem Innovationsland wird, ENERGIE 2050 52 A1 TELEKOM AUSTRIA GROUP RESPONSIBILITY” Der Austausch der führenden Unternehmen braucht es gemeinsame, aber nicht zwingend Digitalisierung und Klimaschutz der Mobilitätsbranche – auch über ihre CEOs vorgeschriebene Ziele und Strategien. 28 ENERGIE.2050 und CTOs – mit Wissenschaft und Forschung 54 WIEN HOLDING Langer Weg ins gelobte Land Nachhaltiges Wirtschaften ist essenziell für das Vorankommen einer zu- Neue Ideen, die unserer Gesellschaft in der kunftsfitten und nachhaltigen Verkehrswirt- technischen Daseinsvorsorge helfen, entstehen S.48 30 STADT WIEN schaft. Gerade deshalb freut es mich, das im Dialog und beim gemeinsamen Arbeiten. Turbo für den Klimaschutz Vorwort für ein Heft zu schreiben, das der Das zu initiieren, ist eine Aufgabe, der sich die 32 BURGENLAND 56 BUNDESMINISTERIUM Nachhaltigkeit ein Forum gibt. Da spielt mein ÖVG gerne annimmt! Klimaneutralität bis 2030 FÜR KLIMASCHUTZ bürgerlicher Beruf als Chef des größten Klima- Forschung und Innovation 34 WIEN ENERGIE schutzunternehmens Österreichs, den ÖBB, Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Blättern Klimaoffensive für Wien 58 IMPRESSUM sicher auch eine große Rolle. durch das Magazin! Andreas Matthä 4 5
AUSTRIAN ROADMAP 2050 alle Fotos: © Klaus Ranger „ CO2-REDUKTION, WASSERSTOFFPRODUKTION UND RESTART NOW: INNOVATION SIND STARKE BEREICHE, DIE WIR GLAUBWÜRDIG WEITERENTWICKELN MÜSSEN, UM LANGFRISTIG ARBEITSPLÄTZE ZU SCHAFFEN.“ KLAUS LUGER, BÜRGERMEISTER DER STADT LINZ WIE ÖSTERREICHS GRÖSSTE „ WIR HABEN UNS VORGENOMMEN, IN DEN STÄDTE NACH DER KRISE NÄCHSTEN ZWEIEINHALB JAHREN ALLE PFLICHT- SCHULEN MIT WLAN AUSZUSTATTEN, DENN WIR WIEDER DURCHSTARTEN MÜSSEN DIE INFRASTRUKTUR ALS BASIS BEREITSTELLEN, UM DIE BESTEN KÖPFE HIER W ien hat 1,92 Millionen, Graz hat Was sind die Leuchtturmprojekte, mit denen IN ÖSTERREICH AUSBILDEN ZU KÖNNEN. “ 291.000, Linz hat 206.000 – fast Wien, Graz und Linz der Digitalisierung, dem 2,5 Millionen Menschen leben gesellschaftlichen Wandel und der Klimakrise PETER HANKE, FINANZ- UND WIRTSCHAFTSSTADTRAT DER STADT WIEN in den drei größten Städten des begegnen? Landes, das sind rund 28 % der österreichischen Bevölkerung. Fazit: Die Stadtdynamik wächst enorm. Nach nun 16 Monaten Pandemie in Öster- DER TECHNOLOGISCHE WANDEL WURDE BE- reich lud die Austrian Roadmap 2050 zu ei- SCHLEUNIGT – KLIMASCHUTZ UND BEVÖL- nem Live-Event ins Wiener Hilton am Park, um „ WIR KERUNGSWACHSTUM GEBEN DEN TAKT VOR mit Expertinnen und Experten zu diskutieren: HABEN TROTZ DER PANDEMIE 50 % Was war der Impact auf diese drei Städte und Wien, Graz und Linz repräsentieren 28 % der DES EIGENEN INVESTITIONSVOLUMENS was sind die Learnings? Wie gut hielt die Inf- österreichischen Bevölkerung und scheinen an- SELBST ERWIRTSCHAFTET – DARAUF rastruktur – von den Öffis über die Zonen der gesichts des Endes der Pandemie mit einer un- Erholung und das vom Notfallpersonal bis hin heimlichen Lust auf Innovation und neuen We- SIND WIR SEHR STOLZ, DIE NÄCHSTE zu den Leistungen der Daseinsvorsorge wie gen der Mobilitäts- und Energiepolitik erfüllt zu HERAUSFORDERUNG IST DER EINKLANG Energie und Wasser. sein. Jede Stadt hat Leuchtturmprojekte inter- nationalen Formats am Start. Die Harmonie bei VON KLIMASCHUTZ UND MOBILITÄT. “ Welche Effekte hat es auf die Stadtplanung diesem Treffen war spürbar, nicht zuletzt des- der Zukunft? – Ist Corona „nur“ eine Krise, die halb, weil es endlich mal wieder live war. GÜNTER RIEGLER, STADTRAT FÜR KULTUR, man im Begriff ist, zu bewältigen oder ein Game- WISSENSCHAFT UND FINANZEN DER STADT GRAZ changer in Richtung smartere Stadt? Hier sind die wichtigsten Statements der ein- zelnen Teilnehmer/innen: 6 7
AUSTRIAN ROADMAP 2050 IN DER FOLGE DISKUTIERTEN DIE FOLGENDEN CEOS SOWIE EXPERTINNEN UND EXPERTEN: PANEL 1: WELCHE PANEL 2: WIE INFRASTRUKTUR BRAUCHEN DIGITALISIERUNG UND UNSERE STÄDTE INNNOVATION DIE STÄDTE IN DER ZUKUNFT? VON MORGEN FORMEN „ DIE ANTWORT AUF DEN KLIMAWANDEL SIND DIE ÖFFENTLICHEN VERKEHRSMITTEL.“ „ DIGITALISIERUNG HAT ZWEI ASPEKTE – STABILITÄT UND RESILIENZ. DA SIND DIE ALEXANDRA REINAGL, GESCHÄFTSFÜHRERIN DER WIENER LINIEN STÄDTE SCHON SEHR REIF, WAS BEISPIELS- WEISE DIE VERSORGUNG BETRIFFT. DER ZWEITE ASPEKT IST INNOVATION. EINIGE PILOTPROJEKTE SIND BEREITS VORHANDEN, „ DURCH DIE FERTIGSTELLUNG DES SEMMERING- WIE DIE KÜNSTLICHE INTELLIGENZ. “ BASISTUNNELS UND DES KORALMTUNNELS WIRD JOCHEN BORENICH, COO DER KAPSCH BUSINESSCOM GRAZ MEHR DENN JE EIN MOBILITÄTSKNOTEN IN ÖSTERREICH. DA WÄRE DIE METRO EINE LÖSUNG. “ „ DIE alle Fotos: © Klaus Ranger MÜLLABFUHR DER ZUKUNFT SOLL EIN WOLFGANG MALIK, VORSTANDSVORSITZENDER DER HOLDING GRAZ RIESIGES DIGITALES NETZWERK WERDEN. “ RALF MITTERMAYR, CEO DER SAUBERMACHER DIENSTLEISTUNGS AG „ DIE PANDEMIE HAT IN ALLEN UNTERNEHMEN DER DIGITALISIERUNG EINE ANDERE DYNAMIK GEGEBEN – WAS FRÜHER LÄNGERE „ MEHRERE TAUSEND TONNEN CO2-EMISSIONEN ÜBERZEUGUNGSARBEIT GEKOSTET HAT, KÖNNEN DURCH DIE BAUSTELLENLOGISTIK IST EHER IN DEN FOKUS GERÜCKT UND IM VORFELD UND WÄHREND DEM BAU VERMIEDEN WIRD SCHNELL UMGESETZT. “ WERDEN – SO KÖNNEN WIR RESSOURCEN- ULRIKE HUEMER, MAGISTRATSDIREKTORIN DER STADT LINZ SCHONEND BAUEN. “ GERHARD SCHUSTER, CEO DER WIEN 3420 ASPERN DEVELOPMENT AG 8 9
MOBILITÄT 2050 Der Wunsch nach nachhaltiger Mobilität erzeugt ein komplexes Zusammenspiel vieler Parteien. Mobiles Leben im ländlichen Bereich ist vielfach auf fossile Energien angewiesen, die Transportwirtschaft und der Flugverkehr ebenso. Im urbanen Bereich erleben wir gerade ein exponentielles Wachstum bei Elektroantrieben auf zwei und vier Rädern, Verkehrsanbieter setzen stark auf Wasserstoff und CO2-neutrale Treibstoffe. Und während wir uns auf das autonome „Level-5 – Fahren“ der Zukunft freuen, muss heute schon an den „denkenden Straßen“ dazu geforscht und geplant werden.
