Dialog - Gymnasium Immensee
←
→
Transkription von Seiteninhalten
Wenn Ihr Browser die Seite nicht korrekt rendert, bitte, lesen Sie den Inhalt der Seite unten
Dialog Inter- disziplinär Im Chemieunterricht stellten die Drittklässlerinnen und Drittklässler Farben her, die sie im Bildnerischen Gestalten einsetzten. > 28 April Immobilienstrategie: Projektwoche: Neue Ehemalige: Eine Architektin 2022 Das Gymi baut Zukunft > 14 Erfahrungen sammeln > 34 und ein Kirschliebhaber > 50
Inhalt «Dialog» April 2022 Aktuell4 Editorial | Impressum 5 Das Gymi baut Zukunft 14 Schule26 Projektwoche34 Porträt Schülerin 44 Maturaarbeiten46 Ehemalige50 VGI-Alumni61 Personalia62 Termine63 KonzerteLetzte 2022 wirbt das Gymi Immensee erstmals auf einem Busheck für sich. Der AAGS-Gelenkbus 17 zirkuliert auf der Linie 502 entlang der Rigi- Südlehne zwischen dem Bahnhof Küssnacht und Schwyz Zentrum. FOTO: SMO! DIALOG APRIL 2022 INHALT 3
Warum soll ich die Matura machen? GYMI MATURA LERNEN LEBEN MENSCHEN www.gymnasium-immensee.ch Wir verzichten auf Blabla und empfehlen: QR-Code scannen, entdecken, staunen. So geht www.gymnasium-immensee.ch! 4 AKTUELL GYMNASIUM IMMENSEE
Editorial Diese und andere VON BENNO PLANZER lebenswichtige REKTOR BENNO.PLANZER@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH Fragen beantwortet die komplett neue LIEBE LESERIN, LIEBER LESER Website des Bei der gymnasialen Bildung geht es um mehr als den Erwerb Gymnasiums von Wissen und Können. Die Stärkung der Persönlichkeit ist unserer Immensee. Schule ein zentrales Anliegen. Unbeschwertes Zusammensein, gemeinsame Unternehmungen, Sondergefässe mit vernetzenden, kreativen und kulturellen Inhalten fördern dieses Ziel. Es braucht Raum und Zeit, um dem ernsten Alltag zu entfliehen und dabei Lebensfreude und Zuversicht zu stärken. Konnten wir diese Aufgaben angesichts der einschränkenden Schutzkonzepte in den letzten Monaten ausreichend erfüllen? Der vorliegende «Dialog» dürfte diese Frage dank der Einblicke in die vielfältigen Aktivitäten unserer Klassen beantworten. Die beeindruckend breite Palette reicht von der die Komfortzone überwindenden Naturwoche, den herrlichen Wanderwochen, den spannenden interdisziplinären Projekten, den Kulturhighlights bis hin zu den praxisorientierten Wirtschaftswochen. Zudem enthält diese Ausgabe zukunftsträchtige Ausblicke. Mit der neuen Schulleitung wollen wir nahtlos die gute Führung und Weiterentwicklung unseres Gymnasiums gewährleisten. Der Hauptbeitrag dieses «Dialogs» zeigt Ihnen, wie wir die baulichen Fundamente für die gymnasiale Bildung der kommenden Jahrzehnte legen wollen. Moderne und gute Gebäude allein machen aber noch keinen erfolgreichen Unterricht. Dafür sind unsere überdurchschnittlich qualifizierten und engagierten Lehrpersonen entscheidend. Eine innovative und zeitgemässe Infrastruktur kann die Unterrichtsqualität unterstützen, wie dies beim neuen, interdisziplinären Grossraumlabor der Fall sein wird. Ich wünsche Ihnen spannende Leseerlebnisse! Titelbild Drittklässlerinnen und Drittklässler stellen im Chemieunterricht Farben für das Bildnerische Gestalten her. FOTO: MB Impressum April 2022 Herausgeber: Rektorat Gymnasium Immensee Adresse: «Dialog», Gymnasium Immensee, Bethlehemweg 12, 6405 Immensee, 041 854 81 81, info@gymnasium-immensee.ch Verantwortlich für diese Ausgabe: Benno Planzer, Rektor Fotos: Michael Brühlmeier (MB), Texte/Fotos: David Coulin (DC) Realisation: smo! GmbH DIALOG APRIL 2022 EDITORIAL | IMPRESSUM 5
Bitte notieren: Rey und Fux Mit Michel Rey und Joël Fux wählte der Stiftungsrat des Gymnasiums Immensee im März 2022 zwei neue Schulleitungsmitglieder. Nach einer professionell begleiteten, zügig durch geführten Akquisitionsphase konnte das Gymnasium Immensee seine fünfköpfige Schulleitung mit den beiden ausgewiesenen Fachleuten Michel Rey und Joël Fux (siehe Kasten) erfolgreich vervollständigen. Die Neuwahl war nötig geworden, weil die bisherigen Prorektoren Jože R. Mubi und Patric Matter die Schule auf eigenen Wunsch und unabhängig voneinander verlassen werden (siehe Kasten). Rektor Benno Planzer sieht Rey und Fux nicht einfach als Ersatz für die bisherigen Prorektoren. Im Gegenteil, «Ausbildung und Erfahrungshintergrund sind bei bei- den sehr unterschiedlich. Diese Vielfalt soll die Arbeit der Schulleitung bereichern.» Michel Rey ist vom starken und innovativen Profil des Gymi begeistert: «Hier werden nicht nur neue Lernfor- men entwickelt, sondern auch erfolgreich praktiziert.» Joël Fux beeindrucken Agilität sowie Flexibilität der Schule. Und: «Die individuelle Betreuung und Förde- rung ist am Gymi zentral; hier sind die Lernenden keine Nummern wie anderswo.» Rey und Fux treten ihre neue Aufgabe in Immensee am 1. August 2022 an. Wie stellen sie sich ihren ersten Tag am Gymi vor? «Ich sehe mich zunächst als Lernenden», sagt Rey, «der sich dafür interessiert, wer und was die- se Schule ist.» «Strahlend blaues Wetter», lacht Fux, «im Ernst: Ich bin sehr neugierig und möchte alle und alles am Gymi kennenlernen.» TEXT UND FOTOS: SMO! Die Schulleitung ab dem Schuljahr 2022/2023 schon jetzt im Treppenhaus des Z-Baus: Rektor Planzer wird flankiert von Rahel Stocker Wiedmer (l.), Prorektorin 5.–6. Kl., und Mirjam Fries (r.), Leiterin Finanzen und Dienste, sowie den zwei neuen Mitgliedern Michel Rey (l.) und Joël Fux (r.). AUF ZU NEUEN UFERN Wie seit Ende 2021 bekannt, gestalten die Prorektoren Jože R. Mubi (Foto oben) und Patric Matter (Foto unten) ihre berufliche Zukunft per Ende des laufenden Schuljahres frisch. Nach sechs Jahren als Prorektor Mittelgym- nasium wechselt Matter an die Kantonsschule Menzingen. Mubi war 23 Jahre am Gymi tätig, davon 21 Jahre als Internatsleiter und 10 Jahre als Prorektor Untergymnasium. Im Alter von 52 Jahren will er sich beruflich neu orientieren. Der doppelte Wechsel erfolgt zufällig, wie beide betonen. Ihre Motivation, die Schule zu verlassen, begründen sie einzig mit ihrer persönlichen beruflichen Neuorientierung. Die Schulleitung bedauert den Entscheid der sehr geschätzten Kollegen ausserordentlich, hat jedoch Verständnis dafür, dass sie sich neuen Aufgaben stellen möchten. Eine ausführliche Würdigung ihrer Tätigkeit erfolgt im Bericht über das Schuljahr 2021/2022. FOTOS: MB 6 AKTUELL GYMNASIUM IMMENSEE
Michel Rey (52) wuchs in Schwyz Joël Fux (37) machte die Matura am auf, wo er maturierte. Er ist lic. phil. I Kollegium Spiritus Sanctus in Brig. in englischer und deutscher Literatur An der Uni Bern bildete er sich zum geschichte und Sprachwissenschaft MAS in Business Administration der Uni Zürich und verfügt über das aus und erwarb das Lehrdiplom für höhere Lehramt an Mittelschulen. Maturitätsschulen. Zuletzt war er Rey war Mitarbeiter der Schulleitung Leiter Berufsmaturität Sport am am Gymnasium St. Klemens in Ebikon. Feusi Bildungszentrum in Bern. Fux Er ist verheiratet, Vater von zwei ist begeisterter Ausdauersportler. erwachsenen Töchtern, lebt in Zürich Im Sommer zieht er mit seiner Part- und ist gerne in den Bergen. nerin von Bern in die Zentralschweiz. DIALOG APRIL 2022 AKTUELL 7
