Dialog - Gymnasium Immensee

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Dialog - Gymnasium Immensee
Dialog

                                                                              Inter-
                                                                           disziplinär
                                                                      Im Chemieunterricht stellten
                                                                        die Drittklässlerinnen und
                                                                     Drittklässler Farben her, die sie
                                                                       im Bildnerischen Gestalten
                                                                                einsetzten.
                                                                                    > 28

April   Immobilienstrategie:           Projektwoche: Neue           Ehemalige: Eine Architektin
2022    Das Gymi baut Zukunft   > 14   Erfahrungen sammeln   > 34   und ein Kirschliebhaber > 50
Dialog - Gymnasium Immensee
Das Gymi
    fährt auf den Bus ab
2   SCHON GESEHEN?!   GYMNASIUM IMMENSEE
Dialog - Gymnasium Immensee
Inhalt «Dialog» April 2022

                                                                                    Aktuell4
                                                                                    Editorial | Impressum  5
                                                                                    Das Gymi baut Zukunft 14
                                                                                    Schule26
                                                                                    Projektwoche34
                                                                                    Porträt Schülerin     44
                                                                                    Maturaarbeiten46
                                                                                    Ehemalige50
                                                                                    VGI-Alumni61
                                                                                    Personalia62
                                                                                    Termine63
                                                                                    KonzerteLetzte

2022 wirbt das Gymi Immensee erstmals auf einem Busheck für sich.
Der AAGS-Gelenkbus 17 zirkuliert auf der Linie 502 entlang der Rigi-
Süd­lehne zwischen dem Bahnhof Küssnacht und Schwyz Zentrum.           FOTO: SMO!

DIALOG APRIL 2022                                                                                 INHALT     3
Dialog - Gymnasium Immensee
Warum
                                    soll ich
                                    die Matura
                                    machen?

                     GYMI MATURA LERNEN LEBEN MENSCHEN

          www.gymnasium-immensee.ch
                     Wir verzichten auf Blabla und empfehlen: QR-Code scannen,
                     ent­decken, staunen. So geht www.gymnasium-immensee.ch!

4   AKTUELL                                                  GYMNASIUM IMMENSEE
Dialog - Gymnasium Immensee
Editorial
Diese
und
andere                                 VON BENNO PLANZER
lebenswichtige                         REKTOR
                                       BENNO.PLANZER@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH
Fragen
beantwortet
die
komplett
neue                LIEBE LESERIN, LIEBER LESER
Website
des                 Bei der gymnasialen Bildung geht es um mehr als den Erwerb
Gymnasiums          von Wissen und Können. Die Stärkung der Persönlichkeit ist unserer
Immensee.           Schule ein zentrales Anliegen. Unbeschwertes Zusammensein,
                    gemeinsame Unternehmungen, Sondergefässe mit vernetzenden,
                    kreativen und kulturellen Inhalten fördern dieses Ziel. Es braucht
                    Raum und Zeit, um dem ernsten Alltag zu entfliehen und dabei
                    Lebensfreude und Zuversicht zu stärken. Konnten wir diese
                    Aufgaben angesichts der einschränkenden Schutzkonzepte in
                    den letzten Monaten ausreichend erfüllen?
                    Der vorliegende «Dialog» dürfte diese Frage dank der Einblicke
                    in die vielfältigen Aktivitäten unserer Klassen beantworten.
                    Die beeindruckend breite Palette reicht von der die Komfortzone
                    überwindenden Naturwoche, den herrlichen Wanderwochen,
                    den spannenden interdisziplinären Projekten, den Kulturhighlights
                    bis hin zu den praxisorientierten Wirtschaftswochen.
                    Zudem enthält diese Ausgabe zukunftsträchtige Ausblicke.
                    Mit der neuen Schulleitung wollen wir nahtlos die gute Führung
                    und Weiterentwicklung unseres Gymnasiums gewährleisten.
                    Der Hauptbeitrag dieses «Dialogs» zeigt Ihnen, wie wir die
                    baulichen Fundamente für die gymnasiale Bildung der kommenden
                    Jahrzehnte legen wollen. Moderne und gute Gebäude allein machen
                    aber noch keinen erfolgreichen Unterricht. Dafür sind unsere
                    überdurchschnittlich qualifizierten und engagierten Lehrpersonen
                    entscheidend. Eine innovative und zeitgemässe Infrastruktur
                    kann die Unterrichtsqualität unterstützen, wie dies beim neuen,
                    interdisziplinären Grossraumlabor der Fall sein wird.
                    Ich wünsche Ihnen spannende Leseerlebnisse!

                    Titelbild
                    Drittklässlerinnen und Drittklässler stellen im Chemie­unterricht
                    Farben für das Bildnerische Gestalten her. FOTO: MB

                    Impressum April 2022
                    Herausgeber: Rektorat Gymnasium Immensee
                    Adresse: «Dialog», Gymnasium Immensee, Bethlehemweg 12,
                    6405 Immensee, 041 854 81 81, info@gymnasium-immensee.ch
                    Verantwortlich für diese Ausgabe: Benno Planzer, Rektor
                    Fotos: Michael Brühlmeier (MB), Texte/Fotos: David Coulin (DC)
                    Realisation: smo! GmbH

DIALOG APRIL 2022                                            EDITORIAL | IMPRESSUM      5
Dialog - Gymnasium Immensee
Bitte notieren:
Rey und Fux
Mit Michel Rey und Joël Fux wählte der
Stiftungsrat des Gymnasiums Immensee im
März 2022 zwei neue Schul­leitungsmitglieder.

Nach einer professionell begleiteten, zügig durch­
geführten Akquisitionsphase konnte das Gymnasium
Immensee seine fünfköpfige Schulleitung mit den
beiden ausgewiesenen Fachleuten Michel Rey und
Joël Fux (siehe Kasten) erfolgreich vervollständigen.
Die Neuwahl war nötig geworden, weil die bisherigen
Prorektoren Jože R. Mubi und Patric Matter die Schule
auf eigenen Wunsch und unabhängig voneinander
verlassen werden (siehe Kasten).
Rektor Benno Planzer sieht Rey und Fux nicht einfach
als Ersatz für die bisherigen Prorektoren. Im Gegenteil,
«Ausbildung und Erfahrungshintergrund sind bei bei-
den sehr unterschiedlich. Diese Vielfalt soll die Arbeit
der Schulleitung bereichern.»
Michel Rey ist vom starken und innovativen Profil des
Gymi begeistert: «Hier werden nicht nur neue Lernfor-
men entwickelt, sondern auch erfolgreich praktiziert.»
Joël Fux beeindrucken Agilität sowie Flexibilität der
Schule. Und: «Die individuelle Betreuung und Förde-
rung ist am Gymi zentral; hier sind die Lernenden keine
Nummern wie anderswo.»
Rey und Fux treten ihre neue Aufgabe in Immensee am
1. August 2022 an. Wie stellen sie sich ihren ersten Tag
am Gymi vor? «Ich sehe mich zunächst als Lernenden»,
sagt Rey, «der sich dafür interessiert, wer und was die-
se Schule ist.» «Strahlend blaues Wetter», lacht Fux,
«im Ernst: Ich bin sehr neugierig und möchte alle und
alles am Gymi kennenlernen.» TEXT UND FOTOS: SMO!
                                                                Die Schulleitung ab dem Schuljahr 2022/2023 schon jetzt im Treppenhaus
                                                                des Z-Baus: Rektor Planzer wird flankiert von Rahel Stocker Wiedmer (l.),
                                                                Prorektorin 5.–6. Kl., und Mirjam Fries (r.), Leiterin Finanzen und Dienste,
                                                                sowie den zwei neuen Mitgliedern Michel Rey (l.) und Joël Fux (r.).

                   AUF ZU NEUEN UFERN

                   Wie seit Ende 2021 bekannt, gestalten die Prorektoren Jože R. Mubi (Foto oben) und Patric Matter (Foto unten)
                   ihre berufliche Zukunft per Ende des laufenden Schuljahres frisch. Nach sechs Jahren als Prorektor Mittelgym-
                   nasium wechselt Matter an die Kantonsschule Menzingen. Mubi war 23 Jahre am Gymi tätig, davon 21 Jahre
                   als Internatsleiter und 10 Jahre als Prorektor Untergymnasium. Im Alter von 52 Jahren will er sich beruflich neu
                   orientieren. Der doppelte Wechsel erfolgt zufällig, wie beide betonen. Ihre Motivation, die Schule zu verlassen,
                   begründen sie einzig mit ihrer persönlichen beruflichen Neuorientierung. Die Schulleitung bedauert den Entscheid
                   der sehr geschätzten Kollegen ausserordentlich, hat jedoch Verständnis dafür, dass sie sich neuen Aufgaben
                   stellen möchten. Eine ausführliche Würdigung ihrer Tätigkeit erfolgt im Bericht über das Schuljahr 2021/2022.
                   FOTOS: MB

6      AKTUELL                                                                                                         GYMNASIUM IMMENSEE
Dialog - Gymnasium Immensee
Michel Rey (52) wuchs in Schwyz            Joël Fux (37) machte die Matura am
   auf, wo er maturierte. Er ist lic. phil. I   Kollegium Spiritus Sanctus in Brig.
in englischer und deutscher Litera­tur­         An der Uni Bern bildete er sich zum
   geschichte und Sprachwissenschaft            MAS in Business Administration
   der Uni Zürich und verfügt über das          aus und erwarb das Lehrdiplom für
     höhere Lehramt an Mittel­­schulen.         Maturi­tätsschulen. Zuletzt war er
  Rey war Mitarbeiter der Schulleitung          Leiter Berufsmaturität Sport am
 am Gymnasium St. Klemens in Ebikon.            Feusi Bildungszentrum in Bern. Fux
      Er ist verheiratet, Vater von zwei        ist begeisterter Ausdauersportler.
 erwachsenen Töchtern, lebt in Zürich           Im Sommer zieht er mit seiner Part-
           und ist gerne in den Bergen.         nerin von Bern in die Zentralschweiz.