MOBILITÄT 2050 DIE MOBILITÄTS- prozesse einer Mobilitätswende einzuleiten. „Es delnden Akteurinnen und Akteuren kurzfristige geht darum, systemische Bedingungen zu schaf- ökonomische Aspekte für wichtiger erachtet als fen, die eine nachhaltige Mobilität attraktiver ge- eine langfristige ökologische Nachhaltigkeit und WENDE stalten”, so Laa. Während in urbanen Regionen Ressourcenschonung. Barbara Laa sieht darin ein eine hohe Dichte an öffentlichem Nahverkehr grundsätzliches Problem, denn „ökologische und herrscht, stehen ländliche Regionen vor anderen soziale Nachhaltigkeit dürfen nicht länger als zwei Herausforderungen, um die Mobilitätswende mit Säulen angesehen werden, sondern müssen Prio- GEMEINSAM © Huger gesellschaftlicher Akzeptanz zu bewerkstelligen. rität vor dem Wirtschaftswachstum bekommen.“ DAS „CAR-REGIME“ HEMMT EIN MASSNAHMENBÜNDEL AN MOBILITÄTS- BARBARA LAA DIE IMPLEMENTIERUNG KLIMAWIRKSAMER MASSNAHMEN IST NOTWENDIG VORANTREIBEN Universitätsassistentin MASSNAHMEN an der TU Wien Einzelne Maßnahmen werden für eine effizien- Das vorherrschende Verkehrssystem ist sys- te Mobilitätswende nicht ausreichen, es benötigt tematisch darauf aufgebaut, den PKW in vielen ein Maßnahmenbündel, das unterschiedliche Situationen zu bevorzugen. Dieses „Car-Regime“ Faktoren adressiert, wie Preissignale, Angebots- D hemmt die Implementierung von klimawirksamen verbesserungen und eine zusätzliche Verände- er Entwurf des Klimagesetzes der EU in den Köpfen voranzutreiben. Das derzeitige Maßnahmen und sorgt dafür, dass auch heute noch rung des Bewusstseins. Die Mobilität muss sich ist unterschrieben und damit auch die Verkehrssystem muss sich einigen systembezo- Infrastrukturen geplant und finanziert werden, wel- grundsätzlich sehr stark verändern, wenn die Verpflichtung der EU-Staaten, bis 2050 genen Umstrukturierungen unterziehen und die che nachweislich zu einer drastischen und kontinu- Klimaziele erreicht werden sollen. „Jetzt haben klimaneutral zu werden. Die EU will bis Veränderung der Mobilitätsmuster sind nötige ierlichen Steigerung der CO2-Emissionen führen. wir noch die Gelegenheit, die Entwicklung zu 2030 ein ambitioniertes Zwischenziel Entwicklungen, um ein Umdenken zu erreichen. Die zuständigen Akteurinnen und Akteure steuern und ein nachhaltiges Verkehrssystem erreichen: Minus 55 % der CO2-Treibhausgas dieses „Car-Regimes” sind oftmals in tief veran- zu schaffen, das auch eine positive Veränderung emissionen statt der bisher angestrebten minus VERHALTENSWANDEL BENÖTIGT kerte Strukturen eingebettet, sodass Entschei- für unsere Lebensqualität bedeutet”, bekräftigt 40 % sollen die Erderwärmung bremsen. Damit VERHALTENSALTERNATIVEN dungsfreiheiten und Handlungsspielräume in Laa. Gut ausgebauter öffentlicher Verkehr, ver- wurden die Klimaziele um ein Drittel verschärft. vielen Fällen zu kurz kommen. Wie so oft wird kehrsberuhigte Wohngebiete, qualitätsvolle Fuß- Ein großer Problembereich ist nach wie vor der Dieser Mix aus Maßnahmen umfasst einige den überregionalen wirtschaftlichen Überlegun- und Radweginfrastruktur und nicht auf das Auto Verkehr, der umstrukturiert werden muss. Partizipations- und Beteiligungsprozesse, um gen gegenüber den lokalen Auswirkungen mehr angewiesen zu sein – all das kann schließlich Raum für Verhaltensalternativen zu schaffen. Bedeutung verliehen. Dabei werden von den han- auch einen Gewinn darstellen. DAS AUFBRECHEN VON GEWOHNHEITEN Expertinnen und Experten sind sich einig, dass IST ENTSCHEIDEND die Einbindung der Bürger/innen notwendig ist, um die Akzeptanz gegenüber den Maßnahmen Die alltäglichen Mobilitätsentscheidungen zu erhöhen. Ergebnisse aus einem intensiven werden selten aus klimafreundlichen Gründen Experten- und Stakeholderdialog im Rahmen getroffen, sondern vielmehr stehen die Pfad- des Projekts „CHANGE!“ haben gezeigt, dass abhängigkeiten (zum Beispiel Arbeitsplatz, auf lokaler und regionaler Ebene Akteurinnen Wohnortwahl, Betreuungspflichten etc.) und und Akteure darum bemüht sind, innovative die zeitliche Komponente im Vordergrund. „Die Ansätze hin zur Mobilitätswende umzusetzen. räumlichen Gegebenheiten, die Verfügbarkeit Diese finden als Nischenlösungen oftmals nicht und die Attraktivität der unterschiedlichen Ver- die geeigneten Verbreitungspfade, um effektive kehrsmittel bestimmen das Verhalten im Per- Breitenwirksamkeit zu erreichen. Laut Expertin sonenverkehr maßgeblich. Bauliche, rechtliche, Barbara Laa gilt es hier Allianzen zu bilden, um finanzielle und organisatorische Strukturen müs- Nischen zu stärken. „Schließen sich Akteurinnen sen für eine Mobilitätswende radikal verändert und Akteure zusammen, kann gemeinsam mehr werden”, so Barbara Laa, Expertin für Verkehr- bewirkt werden als durch individuelle Bestrebun- splanung und -technik an der TU Wien. Nicht gen”, so Laa. Darüber hinaus würden in vielen zuletzt ist das Aufbrechen von Gewohnheiten ein Gemeinden übergeordnete Strategien und fach- entscheidender Faktor, um die Mobilitätswende liches Know-how fehlen, um gezielt Transitions- © Haselsteiner et al. 12 13