Neue Mitarbeitende Herzlich willkommen! das niemals für möglich gehalten. Mit 19 Jahren, einer Matura HARALD KESSLER, INFORMATIK, sowie einer abgeschlossenen Berufsausbildung in der Tasche HARALD.KESSLER@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH waren die Möglichkeiten ebenso zahlreich wie die Interessen und Geschäftsideen. Ich entschied mich schliesslich für ein Studium der Medizininfor- matik an der Berner Fachhochschule; geografisch in einer Region FASZINATION TECHNIK gelegen, die mir erst so gar nicht gefiel, und bei Menschen, deren Dialekt ich so gar nicht verstand. Dies legte sich aber schnell, und ich blieb dann auch noch für ein Masterstudium Wirtschafts- Die Faszination von der Technik und die Freude am Problemlösen informatik. Die letzten Jahre habe ich an der Universität Bern begleiten mich seit jeher. Dies hat mich bewogen, Informatik an arbeitend wie auch studierend verbracht, wo ich nun bald mein der ETH Zürich zu studieren. zweites Masterstudium abschliessen werde. Damit ich dieses spannende und wichtige Fach auch weiterver- Einem Zufall verdanke ich es, auf die Stelle am Gymnasium mitteln kann, habe ich schon während des Studiums Vorlesungen Immensee gestossen zu sein. Umso mehr freue ich mich über die für das höhere Lehramt besucht. Leider gab es damals noch kein Möglichkeit, die kommende Generation an meiner Begeisterung Fach Informatik an den Mittelschulen. So bin ich in die Privat- für Informatik teilhaben zu lassen. wirtschaft eingestiegen und konnte die Weiterentwicklung und praktische Anwendung der Computerwissenschaften in unter- schiedlichsten Branchen und Fachgebieten mitgestalten. Inzwischen ist das obligatorische Fach Informatik eingeführt worden. Nach verschiedenen leitenden Positionen als Infor- ALEXANDRA ZUMBÜHL, MATURA 1998, SEKRETARIAT, matikspezialist in Wirtschaft und Verwaltung habe ich meinen ALEXANDRA.ZUMBUEHL@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH lang gehegten Berufswunsch wahrmachen können und bin als Quereinsteiger Informatiklehrer geworden. Bisher habe ich an den Kantonsschulen Baden und Uster das Fach Informatik unterrichtet. Es freut mich sehr, dass ich nun WARUM IN DIE FERNE SCHWEIFEN … am Gymnasium Immensee den Unterricht dreier Klassen über- nehmen kann. Ich schätze die Nähe zu meinem Wohnort und Aufgewachsen im Bezirk Küssnacht, zog es mich nach der Matura die schöne naturnahe Lage am Zugersee ebenso wie die am Gymnasium Immensee an die Uni Bern. Ich widmete mich kleinen Klassengrössen hier. dem Studium der Betriebswirtschaft und Soziologie und vertief- te mich dabei in die Bereiche Marketing und Personal. Na ja, das war dann auch nicht die treffendste Wahl. Es war meine Begeis- terung für Zahlen, Analysen und was die Unternehmen daraus entscheiden, was dazu führte, dass ich mein berufliches Stand- RENÉ VIELGUT, INFORMATIK, bein für die nächsten 15 Jahre im Financial Controlling fand. RENE.VIELGUT@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH Nach der Uni ging es der Liebe wegen wieder zurück nach Merlischachen. Während herausfordernder Jahre als Controllerin gaben jeweils die monatlichen Abschlüsse den Takt vor. Mit der Geburt unseres Kindes 2016 ging der Taktstock an ein kleines ERSTENS KOMMT ES ANDERS UND Wesen über. Controlling war nur noch eine Nebenbeschäftigung – ZWEITENS ALS MAN DENKT! die beruflichen Herausforderungen verdichteten sich einfach auf weniger Stunden pro Woche. Der Takt wird nun neuerdings durch Geboren und aufgewachsen in der westlichsten Stadt Öster- den Kindergartenstundenplan vorgegeben. So tat mir eine Pause reichs, ist die Schweiz nicht nur stets einen Katzensprung im letzten Sommer gut, um uns neu zu organisieren. entfernt, sondern auch Teil des täglichen Lebens. Bereits früh Ich freue mich sehr, nun wieder zurück im Gymi zu sein – ein bildete sich der Wunsch nach einem Umzug in die Schweiz. bisschen wie nach Hause kommen. Als Mitarbeiterin Finanzen Hätte man mir ein Jahr später, zum Abschluss meiner Matura an und Administration bin ich im Sekretariat anzutreffen. Ich freue der Höheren Technischen Lehranstalt in Dornbirn, gesagt, dass mich auf interessante Aufgaben und spannende Begegnungen ich in nur zehn Jahren im Herzen der Schweiz wohnen, mit einer und bin mir sicher, dass meine Erinnerungen an meine «alte» Schweizerin verheiratet sein und Lehrer werden würde, hätte ich Gymi-Zeit um zahlreiche neue Erlebnisse erweitert werden. 8 AKTUELL GYMNASIUM IMMENSEE
wichtige Schnittstelle ist und ich dadurch mit vielen Personen LUCA SPERI, LEHRLING HAUSDIENST, in Kontakt komme, bin ich am Gymi Immensee gelandet. LUCA.SPERI@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH Die optimale Work-Life-Balance habe ich dank meinen Hobbys. Die Natur bietet und gibt so viel. Ich bin dankbar dafür, die Wun- der der Natur beim Ausreiten mit meinem Pflegepferd geniessen zu dürfen. Auch Kickboxen hält mich fit. Im Training kann ich MEIN TRAUMBERUF an meine Grenzen gehen, und die Kombination aus physischer sowie psychischer Belastung ist einzigartig. Schon als ich ein Kind war, spielte ich mit Lappen und Schwäm- Ich freue mich auf die kommende und spannende Zeit am men und tat oft so, als würde ich reinigen. In der Schule konnte Gymnasium Immensee. ich nie lange ruhig sitzen und wollte immer etwas mit den Händen machen. Handwerkliche Berufe begeisterten mich darum schon sehr früh. Dies vielleicht auch, weil mein Vater schon Hauswart an einer Schule war und ich ihn oft begleiten durfte. Manchmal konnte ich sogar auf dem Rasenmäher mitfahren. TONI GRÜTER, FREIFACH LATEIN, Auch als ich älter wurde, half ich meinem Vater in den Ferien TONI.GRUETER@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH immer gerne, das Schulhaus zu reinigen. Ich hatte damals schon grosse Freude an diesem Beruf. Als ich dann aus der Schule kam, beschloss ich, die Lehre als Fachmann Betriebsunterhalt zu absolvieren. Nebst meinem Πολλῶν δ’ ἀνθρώπων ἴδεν coolen Beruf mache ich auch sehr gerne Sport. Im Sommer ἄστεα καὶ νόον ἔγνω spiele ich entweder Fussball oder Unihockey oder gehe ein- fach schwimmen. Im Winter gehe ich Snowboarden oder spiele Er sah die Städte vieler Menschen und lernte deren Gesinnung Eishockey. kennen – mit diesen Worten charakterisiert Homer Odysseus, den Helden seines gleichnamigen Epos. Die spezielle Stellung meiner Fächer Latein und Griechisch liessen mich immer wieder neue Wege suchen. Aufgewachsen bin ich in Ruswil LU. Nach der Matura in Reuss- VANESA VARELA, SEKRETARIAT, bühl studierte ich Theologie. Im Rahmen meiner ersten Anstel- VANESA.VARELA@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH lung in der katholischen Kirche kam ich in den Kanton Baselland. Hier lernte ich meine Frau kennen und wurde sesshaft. Nach einigen Jahren im kirchlichen Dienst hatte ich den Wunsch, mich zu verändern. 