  DIALOG APRIL 2022                                                  AKTUELL      7
Dialog - Gymnasium Immensee
Neue Mitarbeitende                                                                   Herzlich willkommen!

                                                                  das niemals für möglich gehalten. Mit 19 Jahren, einer Matura
                  HARALD KESSLER, INFORMATIK,                     sowie einer abgeschlossenen Berufsausbildung in der Tasche
                  HARALD.KESSLER@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH            waren die Möglichkeiten ebenso zahlreich wie die Interessen
                                                                  und Geschäftsideen.
                                                                  Ich entschied mich schliesslich für ein Studium der Medizininfor-
                                                                  matik an der Berner Fachhochschule; geografisch in einer Region
FASZINATION TECHNIK                                               gelegen, die mir erst so gar nicht gefiel, und bei Menschen, deren
                                                                  Dialekt ich so gar nicht verstand. Dies legte sich aber schnell,
                                                                  und ich blieb dann auch noch für ein Masterstudium Wirtschafts-
Die Faszination von der Technik und die Freude am Problemlösen    informatik. Die letzten Jahre habe ich an der Universität Bern
begleiten mich seit jeher. Dies hat mich bewogen, Informatik an   arbeitend wie auch studierend verbracht, wo ich nun bald mein
der ETH Zürich zu studieren.                                      zweites Masterstudium abschliessen werde.
Damit ich dieses spannende und wichtige Fach auch weiterver-      Einem Zufall verdanke ich es, auf die Stelle am Gymnasium
mitteln kann, habe ich schon während des Studiums Vorlesungen     Immensee gestossen zu sein. Umso mehr freue ich mich über die
für das höhere Lehramt besucht. Leider gab es damals noch kein    Möglichkeit, die kommende Generation an meiner Begeisterung
Fach Informatik an den Mittelschulen. So bin ich in die Privat-   für Informatik teilhaben zu lassen.
wirtschaft eingestiegen und konnte die Weiterentwicklung und
praktische Anwendung der Computerwissenschaften in unter-
schiedlichsten Branchen und Fachgebieten mitgestalten.
Inzwischen ist das obligatorische Fach Informatik eingeführt
worden. Nach verschiedenen leitenden Positionen als Infor-                           ALEXANDRA ZUMBÜHL, MATURA 1998, SEKRETARIAT,
matikspezialist in Wirtschaft und Verwaltung habe ich meinen                         ALEXANDRA.ZUMBUEHL@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH

lang gehegten Berufswunsch wahrmachen können und bin als
Quereinsteiger Informatiklehrer geworden.
Bisher habe ich an den Kantonsschulen Baden und Uster das
Fach Informatik unterrichtet. Es freut mich sehr, dass ich nun    WARUM IN DIE FERNE SCHWEIFEN …
am Gymnasium Immensee den Unterricht dreier Klassen über-
nehmen kann. Ich schätze die Nähe zu meinem Wohnort und           Aufgewachsen im Bezirk Küssnacht, zog es mich nach der Matura
die schöne naturnahe Lage am Zugersee ebenso wie die              am Gymnasium Immensee an die Uni Bern. Ich widmete mich
kleinen Klassengrössen hier.                                      dem Studium der Betriebswirtschaft und Soziologie und vertief-
                                                                  te mich dabei in die Bereiche Marketing und Personal. Na ja, das
                                                                  war dann auch nicht die treffendste Wahl. Es war meine Begeis-
                                                                  terung für Zahlen, Analysen und was die Unternehmen daraus
                                                                  entscheiden, was dazu führte, dass ich mein berufliches Stand-
                  RENÉ VIELGUT, INFORMATIK,                       bein für die nächsten 15 Jahre im Financial Controlling fand.
                  RENE.VIELGUT@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH              Nach der Uni ging es der Liebe wegen wieder zurück nach
                                                                  Merlischachen. Während herausfordernder Jahre als Controllerin
                                                                  gaben jeweils die monatlichen Abschlüsse den Takt vor. Mit der
                                                                  Geburt unseres Kindes 2016 ging der Taktstock an ein kleines
ERSTENS KOMMT ES ANDERS UND                                       Wesen über. Controlling war nur noch eine Nebenbeschäftigung –
ZWEITENS ALS MAN DENKT!                                           die beruflichen Herausforderungen verdichteten sich einfach auf
                                                                  weniger Stunden pro Woche. Der Takt wird nun neuerdings durch
Geboren und aufgewachsen in der westlichsten Stadt Öster-         den Kindergartenstundenplan vorgegeben. So tat mir eine Pause
reichs, ist die Schweiz nicht nur stets einen Katzensprung        im letzten Sommer gut, um uns neu zu organisieren.
entfernt, sondern auch Teil des täglichen Lebens. Bereits früh    Ich freue mich sehr, nun wieder zurück im Gymi zu sein – ein
bildete sich der Wunsch nach einem Umzug in die Schweiz.          bisschen wie nach Hause kommen. Als Mitarbeiterin Finanzen
Hätte man mir ein Jahr später, zum Abschluss meiner Matura an     und Administration bin ich im Sekretariat anzutreffen. Ich freue
der Höheren Technischen Lehranstalt in Dornbirn, gesagt, dass     mich auf interessante Aufgaben und spannende Begegnungen
ich in nur zehn Jahren im Herzen der Schweiz wohnen, mit einer    und bin mir sicher, dass meine Erinnerungen an meine «alte»
Schweizerin verheiratet sein und Lehrer werden würde, hätte ich   Gymi-Zeit um zahlreiche neue Erlebnisse erweitert werden.

8      AKTUELL                                                                                                  GYMNASIUM IMMENSEE
Dialog - Gymnasium Immensee
wichtige Schnittstelle ist und ich dadurch mit vielen Personen
                    LUCA SPERI, LEHRLING HAUSDIENST,                 in Kontakt komme, bin ich am Gymi Immensee gelandet.
                    LUCA.SPERI@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH                 Die optimale Work-Life-Balance habe ich dank meinen Hobbys.
                                                                     Die Natur bietet und gibt so viel. Ich bin dankbar dafür, die Wun-
                                                                     der der Natur beim Ausreiten mit meinem Pflegepferd geniessen
                                                                     zu dürfen. Auch Kickboxen hält mich fit. Im Training kann ich
MEIN TRAUMBERUF                                                      an meine Grenzen gehen, und die Kombination aus physischer
                                                                     sowie psychischer Belastung ist einzigartig.
Schon als ich ein Kind war, spielte ich mit Lappen und Schwäm-       Ich freue mich auf die kommende und spannende Zeit am
men und tat oft so, als würde ich reinigen. In der Schule konnte     Gymnasium Immensee.
ich nie lange ruhig sitzen und wollte immer etwas mit den
Händen machen. Handwerkliche Berufe begeisterten mich darum
schon sehr früh. Dies vielleicht auch, weil mein Vater schon
Hauswart an einer Schule war und ich ihn oft begleiten durfte.
Manchmal konnte ich sogar auf dem Rasenmäher mitfahren.                                 TONI GRÜTER, FREIFACH LATEIN,
Auch als ich älter wurde, half ich meinem Vater in den Ferien                           TONI.GRUETER@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH

immer gerne, das Schulhaus zu reinigen. Ich hatte damals schon
grosse Freude an diesem Beruf.
Als ich dann aus der Schule kam, beschloss ich, die Lehre als
Fachmann Betriebsunterhalt zu absolvieren. Nebst meinem              Πολλῶν δ’ ἀνθρώπων ἴδεν
coolen Beruf mache ich auch sehr gerne Sport. Im Sommer              ἄστεα καὶ νόον ἔγνω
spiele ich entweder Fussball oder Unihockey oder gehe ein-
fach schwimmen. Im Winter gehe ich Snowboarden oder spiele           Er sah die Städte vieler Menschen und lernte deren Gesinnung
Eishockey.                                                           kennen – mit diesen Worten charakterisiert Homer Odysseus,
                                                                     den Helden seines gleichnamigen Epos. Die spezielle Stellung
                                                                     meiner Fächer Latein und Griechisch liessen mich immer wieder
                                                                     neue Wege suchen.
                                                                     Aufgewachsen bin ich in Ruswil LU. Nach der Matura in Reuss-
                    VANESA VARELA, SEKRETARIAT,                      bühl studierte ich Theologie. Im Rahmen meiner ersten Anstel-
                    VANESA.VARELA@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH              lung in der katholischen Kirche kam ich in den Kanton Baselland.
                                                                     Hier lernte ich meine Frau kennen und wurde sesshaft. Nach
                                                                     einigen Jahren im kirchlichen Dienst hatte ich den Wunsch, mich
                                                                     zu verändern. 1994–2000 studierte ich deshalb klassische Philo-
BEHALTE STETS DEN ÜBERBLICK                                          logie an der Universität Basel. 1994 war ich bereits Vater einer
                                                                     Tochter, im Verlaufe des Studiums kamen zwei Söhne dazu.
Meine erste Arbeitsstelle nach dem KV-Abschluss war als Ein-         Seit 15 Jahren unterrichte ich am Gymnasium Laufen, seit
kaufsassistentin in der Modebranche. Nach acht Jahren wurde          letztem Herbst auch am Gymnasium Immensee. Latein soll nicht
mir klar, dass mich das Reich der Kleider und Schuhe nicht           vergessen werden, es ist zu wichtig für die Gegenwart. Einen
länger «anzieht». In der Trisa AG lernte ich dann eine neue          Beitrag dazu möchte ich leisten.
Welt kennen. Im Zahnbürstenparadies übernahm ich die Stelle          Meine Arbeitswege sind weit. In der Regel bin ich mit dem ÖV
als Assistentin der Abteilungsleitung Produktion. Ich konnte in      unterwegs. Aber einmal im Jahr lege ich meine Arbeitswege nach
dieser Zeit sehr viel lernen und erkannte unter anderem auch         Möglichkeit zu Fuss zurück. Da bekomme ich Abstand. Die Optik
mein Organisationsgeschick. Dies führte dazu, dass ich die           ändert sich, ich spüre die Distanzen, die ich täglich zurücklege.
Weiterbildung zur Direktionsassistentin mit eidgenössischem          Einen eigenen Wert bekommt das Zuhause, wo jemand auf mich
Fachausweis absolvierte.                                             wartet. Odysseus war 20 Jahre fern seiner Heimat. Was sind da
Nach sieben Jahren zog ich weiter, um mein erworbenes Wissen         schon die 10 bis 15 Stunden, die ich jeweils unterwegs bin?
bei einer neuen Herausforderung anzuwenden. Für mich war
klar, dass ich an der Front arbeiten möchte. Den Menschen und        FOTOS: MB
sein Verhalten finde ich sehr faszinierend. Obwohl es so viele
Menschen gibt, ist doch jeder einzigartig. Da das Sekretariat eine

DIALOG APRIL 2022                                                                                                       AKTUELL       9
Dialog - Gymnasium Immensee
Informieren geht über Studieren
Für die 5. Klassen hat mit dem Studienwahl­parcours vom
15. November 2021 der Studien­wahlprozess so richtig begonnen.

Wie jedes Jahr konnten die Schülerinnen und Schüler      rechtzufinden und hoffentlich eine gute Entscheidung
unter fachkundiger Leitung der Berufs- und Studien-      treffen zu können. Weil kaum jemand sein Studium an
beratungsstelle des Kantons Schwyz verschiedene          einem Nachmittag auswählen kann, wird es in der Zeit
Workshops besuchen. Dabei konnten sie sich nicht nur     bis zur Matura noch weitere Veranstaltungen rund ums
über ihre Wunschstudiengänge genauer informieren,        Thema geben.
sondern auch mehr über ihre individuellen Stärken und
Neigungen herausfinden.                                  TEXT: RAHEL STOCKER WIEDMER,
Weiter erhielten die Lernenden wichtige Orientierungs-   PROREKTORIN, 5.–6. KL., GESCHICHTE,
                                                         RAHEL.STOCKER@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH
hilfen, um sich im vielfältigen Studiumsdschungel zu-

                                                                                                                  Sandra Thüring,
                                                                                                                  Leiterin der
                                                                                                                  Studienberatung
                                                                                                                  des Kantons
                                                                                                                  Schwyz,
                                                                                                                  unterstützt die
                                                                                                                  Lernenden der
                                                                                                                  5. Klassen bei ihrer
                                                                                                                  Studien- und
                                                                                                                  Berufswahl.

                                                                                                                  FOTO: MB

10     AKTUELL                                                                                                  GYMNASIUM IMMENSEE
Vorbeugen ist besser als heilen
Am 16. Februar 2022 kamen die Drittklässlerinnen
und Drittklässler in den Genuss eines Präventions-
nachmittags.                                                                 Am Fahr­
                                                                             simulator
Sie machten sich Gedanken über die Schönheitsideale                          konnten die
in den Medien und ihren Einfluss auf unser eigenes Kör-                      Lernenden
perbild. Daraus resultierte ein einwöchiges Experiment,                      ihre Reaktions-
das jede Klasse selbst definierte. Eine Klasse kam zum                       fähigkeit
Beispiel in ihren bequemsten Kleidern zur Schule und                         testen.
achtete auf Reaktionen im Schulumfeld.
Herausgefordert wurden die Lernenden auch beim
Lösen eines Kriminalfalls der Kantonspolizei Schwyz.
Was anfänglich wie ein Schulschwänzen aussah, ent-
puppte sich als komplexer Mobbingfall in den sozialen
Medien.                                                                      Zwei
Zudem ging es um Suchtmittelkonsum im Strassenver-                           Schüler­innen
kehr. Wie Alkohol und andere Drogen unsere Wahrneh-                          beim Plakat-
mung beeinträchtigen, konnten die Schülerinnen und                           wettbewerb
Schüler selbst mit wahrnehmungsverzerrenden Brillen                          zum Thema
an verschiedenen Posten ausprobieren.                                        «Am Steuer
TEXT: ALEXANDRA WILLI, SCHULSOZIALARBEITERIN,                                nie».
ALEXANDRA.WILLI@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH                                        FOTOS: MB

Spendenaktion für die Ukraine
                                                          Am 15. März 2022 wurden am
                                                          Gymi an zwei Standorten sowie
                                                          im Lehrerzimmer Kuchen zu­
                                                          gunsten der Ukraine verkauft.

                                                          Organisiert wurde die Spenden-
                                                          aktion von der Klasse 3a mit
                                                          Unterstützung von Dominique
                                                          Hüchting, Wirtschaft und Recht.
                                                          Der Betrag von 810 Franken wurde
                                                          dem Schweizerischen Roten Kreuz
                                                          überwiesen. Vom Ukrainischen
                                                          Roten Kreuz stehen über 500 Mit-
                                                          arbeitende und 3 000 Freiwillige im
                                                          Einsatz. Sie versuchen, die Not der
                                                          Bevölkerung vor Ort zu lindern.
                                                          FOTO: MB

DIALOG APRIL 2022                                                             AKTUELL        11
«Packt eure Chancen
                                           und seid mutig»
Am 12. November 2021 trat
Thomas Oetterli *, Chef von
68 500 Mitarbeitenden des welt-
weit tätigen Liftbauers Schindler,
am Gymnasium Immensee vor
55 Lernenden des Schwerpunkt-
fachs Wirtschaft und Recht auf.
In einem begeisternden Referat
motivierte er die jungen Leute,
sich in ihrem späteren Berufs-
leben auf das zu konzentrieren,
was sie besser können als ande-
re und wirklich gerne tun.

Zu Beginn seines anderthalb­stün­
digen Auftritts nahm Schindler-CEO
Thomas Oetterli die Anwesenden
auf eine Tour d’Horizon durch das
weltumspannende Universum des
Schindler-Konzerns mit Hauptsitz
im luzernischen Ebikon mit: Vor
147 Jahren gegründet, erwirtschaf-
ten heute 68 500 Mitarbeitende
an 1 000 Firmenstandorten einen
Jahres­umsatz von 10,6 Milliarden
Dollar.
Dann plauderte Oetterli aus dem
Nähkästchen, wobei er die Schü­ler­-
innen und Schüler immer wieder
einbezog und direkt Fragen stellte
wie «Wisst ihr eigentlich, was CEO
bedeutet und was ein CEO den
lieben langen Tag so tut?». Als Chief
Executive Officer verantwortet der
Stadtluzerner das operative Geschäft
von Schindler, was für ihn täglich be-
deutet: «150 Präsentationen lesen,
100 E-Mails beantworten, 8 bis 10               Der Schindler-CEO motivierte die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer, sich gut zu überlegen, über
Besprechungen abhalten, 10 Tassen               welche Fähig­keiten sie verfügen, in denen sie besser sind als andere: «Das zu wissen, ist wichtig
                                                für euren beruflichen Weg und Erfolg.»
Kaffee und 3 Liter Wasser trinken.»

*
 AM 21. JANUAR 2022 GABEN DER VERWALTUNGSRAT DER SCHINDLER HOLDING AG UND CEO THOMAS OETTERLI GEMEINSAM BEKANNT, «DASS HERR OETTERLI
VON SEINER FUNKTION ZURÜCKTRITT». «NACH ZWÖLF JAHREN IN DER KONZERNLEITUNG UND DAVON SECHS JAHREN ALS CEO IST ES AN DER ZEIT, DIE OPERATIVE
FÜHRUNG ABZUGEBEN», SO OETTERLI IN DER ENTSPRECHENDEN MITTEILUNG.