MOBILITÄT 2050 WEGE ZUR HARTWIG HUFNAGL NACHHALTIGEN VORSTAND ASFINAG „ Die Zukunft des Verkehrs ist elektrisch. Als ASFINAG MOBILITÄT verstehen wir uns als Teil der Mobilitätswende. Das heißt: Umstieg auf E-Mobilität innerhalb unseres Unternehmens und umfassendes E-Ladeinfrastrukturangebot für unsere “ FÜHREN Kundinnen und Kunden entlang unserer Autobahnen. AUCH ÜBER © ASFINAG DIE AUTOBAHN zeuge, die schon unterwegs sind. Dieser Umstieg auf E-Mobilität ist für die ASFINAG kein reines D Lippenbekenntnis. Der Wandel beginnt beim Un- ie Mobilität der Zukunft wird eine an- sende und vor allem nachhaltigste Verkehrsmittel ternehmen selbst. 25 % aller ASFINAG-Pkws sind © ASFINAG dere, vor allem wird sie eine nachhal- entscheiden. Über die eigene App „Unterwegs“ bereits elektrisch unterwegs, seit Jänner 2021 tige sein. Die ASFINAG gehört zu den und die Online-Plattform „Verkehrsauskunft Ös- werden ausschließlich E-Pkws für den Fuhrpark Daumen hoch für die führenden Infrastrukturbetreibern terreich“ gewährleistet die ASFINAG, dass Kun- angeschafft. Das Ziel: alle ASFINAG-Pkws sollen ASFINAG-Bienen Europas und ist nicht zuletzt deshalb dinnen und Kunden nicht nur den besten Weg, bis 2025 über einen E-Antrieb verfügen. mit dem Projekt „Bee Highway – Bee Happy“ ein wichtiger Teil der Klimawende. Von Multi- sondern auch das CO2-freundlichste Transport- Bereich Bau ihren Blick auf Ressourcenschonung modalität zur Verkehrsinformation, von Blüh- mittel wählen können. MIT SMART-GRID ERNEUERBARE lenkt. Darüber hinaus entstehen immer mehr flächen zu Photovoltaik, von E-Ladestationen ENERGIE MANAGEN Blüh- und Ausgleichsflächen, um Artenvielfalt bis zum Recycling von Baustoffen: Als nach- entlang der Autobahn zu ermöglichen. haltiger Mobilitätspartner hat die ASFINAG Die ASFINAG betreibt eine komplette Auto- Ein Beispiel dafür sind die Bienen: Mit dem wesentliche Hebel in der Hand, um die Mobili- bahnmeisterei sowie eine Verkehrsmanagement- Projekt „Bee Highway – Bee Happy“ gibt die tätswende voranzutreiben. zentrale energieautark und blackoutsicher und ist ASFINAG bis zu drei Millionen Bienen auf Blüh- damit Vorreiter in Europa. In der Autobahnmeis- flächen und in Nahbereichen der Autobahn eine Die ASFINAG sorgt für ein verkehrssicheres terei Klagenfurt sorgt ein intelligentes Stromnetz neue Heimat. Betreut werden diese ungewöhnli- © ASFINAG Straßennetz, das durch intelligente Verkehrs- mit 700 Photovaltaikpanelen und einem eigenen chen, aber umso wichtigeren neuen Anrainer von steuerung und den Einsatz smarter Technologi- Batteriespeicherkraftwerk für grünen Strom und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ASFINAG, en möglichst ohne Behinderungen zu nutzen ist. Versorgungssicherheit. Beim Ausbau von alter- die in ihrer Freizeit als Imker/innen tätig sind. Für die Mobilität von morgen geht die ASFINAG nativen Energiequellen setzt die ASFINAG neben Sie haben in wenigen Monaten 50 Bienenvöl- aber noch weiter: Andockpunkte an den öffentli- E-MOBILITÄT FÜR DEN VERKEHR zahlreichen Photovoltaikprojekten auch auf Klein- ker in Autobahnnähe angesiedelt. Und weil die chen Verkehr gewährleisten, dass speziell rund VON MORGEN wasserkraftwerke, die zum Beispiel den Flirscher ASFINAG für mehr als 11.000 Hektar Grünflächen ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG um Ballungsräume Menschen von der Autobahn Tunnel in Tirol bereits mit Strom versorgen. verantwortlich ist, sollen in Zukunft noch mehr auf den Bus oder die Bahn umsteigen können. Der Antrieb der Zukunft ist elektrisch. Deswe- Flächen für Insekten nutzbar gemacht werden. Das ermöglichen etwa Park-and-Ride-Plätze an gen stellt die ASFINAG die notwendige Infrastruk- BIODIVERSITÄT@ASFINAG Die ASFINAG geht ihren Weg als nachhaltiger den Autobahnen. 60 davon gibt es bereits in Ös- tur zur Verfügung – und zwar von Vorarlberg bis Mobilitätspartner 2021 konsequent weiter. Schlüs- terreich und sie bieten 3.600 Fahrzeugen Platz. ins Burgenland. Bis Ende 2021 soll es alle 65 Kilo- Bis zu 30 % der Kosten von Neubauprojekten sel dazu sind die Bereiche Dekarbonisierung, Die Voraussetzung dafür sind optimale Ver- meter entlang der Autobahnen und Schnellstraßen fließen in Ausgleichs- und Schutzmaßnahmen Energiemanagement und Biodiversität – weil die kehrsinformationen, denn nur gut informierte E-Ladestationen geben. Bereits jetzt versorgen für Umwelt und Mensch. Eine Recyclingquote ASFINAG nicht nur Bregenz und Eisenstadt mitei- Kundinnen und Kunden können sich für das pas- 160 Ladepunkte an 45 Standorten die E-Fahr- von über 90 % belegt, dass die ASFINAG auch im nander verbindet, sondern auch heute und morgen! 14 15
MOBILITÄT 2050 WINTERTOURISMUS – „WIR NEHMEN DAS EMISSIONSREDUZIERT STEUER IN DIE HAND UND GESTALTEN D er Klima- und Energiefonds fördert ein tem eingebettet: Zentraler Kern des Projekts ist die Projekt, von dem man sich Vorbild- wirkung für unsere alpinen Regionen Wasserstoffproduktions- und Betankungsanlage, die in Zusammenarbeit mit Fronius entwickelt EINE NACHHALTIGE ZUKUNFT“ erhoffen darf: Gerade in Wintersport- wurde. Sie erzeugt direkt neben der Piste grünen © VARTA gebieten sind die Lärm- und Schad- Wasserstoff für das Fahrzeug. Mit den Elektrolyse- stoffreduktion sowie der Einsatz erneuerba- modulen konnten in 300 Betriebsstunden bereits D rer Energiequellen dringende Aufgaben, die 50 kg Wasserstoff produziert werden. zum Schutz unseres Naturerbes erledigt wer- Der Strom für die Elektrolyse wird aus grü- er österreichische Unternehmer M ichael WELCHE ROLLE SPIELT DABEI den müssen – und zwar jetzt. nem Photovoltaikstrom gewonnen, diese An- Tojner spricht im Interview mit der Aus- DIE VARTA INNOVATION IN GRAZ? lage wurde von der ECuSol GmbH geplant trian Roadmap 2050 über Batterietech- ROTAX, FRONIUS UND DER WASSERSTOFF – und errichtet. Der entscheidende Vorteil des nologien der nächsten Generation, die Michael Tojner: Die VARTA Innovation ist der EIN JAHR IM ECHTBETRIEB Wasserstoffsystems ist die schnelle Betan- Wende bei der Elektromobilität und zentrale