1994–2000 studierte ich deshalb klassische Philo- BEHALTE STETS DEN ÜBERBLICK logie an der Universität Basel. 1994 war ich bereits Vater einer Tochter, im Verlaufe des Studiums kamen zwei Söhne dazu. Meine erste Arbeitsstelle nach dem KV-Abschluss war als Ein- Seit 15 Jahren unterrichte ich am Gymnasium Laufen, seit kaufsassistentin in der Modebranche. Nach acht Jahren wurde letztem Herbst auch am Gymnasium Immensee. Latein soll nicht mir klar, dass mich das Reich der Kleider und Schuhe nicht vergessen werden, es ist zu wichtig für die Gegenwart. Einen länger «anzieht». In der Trisa AG lernte ich dann eine neue Beitrag dazu möchte ich leisten. Welt kennen. Im Zahnbürstenparadies übernahm ich die Stelle Meine Arbeitswege sind weit. In der Regel bin ich mit dem ÖV als Assistentin der Abteilungsleitung Produktion. Ich konnte in unterwegs. Aber einmal im Jahr lege ich meine Arbeitswege nach dieser Zeit sehr viel lernen und erkannte unter anderem auch Möglichkeit zu Fuss zurück. Da bekomme ich Abstand. Die Optik mein Organisationsgeschick. Dies führte dazu, dass ich die ändert sich, ich spüre die Distanzen, die ich täglich zurücklege. Weiterbildung zur Direktionsassistentin mit eidgenössischem Einen eigenen Wert bekommt das Zuhause, wo jemand auf mich Fachausweis absolvierte. wartet. Odysseus war 20 Jahre fern seiner Heimat. Was sind da Nach sieben Jahren zog ich weiter, um mein erworbenes Wissen schon die 10 bis 15 Stunden, die ich jeweils unterwegs bin? bei einer neuen Herausforderung anzuwenden. Für mich war klar, dass ich an der Front arbeiten möchte. Den Menschen und FOTOS: MB sein Verhalten finde ich sehr faszinierend. Obwohl es so viele Menschen gibt, ist doch jeder einzigartig. Da das Sekretariat eine DIALOG APRIL 2022 AKTUELL 9
Informieren geht über Studieren Für die 5. Klassen hat mit dem Studienwahlparcours vom 15. November 2021 der Studienwahlprozess so richtig begonnen. Wie jedes Jahr konnten die Schülerinnen und Schüler rechtzufinden und hoffentlich eine gute Entscheidung unter fachkundiger Leitung der Berufs- und Studien- treffen zu können. Weil kaum jemand sein Studium an beratungsstelle des Kantons Schwyz verschiedene einem Nachmittag auswählen kann, wird es in der Zeit Workshops besuchen. Dabei konnten sie sich nicht nur bis zur Matura noch weitere Veranstaltungen rund ums über ihre Wunschstudiengänge genauer informieren, Thema geben. sondern auch mehr über ihre individuellen Stärken und Neigungen herausfinden. TEXT: RAHEL STOCKER WIEDMER, Weiter erhielten die Lernenden wichtige Orientierungs- PROREKTORIN, 5.–6. KL., GESCHICHTE, RAHEL.STOCKER@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH hilfen, um sich im vielfältigen Studiumsdschungel zu- Sandra Thüring, Leiterin der Studienberatung des Kantons Schwyz, unterstützt die Lernenden der 5. Klassen bei ihrer Studien- und Berufswahl. FOTO: MB 10 AKTUELL GYMNASIUM IMMENSEE
Vorbeugen ist besser als heilen Am 16. Februar 2022 kamen die Drittklässlerinnen und Drittklässler in den Genuss eines Präventions- nachmittags. Am Fahr simulator Sie machten sich Gedanken über die Schönheitsideale konnten die in den Medien und ihren Einfluss auf unser eigenes Kör- Lernenden perbild. Daraus resultierte ein einwöchiges Experiment, ihre Reaktions- das jede Klasse selbst definierte. Eine Klasse kam zum fähigkeit Beispiel in ihren bequemsten Kleidern zur Schule und testen. achtete auf Reaktionen im Schulumfeld. Herausgefordert wurden die Lernenden auch beim Lösen eines Kriminalfalls der Kantonspolizei Schwyz. Was anfänglich wie ein Schulschwänzen aussah, ent- puppte sich als komplexer Mobbingfall in den sozialen Medien. Zwei Zudem ging es um Suchtmittelkonsum im Strassenver- Schülerinnen kehr. Wie Alkohol und andere Drogen unsere Wahrneh- beim Plakat- mung beeinträchtigen, konnten die Schülerinnen und wettbewerb Schüler selbst mit wahrnehmungsverzerrenden Brillen zum Thema an verschiedenen Posten ausprobieren. «Am Steuer TEXT: ALEXANDRA WILLI, SCHULSOZIALARBEITERIN, nie». ALEXANDRA.WILLI@GYMNASIUM-IMMENSEE.CH FOTOS: MB Spendenaktion für die Ukraine Am 15. März 2022 wurden am Gymi an zwei Standorten sowie im Lehrerzimmer Kuchen zu gunsten der Ukraine verkauft. Organisiert wurde die Spenden- aktion von der Klasse 3a mit Unterstützung von Dominique Hüchting, Wirtschaft und Recht. Der Betrag von 810 Franken wurde dem Schweizerischen Roten Kreuz überwiesen. Vom Ukrainischen Roten Kreuz stehen über 500 Mit- arbeitende und 3 000 Freiwillige im Einsatz. Sie versuchen, die Not der Bevölkerung vor Ort zu lindern. FOTO: MB DIALOG APRIL 2022 AKTUELL 11
«Packt eure Chancen und seid mutig» Am 12. November 2021 trat Thomas Oetterli *, Chef von 68 500 Mitarbeitenden des welt- weit tätigen Liftbauers Schindler, am Gymnasium Immensee vor 55 Lernenden des Schwerpunkt- fachs Wirtschaft und Recht auf. In einem begeisternden Referat motivierte er die jungen Leute, sich in ihrem späteren Berufs- leben auf das zu konzentrieren, was sie besser können als ande- re und wirklich gerne tun. Zu Beginn seines anderthalbstün digen Auftritts nahm Schindler-CEO Thomas Oetterli die Anwesenden auf eine Tour d’Horizon durch das weltumspannende Universum des Schindler-Konzerns mit Hauptsitz im luzernischen Ebikon mit: Vor 147 Jahren gegründet, erwirtschaf- ten heute 68 500 Mitarbeitende an 1 000 Firmenstandorten einen Jahresumsatz von 10,6 Milliarden Dollar. Dann plauderte Oetterli aus dem Nähkästchen, wobei er die Schüler- innen und Schüler immer wieder einbezog und direkt Fragen stellte wie «Wisst ihr eigentlich, was CEO bedeutet und was ein CEO den lieben langen Tag so tut?». Als Chief Executive Officer verantwortet der Stadtluzerner das operative Geschäft von Schindler, was für ihn täglich be- deutet: «150 Präsentationen lesen, 100 E-Mails beantworten, 8 bis 10 Der Schindler-CEO motivierte die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer, sich gut zu überlegen, über Besprechungen abhalten, 10 Tassen welche Fähigkeiten sie verfügen, in denen sie besser sind als andere: «Das zu wissen, ist wichtig für euren beruflichen Weg und Erfolg.» Kaffee und 3 Liter Wasser trinken.» * AM 21. JANUAR 2022 GABEN DER VERWALTUNGSRAT DER SCHINDLER HOLDING AG UND CEO THOMAS OETTERLI GEMEINSAM BEKANNT, «DASS HERR OETTERLI VON SEINER FUNKTION ZURÜCKTRITT». «NACH ZWÖLF JAHREN IN DER KONZERNLEITUNG UND DAVON SECHS JAHREN ALS CEO IST ES AN DER ZEIT, DIE OPERATIVE FÜHRUNG ABZUGEBEN», SO OETTERLI IN DER ENTSPRECHENDEN MITTEILUNG. 12 AKTUELL GYMNASIUM IMMENSEE