12     AKTUELL                                                                                                               GYMNASIUM IMMENSEE
3 FRAGEN AN THOMAS OETTERLI

                    Warum treten Sie am Gymi Immensee als Referent auf?
                    Ich glaube an den sogenannten Generationenvertrag. Darum möchte ich mein Wissen
                    weitergeben und es mit der nächsten Generation teilen. Die jungen Leute sollen dann selber
                    entscheiden, was sie damit anfangen wollen.

                    Sie kennen das Gymi Immensee bestens. Was gefällt Ihnen an der Schule?
                    Das selbstorganisierte Lernen (SOL) gefällt mir sehr gut. Es ist eine Herausforderung, denn
                    die Schülerinnen und Schüler teilen selbst ein, wann sie lernen und wann sie Hausaufgaben
                    machen. Ich bin erstaunt, wie viel die Jungen lernen müssen! Und die Tagesschule finde ich gut,
                    wirklich gut!

                    Was vermissen Sie am Gymi Immensee?
                    Für mich lautet das Hauptthema jeder Schule (und damit ebenfalls des Gymi Immensee):
                    Wie bereitet man junge Menschen auf das wirkliche Leben nach der Schule vor?
                    Auch ich habe eine Mittelschule absolviert und landete nach der Matura in einer harten Welt.
                    Wer eine gymnasiale Ausbildung macht, sollte sich ein möglichst breites Allgemeinwissen
                    aneignen. Dieses Wissen hilft später ein ganzes Leben lang.

                    Chancen packen                         Mutig sein

                    Oetterli kam 1994 als Datatypist       Zum Abschluss seiner begeistern-
                    (einen Beruf, den der Computer         den Ausführungen gab der 52-Jäh-
                    mittlerweile komplett eliminiert       rige den Schülerinnen und Schülern
                    hat) zu Schindler. «Immer wenn ich     Tipps für ihre Zukunft nach der
                    eine Chance erhielt, habe ich sie      Matura und im Beruf: «Überlegt
                    gepackt, auch wenn das für mich        euch, was ihr wirklich gut könnt.
                    bedeutete, dass ich mich auf unbe-     Jeder Mensch hat mindestens eine
                    kanntes Terrain begeben muss.»         Sache, in der sie oder er besser ist
                    So war er in Deutschland, Brasilien    als andere. Tut das, was euch Spass
                    und zuletzt fünf Jahre lang in China   macht. Übernehmt Verantwortung.
                    als Länderchef stationiert, bevor      Liefert euren Beitrag und tragt so
                    er 2016 Schindler-CEO wurde.           zum Gelingen des Ganzen bei. Und
                    Als seine wichtigste Aufgabe           besonders wichtig: Seid mutig!»
                    erachtet Oetterli das Vorantreiben     Nach der ausgiebig genutzten
                    der Strategie: «Wie finden und         Fragerunde und einem kräftigen
                    ent­wickeln wir Märkte, in denen wir   Applaus bedankte sich Dominique
                    Geld verdienen können? Das ist ei-     Hüchting, Lehrerin Wirtschaft und
                    ne zentrale Frage, denn eine Firma,    Recht, bei Thomas Oetterli: «Sie
                    die kein Geld verdient, hat keine      haben uns wertvolle Einsichten
                    Daseinsberechtigung.» Er eröffnete     über sich und Ihre faszinierende
                    den Lernenden spannende, sehr          Berufswelt geschenkt. Für unsere
                    persönliche Einblicke in sein Dasein   Lernenden sind Sie das beste Bei-
                    als CEO und in das Innenleben des      spiel dafür, warum es sich lohnt,      TEXT UND
                    Liftbauunternehmens.                   am Gymi fleissig zu lernen.»           FOTO: SMO!

DIALOG APRIL 2022                                                                                  AKTUELL     13
IMMOBILIENSTRATEGIE GYMNASIUM IMMENSEE

                Das Gymi
                baut Zukunft

14   DAS GYMI BAUT ZUKUNFT                               GYMNASIUM IMMENSEE
Das Gymnasium Immensee packt
                            die schrittweise Verwirklichung
                            seiner Immobilienstrategie an.

                            Schon seit Jahren konzentriert
                            sich die Immobilienstrategie der                     GYMNASIUM IMMENSEE
                            privaten Stiftung Gymnasium Im-
                                                                                    Immobilienstrategie
                            mensee, die Trägerin des Gymi ist,
                            in baulichen Fragen konsequent auf
                            das Nötige und verzichtet bewusst                  Schulraum-           Sport/
                                                                               entwicklung        Parkierung
                            auf das Wünschbare. Dabei verfolgt
                            die Schule – unabhängig vom politi-
                            schen Tagesgeschäft – langfristige
                            Ziele, die immer im Dienste einer
                            qualitativ hochstehenden gymna­              serte Isolation, was die Energie­
                            sialen Bildung stehen müssen.                effizienz nachhaltig verbessert.
                                                                         Der bisherige Gymi-Eingang wird
                            Schulraumentwicklung                         vom Bethlehemweg in den Oberen
                                                                         Hof verlegt, der damit zum neuen
                            Für die Schule wichtige Gebäude              Dreh- und Angelpunkt des ge­
                            wie der historische Z-Bau mit dem            samten Schulcampus avanciert.
                            Turm (Fertigstellung 1900) oder              Auffällig ist auch die räumliche
                            das Obergymnasium (1970) und                 Trennung des momentan mitein-
                            die entsprechenden Infrastrukturen           ander verbundenen Z-Baus und
                            haben in wesentlichen Teilen ihre            Obergymnasiums. Diese Massnah-
                            Lebensdauer erreicht. Sie werden             me verleiht den beiden Gebäuden
                            an die modernen Unterrichts­                 einen eigenständigeren Auftritt.
                            bedürfnisse angepasst.
                            So ziehen die naturwissenschaft-             Sport/Parkierung
                            lichen Fachzimmer vom Z-Bau ins
                            Obergymnasium um. Dank dieser                Einen separaten Teil der Immobi-
                            Verlegung kann beispielsweise                lienstrategie bildet der Ersatz der
                            die Laborinfrastruktur auf ein               Turnhalle. Gleichzeitig wird die Par-
                            zeitgemässes technisches Niveau              kierung auf dem Areal ganz­heitlich
                            angehoben und somit deutlich                 gelöst. Dies realisiert das Gymi, wie
                            verbessert werden.                           bereits bekannt, als Partner des
                            Im Z-Bau ist geplant, das Raum­              Vereins Missionshaus Bethlehem
                            angebot klar zu strukturieren. Kurz-         im Rahmen seines Projekts «Woh-
                            bis mittelfristig ist die Erneuerung         nen im Bethlehem» sowie des
                            des Kupferdachs vorgesehen.                  Gewerbe­zentrums Hohle Gasse AG.
                            Das Obergymnasium wird rückge-
                            baut und leicht höher neu erstellt.          Termine und Kosten
                            Während die Stufenfassade erhal-
                            ten bleibt, wird das bisher klein-           Die Umsetzung der Immobilien­
                            räumige Innenleben des Gebäudes              strategie erfolgt schrittweise und
                            komplett aktualisiert. Das Obergym-          über mehrere Jahre verteilt.
                            nasium erhält unter anderem eine             Aktuell werden die Kosten auf rund
                            neue Haustechnik mit leistungs-              35 Millionen Franken veranschlagt.
                            fähiger Lüftung oder eine verbes-            TEXT: SMO!

                    Wichtige Gebäude des Gymnasiums Immensee sind der historische
                    Z-Bau mit dem markanten Turm (Mitte), das Obergymnasium (vorne) und
                    das Barralhaus-Internat (rechts). Nicht im Bild ist die Turnhalle. FOTO: MB

DIALOG APRIL 2022                                                                 DAS GYMI BAUT ZUKUNFT        15
So siehts am Gymi
                zukünftig aus
                GESAMTER SCHULCAMPUS
              – Vernetzung der Aussenräume
              – Entflechtung der Arealerschliessung
              – Verbesserung von Wahrnehmung und Präsenz der Gebäude

                OBERGYMNASIUM
              – Erdgeschoss: Aula, Bibliothek, Musikzimmer
              – 1. Obergeschoss: Klassenzimmer
              – 2. Obergeschoss: MINT-Bereich mit
                interdisziplinärem Labor und Fachzimmern                 Neu: Aula

                OBERER HOF
              – Oberer Hof als Drehscheibe

                Hohle
                Gasse

                                                                         BARRALHAUS-INTERNAT
                                                                       – Bleibt unverändert
                                                                       – Option für eine Aufstockung

16   DAS GYMI BAUT ZUKUNFT                                                               GYMNASIUM IMMENSEE
SCHULRAUMENTWICKLUNG

                                                           Z-BAU/OBERGYMNASIUM
                                                                                              – Neu: Grosszügi-
                                                                                                ge Freitreppe
                                                                                                zwischen Z-Bau
                                                                                                und Ober-
   Neu:
   Frei-                                                                                        gymnasium
   treppe                                                                                     – Verbindung
                                                                                                zwischen Z-Bau
                                                                                                (l.) und Ober-
                                                                                                gymnasium (r.)
                                                                                                entfällt
                                                                                              – Bisheriger
                                  Bleibt unverändert:
                                                                                                Musiktrakt
                                  Mensa
                                                                                                entfällt (neu im
                                                                                                Obergymnasium)