Forschungs- und Innovationshub der kungszeit der Fahrzeuge von unter drei Minuten. welche Rolle dabei der Forschungsstandort Ös- VARTA AG. Wie schaffen wir eine immer höhe- Um die Dekarbonisierung des Wintertourismus Zudem können große Energiemengen einfach terreich spielt. Tojner ist Mehrheitseigentümer re Energiedichte in unseren Batteriezellen? Wie voranzutreiben, entwickelte das oberösterrei- gespeichert werden. Dies sichert die Versor- der VARTA AG, der Technologieführerin bei können wir auf größere Zellformate übertragen? chische Unternehmen BRP-Rotax ein mit Was- gung mit Wasserstoff über eineinhalb Monate kleinen Lithium-Ionen-Zellen. Vor kurzem wur- Wie können wir die Energiespeicher schneller serstoff-Brennstoffzellen betriebenes Schnee- auch bei schneebedeckter Photovoltaikanlage. de als nächster Meilenstein die große Batterie- laden? Wie können wir den Einsatz von Kobalt © FORBES fahrzeug. Nun sind der Lynx HySnow sowie die zelle „V4Drive“ präsentiert, mit der die VARTA weiter reduzieren oder ganz vermeiden? Wie ergänzende Wasserstoff-Betankungsanlage, die WASSERSTOFF ALS CHANCE FÜR die Elektromobilität „made in Europe“ befeuern schaffen wir ein zweites Leben für Batterie vor Ort grünen Wasserstoff erzeugt, seit Februar DEN FORSCHUNGS- UND WIRTSCHAFTS- will. Und auch die anderen Divisions von Michael zellen? – Stichwort Recycling. All das wird heute 2020 im Skigebiet Hinterstoder im Echtbetrieb. STANDORT ÖSTERREICH Tojners Industriegruppe Montana Tech Compo- schon in Graz erforscht. MICHAEL nents setzt auf Nachhaltigkeit. An 83 Standorten TOJNER Das HyCentA der Technischen Universität in 34 Ländern arbeiten fast 11.000 Menschen an österreichischer Unter- GANZHEITLICHES WASSERSTOFF-ÖKOSYSTEM IHNEN EILT DER RUF ALS LANGFRISTIG nehmer und Eigentümer IN HINTERSTODER Graz, eine der größten Forschungsstätten für innovativen Produkten, neuen Wegen, um die DENKENDER UNTERNEHMER VORAUS. WAS der Montana Tech Wasserstoff in ganz Europa, war als Projekt- Ressourcen zu schonen und den ökologischen IST IHR ERFOLGSKONZEPT? Components AG (VARTA Der Lynx HySnow, der nur Wasserdampf emit- partner maßgeblich an der Entwicklung des Fußabdruck immer kleiner zu machen. AG, Aluflexpack AG, tiert und nahezu geräuschlos fährt, punktet mit grünen Wasserstoff-Ökosystems rund um den Michael Tojner: Unser großes Erfolgskon- Montana Aerospace AG) einem drehmomentstarken elektrischen Antrieb Lynx HySnow beteiligt. Es sieht in dieser Art DIE INDUSTRIEGRUPPE MONTANA TECH zept war es, mit der VARTA auf einen Nischen- sowie mit guten Betriebsmöglichkeiten bei kalten erneuerbarer Energie die Zukunft der Mobili- COMPONENTS HAT TROTZ CORONA-KRISE player zu setzen, den andere längst aufgegeben Temperaturen. Nach eineinhalb Jahren experimen- tät. Mit dem HySnow-Projekt wurde bewiesen, IM VORJAHR DAS BESTE ERGEBNIS IHRER hatten. Wir sind ein Risiko eingegangen, haben teller Entwicklung am Prüfstand und in der Praxis dass der Nachweis der sauberen und sicheren viel investiert, die besten Köpfe geholt und GESCHICHTE ABGELIEFERT… kann das Brennstoffzellensystem nun bereits 120 Wasserstoffmobilität nicht nur im Labor, son- auf Forschung gesetzt. Heute sind wir welt- Betriebsstunden vorweisen. Zudem ist in das Fahr- dern auch im Echtbetrieb im alpinen Raum er- Michael Tojner: Ein wichtiger Motor des Er- weit die Spezialisten, wenn es um die höchste zeug von Rotax in ein wahres Wasserstoff-Ökosys- bracht werden kann. folgs war die unglaubliche Dynamik der V ARTA. Energiedichte in den kleinsten Batterieforma- ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG Wir nehmen das Steuer in die Hand und wollen ten geht. Manche fragen sich, wie die VARTA mit unseren Innovationen die Zukunft nachhal- diesen Innovationsvorsprung herausgeholt hat. tig gestalten. Das ist zentraler Fokus unserer Meine Antwort darauf: Indem wir immer wei- Unternehmensphilosophie. Wir wollen den Ein- ter forschen, sind wir immer einen oder meh- satz wertvoller natürlicher Ressourcen auf ein rere Schritte voraus. Deshalb wollen wir den © Rotax Minimum reduzieren, die Produktion CO2-neu- Forschungsstandort Graz auch mit wichtigen tral machen und Batteriezellen mit einer sehr EU-Fördermitteln massiv ausbauen und neue langen Lebensdauer herstellen. Jobs schaffen. 16 17 © Rotax
MOBILITÄT 2050 E-MOBILITÄT Die Politik dieser Länder setzte hinsichtlich E-Mobilität internationale Standards. In Öster- reich wurden mit der Abschaffung der NoVA und diverser Förderungen bereits Anreize geschaf- UND KLIMASCHUTZ: fen. Der Infrastrukturreport stellt allerdings fest, dass man beim Ausbau der Ladeinfrastruktur noch hinterherhinkt. Scherr zieht deshalb die Euphoriebremse an: „Wir reden hier von ganz PFLÄNZCHEN, anderen Verhältnissen. Wir sind Welten davon entfernt. Deswegen sollten wir immer ein biss- chen vorsichtig sein, wenn sich die Menschen freuen, dass Österreich nicht ganz so schlecht DIE NOCH abschneidet und die Ladestationenquote er- reicht hat. Das ist die Mindestanforderung, das ist gut. Aber nach vorne hinaus reicht es nicht. © Arthur D. Little Kurz und knapp gesagt: Das ist wie ein Pflänz- WACHSEN MÜSSEN chen, das wirklich noch wachsen muss.“ Damit aus besagtem Pflänzchen tatsäch- lich ein Wald entsteht, müsse laut Report die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunk- te bis 2030 verzehnfacht und „die Menge an Im Zuge einer stabilen österreichischen Eigen MAXIMILIAN DC-Schnellladepunkten massiv ausgebaut wer- tümerinfrastruktur könne laut Arthur-D.-Little-Pro- SCHERR E den.