3 FRAGEN AN THOMAS OETTERLI Warum treten Sie am Gymi Immensee als Referent auf? Ich glaube an den sogenannten Generationenvertrag. Darum möchte ich mein Wissen weitergeben und es mit der nächsten Generation teilen. Die jungen Leute sollen dann selber entscheiden, was sie damit anfangen wollen. Sie kennen das Gymi Immensee bestens. Was gefällt Ihnen an der Schule? Das selbstorganisierte Lernen (SOL) gefällt mir sehr gut. Es ist eine Herausforderung, denn die Schülerinnen und Schüler teilen selbst ein, wann sie lernen und wann sie Hausaufgaben machen. Ich bin erstaunt, wie viel die Jungen lernen müssen! Und die Tagesschule finde ich gut, wirklich gut! Was vermissen Sie am Gymi Immensee? Für mich lautet das Hauptthema jeder Schule (und damit ebenfalls des Gymi Immensee): Wie bereitet man junge Menschen auf das wirkliche Leben nach der Schule vor? Auch ich habe eine Mittelschule absolviert und landete nach der Matura in einer harten Welt. Wer eine gymnasiale Ausbildung macht, sollte sich ein möglichst breites Allgemeinwissen aneignen. Dieses Wissen hilft später ein ganzes Leben lang. Chancen packen Mutig sein Oetterli kam 1994 als Datatypist Zum Abschluss seiner begeistern- (einen Beruf, den der Computer den Ausführungen gab der 52-Jäh- mittlerweile komplett eliminiert rige den Schülerinnen und Schülern hat) zu Schindler. «Immer wenn ich Tipps für ihre Zukunft nach der eine Chance erhielt, habe ich sie Matura und im Beruf: «Überlegt gepackt, auch wenn das für mich euch, was ihr wirklich gut könnt. bedeutete, dass ich mich auf unbe- Jeder Mensch hat mindestens eine kanntes Terrain begeben muss.» Sache, in der sie oder er besser ist So war er in Deutschland, Brasilien als andere. Tut das, was euch Spass und zuletzt fünf Jahre lang in China macht. Übernehmt Verantwortung. als Länderchef stationiert, bevor Liefert euren Beitrag und tragt so er 2016 Schindler-CEO wurde. zum Gelingen des Ganzen bei. Und Als seine wichtigste Aufgabe besonders wichtig: Seid mutig!» erachtet Oetterli das Vorantreiben Nach der ausgiebig genutzten der Strategie: «Wie finden und Fragerunde und einem kräftigen entwickeln wir Märkte, in denen wir Applaus bedankte sich Dominique Geld verdienen können? Das ist ei- Hüchting, Lehrerin Wirtschaft und ne zentrale Frage, denn eine Firma, Recht, bei Thomas Oetterli: «Sie die kein Geld verdient, hat keine haben uns wertvolle Einsichten Daseinsberechtigung.» Er eröffnete über sich und Ihre faszinierende den Lernenden spannende, sehr Berufswelt geschenkt. Für unsere persönliche Einblicke in sein Dasein Lernenden sind Sie das beste Bei- als CEO und in das Innenleben des spiel dafür, warum es sich lohnt, TEXT UND Liftbauunternehmens. am Gymi fleissig zu lernen.» FOTO: SMO! DIALOG APRIL 2022 AKTUELL 13
IMMOBILIENSTRATEGIE GYMNASIUM IMMENSEE Das Gymi baut Zukunft 14 DAS GYMI BAUT ZUKUNFT GYMNASIUM IMMENSEE
Das Gymnasium Immensee packt die schrittweise Verwirklichung seiner Immobilienstrategie an. Schon seit Jahren konzentriert sich die Immobilienstrategie der GYMNASIUM IMMENSEE privaten Stiftung Gymnasium Im- Immobilienstrategie mensee, die Trägerin des Gymi ist, in baulichen Fragen konsequent auf das Nötige und verzichtet bewusst Schulraum- Sport/ entwicklung Parkierung auf das Wünschbare. Dabei verfolgt die Schule – unabhängig vom politi- schen Tagesgeschäft – langfristige Ziele, die immer im Dienste einer qualitativ hochstehenden gymna serte Isolation, was die Energie sialen Bildung stehen müssen. effizienz nachhaltig verbessert. Der bisherige Gymi-Eingang wird Schulraumentwicklung vom Bethlehemweg in den Oberen Hof verlegt, der damit zum neuen Für die Schule wichtige Gebäude Dreh- und Angelpunkt des ge wie der historische Z-Bau mit dem samten Schulcampus avanciert. Turm (Fertigstellung 1900) oder Auffällig ist auch die räumliche das Obergymnasium (1970) und Trennung des momentan mitein- die entsprechenden Infrastrukturen ander verbundenen Z-Baus und haben in wesentlichen Teilen ihre Obergymnasiums. Diese Massnah- Lebensdauer erreicht. Sie werden me verleiht den beiden Gebäuden an die modernen Unterrichts einen eigenständigeren Auftritt. bedürfnisse angepasst. So ziehen die naturwissenschaft- Sport/Parkierung lichen Fachzimmer vom Z-Bau ins Obergymnasium um. Dank dieser Einen separaten Teil der Immobi- Verlegung kann beispielsweise lienstrategie bildet der Ersatz der die Laborinfrastruktur auf ein Turnhalle. Gleichzeitig wird die Par- zeitgemässes technisches Niveau kierung auf dem Areal ganzheitlich angehoben und somit deutlich gelöst. Dies realisiert das Gymi, wie verbessert werden. bereits bekannt, als Partner des Im Z-Bau ist geplant, das Raum Vereins Missionshaus Bethlehem angebot klar zu strukturieren. Kurz- im Rahmen seines Projekts «Woh- bis mittelfristig ist die Erneuerung nen im Bethlehem» sowie des des Kupferdachs vorgesehen. Gewerbezentrums Hohle Gasse AG. Das Obergymnasium wird rückge- baut und leicht höher neu erstellt. Termine und Kosten Während die Stufenfassade erhal- ten bleibt, wird das bisher klein- Die Umsetzung der Immobilien räumige Innenleben des Gebäudes strategie erfolgt schrittweise und komplett aktualisiert. Das Obergym- über mehrere Jahre verteilt. nasium erhält unter anderem eine Aktuell werden die Kosten auf rund neue Haustechnik mit leistungs- 35 Millionen Franken veranschlagt. fähiger Lüftung oder eine verbes- TEXT: SMO! Wichtige Gebäude des Gymnasiums Immensee sind der historische Z-Bau mit dem markanten Turm (Mitte), das Obergymnasium (vorne) und das Barralhaus-Internat (rechts). Nicht im Bild ist die Turnhalle. FOTO: MB DIALOG APRIL 2022 DAS GYMI BAUT ZUKUNFT 15
So siehts am Gymi zukünftig aus GESAMTER SCHULCAMPUS – Vernetzung der Aussenräume – Entflechtung der Arealerschliessung – Verbesserung von Wahrnehmung und Präsenz der Gebäude OBERGYMNASIUM – Erdgeschoss: Aula, Bibliothek, Musikzimmer – 1. Obergeschoss: Klassenzimmer – 2. Obergeschoss: MINT-Bereich mit interdisziplinärem Labor und Fachzimmern Neu: Aula OBERER HOF – Oberer Hof als Drehscheibe Hohle Gasse BARRALHAUS-INTERNAT – Bleibt unverändert – Option für eine Aufstockung 16 DAS GYMI BAUT ZUKUNFT GYMNASIUM IMMENSEE
SCHULRAUMENTWICKLUNG Z-BAU/OBERGYMNASIUM – Neu: Grosszügi- ge Freitreppe zwischen Z-Bau und Ober- Neu: Frei- gymnasium treppe – Verbindung zwischen Z-Bau (l.) und Ober- gymnasium (r.) entfällt – Bisheriger Bleibt unverändert: Musiktrakt Mensa entfällt (neu im Obergymnasium) HAUPTEINGANG – Neuer zentraler Haupteingang im Oberen Hof Neuer Haupt- ein- gang Z-BAU – Klare Stukturierung der Nutzung – Mittelfristig Erneuerung Kupferdach – Bestehende Mensa bleibt unverändert Kapelle Farblegende ■ Z-Bau ■ Obergymnasium ■ Barralhaus-Internat Alter Haupt- VISUALISIERUNGEN, MODELL: HUMMBURKART ARCHITEKTEN eingang PLANGRUNDLAGE: FAHRNI LANDSCHAFTSARCHITEKTEN DIALOG APRIL 2022 DAS GYMI BAUT ZUKUNFT 17