                                                           HAUPTEINGANG
                                                        – Neuer zentraler Haupteingang im Oberen Hof

Neuer
Haupt-
ein-
gang

                                                           Z-BAU
                                                        – Klare Stukturierung der Nutzung
                                                        – Mittelfristig Erneuerung Kupferdach
                                                        – Bestehende Mensa bleibt unverändert

                                  Kapelle

                                                           Farblegende
                                                        ■ Z-Bau
                                                        ■ Obergymnasium
                                                        ■ Barralhaus-Internat
                        Alter
                        Haupt-                             VISUALISIERUNGEN, MODELL: HUMMBURKART ARCHITEKTEN
                        eingang                            PLANGRUNDLAGE: FAHRNI LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

    DIALOG APRIL 2022                                                               DAS GYMI BAUT ZUKUNFT      17
SCHULRAUMENTWICKLUNG

             «Nebst mutigen
              Entscheiden braucht
              es manchmal auch
              freche Ideen»
Das Gymnasium Immensee hat eine vierköpfige
Baukommission eingesetzt, welche die Immobilien­
strategie umsetzt. Im Vorfeld einer Besprechung
äussern sich die Kommissionsmitglieder Erwin
Candreia, Bruno Stadler, Mirjam Fries und Hans­
peter Käppeli zum Teil «Schulraumentwicklung»
und zur Frage, wie das jetzige Obergymnasium
in Zukunft heissen soll.                                                        Die Baukommission des Gym-
                                                                                nasiums Immensee mit (v. l. n. r.)
                                                                                Erwin Candreia, Generalplaner
                                                                                der Anliker AG, Bruno Stadler,
                 Worauf freuen Sie sich beim Umsetzen der                       Leitung Hausdienst Gymna-
                 Schulraumentwicklung am meisten?                               sium Immensee, Mirjam Fries,
                 Bruno Stadler: Ich freue mich darauf, dass sich das            Leiterin Finanzen und Dienste
                                                                                sowie Mitglied der Schulleitung
                 gesamte Schulgelände weiterentwickeln wird.
                                                                                Gymnasium Immensee, und
                 Mit der Schulraumentwicklung können wir eine super             Hanspeter Käppeli, Mitglied
                 Basis für die Zukunft des Gymnasiums Immensee                  des Stiftungsrats Stiftung
                 legen, verbunden mit der Hoffnung, dass auch künftig           Gymnasium Immensee, be-
                 viele junge Menschen unsere Schule besuchen werden.            spricht anhand eines Modells
                                                                                architektonische Fragen der
                                                                                Schulraumentwicklung.
                 Konkret, wann fährt der erste Bagger auf?
                 Erwin Candreia: Gemäss heutiger Planung starten                FOTO: MB
                 die ersten Vor­arbeiten im Sommer 2023. So richtig
                 losgehen soll es dann im Winter 2023/2024.

                 Wie lange werden die Bauarbeiten dauern?                Wird der Schulbetrieb immer funktionieren?
                 Candreia: Das wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt         Hanspeter Käppeli: Der Schulbetrieb ist unsere Kern-
                 noch nicht. Wir bauen schrittweise und verteilt auf     tätigkeit. Seine Bedürfnisse stehen auch während der
                 mehrere Jahre.                                          Bauarbeiten immer im Zentrum.

                 Braucht es Provisorien?                                 Warum wird der Haupteingang in den
                 Candreia: Keine Angst, es wird keine Container geben.   Oberen Hof verlegt?
                 Im Gegenteil, im Unteren Hof werden wir als Zwischen-   Käppeli: Indem wir den Zugang zur Kantonsstrasse hin
                 lösung schöne, moderne Holzmodule aufstellen.           ausrichten und ihn somit quasi um 180 Grad drehen,
                 Zudem werden die Klassen aus dem Obergymnasium          verbessern wir die Wahrnehmung, Sichtbarkeit und die
                 vorübergehend in den Z-Bau ziehen und zu guter Letzt    Präsenz des Gymnasiums Immensee.
                 wieder zurück.                                          Mirjam Fries: Derzeit gibt es eigentlich keinen echten

18    DAS GYMI BAUT ZUKUNFT                                                                                          GYMNASIUM IMMENSEE
Haupteingang. Vielmehr existieren diverse Eingänge,
aber keiner von ihnen ist ein richtiger Haupteingang.
Das wollen wir nun ändern.
Candreia: Üblicherweise haben Gebäude, die wie der
Z-Bau ums Jahr 1900 errichtet wurden, markante
Zentraleingänge mit Portikus. Im Bauarchiv haben wir
Pläne gefunden, die zeigen, dass der Z-Bau nurmehr       « Mit der Schulraumentwicklung
ein Fragment eines riesigen Komplexes ist. Weil dieser     können wir eine super Basis für
aber nie realisiert wurde, handelt es sich beim heuti-
gen Z-Bau lediglich um den kleinen hinteren Teil eines
                                                           die Zukunft des Gymnasiums
unvollendeten Ganzen. Daher steht er auch etwas            Immensee legen.»
versteckt in der Landschaft.                                                                             > 20

DIALOG APRIL 2022                                                           DAS GYMI BAUT ZUKUNFT   19
SCHULRAUMENTWICKLUNG

19 >                Dem Z-Bau als charakteristischem Baukörper                Candreia: Das heutige Obergymnasium erhält eine neue
                    soll also zu mehr Gewicht verholfen werden?               Funktion, weshalb sich auch der Name ändern sollte.
                    Candreia: Genau, darum brechen wir auch den Ver­          Stadler: Wir können ja einen Namenswettbewerb durch-
                    bindungsteil zwischen dem Z-Bau und dem Ober­             führen …
                    gymnasium ab. So erhalten beide Gebäude ihren
                    eigenen, autonomen Auftritt. Das klärt die Situation.     Der Z-Bau erhält einen neuen Haupteingang.
                    Diesen Entscheid begrüsst auch die involvierte Denk-      Was passiert mit diesem Gebäude sonst noch?
                    malpflege sehr.                                           Käppeli: Der Z-Bau funktioniert als Schulgebäude
                                                                              nach wie vor erstaunlich gut – obwohl er mittlerweile
                    Warum wird der jetzige Musiktrakt                         über 120 Jahre alt ist. Klar würden wir uns wünschen,
                    zurückgebaut?                                             dass er etwas breiter ist, damit die Klassenzimmer
                    Candreia: Nebst mutigen Entscheiden braucht es            eine andere Proportion erhalten könnten. Wir sind
                    manchmal auch freche Ideen wie die breite Freitreppe,     sehr stolz auf ihn, denn er gehört zur Gymi-DNA.
                    die zwischen dem Z-Bau und dem Obergymnasium              Fries: Wichtig ist, dass wir den Z-Bau nun nutzungs-
                    hindurch und damit auch mitten durch den Musiktrakt       technisch aufräumen und räumlich klar strukturieren.
                    führt. Sie dient dem Zugang von der Kantonsstrasse
                    her, von wo aus die meisten Personen das Gymnasium        In den Plänen ist als Option auch eine
                    Immensee erreichen. Am Ende der Freitreppe befindet       Aufstockung des Barralhauses vorgesehen,
                    sich dann der Obere Hof als neue Dreh­scheibe des         in dem sich das Internat befindet.
                    Schulcampus mit dem grosszügigen neuen Haupt­             Käppeli: Dieses Thema packen wir an, wenn wir fest-
                    eingang. Auf diese Weise können wir auch die              stellen, dass die Internatsnachfrage nachhaltig steigt.
                    verschiedenen Innen- und Aussenräume besser               Fries: Die Auslastung ist momentan gut, reicht aber
                    mit­einander verschränken und den Schulcampus-            nicht aus, um eine Aufstockung zu recht­fertigen.
                    Charakter des Areals betonen.                             Wichtig ist für uns, dass wir diese Option jetzt schon
                                                                              erwägen und über den heutigen Tag hinaus denken.
                    Was passiert mit dem Obergymnasium?                       Das gibt uns Handlungs- und Erweiterungsspielraum,
                    Candreia: Das Gebäude, also Erdgeschoss, 1. und           auch wenn wir nicht vorhaben, ein grosses Gymnasium
                    2. Etage, wird neu gebaut. Im Erdgeschoss entstehen       zu werden.
                    eine Aula, eine Bibliothek und ein grosser Raum für den
                    Musikunterricht. Letzterer ersetzt den Musiktrakt, der    Wie stemmt das Gymnasium Immensee
                    wie erwähnt zugunsten der Freitreppe abgebrochen          die veranschlagten Baukosten von rund
                    wird. Im ersten Geschoss richten wir Klassenzimmer        35 Millionen Franken?
                    ein. Das zweite Geschoss widmen wir den MINT-             Fries: Das Projekt ist für unsere Schule sehr gross, und
                    Fächern mit einem interdisziplinären Labor sowie          damit sind auch die Finanzen eine enorme Herausfor­
                    Fachzimmern. Weil alle Internen im Barralhaus wohnen,     derung. Um die Belastung tragbar zu gestalten, gehen
                    können wir das Obergymnasium künftig komplett für         wir etappenweise und über mehrere Jahre verteilt vor.
                    den Schulbetrieb nutzen.