“ Investitionen in der Höhe von 850 Milli- gnose eine gezielte Betätigung dieser beiden Hebel Partner bei Arthur D. Little -Mobilität ist das Gebot der Stunde – und hausgasemissionen im Straßenverkehr stetig onen Euro sind bis 2030 dafür notwendig, die Österreich bis 2030 mehr als eine Million Elektro- in aller Munde. Die E-Nachfrage in Ös- zunehmen: „Im Jahr 2019 emittierte dieser vom öffentlichen und vom privaten Sektor ge- fahrzeuge auf die heimischen Straßen bringen. Dies terreich steigt vor dem Hintergrund der Bereich einen neuen Rekordwert von 23,9 Mil- tragen werden müssen. entspricht bis 2040 einer Reduktion von knapp 50 Klimakrise und des Pariser Abkommens. lionen Tonnen CO2. Dies entspricht mehr als ei- Millionen Tonnen an Schadstoffemissionen. Die Austrian Roadmap 2050 blickt hin- ner Verdoppelung seit 1990.“ Pkws sind hierbei Beispiele aus Großbritannien, Frankreich und ter die Kulissen und sprach mit dem Innova- die größten „Sünder“ mit 15,1 Millionen Tonnen den Niederlanden werden angeführt, wie heimi- Scherr betont: „Wir machen es aktuell den Leu- tions-Experten Maximilian Scherr, Partner bei CO2-Ausstoß pro Jahr in Österreich. Als beste sche Interessen durch öffentlich-private Koope- ten, die bequem sind, noch zu einfach bequem zu der renommierten Strategie- und Innovations- Alternative zu Benzin- und Dieselmotoren wird rationen sichergestellt werden können. Scherr sein und nicht mit Strom zu fahren.“ Einen zu- beratung Arthur D. Little. Im Rahmen seiner hierzulande vor die Elektromobilität gehandelt. wirft die Frage auf: „Wir haben in Österreich sätzlichen Antrieb für die Umstellung auf E-Mo- Studie für den Infrastrukturreport 2021 hat er Allerdings steht die vollständige Umstellung hohe Investitionen, es ist ein Riesengeschäft. bilität oder Alternativen wie Wasserstoff könnte mit seinem Team die aktuelle Lage der E-Infra- des österreichischen Fahrzeugbestands vor Lässt man einen Wildwuchs zu – jeder kann die Corona-Pandemie leisten: Personen, die auf- struktur unter die Lupe genommen. Herausforderungen. Eine davon ist die Ladein- eine Ladestation zur Verfügung stellen und es grund gesundheitlicher Bedenken lieber den Pkw ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG frastruktur. Maximilian Scherr erklärt: „Bei gibt verschiedene Abrechnungsarten? Sorgen nutzen, müsse der Umstieg auf elektrische An- Die aktuellen Zahlen belegen, dass der Ver- all dem Hype der momentan entsteht, ist der die zentralen österreichischen Player für ein triebsalternativen erleichtert werden. Scherr: „Es kehr den größten Anteil am CO2-Fußbabdruck Stand der E-Mobilität in Österreich nach wie einheitliches Netz einer intelligenten Ladeinf- gibt ja auch Diskussionen, ob man den Verbren- hat. Will Österreich die Zielvorgaben der EU vor ausbaufähig. Was letztendlich fehlt, ist der rastruktur?“, diese Fragen gilt es laut Scherr zu nermotor ganz von der Straße nimmt. Am Ende erreichen und die Schadstoffemissionen bis Zugang zur Ladeinfrastruktur.“ beantworten. Der Experte nimmt diesbezüglich des Tages wird es auch notwendig sein, auf der 2030 um 55 % reduzieren, muss genau hier die Politik in die Pflicht: „Man kann entweder Seite nachzuhelfen. Machen wir uns nichts vor. der Hebel angesetzt werden. Aus dem Infra- Im europäischen Vergleich nehmen die Nieder hier die einzelnen Unternehmen fördern und sie Auch wenn bei Neuzulassungen der Anteil an strukturreport 2021 geht hervor, dass die Treib- lande und Schweden hier die Vorreiterrolle ein. machen lassen, oder als Staat proaktiv handeln.“ E-Autos weiter steigt: Bis wir eine richtig hohe 18 19
MOBILITÄT 2050 Quote hier haben, vergehen Jahrzehnte. Das hilft Neben der E-Mobilität kommt man auf dem ES GILT, INTERNATIONALE uns nicht genug für das Klima.“ Weg zu den Klimazielen nicht am Ausbau der Breitband-Infrastruktur und der Schließung Dass Infrastrukturinvestitionen und Klima- der „digitalen Lücke“ zwischen Stadt und Land schutz sehr wohl kombinierbar sind, ist für den Innovationsexperten keine Frage: „Man muss vorbei. Scherr bringt es auf den Punkt: „Wir ent- scheiden de facto hier auch über die Zukunft LEUCHTTURMPROJEKTE ZU SCHAFFEN bewusst die Bereiche suchen, in denen die Infra- unserer Kinder. Wenn Homeschooling in Zeiten strukturinvestments wirklich einen Beitrag zum wie diesen nicht funktioniert, dann beginnt das Klimaschutz leisten – wie zum Beispiel die Ladein- Leben unserer Kinder mit einem Manko. Das ist frastruktur. Es müssen sowohl gesellschaftliche eine gesellschaftliche Verantwortung und nicht M als auch klimaschutzrelevante Investitionen sein.“ nur eine Frage des Profits.“ artin Ohneberg ist Präsident der IV leider auch in Österreich vermehrt durch Verbote Vorarlberg, Eigentümer und CEO versucht Wirtschaftspolitik zu machen, versuchen der Henn Gruppe, einem Zuliefe- andere Länder in Asien oder die USA durch Tech- rer der Automobilindustrie. Mit der nologiefortschritte Klimaneutralität zu erreichen. Acquisition der Eisele Pneumatics (USA/D) gelang Henn ein weiterer Meilenstein IST ÖSTERREICHS WIRTSCHAFT BEIM in einer rasanten Entwicklung. Wir haben mit TECHNOLOGISCHEN WANDEL HIN ZU NACHHAL- Martin Ohneberg über seine Ideen für die Zu- TIGEN INDUSTRIEN MIT AM STEUER ODER kunft der Mobilität und über Nachhaltigkeit im LEDIGLICH BEIFAHRER? Sinne der ESG-Kriterien gesprochen. Österreich ist in vielen industriellen Bereichen DIE MOBILITÄT IST IM WANDEL. WELCHE Technologieführer. Österreich fehlt es leider nur ZUKUNFT SEHEN SIE FÜR DEN MOTORISIERTEN vielfach an mutigen Strategien, die Entwicklung © Studio