SCHULRAUMENTWICKLUNG «Nebst mutigen Entscheiden braucht es manchmal auch freche Ideen» Das Gymnasium Immensee hat eine vierköpfige Baukommission eingesetzt, welche die Immobilien strategie umsetzt. Im Vorfeld einer Besprechung äussern sich die Kommissionsmitglieder Erwin Candreia, Bruno Stadler, Mirjam Fries und Hans peter Käppeli zum Teil «Schulraumentwicklung» und zur Frage, wie das jetzige Obergymnasium in Zukunft heissen soll. Die Baukommission des Gym- nasiums Immensee mit (v. l. n. r.) Erwin Candreia, Generalplaner der Anliker AG, Bruno Stadler, Worauf freuen Sie sich beim Umsetzen der Leitung Hausdienst Gymna- Schulraumentwicklung am meisten? sium Immensee, Mirjam Fries, Bruno Stadler: Ich freue mich darauf, dass sich das Leiterin Finanzen und Dienste sowie Mitglied der Schulleitung gesamte Schulgelände weiterentwickeln wird. Gymnasium Immensee, und Mit der Schulraumentwicklung können wir eine super Hanspeter Käppeli, Mitglied Basis für die Zukunft des Gymnasiums Immensee des Stiftungsrats Stiftung legen, verbunden mit der Hoffnung, dass auch künftig Gymnasium Immensee, be- viele junge Menschen unsere Schule besuchen werden. spricht anhand eines Modells architektonische Fragen der Schulraumentwicklung. Konkret, wann fährt der erste Bagger auf? Erwin Candreia: Gemäss heutiger Planung starten FOTO: MB die ersten Vorarbeiten im Sommer 2023. So richtig losgehen soll es dann im Winter 2023/2024. Wie lange werden die Bauarbeiten dauern? Wird der Schulbetrieb immer funktionieren? Candreia: Das wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt Hanspeter Käppeli: Der Schulbetrieb ist unsere Kern- noch nicht. Wir bauen schrittweise und verteilt auf tätigkeit. Seine Bedürfnisse stehen auch während der mehrere Jahre. Bauarbeiten immer im Zentrum. Braucht es Provisorien? Warum wird der Haupteingang in den Candreia: Keine Angst, es wird keine Container geben. Oberen Hof verlegt? Im Gegenteil, im Unteren Hof werden wir als Zwischen- Käppeli: Indem wir den Zugang zur Kantonsstrasse hin lösung schöne, moderne Holzmodule aufstellen. ausrichten und ihn somit quasi um 180 Grad drehen, Zudem werden die Klassen aus dem Obergymnasium verbessern wir die Wahrnehmung, Sichtbarkeit und die vorübergehend in den Z-Bau ziehen und zu guter Letzt Präsenz des Gymnasiums Immensee. wieder zurück. Mirjam Fries: Derzeit gibt es eigentlich keinen echten 18 DAS GYMI BAUT ZUKUNFT GYMNASIUM IMMENSEE
Haupteingang. Vielmehr existieren diverse Eingänge, aber keiner von ihnen ist ein richtiger Haupteingang. Das wollen wir nun ändern. Candreia: Üblicherweise haben Gebäude, die wie der Z-Bau ums Jahr 1900 errichtet wurden, markante Zentraleingänge mit Portikus. Im Bauarchiv haben wir Pläne gefunden, die zeigen, dass der Z-Bau nurmehr « Mit der Schulraumentwicklung ein Fragment eines riesigen Komplexes ist. Weil dieser können wir eine super Basis für aber nie realisiert wurde, handelt es sich beim heuti- gen Z-Bau lediglich um den kleinen hinteren Teil eines die Zukunft des Gymnasiums unvollendeten Ganzen. Daher steht er auch etwas Immensee legen.» versteckt in der Landschaft. > 20 DIALOG APRIL 2022 DAS GYMI BAUT ZUKUNFT 19
SCHULRAUMENTWICKLUNG 19 > Dem Z-Bau als charakteristischem Baukörper Candreia: Das heutige Obergymnasium erhält eine neue soll also zu mehr Gewicht verholfen werden? Funktion, weshalb sich auch der Name ändern sollte. Candreia: Genau, darum brechen wir auch den Ver Stadler: Wir können ja einen Namenswettbewerb durch- bindungsteil zwischen dem Z-Bau und dem Ober führen … gymnasium ab. So erhalten beide Gebäude ihren eigenen, autonomen Auftritt. Das klärt die Situation. Der Z-Bau erhält einen neuen Haupteingang. Diesen Entscheid begrüsst auch die involvierte Denk- Was passiert mit diesem Gebäude sonst noch? malpflege sehr. Käppeli: Der Z-Bau funktioniert als Schulgebäude nach wie vor erstaunlich gut – obwohl er mittlerweile Warum wird der jetzige Musiktrakt über 120 Jahre alt ist. Klar würden wir uns wünschen, zurückgebaut? dass er etwas breiter ist, damit die Klassenzimmer Candreia: Nebst mutigen Entscheiden braucht es eine andere Proportion erhalten könnten. Wir sind manchmal auch freche Ideen wie die breite Freitreppe, sehr stolz auf ihn, denn er gehört zur Gymi-DNA. die zwischen dem Z-Bau und dem Obergymnasium Fries: Wichtig ist, dass wir den Z-Bau nun nutzungs- hindurch und damit auch mitten durch den Musiktrakt technisch aufräumen und räumlich klar strukturieren. führt. Sie dient dem Zugang von der Kantonsstrasse her, von wo aus die meisten Personen das Gymnasium In den Plänen ist als Option auch eine Immensee erreichen. Am Ende der Freitreppe befindet Aufstockung des Barralhauses vorgesehen, sich dann der Obere Hof als neue Drehscheibe des in dem sich das Internat befindet. Schulcampus mit dem grosszügigen neuen Haupt Käppeli: Dieses Thema packen wir an, wenn wir fest- eingang. Auf diese Weise können wir auch die stellen, dass die Internatsnachfrage nachhaltig steigt. verschiedenen Innen- und Aussenräume besser Fries: Die Auslastung ist momentan gut, reicht aber miteinander verschränken und den Schulcampus- nicht aus, um eine Aufstockung zu rechtfertigen. Charakter des Areals betonen. Wichtig ist für uns, dass wir diese Option jetzt schon erwägen und über den heutigen Tag hinaus denken. Was passiert mit dem Obergymnasium? Das gibt uns Handlungs- und Erweiterungsspielraum, Candreia: Das Gebäude, also Erdgeschoss, 1. und auch wenn wir nicht vorhaben, ein grosses Gymnasium 2. Etage, wird neu gebaut. Im Erdgeschoss entstehen zu werden. eine Aula, eine Bibliothek und ein grosser Raum für den Musikunterricht. Letzterer ersetzt den Musiktrakt, der Wie stemmt das Gymnasium Immensee wie erwähnt zugunsten der Freitreppe abgebrochen die veranschlagten Baukosten von rund wird. Im ersten Geschoss richten wir Klassenzimmer 35 Millionen Franken? ein. Das zweite Geschoss widmen wir den MINT- Fries: Das Projekt ist für unsere Schule sehr gross, und Fächern mit einem interdisziplinären Labor sowie damit sind auch die Finanzen eine enorme Herausfor Fachzimmern. Weil alle Internen im Barralhaus wohnen, derung. Um die Belastung tragbar zu gestalten, gehen können wir das Obergymnasium künftig komplett für wir etappenweise und über mehrere Jahre verteilt vor. den Schulbetrieb nutzen. Das Obergymnasium erhält also eine klare Nutzung? Candreia: Richtig, die MINT-Fächer werden dort « Der Z-Bau funktioniert als konzentriert. Momentan sind diese im ganzen Z-Bau Schulgebäude immer noch mehr oder weniger wild verteilt. erstaunlich gut – obwohl er Heisst das Obergymnasium in Zukunft auch mittlerweile über 120 Jahre noch Obergymnasium? Käppeli: Gute Frage. Das haben wir uns noch gar alt ist. Wir sind sehr stolz nicht überlegt. Der Z-Bau wird seinen Namen so auf ihn, denn er gehört zur schnell wohl nicht los, und auch der Turm bleibt Gymi-DNA.» wohl der Turm. 20 DAS GYMI BAUT ZUKUNFT GYMNASIUM IMMENSEE