                    Das Obergymnasium erhält also eine klare
                    Nutzung?
                    Candreia: Richtig, die MINT-Fächer werden dort                   « Der Z-Bau funktioniert als
                    konzentriert. Momentan sind diese im ganzen Z-Bau
                                                                                       Schulgebäude immer noch
                    mehr oder weniger wild verteilt.
                                                                                       erstaunlich gut – obwohl er
                    Heisst das Obergymnasium in Zukunft auch                           mittlerweile über 120 Jahre
                    noch Obergymnasium?
                    Käppeli: Gute Frage. Das haben wir uns noch gar
                                                                                       alt ist. Wir sind sehr stolz
                    nicht überlegt. Der Z-Bau wird seinen Namen so                     auf ihn, denn er gehört zur
                    schnell wohl nicht los, und auch der Turm bleibt                   Gymi-DNA.»
                    wohl der Turm.

    20   DAS GYMI BAUT ZUKUNFT                                                                                     GYMNASIUM IMMENSEE
Käppeli: Das Gymnasium Immensee hat in den letz-         den Gebäudezustand betrifft, da ich mich hier funk-
ten Jahren die Grundlagen geschaffen, damit wir ein      tionsbedingt vertieft auskenne. Die Arbeit in diesem
solches Projekt überhaupt ins Auge fassen können.        Gremium ist für mich eine spannende Weiterbildung.
Einerseits konnten wir von der Missionsgesellschaft      Ich darf sagen, dass wir ein tolles Team sind, das sehr
Bethlehem die Immobilien zu fairen Konditionen           effizient und effektiv zusammenarbeitet.
übernehmen. Andererseits hat die Schule in den letz-     Candreia: Die Baukommission ist sehr offen für Ideen
ten Jahren sehr erfolgreich gearbeitet. Nur so war es    und Vorschläge. Diese Einstellung ist bei der vorliegen-
möglich, erste Rücklagen für einen Teil der geplanten    den Schulraumentwicklung nötig, denn es lässt sich
Investitionen zu äufnen.                                 nicht alles realisieren, was bei einem Neubau möglich
Klar ist aber auch, dass wir weiterhin die notwendigen   wäre. Wir sind gemeinsam gut unterwegs.
Erträge erwirtschaften müssen, um einerseits die         Käppeli: Das Wünschbare und das Machbare liegen
Investitionen zurückbezahlen und andererseits wie­       manchmal weit auseinander. Dies führt zu Spannungs-
derum Rücklagen für die nächste Generation in            feldern und Diskussionen, die aber zwingend geführt
30 Jahren äufnen zu können. Wir sind darum sehr froh,    werden müssen. Der Bau ist immer Mittel zum Zweck.
dass der Kanton Schwyz allen hiesigen privaten Mittel-   Und der heisst Bildung. In ihren Dienst müssen wir bei
schulen, die über eine Leistungsvereinbarung mit der     diesem Projekt sämtliche Anliegen stellen. Unsere Auf-
öffentlichen Hand verfügen, künftig faire Schulgeld­     gabe ist es, das Beste für den Schulbetrieb herauszu-
beiträge ausrichten wird, die neu auch einen Anteil      holen – alles bei beschränkten finanziellen Ressourcen.
zur Finanzierung der Schulinfrastruktur enthalten.       Fries: Natürlich wäre es schön, über ein nach oben
                                                         offenes Budget zu verfügen. Aber es passte nicht zum
Wie erleben Sie die Zusammenarbeit in der                Gymnasium Immensee, wenn plötzlich geklotzt würde.
Baukommission?                                           Wir sind keine Luxusschule und fühlen uns darum
Stadler: Ich bin erst in der zweiten Phase dazugestos-   einer vernünftigen Zurückhaltung und Bescheidenheit
sen und beeindruckt von der ausgezeichneten Vor­         verpflichtet.
arbeit. Ich kann viele Inputs geben, insbesondere was    INTERVIEW: SMO!

                                                                                                                    1910 im Emd,
                                                                                                                    Kinder und
                                                                                                                    Arbeiter beim
                                                                                                                    Heuen.
                                                                                                                    Im Hintergrund
                                                                                                                    der Z-Bau mit
                                                                                                                    Turm.

                                                                                                                    FOTO:
                                                                                                                    STAATSARCHIV
                                                                                                                    LUZERN

DIALOG APRIL 2022                                                                                      DAS GYMI BAUT ZUKUNFT         21
SCHULRAUMENTWICKLUNG

             «Wir schaffen neue Lern-
              und Lebensräume mit
              pädagogischem Mehrwert»
Das Gespräch mit Rektor Benno Planzer zeigt:                               Warum erfolgen die baulichen Massnahmen
Die Architektur der geplanten Schulraumentwick-                            ausgerechnet jetzt?
lung am Gymnasium Immensee steht ganz im                                   Ein gutes Beispiel sind die sogenannten MINT-Fä-
Dienste der innovativen Pädagogik und damit der                            cher [Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften,
erfolgreichen schulischen Tradition des Gymi.                              Technik]. Diese wurden in der vergangenen Dekade an
                                                                           allen Gymnasien sehr stark weiterentwickelt. Dies ist
                                                                           nicht aufgrund eines Defizits passiert, sondern weil
                 Welche Beziehung hat das Gymnasium                        das Bewusstsein schweizweit gewachsen ist, sich in
                 Immensee zu seinen Schulimmobilien?                       diesem Bereich weiterentwickeln zu wollen. Folglich
                 Benno Planzer: Generell sind Gebäude Hilfsmittel.         braucht es entsprechende Lern- und Unterrichtsräume
                 Bezogen auf das Gymnasium Immensee, lässt sich            wie Labors. Oder denken Sie an das Fach Psychologie.
                 sagen: Räumlichkeiten sind wie Lehrmittel und             Hier geht es viel um Statistik, weshalb das schärfste
                 damit eine unerlässliche Voraussetzung dafür, dass        schulische Selektionskriterium auf diesem Gebiet
                 wir auch weiterhin eine gymnasiale Ausbildung auf         mittlerweile die Mathematik ist.
                 sehr hohem qualitativem Niveau bieten können.             Schulleitung und Lehrerschaft des Gymnasiums
                 Allerdings hat eine Immobilie eine bedeutend längere      Immensee sind sich sehr bewusst und wissen genau,
                 Vorlaufzeit und dann auch Haltbarkeitsdauer als ein       was es infrastrukturell – auch kurzfristig – braucht,
                 Lehrmittel wie beispielsweise ein Buch. Wir sprechen      um die Lernenden an die erwähnte Studierfähigkeit
                 hier von Jahrzehnten, was sich auf die Konzeption         heranzuführen. Konkret haben wir bereits vor sieben
                 unserer Immo­bilien und Schulräume auswirkt. Unser        Jahren damit begonnen, unsere Informatik komplett
                 Ziel ist und bleibt, die Lernenden zur Studierfähigkeit   zu erneuern. Seither bauen wir sie sukzessive aus
                 in allen Fach­bereichen zu führen.                        und entwickeln sie vorwärts. Dank unserer Infor-
                                                                           matik konnten wir den Unterricht beispielsweise
                 Die gymnasiale Bildung verändert sich                     während des Corona-Lockdowns problemlos auf-
                 stetig. Beeinflusst dies auch die räumliche               rechterhalten.
                 Ausgestaltung des Gymnasiums Immensee?                    Seit nunmehr rund vier Jahren befassen wir uns
                 Unsere Gesellschaft, die ganze Berufswelt, die Univer­    intensiv mit der Frage der räumlichen Infrastruktur,
                 sitäten und Hochschulen sowie das Gymnasium Immen-        denn gewisse Teile unserer Liegenschaft haben ihre
                 see entwickeln sich laufend. Damit geht eine Verlage-     Lebensdauer erreicht und ihren Dienst erfüllt. Es ist
                 rung der Anforderungen einher. Nehmen wir die Fächer      also an der Zeit, sie durch neue Konzepte abzulösen.
                 Chemie, Physik oder Biologie. Was wir diesbezüglich
                 aus den ehrwürdigen Mauern beispielsweise des             Der Druck zur Schulraumentwicklung
                 Z-Baus bis anhin herausgeholt haben, erfüllt mich mit     kam also indirekt von aussen?
                 einem gewissen Stolz. Oder die Informatik: Hier gehört    Nein, Druck machen wir uns in der Schulleitung
                 das Gymnasium Immensee zu den modernsten hiesigen         selbst, weil wir genau wissen, worauf es ankommt.
                 Mittelschulen. Das ist beachtlich. Nun müssen wir aber    Das Gymnasium Immensee passt seine Räume an,
                 dafür sorgen, dass wir für die nächsten Generationen      damit es die Schülerinnen und Schüler darin auf die
                 von Schülerinnen und Schülern die passenden Räume         Herausforderungen der Zukunft optimal vorbereiten
                 und Unterrichtsmittel zur Verfügung stellen können.       kann und nicht, weil es muss.