Fasching INDIVIDUALVERKEHR – IST ER EIN WACHS- einzelner Technogien durch echte, international TUMSMARKT ODER WIRD ER ALS TEIL INTER- strahlende Leuchtturmprojekte zu unterstützen. Die Vernetzung der Wissenschaft und der ange- MODALER SYSTEME ZURÜCKGEHEN? wandten Forschung mit der Wirtschaft – ausge- Ich glaube weiterhin sehr stark an die indivi- stattet mit substanziellen Unterstützungen – könn- MARTIN duelle Mobilität. Das Angebot an Mobilität wird te zu den notwendigen Vorzeigeprojekten führen. OHNEBERG sich allerdings ändern. Formen wie beispiels- President/CEO weise Mobility as a Service oder Shared Mobi- IHR UNTERNEHMEN HAT SICH INNERHALB HENN Industrial Group lity werden zunehmen. Entscheidend wird sein, VON ZEHN JAHREN AN DER MITARBEITERZAHL dass die Vielzahl an Mobilitätsformen stärker GEMESSEN VERZEHNFACHT. WIE GROSS aufeinander abgestimmt werden. WAREN BEI DIESEM WACHSTUM DIE HERAUS- FORDERUNGEN DIVERSITÄT UND SOZIALER WELCHE ANTRIEBSARTEN (FOSSILE, UMGANG? ELEKTRISCHE ODER WASSERSTOFF) SEHEN SIE IM NÄCHSTEN JAHRZEHNT UND WELCHE Henn ist mehrfach mit dem Great Place to WIRD SICH IM FRACHT- UND IM PERSONEN- Work ausgezeichnet worden. People und Culture VERKEHR DURCHSETZEN? sind wesentliche Säulen unseres bisherigen Un- ternehmenserfolgs. Die besten Köpfe am richti- Es wird auch in Zukunft unterschiedliche An- gen Platz zur richtigen Zeit waren und sind ein triebsformen geben – insbesondere, wenn man das Erfolgskriterium. Darum braucht es zukunftsfä- aus dem Blickwinkel eines global agierenden Auto- hige Rahmenbedingungen, um der Überalterung zulieferers sieht. Welche sich am Ende der Reise, der Bevölkerung, den verstärkten nationalisti- bleibt jedenfalls offen. Global sind die Vorausset- schen Bestrebungen oder oftmals auch der Sa- zungen und der Zugang zu Innovation sehr unter- turiertheit unserer Gesellschaft in Europa und schiedlich. Während in Europa und insbesondere insbesondere in Österreich entgegenzuwirken. 20 21
MOBILITÄT 2050 EIN ELEKTROFAHRZEUG Bei der Konzeption wurde sehr genau auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbei- DER ANDEREN ART: ter von Kommunen geachtet. Bei den Steuerele- menten wurde zum Beispiel auf Touchscreens verzichtet – stattdessen wurden große Knöpfe © AIT/Zinner eingebaut, die auch mit Arbeitshandschuhen DER EMPA-TRAC problemlos bedient werden können. © AIT/Zinner INNOVATIVE STEUERUNG U Der EMPA-Trac besteht überwiegend aus m ein Elektrofahrzeug zu konstruieren, lich ist“, betont Chimani. Neben dem AIT sind an marktüblichen Teilen. Manche Dinge mussten reicht es nicht aus, den Verbrennungs- dem Projekt TÜV Austria Automotive und der Ak- aber extra entwickelt werden. Eine große Her- motor durch einen Elektroantrieb und ku-Designer Hellpower beteiligt, geleitet wird es ausforderung war insbesondere die Steuerelek- © AIT/Zinner den Tank durch eine Batterie zu erset- von der niederösterreichischen Landtechnikfirma tronik, deren Entwicklung und Implementierung zen. „Man muss das gesamte Fahrzeug Adolf Tobias GmbH. Gefördert wird das Projekt dem AIT-Forscher Hannes Lacher oblag. „Es © AIT/Zinner neu denken“, erklärt Christian Chimani, Head vom Klima- und Energiefonds und der Österreichi- galt, ein Steuergerät zu finden, das acht Antrie- of Center for Low-Emission Transport des Aus- schen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG). be zugleich bedienen kann. Das war auch für Ladegeräte, Lüfter- und Heizungssteuerungen trian Institute of Technology (AIT). Durch die uns Neuland“, berichtet er. Installiert wurden usw. Nach der Inbetriebnahme und ausführli- Elektrifizierung ergeben sich völlig neue Mög- MODULARITÄT BRINGT FLEXIBILITÄT unter anderem Sensoren und Verbindungen chen Tests auf dem Prüfstand finden dann um- lichkeiten – von der Konstruktion der Struktur zum Steuergerät, Hochspannungs- und Sig- fangreiche Praxistests statt. Bis zur Serienreife über den Bau der Karosserie bis hin zum Ener- Das Konzept des EMPA-Trac ist auf seine Wei- nalverkabelungen für Antriebe, Stromwandler, dürfte es dann noch ein bis zwei Jahre dauern. giemanagement im Fahrzeug. Die Digitalisie- se revolutionär: Es beruht auf einer Segmentie- rung ermöglicht zudem eine völlig neuartige rung und einem modularen Aufbau gemäß dem Steuerung aller Komponenten. sogenannten Gleichteilprinzip: Im Kern wird das Fahrzeug aus völlig baugleichen Modulen zu- „Damit können Fahrzeugkonzepte gestaltet wer- sammengesetzt. So wurden beispielsweise An- den, die von Grund auf neu sind und alles – viel- triebsmodule entwickelt, die jeweils baugleiche leicht bis auf den Fahrersitz – in Frage stellen“, so Elektromotoren, Bremsen, Traggelenke, Luftfe- Chimani. Durchexerziert wurde das bei einem in dern, Radaufhängungen, Übersetzungsgetriebe den vergangenen zwei Jahren von einem öster- usw. enthalten. Diese können je nach Anforde- reichischen Konsortium konstruierten Fahrzeug rung beliebig aneinandergereiht werden. Aus namens EMPA-Trac (Electric Modular Platform denselben Komponenten können genauso gut Architecture Trac). Dabei handelt es sich um ein zweiachsige Fahrzeuge gebaut werden wie elektrisches Nutzfahrzeug in der Gewichtsklas- drei- oder vierachsige. Überdies können die se von bis zu zehn Tonnen, das modular aufge- Mehrzweckfahrzeuge bei Bedarf mit geringem baut ist und damit sehr einfach an die jeweiligen Aufwand erweitert oder verkleinert werden. Erfordernisse angepasst werden kann. Solche Fahrzeuge werden von Kommunen oder Land- GLEICHTEILPRINZIP ERMÖGLICHT wirten benötigt, um im Winter Straßen zu räu- KOSTENVORTEILE