Käppeli: Das Gymnasium Immensee hat in den letz- den Gebäudezustand betrifft, da ich mich hier funk- ten Jahren die Grundlagen geschaffen, damit wir ein tionsbedingt vertieft auskenne. Die Arbeit in diesem solches Projekt überhaupt ins Auge fassen können. Gremium ist für mich eine spannende Weiterbildung. Einerseits konnten wir von der Missionsgesellschaft Ich darf sagen, dass wir ein tolles Team sind, das sehr Bethlehem die Immobilien zu fairen Konditionen effizient und effektiv zusammenarbeitet. übernehmen. Andererseits hat die Schule in den letz- Candreia: Die Baukommission ist sehr offen für Ideen ten Jahren sehr erfolgreich gearbeitet. Nur so war es und Vorschläge. Diese Einstellung ist bei der vorliegen- möglich, erste Rücklagen für einen Teil der geplanten den Schulraumentwicklung nötig, denn es lässt sich Investitionen zu äufnen. nicht alles realisieren, was bei einem Neubau möglich Klar ist aber auch, dass wir weiterhin die notwendigen wäre. Wir sind gemeinsam gut unterwegs. Erträge erwirtschaften müssen, um einerseits die Käppeli: Das Wünschbare und das Machbare liegen Investitionen zurückbezahlen und andererseits wie manchmal weit auseinander. Dies führt zu Spannungs- derum Rücklagen für die nächste Generation in feldern und Diskussionen, die aber zwingend geführt 30 Jahren äufnen zu können. Wir sind darum sehr froh, werden müssen. Der Bau ist immer Mittel zum Zweck. dass der Kanton Schwyz allen hiesigen privaten Mittel- Und der heisst Bildung. In ihren Dienst müssen wir bei schulen, die über eine Leistungsvereinbarung mit der diesem Projekt sämtliche Anliegen stellen. Unsere Auf- öffentlichen Hand verfügen, künftig faire Schulgeld gabe ist es, das Beste für den Schulbetrieb herauszu- beiträge ausrichten wird, die neu auch einen Anteil holen – alles bei beschränkten finanziellen Ressourcen. zur Finanzierung der Schulinfrastruktur enthalten. Fries: Natürlich wäre es schön, über ein nach oben offenes Budget zu verfügen. Aber es passte nicht zum Wie erleben Sie die Zusammenarbeit in der Gymnasium Immensee, wenn plötzlich geklotzt würde. Baukommission? Wir sind keine Luxusschule und fühlen uns darum Stadler: Ich bin erst in der zweiten Phase dazugestos- einer vernünftigen Zurückhaltung und Bescheidenheit sen und beeindruckt von der ausgezeichneten Vor verpflichtet. arbeit. Ich kann viele Inputs geben, insbesondere was INTERVIEW: SMO! 1910 im Emd, Kinder und Arbeiter beim Heuen. Im Hintergrund der Z-Bau mit Turm. FOTO: STAATSARCHIV LUZERN DIALOG APRIL 2022 DAS GYMI BAUT ZUKUNFT 21
SCHULRAUMENTWICKLUNG «Wir schaffen neue Lern- und Lebensräume mit pädagogischem Mehrwert» Das Gespräch mit Rektor Benno Planzer zeigt: Warum erfolgen die baulichen Massnahmen Die Architektur der geplanten Schulraumentwick- ausgerechnet jetzt? lung am Gymnasium Immensee steht ganz im Ein gutes Beispiel sind die sogenannten MINT-Fä- Dienste der innovativen Pädagogik und damit der cher [Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, erfolgreichen schulischen Tradition des Gymi. Technik]. Diese wurden in der vergangenen Dekade an allen Gymnasien sehr stark weiterentwickelt. Dies ist nicht aufgrund eines Defizits passiert, sondern weil Welche Beziehung hat das Gymnasium das Bewusstsein schweizweit gewachsen ist, sich in Immensee zu seinen Schulimmobilien? diesem Bereich weiterentwickeln zu wollen. Folglich Benno Planzer: Generell sind Gebäude Hilfsmittel. braucht es entsprechende Lern- und Unterrichtsräume Bezogen auf das Gymnasium Immensee, lässt sich wie Labors. Oder denken Sie an das Fach Psychologie. sagen: Räumlichkeiten sind wie Lehrmittel und Hier geht es viel um Statistik, weshalb das schärfste damit eine unerlässliche Voraussetzung dafür, dass schulische Selektionskriterium auf diesem Gebiet wir auch weiterhin eine gymnasiale Ausbildung auf mittlerweile die Mathematik ist. sehr hohem qualitativem Niveau bieten können. Schulleitung und Lehrerschaft des Gymnasiums Allerdings hat eine Immobilie eine bedeutend längere Immensee sind sich sehr bewusst und wissen genau, Vorlaufzeit und dann auch Haltbarkeitsdauer als ein was es infrastrukturell – auch kurzfristig – braucht, Lehrmittel wie beispielsweise ein Buch. Wir sprechen um die Lernenden an die erwähnte Studierfähigkeit hier von Jahrzehnten, was sich auf die Konzeption heranzuführen. Konkret haben wir bereits vor sieben unserer Immobilien und Schulräume auswirkt. Unser Jahren damit begonnen, unsere Informatik komplett Ziel ist und bleibt, die Lernenden zur Studierfähigkeit zu erneuern. Seither bauen wir sie sukzessive aus in allen Fachbereichen zu führen. und entwickeln sie vorwärts. Dank unserer Infor- matik konnten wir den Unterricht beispielsweise Die gymnasiale Bildung verändert sich während des Corona-Lockdowns problemlos auf- stetig. Beeinflusst dies auch die räumliche rechterhalten. Ausgestaltung des Gymnasiums Immensee? Seit nunmehr rund vier Jahren befassen wir uns Unsere Gesellschaft, die ganze Berufswelt, die Univer intensiv mit der Frage der räumlichen Infrastruktur, sitäten und Hochschulen sowie das Gymnasium Immen- denn gewisse Teile unserer Liegenschaft haben ihre see entwickeln sich laufend. Damit geht eine Verlage- Lebensdauer erreicht und ihren Dienst erfüllt. Es ist rung der Anforderungen einher. Nehmen wir die Fächer also an der Zeit, sie durch neue Konzepte abzulösen. Chemie, Physik oder Biologie. Was wir diesbezüglich aus den ehrwürdigen Mauern beispielsweise des Der Druck zur Schulraumentwicklung Z-Baus bis anhin herausgeholt haben, erfüllt mich mit kam also indirekt von aussen? einem gewissen Stolz. Oder die Informatik: Hier gehört Nein, Druck machen wir uns in der Schulleitung das Gymnasium Immensee zu den modernsten hiesigen selbst, weil wir genau wissen, worauf es ankommt. Mittelschulen. Das ist beachtlich. Nun müssen wir aber Das Gymnasium Immensee passt seine Räume an, dafür sorgen, dass wir für die nächsten Generationen damit es die Schülerinnen und Schüler darin auf die von Schülerinnen und Schülern die passenden Räume Herausforderungen der Zukunft optimal vorbereiten und Unterrichtsmittel zur Verfügung stellen können. kann und nicht, weil es muss. 22 DAS GYMI BAUT ZUKUNFT GYMNASIUM IMMENSEE
Rektor Benno Planzer auf dem Oberen Hof. Hinter ihm links das Obergymnasium, in der Mitte der Z-Bau mit Turm und rechts das Barralhaus mit dem Internat: «Die räumliche Umgebung soll Wärme ausstrahlen. Wir möchten, dass sich unsere Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Mitarbeitenden wohlfühlen.» FOTO: MB Auch die Veränderungen im erwähnten MINT-Bereich den Franken zweimal umzudrehen. Für jeden Betrag, erleben wir nicht als Druck von aussen. Wir stehen den wir investieren, holen wir mit Cleverness das Beste voll dahinter und sind überzeugt, dass wir damit den für unsere Lernenden heraus. richtigen Weg beschreiten. Ich gebe ein Beispiel: Chemie, Physik und Biologie erhalten keine eigenen Labors. Es wird für alle drei Das Gymnasium Immensee vermittelt neben Wissen auch Werte. Welche Werte soll die Architektur der Schulraumentwicklung transportieren? Auf keinen Fall wollen wir einen Protz- oder Luxus- « Der Schulcampus-Gedanke bau, sondern eine gute, langlebige Infrastruktur, ist für uns von zentraler in der es sich gerne lernen, unterrichten, arbeiten und leben lässt. Einerseits soll die Architektur mehr Bedeutung. Neben den als das Allernötigste bieten, andererseits aber auch Innen- gibt es am Gymnasium Bescheidenheit und Zurückhaltung ausdrücken. Immensee auch wunderbare Die räumliche Umgebung soll Wärme ausstrahlen. Wir möchten, dass sich unsere Schülerinnen und Aussenräume, wo man sich Schüler, Lehrpersonen und Mitarbeitenden wohlfühlen. ebenfalls gerne aufhalten soll.» Am Gymnasium Immensee sind wir seit jeher gewohnt, > 24 DIALOG APRIL 2022 DAS GYMI BAUT ZUKUNFT 23