22    DAS GYMI BAUT ZUKUNFT                                                                                   GYMNASIUM IMMENSEE
Rektor Benno Planzer auf dem Oberen Hof. Hinter ihm links das Obergymnasium, in der Mitte der Z-Bau mit Turm und rechts das
Barralhaus mit dem Internat: «Die räumliche Umgebung soll Wärme ausstrahlen. Wir möchten, dass sich unsere Schülerinnen und
Schüler, Lehrpersonen und Mitarbeitenden wohlfühlen.» FOTO: MB

Auch die Veränderungen im erwähnten MINT-Bereich               den Franken zweimal umzudrehen. Für jeden Betrag,
erleben wir nicht als Druck von aussen. Wir stehen             den wir investieren, holen wir mit Cleverness das Beste
voll dahinter und sind überzeugt, dass wir damit den           für unsere Lernenden heraus.
richtigen Weg beschreiten.                                     Ich gebe ein Beispiel: Chemie, Physik und Biologie
                                                               erhalten keine eigenen Labors. Es wird für alle drei
Das Gymnasium Immensee vermittelt neben
Wissen auch Werte. Welche Werte soll die
Architektur der Schulraumentwicklung
transportieren?
Auf keinen Fall wollen wir einen Protz- oder Luxus-                              « Der Schulcampus-Gedanke
bau, sondern eine gute, langlebige Infrastruktur,                                  ist für uns von zentraler
in der es sich gerne lernen, unterrichten, arbeiten
und leben lässt. Einerseits soll die Architektur mehr
                                                                                   Bedeutung. Neben den
als das Allernötigste bieten, andererseits aber auch                               Innen- gibt es am Gymnasium
Bescheidenheit und Zurückhaltung ausdrücken.                                       Immensee auch wunderbare
Die räumliche Umgebung soll Wärme ausstrahlen.
Wir möchten, dass sich unsere Schülerinnen und                                     Aussenräume, wo man sich
Schüler, Lehrpersonen und Mitarbeitenden wohlfühlen.                               ebenfalls gerne aufhalten soll.»
Am Gymnasium Immensee sind wir seit jeher gewohnt,                                                                                            > 24

DIALOG APRIL 2022                                                                                                DAS GYMI BAUT ZUKUNFT   23
SCHULRAUMENTWICKLUNG

23 >                Fächer also nur ein Labor geben. Dieses ist dafür         Der Schulcampus-Gedanke ist für uns ebenfalls von
                    etwas grösser und raffinierter eingerichtet und lässt     zentraler Bedeutung. Neben den Innen- gibt es am
                    sich ganz unterschiedlich einsetzen. Möglich sind sogar   Gymnasium Immensee auch wunderbare Aussenräume,
                    zwei unterschiedliche Klassengruppen, die das Labor       wo man sich ebenfalls gerne aufhalten soll. Geplant
                    gleichzeitig und in verschiedenen Fächern nutzen.         ist beispielsweise eine neue grosse Freitreppe, auf der
                    Oder die neue, multifunktionale Aula, in der künftig      Theater fast wie in einem römischen Amphitheater
                    etwa Informations- und Elternanlässe stattfinden.         möglich sein wird. Hier prägt die Architektur das schu­
                    Dank seiner Flexibilität können wir in diesem Raum        lische Angebot eindeutig mit.
                    für die Sechstklässlerinnen und Sechstklässler aber       Innen- und Aussenraum werden künftig besser mitein-
                    auch tolle Vorlesungen im Universitätsstil durchführen.   ander verschränkt. Dies ist klar ein Resultat der engen
                    Anschliessend kehren sie zurück in ihre Unterrichts­      Zusammenarbeit zwischen Architekt, Landschafts­
                    zimmer und machen unter Anleitung ihrer Lehrperson        architekt und Schule. Wir befruchten uns gegenseitig.
                    eine Übung dazu.
                                                                              Wird künftig vermehrt unter freiem Himmel
                    Besteht eine direkte Wechselwirkung                       unterrichtet?
                    zwischen Pädagogik und Architektur?                       Warum nicht? Schon jetzt findet Unterricht teilweise
                    Zweifellos gibt uns die Schulraumentwicklung              im Freien statt. Ich kann mir gut vorstellen, dass Lehr-
                    wichtige Impulse für pädagogisch innovative Lösun-        personen und Klassen den Schulcampus und damit
                    gen. Ich denke an den modulartigen Aufbau unserer         den Aussenraum vermehrt nutzen werden.
                    Schwerpunkt- und Ergänzungsfächer. Dieses intelli-
                    gente Konzept erlaubt es uns, jederzeit alle Fächer       Apropos Raum: Was ist eigentlich
                    anzubieten – selbst wenn sich dafür nur eine Schülerin    ein zeitgemässes Klassenzimmer?
                    oder ein Schüler anmeldet. In diesem Zusammenhang         Es braucht ausreichend Platz. Gewisse Klassenzimmer
                    eröffnet uns die Architektur flexible Räume für inter-    im Obergymnasium sind derzeit zu klein. Das wird sich
                    disziplinären Unterricht. Dies ist gerade bei musischen   ändern. Im Z-Bau verfügen wir über einige schöne
                    Fächern wie Kunst oder Musik wichtig.                     Klassenzimmer, da braucht es nicht mehr Quadrat­
                    Auch hier ein weiteres Beispiel: Unsere Bibliothek        meter. Auch bei der digitalen Infrastruktur sind wir
                    zieht ins Erdgeschoss des Obergymnasiums und damit        ausgezeichnet aufgestellt und benötigen keine
                    an einen gut sichtbaren Ort auf dem Schulareal. Zudem     komplett neuen Einrichtungen.
                    wird sie mit einer Lernoase ergänzt. So wird sie zu       Aus pädagogischer Sicht sind wir bei den Klassen­
                    einem Lernort, wie man ihn an Universitäten antrifft.     zimmern schon jetzt gut unterwegs, denn sie leben.
                    Die Bibliothek wird über eine Art Schaufenster ver­       Bei den Fachzimmern ist es etwas anspruchsvoller,
                    fügen. Wenn es uns gelingt, schöne Auslagen mit           da sich die Schülerinnen und Schüler darin nur einzelne
                    interessanten Büchern zu gestalten, können wir die        Stunden aufhalten. Diesen Räumen Leben einzuhau-
                    Lernenden zum Lesen inspirieren und animieren.            chen, ist eine Herausforderung.
                    Dies ist ein typischer pädagogischer Impuls durch
                    räumliche Anordnung.                                      Die Baustruktur des Gymnasiums Immensee
                                                                              ist sehr heterogen. So ist der historische
                    Eines der prägenden pädagogischen                         Z-Bau mit dem Turm ums Jahr 1900
                    Konzepte des Gymnasiums Immensee ist                      entstanden, oder das Obergymnasium
                    die Tagesschule mit dem Schulcampus.                      stammt aus den 1970er-Jahren.
                    Die Tagesschule unterscheidet das Gymnasium Immen-        Schränkt dies die Schule aus pädagogischer
                    see stark von klassischen Kantonsschulen. Sie ermög-      und betrieblicher Sicht nicht ein?
                    licht uns, die Schülerinnen und Schüler ganzheitlich      Aus pädagogischer Warte nicht. Im Gegenteil, die Archi-
                    zu betreuen und zu fördern. Eine entscheidende Rolle      tektur des Z-Baus prägt das Gymnasium Immensee nach
                    spielen dabei auch unsere räumlichen Voraussetzun-        wie vor. Insbesondere der «Harry-Potter-Charme» des
                    gen. Im historischen Z-Bau verfügen die Lernenden         Z-Baus kommt bei den jungen Leuten ausgezeichnet an.
                    über ihre eigenes «Büro», wo sie lernen und sich          Oder denken Sie an die genannten «Büros» für die Ler-
                    aufhalten können. Diese Zimmer bleiben bestehen           nenden. Auch unsere Tagesschulstrukturen sind durch
                    und werden instand gestellt.                              die speziellen Räumlichkeiten entsprechend gewachsen.