men, Böschungen zu mähen, die Müllabfuhr zu ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG bewerkstelligen oder im Wald das Unterholz zu „Die konsequente Einhaltung des Gleichteile- durchforsten. In all diesen Bereichen dominieren prinzips vereinfacht die Produktion und erleich- derzeit Dieselfahrzeuge, die diese Leistungen tert später die Wartung und die Ersatzteilbe- erbringen können – allerdings mit entsprechend wirtschaftung“, erläutert AIT-Expertin Elisabeth hohen Schadstoff- und CO2-Emissionen. Dörr, die EMPA-Trac-Projektidee maßgeblich Der EMPA-Trac ist ein Elektrofahrzeug. „In dem mitentwickelt hat. Dadurch soll der EMPA-Trac EINE NEUE ÄRA IM SCHIENENGÜTERVERKEHR Kooperationsprojekt können wir gut zeigen, dass auch preislich konkurrenzfähig zu herkömm- Damit der einfache Zugang zum System Schiene Realität wird, haben wir unsere Leistungen auch das elektrisch und ohne CO2-Ausstoß mög- lichen Nutzfahrzeugen mit Dieselantrieb sein. in die digitale Welt übergeleitet. TransFER Verbindungen, Equipment, Service- und Zusatzleistungen – Willkommen im SmartLINK. smartlink.railcargo.com 22
MOBILITÄT 2050 HOLDING GRAZ WOLFGANG MALIK VORSTANDSVORSITZENDER DER HOLDING GRAZ „ Damit der wachsende Zentralraum Graz nicht auf einer Einbahn Richtung DIE GRAZER METRO IM kompletter Verkehrsüberlastung unterwegs ist und um vereinbarte Klima- und ROADMAP-CHECK – ALLES Umweltziele zu erreichen, wird der sogenannte ,Modal Split‘ (= Fahrgastzunahme analog zum Bevölkerungswachstum) zugunsten des öffentlichen Verkehrs deutlich zu erhöhen sein. Die Mobilität in urbanen Zentren wird jedoch durch Taktver- ZU DEN PLÄNEN DES NEUEN dichtungen oder durch zusätzliche eigentlich nicht mögliche Belastungen der urbanen Lebensräume nicht verbessert werden. Die logische Konsequenz daraus ist, dass wir für den öffentlichen Verkehr eine neue Ebene erschließen. U-BAHN-PROJEKTS Mit einer Metro in den Untergrund zu gehen, das würde absolut Sinn machen. © Susanne Hassler-Smith “ D AUSBAU DES ÖFFENTLICHEN ie Holding Graz plant einen Meilenstein Geplant sind zwei Metrolinien, die M1 und die von Grünflächen und Bäumen. Dies ist nicht zu- NAHVERKEHRS ALS NOTWENDIGE GRUNDLAGE für die zukünftige Mobilität in der Stadt M2. Die M1 ist als Ost-West-Verbindung konzipiert, letzt notwendig, um in der Stadt ein natürliches FÜR EINE LEBENSWERTE STADT Graz – die Metro Graz. Die Holding Graz die M2 als Nord-Süd-Verbindung. Gemeinsam be- Kühlungssystem zu schaffen, das den steigenden hat sich die Umsetzung der Metro zum sitzen die beiden Linien eine Länge von 25,4 Kilo- Das Mobilitätskonzept der Zukunft ist, die Temperaturen in den nächsten Jahren entgegen- Herzensprojekt gemacht und zur Prü- metern und es sollen 27 Haltestellen angefahren optimalen Pfadabhängigkeiten so auszubauen, wirken und hohe Energiekosten sparen soll. fung der Machbarkeit die Projektgesellschaft werden. Die Fahrgäste haben an elf Stationen die dass die Bürger/innen die optimalsten Bedin- „Moderne Urbane Mobilität 2030+” (MUM Möglichkeit, von der U-Bahn in die Straßenbahn gungen für ein Fortbewegen von A nach B haben STÄRKUNG DER STADT ALS STANDORT 2030+) gegründet. Die MUM 2030+ unterzog umzusteigen, während die Möglichkeit eines Um- und somit der Bedarf an PKWs reduziert wird. DES TOURISMUS UND DER WIRTSCHAFT Graz und den steirischen Raum einer detail- stiegs in die S-Bahn bis zu viermal besteht. Das bedeutet, dass die Abstimmungen zwischen lierten Analyse und zeigte als Fazit auf, wie im Metro, Straßenbahn und Tram systematisch ad- Das Projekt wäre nicht zuletzt das Aushänge- Verbund ein gesamtheitliches, attraktives Met- DIE METRO ALS TEIL DES aptiert werden müssen. Zusätzlich bedeutet es schild für ein modernes Image der Stadt Graz. ro-System für Graz und die umliegende Region VERKEHRSKONZEPTS DER ZUKUNFT für die steirische Landeshauptstadt eine Steige- Österreich als Land des Tourismus und der funktionieren kann. Die Stadtbahn ist die ideale rung des Lebenswerts durch die starke Redukti- Wirtschaft steht für ein zukunftsorientiertes Mobilitätslösung zum bestehenden Öffi-System Die Stadt Graz erlebt einen erheblichen Ein- on der Lautstärke innerhalb der Stadt. Weniger Mobilitätssystem als Voraussetzung für eine und wird die Infrastruktur ergänzen. Zusätzlich wohnerzuwachs. Dies bedeutet gleichzeitig PKWs bedeuten mehr Platz für die Gestaltung moderne Stadtentwicklung und die Metro wäre sorgt sie für eine gute Anbindung und Verknüp- ein Wachstum an PKWs, welche die Luft in des öffentlichen Raums und die Bereitstellung ein klares Zeichen dafür. fung an die Regionen rund um die steirische Lan- der Stadt zusätzlich belasten. Durch den Bau deshauptstadt und ein optimales Zusammen- der Metro Graz besteht die Möglichkeit, den spiel mit Straßenbahn, Bus und S-Bahn. Öffi-Anteil um erstaunliche 41 % zu steigern und die PKW-Fahrten um 12 % zu senken. Dies GRAZ BEIM KLIMASCHUTZ UND BEI DIGI- bedeutet eine Reduktion des CO2-Ausstoßes TALER INFRASTRUKTUR ZUKUNFTSSICHER um 21.600 Tonnen pro Jahr. Im Vergleich dazu MACHEN müsste man 1,4 Millionen Bäume pflanzen, um diesen Ausgleich zu erzielen. Zusätzlich ergibt ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG Graz ist die am schnellsten wachsende Stadt sich durch den Bau des Zukunftsprojekts Me- in Österreich. Dies erfordert einige innovative tro ein Potenzial für die Steigerung der Fahr- Mobilitätslösungen, um der steigenden Einwoh- radnutzung. Durch die geplanten Maßnahmen © Holding Graz nerzahl und dem damit einhergehenden Verkehr von Fahrradoffensiven könnte die Nutzung um gerecht werden zu können. Somit besteht erheb- 25 % gesteigert werden. Schafft man also eine licher Handlungsbedarf, diese Innovation zu re- grundlegende Basis für einen städtischen Kli- alisieren, um Graz im Bereich Klimaschutz und maschutz, sind auch einige andere Projekte digitaler Infrastruktur zukunftssicher zu machen. leichter zu realisieren. © Holding Graz 24 25