SCHULRAUMENTWICKLUNG 23 > Fächer also nur ein Labor geben. Dieses ist dafür Der Schulcampus-Gedanke ist für uns ebenfalls von etwas grösser und raffinierter eingerichtet und lässt zentraler Bedeutung. Neben den Innen- gibt es am sich ganz unterschiedlich einsetzen. Möglich sind sogar Gymnasium Immensee auch wunderbare Aussenräume, zwei unterschiedliche Klassengruppen, die das Labor wo man sich ebenfalls gerne aufhalten soll. Geplant gleichzeitig und in verschiedenen Fächern nutzen. ist beispielsweise eine neue grosse Freitreppe, auf der Oder die neue, multifunktionale Aula, in der künftig Theater fast wie in einem römischen Amphitheater etwa Informations- und Elternanlässe stattfinden. möglich sein wird. Hier prägt die Architektur das schu Dank seiner Flexibilität können wir in diesem Raum lische Angebot eindeutig mit. für die Sechstklässlerinnen und Sechstklässler aber Innen- und Aussenraum werden künftig besser mitein- auch tolle Vorlesungen im Universitätsstil durchführen. ander verschränkt. Dies ist klar ein Resultat der engen Anschliessend kehren sie zurück in ihre Unterrichts Zusammenarbeit zwischen Architekt, Landschafts zimmer und machen unter Anleitung ihrer Lehrperson architekt und Schule. Wir befruchten uns gegenseitig. eine Übung dazu. Wird künftig vermehrt unter freiem Himmel Besteht eine direkte Wechselwirkung unterrichtet? zwischen Pädagogik und Architektur? Warum nicht? Schon jetzt findet Unterricht teilweise Zweifellos gibt uns die Schulraumentwicklung im Freien statt. Ich kann mir gut vorstellen, dass Lehr- wichtige Impulse für pädagogisch innovative Lösun- personen und Klassen den Schulcampus und damit gen. Ich denke an den modulartigen Aufbau unserer den Aussenraum vermehrt nutzen werden. Schwerpunkt- und Ergänzungsfächer. Dieses intelli- gente Konzept erlaubt es uns, jederzeit alle Fächer Apropos Raum: Was ist eigentlich anzubieten – selbst wenn sich dafür nur eine Schülerin ein zeitgemässes Klassenzimmer? oder ein Schüler anmeldet. In diesem Zusammenhang Es braucht ausreichend Platz. Gewisse Klassenzimmer eröffnet uns die Architektur flexible Räume für inter- im Obergymnasium sind derzeit zu klein. Das wird sich disziplinären Unterricht. Dies ist gerade bei musischen ändern. Im Z-Bau verfügen wir über einige schöne Fächern wie Kunst oder Musik wichtig. Klassenzimmer, da braucht es nicht mehr Quadrat Auch hier ein weiteres Beispiel: Unsere Bibliothek meter. Auch bei der digitalen Infrastruktur sind wir zieht ins Erdgeschoss des Obergymnasiums und damit ausgezeichnet aufgestellt und benötigen keine an einen gut sichtbaren Ort auf dem Schulareal. Zudem komplett neuen Einrichtungen. wird sie mit einer Lernoase ergänzt. So wird sie zu Aus pädagogischer Sicht sind wir bei den Klassen einem Lernort, wie man ihn an Universitäten antrifft. zimmern schon jetzt gut unterwegs, denn sie leben. Die Bibliothek wird über eine Art Schaufenster ver Bei den Fachzimmern ist es etwas anspruchsvoller, fügen. Wenn es uns gelingt, schöne Auslagen mit da sich die Schülerinnen und Schüler darin nur einzelne interessanten Büchern zu gestalten, können wir die Stunden aufhalten. Diesen Räumen Leben einzuhau- Lernenden zum Lesen inspirieren und animieren. chen, ist eine Herausforderung. Dies ist ein typischer pädagogischer Impuls durch räumliche Anordnung. Die Baustruktur des Gymnasiums Immensee ist sehr heterogen. So ist der historische Eines der prägenden pädagogischen Z-Bau mit dem Turm ums Jahr 1900 Konzepte des Gymnasiums Immensee ist entstanden, oder das Obergymnasium die Tagesschule mit dem Schulcampus. stammt aus den 1970er-Jahren. Die Tagesschule unterscheidet das Gymnasium Immen- Schränkt dies die Schule aus pädagogischer see stark von klassischen Kantonsschulen. Sie ermög- und betrieblicher Sicht nicht ein? licht uns, die Schülerinnen und Schüler ganzheitlich Aus pädagogischer Warte nicht. Im Gegenteil, die Archi- zu betreuen und zu fördern. Eine entscheidende Rolle tektur des Z-Baus prägt das Gymnasium Immensee nach spielen dabei auch unsere räumlichen Voraussetzun- wie vor. Insbesondere der «Harry-Potter-Charme» des gen. Im historischen Z-Bau verfügen die Lernenden Z-Baus kommt bei den jungen Leuten ausgezeichnet an. über ihre eigenes «Büro», wo sie lernen und sich Oder denken Sie an die genannten «Büros» für die Ler- aufhalten können. Diese Zimmer bleiben bestehen nenden. Auch unsere Tagesschulstrukturen sind durch und werden instand gestellt. die speziellen Räumlichkeiten entsprechend gewachsen. 24 DAS GYMI BAUT ZUKUNFT GYMNASIUM IMMENSEE
« Die Architektur soll dazu beitragen, dass die Lernenden die Tür ihres geistigen Zimmers öffnen, die eigenen vier Wände Dies soll so bleiben, aber in Kombination mit einem tollen neuen Obergymnasium, der Lern- und Lebens verlassen und neue, bis dato räume mit pädagogischem Mehrwert schafft. unbekannte Räume entdecken Klar ist für uns: Ein hypermoderner Glasstahlbau würde und erforschen.» nicht zum Gymnasium Immensee passen. Die Seele unserer Schule nähme Schaden. Das Herz und die Seele des Gymnasiums Immensee wird auch in der neuen architektonischen Gestalt erkennbar bleiben. nötig. So lässt sich dieser grosse, tolle, stimmungs- Handkehrum sind wir uns bewusst, dass Eingriffe in volle und inspirierende Raum weiterhin nutzen. Vom die bauliche und betriebliche Substanz gerade beim pädagogischen Standpunkt aus ist das ein absoluter Z-Bau teuer zu stehen kommen. Trotzdem wollen wir Glücksfall. die Einzigartigkeit dieser Architektur mit vernünftigem Was erprobt und sinnvoll ist, führen wir weiter. Aufwand erhalten. Wir betreiben nicht «l'art pour l'art» – das gilt sowohl Das Gymnasium Immensee ist übrigens nicht nur für unsere Gebäude als auch für unser pädagogisches baulich heterogen. Wir sind auch pädagogisch vielfältig Konzept. aufgestellt. Denken Sie an die zahlreichen unterschied- lichen Fächer, die wir anbieten. Diese Vielseitigkeit soll Architektur schafft Räume und zieht damit sich auch in der Architektur spiegeln. Wir erhalten jetzt auch Grenzen. Das Gymnasium Immensee insbesondere mit dem Obergymnasium die Chance, möchte