    24   DAS GYMI BAUT ZUKUNFT                                                                                     GYMNASIUM IMMENSEE
« Die Architektur soll dazu
                                                                                 beitragen, dass die Lernenden
                                                                                 die Tür ihres geistigen Zimmers
                                                                                 öffnen, die eigenen vier Wände
Dies soll so bleiben, aber in Kombination mit einem
tollen neuen Obergymnasium, der Lern- und Lebens­
                                                                                 verlassen und neue, bis dato
räume mit pädagogischem Mehrwert schafft.                                        unbekannte Räume entdecken
Klar ist für uns: Ein hypermoderner Glasstahlbau würde                           und erforschen.»
nicht zum Gymnasium Immensee passen. Die Seele
unserer Schule nähme Schaden. Das Herz und die Seele
des Gymnasiums Immensee wird auch in der neuen
architektonischen Gestalt erkennbar bleiben.                 nötig. So lässt sich dieser grosse, tolle, stimmungs-
Handkehrum sind wir uns bewusst, dass Eingriffe in           volle und inspirierende Raum weiterhin nutzen. Vom
die bauliche und betriebliche Substanz gerade beim           pädagogischen Standpunkt aus ist das ein absoluter
Z-Bau teuer zu stehen kommen. Trotzdem wollen wir            Glücksfall.
die Einzigartigkeit dieser Architektur mit vernünftigem      Was erprobt und sinnvoll ist, führen wir weiter.
Aufwand erhalten.                                            Wir betreiben nicht «l'art pour l'art» – das gilt sowohl
Das Gymnasium Immensee ist übrigens nicht nur                für unsere Gebäude als auch für unser pädagogisches
baulich heterogen. Wir sind auch pädagogisch vielfältig      Konzept.
aufgestellt. Denken Sie an die zahlreichen unterschied-
lichen Fächer, die wir anbieten. Diese Vielseitigkeit soll   Architektur schafft Räume und zieht damit
sich auch in der Architektur spiegeln. Wir erhalten jetzt    auch Grenzen. Das Gymnasium Immensee
insbesondere mit dem Obergymnasium die Chance,               möchte aber den Horizont seiner
pädagogische Anforderungen zu erfüllen, die in den           Schülerinnen und Schüler erweitern.
nächsten Jahrzehnten enorm wichtig werden. Hätten            Wie geht das zusammen?
wir in den letzten Jahren bereits massiv in bauliche         Die Frage ist spannend und führt noch weiter:
Massnahmen investiert, wäre unser Handlungsspiel-            Wo kann man zum Beispiel mit grossen Fenstern oder
raum momentan bedeutend kleiner.                             Glas Grenzen aufbrechen? Wie lassen sich die Aus-
Diese Zurückhaltung in baulichen Belangen hat auch           senräume auf dem Schulcampus, die jetzt teilweise
dazu beigetragen, dass die finanzielle Basis des Gym-        voneinander abgeschottet sind, öffnen und besser
nasiums Immensee mittlerweile stabil und stark genug         miteinander vernetzen?
ist, damit wir unseren Teil zu den anstehenden Inves-        Das Gymnasium Immensee will solche Möglichkeiten
titionen beitragen können. Gerade gegenüber dem              wahrnehmen, die im Moment noch brachliegen.
Kanton, in dessen Auftrag wir eine tragende Bildungs-        Die Architektur stellt uns Nutzungsmöglichkeiten
aufgabe wahrnehmen, den Eltern, Schülerinnen und             zur Verfügung und richtet Räume so ein, dass wir
Schülern, Lehrpersonen, Mitarbeitenden oder gegen-           sie für den Unterricht verwenden können.
über weiteren Kreisen wie dem Bezirk Küssnacht, für          Die unterschiedliche räumliche Gestaltung soll inspirie­
den unsere Schule zweifellos zur Standortattraktivität       ren. Ich denke an Schülerinnen und Schüler, die nach
beiträgt, ist die Schulraumentwicklung ein wichtiges         dem kopflastigen Physikunterricht durch den neuen
Signal: Das Gymnasium Immensee hat Zukunft.                  Ausstellungsbereich schlendern und dabei auf einer
                                                             emotionalen Ebene kreative Kunst erleben. Solche
Bei welchen Gebäudeteilen sind aus                           Konstellationen sprengen Grenzen und fördern das in-
schulischer Sicht keine Veränderungen nötig?                 terdisziplinäre Denken, Fühlen und Handeln. Wir wollen
Die Mensa für eine gesunde und abwechslungsreiche            die einzelnen Fachbereiche also nicht voneinander ab-
Verpflegung sowie das Barralhaus als Internats­              schotten, sondern gegenseitig öffnen und vernetzen.
gebäude bewähren sich ausgezeichnet und bleiben,             Die Architektur soll dazu beitragen, dass die Lernenden
wie sie sind. Beim Barralhaus halten wir uns die Option      die Tür ihres geistigen Zimmers öffnen, die eigenen
für den Bau eines zusätzlichen Stockwerks offen, falls       vier Wände verlassen und neue, bis dato unbekannte
die Nachfrage nach Internatsplätzen steigen sollte.          Räume entdecken und erforschen. Ich bin überzeugt:
Ein schönes Beispiel für einen unverzichtbaren Raum          Mit der neu gestalteten Architektur wird unsere Schule
in der bestehenden Form ist für mich der Dachstock           für viele weitere Jahrzehnte eine zentrale Rolle als
im Z-Bau, wo wir Bildnerisches Gestalten in geradezu         eines der führenden und innovativsten Gymnasien in
idealer Weise unterrichten können. Um die Wärme­             der hiesigen Bildungslandschaft spielen.
dämmung zu verbessern, sind nur kleine Eingriffe             INTERVIEW: SMO!

DIALOG APRIL 2022                                                                                            DAS GYMI BAUT ZUKUNFT   25
Die Glattalp
              bezwungen
26   SCHULE         GYMNASIUM IMMENSEE
An ihrem Wandertag vom 14. September 2021 wurden die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5c gefordert. Mit dem ÖV
gings über Schwyz und Muotathal nach Bisisthal bis ins Sahli und weiter auf Schusters Rappen auf die Glattalp (1 850 m ü. M.).
Der Bergweg war stotzig, mussten ja rund 700 Höhenmeter bezwungen werden. Trotz Mühsal war die Stimmung hervor­ragend.
Nach einem Spaziergang zum Glattalpsee fuhren sie mit der Seilbahn gemächlich wieder ins Tal. FOTO: MB

DIALOG APRIL 2022                                                                                                       SCHULE   27
Wenn die Farbe nicht
                   aus der Tube kommt
Die 3. Klassen wagten sich an das                          geometrische Grundmuster. Interessant der Ansatz von
interdisziplinäre Projekt «Pigmente».                      Abhilasha (Foto rechts aussen). Sie zaubert ein Spritz-
Im Chemieunterricht stellten sie Anfang                    muster auf die Malunterfläche. Wie es weitergeht, weiss
2022 selber Farben her, die sie ab Mitte                   sie in diesem Moment selber noch nicht. «Ich lasse mich
Februar im Bildnerischen Gestalten für                     von den Farben und der Intuition leiten», erklärt sie.
ab­strakte Malereien einsetzten.
                                                           Interdisziplinäres Projekt weiterentwickeln

Woher kommt die Farbe Blau? Aus der Natur, möchte          Strikt geplant ist hingegen die Lernsequenz an sich.
man meinen. Stimmt aber nicht. Blau ist eine Farbe,        Denn Chemie und Bildnerisches Gestalten ist doch eine
die als Pigment in der Natur nicht vorkommt. Wohl aber     eher seltene Kombination des interdisziplinären Unter-
kann man einen dunklen Blauton erzeugen, indem man         richts. Möglich gemacht hat sie die Ideenbox «Chemie
2-Nitrobenzaldehyd und Aceton miteinander reagieren        und farbige Stoffe» der pädagogischen Hochschule
lässt. Interessant ist auch die Verbindung von Natrium-    Bern. «Diese nahmen wir als Grundlage für unsere
karbonat (besser bekannt als Backpulver) und Kupfer­       Unterrichtsplanung», sagt Bernasconi, «wobei nicht
sulfat. So entsteht nach einem fast alchemistisch          ganz alles gelang. Aber nächstes Jahr werden wir schon
anmutenden Prozess der Grünton Malachit. Unter der         mehr Erfahrung haben.» Das Projekt weiterentwickeln
Leitung des Chemielehrers Dominik Bernasconi mach-         will auch Gschwend: «Es ist gut, zu wissen, was hinter
ten sich also die Lernenden der 3. Klassen daran, aus-     den Farben steckt, die einfach so aus der Tube kommen.
gewählte Pigmente selber herzustellen (Foto rechts)        Auch schaffen selbst hergestellten Pigmente nicht nur
– besser gesagt: Acrylfarben. Nicht, dass die Farben aus   einen neuen Bezug zum Material, sondern laden auch
Acryl wären, aber es braucht einen Acrylbinder, um die     ein zum Experimentieren.»
Pigmente quasi an der Malunterlagen festzukleben.          TEXT: DC | FOTOS: MB, DC

Malprojekt «paint&colour»

«Wenn man Farben selber herstellt, bekommt man
schon einen anderen Bezug dazu», sagt Marwin, wäh-
rend er sorgfältig eine sattgelbe Grundierung aufträgt.
Auffallend findet er vor allem, wie gut diese Farben de-
cken. Die Wertigkeit der Farben zu erkennen, ist auch
ein grosses Anliegen der Zeichnungslehrerin Johanna
Gschwend. Ein zeitgenössischer Maler, der sich intensiv
mit der Farbwirkung auseinandersetzt, ist der Dresdner
Gerhard Richter. Dessen abstrakte Farbkompositionen
nahm Gschwend zum Vorbild, um die selbst herge-
stellten Pigmente wirken zu lassen, denn der heute
90-jährige Richter widmet sich mehr und mehr der
puren Wirkung von Farbe. «Deshalb auch trägt dieses
Malprojekt den Titel ‹paint&colour› – denn das eigent-
liche Thema ist der Unterschied zwischen Farbstoff
und Farbwirkung», so Gschwend. Hilfreich kann bei
der Skizzierung der abstrakten Elemente sein, mit dem
Goldenen Schnitt zu arbeiten. Aber Bedingung ist es
nicht, wie die Umsetzungsvarianten der Lernenden
zeigen. Einige probieren es zuerst mit Wasserfarben,
andere wagen sich direkt mit Pigmentfarben an meist

28     SCHULE                                                                                                    GYMNASIUM IMMENSEE
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