MOBILITÄT 2050 – MOBILITÄT 2050 DAS WILL DIE IST NÄCHSTE GENERATION MOBILITÄT GESCHLECHTS- U m den Nachwuchs für die Verkehrs branche zu finden, zu fördern und dabei gemeinsam Thesen für die Mo- © jÖVG NEUTRAL? bilität der nächsten Jahrzehnte zu entwickeln, hat sich aus der Österrei- chischen Verkehrswissenschaftlichen Gesell- schaft die „Junge ÖVG“ herausgebildet. Mitt- Verkehrsbündelung, den ersten Schritt für eine M lerweile bringen sich rund 200 Mitglieder mit langfristige Verkehrsplanung darstellen. ihren unterschiedlichen Erfahrungen, Hinter- obilität für alle hat den Anspruch Transportsektor liegt bei 22 %. Die ÖBB zäh- gründen und Ansichten ein. STÄDTE AKTIV BEWEGEN und steht vor der großen Herausfor- len gegenwärtig im Gesamtkonzern rund 14 % derung, Bedürfnisse von verschie- an Mitarbeiterinnen. Die JÖVG hat sich als Netzwerk von Talenten, Die Verlagerung von Verkehr sollte insbeson- densten Gruppen der Bevölkerung Leitbetrieben und Wissenschaft bestens etab- dere im urbanen Raum auf aktive Mobilität erfol- zu berücksichtigen. Während Män- DATEN SIND DOCH NEUTRAL, ODER? liert, ihr Leading Team setzt sich unter anderem gen, da Fußgänger- und Fahrradverkehr nicht nur ner eher einfache Strecken mit dem Auto zu- aus den Wiener Linien sowie den TUs Wien und emissionsfrei sind, sondern sich auch positiv auf rücklegen, bewegen sich Frauen vermehrt in- Immer mehr Entscheidungen folgen Algo- Graz zusammen. Die Leitung hat Florian Pol- die menschliche Gesundheit auswirken. termodal fort und legen mehr und komplexere rithmen. Je mehr man über Bewegungsmuster terauer (Plasser & Theurer). Wegeketten zurück. Fakt ist, dass sich Frauen weiß, desto eher kann man bedarfsgerechte Lö- Der JÖGV-Karrieretag ist ein Fixpunkt für die SCHIENENVERKEHR IST anders fortbewegen und somit andere Anfor- sungen finden. Zum einen bewegen sich Frauen Technikbranche geworden – die wertvollen Leis- EINE SCHLÜSSELDISZIPLIN derungen an die Mobilität haben. umweltfreundlicher fort und sind offener gegen- tungen der Plattform für Einzelpersonen und über nachhaltigen Lösungen. Sie nutzen jedoch Firmen sind zahlreich, hier nur einige: direkter Darüber hinaus sollte eine Verlagerung vom UNTERSCHIEDLICHE BEWEGUNGSMUSTER innovative Mobilität weniger häufig als Männer. Kontakt zu allen technischen Unis des Landes, MIV zum ÖPNV sowie schienengebundenen Ebenso sind Mobilitätserhebungen rudimentär Projektdialoge mit Studierenden, Mentoring, in- Fernverkehr angestrebt werden. Letzterer soll- Vor allem Menschen, die in der Bevölkerung gestaltet und decken kaum die Wegezwecke von ternationale Vernetzung und Wissensteilung oder te je nach Ausbaustatus und Reisegeschwin- die Sorgearbeit leisten, legen häufiger We- Frauen ab. Die daraus resultierenden Daten sind die Anwerbung angehender Akademiker/innen. digkeit die Möglichkeit bieten, Kurzstrecken- geketten statt einfachen Pendlerstrecken zu- demnach nicht repräsentativ für die weibliche flüge mittelfristig zu ersetzen. rück. Das bedeutet zum Beispiel, dass Frauen Bevölkerung und verraten vergleichsweise mehr DAS CREDO DER JÖGV auf dem Weg von der Arbeit nach Hause noch über männliche Bewegungsmuster. Männliche EIN PUSH-UND-PULL-PRINZIP FÜR mehrere Stopps einlegen – sei es am Super- Bedürfnisse werden somit oft fälschlicherweise Um die Mobilität aller zu verbessern und si- EINE UMWELTFREUNDLICHE MOBILITÄT markt, am Sportverein des Kindes oder an der zum Status quo der Gesellschaft erhoben. multan die angestrebten Klimaziele im Trans- Pflegeeinrichtung. portsektor zu erreichen, gilt folgendes Mantra: Eine Forcierung der Verkehrsverlagerung Für die stärkere Sichtbarkeit von Frauen samt vermeiden – verlagern – verbessern. kann nur durch ausreichendes Angebot ge- WER GESTALTET MOBILITÄT FÜR WEN? deren Bedürfnissen und Anforderung an die schaffen werden. Durch entsprechende Planung, Mobilität sowie die Steigerung der Anzahl in PLANUNG ÜBER DIE GRENZEN DER Koordination und den Einsatz regenerativer Diese Bedürfnisse werden bisher jedoch kaum der Branche setzt sich das gemeinnützige Netz- MOBILEN DISZIPLINEN HINAUS Energien sowie CO2-neutraler Antriebsysteme in der Mobilitätsplanung berücksichtigt und werk „Women in Mobility” ein. müssen für sämtliche Verkehrsträger signifi- spiegeln sich somit selten in den angebotenen Mobilität sowie die Errichtung und Erhaltung kante Reduktionen der Umweltwirkungen in Mobilitätsservices wieder. Ein Grund dafür lässt Mehr zum Thema Female Mobility: https:// der dementsprechenden Infrastruktur ist in je- nächster Zukunft erreicht werden. sich unter anderem in der geschlechtsspezifi- www.womeninmobility.org/femalemobility dem Fall mit Energieaufwand verbunden. Dem- Mehr über Plattform der Entscheider/innen schen Zusammensetzung von Planungsgruppen entsprechend muss eine Vermeidung des Ver- von morgen: https://www.oevg.at/ueber-die- finden. Zur genaueren Veranschaulichung: Der Autorinnen: Nadin Brunnhofer und Claudia Fal- kehrs, etwa durch optimierte Raumplanung oder oevg/junge-oevg/ durchschnittliche Frauenanteil im europäischen kinger, Co-Gründerinnen Women in Mobility Wien 26 27
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