aber den Horizont seiner pädagogische Anforderungen zu erfüllen, die in den Schülerinnen und Schüler erweitern. nächsten Jahrzehnten enorm wichtig werden. Hätten Wie geht das zusammen? wir in den letzten Jahren bereits massiv in bauliche Die Frage ist spannend und führt noch weiter: Massnahmen investiert, wäre unser Handlungsspiel- Wo kann man zum Beispiel mit grossen Fenstern oder raum momentan bedeutend kleiner. Glas Grenzen aufbrechen? Wie lassen sich die Aus- Diese Zurückhaltung in baulichen Belangen hat auch senräume auf dem Schulcampus, die jetzt teilweise dazu beigetragen, dass die finanzielle Basis des Gym- voneinander abgeschottet sind, öffnen und besser nasiums Immensee mittlerweile stabil und stark genug miteinander vernetzen? ist, damit wir unseren Teil zu den anstehenden Inves- Das Gymnasium Immensee will solche Möglichkeiten titionen beitragen können. Gerade gegenüber dem wahrnehmen, die im Moment noch brachliegen. Kanton, in dessen Auftrag wir eine tragende Bildungs- Die Architektur stellt uns Nutzungsmöglichkeiten aufgabe wahrnehmen, den Eltern, Schülerinnen und zur Verfügung und richtet Räume so ein, dass wir Schülern, Lehrpersonen, Mitarbeitenden oder gegen- sie für den Unterricht verwenden können. über weiteren Kreisen wie dem Bezirk Küssnacht, für Die unterschiedliche räumliche Gestaltung soll inspirie den unsere Schule zweifellos zur Standortattraktivität ren. Ich denke an Schülerinnen und Schüler, die nach beiträgt, ist die Schulraumentwicklung ein wichtiges dem kopflastigen Physikunterricht durch den neuen Signal: Das Gymnasium Immensee hat Zukunft. Ausstellungsbereich schlendern und dabei auf einer emotionalen Ebene kreative Kunst erleben. Solche Bei welchen Gebäudeteilen sind aus Konstellationen sprengen Grenzen und fördern das in- schulischer Sicht keine Veränderungen nötig? terdisziplinäre Denken, Fühlen und Handeln. Wir wollen Die Mensa für eine gesunde und abwechslungsreiche die einzelnen Fachbereiche also nicht voneinander ab- Verpflegung sowie das Barralhaus als Internats schotten, sondern gegenseitig öffnen und vernetzen. gebäude bewähren sich ausgezeichnet und bleiben, Die Architektur soll dazu beitragen, dass die Lernenden wie sie sind. Beim Barralhaus halten wir uns die Option die Tür ihres geistigen Zimmers öffnen, die eigenen für den Bau eines zusätzlichen Stockwerks offen, falls vier Wände verlassen und neue, bis dato unbekannte die Nachfrage nach Internatsplätzen steigen sollte. Räume entdecken und erforschen. Ich bin überzeugt: Ein schönes Beispiel für einen unverzichtbaren Raum Mit der neu gestalteten Architektur wird unsere Schule in der bestehenden Form ist für mich der Dachstock für viele weitere Jahrzehnte eine zentrale Rolle als im Z-Bau, wo wir Bildnerisches Gestalten in geradezu eines der führenden und innovativsten Gymnasien in idealer Weise unterrichten können. Um die Wärme der hiesigen Bildungslandschaft spielen. dämmung zu verbessern, sind nur kleine Eingriffe INTERVIEW: SMO! DIALOG APRIL 2022 DAS GYMI BAUT ZUKUNFT 25
Die Glattalp bezwungen 26 SCHULE GYMNASIUM IMMENSEE
An ihrem Wandertag vom 14. September 2021 wurden die Schülerinnen und Schüler der Klasse 5c gefordert. Mit dem ÖV gings über Schwyz und Muotathal nach Bisisthal bis ins Sahli und weiter auf Schusters Rappen auf die Glattalp (1 850 m ü. M.). Der Bergweg war stotzig, mussten ja rund 700 Höhenmeter bezwungen werden. Trotz Mühsal war die Stimmung hervorragend. Nach einem Spaziergang zum Glattalpsee fuhren sie mit der Seilbahn gemächlich wieder ins Tal. FOTO: MB DIALOG APRIL 2022 SCHULE 27
Wenn die Farbe nicht aus der Tube kommt Die 3. Klassen wagten sich an das geometrische Grundmuster. Interessant der Ansatz von interdisziplinäre Projekt «Pigmente». Abhilasha (Foto rechts aussen). Sie zaubert ein Spritz- Im Chemieunterricht stellten sie Anfang muster auf die Malunterfläche. Wie es weitergeht, weiss 2022 selber Farben her, die sie ab Mitte sie in diesem Moment selber noch nicht. «Ich lasse mich Februar im Bildnerischen Gestalten für von den Farben und der Intuition leiten», erklärt sie. abstrakte Malereien einsetzten. Interdisziplinäres Projekt weiterentwickeln Woher kommt die Farbe Blau? Aus der Natur, möchte Strikt geplant ist hingegen die Lernsequenz an sich. man meinen. Stimmt aber nicht. Blau ist eine Farbe, Denn Chemie und Bildnerisches Gestalten ist doch eine die als Pigment in der Natur nicht vorkommt. Wohl aber eher seltene Kombination des interdisziplinären Unter- kann man einen dunklen Blauton erzeugen, indem man richts. Möglich gemacht hat sie die Ideenbox «Chemie 2-Nitrobenzaldehyd und Aceton miteinander reagieren und farbige Stoffe» der pädagogischen Hochschule lässt. Interessant ist auch die Verbindung von Natrium- Bern. «Diese nahmen wir als Grundlage für unsere karbonat (besser bekannt als Backpulver) und Kupfer Unterrichtsplanung», sagt Bernasconi, «wobei nicht sulfat. So entsteht nach einem fast alchemistisch ganz alles gelang. Aber nächstes Jahr werden wir schon anmutenden Prozess der Grünton Malachit. Unter der mehr Erfahrung haben.» Das Projekt weiterentwickeln Leitung des Chemielehrers Dominik Bernasconi mach- will auch Gschwend: «Es ist gut, zu wissen, was hinter ten sich also die Lernenden der 3. Klassen daran, aus- den Farben steckt, die einfach so aus der Tube kommen. gewählte Pigmente selber herzustellen (Foto rechts) Auch schaffen selbst hergestellten Pigmente nicht nur – besser gesagt: Acrylfarben. Nicht, dass die Farben aus einen neuen Bezug zum Material, sondern laden auch Acryl wären, aber es braucht einen Acrylbinder, um die ein zum Experimentieren.» Pigmente quasi an der Malunterlagen festzukleben. TEXT: DC | FOTOS: MB, DC Malprojekt «paint&colour» «Wenn man Farben selber herstellt, bekommt man schon einen anderen Bezug dazu», sagt Marwin, wäh- rend er sorgfältig eine sattgelbe Grundierung aufträgt. Auffallend findet er vor allem, wie gut diese Farben de- cken. Die Wertigkeit der Farben zu erkennen, ist auch ein grosses Anliegen der Zeichnungslehrerin Johanna Gschwend. Ein zeitgenössischer Maler, der sich intensiv mit der Farbwirkung auseinandersetzt, ist der Dresdner Gerhard Richter. Dessen abstrakte Farbkompositionen nahm Gschwend zum Vorbild, um die selbst herge- stellten Pigmente wirken zu lassen, denn der heute 90-jährige Richter widmet sich mehr und mehr der puren Wirkung von Farbe. «Deshalb auch trägt dieses Malprojekt den Titel ‹paint&colour› – denn das eigent- liche Thema ist der Unterschied zwischen Farbstoff und Farbwirkung», so Gschwend. Hilfreich kann bei der Skizzierung der abstrakten Elemente sein, mit dem Goldenen Schnitt zu arbeiten. Aber Bedingung ist es nicht, wie die Umsetzungsvarianten der Lernenden zeigen. Einige probieren es zuerst mit Wasserfarben, andere wagen sich direkt mit Pigmentfarben an meist 28 SCHULE GYMNASIUM IMMENSEE
Sie können auch lesen